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Verwundet

Portgas D. Ace
von

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Kapitel 5

Kapitel 5

~ Hoffnung und Niedergeschlagenheit ~

Nachdem Hiko ihre Märchenerzählung beendet hatte, sah sie Ace erwartungsvoll an. Während ihrer gesamten Rededauer hatte er sie kein einziges Mal unterbrochen und irgendwelche Zwischenfragen gestellt. Er hatte einfach nur auf dem Bett gesessen und sie angesehen. Ohne dabei seine Mimik zu verziehen. Dadurch wirkte er konzentriert und mental voll bei der Sache. Deswegen zitterte Hiko innerlich schon vor Ungeduld. Wie würde er auf das eben Gehörte reagieren? Würde er sie auslachen? Sie als dummes naives Mädchen bezeichnen, die noch an Märchen glaubte?

Geistesabwesend schüttelte die junge Frau über derartige Fragen innerlich ihren Kopf. Es hatte sie doch sonst nie gekümmert, was andere über sie dachten.

 

„Ja, und?“, kam von Ace die Frage so plötzlich, dass die junge Frau ihn irritiert anstarrte.

„Was meinst du?“

„Was soll mir das jetzt sagen? Wenn dieses mystische Königreich untergegangen ist, hat es wohl keinen Sinn danach zu suchen. Dasselbe gilt für diese Wolken.“

„Wie kannst du sowas nur sagen?“

 

Aufgebracht und empört, sprang Hiko vom Boden auf und funkelte Ace angriffslustig ins Gesicht.

„Hast du mir nicht richtig zugehört? Es heißt, dass das Land zwar verwüstet wurde, aber NICHT, dass es von der Erdoberfläche verschwunden ist!“

„Sei mal ehrlich, war das eine Gute-Nacht-Geschichte, die dir deine Mutter abends im Bett erzählt hat und versäumt hat zu erwähnen, dass es nur eine Geschichte ist?“

„Für wen hältst du dich eigentlich? Wenn du dich nur über mich lustig machen willst, dann…“

 

„Ich mache mich keineswegs über dich lustig.“, unterbrach der junge Mann sie barsch. „Ich wundere mich nur, dass du in deinem Alter noch an Märchen glaubst. Bist du dafür nicht schon zu alt? Auch wenn du körperlich noch recht klein bist und dir wesentliche Körperzüge fehlen, hätte ich dich zumindest für intelligent gehalten.“ Ein demonstratives lang gezogenes Gähnen folgte.

 

Unwillkürlich verschränkte Hiko beide Arme vor ihrer Brust. Sie konnte nicht glauben, was ihr Ace soeben direkt entgegen geschleudert hatte. Beleidigender hätten seine Worte und sein Verhalten nicht sein können. Natürlich wusste Hiko, dass sie mit ihren siebzehn Jahren noch nicht sämtliche ausgeprägte weibliche Rundungen besaß, aber das hatte sie eigentlich auch nie gestört. Doch warum versetzte es ihr jetzt so einen Stich?

Es konnte ihr doch egal sein, was Ace von ihr dachte und ob er sie körperlich anziehend fand oder nicht. Sie kannte ihn doch gar nicht und er sie ebenso wenig.

Vielleicht hatte es damit zu tun, dass sie sich vor ihm, der ein echter Pirat und schon eine Zeitlang auf dem Meer unterwegs war, nicht blamieren wollte. Immerhin strebte sie fast das gleiche Ziel an. Sie wollte auch Piratin werden. Sei es auch aus völlig anderen Gründen.

 

„DU KANNST MICH MAL!“, brüllte Hiko ihn am Ende an und verschwand eiligst aus dem Zimmer. Dabei versäumte sie es nicht, die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall ins Schloss zu werfen.

 

Ace zuckte nicht im Geringsten über den plötzlichen Ausbruch zusammen. Er starrte ihr auch gar nicht hinterher, geschweige denn startete den Versuch sich bei ihr zu entschuldigen. Das hatte er, seiner Ansicht nach, auch gar nicht nötig. So weit käme es noch, dass er mittlerweile irgendwelchen hysterischen Weibern hinterherlief.

Im Grunde genommen wusste er selber nicht, warum er so abfällig auf die Erzählung reagiert hatte und somit ihren Traum für eine alberne Kinderschwärmerei abtat. In diesem Moment erkannte er sich kaum selbst wieder. Eine Notwendigkeit sie sogar zu beleidigen, bestand eigentlich gar nicht.

 

Die Belange anderer hatten ihn sowieso noch nie interessiert. Jeder wählte sein eigenes Schicksal und war für sein Handeln verantwortlich. Vor zwei Jahren war er in See gestochen, mit dem Ziel ein berüchtigter Pirat zu werden, sodass jeder, der seinen Namen nur hörte vor Angst erzitterte und feige das Weite suchte, sobald er irgendwo auftauchte. Innerhalb kürzester Zeit hatte er das auch geschafft. Sein Name war überall auf der Welt bekannt geworden und seine Taten eilten ihm voraus.

Je weiter er auf der Grand Line vorankam, desto sicherer fühlte er sich und bestätigte seine gewaltige Stärke. Was Angehörige von seiner Entscheidung hielten, hatte ihn bis zum heutigen Tag kein bisschen gekümmert. Er lebte für den Kampf. Den harten, unerbitterlichen Überlebenskampf auf der unsteten See.

 

Mit jedem Kampf den er ausgetragen hatte, kam er seinem Ziel jeden Tag ein Stück näher. Die Anzahl seiner Crew wuchs. Das Leben, wovon er seit seiner Kindheit an geträumt hatte, war real geworden. Er konnte es auf seiner Haut fühlen und an seiner Piratenflagge sehen, die unaufhörlich im Wind flatterte. Dies alles waren eindeutige Zeichen dafür gewesen, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Tobende Wellen und starke Sturmböen konnten ihn nicht aufhalten, so sehr sich die See auch manches Mal gegen ihn gestellt hatte. Sicher, was seine Navigationskünste betraf, steuerte er sein Schiff und führte sich und seine Crew immer wieder tapfer und unerschrocken aus jedem Sturm heraus.

Nie war er untergangen oder ließ sich von anderen fertig machen. Zufrieden schwelgte er in seinen Erinnerungen.

 

Dann war das fulminante Piratenschiff auf der Meeresoberfläche aufgetaucht und er konnte die nagende Anspannung in seinen Muskeln fühlen, die zur nächsten Aktion schreiten wollten…

 

Mit einem Mal bekam Ace wieder höllische Kopfschmerzen und auch seine anderen Schmerzen, die er im letzten Kampf zugezogen hatte, kehrten mit einem Schlag wieder zurück. Krümmend warf er sich aufs Bett und vergrub sein Gesicht im Kissen.

Die Schmach und Schande erwachten wieder in seinen jüngsten Erinnerungen. Er konnte wieder das Blut schmecken, welches sein eigenes war und in dem er gelegen hatte. Diesen  penetranten eisenhaltigen Geschmack in seinem Mund, der ihn veranlasste zu würgen.

Um ihn herum drehte sich alles. Die Zimmerwände schienen mit einem Mal näher zu rücken. Engten ihn immer weiter ein. Zunehmend fiel ihm das Atmen schwerer. Seine Lunge zog sich verkrampfend zusammen. In seinem Inneren explodierte ein Höllenfeuer, welches sich quälend langsam in jeden Winkel seines Körpers ausbreitete.

Die Schmerzen waren unerträglich und normalerweise ohne Betäubung nicht auszuhalten. Noch dazu die Übelkeit, die nicht versiegen wollte.

 

Keine Ahnung wie lange er gegen die Übelkeit und die Schmerzen ankämpfte. Hinterher lag er müde und schwer atmend ausgestreckt auf dem Bett. Ein Röcheln drang aus seiner trockenen Kehle. Vor seinen Augen verschwamm alles. Alles um ihn herum wurde schwarz. Sein letzter Gedanke war, bevor er ins Reich der Träume abdriftete, dass er sich wünschte im letzten Kampf sein Leben gelassen zu haben.

 

          >~~~~~~<
 

Hiko geriet über diese Demütigung immer mehr in Rage. Zum Teufel mit Ace! Zum Teufel mit allen Männern der Welt! Zum Teufel mit diesem gehirnverbrannten arroganten Idioten!

Was bildete er sich überhaupt ein?

Da rettet man ihm sein gottloses Leben und wie wird einem dafür gedankt? Man wird beleidigt, seine Träume zu Kindereien degradiert, obwohl man ihm zuvor frische Kleidung zum Wechseln gegeben hatte! Dabei hatte er ein Bad dringend nötig. Er stank entsetzlich ungewaschen und dies vermischt mit salzigem Meerwasser. Es war kaum auszuhalten gewesen, mit ihm in einem Raum gesessen zu haben.

Hätte sie ihn nicht im Meer treibend gefunden, wer weiß, was dann mit ihm geschehen wäre. Vermutlich wäre er gestorben. Ertrunken.

Er sollte froh sein, dass er noch am Leben war und ihm das Jenseits erspart blieb.

 

Um ihrem abendlichen Ritual nachzukommen, ließ sich Hiko ein warmes und entspannendes Bad ein. Sobald sie das Wasser aus dem Wasserhahn laufen hörte, ging es ihr zugleich besser. Eine Hand hielt sie unter dem Wasserstrahl und beobachtete in gebückter Haltung, wie das warme wohltuende Wasser zwischen ihre Finger hindurch sickerte.

Das Gefühl von nasser Haut und das Geräusch von Wasserrauschen hatten etwas Beruhigendes an sich. Hikos aufgewühlte Gefühle legten sich wieder. Die Anspannung fiel von ihr ab. Ihr Atem kam sacht und gleichmäßig.

 

Als die Badewanne bis zum Rand gefüllt war, erhob sich Hiko und zog ihre Kleider aus. Nachdem sie nackt im Bad stand, wandte sie sich mit dem Kopf nach hinten und sah in den großen Spiegel über dem Waschbecken.

Ihre Haut war jung, glatt und geschmeidig und ihr Körper gut durchtrainiert. Nirgends war ein Gramm Fett zu viel. Sie hatte straffe Muskeln und ein konstantes Gewicht. Vom Salzwasser etwas stumpf und glanzlos geworden, fielen ihre Haare über die Schulter. Ihre Hüfte war zwar etwas schmal, aber eine anziehende Taille war schon vorhanden. Zu einem zufriedenen Lächeln formten sich Hikos Lippen. Zum ersten Mal sah sie sich eingehender im Spiegel an.

Der jungen Frau gefiel ihr Spiegelbild und beschloss damit Ace´s Bemerkung von vorhin einfach zu vergessen. Was wusste dieser Zigeuner schon über die Reize einer Frau. Er konnte sich unmöglich die Zeit dafür genommen haben, Frauen eingehender zu mustern, wenn er doch die meiste Zeit mit Kämpfen beschäftigt war und sich danach ärztlich behandeln lassen musste. Es sei denn, er hatte eine sexy Ärztin an Bord gehabt, die ihn jedes Mal mit besonderer Hingabe und Fürsorge gepflegt hatte.

 

Jetzt, wo sie im warmen Wasser in der Badewanne lag, kam ihr Ace´s Verhalten mit einem Mal richtig merkwürdig vor. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Ihre Intuition hatte sie noch nie getäuscht und genauso war sie auch nun davon überzeugt, dass etwas massives Bedrückendes auf Ace lag und ihn sehr belastete.

Es war pure Spekulation, aber Hiko war sich ziemlich sicher, dass es mit dem letzten Gefecht zu tun haben musste, dem sich Ace ausgesetzt hatte. Ihre Neugierde war groß gewesen – bis jetzt hatte sich nichts daran geändert – aber sie hatte gespürt, dass er nicht darüber reden wollte, bzw. es wohl auch noch nicht konnte. Sie würde ihn niemals bedrängen, solange er nicht von sich aus darüber anfing zu sprechen.

 

Das viele Grübeln brachte Hiko auch nicht weiter. Am besten wird es sein, wenn sie morgen früh so tun würde, als wäre der Disput zwischen Ace und ihr nie gewesen. Immerhin gab es noch eine wichtige Frage, die sie ihm hatte stellen wollen und die Antwort darauf, würde ihren nächsten Schritt beeinflussen.

 

Denn es war ihr völliger Ernst „Wonderland“ zu suchen und auch zu finden. Natürlich würde es Hiko niemals zugeben, aber Ace hatte mit seiner Vermutung recht, was die Gute-Nacht-Geschichte betraf. Das Märchen über „Wonderland“ hatte sie tatsächlich zum ersten Mal von ihrer Mutter gehört, als sie noch ganz klein war und erschrocken festgestellt hatte, dass ihre Hände zu Leuchten anfingen.

Damals war Hiko noch zu klein gewesen, um richtig zu begreifen, was mit ihr geschehen war und wozu sie alles in der Lage sein würde. Die nächsten Jahre hatte sie es dann nach und nach herausgefunden und das Märchen über „Wonderland“ hatte ihr wieder neuen Mut gegeben. Sie war sich ziemlich sicher, dass es noch andere Menschen wie sie geben musste. Zumindest ihre biologischen Eltern - höchstens einer von ihnen – hätten genauso wie sie sein müssen. Woher sollte sie sonst diese Fähigkeiten besitzen?

 

Deshalb war es auch kein Verbrechen, ihrer Meinung nach, dass man mehr über seine Herkunft herausfinden möchte. Wonderland war auf jeden Fall ein guter Ansatzpunkt, um mit der Suche zu beginnen. Einige Informationen hatte sie diesbezüglich schon gesammelt.

Es war eine recht magere Ausbeute. Niemand teilte ihre Begeisterung und hielt sie praktisch für verrückt, weil sie an dieses eine Märchen so stur glaubte.

Dementsprechend würde sich ihre weitere Suche nicht weniger schwierig gestalten.

 

                                                                                                          >~~~~~~<

 

Während der ausgelaugte Pirat im Gästezimmer äußerst unruhig schlief, konnte Hiko ausgesprochen ruhig und fest schlafen. Sie war lediglich mit einem knappen Hemd bekleidet, die Decke reichte ihr geradeso bis über die Hüfte und ein Träger ihres weißen Hemdes war von ihrer Schulter gerutscht.

Nachdem heftigen Orkan war es unerklärlich warm geworden. Die kurze Abkühlung war vorüber, was nicht weiter erstaunlich war, denn immerhin war es mitten im Hochsommer auf Little Island. Solche krassen Temperaturschwankungen von warm nach kalt und umgekehrt waren somit normal.

 

Stille legte sich über das Dorf und die angrenzenden Wälder. Nichts deutete darauf hin, dass ein gefährlicher Pirat unter den friedlebenden Dorfbewohnern weilte. Niemand wäre auch im Ansatz auf die Idee gekommen, dass ehrbare und angesehene Eheleute wie Manabu und Mamiko damit zu tun haben könnten, einen Verbrecher zu beherbergen.

Es war schlichtweg undenkbar, dass sich überhaupt irgendein Pirat auf diese abgelegene Insel verirren konnte. Das nahegelegene Festland bot viel mehr Möglichkeiten zum Plündern und Stehlen, als dieses kleine Eiland.

Folglich, wurde es eine Nacht wie jede andere, in der jeder sicher, geborgen und nichtsahnend schlafen konnte.

 

Weit nach Mitternacht setzte sich Ace auf und war schweißgebadet. Mehrere Minuten keuchte er, bevor sich sein Puls wieder normalisiert hatte.

Angst war in ihm hochgekommen. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal Angst gehabt hatte. In den letzten zwei Jahren gewiss nicht und davor… auch nicht. Mühevoll versuchte er sich zu entsinnen, was er geträumt hatte, dass ihm so real vorgekommen war und deutlich Furcht eingeflößt hatte. Nach seinem schnellen Herzschlag zu urteilen, müsste es sogar Panik gewesen sein.

 

Erzürnt über diese Erkenntnis, holte er mit seiner rechten Faust aus und schlug kraftvoll gegen die Wand, sodass ein Abdruck davon zurückblieb. Ihm wurde jetzt erst bewusst, dass er alles verloren hatte, was er in den letzten Jahren erreicht hatte. Selbst wenn sein Steckbrief weiterhin existieren sollte, was es ohne Zweifel tun würde, so könnte dieses dünne Stück Papier nichts mehr von dem Mann wiedergeben, der er einstgewesen war:

 

Furchtlos. Unerschrocken. Siegessicher. Stark. Mutig. Ein Pirat…

 

Tränen stiegen in ihm auf, die er ohne sie aufzuhalten über sein trauriges Gesicht laufen ließ. Es war unmöglich sich noch länger etwas vorzumachen. Er wurde besiegt. Geschlagen von einem der vier Kaiser und er blieb als nichts weiteres, als ein Verlierer zurück.

 

Noch etwas benommen und mit einem Gefühl der Leere stand Ace auf und verließ das Zimmer. Er gab sich keine Mühe, dabei leise zu sein, bzw. achtete er auch nicht darauf, ob er es wirklich war, als er durch das dunkle Haus schlich. Seine Gedanken waren ganz woanders. Er ging einfach. Hinaus in die Nacht ohne zu wissen, wohin ihn seine Füße tragen würden.



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