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Zerschmettert

Eternal Chronicles ~ Another Side
von

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Dämonenjagd

In der Nacht war die Stadt immer überraschend still. Früher hatte Zetsu nie verstanden, woran das lag, aber inzwischen, da er nun ein Jäger war, wusste er, was der Grund dafür war. Die Dämonen, die nachts umherstreiften, waren zwar für normale Menschen nicht zu sehen, aber das änderte nichts daran, dass sie gefürchtet waren. Man spürte sie, wenn sie an einem vorbeistreiften, fühlte den kurzen, brennenden Schmerz in der Seele, wenn sie nach einem griffen und die plötzlichen Anfälle von Depressionen, wenn sie erst einmal einen Teil der Seele verschlungen hatten.

Zetsu erinnerte sich mit Grauen an jene Tage zurück, in denen er nichts von diesen Wesen gewusst hatte, eine Zeit, in der erfolglos Therapien besucht und Medikamente geschluckt hatte, ohne dass jemals etwas besser geworden war. Aber dann, an jenem Tag, an dem seine Verzweiflung einen Höhepunkt erreicht und er nur noch hatte springen wollen, war er Leana und Nozomu begegnet. Sie hatte ihn gerettet und ihm war das Potential in Zetsu aufgefallen – und so war er schließlich selbst zu einem Shinkenträger geworden, der Dämonen jagte.

So gab es keine Verzweiflung mehr, keine Depressionen, nur noch die Jagd und das gefiel ihm.

Auch in dieser Nacht wieder. Ein kalter Wind wehte, aber er war derart angespannt, dass er das nicht einmal wirklich bemerkte. Sein Blick war, von dem Dach aus auf dem er stand, konzentriert auf die Kreuzung gerichtet, die vollkommen ruhig war. Die Ampelanlage lief dennoch und schaltete in regelmäßigen Abständen von Grün auf Rot und wieder zurück, was bedeutete, dass sich in ihrer Nähe gerade keine Dämonen aufhielten.

Erst als er bemerkte, dass jemand zu ihm auf das Dach kam, wandte er den Blick endlich ab. Leana bewegte sich mit langsamen Schritten auf ihn zu, ihr Shinken war sicher an ihrem Gürtel befestigt und glühte in einem weißen Licht, was es geradezu überirdisch erscheinen ließ.

Neben ihm blieb sie wieder stehen und sah hinunter. „Weckt das keine schlechten Erinnerungen?“

Er hob die Schultern. „Nicht so sehr. Immerhin habe ich dich so auch richtig kennen gelernt.“

Zwar war er in derselben Klasse wie Leana, aber bis zu diesem Ereignis hatte er sie nie wirklich beachtet. Sie war still und abweisend gewesen, ganz anders als die anderen Mädchen, die sogar für ihn schwärmten und um seine Aufmerksamkeit buhlten. Damals hatte er sich deswegen nicht für sie interessiert, inzwischen war dies genau der Fakt, der dafür sorgte, dass er so fasziniert von Leana war.

Jedenfalls ... glaubte er, dass es sich dabei um seine Vergangenheit handelte. Noch immer kam ihm das alles ein wenig seltsam vor, als ob es eine Geschichte wäre, die einem anderen gehörte und er war nur zufällig in diese Sache hineingeraten.

„Verstehe“, erwiderte sie darauf nur.

Ihr Blick war immer noch vollkommen auf den Ort konzentriert, an dem sie einen weiteren Angriff vermuteten. Woher genau sie eigentlich wussten, wo die Dämonen erscheinen würden, wusste Zetsu nicht. Er hatte nie gefragt und eigentlich interessierte es ihn auch gar nicht weiter, er wollte sie nur bekämpfen und töten, wo immer er sie fand.

„Es ist bald Mitternacht“, sagte er nach einem kurzen Blick auf seine Uhr. „Dann sollte es eigentlich wieder soweit sein, oder?“

„Spätestens. Aber denk daran, diesmal nicht so unverantwortlich zu sein.“

Er versprach ihr, vorsichtig zu sein – und in diesem Moment reagierte die Ampelanlage. Ihr Rhythmus veränderte sich und sprang geradezu blitzartig zwischen den einzelnen Farben hin und her, was immer ein erstes Anzeichen für das Erscheinen von Dämonen war.

Zetsu blickte rasch hinüber und bemerkte die dunkle Wolke, die dennoch von glitzernden Funken durchzogen war. Sie bewegte sich langsam, fast schon bedächtig, über die Kreuzung. Dies war die bekanntere Fortbewegungsmöglichkeit der Dämonen, die sie normalerweise nutzten. Menschen konnten diese nicht wahrnehmen, aber ihnen als Shinkenträger, war das durchaus möglich.

Beim ersten Einsatz, vor wenigen Nächten, war es ihm wie ein wunderschöner Anblick vorgekommen, er hatte nicht glauben wollen, dass es sich dabei um etwas Böses handelte, aber inzwischen war er ihn bereits derart gewohnt, dass er keinerlei Emotionen mehr dafür empfand.

Leana zog ihr Shinken, worauf sich das weiße Glühen auf ihren gesamten Körper ausbreitete. „Endlich!“

Sie hob das Schwert, was das Zeichen für Satsuki und Nozomu zu handeln war.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Wolke gegen eine Wand aus weißem Mana prallte, die erst im Moment des Zusammenstoßes sichtbar wurde. Im selben Augenblick erschienen in der Wolke die Gestalt von gut einem Dutzend Dämonen. Es waren weiße Kreaturen, deren Augen zugenäht zu sein schienen, sie trugen weiße Umhänge, die ihre schwächlichen, knorrigen Körper verhüllten. Aber obwohl sie derart zerbrechlich aussahen, verfügten sie über Fähigkeiten, die sie zu keinen sonderlich einfachen Gegnern machten. Zetsu hatte bereits mehrmals den Fehler gemacht, sie zu unterschätzen und es stets bereut, dennoch kam er in dieser Sache einfach nicht aus seiner Haut.

„Es ist soweit“, sagte Leana und sprang rasch vom Dach herab.

Zetsu sah ihr hinterher, beobachtete, wie Flügel aus ihrem Rücken zu sprießen schienen, die dann ihren Sturz abfingen, so dass sie vollkommen sicher auf dem Boden landete. Nachdem er das wieder einmal fasziniert betrachtet hatte, folgte er ihrem Beispiel und wurde ebenfalls von seinen eigenen, wenngleich schwarzen, Flügeln abgefangen.

Kaum war er aufgekommen, konnte er sehen, wie Leana vorpreschte. Dank der Energie des Shinken war sie wesentlich schneller, als das menschliche Auge es beobachten könnte, aber er wollte nicht nur zusehen und folgte ihr stattdessen in derselben Geschwindigkeit.

Innerhalb von Bruchteilen von Sekunden befanden sie sich bereits im Inneren der Wolke. Es war ein unangenehmes Gefühl, immer noch, es drückte Zetsus Brust zusammen und drohte manchmal, ihm regelrecht den Atem zu nehmen, deswegen versuchte er, sich nur auf die Dämonen zu konzentrieren.

Diese wendeten sich ihnen bereits zu, streckten die Arme nach ihnen aus, um sie zu ergreifen und sie davon abzuhalten, etwas zu tun. Leana wich den Gestalten flink aus, riss in derselben Bewegung noch ihr Shinken hoch und trennte damit die Arme eines Dämons ab. Die abgetrennten Körperteile lösten sich in weißes Mana auf, das wiederum gierig von ihrer Waffe aufgesogen wurde.

Zetsu folgte ihrem Beispiel, wurde dabei aber wieder etwas zu mutig. Ohne auf seine Verteidigung zu achten, stieß er sein eigenes Shinken vor und durchbohrte damit einen der Dämonen, der sich sofort auflöste. Ein wenig zu spät bemerkte er die Hände eines anderen Gegners, die direkt auf ihn zurasten – aber bevor sie ihn erreichen konnten, löste sich der dazugehörige Dämon ebenfalls auf.

Er ließ den Blick schweifen und entdeckte Satsuki, die sich ihnen inzwischen angeschlossen hatte und ihn tadelnd ansah. „Ich sagte, du sollst vorsichtig sein! Hör mir doch endlich zu!“

Statt sich zu entschuldigen, begab er sich direkt in den Kampf mit einem anderen Dämon, der bereits versuchte, die Flucht zu ergreifen. Mit einem gezielten Angriff erwischte er diesen, worauf er ebenfalls verschwand.

Die schwarze Wolke verlor langsam ihren Schrecken, mit jedem Dämon, der verschwand, wurde sie kleiner und weniger intensiv. Zetsus Atmung wurde wesentlich freier – doch dann entfernte sich die Wolke tatsächlich von ihnen und kehrte auf den Mittelpunkt der Kreuzung zurück.

Es waren nur noch drei Dämonen vorhanden, die allerdings ihre Strategie änderten. Es war jedes Mal dasselbe, wie Zetsu in diesem Moment auffiel, auch wenn die Erinnerung noch immer ein wenig verschwommen war.

Statt einzeln anzugreifen, versuchten die Dämonen, miteinander zu verschmelzen. Das taten sie vollkommen ohne jedes Effektfeuerwerk, sie liefen einfach ineinander und wuchsen auf diese Art und Weise zu einem Dämon, der sogar die Ampeln überragte. Er öffnete den Mund und stieß einen schrillen, furchterregenden Schrei aus. Beim ersten Mal war Zetsu dabei zurückgewichen, Furcht hatte ihn ergriffen und den Drang zu fliehen in ihm ausgelöst. Aber diesmal stand er vollkommen furchtlos mit Leana und Satsuki da und wartete lediglich, bis der Dämon den Mund wieder schloss.

„Zumindest hat er keinen Mundgeruch“, kommentierte Satsuki schmunzelnd.

Die weißen Flügel, die an ihrem Kopf anlagen, wann immer sie kämpften, zuckten ein wenig, als wären sie über diese Aussage amüsiert. Das grün leuchtende Schwert in ihrer Hand warf ein unheimliches Licht auf ihre weiße Kampfkleidung.

„Ist es nicht langsam Zeit?“, fragte Leana gelangweilt.

„Er ist noch nicht ganz fertig.“

„Also ist unser Ablenkungsplan aktiv“, bemerkte Zetsu. „Verstanden.“

Ohne ein weiteres Kommando preschten sie in verschiedene Richtungen davon.

Der Dämon streckte die Hand nach Satsuki aus, sein Arm verlängerte sich dabei so sehr, dass er sie problemlos erreichte. Doch bevor er sie ergreifen konnte, sprang Leana bereits auf den Arm und stach ihr Schwert in diesen hinein.

Schmerzerfüllt schrie das Wesen auf und ließ den Arm wieder sinken, so dass Leana hinunterspringen musste. Kaum stand sie wieder auf der Straße, rannte sie weiter, um nicht selbst zur Zielscheibe zu werden.

Zetsu stieß derweil einen Pfiff aus, um die Aufmerksamkeit des Dämons auf sich zu ziehen. Er bekam diese auch sofort, als das Wesen die Hand zur Faust ballte, um sie dann auf ihn niederfahren zu lassen. Mit einem Sprung zur Seite brachte er sich in Sicherheit, die Faust traf auf den Asphalt, der unter der Wucht nachgab. Ein Graben, der Zetsu verriet, wie ungesund es wäre, sich treffen zu lassen, entstand an der Stelle, an der er zuvor gestanden hatte.

Komm schon, Nozomu, betete er in Gedanken. Beeil dich.

Als sich weiße Funken um den Dämon zu bilden begannen, hielt Satsuki eilig wieder inne. „Oh nein!“

Sie fuhr sich durch das Haar, worauf sich nun blaue Funken um sie sammelten, wenngleich es rasch wesentlich mehr waren als bei dem Dämon. „Ice Banisher!“

Die gesamte Umgebung wurde plötzlich in blaues Licht getaucht, ein Würfel bildete sich um den Dämon und zersplitterte im nächsten Moment bereits wieder, worauf das Wesen einen gepeinigten Schrei von sich gab – die weißen Funken waren wieder erloschen.

„Danke, Senpai!“, rief Zetsu ihr zu, worauf sie lediglich zufrieden schmunzelte und sich noch einmal, diesmal allerdings aufgrund ihres Selbstbewusstseins, durch das Haar fuhr.

Der Dämon legte derweil den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus, das einen weiteren Angriff ankündigen sollte – doch in diesem Moment wurde Nozomu endlich aktiv. Er sprang von einem der der anderen Dächer, hielt aber nur ein Schwert in der Hand, statt der zwei Klingen, die er normalerweise trug. Bei genauerem Hinsehen war genau zu erkennen, dass sein breites Schwert lediglich aus zwei zusammengesteckten Klingen bestand.

Namebreaker!“

Er riss die Waffe hoch, traf damit auf den Dämon – und zerteilte ihn in einer einzigen Bewegung sauber in zwei Hälften, worauf er sich vollkommen lautlos in weiße Funken auflöste. Es waren derart viele, quasi ein ganzer Ozean voll, wie es Zetsu vorkam, dass Nozomus Schwert sie nicht alle aufnehmen konnte, so dass auch die anderen Shinken davon profitieren konnten.

Zetsu stemmte eine Hand in die Hüfte. „Na bitte, ist doch prima gelaufen, oder?“

Bevor einer der anderen etwas sagen konnte, schnappte Satsuki sich wütend sein Ohr. „Akatsuki-kun!“

Er stieß einen erschrockenen Schrei aus, gefolgt von einem Fluch. „He! Was soll das?!“

„Was habe ich dir gesagt?“, fauchte sie. „Du sollst nicht immer so unvorsichtig sein! Und schau mal, was du da angerichtet hast!“

Sie deutete auf den Krater, der durch sein Ausweichmanöver entstanden war. „Genau so etwas sollte nicht geschehen! So etwas fördert doch nur das Misstrauen und macht uns in Zukunft unsere Arbeit schwerer!“

Er konnte sich das nicht vorstellen, glaubte aber, aus seiner Erinnerung, dass sie diese Diskussion bereits mehrmals geführt hatten, deswegen widersprach er nicht und entschuldigte sich stattdessen: „Schon gut, schon gut, es tut mir leid! Ich mache das nie wieder!“

„Das hast du letzte Nacht schon gesagt!“, erwiderte sie wütend. „Wenn du nicht endlich damit aufhörst, dann-“

Er blendete ihre Schimpftirade aus und sah zu Nozomu und Leana hinüber, die das ganze aus einiger Entfernung beobachteten. Nozomu wirkte ein wenig peinlich berührt, er seufzte ganz sicher sogar, auch wenn er das auf diese Entfernung nicht hören konnte. Leana hatte dagegen die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf ein wenig geneigt, während sie ihn tadelnd ansah.

Dennoch hatte er in diesem Moment das Gefühl, dass alles gut war, so wie es gerade war. Alles war perfekt, wenn sie einfach immer so weitermachen könnten. Er, Nozomu, Satsuki – aber vor allem Leana, deren Anblick in seinem Inneren viel zu viele Gefühle freisetzte.

Ja, ganz sicher, alles war gut und wenn es nach ihm ginge, sollte das für immer so sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2014-12-24T07:22:05+00:00 24.12.2014 08:22
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eine Zeit, in der erfolglos Therapien besucht und Medikamente geschluckt hatte, ohne dass jemals etwas besser geworden war.

Woah! Das klingt krass!
… Und erinnert mich ein wenig an „Irgendwo in dieser Welt“.


Aber dann, an jenem Tag, an dem seine Verzweiflung einen Höhepunkt erreicht und er nur noch hatte springen wollen, war er Leana und Nozomu begegnet. Sie hatte ihn gerettet

DIE Situation will ich irgendwann mal in einer Rückblende sehen. Ich bestehe darauf! :D
… Auch wenn es diese Situation eigentlich nie gegeben hat... ich will es trotzdem! *lol*


Zwar war er in derselben Klasse wie Leana

Interessant, dass sie hier in der selben Klasse sind, wo Lea-chan doch eigentlich ein Jahr älter ist.
… Was aber in der Schule mit Zetsus Fanclub auch ziemlich wurscht war.


Sie war still und abweisend gewesen

This ist LEA!!!! XDDDDD



er wollte sie nur bekämpfen und töten, wo immer er sie fand

Hm, da muss ich spontan an den Prolog denken... war das Absicht? :D


„Es ist bald Mitternacht“, sagte er nach einem kurzen Blick auf seine Uhr. „Dann sollte es eigentlich wieder soweit sein, oder?“

Dann kommt die Dark Hour!!1112elf!12


„Zumindest hat er keinen Mundgeruch“

Badumm Tsssch!


Die weißen Flügel, die an ihrem Kopf anlagen

Sind das nicht weiße Federn? o_O


aber vor allem Leana, deren Anblick in seinem Inneren viel zu viele Gefühle freisetzte

LOVE... again!!!!!


Ja, ganz sicher, alles war gut und wenn es nach ihm ginge, sollte das für immer so sein.

Oh, dieser letzte Satz klingt wie ein bööööses Omen... hoffentlich passiert das nicht zu schnell, da ich diese momentane Situation gerne noch ein wenig auskosten möchte *grins*


Ich fand diesen Kampf awesome. Er war gut geschrieben, nicht zu kurz oder zu lang und beeinhaltete Techniken wie den „Namebreaker“ und den „Ice Banisher“. Ich konnte es mir bildlich vorstellen, was zeigt, wie gut du es geschrieben hast. Ansonsten hätte ich kein so gutes Kopfkino gehabt :D
Du hast dich wirklich gesteigert, was Kämpfe angeht und ich freue mich jetzt schon auf zukünftige Kämpfe von dir.


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