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Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
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60. Das Herz des Zwerges

Ich träumte. Ja, das war bestimmt nur ein Traum. Wie käme ich auch nur dazu zu glauben, dass das gerade alles wirklich vor meinen Augen passierte? Thorin Eichenschild, Sohn des Thrain, Sohn des Thror, König unter dem Berg und welche Titel er sonst noch haben mochte, stand doch nicht ernsthaft vor mir und hielt in aller Öffentlichkeit um meine Hand an? Und dann hob er mir auch noch den wohl mit Abstand schönsten Ring unter die Nase, den ich je gesehen hatte? Gut, ich hatte eigentlich keinen Fable für Schmuck, aber ich mochte schon immer Dinge, die schön im Licht glitzerten. Ganz gleich ob sie nun wertvoll waren oder nicht. Sei es klares Wasser, das auf dem Grund eines Flusses, Sees oder Teiches das Sonnenlicht wiederspiegelte, geschliffenes Glas oder eben jener edelsteinbesetzte Ring.

Nein. Das war wirklich ein Traum. Ich musste wohl bei meinem Sturz nach dem Apfelbiss mit dem Kopf auf die Tischkante geschlagen sein und lag nun vermutlich im Koma. Das hätte auch die Totenstille erklärt, die sich im gesamten Zelt breit gemacht hatte. Nur vor dem Fisse Ma "Tent" chen waren Gespräche zu hören und das Knistern des Grillfeuers.

Aber obwohl es so weit von mir entfernt war, glaubte ich dessen Hitze direkt auf meiner Haut spüren zu können. Gerade so als stünde ich mitten in den Flammen, die ich von meiner Position aus nur flüchtig, durch den Eingang, über die Schulter des Zwergenkönigs hinweg erkannte.

Wobei ich später die Wärme vielmehr auf die grellen Scheinwerfer zurück führte, unter denen wir so regungslos standen, als hätte man uns beide in Stein gemeißelt. Wie gemacht für die Ewigkeit war dieser kurze Augenblick, indem ich einfach nur um Fassung ringend vor dem kleinen, dunkelhaarigen Mann stand und versuchte nach Worten zu ringen, die sich in der hintersten Ecke meines Schädels verkrochen hatten. Mein Verstand ging so langsam, dass ich dachte ich würde im nächsten Moment sogar rückwärts altern. Alles drehte sich in mir und um mich herum. Dabei wirkte es auf der anderen Seite wiederum als würde die Welt still stehen. Es war ein Gefühl, so schwer zu beschreiben, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Das letzte Mal, als mein verstorbener Mann mir einen ähnlichen Antrag machte, war es fast genauso abgelaufen. Nur hatte ich es da irgendwie voraus geahnt, als er damals zu der Mittelalter-Band an die Freiluftbühne getreten war und mich hatte zu sich rufen lassen. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt musste ich mich daran zurück erinnern. Es war ein heißer Pfingstsonntag gewesen. Wir hatten den Tag mit Richi und Chu auf unserer Ritterburg verbracht und ließen den ereignisreichen Tag, mit dem alljährlichen Turnier und Spektaculum, auf einer kleinen Wiese hinter den Tribünen der Arena ausklingen. Es war so warm und schwül gewesen, dass ich mich kurzerhand aus meinem Kleid hatte schälen müssen, um stattdessen ein einfaches Leinenhemd und Kniehosen zu tragen. Wir hatten zu viert im Gras gesessen und uns eine der letzten Bands angehört, die noch mit ihren Trommeln und Dudelsäcken aufspielte. Mir fiel auch ein, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon eine Kleinigkeit gebechert hatten, was bei den Temperaturen schon sehr schlauchte. Irgendwann war mein Mann aufgestanden und hatte meine Hand ergriffen. Wir hatten noch nie zuvor gemeinsam getanzt, doch schien der Alkohol ihn dazu bewegt zu haben, dies doch einmal mit mir zu versuchen.

Wobei ich Tanzen als das falsche Wort dafür empfand. Es war mehr ein taktloses herum Geeiere, da er sich seinerzeit einmal lediglich mit einfachen Gesellschaftstanz beschäftigt hatte und nicht mit Volkstümlichen wie ich.

Nach dieser mehr schlecht als rechten Einlage hatte er mich dann allein gelassen, um vorgetäuschter Weise etwas zu trinken zu besorgen. Als er dann nicht wieder kam und ich über den Platz spähte, konnte ich ihn seitlich am Bühnenrand stehen sehen, wie er mit einem der Männer sprach, die gerade eine Pause eingelegt hatten. Ich erinnerte mich noch, wie ich mit Chu darum gestritten hatte, dass er gewiss irgendeine Sache vor hatte, wobei sie es bis zu dem Zeitpunkt, als man mich herbei rief nicht glauben konnte. Aber so schön es damals auch war, so anderes war es nun hier. Es bereitete mir regelrecht starke Kopfschmerzen und ließ meine Gedanken immer weiter herum wirbeln, wie in einem endlosen Wasserstrudel. Und je länger ich darüber nachdachte, umso schwindliger wurde mir davon. Ich keuchte einmal ganz kurz und versuchte mit den Augen einen Punkt zu erhaschen an dem ich mich fest klammern konnte. Der Einzige, der wirklich gut zu erreichen war in diesem Moment, war schlichtweg und ergreifend, der schimmernde Ring, der im gleißenden Bühnenlicht funkelte.

Wahrlich. Dieses Blau. Dieses undurchdringlich tiefe Blau. Dunkler als der Nachthimmel und doch weit heller leuchtend als der Tag. Jede Facette war so makellos geschliffen und verarbeitet, dass er einfach nicht von dieser Welt sein konnte. Das Silber der Fassung und des eigentlichen Ringes glänzte so milchig weiß und kräftig, dass man davon hätte erblinden können. Zugegeben er wirkte, für mich als Leihe, ein bisschen unecht, da ich so etwas bisher noch nie von Nahem betrachtet hatte. Und selbst ein Experte in Sachen Schmuck würde vermutlich bei erster Betrachtung denken, dass dieses Ding nichts weiter als ein billiger Modeartikel hätte sein können. Aber aufgrund der Tatsache, wer dieses Schmuckstück gerade so elegant in einen Fingern hielt, konnte er einfach nur echt sein. Da fiel es mir plötzlich wieder ein. Ich stand ja immer noch sprachlos vor Thorin und gaffte mit weit aufgerissenen Augen und Mund vor mich hin. Aber war das in einem Traum denn so schlimm? Wenn es denn ein Traum war. Ich musste es irgendwie herausfinden. Die beste Möglichkeit wäre wohl gewesen mich zu kneifen, aber da hatte mir Richi schon vor Jahren zu gesagt, dass so etwas selbst im Traum häufig keinen Sinn machte, da der eigene Körper wohl automatisch diesen Schmerzreiz imitieren würde, wenn man ihm diesen auch nur scheinbar zufügte.

Mir blieb also nur noch eines. Ich musste zu Thorin sehen. Ich musste ihm direkt ins Gesicht sehen. Wenn ich dieses klar und deutlich erkannte, dann hätte ich vermutlich Gewissheit.

So ließ ich meine Augen von dem blauen Edelstein in der silbernen Fassung zu den helleren, blauen Augen des Zwergenkönigs wanderten, die mich erwartungsvoll und ruhig ansahen. Als mich diese trafen durchströmte mich ein Kribbeln wie von tausend Ameisen unter meiner Haut. Das war der Moment, indem ich es wusste.

Es konnte kein Traum sein. Ich fühlte ganz deutlich die raue, zerfurchte Handfläche des Zwerges an meinem Arm, den er immer noch ergriffen hatte. Konnte die Wärme seines Blickes spüren, die jeder Faser meines Körpers in Wallung versetzte. Ich bekam eine von Erregung geprägte Gänsehaut, die sich meinen Rücken hinunter zog. Meine Knie wurden weich und drohten unter der Macht des Augenblickes ein zu knicken. Dennoch blieb ich standhaft. Etwas gab mir kraft. Nein. Jemand gab mir kraft. Und dieser stand genau vor mir und wartete immer noch außergewöhnlich geduldig auf meine Antwort, die ich ihm früher oder später geben musste.

Ich wusste zwar im Nachhinein nicht mehr wie, aber ich schaffte es dann doch in meinem Mund einige Worte zu sortieren. "Thorin. Nach allem was ich. Was ich getan habe. Was ich auch erst kürzlich noch angerichtet hab. Bittest du mich tatsächlich noch darum, einen gemeinsamen Lebensweg mit dir zu beschreiten?", fragte ich und fühlte, wie meine Stimme vor Aufregung flatterte, wie ein wildgewordener Schmetterling.

Ganz zaghaft rührte sich im Mundwinkel des Zwergenkönigs eine kleine Falte, die sich zu einem ungewöhnlich schüchternen Lächeln hoch zog. Das kannte ich auch noch nicht von ihm. Es war so betörend und verführerisch, dass ich mich zusammen reißen musste, um nicht plötzlich ein erregtes Stöhnen von mir zu geben. Als er dann noch leise mit seiner tiefen, dunklen, warmen Stimme sprach, schien gleichzeitig das Eis, welches man sonst in diesem unergründlichen Hellblau seiner Augen vorfand, gänzlich geschmolzen zu sein.

"Nur du und keine Andere. Also. Wie lautet deine Antwort?", hakte er noch einmal nach und ließ die Augenlider etwas sinken.

Da war er wieder. Dieser unwiderstehliche Schlafzimmerblick, für den ich ihn einfach nur auffressen konnte. Mehr brauchte es nicht mehr, um mich rum zu kriegen. Ich wollte die Seine werden. Am besten sofort und auf der Stelle. Und dann einfach mit ihm durchbrennen. Die Welt der Menschen hinter mir lassen, um mit ihm ins Licht der Ewigkeit zu laufen. Nur wir beide, Hand in Hand. Seite an Seite. Zwei Herzen zu einem vereint. Ein König und seine Königin. Ein langes und unerwartetes Märchen, das nun wahr werden konnte. Nicht für irgendwelche aufgetakelten Weiber, die nichts weiter liebten als sich selbst. Nicht für diese künstlichen Schönheiten, die alles dafür taten anderen nur dadurch zu gefallen, wenn sie sich unter dem Skalpell verstümmeln ließen.

Nein. Das war mein Märchen. Das Märchen einer unglücklichen Frau aus einfachen Verhältnissen, mit einem durchschnittlichen Aussehen und einem durchschnittlichen Leben in einer gewöhnlichen Vorstadt irgendeines Landes, die es aus dem Schatten ihres tristen Alltages geschafft hatte, wieder ein Licht in ihr Leben zu lassen. Ein Licht, so hell, dass es sämtliche Finsternis in die Flucht schlagen konnte. Und in diesem Licht, der Mann, der aus dem Tode zurück gekehrt war. Der ein Leben voller Schwermut und dicker Steine hatte überwinden müssen.

Dem es nie vergönnt gewesen war die wahre Liebe zu finden, bis er schließlich in einem simplen Onlinegame auf sein Schicksal getroffen war. Und dieses forderte er nun ein. Das Einzige was die Frau nur noch tun musste, war ihm das zu geben, was er so sehnsüchtig begehrte.

Und das tat ich auch. Ich schaffte es irgendwie meine steifen, zitternden Beine zu bewegen und machte einen zögerlichen Schritt auf ihn zu. Mein Mund war so trocken, wie die Sahara im Hochsommer und die Luft von Spannung erfüllt, dass man diese bereits mit einer kleinen, stumpfen Kinderschere zum Reißen hätte bringen können.

Wie in Trance brachte ich nach einem kurzweiligen Schweigen wieder die Lippen auseinander und hauchte zärtlich aber dennoch entschlossen: "Ja. Ich will."

Ich hatte nicht einmal den letzten Buchstaben vollends aussprechen können, da hielt es den Zwerg schon nicht mehr mit warten aus. Er riss mich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit an sich und presste mir mit aller Gewalt seine weichen Lippen auf meinen Mund. Ein wohltuender, knisternder Stromschlag fuhr mir durch den ganzen Körper und ich schloss genüsslich meine Augen, als ich seine Geste umgehend erwiderte. Für den Moment schienen wir ganz allein unter uns zu sein. Keiner, weder Mensch noch Zwerg rührte sich in der Umgebung. Aber das blieb nur von kurzer Dauer, bis der erste Überraschungseffekt verschwunden war.

Was darauf folgte war ein donnernder Sturm aus Beifall und Fußgentrampel. Jubelrufe und Pfiffe erschallten aus der Menschenmenge. Von den restlichen Zwergen auf der Bühne war ebenfalls Geklatsche und eifriges Pfeifen zu hören. Da fiel es mir plötzlich wieder ein.

Verdammt, ich hatte ja das Publikum und Thorins Männer ganz vergessen! Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitzeinschlag.

Himmel!

Ich hatte mich gerade vor der versammelten Zeltstadt mit dem Zwergenkönig verlobt! Ich war nun offiziell die zukünftige Braut von Thorin Eichenschild!

Und das hatte vermutlich auch Chu gesehen, über die ich noch mit ihm sprechen wollte. Heiliger Strohsack! Was würde sie denn nun von mir denken? Sicherlich wäre sie unglaublich enttäuscht oder vielleicht sogar entsetzt über mein unüberlegtes Handeln. Da würde ich mir wohl eine kleine Moralpredigt einhandeln.

Andererseits, konnte ich es so vielleicht schaffen den Zwergenkönig dazu zu bringen meine Freunde einzuweihen. Immerhin wollte ich sie definitiv als Trauzeugen für die nun anstehende Hochzeit haben. Das stand auf jeden Fall schon mal für mich fest. Dann hätte er sicherlich ein Einsehen. Oh Gott! Ich fing ja schon an Pläne zu schmieden.

Aber bevor ich diese überhaupt in die Tat umsätzen konnte musste zunächst der Moderator des Abends wieder ruhe in den Saal bringen, nach diesem sensationellen Ereignis. Er hatte sich schon des Mikros bemächtigt, als Thorin und ich uns immer noch eng umschlungen vor aller Augen küssten und trat auf die kleine Bühne hinter uns. "Oh, oh, oh. Na das nenn ich mal ein Happy end. Respekt für die kürze der Zeit, eine solche Nummer einzustudieren", meinte er und klopfte mir auf die Schulter. Etwas erschrocken und widerwillig löste ich meine Lippen von Thorin, um den großen Mann mit Glatze verlegen anzusehen. "Ehrlich gesagt, der Schluss war so nicht geplant", rief ich ihm über den Tumult entgegen. "War es nicht? Dann war das also ein echter Antrag?", fragte Moe und zwinkerte uns beiden verschmitzt lächelnd zu. Dem Zwergenkönig war nun auch wieder eingefallen, als er über seine Schulter zu dem Mann auf blickte, dass wir ja nicht alleine waren und räusperte sich kurz. "Wonach hat es denn sonst für dich ausgesehen, Mensch", meinte er ein bisschen barsch und ich spürte, wie er seine Hand an meinem Arm lockerte und diese nach unten gleiten ließ, um die Meine hoch zu ziehen. Als ich meinen Kopf wieder in seine Richtung wand, legte er für einen Moment sachte die Lippen auf meine Fingerrücken und streifte mir dann mit der anderen Hand den Ring über. Er passte mir tatsächlich wie angegossen. Gerade so, als wäre er wie für mich gemacht worden. Ich lächelte und begutachtete das Ding nun genauer, als Thorin meine Hand los ließ.

Wie schön er doch an meiner rechten Hand aussah. Nun erkannte ich auch, dass um den Stein herum auf der Einfassung schmuckvolle Runen eingraviert waren. Bedauerlicherweise war ich nicht wirklich im Stande diese zu entziffern. Zwergeninschriften wurden einem hier ja nun weniger beigebracht. Aber sicherlich wusste der Zwergenkönig mehr darüber Bescheid, was sie bedeuteten. Doch um ihn nun danach zu fragen, war einfach keine Zeit.

Die Bewertung unseres Theaterstückes stand noch an. Ich schritt langsam unter eifrigem Schulterklopfen und Glückwunsch-Bekundungen zwischen die kleinen bärtigen Männer. Sie konnten sich gar nicht mehr ein kriegen. Ein paar von jenen, die auch auf der Bühne einen Zwerg gespielt hatten, warfen immer wieder ihre Zipfelmützen in die Luft und fingen sie auf. Der Einzige der trotz des ganzen Freudentaumels immer noch aussah, als hätte er in eine Zitrone gebissen, war Gloin. Ich wusste, dass es ihm am wenigsten passte, wo er mich nun an der Seite seines Königs akzeptieren musste. Aber so hatte ich auch meine Ruhe vor seinen kleineren Sticheleien, die er sich wohl oder übel in den langen Bart hinein murmeln musste. Aber es konnte mir ja auch egal sein. Dafür war ich einfach viel zu glücklich. Und der Mann, dem ich dieses Gefühl zu verdanken hatte, war es definitiv auch. Er kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Seit ich ihn kannte, hatte ich ihn nie so strahlen sehen.

Es war fast so, als sei in ihm endlich das Eis gebrochen worden. Die Kälte, die so lange sein Herz und seine Seele umschlossen gehalten hatte, schien aus ihm gewichen zu sein, wie ein flüchtiger Frühlingsregen, nachdem die Sonne aufgegangen war.

Doch bei all dem Glück und der Freude musste nun doch langsam ruhe einkehren. Da es Moe nicht wirklich schaffte, die Leute zu besänftigen, nahm ich mir entschlossen das Mikro in die Hand, was Fili noch festhielt und brüllte einmal laut rein: "RUHE IM SAAL!"

Es folgte mal wieder eine ordentliche Rückkopplung, die alle samt zum Stöhnen brachte, als sie uns in den Ohren schmerzte. Doch danach war zumindest wieder Stille. "Oh man. Danke Jacky für diese nette Einlage zum Schluss", kam es von Moe, der sich über die Glatze wischte. Ich grinste nur und hängte das Mikro auf einen Ständer im Hintergrund.

Endlich konnte die Punktevergabe beginnen. Wir stellten uns in einer Reihe auf. Thorin und ich in der Mitte, er zu meiner Rechten, Kili zu meiner Linken. Neben ihm sein Bruder und dann Ori, Bombur, Bofur und Balin. Auf der Seite des Zwergenkönigs stand direkt neben diesem, Dwalin, dann Oin, Gloin, Dori, Bifur und Nori.

Moe erteilte das Wort an die Jury und die sahen uns lächelnd an. "Das war wirklich eine außergewöhnliche Darbietung mit vollem Körpereinsatz. Auch wenn ich zeitweilen besorgt war, um das wohl der Prinzessin", meinte Heidi Krumm und zwinkerte mir zu. Reihum gab es Gekicher. Sie spielte da wohl auf den Vorfall mit Bombur an, über den ich nur kurz belustigt schnaubend den Kopf schütteln konnte. Nachdem sie die Andeutung sacken gelassen hatte, verkündete sie ihr Ergebnis. "Also, alles in allem war es sehr sehr schön und in der Kürze der Zeit wirklich gut organisiert. Daher geb ich euch volle zehn Punkte", meinte sie und das Publikum klatschte.

Als es dann zum nächsten Jurymitglied über ging, legte sich von meiner rechten Seite ein starker Arm um meine Hüfte und zog mich näher zu sich rüber. Dann schaute Nils, der Praktikant zu uns auf und grinste breit: "Also ich kann mich Heidi da nur anschließen. Mir hats echt gut gefallen. Und ich hätte zu gerne eine dieser unglaublich stylischen Zipfelmützen, die ihr da tragt. Wirklich sehr originell. Von mir gibts auch volle zehn Punkte dafür", sagte er und wieder gab es munteren Applaus. "Das sieht nicht schlecht aus", murmelte mir Kili über die Schulter schielend zu. "Ja. Aber jetzt kommt Don. Dessen Ergebnis sagt uns ob wir gewonnen haben", erwiderte ich und sah hinunter zum Sofa.

Dieser rückte seine Krawatte auf der blanken Brust zurecht und gab dann ein Räuspern von sich, als es zum letzten Mal ruhig wurde.

"Ja, also. Was soll ich dem noch hinzu fügen? Das war ja schon fast Filmreif. Besonders der Schluss. Dann würd ich mich meinen Kollegen gerne anschließen und sagen. Zehn Punkte", meinte er und schon brach ein erneuter Jubelsturm los. Die kleinen Männer und ich waren ganz aus dem Häuschen. An diesem Abend hatte bisher noch keiner die volle Punktzahl erreicht. Also standen wir als Sieger schon fest, da nach uns eh keiner mehr kam. Kili und Fili lagen sich lachend in den Armen. Balin, Oin, Bombur und Bifur klatschten kurz anerkennend in die Hände. Dwalin und Gloin beschränkten sich darauf mit verschränkten Armen vor der Brust zu nicken. Dori, Nori und Ori bildeten einen Kreis und tanzten einmal um einander herum. Thorin ließ es sich nicht nehmen mich mit einem Arm hoch zu stemmen und um sich herum zu wirbeln, ehe er mich wieder absetzte und mir einen erneuten Kuss aufdrückte. Den absoluten Vogel schoss allerdings Bofur ab. Er war so überschwänglich, dass er gar nicht darauf achtete was er gerade tat. "Wir haben es geschafft! Wir haben gewonnen!", rief er aus und schlug dann doch tatsächlich aus dem Stand einen Salto auf der Bühne. Wobei er es irgendwie versäumte diesen zu vollenden, da er unsanft und laut krachend auf seinem Hintern landete. Ich hatte gerade die Arme um die Schultern des Zwergenkönigs gelegt, als ich es im Augenwinkel mitbekam. Meine Lippen lösten sich abrupt von Thorins, bevor ich anfing lauthals los zu lachen, worin die Anderen mit einstimmten. Einschließlich desjenigen, dem der Schlamassel erst passiert war.

Endlich war es überstanden. Dieser unglaublich anstrengende, stresserfüllte Tag war vorbei. Nun hieß es für die Meisten entweder ins Bett oder munter weiter gefeiert, wie es die Zwerge taten. Schließlich mussten sie ja nicht nur ihren Sieg begießen, sondern auch auf ihren König und seine Braut anstoßen.

Doch zuvor musste einmal alles, was wir nicht mehr brauchten zurück in die Zelte geräumt werden. Ich nahm mir nur ein paar Kleinigkeiten, da ich in dem weiten Kleid sowieso Mühe mit dem Laufen hatte und die Schleppe noch mit tragen musste. Normal hätte ich mich auch direkt umziehen können, als wir die Liege in meiner kleinen Kuschelhöhle abgestellt hatten. Doch stattdessen half ich lieber noch ein wenig die anderen Utensilien zu sortieren. Irgendwann schaffte ich es in dem ganzen Wirrwarr, mir meinen Zukünftigen zu schnappen und in eine etwas ruhigere Ecke hinter das Zelt, an die dunkle Wäldchengrenze von klein Mordor zu komplementieren. Denn eine Sache musste da doch noch geklärt werden. Ganz gleich wie kompliziert es auch sein mochte. In der Hochstimmung, in der er war, fiel eine Aussprache bestimmt wesentlich leichter als unter Anspannung. Es war schon reichlich finster dort, aber vom Platz her erleuchtete das große Lager- und Grillfeuer eine Hälfte seines Gesichtes, wofür ich dankbar war, denn dann wusste ich zumindest zu einem Teil, wie er auf meine Bitte reagieren würde.

"Also. Was möchtest du von mir?", fragte er mit verschränkten Armen und legte nun wieder die ernste Maske auf seine Gesichtszüge. Ich seufzte kurz und zog mir die Blechkrone vom Kopf, welche ich danach in den Händen drehte, um ein wenig meine nervösen Finger zu beruhigen, bevor ich zu ihm sprach.

"Nun. Weißt du. Da gibts noch was, um das ich dich bitten möchte", begann ich und musterte sein Gesicht im Halbdunkeln. Er nickte mir kurz zu, um mir zu zeigen, dass er mich anhören wollte. Ich nahm noch einmal einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. "Du... hast ja mitbekommen, was ich getan habe. Und daher... Wollte ich dich fragen. Ob es möglich wäre... dass du. Meine Freunde... in euer Geheimnis mit einweihst", sagte ich und drückte die Krone ganz fest, die davon noch mehr dellen und Beulen bekam.

Ich hörte wie er langsam von einem Bein aufs andere trat und nachdenklich vor sich hin brummte. "Du weißt was du da von mir verlangst. Je mehr davon wissen, umso schwerer wird es sein, unsere Herkunft zu verheimlichen", sagte er ruhig. Ich nickte nur und öffnete die Augen wieder. Er hatte den Kopf etwas zur Seite geneigt und warf mir einen äußerst skeptischen Blick zu. "Ich weiß es ist zu viel verlangt. Und ich hätte dich nie drum gebeten, wenn ich nicht in diese Zwickmühle geraten wäre. Aber ich wollte mir nicht einfach den Stein nehmen, um meinen Worten Chu gegenüber Nachdruck zu verleihen. Er gehört nun mal dir und daher musst du entscheiden, ob du meiner Bitte nachkommen kannst oder nicht", erwiderte ich ruhig aber nervös.

Er gab einen sehr langgezogenen und tiefen Seufzer von sich. Danach kam er langsam auf mich zu. "Du verstehst sicher, dass ich deswegen immer noch sehr wütend auf dich bin. Andererseits rechne ich es dir aber sehr hoch an, dass du mich wenigstens von deinem Vorhaben in Kenntnis setzen wolltest und mich nicht einfach bestohlen hast. Sonst hätte ich womöglich erwogen dir nicht dieses Geschenk dar zu reichen", sagte er mit Blick auf meine Hand an dessen Ringfinger der dunkelblaue Edelstein immer noch durch das flackernde Feuer funkelte. Ich hob diesen auf Augenhöhe und musterte ihn noch einmal. Ein liebevolles Lächeln huschte mir dabei über die Lippen. "Er ist wirklich unbeschreiblich schön. Was ist das für einer?", fragte ich und sah ihn ebenfalls zaghaft lächeln. "Das ist Durins Herz", antwortete er schlicht.

"Durins Herz?", fragte ich und blinzelte ihn verwirrt an, da ich eigentlich nur wissen wollte welche Art von Stein und aus welchem Edelmetall das Schmuckstück bestand. Er nickte, nahm meine beringte Hand in seine und strich sanft mit dem Daumen über den schweren Stein und die eingekerbten Runen. "Er ist seit Anbeginn der Zeit in der Familie. Es heißt, dass sich Durin einst in seinen Hallen einsam fühlte und er umgeben von Gold und Edelsteinen nicht Glücklich sein konnte, da ihm insgeheim etwas fehlte. Mahal soll seinen Kummer gesehen haben und schenkte ihm die Erste der sieben Zwergenfrauen. Durin war so voller Freude, als er sie sah, dass er ihr sein erstes, geschaffenes Schmuckstück, eben jenen Ring den du nun trägst , als Zeichen seiner Zuneigung schenkte. Seit dem wurde er stets von Generation zu Generation weiter gereicht. Immer vom Vater an den Sohn, welcher sich eine Braut erwählte, um die Linie fort zu führen", erklärte er ruhig. "Und warum hast du ihn erhalten und nicht deine Schwester? Ich meine, sie hat ja durch Fili und Kili die Linie fort gesetzt", meinte ich worauf ich mir nur ein spöttisches Schnauben einfing. "Sicher, das hat sie getan. Und ich liebe meine beiden Neffen, wie meine eigenen Söhne. Allerdings muss ich dir eine Sache vor Augen halten. Für Zwerge mögen Frauen für den Fortbestand unseres Volkes von großer Bedeutung sein, da es nicht viele von ihnen gibt. Man könnte sagen sie sind neben Gold und Edelsteinen unsere wichtigsten Schätze. Aber wenn es um die Erbfolge des Familienstammbaumes geht, sind sie eher als unwichtig zu betrachten. Sobald sie verheiratet sind, haben sie sich zu fügen und all ihre Geschäfte nieder zu legen, um für den Haushalt und die Familie da zu sein. Alle anderen Geschäfte fallen den Männern zu. So auch die Thronfolge, die ich inne hatte", erzählte er, senkte betreten den Kopf und ihm entfuhr ein tiefer bitterer Seufzer.

Ich brauchte gar nicht fragen woran er gerade dachte. Ich konnte es ihm in seinem leicht verdrießlichen Gesicht ansehen. Er erinnerte sich wohl an den Vorfall, als er den Erebor von Smaug zurück gefordert hatte und kurz drauf durchgedreht war. Seine Erscheinung bedrückte mich in diesem Moment sehr. Er hatte so viel Leid erdulden müssen und auch selbst verursacht, als er unter der Drachenkrankheit gelitten hatte, dass es ihn immer noch zu tiefst schmerzte. Und diesen Schmerz spürte ich bei seinem Anblick gleichermaßen.

Langsam hob ich die andere Hand und legte sie ihm ganz behutsam auf die Wange, wo ich ihn vorsichtig mit den Fingern streichelte. Ich hoffte es würde ihn ein bisschen trösten, da ich wusste, wie diese Wunde wohl immer noch von ihm zehren musste.

"Thorin. Hör zu. Das ist vorbei. Das Böse hatte dein Herz ergriffen und du warst dem Wahnsinn verfallen. Aber glaub mir. Es wäre jedem so gegangen, der sich plötzlich vor diesem Haufen an Reichtümern befunden hätte. Doch sieh mal. Du hast es aus eigener Kraft geschafft dich dieser goldenen Hölle zu entziehen. Du hast bewiesen, dass du weit mehr Stärke besitzt, als sie dein Großvater und dein Vater jemals hatten. Mir ist es sowieso egal, was damals mit dir gewesen ist. Für mich ist nur der Mann wichtig, den ich jetzt hier vor mir habe. Der, der es geschafft hat innerhalb von zwei lächerlichen Wochen meinem verkorksten Leben wieder einen Sinn zu geben. Nur das zählt für mich", sagte ich mit sanfter Stimme und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Kurz legte sich Schweigen über uns. Nur der Lärm aus den Zwergenzelten und vom Grillfeuer hallte zu uns herüber. Auch das "ROZ" war nun wieder aktiv, was man deutlich am sonoren Wummern der fernen Lautsprecher hörte.

Nachdem schon gefühlt fünf Minuten verstrichen waren, in denen der Zwergenkönig weiterhin mit dem Daumen über den Ring strich, zuckte er plötzlich ruckartig mit dem Kopf hoch. Dann hob seinen anderen Arm, schlang diesen um meine Hüfte und zog mich in eine feste Umarmung, die einmal mehr in einem sehr innigen Kuss mündete.

Ich lächelte sanft und atmete einmal ganz tief seinen so betörend, männlichen Duft ein. Es war einfach unfassbar, wie gut er für einen Zwerg roch. Wo es eigentlich immer hieß, dass die kleinen Männer stanken, wie ein Haufen ungewaschener Unterhosen. Gut, aber wer würde das nach einem harten Tag in einer Mine oder Schmiede nicht? Ich dachte mir in diesen Moment nur immer wieder, man soll nicht alles glauben, was die Leute so von sich geben. So hätte man auch sicher nicht erwartet, und ich am allerwenigsten, dass dieser sehr kräftige und stämmige kleine Mann fähig war zärtliche Berührungen und Küsse zu vergeben, nachdem die ersten paar Male so unbeholfen von statten gegangen waren. Inzwischen war er in dieser Disziplin schon fast zum Meister geworden. Nur war es schade, dass wir schon bald wieder in unserer Zweisamkeit unterbrochen wurden. Gerade als er versuchte mit seiner weichen Zunge zwischen meine Lippen zu schlüpfen, als ich kurz ein entspanntes Stöhnen von mir gegeben hatte.

Da räusperte sich neben uns jemand und wir fuhren erschrocken auseinander. Ich blinzelte kurz nachdem ich erkannte, dass Balin neben uns aufgetaucht war und uns freundlich entgegen lächelte. "Was willst du?" fragte Thorin recht forsch und ein bisschen beleidigt aufgrund der Unterbrechung. "Entschuldigt bitte ihr beiden, dass ich euch so unhöflich unterbreche. Ich wollte euch wirklich nicht belästigen. Aber wir sind mit dem Aufräumen fertig und würden nun gerne zur Feier aufbrechen", meinte der alte Zwerg freundlich. Der Zwergenkönig nickte sachte mit dem Kopf. "Gut. Geh schon mal mit den Männern vor. Wir kommen dann nach", sagte er etwas ruhiger. Balin erwiderte das Nickten und zwinkerte mir verstohlen grinsend entgegen, worauf ich spürte, wie mir ein bisschen die Schamröte ins Gesicht schoss. Man konnte ja sagen was man wollte, aber ihm konnte man nun wirklich nichts vor machen. Wobei ich mich selbst etwas wunderte, dass ich mich wie ein kleines Schulmädchen dafür schämte, wenn ich in aller Öffentlichkeit meinen neuen, zukünftigen Mann küsste. Aber vielleicht war es auch einfach noch so ungewohnt für mich, ihn nun als den zu sehen, der er fortan war. Es wirkte immer noch so unrealistisch und traumartig.

Allein der Gedanke daran, dass ich mich wohl irgendwann mit Frau Eichenschild ansprechen lassen musste, war für mich so absurd, dass ich immer wieder den Kopf darüber schüttelte.

"Ist alles in Ordnung mit dir?", hörte ich Thorin plötzlich fragen, als er dies auf einmal bemerkte. Ich zuckte kurz zusammen und kicherte ein bisschen. "Ach. Nein. Ist schon gut. Wir sollten jetzt besser den Anderen folgen, sonst machen sie sich noch Sorgen um uns", meinte ich und löste mich etwas von ihm, um Balin nach zu laufen. Er hielt aber weiterhin meine Ringhand fest und stoppte mich auf diese Weise noch einmal. "Warte. Eine Sache noch", sagte er und ich drehte mich wieder zu ihm um. "Was ist?", fragte ich ruhig. "Du wolltest doch eine Antwort auf deine Bitte", sagte er und ich nickte, als er es mir so wieder in Erinnerungen rief. "Ja. Hast du dich denn entschieden?", fragte ich und sah wie er sich kurz auf die Unterlippe biss. "Es passt mir zwar nicht. Aber, wenn du mir von ganzem Herzen versprechen kannst, dass sie vertrauenswürdig sind. Will ich ihnen eine Chance geben", meinte er entschlossen.

"Es sind die besten Freunde, die ich mir vorstellen kann. Und wenn ich sie darum bitte Stillschweigen zu bewahren, dann halten sie sich auch daran. Bisher haben sie mich nie enttäuscht was das anging", erwiderte ich und er nickte mir knapp zu. "Dann ist es beschlossen. Bring sie Morgen Nachmittag zu uns und ich werde ihnen alles erklären. So und nun gehen wir erst einmal unseren Sieg feiern", gab er ruhig von sich und schritt weit aus, um an meiner Seite gehen zu können. Ich drehte mich um und verschränkte meine Finger mit seinen. Hand in Hand kamen wir zwischen den Zwergenzelten hervor und waren bereits auf dem Weg zum großen Lagerfeuer, als mir da doch noch eine Kleinigkeit einfiel.

"Thorin. Warte mal", sagte ich und blieb stehen. Er stoppte ebenfalls und hob eine Augenbraue in die Stirn. "Was ist denn noch?", fragte er ruhig. "Da gibts noch eine Sache, die ich von dir möchte", erwiderte ich und musterte ihn eingehend. "Und die wäre?", seufzte er ein bisschen ungeduldig. "Ich will, dass du deine Schlinge umlegst", sagte ich und erntete dadurch mal wieder ein spöttisches Schnauben. "Die brauche ich nicht mehr. Meine Schulter ist so gut wie verheilt", antwortete er trotzig. Nun hob ich eine Augenbraue und legte den Kopf schief. "Ach was? Nach einem Tag? Wirklich?", fragte ich und erdreistete mich ihm umgehend einen kurzen Klaps auf die betreffende Stelle zu verpassen. Fast sofort keuchte er auf und biss die Zähne zusammen. "Mahal! Bist du von Sinnen, Weib?!", knurrte er mich an. "Das nennt der Herr Eichenschild also 'so gut wie verheilt' , was? Jetzt aber Abmarsch ins Zelt und leg dir deine Schlinge um. Ich hab keine Lust zu sehen, dass du morgen unter Schmerzen, wie ein Schluck Wasser in der Kurve aussieht", gab ich zum aller ersten Mal in einem Befehlston von mir. Daraufhin verzog er trotzig den Mund und verschränkte die Arme vor der Brust. "Und wenn ich mich weigere das zu tun?", fragte er mit beleidigtem Unterton. "Dann sag ich dem Barkeeper, dass du für heute Abend kein Bier ausgeschenkt bekommst. Und wenn dir einer der anderen eines mitbringt, dann nehm ich es dir sofort weg", erwiderte ich und stemmte meine Hände in die Hüften.

Dem Zwergenkönig klappte vor entsetzen und erstaunen der Mund auf. Dann schüttelte er seine lange schwarze Haarpracht. "Das kannst du doch nicht machen", rief er empört aus und sah mich verzweifelt an. "Ich kann und ich werde. Und jetzt ab mit dir, und leg deine Schlinge an", setzte ich nach und deutete mit ausgestrecktem Arm auf unser Zelt.

Das war das erste Mal, dass ich ihn mit den Augenrollen und wie einen geschlagenen Hund davon stiefeln sah. Während er so ging, grummelte er noch grantig vor sich hin: "Bei Durins Bart. Da steckt man dieser Frau einen Ring an den Finger und schon kommandiert sie einen herum. Nicht zu fassen."

Ich gluckste ein wenig in mich hinein und wartete auf ihn, bis er mit eingepacktem Arm wieder bei mir war. Immer noch vor sich hin grummelnd trat er neben mich. "Besser so? Meine Heerfürherin?", raunte er hinter seinem dunklen Bart hervor.

"Viel besser", meinte ich, ergriff seine freie Hand und verschränkte wieder die Finger ineinander.

Endlich konnten wir zum Feiern gehen. Auch wenn Thorin den Rest des Weges grantig in seinen kurzen Bart murmelte, so wusste ich, dass er über unser beider Situation doch sehr glücklich war. Besonders als ich ihm im Gehen noch ein zärtliches Küsschen auf die Wange hauchte, worauf sein rüder Umgangston kurz ins stolpern geriet und er ein leises missbilligendes Brummen von sich gab. Ich kicherte wieder und schaute nach vorne zum näherkommenden Feuer.

An jenem Abend feierten die Zwerge mit mir zusammen ihren Sieg beim Talentwettbewerb und die selbst für sie so überraschende Verlobung ihres Königs. Auch wenn es für die Meisten schon klar gewesen war, dass es irgendwann zu so etwas kommen sollte, hatte an diesem Tag niemand damit gerechnet.

Die Feier zog sich noch über mehrere Stunden und dauerte bis tief in die Nacht hinein, ehe die Versammlung von der Zeltplatzleitung aufgelöst wurde und wir uns in die Zelte zurück zogen.

Als ich jedoch gerade so glücklich in einem Halbschlaf versank, umklammerte plötzlich Wehmut mein Herz. Denn ich wusste mit einem Mal wieder, dass der kommende Tag, der letzte sein würde, den ich vorläufig zusammen mit den Zwergen auf der Zeltstadt verbringen durfte, ehe sie wieder zurück in ihre eigene Welt kehrten.
 

-60. Das Herz des Zwerges / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben FF Leserinnen und Leser,

Ui was sagt man dazu? Da haben wir wohl bald eine Frau Eichenschild in unserer Story. Aber wer nun glaubt mit der Hochzeit und pipapo wäre die sache gegessen und sie lebten Glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Nein der Irrt! Die "Realität" sieht doch meist etwas anders aus und das werdet ihr dann erfahren wenn es soweit ist.
Bis dahin hoffe ich, dass euch dieses Kapitel wieder einmal gefallen hat und wünsche euch eine schöne Woche oder ein schönes Wochenende.^^

Liebe Grüße Eure Virdra-sama ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2016-08-03T17:23:10+00:00 03.08.2016 19:23
Hey,
das gibts doch nicht, Cuna ist sprachlos, sie weiß nicht was sie sagen soll. Der Ring muss wirklich wunderschön aussehen so wie du ihn beschrieben hast. Zum Glück findet sie ja ihre Sprache wieder und kann ihm antworten. Na ich hoffe mal sie weiß wirklich worauf sie sich da einlässt.
Nach dieser Vorstellung und besonders nach dem Schluss mussten sie einfach gewinnen, sowas kann niemand toppen.
Na da muss Thorin jetzt durch, er hat seine Cuna und jetzt muss er sich es gefallen lassen das sie auf ihn aufpasst.

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
03.08.2016 19:40
Hallöchen,

ja damit hat die Gute ja auch nicht gerechnet. Und der Ring ist wirklich Wertvoll. Mithril ist in Mittelerde wertvoller als Gold, da es diese Matherial nur in Moria gab wo unter anderem auch Münzen geprägt wurden. (Die sogenannten Miriam Münzen aus reinem Mithril um mal klug zu scheißen^^)

Gut diesen Edelstein hab ich mir allerdings schon selbst ausgedacht. Aber ich dachte es muss etwas sein, dass seiner Familienfarbe entspricht. Und das ist dunkelblau. (naja und es musste zu ihren Augen passen in gewisser hinsicht XD).

Jedenfalls haben sie sich den Sieg redlich verdient. Nun feiern sie den Abend noch ein bisschen die Verlobung. Aber am nächsten Tag droht neuer Ärger.^^

LG Virdra-sama
Von: abgemeldet
2016-04-02T18:44:12+00:00 02.04.2016 20:44
Huhu,
wow sie haben den Talentwettbewerb gewonnen und Thorin bekommt seine Königin. Ja alle freuen sich alle, bis auf einen, dem gefällt die ganze Sache überhaupt nicht. Aber nun muss Gloin Cuna endlich akzeptieren. Ach das gefällt mir sehr gut.
So und nun haben die Zwerge wieder einen Grund zum Feiern, nein gleich Zwei Gründe, einmal den Gewinn und dann die Verlobung.

War wieder ein SUPER Kapitel.

LG Anduril
Antwort von:  Virdra-sama
02.04.2016 20:46
Hallöchen,

ja das haben sie sich nach der harten Arbeit wirklich redlich verdient. Eine Party für den Sieg und eine für die angehende Königin.^^
Aber ob Gloin sie nun akzeptieren wird, bleibt immer noch offen. Da wird es noch etwas mehr zu brauchen, damit der Zwerg die Entscheidung seines Königs hinnimmt.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-03-04T06:58:35+00:00 04.03.2016 07:58
Hi~~

Das nu gefeiert wird ist ja sowas von klar.
Beim Talentwettbewerb gewonnen ... und eine Verlobung. Na, wenn das nix ist...

Wichtig ist auch, das endlich mal die Wahrheit auf den Tisch kommt.
Dann sind Cunas Freunde hoffendlich beruhigter, als nu.
Außerdem hoffe ich, das Gloin ab jetzt seinen Schnabel hält.
Dieser unhöfliche Pimf.

Sehr schönes Kapi. ^^
LG Ai

Antwort von:  Virdra-sama
04.03.2016 09:57
Huhu,

na ich würde mal abwarten. So eine Verlobung zieht nicht nur jede Menge Verantwortung mit sich, sondern birgt auch viele Probleme. Und es ist ja nicht irgendeine Verlobung. Der Zwergenkönig will eine Königin. Mehr erkläre ich dazu aber noch nicht.

Und ob Gloin sich benehmen wird, kann ich auch nicht versprechen. :D

LG Virdra-sama


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