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Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
von

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59. Ein Abend voller Ereignisse

Mein Körper versteifte sich. Mein Atem schien kurz aus zusetzten, genauso wie mein Herzschlag, als mir bewusst wurde, wer mich da gerade in die Arme gezogen hatte.

Ich wusste nicht was ich sagen oder wie ich reagieren sollte. Noch war ich völlig Ahnungslos, was er alles mit angehört hatte. Daher stellten sich mir vor lauter Panik schon wieder die Nackenhaare auf und ich zitterte vor Anspannung. Er aber blieb vergleichsweise ruhig und strich mir vorsichtig über den Hinterkopf. Mein Gesicht ruhte im Fell seines langen Reisemantels, sodass ich dessen Duft mit jedem Atemzug inhalierte. Doch so herrlich es sich sonst für mich anfühlte, so unwillkommen war es mir in dieser prekären Situation. Ich fühlte mich wie in einer Falle. Hilflos in seiner Umarmung gefangen, die mich zwar nicht erdrückte, aber dennoch fest umschloss.

Nachdem er mir die beiden Sätze zu gemurmelt hatte spürte ich, wie er den Kopf leicht hob, um seine Neffen anzusehen. "Ihr beide geht zurück zu den Anderen und gebt ihnen die Nachricht, dass ich zurück bin", sagte er in seinem altbekannten Befehlston, der mir inzwischen so vertraut war, wie sein betörend männlicher Duft , der mir fast den Verstand raubte.

"Ähm. Ja, Onkel. Aber. Was ist mit dir und... ", stammelte Kili ein wenig perplex vor sich hin und ich wusste, dass er dabei zu mir schaute, auch wenn ich ihn selbst nicht sah. Doch der Zwergenkönig ließ ihn gar nicht erst ausreden. "Ihr geht. Alle beide. Ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen", raunte er mit leichten Druck auf meinen Hinterkopf und schon vernahm ich von den beiden jungen Zwergen ein leises Seufzen, ehe sich zwei paar Stiefel knirschend auf dem Kies entfernten. Erst als sie verschwunden waren, schob mich Thorin langsam von sich weg und hielt mich auf Armlänge fest. Mein Körper fühlte sich trotz der sommerlichen Temperaturen auf einmal ganz klamm an, als er mich mit seinen eisblauen Augen prüfend musterte. Meine Lippen und Finger zitterten, während ich seine Begutachtung über mich ergehen ließ. Dann hob er endlich seinen Blick und schaute mir bitter ernst in die Augen, ehe er nach diesem längeren Schweigen wieder zu mir sprach. "Du bist so wunderschön, dass selbst das prächtigste Juwel Mittelerdes dagegen erscheint wie wertloses Glas", murmelte er vor sich hin.

Mir blieb vor Erstaunen und Schreck die Spucke im Hals stecken, als ich dies von ihm hörte. Damit hatte ich in dieser Situation mal überhaupt nicht gerechnet. Das hatte wirklich noch kein Mann zu mir gesagt. Sicher, ein "schönes Kleid" und "Steht dir gut" hatte ich an diesem Tag oft gehört, aber so ein Kompliment? Und dann auch noch von ihm? Das überforderte und verwirrte mich schon sehr. Ich brachte nicht einmal ein Danke heraus. Was ich eher von mir gab, ähnelte mehr einen verzweifelten Gurgeln. Eine Mischung aus Kichern und Unsicherheit. Vermutlich auch ausgelöst durch meinen vorherigen Tränenausbruch.

Doch ich wusste, dass das nicht das Einzige sein würde, was er sagen wollte. Und meine Vermutung bestätigte sich wenig später, nachdem er sich von meinen Augen und seine schweren Hände von meinen Armen löste. Als er weiter sprach, ging er langsam um mich herum. Wie ein hungriger Wolf um sein wehrloses Opfer. "Ich hoffe du hast dich gut auf den Abend vorbereitet, Cuna", meinte er mit beiläufigen Ton, der nichts Gutes zu verheißen hatte.

Ich sagte nichts. Jedes Wort konnte im Augenblick zu viel des Guten sein. Stattdessen beobachtete ich ihn im Augenwinkel, wie er um mich herum schlich, während ich den Kopf zu Boden senkte.

Er schien hingegen bereits zu merken, dass ich wusste, worauf er eigentlich hinaus wollte und fuhr dann nach kurzem wachsamen Schweigen mit dem eigentlichen Thema fort.

"Ich hatte ja wirklich viel erwartet, als ich hier her zurück kam. Aber beileibe nicht das, was ich nun hier vorgefunden habe", sagte er und mit jedem Wort schwang in seiner Stimme ein verärgertes Knurren mit. Nachdem er die dritte Runde um mich herum gedreht hatte, schaffte ich es endlich den Spuckball runter zu schlucken, der sich in meiner Kehle festgeklammert hatte und bekam doch einige abgehackte Wörter aus meinem Mund. "Es. Tut. Mir. Leid", stammelte ich und krallte meine Finger in den luftig leichten, roten Stoff.

"Leid tut es dir? Das will ich dir auch geraten haben. Nun muss ich aber gestehen. Was anderes habe ich auch nicht von dir erwartet. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon am ersten Tag damit gerechnet, du würdest zusammen brechen und unser Geheimnis aus plappern. Du hast länger durchgehalten als ich vermutete. Dennoch war es wirklich nur eine Frage der Zeit, bis du mich dahingehend genauso enttäuschst, wie alle Mitglieder deines Volkes. Für derartige Versprechen seid ihr Menschen ja mehr als bekannt. Daher trauen wir euch fast nie über den Weg", sagte er und blieb dann vor mir stehen.

"Ich. Wollte. Das. Nicht.", stammelte ich ihm weiterhin abgehackt entgegen ohne aufzusehen. Stattdessen begnügte ich mich damit seinen unruhig wippenden Fuß zu beobachten. Er gab einen tiefen Seufzer von sich. "Nein. Natürlich wolltest du das nicht. Das wollt ihr Menschen nie. Und glaube mir, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so von jemandem erschüttert in meinem Vertrauen wie jetzt", meinte er mit wütendem Schnauben.

Mit jeder Silbe machte er mir mehr und mehr deutlich, wie sehr ihn die Sache in diesem Augenblick traf. Er hatte ja allen Grund sich so zu fühlen. Wobei mich auch ein wenig das Gefühl einer ungerechten Behandlung in mein Gewissen stach. Immerhin hatte ich es nicht einfach so vor mich her geplappert, wie ein Wasserfall, sondern versucht gerade ihn mit der Wahrheit vor Schlimmeren zu beschützen. Nur war das meinem Empfinden nach für ihn, wie ein schwerer Treuebruch. Dabei wusste ich ja wie wichtig ihm gerade dieses eine Kredo war, dass er sich schon für seine Männer auf die Fahne geschrieben hatte. Und das es mir passiert war, war doppelt so schlimm.

Dennoch versuchte ich ihm verzweifelt nach Worten ringend zu erklären, welche Absicht ich mit diesem schweren Verrat eigentlich verfolgt hatte. Auch wenn das hieß, dass er sich gegebenenfalls für immer von mir lösen würde. Denn ich fürchtete, dass es darauf hinaus laufen würde.

"Hör. Hör zu. Ich. Ich hab Mist gebaut. Großen sogar. Und du hast jedes Recht dazu, mir dafür ordentlich eine rein zu würgen. Ich. Ich will nur, dass du weißt. Dass ich es getan habe, weil. Weil ich dich um jeden Preis schützen wollte. Ich wollte nicht, dass. Dass sie dich mitnehmen, wegsperren und. Und vielleicht sogar töten", presste ich mit zugeschnürter Kehle hervor und merkte nebenbei, wie meine Hände sich fester in dem Stoff meines Kleides hinein bissen, dass ich zusätzlich noch Angst hatte, wenn ich es los ließ, überall Löcher zu haben.

"Du rechtfertigst dich schon wieder für deine Fehler und hoffst es damit ungeschehen zu machen. Doch es ist ausgesprochen worden. Zurücknehmen kannst du es nun auch nicht mehr. Und milde gesagt, sind mir deine Absichten in dieser Beziehung egal. Das Einzige was dir bleibt ist zu erdulden, was ich für dich ersinne", fuhr er mich kurz barsch an, sodass ich zusammen zuckte und den Kopf noch tiefer senkte.

Er war unglaublich wütend. Doch das musste ich in kauf nehmen. Ich hatte mir diese Suppe richtig tief eingebrockt. Nun musste ich den Topf auch leeren oder jämmerlich darin ertrinken. "Ich werde jede Strafe akzeptieren, die du mir auferlegst", entgegnete ich knapp und reumütig.

Weiter auf den Boden starrend, sah ich wie Thorins Stiefel sich langsam auf mich zu bewegten, bis er wieder wesentlich näher bei mir stand. Er schwieg und dachte wohl angestrengt über meine Worte nach, die ich ihm aufrichtig vorgetragen hatte. Ich konnte regelrecht hören, wie er sich mit einer Hand durch den kurzen Bart strich und hin und wieder vor sich hin schnaufte. Die Sekunden strichen mal wieder dahin wie Minuten und aus dem Fisse Ma "Tent" chen war bereits die Begrüßungsrede von Moe zu hören und der Applaus des Publikums.

Endlich, nach einer ganzen Weile rührte sich der kleine dunkelhaarige Mann vor mir wieder, als er sich zu guter Letzt zu einer Entscheidung durchgerungen hatte. Wobei man es nicht wirklich Entscheidung nennen konnte, denn er stellte mir lediglich eine Frage.

"Sag mir, was soll ich mit dir anstellen?", sagte er in grüblerischem Ton. Nun war ich doch etwas baff und hob ruckartig den Kopf, sodass ich ein unangenehmes Knacken in meinen Halswirbeln spürte. "W-Was?", stotterte ich und musterte ihn verwirrt. Seine Miene war unergründlich. Er stützte seinen verwundeten Arm mit dem Anderen ab und strich sich mit einer Hand unter seinem Kinn entlang. Nun fiel mir auch auf, dass er seinen Arm aus der Schlinge genommen hatte, die er eigentlich immer noch tragen sollte. Es war zwar nicht wirklich wichtig in diesem Moment, dennoch regte es mich auf einer Seite ein wenig auf, dass er nicht auf seine Gesundheit achtete.

"Ich habe dich gefragt, was ich mit dir anstellen soll", wiederholte er und löste diesen, um ihn an seiner Brust mit dem anderen Arm zu verschränken. Wieder musste ich schlucken, wobei ich kurz ratlos mit den Schultern zuckte. Er verlangte ausgerechnet von mir, die diesen Bock erst geschossen hatte, wie ich von ihm bestraft werden sollte und seiner Haltung nach zu urteilen meinte er es auch noch ernst.

Mir klappte ein paar Mal der Mund auf und zu, doch anstatt etwas von mir zu geben schüttelte ich nur irgendwann matt den Kopf. Er seufzte leise und tat es mir gleich. Nun konnte ich ihm deutlich am Gesicht ablesen, wie enttäuscht er wirklich war. Dennoch atmete er einmal tief durch, löste dann beide Arme aus der Verschränkung und legte mir einen auf die Schulter.

"Du musst mir nicht jetzt Antworten, wenn du es nicht kannst. Aber ich erwarte eine von dir, wenn wir diesen Auftritt heil hinter uns gebracht haben. Nun lass uns rein gehen, damit wir die Anderen nicht warten lassen", meinte er schlicht und zog mich an der Schulter gepackt neben sich her. Ich vermutete, dass er dies tat, damit ich nicht dem Fluchtreflex verfiel, der sich in meinen Beinmuskeln breit machte. Doch es wäre sowieso unmöglich gewesen. Er hielt mich dafür fiel zu fest und unter Beobachtung.

Wieder im Barzelt, rutschten die restlichen Zwerge einen Platz auf, damit Thorin und ich nebeneinander sitzen konnten. Einige begrüßten ihn fröhlich, andere nickten nur etwas angespannt. Der Zwergenkönig drückte mich mehr oder weniger unsanft auf meinen Platz und schaute dann hinauf zum ersten Showelement. Auf der Bühne machte sich bereits der erste Artist zu schaffen.

Es war Sauron, der die Menge mit einigen Tricks im Umgang mit dem Diabolo begeisterte. Dieses seltsame Teil hatten die kleinen Männer auch noch nicht gesehen. Ein aufgeschnittener Ball, der mit einer Metallstange in der Mitte verkehrt herum verbunden war und dann mit zwei Stöckchen, zwischen die sich ein Seil spannte, hin und her gewirbelt wurde. Sauron beherrschte dieses Gerät bereits seit Jahren, aber leider waren seine Tricks für den alten Zeltstadthasen mehr als nur bekannt. Aber jene, die ihn bisher noch nicht kannten, applaudierten fleißig. Mir persönlich ging die ganze Show inzwischen links im rechts an meinem Allerwertesten vorbei. Ich hatte gerade wirklich größere Probleme.

Wie sollte ich Thorin nur eine geeignete Bestrafung für mich vorschlagen? Und würde er sie annehmen oder genau das Gegenteil von dem tun, was er von mir verlangt hatte? Ich zermarterte mir den Kopf wobei ich nicht bemerkte, wie ich immer unruhiger auf meinem Stuhl hin und her rutschte. Irgendwann spürte ich, wie sich eine warme Hand auf meine legte und diese fest umschloss. Erschrocken von dieser unerwarteten Geste, sah ich hinüber zum Zwergenkönig, der immer noch nach vorne blickte. Er sagte kein Wort, er hielt einfach nur meine Hand.

Verwundert öffnete ich den Mund, um ihn nach dem Grund für sein Handeln zu fragen, doch dann schielte er zu mir herüber und murmelte: "Schweig und sitz still."

Irritiert schüttelte ich kurz den Kopf und schaute wieder auf die Bühne. Was war nur los heute mit diesem Zwerg? Erst überließ er mir seine Männer, um meine Erziehungsqualitäten zu testen, dann wollte er Rumpel massakrieren, weil er mir das Kleid was ich trug zurück gegeben hatte, danach war er mir nichts dir nichts verschwunden und auch wieder aufgetaucht, wollte danach von mir, dass ich für ihn entschied, wie er mich bestrafen sollte. Und nun hielt er einfach so meine Hand ohne für mich deutlich ersichtlichen Grund.

Einen Moment fragte ich mich wirklich, ob ich langsam Paranoid wurde oder der Zwergenkönig wohl eine Art Multiple-Persönlichkeit besaß, von der er selbst nichts wusste. Vielleicht wollte er aber auch nicht, dass ich mit meinem zunehmenen Gehampel die Anderen verrückt machte, die aufgrund des heran nahenden Auftrittes immer nervöser wurden. Je länger der Wettbewerb dauerte, umso unruhiger wurde es in unserer ersten Reihe. Nachdem sich dann Frodo ein wenig lächerlich gemacht hatte, indem er eine kleine Comedy-Nummer als erfolgloser Maler zum Besten gegeben hatte, stellte sich Moe wieder dem Publikum.

"Ja. Danke dir Frodo für diesen überragenden Beitrag eines Landstreichers. Nun kommen wir zu einer etwas anderen Art von Kunst. Und zwar haben sich Jacky und ihre kleinen Freunde einem alten Märchen bemächtigt und wollen dieses hier neu erzählen. Darauf können wir nur gespannt sein. Aber zunächst machen wir eine kleine Verschnaufpause, damit sie hier ihre Sachen aufbauen können", sagte er und schon sprangen alle auf. Die Menschen gingen hinaus, um sich am Lagerfeuer eine Kleinigkeit vom Grill zu holen oder um ein paar Zigarettchen zu rauchen. Ich baute wie angekündigt mit den kleinen Männern das Bühnenbild auf. Lange dauerte es nicht, da wir nicht so viel aufzustellen hatten. Nur die Liege und einen Tisch mit ein paar Stühlen. Dennoch kam den Herren die Pause gelegen um ihrer Anspannung etwas Luft zu machen.

"Diese Menschen hier sind einfach viel zu gut. Ich glaube nicht, dass wir dagegen ankommen können", klagte Ori und zog seine mit Fischen bedruckte Zipfelmütze gerade. "Nun verlier nicht den Mut. Cuna hat uns doch gesagt, es geht nicht darum, dass wir hier besonders glänzen. Es reicht voll und ganz wenn wir unser Bestes geben", meinte Bofur gelassen und lächelte mich an. Ich erwiderte dieses nur halbherzig. Ich hatte ordentlich Muffen sausen. Nicht vor dem Auftritt an sich, auch wenn es inzwischen eine immer größere Rolle spielte. Sondern da ich nicht wusste, wie sich Thorin nun verhalten würde, während wir spielten. Nein, ich hatte mich noch immer nicht dazu durchringen könnten, zu entscheiden, ob ich tatsächlich meine eigene Bestrafung wählen sollte oder nicht. Doch schon bekam ich einen leichten Knuff mit einem Ellenbogen in die Seite, der mich kurz erschrocken Aufkeuchen ließ. Es hatte nicht weh getan doch aufgrund dessen, dass dieser kleine Stoß von einem Zwerg gekommen war, blieb mir kurz die Luft weg.

Als ich mich dann zu demjenigen umdrehte, sah ich Fili direkt ins Gesicht und er musterte mich zum Einen sehr ernst und zum Anderen äußerst bedrückt. "Ich weiß nicht was du und Thorin noch draußen besprochen habt. Aber egal wie es ausgegangen ist. Und was du auch falsch gemacht hast. Du sollst wissen, dass Kili und ich dich immer noch als unser Schwesterchen ansehen und das wird auch weiterhin so sein", murmelte er so leise dass nur ich es hörte. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe. Es rührte mich ein wenig, dass die Beiden trotzdem noch immer auf meiner Seite standen.

Zwerge konnten einem wirklich sehr treue Freunde werden, wenn man es schaffte sie für sich zu gewinnen. Das wurde mir durch diesen Zuspruch nun sehr bewusst. Ich nickte Fili nach einem Augenblick sachte zu und er schritt dann ebenso nickend an mir vorbei. Als er gerade hinter meinem Rücken verschwunden war, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. "Fili?", fragte ich ganz vorsichtig und er drehte kurz den Kopf leicht über die Schulter, um zurück zu blicken. "Was gibt es noch?", hakte er nach. "Danke. Für alles", murmelte ich und er gab ein kurzes belustigtes Schnauben von sich. "Nichts zu danken", meinte er und half dann die restlichen Sachen zu sortieren.

Wenig später hatte sich das Zelt nach der Pause wieder gefüllt und wir warteten in unseren Startlöchern bis Moe die Bühne frei gab. Kurzfristig hatten wir noch Oin als eine Art Erzähler eingebaut, damit die ganze Sache noch ein wenig mehr Atmosphäre bekam. Und für diese sorgte er tatsächlich, als wir unseren Einsatz bekamen. So begann er ruhig und langsam aus dem Hintergrund zu erzählen: "Es war einmal vor vielen Jahrhunderten, nicht weit von diesem Ort. Da lebte in jenen Landen ein König mit seiner Frau. Beide wünschten sich sehnlichst einen Thronfolger herbei, doch wurde es ihnen zunächst verwehrt. Bis die junge Königin eines Wintermorgens am offenen Fenster ihrer Stickarbeit nachging und sich in den Finger stach. Ihr Blut tropfte in den hellen, weißen Schnee auf dem Fenstersims und obwohl sie ihr verwundeter Finger schmerzte, sah sie fröhlich aus. Denn in ihr wuchs der Wunsch nach einem Kinde heran, dass genauso weiße Haut wie der Schnee, Lippen so rot wie das Blut und das Haar so schwarz wie das Ebenholz am Fensterrahmen haben sollte. Bald darauf erfuhren der König und seine Frau, dass sie beide guter Hoffnung sein konnten. Denn ihnen wurde eine Tochter geboren. Jenes Kind war genauso, wie es sich die Mutter erhofft hatte. Ihre Haut war so weiß wie der Schnee, die Lippen so rot wie Blut und ihr Haar so schwarz wie Ebenholz. Überschwänglich vor Glück nannte sie der König, Schneewittchen. Doch dieses Glück wart nicht von Dauer. Kurz nach der Geburt erkrankte die Mutter und verstarb. Der König grämte sich viele Jahre lang, bis er sich eine neue Frau nahm, die für seine geliebte Tochter als Mutterersatz dienen sollte."

Das war mein Einsatz. Ich atmete einmal tief durch und bestieg die Bühne. Langsam trat ich von der rechten Seite auf das Podest und ging vorsichtig umher. Von der anderen Seite näherte sich Kili in meinem noch immer ziemlich bescheiden aussehenden Bauernmädchenkleid. Noch sagten wir beide nichts. Wir sollten uns nur kurz auf der Bühne begegnen und umeinander herum laufen, während Oin weiter erzählte. "Als der Vater in einer Schlacht um Leben kam, wurde die neue Frau, Schneewittchens Stiefmutter Königin und somit Herrscherin über diese Lande. Doch sie war von Eitelkeit und Neid erfüllt, und nutzte ihre neugewonnene Macht aus, um alles was schöner war als sie aus der Welt zu schaffen. Selbst ihre angenommene Stieftochter wurde mit den Jahren immer schöner und besaß anders als sie ein reines Herz, dass ungetrübt von jeglicher Gram und Eitelkeit war. Jeder der sie sah, war berauscht von ihrer jugendlichen Schönheit und angetan von ihrer Güte und Barmherzigkeit", fuhr er fort und Kili und ich zogen weiter unsere Kreise umeinander. Allerdings hatte ich nicht bedacht wie klein die Bühne war und dass meine Schleppe sich unglaublich träge hinter mir her zog. So kam es wie es kommen musste. Kili trat irgendwann darauf. Ausgerechnet an der Stelle wo Oin sagte: "Und sie ersann einen finsteren Plan, um die junge Prinzessin zu Fall zu bringen."

Ich keuchte kurz erschrocken, als ich den nächsten Schritt machen wollte und feststellte, dass ich irgendwo fest hing. Doch da war es schon zu spät. Ich stolperte und landete krachend auf den Knien. Das Publikum lachte herzhaft auf. Kili kniete sich erschrocken zu mir runter. "Oh weh. Tut mir leid, Cuna", stammelte er und wollte mir auf helfen, doch ich murmelte:"Bleib bei deiner Rolle. Mir ist nichts passiert."

Er nickte knapp und erhob sich. Mit knallroten Kopf stand ich ebenfalls auf und richtete mein Krönchen, das sich auf meinen Kopf verschoben hatte. Als nächstes kam die Szene mit Dwalin, der mich töten sollte. Wie zu erwartet stapfte er reichlich steif auf die Bühne und ratterte seinen Text herunter wie ein Roboter, während er mit einem Dolch nach mir ausholte, ich kurz aufschrie und in eine abwehrende, verängstigte Haltung über ging. "Oh. Prinzessin. Vergebt mir. Aber es ist nicht mein Wille Euch zu töten. Eure Stiefmutter hat mich dazu gezwungen. Doch ich bringe es einfach nicht übers Herz", sagte er und wieder kicherten die Leute vor der Bühne. "Meine Stiefmutter? Ja, aber warum denn lieber Jäger? Warum will sie das?", fragte ich ihn, wobei er plötzlich den Dolch sinken ließ und sich mit dessen Spitze nachdenklich seitlich am Kopf kratzte. Das war nun nicht geplant. Offenbar hatte er seinen Text vergessen. So murmelte er ziemlich laut ins Mikro, das er in der anderen Hand hielt: "Ja, wie war das den jetzt. Ähm. Hilf mir doch mal eben, Weibstück."

Ich widerstand dem drang mir mit der flachen Hand gegen den Kopf zu hauen und überging das Gekicher aus der Menschenmenge. Ich wollte ihm aber nicht direkt vor soufflieren was er nun zu sagen hatte, sondern improvisierte schlicht und ergreifend. "Lieber Jäger. Wenn dem so ist, dass meine böse Stiefmutter durch deine Hand versucht mir das leben zu nehmen, sollte ich wohl besser fliehen", sagte ich und da ging ihm wieder ein Licht auf. Allerdings ein eher bescheidenes, denn er zuckte nur mit den Schultern und murmelte in Mikro: "Also, ganz wie du willst. Dann flieh eben. Aber komm ja nicht wieder hörst du."

Ich versuchte mir das aufsteigende Seufzen zu verkneifen und wollte von der Bühne gehen, da spürte ich einen erneuten Widerstand auf meiner Schleppe, dieses mal aber ohne zu stürzen. Dwalin sah mir nach und hob eine Augenbraue, als ich mich zu ihm umdrehte. "Wolltest du nicht fliehen oder so ähnlich?", fragte er völlig aus dem Konzept. Nun war ich doch ein wenig gereizt, als ich ihm antwortete. "Mir würde das Fliehen leichter fallen, wenn Ihr nicht auf meinem Kleide stehen würdet", antwortete ich barsch und mit einen kurzen aber deutlichen "Oh" das über die Lautsprecher bis ganz hinten in den kleinen Zeltraum hallte, nahm er seine Füße von meinem Gewand und ich konnte mich wieder frei bewegen. Nun war das Publikum gar nicht mehr zu halten. Alle kugelten sich vor Lachen.

Ein wenig gefrustet davon trat ich zu den Anderen, die noch auf ihren Auftritt warteten. Thorin stand vorne an und musterte mich eingehend. "Hast du dir etwas getan bei deinem Sturz?", fragte Bofur rasch von der Seite noch ehe der Zwergenkönig diesbezüglich den Mund aufmachen konnte. Ich schüttelte sacht den Kopf und vermied es die Herren anzusehen. Das fing ja nun wirklich gut an. Ein gelungener Einstieg in eine eigentlich ernsthaft geplante Aufführung und schon sorgte ich dafür, dass das Ganze zu einer Comedy-Nummer mutierte. Der Einzige, der seinen Job richtig machte war Oin, der munter die Geschichte weiter erzählte. Wir zogen die ganze Prozedur im Schnellverfahren durch, damit es den Leuten nicht langweilig wurde, weshalb ich zuvor die Szene mit dem Jäger und der Königin kurzfristig gestrichen hatte. Deshalb erzählte der alte Zwerg nur davon.

"So floh das arme Mädchen tief in den Wald hinein und der Jäger überbrachte der ahnungslosen Königin die Nachricht vom tot der Prinzessin und das versprochene Herz, welches er einem erlegten Wildschwein entnommen hatte. Doch ließ sich die Königin nicht von der Lüge des Jägers täuschen und so befahl sie, ihn abzuführen und zu enthaupten. Dennoch wog sie sich in der Gewissheit, dass das arme Kind früher oder später den wilden Tieren zum Opfer fiel", sprach er und ich drehte mich wieder um.

Ich hatte nicht wirklich Zeit zu verschnaufen und musste sofort auf die Bühne zurück, um die Szene im Zwergenhaus zu spielen, von der Oin ebenso munter berichtete. "Dann legte sich die Prinzessin erschöpft zu Bett und schlief tief und fest, bis gegen Abend die Tür des kleinen Häuschens erneut auf ging und sieben kleine, kräftige Männer mit Bärten eintraten", sagte Oin und schon hörte ich von meiner Liege aus, auf die ich mich mit dem Rücken zu den Männern gelegt hatte, wie sich mehrere schwere Stiefel auf den Holzplattformen bewegten und einer nach dem anderen seinen Text aufsagte, bis sie dann endlich zu mir kamen.

"Schaut her! Hier liegt Jemand", rief Balin ein wenig zu laut ins Mikro, sodass es eine Rückkopplung gab, die alle stöhnend zusammen fahren ließ. Ich knirschte innerlich mit den Zähnen. Das Stück wurde von mal zu mal schrecklicher. Und als wenn es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, dass ich bereits einmal ganz und einmal fast auf die Nase geflogen war. Nein, nun passierte es noch zu meinem Pech einem der Herren, als diese sich um mein provisorisches Bett herum schaarten. Ausgerechnet Bombur landete mit seinem gesamten Gewicht schwerfällig auf mir. Nur war dieses Mal nicht mein Kleid, sondern einer der Stühle, die wir um einen Tisch herum aufgestellt hatten, um das Abendessen der Zwerge nachzustellen daran schuld. Zum Glück zerbrach meine Liege nicht, als er urplötzlich auf mir landete. Schmerzhaft war es aber allemal. Mir war bei dem Aufprall so, als hätte mir der rundliche Zwerg die Hälfte meiner Rippen gebrochen. Aber es war glücklicher Weise mehr Schein als Sein.

Ich keuchte und jappste heftig, als mir von dessen Gewicht die Luft weg blieb, ansonsten war ich zu nichts anderem im Stande. Erst als ich mich von dem Schreck erholt hatte, stöhnte ich schmerzlich vor mich hin. "Heiliges Maultier!", rief ich gepresst aus und versuchte den Zwerg von mir runter zu schieben, was bei dieser Masse allein schon völlig zwecklos war. Die Anderen halfen dabei, zogen mich unter ihm hervor und auf die Füße. "Bist du verletzt?", fragte Thorin sofort und sah mich mit erschrockener Miene an. Ich schüttelte nur sachte den Kopf. "Alles gut. Machen wir weiter", murmelte ich ohne ihn anzusehen. "Bist du sicher?", hakte er nach und fasste mich dabei fest am Arm. Ich nickte nur ohne ihm richtig zu antworten.

Es war inzwischen so was von peinlich geworden. Alles was schief gehen konnte ging einfach nur schief. Doch mitten drin abzubrechen, kam für mich einfach nicht in Frage. Ich wollte den Moment hinaus zögern, indem ich mich dem Zwergenkönig mit meiner Entscheidung stellen musste, die ich zu allem Übel immer noch nicht getroffen hatte.

Und das machte mich umso nervöser, als es darum ging mit ihm das Zwiegespräch über Schneewittchens verbleib im Zwergenhaus zu führen.

Er stellte sich neben dem Tisch auf, nachdem er sich noch einmal leise versichert hatte, ob es mir auch wirklich gut ging, dann nahm er das Mikro zur Hand und sprach hinein. "Ganz gleich wer auch immer du sein magst, Mädchen. Es ändert nichts daran, dass du unerlaubt in unser Haus eingedrungen bist und uns bestohlen hast", sagte er in ernstem Ton.

"Ach, bitte. Vergib mir, Herr Zwerg. Es lag nicht in meiner Absicht. Ich wollte euch gewiss nichts Böses. Ich war nur so hungrig und müde", sagte ich und fühlte, dass meine Stimme unerfindlicher Weise etwas flatterte.

"Das sind wir auch. Dennoch gehen wir nicht in fremder Leute Häuser und vergreifen uns an deren Habe. Am besten wäre es, wenn du dich fort scherst, noch ehe der Tag anbricht", sagte er und warf mir einen vernichtenden Blick zu.

Ich erstarrte kurz und mir klappte der Mund auf. Eigentlich hätte ich ihn nun anbetteln müssen, mich nicht fort zu jagen, doch mein Kopf war wie leer geblasen, als ich ihm direkt in die Augen sah. Auch wenn ich wusste, dass es eigentlich zum Stück dazu gehörte, dass er mich so ansah, und das hatten wir einige Male durchgespielt. So war es plötzlich nach diesem Vorkommnis einfach nur noch erschreckend Real. Ich hatte wirklich das Gefühl, als wollte er, dass ich tatsächlich noch in dieser Nacht verschwinde und nicht wieder komme.

Meine Lippen begannen zu zittern und schon wurden mir wieder die Augen feucht. Das Publikum ignorierte ich völlig. Auch wenn ich den ein oder anderen erstaunten Kommentar herausfiltern konnte, da sie offenbar davon ausgingen, dass mein spontanes Weinen wohl dazu gehörte. "Cuna. Was ist? Sprich weiter", kam es plötzlich von Bofur neben der Bühne, was mich aus meiner kleinen Trance heraus riss. Ich schloss die Augen und senkte den Kopf. Nachdem ich dann noch einmal tief Luft geholt hatte, fielen mir meine Sätze wieder ein und ich legte los, ohne den Zwergenkönig dabei anzusehen.

"Du hast alles recht der Welt mich davon zu jagen. Nur weiß ich einfach nicht wohin. Meine geliebte Mutter und mein Vater sind längst vergangen. Und meine Stiefmutter wollte mich töten lassen. Ich habe kein Zuhause mehr wohin ich gehen könnte. Ich bitte dich. Wenn du ein Herz hast, so lass mich doch bei euch bleiben. Ich will auch alles tun was ihr mir auftragt. Ich werde waschen, putzen, kochen und das Haus in stand halten. Ich bitte dich nur darum. Schick mich nicht dort hinaus in die Nacht zu den wilden Bestien", sagte ich mit stark belegter Stimme.

Er schwieg kurz wie vereinbart, bevor er mir antwortete. "Also gut Prinzesschen. Ich gebe dir diese eine Chance, deine Schuld bei uns zu begleichen. Doch ich rate dir. Nutze unsere Gutmütigkeit nicht aus. Du wirst hier alle häuslichen Pflichten erledigen und das ordentlich. Sollte ich erleben, dass du dich auf die faule Haut gelegt hast oder zu viel herum weinst, dann schicke ich dich wieder fort. Hast du verstanden?", fragte er eiskalt.

Ich nickte und versuchte freudestrahlend auf ihn zu zu gehen, um ihn zu umarmen und ihm einen Kuss auf die Wange zu pressen. Doch als ich es tat, kam ich mir unheimlich mechanisch vor. Ich reagierte einfach nur. Natürlich merkte er es. Doch bis wir nach dieser Szene von der Bühne herunter waren, sprach er mich nicht darauf an und auch danach verlor er kein Wort. Er ahnte wohl warum es mir die Sprache verschlagen hatte und wollte es erst einmal auf sich beruhen lassen. Darauf käme er sicherlich noch zurück, wenn der Auftritt vorbei war. Zunächst musste Kili seine Solo-Szene vor dem verzauberten Spiegel bringen, dessen Part kurzfristig Nori übernommen hatte, nachdem er mit seiner Arbeit an den Kulissen fertig geworden war.

Besonders schwer war dieser Teil auch nicht. Man kannte ja das übliche "Spieglein Spieglein an der Wand" Sprüchlein und auch die Antwort des Spiegels war keine wirkliche Überraschung.

Nur hatten wir die Sache wieder etwas abgekürzt und genauso wie in dem Zeichentrickfilm auf die beiden anderen Tötungsmomente verzichtet, damit sich alles nicht so sehr in die Länge zog. Außerdem wäre es zu viel des guten Gewesen, den jungen, dunkelhaarigen Zwerg in vier verschiedene Kostüme zu stecken. Zumindest hatten wir einen Apfel bekommen, der noch dazu wunderschön rot war.

Wenigstens eine Sache die perfekt verlief, auch wenn es nur das scheinbar giftige Obst war. Als er diesen hervor nahm und so tat als würde er ihn verhexen, stand ich mit dem Rest schon wieder bereit, um nach oben zu schreiten. Oin erzählte munter weiter, als Kili den Platz geräumt hatte. "Viele Tage vergingen und die junge Prinzessin arbeitete von morgens bis abends in der kleinen Waldhütte. Sie kam ihren häuslichen pflichten besser nach, als es die Zwerge erwarteten und schon bald hatten sie sie sehr ins Herz geschlossen. Eines Tages gingen die Männer wieder in den Wald und wie jedes mal ermahnten sie Schneewittchen zur Achtsamkeit", endete er für den Augenblick. Die Männer hatten sich in einer Reihe aufgestellt und ich musste sie nacheinander verabschieden, während sie solche Sätze brachten wie: "Koch uns heute Abend was schönes" und dem allseits bekannten "Gib acht, wenn du Fremde im Wald siehst. Sprich mit niemandem und lass sie nicht herein".

Als Letzter wartete noch der Zwergenkönig auf mich. Er ging an mir vorbei und warf mir einen schnellen Seitenblick zu während er sprach: "Denke bitte an unsere Warnungen. Wir werden bald zurück sein."

Wieder sah ich ihn nicht an und sprach mit gesenktem Kopf zu Boden. "Ja. Das werde ich", erwiderte ich leise und schon stand ich dort oben wieder allein. Doch nicht für lange. Schon war Kili als altes Lumpenweib bei mir erschienen und begann mich mit hoher Stimme zu bezirzen, den Apfel entgegen zu nehmen, um den Zwergen daraus einen Kuchen zu backen, weil sie das früher noch selbst getan hatte und es nun nicht mehr konnte.

Natürlich sollte ich auch zuvor einen probieren, was ich als dieses gutgläubige Naivchen, was ich spielte tat. Nur unterschätzte ich dabei das künstliche Fallen ein wenig, weshalb sich meine Füße beim Herumtorkeln mal wieder im Stoff meines Kleides verfingen und mein Kopf beim Fallen knapp an der Tischkante vorbei strich. Ich hörte erschrockenes Keuchen von der Seite, als ich auf die harten Holzplanken schlug. Gleichzeitig zu meinem eigenen Schrecken nach dem fast unplanmäßig verlaufenen Sturz, war ich bemüht, mich nicht tatsächlich an dem Stück Apfel zu verschlucken, welches ich für das Finale im Mund behalten hatte.

Aber nicht nur mir wäre die Sache fast im Halse stecken geblieben, sondern auch Kili, der sich hastig zu mir runter gebeugt hatte, um nachzusehen ob ich nicht tatsächlich verletzt war. Das wirkte aufs Publikum allerdings so, als wollte er feststellen, ob das gute Schneewittchen noch lebte. Weil ich mit dem Rücken zu den Leuten lag, konnte ich gefahrlos ein Auge in seine Richtung öffnen und zwinkerte ihm zu, damit er verstand, dass alles in Ordnung war. Dann stand er erleichtert auf und lachte gespielt triumphierend. Im selben Moment sollten die Zwerge zurück kommen, da sie etwas vergessen hatten. Nun kam es zu einem kleinen Gerangel auf der Bühne, indessen die Herren, Kili ergriffen und hinunter trugen, während Oin vom tot der Hexe erzählte.

Der Rest lief insoweit ab wie geplant. Die Zwerge nahmen mich auf, legten mich auf meine Liege und trugen sie einmal im Kreis herum, damit es so aussah, als würden sie einen Sarg schleppen. Ich hatte die Hände knapp unter der Brust gefaltete und wollte den Anschein erwecken, als würde ich schlafen.

"Viele Tage und Nächte vergingen. Und die sieben Zwerge hielten stetig ihre Wacht. Jahreszeiten gingen vorüber und schon bald brach der Frühling herein. Aus einem der entfernteren Reiche hatte ein junger Prinz die Botschaft von der schlafenden Schönheit in ihrem Sarg vernommen und wollte diese nun eigenhändig in Augenschein nehmen", erzählte Oin weiter. Während er noch sprach, nahmen die Sieben an verschiedenen Enden um meine Liege platz, nachdem sie mich mit meiner rechten Seite zum Publikum hin abgestellt hatten. Danach kam Fili heran getreten. "Hey ihr da? Sagt mir, ist das der Wald, indem die schlafende Prinzessin ruht?", sagte er mit hochtrabender Stimme und seine Schritte kamen näher. "Wer seid ihr Fremder?", fragte Bofur und erhob sich vom Boden an meinem Kopfende. "Ich bin ein Prinz und bin von weit her gereist um die Prinzessin zu sehen. Sagt mir, ist sie es dort?", fragte er.

"Ja, das ist sie Herr. Das ist unser Schneewittchen", kam es von Balin. Nun näherte sich Fili gänzlich, stand bald zu meiner Linken und beugte sich runter. "Meiner Treu. Welch ein Anblick. Ach, könnte ich sie ewig so betrachten", sagte er und ich fühlte, wie sich eine Hand auf meine Stirn legte. Doch schon wurde sie wieder weggerissen. "Wie könnt ihr es nur wagen sie unerlaubt anzufassen", fauchte ihn Thorin an und schon polterte es, als er seinen Neffen weg zog. "Vergebt mir, aber. Vom ersten Moment als ich von ihr hörte, da pochte mein Herz, wie von Sinnen. Und nun wo ich sie sehe, hat mich die Liebe fest in ihren Bann gezogen. Bitte, gestattet mir sie mit auf mein Schloss zu nehmen. Seit ich sie erblickte, will ich nicht mehr ohne sie sein. In meinem Schloss wird sie es gut haben. Und dort ist sie auch vor Räubern und wilden Bestien geschützt", sagte Fili und war wieder geräuschvoll aufgestanden.

"Wir lieben sie ebenso!", rief Ori aus. "Ja. Was gibt Euch also das Recht sie uns weg zu nehmen?", fragte Bombur. "Nun denn. Ich bin nun einmal von adligem Geschlecht und ihr seid nur sieben lächerliche, kleine Männer. Wenn es sein muss, führte ich einen Krieg gegen euch, um in den Besitz dieser Schönheit zu kommen. Und ich wage zu bezweifeln, dass ihr diesen gewinnen könnt. Nun entscheidet ihr. Wollt ihr, dass sie unversehrt bleibt? Oder wollt ihr einen Krieg riskieren?", erwiderte der blonde Junge und ging langsam zwischen den Herren umher.

Sie schwiegen einen Moment. Ich wusste, dass sie nun Blicke untereinander tauschten. Dann erhob Thorin leicht verbittert die Stimme. "Wir werden sie Euch überlassen, Herr. Aber erlaubt uns, dass wir uns noch von ihr verabschieden", sagte er.

"Wie ihr wünscht. Aber beeilt euch", kam es ein wenig abwertend von Fili.

Nun war der Augenblick gekommen. Einer nach dem anderen verabschiedete sich mit einem Lebewohl von mir. Nur Thorin, der als Letzter übrig blieb, kniete sich zu mir, strich mir sanft über das Stirnhaar und hauchte: "Wenn ich es dir doch noch hätte sagen können." Dann legte er behutsam seine Lippen auf meine Wange. Das war mein Zeichen. Ich schlug die Augen auf, begann zu husten und spuckte den Apfel aus. Natürlich brachen alle in Freudenschreie und gleichzeitig in Verwirrung aus. Fili schob Thorin beiseite, um dessen Platz bei mir einzunehmen. Ich sollte ja ihn als meinen Lebensretter anerkennen. "Wo bin ich?", fragte ich und sah ihn verwirrt an. "Du bist bei mir, schönes Prinzesschen", sagte er und grinste mich an. "Und wer seid ihr?", hakte ich nach.

"Ich bin der Prinz, der Euch ins Leben zurück geholt hat. Nun da Ihr wieder am Leben seid, können wir gemeinsam in mein Schloss aufbrechen und dort zusammen glücklich werden. Fernab von diesem modrigen Wald und diesen ungehobelten Zwergen", erwiderte er und zerrte mich auf die Beine. Ich riss mich aber wieder los und rief empört: "Nein!"

"Nein?", wiederholte er mit erschütterter Miene.

"Nein. Ihr seid nicht derjenige den ich will", sagte ich und sah ihm entschlossen ins Gesicht. "Bin ich nicht? Aber. Wer ist es dann?", fragte er und ich sah mich um. Thorin war wieder auf den Beinen und stand mir dabei im Rücken. Als ich den Kopf kurz über die Schulter drehte, fing ich seinen Blick auf. Wieder verschlug es mir die Sprache. Ich hatte es so oft gesagt in den letzten Stunden. So lange durchgespielt und nun blieb mir dabei ein dicker Kloß im Hals stecken. Ich musste antworten. Irgendwie. Doch als ich die Lippen bewegte, brachte ich keinen Ton heraus. Der Zwergenkönig bemerkte meine erneute Unsicherheit sofort und brach dieses mal selbst den Blickkontakt ab, indem er einfach seufzend die Augen schloss. Das genüge für den Moment schon, damit ich weiter sprechen konnte.

"Er ist es", sagte ich und schaute rasch wieder nach vorne. "Er? Dieser Zwerg?", fragte Fili entsetzt. "Ja, so ist es", antwortete ich und langte nach hinten, um Thorins Hand zu ergreifen, damit wir gleich zusammen gehen konnten. "Ihr. Ihr verschmäht mich und wählt diesen dahergelaufenen Zwerg? Warum? Was hat er, was ich nicht habe?", fragte er hastig, als ich einen Schritt auf ihn zu machte. Ich hob nur hämisch den Blick. "Ein reines, gütiges, ehrliches und vor allem treues Herz", sagte ich und zog an Thorin's Hand, damit er mir folgte. Doch nun tat er etwas, das so nicht geplant war. Er blieb wie angewurzelt auf der Bühne stehen und machte keine Anstalten mitzukommen. Ich drehte mich kurz um und fragte freundlich: "Was ist? Kommst du?"

"Nein", sagte er und entriss mir seine Hand. Mir klappte der Mund auf. Und nicht nur mir allein, auch den anderen, die mit uns oben standen. Balin trat langsam an ihn heran und wisperte ihm fordernd zu: "Thorin. Nun geh schon mit ihr runter. Dann ist die Sache hier zu ende."

"Die Sache ist noch nicht zu ende. Nein. So darf es nicht enden. Nicht auf diese Weise", meinte er barsch und ich zuckte zusammen, als mich erneut sein Blick traf. Er war eiskalt und brannte sich regelrecht in meine Augen, was meinem angekratzten Nervenkostüm einen heftigen Stich versetzte. Ich keuchte auf, als er seine schweren Stiefel in Bewegung setzte und langsam auf mich zu stapfte. Oh verdammt noch mal, sah er nun beängstigend aus. Auch wenn er keinen Spur von Wut in seinem Gesicht zeigte, so machte es dieser sehr ernste Ausdruck noch wesentlich schlimmer. Ich wollte mich schon hinter Fili verstecken, da ich Schlimmes befürchtete, doch da ergriff der Zwergenkönig mein Handgelenk und setzte mich buchstäblich fest.

"Du bist mir noch eine Antwort schuldig", sagte er und fixierte mich sehr scharf. Ich schluckte kurz und merkte, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht entwich. "A-Antwort?", fragte ich verwirrt. Das konnte er doch jetzt nicht ernst meinen? Doch nicht hier vor allen Menschen? Ich konnte ihm doch nicht in aller Öffentlichkeit verklickern, wie er mich bestrafen sollte. Wobei mir bisher sowieso noch nicht eingefallen war, was ich ihm hätte anbieten können. Also sog ich mir einfach das Einzige aus den Fingern, was mir in den Sinn kam. "Ich weiß du wärst mit nichts zufrieden. Also lege ich mein Schicksal einfach in deine Hände", sagte ich und bemerkte zu meiner eigenen Verwunderung, dass der kleine, dunkelhaarige Mann vor mir begann zu lächeln. Das war bei weitem noch beängstigender, als seine ernste, ausdruckslose Miene. Er kam mir etwas näher und hob erneut die Stimme. Doch was dann passierte. Hatte ich erst recht nicht mehr erwartet.

Er reichte Fili das Mikro und griff dann mit der nun freien Hand an seinen Gürtel, wo sich sein lederner Geldbeutel befand und kramte kurz darin herum, ohne den Blickkontakt zu lösen. Als er offenbar etwas gefunden hatte, umschloss er es mit seiner Faust. Dann atmete er einmal ganz tief durch und sagte leise: "Also gut. Du legst dein Schicksal in meine Hände. So sei es. Du hast deine Wahl getroffen. Nur will ich, dass du mir zuvor noch diese eine letzte Frage beantwortest." Ich schluckte kurz und sah, wie sich seine geballte Hand in mein Blickfeld hob.

Er öffnete sie ganz langsam, und zwischen seinen Fingern erschien ein silbrig glänzender Ring auf dessen Spitze ein dunkelblauer Edelstein, mit seinen scheinbar endlos vielen Facetten, glitzernd thronte, während er mir ruhig die eine letzte Frage stellte.
 

"Willst du, Cuna, mich zu deinem Manne nehmen?"
 

-59. Ein Abend voller Ereignisse / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben FF leserinnen und Leser.

Zunächst einmal vorweg ein ganz ganz dickes Sorry, dass ihr so lange auf das Kapitel warten musstet. Aber bedauerlicherweise ereigneten sich innerhlab der letzten wochen mehrere Trauerfälle in meiner Familie und dem nahen Umfeld, das mir buchstäblich die Lust am schreiben vergangen war.
Aber nun hab ich das soweit wieder verdaut und bringe euch als entschädigung mein bisher längstes kapitel der reihe.
Ich hoffe für euch hat sich das warten gelohnt und ihr freut euch schon darauf wie es in kapitel 60 weiter gehten wird.
Was wird wohl die Antwort auf die Frage des Zwergenkönigs sein?
Ihr dürft fleißig miträtseln.

Bis dahin wünsche ich euch erst einmal alles gute und ein schönes Wochendende, bzw einen guten start in die neue woche.

Liebe Grüße Eure Virdra-sama ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2016-08-02T20:03:57+00:00 02.08.2016 22:03
Hey,
was für ein Schluss, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich konnte mir immer seinen Blick vorstellen, wenn Cuna ihn ansehen musste. Da lief es mir auch eiskalt den Rücken runter.

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
02.08.2016 22:09
Hallöchen,

ja das Beste kommt immer erst zum Schluss. Und ein Happy End muss es bei allen Märchen geben. Nur welche Antowrt Cuna ihm geben wird. Darauf datfst du gespannt sein. Wobei es irgendwie doch eindeutig sein könnte. Aber seine Blicke sind in dem Moment schon sehr unergründlich. Und Ihre Angst ist verständlich. Sie weiß nicht was ihr blüht, bis zu diesem Finale.^^

LG Virdra-sama
Von: abgemeldet
2016-04-02T17:29:47+00:00 02.04.2016 19:29
Huhu,
oh man ist Thorin sauer, aber verständlich. He? sie soll sich selbst bestrafen? Oha man schlimmer ganz ja nun wirklich nicht werden.
Ich wäre zu gern bei der Aufführung dabei gewesen, du hattest recht an manchen stellen musste ich schon sehr lachen.

Ich fass es nicht. Erst ist er so sauer und dann kommt er mit einem Heiratsantrag um die Ecke, also Thorin hat sicher mehrere Persönlichkeiten oder? Aus ihm soll man schlau werden, also ich schaff das bestimmt nicht.

Das war ein super Spanendes und auch zum teil ein lustiges Kapitel.

LG Anduril
Antwort von:  Virdra-sama
02.04.2016 19:32
Hallöchen,

ja hinter den Zwergenkönig schaut so schnell keiner. Und dass Cuna sich im prinzip selbst eine Strafe auferlegen soll, damit hat er sie eigentlich schon betraft. Sie müsste sich etwas ausdenken. Aber wenn man es etwas zynisch betrachtet könnte die Strafe sein ihn zu heiraten. Damit tut man sich ja nicht unbedingt einen gefallen. Nicht vergessen, Zwerge sind anstrengend. XD

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-03-03T20:02:27+00:00 03.03.2016 21:02
Hi~~

Ich bin platt.
Erst das Kompliment des Jahrunderts...
eine super Aufführung...
und zu guter Letzt EIN HEIRATSANTRAG ... wie geil ist das denn???

Okay, zwischenzeitlich war Cuna der Verzweiflung nah.
Welch Wunder?
Du hattest recht... das war eine Überraschung. *____*

Hach was für ein schönes Kapi.
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
03.03.2016 21:26
Hallöchen,

na da hab ich ja nicht zu viel versprochen. Wobei ich zugeben muss, dass dieses Kapitel zu einem Zeitpunkt entstanden ist, wo bei uns zuhause Land unter war.

natürlich ist Cuna nervös. Sie wusste nicht warum Thorin weg war, weshalb er sie dieses mal nicht direkt zur Rechenschaft gezogen hat, usw.

Und der Zwerg mit den vielen Facetten kann immer wieder überraschen. Doch was immer sicher ist, er macht Nägel mit Köpfen. Schließlich war er mal Schmied und sein Glück schmiedet er daher auch grundlegend selbst. :D

LG Virdra-sama
Von:  CC16
2015-01-24T10:37:12+00:00 24.01.2015 11:37
Liebe Vidra-Sama, das hört sich sehr traurig an und hast hast mein ganzes Mitgefühl. Ich bin sehr beeindruckt, dass du dennoch weiter schreibst und auch noch so ein bezauberndes Kapitel. Und wow, was für ein Antrag 😘💝💒💐 ich hoffe, dir geht es wieder (wenigstens einigermaßen) gut. Alles Gute CC16
Antwort von:  Virdra-sama
24.01.2015 11:40
Ja vielen dank. Es geht schon. Wie man bei mir zuhause sagt "Lebbe git weirer". Derzeit is halt immer noch viel viel stress. Dennoch versuch ich zu bemühen in gewissen Situationen abzuschalten. Schreiben ist da eine möglichkeit. Vermutlich würde ich sonst durchdrehen. ^^
Aber schön das es du das Kapitel so toll gefunden hast :D
LG Virdra-sama
Von:  Sanguisdeci
2015-01-24T09:18:15+00:00 24.01.2015 10:18
Ich wäre gerne bei DIESER Aufführung von Schneewittchen dabei gewesen x) Wie geil!
Antwort von:  Virdra-sama
24.01.2015 10:25
Vielen dank. Ich hab lange daran gearbeitet :D
LG Virdra-sama^^


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