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Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
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22. Sommergewitter

Am nächsten Morgen erwachte ich schreiend und rum fuchtelnd neben meiner Hängematte. Die Nacht war die Hölle gewesen. Ich hatte den Hundeangriff nicht ganz so Cool weggesteckt wie erhofft. Jedes Geräusch, ja jedes Rascheln oder Husten, war für mich ein Anlass gewesen hoch zu schrecken. Als ich dann doch endlich Schlaf gefunden hatte, suchten mich die wahnwitzigsten Albträume heim.

Riesige schwarze Hunde mit scharfen Fängen von denen Blut tropfte. Ein Rennen durch den Wald, der einfach kein Ende nehmen wollte und das Bellen und Hecheln von unsichtbaren Tieren zwischen den Bäumen hinter, vor und neben mir. Zuletzt das Bild der kämpfenden Zwerge, die allesamt verbissen gegen die Monsterhunde Wiederstand leisteten, welche im Traum gut drei Meter groß waren. Der Größte von ihnen erfasste Thorin, der dem Tier mit seinem Schwert heftig gegen die Beine schlug, ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen. Ich hörte ihn schreien. Sah wie er herum geschleudert wurde wie ein Spielzeug. Ich rannte drauf zu. Wollte ihm helfen. Doch bevor ich ihn erreichte biss der riesige Hund kräftig zu und....

"NEIN! THORIN!", hatte ich dann gebrüllt und war schon neben meiner Matte gelandet. Ich prügelte unterdessen wie geistesgestört auf meine Regenplane ein, in der Hoffnung sie wäre der Hund. "Cuna?... Cuna was ist los? In Durins Namen komm zur Besinnung!", rief mir jemand zu und rüttelte an mir herum, bis ich die Augen verwirrt und ängstlich aufschlug. Ich keuchte und sah mich um. Da standen Kili, Fili und Nori schwer bewaffnet und sich wachsam nach allen Seiten umsehend auf dem Weg. Vor mir hockte Thorin, der mich wohl wach gerüttelt hatte und nun kräftig am Arm gepackt hielt. Die Regenplane hatte er wohl beiseite gerissen und mich daraus befreit. Der Blick mit dem er mich versah, war ernst und wachsam zugleich. "Was ist passiert? Ist jemand über dich her gefallen?", fragte er und seine tiefe Stimme klang sehr angespannt.

Ich rang immer noch erschöpft nach Luft. Hatte das Gefühl mehrere Meilen weit gelaufen zu sein. Als ich endlich ein paar Worte fand, zitterte meine Stimme. "Was...? Äh... Thorin du lebst ja...", stammelte ich und merkte nicht mal, dass es sich vielleicht beleidigend anhörte. Wie zur Antwort hob er beide Augenbrauen in die Stirn und verzog den Mund. "Natürlich lebe ich. Warum sollte ich auch nicht?", sagte er kühl.

"Nun... also.. der Hund.. der...", versuchte ich zu erklären und fuchtelte wirr mit den Händen herum. Er stöhnte genervt. "Hast du von gestern Abend geträumt? Also wirklich. Schreist den halben Wald zusammen. Weiber...", grollte er und erhob sich.

"Soll das heißen, falscher Alarm?", fragte Nori und kratzte sich mit der Spitze eines Dolches am Kopf. "Ja... heißt es", schnaubte der Zwergenkönig und steckte sein Schwert weg, das er wohl zur Vorsorge gezogen hatte. Die restlichen Männer stöhnten ebenfalls und ließen die Waffen sinken. "Tut mir leid... ", nuschelte ich und zupfte mir an meinen zerzausten Haaren herum. "Ach ist schon gut. Hauptsache es ist nichts passiert", meinte Kili und legte mir eine Hand auf den Kopf. Das war nun wirklich das peinlichste Erwachen, was ich je erlebt hatte. Damit nicht genug. Als ich aufstand um zu den Duschen zu gehen, sah ich Links und Rechts die Zwerge hinter vorgehaltenen Händen tuscheln, kichern und mit dem Finger auf mich zeigen. Ich beschleunigte etwas meine Schritte und mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment zu einem roten Neonleuchtreklameschild mutieren. Dass ich aus dem Schlaf heraus wohl ängstlich nach Thorin gebrüllt hatte, war wohl mit Abstand noch das Beste. Jetzt mussten sie sonst was von mir denken. Ich betete, dass das nicht nochmal vorkommen würde. Wie stand ich denn jetzt bitte da? Am Ende glaubten sie wohl noch, ich hätte es absichtlich getan, nur um ihn sehen zu können.

Ich schnaubte und zog mich trotzig in die Dusche zurück. Die Nacht war wirklich unangenehm gewesen. Mein Schlafsack war komplett zerfetzt, also hatte ich so gesehen fast ohne Decke da gelegen. Zumindest war meinem Plüschschaf in dem Chaos nichts passiert. Das fehlte gerade noch, dass das Liebste was ich besaß, von wild gewordenen Bestien zerfetzt wurde. Dann wäre ich wohl zur Wildsau geworden. Aber hallo! Niemand sollte sich an meinen Schäfchen vergreifen. Sie waren immer mein Halt gewesen, wenn ich mal traurig war. Doch auch die konnten mir bei manchen Dingen einfach nicht helfen. Bei der einen Sache erst recht nicht. Aber da hatte mir zu meinem eigenen Erstaunen ja Thorin geholfen. Sicher es würde bestimmt noch dauern, bis ich es ganz verschmerzt hatte. Aber der kleine Schubs in die richtige Richtung war sehr hilfreich gewesen. Ich fühlte mich in der Hinsicht nicht mehr so verkrampft, wie noch vor einer Woche.

Nun aber genoss ich erst mal das Wasser der Dusche und entspannte damit etwas den Muskelkater, der vom Tragen des Mädchens übrig geblieben war. Den würde ich bestimmt noch den ganzen Tag spüren. Das hieß natürlich, dass ich auf größere Aktivitäten doch lieber verzichtete.

Als ich mich frisch gemacht hatte und wieder ins Freie trat, zog ein sonderbares Schauspiel meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Herren Zwerge waren plötzlich alle samt dabei, die hölzernen Paletten Brett für Brett auseinander zu nehmen. Was hatten die denn nun schon wieder vor? Feuerholz war doch noch genug vorhanden und aufgeschichtet in dem kleinen offenen Lager dahinter. Neugierig wie ich war, trat ich einfach mal näher heran. Ich bemerkte dabei, dass sie gezielt auf der Suche nach stabilen und heilen Brettern waren. Bei Kaputten setzten sie Sägen an, um sie wieder gerade zu machen. Die Nägel bearbeiteten sie mit Hämmern, um sie wieder zu richten, wenn sie krumm waren. Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf. Egal was die wieder im Schilde führten, es konnte nur wieder irgendein Unsinn sein. Wobei ich in dem Sinne schon an "Im Eichenschilde" dachte. Denn er hatte ganz sicher etwas damit zu tun, was dort vor sich ging. Ich wand mich von dem Treiben ab und wollte zunächst einmal Frühstücken. Das hatte ich bitter nötig. Mir war schon schier schlecht vor Hunger.

Danach machte ich einen kurzen Abstecher zur Zeltplatz Anmeldung. Ich wollte nicht noch eine Nacht ohne Decke verbringen und fragte einfach mal unverblümt nach, ob die vielleicht eine ersatz Decke für mich hätten. Sonst müsste ich nach hause fahren, um mir dort eine zu holen. Zum Glück hatten sie noch eine schöne Wolldecke da, die noch dazu sehr angenehm weich war. Sie hatten zwar auch noch andere. Aber ich mochte diese Erste Hilfe "Rot-Kreuz" Decken nicht besonders. Die waren meistens rau und sehr unbequem. Außerdem scheuerten sie bei Hitze immer so sehr. Und an diesem Tag war es noch dazu extrem schwül. Das konnte man vor allem an den Schleierwolken sehen, die sich im Laufe des Vormittags über den Himmel zogen. Man spürte regelrecht, dass da wohl eine Kleinigkeit herauf ziehen würde. Gegen Mittag wurde es schier unerträglich. Sowohl draußen, als auch in den Zelten und in klein Mordor. Die Menschen versuchten irgendwo einen kühlen Flecken Schatten zu finden, wo es sich einigermaßen aushalten ließ. Doch da musste man viel Glück haben.

Wir ächzten regelrecht unter den Temperaturen. Aber Wasser wollten wir unter keinen Umständen verspritzen. Die Feuchtigkeit hätte nur noch mehr dazu geführt, dass wir uns unwohl gefühlt hätten.

Allein die kleinen bärtigen Männer schien das Ganze in ihrem Tun nicht aufhalten zu können. Sie waren weiter fleißig dabei Holzbretter zu stapeln. Nach dem Mittagessen schickten sich die Herren sogar alle dazu an, sich ihre Leinenhemden von den verschwitzten Körpern zu ziehen und einfach mal unverblümt oben ohne zu Arbeiten. Das war vielleicht ein "Hallo" unter den Damen. Und zurecht will ich meinen. Allein was Fili und Kili bei den jungen Mädchen anrichteten, grenzte schon an Erregung öffentlichen Ärgernisses. Die kleinen Männer waren kräftig bis zum geht nicht mehr. Gut, sie hatten jetzt nicht unbedingt einen Waschbrettbauch aber die Schulter und Brustpartien konnten sich sehr gut sehen lassen. Auch wenn ihre Körper allesamt von tiefen und langen Narben durchzogen und recht männlich behaart waren. Es wirkte auf jedenfall sehr anziehend.

Und als Thorin die oberen Hüllen fallen ließ, wurden selbst mir die Knie feucht und die Hände schwach. Ich pfiff schnaufend aus, als ich ihn so von Ferne musterte. Heilige Scheiße, war der Kerl scharf! DAS konnte man durchaus ganze Manneskraft nennen. Er war gestählt, er war gezeichnet und eben einfach ein Mann, wie er wilder nicht hätte sein können. Mit dem breiten Brustkorb und einer sternförmigen Narbe knapp neben dem Platz, wo sein Herz sein müsste. Ob ihn da einst ein Orkpfeil oder Speer getroffen hatte?

Jedenfalls machte ihn gerade das sehr verführerisch und mit Sicherheit dachte nicht nur ich so. Selbst wenn er sich ganz normal bewegte, schien er auf einmal noch majestätischer zu werden, als er es sonst war. Ehrwürdig. Unnahbar. Was würde Frau nicht alles dafür tun, um einmal den Kopf an diese Brust zu legen und mit dem Finger die einzelnen Narben ab zufahren.
 

Ich musste mehrfach den Kopf schütteln um meine Gedanken wieder so zu sortieren, das ich nicht anfing in Tagträumen herum zu hängen. Wobei mir sowieso nicht danach zu mute war. Die schwüle Luft und die brennende Sonne bereiteten mir indes ordentlich Kopfschmerzen. Auch die Übelkeit vom Morgen war noch nicht gänzlich verflogen. Im Gegenteil. Je länger der Tag dauerte, umso schlimmer wurde sie. Das Mittagessen hatte ich nicht mal wirklich herunter bekommen. Auch die Kopfschmerztabletten, die sonst innerhalb von wenigen Minuten halfen, wirkten scheinbar wie Knallerbsen. Ich beschloss daher mich für den Nachmittag etwas hin zu legen, um die vergangene Nacht etwas nachzuholen, die mich so aus dem Konzept gebracht hatte. Doch an schlafen war nicht wirklich zu denken. Die stickige Luft in Klein Mordor, war noch unerträglicher, als die in den Zelten. Ich hatte nicht mal eine Stunde gelegen, da stand ich auch schon wieder auf und musste mich schwerfällig zum Klowagen schleppen. Gott verdammt, warum gings mir mit einem Mal wieder körperlich so extrem beschissen? Das konnte doch nicht alles allein vom vorherigen Tag gekommen sein?

Zügig lief ich über den Platz. Mir schon eine Hand vor den Mund haltend. Bofur, Fili und Kili kamen mir mit Brettern entgegen und grinsten mich an. "Hey Cuna. Wohin des Wegs?", fragte Bofur munter, doch ich ließ alle drei links liegen und stolperte weiter mit den Worten: "Sag ich später."

Ich krabbelte die stählernen Gitterstufen des Wagens hoch und suchte mir die nächstbeste Kabine, die offen war um eben einem Nachmittagsgebet am Porzellangott beizuwohnen. Jetzt war es wirklich offiziell, wie beschissen es mir ging. So was hatte ich auch nicht oft. Da ich die Tür in der Eile nicht abgeschlossen hatte, hörte ich bald hinter mir schwere Stiefel auf dem Wagenboden. "Was in aller Welt ist denn mit dir los?", hörte ich Bofur fragen. Ich röchelte etwas und versuchte unter Tränen nach Luft zu ringen. "Raus... mit euch...!", japste ich wütend und beschämt. Ich konnte es einfach nicht ab, wenn mir jemand beim Kotzen zu sah. "Is ja gut... Is ja gut...", meinte er und hob beschwichtigend die Hände, bevor er wieder raus ging. Nachdem ich dann auch endlich fertig war. Und damit meine ich Fertig im eigentlichen Sinne, erhob ich mich zitternd und schweißgebadet von der Schüssel. Das nächste Ziel war das Waschbecken, wo ich mir erst mal ordentlich den Mund ausspülte und das Gesicht wusch. Ich musterte mich im Spiegel und wäre fast vor mir selbst erschrocken. Ich war kreidebleich und hatte rote Augen, wie ein schwer Drogenabhängiger. So ein Mist. Nicht das ich mir hier eine Sommergrippe eingefangen hatte. Das wäre ja noch die Härte gewesen. Sicher war ich mir, das meine Tabletten, die ich dabei hatte bestimmt nicht helfen würden, wenn mir weiterhin so schlecht war.

Erschöpft schleppte ich mich nach draußen, wo die drei Männer, die mir nachgelaufen waren, mit besorgten Gesichtern warteten.

"Bei Durins Bart... Du siehst furchtbar aus", sagte Fili und ich ließ mich erst mal auf die Stufen sinken. "Ja danke. Du bist auch sehr Sexy", schnaubte ich mies gelaunt und beschämt. Ich legte den Kopf auf die Knie und atmete tief durch. "Bist du krank?", fragte Kili und setzte sich neben mich.

"Ja... nee... Weiß nicht...", seufzte ich. "Du brauchst auf jeden Fall einen Heiler. Ich kann Oin schnell holen", meinte Bofur unruhig.

"Nein... Nein... Ich brauch keinen Arzt. Ich muss nur etwas schlafen. Vielleicht gehts dann wieder...", sagte ich und hob matt den Kopf. Ich rieb mir kurz über die tränenden Augen und schaute dann noch etwas höher. Meine Sicht fiel auf den Himmel.

Da! Ganz im Westen zogen Wolken auf. Schwarz wie die Nacht. Sie schoben eine Gruppe kleinere Wolken in Wellen vor sich her und bildeten dort eine sonderbare Form, die an eine Art Ufo erinnerte. Mir klappte der Mund auf. Wäre ich nicht schon Blass gewesen, wäre ich es nun geworden. Da kam eine Unwetterfront auf uns zu. So eine hatte ich schon mal gesehen, aber das war Jahre her. Daher waren also meine Kopfschmerzen und die Übelkeit gekommen. Man sollte nicht meinen wie Wetterfühligkeit einem zusetzen konnte wenn man dafür empfänglich war.

"Oh verdammter Mist...", keuchte ich und erhob mich schnell, gerade als Kili mir seine Hand auf die Stirn legen wollte. "Warte Cuna. Langsam", rief Fili und bekam mich gerade so zu packen, als ich die Treppen mehr oder weniger runter stolperte. "Was ist denn auf einmal?", fragte Bofur und folgte meinem Blick zum Himmel. "Da zieht ein Unwetter auf. Kann sein, dass es in ein paar Stunden oder Minuten bei uns ist. Wir müssen die Zelte fest machen", sagte ich und wollte mich von Fili befreien. "Unwetter?", fragte Kili und schaute nun auch zum Himmel. "Ja sieht ganz danach aus. Bofur sag den anderen Bescheid, dass die Zelte fest gemacht werden müssen", meinte Fili und wollte mich partout nicht loslassen. Dieser nickte und eilte sofort auf direktem Wege zu seinen arbeitenden Freunden, die alle samt in ihrer Tätigkeit inne hielten und nach Oben blickten. Ich sah wie Thorin alle zusammen winkte, sie die Sachen, die sie auseinander genommen hatten säuberlich beiseite stellten und sich auf den Weg machten. "Komm Cuna. Wir bringen dich erst mal zu deiner Hängematte", meinte Kili und hakte sich von der anderen Seite bei mir unter. "Ich kann alleine laufen Jungs. Wirklich", maulte ich und sträubte mich dementsprechend. Ich wollte um alles in der Welt verhindern, wie ein nasser Sack an den anderen vorbei geführt zu werden. Das wäre ja noch schöner, nachdem wie ich mich an diesem Tag schon blamiert hatte. Aber bei der Dickköpfigkeit der Jungs und meinem schwindendem Kreislauf, hatte es keinen Wert gegen diesen stützenden Griff anzukämpfen.

Die anderen Zeltstadtbewohner merkten bald auch, dass sich da etwas über unseren Köpfen zusammen zog. Manche bauten ihre Zelte ganz ab, andere zogen noch einmal zusätzliche Halteseile und Planen über ihre Schlafplätze. Ich maulte unterdessen auf dem ganzen Weg, bis wir von meinen Freunden aufgehalten wurden. Chu kam mir sofort entgegen gerannt. "Jacky. Um Himmels willen, was hast du?", fragte sie und musterte mich entgeistert. "Ach das ist nur das Unwetter, was da grade kommt. Wenn sich das entladen hat, gehts mir wieder besser", meinte ich matt lächelnd. "Ach stimmt ja. Du bist ja so extrem Wetterfühlig. Willst du nicht lieber mit zu uns ins Zelt, bis das alles vorbei ist?", fragte Richi, der eine zusätzliche Plane gefaltet auf den Armen hatte. "Ach nein. Ich werd in meiner Hängematte schon sicher sein. Steht ja nicht frei auf dem Platz. Wird schon nicht der Blitz einschlagen", meinte ich ruhig. "Na... wenn du meinst. Aber pass auf dich auf. Das könnte heftig werden", sagte Chu und musterte mich immer noch besorgt. "Ich werd schon nicht weg fliegen", sagte ich.

"Komm, Cuna. Lass uns weiter gehen, damit du dich hinlegen kannst", warf Kili mit ruhigem Ton ein. Ich seufzte und nickte langsam. "Bis später", rief ich den anderen Beiden noch zu und schon wurde ich weiter mit geschleppt. Gerade als wir zwischen den beiden Zwergenzelten hindurch schreiten wollten, kam Thorin mit einem zusätzliche Halteseil um die Ecke. Offenbar hatte er seine Neffen nur aus dem Augenwinkel gesehen, denn er sprach ein wenig barsch, als wir in etwa auf seiner Höhe waren. "Kommt ihr zwei auch endlich mal. Jetzt seht zu und helft mit hier alles zu sichern", raunte er in seinem bekannten Befehlston.

"Ja gleich. Wir bringen nur eben Cuna weg", meinte Kili gut gelaunt. Thorin hielt in seiner Arbeit inne und drehte sich dann langsam zu uns um. Aber nicht ohne dabei ein entnervtes Stöhnen von sich zu geben. "Was hat sie denn jetzt schon wieder?", fragte er und hob eine Augenbraue. Dabei verschränkte er die Arme vor der nackten Brust. Ich drehte den Kopf auf die andere Seite um ihn nicht ansehen zu müssen. Neben her schaffte ich es mich noch halbwegs gerade hin zu stellen, damit es nicht so aussah, als würde ich durch die Gegend geschleift. "Nichts... Sie helfen mir nur eben schnell meinen Unterschlupf zu sichern", meinte ich trocken. "Du willst ernsthaft bei einem Unwetter da drüben in dieser schäbigen Behausung bleiben? Bist du noch ganz bei Trost?", hörte ich Dwalin meckern der hinzu gekommen war.

"Und was heißt hier nichts. Du bist vorhin zusammen gebrochen", kam es von Bofur, der vor seinem Zelt saß und gerade an einer Leinenplane herum werkelte. Ich schnaubte ihm empört entgegen und rollte mit den Augen. "Wie? Zusammen gebrochen?", hörte ich Thorin fragen und das knarzen der Stiefel auf dem Kies kündigte schon an, dass er näher an uns heran kam. "Na vielen dank, Bofur. Das war jetzt sehr hilfreich", murmelte ich mit sarkastischem Unterton. Er sah mich darauf hin verwirrt und unschuldig an. "Was denn? Ist doch wahr", meinte er schulterzuckend und bearbeitete weiterhin die Plane.

Ich seufzte und senkte den Kopf. Ich hatte irgendwie ganz vergessen, was der für eine unglaublich ehrliche Quasselstrippe sein konnte. Einerseits war es ja sympathisch, aber andererseit nicht grade angenehm. Genauso wenig angenehm war es nun für mich, vor mir auf den Boden Thorins metallbeschlagene Stiefel zu sehen, von denen einer ungeduldig wippte. "Sieh mich mal an", sagte er gezwungen ruhig. Ich hob einfach den Kopf, bevor er Anstalten machte mich mal wieder eigenständig am Kinn zu packen. Schlagartig stiegen wogen von Hitze bis in meinen Kopf hoch, als ich ihn so halb bekleidet und mit diesem abschätzigen, musternden Blick vor mir stehen sah. Es dauerte einen Moment, dann nickte er mit dem Kopf in Richtung seines Zeltes. "Rein mit ihr", kam es knapp und direkt aus seinem Mund. "Was?", fragte ich und mir blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Kili und Fili gehorchten unterdessen aufs Wort. Sie führten mich mit einigem bitten in ihr Zelt. "Was wird denn das jetzt? Ich muss zu meinen Sachen", maulte ich. "Die holen wir. Bleib erst mal hier und setz dich", sagte Fili ruhig und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Aber wenns geht nicht mitten in den Weg", grummelte Dwalin der zwischen drin auch noch herum lief. Ich seufzte und nahm mir einen der Schemel, die sie herein genommen hatten, um mich zu setzen.

"Kann ich euch vielleicht doch irgendwie zur Hand gehen? Ich komm mir grade bescheuert vor", sagte ich und wandte mich mit der Frage an Balin, der die hölzernen Stützstangen verstärkte. "Ach nicht doch. Bleibt nur sitzen, meine Liebe. Es würde auch zu lange dauern, Euch zu erklären, wie man das richtig bindet und befestigt", sagte er freundlich. Grummelnd stützte ich meinen schweren Kopf auf einen Arm und schaute den Herren zu, wie sie nach und nach dieses unscheinbare Leinen und Holzgestell binnen kürzester Zeit zu einer Art kleinen Festung umbauten. Durch die eine Öffnung zum Platz hin, konnte ich sehen, wie sich langsam der Himmel immer weiter verdunkelte. Aus der Ferne war schon der rollende Donner zu hören. Das würde sicherlich für gehörige Abkühlung sorgen und womöglich auch meinen Kreislauf wieder zurecht rücken. Denn ich merkte, wie sehr es mich jetzt doch kurz vor beginn richtig runter zog. Ich legte den Kopf zwischen die Knie und versuchte ruhig zu atmen. Wieder hatte ich dieses unangenehme Verlangen mich zu übergeben, obwohl mein Magen eigentlich leer hätte sein sollen. In meinem Kopf hämmerte es schlimmer, als in einem Stahlwerk bei den Schmiede Maschinen.

Plötzlich landete ein kühler, nasser Lappen in meinem Nacken und ich zuckte zusammen. "Was soll das denn?", fragte ich und sah mich verwirrt um. "Das wird helfen dich was abzukühlen", sagte Kili, der mit einem Teil meiner Ausrüstung erschienen war und diese mal eben in eine Ecke stellte. "Ja... Danke..", schnaufte ich und senkte den Kopf wieder. "So. Alles fertig gesichert. Und keinen Moment zu früh", meinte Fili und kam mit Dwalin und seinem Onkel hinten herein, wo sie die Plane schlossen. Wie zur Antwort grollte draußen der Donner immer lauter. Als ich seitlich durch meinen Arm blickte erhellten bereits einige Blitze dem Himmel. Dunkler und dunkler wurde es. Die Luft war nun so Dick, dass man sie locker mit einer von Dwalin Äxten hätte zerteilen können.

"Cuna. Komm her", hörte ich Thorin mir gegenüber sagen. Er hantierte an seinem Schlafplatz herum. Ich legte den Kopf fragend schief. Was wollte er denn jetzt schon wieder? Sollte ich schon wieder bei ihm schlafen? Also auf seinem Platz?

Oh nein, Herr Eichenschild. Nicht mit mir. Nicht schon wieder, dachte ich. Noch dazu kommandierte er mich wieder rum, wie einen Hund. Nein, ich würde auf meinem Schemel sitzen bleiben und das Unwetter dort ausharren. "Sag mal hörst du schwer oder hast du verlernt zu laufen", raunte er und war schon aufgestanden, um sich neben mich zu stellen. "Ich bleib hier sitzen", antwortete ich ihm und versuchte tunlichst nicht zu ihm hoch zu schauen. Er seufzte und ehe ich mich versah, hatte er mich unter den Knien und am Rücken gepackt.

"Thorin!", rief ich entsetzt, als ich mit meinem Kopf an seinen freien Oberkörper gepresst wurde. Ich zog scharf die Luft ein, nachdem ich fühlte, wie angenehm kühl er doch eigentlich dafür war, dass er den halben Tag in der Sonne gearbeitet hatte. "Wie ein kleines Kind", meckerte er, während er mich rüber trug und dort ablegte. "Unverschämter Kerl", murmelte ich. "Der unverschämte Kerl stellt dich gleich raus in den Regen, wenn du dich weiterhin so unvernünftig verhältst", erwiderte er und drückte mich etwas unsanft auf den Rücken. Ich verzog meinen Mund beleidigt zu einer Schnute, als er mir mal wieder seinen Fellmantel als Decke über warf. Kili brachte ihm den Nassen Lappen, der mir beim Tragen aus dem Nacken gefallen war. Dieser landete nun gefaltet mitten auf meinem Kopf. "So und was jetzt, Herr Thorin?", fragte ich nachdem er zufrieden nickte und sich erhob. "Du bleibst jetzt so lange liegen, bis das Fieber runter ist", entgegnete er trocken. Ich konnte es mir nicht verkneifen entnervt zu knurren.

Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein, wie er mit mir hier umsprang? Schon seit sie angekommen waren, schien es so, als würde er mich absichtlich vorführen. Die einzige Ausnahme, die ich bei ihm erlebt hatte, war vor zwei Nächten gewesen und da konnte ich wohl ab diesem Zeitpunkt mit Fug und Recht behaupten, dass es der Alkohol war, der ihn so hatte gehen lassen. Herrje diese Männer. Und warum zog er sich verdammt noch mal nicht endliche ein Hemd an?!

Das war ja kaum auszuhalten, ihn so unglaublich Sexy vor mir herum stolzieren zu sehen. Kein Wunder, dass meine Körpertemperatur dermaßen in die Höhe geschossen war. Aber alles herum mosern half nichts. Nicht bei diesen Sturköpfen. Ich schloss einen Moment die Augen und versuchte mich nur auf die Geräusche draußen zu konzentrieren. Es krachte ganz ordentlich. Auch der Wind legte zu. Bald klopfte der erste Regen auf die Leinenplane. Zunächst nur vereinzelt. Dann immer stärker werdend. Bis er schließlich wohl zu ganzen Sturzbächen an Wasser wurde. Das war eine richtige Erleichterung. Ich konnte schon spüren, wie mein Kopf immer klarer wurde und die Schmerzen langsam nachließen. Allerdings machte mir der Wind ein wenig Sorge, denn der rupfte gewaltig am Zelt. "Uh... da zerreißt der Sturm einige Bäume", hörte ich Fili sagen und öffnete die Augen, um zum offenen Eingang zu blicken. Die Herren hatten sich dort hingestellt um dem Unwetter beim Wüten zuzusehen. Für gewöhnlich tat ich das eigentlich auch, doch nun lag ich ja da und musste mich ruhig verhalten. Aber vielleicht konnte doch ein Blick nicht schaden. Ohne viel Krach zu machen stand ich langsam auf, um mich in die Mitte des Zeltes zu stellen. Nur nicht zu nah an die Herren heran, damit sie nicht bemerkten, dass ich meinen Platz verlassen hatte.

Ich stellte mich kurz auf die Zehnspitzen um über Balin hinweg zu sehen, da der ja mit der kleinste von ihnen war. Draußen ging ein ordentliches Lichtspektakel ab. Auf jeden Blitz folgte unwillkürlich ein Donner. Wir waren mitten im Zentrum. Der Regenvorhang war so dicht, dass man nicht mal bis zum großen Lagerfeuer sehen konnte. Die kühle Luft, die herein kam, war eine wohltat für mein überhitztes Gesicht und ich genoss richtig jeden Strom davon. Ich strich mir den Schweiß aus dem Gesicht und unterdrückte ein entspanntes Seufzen. Da erhellte ein gleißendes Licht den ganzen Platz. Ein zischendes, lautes Knistern war zu hören. Die Spannung die plötzlich durch die Luft ging, war so deutlich fühlbar, dass mir die Haare an den Armen zu berge standen. Ich sah den langen gekrümmten Lichtbogen eines Blitzes gefolgt von einem Ohrenbetäubenden gewaltigen Knall.

Die Zwerge sprangen erschrocken zwei Schritte vom Eingang weg. Mir entfuhr ein Kreischen und ich stolperte ungelenk auf meinen Schlafplatz zurück. Dabei stieß ich Thorins Rucksack um und der halbe Inhalt fiel raus. Ich erstarrte erschrocken. Nun lag plötzlich der Arkenstein offen und für Jedermann sichtbar im Gras. Verdammt, warum musste denn gerade jetzt der Blitz hier irgendwo einschlagen?

Die Männer hatten meinen Aufschrei und den Rabatz gehört, den ich veranstaltet hatte, als ich umgefallen war. "Cuna! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst liegen bleiben", schimpfte Thorin und kam wutschnaubend um den Waffenständer in der Mitte herum. Ich hatte noch versucht hastig die Tasche wieder einzuräumen und wollte gerade den Arkenstein greifen, da erfasste seine Hand meinen Arm und zog ihn grob davon weg.

"Was.... tust... du... da?", fragte er sehr, sehr langsam. Als ich ihm panisch ins Gesicht blickte, bereute ich es sofort.
 

Diesen mörderischen Ausdruck in seinen Augen würde ich wohl mein ganzes Leben lang nicht wieder vergessen können.
 

- 22. Sommergewitter / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen meine Lieben,

Nya! Die Katze ist aus dem Sack! Oder vielmehr der Arkenstein! Oh mein gott. Ist das vielleicht schon das vorletzte Kapitel? Oder wird Thorin mich am leben lassen? Und was genau wurde da eigentlich vom Blitz getroffen?
Nun wir werden es heraus finden. Es bleibt spannend.^^
Im übrigen beruht meine beschreibung des Blitzeinschlages auf einem tatsächlichen Erlebnis das ich einmal hatte. Denn genau so fühlt und hört es sich an wenn einem so ein Ding knapp über dem kopf vorbei rauscht^^

Vielen Dank das ihr wieder dabei wart. Bis zum nächsten mal.

Liebe Grüße Eure Virdra-sama Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2016-07-21T20:40:14+00:00 21.07.2016 22:40
Hey,
ach du schreck, bei solch einem Unwetter bin ich auch zu nichts zu gebrauchen. Klar das sich Kili und Fili sich ihrer kleinen Schwester annehmen. Blöd nur das Bofur nie seine Klappe halten kann.
Oh schreck der Arkenstein. Natürlich denkt Thorin gleich das sie ihn stehlen will. Hoffentlich kann sie ihn vom Gegenteil überzeugen.

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
21.07.2016 22:43
Hallöchen,

Wetterfühligkeit ist scheiße. Merke ich in diesen Tagen auch wieder sehr stark. Aber gut, Cuna hat Hilfe an ihrer Seite. Auch wenn Bofur ne alte Tratschtante ist, der wird noch sehr nützlich.
Nun kommt die Sache mit dem Arkenstein. Das wird ziemlich heftig. Für alle Partein.^^

LG Virdra-sama
Von: abgemeldet
2016-03-26T20:04:43+00:00 26.03.2016 21:04
Huhu,
Sommergewitter, ja das kenne ich auch. Oh man warum müssen Zwerge nur immer so Neugierig sein? Und Bofur der kann auch seine Klappe nicht halten. Das Dwalin sich mal um jemand sorgt der nicht zu den Zwergen gehört ist ja auch mal was neues. Und wieder bestimmt Thorin so einfach über Cuna, na ja ich nehme mal an er sorgt sich nur um Cuna, da sie ja eine Freundin der Familie ist.
Auweia, da hat sie sich Erschreckt und schmeißt Thorins Rucksack um und dann kommt auch noch Thorin dazu als sie den Arkenstein wieder in seinen Rucksack packen will. Er versteht dass mal wieder alles Falsch, dass wird ganz sicher schlimmen Ärger geben.

Klasse Kapitel.

LG Anduril
Antwort von:  Virdra-sama
26.03.2016 21:12
Hallöchen,

Wetterfühligkeit ist keine schöne Sache. Ich leide derzeit auch sehr stark darunter. Das ganze Aprillwetter mitten im März macht mich ziemlich fertig. Deshalb komm ich irgendwie auch nicht dazu meine Geschichte fortzusetzen.. Ich bemühe mich aber das trotzdem zu tun obwohl ich derzeit gegen meinen Schnupfen kämpfe. Naja was solls. Da muss ich durch.^^
Naja zumindest sorgen sich die Zwerge um Cuna. Das ist zumindest etwas. Und Thorin weiß ja auch um die Gefahren von Gewitterstürmen. Da wird er sie in diesem Zustand nicht unbedingt allein im Wald in einer so schäbigen Unterkunft lassen.
Dumm nur, dass sie nicht auf ihn hört, aufsteht und dann die Katastrophe ihren Lauf nimmt. Und es wird noch ziemlich heiß hergehen zwischen den Beiden. Kann man jetzt zweideutig verstehen, aber in dem Fall denke ich mal nicht.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-02-25T12:25:44+00:00 25.02.2016 13:25
Hi~~

Scheiß Kopfschmerzen.
Wenn´s bei mir so Dicke kommt kriege ich nicht mal Tabletten runter. v.v
Und jap... dat wird Ärger geben. So wie sich der Herr Eichenschild schon bei Kleinigkeiten aufregt, gehts Cuna
nun ans Leder. Oh man.

Klasse Kapi.
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
25.02.2016 13:32
Huhu,

na mit Wetterfühligkeit kenne ich mich eben aus. Hab dieselben Probleme wie Cuna, sobald es einen plötzlichen Umschwung gibt. Da helfen Tabletten auch nicht mehr, obwohl ich die runter kriege.
Ja nun wirds happig für die Gute. Ihre nähe zu den Zwergen ist nun ihr kleines Verhängnis :D

LG Virdra-sama
Von:  Katherine_Pierce
2015-01-25T19:03:43+00:00 25.01.2015 20:03
Oh shit... Da ist einer sauer :o Ich les lieber mal weiter, um zu erfahren, ob er ihr den Hals umdreht (was ich nicht glaube xD) >-<
Antwort von:  Virdra-sama
25.01.2015 20:05
Naja sonst wär die Story nicht fast 60 Kapitel lang oder?^^
Antwort von:  Katherine_Pierce
25.01.2015 20:07
Deswegen ja auch der Einschub in Klammern ^^


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