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Schicksalsfäden

Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)
von

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Malkasten

Drei Tage. So lange war er nun schon wieder Kind.

Sasuke lag in seinem Bett.

Die Sonne stand bereits seit einigen Stunden am Himmel und genauso lange war er nun schon wach. Trotz vorgezogener Vorhänge war er sich dessen bewusst gewesen. Er hatte die ersten Sonnenstrahlen unter dem blauen Stoff hervorkommen sehen.
 

Eigentlich sollte er trainieren, durch die Wälder streifen, seine Ziele verfolgen, doch stattdessen bewegte er sich nicht und wartete.

Er wartete darauf, dass seine angebliche Mutter zur Tür hereinkommen würde, um ihn zu wecken.

Sie würde ihm sachte durch sein Haar streichen, mit einem Lächeln im Gesicht und mit leise geflüsterten Worten den Tag beginnen lassen.

Jeden Morgen war es dasselbe.
 

Auch, wenn es noch so unwahrscheinlich gewesen war, so hatte er doch darauf gehofft, dass sein Problem sich von selbst lösen würde.

Es war naiv und dumm, aber sah er nichts, das er tun könnte, um durch Taten eine Lösung herbeizuführen.

Wieder einmal war er absolut hilflos und es machte ihn wahnsinnig. Wie lange sollte diese Farce noch andauern?

Er wusste es nicht.

Sein Blick fixierte die Deckenlampe.
 

Würde man nach ihm suchen?

Was war mit Mardaras Plänen?

Würde er die Welt wirklich in einen neuen Krieg stürzen?

Würde er Konoha vernichten, bevor er es konnte?
 

Seine Hände krallten sich in das Leintuch.
 


 

„Itadakemasu!“
 

Euphorisch klatschte Mikoto in die Hände. Leise murmelnd erwiderte er den Ausspruch und griff nach seinen Essstäbchen.

Sie saßen allein vor ihrem Frühstück.

Itachi war immer noch auf Mission und Fugaku unauffindbar, seitdem Sasuke von dem Entführungsversuch berichtet hatte.

Bestimmt diskutierte er mit anderen hochrangigen Uchiha über die nächsten Schritte und besprach mit ihnen das Geschehene.

Er würde nicht zum Hokage gehen, bevor er nicht eine lückenlose Geschichte vorweisen konnte und über die nötigen Beweise verfügte.

Fugaku war nicht dumm. Er wusste, dass Danzo alle Vorwürfe von sich weisen würde.
 

Sasuke bemerkte aus dem Augenwinkel, wie seine Mutter ihn betrachtete.

Sie hatte ihre Stäbchen beiseite gelegt und biss sich scheinbar unbewusst auf die Unterlippe.

Da fiel ihm auf, dass sie bereits den ganzen Morgen über ungewöhnlich schweigsam war.

Fragend blickte er auf und wartete darauf, dass sie etwas sagte.

Als sie sich dessen gewahr wurde, versuchte sie, ihm aufmunternd zuzulächeln. Sie wirkte bedrückt.
 

„Ich muss mit dir über etwas reden“, beichtete sie ihm schließlich.
 

Nun legte auch er seine Essstäbchen nieder und überlegte, was dieses „etwas“ wohl sein könnte.
 

„Als ich heute morgen einkaufen war, bin ich deinem Sensei Iruka über den Weg gelaufen.

Er wirkte sehr besorgt, da du ja seit mittlerweile fast einer ganzen Woche nicht mehr in der Akademie warst. Das ist immerhin noch nie vorgekommen.

Deine Mitschüler machen sich anscheinend auch schon Sorgen.“
 

Sasuke hatte völlig vergessen, dass sein siebenjähriges Ich noch zur Schule ging.
 

„Notgedrungen habe ich ihm von deiner Entführung und dem Sharingan erzählt.“
 

Fragend hob er eine Augenbraue. Fugaku wäre bestimmt alles andere als erfreut, wenn er davon erfuhr.

Mikoto deutete seinen Blick richtig. Sie wurde verlegen.
 

„Ich wusste einfach nicht, was ich ihm hätte sagen sollen. Außerdem ist es gut, wenn er davon weiß. So kann er immerhin besser auf dich aufpassen, wenn du wieder seinen Unterricht besuchst. Und, wenn wir schon dabei sind“, sie straffte ihre Schultern und bedachte ihn mit entschlossenem Blick, „Ich glaube, es wird Zeit, dass du genau das wieder tust.

Ich weiß, dass du noch immer nicht wieder ganz fit bist, aber die Prüfungszeit steht vor der Tür und außerdem tut es dir bestimmt gut, dich ein wenig von der Situation abzulenken.“
 

Sasuke wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.

Es würde nicht einfach werden, einen Schüler zu spielen, da er mache Dinge bereits so sehr verinnerlicht hatte, dass sie ihm nicht einmal mehr auffielen. Seine Reflexe wären sogar für einen Chunin zu schnell, für einen angehenden Ninja ganz zu schweigen.
 

Mikoto zog seine Aufmerksamkeit erneut auf sich, als sie weitersprach: „Du bist so still und verschlossen seit dieser Sache. Ich mache mir ein wenig Sorgen.“
 

Bevor er die Möglichkeit hatte, etwas zu erwidern, war sie bereits aufgestanden.
 

„Kommst du? Wir müssen uns beeilen, damit du nicht zu spät kommst. Ich räume das Geschirr später weg.“
 

Schon lächelte sie wieder.

Sasuke wusste, dass es nur gespielt war.
 


 

Mit festem Griff hielt Mikoto Sasuke an der Hand.

Schnellen Schrittes hatte sie ihn zur Ninja-Akademie gebracht und stand nun wartend vor seinem ehemaligen, Pardon, jetzigen Klassenzimmer.

Der Unterricht hatte bereits vor einigen Minuten begonnen, weswegen sie an die Tür geklopft hatte.

Als ein „Herein“ ertönte, drückte sie die Klinke herunter und trat in den Raum, ihren Sohn mit sich ziehend.

Es schien so, als wolle sie noch einige Worte mit Iruka wechseln.
 

Die beiden wurden von allen Seiten mit überraschten Blicken bedacht.

Es war das erste Mal, dass Sasuke von seiner Mutter hergebracht wurde und dann auch noch, nachdem das Läuten der Schulglocke bereits verklungen war.

Iruka stand gerade an der Tafel und schien über Ninjawaffen zu referieren, wie Sasuke mit einem kurzen Blick auf die Skizzen erkennen konnte.
 

„Uchiha-san? Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“, fragte der Umino überrascht
 

Der Lehrer wischte sich den Kreidestaub an der Hose ab und reichte ihr die Hand, welche Mikoto leicht befangen schüttelte. Es war ihr sichtlich unangenehm, den Unterricht zu stören.

Während sie sich mehrmals entschuldigte, wandte Sasuke den Blick zu seinen ihm nicht ganz unbekannten Klassenkameraden.

Überall wurde getuschelt und seine Fangirls, allen voran Ino und Sakura, fixierten ihn mit schwärmendem Blick.

Das würde anstrengend werden.
 

Nachdem Iruka tausende Male versichert hatte, besonders gut auf Sasuke achtzugeben, ließ Mikoto von ihm ab und verabschiedete sich mit einem halbherzigen Lächeln.

Kaum hatte er Platz genommen, fuhr Iruka mit seinem Unterricht fort.
 

„Es gibt verschiedene Arten von Kunai, die logischerweise für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Die einen besitzen eine eher längliche Form und …“
 

Sasuke hörte gar nicht zu.
 

Es war eine Schande, dieser Erklärung in seinem Alter überhaupt noch beiwohnen zu müssen.

Nicht nur, dass er mit sämtlichen Arten von Ninjawaffen bestens vertraut war, er hatte auch bereits mehr als genug Praxis in ihrem Umgang.

Er überlegte, wie viele Missionen Iruka wohl ausgeführt hatte, bevor er Lehrer geworden war, bevor er dem Leben als echtem Ninja entsagt hatte, um sich hinter seinem Schreibtisch vor der grausamen Realität zu verstecken, die dort draußen auf ihn wartete.

Mit Sicherheit waren einige D-Rang-Missionen dabei gewesen – um die war er wohl nicht herumgekommen – bestimmt auch die ein oder andere vom C-Rang oder vielleicht sogar B-Rang.

Der Mann war Chunin. Als solcher hatte er von höherem wohl nur träumen können.
 

Ob er schon einmal getötet hatte?

Hatte er schon anderer Leute Blut an seinen Händen kleben?

Wahrscheinlich nicht.

Wie könnte er es sonst mit seinem Gewissen vereinbaren, diese Kinder auf ein Leben als Mörder vorzubereiten?

Sicher, die meisten von ihnen würden es nicht einmal bis zum Genin bringen, doch die, die es schafften, würden spätestens bei ihrer ersten Begegnung mit dem Feind erkennen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Ninja spielen und Ninja sein gab. Genauso wie er damals.

Dann würden sie sehen, dass dieser Unterricht einzig und allein dem Zweck diente, sie zu Mördern zu machen. Menschen, die töteten, wann immer man es ihnen befahl.
 

Marionetten.
 

Denn nichts anderes waren sie, auch wenn diese Puppen aus Fleisch und Blut bestanden, anstelle von Holz, und die Fäden nur sichtbar waren, wenn man genau hinsah.

Auf Wegen gespickt mit dem Blut seiner Bewohner hatte dieses Dorf sich zu dem entwickelt, was es heute war.
 

Menschen hatten die Angewohnheit, alles in gut und schlecht einzuteilen, in Schwarz und Weiß, wenn man so will, aber Sasuke war nicht naiv. Er wusste um die verschiedenen Grautöne, die diesen Malkasten, der sich Leben nannte, dominierten.

Doch auch mit dieser Erkenntnis würde die Welt nicht bunter werden.

Er stützte seinen Kopf mit der Hand ab.

Sie würde immer dunkel bleiben.
 

„ … Nur wenn ihr lebenswichtige Organe trefft, werdet ihr in der Lage sein, eure Gegner aufzuhalten. Es wird nicht reichen, ihnen ein paar Kratzer zuzufügen.“
 

Oh, er hatte doch tatsächlich die eine Farbe übersehen, die das Leben zu bieten hatte.

Beinahe hätte er aufgelacht.

Rot war es doch, das alles Weiß überdeckte.

Zwar scheiterte es bei dem Schwarz, doch wäre es auch absurd gewesen, wenn dieser Fall eintreten würde.
 

Erst wenn Blut trocknet, wird es schwarz.
 

In Konoha hatte jeder seine Leichen im Keller.

Dort in der Dunkelheit, wo eben jenes Blut sich verfärbte, während die Mörder versuchten, es von ihren Händen zu waschen.

Was sie nicht wussten: Egal wie sehr man schrubbte, Blut bekam man nie wieder ab.

Und Sasuke wusste, wovon er sprach.
 

Er hatte es immerhin oft genug versucht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mein bisheriges Lieblingskapitel.
Der Vergleich mit den Farben wird uns wahrscheinlich noch längere Zeit begleiten. Ich hoffe, er gefällt euch genauso gut wie mir. :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zahra-chan
2014-06-16T13:14:57+00:00 16.06.2014 15:14
Echt schönes Kapitel.
Ich gehöre zu der Art von Person, die nicht alles auf Anhieb versteht deshalb hat der Vergleich mit den Farben wirklich sehr geholfen :)
Bis zum nächsten Kapitel ^^
Antwort von:  Nakuj
16.06.2014 16:18
Das freut mich wirklich sehr. :)
Ich bin echt lange vor diesem Kapitel gesessen und hatte auch so meine Startschwierigkeitden damit, doch ich finde, dass es sich gelohnt hat.
Dass es dir gefällt ist echt die beste Belohnung für die Mühe.
Bis zum nächsten ;)


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