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Ya hina en Flâdgaur - Das Kind des Hautwandlers

Thema - the Hobbit ( Fili /OC und Thorin /OC )
von

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Prolog

...es war einmal vor langer Zeit...irgendwo in Mittelerde....die Nacht hatte das Land am Fuße des Nebelgebirges bereits in tiefen traumlosen Schlaf gehüllt...
 

Der Mond schien beinahe taghell, Lyrêa konnte das Licht des nahezu vollen Mondes schwach auf ihrer Haut glitzern sehen, das in schimmernden Strahlen abperlte, wie die Wassertropfen, des klaren Wasserfalls an dem sie sich gerade wusch. Die junge Frau lachte leise...ja diese Zeit gefiel ihr zweifellos am Besten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es tatsächlich Lebewesen gab, die sich vor der Nacht fürchteten. Die Nacht war ihr Verbündeter, ihr Freund, für die junge Frau gab es nichts, das mehr Sicherheit versprach, als die Dunkelheit, was auch ihr Vater ihr nur all zu oft zu verstehen gegeben hatte. Lyrêa war noch jung, bei ihrem Volk galt sie fast noch als Welpe, obwohl sie eigentlich schon längst Erwachsen war. Trotzdem war sie manchmal noch verträumt und zuweilen unbedacht leichtsinnig.
 

Das gefiel ihrem strengen Vater gar nicht, weil die Welt in der sie beide lebten, diese Unachtsamkeiten nicht verzeihen würde. Er liebte seine Tochter sehr und es gab nach seinem Ansinnen einfach zu viele feindliche Augen, die das kleine Haus in der Einsamkeit aufmerksam im Auge behielten und ihr Vater hatte in der Vergangenheit bereits zu viel verloren, um dies jemals zu vergessen. Er würde es niemals billigen, dass sein einziges Kind, das kostbare Leben, auf diese Art und Weise aufs Spiel setzte.
 

Leise seufzend richtete sich die Frau auf, natürlich wusste sie das, nur wollte sie es oft nicht wahr haben und manchmal, ja manchmal einfach nur unvernünftig sein. So war sie eben, jung und nicht immer einsichtig, was das anbelangte. Lyrêa seufzte leise, als sie darüber nachdachte. Völlig in Gedanken versunken, streifte sie ihr Gewand ab und stieg ganz in das steinerne Becken hinein, das die Natur wie mit Meisterhand eigens für ihre Zwecke geschaffen hatte. Sie spürte das kalte Wasser an ihrem Körper hinaufsteigen, bis etwa zur Hüfte. Ihr schauderte ein wenig, denn es war kalt....sehr kalt, aber wunderbar rein und sie genoss die Stille um sich herum, nur mit sich allein, unter dem funkelnden Sternenzelt. Ja sie wähnte sie allein, wer sollte schon hier sein? Sie und ihr Vater lebten allein, nur mit ihren Tieren. Die nächste menschliche Siedlung war weit weg, wer also sollte zu ihnen kommen? Mit keinem Gedanken dachte sie auch nur im Ansatz daran, hier eventuell auf Feinde zu stoßen und doch sollte sie sich in dieser Hinsicht gründlich täuschen.
 

Die vier Augenpaare, die die junge nichtsahnende Frau aus ihrer gut gewählten Deckung heraus beobachteten, waren nicht freundlich gesinnt.
 

„Arkg..gib dem Master Bescheid, dass wir das Wechselbalg endlich gefunden haben, dieser verwünschte wilde Menschbär wird noch bereuen, sich seinem Willen nicht unterworfen zu haben!“
 

Düstere Augen glommen böse in der Dunkelheit, ein leises Knurren deutete an, dass der Beobachter nicht allein gekommen war. Das Knurren gehörte einem Warg, nein keinem gewöhnlichen Wolf, dieses Tier war wesentlich größer und vor allem kräftiger. Eine wahre Kampfmaschine, nur zu einem einzigen Zweck gezüchtet, um zu töten. Der riesige Wolf war unruhig, sein Reiter unschlüssig, was er jetzt tun sollte? Zurück zu kehren, um seinen Herrn zu benachrichtigen oder aber sich auf die in Sicherheit wähnende Beute zu stürzen, die er mit Leichtigkeit zu überwinden gedachte. Doch die befehlende Stimme des Anderen tat endlich seine Wirkung....er besann sich eines besseren oder schlechteren, ganz von welchem Standpunkt aus man es betrachtete und Lyrêa war noch immer völlig ahnungslos, von dem was ihr noch bevorstehen sollte. Der Orkreiter lenkte seinen Warg derweil hastig zurück ins Dickicht und überließ den zweiten damit sich selbst, auch da dieser weiterhin auf dem Beobachterposten bleiben sollte. Arkg wollte seinem Herrn so schnell als möglich Bericht erstatten, um so rasch wie es nur ging wieder aus dessen Reichweite zu kommen. Er wusste nur zu gut, wie sein Master Azog, die sogenannten Belobigungen handhabte. Zuweilen gingen sie tödlich für den Betreffenden aus, wenn er nicht mit der ihm überbrachten Botschaft zufrieden war.
 

Aber diesmal war er sich sicher, ja dieses mal hatte er gute Neuigkeiten. Diesmal hatten sie zweifellos das Balg, des Fellwechslers aufgespürt....und es war allein, also vollkommen wehrlos.
 

Ein leichter Fang, das würde seinen Herrn Azog mit Sicherheit befriedigen. Lyrêa die noch immer von alledem nichts ahnte, wusch sich gründlich und genoss es, die Wasserstelle um diese Zeit für sich allein zu haben. Die junge Frau war für menschliche Verhältnisse überraschend zierlich und schlank geraten. Ihr beinahe hüftlanges Ebenholz schwarzes Haar, mutete als ein einziger wilder, dichter Haarschopf an und ihre rotbraunen Bernstein Augen glommen in der Dunkelheit, ebenso wie die funkelnden nachtsichtigen Augen einer Eule. Lyrêa war quasi ein Ebenbild ihres Vaters, lediglich die Tatsache, dass sie weiblich und um vieles kleiner war, bildete beinahe den einzigen Unterschied zwischen ihnen und noch etwas war anders, ihre Gesichtszüge waren weicher...die Lippen voller und ihre Augenbrauen bei weitem nicht so struppig geraten, ansonsten sah sie ganz aus, wie Beorn selbst. Sie war damit eigentlich recht hübsch, aber das interessierte sie nicht, da es ohnehin niemanden gab, der es hätte sehen können. Ihr Vater beschützte sie, ließ niemanden an sie heran.
 

Welchen jungen Mann, der eventuell als geeigneter Lebensgefährte in Frage käme, hätte sie damit also kennenlernen sollen? Fremde Männer oder Frauen, so etwas hatte Lyrêa das letzte Mal gesehen, als sie ihre Mutter beerdigt hatten...es waren ihre Verwandten gewesen und Lyrêa war damals noch ein kleines Kind. Seither hatte die junge Frau beinahe niemanden mehr zu Gesicht bekommen, der menschlich war so wie sie. Aber was man nicht kannte, konnte man auch nicht wirklich vermissen...ihre Tiere waren ihr allemal Gesellschaft genug. Sie liebte sie, ebenso wie ihr Vater. Das war die Art zu leben, die sie kannte...eine andere war ihr völlig fremd. Ebenso der Gedanke daran, dass einfach jemand in ihr Leben eindringen könnte, doch in dieser Nacht solle sich ihr ganzes bisheriges Leben vollkommen auf den Kopf stellen.
 

Der zurückgebliebene Warg war unruhig...das übrige Rudel noch zu weit fort, um echten Schutz zu bieten und doch war die Lust zu töten fast übermächtig...ja sie roch quasi nach leichter Beute. Der Wargreiter hatte somit alle Mühe das Tier unter sich zu bändigen, auch da er keine Unbedachtheit begehen wollte und den vermeintlichen Feind, ohne die Zustimmung seines Herrn anzugreifen. Doch dann witterte der Wolf plötzlich etwas anderes in der klaren nächtlichen Luft, etwas das nicht nach Bär roch...nein es war anders und doch seltsam vertraut. Er begann leise zu winseln, um seinen Herrn darauf aufmerksam zu machen.
 

Der Ork schreckte hoch, denn plötzlich hatte auch er es überdeutlich in der Nase. Es roch unmissverständlich nach Zwerg und zwar so intensiv, als würde dieser ihm nur all zu bekannte Geruch, die ganze Luft um sie herum verpesten. Also wenn hier irgendwo Zwerge waren, so waren sie ganz gewiss in der Nähe. Der Wargreiter hatte alle Mühe sein Reittier still zu halten, giftiger Geifer troff aus seinem Schlund, das gierige Hecheln wurde lauter.
 

Zwerg war als Beute fast noch lukrativer, als das unschuldige Opfer, das sie beobachteten.

Flucht

Das war der Moment, indem Lyrêa instinktiv spürte, dass sie nicht mehr alleine war. Ein leises knacksen von brechendem Geäst am Ufer gegenüber machte sie stutzig und riss sie höchst unsanft, aus ihrem so nach Sicherheit anheimelnden Idyll heraus. Etwas beobachtete sie im Schutze der Dunkelheit und es war ganz in der Nähe, dessen war sie sich sicher. Aber was, wusste sie nicht? Sie hatte lediglich eine vage Ahnung davon, da ihr die Feinde ihres Vaters nur zu zu bekannt waren. Doch was sollte sie tun? Abwarten oder doch lieber flüchten? Sie war sich unschlüssig, auch weil sie ganz allein war, sie wusste was das hieß. Aber ihr Vater hatte sie nicht umsonst gelehrt vorsichtig zu sein....also begann sie fast unbewusst damit ihre Muskeln und Sehnen zu straffen. Nun ja, im schlimmsten Falle konnte sie dem Angreifer oder was immer es sein mochte, auch auf vier Beinen, statt zweien entkommen.
 

Denn Lyrêa war durchaus etwas besonderes, die junge Frau war genau genommen ein Fellwechsler. Einer von zweien, die es derzeit noch in Mittelerde gab. Wie ihr Vater Beorn, war das Menschenmädchen ebenso in der Lage, sich in einen Bären zu verwandeln, lange nicht so groß oder so stark wie er, aber durchaus von beeindruckender Größe. Wenn Lyrêa ihre Gestalt wechselte, war sie in etwa so groß, wie einer dieser seltenen weißen Bären die, dort an den fernen Küsten lebten wo es immer kalt war.
 

Lyrêa hatte ihren Entschluss gefasst, sie spannte sich...die junge Frau ließ ihr Gewand, Gewand sein wo es war und wechselte fast im selben Atemzug, lautlos ihre Gestalt. Es ging so rasch von statten, dass es fast nicht für das Auge sichtbar war. In diesem Körper war sie lange nicht mehr so wehrlos, wie in ihrer allzu verletzlichen menschlichen Hülle, obwohl sie es auch dort durchaus verstand eine Waffe zu führen, sollte es notwendig sein. In einer solchen überwiegend feindlich gesinnten Welt zu leben verlangte einiges ab und auch wenn man als Frau geboren war, so lernte man schnell, dass scharfe Klingen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machten, sterben konnte jeder durch ein Schwert, egal ob Mann oder Frau.
 

Der etwa mittelgroße dunkelbraune Bär, in dem Lyrêa nun steckte, stieg witternd und so lautlos wie nur möglich aus seiner steinernen Badewanne heraus, da er inzwischen wohl gerochen hatte, was oder wer im Begriff war ihn zu bedrohen. Doch war er sich nicht sicher, wie viele es waren, denn allein der Geruch konnte noch keine Auskunft über die Stärke und Anzahl der Gegner geben, das hatte Beorns einzige Tochter bereits sehr früh gelernt. Das Bärenmädchen hatte den Entschluss gefasst sich keinem Kampf zu stellen, der allein ohnehin aussichtslos war zu gewinnen. Sie würde statt dessen fliehen und zwar sobald sich die Möglichkeit dazu bot.
 

Aber auch der Ork auf seinem Warg war zu einer raschen Entscheidung gelangt. Er merkte, dass sein Opfer ihn offenbar bemerkt hatte und im Begriff war Fersengeld zu geben, also blieb ihm gar nichts anderes übrig, als das zu verhindern. Es würde unweigerlich seinen Kopf kosten, sollte er versagen und Azog höchstpersönlich würde diesen einfordern. Hastig gab er seinem Tier die Sporen, um den Warg anzutreiben. Doch selbiger, von dem ihm angeborenen Tötungswillen beseelt, war schon längst auf dem Sprung, seinem Opfer den Weg abzuscheiden, um es auf keinen Fall entkommen zu lassen. Ohne weiter zu überlegen drängte der Ork auf seinem Warg aus dem Dickicht, das ihm Deckung geboten hatte, auf die kleine Lichtung mit dem Wasserfall hinaus, in dem das Bärenmädchen sich gewaschen hatte. Diese sah sich urplötzlich mit der riesigen Bestie, samt ihrem Reiter konfrontiert.
 

Der Bär stellte sich sofort auf die Hinterbeine, um den Angreifer abzuwehren....doch es gelang dem kampferprobten Warg mit ungeahnter Leichtigkeit, einfach unter den beiden mächtigen Pranken des Bären hindurch zu tauchen und fast sofort danach einen schmerzhaften tiefen Biss in dessen Schulterpartie anzusetzen. Er schüttelte den jungen unerfahrenen Bären heftig und aggressiv durch, aber noch bevor der Ork nachsetzen konnte, um die Flucht seines Opfers zu verhindern und das Tier zu erledigen, in dem das Kind seines verhassten Gegners steckte, gab der Bär einen markerschütterndes Brüllen von sich und riss sich los. Lyrêa gelang die Flucht aber nur knapp, auch weil sie sich jetzt ganz sicher war, dass ihr Angreifer alleine sein musste, da niemand mehr kam um ihn zu unterstützen. Ohne auf ihre weitere Umgebung oder irgendetwas anderes zu achten, stürmte das Tier, in dem jetzt das Mädchen steckte, nahezu blind vor Schmerz davon.
 

Sie rannte und rannte mit dem schnöden Bewusstsein, den Ork wahrscheinlich nur kurz abgeschüttelt zu haben. Sicher war er ihr schon wieder auf den Fersen. Sie musste es nur schaffen ihn solange hinzuhalten, bis sie das Land ihres Vaters erreicht hatte, dann war sie in Sicherheit. Denn dieses wagten die Orks nicht einmal ansatzweise zu betreten und sie wussten auch warum. Beorn würde sie gnadenlos jagen und vernichten, ohne auch nur danach zu fragen, der Hass, über den Verlust ihrer Mutter saß einfach zu tief. Ihr war im Moment eigentlich nicht nach kämpfen zumute, obwohl sie wusste, dass sie diesen Ork vielleicht hätte besiegen können.
 

Aber es war längst nicht sicher, wie viele von ihnen noch in der Nähe sein mochten und das war es das Risiko einfach nicht wert. Also lief sie in ihrer Bärengestalt so schnell es nur ging. Ihre verletzte Schulter schmerzte zwischenzeitlich entsetzlich, da der giftige Geifer des Wargs bereits in ihre Blutbahn gelangt war und sie merkte deutlich, dass sie sekündlich schwächer wurde. All zu lange durfte es also nicht mehr dauern, bis sie ihr Land erreichte, sonst würde sie es gar nicht schaffen.
 

Lyrêa hörte das Hecheln in ihrem Nacken...der Warg kam näher...kam unweigerlich auf selbe Höhe mit ihr...wollte abermals gierig nach ihr schnappen. Ein erstickter angsterfüllter Schrei drang aus der Kehle des Mädchens, das in diesem Zustand jedoch nicht mehr als ein heiseres Brüllen war und ehe sie auch nur im Ansatz reagieren konnte, brach der Warg ganz plötzlich ohne Vorwarnung in sich zusammen. Ein langer schwarz gefiederter Pfeil ragte zielsicher getroffen aus seiner Kehle und da waren mit einem Mal kehlige Stimmen in der Luft.
 

Irgendwelche völlig fremden Kreaturen drangen aus der Dunkelheit zu ihr durch und ehe sie es sich versah, hatte einer dieser merkwürdigen Gestalten, ein gedrungener wilder Kerl mit einem hellen fast golden leuchtendem Bart, glühenden Augen und ebensolchen Klingen, den Ork quasi aus dem Nichts tödlich getroffen. Das Bärenmädchen geriet in Panik, sie wollte fliehen....weg hier, nur weg, um diesem neuen vermeintlichen Gegner zu entkommen, doch war sie inzwischen völlig geschwächt. Die schmerzhafte, vergiftete Wunde forderte ihren Tribut. Sie konnte nicht mehr weglaufen, selbst wenn sie es wollte...ja geschweige denn, sich noch länger auf den Beinen halten. Nur ein paar Schritte weiter brach der Bär, schließlich mit einem schmerzerfüllten Brüllen in sich zusammen.

Fili

An anderer Stelle etwa zur selben Zeit...
 

„Passt auf, wir betreten jetzt das Land des Fellwechslers, tut mir alle einen Gefallen und gebt ihm keinen Grund euch anzugreifen Männer, habt ihr gehört?“
 

Es war die Stimme des grauen Zauberers, den die Elben schlicht Mithrandir, also grauer Pilger nannten, der bei den anderen freien Völkern von Mittelerde jedoch kurzerhand den Namen Gandalf erhalten hatte. Er war der Führer einer kleinen Gruppe, die sich im Schutze der Dunkelheit nicht zufällig auf dieses Land verirrt hatte.
 

„Gandalf, das war bestimmt nicht unsere Absicht, aber was ist, wenn dieser komische Bärenmensch gar keinen Grund braucht?“
 

Die Frage war berechtigt, wenn auch nicht sehr hilfreich. Der alte Zauberer seufzte leise, ehe er antwortete.
 

„Nun dann mein lieber Thorin, sollten wir wohl besser schleunigst die Beine in die Hände nehmen und von hier verschwinden, wenn wir nicht als Bärenfutter enden wollen oder?“ Gandalf sah den Anführer der keinen Gruppe Zwerge, die sich vom Fuße des Nebelgebirges herunter quälte, mit kritisch zusammen gezogenen Augenbrauen an.
 

„Du machst mir vielleicht Hoffnung Zauberer, das war eigentlich auch nicht unsere Absicht!“ Konterte besagter trocken.
 

„Ich habe euch lediglich gesagt was uns erwarten könnte und jetzt kommt!“ Erwiderte Gandalf ihm ungewöhnlich streng.
 

Der alte Zauberer war verunsichert, eigentlich hatte er schon in etwa eine Ahnung, wie Beorn dessen Land sie nun betraten, zu nehmen war. Aber es war inzwischen auch lange her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten und er konnte sich in dieser Zeit grundlegend verändert haben. Was, wenn er seine kleine Familie zwischenzeitlich an die Orks verloren haben sollte? Konnte dieser stolze Mann das verkraften, ja würde die Verbitterung über so etwas, ihn gar zu einer unberechenbaren Bestie machen? Gandalf wünschte sich innerlich, dass es nicht so sein mochte, ja er hoffte es, in ihrer aller Interesse, auch da er nicht abschätzen konnte, was sie letzten Endes wirklich erwarten würde. Es dauerte nicht lange, bis die kleine Gruppe, dem der Zauberer selbst, dreizehn Zwerge und ein Halbling angehörte, sich weiter auf das Territorium des Fellwechslers wagten. Es war tiefe Nacht geworden, nur das silberne Licht eines beinahe Vollmondes erleuchtete die Umgebung soweit, dass man einigermaßen Umrisse erkennen konnte.
 

Der Zauberer drängte die Gruppe weiter zur Eile, da sie ihre Feinde ganz in der Nähe wussten. Doch mit einem Mal hielt er sie zum Stehenbleiben an, da sie etwas hörten. Es war nicht weit weg, nur ein kurzes Stück vor ihnen. Die ihnen nur zu vertrauten Geräusche in der Dunkelheit machten sie stutzig. Das hörte sich ganz nach einem Kampf an und was immer da aneinander geraten sein mochte, eins davon war mit ziemlicher Sicherheit ein Warg und das hieß höchste Gefahr für sie alle. Sollte dieser sie nämlich zufällig aufspüren, war alles umsonst gewesen. Die Meute, die sie im Nacken hatten, würde schneller hier sein, als ihnen lieb sein konnte. Das musste auf jeden Fall verhindert werden. Der Zauberer wies die Zwerge rasch an, sich für einen eventuellen Kampf zu rüsten, denn niemand wusste wirklich, was sie weiter vorne erwarten würde.
 

„Dwalin, Balin...habt ihr das gehört? Seht nach was das ist, aber seid vorsichtig und noch eins, kommt schleunigst zurück, wenn ihr es wisst!“ Ehe der Zauberer reagieren konnte, hatte Thorin seine Männer schon in Alarmbereitschaft versetzt, die Zwerge waren es gewohnt, sich gegen Feinde zu verteidigen. Daher hatten sie ein außergewöhnlich gutes Gespür dafür entwickelt, wenn ihnen wirklich Gefahr drohte. Eine Gabe, die sich in solchen Situationen wie dieser, in mehr als unverschämtem Glück auszeichnete und das wusste der alte Zauberer nur zu gut. Er konnte den Fähigkeiten des Anführers also getrost vertrauen.
 

„Ist gut Thorin, machen wir!“ Kam derweil von beiden Männern sozusagen im selben Atemzug und wie aus einem Munde, um gleich darauf das zu tun, was man ihnen aufgetragen hatte.
 

Aber noch bevor die beiden Kundschafter sich rühren oder auch nur auf den Weg machen konnten, kam die Gefahr quasi schon zu ihnen. Wie aus dem Nichts brachen mit einem mal ein riesiger struppiger, grau befellter Warg mit einem Orkreiter auf dem Rücken und ein ebensolcher Bär aus dem angrenzenden Dickicht heraus, genau in die kleine Gruppe hinein. Nur der fast schon an Übersinnlichkeit anmutenden Geistesgegenwart, ihres kampferprobten und durchweg scharfsinnigen Anführers war es zu verdanken, dass sie so schnell reagierten. Thorin Eichenschild, der königliche Spross aus Durins Geschlecht, war ein erfahrener Kämpfer, der es zudem gewohnt war, dass seine Befehle befolgt wurden....und das kompromisslos!
 

„KILI...schnell deinen Bogen, bring das Biest zur Strecke! Erschieß den Wolf...los! Den Rest erledigen wir!“
 

Sein Neffe, ein junger Zwerg mit etwa halblangen dunkelbraunem Haarschopf reagierte blitzartig und zog seinen Bogen von der Schulter, dennoch dauerte es einen ganzen Moment, bis er seinen Pfeil mit seinen vor Nervosität zitternden Fingern endlich auf die Sehne legen konnte. Kili straffe sich, spannte seinen Bogen, wartete kurz ab, bis sein Opfer in optimale Schussweite kam und zog dann sorgfältig überlegt ab. Der Schuss saß wie meistens perfekt. Der Warg brach in sich getroffen zusammen. Doch war es nicht der Warg, der den jungen Zwerg so verunsicherte...nein es war das, was mit ihm zusammen auf die Lichtung gekommen war. Dieser riesige schwarze Bär, der doch so seltsam anmutete. Etwas ging von diesem Tier aus, das ihn unbewusst schaudern ließ, doch er konnte es nicht länger nachvollziehen, da das Tier rasch weiter aus seiner Sichtweite floh.
 

Fili war dem getöteten Warg und somit auch dem Okrreiter durch Zufall am Nächsten. Der ältere Bruder des Schützen zögerte daher nicht lange und griff fast sofort an. Der Bär kam ihm dabei zwar ungewollt in die Quere, doch der griff ihn überraschenderweise nicht an. So schaffte es der junge Zwerg schließlich, sich den Ork vorzuknöpfen, um ihn danach relativ problemlos kalt zu stellen. Als dieser sich nicht mehr rührte, hatte er die Gelegenheit sich umzusehen. Erst da bemerkte er dass, das Tier, also der Bär nicht mehr viel weiter von der Stelle gekommen war...wie er zunächst angenommen hatte. Nein, er war statt dessen ganz in seiner Nähe zusammen gebrochen. Das arme Tier stieß leise Schmerzenslaute, aus die sich fast schon, wie ein menschliches Wimmern anhörten. Noch bevor einer der anderen Zwerge dort war, lief Fili rasch hin um nachzusehen, was man für den Bären noch tun konnte, da ihm das Tier irgendwie leid tat. Im Zweifelsfall wollte er es von seinem Leid erlösen. Als der Bär ihn jedoch kommen sah, merkte der junge Zwerg, wie das verletzte Tier in Panik geriet, es versuchte abermals sich aufzuraffen und vor ihm zu fliehen. Wieder wollte der Bär fort, doch auch dieses mal kam das Tier lediglich ein paar Schritte weit, ehe es gänzlich in sich zusammen brach.
 

Doch als Fili an der Stelle ankam, wo es erneut zu Boden gegangen war, wollte er seinen Augen nicht trauen. Da..das musste ein Traum sein...nein das konnte einfach nicht sein? Er zweifelte fast an seinem Verstand, als er sah, was ihn dort erwartete. Der Bär war verschwunden, an dessen Stelle lag dort auf dem selben Platz ganz plötzlich ein junges Mädchen oder besser eine junge Frau. Doch das absonderlichste daran war, dass sie so gut wie nackt war.
 

Lediglich ihr ungewöhnlich langes schwarzes Haar verdecke ihre Blöße so gut es eben ging und schon auf den ersten Blick konnte man sehen, dass sie verwundet worden war. Er sah einen bösen tiefen Biss in ihrer Schulter, der stark blutete und sie war offenkundig bewusstlos. Also war sie auch ein Opfer des Wargreiters gewesen? Aber wo war dieser Bär auf einmal so schnell hin und die andere wesentlich interessantere Frage, wo kam SIE auf einmal so schnell her? Fili war hin und hergerissen, sollte er hingehen oder doch lieber nicht? Aber er hatte erstens wenig Zeit bevor die Anderen kommen würden und das wusste er, zweitens war sie eindeutig verletzt und auch das konnte man nicht so einfach stehen lassen. So überwand er seine anfängliche Scheu und näherte sich ihr vorsichtig, auch da er nicht wusste, ob der Bär nicht vielleicht doch zurück kommen würde? Aber noch bevor er ganz bei ihr angekommen war, schreckte sie mit einem mal hoch, also war sie doch nicht bewusstlos, wie von ihm angenommen? Fili ging vorsichtig weiter auf sie zu, um sie nicht unnötig zu erschrecken. Aber plötzlich sprach sie ihn an. Ihre helle Stimme klang seltsam kehlig, die Worte in der allgemeinen Sprache, wie lange nicht geübt und doch verstand er ohne weiteres, was sie ihm sagen wollte.
 

„Keinen Schritt weiter...ich warne euch! Wehe ihr wagt es mich anzurühren Fremder....das überlebt ihr nicht!“ Die Drohung, die aus ihrer Stimme sprach, war unmissverständlich.
 

Fili schreckte zusammen, er blieb unwillkürlich stehen, seine Brauen zogen sich nachdenklich in Richtung seiner Stirn. Es verstand nicht, warum sie sie ihm gegenüber so abweisend verhielt, er wollte ihr doch nur helfen.
 

„Ihr müsst euch nicht fürchten, ich will euch nichts böses tun, ich..ach ihr seid verletzt!?“ Sprach er die Fremde im selben Wortlaut an, doch als er merkte, dass keine weitere Reaktion kam brach er ab, da er nicht wusste, was er sonst noch hätte sagen können.
 

Die junge Frau mit dem schwarzen Haarschopf, richtete sich in der Zwischenzeit mühsam ein kleines Stück weiter in eine sitzende Position auf. Fili merkte, wie ihn ihre Augen erneut trafen. Der eigentümlich seltene, dunkel rotgoldene Bernsteinton, der ihm in der Dunkelheit erschreckend tierhaft entgegen loderte und ihn dabei so überaus feindselig musterte, traf ihn bis ins Innerste hinein. Dieses Gefühl war dem jungen Zwerg unerklärlich, da er etwas vergleichbares bisher bei einer Frau noch nicht erlebt hatte, aber er wurde sich dabei auch bewusst, dass er nicht wollte, dass sie Angst vor ihm haben sollte.
 

„Bitte ihr müsst euch nicht vor mir fürchten, ich möchte euch doch nur helfen?“ Fili setze abermals in der Hoffnung an, doch noch ihr Vertrauen zu gewinnen. Dabei kam er ihr noch ein Stück näher, wohlweislich vermeidend, sie dabei auch nur in irgend einer Weise unmoralisch anzustarren. Er hatte auch so schon längst begriffen. Natürlich, das junge Ding war in dem Zustand quasi völlig hilflos, aber warum sie keine Kleider am Leib trug, das war ihm ehrlich gesagt ein Rätsel? Doch da konnte man leicht Abhilfe schaffen. Ohne zu zögern, zog der junge Zwerg mit dem hellen, flachsfarbenen Haarschopf daher seinen Mantel aus und hängte ihn sich anschließend lose über die Schultern, mit der Absicht ihn ihr vorerst zu überlassen, vielleicht war sie dann ja etwas kooperativer?! Er kam noch ein Stück näher, an sie heran, wohingegen sie sich jedoch umgehend mit einem entsetzten Schreckenslaut weiter vor ihm zurückzog. Fili ließ sich davon jedoch nicht beirren, denn bisher hatte sie ihre Drohung ja noch nicht mal ansatzweise wahr gemacht. So blieb er dicht vor ihr stehen, um sich dann vorsichtig auf die selbe Höhe mit ihr zu begeben. Er kniete sich vorsichtig hin, seine Augen dabei weiterhin fest in eine andere Richtung hinein, ins Dunkel der Nacht geheftet. Er bemerkte ihre Verwirrung, wusste nicht so recht was er tun sollte. Die Situation verunsicherte ihn.
 

„Wa..was wollt ihr, hatte ich euch nicht gesagt, dass ihr verschwinden sollt? Ich brauche eure Hilfe nicht, ich komme allein zurecht...verschwindet endlich!“ Knurrte sie derweil abermals sichtlich angriffslustig in seine Richtung, um ihn abzuschrecken, wobei sie ihn jedoch keine Sekunde aus den Augen ließ.
 

Fili lachte leise, ehe er ihr antwortete. „Und wie wollt ihr das machen...etwa nackt?“ Entgegnete er ihr anschließend äußerst treffend, wie belustigt zugleich, auch da ihm ihre prekäre Lage nur all zu deutlich vor Augen stand.
 

Sie straffte sich ein wenig, um möglichst unauffällig noch ein Stück weiter von ihm wegzurutschen.
 

„Das lasst getrost meine Sorge sein, ich brauche eure Hilfe nicht!“ Konterte sie indessen ungewöhnlich heftig auf seine Aussage, wobei ihre eigenartig rotbraunen Augen erneut gefährlich funkelten. Fili der es zwischenzeitlich langsam satt hatte, dass sie sich so zierte, zögerte nicht mehr lange, sondern zog statt dessen den Mantel herunter und streckte ihn ihr danach mit einer offenkundigen, wie unmissverständlichen Geste hin, weiter darum bemüht sie möglichst nicht ungebührlich anzustarren.
 

„Hier..nehmt ihn..ich gebe ihn euch gerne und noch etwas, ich bin nicht allein, also hört auf meinen Rat und bedeckt euch besser damit!“ Der junge Zwerg verstummte und sah ihr für einen Augenblick abwartend ins Gesicht, von dem er jedoch nur Schemen wahr nehmen konnte.
 

Das Bärenmädchen schreckte verwirrt hoch. Seine ungewohnt warme, aber durchaus angenehme Stimme, klang irgendwie ehrlich. Der leichte Unterton von Besorgnis, der darin mitschwang machte sie stutzig. Sollte er es etwa wirklich ernst meinen? Und wo kam dieser fremde Mann so plötzlich her? Er war kein Mensch, soviel stand schon mal fest und doch hatte Lyrêa noch niemals zuvor, so einen wie ihn gesehen. Er war deutlich kleiner als ein Mensch, kaum größer als sie selbst. Seine Statur wirkte ungewöhnlich kräftig und da war dieser helle, fast blonde Haarton, den sie noch niemals zuvor, so intensiv gesehen hatte. Seine leuchtenden Augen, die noch so jugendlich, schalkhaft glitzerten, gefielen ihr irgendwie. Sie ließen auf ein eher frohsinniges und humorvolles Wesen schließen.
 

Also musste er ja fast schon zwingend, ein eher gutmütiger Charakter sein. Seine Augen sagten es ihr jedenfalls überdeutlich und die konnten meist schlecht lügen. Lyrêa wollte ihm ja vertrauen, aber ihr Vater Beorn hatte sie zeitlebens immer vor Fremden gewarnt, was also sollte sie tun? Doch dieser fremde junge Mann hatte ihr auch gesagt, dass er nicht allein gekommen war, also mussten die Anderen ganz in der Nähe sein, die sie vorhin gesehen hatte. So fasste das Bärenmädchen schließlich einen raschen Entschluss. Mit einer hastigen etwas unüberlegten Geste, schnappte sie sich auf einmal den Mantel aus seiner Hand, um ihn sich schleunigst überzuziehen. Fili merkte plötzlich, wie das vertraute Gewicht aus seiner Hand glitt und konnte nicht verhindern, dass sein Blick ihm dahingehend unbeabsichtigt folgte. Er sah, was er eigentlich nicht sehen sollte, als sie sich eilig aufrichtete und dann unter hörbaren Schmerzenslauten in seinen Mantel schlüpfte.
 

Es waren eigentlich nur Schatten nicht mehr, die in der vom Mondlicht erhellten Nachtschwärze erkennbar waren und doch verzauberte sie ihn ungewollt, nichtsahnend vollkommen und gänzlich. Der junge Zwerg, hatte plötzlich das eigenartige Gefühl, völlig kampflos von ihrer fremdartigen Schönheit besiegt worden zu sein. Nur einen Moment später, hatte sie sich jedoch bereits in Filis Mantel gezwängt und stand auf nackten Füßen unsicher auf zwei Beinen, leicht schwankend in der Dunkelheit und sah ihm entgegen. Ihrer beider Blicke trafen sich erneut, doch dieses mal waren die der jungen Frau, bei weitem nicht mehr so abweisend, wie noch vor ein paar Augenblicken. Das alles passierte lediglich binnen Sekunden, indem kam Kili der jüngere Bruder, des Zwergenmannes schon durch das Dunkel in ihre Richtung gehetzt. Als er das selbe sah, wie sein Bruder blieb er völlig perplex stehen.
 

„Fili..aber..wa..was ist das..oder besser WER ist das und wo bitte ist dieser Bär auf einmal so schnell abgeblieben?“ Die Stimme des Jüngeren klang sichtlich ratlos. Sein älterer Bruder zuckte jedoch ebenso ratlos mit den Schultern, ehe er sprach.
 

„Nun ich befürchte stark, dass dies hier unser Bär ist Kili, oder auch nicht, ganz wie man es will! Sag Gandalf Bescheid, er wird wissen was zu tun ist und Onkel Thorin sollte sich das wohl auch besser mal ansehen!“

Lyrêa Dûrheleth

Kilis, für einen Zwerg ungewöhnlich fein gezeichnetes Gesicht sprach nahezu Bände, als er die junge Frau, die plötzlich einfach aus dem Nichts aufgetaucht war und dabei so quasi nur in Filis Mantel gehüllt vor sich stehen sah. Zumal sie sich dabei sichtlich darum bemühte, weiter auf den Beinen zu bleiben.
 

„WER seid ihr?“
 

Fragte der dunkelhaarige Bogenschütze sie abermals verblüfft und offenkundig verwirrt. Die junge Frau verzog ihr Gesicht zu einer unwilligen Grimasse. Ein schmerzhaftes, leises Aufstöhnen drang dabei urplötzlich über ihre zitternden Lippen. Sie hatte wirklich alle Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Hastig zog sie den ihr geliehenen Mantel enger um sich, auch da ihr in diesem Körper entsetzlich kalt war. Verwandeln konnte sie sich nicht mehr, dafür fehlte ihr längst die Kraft, das war ihr zwischenzeitlich nur allzu bewusst geworden, sie musste nach Hause und zwar so schnell als möglich.
 

„Lyrêa ist mein Name und wer seid ihr?“ Beantwortete sie Kilis Frage daher knapp und sichtlich abweisend. Kilis Blick wurde augenblicklich kritisch und wanderte prompt von seinem Bruder zu ihr, ehe er nachhakte.
 

„Nun DAS hatte ich euch jetzt eigentlich nicht gefragt!“ Antwortete er ihr daraufhin ebenso spröde.

„Und was habt ihr mich DANN gefragt? WAS wollt ihr von mir wissen?“ Fauchte sie ihn abermals nicht sehr kooperativ an, wobei sie Kili nicht aus den Augen ließ. „Ich wollte wissen WAS ihr seid?“ Die Stimme des jungen Zwerges klang deutlich skeptisch.
 

Lyrêas Züge verfinsterten sich während dessen zusehends, auch da sie noch immer große Schmerzen hatte, die ihr langsam aber sicher das Bewusstsein raubten und sie dazu keine sonderlich große Lust hatte, diesen beiden dahergelaufenen Fremden da, auch noch Rede und Antwort stehen zu müssen. All zu lange konnte sie sich nämlich nicht mehr aufrecht halten, soviel war sicher, denn das Gift in ihrem Blut tat unbestritten seine Wirkung. Als Fellwechsler war sie für derlei Gefahren anfälliger als andere Lebewesen. Die tierische Hälfte in ihr, reagierte mit dem bösartigen Speichel dieses Wargs daher ungewollt heftiger, als sie erwartet hatte. Davor hatte ihr Vater sie nie gewarnt, aber vielleicht wusste er es selbst nicht, oder hatte es bewusst vor ihr verschwiegen, um sie nicht unnötig zu beunruhigen. Tatsache war jedoch, dass Lyrêa Angst hatte, große Angst, auch da sie nicht im mindesten abschätzen konnte, was jetzt mit ihr passieren würde, oder besser, was das fremde Gift in ihrem Körper alles anrichten konnte. Entsprechend heftig, brach die Antwort auf seine Frage auch aus ihr heraus.
 

„Nun das Selbe könnte ich euch wohl ebenso fragen, denn so was wie EUCH habe ich zuvor auch noch nie gesehen! Zudem seid ihr unerlaubt auf unserem Land eingedrungen, also sollte ich wohl eher die Fragen stellen und nicht ihr!“ Konterte sie unüberhörbar abweisend, wobei ihre helle Stimme jedoch zwischenzeitlich einen alarmierend brüchigen Unterton angenommen hatte. Die Worte die sie benutzte, waren vom Akzent her etwas eigenartig, aber dennoch hörte sich ihr Westron erstaunlich sauber an. Lyrêa selbst war völlig verwirrt und stand unter großem emotionalem Druck. Die beiden Fremden, die da so urplötzlich aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht waren und den feindlichen Ork samt Warg getötet hatten, verunsicherten sie zusehens, auch da sie normalerweise mit niemandem außer ihrem Vater oder den Tieren Kontakt hatte...alles das, kannte sie nicht.
 

Wie sollte sie sich verhalten? Konnte sie ihnen denn trauen?
 

Die beiden waren außerdem so völlig anders, als alles was sie jemals zuvor gesehen hatte. Männer waren sie eindeutig, das hatte sie ja inzwischen schon festgestellt und es ließ sich zudem zweifelsfrei an der muskulösen Statur, sowie dem kräftigen Bartwuchs nachvollziehen, der zumindest bei dem, mit dem ungewöhnlich hellen Haar, gewiss nicht zu übersehen war. Plötzlich strauchelte sie ohne Vorwarnung, ihre Kräfte verließen sie rasch und auch der Mantel drohte nachzugeben. Lyrêa war kurz davor die Besinnung zu verlieren, doch das durfte einfach nicht sein. Sie wollte es mit aller Macht verhindern, doch was sollte sie dagegen tun?
 

Ihr innerlicher Widerstand gab mehr und mehr nach und auch ihr Körper tat schon lange nicht mehr das, was er eigentlich sollte. Das Bärenmädchen begann langsam aber sicher die Kontrolle zu verlieren etwas, was sie normalerweise von sich selbst überhaupt nicht gewohnt war. Fili bedachte seinen jüngeren Bruder derweil mit einem strengen Blick, wobei er einen Augenblick später ohne nachzudenken an sie heran trat, um ihr zu helfen. Was sie dieses mal überraschenderweise ohne sich zu wehren, ja geradezu widerstandslos zuließ.
 

Sie spürte gerade noch so, wie der junge Mann sie vor dem Fallen bewahrte, ihre Arme in den Mantel hinein steckte und ihn vorne sorgsam verschloss, um sie vor der nächtlichen Kälte zu schützen, die ihr unweigerlich, unangenehm bis in die Knochen zu kriechen begann, auch weil sie verletzt und daher wesentlich empfänglicher für derlei Dinge war. Dann bemerkte sie noch kurz, wie er seinen jüngeren Bruder nicht sehr nett zurecht wies, das war alles, an mehr konnte sie sich später nicht mehr erinnern. Fili war entsprechend wütend auf seinen kleinen Bruder. Oh man merkte dieser unsensible Holzkopf denn nicht, dass sie verletzt war? Wie konnte er sie nur so unfreundlich anfahren, sie würde es ihnen schon noch verraten. Wenn, ja wenn sein frecher kleiner Bruder nur etwas höflicher sein könnte, dessen war er sich völlig sicher.
 

„Hör auf Kili, siehst du denn nicht, dass sie dringend unsere Hilfe braucht? Nun geh schon und hol die Anderen her...los schnell! Mach endlich, dass du weg kommst!“ Scheuchte Fili ihn daher mit einem herzhaften, zwergischen Fluch auf den Lippen und in dem Fall nicht eben höflich zurück zu den Anderen. Angesprochener fluchte ebenfalls leise, tat aber dann doch, was der Ältere ihm aufgetragen hatte. Nur Sekunden später, war der blonde Zwerg mit ihr quasi allein, dabei bemerkte er dass sie tatsächlich das Bewusstsein verloren hatte. Ohne lange zu zögern hob er sie hoch und hievte sich, die junge Frau auf seine Arme. Sie war für ihre Größe erstaunlich leicht, aber auf die Dauer, ein trotzdem nicht zu unterschätzendes zusätzliches Gewicht.
 

Nun aber die würde sicher keinen Schritt mehr allein laufen können, dessen war er sich gewiss. Nicht in dem Zustand, in dem sie sich momentan befand. Also war es für ihn somit auch völlig klar, dass sie hier nicht bleiben konnte. Er musste sie gezwungenermaßen mitnehmen, denn sie musste ins Warme und zwar schleunigst, es galt etwas derartiges zu finden, wenigstens irgendetwas, was annähernd nach einem Haus oder einer Feuerstelle aussah, egal irgendwas. Ihr Zustand sah nicht gut aus, ganz und gar nicht, da sich ihr ohnehin schon blasses Gesicht noch heller ja fast grünlich verfärbt hatte und ihre Lippen unkontrolliert zu zittern begannen. Fili hatte keinen Spielraum mehr, er musste schnell handeln, die Zeit lange zu überlegen blieb ihm somit gar nicht.
 

Er hob das bewusstlose Mädchen daher ganz behutsam auf Höhe seiner Brust, so dass sich ihr Gewicht besser auf die Arme verteilen ließ und ihr Kopf an seiner Schulter ruhen konnte. Was auch für ihn wesentlich angenehmer war, da er sie ja tragen musste. Berührungsängste hatte er keine, auch weil ihr mutmaßlich lebensbedrohlicher Zustand gar keine zuließ. Der junge Zwerg verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, dass sie eigentlich weiblich war oder auch woher sie kam. Er hatte sie gefunden und musste ihr helfen, soweit war sein Empfinden völlig klar. Es war das, was man ihm beigebracht hatte. Letzten Endes das, was er von seinem Onkel gelernt hatte. Jemanden in einer Notlage durfte man nicht einfach so im Stich lassen, denn das war ehrlos. Selbst in dieser brenzligen Situation, in der er sich selbst befand, denn Ärger hatten sie wahrlich genug am Hals und das wusste Fili nur zu gut.
 

Doch das spielte jetzt alles keine Rolle. Der Zwergenmann war mit seiner zusätzlichen Last jedoch noch nicht all zu weit gekommen, als er plötzlich vertraute Stimmen in der Dunkelheit vor ihm vernahm...es waren seine Leute.
 

Was er jedoch nur begrüßen konnte, denn mit ihrer zusätzlichen Last, hätte er sich ja im schlimmsten Fall, noch nicht mal vernünftig gegen eventuelle Feinde verteidigen können. Er konnte die tiefe Stimme seines Onkels und die des Zauberers hören. Fili atmete innerlich deutlich auf. Oh ein Glück, damit musste er sich mit seinem eher unfreiwilligen Findlig wenigstens nicht mehr völlig allein herumschlagen und vielleicht wusste Gandalf sich ja einen Rat, was man weiter mit ihr anstellen sollte? Lediglich einige Sekunden später, tauchten bereits die Gestalten seiner Gefährten, aus der umliegenden Dunkelheit vor ihm auf, nur vom schwachen Mondlicht erhellt, jedoch gut sichtbar, schon allein durch den Größenunterschied. Der Zauberer überragte dabei alle um Längen und der Halbling? Nun ja, der war ein gutes Stück kleiner als die Zwerge. Man konnte sie deutlich miteinander diskutieren hören. Die schnelle, kehlige Zwergensprache derer sich Thorin und sein Bruder Kili gegenwärtig bediente, war für Fili ein allzu vertrauter Klang. Sein Onkel und sein Bruder stritten miteinander, wie so oft.
 

„Onkel ich sage dir, das was Fili da gefunden hat ist gefährlich, wir sollten es besser hier lassen! Bitte Onkel....hörst du?“ Kili versuchte mit allein Mitteln Thorin davon zu überzeugen, das Mädchen besser zurück zu lassen. Dieser wollte davon jedoch nichts hören, was Fili innerlich abermals unbewusst aufatmen ließ, zumindest vorerst, denn noch war nicht sicher, was weiter mit ihr geschehen sollte?
 

„Ach hör schon auf damit Kili, ich werde es mir erst ansehen und dann entscheiden und jetzt halt den Mund...ich sage was wir tun, hast du mich verstanden?“ Brummte der Zwergenkönig in einer Tonlage, die offenkundig keine Widerworte duldete, was sein Neffe in dem Fall zu respektieren hatte. Noch ehe Fili rufen oder auch reagieren konnte kam sein Onkel quasi direkt aus dem Nichts zu ihm, wobei er ihn ohne weitere Umschweife ansprach.
 

„Fili, ah da bist du ja! Hast du...?“ Thorin geriet kurz ins Stocken, die weitere Frage, ob er den Ork zwischenzeitlich erledigt hatte, erübrigte sich ohnehin, denn das was er statt dessen zu Gesicht bekam, verwunderte ihn mehr als genug.

„WAS ist das und wo in aller Welt kommt DAS da her?“ Fragte er seinen ältesten Neffen daher sichtlich verblüfft und nicht eben erfreut, als er die leblose Gestalt des Mädchens in seinen Armen gewahrte.
 

„Onkel hat Kili dir das nicht schon gesagt?“ Setzte der junge Zwerg indessen hastig und auch ein wenig angriffslustig an. Thorins Gesicht verzog sich indessen, fast sofort zu einer unübersehbaren angewiderten Grimasse, als Fili ihn darauf ansprach.

„WAS..was soll er mir gesagt haben?“ Hakte der deutlich Ältere von beiden, plötzlich sichtlich unwillig nach. Fili wollte abermals ansetzen
 

„Sie...na ja...ich denke...?“ Fing er an, doch er kam nicht weit. „Es ist das Kind des Fellwechslers und jetzt genug damit!“ Beendete eine andere Stimme urplötzlich, die unangenehme Diskussion. „Ach wie außerordentlich interessant, ich wusste ja gar nicht, dass es sich dabei um ein Mädchen handelt?“ Fuhr sie anschließend hörbar verwundert fort. Es war niemand anderes, als der Zauberer selbst, der offenkundig schon recht gut begriffen hatte, um was es hier eigentlich ging. „Was spielt das für eine Rolle, was oder wer das ist?“ Fauchte der Zwergenkönig erneut, diesmal eindeutig verstimmt, auch da ihm die ungewollt aufgezwungene Situation langsam gewaltig auf den Nerv ging.
 

Allmächtiger Schöpfer, wie konnte Fili es wagen einfach so mir nichts, dir nichts, mit diesem fremden Mädchen da aufzutauchen und das in ihrer Lage?! Hatte der Junge denn überhaupt nichts von ihm gelernt? Von solchen Dingen ließ man besser die Finger und wenn sie zudem noch weiblich waren allemal! Vor allem wen man nicht mal wusste, mit was man es eigentlich zu tun hatte? Dieses Ding da, war ihm unheimlich. Sollte in ihr wirklich eine...eine Art Tier stecken, so konnte es doch quasi jederzeit aus ihr herausbrechen? Hatte Gandalf ihn vorhin nicht selbst gewarnt, dass Fellwechsler gefährlich waren? Diese einfachen Grundregeln hatte er seinem ältesten Neffen doch lange genug eingebläut und jetzt kam der, mit so was daher spaziert einfach so, als wäre das, das normalste auf der Welt...völlig unverfroren.
 

Womit hatte er das nur verdient?
 

Das war es, was Thorin Eichenschild in diesem Augenblick blitzartig durch den Kopf ging. Aber natürlich war ihm ganz tief in seinem Inneren auch klar, dass man jemandem der dringend Hilfe brauchte, nicht einfach im Stich ließ. Im Grunde hatte der Junge ja völlig richtig gehandelt. Doch das konnte und wollte er sich nicht eingestehen, da es unweigerlich Ärger bedeutete. Wie sollten sie das Mädchen nur wieder loswerden? Sie war eine zusätzliche Bürde, die ihnen in dieser misslichen Lage gerade noch gefehlt hatte. Genau das war es worüber sich Thorin den Kopf zerbrach und keine vernünftige Antwort finden konnte...zumindest keine die für ihn in irgend einer Weise befriedigend war!

..gerettet?

Doch der Zwergenkönig sollte sich darüber nicht mehr länger den Kopf zerbrechen können, denn Fili riss ihn quasi mit Gewalt aus seinem unangenehmen Tagtraum heraus, indem er seinen Onkel schlicht und ergreifend erneut mit der Realität konfrontierte. Thorin fuhr augenblicklich hoch, ihm gefiel die Sache angesichts dieser Problematik, noch weniger als vorhin.
 

„Was weiß ich Fili, mach was du willst, du hast sie ja ohnehin schon hier angeschleppt, ohne zu fragen. Fellwechsler tzeeee....mich schaudert, wenn ich nur daran denke, was dieses Balg ist oder besser, was in ihm drin steckt. Das ist doch wider die Natur, wenn du mich fragst. Da kann Gandalf sagen was er will. Ich traue diesen halben Bären nicht über den Weg, jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass der Alte hier auftaucht und uns Ärger macht!“
 

Der Anführer der Zwerge verstummte, wobei er seinem Neffen forschend ins Gesicht sah, er konnte in der schwach vom Mondlicht erhellten Nachtschwärze nur Schemen erkennen und doch kannte er ihn mittlerweile so lange, dass er dessen schmalen Zug um den Mundwinkel nur zu gut deuten konnte. Fili war nicht seiner Meinung und nicht mit dem einverstanden, was er gesagt hatte, ganz und gar nicht. Was er ihm direkt im Anschluss auch deutlich verständlich zu machen versuchte.
 

„Das ist mir schon klar, aber was soll ich denn jetzt mit ihr anstellen Onkel? Willst du sie etwa hier lassen, in diesem Zustand? Dann stirbt sie garantiert, das ist eins was sicher ist und das kannst nicht mal du verantworten, so herzlos kann man nicht sein! Wenn du sie hier so hilflos zurück lässt, verzeihe ich dir das nie!“ Die Stimme des jungen Zwerges klang unüberhörbar anklagend. Er konnte und wollte seinen Onkel nicht verstehen. Fili war bewusst, dass Thorin im Grunde vollkommen recht hatte, dies war mit Abstand, die denkbar ungünstigste Situation, für eine solche Bürde wie diese. Zumal das Mädchen dabei ja eindeutig mehr dem Tode nah war, als dem Leben. Fili wusste nur zu gut, dass sie dazu alle selbst auf der Flucht vor der Orkmeute waren, die ihnen über das Nebelgebirge folgte und sie fast schon eingeholt hatte.
 

Was also sollten sie tun? Doch genau in dem Moment schaltete sich der Zauberer plötzlich unvermittelt ein. Der alte Mann klang hörbar ungeduldig, als er sprach.
 

„Thorin, der Junge hat recht, sie braucht Hilfe und zwar jetzt! Ich stimme dir in der Hinsicht zu, dass wir nicht viel Zeit übrig haben, das ist wahr, aber die wenige die wir haben, werden wir nicht nutzlos verschwenden! Fili bring sie her, ich will sie mir ansehen! Nun vielleicht kann ich herausfinden, was mit ihr los ist?“ Der Zwergenmann gehorchte sofort und ohne zu murren. Hastig rückte er sich seine Last noch einmal zurecht, wobei er ein paar zögernde Schritte in die Dunkelheit machte, um dorthin zu gelangen wo Gandalf stand. Der alte Mann wirkte ungewöhnlich angespannt und aufmerksam. Fili konnte es an der Art erkennen, wie er sich bewegte. Mittlerweile kannte er den Zauberer schon so gut, um das in etwa abschätzen zu können.
 

Als er bei ihm ankam, beugte sich Gandalf über ihn, um die junge Frau in seinen Armen genauer zu betrachten. Er legte seine Hand kurz über ihre Lippen, um zu erspüren, ob sie noch atmete. Ihr Atem ging zwischenzeitlich stoßweise und wurde sichtbar schwächer...ein leises Stöhnen drang aus ihrer Brust, kalter Schweiß ließ sich auf ihrer Stirn erfühlen, die dabei doch geradezu vor Hitze glühte. Das sah wirklich nicht gut aus. Gandalf wusste sich keinen Rat....er spürte instinktiv den bösen Zauber, der in ihr wütete, er konnte es über verborgene Kanäle erahnen, die keiner der Anderen wahr zu nehmen vermochte.
 

Das helle Licht von Arnor dessen Gebieter er war, war mächtig, aber an dieser Stelle leider völlig nutzlos. Doch was konnte man statt dessen dagegen unternehmen? Er war sich nicht sicher...vielleicht half ja eine Art Gegenzauber, der diesem Übel, entgegen wirkte, das so verdächtig nach Mordor stank. Ja, das konnte unter Umständen die Lösung sein! Er hatte nur eine Möglichkeit es herauszufinden, indem er es versuchte. Die leisen Worte die anschließend über seine Lippen flossen, waren daher also eindeutig elbischer Natur...Beschwörungsformeln in der weißen Sprache, nur sie konnten noch helfen, dessen war sich der alte Mann sicher....oder zumindest hoffte er es! Er konnte das Mädchen nicht einfach sterben lassen, nicht auf Beorns Land und nicht mit der Gewissheit, nicht wenigstens alles versucht zu haben, um es zu verhindern.
 

„Böser Zauber, der du Verderben bringst....weiche und gib sie frei!“

„Ümea lûth ye lô thaw tog …..Vanya ar anta se lerina!“
 

Es waren genau diese Worte die Fili hörte, als er bei dem Zauberer stand und die junge Frau seinem Instinkt folgend, dabei fest umklammert hielt. Er konnte nichts davon verstehen und doch spürte er, wie das Leben weiter aus dem noch immer leblosen Körper wich...der krampfhaft versuchte dagegen anzukämpfen und stetig schwächer wurde. Die Formeln, die der Zauberer fast lautlos vor sich hin murmelte, schienen nicht zu wirken, zumindest nicht so, wie dieser es sich insgeheim erhofft hatte. Gandalf richtete sich langsam auf. Er gab dabei einen leisen missfallen s Laut von sich, der verdächtig nach einem halb unterdrückten Fluch klang und selbst dem Anführer der Gruppe nicht entging, auch da dieser noch immer ganz in der Nähe war und derzeit versuchte die deutlich angespannte Lage wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Doch dann sah Fili, wie Thorin sich unwillkürlich straffte und sich beinahe sofort danach hastig zu ihm umdrehte, ehe er den Zauberer erneut ansprach.
 

„Wo ist Lyriel eigentlich abgeblieben Gandalf? Ich sags ja, nie ist dieses eigensinnige Frauenzimmer da, wenn man s einmal braucht! Ansonsten hat sie s doch auch so furchtbar wichtig, wenn jemandem was fehlt..oder irre ich mich da etwa?!“ Die tiefe Stimme des Zwergenkönigs klang deutlich verstimmt und ungeduldig und doch war es fast wie eine Erlösung für den jungen Zwerg, denn Filis Gesicht hellte sich schlagartig auf. Ja klar die Heilerin...warum er nicht gleich an sie gedacht hatte? Sie würde helfen können. Die Heilerin halbelbischen Blutes hatten sie vor einiger Zeit mehr oder minder durch Zufall in Bruchtal aufgelesen, wo sie bis dato gelebt hatte.
 

Die etwas eigensinnige Elfe, hatte sich dabei strikt in den Kopf gesetzt, einem Teil ihres Volkes, das im Waldlandreich lebte einen längst überfälligen Besuch abzustatten und ließ sich seither nicht mehr davon abbringen. In diesem Fall hatten sie also noch einmal, zusätzlich und höchst unfreiwillig Gesellschaft, in Form dieses ausgesprochen störrischen, rothaarigen Spitzohrs bekommen, das Filis Onkel seither schlaflose Nächte bereitete und das leider in so ziemlich jeder Hinsicht. Aber der nahezu unschlagbare Vorteil den sie bot, war eben jener, dass ihr Wissen zumindest in heilkundiger Hinsicht gesehen, fast allumfassend war, nicht mal Oin konnte da wirklich mithalten.
 

Fili trat von einem Fuß auf den Anderen, es war die einzige Möglichkeit sich im Moment die schmerzenden Beine zu vertreten, die sich langsam aber sicher unangenehm zu melden begannen. Der junge Zwerg sah kurz zu seinem Onkel und zuckte mit den Schultern, auch da er dessen Frage nicht beantworten konnte.
 

„Woher soll ich das wissen? Willst du nicht einen von den Anderen nachsehen lassen, wo sie abgeblieben ist? Vielleicht ist sie vorhin ja von einem dieser Wölfe aufgefressen worden? Zutrauen würde ich s diesen Biestern jedenfalls!“ Fili verstummte, wobei er sein Gesicht jedoch zu einer etwas zerknitterten Grimasse verzog, die eigentlich ein Lächeln sein sollte. Thorin seufzte leise, ehe er seinem Neffen antwortete.
 

„Hmm schön wär s, aber ich fürchte, das wird wohl ein Wunschtraum bleiben mein Junge! Kili los sieh nach, wo sie abgeblieben ist und schaff sie her...sofort wenn möglich! Hast du mich verstanden?!“ Das war unmissverständlich. Kili der unmittelbar neben seinem Bruder stand und die Sache mit dieser fremden Frau noch immer höchst misstrauisch im Auge hatte, seufzte ebenfalls leise, ehe er seinem Onkel, die gewünschte Antwort auf seinen Befehl erteilte.
 

„Na schön...bitte ganz wie du willst, ich werds tun, die Frage stellt sich dabei nur, ob es was bringt! Also ehrlich, die sieht nicht so aus, als ob es noch was nützen würde..oder!?“ Kilis Stimme hatte mit einem mal einen deutlich skeptischen Unterton angenommen. Sein älterer Bruder fuhr jedoch augenblicklich zu ihm herum, wobei seine Stimme dabei eindeutig wütend klang, als er den Jüngeren seiner Ansicht nach, auf s rechte Maß zusammen stauchte. „Du sollst nicht denken Kili, du sollst sie herschaffen und jetzt mach schon!“
 

Auch das war nicht zu überhören.
 

„Hnn...ich geh ja schon...!“ Murrte der jüngere Bruder anschließend zu recht und nicht eben erfreut, angesichts dieser nicht sehr netten Aufforderung, machte dann aber doch das, was man ihm aufgetragen hatte. Die Zeit verging dem jungen Mann schier endlos...zumindest kam es Fili so vor, denn das Mädchen wurde in seinen Armen immer schwerer und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Kili wieder auf der Bildfläche erschien. Als der zurück kam, war er aber glücklicherweise und eindeutig nicht allein. Er wurde dicht gefolgt, von einer eher zierlichen Frau, mit etwa schulterlangen Haaren, die einen dunkeln rötlichen Ton haben mochten und deren Alter in der Dunkelheit nur schwer abzuschätzen war. Ihre klare Stimme klang ganz im Gegensatz dazu noch sehr jung und recht angenehm, aber auch deutlich angespannt, als sie sprach.
 

„Ach da seid ihr ja, Kili hat mir eben gesagt, dass ihr jemanden gefunden habt?! Ein Mädchen...und sie braucht Hilfe, stimmt das? Mithrandir? Thorin?“
 

Der Zauberer schwieg weiterhin, es war der Zwergenkönig, der ihr antwortete. Er wirkte allerdings nicht sonderlich begeistert, angesichts der Tatsache, noch länger aufgehalten zu werden, als ohnehin schon.
 

„Es ist ganz offensichtlich das Kind dieses halben Bären von dem Gandalf vorhin gesprochen hat...und es hat sich wie es aussieht mit einem Warg angelegt. Zumindest sieht es ganz danach aus Lyriel!“ Die Elbenfrau straffte sich etwas, ehe sie erneut sprach. „Oh je das klingt nicht sonderlich gut, na ja mal sehen was sich machen lässt...wo ist sie?“
 

„Fili hat sie!“ Konterte Thorin indessen recht kurz angebunden. „Ah so! Und was ist jetzt...kann ich sie mir ansehen?“ Setzte die Heilerin daraufhin überraschend resolut nach.
 

„Komm!“
 

Das war alles, was Thorin dazu noch verlauten ließ. Ein paar Augenblicke später hatte die Frau, die beiden erreicht. Lyriel sah Filis Gestalt ganz plötzlich vor sich in der Dunkelheit auftauchen, die der Haltung nach zu urteilen, eindeutig auf die zusätzliche Last der Fremden hinwies. Die Halbelfe beeilte sich möglichst keine Zeit mehr zu verlieren, ohne weiter auf ihre Umgebung zu achten trat sie schließlich an Fili heran und sprach ihn an. Ihre Stimme klang dabei ungewöhnlich selbstbewusst, so als wüsste sie genau, was sie zu tun hatte.
 

„Fili, du kannst sie jetzt absetzen...im Stehen kann ich nicht arbeiten, würdest du sie kurz hinlegen? Bitte!“ Der junge Zwerg nickte und tat umgehend, was sie ihm gesagt hatte. Er ging in die Knie und legte das noch immer bewusstlose Mädchen so ab, dass er lediglich ihren Kopf stützen musste. Die Heilerin hatte ihm den Rest bereits behutsam abgenommen. Fili konnte ihre Hände zwar nicht sehen, merkte aber deutlich, wie flink sie sich bewegten. Lyriel war ab diesem Augenblick voll in ihrem Element...die Elfe hatte sich nicht lange mit unnötigen Floskeln aufgehalten, sondern bereits ihre Atmung geprüft, während ihre Hände sachte auf dem Herzen des Mädchens lagen.
 

„Mithrandir? Uhh was ist das? Habt ihr das etwa auch gespürt?“ Sagte ihre Stimme plötzlich tonlos ins Dunkel hinein, man merkte, dass sie ehrlich überrascht wirkte. Der Zauberer gab derweil einen kurzen Laut der Zustimmung von sich, ehe er sich anschließend eines besseren besann und ihr doch noch antwortete.
 

„Heilerin...das weiße Licht, ich fürchte nur das kann ihr noch helfen...ich hatte es mit einem anderen Gegenzauber versucht, doch der hat nicht gewirkt!“ Gandalf verstummte unwillkürlich, doch da setzte die Elfe bereits erneut an. „I Valar das hatte ich fast befürchtet! Nun gut ich will es versuchen....aber wenn ihr das auch nicht hilft, ist sie verloren, sie ist nicht so wie wir, das darf man nicht vergessen!“
 

Die ruhige Stimme der Heilerin wurde zögerlich und brach dann ab. Nur Augenblicke später begann das, was man im weitesten Sinne Zauberei nennen konnte. Lyriels Stimme hob sich in einem leisen Singsang hörbar über die Stille hinweg durch die Nacht. Es waren Worte, die ähnlich denen des Zauberers klangen...und doch war es nicht alles. Plötzlich begannen ihre Hände schwach zu glimmen, ein Leuchten das stetig heller wurde, bis es so hell erstrahlte wie die Sterne am Himmel über ihnen. Wärme und Geborgenheit strahlte das Licht aus, das aus ihrem Innersten kam und wenn man hinein sah, hatte man das Gefühl, davon getragen zu werden. Es war wie eine Brücke...die einem das Gefühl gab, sicher auf die andere Seite zu gelangen.
 

Die Heilerin ließ sich nicht ablenken...man konnte die elbischen Worte deutlich verstehen, die leise in die Dunkelheit flossen wie Wasser, das einem schmalen Flusslauf folgte. Fili der das Mädchen für die Heilerin in seinen Armen stütze, spürte wie ihr Körper dagegen anzukämpfen begann....ihre Atmung wurde schneller....und ganz plötzlich schlug sie ihre Augen auf, ein einziger durchdringender Schrei kam über ihre Lippen, dann sank sie erneut bewusstlos zurück in seine Arme. Lyriel richtete sich kurz danach auf, auch ihre Atmung ging keuchend, offensichtlich war es anstrengend gewesen, doch sie sah durchweg zufrieden mit sich aus, ehe sie zu sprechen ansetzte.
 

„Verdammtes Biest von einem Warg....das hatte uns gerade noch gefehlt. Aber ich glaube sie ist soweit über den Berg, zumindest habe ich das Gift unschädlich machen können, bevor es noch weiteren Schaden anrichten konnte, doch leicht war es nicht gerade, das muss ich schon sagen. Es hat mich fast alles gekostet. Der Zauberer hatte recht...es stank geradezu nach Mordor. Ich habe es deutlich gespürt, doch jetzt ist es vorbei. Wenn sie stark genug ist, wird sie es schaffen!“
 

Die Heilerin schüttelte sich kurz auch um, den üblen Nachwehen zu entgehen, die unweigerlich damit verbunden waren, wenn sie Anderen ihre Verletzungen nahm. Dann stand sie etwas verkrampft auf, wobei sie Fili jedoch gleichzeitig bedeutete, das Mädchen wieder aufzuheben. Woraufhin der junge Zwerg umgehend tat, was sie ihm aufgetragen hatte. Lyriel seufzte indessen leise, ehe sie fortfuhr.
 

„Ich fürchte, jetzt sollte sie schleunigst die notwendige Ruhe bekommen, die sie braucht um wieder ganz gesund zu werden und wir wohl einen geeigneten und vor allem sichern Schlafplatz für die Nacht!“
 

„Schön wärs...träum weiter Heilerin, ich fürchte den können wir uns wohl kaum leisten, zumindest nicht so, wie du ihn dir vielleicht wünschen würdest!“ Fuhr Thorin sie prompt aufgebracht an, da er wie durch Zufall immer noch neben ihr stand. Die Frau nahm es gelassen hin, wobei ihre klare Stimme jedoch einen etwas süffisanten Unterton angenommen hatte. „Das ist mir ehrlich gesagt, eigentlich so ziemlich egal Thorin. Hauptsache ich kann mich überhaupt irgendwo hinlegen und muss nicht im Stehen schlafen, was ich im Moment übrigens fast schon tun könnte, müde genug wäre ich dafür jedenfalls! Aber bin ja kein Ent! Also bitte? Was machen wir jetzt? Wie geht’s weiter? Du bist der Anführer und nicht wir...also triff eine Entscheidung, aber eine brauchbare, wenn s denn geht!“
 

„Gandalf bitte, kann einer dieser unmöglichen Frau den Hals umdrehen? Wenn s geht gleich, bevor ich es höchstpersönlich tun werde!“
 

Der Zwergenfürst war nahe dran, wirklich die Beherrschung zu verlieren und wahr zu machen, was er ihr eben unmissverständlich angedroht hatte. Doch noch ehe irgend jemand etwas darauf erwidern konnte, waren ganz plötzlich laute Stimmen zu vernehmen, die eindeutig näher kamen und dabei alles andere als erfreulich klangen. Es waren böse Stimmen in der Luft, die sich verdächtig nach der Meute anhörten, die ihnen folgte und noch etwas war zu vernehmen...es war das wütende Knurren eines riesigen wilden Tieres, auf das fast sofort ein lautes Brüllen folgte, das einem geradezu das Mark in den Knochen gefrieren ließ....
 

DER FELLWECHSLER!
 

Das war es, was in dem Augenblick wohl Thorin und Kompanie gleichzeitig durch den Kopf schoss und er war ganz in ihrer Nähe...was das hieß konnten sie allerdings nur raten!
 

Mit einem einizgen hastigen Satz war Dwalin, der zweitälteste Zwerg der Gruppe ganz plötzlich bei Fili angelangt, der alte Zwerg sah deutlich bestürzt aus.
 

„Los mein Junge gib schon her, ich nehm sie dir ab, für dich ist sie ohnehin zu schwer. Oh ha, ich glaube wir sollten zusehen besser schleunigst von hier zu verschwinden und das noch bevor wir diesen wütenden Bären am Hals haben!“ Diese Aussage galt eindeutig allen der Gemeinschaft und jeder wusste insgeheim, dass er recht hatte.
 

Fili wirkte angesichts dieser unangenehmen Aussage dennoch deutlich überrascht, übergab Dwalin das bewusstlose Mädchen dann allerdings, wenn auch nur zögerlich. Irgendwie hatte er das merkwürdige Gefühl, dass er nicht wollte, sie an jemand anderen abzugeben und wenn es sich dabei nur um so etwas banales wie das hier handelte. Doch der alte Zwerg fackelte nicht länger, er ließ Fili keine Zeit mehr um zu überlegen. Statt dessen stemmte er die junge Frau überraschend behutsam auf seine kräftigen Arme. Einen Moment lang betrachtete er sie dabei neugierig, ehe er Fili folgendes durch seinen Bart entgegen brummte.
 

„Hmmm ein ganz hübsches Ding, das du da gefunden hast, muss man sagen. Wo kommt sie her?“
 

Fili merkte wie er leicht rot wurde und heilfroh war, dass Dwalin es in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Wohingegen er anschließend ratlos mit den Schultern zuckte, ehe er ihm zögernd antwortete.
 

„Könnte man sagen Dwalin und nein keine Ahnung woher sie kommt. Ich....na ja sie war einfach da. Ahh...da war dieser Bär, der auf einmal keiner mehr war, weißt du? Es war wirklich eigenartig. Ich konnte sie ja nicht mal mehr fragen...sie hat ja fast sofort die Besinnung verloren!“
 

Dwalin sah ihn zweifelnd an, ehe er ihm antwortete.
 

„Nun ist ja auch egal, ich fürchte das ist jetzt ohnehin nebensächlich, besser wir verschwinden von hier, ehe dieser andere Bär uns zu Kleinholz verarbeitet. Also dem will ich lieber nicht über den Weg laufen! Und sollte das tatsächlich ihr Vater sein, na dann kannst du dich jetzt schon dafür beglückwünschen Fili! Also besser du machst was ich dir sage und setzt dich in Bewegung mein Junge und zwar sofort!“

in Sicherheit?

Das ließen sich die Zwerge und der Rest der Gruppe nicht zweimal sagen, der Zauberer war nur wenige Augenblicke später ebenfalls neben Dwalin aufgetaucht und hatte diesem, die knappe Anweisung erteilt, er möge ein Auge auf die beiden jungen Zwerge und das Mädchen haben. Dann war er auch schon wieder weg. Dwalin zögerte indessen nicht lang. Er scheuchte Kili und Fili hastig vor sich her, doch die beiden hatten inzwischen auch so verstanden.
 

Eigentlich wollte niemand diesem übelgelaunten Bärenmensch auch nur annähernd freiwillig in die Arme laufen, zumindest nicht in der deutlich unangenehmeren Form seiner Gestalt, was im übertragenen Sinn hieß, eindeutig die, die nicht menschlich war. Wie hatte der Zauberer so schön gesagt, als Bär war der Kerl gefährlich? Nun das musste man ja nicht unbedingt mit Absicht herausfordern und da sie zudem noch das Mädchen dabei hatten, das laut Aussage des Zauberers wohl unbestritten sein Kind sein musste, leuchtete das irgendwann auch dem Dümmsten ein. Also zögerte die Gruppe nicht länger, alle aber auch restlos alle, waren bestrebt möglichst schnell außer Reichweite seiner Pranken zu kommen und zudem den Orks die ihnen folgten, noch aus dem Weg zu gehen.
 

Gandalf der zwischenzeitlich voraus geeilt war, sah irgendwann wie durch Zufall ein kleines Haus vor ihnen aus der Dunkelheit auftauchen. Es musste unweigerlich dem Fellwechsler gehören. „Los, schnell kommt schon... da vorne ist ein Haus!“ Diese unüberhörbare Feststellung des alten Mannes machte allen Beine, nicht nur den beiden Jüngsten der Zwerge oder gar dem Schnellsten der Truppe, nein sogar der dicke Bombur übertraf sich beinahe selbst...der Zwerg mit dem auffallend roten Haarschopf und der zugehörigen entsprechenden Leibesfülle überflügelte nahezu alle, mit dem Gedanken an diesen extrem mies gelaunten Bär im Nacken, der die Orks die ihnen folgten offensichtlich schon gewittert hatte und weder auf die Zwerge, noch auf die Orkmeute besonders gut zu sprechen war.
 

Der dicke Zwerg war daher so ziemlich der Erste, der bei dem kleinen Häuschen ankam, das da ganz allein inmitten der Aulandschaft stand und eigentlich recht einladend wirkte. Nur wenige Sekunden später folgten ihm die Anderen. Der Reihe nach stolperten alle Mitglieder der Kompanie Eichenschild ins angenehm warme, aber doch etwas beängstigend fremde Dunkel des Hauses, das einen gewissen Schutz vor ihren Verfolgern versprach und nicht zu spät, denn nur eine Moment später, folgte draußen vor der Tür, ein markerschütterndes Brüllen. Der letzte der Gruppe, es war wohl Balin oder auch Bofur, konnte dem Bär gerade noch so die Türe vor der Nase zuschlagen und den schweren Riegel vorlegen, da fuhr auch schon eine heftige Erschütterung durch die mächtige mit Eichendielen beschlagene Holzfront, die unter den wütenden toben des Bären erzitterte.
 

„Na ich würde sagen, das war ja Haarscharf...oder was meint ihr?“ Bofurs etwas kratzige Stimme durchbrach nur wenige Augenblicke später die Dunkelheit und somit auch das angespannte schweigen der Gruppe, das noch immer aufdringlich, wie Drachenatem in der Luft hing.
 

„Kann man so sagen!“ Brummte Thorin anschließend nicht eben begeistert vor sich hin, auch weil er wohl wusste, dass ihnen, das nicht im Wesentlichen weiterhalf. „Immerhin kann das Biest hier nicht rein..zumindest im Moment! Fuhr Bofur um einiges erleichterter fort, ohne weiter auf Thorins mürrischen und recht kurz angebundenen Kommentar zu achten. „Ja aber wir auch nicht raus...Einfaltspinsel!“ Konterte der Zwergenkönig einen Moment später, abermals für ihn so typisch zwergenmäßig stur.
 

„Ach was, müssen wir das denn?“ Hakte Bofur derweil mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen nach.Thorin schnaubte und wollte erneut ansetzen, als der Zauberer die beiden sichtlich unwillig unterbrach. „Hört auf damit..alle beide! Das führt doch zu nichts, wir sind vorerst in Sicherheit! Alles andere ist erst mal nebensächlich und zählt nicht. Beorn wird sich bis morgen früh wohl schon wieder beruhigt haben. Also seht lieber zu, dass ihr euch bis dahin irgendwie nützlich macht und Lyriel, hilf Dwalin das Mädchen zu versorgen...sie hats sicher nötig!“ Die beiden angesprochenen zögerten nicht lange. Dwalin und die Heilerin waren sich in der Hinsicht ausnahmsweise einmal einig, auch wenn sie sich ansonsten nicht sonderlich ausstehen konnten.
 

Die einzige Frau der Gruppe, die zudem der Heilkunst mächtig war, übernahm fast sofort das Regiment, als sie dem alten Zwerg die knappe Anweisung erteilte, er möge das Mädchen doch besser an einen für es sicheren und vor allem um einiges bequemeren Ort schaffen wenn möglich. Was er nach einigem Murren dann auch tat. Durch Zufall hatten sie das Schlaflager entdeckt, das ganz danach aussah, als könnte es tatsächlich dem Mädchen gehören. Dwalin wuchtete die junge Frau also kurzerhand mit einigem Knurren und Fluchen auf das mit sauberen Stroh gedeckte Lager...wonach die Heilerin ihn nur Sekunden später energisch fort scheuchte, auch um nochmal ungestört und möglichst ohne irgendwelchen, nicht sehr hilfreichen dämlichen Männersprüchen ihrem Handwerk nachzugehen und nach ihr sehen zu können.
 

Noch immer gab das Mädchen keinen Mucks von sich, ihr Bewusstseinszustand hatte sich bisher nicht wirklich gebessert und Lyriel konnte nicht mit Sicherheit abschätzen, wann es denn wohl wiederkommen würde. Sie hatte ihr möglichstes getan dem Gift im Körper der Gestaltwechslerin entgegen zu wirken, doch das Mädchen wirkte noch immer sehr schwach. Derweil hielten sich die Anderen höflich zurück, niemand kam der Heilerin in die Quere der es nicht unbedingt musste, bis auf Fili dem das Mädchen wirklich aufrichtig leid tat, Er hatte sie immerhin gefunden und konnte sich nicht so recht mit dem Gedanken abfinden, sie zumindest nach seinem Empfinden zu urteilen, im Stich zu lassen und das, obwohl er genau wusste, dass die Halbelbin alles getan hatte, was sie konnte, um ihr zu helfen.
 

Es dauerte daher nicht lange, als sie ihn wie magisch angezogen, vor dem Lager des Mädchens stehen hatte. Der junge Zwerg war leise gewesen, weil er es nicht hatte wecken wollen und doch sah die Heilerin, seinem jungen und dabei überraschend sorgenvollen Gesicht schon von weitem an, dass er sich wirklich ernsthaft Gedanken um sie zu machen schien. Ganz entgegen seines jüngeren Bruders Kili, der insgeheim wohl heilfroh darüber war, nicht länger für das unheimliche Balg Verantwortung tragen zu müssen. Lyriel lächelte, es war ein fast nachsichtiges Lächeln, ehe sie Fili ansprach.
 

„Ihr macht euch, wie es den Anschein hat, offenbar wirklich Sorgen um sie junger Freund? Wisst ihr, man sieht es euch an, oder zumindest ich sehe es. Oh na schön, dann kommt schon her. Wenn ihr mögt, könnt ihr mir ein wenig helfen und etwas zur Hand gehen?“ Die Gesichtszüge des jungen Zwerges heiterten sich schlagartig auf und ein gewisses Leuchten trat in seine, für einen Zwerg ungewöhnlich blauen Augen, die manchmal...aber nur manchmal, aufs Haar denen seines Onkels glichen. Vor allem wenn Fili wütend war, konnte man die Familienähnlichkeit zwischen Thorin und ihm besonders gut sehen. In solchen Gelegenheiten war er seinem Onkel ziemlich ähnlich, was seiner Mutter Dis allerdings nicht immer gefiel. Doch in diesem Fall hatte der Ausdruck in seinen Augen einen anderen Grund, einen ganz anderen..
 

„Was wirklich..ich na ja, wenn ihr meint?“ Sagte er verblüfft, als er Lyriel spontan antwortete. Die Halbelbin lachte abermals amüsiert, doch dann wurde sie schlagartig ernst. Ihr Kommentar war entsprechend trocken. „ICH meine...also kommt, dann will ich euch zeigen was ihr tun könnt, damit ihr mir nicht nur nutzlos zwischen den Füßen herum steht, sondern wenigstens noch etwas sinnvolles tut!“
 

Fili hatte alle Mühe seine Verlegenheit zu verbergen, die ihn mit einem mal völlig ungewollt überfiel und von der er sehr schnell merkte, dass sich ein gewisser und völlig unerklärlicher Hauch von Röte über seine Ohren zog, doch das ignorierte die Elbin glücklicherweise vollkommen.
 

„Hier...ihr könnt euch nützlich machen und das Tuch weiter auf ihre Stirn drücken, das ich ihr zum kühlen des Fiebers aufgelegt hatte. Ich werde in der Zwischenzeit solange etwas frisches Wasser besorgen und seht zu, dass sie nicht friert..ich weiß nicht wie lange dieser Zustand noch andauern mag. Es kann in ein paar Stunden vorbei sein, aber es kann im schlimmsten Fall auch noch Tage dauern, was ich aber nicht hoffe...da dies für uns eine Katastrophe darstellen würde, auch da wir spätestens in ein oder zwei Tagen wieder fort müssen. Ich könnte ihr somit nicht mehr helfen!“
 

Mit diesen ziemlich deutlichen, wie ernüchternden Worten stand die Heilerin auf und überließ Fili kurzerhand ihren Platz, wobei sie ihm das feuchte Tuch in die Hand drückte, das inzwischen ganz schön Wärme vom Fieber gezogen hatte, das noch immer in dem Mädchen brannte. Fili beeilte sich ihren Platz einzunehmen und das zu tun, was sie ihm gesagt hatte. Lyriel kam jedoch nicht gleich wieder und da es zwischenzeitlich spät in der Nacht war...und der junge Zwerg vor Müdigkeit eigentlich kaum noch stehen konnte, geschah was eigentlich nicht hätte geschehen dürfen.
 

Fili schlief vor schierer Müdigkeit übermannt, am Lager des Mädchens ein, seine Hand rutschte ab und er somit gleichzeitig ungewollt von seinem Platz, wobei es sich so ergab, dass er halb vorne über sank und fast im Liegen weiterschlief. Als Lyriel einige Zeit später wiederkam, um ihn abzulösen, sah sie dass er eingeschlafen war. Sie wollte ihn wecken und schüttelte ihn daher recht heftig, konnte den jungen Mann jedoch um nichts in der Welt wach bekommen. Also ließ sie ihn eben schweren Herzens weiter schlafen, wobei sie vorsichtshalber vom Fußende des Lagers aus ein wachsames Auge auf beide hatte. Doch irgendwann wurde es hell, der Morgen graute und auch sie konnte der Müdigkeit nicht länger Einhalt gebieten. Lyriel schlief ebenfalls ein wo sie war...
 

Fili schreckte irgendwann im Morgengrauen jedoch ganz plötzlich mit der Erkenntnis hoch, deutlich gehört zu haben, wie jemand ihn ansprach...jemand völlig fremdes, denn die Stimme kannte er nicht und als er sich hastig aufrichtete, sah er abermals in diese ungewöhnlich faszinierend, bernsteinfarbenen und völlig verblüfften Augen des Mädchens, das er gefunden hatte. Sie war offenkundig zu Bewusstsein gelangt und starrte ihn, als für sie natürlich völlig Fremden total verstört an.
 

„Ahh..ihhh...wa ...wer...wer seid ihr denn?“
 

Fragte ihn ihre helle Stimme beinahe im selben Atemzug komplett verdattert, noch ehe er in der Lage war ihr etwas zu antworten.

kennenlernen mit Hindernissen

Der junge Zwerg fuhr augenblicklich deutlich verwirrt von seinem Platz hoch, auch da er merkte, dass er und sie im Moment offenbar wohl die beiden Einzigen waren, die nicht mehr schliefen. Es war zudem noch nicht ganz hell geworden und von den anderen Mitgliedern der Gruppe, rührte sich bisher ebenfalls keiner. Fili traf die Erkenntnis etwas unangenehm, zumal er zunächst nicht so recht wusste, was er ihr darauf sagen sollte. Aber dann straffte er sich eilig, da ihm glücklicherweise doch noch etwas halbwegs vernünftiges eingefallen war.
 

„Ich ahh...hmm...erinnert ihr euch wirklich nicht mehr an mich? Ich habe euch gestern Nacht doch vor den Orks gerettet, die euch angegriffen hatten?“ Seine Stimme klang etwas unsicher. Die junge Frau sagte noch immer nichts, aber man sah deutlich, wie sich ihre schwarzen Augenbrauen skeptisch in die Höhe zogen und es hinter ihrer Stirn fast fieberhaft zu arbeiten begann. Einen Moment später ließ sie sich dann aber doch noch herab, ihm etwas zu entgegnen.
 

„Ihr...mich? Ach wirklich? Wo?“ Hakte sie anschließend entsprechend ungläubig und recht angriffslustig nach, wobei sie Fili mit ihren eigenartig rötlich braunen Augen genau taxierte, was ihm einen etwas unangenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Na draußen am Fuß des Bergrückens...wisst ihr nicht mehr, die Orks...und und der Warg?“ Fili verstummte sichtlich verlegen, ihm fiel einfach nichts mehr ein, was er noch zu ihr hätte sagen sollen, das die Situation erklären konnte, in der er sie gefunden hatte, auch da er instinktiv spürte, dass sie sich offenbar wirklich nicht mehr daran erinnern konnte, was geschehen war. Zumindest nicht im Moment.
 

Lyrêa schüttelte indessen wie auf Knopfdruck bedächtig, wie nachdrücklich den Kopf. „Ich habe nicht die geringste Ahnung wovon ihr sprecht und was ihr hier von uns wollt noch weniger...wer oder was auch immer ihr sein mögt Fremder? Daher rate ich euch im Interesse eurer Gesundheit besser schleunigst von hier zu verschwinden, noch ehe mein Vater zurück kommt. Denn der ist in der Regel auf Fremde nicht besonders gut zu sprechen und schon gar nicht auf solche, die dazu auch noch einfach so ungebeten in unser Haus eindringen, wie ihr es offenkundig getan habt!“
 

Ihre Augen starrten ihn weiterhin unerbittlich an. Lyrêa war sich fast zu hundert Prozent sicher, dass ihr dieser Fremde, nur um sich selbst zu schützen eine saftige Lüge aufzutischen versuchte. Aber etwas hinter ihrer Stirn versuchte ihr auch angestrengt mitzuteilen, dass sie ganz eindeutig, einige wichtige und bestimmte Details der vergangenen Nacht, nicht mehr richtig zusammen setzen konnte. Zum Ersten hatte sie keine Ahnung, wie sie in ihr Bett gelangt war, da sie sich zumindest noch dunkel daran zu erinnern vermochte, vorher an der Wasserstelle gewesen zu sein, um sich dort zu waschen. Doch alles was sich danach zugetragen hatte, war auf ihr fast unerklärliche Weise wie weg geblasen...so als hätte ihr Verstand es einfach absichtlich gelöscht.
 

Die Gestaltwechslerin versuchte sich kurzerhand aufzusetzen. Doch noch ehe sie sich ganz in die Senkrechte heben konnte, merkte sie schon, wie ihr Schädel auf einmal heftig zu dröhnen anfing, sie hatte furchtbare Kopfschmerzen und wusste nicht wovon. Leise stöhnend, versuchte sie sich dennoch ganz aufzusetzen. Fili beobachtete die junge Frau dabei aufmerksam, er ließ sie nicht aus den Augen. Als sie halbwegs saß, wagte er es erneut sie anzusprechen. „Geht es euch nicht gut? Nun ja ..ihr seht immerhin ziemlich schwach aus, wenn ich das anmerken darf?“ Fili verstummte er wirkte etwas ratlos, wobei das Mädchen unwillkürlich und sichtlich aufgeregt hochfuhr.
 

„Mir geht es ausgezeichnet...und jetzt lasst mich gefälligst in Ruhe, mit eurem einschmeichelnden Geschwätz Fremder!“ Im selben Moment als sie dies sagte, versuchte sie energisch aufzustehen und stellte dabei höchst verblüfft fest, dass sie da offenkundig Sachen am Leib trug, die beileibe nicht ihr gehörten! „Wa..aber aber was ist..?“ Sagte sie erschrocken, als sie es bemerkte. „WAS, ist was? Etwa dass ihr immer noch meinen Mantel tragt holde Jungfer? Nun wenn ihr nichts dagegen habt, hätte ich den aber gerne wieder, bevor ihr uns alle von der Schwelle dieser Türe jagt!“ Entgegnete Fili ihr sichtlich belustigt und entsprechend zynisch. Das Mädchen sah ihn an, sie wirkte inzwischen vollkommen verstört.
 

Erneut versuchte sie hastig aufstehen. Doch noch ehe sie richtig stand, versagten ihre Beine ihr abermals den Dienst, sie drohte zu fallen. Fili der es fast geahnt und entsprechend schnell reagiert hatte, versuchte sie aufzufangen, auch um schlimmeres zu verhindern und in dem Augenblick, als sie sich beide berührten...war es gerade so, als würden die Bilder der vergangenen Nacht, sich wie aufgereiht in ihrem Kopf abspulen. Lyrêas Blick war mehr als durcheinander, als er abwechselnd auf ihn und die Heilerin fiel, die noch immer friedlich und völlig unbeeindruckt angesichts dessen, was hier vor sich ging am Fußende ihres Bettes, den Schlaf der Gerechten schlief.
 

„Ich..ich erinnere mich...hauchte die junge Frau plötzlich leise und sichtlich bestürzt in seine Richtung, wobei sich ihr Blick staunend auf ihn richtete. „Da..da war ihre Stimme in der Dunkelheit...ich habe sie gehört. Sie war so weich und so warm...sie..sie wollte mich zurückholen. Ahhh oh nein, jetzt fällt es mir ein, die Orks...natürlich. Ihr wart da, ich habe euch gesehen. Ihr habt verhindert, dass er mich töten konnte!“ Lyrêas Hände fuhren erschrocken an ihr Gesicht, ja sie erinnerte sich an ihn und an diese unglaublich stechenden blauen Augen, in die sie sah, ehe sie die Besinnung verloren hatte.

„Was seid ihr?“ Fragte sie ihn anschließend schon sehr viel gemäßigter, wobei es allerdings noch immer etwas argwöhnisch klang. Fili war indessen unsicher, wie er ihr weiterhin begegnen sollte, diese Frau war so ziemlich das unberechenbarste Geschöpf, was er bis dato jemals zu Gesicht bekommen hatte.
 

„Ah euer Lebensretter vielleicht?“ Konterte er so etwas lax, auch weil ihm ihre deutlich spürbar vorsichtige Art, ziemlich auf den Nerv ging. „Ich habe euch nicht gefragt was ihr getan habt, sondern wer ihr seid Fremder?“ Fauchte sie prompt ebenso zynisch als Antwort, womit er jedoch fast gerechnet hatte. Fili straffte sich also kurz, ehe er ihr etwas entgegnete.

„Nun wenn ihr es so wollt...mein Name ist Fili und ich bin ein Zwerg aus den Ered Luin, den blauen Bergen!“
 

Lyrêa bekam augenblicklich große Augen angesichts dieser Aussage. Gehört hatte sie schon mal davon, ihr Vater hatte ihr erklärt, dass in Mittelerde verschiedene freie Völker lebten...also nicht nur Menschen, so wie sie selbst welche waren. Doch gesehen hatte sie die Vertreter dieser Völker noch nie zuvor und lebendig schon gar nicht. Einen echten Zwerg vor Augen zu haben, nun das war da schon eine ganz andere Sache. Viel lieber hätte sie in ihrem Leben jedoch einmal einen Elben zu Gesicht bekommen. Diese mussten so...so unglaublich schön und edel sein, dass es wohl nicht in Worte zu fassen war. Die junge Frau war sich indessen nicht ganz sicher, was sie jetzt mit dem ihr völlig fremden Zwerg an ihrem Bett anfangen sollte? Der zudem noch eine ganz ansehnliche Figur abgab, wenn sie ehrlich zu sich selbst war. „Ach ja...und und wer sind die anderen Gestalten alle, die ihr da mit angeschleppt habt?“ Fili konnte sich ein Lachen kaum verkneifen, als er abermals zu sprechen ansetzte um ihr zu antworten.
 

„Nun DAS sind meine Freunde...mein Bruder Kili und mein Onkel..Thorin Eichenschild!“
 

Lyrêa überlegte kurz. „WAS etwa alles Zwerge wie ihr?“ Sagte sie anschließend entsprechend ungläubig. Nun musste Fili wirklich herzlich lachen, angesichts dessen, was sie darüber für ein Gesicht zog. „Nein wirklich nicht alle...ahhh ich glaube, ihr habt den Halbling, den Zauberer und die Elbe vergessen, die euch letzten Endes das Leben gerettet haben.“
 

Die Gestaltwandlerin fuhr herum. „Was sprecht ihr da etwa von der Frau?“ Sagte sie leise, wobei sie auf die noch immer tief schlafende halb Elfe deutete. Fili nickte indessen knapp. „Genau die meinte ich...ihr Name ist Lyriel. Ihr könnt euch getrost bei ihr bedanken wenn sie aufwacht, ich glaube sie hat das Fieber von euch genommen, das ihr euch von dem Wargbiss zugezogen habt.“
 

„Ahh der Warg ja ich erinnere mich...eine schlimme Sache, ich war im Grunde viel zu unvorsichtig. Das wird nicht wieder geschehen, das ist eins was sicher ist!“ Ihre klare Stimme klang einen Hauch trotzig, als sie dies sagte, was aber offenbar nicht ihm gegolten hatte. Es war wohl eher so, dass sie dies für sich allein fest gestellt hatte. Fili sah die junge Frau an, die da so unschlüssig und deutlich fröstelnd, auf sichtlich wackligen Beinen vor ihm am Fußende ihres Lagers stand und offenbar nicht so recht wusste, wie sie mit dieser Situation weiter umgehen sollte.
 

„Was ist nun, wollt ihr mir meinen Mantel denn nicht endlich wiedergeben, bevor ihr uns allesamt vor die Türe setzt Lyrêa?“ Fragte er sie daher etwas provokativ, auch um eine gewisse Reaktion von ihr zu erzwingen. „Was etwa weil ihr glaubt, ich würde euch dann wirklich sogleich von der Schwelle dieses Hauses jagen, das meinem Vater gehört?“ Fuhr sie ihn entsprechend zornig an, wobei sich trotzdem ein leichter unübersehbarer verlegener Rotschimmer auf ihre Wangen legte, der auch dem jungen Mann nicht entging.
 

„Na schön ganz wie ihr wollt. Ihr könnt ihn gerne wieder haben, ich brauche ihn nicht mehr...Zwerg! Wozu habe ich denn ein eigenes Fell, das mich wärmen kann?“ Fuhr sie überdies sichtlich gereizt fort und machte mit diesen Worten tatsächlich Ernst. Fili war zwischenzeitlich völlig schockiert, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Der junge Zwerg fuhr erschrocken in sich zusammen, als das deutlich wütende Mädchen tatsächlich im Begriff war, seinen Mantel direkt vor seinen Augen aufzuknöpfen, um ihn auszuziehen und was das bedeutete war selbst dem dümmsten aller Zwerge klar. Zumal er sicher wusste, dass sie darunter nichts, als ihre bloße Haut trug.
 

„Wa...was seid ihr etwa verrückt geworden? Das war nur ein Scherz..lasst ihn an um Himmels Willen! Ich bitte euch!“ Konnte er gerade noch so herausbringen, ehe sie ihm das Ding tatsächlich um ein Haar in die Arme gedrückt hätte. Lyrêa hielt unwillkürlich an...oder besser ihr Verstand setzte wieder ein. Ihr Blut war so leicht reizbar, wie das ihres Vaters, die junge Frau hatte daher fast ohne nachzudenken gehandelt, doch indem kam ihr selbst wieder ein, was sie da eigentlich im Begriff gewesen war zu tun. „Was wollt ihr eigentlich Zwerg? Wisst ihr s jetzt bald?“ Fauchte sie ihn aus diesem Grund anschließend entsprechend giftig an. Fili wusste indessen kaum wie ihm geschah..so was dreistes wie das da, war ihm noch nie zuvor untergekommen.
 

„N..nein...ich ahmm...ihr könnt ihn behalten...vorerst zumindest!“ Hakte er entsprechend verdattert nach.
 

Lyrêa die sich in dieser Hinsicht keinerlei Schuld bewusst war und zudem keinerlei Ahnung davon hatte, dass sie als weibliches Wesen doch eine gewisse und nicht ganz kleine Wirkung auf ihn erzielte, die ihr in dem Augenblick jedoch nicht bewusst war...konnte beim besten Willen nicht verstehen was mit ihm los war. Was wollte dieser Zwerg denn nun...seinen Mantel ja oder nein?
 

„Ihr seid schon ein komischer Kauz...wisst nicht mal was ihr wollt!“ Konterte die junge Frau daher entsprechend zynisch, wobei sie die Knöpfe wieder zu verschließen begann. Ihre dunklen rötlichen Augen ließen ihn dabei nicht los und Fili hatte just das eigenartige Gefühl, Beute eines unsichtbaren Raubtieres zu sein, das ihn im Dunkeln aus irgend einem Versteck heraus belauerte. Ihre ganze Aura bestand auf einmal für ihn völlig unbegreiflich, aus diesem unsichtbaren Zauber, der ihm einerseits Angst machte, ihn aber andererseits auch ungemein zu faszinieren begann. Ihrer animalischen Anziehungskraft nicht bewusst, mit der sie ihn ungewollt mehr und mehr zu fesseln begann, tat Lyrêa jedoch das, was ihr in dem Moment als das einzig Richtige erschien...sie sagte ihm einfach das, was ihr durch den Sinn ging.
 

„Nun gut, da ihr mich gestern Nacht offenkundig wirklich vor meinem Verderben bewahrt habt Herr Zwerg, will ich euch helfen...und eure Freunde zum Dank dafür als unsere Gäste einladen. Ich hoffe ihr könnt dies annehmen und mir vertrauen. Gestaltwechsler wie ich sind vielleicht nicht die vertrauensseeligsten Geschöpfe auf dieser Welt, aber wir sind ehrlich...das wollte ich damit eigentlich zum Ausdruck bringen und darauf habt ihr meine Hand!
 

Wollt ihr sie annehmen?“
 

Der junge Zwerg sah sie sprachlos an. Woher der plötzliche Sinneswandel, der ihm nun doch etwas merkwürdig vorkam, aber hatten sie denn eine andere Wahl? Nein, die hatten sie nicht, also tat er, was er für richtig hielt. Er ergriff ihre Hand, die wie er dachte ein wenig mehr zitterte, wie sie es vielleicht müsste und antwortete ihr ruhig.
 

„Das will ich sehr gerne...und ich hoffe, dass ihr mir im Gegenzug ebenso vertrauen könnt, denn ich will euch nichts böses! Lyrêa Beorns Tochter.“

kennenlernen mit Hindernissen 2

einige Zeit später...
 

Inzwischen war es hell geworden und auch die anderen Mitglieder, der Gemeinschaft Thorin Eichenschild längst aufgewacht. Vom Fellwechsler selbst, gab es bisher noch immer keine nennenswerte Spur zu entdecken. Statt dessen hatten sie die junge Frau vor Augen, die sie in der vergangenen Nacht auf ihrer Flucht vor der Ork Meute durch Zufall gefunden hatten und die wie es sich heraus stellte, tatsächlich des Gestaltwechslers Kind war...was zudem nicht jedem gefiel und Filis Onkel schon gar nicht. Thorin traute diesen, in seinen Augen abartigen Kreaturen schlicht nicht über den Weg, aber er ließ es sich nicht offen anmerken. Auch da der Zauberer allen nochmals eindringlich eingebläut hatte, besonders höflich zu sein, sollte Beorn auftauchen, was früher oder später sicher der Fall sein würde. Doch mit der Auffassung, dass diese Fellwechsler oder was immer sie sein mochten, merkwürdig oder gar gefährlich waren, war er beileibe nicht allein.
 

Lyrêa hingegen war üblicherweise nicht so schüchtern und das, obwohl sie und ihr Vater weitest gehend alleine lebten und selten bis gar keinen Kontakt zu anderen Lebewesen außer zu ihren Tieren hatten. Doch die vielen Fremden in ihrem Haus, die sich für ihre Begriffe so in etwa, wie eine Meute wilde Tiere anfühlten und sich in ihren Augen dazu auch noch wie solche benahmen...verunsicherten sie doch und zwar ziemlich. Sie stand daher emotional gesehen unter hohem Druck. So etwas wie das, war sie nicht gewohnt. So viele fremde Personen und das noch auf engstem Raum, gab es bisher noch nie in ihrem ganzen Leben.
 

Aus diesem Grund versuchte sie den Zwergen so gut es ging aus dem Weg zu gehen und sich ansonsten so normal zu geben, wie es ihr möglich war. Zumal sie bis jetzt keinerlei Gelegenheit gehabt hatte, nach sich selbst oder auch anderweitig nach dem Rechten zu sehen und somit noch immer gezwungenermaßen, den verwünschten Mantel dieses Zwergenmannes am Leib trug, der sie gefunden hatte. Sein Geruch, der dazu mehr als überdeutlich an dem Kleidungsstück haftete, war intensiv und fremdartig, aber irgendwie auch im höchsten Maße irritierend für sie...etwas war in seinem Schweiß, das sie ungewollt anzog, aber sie wusste nicht was, oder gar woran das lag? Mittlerweile spürte sie auch ihre Schulter wieder und zwar recht unangenehm, sie pochte und ziepte und ließ ihr keine Ruhe.
 

Der Wargbiss war zwar inzwischen zwar fachkundig versorgt...verheilt aber noch lange nicht. So hielt sie sich instinktiv an die einzige Frau der Gruppe, die ihr zudem etwas mehr Vertrauen einflößte, als all die fremden Männer zusammen. Lyriel lächelte unwillkürlich, als sie das sichtbar verunsicherte junge Ding auf sich zukommen sah. Sie war hübsch...ja genau das war es, was der überraschten Elfe ungewollt durch den Kopf ging, als sich ihr das, für einen Gestaltwechsler ungewöhnlich zierliche Mädchen barfuß und sichtlich vorsichtig näherte.
 

Ihr beinahe hüftlanges schwarzes Haar, leuchtete in etwa, wie eine wilde dunkle Flamme im schwachen Widerschein des Kaminfeuers, das sie eigens für ihre Gäste angezündet hatte. In erster Linie, damit sie sich alle nach der kalten Nacht aufwärmen und auch etwas essen konnten. Lyrêa bewegte sich dazu auch auffällig anders, als alles was die Halbelbin bis dahin im Allgemeinen gesehen hatte. Ja ihr ganzer Gang war, als würde sie schweben, es wirkte ungefähr so, als würde sie die Erde gar nicht mit den Füßen berühren.
 

„Geht es euch gut?“ Fragte sie die junge Frau daher mit einem nachsichtigen, wie neugierigen Lächeln auf den Lippen, als sie bei ihr ankam. Lyrêa sah die Elfe etwas skeptisch an, wobei sich ihre dunklen Augenbrauen sichtbar hoben, ehe sie ihr antwortete. „Ja danke Heilerin, ich weiß, was ihr für mich getan habt, dafür wollte ich euch noch einmal danken. Ich denke, dass ich ohne euch vermutlich nicht mehr am Leben wäre. Mein Körper hat offenbar selbst keine Abwehrmechanismen gegen das Böse in diesem Wargspeichel bilden können. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich wohl sofort geflohen, doch mein Vater hat dies vor mir verheimlicht. Vermutlich dachte er nicht daran, dass ich jemals in eine solche Situation geraten könnte, oder vielleicht hat er es auch schlicht nicht gewusst.
 

Nun wie auch immer, eine andere Erklärung kann ich euch im Moment dafür nicht geben.“ Die Elfe lachte leise ehe sie sprach. „Nun dann seid froh, dass euch unser junger Freund dahingehend also vor Schlimmeren bewahren konnte.“ Lyrêa geriet kurz ins Stocken. „Wa..aber wen meint ihr?“ Fragte sie die Halbelbin entsprechend verblüfft. Doch als sie kurz darauf Lyriels amüsiertem Blick folgte, der unzweifelhaft zu den Männern am anderen Ende des Tisches hinüber wanderte, an dem sie beide selbst standen, wusste sie auf einmal genau, wen sie damit gemeint hatte. Es war niemand anderes, als der junge Zwerg, mit dem hellen blonden Haarschopf und den ungewöhnlich strahlend blauen Augen.
 

Der sich ihr heute Morgen mit dem Namen Fili vorgestellt hatte und zudem, so als ob es das Schicksal wollte, genau im selben Augenblick in ihre Richtung sah. Ihre beiden Blicke kreuzten sich zufällig und sie konnte ein deutlich schiefes, wie auch verlegenes Grinsen von ihm auffangen, das ihr abermals und augenblicklich, die Gesichtsröte in deutlich sichtbaren Spuren heftig auf die Wangen trieb...und von der sie verdammt nochmal nicht die geringste Ahnung hatte, woher die auf einmal so plötzlich kam?
 

Lyrêa war trotz ihres für einen Menschen schon recht fortgeschrittenen Alters noch niemals zuvor verliebt gewesen, woher hätte sie dann also wissen sollen, was solche Gefühle denn auslösen konnte? Und vor allem wer? Die Elfe lachte gutmütig, als sie es sah. „Ach nun kommt schon Lyrêa, Kind ihr wollt mir doch nicht ernsthaft weiß machen, ihr wüsstet nicht von wem ich spreche? Denn wenn ich in euer Gesicht sehe, dann ist mir alles klar.“ Sagte sie anschließend leicht belustigt zu dem Mädchen. Lyrêa straffte sich und schenkte ihr zum Dank einen trotzigen Blick, ehe sie ihr unüberhörbar und ruppig antwortete.
 

“Nichts...nichts ist klar...gar nichts! Ach ihr habt doch keine Ahnung Heilerin! Was wisst ihr denn schon über uns? Gestaltwechsler wie wir leben in der Regel ein einsames Leben und ein hartes. Gefühle können wir uns nicht leisten, also verschont mich mit derlei unnützen Sentimentalitäten, die zu nichts führen außer Schmerz und Verlust!“ Mit diesen einerseits harten, wie treffenden Worten drehte sich die junge Frau plötzlich abrupt auf dem Absatz herum und ließ die Elfe einfach stehen, die ihr irritiert hinterher sah und in dem Moment nicht recht wusste, wie ihr geschah oder was sie schlimmes angestellt hatte, um eine solche Reaktion des Mädchens hervor zu rufen. Lyrêa jedoch achtete nicht weiter auf ihre Umgebung...ihr Blut war wieder einmal merklich ins Kochen geraten. Ja was wussten diese fremden Eindringlinge denn schon über sie und ihre immerwährende Einsamkeit? Das was sie verloren hatte? Nichts, rein gar nichts und in dem Augenblick wollte sie daher nur eins, dass sie verschwanden und zwar am Besten sofort!“
 

Ein heftiges bedrohliches Knurren aus einer deutlich nicht menschlichen Kehle, riss sie wenige Augenblicke später allesamt erschrocken von ihren Sitzen am Tisch hoch...alle Augen richteten sich auf das, was sich da an dessen Ende abspielte...
 

...es war just der selbe Moment, in dem Lyrêas Verstand ihr eindringlich zu verstehen gab, dass sie wie immer allein war, allein mit sich und dem Schmerz in ihrem Herzen und dem in ihrer Schulter, der so groß war...so groß und nichts als Verzweiflung brachte. Ihre zögernden Schritte führten sie vom Tisch weg...weg von der Elfe, weg von diesen beängstigenden Fremden, die sie bedrängten. Die junge Frau merkte noch, wie sie den Mantel des jungen Zwerges, wie in Trace zu öffnen begann...wenige Augenblicke später fiel er und noch in der selben Sekunde, als er den Boden berührte, verspüre sie schon die vertraute Wärme ihres anderen Körpers, der ihr die nötige Sicherheit versprach...ja das war es, was Lyrêa ausmachte, das war es, was sie wirklich war...ein wildes Tier.
 

Die Männer indessen sahen derweil beinahe allesamt das Selbe. Sie sahen die Gestaltwandlerin, die sich auf einmal von der Elfe abwandte, sich wortlos umdrehte und dann fiel nur Sekunden später das, was was sie bis dahin noch am Leib getragen hatte. Sie sahen den nackten Rücken des Mädchens...und dann...und dann...geschah es. Keiner, außer vielleicht noch der Zauberer konnte seinen Augen trauen...sprachloses Staunen, Angst und Verwirrung folgte, ja stand sichtbar in allen Gesichtern geschrieben. Das wilde Knurren, das aus ihrer Kehle drang, ließen jedoch so ziemlich jedem der Zwerge die Knie schlottern...nicht nur dem Halbling allein...nein sogar dem ansonsten sehr couragierten König der Zwerge, war in dem Moment alles andere als wohl in seiner Haut, als sich das Mädchen quasi vor seinen Augen in ein wildes, unberechenbares Tier verwandelte. Einzig und allein die Elfe hatte sich etwas besser im Griff.
 

„Lyrêa lasst das, es hilft euch auch nichts! Kommt schon, wenn ihr Schmerzen habt, dann ist es besser, ich sehe es mir noch einmal an...ihr macht uns Angst. Ich bitte euch. Gebt uns keinen Grund euch zu verletzten. BITTE!“
 

Mit diesen Worten trat sie mutig und ohne weiter nachzudenken spontan an das Mädchen heran, das dieser riesige schwarze Bär, bis eben noch gewesen war und das auch immer noch in ihm stecken musste. Ihr Verstand konnte sich doch nicht ganz verabschiedet haben, nun ja das hoffte die Elfe zumindest. Lyriels Gedanken überschlugen sich geradezu, als sie dem Tier so nahe kam, dass sie es berühren konnte. Aber als sich ihre warmen Hände tatsächlich nur Sekunden später, in das weiche, schwarze Fell gruben, gab das Tier ein ganz merkwürdiges untierhaftes Geräusch von sich...es war fast wie ein Brummen...das sich zu einem leisen Stöhnen wandelte...und...nur Augenblicke später sahen die Heilerin, große dunkle rötlich braune Augen vollkommen verstört an.
 

„WAS...was habt ihr mit mir gemacht? Wieso habt ihr mich berührt? Da..das dürft ihr nicht...hört ihr mich? Das dürft ihr nicht!“ Flüsterte das Mädchen leise und sichtlich verzweifelt, ehe es in ihren Armen erneut bewusstlos zusammen brach. Fili war eigentlich schon fast auf dem Sprung, als die Halbelfe ansetzte und ihn ziemlich brüsk zurück an seinen Platz wies.
 

„ALSO? Was gibts da so blöde zu glotzen Männer, etwa noch nie einen Bären ohne Fell gesehen? Was ist, habt ihr nicht gehört? Lasst uns allein...sofort!“ RAUS und zwar auf der Stelle...habe ich mich dahingehend klar genug ausgedrückt? Ich sagte ihr sollt verschwinden Mannsvolk...am besten gleich Alle!"
 

Ohne weiter darüber nachzudenken handelte Filis Onkel beinahe augenblicklich. „Na los, ihr habt sie gehört. Raus Männer wir gehen! Uhh und Heilerin ich bitte dich, schaff dieses Ding nach Möglichkeit irgendwohin, wo es keinen Ärger mehr machen kann!“
 

Im selben Moment in dem Thorin verstummte setzte der Zauberer an, seine Stimme klang allerdings sehr nachdenklich und eher mitleidig. „Thorin hör auf das Kind weiter zu verurteilen. Lass sie, sie kann nichts dafür. Weißt du, dieser Zauber dem sie unterliegt ist alt..älter, als du dir wahrscheinlich auch nur im Entferntesten vorstellen kannst? Ihr solltet sie daher besser mit dem entsprechenden Respekt behandeln und zwar alle. Gestaltwechsler sind etwas besonderes und es gibt nur noch zwei davon, wie mir scheint!“
 

„Wir haben dich gehört Gandalf und wo ist der alte Bär denn nun, wenn das da sein Junges ist?“ Es war Kilis leise Stimme, die das ausgesprochen hatte, was im Moment in etwa alle Anderen dachten. Der Zauberer hob kurz die Schultern. „Nun, wenn ich das wüsste mein lieber Kili, dann wäre ich wohl Hellseher und nicht statt dessen Zauberer geworden.“ Antwortete er dem jungen Zwerg anschließend entsprechend trocken. Filis kleiner Bruder seufzte leise...niemand sprach ein Wort. Das darauf folgende deutliche Räuspern der Halbelbe machte ihnen aber schließlich doch noch Beine, wenig später war sie mit Lyrêa allein. Lyriel hielt sich indessen nicht lange auf...sie versuchte das bewusstlose Mädchen auf ihr Lager zu hieven, was ihr als Frau allerdings auch nicht eben leicht fiel. Zumal die Elfe ebenfalls nicht unbedingt zu den kräftigsten Vertretern ihrer Gattung zählte und somit alle Mühe hatte, sie überhaupt dorthin zu bringen.
 

Als sie es geschafft hatte, versuchte sie etwas für das Mädchen zu finden das sie ihr anziehen konnte, also sie nochmal halbnackt vor der gesamten Männertruppe aufkreuzen zu lassen und das gewollt oder ungewollt erschien ihr nicht unbedingt ratsam. Die Elbin hielt kurz inne und sah das Mädchen nachdenklich an, sie war wirklich ein ungewöhnlich eigenwilliges Ding und sich anscheinend überhaupt nicht bewusst, was der Wechsel in ihre andere Gestalt noch so alles nach sich ziehen konnte. Männer waren eben Männer...immer! Die dachten nicht nach, na ja oder zumindest erst dann, wenn es meist zu spät war und in dem Fall wenn es um eine Frau ging, noch weniger mit dem Muskel, den sie eigentlich nutzen sollten. Lyriel konnte sich ein kurzes Lachen dennoch nicht verkneifen, als sie dabei an die total verdutzten Gesichter der Männer dachte, die sie just in dem Moment zu Gesicht bekommen hatte, als Lyrêa sich verwandelte. Es war einfach unbegreiflich...wie dieses an sich hübsche Ding, in etwas so unglaublich furchterregendes verändern konnte und das innerhalb eines Wimpernschlages.
 

Die Halbelbin versuchte all diese lähmenden Gedanken abzuschütteln und statt dessen lieber dafür zu sorgen, dass sie etwas anständiges zum Anziehen und vor allem richtige Medizin bekam. Lyriel war sich durchaus bewusst, dass der unglaubliche Stress dem das Mädchen seit ihrer Ankunft ausgesetzt war, nicht eben zum Heilungsprozess beitrug und ihr mehr zu schaffen machte, als die ganze Verletzung selbst. Das Mädchen war Gesellschaft in der Form nicht gewohnt und daher anfälliger für das, was eben geschehen war. Ihr Körper hatte lediglich eine Art Schutzmechanismus aufgebaut, den die Elfe grade nochmal hatte abwenden können. Nicht auszudenken, wenn sie es nicht geschafft hätte das Mädchen wieder in ihren richtigen Körper zu bekommen.
 

Sie hätte sie töten können und zwar alle und völlig problemlos. Auch das war der Elfe klar. Also war es an ihr, dafür zu sorgen, dass sich das Mädchen nicht wieder so aufregte, wie es vorhin geschehen war. Lyriel versuchte in ihren Sachen etwas zu finden, was sie ihr anziehen konnte. Wenig später hatte sie das Bärenmädchen endlich in ein einfaches hellgraues Gewand gesteckt, das an den Rändern in einem schönen an Grashalme, die sich im Wind bogen anmuteten Muster bestickt war und im weitesten Sinne, aus zarten hellen und dunklen grünen Perlen bestand. Es wurde zudem an der Hüfte mit einem breiten Lederriemen gehalten und verfügte dazu noch über schlichte Beinkleider aus hellem Hirschleder, die offenbar dazu gehörten.
 

Ansonsten war sie noch immer barfuß, da die Elfe beim besten Willen keine Schuhe hatte finden können. Lyriel prüfte ihre Atmung und stelle fest, dass es ihr schon wesentlich besser ging als noch heute Morgen zum Beispiel. Die Selbstheilungskräfte, die in Lyrêa steckten verblüfften sogar die Heilerin, das Mädchen wurde so schnell gesund, dass sie selbst beinahe nicht mitkam. So etwas hatte sie zuvor noch niemals erlebt. Doch an diesem Geschöpf war ja so einiges anders als sonst, daher nahm sie es eben so hin, wie sie es sah.
 

Wenig später kam die junge Frau wieder zu sich. „Uuhhh mein Kopf wa...was ist passiert? Vater? Bist du da?“ Fragte ihre Stimme leise und eher zögerlich, wobei sie sich plötzlich aufsetzte und sich hastig umsah. Ihr Blick traf den der Elfe, die leicht den Kopf schüttelte. „Nun das tut mir leid ich bin nicht euer Vater...Lyrêa. Ich bin nur die Heilerin. Ihr seid noch einmal ohnmächtig geworden, offenbar war die Aufregung angesichts der vielen Fremden in eurem Haus ein wenig zu viel für euch. Ihr solltet euch daher ein wenig ausruhen und euch dies nicht so sehr zu Herzen nehmen. Wisst ihr wir sind bald wieder fort...noch einen Tag oder zwei, dann seid ihr uns schon wieder los. Ganz bestimmt!“
 

Lyrêas Gesicht verdunkelte sich, ehe sie der Elfe antwortete, doch nicht das was dieses sich vielleicht vorgestellt hatte, sondern etwas ganz anderes. „Ihr habt mich angefasst Heilerin, das hättet ihr nicht tun dürfen, wisst ihr nicht das, dass absolut verboten ist? Nicht ohne meine Erlaubnis...das ist ein unverzeihlicher Frevel in unseren Augen. Schließlich berührt euch auch niemand, wenn ihr nackt seid und ihr es nicht wollt. Genau so verhält es sich mit uns...es ist die gleiche Situation.“ Lyriel sah das Mädchen bestürzt an.
 

„Ich oh das, das tut mir leid! Das wollte....ich wusste es nicht, Ich hatte nur verhindern wollen, dass schlimmeres geschieht!“ Sagte sie zögerlich, als sie dem Mädchen anschließend in die Augen sah. Lyrêa straffte sich, ihre Stimme klang sichtlich bissig, als sie der Heilerin antwortete. „DAS weiß ich selbst, mir ist schon klar warum ihr es getan habt und seid froh, dass ihr eine Frau seid wie ich, hätte es nämlich einer der Männer getan, hätte ich ihn getötet auf der Stelle, dessen könnt ihr euch gewiss sein!“
 

Lyriel schluckte innerlich und biss auf die Zähne.
 

> Puhhh ein Glück! Nur gut, dass ich es war und niemand anderer. Nicht auszudenken, wenn statt dessen einer der beiden jungen Zwerge versucht hätte sie anzufassen. Thorin hätte Lyrêa dafür umgebracht, das ist eins was sicher ist. Beorns Kind hin oder her...da hätte es Tote gegeben..ganz sicher! >
 

Das war es, an was die Elfe dachte, als sie die Gestaltwechslerin aufmerksam weiter im Auge hatte. Es dauerte allerdings nicht lange bis Fili es wagte, den Kopf zur Türe herein zu stecken und nachzuhaken, ob sie denn alle noch länger draußen bleiben mussten. Lyriel lachte leise, nun inzwischen hatte das Mädchen etwas vernünftiges an und die Gefahr, dass sie sich nochmal verwandeln würde war gebannt....vorerst jedenfalls.
 

„Nein ich glaube ihr dürft wieder rein kommen, alles in Ordnung, zumindest im Moment. Ich hab sie beruhigen können...oder das habe ich doch?“ Fragte sie das Mädchen vorsichtig, wobei sie Lyrêa forschend ansah. Die junge Frau lachte leise, das erstemal überhaupt. „Nun ich denke, ich werde wohl keinen von ihnen auffressen...momentan jedenfalls, auch wenn es vorhin vielleicht den Anschein gehabt haben mag. Ach ja und Heilerin? Sagt dem jungen Mann mit dem hellen Haarschopf, dass er seinen Mantel jetzt wieder haben kann...und sagt ihm auch danke dafür!“ Lyrêa verstummte wobei sich ein zögerliches Lächeln über ihre Lippen zog. Die Elfe lächelte ebenfalls. „Warum sagt ihr es ihm denn nicht selbst? Ich glaube er würde sich darüber sicherlich freuen..zumindest hatte ich ganz den Anschein gewonnen, dass er euch auch mag.“ Die Gestaltwechslerin fuhr indessen erschrocken zusammen.
 

„Was nein, das kann ich nicht.“ Lyriel sah sie forschend an. „Warum nicht?“ „Ich das...versteht ihr nicht!“ Wies das Mädchen sie unwirsch ab. „Oh ich glaube ich verstehe sehr wohl...aber gut lassen wir das für den Moment, wenn ihr mögt kann ich ihm den ja für euch zurück geben!“ Lyrêas Gesicht hellte sich schlagartig auf. „Das würdet ihr für mich tun?“ Die Halbelbin lachte erneut. „ Ja aber nur weil ich euch mag, ansonsten hätte ich euch dies nämlich selbst tun lassen!“ Mit diesen Worten bückte sie sich und hob Filis Mantel mit einem leisen Seufzen auf den Lippen auf, während Lyrêa allein auf ihrem Lager zurück blieb. Nur Minuten später wagten sich die Männer tatsächlich allesamt wieder ins Haus, doch nicht ohne ein gewisses ungutes Gefühl in der Magengrube zurück zu behalten oder nun ja zumindest bei einigen davon, wenn auch nicht bei allen.
 

Lyriel traf auf Fili, der ihr sichtlich irritiert, wie auch interessiert entgegen sah. „Hier Junge hast du deinen Mantel zurück, ich glaube den braucht sie jetzt nicht mehr!“ Fili reagierte entsprechend auf die Elfe, als sie ihm gleich darauf seinen Mantel in die Arme drückte. „Heilerin..geht ihr es gut?“ Lyriel musste sich prompt ein kleines Lächeln verkneifen. „Nun ich glaube schon...aber der Stress von gestern Nacht und die vielen Fremden in ihrem Haus, war ein bisschen viel für sie. Also sei lieb zu ihr, wenn du zu ihr gehst. Versprichst du mir das?“ Fili sah die Elfe nur noch verwirrter an. „ICH..warum ausgerechnet ich?“ Fragte er sie sichtlich verblüfft. Lyriel lachte leise.
 

„Na sie hat nach dir gefragt....deshalb!“

Vergangenheit und Gegenwart

Filis Gesicht war nach der recht deutlichen Ansage der Elfe, ein einziges Fragezeichen. Womit sie ihn kurz darauf jedoch einfach so stehen ließ und sich statt dessen zu den anderen der Gruppe zurück zog, vielleicht auch um ihm nicht im Weg zu sein, da dies im Grunde doch eine sehr private Angelegenheit zwischen ihm und dem Bärenmädchen war. Er konnte sich indessen nicht mal im Ansatz erklären, wieso die junge Frau, die sich ihm gegenüber, so offenkundig und stark ablehnend verhalten hatte, ausgerechnet jetzt nach ihm fragen sollte? Doch dann fiel ihm just wieder ein, dass er ihr ein paar Stunden zuvor fast zwangsläufig seinen Mantel überlassen musste, nachdem sich direkt vor seinen Augen, das nahezu atemberaubende Schauspiel vollzogen hatte, wonach aus diesem ungewöhnlich großen und furchterregenden Bären, von einem Atemzug auf den Nächsten, quasi wieder ein menschliches Lebewesen geworden war. Das in diesem Fall logischerweise nach dem Verlust seines Fells ja nicht mehr, als seine nackte Haut auf dem Leibe trug.
 

Wobei er aber, wenn auch eher instinktiv dafür gesorgt hatte, dass es wenigstens seine sicherlich unfreiwillige Blöße hatte bedecken können, um so seine Würde zu bewahren. Ihm war völlig klar, dass diese beängstigende und verwirrende Situation, in der das Bärenmädchen sich unmittelbar danach wiedergefunden hatte, alles andere als schön gewesen war. Nun und dafür wollte sich die junge Frau vermutlich bei ihm bedanken, genau das war seiner Meinung nach der Grund, weshalb sie ihn sehen wollte. Lyrêa wollte ihm bestimmt dafür danken, dass er im Grunde die Bloßstellung durch dritte verhindert hatte, die eine solche ohne seinen Mantel, zweifellos nach sich gezogen hätte.
 

Ganz zu schweigen davon, dass er sie vor Schlimmeren bewahrt hatte indem er, wenn auch eher zufällig den Orkangriff für sie abgewehrt hatte. Auch das war ihm klar. Ja darin war sich der junge Zwerg vollkommen sicher. So sicher, dass er in seiner noch so jungen Unbedarftheit keinerlei Zweifel daran hegte und daher auch nicht im Ansatz auf die Idee kam, dass es sich damit vielleicht aus irgendwelchen Gründen heraus, doch noch ein wenig anders verhalten konnte? Auch wenn ihn das Bärenmädchen, auf eine ihm gänzlich unbekannte Art, längst viel mehr faszinierte, als er letztendlich für sich wahr haben wollte. Aber darüber auch nur einen einzigen Gedanken zu verschwenden, dass da vielleicht mehr sein könnte, als Augen zu sehen vermögen, kam für ihn nicht in Frage...wieso auch? Warum sollten sich ihre Wege weiterhin kreuzen? Welchen Grund sollte es dafür schon geben? Und Gefühle in etwas hinein zu investieren, was ohnehin keine Zukunft hatte, erschien selbst ihm nicht besonders sinnvoll.
 

In der Hinsicht war der junge Zwerg oftmals vernünftiger, als es manchmal den Anschein hatte oder sein kleiner Bruder Kili wahr haben wollte. Fili war immer von je her der Ältere von beiden Geschwistern gewesen. Er war immer derjenige gewesen, der den jüngeren Bruder beschützen und vernünftig sein musste...genau so verhielt es sich schon, seit er denken konnte. Und genau so war Fili im Grunde erzogen worden. Thorin hatte ihm bereits sehr früh klar gemacht, dass er eines Tages, die Verantwortung über die Reste von Durins Volk in den Ered Luin zu tragen hatte, wenn er der momentane Anführer der Zwerge einmal nicht mehr sein würde und auch sofern der Erebor nicht zurück erobert werden konnte.
 

Der junge Zwerg war daher gewohnt, diese Rolle zugesprochen zu bekommen, auch wenn ihm seine Jugend oft noch den einen oder anderen Strich durch die Rechnung machte. Denn ab und zu wollte der junge Zwerg einfach nur unvernünftig sein und das machen, wonach ihm der Sinn stand...leider gab es in der Vergangenheit dafür jedoch nie viel Gelegenheit und in seiner Heimat den Ered Luin schon gar nicht. Aber das hier war nicht seine Heimat, das hier war ihm im Grunde fremd, ein fremdes Haus und dann noch dieses merkwürdig, wilde Mädchen, das sich so schwer berechnen ließ und mehr Tier als....als...ja was war sie denn eigentlich? So genau wusste er es nicht, nur eins war Fili völlig klar, er mochte sie auf eine Art und Weise. Es war ihre durchweg eigenwillige Art, die ihm gefiel.
 

Doch mehr zu zu lassen kam nicht in Frage..auf keinen Fall....auf gar keinen...
 

Lyrêa selbst war derweil höchst nervös, auch weil sie nicht wusste, wie sie sich denn jetzt richtig verhalten sollte, wenn er zu ihr kommen würde. Eine Tatsache die, die Elfe ja wie es aussah, überaus geschickt eingefädelt hatte, wenn auch nicht wirklich in ihrem Interesse, das stand fest.. Entsprechende Gedankengänge schoben sich damit auch durch ihren Kopf. Lyrêa war nicht sicher. Was sollte sie machen? Sollte sie denn nett sein oder ihm am Ende gar einen Korb geben? Diese Fragen fanden bislang keine vernünftige Antwort. Ja den Dank für den Mantel, den sie eher durch Zufall von ihm bekommen hatte, den wollte sie schleunigst los werden, auch da die Erinnerung daran ihr völlig unvermutet und dazu so eigenartig, merkwürdige Emotionen durch die Magengrube schob, die sie nicht im Mindesten einordnen konnte.
 

Ihre Nase war an sich und aufgrund ihrer Lebensweise durchaus, einiges an fremden Gerüchen gewohnt, aber nicht an die eines wild fremden Mannes und schon gar nicht welche von solch einer Intensität, wie dieses Kleidungsstück, das ihm gehörte, es an sich gehabt hatte. Filis einzigartig unverwechselbarer Geruch, der diesem doch sehr persönlichen Kleidungsstück von ihm untrennbar und für sie äußerst dominant anhaftete, hatte die junge Frau extrem verunsichert. So etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt und keiner der anderen Zwerge, hatte dazu annähernd die selbe anziehende Wirkung auf sie, wie er. Lyrêa konnte nicht verstehen, was sie an Fili so furchtbar faszinierend fand, dass er aber vielleicht so etwas, wie ihr Gegenstück sein mochte, kam ihr dabei nicht mal ansatzweise in den Sinn.
 

Entsprechend verkrampft fiel das zweite Zusammentreffen der beiden dann auch aus. Fili nahm es im Gegensatz zu ihr, jedoch relativ gelassen hin. Er versuchte einfach das Beste daraus zu machen. Doch Lyrêa die sichtlich angespannt wirkte, wusste nicht so recht, wie sie die Sache denn jetzt angehen sollte, als er wenig später einfach so und völlig ungefragt auf sie zusteuerte. Sie versuchte daher, sich davon zunächst nicht übermäßig beeindrucken zu lassen, was ihr allerdings nur halbwegs gelang, auch da ihr ihre Unsicherheit ihm gegenüber, einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte.
 

Also tat sie am Ende das, was sie eigentlich immer dann tat, wenn sie sich mit etwas nicht ganz sicher war und davon ablenken wollte. Sie machte sich im Haus nützlich, indem sie dieses mal jedoch fast schon routinemäßig, kurzerhand den Weg zur Feuerstelle in der Küche nahm, um dort nochmal Holz nachzulegen, da es im Übrigen langsam ungemütlich und kalt im Haus des Fellwechslers wurde. Ihr dunkles Haar hatte sie der Einfachheit halber zuvor, zu einem dichten Zopf geflochten, damit es ihr bei der Arbeit nicht im Weg war. Ihr wilder, langer Haarschopf leuchtete dabei beinahe dunkelrot und ungewöhnlich intensiv, im Schein des Kaminfeuers, obwohl er ansonsten....oder zumindest bei Tageslicht gesehen, ja eigentlich tiefschwarz war.
 

> Es leuchtet fast so wie Drachenfeuer! > Dachte Fili spontan, als er hinzu kam und es sah. Natürlich war es etwas was ihm sofort auffiel...die Gestaltwechslerin oder besser ihr Volk zu dem sie gehörte war sehr selten, so in etwa, wie ihr fremdartiges äußeres. Doch sie damit als schön zu bezeichnen, wäre ihm nicht richtig erschienen. Nein es verhielt sich irgendwie anders, er konnte es nicht erklären, nein es war viel mehr ihre besondere Art sich zu bewegen...diese eigentümlich, natürliche Anmut die sie besaß...ihre Art wie sie einen ansah oder wie sich ihr Hals bewegte, wenn sie atmete. Die Haut des Bärenmädchens war zudem fast wie Elfenbein..so hell und ebenso so selten. Es war so ziemlich das Erste, was ihm auffiel, als er bei ihr ankam. Doch viel mehr Gelegenheit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, bekam er nicht mehr, auch da sie ihn unmittelbar danach ansprach.
 

„Solltet ihr jetzt nicht besser dort bei euren Leuten sein...junger Freund? Sie warten sicher auf euch!“ Ihre klare Stimme klang hastig, etwas spröde und dazu unüberhörbar unsicher, als sie diese Worte an ihn richtete, während sich ihr Blick jedoch ganz entgegen ihrer ansonsten stark ablehnenden Haltung, sichtlich neugierig in Richtung des Tisches schob, an dem inzwischen der Rest der Kompanie Eichenschild, einschließlich des Halblings und des Zauberers Platz genommen hatte. Wahrscheinlich auch, um auf den Herrn des Hauses zu warten. Fili hob angesichts ihrer so offenkundig unsicheren und deutlich spröden Haltung eine Braue, ehe er wenn auch etwas verzögert zu sprechen ansetzte.
 

„Hmmm....sollte ich das? Sagt ihr es mir Lyrêa?“ Das Bärenmädchen sah ihn verblüfft an und es war deutlich, dass sie den Mund aufmachen wollte. Ein paar Sekunden später, hatte sie sich dann endlich entsprechend durchgerungen. „Ich...ach na ja, ich glaube ich bin euch noch einen Dank schuldig. Zum Einen dafür, dass ihr mich gerettet habt und zum Anderen für eure Großzügigkeit, immerhin habt ihr mir euren Mantel überlassen, damit ich nicht noch mehr in Verlegenheit geraten musste, als mir ohnehin schon widerfahren ist und das ist aus meiner Sicht längst nicht selbstverständlich. Dafür bin ich euch dankbar Herr Zwerg, das war ahhh...sehr nett?“
 

Sie verstummte und sah ihn anschließend unsicher an. Ein etwas schräges Lächeln zauberte sich dabei urplötzlich und völlig spontan auf ihre Lippen, so ziemlich das Erste, das er bei ihr bisher überhaupt zu sehen bekommen hatte. Fili war sichtlich überrascht, denn es ließ ihre ansonsten eher strengen Züge mit den schmalen hohen Wangenknochen, weich und daher fast schon weiblich wirken. Er zuckte kurz mit den Schultern, ehe er ihr danach relativ gelassen, aber doch nachdrücklich antwortete. „Ich denke, das war schon in Ordnung so, ich hätte das für jeden Anderen getan, der in Bedrängnis geraten wäre, so wie ihr. Denn Orks mögen wir Zwerge im Grunde eben so wenig, wie die Meisten der anderen freien Völker. Nun ja daher war das, was ich da gestern Nacht getan habe, wohl eher eine Notwendigkeit und in dem Fall vermutlich ganz in eurem Sinne, würde ich sagen.“ Fili verstummte wobei er sie aufmerksam musterte, um ihre Reaktion auf ihn entsprechend abzuschätzen.
 

Die Gestaltwechslerin lächelte ganz überraschend erneut, es war ein zurückhaltend schmales Lächeln, das sich kurz über ihre feinen Gesichtszüge schob, bevor sie ihm antwortete. „Das leuchtet mir durchaus ein, aber in meinem Fall würde ich sagen, eher im Sinne meines Vaters und das aus zwei Gesichtspunkten heraus gesehen. Zum Einen bin ich sicher ein nicht unwichtiger Grund dafür und dann zum Anderen kommt eben noch der hinzu, dass er Orks ebenfalls grundlegend verabscheut, ja er hasst sie regelrecht, wenn ich es in seine Worte fassen müsste...nun und das hat auch seine triftigen Gründe.“ Die junge Frau verstummte jäh, ein leiser Seufzer schälte sich statt dessen aus ihrer Brust heraus...etwas daran klang offenkundig, auffällig nach Verlust und Tod. Fili sah sie indessen sichtlich verblüfft an. „Ach und die wären..?“ Fragte er sie fast sofort danach und eigentlich eher spontan, als besonders neugierig, denn ihm war vollkommen klar, dass sie ihm ihr Geheimnis niemals verraten würde. Zumindest war das seine Vermutung, doch da sollte er sich grundlegend getäuscht haben.
 

Lyrêas Blick blieb kurz interessiert an ihm hängen. Ihre vom Farbton her eigenartig rötlich glänzenden Augen, die dabei unwillkürlich auf seine ebenso auffällig blauen Augen trafen, hatten etwas eulenartiges an sich. Geheimnisvoll und wie ein Sog, der einen in Untiefen zog, die niemals mehr zurück ans Licht führen würden. Ihm schauderte...und doch lag auch ein einzigartig goldener Schimmer auf ihnen, der diese Raubtier Augen fast schon weich wirken ließ. „Ich spreche von meiner Mutter..Zwerg!“ Sagte ihre Stimme einen Augenblick später so sachlich nüchtern und kalt, dass ihm abermals ein eiskalter Schauer über den Rücken rann.
 

Die junge Frau wendete ihren Blick fast sofort danach von ihm ab und er sah, wie sich ihr Mund zu einem schmalen Strich presste....noch ehe sie es ihm gesagt hatte, wusste er bereits, dass sie tot sein musste. „Wie habt ihr sie verloren?“ Fragte es sie daher behutsam, als sie keine weiteren Anstalten machte fortzufahren. „Ich war noch ein Kind!“ Antwortete sie ihm brüsk, wobei sie hastig und deutlich hörbar Atem holte, der Schmerz der über diesen Verlust mit ans Tageslicht kam, war überdeutlich zu spüren. Fili hatte Mitleid mit ihr, nicht nur sie hatte den Kummer über den Verlust eines geliebten Elternteils zu verwinden, nein auch sein Vater war schon seit er ein Kind gewesen war lange tot. Sein Onkel Thorin hatte damals schnell die Vaterrolle übernommen und seine Sache im Übrigen gar nicht mal so schlecht gemacht, aber es war trotz allem nie das gleiche gewesen. Auch daher verstand er sie nur all zu gut, was er ihr auch entsprechend anvertraute. „Wisst ihr Lyrêa bei mir war es mein Vater, er kam damals bei einem Minenunglück ums Leben, als ich noch ganz klein war. Ich verstehe euch also sehr gut, besser als ihr vielleicht glaubt.“
 

Als ihre Blicke sich erneut kreuzten sah er eine helle Träne auf ihrer Wange glitzern, doch sie hatte sich bereits so schnell wieder im Griff, dass er sich wirklich ernsthaft fragte, ob er sie tatsächlich gesehen hatte. Dennoch klang ihre Stimme noch immer deutlich belegt, als sie abermals zu sprechen ansetzte. "Nun dann kennt ihr meinen Schmerz besser, als ich angenommen hatte und nicht nur meinen, vielleicht könnt ihr damit auch meinen Vater besser verstehen und den gerechten Zorn, den er auf die Orks hat. Vor allem aber auf die von Dol Guldur! Ich will euch sagen, warum er sie so sehr hasst, allem voran ihren Anführer Azog, der ja nicht umsonst der Schänder genannt wird!“
 

Lyrêas Stimme nahm einen solch eiskalten Klang an, dass selbst Fili sich nicht mehr wohl in seiner Haut fühlte. Der Zorn, der in ihr schwelte, lag damit fast fühlbar in der Luft. Er zuckte etwas unsicher mit den Schultern, bevor er ihr die Frage stellte die ihn schon die ganze Zeit über beschäftigte. „Warum erzählt ihr mir das Lyrêa...ich...ich bin euch doch völlig fremd?“ Ihr schmales Gesicht nahm urplötzlich einen deutlich sichtbar traurigen Zug an, ehe sie ihm antwortete. Ihre Antwort fiel jedoch völlig anders aus, als er im Gunder erwartet hatte. „Vielleicht liegt es ja daran, weil ich das ständige Allein sein so satt habe und das ewige verstecken? Aber das allein war nicht der Grund...!“ Sie brach ab, wobei sich ein etwas verlegenes Lächeln über ihre Züge zog, mit dem sie ihn ansah. Es machte etwas mit ihm, ja er spürte es in seinem Inneren und zwar sehr deutlich...es war ein so vollkommen eigenartiges Gefühl in seiner Magengrube, das sich nicht erklären ließ. Fili reagierte daher fast schon wie unter Zwang, eher er ihr antwortete.
 

„W..wollt ihr mir vertrauen? Nein besser....willst DU mir vertrauen?“ Kam anschließend ebenfalls sichtlich überrascht von ihm. Das hatte er SO eigentlich gar nicht sagen wollen, nein es war ihm statt dessen einfach so heraus gerutscht. Er hatte sie das selbe schon einmal gefragt das wusste er, doch dieses mal hatte es jedoch noch einen ganz anderen Anspruch...ja er wollte, dass sie ihm vertraute...mehr noch, in Fili keimte mit einemmal, die für ihn einerseits seltsame Hoffnung auf, dass sie ihn mochte. Noch überraschter war er daher, als er anschließend ihre Antwort auf das bekam, was er zu ihr gesagt hatte und die dazu ebenfalls so deutlich, wie schüchtern ausfiel.
 

„Das habe ich doch längst Fili, du hast es bisher nur noch nicht bemerkt. Glaubst wirklich allen ernstes, ich würde dir eine solch persönliche Geschichte von mir erzählen, wenn ich dir nicht oder wenigstens ein wenig vertrauen könnte?“ Lyrêa verstummte. Sie sahen sich an, beide mussten lächeln. Es kam einfach so, keiner von ihnen wollte es und doch ließ es sich nicht länger unterdrücken. Der junge Zwerg war anschließend jedoch der Erste, der abermals zu sprechen ansetzte. „Nun und was ist jetzt? Ich na ja, wolltest du mir nicht etwas anvertrauen?“ Sein Blick hatte fast etwas hypnotisches an sich, mit dem er sie ansah.
 

Die junge Frau wurde dabei das eigenartige Gefühl nicht mehr los, als könne sie sich seinen Augen nicht entziehen, ja mehr noch, es war gerade so, als müsste sie sich darin verlieren. Das helle Blau seiner Augen, schien ihr wie die Weite des Himmels, denn die selbe Farbe hatten sie. Sie waren so azurblau, wie ein Spätsommerhimmel und ebenso endlos, wie schön. Sie versuchte ihren Blick abzuwenden, es gelang ihr, wenn auch fast mit Gewalt. Anschließend mied sie seinen Blick sorgfältig, der noch immer forschend, wie neugierig an ihr haften blieb. Lyrêa war ganz tief unten drin schon bewusst, dass sie für ihn ebenso interessant sein musste, wie er es ganz ohne Zweifel für sie war.
 

„Meine Mutter...“ setzte sie abermals an. Sie verstummte kurz, ein leiser Seufzer schob sich über ihre Lippen, ehe sie fortfuhr. „Ja meine Mutter....das ist jetzt schon ewig her. Mein Vater hat sie zum damaligen Zeitpunkt wohl eher durch Zufall kennengelernt. Soweit ich weiß, war sie so was, wie eine Kriegerin und damit ganz sicher keine von seinen eigenen Leuten. Meine Mutter Ariah, lebte mit ihrem Volk ganz in seiner Nähe, am Fuße des Nebelgebirges, außerdem war sie die Schwester des damaligen Clanführers. Mutig, stolz und dazu sehr eigenwillig und leider nicht immer besonders kooperativ...was dem Ganzen, die nötige Würze verliehen hatte, an der mein Vater letzten Endes offensichtlich irgendwann besonderen Gefallen fand. Die beiden Völker kamen öfter zusammen, in erster Linie um Handel zu treiben und sich gegen die Dol Guldur Orks zu verbünden, die ihnen damals schon das Leben schwer machten.
 

Ich nehme auch an, dass meine Mutter eine der letzten lebenden Nachfahren des alten Volkes gewesen sein muss, das einst vor langer Zeit über das Meer kam und im Vergleich zu den anderen Menschen von Mittelerde, eine stark verlängerte Lebenspanne hatte. Vater hat es mir gegenüber zwar nie erwähnt, aber ich bin mir fast sicher, dass sie schon sehr alt war, als sie mich bekam und man dazu über sie sagte, die Zeichen der Zeit hätten keine Wirkung über sie. Heißt also, man sah ihr ihr wahres Alter nie wirklich an. Meine Mutter und mein Vater haben leider niemals dauerhaft zusammen gelebt, auch weil beide ihre geliebte Freiheit nicht für den anderen aufgeben konnten. Aber er hat sie trotzdem über alles geliebt...mehr als er jemals zugeben würde. Ach er trauert heute noch um sie, manchmal wenn er denkt, ich würde es nicht sehen, merke ich wie es ihn zu ihren wenigen persönlichen Sachen zieht, die uns als einzige Erinnerung von ihr geblieben sind.
 

Der Krieg gegen die Orks war furchtbar, er forderte am Ende zu viel Blutzoll...und damit die fast völlige Vernichtung oder Vertreibung zweier Völker. Meine Mutter die es instinktiv geahnt hatte, brachte mich kurz zuvor in Sicherheit zu ihrer Mutter, die klugerweise als Einsiedlerin weit weg von hier in der Nähe des Elbentores und damit in der Sicherheit von Thranduils Einflussgebiet gelebt hatte. Ich war noch ein Kleinkind und ich nehme an, dass sie wenigstens mein Leben retten wollte, wenn sie ihres schon nicht retten konnte. Die Orks bekamen sie und ihr Volk, sowie beinahe alle Gestaltwandler wenig später fast vollständig in ihre Gewalt, da sie wieder erwarten in der Überzahl waren. Ihr Anführer Azog folterte alle einschließlich meiner Mutter zu seinem persönlichen Vergnügen, bis zum Tod. Mein Vater überlebte nur, weil er sich ihn zur Belustigung hielt...quasi als lebende Kampfmaschine, die sowohl in ihrer menschlichen Gestalt sowie als Bär über außergewöhnliche Kräfte verfügte, die er sich nutzbar machte!"
 

"Mein Vater hat nie mit mir auch nur ein Wort darüber gesprochen, was dort zu jener Zeit alles vorgefallen ist, doch es muss grauenhaft gewesen sein. Noch heute höre ich ihn des Nachts oft im Schlaf schreien...und nicht nur nach meiner Mutter allein. Wie er es überlebt hat, ist mir bis heute ein Rätsel...doch eines Tages kam er frei. Der Verlust von Lebensgefährtin und seinem ganzen Volk war fast zu viel für ihn und grenzte fast an den Wahnsinn. Aber eines Tages hörte er durch Zufall von einer alten Frau, die ein Kind bei sich haben sollte. Ein unheimliches Kind, das sich einfach so in einen Bären verwandeln konnte. Er machte sich auf die Suche und fand mich schließlich bei Ariahs Mutter. Diese hatte ihm nie gesagt, dass sie ihm ein Kind geboren hatte, wahrscheinlich kam sie nicht mehr dazu. Dennoch war meinem Vater völlig klar, dass ich bei dieser einzigartigen Gabe allein sein Kind sein konnte. Das war sein Erbe an mich...ich habe die selbe Gabe von ihm geerbt und meine vollkommen verängstigte Großmutter war am Ende mehr als froh, mich endlich los zu haben. Wer kann schon auf Dauer ein Kind bändigen, das sich bereits im zarten Alter von acht Jahren ganz plötzlich und einfach so grundlos in einen wilden Bären verwandeln kann? Wenn nicht der eigene Vater, der vom selben Blut ist?“
 

Nun gut, das ist meine Geschichte...und eine traurige dazu...du hast sie gehört. Seit diesem Tag leben wir hier und in völliger Abgeschiedenheit, nur wir und unsere Tiere nicht mehr. Ihr seid die ersten fremden Lebewesen die ich bis dahin seit Ewigkeiten zu Gesicht bekommen habe. Also wundere dich nicht darüber, dass ich anfangs nicht sehr nett zu dir war Herr Fili, es hatte seine Gründe...gesundes Misstrauen war sicher einer davon und in unserem Fall wohl nicht der Schlechteste. Hat er Vater und mich doch oft vor dem Schlimmsten bewahrt. Das ist auch der Grund warum die Orks unser Land meiden, vor allem wenn sie in Unterzahl sind, sie wissen wie sehr mein Vater sie hasst und das sie es mit dem Leben bezahlen müssen, wenn sie sich nicht daran halten.
 

Aber dass sie es wagen würden, mich trotzdem anzugreifen und dabei noch so nahe an unserem Land, nun ja damit hatte ich ehrlich gesagt nie und nimmer gerechnet. Du verzeihst mir also hoffentlich meine anfängliche Zurückhaltung dir und deinen Leuten gegenüber...auch da ich ja nicht wissen konnte, wer oder was ihr denn jetzt genau seid?“ Lyreâ verstummte, sie sah Fili dabei forschend in s Gesicht, dessen Mimik jedoch nur schwer zu lesen war. Er wirkte nachdenklich und auch sichtlich bestürzt. Der junge Zwerg hatte ja mit vielem gerechnet, nur dass sie soviel Kummer durch gemacht hatte und dabei noch so jung wirkte, das war etwas, was ihm ehrlich Kopfzerbrechen bereitete. Ja oder täuschte das etwa. Hatte sie am Ende, die selbe Gabe wie ihre Mutter? War sie in Wirklichkeit vielleicht schon viel Älter, als er jetzt vielleicht dachte? Der Gedanke ging ihm spontan durch den Kopf, als er ihn einen Augenblick später auch schon reichlich unüberlegt aussprach.
 

„Wie alt bist du eigentlich?“ Selbst Filis Gesicht sprach in etwa das aus, was momentan in ihm vor sich ging. Die Fellwechslerin lächelte, auch da sie in etwa ahnte, was er gerade dachte. „Warum willst du das wissen Fili? Ich könnte dich ebenso fragen, wie alt du bist, wenn ich nicht schon genau wüsste, dass Zwerge wesentlich älter als Menschen werden können und damit die Lebenssumme am Ende nicht die gleiche ist?“ Sie verstummte und sah ihn abwartend an, als er ihr jedoch nicht sofort antwortete, setzte sie erneut an. „Ich bin etwa knapp ziebzig Jahre alt...und nun zufrieden?“ Das war alles, was sie sagte. Fili fuhr überrascht hoch.
 

„Wo..woher hast du? Wie..wie geht?“ Lyreâ lächelte erneut diesmal sichtlich amüsiert. „Woher ich diese Gabe habe? Ich sagte doch schon, dass meine Mutter vermutlich eine der Nachfahren der Menschen von Numenor war, aber ich denke eher, dass ich wie mein Vater bin, denn auch Gestaltwandler können sehr sehr alt werden. Also ist das im Grunde nichts besonderes, zumindest nicht nach meinen Begriffen..Herr Fili! Also sicher auch alt genug für dich...oder etwa nicht?“ Ein seltsames, fast schon provokatives Lächeln zog sich ganz plötzlich über ihr hübsches Gesicht, dabei aber so überraschend und fremd, dass Fili vor Verblüffung fast der Mund offen stehen bleib.
 

Mit der Art von Schlagfertigkeit hatte er nicht im mindesten gerechnet und schon gar nicht von ihr. Entsprechend verwirrt kam seine Antwort darauf. „Ah ja? Wenn du das sagst, wirds wohl stimmen!“ Die Gestaltwandlerin konnte sich zwischenzeitlich ein neuerliches Lachen kaum verkneifen. Ehe sie recht trocken konterte.
 

“Na sagte ich nicht schon mal, dass mein Volk sich darin von den meisten Anderen unterscheidet...oder sollte ich besser sagen in erster Linie mein Vater? Ach ja und noch was, wenn wir ihn hier schon zur Sprache bringen....ich denke da kommt er übrigens!“

Schicksal

Lyrêa hatte nicht gelogen, nur einen Augenblick später verrieten schwere Schritte, die Ankunft eines Mannes, eines überdurchschnittlich großen Mannes, um genau zu sein, der überdies nur einen Augenblick später, mit dem energischem Öffnen der großen Holztüre, den Wohnraum seines Hauses betrat. Es war eindeutig Beorn, ja er musste es auf Filis Vermutung hin zwangsläufig sein. Wer außer ihm, war in dieser Einöde denn sonst noch zu erwarten? Der Gestaltwechsler war gekommen, zurück zu seinem Haus und er wirkte zudem nicht sehr verwundert darüber, eine ganze Kompanie von Zwergen an seinem Tisch sitzend vorzufinden oder zumindest ließ er sich davon nichts anmerken, selbst wenn es so sein sollte. Offenkundig hatte er bereits aus äußerst zuverlässiger Quelle erfahren, wer oder besser was sich da seit gestern Nacht in seinem Haus aufhielt. Der kräftige Mann mit dem dunklen Bart und dem wilden schwarzen Haarschopf...stieß ein kurzes Brummen aus, bei dem sich niemand der Anwesenden ganz sicher war, was es denn nun zu bedeuten hatte. Indem fasste sich der Zauberer ein Herz, auch da er von allen am wenigsten von der durchweg imposanten Erscheinung des Bärenmannes eingeschüchtert war.
 

Gandalf setzte zu sprechen an, noch ehe der große Mensch den Mund aufmachen konnte. „Herr Beorn, ich bitte euch, bevor ihr uns jetzt allesamt vor die Türe setzt, gestattet mir wenigstens noch, dass ich uns vorstelle und euch erkläre, wie es dazu gekommen ist, dass wir hier einfach so in euer Haus eingedrungen sind, was eigentlich ganz und gar nicht beabsichtigt war. Meister Beorn, mein Name ist Gandalf....Gandalf der Graue! Sicher habt ihr schon von mir gehört. Nun und das sind meine Freunde, Thorin Eichenschild und Kompanie. Wisst ihr Herr, wir wollten euch sicher nicht belästigen, aber wir sind sozusagen ungewollt in eine Notlage geraten. Orks aus dem Nebelgebirge verfolgten uns und dann stießen wir dabei auch noch völlig unverhofft auf das Mädchen.
 

Die Orks hatten sie angegriffen und na ja..einer meiner jungen Freunde hier war glücklicherweise beherzt genug um rechtzeitig einzugreifen. Wer weiß schon, was sonst noch so alles passiert wäre? Diese Orks sahen überdies nicht danach aus, als wären sie unbedingt zu Späßen aufgelegt.“ Der Gestaltwechsler straffte sich unwillkürlich, als er den Zauberer diese Worte sprechen hörte, wobei der Blick seiner rötlich braunen Augen aufmerksam auf dem alten Mann ruhte. Doch flackerte er während Gandalf sprach, immer wieder neugierig interessiert über die Anwesenden bis hin zu der jungen Frau, die derweil wie angenagelt in der kleinen Kochnische des einsamen Hauses stand und ihm stumm entgegen blickte. Sie brachte nichts als ein schwaches Nicken zustande, das wohl bekräftigen sollte, was der Zauberer soeben gesagt hatte. Indem sah der Bärenmensch den Istari direkt an und setzte nur einen Moment später mit seiner sehr tiefen, aber durchaus angenehmen Stimme zu sprechen an. „Ich kenne euch Zauberer, zumindest dem Namen nach. Euer Ruf ist mir bekannt und euch durchweg voraus geeilt, Gandalf der Graue. Ich weiß, dass ihr ein Freund von Radagast seid, der auch mein Freund ist. Daher werde ich euch wohl nicht gleich vor die Türe setzen. Auch da ihr, wie mir scheint, meine einzige Tochter vor großem Unglück bewahrt habt. Nichts desto trotz bin ich nicht besonders glücklich über die Tatsache, dass ihr mir diese Zwergen Gesellschaft ins Haus gebracht habt Herr Zauberer. Ich mag keine Zwerge. Sie sind in der Regel gierig und schätzen das Leben anderer Lebewesen gering ein, das ihnen weniger als ihr eigenes erscheint. Sie kennen zudem kein Maß und kein Ziel, wenn sie etwas für sich haben wollen und das ist eine Gabe, die ich für meinen Teil überhaupt nicht leiden kann.“
 

Der riesige Bärenmann sah den Zauberer geradeheraus an, als er ihm antwortete, wirkte jedoch nicht ganz so feindselig, wie seine harten Worte vielleicht auf den ersten Blick klingen mochten. Als sein aufmerksamer Blick jedoch kurz zu Thorin und Co weiter wanderte, sah man dem Zwergenkönig deutlich an, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte. Aber noch ehe dieser die Gelegenheit hatte, dem Gestaltwandler etwas auf seine nicht besonders netten Anschuldigungen zu antworten, wurde er just von Lyrêa unterbrochen, die sich an seiner Stelle eingemischt hatte.
 

„Vater ich bitte dich, das ist nicht nett....einer dieser raffgierigen Zwerge, wie du sie nennst, hat mir das Leben gerettet. Ich sage dir, ohne ihn hätten die Orks, die mich angegriffen haben, vermutlich entweder gefangen genommen oder schlimmer noch getötet. Weißt du eigentlich, dass ich von ihnen übel verletzt worden bin? Einer der Warge hat es tatsächlich gewagt mich anzugreifen und das auch noch auf unserem Land. Ohne die Hilfe der Zwerge und der Heilerin wäre ich vermutlich längst tot. Also sei nicht so selbstgerecht und hilf ihnen lieber, sie haben es verdient! Und selbst wenn es nicht so wäre, sie brauchen Hilfe und wir helfen denjenigen, die in einer Notlage sind...oder ist es nicht so Vater?“ Die junge Frau funkelte ihren Vater zornig an, wobei sie mit einer energischen Geste auf Lyriel und weiter über die ganze Gruppe deutete, von denen übrigens keiner es wagte, im Moment auch nur im Ansatz den Mund aufzumachen.
 

Beorns Blick blieb für einen Moment an seiner Tochter hängen, die inzwischen aus der kleinen Küche heraus und an ihn heran getreten war. Der Gegensatz zwischen beiden hätte nicht größer sein können, während der Bär selbst aufgrund seiner Größe, den halben Raum für sich allein einnahm, sah man im Gegensatz dazu überdeutlich, wie zierlich seine Tochter ihm gegenüber wirkte und doch war sie so wie er, ein wildes Tier....wenn, ja wenn sie es wollte. Lyrêa hatte Fili kurzerhand an Ort und Stelle zurück gelassen, um ihrem Vater entschlossen entgegen zu treten, was dieser ihr prompt mit einem kurzen unwilligen Brummen quittierte. Doch ganz plötzlich entspannte sich der übergroße Mann und nickte knapp, ehe er ihr antwortete, wobei er die Anderen jedoch einfach ignorierte.
 

„Nun gut Kind, wie du es wünschst, ich denke du hast recht, wir sollten ihnen wohl helfen. Ich will sehen, was ich für sie tun kann.“ Lyrêa lächelte, es war ein überraschend gelöstes Lächeln, das sie ihrem Vater schenkte, bevor sie ebenfalls zu sprechen ansetzte. „Danke Vater ich wusste es, dein Herz ist doch größer, als du es zuweilen zu zeigen vermagst.“ Sie verstummte, ging noch ein Stück auf den Bären zu und umarmte ihn danach spontan, während ihr Vater sie anschließend etwas ungelenk von sich wegschob und dabei deutlich verlegen wirkte. Es war der Zauberer der den Augenblick nutzte, um die günstige Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, in der ihnen der Bärenmann eindeutig gewogen war. Auch er schickte sich an etwas zu sagen, wobei er dem Zwergenkönig der ebenfalls zu sprechen ansetzen wollte, mit einer hastigen Geste bedeutete den Mund zu halten...zumindest vorerst. „Nun wir danken euch Beorn, das ist deutlich mehr, als wir zu hoffen gewagt hatten!“
 

Gandalfs raue Stimme klang sichtlich erleichtert, offenkundig hatte er damit gerechnet von Beorn umgehend vor die Türe gesetzt zu werden und war wohl froh darüber, dass es dazu jetzt nicht gekommen war. Aber wie es zukünftig weitergehen mochte, war selbst dem Zauberer ein Rätsel. Doch der Gestaltwechsler zeigte sich ab diesem Moment tatsächlich überraschend angenehm umgänglich. Nach einem verspäteten zweiten Frühstück, das sie von ihm erhalten hatten, war er sogar gewillt die weitere Vorgehensweise mit dem Zauberer und Thorin höchstpersönlich auszuhandeln, während der Rest der Gruppe machen konnte, wonach ihm der Sinn stand, was im Augenblick ja nicht besonders oft vorkam.
 

Die seltene Gelegenheit wurde daher von der Mehrzahl der Gruppe, mit sichtlichem Wohlwollen begrüßt und während die meisten Zwerge die kostbare Zeit nutzen, um den im Moment deutlich zu kurz gekommenen Nachtschlaf nachzuholen, blieb Lyriel bei Lyrêa, um ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. Die beiden Frauen verstanden sich inzwischen ganz gut, auch wenn die Elfe noch immer deutlichen Respekt vor dem so unberechenbar, eigensinnigen Wesen des Bärenmädchens hatte. Dennoch gaben sie bei der täglichen anfallenden Arbeit ein recht gutes Gespann ab, zumindest was Feuer machen, die Tiere versorgen oder auch das in Gang halten der Feuerstelle anbelangte. Lyrêa mochte Lyriel, für ihr ruhiges und überlegtes Wesen und auch ihre zuweilen scharfzüngige Schlagfertigkeit gut leiden, mit der die Halbelfe es immer wieder schaffte, sich den Respekt der Männer zu erkämpfen, vor allem den des Zwergekönigs, der beileibe keinen einfachen Charakter darstellte, wie Lyrêa inzwischen auch schon mitbekommen hatte.
 

Das Bärenmädchen konnte sich des Verdachts jedoch nicht ganz erwehren, dass zwischen den beiden unterschwellig etwas ablief, das man zwar nicht offen sehen, aber doch irgendwie spüren konnte, wenn man denn genau aufpasste. Doch was es war, konnte sie nicht herausfinden. Sie hatte statt dessen das eigenartige Gefühl, die selben seltsamen Empfindungen bei den beiden aufzufangen, die sie selbst mit dem jungen Zwerg verbanden, der sie gerettet hatte. Sie mochte Fili eindeutig, das hatte sie zwischenzeitlich auch schon begriffen...aber warum oder wieso, darauf konnte sie sich keine plausible Antwort geben. Vor allem keine darauf, dass diese eigenartigen Gefühle immer stärker wurden, je länger sie mit ihm zu tun hatte. Was ja auf diesem engen Raum zwangsläufig der Fall war. Daher versuchte Lyrêa ihm so gut wie es eben ging aus dem Weg zu gehen, doch das war nicht so einfach, wie sie schnell feststellte. Besonders nachdem sich ihre Wege nun schon zum zweiten Mal, unfreiwillig gekreuzt hatten.
 

Fili erging es dabei nicht viel anders als ihr...fast krampfhaft bemühte er sich, Lyrêa aus dem Weg zu gehen, um sie nicht noch mehr zu verwirren, wie er es ohnehin schon tat, das spürte er. Doch wie er es auch anstellte, er traf immer wieder ungewollt auf sie und jeder der nicht ganz blind war, konnte zwischenzeitlich überdeutlich sehen, was sich da im Begriff war anzubahnen. So auch Kili, der seinen älteren Bruder besser kannte als alle anderen Zwerge und ihn daher nicht mehr aus den Augen ließ, seit er selbst gesehen hatte, was es mit diesem seltsamen Geschöpf auf sich hatte. Der junge Zwerg mit dem dunkelbraunen Haarschopf machte sich Sorgen um den älteren Bruder. So kannte er Fili bisher nicht...noch nie zuvor, war ihm sein älterer Bruder so abwesend und so fahrig erschienen. Noch nie zuvor, hatte er auch nur einen Gedanken daran verschwendet, den sonst so überlegten und standhaften Bruder in einer solchen Verfassung erleben zu müssen, wie jetzt. Was war bloß mit ihm los?
 

Kili war sich sicher, dass es unweigerlich etwas mit diesem halben Bären zu tun haben musste, dieses wilde, eigensinnige Geschöpf hatte ihn verhext, ganz eindeutig! Aber wie konnte er ihm helfen? Der junge Zwerg wusste sich keinen Rat. Also beschloss er die ganze Sache vorerst aufmerksam im Auge zu behalten. Vielleicht würde es ja irgendwann ganz von alleine eine günstige Gelegenheit geben, in der er ihn davon überzeugen konnte, besser die Finger von Lyrêa zu lassen. Sie würde ihm nur Unglück bringen, davon war Kili felsenfest überzeugt. Solche Kreaturen wie sie, brachten einem nichts als Ärger ein...nichts als Ärger. Und so kam es, dass er wie zufällig ein paar Stunden später am Abend mitbekam, was weder für seine Augen, noch für seine Ohren bestimmt war.
 

Kili der seinem Bruder aus alter Gewohnheit heraus, wie immer unauffällig an den Fersen klebte, sah dabei zu, wie der Ältere von ihnen beiden sich scheinbar ziellos in den ruhigeren Teil des Hauses zurückzog. Vermutlich um allein zu sein und nachzudenken. Doch eben da war der junge Zwerg nicht allein. Kili konnte zufällig einen Blick auf Lyrêa erhaschen, die sich ebenfalls dort hin zurück gezogen hatte. Die junge Frau wähnte sich ebenfalls allein, sie hatte weder Fili noch Kili kommen sehen und deren Nähe gespürt schon gar nicht, obwohl ihr das sonst ein leichtes war. Lyrêa war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie es nicht merkte. Sie hatte ebenfalls nachdenken wollen, ihre wirren Gedanken ordnen, die unweigerlich immer und immer wieder zu diesem hellhaarigen Zwerg mit den unglaublich blauen Augen hin wanderten und das obwohl sie es nicht wollte. Dabei war ihr wie so oft, wenn sie zornig oder traurig war, das Einzige in die Hände gefallen, das sie von ihrer Mutter als Erinnerung zurück behalten hatte.
 

Das Einzige was ihren Sinnen normalerweise merkwürdige Klarheit verschaffte, wenn sie nicht mehr weiter wusste, doch ob es ihr auch heute helfen würde, war fraglich. Es war das Schwert und die Rüstung ihrer Mutter...die einer mutigen Frau, die ihr Leben im Kampf für die Liebe und die Freiheit gelassen hatte. Dieses Schwert und die Rüstung, war alles gewesen, was ihr Vater von ihr hatte retten können. Er hielt diese kostbaren Erinnerungen stets in Ehren und niemals sprach er mit Lyrêa auch nur ein Wort, über das was damals in Dol Guldur vorgefallen war. Er sagte, dass sie diese Sachen eines Tages erben würde...eines Tages, wenn sie alt genug dafür war. Lyrêa fragte sich oft schmerzlich, wann denn eines Tages sein würde? Sie war doch inzwischen längst alt genug dafür...oder etwa nicht? Fast magisch wurde sie vom Anblick der Waffe und der schimmernden Rüstung ihrer Mutter angezogen.
 

Sie zögerte einen Augenblick, doch dann besann sie sich und noch ehe sie ihre Entscheidung anzweifeln konnte, nahm sie die Rüstung und streifte sie sich hastig über. Ein leises zufriedenes Grollen drang nur einen Moment später aus der Kehle der Gestaltwandlerin. Ja es fühlte sich überraschend gut an, obwohl sie eindeutig wusste, dass ihr verboten war was sie tat. Aber noch ehe sie den Mut wieder verlor, nahm sie auch das Schwert in die Hand und wog es kurz ab. Lyrêa war durchaus mit dem Gebrauch von Waffen vertraut, auch wenn sie selten welche nutzen musste, um sich zu verteidigen. Das Gewicht des Schwertes war ihr vertraut und sie spürte die Ausgewogenheit der Klinge, die ungewöhnlich leicht in der Hand lag. Die junge Frau gab ein Geräusch der Zufriedenheit von sich, mit dem sie anschließend in etwa geschmeidig wie eine Katze herumfuhr und der Bewegung der glänzenden Klinge folgte, die ihr beinahe so wie ein verlängerter Arm vorkam. Es machte Freude, sich der Kraft und Eleganz der Klinge hinzugeben, die außergewöhnlich gut verarbeitet war.
 

„Hane han Luv..eleon ta.

Wind des Schicksals..wehe.“
 

Es waren eben diese Worte, die in ihrer eigenen Sprache aus ihrer Kehle drangen, als sie die Waffe führte, so als hätte sie nie etwas anderes getan. Lyrêa lächelte kurz, dann flüsterte sie leise in der gewöhnlichen Sprache von Westernis. „Ja Wind des Schicksals bring mich fort von hier...lass mich meine Bestimmung finden..lass mich frei sein!“ Ohne dabei weiter auf ihre Umgebung zu achten versuchte sie kurz darauf ein Gespür für die Klinge zu entwickeln, indem sie ein paar schnelle Ausfallschritte wagte, mit denen sie ihre Wendigkeit testete. Es gelang ihr überraschend gut, obwohl das Schwert an sich fremd war und nichts mit den Waffen zu tun hatte, mit denen ihr Vater sie in der Regel üben ließ, wenn ihm der Sinn danach stand, was allerdings nicht sehr oft vorkam.
 

„Das ist ein ausgesprochen schönes Schwert...woher hast du es?“ Sprach sie mit einem Mal jemand ganz überraschend an, doch es war nicht ihr Vater. Erschrocken fuhr Lyrêa herum und hielt unwillkürlich nach der Stimme Ausschau, die sie eben einfach so aus ihren Übungen heraus gerissen hatte. Und dann sah sie ihn, ganz entspannt halb im Schatten an einem der Pfeiler lehnen, die das Haus stützen. Seine klaren blauen Augen leuchteten im fahlen Licht der Feuerstelle wie Saphire. Ihr war sofort bewusst, dass er sie beobachtet haben musste. „Was willst du hier Zwerg? Das ist allein meine Sache, das geht dich nichts an!“ Fauchte sie ihn deutlich ungehalten an, wütend darüber so von ihm überrascht worden zu sein. Sie hatte ihn nicht mal kommen gehört. Eine Schande war das...wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können?
 

Indem löste er sich jedoch elegant von dem Pfeiler an dem er gelehnt hatte und kam näher, so als ob er ihre unterschwellige Drohung nicht gehört hätte. Fili ging wie selbstverständlich auf sie zu. Lyrêa wich erschrocken zurück. „Was willst du?“ Wiederholte sie abermals frostig, um ihn weiter auf Abstand zu halten, doch das gelang ihr nicht so, wie sie gerne gehabt hätte, denn der Zwergenmann mit dem flachsblonden Haarschopf kam unbestritten näher und zwar so nahe, dass sie nur noch etwa zwei Schritte voneinander entfernten. Fili lächelte sie dabei an, es war ein unübersehbar herausforderndes Lächeln, zudem wirkte der junge Mann überraschend selbstsicher. „Warum so abweisend, holde Maid, ich ahh hatte eigentlich nicht vor, dir etwas anzutun? Also wenn du schon üben willst, wie ich aus diesem eigenartigen herum gehüpfe annehme, wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit einem echten Gegner?“ Hakte er nur einen Moment verblüffend treffsicher nach.
 

Die Gestaltwandlerin sah ihn erneut mit einem deutlich unterkühlten Blick an. „Tzeee herum gehüpfe...was soll das, willst du mich wirklich allen Ernstes herausfordern Zwerg? Gut dann komm her, wenn du dich traust, wir werden ja gleich sehen, wer von uns beiden hier der Hüpfer ist!“ Fauchte sie ihn wenige Augenblicke später nicht eben freundlich an. Fili nahm es gelassen hin. Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen, als er die junge Frau mit dem pechschwarzen Haarschopf und den leuchtenden rötlich braunen Augen betrachtete, wie sie so mit deutlich geröteten Wangen vor ihm stand, das Schwert kampfbereit in der Hand, während ihre Atmung sich unübersehbar beschleunigte.
 

Was auch ihr Blut deutlich sichtbar zum Kochen brachte. Also schön sie war auf kämpfen aus? Nun DAS konnte sie durchaus haben! Der junge Zwerg wollte ihr sicher nicht weh tun, aber einen kleinen Dämpfer in Sachen Kampfkunst konnte sicher nicht schaden und auch er verspürte mit einem mal den unbändigen Drang sich mit ihr zu messen...warum auch immer. Lyrêas Augen verengten sich, sie war sich nicht ganz sicher was sie von der Herausforderung halten sollte, doch als Fili sie weiterhin mit einem relativ selbstgefälligen und überlegenen Grinsen musterte, riss der jungen Frau entgültig der Geduldsfaden. Er wollte sich mit ihr prügeln? Bitte sehr konnte er haben!
 

Lyrêa hatte sich noch nie davor gefürchtet sich zu verteidigen und wenn sie etwas konnte, dann das. „Los komm her, ich warte Feigling, wenn du dich messen willst, dann tu es jetzt...sofort!“ Lyrêas Stimme klang messerscharf, sie hatte keine Angst. Wozu auch...vor ihm? Diesem Zwerg? Niemals...was glaubte er eigentlich wer er war? Fili sah die ganze Sache nicht ganz so eng, nein eigentlich sah er sie eher sportlich. Er wollte ihr nur eine kleine Lektion verpassen, aber ihm war auch klar, dass er sie nicht unterschätzen durfte. Er hatte ihre immense Kraft gesehen und auch gespürt. Die Gestaltwandlerin war beileibe nicht so harmlos, wie sie vielleicht auf den ersten Blick aussehen mochte.
 

So zog Fili das Kurzschwert, dass er aus Gewohnheit heraus am Gürtel mit sich führte. Es war eine Geste wie in Zweitlupe und doch hatte sie schon reagiert. Noch ehe er die Klinge selbst ganz gezogen hatte, spürte er die Spitze ihrer Klinge bereits am Hals. Er war mehr als überrascht über ihre offenkundige Schnelligkeit. Seine Augenbrauen zogen sich hoch, wobei er ihr unwillig zu verstehen gab, dass ihm ihre Handlungsweise ganz und gar nicht gefiel. "Ich dachte du willst kämpfen...also dann gib mir wenigstens die Gelegenheit, mich darauf vorzubereiten Lyrêa!“ Seine Stimme klang leicht zornig, worauf sie spontan lachte.
 

"Ach hatte ich dir etwa gestattet das zu tun Zwerg? Nun ich glaube nicht, aber gut ich will ja nicht so sein." Mit diesen Worten nahm sie die Klinge weg und wich einen Schritt zurück, die gezückte Klinge abermals kampfbereit im Anschlag. Fili wartete nicht länger, bis sie sich gefangen hatte, sondern griff fast sofort danach energisch an. Die beiden waren sich beinahe ebenbürtig. Lyrêa hatte alle Mühe, seine gut gezielten Attacken abzuwehren und mehr als einmal gelang es ihm, ihre Abwehr zu durchbrechen. Nur haarscharf schrammte sein Schwert über ihre Rüstung, wonach sie ihn ebenfalls nur knapp verfehlte und ihm statt dessen eine blutige Schramme an der Wange verpasste. Die beiden kämpften verbissen, jeder wollte den Anderen in die Knie zwingen.
 

Solange bis Lyrêa einmal unvorsichtig wurde und Filis energischen Hieb auswich, der sie unwillkürlich stolpern ließ. Um nicht zu stürzen, musste sie ihre Klinge zwangsläufig fallen lassen, damit sie ihr Gewicht auffangen konnte. So war sie waffenlos, was der junge Zwerg natürlich sofort schamlos ausnutzte. Drohend richtete sich seine Klinge auf ihre Brust. Lyrêa funkelte ihn wütend an. „Das war nicht fair!“ Zischte sie ihm sofort danach böse entgegen, wobei sie ihn nicht aus den Augen ließ. Fili lachte gutmütig. „Wieso das finde ich aber schon? Was ist nun, ergibst du dich?“ Antwortete er ihr spontan, als er sie vermeintlich bezwungen hatte. Doch er hatte nicht mit ihrem unbändigen Temperament gerechnet, das in ihr wie ein wildes Tier schlummerte, das sie unbestritten war. Mit einem abfälligen Schnauben schob sie sich ganz plötzlich so blitzschnell an ihm vorbei auf die andere Seite, dass sie sich nun unmittelbar gegenüber standen. Fili war von ihrer Schnelligkeit viel zu perplex um auch nur annähernd zu reagieren.
 

Sie wollte ihm das Schwert abnehmen, doch soviel hatte er sich doch noch unter Kontrolle und als er spürte, wie sie ihm die Klinge entwenden wollte, packte er energisch zu. Er erwischte sie tatsächlich. Lyrêa wollte sich aus seinem Schraubstock Griff herauswinden. Doch er ließ nicht los, vielmehr drehte er sich hastig herum und schaffte es sie so gänzlich in den Schwitzkasten zu bekommen. Flucht war damit unmöglich. „Was ist ergibst du dich jetzt endlich?“ Hakte er anschließend abermals deutlich amüsiert nach, als sie versuchte ihn mit einigen nicht sehr netten Tritten abzuschütteln. „Träum weiter Zwerg...nie im Leben!“ Knurrte sie ihn aufgebracht an. Sie war wütend, dass er es geschafft hatte sie zu überlisten und das war längst nicht alles. Langsam aber sicher stieg ihr sein unverwechselbarer Geruch in die Nase...dieser betörende Geruch, der so gut nach ihm roch und ihr so eigenartig weiche Knie bescherte.
 

Ja und da war auch noch die Wärme die von ihm ausging..angenehm und merkwürdig beruhigend. Sie waren sich so nah, dass sie sich berührten...das erstemal ganz bewusst und es brachte Lyrêa fast um den Verstand. Aber auch ihn verunsicherte die ungewohnte Situation. Als er wenig später seinen Griff etwas lockerte, um sie wieder frei zu geben, drehte sie sich hastig herum. Die beiden sahen sich für einen Augenblick an und es war so, als würden sie regelrecht im Blick des Anderen versinken. Keiner von beiden konnte sich losreißen. Und noch ehe Lyrêa reagieren konnte, machte er etwas, was er wahrscheinlich selbst nicht wirklich verstand.
 

Der Zwergenmann zog sie ganz nahe an sich heran, nur für einen Augenblick und als ihre Lippen sich anschließend berührten, war es ihr, als würde etwas in ihr in tausend Farben zerspringen. Es war das absolut überwältigendste Gefühl, das sie jemals überkommen hatte. Sie vergaß, dass sie ihm für diesen plötzlichen spontanen Übergriff am Liebsten eine saftige Ohrfeige verpassen wollte. Ja sie vergaß eigentlich alles um sich herum, auch dass die beiden nicht allein waren. Jemand sah zufällig dabei zu, was hier passierte und diesem Jemand gefiel das ganz und gar nicht.
 

Dieser Jemand hatte Angst um Fili...der sich da offenkundig in etwas hinein manövrierte, was aus seiner Sicht heraus nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.

Ablehnung

Lyrêa wurde für einen Moment geradezu von ihrer vollkommen auf den Kopf gestellten Gefühlswelt überwältigt. So etwas wie das, was da gerade ihren ganzen Körper durchströmte; hatte sie noch nie zuvor gefühlt...für niemanden. Sie kannte den Begriff der Liebe oder besser das, was man darunter im Allgemeinen verstand. Ja beispielsweise die Liebe für ihren Vater oder auch die für ihre Tiere, mit denen sie lebten. Aber DAS hier war nicht das Selbe DAS hier war ganz anders. So vollkommen anders, dass es ihr fast den Atem nahm. Die Gestaltwandlerin sah sich gefangen genommen von seinen Augen, diese ungleich faszinierend klaren blauen Augen die er hatte und der Ausdruck der darin zu lesen war. Er mochte sie...sie konnte es sehen, keinerlei Lüge war darin zu lesen...nur die gleiche verwirrte Unschuld. Der junge Zwerg, hatte die gleichen Empfindungen für sie, wie Lyrêa für ihn und sie sah auch, dass er es eben so wenig verstehen konnte, wie sie selbst. Er war gewiss nicht hier her zu ihr gekommen, um sich in irgend ein dahergelaufenes fremdes Mädchen zu verlieben, das ihm dazu noch zufällig über den Weg lief...so wie es schlussendlich wirklich passiert war. Nein er hatte im Grunde ganz andere Sorgen. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen und doch...und doch...
 

Warum hat es ausgerechnet mich getroffen? Und warum jetzt...ist das mein Schicksal? Fragte sie sich im Stillen, es war nicht mehr als der Bruchteil einer Sekunde indem ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss. Mehr Zeit hatte sie nicht mehr, bevor sich seine Arme vorsichtig um ihre Taille schlossen und er sie gleich danach sanft in seine Arme zog. Nur für einen Augenblick zögerte sie...dann waren ihre Gefühle stärker als ihr Zweifel, ob es denn richtig war was sie da tat oder auch nicht? Lyrêa schlang beide Arme spontan um seinen Hals und erwiderte seinen zarten fast schüchternen Kuss. Es war so intensiv überwältigend und völlig neu, als sie seine Lippen an den ihren fühlte. Bei den Göttern und wie er schmeckte...dieser unglaubliche Geschmack, er schmeckte genau so anziehend wie er für sie roch...unvergleichlich, atemberaubend. Für einen kurzen Augenblick schien es so, als bliebe für beide die Zeit stehen, denn noch niemals zuvor hatte jeder von ihnen etwas vergleichbares erlebt.
 

Es war gewiss nicht sein erster Kuss. Fili war ein junger Mann und dazu auch nicht unbedingt der unattraktivste. Ja so manche Zwergin in seinem Alter hätte vermutlich alles darum gegeben, um diese Art der Zuneigung von ihm zu erlangen, wenn auch nur für ein einziges Mal. Nein sie war nicht die Erste, die er küssen wollte..aber doch die erste Frau seines Lebens, bei dem es ihm im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen wegzog und er das Gefühl hatte, als würde er schweben. Beide vergaßen gänzlich wo sie waren...beide versanken in die schöne Illusion eines fernen Traumes und für ein paar wenige Augenblicke gehörte die Welt ihnen allein.
 

Bis..ja bis ein leises Geräusch sie unsanft aus ihren Traumwelten heraus riss. Eins der Tiere machte sich durch lautes Gemecker bemerkbar...es war eine der vielen Ziegen. Die im Gegensatz zu Lyrêa und Fili sehr wohl bemerkt hatte, dass sie nicht länger alleine waren. Hastig lösten sie sich voneinander. Das Gesicht der jungen Gestaltwandlerin überzog dabei ein leichter Hauch von verlegener Röte..was sie ungewohnt verletzlich und überraschend mädchenhaft wirken ließ. Sie merkte es und ihre Hand fuhr fast sofort danach verlegen durch ihren schwarzen Haarschopf, während sie ihn schüchtern anlächelte.
 

„Wa...was...war das denn jetzt?“ Fragte Fili sie ebenfalls entsprechend verlegen, auch seine Stimme klang hörbar belegt. „Der wohl erste Kuss meines Lebens?“ Hauchte Lyrêa unübersehbar überrascht in seine Richtung, so als könnte sie selbst nicht fassen, was sie da eben erlebt hatte. „Und..und er war schön...Fili.“ Hakte sie fast sofort danach abermals leise ein, noch ehe der junge Zwergenmann ihr etwas erwidern konnte. Sie sah ihn dabei an, als wäre er lediglich ein Traum gewesen, ein schöner Traum den sie geträumt hatte, der aber in der eisigen Härte der Realität keinen Platz in ihrem Herzen finden konnte.
 

Fili lächelte als er es bemerkte. Wollte oder besser konnte er denn seinen Platz bei ihr finden? Genau das war es, was er sich in dem Moment fragte, dennoch kam etwas ganz anderes über seine Lippen. „Ahhh ja wirklich? Nun das sah mir aber ehrlich gesagt irgendwie nicht so danach aus. Denn gefühlt habe ich was ganz anderes...oder machst du so was etwa öfter?“ Sagte er anschließend sanft, aber auch ein wenig neckisch zu ihr. Er wirkte auf eine Art ebenso verwirrt wie sie selbst. Erst jetzt wurde sich Lyrêa gänzlich bewusst was sie da getan hatte, auf was sie sich eingelassen hatte. Oh Illuvatar ich habe ihn geküsst, hilf mir ich hab diesen Zwerg geküsst, ja bin ich noch ganz bei Trost? Warum hast du das getan? Lyrêa..warum? Weil du ihn magst...sagte eine deutliche Stimme tief in ihrem Herzen und sie wusste, dass sie es nicht mehr länger leugnen konnte.
 

Es lag nicht nur daran, weil er ihr das Leben gerettet hatte...oder weil sie quasi in seiner Schuld stand, so wie in der des Zauberers oder der Elfe, die sie allesamt vor dem Tode bewahrt hatten. Nein es war Schicksal, das spürte sie...warum auch immer er in ihr Leben gekommen war, es musste einen höheren Sinn geben. Welchen konnte sie noch nicht erfassen...aber etwas wollte, dass sie sich trafen. Es blieb ihr damit also nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren. Indem sah sie ihn an und lächelte plötzlich. „Willst du mich jetzt wirklich allen Ernstes fragen, ob ich mich darin üben würde jemanden zu küssen?“ Sie zog eine ihrer Brauen skeptisch in die Höhe.
 

„Also wenn du mir jetzt noch sagst, wen ich bei der Männerdichte, die bei mir in der Regel vorherrscht denn her nehmen sollte, dann bitte ich bin ganz Ohr!“ Der unüberhörbar sarkastische Spruch kam durchaus bei ihm an und nahm beiden etwas von ihrer Verlegenheit. Fili musste sogar spontan lachen, er hatte schon verstanden. Ja wen sollte sie denn dafür her nehmen..ihren Vater vielleicht? Na ja gut...den wohl eher nicht. Er wusste zu gut, dass sie überwiegend allein mit ihrem Vater lebte...also war das tatsächlich ihr erster Kuss gewesen und sie hatte ihn vom ihm bekommen. Nun wusste er nicht so recht, was er davon halten oder wie es weitergehen sollte? Leichte Unsicherheit machte sich zwischen ihnen breit, die spürbar in der Luft lag. Die kleine Kampfrunde mit der sie begonnen hatten, war zwischenzeitlich längst vergessen.
 

Lyrêa hatte das Schwert prompt achtlos fallen lassen...es lag vergessen auf dem Boden...bis ja bis Fili sich dessen besann und es mit einer spielend eleganten Geste aufhob. Er wog es kurz in der Hand ab, wie um sein Gewicht zu messen. „ Ahh ich glaube du hast da was verloren!“ Sagte er anschließend mit einem leicht schiefen Grinsen. „Ach nein, was du nicht sagst!“ Konterte sie mit deutlich hochgezogenen Brauen. „Und was ist, willst du es mir nicht wiedergeben? Hakte sie sofort danach leicht pikiert nach. Er zog es hastig ein Stück zurück, von ihr weg. „Was ich dir? Wieso sollte ich das? Du bist mir auch so schon gefährlich genug Bärenmädchen.“ Antwortete er ihr dabei sichtlich amüsiert.
 

Lyrêa gab ein leises unwilliges Schnauben von sich. „Wenn du willst, dass ich dir jemals vertraue Fili, musst du es auch bei mir tun!“ Sagte sie schließlich leise, es klang hörbar verletzt. Er seufzte ganz plötzlich. „Du hast natürlich recht. Verzeih, das was dumm von mir.“ Fili stutze kurz, er trat einen Schritt zurück, man merkte dass es ihm unangenehm war...er hatte einen Fehler gemacht, den er bereute. Lyreâ die das instinktiv spürte, kam zu ihm und legte ihm sachte die Hand auf den Arm. Es war eine sanfte, wie absolut vertrauliche Geste zwischen den beiden. „Ich erwarte ja nicht von dir, dass du mir sofort bedingungslos vertraust, das wäre vermutlich vermessen, zumal wir uns ja kaum kennen Fili. Aber etwas mehr Zuversicht würde ich mir von dir in der Hinsicht dann doch wünschen!“ Sagte sie anschließend leise aber mit Nachdruck, wobei ihre Stimme sehr ernst klang.
 

Der Zwergenmann sah sie an, ein nachsichtiges Lächeln zog sich über seine Lippen ehe er sprach. „Hier hast du es zurück...ein schönes Schwert, aber das weißt du ja schon. Gib gut darauf acht, so etwas muss man pflegen und in Ehren halten. Es sieht so aus, als hätte es schon so manche Schlacht gesehen.“ Mit diesen Worten hielt er ihr das Heft hin.
 

Lyrêa stutze kurz, sie wirkte leicht verblüfft, ehe sie es ihm abnahm. „Ja ich fürchte das hat es und es hat seinem letzten Träger leider kein Glück gebracht..es...es gehörte meiner Mutter! Sie hat diese Klinge als Letzte geführt, ehe sie durch sie den Tod fand. Tragisch....so möchte ich nicht enden. Aber es ist außer dem Harnisch leider das Einzige, was mir von ihr geblieben ist. Daher halte ich es in Ehren und ich habe mir geschworen, wenn ich jemals in meinem Leben eine Waffe führen muss um mein Leben zu verteidigen, werde ich besser sein als mein Gegner. Aus diesem simplen Grund hat mein Vater mich gelehrt damit umzugehen und nur aus diesem! Verstehst du das?“ Lyrêa sah Fili fast bittend an, sie wollte dass er verstand, was für ein hartes Leben sie führten...ein Leben in Einsamkeit und vielen Entbehrungen. Gesellschaft gab es keine...woher auch? Beorn war nicht unbedingt der Geselligste, schon bevor ihre Mutter starb, hatte er seine einsame einzelgängerische Lebensweise nicht verändert. So lebte er auch jetzt noch...äußerst zurückgezogen und in erster Linie auf das Wohl seiner Tiere und seines einzigen Kindes bedacht.
 

„FILI?“ ganz plötzlich ertönte eine leise Stimme hinter ihnen. Lyrêa und Fili fuhren fast gleichzeitig herum und sahen beide das Gleiche. Es war eindeutig Filis jüngerer Bruder, der ganz in der Nähe an einem Stützbalken des Hauses lehnte und scheinbar gleichgültig an einem Grashalm kaute. Bei näherem Hinsehen merkte man jedoch, dass er nervös war. Der junge Zwerg mit dem dunkelbraunen Haarschopf löste sich als die beiden in seine Richtung blickten und kam ihnen somit ein Stück entgegen. „Was ist kommst du? Thorin wartet nicht gern, er will dich sprechen....sofort!“ Sagte er zwar gelassen, doch hörte man seiner Stimme eine gewisse unterschwellige und abweisende Tonlage deutlich an. Fili sah überrascht hoch. „Was Thorin? Ahh ja ich komme, einen Augenblick Kili.“
 

Mit diesen Worten drehte er sich noch einmal kurz zu Lyrêa um, sein Blick war fast entschuldigend als er sie ansah. „Ich muss jetzt gehen, mein Onkel möchte mit mir reden...sehen wir uns später noch?“ Fragte er sie dabei hastig. Lyrêa lächelte spontan, ehe sie ihm antwortete. „Ja bestimmt oder glaubst du mein Vater würde euch einfach so aus seinen Pranken lassen?“ Ihr Lächeln wurde breiter, der Gedanke daran erheiterte sie offenbar. Fili zuckte statt dessen mit den Schultern, wobei er jedoch Anstalten machte seinem jüngeren Bruder zu folgen. „Weiß nicht, aber ich vermute ihm ist alles zuzutrauen. Also bis dann..!“ Antwortete er ihr dabei gelassen. Wenige Augenblicke später waren beide Brüder auf dem Weg in den bewohnten Teil des Hauses. Lyrêa blieb derweil allein im hinteren Teil zurück.
 

„Also wo ist Onkel Thorin? Fragte Fili seinen kleinen Bruder neugierig und zugleich etwas argwöhnisch, als die beiden allein waren und Seite an Seite nach vorne gingen. „Ich dachte er will mich sehen?“ Hakte der Ältere der Brüder nach, als ihm der Jüngere nicht sofort antwortete. Kili blieb unwillkürlich stehen. Die knappe Handgeste, mit der er Fili bedeutete ebenfalls stehen zu bleiben kostete ihn sichtlich Überwindung, man sah es ihm deutlich an. „Ich habe gelogen...Fili, es stimmt nicht...ich..ich wollte dich da weg holen...weil...?“ Er brach ab und seine Stimme klang fast flehend. „Weil du ihr nicht über den Weg traust!“ Ergänzte der Ältere plötzlich hörbar sarkastisch. Kili nickte heftig. Ja kannst du mir verzeihen, dass ich gelogen habe?“ Fragte er seinen Bruder kleinlaut. Fili seufzte leise, ehe er sprach. „Das muss ich mir erst noch überlegen...bei Mahal warum hast du das getan?“
 

Kili sah seinen älteren Bruder bittend an. „Fili verstehst du mich denn nicht was ich dir sagen will? Dann hör mir zu, denn wiederholen werde ich mich deswegen nicht. Warum sie..warum ausgerechnet dieses Bärenmädchen? Khuzal...du kannst jedes Mädchen haben..jedes...nur nicht das...hörst du mich? Bitte nimm nicht das! Nimm nicht sie...bitte nicht dieses seltsame wilde Waldgeschöpf, dass du nicht mal wirklich zähmen kannst. Was willst du mit ihr? Bruder du kannst wirklich jede Andere haben, verstehst du nicht? Ich ich habe gesehen wie sie ist...sie ist gefährlich...sie wird dir und uns schaden..ich spüre es.“ Fili straffte sich kurz, wobei er seinen kleinen Bruder nachsichtig lächelnd ansah, sich aber doch ein ungewohnt strenger Zug um seinen Mund legte. „Kili ich fürchte du bist es, der nichts versteht kleiner Bruder. Liebe kann man nun mal nicht erzwingen und man kann sie auch nicht verleugnen, sie kommt wenn sie kommt und es gibt nur eins was man tun kann....es zu akzeptieren!
 

Egal was geschieht...ihr Schicksal ist an meins gebunden.“
 

indessen bei Lyrêa...
 

Es war als hätte der Gestaltwechsler instinktiv gespürt was zwischen ihr und Fili vorgefallen war, denn wenig später kam der besorgte Vater um nach seiner Tochter zu sehen, die noch nicht wieder zurück gekommen war. Er sah sie noch immer auf dem selben Fleck stehen, an dem Fili sie zurück gelassen hatte. Sie blickte in die Leere. Es war so als wäre sie der Welt gänzlich entrückt. Lyrêa dachte nach, sie wusste nicht so recht was sie von dem halten sollte was ihr da gerade widerfahren war. Doch Beorn war nicht ganz so nachsichtig mit ihr. Er sah das Schwert in ihren Händen und den Harnisch an ihr....das gefiel ihm wiederum überhaupt nicht. So sprach er sie an und er war dabei nicht unbedingt freundlich zu seinem einzigen Kind. „Lyrêa was soll das....warum tust du das? Wieso widersetzt du dich seit neustem meinen Anweisungen? Barad wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du ihr Schwert nicht anrühren sollst! Das macht sie auch nicht wieder lebendig!“
 

Der Gestaltwechsler klang zugleich traurig wie verärgert. „Das weiß ich Vater, nur zu gut...nicht nur du vermisst sie glaub mir, aber etwas hast du übersehen. Inzwischen bin ich kein Kind mehr! Ich kann kämpfen...!“ Widersprach ihm die junge Frau trotzig, sie war zornig darüber, dass er sie noch immer wie ein Kind behandelte. „JA ..und sterben! DAS kannst du! Genug jetzt Lyrêa ich bin dein Vater ich entscheide wann du alt genug bist eine Waffe zu führen...und vergiss nicht, du bist selbst eine...solange du deinen Willen und dein Blut nicht besser beherrschen kannst!“ Konterte Beorn prompt ungehalten, in Richtung seiner Tochter. Der Gestaltwechsler war wütend sehr wütend und doch konnte er seine Tochter auch verstehen, ja er verstand, warum sie die Sachen ihrer Mutter genommen hatte. Aber die Tatsache die dahinter steckte beunruhigte ihn zutiefst.
 

Er war ihr Vater und er liebte sie, wie nichts auf der Welt. Beorn wollte nicht, dass sein einziges Kind in sein Unglück rannte und er hatte es im Gespür..dieser fremde Mann in den sie sich durch Zufall verliebt hatte, würde ihr Unglück sein, dessen war er sich ganz sicher. Wie konnte es nur geschehen dass ausgerechnet sein einziges Kind sein Herz an einen Zwerg verlor...an einen Zwerg.
 

Der Gestaltwechsler verstand die Welt nicht mehr. Entsprechend zornig waren auch seine Antworten, als er mit ihr sprach. Unwillkürlich wechselte er dabei in seine Sprache was er eigentlich eher selten tat...vordringlich wenn er wütend war. „Roeh rah leik i Spurah..rin na Reutah..kein Wort mehr darüber...Lyrêa! Du weißt ganz genau, was ich über dieses Zwergenvolk denke und du wirst dein Schicksal nicht an einen von ihnen binden und dein einzigartig kostbares Leben verschwenden. Ich verbiete es dir. Hast du mich gehört?“ Das darauf folgende unüberhörbar, wütende Knurren das aus ihrer Kehle drang, war nicht menschlich elbisch oder gar zwergisch.
 

Nein es war das, was tief in ihr steckte, ihre klare Stimme klang tief...viel tiefer, als sie anschließend zu sprechen ansetzte, es war beinahe so als spräche ein wildes Tier. „Hagara..rektoh Sumar ri Angar..alvaera..ach und du weißt das natürlich so genau Ada? Wie kannst du dir hierbei nur anmaßen mein Schicksal zu kennen? Wie Ada?“ Lyrêa hatte bewusst das elbische Wort für Vater verwendet, das sie immer dann nahm wenn sie wütend auf ihn war. Beorn sah seine einzige Tochter einigermaßen bestürzt und zornig zugleich an, deren helle rötlich braune Augen sich während dieser heftigen Auseinandersetzung langsam aber unübersehbar golden zu verfärben begannen, während ihr Vater dabei natürlich nur zu genau wusste, was das zu bedeuten hatte, auch wenn er es im Grunde nicht wahr haben wollte, dass sein eigenes Kind sich so ungewohnt rebellisch gegen ihn auflehnte. Aber noch ehe es soweit war, dass Lyrêa erneut ihre Gestalt zum Bären hin wechseln konnte, schritt er energisch ein.
 

„Wage es ja nicht, das noch einmal unter meinem Dach zu tun...naha eh...Rehleo...verstehst du mich? Nicht solange ich noch dein Vormund bin! Solange wirst du respektieren, dass ich der Ältere von uns beiden bin.
 

Wehe du forderst mich noch einmal so unmittelbar heraus Lyrêa, überlege es dir also gut was du tust und jetzt geh, lass mich allein!“

Zorn

Das ließ sich das Bärenmädchen nicht zweimal sagen...sie hatte ihrem Vater bisher selten widersprochen, aber jetzt spürte sie, dass er im Unrecht war. Die Fremden mochten nicht hier her gehören und vielleicht auch ungewollt etwas Böses mitgebracht haben. Doch Fili war nicht so, er hatte ein gutes Herz, das spürte sie instinktiv. Der junge Zwerg hatte es innerhalb kürzester Zeit geschafft sie gefühlsmäßig für sich zu gewinnen und das war so ziemlich das Einzige, was ihr wirklich Angst machte. Ja sie mochte ihn...kein Zweifel mehr, aber wie sehr...merkte sie erst jetzt in der Konfrontation mit ihrem Vater, den sie bislang immer respektiert hatte, ohne seine Entscheidungen auch nur im Ansatz in Frage zu stellen und am allerschlimmsten war für sie die Tatsache, dass es so schnell gegangen war, was Fili anbelangte.
 

Sie konnte nicht fassen, dass sie sich tatsächlich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte...ja in den Zwerg...ausgerechnet in ihn und wie es aussah, war es schon so offensichtlich, dass selbst Beorn das bemerkt hatte. Was also würde sein, wenn Filis jüngerer Bruder es ebenso bemerken würde oder irgend ein anderer seiner Gefährten? Sie war sich nicht sicher, ob Kili es nicht schon unbewusst gespürt hatte. Sein Verhalten war so merkwürdig gewesen...als er Fili vorhin von ihr weg geholt hatte. Aber vielleicht bildete sie sich das alles auch nur ein? Die junge Frau wusste nicht mehr was sie glauben oder für wahr halten sollte. Ihre an sich schon stark durcheinander gebrachte Gefühlswelt spielte zwischenzeitlich vollkommen verrückt. So etwas wie das war ihr noch nie zuvor passiert, entsprechend unsicher war sie deswegen auch.
 

Sollte sie auf diese seltsamen Gedanken oder Gefühle reagieren oder besser doch nicht? Sie wusste es nicht. Lyrêa wusste nur soviel, dass sie hier her gehörte...hier an den Carrock, am Rande des Nebelgebirges und ihr war dabei auch völlig klar, dass ER nicht bei ihr bleiben konnte. Ein Dilemma für das sie momentan keinen Ausweg wusste, noch irgend eine Idee hatte, wie sie das lösen sollte. Daher kamen all diese unausgegorenen und beängstigenden Gefühle in ihr auf einmal zum Ausbruch. Ja sie entluden sich regelrecht im unbändigen Zorn auf ihren Vater, der daran ja eigentlich nicht einmal wirklich Schuld hatte und doch kam er ihr gerade recht, um ihre fast überschäumende Wut darüber an jemandem abzuladen...der dies ihrer Meinung nach verdient hatte. Leider bedachte sie in dem Moment dabei nicht, wem sie damit Schmerzen zufügte, denn dass dieses Verhalten ihren Vater kränken würde, war offensichtlich.
 

Lyrêa stieß einen Laut aus, der einem Wutschnauben gleichkam. Im selben Moment als Beorn das gesagt hatte, pfefferte sie ihm ihre Waffe unbeherrscht heftig vor die Füße, machte augenblicklich auf dem Absatz kehrt, wobei sie alle anderen im Haus vollkommen ignorierte, die sie aufgrund ihrer Wutlaute irritiert ansahen, welche sie dabei unüberhörbar von sich gab. Die Gestaltwandlerin durchmaß mit ein paar wenigen hastigen Schritten den hinteren Bereich des Hauses. Aber noch bevor sie vorne angekommen war, durchschnitt Beorns kräftige tiefe Stimme mit einem mal den Raum und zwar so, dass alle es hören konnten. „Meine Tochter, wo willst du hin?“
 

Lyrêas klare Stimme kam einen wütenden Grollen gleich, als sie ihm antwortete. „Kurz vor die Tür Luft schnappen Vater! DU hast mich doch eben selbst hinaus geworfen, also was ist noch?“ Das war alles. Ohne sich nach irgendwem umzublicken, packte sie den schweren Türbalken und schob ihn überraschend geschickt nach oben, um diese zu zu öffnen. Noch in der selben Sekunde, als sie den Türrahmen durchschritt, drang plötzlich ein tiefes aufgebrachtes Knurren aus ihrer Kehle, das im selben Augenblick in der Brust eines großen schwarzen Bären mündete..in den sie sich, wie alle es unzweifelhaft sehen konnten abermals verwandelt hatte, wobei ihre Kleidung damit jedoch wieder einmal das Einzige war, das von ihr auf der Schwelle des Hauses zurück blieb. Wenige Augenblicke danach verschwand das aufgebrachte Tier, in der Dunkelheit der Nacht.
 

Ihr Vater seufzte indessen leise vor sich hin. „Bei Illuvatar, was ist nur in sie gefahren? Ich erkenne mein eigenes Kind nicht wieder. So unbeherrscht war sie noch nie zuvor...oder zumindest noch nie so heftig. Das alles hat erst angefangen, als ihr hier aufgetaucht seid.“ Sein unübersehbar grimmiger Blick schweifte dabei unwillkürlich in die Runde, blieb kurz am Zauberer, sowie an der Halbelfe und zum Schluss an Thorin hängen, die ihn allesamt ebenso bestürzt, wie erschrocken ansahen. Aber noch ehe Gandalf etwas dazu sagen konnte, hatte bereits ein anderer den Mund aufgemacht. Seine Stimme klang leise aber sehr entschlossen.
 

„Heru ich habe die Schuld daran, wenn ihr es mir gestattet, werde ich sie für euch zurück holen.“ Thorin fuhr unvermittelt herum, um zu sehen wer das gesagt hatte. Ihm bleib förmlich der Mund offen stehen, als er bemerkte, dass es niemand anderer, als sein ältester Neffe gewesen war. „Fili du? ABER..!“ Fragte er ihn verblüfft und wollte ihn schon zurück halten. Doch Fili schnitt seinem Onkel energisch das Wort im Munde ab, vielleicht zum aller ersten Mal in seinem Leben. „Nein Onkel nicht...bitte hör mir zu, ich habe ihr etwas versprochen, es ist auch meine Schuld, dass sie das getan hat, daher werde ich sie suchen gehen!“ Indem hörte er plötzlich ein leises Seufzen aus dem Hintergrund.
 

„Na schön großer Bruder ich komme mit dir, ich helfe dir sie zu suchen“ Es war eindeutig Kili der das gesagt hatte. Doch zu seinem allergrößten Erstaunen sagte Fili zu dem jungen Zwerg. „NEIN...ich werde allein gehen. Sie ist sicherlich nicht weit fort gelaufen. Bitte versteht mich doch, ich möchte allein mit ihr reden! Danke für dein Angebot das ehrt dich Kili, aber dieses mal nicht, das geht nur sie und mich alleine etwas an!“ Filis Blick war fast flehend, mit dem er seinen Onkel und seinen jüngeren Bruder ansah, um deren Einverständnis für sein Vorhaben zu bekommen. Thorin der Fili am Nächsten war, runzelte sichtlich verwirrt die Stirn. Ein gewisses Unbehagen zog sich dabei unübersehbar über sein markantes Gesicht. Der Zwergenkönig wollte schon ablehnen, doch dann sah Fili zufällig den kurzen nachdenklichen Seitenblick, mit dem Thorin die Halbelfe plötzlich musterte, die nicht weit von ihm stand und schweigend zusah.
 

Fili hatte mit einem mal verstanden, noch ohne dass sein Onkel irgendwie den Mund aufgemacht und etwas derartiges zur Antwort gegeben hatte. Es war so klar, dass er nichts sagen musste..man sah es einfach, wenn man denn aufmerksam genug war, um es wahrzunehmen. Keiner von ihnen sprach irgend einen Ton, nicht einmal der Zauberer, der für gewöhnlich selten um Worte verlegen war. Sekunden danach nickte Thorin kurz. „Gut mach das...aber geh nicht zu weit mein Junge, du weißt dass es gefährlich ist wegen der Orks. Bring sie zurück, wenn du kannst!“
 

Thorin sah unvermittelt zu Beorn hinüber, der noch immer am selben Platz stand und sich bis dato nicht vom Fleck gerührt hatte. „Das ist doch in eurem Interesse Beorn oder nicht?“ Hakte der Zwerg dabei überraschend ruhig nach. Der Gestaltwandler nickte langsam, bevor er ebenfalls zu sprechen ansetze. „Das ist es gewiss Eichenschild, wenn ich auch bezweifle dass der junge Mann sie zurück bringen kann. Aber von mir aus darf er es gerne versuchen. Offenbar weiß er noch nicht, wie ausgesprochen stur meine Tochter sein kann, wenn sie keine Lust hat gute Ratschläge zu befolgen.“ Fili hielt sich indessen nicht lange mit überflüssigen Diskussionen auf.
 

Noch ehe irgend einer von ihnen versuchen konnte, es ihm wieder auszureden, folgte er ihr hinaus in die inzwischen herein gebrochene Dunkelheit. Er folgte ihr auf gut Glück, denn es war so finster, dass man beinahe nicht die Hand vor Augen sehen konnte, auch da sich der Mond zwischenzeitlich hinter dichten Wolken versteckt hatte. Dennoch gelang es ihm ihre Tatzen Spuren aufzuspüren und ihnen zu folgen, da sie frisch waren..und dazu unübersehbar vom dunklen Boden her ins Auge stachen. So hatte er relativ wenig Mühe ihr zu folgen. Fili war trotzdem vorsichtig, er wollte sich nicht unnötig in Gefahr begeben. Wer konnte schon wissen wie sie sich denn verhalten würde wenn er sie aufspürte? Würde sie ihn in dieser Gestalt angreifen, ja erkannte sie ihn überhaupt in diesem Zustand?
 

Er war sich längst nicht sicher, wie sie auf ihn reagieren würde, sollte er auf sie treffen. Dennoch wollte er dieses Risiko eingehen...er mochte sie und Fili war sich ganz sicher, dass sie ihn ebenso mochte. Hatte dieser Kuss den sie ihm vorhin gegeben hatte, das denn nicht schon bestätigt? So in Gedanken versunken achtete er einen Moment nicht auf seine Umgebung. Er hatte ihre Spur kurz zuvor aus den Augen verloren, die sich ganz plötzlich wie ihm nichts aufgelöst hatte...auch da der Untergrund langsam steiniger wurde.
 

Es war noch immer dunkel, da sich der Mond weiter hinter den Wolken versteckt hielt. Fili konnte nichts genaues erkennen, als lediglich eine schemenhafte, leicht hügelige Landschaft mit starkem Buschbewuchs, die hie und da mit einigen alten Bäumen durchzogen war. Plötzlich gewahrte er ein ein leises Geräusch in seiner Nähe...es war eindeutig das schwache Brechen einiger Zweige. Sofort war er alarmiert und auf der Hut. Fili war sozusagen im Haus eines Kriegers aufgewachsen....sein Onkel war durchaus ein mutiger und wehrhafter Mann, der es verstand sich im Ernstfall zu verteidigen.
 

Dieser hatte ihn auch den Umgang mit Waffen und Werkzeug gelehrt. Kampf war für Fili somit nichts fremdes und daher wusste er genau, dass im schlimmsten Falle Orks in der Nähe sein konnten und er daher vorsichtig sein musste. So fuhr seine Hand im selben Moment fast wie automatisch auf den Schwertgriff seiner Klinge, die er vorsorglich mitgenommen hatte. Es war alles still um ihn herum, kein Laut war zu hören, selbst der leichte Wind hatte sich gelegt, nur das gelegentliche Zirpen einer einsamen Grille war in der Weite der Nacht vernehmbar. Aber dann hörte er es doch, es war nicht mehr als ein leises Atmen. Da war doch jemand, ganz in seiner Nähe.
 

Hastig fuhr er herum in die Richtung, aus der er es gehört hatte, um nachzusehen was oder wer es war. Der junge Zwergenmann blieb auf der Stelle wie erstarrt stehen, als er merkte um wen es sich dabei handelte. Nein es waren keine Orks....natürlich nicht, die hätten sich längst auf ihn gestürzt und ihn zweifellos sofort angegriffen...
 

„Was machst du hier Fili? Haben sie dich etwa geschickt, um nach mir zu suchen?“
 

Ihre eigenwillig melodiöse Stimme klang leise aber deutlich vorwurfsvoll durch die Dunkelheit der Nacht. Fili konnte sie noch immer nicht sehen, wohl aber hören. Er bemerkte so auch deutlich ihre starke Verunsicherung, die unüberhörbar in ihrer Stimme mitschwang. „Nein..ich habe mich freiwillig gemeldet, weil ich mit dir reden wollte...deshalb bin ich gekommen und das im Übrigen allein.“ Entgegnete er ihr somit vergleichsweise sanft. Wobei er sich jedoch in alle Richtungen drehte, um sie nicht doch noch irgendwo ausmachen zu können, denn wie er es auch anstellte, war nicht die geringste Spur von ihr zu erkennen.
 

„Ach ja? Was willst DU denn mit mir reden?“ Fragte ihn ihre Stimme erneut aus der Dunkelheit...diesmal klang sie beinahe schon neugierig, aber immer noch einen Tick abweisend. „Nun das werde ich dir erst verraten, wenn ich dich sehen kann!“ Antwortete er ihr entschlossen und sehr bestimmt. Sie standen irgendwo ein gutes Stück vom Haus entfernt, in einer kleinen Senke rundherum bewachsen mit dichtem Buschwerk und fast mannshohem Gras. Man konnte also nicht sofort sehen, wenn jemand in der Nähe war...der Platz eignete sich in diesem Sinne nicht nur als Deckung, sondern auch ausgesprochen gut für einen Hinterhalt, daher war Fili entsprechend nervös. Wollte sie ihn jetzt etwa angreifen? Aber er hörte doch ihre Stimme, ganz eindeutig. Also war sie sicher längst zurück verwandelt, denn als Bär konnte sie nicht sprechen, zumindest nicht in einer für ihn verständlichen Sprache.
 

Der junge Zwergenmann war ratlos, was sollte er tun? Fili drehte sich quasi im Kreis und das nicht nur im Sinne davon, dass er sie nicht finden konnte, nein auch gedanklich...und gefühlsmäßig. Er war sich längst nicht sicher, wie es jetzt mit ihnen beiden weitergehen würde? Doch noch in dem Augenblick, als ihm das zweifelnd durch den Kopf ging, hatte sie sich wohl entschlossen, sich ihm endlich zu zeigen. Fili fuhr dementsprechend erschrocken in sich zusammen, als er plötzlich nahe seiner linken Seite leichte Schritte vernahm, die sich leise einen Weg durch das dichte Gestrüpp bahnten, um zu ihm zu gelangen. Und als er sich eilig herumdrehte, um zu sehen, von woher das Geräusch der Schritte kam, blieb er beinahe sofort wie angewurzelt stehen.
 

Er hatte kaum die Zeit zu verarbeiten, was sich ihm da mit einem mal so überdeutlich offenbarte. Der junge Mann musste prompt heftig schlucken, denn er hatte bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen ausgeblendet, dass sie für seine Augen sozusagen nackt war. In der selben Sekunde, als er dies bemerkte, viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich...ihre Kleider waren ja unweigerlich alle auf der Türschwelle des Hauses zurück geblieben und als Tier hatte sie zweifellos ein Fell...nur jetzt? Jetzt in ihrer menschlichen Gestalt...nun ja..da war eben alles ein wenig anders, als er es in der Regel gewohnt war. Bis dahin hatte er ja auch noch nie zuvor eine Frau gesehen, der ein Fell wuchs wenn sie es wollte, geschweige denn jemals eine solche als Geliebte gehabt. Das war etwas völlig neues für ihn.
 

Fili schluckte abermals sehr deutlich sichtbar, sein Adamsapfel hob und senkte sich mit einem vernehmlichen Räuspern, das ihr seine Nervosität anzeigte, denn das war er und zwar ungewohnt heftig für seine Verhältnisse, auch weil er ihre vom Mondlicht schwach erhellte Gestalt in der Dunkelheit sehen konnte und das überraschend deutlich, da der Mond sich inzwischen aus seinem Wolkenversteck heraus geschoben hatte. Sie kam nicht näher als ein paar Schritte an ihn heran, dennoch konnte man den hellen Schimmer ihrer Haut erkennen. Die schmale Linie, die ihre Taille und ihre Hüften bildeten, waren dabei einfach nicht länger zu übersehen. Er wollte nicht zu offensichtlich in ihre Richtung starren, aber die Tatsache dass sie ihm ausnehmend gut gefiel und er sie sehr mochte, machten ihm ehrlich zu schaffen.
 

Was also tun? Diese Gedanken drängten sich ihm in der für ihn vollkommen ungewohnten Situation mehr als unangenehm auf. Doch noch ehe er diese zu ende gedacht hatte, nahm sie ihm die Entscheidung wie er sich denn jetzt zu verhalten hatte kurzerhand ab. Lyrêa straffte sich und machte anschließend noch ein paar entschlossene Schritte auf ihn zu. Da Fili stehen geblieben war und sich dabei redlich bemühte in eine andere Richtung zu blicken, hatte sie die relativ kurze Distanz zu ihm recht schnell überbrückt und stand nur etwa zwei Atemzüge später direkt vor ihm...und zwar so nahe, dass er ihren warmen Atem in seinem Gesicht fühlen konnte.
 

„So so also reden willst du mit mir? Na schön bitte...hier bin ich, also los fang an, ich warte darauf, was du mir zu sagen hast!“
 

Ihre klare Stimme war nicht mehr als ein Hauch, den er an seinem rechten Ohr hören und auch spüren konnte und ihm dazu unwillkürlich einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Sie hatte dies nur geflüstert und doch war es so intensiv, dass es ihn fast gänzlich aus der Fassung brachte. Er hatte alle Mühe weiterhin seinen klaren Verstand zu wahren. Der junge Zwerg musste erneut schlucken und zwang sich regelrecht dazu, sie dabei nicht anzusehen, was ihm deutlich schwer fiel. Die Tatsache eine junge Frau vor sich zu haben, die er zum Einen sehr mochte und die ihm zum Anderen dazu noch ausnehmend gut gefiel, verlangte ihm einiges seiner Selbstdisziplin ab.
 

Er war immerhin ein Mann, wenn auch noch nie einer von der Sorte, die sich damit brüsten konnten, viele Abenteuer in dieser Richtung gehabt zu haben. Aber ganz unerfahren war er nun auch wieder nicht, was das anbelangte und so war sie eine wirkliche echte Herausforderung für ihn. Er hatte ungewollt ihren schwachen Duft in der Nase...der unverwechselbar anziehend nach Wildnis und Gefahr roch. Eine äußerst ungewöhnliche Mischung, die sein Blut auf eine merkwürdige Weise in Hitze geraten ließ und für die er keine Erklärung hatte. Sie war wirklich gefährlich für ihn und das so ziemlich in jeder Hinsicht, das hatte er inzwischen überdeutlich begriffen.
 

In diesem Fall musste er seinem jüngeren Bruder wohl recht geben, der das schon sehr viel früher wahr genommen hatte als er. Es war ihm für einen kurzen Moment so, als ob sie ihn gefangen genommen hätte. Ja er war eindeutig die Beute und sie das Raubtier, das ihn erlegt hatte. Genau so kam er sich in dem Augenblick vor...ein irrwitziger Vergleich..aber irgendwie auch sehr passend wie er fand. Entsprechend spiegelte sich die Verwirrung darüber in seinem Gesicht. Lyrêa sah ihn an und musste unwillkürlich lächeln. „Verzeih mir, ich wollte dich sicher nicht so in Verlegenheit bringen.“ Flüsterte sie leise, wobei sie ihm ihre Arme plötzlich spontan um den Hals legte und ihn dabei nahe an sich heranzog. Fili straffte sich prompt, wirkte deutlich überrascht, als er bemerkte was sie vor hatte. „Das hast du nicht.“ Antwortete er ihr, doch seine tiefe Stimme klang atemlos und sichtlich belegt, als er ihre Berührung so nahe an sich spürte. „Ach habe ich nicht? Schade!“ Hakte sie derweil fast schon amüsiert nach. „Und warum zierst du dich dann so?“ Fuhr sie weiterhin interessiert fort, als er keine Anstalten machte ihr zu antworten, sondern statt dessen ein verwirrtes Keuchen aus seiner Kehle drang.
 

„Ich bin sicher nicht gekommen, um dir deine Unschuld zu nehmen.“ Antwortete er ihr endlich als er seine Sprache halbwegs wieder gefunden hatte, wobei seine Stimme, jedoch noch immer einen Tick belegt klang. Lyrêa schnaubte leise, ehe sie abermals zu sprechen ansetzte. es klang ihrer Tonlage nach zu urteilen sichtbar ungehalten. „Fili was soll das? Tzzeee meine Unschuld wie das schon klingt...ich fasse es nicht. Jetzt hör mir gut mal zu, in den Augen gewöhnlicher Menschen wäre ich längst alt genug, um Großmutter zu sein. Beim allmächtigen Schöpfer, ich bin fast so alt wie du...hast du das schon wieder vergessen? Also was soll das werden? Glaubst du wirklich ich sei nichts weiter als ein unerfahrenes Kind? Das bin ich schon lange nicht mehr, auch wenn ich in mancherlei Hinsicht vielleicht noch danach aussehen mag. Vergiss eines nicht, wir Gestaltwechsler können sehr alt werden und daher entscheide ich allein, wie ich mein Leben leben will und damit auch, wie und wann ich meine Unschuld opfere...und vor allem WEM. Ich für meinen Teil habe meinen Gefährten längst gewählt...jetzt ist es nur noch an ihm, sich zu entscheiden, ob er mich denn haben will?“ Sie sah ihn überraschend ernst an, in ihren bernstein Augen spiegelte sich das unsterbliche Mondlicht, wie die Ewigkeit, die sich im dunklen Sternenzelt über ihnen spannte.
 

Fili zögerte kurz...doch dann schlossen sich seine Arme mit einem mal ebenfalls sanft ja beinahe beschützend um sie...und sie wusste in der selben Sekunde, dass er sich entschieden hatte. Für Sie! „Ich würde gerne mein Leben mit dir teilen Lyrêa nichts lieber als das, du weißt dass ich dich mag...es spielt für mich dabei keine Rolle, dass wir uns noch nicht lange kennen...ich weiß, dass es Schicksal war, als wir uns trafen, denn nichts geschieht ohne Grund...oder ohne einen höheren Sinn. Aber so sehr ich es mir vielleicht wünsche, ich kann nicht bleiben, denn ich habe ein Versprechen gegeben. Versteh doch, das ist bindend, ich kann meinen Onkel und meinen Bruder jetzt nicht im Stich lassen, nicht bevor unser Vorhaben erfolgreich ausgeführt ist.“
 

Lyrêa seufzte leise, ehe sie ihm antwortete. Ihre Stimme klang dabei rau und auch ein wenig traurig. „Allmächtiger Schöpfer das weiß ich doch...und das respektiere ich auch. Ich will dich nicht an mich fesseln...das wäre das Letzte was ich wollte, ich sehe dich nicht als meinen Besitz an, ganz im Gegenteil. Aber bitte versteh du mich auch, denn wenn ich mich dazu entscheide mich an jemanden zu binden, dann ist das ein Band, das in der Regel nur der Tod allein lösen kann. Ich mache das nicht zum Vergnügen Fili, es ist mein Ernst, also entscheide dich, was du tun willst! Wenn du mich willst, dann werden wir für immer eins sein, selbst wenn wir voneinander getrennt werden..so ist es der Brauch bei meiner Sippe...schon immer!“

Küsse wie Feuer

Der junge Zwerg schob sie ein Stückchen von sich weg, wobei er ihr forschend in die Augen sah, die ihm im schwachen Mondlicht hell rötlich, wie Bernstein entgegen funkelten. „Willst du denn überhaupt, dass ich mich an dich binde?“ Sagte er nur einen Moment später tonlos zu der jungen Frau, die er beschützend in seinen Armen hielt. „Ich meine weißt du denn wirklich, was das für dich bedeutet Lyrêa?“ Hakte er leicht unsicher nach, noch ehe sie ihm darauf etwas antworten konnte. Das Bärenmädchen gab ein leises Geräusch von sich, das vielleicht nicht mehr als ein unterdrücktes Grollen sein mochte.
 

Sie straffte sich kurz unter seiner Berührung, wobei sie sich anschließend jedoch wieder vertrauensvoll an ihn lehnte. „Wie kannst du mich das fragen Fili, wo ich dir eben nicht weniger als mein Herz offenbart habe? Natürlich will ich das..!“ Sagte sie fast sofort danach zu ihm, doch es klang ebenfalls sichtlich belegt, so als wüsste sie nicht so recht, wie sie ihn einschätzen sollte. Er zog sie nach dieser offenkundig ehrlichen Aussage noch etwas näher an sich heran. „Ich verstehe!“ Sagte der junge Mann sanft. Plötzlich lächelte sie und legte ihren Kopf an seine Brust. „Ich kann deinen Herzschlag hören Fili...ich mag das, weißt du er hat so etwas seltsam beruhigendes an sich.“ Flüsterte sie ihm schließlich kaum hörbar entgegen.
 

Der Zwerg lächelte, wobei er ihr unwillkürlich einem spontanen Impuls folgend eine verirrte Strähne ihres dichten schwarzen Haars aus der Stirn strich. Der Zwergenmann wirkte nachdenklich, ja fast schon geistesabwesend, so als wäre er gedanklich ganz weit fort „Oh ich wusste ja gar nicht, dass ich eine solche Wirkung auf dich erziele.“ Entgegnete er der jungen Frau somit entsprechend verblüfft, auf ihre vorhergehende Feststellung. Lyrêa lächelte kurz, doch dann wurde auch sie schnell wieder ernst. Nur einen Moment später sah sie ihn eindringlich, ja beinahe flehend an.
 

„Und willst du mir sagen, was du tun wirst?“ Fragte sie ihn schließlich leise, wobei ihre klare melodische Stimme jedoch ungewöhnlich ernst klang. Er erwiderte ihren Blick, wobei er kurz nickte. „Ich habe mich entschieden...ich will es!“ Sagte er einen Moment später entschlossen. Damit war es klar. Sie wusste noch in der selben Sekunde, dass er vielleicht nicht für immer bei ihr bleiben konnte...aber sein Herz im Gegensatz dazu ihr ganz allein gehörte. Mehr wollte sie von ihm nicht. Wenn er sich heute Nacht an sie binden würde...war das alles was zählte. Ihr Gefährte war lediglich durch das Band des Herzens an sie gebunden..nicht mehr und ihr war auch klar, dass er mit seinen Leuten gehen musste, wenn es an der Zeit dazu war.
 

Die Gestaltwechslerin wusste, dass dies schon sehr bald sein würde....früher als ihr lieb sein konnte. Fili würde nicht bei ihr bleiben können, selbst wenn er es wollte. Ein leises etwas deprimiertes Lachen war daher zunächst alles, was er aus ihr heraus bekam, doch mit einem Mal löste sie sich von ihm und sah ihn eindringlich an, wobei sie eine ihrer schmalen Hände hob und ihm mit einer spontanen und sehr zärtlichen Geste sanft über die Wange strich, die sich unter den hellen Bartstoppeln seines blonden Bartes überraschend rau anfühlte.
 

„Dann will ich es auch!“ Antwortete sie ihm dabei vergleichsweise ruhig, doch er konnte ihre aufkeimende Nervosität deutlich spüren, die ihre Gestalt wie eine zweite Aura umgab. „Weißt du auch worauf du dich da einlässt?“ Fragte er sie daher sehr nachdrücklich, denn davon zu sprechen, war längst nicht das Selbe, als es zu tun und er war sich trotz allen beileibe nicht so sicher, ob es wirklich das Richtige war, was sie beide hiermit für sich beschlossen hatten. Er mochte sie, mehr als er sollte und durfte...aber das allein war noch lange kein Garant dafür, dass sie wirklich zueinander passten. Doch diese Entscheidung nahm sie ihm damit kurzerhand ab.
 

„BITTE..!
 

Fili, lass uns die wenige kostbare Zeit, die wir für uns alleine haben nicht mehr länger nur durch reden vergeuden. Die Anderen erwarten außerdem, dass wir irgendwann zu ihnen zurück kommen...und nicht nur die...!“ Sagte sie kaum hörbar in die Dunkelheit, die nur durch das Mondlicht erhellt wurde. Ihre klare Stimme zitterte leicht, er konnte es hören.
 

„Komm...!“
 

Antwortete er ihr schließlich leise, wobei er sie jedoch entschlossen an der Hand nahm. Nur ein paar wenige Schritte weiter fand sich eine geschützte Mulde in der sie unsichtbar für ihre Umgebung waren. Sollten Orks in der Nähe sein, so konnten sie diese wenigstens nicht sofort sehen. Eigentlich eine reine Vorsichtsmaßnahme und doch war es so viel mehr als das. Ihr war kalt, man konnte deutlich sehen, wie ihre nackte Haut unter der nächtlichen Kälte zitterte. Lyrêa lächelte etwas unsicher, als sie bemerkte, dass ihre Blöße ihn immer noch aus der Fassung zu bringen schien, auch da er offenbar nicht so recht wusste, wo er denn nun eigentlich hinsehen sollte.
 

Und das obwohl der junge Mann sich weiterhin redlich Mühe gab, sie nicht über gebührlich anzustarren. „Puhh ist ganz schön kalt so ohne schützendes Fell, ich hätte nicht so dumm sein dürfen ohne meine Kleider fort zu gehen.“ Sagte sie daher trocken und reichlich ernüchtert über ihre offenkundige Unvernunft. Doch Fili reagierte erneut überraschend zuvorkommend, indem er sich hastig aus seinem Mantel schälte, ihn ihr ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, wie selbstverständlich um die schmalen Schultern legte und sie danach fest in die Arme nahm. Lyrêa sah ihn dankbar an.
 

„Was schon wieder? Das wird ja langsam zur Gewohnheit...findest du nicht?“ Entgegnete sie ihm angesichts der Tatsache, dass sie nun schon wieder seinen Mantel in Anspruch nehmen musste entsprechend resigniert. Er lächelte unwillkürlich über das, was sie zu ihm gesagt hatte, auch weil er sich dessen sehr bewusst war, dass sie beide schon einmal in der selben Situation gewesen waren. Vor ein paar Tagen als es passierte, allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen als jetzt. „Nun ich würde ihn dir ja gerne schenken, aber ich fürchte, dass ich ihn da wo ich hingehen werde, wohl noch dringend brauche.“
 

Sagte er deshalb entsprechend sachlich. Sie schwieg zunächst und kuschelte sich statt dessen noch ein wenig tiefer in seinen warmen weichen Mantel, der dazu so unglaublich gut nach ihm duftete. „Schade...ich hätte gerne etwas gehabt, das mich an dich erinnert wenn du fort bist und wenn es nur etwas so banales wie ein Stück Fell und Leder ist. Dein Geruch haftet darin...ich mag ihn so...nein ich sollte wohl eher sagen ich liebe ihn. Himmel, es fällt mir ja schon schwer genug zu akzeptieren, dass du nicht bleiben kannst und ich wünschte, es gäbe einen Weg das zu umgehen...aber ich sehe keinen.“ Sie seufzte leise wobei sie erneut verstummte und ihn statt dessen aufmerksam musterte, um zu sehen wie er darauf reagieren würde.
 

Fili schüttelte jedoch wie erwartet den Kopf. „Nein es gibt keinen und das wissen wir beide. Lyrêa es tut mir so leid, ich würde ja gerne, das weißt du...ich..ich mag dich...!“ Sie richtete sich ganz plötzlich hastig ein Stück auf von ihm weg, wobei sich ihre Fingerspitzen zart auf seinen Mund legten und sie ihn somit zum Verstummen zwang. „Schhhttt....sag nichts mehr bitte...das macht es nur noch schlimmer für mich“...hauchte sie ihm anstatt dessen sanft entgegen.
 

Beide wussten dass mehr Worte eigentlich nicht mehr von Nöten waren...beide wussten längst was sie wollten und doch war es so unendlich schwer dem nachzugeben...denn wenn es passierte waren sie wirklich aneinander gebunden bis...ja bis einer von ihnen diese Welt eines Tages verlassen musste. Schließlich war sie es erneut die die Initiative ergriff, er verdrehte ihr ganz gehörig den Kopf, da war sein unglaublich anziehender Duft, der ihr ihren sonst so klaren Verstand raubte und nicht nur der...sie konnte ihn fühlen.
 

Seine Nähe brachte sie völlig durcheinander und die Gestaltwechslerin war sich vollkommen klar darüber, dass dies eine Entscheidung war, die nur schwerlich rückgängig zu machen war....und wenn sie es tat, dann aus freien Stücken und aus ganzem Herzen. Ohne weiter darüber nachzudenken ließ sie sich schließlich fallen sie gab sich seiner Nähe hin, da sie ihm vertraute und sie wusste dass er ihr nicht weh tun würde...niemals. Sie saßen nahe beieinander Lyrêa konnte seine Körperwärme nahe an ihrer eigenen spüren...ihr Herz schlug ihr bis zum Hals....es war ihr erstes Mal überhaupt...schon das allein genügte ihr eine gewisse Unsicherheit zu wecken, auch da sie nicht wusste wie sie sich verhalten sollte.
 

Fili merkte es und übernahm schließlich kurzerhand die Initiative. Sie spürte wie er sie nahe an sich heran zog und sich seine Hände warm und rau um ihre Wangenknochen schmiegten ehe er sie küsste. Diese Erfahrung war nicht wie zuvor, nein sie war noch um vieles besser. Sie fühlte ein heftiges Prickeln unter der Haut..es war als würde sie brennen...all ihre Sinne fingen Feuer...dieser Kuss war wie kein anderer zuvor.
 

LIEBE, so wie sie, sie für ihn empfand war mit Abstand das Schönste und das Beste was sie jemals in ihrem Leben gefühlt hatte. Und sie wollte ihn...darin bestand kein Zweifel mehr.

Liebe

„Siehe zwei Hände voll mit Wasser...bringt man sie zusammen wird es eins mit sich selbst, untrennbar verbunden auf ewig.“ (quelle/unbekannt)
 

LIEBE, so wie sie, sie für ihn empfand war mit Abstand das Schönste und das Beste, was sie jemals in ihrem Leben gefühlt hatte. Und sie wollte ihn...darin bestand kein Zweifel mehr.
 

Auch ihm erging es nicht anders, als er sich kurz darauf nur äußerst widerstrebend von ihr löste. Fili saß noch immer dicht neben ihr, er spürte sie...hatte ihren, mittlerweile ihm so vertrauten Geruch ebenso betörend in der Nase und war sich ganz und gar nicht darüber im Klaren, was er nun eigentlich tun sollte?
 

Weiter seinem Herzen folgen oder aber seinem Verstand, der ihm freilich etwas ganz anderes sagte als das, was er gefühlsmäßig für sie empfand und damit eigentlich tun wollte. Fili mochte Lyrêa, das stand außer Diskussion....aber die Frage, wie es zwischen ihnen denn nun weitergehen sollte, erübrigte sich spätestens, als er bemerkte, wie sich ihre Hände wenig später schüchtern aber doch entschlossen an den Saum seines Hemdes legten, das er im Moment über der Tunika trug und sie dabei noch ein Stückchen näher an ihn heran rückte. Ihr langes Haar streifte ungewollt seine Schulter und er neigte den Kopf etwas, um ihren eigenwilligen Duft darin aufzufangen, der für den jungen Zwerg so gut nach Blumen und frischer Nachtluft roch. Sie war ein wildes freies Geschöpf, zuweilen äußert unberechenbar in ihrem Handeln, aber im Moment waren sie sich beide zur Abwechslung einig in dem was sie wollten, denn Lyrêa ließ ihre Hände weiter sanft über den weichen Stoff seiner Tunika gleiten.
 

Es wirkte fast verträumt, als sie ihnen dabei mit ihren Blicken folgte. “Stört die nicht?“ Fragte sie ihn leise und ganz plötzlich völlig zusammenhanglos, es klang ein wenig belegt. Er lächelte unwillkürlich als er es merkte und zuckte danach etwas unschlüssig mit den Schultern. „Sicher ein wenig schon...ich würde sagen, es kommt ganz darauf an, was du jetzt damit vor hast?“ Sagte er dabei überraschend humorvoll. Über ihre zuweilen noch leicht mädchenhaft wirkenden Gesichtszüge schob sich ein kurzes belustigtes Lächeln, wobei sie eine ihrer Hände hob und sie sachte an seiner ebenmäßigen aber doch markanten Gesichtskontur entlang streichen ließ, ehe sie ihm antwortete. „Ach...und was soll ich denn deiner Meinung nach damit tun?“ Fragte sie ihn anschließend mit einer etwas ungleich wirkenden Mischung aus Unsicherheit und Entschlossenheit, wobei die Entschlossenheit allerdings deutlich überwog.
 

Der junge Mann nahm ihre Hand spontan in seine und lachte abermals leise, ehe er sprach. „Du sollst selbst entscheiden, wie weit du gehen willst oder auch nicht...ich werde es akzeptieren. Mir ist alles recht, ich mag dich so wie du bist und daran wird sich nichts ändern, egal wie du dich letzten Endes entscheidest Lyrêa.“ Fili s angenehm tiefe Stimme hatte ernst geklungen, er meinte es so wie er es sagte. Irgendwann verstummte er jedoch, denn damit war zumindest für ihn alles das gesagt, was es diesbezüglich zu sagen gab. Sie sah ihn lange an..wortlos, forschend. „Dann....dann will ich es auch...“ flüsterte sie ihm schließlich irgendwann hörbar atemlos entgegen.
 

„Dann wollen wir es also beide..“antwortete er ihr sanft auf diese nachdrückliche, wie ehrliche Aussage von ihr. Sie wollte nicken, doch dazu kamen sie beide nicht mehr. Lyrêa spürte zwar noch, wie er sie abermals nahe an sich heranzog, aber dann machten ihre Hände ja ihr ganzer Körper sich auch schon vollkommen selbständig. Nichts gehorchte ihr mehr, alles in ihr war wie ferngesteuert, tat einfach was es wollte, gerade so, als hätte sich alles was sie kannte, was ihr bis dahin vertraut gewesen war ihrem Verstand entzogen und musste nur noch allein ihren verwirrenden Gefühlen folgen.
 

Sie nahm wie in Trance wahr, wie seine Fingerspitzen zart an ihrer nackten Schulterlinie entlang bis hin zu ihrem Schlüsselbein strichen, um dann irgendwann am Ende angelangt weiter nach unten zu wandern. Diese eher spielerisch gemeinte Geste entlockte ihr ein heftiges Keuchen. Einerseits war sie zutiefst erschrocken über die vertraute Nähe, die damit unweigerlich von ihm ausging und sich ihr so geradezu aufdrängte. Andererseits war sie noch niemals zuvor einem anderen Lebewesen so nahe gewesen wie ihm und schon gar nicht vollkommen nackt. Doch das, was dieses eigenartige Gefühl dabei in ihrem Inneren auslöste, war etwas völlig neues. Eine Art von Hochgefühl überströmte plötzlich ihren Körper, die ihr gänzlich unbekannt war.
 

Eine Art von Hochgefühl...die ihr nahezu die ganze Welt zu Füßen legte und dazu völlig anders als in ihren Träumen...denn jetzt war es real geworden. ER war ja hier, an ihrer Seite sie konnte ihn überdeutlich fühlen. Es war ihrer beider Schicksal gewesen sich zu treffen und ihres damit auch das von Fili zu teilen. Aber wenn es so war, dann wollte sie es und zwar ganz..mit allen Sinnen, ja mit allem was sie ausmachte wollte sie sich ihm hingeben.
 

Fili der zwangsläufig der Erfahrenere von beiden war, war bestrebt ihr keine unnötige Angst machen vor dem was fremd war...er wünschte sich nicht mehr, als dass sie ihm vertraute. So legte er ihr einen seiner Arme behutsam um die Taille, zog sie noch ein Stückchen näher zu sich und ließ sich von ihrer Nähe und ihrer Wärme in die Nacht hinaus tragen. Lyrêa schmiegte sich an ihn...ihre Hände verirrten sich so abermals neugierig an den Saum seiner Tunika und dieses mal...wollte sie wissen, was wohl darunter verborgen liegen mochte. Vorsichtig streifte sie mit seiner Hilfe Hemd und Überwurf ab, worauf kurz danach seine durchaus überzeugend breiten Schultern sowie seine männliche Brust zum Vorschein kam, die unübersehbar von einem dichten hell goldenen Flaum bedeckt war.
 

Der Mann war ein Zwerg...das hieß unbestritten, was natürlichen Körperhaarwuchs anbelangte stand er ihr damit in nichts nach. Davon fasziniert ließ sie ihre Fingerspitzen über den weichen Flaum gleiten, was ihr einen ungewollten spontanen Laut des Entzückens entlockte. „Ohhwww...die...die sind ja ganz weich..und wie..wie Gold..“ flüsterte sie ihm atemlos entgegen. Es klang ehrlich verblüfft, woraufhin er unwillkürlich lachen musste. „Was hast du denn gedacht menu Athane? Etwa Drahtborsten oder wie..bin ich ein wilder Eber?“ Konterte er darauf überraschend trocken. Lyrêa sah ihn entsprechend verwirrt an, doch dann lachte auch sie kurz und amüsiert los, bevor sie ihm etwas geeignetes darauf antwortete. „Wer weiß das schon so genau, was du für Ahnen hast? Nun vielleicht steckt davon ja was in dir drin und du weißt es nur nicht? Ich meine Haare hättest du dafür allemal genug Zwerg!“
 

Konterte sie damit wenig später genauso trocken wie er. Fili drehte sich zu ihr um. „Oh du...du spitzzüngiges kleines Biest...ich...ich könnte dich manchmal...“ flüsterte er ihr leise grollend entgegen, worauf er sie sich spontan packte und an sich zog. Natürlich war er nicht böse auf sie, es sollte nichts weiter als ein Scherz sein, das wusste er. Lyrêa schnappte indessen heftig nach Luft. Sie fühlte ihn auf ihrer nackten Haut...das erste Mal...seine Berührungen, die Wärme, seine vertraute Nähe. Es war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend, für die junge Frau.
 

„Du könntest mich manchmal...WAS..Fili?“ Hauchte sie ihm daraufhin sichtlich verwirrt entgegen, wobei sie ihn schlicht unterbrach. Er sah sie forschend an. Der Blick aus diesen schönen Saphir blauen Augen war geradezu paralysierend. Es war, als würden sie einander mit einem Zauberbann belegen in dem sie sich beide gefangen sahen. Unendliche Sehnsucht lag darin...Begehren und eine brennende Leidenschaft. Ohne irgend eine weitere Silbe zu verlieren beugte er sich plötzlich wortlos vor und legte seine Lippen zögernd auf die ihren, zuerst war sie etwas verunsichert weil es so plötzlich passiert war, doch dann ließ sich die junge Frau nicht mehr lange bitten. Diese Emotionen waren übermächtig und lange schon überfällig. Sie spürte das zarte Anklopfen seiner Zunge, die an ihren Lippen entlang strich und eingelassen werden wollte.
 

Diese Art zu küssen war ihr völlig fremd...vom Küssen allgemein überhaupt ganz zu schweigen. Aber es gefiel ihr auch, es war neu und prickelnd...kurz gesagt ein hochgradig erregendes Gefühl und wie er dazu schmeckte...einfach unvergleichlich. Ihre Arme schlangen sich so völlig spontan und begehrlich um seinen Hals, wobei sie ihn noch dichter an sich heran zog. Er spürte wie ihre Hände kurz danach verlangend in seinen hellen Haarschopf glitten und sie sich die langen goldenen Strähnen sanft durch die Finger gleiten ließ. Das schnelle kurzatmige Keuchen in ihrer Kehle wurde damit immer deutlicher hörbar. Lyrêa hatte gewiss nicht vor, ihn so schnell schon wieder herzugeben...zumindest nicht, bis sie hatte was sie wollte. Und was das war, konnte man sich zwischenzeitlich an den Fingern abzählen.
 

Ihn wollte sie...mit allem..egal wie.
 

Sie küssten sich beide mit einer Hingabe, wie es nur Liebende tun können. Ohne es wirklich bewusst zu bemerken, hatte er sie dabei spontan auf den Rücken gedreht und war ihr gefolgt. Er war dicht über ihr...stützte sich ab, um sie nicht mit seinem Gewicht zu erdrücken, da er doch deutlich schwerer war als sie. Lyreâ merkte es...“komm her...näher...ganz nah...“hauchte sie ihm zärtlich entgegen, als sie sich ganz kurz voneinander gelöst hatten, um wenigstens etwas Atem zu schöpfen. Ihrer beider Atmung ging mittlerweile rau und unkontrolliert, der Puls rasend schnell..Herzklopfen bis es in der Brust zerspringt.
 

Er hätte sich in dem Moment Lügen strafen müssen, um sich selbst nicht eingestehen zu müssen, dass sie ihn körperlich, wie geistig längst in eine Art von Erregungszustand versetzt hatte, in dem sein klarer Verstand nicht mehr oder nur noch Bruchstückhaft vorhanden war und das tat was er wollte. Keiner seiner Sinne war im Augenblick noch irgendwie nach normalen Maßstäben zu messen. Die anziehend eigenwillige Gestaltwandlerin hatte es doch tatsächlich geschafft ihm innerhalb kürzester Zeit so dermaßen den Kopf zu verdrehen, dass er nur noch an das eine denken konnte...und daran wie er es kriegen würde. Auch die junge Frau ließ sich nicht mehr länger bitten, er spürte wie sich ihre Fingerkuppen begehrlich in die weiche Haut seines nackten Rückens gruben...sie zog ihn so nahe an sich heran, dass er mehr oder minder auf ihr lag.
 

„Willst du wirklich ernsthaft so weit gehen? Du weißt dann gibt es kein Zurück mehr...für uns beide!“ Konnte sie seine angenehm tiefe Stimme mit einem Mal leise an ihrem Ohr flüstern hören. Lyrêa lag einen Moment lang still, sie sprach kein Wort..nickte jedoch...nur einmal kurz aber nachdrücklich entschlossen. Damit war es klar. Er richtete sich, als sie das getan hatte kurz auf...stütze sich ab und beugte sich erneut vor um sie zu küssen. Ihre Hände lösten sich von seinem Rücken, um sich anstatt dessen etwas zaghaft an den Kordeln seiner Beinkleider zu schaffen zu machen...denn die Hosen hatte er ja dummerweise noch an und die störten bei ihrem Vorhaben doch ganz gewaltig.
 

Wie sie es allerdings schafften, die störenden Kleidungsstücke irgendwie doch noch halbwegs vernünftig loszuwerden, wussten beide später nicht mehr...aber das war letzten Endes auch nicht wichtig. Das Einzige was in diesem Augenblick für sie zählte, war die Nähe zum Anderen. Ihre Herzen schlugen für den Moment im Einklang, schnell...und aufgeregt. Der prickelnde Geschmack von körperlichem Begehren lag greifbar in der Luft und entlud sich schließlich in etwa so, wie die schwüle Hitze eines Sommergewitters. Leidenschaftlich impulsiv...und doch auf eine Art statisch an die immerwährend gleichen Regeln gebunden. Der Eine führte, der Andere folgte ihm vertrauensvoll...und zusammen waren sie ein Ganzes.
 

Als Lyrêa sein Gewicht auf sich spürte, die angenehme beruhigende Schwere fühlte und auch die, wie sich seine Hände zärtlich den Weg über ihren Körper suchten, da schmolz ihre Angst vielleicht doch etwas falsches zu tun dahin wie der erste Schnee in der Morgensonne. Filis zarte Berührungen waren auffordernd wie zurückhaltend gleichermaßen, aber sie ließen keinerlei Zweifel mehr daran aufkommen, wohin es letztendlich führen würde.
 

„Ich will dich mit allem...ich...ich brauche dich wie das Wasser zum Leben. Wie soll ich ohne dich sein? Du bist der Teil von mir, der mir bis heute gefehlt hat...der Kreis schließt sich...jetzt und alle Zeit sind wir eins...für immer...für immer....egal was kommen wird!“
 

Es waren ihre Worte, die glühend wie Drachenfeuer in der atemlosen Stille hingen, die sich zwischen ihnen gebildet hatte. Lyrêa hatte ihm damit ehrlich das gesagt, was sie für ihn empfand...und noch mehr...
 

„Du bist alles für mich, was ich mir wünschen kann.“ Antwortete er ihr leise, wobei er sie nahe an sich heran zog um es endlich geschehen zu lassen. Mochte kommen was wollte. Im Jetzt und Hier gehörten sie nur einander allein und nichts und niemand würde ihnen das je wieder weg nehmen können...weder sein Onkel, noch sein jüngerer Bruder oder auch ihr Vater. In diesem Sinne war der eigentliche Akt so unausweichlich für beide geworden und als der junge Zwergenmann sie mit diesem Bewusstsein kurz darauf zu seiner Gefährtin nahm, wussten beide dass es nie mehr ein Zurück geben konnte. Der unverwechselbare Geruch von frischem Schweiß und körperlicher Liebe haftete damit nicht mehr länger zu verleugnen an den beiden Liebenden, die sich einander im gegenseitigem Vertrauen hingegeben hatten. Lyrêas Hände strichen zärtlich verträumt über seinen nackten Rücken..sie wirkte abwesend, ja nachdenklich. Doch irgendwann sprach sie plötzlich sehr deutlich das aus, was er insgeheim längst befürchtet hatte.
 

„ER wird es wissen..aber das ist mir egal!“ Flüsterte ihre Stimme damit leise in die klare Finsternis der Sternen funkelnden Nacht. Fili richtete sich unwillkürlich ein Stückchen auf und sah sie verblüfft an. „Wer?“ Fragte er sie fast sofort danach überrascht, aber im Grunde wusste er genau wen sie gemeint hatte. Lyrêa lachte leise, es klang gleichermaßen amüsiert, wie bitter. „Meinen Vater natürlich, der hat leider eine ziemlich gute Nase. Ich denke ihn zu täuschen wird uns beiden wohl nicht gelingen. Er wird es merken, spätestens dann wenn wir zurück kommen, das solltest du wissen Fili!“
 

Lyrêa sah ihn dabei nicht an und doch wusste er genau was das zu bedeuten hatte. Der Fellwechsler war ganz und gar nicht damit einverstanden gewesen, dass sich sein einziges Kind an ihn den fremden dahergelaufenen Zwerg binden wollte, trotzdem war Beorn nicht mehr in der Lage es zu verhindern, da es jetzt und hier geschehen war. Was das zu bedeuten hatte, konnte sich der junge Zwerg somit selbst bildhaft ausmalen. Das würde unweigerlich Ärger geben. Wie der aussah? Das wusste er nicht, aber dass es nicht gerade angenehm würde, wenn sie beide zu den Anderen zurück gingen, nun das konnte er sich in etwa selbst denken.

Aufwachen

Für Lyrêa war es unendlich schwer sich aus diesem ihr allzu unirdisch anmutenden Traumgebilde zu lösen, obwohl sie insgeheim genau wusste, dass sie beide nicht mehr lange bleiben konnten...dies war eine Zuflucht auf Zeit und nicht mehr. Wunderschön und zugleich auch beängstigend, hatte sie sich doch auf etwas eingelassen, was ihr an sich vollkommen fremd war. Sie spürte ihn, da war seine Nähe, die auf eine Art so merkwürdig beruhigend auf sie wirkte und die junge Fellwechslerin ungewollt daran erinnerte, wie es damals wohl für ihren Vater gewesen sein mochte, da auch er einst eine Gefährtin gehabt hatte....eine Frau, die er über alles geliebt hatte.
 

Niemand anderen als ihre Mutter! Und doch konnten ihre Eltern nicht zusammen leben, zu unterschiedlich waren ihre Wesensarten, ihre Vorstellungen und auch ihr Naturell gewesen...und so hatten sie sich dereinst getrennt, noch bevor sie geboren wurde. Lyrêa wusste, dass ihr Vater sowohl auch ihre Mutter im Grunde beide Einzelgänger gewesen waren, zu stark in ihren Persönlichkeiten um einander ihre Unzulänglichkeiten auf die Dauer zu verzeihen und auch sich selbst andauernd für den Anderen verbiegen zu können. Nur um ihm am Ende zu gefallen. Sie hatten sich wirklich über alles geliebt, aber sie konnten nun mal nicht miteinander leben.
 

Lyrêa seufzte leise und fragte sich im Stillen, ob ihr das mit IHM wohl auch so ergehen mochte, wenn er bleiben würde? Aber sie wusste ja auch, dass Fili nicht bleiben konnte. Er würde gezwungen sein zu gehen....er schuldete in erster Linie seinem Onkel die Treue und auch den Schwur diese Gemeinschaft zu begleiten, egal was da kommen sollte und das auf Gedeih und Verderb. UND da war ja noch sein Bruder DEN hatte sie gewiss auch nicht vergessen.
 

Lyrêa spürte die unbewusste Eifersucht von Kili, der nicht gewillt war, das ihm so Vertraute, das ihn mit seinem älteren Bruder verband, so einfach kampflos mit ihr zu teilen. Freiwillig schon gar nicht...und dennoch beanspruchte sie einen Teil des jungen Zwerges der jetzt an ihrer Seite lag für sich, den sein jüngerer Bruder niemals besitzen konnte..niemals, was auch noch kommen mochte. Dieser Teil gehörte nur ihr allein! Dieser Teil seines Herzens war ganz für sie allein bestimmt, das wusste sie.
 

Fili beobachtete sie derweil schweigend, er wusste nicht was in ihrem Kopf vor sich ging, aber er ahnte instinktiv, dass es unweigerlich etwas mit Trennung und Verlust zu tun hatte...und das wollte er partout nicht wahr haben. Jetzt wo ER sich doch gebunden hatte, wo ihm dieses merkwürdige Wunder passiert war, das im Leben eines Zwerges nun mal nicht so häufig vorkommt, auch da dem Gefühl von Liebe bei seinem Volk eine ganz einzigartige Bedeutung inne wohnte, die nicht so einfach in Worte zu fassen war.
 

Schnöde Worte reichten dafür einfach bei weitem nicht aus, wenn sie es einmal fühlten. Ja wenn sie es einmal fühlten, so war es tief und echt und brannte wie loderndes Feuer. Hatte sich ein Zwerg einmal für einen festen Partner entschieden, so war dies unumstößlich und zwar für immer. Man konnte ihnen alles mögliche nachsagen, aber das sie wankelmütig wären gewiss nicht. Und nun hatte ER sich entschieden...ganz bewusst. Die junge Fellwechslerin hatte es ihm dabei ganz sicher nicht einfach gemacht und er hatte es schon gar nicht gewollt, es war ja in dem Sinne einfach so geschehen.
 

Ja und nun...nun wusste er nicht so recht, wie es mit ihnen beiden weiter gehen sollte? Er merkte, dass sie ihn ebenfalls forschend ansah. Fili spürte was in ihrem Kopf vor sich ging und wollte diesen kostbaren Augenblick der Innigkeit und der Zweisamkeit wenigstens noch für ein paar Minuten fest halten. So zog er sie wortlos mit lediglich einem leisen Grollen auf den Lippen fest in seine Arme...er sog ihren Duft ein...ganz tief in sich wollte er ihn festhalten...für alle Zeit...für alle Zeit!
 

Plötzlich hörte er sie leise lachen, es war kaum hörbar und doch deutlich zu vernehmen.“Sag hast du Angst, dass ich dir irgendwie verloren gehen könnte? Oder warum umklammerst du mich sonst so heftig Zwerg? Uff...hilfe..ich bekomme ja keine Luft mehr.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern in der langsam schwindenden Dunkelheit, in der sie ihm dies mit einem sachten, warmen Atemhauch ins Ohr hinein blies, der ihm einen angenehm prickelnden Schauer über den Rücken jagte. Da war ja noch ihre nackte Haut...so weich, so warm und so verführerisch.
 

Der junge Zwerg musste all seinen Verstand zusammen nehmen, sich zu beherrschen um jetzt nur an ja nichts unschickliches zu denken. Aber das war ja eigentlich völliger Blödsinn, selbst in seinen Augen, denn sie war jetzt seine Gefährtin und besiegelt hatten sie das doch längst miteinander, also was für Gedanken sollten ihn dahin gehend noch belasten? Nun ja...da waren wohl eher die, wie es ihr Vater denn auffassen würde, wenn er es erfuhr, so wie sie es gesagt hatte.
 

Das war es nämlich was ihm in dem Moment ebenfalls siedend heiß einfiel. Augenblicklich fuhr er erschrocken hoch und schob sie dabei sanft ein Stück von sich weg. „Verzeih mir Lyrêa...ich wollte dich nicht so fest drücken. Ich ich bin es nur nicht gewohnt...versteh doch...so nah zusammen wie mit dir war ich außer mit meiner Familie noch mit niemandem!“ Kam dabei recht verwirrt und überrascht aus seinem Mund gestolpert...wenn auch entsprechend ehrlich.
 

Sie sah ihn an und hatte das Gefühl in dem hellen klaren Blau seiner Augen zu versinken, wie in den unendlichen Weiten eines schier endlosen Winterhimmels. Sie sah nicht, wie die Dämmerung weiter unerbittlich über sie kam und ihre langen rötlich klammen Finger nach ihnen ausstreckte, in deren Umklammerung sein dunkelblondes Haar, wie dunkles Gold eines längst versunkenen Schatzes schimmerte.
 

Zu nahe waren sie sich....zu sehr aufeinander fixiert, ja blendeten einfach aus, dass der Morgen unaufhaltsam kam und sie schon sehr bald würden aufbrechen müssen. Sie lächelte ihn an, es war beinahe schon neckisch und plötzlich setzte sie ebenfalls leise zu sprechen an. „Ach jetzt sag nur nicht, dass du noch nie zuvor bei einer anderen Frau gelegen bist? Denn DAS würde ich dir nämlich nie abnehmen...und du weißt genau warum ich dir das sage. Ich bin längst nicht so einfältig anzunehmen, du hättest dir zuvor nicht schon mal die Hörner abgestoßen...mein Liebster!“
 

Als sie das sagte drehte er sich so zu ihr um, dass sie sich zwangsläufig ansehen mussten. Fili war klar, dass man solche Dinge in der Regel nicht fragte....zumindest nicht so direkt wie sie es tat, aber sie war es nicht gewohnt. Sie wusste nicht, dass es gewisse Barrieren gab, die man in gesellschaftlichen und moralischen Vorstellungen normalerweise nicht einfach so überschritt. Lyrêa kannte nur ein einsames Leben ohne andere Menschen um sich herum, bis auf ihren Vater und der war ein grundehrlicher Mann und wollte so auch behandelt werden, sowie seine einzige Tochter ebenso. Also seufzte er gottergeben und antwortete ihr danach leise. „ NEIN...du bist gewiss nicht die erste Frau in meinem Leben, das ist schon richtig, aber es gab vor dir nur zwei und keine davon war annähernd wie du...keine. Verstehst du das?“
 

Er sah sie ernst an, wobei er sich plötzlich vorbeugte und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Die junge Frau schlang ihre Arme fast sofort danach spontan um seinen Hals und zog ihn dabei nahe an sich heran. Er spürte wie sich ihre Lippen warm und weich auf seine legten und ihn sehnsuchtsvoll in Empfang nahmen. Beide gaben sich dem schönen Gefühl für einen Moment lang hin, ehe sie sich nur äußerst widerstrebend von ihm löste, jedoch nicht ohne dass ihrer beider Atem um einiges rasanter ging, als noch eine Minute zuvor. Sie lächelte ihn an, es war ein leicht verunsichertes Lächeln, wonach sie ihm ein paar Sekunden später das sagte, was sie dabei empfand.
 

„Das hatte ich beinahe geahnt....aber das ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass du ein Leben vor mir gehabt hast...und ich bin nicht eifersüchtig oder so, ich wollte es nur einfach wissen.“ Sie verstummte und lächelte ihn abermals etwas schief an, worauf er ihr überraschend gelassen erwiderte. „Ich habe mich entschieden und das ist unumstößlich. Du brauchst dir dahingehend keinerlei Gedanken mehr zu machen...du gehörst ab heute zu mir und so wird es sein, für den Rest meines Lebens, egal was auch kommen mag. Und so werde ich das auch gerne deinem Vater unterbreiten...doch ich fürchte, dass es diesem nicht so besonders gefallen dürfte, aber wir werden sehen.“
 

Lyrêa sah Fili einigermaßen bestürzt an, dann sagte sie hastig. „Ich weiß, er wird es merken...egal so oder so aber..aber willst du es ihm wirklich ins Gesicht sagen? Ich..ich meine ganz offiziell?“ Der junge Zwerg nickte energisch, er wirkte dabei seiner Selbst sehr sicher.
 

Lyrêa stöhnte leise. „Nun ja, das kann ja noch lustig werden. Stell dich besser schon mal drauf ein, dass er es dir sehr übel nehmen wird...Väter verzeihen nicht so leicht.“ Plötzlich lachte Fili amüsiert los.“Ach ich fürchte da wird er wohl nicht der Einzige sein. Mein Onkel weiß es ja auch noch nicht und der ist im Übrigen in solchen Dingen nicht viel besser als dein Vater. Weißt du, Thorin ist für mich immer wie ein Vater gewesen, ich bin als sein ältester Neffe zwangsläufig auch sein Erbe.
 

Er wollte immer nur das Beste für mich...und..und irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, als würde er sich auf irgend eine Art vor dir fürchten oder besser vor dem was du bist. Na ja sagen wir, eigentlich vor dem was du sein könntest. Ich gehe daher schwer davon aus, dass er es wohl genauso wenig schätzen wird wie Beorn, aber das ist mir ehrlich gesagt egal.“ Er zuckte kurz mit den Schultern und machte dabei tatsächlich Anstalten sich langsam in eine sitzende Position aufzurichten.
 

Beide waren noch immer so, wie sie sich in der Nacht zuvor geliebt hatten, also vollkommen unbekleidet. Lediglich sein Mantel allein hatte die schlimmste Nachtkälte abgehalten. Lyrêa sah deutlich, dass es ihn fröstelte. Seine nackte Haut mit dem feinen goldenen Flaum an Armen und auch seiner Brust, war mit einem leichten Schauer überzogen...und stellte sich sichtlich widerborstig auf. Dabei war der nicht eben üppig geschnittene Mantel von ihm unfreiwillig auf seine und ihre Hüften hinunter gerutscht. Das erste mal hatten sie beide also Möglichkeit den Anderen im ersten Tageslicht so zu sehen, wie er wirklich war.
 

Den jungen Zwerg störte das nicht so besonders. Fili war nicht von der prüden Sorte und da er zumeist ein Leben unter Männern gewohnt war, die das im Allgemeinen ohnehin nicht so eng nahmen entsprechend abgehärtet. Die Fellwechslerin sah das allerdings etwas anders...wenn auch nicht unbedingt das was ihn betraf. Ihr gefiel ja durchaus, was sie so eher ungewollt von ihm zu sehen bekam.
 

In dem Fall musste sie aber auch damit leben, dass ihr Gefährte sie nun ebenso unverkrampft ansehen würde und das so wie sie für ihn war...unverhüllt und echt. Sie lächelte schwach, wobei sie eine ihrer Hände sachte über seine Gesichtskontur streichen ließ, bis hin zu seinem Bartansatz, wo sie unwillkürlich stoppte. „So gefällst du mir noch viel besser...weißt du das?“ Hauchte sie dabei leise, es klang einen Tick anzüglich.
 

Er lachte kurz ehe er ihr überraschend sanft antwortete. „Hmm du mir auch, aber leider haben wir keine Zeit mehr. Ach Lyrêa ich würde so gerne noch bleiben. Was gäbe ich darum, noch mehr Zeit mit dir allein verbringen zu können, aber das geht nicht. Ich hatte es deinem Vater versprochen dich zu ihm zurück zu bringen! Wir können hier nun mal nicht bleiben, sonst werden sie uns im schlimmsten Fall noch suchen kommen.“ Lyrêa seufzte abermals leise, dann sagte sie matt. „Ich weiß..dann sollten wir wohl besser schleunigst daran denken zurück zu gehen.“ Fili nickte hastig, woraufhin er dieses mal jedoch gleichzeitig Anstalten machte aufzustehen.
 

Die junge Frau musste ungewollt den Atem anhalten, als sich ihr Gefährte sozusagen direkt vor ihren Augen erhob. Im ersten Morgenlicht mit nichts als seiner nackten Haut wurde ihr erst so richtig bewusst, wie gut er wirklich aussah. Fili war selbst für die Begriffe seines Volkes ein ungewöhnlich attraktiver Mann. Sein schön geschnittenes markantes Gesicht, diese ungewöhnlich hellen Augen mit dem eigenartigen hellen Blauton und dann war er auch von seinem Körperbau her nicht unbedingt der Schwächste. Er hatte schon viel harte Arbeit in seinem Leben verrichten müssen...das sah man ihm an, auf den ersten Blick.
 

Der Zwergenmann verfügte damit ganz ohne Zweifel über eine sehr ausgeprägte Muskulatur, breite Schultern und eher schmale Hüften. Diese waren sicherlich die markantesten Merkmale an ihm und die, die ihr ganz eindeutig am Besten an ihm gefielen. Na ja nicht ganz...etwas anderes gab es da ja schon noch...aber das ging beileibe niemanden außer sie und ihn etwas an. In diesem Sinne versuchte er also so schnell als möglich wieder in seine Kleider zu kommen, erstens weil es vergleichsweise frisch war und zweitens weil sie durchaus das Pech haben konnten, dass jemand nach ihnen suchen würde.
 

An ihrem Platz waren sie geschützt und nicht unbedingt sofort zu erkennen, aber für des Zauberers oder seines Onkels scharfe Augen wollte Fili nun nicht unbedingt die Hand ins Feuer legen. Also beeilte er sich wo es ging. Dabei bleib nur ein Problem...Lyrêa. Sie hatte in der Nacht als Bär das Haus verlassen, hieß sie war nackt..ihre Kleider waren damit unbestritten auf ihres Vaters Schwelle zurück geblieben. Das stellten beide recht schnell und damit auch sehr ernüchtert fest. Eine Tatsache die beiden nicht sehr gefiel, sie im Moment aber nicht ändern konnten.
 

Beide dachten angestrengt nach, was sie tun sollten, denn SO konnte sie beim besten Willen nicht zurück..ausgeschlossen! Plötzlich hellte sich seine Mine schlagartig auf. "Ich werde dir noch mal meinen Mantel geben...du du hattest ihn doch jetzt schon die ganze Zeit an, das sollte ja nichts mehr neues für dich sein." Sagte er einen Moment später mit einem leicht belustigten Grinsen. Doch sie sah ihn strafend an. "Ja klar und du holst dir bei der Kälte den Tod...nichts da auf keinen Fall...du weißt, dass du das nicht tun kannst, du brauchst ihn selbst!“
 

Fili s Mine wurde ernst. "Das ist kein Probem, ich bin es gewohnt. Du kannst ihn wirklich gerne haben, es sei denn du hättest eine bessere Idee als ich?" Er sah sie dabei durchdringend an, seine Augen suchten ihre und im selben Moment als er das gesagt hatte, lächelte sie urplötzlich. "Stell dir vor mein Lieber, die habe ich tatsächlich. Was ich jetzt tun werde wird dir nicht gefallen und dich vielleicht sogar zutiefst erschrecken, aber du brauchst keine Angst zu haben...vertrau mir...!“
 

Mit diesen merkwürdig verwirrenden Worten trat sie spontan einen Schritt zurück und er sah erschrocken dabei zu, wie ihre Körperform mit einem mal völlig unvorhergesehen vor seinen Augen zu verschwimmen begann...und das, noch ehe er etwas tun konnte, um es zu verhindern. Ein leises Grollen schälte sich aus ihrer Brust heraus und dann hatte sie es getan. Lyrêa hatte sich in ihre wahrhaftige Gestalt verwandelt...er sah verblüfft auf das dichte, seidenweiche schwarze Fell des riesigen Tieres hinunter, in dem sie nun steckte.
 

Ohne zu zögern setzte sie sich in Bewegung und er spürte nur einen Augenblick später, wie ihr warmer Körper sachte an seinem entlang strich. Fili dachte nicht darüber nach, was brachte das jetzt auch noch? Und ehe er sich lange Gedanken darüber machen konnte und auch wollte merkte er, wie sich die Fingerspitzen seiner rechten Hand automatisch sachte in ihr weiches Fell gruben...sie ließ es geschehen. Er bemerkte irgendwann, dass sie ihn seltsam auffordernd ansah. Ihre rötlichen Augen waren noch immer die selben, wenn auch mit einem völlig anderem nahezu tierhaften Glanz versehen.
 

„Darf ich?“ Fragte er sie etwas unsicher. Er hörte das leise Brummen aus ihrer Kehle, wonach sie sich umdrehte und er plötzlich den feuchten Stupser ihrer Schnauze an seiner anderen Hand spürte. Fili musste spontan lachen...nun das sollte wohl heißen, dass sie ihm gestattete sie anzufassen, selbst in dieser Gestalt.“ Ich denke es ist wohl besser wenn wir jetzt aufbrechen..meinst du nicht?“
 

Hakte er daher entsprechend leise nach, als er sich wieder gefangen hatte. Lyrêas leises Grollen wertete er damit eindeutig als Zustimmung. Ein paar Sekunden später setzte sie sich nahezu lautlos in Bewegung, wobei er ihr ebenso leise folgte. Beide bemühten sich darum möglichst kein Geräusch zu verursachen, auch da sie ja nicht wissen konnten was sie erwartete. Immerhin konnten ohne weiteres Feinde in ihrer Nähe sein...oder auch andere wie seine Leute zum Beispiel, die inzwischen nach ihnen suchten.

Auseinandersetzungen

Lyrêa machte sich unbeirrt auf den Rückweg, sie kannte sich deutlich besser aus als Fili, auch weil es sich dabei im Wesentlichen um ihr heimatliches Umfeld handelte. In diesem Fall überließ er es ihr herzlich gerne, den richtigen Rückweg für sie beide zu finden. Er blieb zwar an ihrer Seite, doch irgendwann ließ er sie los und nahm etwas Abstand. Der Gedanke daran, ihr Vater könnte sie beide so vertraulich eng miteinander sehen, war dem jungen Zwerg mehr als unangenehm.
 

Ihm graute ohnehin schon wegen der unvermeidlich drohenden Auseinandersetzung mit dem Gestaltwechsler, die noch für ihn ausstand und noch viel mehr, vor der mit seinem Onkel. Lyrêa verstand ihn und tat ihm daher so den Gefallen, als hätte sie es nicht bemerkt, dennoch blieb sie dicht an seiner Seite, um ihn mit ihrer Nähe zu beruhigen. Ihm war der Umstand sie so in ihrer tierischen Gestalt zu sehen zwar noch immer ungewohnt, aber längst nicht mehr so unheimlich, wie sie es den anderen Zwergen sein musste...vor allem Thorin, dem von allen Männern der Kompanie Eichenschild einzig und allein die Sorge für Fili und Kili oblag. Der seiner Schwester Dis etwas fest in die Hand hinein versprochen hatte...und dem dieses Verhältnis zu der merkwürdigen jungen Frau mit ihrer ungewöhnlichen Gabe damit mehr als suspekt war.
 

Beide ließen sich Zeit. Sie wollten die ohnehin knappe Spanne, bis sie auf die Anderen treffen würden nicht noch unnötig verkürzen. Fili war sich außerdem ziemlich sicher, dass sie alle bereits nach ihnen suchten. Sie waren nicht zum Haus zurück gekehrt..hatten sich beinahe eine ganze Nacht für sich alleine heraus genommen und nicht nur die Anzahl der Stunden, die er ihnen eigentlich versprochen hatte um sie zu finden und zurück zu bringen.
 

Das Anwesen des Fellwechslers war noch nicht im Ansatz in Sichtweite gelangt, da begann Lyrêa plötzlich leise und warnend zu knurren und doch blieb sie das, was sie war ein BÄR. Im Gegenteil sie machte keinerlei Anstalten, sich zurück in ihre menschliche Gestalt zu verwandeln. Fili wunderte sich zunächst und sprechen konnte er in diesem Zustand ja nun auch nicht wirklich mit ihr. Sie verstand ihn zwar und konnte auch darauf reagieren, aber diese Art der Kommunikation war auf die Dauer dann doch etwas einseitig für seinen Geschmack.
 

Wenig später bemerkte er aber von selbst, warum sie das getan hatte, denn urplötzlich sah er sich mit den Männern des Suchtrupps konfrontiert, die unvermittelt vor ihnen in der gespenstisch nebligen Morgendämmerung auftauchten, wo sie sich noch überaus zäh, sowie unangenehm kühl über die Wiesen der Senke zog, in denen sich das kleine Gehöft des Gestaltwechslers befand. Es zeigte sich damit, dass der Morgennebel nur äußerst widerwillig verschwinden wollte. Der Suchtrupp war nun so nahe gekommen, dass die beiden Liebenden das Atmen der anderen Männer bereits hören konnten. Thorin musste ihn aufgestellt haben.
 

Fili wusste wie gewissenhaft sein Onkel in dieser Hinsicht war und wenn er sich Sorgen machte, was er offenbar tat...dann zweimal. Kili war bei ihnen, er konnte es an den für ihn typischen Geräuschen seiner Schrittabfolge erkennen, die ihm so vertraut war wie nichts anderes auf der Welt. Fili wusste nicht ob es sich dabei um einen Zufall handelte oder nicht..aber als er das Gesicht erblickte, das der Jüngere machte, als sie beide für die Zwerge vollkommen unverhofft und bisher vom dichten Nebel geschluckt, mitten unter ihnen auftauchten. Spätestens ab da wusste der ältere Bruder sofort, was es geschlagen hatte.
 

Er kannte dieses Gesicht seines kleinen Bruders.....nur zu gut kannte er es.
 

Kili machte so ein Gesicht immer nur dann, wenn er entweder sehr wütend oder aber eifersüchtig war...und dieses mal tippte Fili unweigerlich auf beides. Die finstere Gewittermine seitens Kili gefiel ihm überhaupt nicht, aber er ließ sich davon nicht im Mindesten beeindrucken, sondern reagierte entsprechend gelassen oder besser versuchte er das, doch er hatte keine Möglichkeit etwas zu sagen, denn kaum hatte Kili ihn zu Gesicht bekommen, machte dieser unvermittelt den Mund auf.
 

„WO in des Schöpfers kommt ihr jetzt her? Sag mir, wo bei Mahal bist du die ganze Zeit über gewesen? Wir haben uns solche Sorgen gemacht!“ Fuhr ihn der Jüngere somit hörbar harsch an, kaum dass sie bei ihnen angekommen waren, worauf Bofur der Kili ebenfalls begleitete, überrascht inne hielt und den jüngeren der beiden Zwerge zunächst verwirrt anstarrte.
 

Kili ignorierte die Tatsache, dass auch Lyrêa anwesend war einfach kurzerhand, indem er sie überhaupt nicht beachtete. Diese zeigte ihm ihr Missfallen darüber allerdings deutlich, in dem sie ihre Nackenfellhaare aufstellte und bedrohlich zu knurren begann, woraufhin Fili seine Hand erneut wie beiläufig beruhigend in ihr dichtes schwarzes Fell gleiten ließ und sie festhielt, jedoch noch noch nichts sagte, sondern sich stumm zurück hielt.
 

Er wusste, dass ein Streit mit seinem Bruder keinen Sinn machte und er wollte so auch keinen riskieren. Sie ließ es sofort sein, kaum dass sie die warme vertraute Berührung seiner Hand spürte. Kili sah es und seine ohnehin verärgerte und gekränkte Mine verfinsterte sich nur noch mehr. Er machte sich erst gar nicht die Mühe, sein Missfallen darüber vor irgendwem zu verbergen.
 

„Ich verstehe...so ist das jetzt also. Hast du deine Verpflichtungen deinem Herrn und Onkel gegenüber etwa schon so schnell vergessen, kaum dass dieses Frauenzimmer auftaucht? Hat sie dir etwa schon so sehr den Kopf verdreht?“ Fili seufzte leise, er sah Bofur und seinen Bruder, die offenbar nur einen geringen Teil des Suchtrupps bildeten resigniert an, bevor er ihnen etwas entgegnete.
 

„Kili sag was willst du eigentlich? ICH bin doch hier...hör auf damit, das wird es nicht mehr ändern. Akzeptiere es oder lass es sein, aber dann lass mich in Ruhe. Ich habe meine Entscheidung getroffen und ich werde Onkel Thorin gewiss nicht im Stich lassen. Wenn wir von hier fort gehen müssen, dann werde ich mitkommen, so wie ich es ihm und dir versprochen habe. Sie weiß das im Übrigen und hat es so akzeptiert. Herrje ich lass dich schon nicht allein kleiner Bruder...das hatte ich dir versprochen und ich halte meine Versprechen in der Regel ein, egal wie schwer sie mir manchmal auch fallen mögen. Verstehst du?“ Der Ältere sah den jüngeren Bruder eindringlich an und wandte seinen Blick anschließend zu Bofur hin.
 

„Du kannst Onkel Thorin sagen, dass wir zurück sind und uns nichts geschehen ist Bofur...würdest du das für mich tun?“ Der ältere Zwerg nickte sofort. „Ich weiß zwar nicht was ihr beide angestellt habt und was hier los ist..aber ich mach`s. Klar mach ich das.“ Der Zwerg mit dem dunklen Gabelbart grinste zuerst Fili und dann Kili aufmunternd an, ehe er sich spontan entschloss dem Jüngeren der beiden Zwerge noch eine eindringliche Botschaft zukommen zu lassen die Fili betraf und er damit offenbar für notwendig hielt. Vielleicht auch um den jüngeren Bruder zu versöhnen oder im wenigstens ins Gewissen zu reden, denn Bofur hatte mittlerweile auch verstanden worum es ging, sooooo dumm war er nun auch wieder nicht und die komplizierte Sache mit den Herzensangelegenheiten hatte selbst er verstanden.
 

„Hey nun nimms nicht so schwer mein Junge, du verlierst ihn deswegen ja nicht gleich. Sie nimmt ihn dir schon nicht weg. Du hast es doch gehört Kili, er wird mit uns mitkommen und so ist das eben im Leben. So etwas wie das gehört nun mal dazu. Stell dir nur mal vor, du triffst die Eine, die für dich die Richtige ist, würdest du wollen, dass Fili dich dann auch mit einem solchen Gesicht ansieht?“ Kommentierte der Ältere Kilis offenkundig sichtbare Gewittermine dabei entsprechend nachdrücklich.
 

Kili schüttelte umgehend den Kopf. Bofur lächelte kurz nachsichtig, ehe er ihm antwortete. „Na siehst du, jetzt hast du es doch verstanden. Es reicht ihm vermutlich schon, wenn dein Onkel deswegen Theater macht, was er ganz bestimmt tun wird wenn er es heraus findet. Du solltest ihnen daher lieber helfen, anstatt sie auch noch dafür zu bestrafen, dass sie sich mögen. Das tun die Anderen schon zur Genüge!“
 

Mit diesen Worten und einem entschuldigenden Kopfnicken ging er im Anschluss daran dahin zurück, wo er die anderen Zwerge vermutete, die ebenso nach Fili und Lyrêa auf der Suche waren. Zurück blieb einzig und allein Kili, der noch immer finster drein blickte, dann aber hart schluckte und sich anschließend sichtbar straffte. Fili ging auf ihn zu und wollte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legen...“ Kili bitte...ich“..fing er dabei an, doch der jüngere der Brüder schüttelte die Hand vehement ab und fauchte dabei unwillig..“lass das und jetzt komm schon Fili, wir sollten besser zurück gehen!“ Thorins ältester Neffe seufzte leise, nickte dann aber verständig.
 

„Hmmm du hast wohl recht...willst du vorsichtshalber voraus gehen? Wir werden dir folgen.“ Entgegnete er seinem Bruder dabei versöhnlich, doch Kili dem offenbar nicht danach war, schnaubte weiterhin zornig vor sich hin...“und warum kann sie dann nicht so sein wie WIR? Muss das denn sein...DAS mit dem Bär meine ich?“
 

Sein Bruder der ihn sehr wohl vernommen hatte, lächelte abermals. „DAS muss sein..zumindest im Moment. Es sei denn, du willst ihr solange deinen Mantel borgen Kili? Denn mehr als ihr Fell um sich zu bedecken hat sie nicht...schon vergessen? Drunter sind wir alle nackt...auch sie!“ Fuhr er weiterhin betont gelassen aber auch eine Spur belustigt fort, als er das irritierte Gesicht sah, das Kili machte, als er das gesagt hatte.
 

Der Jüngere der beiden Zwerge schluckte unwillkürlich...dann kam die entsprechend kehlige und hörbar verlegene Antwort. „Das..ähhh...das hatte ich beinahe vergessen...ich ahhhh...entschuldige Bruder.“ Kili wurde leicht rot, versuchte es jedoch zu überspielen, indem er den beiden hastig klar machte, dass sie ihm jetzt besser folgen sollten. Der ältere Bruder übersah es geschickt und bedeutete ihm statt dessen dass er voran gehen sollte, wobei er Lyrêa ein Zeichen mit der Hand gab ihnen zu folgen.
 

Diesmal hielt sich die junge Frau die im Moment in ihrer wahren Gestalt gefangen war ausdrücklich und absichtlich im Hintergrund. Sie ahnte bereits, dass sie noch bevor sie nach Hause zu ihrem Vater kommen würden, vermutlich auf den Rest der Suchtruppe stoßen würden und sie hatte so ein unbestimmtes Gefühl, dass sich darunter auch Filis Onkel befinden würde, der sie ja bekanntermaßen nicht besonders mochte. Thorin fürchtete sich vor ihr oder besser vor dem was sie war, das spürte sie beinahe körperlich, so offensichtlich war ihr dies.
 

Und es war so wie sie vermutet hatte, nur ein paar Minuten später tauchten die übrigen Männer die nach ihnen gesucht hatten aus dem zähen Morgennebel zwischen den niedrigen Sträuchern auf, die das Grasland säumte, in dem ihr kleines Gehöft mit den Bienenstöcken lag. Kili machte durch leises Rufen auf sie aufmerksam um jegliche Missverständnisse oder irgendwelche daraus resultierenden kriegerischen Handlungen zu unterbinden. Nur Sekunden danach tauchten die Gestalten von Dwalin..Bofur..Gloin..und zum guten Schluss auch seinem OnkelThorin direkt vor ihnen auf. Allesamt machten sie grimmige und entsprechend missmutige Gesichter, doch keines war so vor Zorn verzerrt wie das von Filis Onkel. Außerdem waren sie nicht allein gekommen, die halbelbische Frau begleitete sie.
 

Thorin hatte Lyriel die kleine Gruppe der nach ihnen suchenden Männer begleiten lassen, vordringlich weil sie der elbischen Heilkunst mächtig war, weil sie im schlimmsten Falle hätte eingreifen können. Doch Fili nahm weder sie noch die anderen Männer wirklich wahr, er sah in dem Augenblick nur das grimmige Gesicht seines Onkels. Und dieser legte auch schon entsprechend temperamentvoll und lautstark los, kaum dass er seinen Neffen zu Gesicht bekommen hatte. „Bist du des Wahnes verfallen Fili? Was glaubst du eigentlich, was wir hier alle tun? Wir sind vor Sorge um dich beinahe umgekommen! Der Fellwechsler wird dir die Haut abziehen, wenn er dich in die Finger bekommt Junge.
 

Hast du überhaupt irgend eine Ahnung, was das nach sich ziehen könnte? Ich..ich meine warum seid ihr nicht sofort zurück gekommen?“ Thorins Gesicht war verzerrt vor Sorge und vor Wut und er hatte erst so richtig Atem geschöpft, um umgehend fortzufahren mit dem was er begonnen hatte, als ausgerechnet die Frau es als Einzige von allen wagte, ihm offen ins Wort zu fallen und ihn demnach zu unterbrechen.
 

„Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass sie beide vielleicht ALLEINE sein WOLLTEN Thorin? Ich meine absichtlich?“ Sie verstummte ließ ihn bei diesen deutlichen Worten jedoch nicht aus den Augen und sah ihn geradeheraus an. Der Zwergenkönig blickte ihr wie vom Donner gerührt entgegen und schnappte heftig nach Luft. „Was ähhh...was soll das denn nun wieder bedeuten?“ Keuchte er entsprechend verblüfft. Sie lächelte die Männer hingegen der Reihe nach zuckersüß an.
 

"Nun gut, dann denk doch mal scharf nach Thorin Eichenschild. Oh aber ich sehe schon, dass ihr grobschlächtigen Bauerntrampel von so etwas, wie DEM allesamt wie ihr dasteht, natürlich nicht die geringste Ahnung habt, daher ist mir das ja nicht weiter verwunderlich. Nun gut, dann will ich euch kurzum ein wenig auf die Sprünge helfen Männer. Die beiden sind jung und sie mögen sich und das offensichtlich sehr. UND was kann dies in dem Falle dann bedeuten? RICHTIG...sie wollten wohl für einige Zeit alleine sein....und was für ein Wunder, sie sind wieder da und dazu noch vollkommen gesund.
 

Na prächtig, also WAS in aller Welt wollt ihr jetzt eigentlich von ihnen ihr Hornochsen?“
 

Lyriels Stimme konnte den hörbar aufkeimenden Spott in der Stimme nicht mehr länger unterdrücken, dessen sie sich dabei bediente. Sie hatte so etwas in der Art schon geahnt, als die beiden jungen Leute nicht sofort zurück gekommen waren, wollte es aber lieber für sich behalten, auch weil sie deswegen nicht noch unnötig für Ärger unter den Zwergen sorgen wollte. Der väterlich streng erzürnte Zwergenfürst, schnappte abermals hörbar nach Luft, kaum dass sie den Satz beendet hatte, aber nicht nur er allein. Nein alle Anwesenden bis auf Kili und Bofur, die es ja bereits wussten, sahen die Halbelfe in etwa an, als hätte sie ihnen eben eröffnet sie könne fliegen und ihr würden Flügel wie bei einem Adler wachsen.
 

Die Heilerin ließ sich davon nicht im Mindesten beirren und noch ehe Thorin erneut ansetzen konnte um etwas zu kontern, nahm sie Fili der ihr durch Zufall am Nächsten stand sanft am Arm und sagte dann besorgt fürsorglich. „Geht es dir gut junger Mann? Keine Verletzungen oder irgendetwas ähnliches?“ Fili lächelte sie verlegen an und schluckte dann. „Nein, mir geht es gut Heruin..und...und Lyrêa auch denke ich. Wir haben keinen Ärger gehabt und sind auch nicht angegriffen worden...wir..wir..ähhh...!“
 

Er verstummte umgehend wobei sich ein leichter rötlicher Schimmer sichtbar über seinen Halsansatz zog und ihn und seine starken Gefühle für die Fellwechslerin somit unweigerlich entlarvte. Lyriel lächelte nachsichtig wissend, ehe sie ihm antwortete. „Oh ich verstehe..nun ja gut, dann hätte ich meine Schuldigkeit damit ja offensichtlich getan. Ich hoffe wir können dann endlich zum Haus zurück kehren. Lyrêas Vater Beorn und der Zauberer warten beide sicher schon auf uns.“ Ihr strenger Seitenblick auf Thorin war tödlich. Doch kaum war sie verstummt, holte er Luft, um nachzuholen, was er offenbar soeben versäumt hatte.
 

Die gesalzene Rüge bekam dabei aber ganz überraschend nicht Fili sondern prompt die Halbelfe höchstpersönlich ab. „Wer sagt eigentlich, dass DU hier irgend etwas anzuschaffen hast Heilerin...WER?" Knurrte er damit hörbar verärgert in ihre Richtung. Sie lächelte nur, wobei sie ihre Arme demonstrativ übereinander schlug und dem Mann damit eindeutig die "kalte" Schulter zeigte gerade so als würde sie das nicht behelligen.
 

„ICH habe damit nur das getan, was meine Aufgabe war Meister Zwerg, nämlich nachzusehen ob ihnen an nicht`s fehlt! Aber WAS die DEINE ist, weiß ich nicht und die geht mich im Grunde auch nichts an. Wie dem auch sei, macht was ihr wollt, ich werde jetzt jedenfalls zurück zum Haus gehen.“ Entgegnete sie ihm dabei entsprechend nachdrücklich. Sie sah für einen Moment lang zu Lyreâ hin, die noch immer in ihrer Tiergestalt verharrte und leise und bedrohlich zu knurren begonnen hatte, als Thorin, Fili eben so zornig angefahren hatte.
 

Die Halbelbin lächelte erneut als sie es bemerkte, wobei sie den Zwergenkönig und die anderen Männer jedoch noch immer bewusst ignorierte...“und meine Liebe was ist, willst du mich nicht begleiten?“ Sagte sie schließlich leise aber mit deutlich amüsiertem Unterton in der Stimme, wobei sie dem Bärenmädchen gleichzeitig anzeigte, dabei dass sie auf sie warten würde. Lyrêas Kehle entkam unverhofft ein lautes Brummenn..dann schüttelte sie sich kurz und plötzlich nur den Bruchteil von Sekunden später, begann ihre Gestalt aufs Neue zu verschwimmen.
 

Im selben Zeitraffertempo indem sie sich aufzurichten begann, war die Bärengestalt wenig später spurlos verschwunden und die junge Frau stand vor ihnen...oder besser eigentlich eher vor Lyriel, die sie noch immer auffordernd anlächelte...und ihre offenkundige Blöße damit taktvoll ignorierte, indem sie schweigend ihren Mantel von den Schultern nahm und ihm dem Bärenmädchen kommentarlos um die Ihren legte. Die lachte plötzlich hörbar amüsiert los. "Nun das habt ihr aber sehr schön gesagt Heilerin, besser hätte ich es ihnen wohl auch nicht erklären können....nur ob sie es denn verstanden haben, wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln!?"
 

Sie drehte sich kaum, dass sich der Mantel um ihre Schultern geschmiegt hatte, zu den Männern um, die sie wie üblich völlig irritiert anstarrten und keinen weiteren Ton heraus brachten. Nun ja eigentlich alle bis auf Fili, der unmittelbar grinsen musste, als der die durchweg verdutzten Gesichter der anderen Männer um sich herum sah.
 

Lyrêa lächelte indessen breit. "Oh ich vergaß, alle bis auf Kili natürlich, der hat es schon verstanden, nur zu gut wie mir scheint...aber Herr Kili, du musst wahrlich keine Angst vor mir haben, ich nehme ihn dir schon nicht weg. Es ist schon so, wie er dir gesagt hat, wenn ihr fortgeht wird er euch begleiten, das habe ich so akzeptiert...auch wenn es mir unsagbar schwer fällt.“ Der junge Zwerg sah sie weiterhin verblüfft an. "Ihr..ähh du..du hast verstanden was wir gesprochen haben?" Fuhr ihm so entsprechend verwirrt heraus. Lyrêa lachte abermals.
 

"Nun ja ich mag in mancherlei Hinsicht vielleicht etwas anders sein als ihr, aber dumm bin ich nicht und mein Gehör ist ausgezeichnet. Ja ich habe dich gehört! Aber es sei dir verziehen, denn ich kann es ja verstehen, wäre er mein Bruder würde ich vielleicht auch so reagieren.
 

"UND...Meister Zwerg...was euch betrifft?" Sie drehte sich damit ganz plötzlich direkt zu Thorin hin, der als sie so dicht vor ihm auftauchte unwillkürlich erschrocken vor ihr zurück wich. "Nein was euch anbelangt, so sage ich euch, wenn ihr es wagt, ihn in meiner Gegenwart wegen mir noch einmal so übel anzugehen, dann werdet ihr es unweigerlich mit mir zu tun bekommen und ich glaube nicht, dass euch das sonderlich gut gefallen wird Herr Zwerg!“
 

Throin schluckte, er war offenkundig sprachlos, was in seinem bisherigen Leben nicht sehr oft vorgekommen war, ja er wusste schlicht nicht, was er ihr darauf entgegen sollte. Ihre versteckte Drohung war überdeutlich gewesen und er hatte sehr genau verstanden, worauf sie dabei angespielt hatte...
 

Das Bärenmädchen lachte erneut amüsiert auf, als sie das zutiefst erschrockene Gesicht von Filis Onkel sah, der fast schon einen Tick zu hastig und so noch einen Schritt mehr vor ihr zurückwich, um damit nicht als auffällig zu erscheinen. „Mir dünkt fast dein Onkel hat Angst vor mir Fili!“ Sagte sie dabei sichtlich belustigt, als sie es bemerkte, wobei sie ganz offen auf ihren Gefährten zuging und ihre Hand wie selbstverständlich in seine legte.
 

Fili war darüber ebenso überrascht wie die anderen Männer, doch er ließ es zu, ja schloss seine wie zum Trotz bekräftigend über ihrer und machte anschließend zögerlich Anstalten sich in Bewegung zu setzen, denn Beorn erwartete ihre Rückkehr und die würde wahrlich noch hart genug werden.
 

Dagegen war Thorins Zorn ja geradezu ein Kinderspiel gewesen.

Erkenntnis

Ohne noch irgend ein weiteres Wort an die zu verlieren, die nach ihnen gesucht hatten, gingen die beiden Hand in Hand weiter in Richtung des Gehöfts, in dem Beorn mit seiner Tochter lebte. Als sie etwas außer Hörweite gelangt waren und die anderen Zwerge hinter sich zurück gelassen hatten, die ihnen überdies tatsächlich nicht sofort gefolgt waren, blieb Lyrêa jedoch mit einem Mal unvermutet stehen.
 

„Glaubst du, er ist allzu böse auf mich?“ Fili sah sie verwirrt an. „Ähh wenn du mir jetzt noch sagst, wen von beiden, die ich spontan im Sinn habe, du damit jetzt gemeint hast? Dann könnte ICH dir vielleicht sagen, was ich davon halte.“ Entgegnete ihr der junge Zwerg überaschend trocken. Lyrêa musste angesichts seiner klaren Aussage prompt lachen.
 

„Oh na eigentlich hatte ich Kili damit gemeint...aber wenn man es so sieht, dürfte dein Onkel glaube ich auch nicht unbedingt sonderlich begeistert gewesen sein. Ich muss zugeben, dass ich wirklich nicht sehr höflich war...weder zum Einen, noch zum Anderen! Ich hatte dabei fast das Gefühl, dass sich dein Onkel auf eine gewisse mir vollkommen unerklärliche Art und Weise vor mir zu fürchten scheint, ganz zu schweigen davon, dass er mich dazu auch nicht besonders mag.“
 

Antwortete sie ihm daraufhin ein wenig verkatert. Fili lächelte unwillkürlich, als er es bemerkte. „Hmm..na ja sagen wir so, Onkel Thorin ist manchmal ein wenig....eigenwillig, man könnte es auch als starrsinnig bezeichnen und so häufig selbst guten Argumenten nicht immer zugänglich, wenn ich ihn und seine Handlungsweisen beschreiben müsste, aber er hat das Herz auf dem rechten Fleck. Weißt du Lyrêa, er würde uns nie im Stich lassen....niemals, das ist nicht seine Art. Er macht sich einfach große Sorgen um mich, ebenso wie Kili das tut. Ich meine er ist mein Bruder, du darfst nicht so hart mit ihnen sein...immerhin sind sie meine Familie.“
 

Lyrêa sah ihn an, ihr Blick wirkte dabei leicht abwesend. „Ach Fili, das habe ich doch längst verstanden. Außerdem ist mein eigener Vater ja auch nicht wesentlich besser, was so gewisse Ansichten anbelangt. In der Hinsicht könnte man fast meinen er und dein Onkel seien irgendwie miteinander verwandt. Oder ist es am Ende vielleicht sogar ein ganz typisches Verhalten, wenn es um den Erhalt der eigenen Sippe geht?“
 

Fili zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht, aber in jedem Fall hilft uns diese Erkenntnis auch nicht wirklich weiter, zumindest nicht im Augenblick!“
 

„STIMMT!“
 

Unterbrach ihn Lyrêa plötzlich mit Nachdruck...doch dann nahm sie ihn erneut an der Hand und zog ihn weiter energisch mit sich fort.
 

„Ach was soll`s, komm lass es hinter uns bringen. Was kann mein Vater denn schon tun? Er wird weder dir, noch mir den Kopf abreißen. Ich meine ordentlich wütend wird er sein, darauf kannst du dich schon mal innerlich vorbereiten. Aber er ist zumeist viel weniger brummig, als er nach außen hin so gerne tut. Es ist eben seine Art mit den Dingen umzugehen, vor allem mit den für ihn unangenehmen. Ich meine, seit das mit meiner Mutter geschehen ist, ist er nicht mehr so, wie er früher einmal gewesen sein muss. Aber trotzdem ist er ein gerechter Mann, auch wenn er dir vielleicht hart erscheinen mag. Er wird dich dennoch niemals für das verurteilen was du bist, wenn du ein ehrliches und gutmütiges Herz besitzt. Das kannst du mir getrost glauben, immerhin kenne ich ihn dafür ja lange genug, schließlich bin ich seine Tochter!“
 

Fili schluckte unwillkürlich. „Hmm ja stell dir vor, seine Einzige!“ Kam schließlich zögerlich über seine Lippen gestolpert, als er ihr folgte, auch weil er im Grunde keine andere Wahl hatte, als dem Gestaltwechsler unter die Augen zu treten. In diesem Fall wollte er dies lieber schleunigst hinter sich bringen, ehe es noch unangenehmer für ihn werden würde.
 

Nun immerhin hatte er sie zu Beorn zurück gebracht, wie versprochen...oder sollte er besser doch sagen SIE...IHN? Denn eigentlich war es ja genau umgekehrt gewesen und dazu waren sie beide viel zu spät dran, die Nacht war längst um. Noch ein Grund mehr, das bohrende Gefühl in der Magengrube zu spüren, dass ihm langsam aber sicher immer weiter die Kehle zuzuschnüren begann.
 

Fili konnte nicht von sich behaupten, den riesigen Bärenmann nicht doch irgendwie insgeheim zu fürchten. Er hatte ihn bereits in Aktion gesehen und damit wusste er nur zu gut, über welche außergewöhnliche Fähigkeiten Beorn verfügte...und hier...hier ging es um SEIN Kind...das Einzige, was dem Gestaltwechsler an Familie geblieben war und ER Fili war gerade mehr als dreist im Begriff, ihm nun auch das noch weg zu nehmen.
 

Keine sonderlich prickelnden Erfolgsaussichten, wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war.
 

Innerlich schalt er sich daher wieder und wieder, dass es nicht stimmte...ER würde ja wieder fort gehen...schon sehr bald...also musste Beorn ja eigentlich nichts von ihm befürchten. Allerdings war er sich längst nicht so sicher, was Lyrêa dann tun würde? Sie wirkte äußerlich gesehen zwar sehr verständig und erwachsen...aber er wurde doch das eigenartig nagende Gefühl nicht los, dass sie den Gedanken daran, ihren eben erst für sich gewählten Gefährten schon so bald wieder her geben zu müssen, nicht so unbedingt belustigend fand.
 

Im Grunde wollte sie es nicht tun...und das spürte der junge Zwergenmann ganz genau, auch wenn sie es ihm bisher noch nicht offen gesagt hatte.
 

All das was sich ihm da just in diesem Moment so schmerzhaft realistisch durch den Sinn schob, behielt er vorerst vorsorglich für sich...er hatte beschlossen sie nicht noch mehr zu beunruhigen und so machte er sich anstatt dessen daran, ihr auf das zu antworten, was sie ihm eben gesagt hatte.
 

„Was ist, habe ich denn gute Chancen von ihm als gutherzig und ehrlich eingestuft zu werden und damit vielleicht doch noch ein wenig länger am Leben zu bleiben?“ Kam so von ihm die etwas halbherzige Rückfrage an sie, die er an und für sich auch nicht ganz so todernst gemeint hatte.Die Antwort von ihr darauf kam prompt mit einem amüsierten Lachen, ehe sie sich dann doch entschloss ihm darauf etwas zu entgegen.
 

„Aber natürlich was glaubst du denn Fili? Denkst du, ich hätte dich auch nur ansatzweise zum Manne genommen, wenn ich davon nicht ebenso überzeugt wäre?“
 

Lyrêa sah ihren Gefährten kurz an...doch er konnte ihren Blick dabei nicht so recht deuten, da er in etwa zwischen prüfend und liebevoll schwankte. Aber es war ihm auch einerlei...denn eigentlich wusste er ganz genau, was ER wollte und so zog Fili sie ganz plötzlich spontan an der Hand zu sich her und küsste sie als sie sich ganz nahe waren zärtlich auf den Mund.
 

Sie ließ es geschehen, ja das Gegenteil war der Fall, denn er spürte mit einem Mal, wie sich ihre Arme gleich darauf besitzergreifend um seinen Hals schlangen und sie seinen Kuss mit einer Leidenschaft erwiderte, der ihn ganz schwindlig werden ließ.
 

„Hmmm nun ja junger Mann es scheint mir, dass du meine Tochter offenbar gefunden hast...oder sollte ich besser sagen SIE...DICH?“
 

Allein der Klang der tiefen Stimme, die da so urplötzlich unvermittelt wie aus dem Nichts hinter ihnen erklang, ließ beide Liebenden augenblicklich erschrocken auseinander fahren.
 

Als Fili sich an Lyrêas Hand festhaltend, langsam mit ihr gemeinsam nach dem vermeintlichen Besitzer dieser Stimme umdrehte, sah er seinen schlimmsten Verdacht bereits bestätigt. Natürlich war es Beorn...wer sollte es sonst sein? Offensichtlich hatte der Gestaltwandler es im Haus nicht mehr ausgehalten und sich somit unübersehbar selbst auf die Suche nach seiner einzigen Tochter gemacht. Was ihm aufgrund seiner äußerst guten Nase auch nicht sonderlich schwer fallen durfte. So überraschte es beide im Grunde nicht wirklich, ausgerechnet an dieser Stelle auf ihn zu treffen...wenn auch nicht wie erwartet, in der unmittelbaren Nähe des Hauses.
 

Lyrêa sah jedoch schon allein an seinem alles durchdringenden und väterlich gestrengen Blick, mit dem er die beiden jungen Leute musterte, dass auch ER es wusste! Lyrêa war in dem Augenblick völlig klar, dass ihr Vater es, wenn er es aufgrund seiner überaus feinen Nase nicht bereits sofort gerochen hatte, was da heute Nacht geschehen war, es wenigstens an ihrem Gesicht ablesen konnte.
 

Ihr Vater wusste genau, dass sie in diesem Sinne spätestens seit der vergangenen Nacht als erwachsene Frau galt, die sich ihren Gefährten frei gewählt hatte, was auch bei ihrem Volk von ritueller Seite aus betrachtet so geregelt wurde. So hatte es ihre Mutter einst mit ihrem Vater getan. So war es unter Gestaldwandlern üblich, die letzte Entscheidung lag nun mal bei der Frau, die in der Regel am Besten wusste, welcher der richtige Mann für sie war.
 

Und Lyrêa hatte sich entschieden....und zwar in aller Ernsthaftigkeit. Ihr war somit auch klar, dass es ihm nahezu das Herz brechen musste, denn der junge Zwerg mit dem hellen strohblonden Schopf war gewiss nicht das gewesen, was ihr Vater sich für sie als einen geeigneten Gefährten vorgestellt hatte.
 

Aber sie wusste auch...dass er es akzeptieren würde, schweren Herzens zwar, aber er würde ihre Entscheidung letzten Endes billigen. Denn Liebe war etwas, was man weder erzwingen noch irgendwie steuern konnte, das hatte selbst der brummige Fellwechsler noch nicht ganz vergessen. Und so musste der Bärenmann wohl oder übel einsehen, dass er seine Tochter von heute an, mit einem anderen Mann zu teilen hatte, dem ihr Herz gehörte.
 

In dem versuchte sie es ihn vielleicht doch beschwichtigen zu können, ja ihm den unbewusst väterlich eifersüchtigen Zorn auf den jungen Zwerg irgendwie zu nehmen, auch wenn sie innerlich nicht viel Hoffnung hatte, dass es ihr gelingen könnte.
 

„Vater bitte...sei nicht böse...es war meine Schuld meine allein. Ich war dir gegenüber ungehorsam und das tut mir leid. ER wollte mich doch nur zurück bringen....verzeih mir, dass wir erst jetzt zurück kommen. Aber du weißt auch weshalb...und...und ich liebe ihn nun mal. Ich kann nichts dagegen tun, es ist eine mir eine äußerst wichtige Herzensangelegenheit. Verstehst du das denn nicht?
 

Ada..BITTE!“
 

Beorn blickte beide während dessen mit noch immer sichtlich grimmig verzogener Mine an.
 

„Das weiss ich, nur zu gut. Dein Ungehorsam hat mich sehr gekränkt...und auch meine Nase ist immerhin noch fein genug um zu erahnen, was ihr beide in eurer jugendhaften Unüberlegtheit getan habt. Ich hoffe für dich meine Tochter, dass du diese Entscheidung nicht eines Tages noch bitter bereuen wirst.
 

Nämlich spätestens dann, wenn er dich verlassen will!
 

Und du mein Sohn....?“
 

Plötzlich drehte Beron sich unvermittelt zu Fili hin und blickte ihm offen und ganz direkt in die Augen.
 

“Von dir erwarte und hoffe ich, dass du dazu stehen kannst...diese Entscheidung ist bei unserem Volk ein unvergängliches Band, gewissermaßen ein Bund fürs Leben und wir können sehr sehr alt werden, ebenso wie ihr. Nun ich hoffe doch sehr, dass du auch weißt, auf was du dich da eingelassen hast? Aber viel mehr interessiert mich, was dein Onkel dazu gesagt hat, als ihr ihm begegnet seid. Ich will wissen, ob auch er diese Verbindung zwischen euch billigt?!“
 

Fili wurde augenblicklich rot, auch weil er nicht gleich wusste, was er sagen sollte, noch recht verstehen konnte, wie Beorn es denn heraus gefunden hatte, dass sie seinem Onkel bereits begegent waren? Vermutlich lag es daran, dass der Bärenmensch es irgendwie an ihrer beider Geruch erkannt haben musste. Vielleicht nahm er ja die schwache Note, der Gerüche seines Onkels und auch der anderen Zwerge wahr, die offenbar von ihnen unbemerkt an ihm oder Lyrêa haften geblieben waren.
 

Aber noch bevor er Beorn überhaupt irgendetwas dergleichen antworten konnte, fuhr der Gestaltwandler bereits unbeirrt fort.
 

„Ah ich sehe, er weiß es also noch gar nicht...nicht wahr? Ihr habt es ihm nicht gesagt! Nun dann solltest du das vielleicht schleunigst nachholen Zwerg. Eichenschild wird davon sicherlich ebenso begeistert sein wie ich, wenn ich mich nicht schwer in ihm täuschen sollte? Gut aber nun ist es so...es lässt sich nicht mehr ändern, dann kommt lasst uns zurück zum Haus gehen. Es ist kalt, ihr müsst völlig durchgefroren sein, auch die feurigste Hitze einer jungen Liebe hält den Körper allein nicht warm...wenn sie auch ungemein das Gemüt erhitzt. Aber mir scheint, dass euch beiden heute Nacht wohl trotzdem nicht all zu sehr kalt gewesen sein dürfte, trotz der kühlen Nachttemperaturen!“
 

Fili war angsichts dieser Aussage des Gestaltwandlers gelinde ausgedrückt sprachlos. Zum Einen, weil er doch weit weniger Ärger bekommen hatte, wie zunächst von ihm angenommen und zum Anderen, weil er sich nicht erklären konnte, WIE und vor allen Dingen auf welche Weise Beorn diese Tatsache der " jungen Liebe" von der er eben gesprochen hatte, wohl erahnt haben mochte?
 

Er hatte es bereits gewusst, noch ehe Lyrêa es ihm gesagt hatte...aber woher....? Hatte der Fellwechsler es etwa allen Ernstes am Geruch erkannt, an ihrer beiden individuellen Gerüche, die jetzt nach der Nacht und der darin erfolgten körperlichen Liebe natürlich unweigerlich und nicht länger zu verleugnen miteinander vermengt waren?!
 

Diese Erkenntnis traf den jungen Mann wie ein Schlag....hart und mit voller Wucht...so hart dass er schlucken musste.
 

Natürlich hatte er angenommen, dass der Gestaltwechsler es irgendwie herausfingen könnte aber SO? Lyrêa hatte also mit dem recht gehabt, was sie kurz bevor sie zu ihrem Vater gekommen waren zu ihm gesagt hatte...etwas was ER lediglich für einen leicht anzüglichen Scherz gehalten hatte. Aber NEIN die Nase dieses halben Bären war tatsächlich so fein, um ihn nicht länger darüber hinwegtäuschen zu können...wie ER Fili zu dessen Tochter stand.
 

SIE war spätestens ab jetzt, gewissermaßen seine Frau...oder besser seine Gefährtin, denn das würde Beorn nun auch offiziell von ihm einfordern, dessen war er sich nahezu sicher.
 

ABER da gab es noch eine deutlich unangenehmere Aufgabe, die ihm anstatt dessen bevor stand....die unweigerliche Konfrontation mit seinem Onkel Thorin, der von alledem nicht die geringste Ahnung hatte. Nun ja und IHM zu sagen, dass ER und LYRÊA sich gewissermaßen einander fürs Leben versprochen hatten und das zu allem Überfluss gänzlich ohne das Einverständnis seines ältesten Familienoberhauptes, nun DAS war dann schon etwas was ihm ganz gehörig Magenschmerzen bereitete...auch weil er in etwa wusste wie dieser darauf reagieren würde.
 

Aber es ließ sich nicht ändern..er würde es ihm sagem müssen und zwar am Besten noch bevor sie erneut aufbrachen!“

Die unangenehme Angelegenheit, ZWISCHEN Wahrheit und Lüge

Der Gestaltwechsler sah beide währed dessen weiterhin unverwandt an...er spürte wohl, was in Fili vor sich gehen mochte und woran er dachte....denn ganz plötzlich lächelte er, wenn es in diesem Moment auch ein wenig gequält wirkte. Als Fili ihn überrascht und dementsprechend verwirrt anblickte....setzte er erneut an, ihm etwas zu entgegnen. Die Stimme des hünenhaften Menschenmannes klang klar und eindrücklich in der morgendlichen Stille die sie umgab. Sie hatte dabei jedoch unüberhörbar einen Unterton angenommen, der zwar eine deutliche und unnahbare Härte, aber auch eine leichte Spur von Verständnis wiederspiegelte.
 

„Nun die Sache mit eurem Familienoberhaupt kann ich euch nicht abnehmen, das müsst ihr fürchte ich schon alleine mit ihm Regeln...es ist eure Pflicht es ihm zu sagen...wenn ihr das schon nicht schafft, wie soll es euch dann jemals gelingen, für euch und im Zweifelsfall auch einmal für eure Familie zu sorgen, die ihr sehr wahrscheinlich haben werdet? Ob mit meiner Tochter oder einer anderen, das sei nun einmal dahingestellt.
 

Mut ist eine Sache, die ein Mann schon aufbringen muss, wenn er sich für einen solchen Schritt entscheidet, wie ihr es mit meiner Tochter getan habt. Auch wenn ich glaube, dass dies ein wenig überhastet geschehen ist...und ich wenn ich es hätte verhindern können, dies nur zu gerne getan hätte. Aber Lyrêa war schon als Kind sehr eigenwillig, meine Tochter weiß in der Regel sehr gut, was sie will und was richtig für sie ist.
 

Sie hat sich wohl nicht ohne Grund ausgerechnet für EUCH entschieden Fili. Ihr habt ein gutes Herz...das muss man euch zugestehen und das ist es auch, was mich euch gegenüber milde stimmt. Ihr seid kein habgieriger und ehrloser Charakter Zwerg...das macht euch symphatisch...das ist es, was meine Tochter an euch so sehr schätzt..aber vermutlich nicht nur das allein!
 

So und nun kommt, es wird spät der Morgen schreitet voran, lasst uns aufbrechen, sie warten sicherlich schon auf uns!“ Fili gelang es schon der Verblüffung wegen, die Beorns Worte in ausgelöst hatten kein Wort über die Lippen zu bringen und so nickte er nur knapp. Doch als Lyrêa an seiner Statt ansetzen wollte, um ihrem Vater etwas darauf zu antworten, unterbrach sie die strenge herrische Geste ihren Vaters jäh, noch bevor sie etwas dazu sagen konnte.
 

„Schweig jetzt besser Kind! Im Moment machst du es damit nicht besser...ich habe gesagt, ich akzeptiere deine Entscheidung, aber ich habe noch lange nicht gesagt, dass sich sie deswegen auch für gut befinden und billigen muss!“
 

Das war alles...indem drehte sich der Gestaltwechsler ruckartig um, setzte sich überraschend leichtfüßig in Bewegung und ging ohne sich noch einmal umzublicken zurück in Richtung seines Hauses. Lyrêa schluckte hart, Fili konnte es sehen, doch dann sah sie ihn an und legte ihre Hand ganz plötzlich spontan in seine.
 

„Komm Liebster, du brauchst dich nicht zu fürchten. Wir sind zusammen nur das allein zählt, ich werde dich deinem Onkel gewiss nicht allein überlassen...wir stehen das zusammen durch...vertrau mir! Wir haben es gemeinsam begonnen, wir beenden es auch gemeinsam!“
 

Flüsterte sie ihm dabe leise entgegen, woraufhin Fili spontan lächeln musste. Dennoch teilte er ihr Meinung in dieser Beziehung nicht uneingeschränkt und so antwortete er ihr nur Sekunden später, das was ER als für das Richtige hielt.
 

„Das ist ein ehrenhaftes Angebot menu Tessu...aber du weißt im Grunde so gut wie ich, dass ICH das tun muss. Es hilft nichts, ich werde es ihm wohl sagen müssen...ALLEIN!“ Lyrêa sah ihn verwirrt an, sagte jedoch erst mal nichts zu ihm, sie hatte schon verstanden.
 

„Gut wie du willst, ich akzeptiere deine Entscheidung...aber jetzt sollten wir besser zurück kehren, sie warten sicher schon auf uns.“ Kam wenig später dann doch ungewöhnlich erwachsen und verständig von ihr.
 

Als die beidenjungen Leute kurze Zeit darauf zu den in Beorns Haus verbliebenen Kammeraden zurück kamen, spürten alle Anwesenden plötzlich mit einem mal unterschwellig sehr genau, dass irgend etwas zwischen ihnen geschehen sein musste. Etwas, was beide sichtbar verändert hatte. Doch nur Lyrêas Vater wusste ganz genau, was sie getan hatten.
 

Nun war sein einziges Kind damit unumstößlich für alle Zeiten an den Zwergenmann mit dem hellen blonden Haarschopf gebunden, den sie zu ihrem Gefährten gewählt hatte...was daraus erwachsen würde vermochte er nicht zu sagen, doch war er alles andere als glücklich über diese Erkenntnis. Vor allem, da er Zwerge im Grunde nicht besonders ausstehen konnte.
 

Es sollte jedoch nur zu bald der Fall sein, dass Fili s Geduld und Standfestigkeit hart auf die auf die Probe gestellt werden sollte....denn die längst überfällige Auseinandersetzung mit seinem Onkel bezüglich Lyrêa und ihm, ließ nicht allzulange auf sich warten. Kaum war Thorin nämlich mit den übrigen Zwergen die, den Suchtrupp gebildet hatten zurück gekehrt, da wollte er Fili zu einer Unterredung unter vier Augen sehen und zwar...ALLEIN!
 

Thorin wollte mit Fili sprechen und zwar so, dass sie diese Unterredung möglichst ungestört führen konnten.
 

Gandalf der den Anführer ihrer kleinen Gruppe kurz zuvor noch zur Vernunft bringen wollte und ihn damit auch unweigerlich um eine gewisse Beherrschung ersucht hatte, wurde von dem zornigen Zwergenfüsten jedoch schlichtweg ignoriert, ja sogar vehement abgewiesen. Der durchweg brüskierte Satz, dass dies den Zauberer bei allem was recht war, nicht im Geringsten etwas anginge, machte dem grauen Pilger sehr schnell klar, dass in dieser Hinsicht mit dem Zwerg nicht zu spaßen war und so akzepierte er es schlussendlich, indem er sich aus diesen Familienangelegenheiten heraus hielt.
 

Thorin hingegen war emotional erst so richtig in Fahrt geraten und so zitierte er seinen Erben und möglichen Thronfolger kurzerhand mit sich nach draußen, in die Nähe der übergroßen Bienenkörbe, in denen Beorns fleißige Helfer unermüdlich für die süße und nahhaft goldene Essenz sorgten, die nicht nur der Bär allein so überaus schätzte. Nein auch Zwerge mochten Honig...aber im Moment interessierte das Filis mächtig erbosten und in dessen Augen zurecht aufgbebrachten Onkel nicht wirklich, dem im Grunde nur daran gelegen war, seinem ältesten Neffen ordentlich den Kopf zu waschen und wenn möglich die notwendige Vernunft wieder einzubläuen, die ihm zumindest in seinen Augen vorschwebte.
 

Des Zwergenkönigs dunkelblaue Augen glühten regelrecht, als sie Fili so durchdringend fixierten, dass er unwillkürlich ungewollt den Kopf einzog. Es war ihm als wären Flammenschwerter direkt auf seine ungeschützte Kehle gerichtet worden, so in etwa kam sich der junge Zwerg vor, als ihn der ungebremste Zorn seines Onkels, wie eine zentnerschwere Trollkeule traf....
 

„SAG MIR NEFFE, BIST DU ETWA VON ALLEN DEINEN VORVÄTERN VERLASSEN WORDEN? WIE KANNST DU DAS NUR TUN….DU BIST EIN DURIN!“
 

Thorin brüllte ihn dabei so laut an, dass selbst im Inneren des Hauses alle Anwesenden bis auf den Zauberer augenblicklich die Köpfe einzogen, auch da sie ihn problemlos bis dorthin gehört hatten.
 

„SCHÄMST DU DICH NICHT? DU GILST ALS MEIN ERBE...WAS IN ALLER WELT WILLST DU DANN MIT DIESEM BÄRENMÄDCHEN?“
 

Fuhr der so in Rage geratene Zwergenfürst dessen Gesicht inzwischen in ein leuchtendes Dunkelrot gewechselt hatte munter fort, nachdem er von Fili kein einziges Wort der Verteidigung vernahm.
 

Aber während Fili innerlich noch damit rang, sich zu überlegen was er ihm am Besten darauf entgegen konnte...war Lyrêa im inneren des Hauses kurz davor die mühsam Beherrschung zu verlieren, denn auch sie hörte Thorin brüllen...und sie hatte ihn deswegen bereits schon einmal gewarnt. Ein wildes, tiefes und warnendes Knurren drang aus ihrer Brust, eines das damit auch den übrigen Zwergen nicht entging, doch als sie sich schon straffen wollte, um Fili hastig nach draußen zu folgen...da hielt sie die gestrenge und nachdrückliche Stimme ihres Vaters mit einem mal vehement zurück.
 

„LASS IHN...LYRÊA! DAS MUSS ER ALLEIN REGELN. SONST WIRD EICHENSCHILD IHN NIEMALS ERNST NEHMEN, WENN DU DICH JETZT EINMISCHST KIND!“
 

„Aber Vater...das..!“
 

Fuhr es ebenso zornig aus der Fellwechslerin heraus. „Nichts aber Vater, du hast mich schon verstanden!“ Entgegnete ihr Beorn derweil trocken und mit einer solchen Strenge in der Stimme, dass sie augenblicklich den Blick senkte und sich straffte.
 

„GUT..ich habe dich gehört und ich gehorche!“ Antwortete sie ihm hörbar zornig, dennoch sie machte keinerlei Anstalten das Haus zu verlassen...aber ihr Blick richtete sich abermals unübersehbar dorthin aus, wo sie Fili und Thorin noch immer miteinander streiten hören konnte. Denn inzwischen hatte auch der junge Zwerg seine Stimme wieder gefunden und war drauf und dran seinem Onkel endlich die notwendige Gegenwehr zu bieten.
 

"ONKEL... HÖR MIR ZU! Jetzt habe ich dir etwas wichtiges zu sagen und du solltest mich besser ernst nehmen. Ich liebe sie...UND ja, sie ist meine Gefährtin, das ist es was ICH dir hiermit klar machen will!
 

Bei aller Ehrenhaftigkeit, ich denke ich kenne meine Verantwortung und meinen Platz Onkel! Aber wenn es dir so wichtig ist, weshalb hast du dann nicht einfach selbst für einen legitimen ERBEN gesorgt? Ich meine es wäre dir als unser aller König gewiss ein leichtes gewesen schon vor langer Zeit eine passende Gefährtin für dich zu wählen, um dies zu berwerkstelligen...wenn dir der Erhalt der Durinslinie doch als so wichtig erscheint Onkel Thorin!? Und du kannst es in diesem Sinne immer NOCH tun, wenn du es nur darauf anlegst!
 

Also verstehe ich deine Anschuldignung an MICH in keinster Weise!“
 

Thorins Augen wurden derweil immer größer...so als könnte er nicht fassen, was sein ältester Neffe da eben so völlig unverblümt zu ihm gesagt hatte.
 

„HALT DEN MUND FILI...DU WEISST JA NICHT, WAS DU DA SPRICHST!“ Fuhr er ihn somit einen Augenblick später mit beinahe überschnappender zornentbrannter Tonlage an. Doch Fili sah ihm fest in die Augen, er wich keinen Millimeter zurück, als er ihm antwortete.
 

„Ach weiß ich nicht? Nun ich denke ich weiß es schon..ich habe da schon seit längerem so einen unbestimmten Verdacht Onkel!“ Konterte er dabei gut geraten mitten ins Blaue hinein, auch um seinen Onkel damit wenn irgend möglich zu verunsichern. Allerdings hatte er mit dessen Reaktionen auf diesen Satz nicht im Mindesten gerechnet. Der junge Mann sah wie der ältere Zwergenmann sich ganz plötzlich unmittelbar straffte und tatsächlich kurz aber deutlich sichtbar schlucken musste, ehe er ihn mit einer derart eisigen Unterton fast schon überzogen heftig anblaffte.
 

„GEH..GEH MIR AUS DEN AUGEN! DAS IST NOCH LÄNGST NICHT GEKLÄRT! DU BIST UND BLEIBST MEIN ERBE UND DAS WEISST DU GENAU!
 

ALSO ERWARTE ICH, DASS DU DICH AUCH ENTSPRECHEND VERHÄLTST! ICH WILL DASS DU DIESE VERBINDUNG LÖST UND SOLLTE SIE GEGEN MEINEN WILLEN WEITERBESTEHEN, WIRD DAS FOLGEN FÜR UNS ALLE HABEN!“

Die unangenehme Angelegenheit, ZWISCHEN Wahrheit u. Lüge 2

Thorin der sich, ohne es zu wollen von seinem ältesten Neffen herausgefordert und zudem noch im emotionalen Sinne gesehen ertappt fühlte, zumindest was die Frau anging von der Fili eben, wenn auch nur andeutungsweise gesprochen hatte...war somit tatsächlich kurz davor, dunkelrot anzulaufen und nicht im Mindesten gewillt, sein Troll ähnliches Gebrüll auch nur ansatzweise, in einer deutlich annehmbareren Lautstärke durch des Fellwechslers bescheidenes Heim erschallen zu lassen.
 

Woraufhin sich im Übrigen nicht nur in seinem ältesten Neffen allein der Verdacht erhärtete, dass Thorin offenbar jedes Mittel recht war, um von diesem Umstand abzulenken, dem ihm der wesentlich ältere Zwergenmann gewiss nicht auch noch eindeutiger unter die Nase reiben wollte.
 

Und dass dies bestimmt nicht nur allein aus dem unbändigen Zorn heraus geschah, der ihn wegen der unbedachten Verbindung zwischen Fili und der Fellwechslerin derart ungeahnt heftig gepackt hatte, war inzwischen selbst diesem sonnenklar geworden.
 

Natürlich hatte Fili gewusst, dass sein Onkel nicht gerade in Freudentänze ausbrechen würde, angesichts dieses Geständnisses...aber dass er ihm tatsächlich befehlen wollte, die in seinen Augen zwar schon etwas überstürzte aber dennoch vollkommen legitime Verbindung mit Lyrêa wieder aufzulösen?!
 

Nun DAS war dann doch des Guten zuviel...
 

Der junge Zwerg konnte beim besten Willen nicht ahnen, dass Thorin zu diesem Zeitpunkt noch etwas ganz anderes ungemein dringlich beschäftigte...und zwar äußerst dringlich, natürlich abgesehen von der Frage, wie sie denn alle am Schnellsten und vor allem möglichst unbeschadet an den einsamen Berg gelangen konnten?
 

NEIN, der eigentliche Grund der seinem Onkel ganz ordentliche Magenschmerzen bereitete, war ein völlig anderer und diesen sollte er bereits am selben Abend noch mit eigenen Augen zu Gesicht bekommen.
 

Fili sah seinen in dem Moment wahrhaftig zum leibhaftigen Troll mutierten Onkel weiterhin entsprechend fassungslos an...
 

„Da...das ist nicht dein Ernst? Ich..ich...du kannst wahrlich viel von mir verlangen und ich bin dir und deinem Urteilsvermögen bisher bedingungslos gefolgt Onkel Thorin. Aber wenn du jetzt von mir verlangst, dass ich sie aufgeben soll...dann...dann wirst du unweigerlich auf mich verzichten müssen...ich komme nicht mit dir.
 

DAS ist mein letztes Wort!“
 

Thorin der bis eben noch ungebremst mit Brüllen beschäftigt war, schnappte ganz plötzlich heftig nach Luft und verstummte augenblicklich, um ein, zweimal duchzuatmen und dann erneut mit dem fortzufahren, womit er bereits vor drei Minuten begonnen hatte. Inzwischen hatten sich jedoch nicht nur seine Ohren allein in einem hübschen Dunkelrot verfärbt, nein da war auch noch sein Gesicht, das in dem Moment gut und gerne die leuchtende Warnfarbe einer überreifen Tomate angenommen hatte.
 

„WAS...? Was soll das heißen?
 

BIST DU JETZT VOLLKOMMEN ÜBERGESCHNAPPT FILI? NICHTS DA...DAS LASSE ICH NICHT ZU...DU WIRST SCHÖN MITKOMMEN UND WENN ICH DICH HÖCHSTPERSÖNLICH AM KRAGEN HINTERHER ZERREN MUSS!
 

ICH....ICH BIN NOCH IMMER DEIN VORMUND, VERGISS DAS NICHT!“
 

Fuhr Thorin, den ihn noch immer komplett verdattert anstarrenden Fili derweil munter weiter in unverminderter Lautstärke an. Doch wieder erwarten straffte sich der junge Zwerg ganz unverhofft und setzte mit einem Mal, dem angesichts dieses Umstandes ziemlich perplexen Zwergenfürsten, ebenfalls zu einer gesalzenen Gegenantwort an.
 

„DAS WEISS ICH ONKEL!
 

Aber es wird daran nichts ändern! Du kennst meine Meinung bereits, akzeptiere sie oder verzichte auf mich, so einfach ist das! Ich habe dir gesagt, dass ich mitkommen werde und SIE weiß auch, dass ich gehen MUSS. Lyrêa hat nicht einmal von mir verlangt, dass ich bei ihr bleibe Onkel, aber ich liebe sie und wenn wir dieses Abenteuer mit heiler Haut überstehen sollten...dann...ja spätestens DANN, werde ich hier her zu ihr zurück kommen und für den Rest meines Lebens das sein, was ich dem allgemeinen Recht nach bereits längst sein sollte, nämlich ihr Gefährte. Ich will kein anderes Weib haben Onkel, verstehst du das denn nicht?
 

Und noch eines sage ich dir hiermit bei allem was mir heilig ist...wenn du mir dieses eine Weib das ich liebe und als meines ansehe verwehren willst, so schwöre ich dir, werde ich niemals wieder ein anderes ansehen. Dann kannst du getrost und gerne selbst zusehen oder auch dafür sorgen, wie diese königliche Linie mit einem in deinen Augen würdigen Nachfolger weiter existieren soll.
 

Das ist mein letztes Wort Thanu Men...mein König!“
 

Fili verstummte, wobei er den älteren Zwergenmann jedoch mit sichtbar grimmiger Mine fixierte, denn es war ihm todernst mit dem, was er zu ihm gesagt hatte...das spürte Thorin intuitiv.
 

Sein Onkel war schon allein deswegen mehr als verwirrt. Fili hatte ihm bisher noch nie so vehement oder gar dreist wiedersprochen und ihm in irgend einer Weise gedroht schon gar nicht. Er konnte schon deswegen nicht fassen, was dieses gemeingefährlich befellte Frauenzimmer ganz offensichtlich für einen ungeheuren Einfluss auf seinen Neffen ausübte...einen, der in Thorins Augen all zu schändlich und wider die Natur war.
 

Aber er war sich auch schlagartig bewusst geworden, wie Ernst der junge Zwerg es gemeint hatte. Dies war keine Finte gewesen, um ihn zu verunsichern. Nein, es war Fili wirklich ernst mit dieser Aussage und wollte er ihn nicht verlieren, so würde er wohl oder übel einlenken müssen. Seine allseits bekannte Sturheit brachte dem Zwergenfürsten diesesmal keinen sonderlich großen Nutzen ein.
 

Außerdem war da noch die Tatsache, dass sich mit einem Mal noch jemand anderer völlig unvermittelt in das Gespräch zwischen ihnen einmischte und es war in diesem Sinne weder Beorn noch Lyrêa...
 

„Thorin bitte, mich geht die Sache was Familienangelegenheiten unter euch anbelangt ja gewiss nichts an....aber es war bei dem Gebrüll beim besten Willen nicht länger zu überhören oder gar zu ignorieren, es sei denn, du hättest deine Lautstärke in einer etwas angemesseneren Tonlage fortgesetzt, was du jedoch nicht getan hast...also? Lass den Jungen doch bei den Göttern Willen, seine eigene Entscheidung treffen. Sag ist er nicht alt genug dafür? Ich denke er ist längst mündig oder etwa nicht? In seinem Alter haben andere Männer schon an die zehn Bälger gezeugt und mindestens das zweite Eheweib verschlissen...also? WAS soll das? Ich meine er ist ohnehin spät dran, vermutlich auch für einen Zwerg gesehen und das kannst du damit wohl nicht abstreiten. Lyrêa ist kein Zwerg das stimmt schon, aber spielt das wirklich eine so große Rolle? Er liebt sie doch...ist das denn etwa nichts?“
 

Die klare Stimme die sich an Thorin gerichtet hatte, klang eindringlich und wollte ihm die notwendige Vernunft abringen, doch der Anführer der Zwerge ließ sich wie zu erwarten nicht darauf ein.
 

„Halt den Mund Lyriel und misch dich da gefälligst nicht ungefragt ein! Du hast es schon richtig erkannt, es IST eine Familienangelegenheit und damit eine Sache zwischen meinem Neffen und MIR!“
 

Es war damit tatsächlich niemand anderer als die halbelbische Frau, die unaufgefordert das Wort ergriffen und so unvermutet Thorins Zorn von Fili fort auf sich gelenkt hatte. Aber wie er, gab auch sie Thorin nicht sofort klein bei...im Gegenteil...sie war aufgestanden und hatte sich neben den jungen Zwerg gestellt, dem sie als sichtbare Geste der Unterstützung die Hand leicht auf den Arm gelegt hatte...sie zitterte sichtlich, aber sie zog sie dennoch nicht fort.
 

Thorin der damit direkt vor beiden stand, straffte sich merklich und machte ganz plötzlich einen energischen sowie entschlossenen Schritt auf Lyriel und Fili zu, wobei er ihre Hand packte und nicht eben sanft vom Arm seines Neffen pflückte. Dabei drang ein äußerst unwilliges Schnauben aus seiner Kehle...aber anstatt sie los zu lassen...wie es normalerweise der Fall gewesen wäre...packte er sie grob an ebenjener Hand und zog sie von Fili fort direkt zu sich hin.
 

„Ich sagte MISCH DICH NICHT EIN...das geht dich nichts an ELBENWEIB!“ Knurrrte er sie dabei weiterhin unübersehbar mit zornfunkelnden Augen an.
 

„Was soll das sag mir, wen willst du damit beeindrucken Thorin? Du machst dich nur lächerlich merkst du das nicht?“
 

Entgegnete sie ihm während dessen betont gelassen, woraufhin er jedoch nur noch zorniger wurde...aber er war längst nicht so dumm, um nicht doch wenigstens im Ansatz zu spüren, dass sie in gewisser Weise recht hatte. UND dass es hier außerdem nicht mehr nur allein um die Beziehung seines Neffen mit dieser Fellwechslerin ging. Nein der Grund war ein Anderer und diesen wollte er bei allem was ihm heilig war, nicht auch noch absichtlich aus igrend einer Dummheit heraus preis geben.
 

„Ach macht doch alle was ihr wollt...was scherts mich eigentlich, hier hört doch ohnehin keiner auf mich!“
 

Grollte er damit ganz plötzlich hörbar resigniert und ernüchtert und vor allem schon deutlich gemäßigter vor sich hin, wobei er sie ganz plötzlich los ließ und ohne noch weiter auf Fili oder die elbenblütige Frau zu achten, direkt auf dem Absatz kehrt machte und nur eine Sekunde später geräuschvoll zur Türe hinaus verschwand. Fili und Lyriel satrrten ihm derweil vollkommen perplex hinterher, doch es war ausgerechnet die Frau, die wenig später als erstes ihre Sprache wieder fand.
 

„Ahhh..was..was war das denn eben?“
 

Sie sah den jungen Zwerg entsprechend verblüfft an. Fili erwiderte ihren Blick mit einem verhaltenen Lächeln, woraufhin er kurz mit den Schultern zuckte.
 

„DAS war mein Onkel, wie er leibt und lebt..so ist er nun mal, der regt sich schon wieder ab. Ich würde sagen, es ist sogar besser gelaufen, als ich angenommen hatte...der Kopf sitzt immerhin noch auf meinen Schultern!“
 

Damit rag er sich abermals ein leicht belustigtes Grinsen ab, das eindeutig in ihre Richtung abzielte. Lyriel die ihn noch immer aufmerksam im Auge hatte lächelte ebenfallls, wenn auch merklich verunsicherter.
 

„Seid..seid ihr euch da sicher? Ich meine er klang irgendwie nicht so danach?“ Entgegnete sie ihm schließlich zögerlich. Doch Fili zuckte wiederum kurz mit den Schultern.
 

„Wartet es nur ab Heilerin, bis spätestens heute Abend ist er wieder der Alte. Ich denke er wird wohl eine Weile brauchen, um es zu verdauen...das ist nichts ungewöhnliches bei ihm.“
 

Als Thorin so geräuschvoll zur Türe hinaus gerauscht war, ließ er sich tatsächlich wie Fili es ihr prophezeit hatte, den ganzen verbleibenden Tag über nicht mehr blicken. Erst als die Abendschatten deutlich länger wurden, kam er zurück. Er wirkte um einiges ruhiger und dazu ungewöhnlich nachdenklich...offenbar hatte er die Angelegenheit, die Lyrêa betraf einigermaßen verdaut, wenn er auch nicht wirklich besser gelaunt schien, so bemühte er sich doch um eine gewisse Normalität allen Anwesenden gegenüber, eingeschlossen der beiden Frauen...die im Begriff waren, das Abendessen aus den von Beorns Tieren eigens produzierten Lebensmitteln wie Eier, Käse....und dem würzigen Honig zuzubereiten. Wobei Lyriel für alle frisches Brot gebacken hatte...elbisches Brot...ganz dünn, fast wie die Fladenbrote der Menschen...aber ebenso vorzüglich im Geschmack...nein fast noch besser als dieses.
 

Sie saßen der Gewohnheit nach alle beieinander, denn es war zugleich ihr vorletzter Abend in Beorns bescheidenen Heim und bei dieser Gelegenheit konnte Fili ganz zufällig etwas beobachten, womit er niemals gerechnet hätte...schon gar nicht bei DEM...mit dem er noch ein paar Stunden zuvor aus einem ganz ähnlichen Grund aneinander geraten war...für den sich der junge Mann zu unrecht zurecht gewiesen fühlte.
 

Der junge Zwerg war sich ziemlich sicher, dass er zudem der Einzige von allen war, der es sehen oder besser spüren konnte...nur kurz und kaum wahrnehmbar eine flüchtige Geste...die zufällige Berührung zweier Hände...leichtes erröten....und es war zu seiner Verblüffung tatsächlich niemand anderer als die elbenblütige Heilerin und...sein Onkel...ja genau DER....
 

viel später mitten in der Nacht...bei Fili und Lyrêa...
 

Als Fili irgendwann spät in der Nacht durch puren Zufall von äußerst merkwürdigen Geräuschen urplötzlich geweckt und somit alarmiert von seinem Lager hochfuhr, das er jetzt im Übrigen völlig selbstverständlich mit seiner Gefährtin teilte, da glaubte er seinen Augen und vor allem Ohren nicht zu trauen...denn das WAS ihm da zu Ohren kam, war mehr als offensichtlich und mehr als eindeutig obendrein.
 

Vor allem als er, nachdem er sich vorsichtig aufgerichtet hatte, dann auch noch zu allem Übel die beiden schwachen Schemen in der Dunkelheit ausmachen konnte, die für diese unverwechselbare wie auch bemüht verstohlene Geräuschkulisse dem Anschein nach verantwortlich zu sein schienen.
 

Er bemerkte zu seiner Verwirrung das offenbar auch Lyrêa davon geweckt worden war, was vermutlich an ihrem äußerst feinen Gehörsinn liegen mochte und so stupste er sie zärtlich an, ehe er sie fast sofort danach nahezu lautlos ansprach.
 

„Was glaubst du, wie lange geht das schon so zwischen den beiden..!?“
 

Er hörte sie unvermittelt leise lachen.
 

„Ohhwww...du...du bist wach? Hast du sie damit also auch auf frischer Tat ertappt? Hmm...nun ja, ich bin mir nicht ganz sicher, aber in der zweiten Nacht als ihr zu uns kamt, habe ich sie das erste Mal gehört, daher gehe ich davon aus, dass es allein der Heftigkeit nach zu urteilen, wohl auch IHR beider erstes Mal gewesen sein muss.
 

Weißt du ER war sehr leidenschaftlich und dazu ziemlich besitzergreifend, wenn ich das so sagen darf?!“
 

Plötzlich grinste sie ihn verschmitzt an.
 

„Tja..so wie du eben auch...du hast offensichtlich viel mehr von ihm als du glaubst, auch wenn er in diesem Sinne nicht mehr als NUR dein Onkel ist. Trotzdem finde ich es nicht richtig, dich für etwas zu verurteilen und bestrafen zu wollen...um es dann an anderer Stelle heimlich still und leise und obendrein noch versteckt selbst zu tun.
 

Dein Onkel ist zuweilen ein rechtes Schlitzohr...und ich verstehe ja durchaus, dass sie nicht wollen, dass es jemand weiß.
 

Was ich dabei allerdings nicht so recht verstehen kann, ist die Tatsache, wieso die beiden immer noch vehement der Meinung sind, wir wären so einfältig es NICHT zu bemerken, dass sie sich mögen? Vor allem so auffällig wie die sich miteinander aufführen? Jeder Trottel spürt doch inzwischen, dass ER und SIE längst über das gewisse Maß hinaus sind, das man als normal bezeichen könnte. Ich meine er liebt sie, das wusste ich schon von Anfang an. Man sieht es ihm an. ICH habe es IHM jedenfalls angesehen...nur hilft uns das jetzt in diesem Sinne auch nicht unbedingt weiter, es sei denn du willst ihn morgen früh damit konfrontieren.
 

Was ich dir jedoch nicht unbedingt raten würde Liebster. Aber wenn du es doch tust, dann solltest du es besser unter vier Augen machen, denn dein Onkel ist bestrebt diesen Umstand um jeden Preis geheim zu halten. Niemand soll es wissen, nicht umsonst tun sie es in aller Heimlichkeit..damit ist es besser wenn es auch niemand sonst erfährt, das denke ich jedenfalls.
 

Fili lächelte seine Gefährtin liebevoll an.
 

„Was für ein unverschämtes Glück über diesen dummen Zufall gestolpert zu sein, ich denke es wird ihm gar nicht gefallen, was ich ihm da bezüglich der Heilerin zu sagen habe. Zumal ich damit ohne es zu wollen oder gar zu wissen, tatsächlich ganz schön an der Wahrheit gekratzt habe, was die Angelegenheit in Bezug auf eine passende Gefährtin anbelangt?
 

Glaubst du allen ernstes, mein Volk wäre ob der Tatsache eine elbenblütige Gefährtin an meines Onkels Seite zu wissen so übermäßig begeistert? Sicherlich auch nicht viel mehr, als über die, einer Fellwechslerin an der meinen. Aber weißt du was, es ist mir gleichgültig....ach ja und wenn wir schon mal dabei sind, was das heimliche Liebe machen anbelangt?“
 

Mit diesen Worten zog er sie mit einem mal ebenfalls besitzergeifend in seine Arme.
 

„Komm her, ich glaube ich habe da eine außerordentlich gute Idee!“

unschönes Erwachen

Als Fili am nächsten Morgen erwachte dämmerte es bereits...und doch war es noch dunkel im Haus...nichts rührte sich alles schlief sozusagen noch. Mit einem leisen kehligen Grollen in der Brust suchten seine Hände unmittelbar darauf nach ihrer Nähe, denn er spürte, dass sie nicht mehr da war. Lyrêa musste eben erst aufgestanden sein, denn der Platz neben ihm auf ihrem gemeinsamen Lager war noch warm und er hatte zudem ihren unverwechselbaren, für ihn so anziehenden Duft in der Nase.
 

Hastig richtete er sich auf...indem fiel es ihm wieder ein..und zwar alles...DAS was er da gestern Abend zufällig mitangehört und auch gesehen hatte. Gewissermaßen das heimliche Liebesspiel zweier Verschwörer, die ganz bestimmt nicht wollten, dass jemand ihr Geheimnis lüftete und schon gar nicht, dass er es preis gab.
 

Der junge Zwerg war verwirrt. Er fragte sich zudem, wo seine Gefährtin hingegangen sein mochte...ja warum war sie überhaupt fort gegangen und das so früh am Morgen? Doch die Antwort darauf sollte sich ihm nur einige Augenblicke später von selbst erschließen, denn noch ehe er aufstehen und ihr folgen konnte, um zu sehen wohin sie verschwunden war, kam sie bereits zu ihm zurück. Lyrêa trug dabei nicht mehr als seinen Mantel auf der Haut, darunter war sie noch immer so, wie sie beide ihre vielleicht letzte gemeinsame Nacht verbracht hatten...völlig nackt und auch ihr nahezu hüftlanges, schwarzes Haar fiel ihr in dichten Strähnen, wie ein dunkler Schleier über den Rücken hinunter. Wunderschön...wie ihr frisch gebackener Gefährte fand.
 

Ja sie war in der Tat eine schöne Frau zweifellos...verliebt hatte er sich aber nicht deswegen in sie...viel mehr war es ihr wildes, eigenwilliges Wesen gewesen, das ihn so sehr zu ihr hinzog. Mehr noch als zu jeder anderen Frau, die er jemals in seinem Leben gekannt hatte. Die junge Fellwechslerin war in seinen Augen etwas ganz einzigartiges...ein Wesen, das einerseits furchteinflößend und entsetzlich grausam sein konnte, aber andererseits auch so unendlich zärtliche und liebevolle Züge besaß, die ihn ungemein an ihr faszinierten..mehr denn je, wo er wusste, dass er sie bald schon verlassen musste...vielleicht sogar für immer!
 

„Wo..wo bist du gewesen?“ Flüsterte er ihr somit tonlos und etwas verunsichert in der lauernden Stille des schlafenden Hauses entgegen, als er seine wirren und wenig erfreulichen Gedanken daran, dass er sie bald zurück lassen musste, wieder einigermaßen für sich geordnet und unter Kontrolle gebracht hatte.
 

Indem hörte er sie leise lachen…es klang sichtlich amüsiert.
 

„Was...hast du mich etwa vermisst Liebster? Oh, ich war nur eben nach dem Rechten sehen und das Feuer in der Feuerstelle anfeuern, das heute Nacht ausgegangen ist. Du willst doch sicher nicht, dass wir alle kalte Füße bekommen, denn es ist recht frisch draußen, wenn ich das anmerken darf. Ich war eben kurz am Brunnen vor dem Haus und habe frisches Wasser herein geholt...die Tiere müssen saufen und auch die anderen Männer werden nachher sicher durstig sein, wenn sie aufwachen. Aber trotzdem ist es schön, dass du meine Abwesenheit überhaupt bemerkt hast Fili.“
 

Mit diesen Worten beugte sie sich zu ihm hin und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, woraufhin er sie hastig packte und ungestüm zu sich hinzog, noch bevor sie sich ihm wieder entziehen konnte. Beide fielen unmittelbar zurück auf das gemeinsame nächtliche Lager und er hörte sie erneut leise lachen...
 

...“ich will nicht, dass du fortgehst, noch nicht menu Taerin!“ Konnte sie ihn vernehmen, wobei sie seine angenehm tiefe Stimme ihr überraschend impulsiv entgegen flüstern hörte und es war längst noch nicht alles, denn noch bevor sie ihm darauf antworten konnte, fuhr ihr Gefährte schon unvermindert emotional aufgewühlt fort.
 

„Hörst du, das kommt noch früh genug. Lyrêa..komm lass uns den kurzen Zeitraum bis zum Aufwachen der anderen Männer noch für uns nutzen...für uns allein. Es hört uns bestimmt niemand...wir sind völlig ungestört..bitte!“ Fuhr er mit einem mal merklich kurzatmig fort, wobei sie fühlen konnte, wie er sie unvermittelt auf den Mund küsste..verlangend..hitzig und ungestüm. Ihr junger Gefährte war mittlerweile eindeutig auf den Geschmack gekommen, was die Vorzüge der körperlichen Liebe betraf. Lyrêa hatte alle Mühe ihn dahingehend wieder zur Vernunft zu bringen.
 

„Halt nicht...sie könnten uns hören...das..das möchte ich nicht..nicht hier Fili bitte. Es ist eindeutig zu früh oder auch zu spät dafür. Der Morgen graut bereits..sie werden gleich aufwachen und allein die Vorstellung daran, mein Vater könnte uns dabei zufällig ertappen, lässt mir jegliche Lust daran vergehen.“ Ihre Stimme klag eindringlich...bittend. Fili hörte sich schließlich selbst leise seufzen...“du hast ja recht, verzeih mir das war unbedacht. Ich..ich mag dich so sehr...der Gedanke daran, mich von dir trennen zu müssen und das so bald schon, lässt es mir schier unerträglich werden.“
 

Der junge Zwerg verstummte unmittelbar mit einem leisen, merklich resignierten Seufzen in der Kehle.
 

Fili ließ sich zurück in die Kissen fallen...woraufhin ihm Lyrêa spontan folgte um ihn erneut zu küssen, dieses mal jedoch auf den Mund. Sie war dabei ungemein vorsichtig und zugleich unendlich zärtlich als sie es tat. Er ließ es zu und sie hörte das leise verräterische Keuchen aus seiner Kehle, das ihr überdeutlich sagte, wie sehr es ihm gefiel, dass sie das mit ihm trat. Die junge Frau hatte das eigenartige Gefühl, ihr Herz müsse ihr in der Brust zerspringen, einerseits vor Glück aber zugleich auch vor unendlicher Traurigkeit, um den Verlust den sie damit unweigerlich bald erleiden würde....vielleicht schon morgen.
 

Und so sagte sie ihm das, was sie in dem Augenblick fühlte, als sie sich schließlich sehr zögernd von ihm löste...
 

„Oh inye meleth le...was glaubst du, wie ich es empfinde Fili? Meinst du denn, es bricht mir nicht das Herz zu wissen, dass du fort musst? Oh Liebster, ich wünschte du könntest bleiben...für immer hier bei mir, aber das geht nicht. Ich weiß es ja...du musst fort. Du hast es ihm versprochen und ich weiß auch, dass er nicht ohne dich gehen wird. So bleibt mir nur eine Hoffnung übrig und das ist die, dass du eines Tages zu mir zurück kommen wirst...dann wenn du das erfüllt hast, was du ihm schuldest…versprichst du mir das?“
 

Der Blick ihrer ungemein ausdrucksstarken Bernstein Augen war forschend auf ihn gerichtet, mit dem sie ihn in der schwindenden Dunkelheit suchte.
 

„Nichts mehr wünsche ich mir...ich verspreche es dir Lyrêa...bei allem was mir heilig ist. Du bist meine eine...meine Gefährtin, das Licht meines Lebens. Ich habe mein Schicksal gewählt und mich damit an dich gebunden. Nur der Tod allein kann uns so noch voneinander trennen!“ Hörte sie ihn ihr ganz plötzlich und abermals sehr eindringlich entgegen flüstern. Es war wie eine Art von Schwur, aber sie wusste durchaus wie ernst es ihm damit war, sie spürte es. Seine Liebe zu ihr war mindestens so groß, wie die ihre zu ihm. Lyrêa lächelte sanft...mit einem mal spürte er, wie sie ihn sachte an der Hand fasste…
 

„KOMM….ich will dir etwas zeigen!“
 

Sie wartete indessen erst gar nicht ab, als er sich verblüfft aufrichtete und schon Anstalten machte den Mund aufzumachen, um sie zu fragen, was sie denn mit ihm vor hatte. Anstatt dessen zog Lyrêa ihn sachte von ihrem Lager herunter, wo er ebenfalls nicht mehr als seine Hosen am Leib trug, der er überdies gerade noch so daran hindern konnte ihm bis zu den Knien zu rutschen, weil ihm sein Gürtel des Nächtens irgendwie abhanden gekommen und sie obendrein noch offen war.
 

Fili fing sie hastig auf und bemühte sich wieder hinein zu kommen und sie wenigstens halbwegs zu zu machen, auch im Hinblick dessen, dass sie ja zufällig durchaus auf einen der anderen Männer stoßen konnten. Was vielleicht den einen oder anderen unangenehm anzüglichen Spruch nach sich ziehen konnte, der er gerne vermeiden wollte. Doch es blieb glücklicherweise vollkommen still im Haus...bis sie beide zu der Stelle gelangt waren, zu der Lyrêa ihn augenscheinlich führen wollte.
 

Sie waren beide barfuß und damit sehr leise...dennoch konnte Fili sich einen unterdrückten Überraschungslaut aus seiner Kehle kaum verkneifen, als er sah, was er offenbar nicht sehen sollte...was vermutlich keiner von ihnen sehen sollte.
 

Es war ohne jeden Zweifel Filis Onkel....und die elbenblütige Heilerin!
 

Beide schliefen noch, eng aneinander geschmiegt, er hielt sie fest in seinen Armen wo ihr Kopf an seiner Brust ruhte...der Atem beider Schläfer ging ruhig und gleichmäßig, ihre Gesichter wirkten im Schlaf weich, ja entspannt...ungewöhnlich entspannt sogar, jedenfalls für Thorins Begriffe gesehen und beide waren unter dem Mantel, der sie zudeckte ganz offensichtlich vollkommen unbekleidet, ein Umstand der sich beim besten Willen nicht ableugnen ließ….
 

...und noch ehe er es ganz realisiert hatte, konnte er Lyrêa bereits leise in seine Richtung flüstern hören, wobei sie jedoch merklich reserviert klang...
 

„Nun ich denke es ist wohl besser wenn du sie aufweckst, bevor es ein anderer der Kompanie tut...meinst du nicht? Er ist dir außerdem etwas schuldig Fili. Ich meine sie geben durchaus ein schönes Paar ab, das muss man sagen. Aber dein Onkel hat gelogen und er hat dich außerdem für etwas rügen wollen, was er selbst offensichtlich nicht vermeiden konnte oder gar wollte.
 

Ich habe die beiden vorhin ganz zufällig entdeckt, als ich nach den Ponys sehen wollte….sie sind selbst schuld, wenn sie nicht besser acht geben... vermutlich sind sie darüber eingeschlafen ohne es bewusst zu wollen. Tja ein zu viel des guten, kann sich unter Umständen auch als schädlich erweisen.“
 

Lyrêas leises und doch zutiefst amüsiertes Lachen, füllte den stillen Raum...woraufhin Fili sie vollkommen entgeistert anstarrte…
 

„Wa..du..du meinst wir sollen es ernsthaft wagen? Bist du irre Weib...er bringt mich eigenhändig um...ich weiß es!“

Forderung

Lyrêas leises Lachen wandelte sich angesichts dieser Worte von ihm in ein sichtlich unwilliges Knurren. Es erfüllte die schläfrige Stille unüberhörbar, die sie beide im Moment noch umgab und zeigte ihm an, wie ernst ihr die Sache war, was seinen Onkel betraf.
 

Noch war auch ihr Vater Beorn nicht aufgewacht und alle anderen Männer der Kompanie Eichenschild schliefen offensichtlich noch tief und fest. Was also war besser für den Zwergenkönig, der damit ebenso töricht wie unachtsam gewesen war...wenn Fili ihn warnen würde oder aber wenn ihn zufälligerweise irgend einer der anderen Männer mit IHR zusammen finden würde?
 

Natürlich ganz ohne jeden Zweifel erstere von beiden Möglichkeiten und Lyrêa war sich schon deswegen vollkommen klar, dass sie wollte, dass Fili es tat, weil Thorin dann unbestritten in seiner Schuld stehen würde...ein Umstand der ihrem Gefährten und auch ihr selbst zweifellos noch nützlich sein konnte.
 

„Ich weiß..aber DU wirst es trotzdem tun...oder ich mach s Fili! Hast du mich gehört?“ Sagte sie so unerbittlich streng, wobei sie ihren Gefährten mit einem gefährlich zornigen Blick musterte, der diesen unwillkürlich hart schlucken ließ.
 

„Du weißt ja nicht, WAS du da von mir verlangst mein Weib? Thorin macht mich glatt einen Kopf kürzer...wirklich..Lyrêa..nicht, das sollten wir besser nicht tun!“ Versuchte Fili sie erneut davon zu überzeugen, dass es besser war, wenn sie es in sich beruhen ließen. Doch er hatte nicht mit ihrem ausgesprochenen Dickkopf gerechnet, der dem seines Onkels im Übrigen in keinster Weise nach stand.
 

„Hör auf dich weiter so zu zieren, wie ein altes Waschweib Fili oder ich werde es an deiner Stelle tun, ich schwöre es dir. Ich habe keine Skrupel ihm zu sagen, was ich von ihm halte und was für ein ausgemachter schlitzohriger Lügner er ist, dein ach so tugendhafter Onkel! Also was ist...wirst du es tun?“ Ihr Blick wurde hart wie der blanke Stahl eines Schwertes, als sie ihm ihre Meinung über Filis ältestes Familienmitglied kund tat, woraufhin sie Fili leise und entsprechend resigniert seufzen hören konnte auch weil er wusste dass sie zu keinem Kompromiss bereit schien. Sie wollte es aus gutem Grund....das ahnte er intuitiv und er wusste auch weshab.
 

„Na schön also gut, überredet, ich versuch s dir zuliebe..was mehr als ein ordentliches Donnerwetter kann ich mir damit schon einhandeln? Er wird mich wohl nicht gleich erwürgen? Das hoffe ich jedenfalls...“ Konterte er mit einem spürbar sarkastischen Tonfall, als er ihr antwortete. Ein verlegenes Grinsen zierte sein schönes Gesicht mit dem weichen Zug um den Mundwinkel, den sie so sehr an ihm mochte. Lyrêa legte ihm leicht die Hand auf den Arm um ihn zu beruhigen und ihm Mut zu machen...denn sooo schlimm war es ja nun auch wieder nicht, schließlich ging es hierbei ja nicht gleich um Leben und Tod...also jedenfalls nicht für sie beide.
 

Was aber den eventuellen Gesichtsverlust von Filis Onkel anbelangte, den er unter Umständen erleiden konnte, wenn ihn dummerweise einer der anderen Männer mit IHR zusammen auf dem selben Nachtlager finden würde...nun gut also DAS war eine andere Sache. Das wusste sie, also war sie ganz zuversichtlich, dass Thorin vernünftig reagieren würde, zumindest hoffte sie das für ihren Gefährten.
 

„Nicht s, gar nicht s wird er tun. Glaub mir, er kann ja gar nicht mehr tun oder glaubst du vielleicht, er will das ganze Haus wecken? Na wie peinlich wäre das denn für ihn?!“ Erklärte sie ihm somit betont trocken und entsprechend nachdrücklich.
 

Fili lächelte erneut, wenn es auch nicht recht überzeugt wirkte.
 

„Stimmt..wo du recht hast...?“
 

„..hab ich recht! So und jetzt tu s..ich werde mich solange unsichtbar machen, denn ich glaube, dass es nicht gut ist, wenn ER mich jetzt auch noch zu Gesicht bekommen würde. Es genügt auch so schon, dass er mich nicht sonderlich mag, ich muss es an sich nicht noch schlimmer machen, wie es ist, indem ich es absichtlich heraus fordere. Immerhin ist er dein Onkel.“ Hakte Lyrêa indessen leise seufzend ein, woraufhin sie Fili energisch in Richtung der beiden noch immer tief und fest schlafenden Liebenden schob...die von alle dem was zwischen ihnen vorgegangen war, nichts mitbekommen hatten.
 

Der junge Zwergenmann mit dem weizenblonden Schopf atmete zweimal tief ein und aus und straffte sich dann und noch während sich die junge Fellwechslerin lautlos und vorsichtig außer Sichtweite zurück zog, sah sie ihn heftig schlucken, doch dann machte er den raschen entschlossenen Schritt auf seinen Onkel zu, der notwendig war, um zu ihm zu gelangen.
 

„Onkel!“
 

„Onkel Thorin? Ich bin es Fili…hörst du mich?!“ Flüsterte er ihm leise entgegen, wobei er den Älteren der Männer vorsichtig aber doch mit Nachdruck am Arm schüttelte und ihn so zu wecken versuchte.
 

Angesprochener fuhr jedoch nur einen Moment später ebenso eilig, wie unübersehbar verschlafen ein Stück von seinem Lager hoch, wo er unwillkürlich wie ebenso ungewollt, den Mantel mit sich zog der beide Liebenden eben noch so sittenstreng anständig zugedeckt und damit Fili s derart verblüfften Blicken entzogen hatte..jetzt aber mehr offenbarte als er noch zu verdecken vermochte.
 

„Was..was willst du Neffe? Ist was passiert? Brennt es oder wieso weckst du mich in aller Morgenfrühe?“ Keuchte ihm Thorin dabei sichtlich desorientiert entgegen bis...ja bis er irgendwann selbst bemerkte, dass er offenbar nicht alleine auf seinem nächtlichen Lager war und die elbenblütige Frau die da neben ihm lag, zudem ebenfalls längst wach geworden war.
 

Wobei ihm Fili leise entgegnete...“ehh nein? Ich denke nicht, dass es brennt. Ähmmm jedenfalls nicht bei mir...bei dir bin ich mir da aber allerdings nicht mehr so sicher Onkel!?“ Entkam es dem jüngeren der beiden Männer überraschend keck und selbstbewusst. Das Gesicht des jungen Zwerges überzog dabei zugleich ein Hauch von Verlegenheit, wie gleichzeitig der sichtbare Zug von Genugtuung und leichtem Spott...seinen Onkel hierbei so unverblümt ertappt zu haben.
 

Thorin starrte ihn indessen mit offenem Mund an, unfähig ihm etwas darauf zu antworten...an seiner Stelle tat es jedoch ein Anderer oder besser gesagt eine Andere und zwar Lyriel. Es war damit unbestritten die Heilerin, die wohl nicht zum ersten Mal das nächtliche Lager mit ihm geteilt hatte.
 

„Oh..Fili...du hier? Ähh..gehe...gehe ich jetzt recht in der Annahme dass, du gerade versuchst hast, deinen Onkel und mich zu warnen?" Kommentierte diese angesichts der peinlichen Umstände, die Sachlage jedoch überraschend gelassen und zudem ungemein amüsiert wirkend, als sie sich versuchsweise unauffällig wieder annähernd züchtig bedeckt hatte, um dem ungebetenen Gast nicht noch mehr Einblicke in ihre heimliche Zweisamkeit mit dem Zwergenfürsten zu gewähren. Denn auch wenn Fili sein Neffe war, ging ihn DAS dann bei allem was recht war, nun wirklich nicht das Geringste an.
 

„Na du hast ja vielleicht gut lachen Frauenzimmer..bist du irre?! Lyriel willst du uns beide etwa zum Gespött aller machen?" Grollte Thorin sie derweil nicht weniger aufgebracht an, als er Fili zeitgleich im Auge hatte, der aber noch immer merklich peinlich berührt wirkte, beide so unverfänglich vorzufinden, vor allem seinen Onkel, dem er DAS wohl am Allerwenigsten zugetraut hatte. ER der immer so getan hatte, als wären Frauen höchst unberechenbare Geschöpfe, vor denen man(n) sich allseits in acht zu nehmen hatte, da er sie bestenfalls für gemeingefährlich hielt.
 

Nun ja und gefährlich waren sich zweifellos..das hatte Fili inzwischen selbst fest gestellt..aber auf eine nicht unannehmliche Weise, wie er zugeben musste….und das hatte wohl inzwischen auch sein Onkel festgestellt.
 

„WAS ich und irre? Na das würde dir so passen Thorin Eichenschild. Du solltest ihm dankbar sein, dass ER uns geweckt hat und nicht ein Anderer, um ihn anstatt dessen auch noch dafür zu schelten Taerin. Sag was willst du eigentlich Thorin? Fürchtest du dich etwa, dass dein kleines süßes Geheimnis was uns beide betrifft, irgendwie bekannt werden könnte? Oh jetzt kränkst du mich aber mein Lieber. Meinst du denn nicht, dass Fili so vertrauenswürdig ist, um den Mund zu halten, über das was er zufällig entdeckt hat? Er ist immerhin dein Neffe. Er wird dich nicht an deine Männer verraten, wenn du das nicht willst...ich weiß es!“
 

Hörte er sie seinem merklich aufgebrachten Onkel so vollkommen gelassen entgegen halten, dass er hinsichtlich dessen sprachlos war. Niemand durfte es wagen ihm zu widersprechen niemand...außer IHR, wie es den Anschein hatte, denn als Thorin schon im Begriff war, erneut und diesmal recht lautstark aus der Haut zu fahren, hielt sie ihn sanft aber doch mit Nachdruck zurück.
 

„Beruhige dich Thorin, denn diesmal bist zweifellos DU es, der das ganze Haus weckt, wenn du weiter so unbeherrscht in der Gegend herum brüllst. Lass ihn...er hat uns vor den Anderen aufgeweckt, so gibt uns das die Gelegenheit, die Sache auf sich beruhen zu lassen, jeder von uns beiden wird sich jetzt zu seinem Lager begeben und damit hat sich die Angelegenheit vorerst erledigt, bis du dich entschieden hast, ob du ihnen zu uns beiden etwas sagen möchtest oder nicht Herr Zwerg. Also zumindest sehe ich das so!“ Lyriel wirkte ungemein entschlossen und ungewöhnlich resolut, als sie Thorin und Fili zugleich antwortete.
 

Indem sah sie den jungen Zwerg bittend an. „Ich..ähh..du wirst ihnen doch nichts sagen oder? Bitte..?!“ Lyriel warf ihrem noch immer merklich aufgebracht wirkenden Gefährten einen schnellen Seitenblick zu bevor sie fortfuhr.
 

„Bitte Fili, ich glaube nicht, dass sein Stolz das verkraften würde….wirst du es für dich behalten?“
 

Der junge Mann lächelte etwas verlegen. „Seid unbesorgt, ich werde nicht s sagen, ich schwöre es, vorher werden sie mir schon die Zunge heraus schneiden müssen!“ Kam es schließlich ebenso entschlossen wie ehrlich gemeint aus ihm heraus. Wobei er seinen Onkel aufmerksam entschlossen musterte….“es sei denn“...flüsterte er aber ganz plötzlich leise, ehe er kurz verstummte.
 

„Onkel ich möchte, dass du Lyrêa als meine Gefährtin anerkennst...ganz offiziell...das ist alles was ich von dir will! Wirst du mir diesen simplen Wunsch gewähren?“

Gebote und Verbote

Thorin sah den jungen Zwerg während dessen wie vom Blitz getroffen an, als er ihn das sagen hörte. Er kam nicht einmal soweit sich von seinem Platz zu erheben, was er eigentlich vorgehabt hatte...auch weil er diese unschöne Situation so rasch als möglich hinter sich bringen wollte.
 

Doch die Worte seines ältesten Neffen hatten ihn so schockiert, dass er kaum in der Lage war vernünftig darauf zu reagieren.
 

„WAS, weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst Fili?“ Keuchte dieser ihm daher sowohl aufgebracht, als auch sichtbar erschrocken entgegen. Fili, der es beinahe erwartet hatte, straffte sich derweil und sah seinem Onkel fest in die Augen. Er wirkte ungewöhnlich entschlossen, als er dem Älteren antwortete. „Glaub mir Onkel, ich weiß genau WAS ich da von dir verlange….nämlich nichts weiter, als die Legitimation meiner Gefährtin, die und auch das weiß ich, im Falle meiner Nachfolge als dein Erbe des Hauses Durin, meine Athune über ein ganzes Volk sein würde.
 

Ich habe mir das gut überlegt und es als durchaus angemessen befunden. Lyrêa ist keine Zwergin, das ist schon richtig, aber ich glaube nicht, dass dies überhaupt noch irgend eine Rolle spielt, zumal keiner von uns weiß, wie diese Reise enden mag. Am Ende könnten wir alle tot sein...es gilt immerhin nichts geringeres als einen Drachen zu bezwingen.“ Entgegnete ihm der junge Zwerg ruhig ohne ihn dabei nur einen Augenblick lang aus den Augen zu lassen.
 

Thorin sah Fili lange an…es war spürbar, dass er versuchte trotz seiner inneren Ablehnung gegenüber Lyrêa ebenfalls ruhig und beherrscht zu bleiben, was ihm angesichts der Forderung seines ältesten Neffen den er überdies sehr liebte nicht unbedingt leicht fiel.
 

„Liegt dir wirklich so viel daran mein Junge?“ Fragte er ihn schließlich ungewöhnlich leise und nachdenklich. „Ja das tut es Onkel..ich liebe sie, sie ist meine Eine..meine Givashel...und ich will lieber gar kein Weib haben, als irgend eine Andere zu nehmen, nur um vielleicht irgendwelchen uralten verstaubten Traditionen genüge tun zu müssen. Vorher verzichte ich freiwillig auf deine Nachfolge, sollten wir dies alles lebend überstehen Onkel, das ist mein Ernst!“
 

Antwortete ihm Fili dabei in einer Tonlage, die selbst seinen lebenserfahrenen Onkel verblüffte und zugleich zutiefst schockierte. „Junge weißt du überhaupt was du da sprichst? Hast du dir das auch gut überlegt...das ist nicht wenig, was du für dieses Wechselbalg aufgeben würdest?“ Fuhr Thorin ihn ganz plötzlich spürbar gekränkt und ebenso impulsiv an...allein der Gedanke daran, ließ ihm das gerade wieder halbwegs abgekühlte Blut in neuerliche Hitze geraten.
 

Doch noch bevor die beiden Männer ihren Streit weiter fortsetzen konnten, schaltete sich ganz plötzlich Lyriel ein, die noch immer gezwungen war bei ihrem Gefährten zu bleiben, vordringlich da Fili nicht gedachte den vorzeitigen Rückzug anzutreten.
 

„Thorin ich will mich gewiss nicht in eure familiären Angelegenheiten mischen, aber zwei Dinge will ich doch dazu sagen….zum Einen ist wahre Liebe die das Schicksal gewählt hat etwas besonderes und damit heilig, völlig unabhängig welchen Volkes die Liebenden denn nun immer angehören mögen. Ich meine sieh uns doch an..was ist daran weniger anstößig? Du liebst mich, auch wenn du das niemals offen zugeben könntest, ist es doch so. Also was gibt uns das Recht darüber zu entscheiden, welche Liebe Bestand haben darf und welche nicht? Und zum Zweiten möchte ich gerne anmerken, dass es bald hell wird und wir immer noch hier sitzen...also wärt ihr beiden so freundlich und könntet diesen unsinnigen Disput jetzt entweder beenden oder aber auf später verschieben, ich würde mich nämlich gerne ankleiden und das möglichst ohne ungebetene Gäste!“ Kamen so überraschend vernünftig und kooperative Töne von Seitens der halbelbischen Frau, die das Problem derzeit längst erkannt hatte.
 

Denn allein der Stolz ihres Gefährten hinderte ihn daran dem nachzugeben, denn nichts anderes stand im Grunde dagegen, Fili seine Bitte zu gewähren. Durins Volk würde sich im Zweifelsfall schon irgendwann damit abfinden…das wusste sie.
 

Thorin jedoch starrte zunächst sie, dann Fili weiterhin sprachlos verblüfft an...ehe er noch einmal wenig erfreut ansetzte.
 

„Schön, dass wenigstens ihr beide euch so überaus einig seid Lyriel...aber mein Entschluss steht fest...ich werde dieses Wechselbalg auf keinen Fall anerkennen...es tut mir leid Fili, aber ich kann es nicht tun und eines Tages wirst du es auch verstehen, wenn du diese Bürde tragen musst. Es widerspräche zudem all unseren Traditionen und unserer Lebensweise...sie gehört einfach nicht in ein Leben in Dunkelheit, wie wir Zwerge es lieben und wie wir es führen.“
 

Plötzlich sah er hastig zu seiner elbenblütigen Gefährtin hin, die noch immer neben ihm saß und ihn ebenso sprachlos anstarrte, wie er es eben bei Fili getan hatte und so dauerte es einen ganzen Moment lang, ehe er in ihre Richtung gewandt fortfuhr. „Im Grunde ist es mit dir das gleiche Lyriel...auch DU bist an sich nicht für unsere Lebensweise geschaffen..ich...ich wollte es dir nur nicht so direkt sagen, weil ich dich nicht kränken wollte…weill...weil..“
 

...aber noch bevor er mit seinen merklich unhaltbaren Erläuterungen diesbezüglich weiter machen konnte, unterbrach ihn ihre Stimme mehr oder weniger unerwartet mit einem ebenso hitzigen…
 

“weil...WAS...Thorin? Ach was und du kannst das natürlich beurteilen Taerin? Wie kannst ausgerechnet DU es wagen dir anzumaßen, was für mich richtig und falsch ist Thorin? Ich habe meine Entscheidung für dich getroffen und ich wusste ganz genau, auf WAS ich mich im Zweifelsfall mit dir einlassen würde und was es nach sich ziehen könnte.
 

Hältst du mich wirklich für so einfältig, das nicht vorher bedacht zu haben? Ich denke Lyrêa und Fili haben ihre Wahl nicht weniger umsichtig getroffen..also sei um der Götter Willen nicht so verdammt selbstgefällig...mein Lieber. Das kannst selbst du dir nicht anmaßen menu Thanu...wenn du es dem Jungen nicht gestattest, dann wird das schlimme Folgen nach sich ziehen, ich spüre es. Das Schicksal lässt sich nicht betrügen...schon gar nicht von dir!“
 

Thorin sah sie einen Moment lang an...sein Blick wurde mit einem mal hart und unnahbar streng.
 

„NEIN...das ist mein letztes Wort...ich werde sie nicht anerkennen Fili und jetzt geh verabschiede dich von ihr, wie immer es dir angemessen erscheint. Aber ich warne dich solltest du dennoch auf diese Verbindung bestehen, bin ich gezwungen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und ich werde es tun verlass dich darauf!“ Des Zwergenfürsten Blick war unerbittlich mit dem er dem von Fili begegnete, doch auch der Jüngere wirkte ungewöhnlich entschlossen und nicht weniger stur als sein Onkel es war.
 

„Ist das dein letztes Wort Thorin?“ Fragte er ihn mit eisiger Stimme, sowie merklich um Fassung bemüht. Der Ältere der beiden Männer nickte knapp...“das ist es!“ Antwortete ihm dieser fast sofort danach ebenso unterkühlt.
 

„Gut ich habe verstanden, aber glaube nur ja nicht, dass du mich damit überzeugt hast Thorin. Ich werde sie auf keinen Fall aufgeben...es ist mir gleich was du denkst und wenn ich diese Reise lebend überstehen sollte, so steht ein Entschluss fest...ich werde dieses Erbe nicht antreten Onkel du wirst dich um einen Anderen bemühen müssen. Ich komme mit dir, weil ich es dir versprochen habe, weil du mein Onkel bist und weil ich dich sehr liebe und respektiere...aber mehr bin ich dir nicht verpflichtet. Über mein Leben bestimme immer noch ich selbst und ich habe mich entschieden...und zwar für Lyrêa!“
 

Mit diesen mehr als eindeutigen Worten machte der junge Mann direkt auf dem Absatz kehrt und ließ seinen Onkel an Ort und Stelle sitzen, der mittlerweile innerlich vor Zorn am kochen war.
 

„FILI..komm sofort zurück, ich befehle es dir! So sprichst du nicht mit mir...ich bin dein Vormund!“ Knurrte er ihm schon daher entsprechend aufgebracht hinterher, doch Fili reagierte nicht darauf er ließ ihn einfach sitzen. Schließlich war es wieder Lyriel die abermals mit Vernunft zu vermitteln versuchte…
 

„Thorin..lass ihm Zeit, es ist schon schwer genug für ihn, sie hier am Carrock zurück lassen zu müssen...sein Treueschwur an dich bindet ihn. Was also verlangst du von ihm...nicht weniger als sein Herz? Das gehört dir doch schon längst...wenn auch nur noch zu einem Teil, denn einen Anderen hat er inzwischen anderweitig verschenkt und du solltest lernen das zu akzeptieren, sonst verlierst du ihn ganz. Hör auf mich...ich weiß wovon ich spreche, meine Erfahrung sagt mir das.
 

Sei vernünftig und gib im die Zeit die er braucht um es zu verkraften...wirst du das tun?“
 

Die elbische Frau sah ihn eindringlich an. Ihre für eine Frau ihres Volkes ungewöhnlich scharf geschnittenen Gesichtszüge mit den für ihr Volk hohen Wangenknochen wirkten angespannt...aber auch um Nachsicht bemüht, woraufhin sie Thorin plötzlich leise seufzen hörte.
 

„Vielleicht hast du ja recht mit dem was du sagst, ich will es wenigstens versuchen!“ Waren seine Worte an sie und für seine Verhältnisse ungewohnt um Diplomatie bemüht, die selbst sie verblüfften und so sah er sie plötzlich ganz spontan lächeln. „Mehr verlangt ja auch niemand von dir mein König...so uns jetzt lass uns besser zusehen, dass wir um uns selbst kümmern und zwar noch bevor die Anderen uns bemerken, meinst du nicht?“
 

Das war alles, was sie noch miteinander sprachen. Wenig später sah Fili aus dem Augenwinkel heraus, wie sich sich trennten und jeder seiner Wege ging, als ob nichts geschehen sei.
 

Bei Fili hingegen war es so, dass der junge Zwerg mit seiner grenzenlosen Enttäuschung und seinem unbändigen Zorn über die in seinen Augen unmäßige und vollkommen sinnlose Maßnahme seines Onkels, ihm Lyrêa gewissermaßen auszutreiben kaum umgehen konnte. Er verstand einfach nicht was das sollte...eigentlich konnte es Thorin doch gleich sein.
 

IHM selbst und seinem Geburtsrecht als Herrscher über das Volk von Durin konnte es doch nicht das Geringste an Schaden anhaben...er sah nur, dass sein Onkel die Fellwechslerin schon von Beginn an nicht gemocht hatte, weil er sie ebenso wie ihren Vater für wieder die Natur hielt...ein Geschöpf, das in seinen Augen kaum eine Daseinsberechtigung haben durfte und damit war er beileibe nicht der Einzige dieser Gemeinschaft.
 

Fili war kaum in der Lage es emotional auszuhalten, als er einige Augenblicke später unter die stets wachsamen Augen seiner Gefährtin mit dem Bärenblut treten musste, denn er wusste, was sie ihn gleich fragen würde….

Rasup gamut menu Taerin - lebewohl meine Geliebte

Als Fili Thorin und Lyriel verlassen hatte, ging er zunächst vor die Türe in Richtung der zahlreichen Bienenstöcke, in deren beruhigend gleichmäßig summender Gegenwart er die nötige Ruhe hatte, um nachzudenken, um seinen Zorn etwas abzukühlen und um wieder einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen.
 

Es war inzwischen kurz vor der Morgendämmerung und die Bienen waren zwar schon wach, denn man konnte ihr emsiges Gesumme hören aber dennoch waren sie noch nicht aus dem Stock ausgeflogen...das würden sie vermutlich erst tun, wenn es hell würde und trotzdem gefiel es ihm hier, es erinnerte ihn an zu Hause an die Bienenstöcke in den Ered Luin, die einer der Nachbarn in seinem Garten gehabt hatte…
 

Hier in an diesem besonderen Platz wollte er zuerst überlegen, was er tun sollte, bevor er handelte, vor allem Lyrêa gegenüber...vor deren Enttäuschung er sich am allermeisten fürchtete, obwohl er wusste, dass sie längst akzeptiert hatte, dass er nicht bei ihr bleiben konnte und trotzdem machte es ihm emotional heftig zu schaffen...denn er wollte nicht fort….er wollte sie nicht verlassen. Aber er musste es tun, er hatte es versprochen und genau dieser Zwiespalt nagte innerlich so heftig an ihm, dass es ihn beinahe zerriss...sein schlechtes Gewissen gegenüber Lyrêa machte ihm weit mehr zu schaffen, als er es angenommen hatte.
 

Was sein Onkel darüber dachte oder von ihm erwartete, war ihm in dem Augenblick völlig egal...sein Zorn auf ihn saß einfach noch viel zu tief. Sein Onkel, der sich in seiner übermächtig familiär fürsorglich getarnten Arroganz tatsächlich wieder einmal anmaßte, über das Leben seines ältesten Neffen bestimmen zu wollen.
 

Ja er hatte seinem König versprochen, dass er ihn begleiten würde, komme was da wolle..und er war so ehrenhaft, das auch nicht in Frage zu stellen...er würde es tun, er würde sein Versprechen einhalten...zumindest das war er ihm, der auch sein Onkel war schuldig.
 

Aber mehr auch nicht!
 

Wenn der Erebor erst zurück erobert worden war, so würde er den einsamen Berg verlassen und zwar auf der Stelle...er hatte seine Wahl getroffen, das war es was er Lyrêa sagen wollte, dies würde kein Abschied für immer sein, dessen war er sich vollkommen sicher...
 

Als er einige Zeit später zurück zum Haus ging, um mit Lyrêa zu sprechen und sich auch von ihr zu verabschieden, traf er zufällig auf seinen jüngeren Bruder, der zwischenzeitlich ebenfalls wach geworden war und auf einer der Einzäunungen saß, die Beorns Ponys auf den großzügigen Weiden hielten. Kili sah mit leerem Blick in die Ferne und kaute gedankenverloren auf einem langen Grashalm...er wirkte nachdenklich, abwesend und erst als er Filis vertraute Schrittabfolge hinter sich vernahm, drehte er sich träge zu ihm herum, wobei er ihn entgegen seiner oberflächlichen Gemächlichkeit jedoch ungewöhnlich aufmerksam musterte.
 

„Garoscho*(Bruder*)...was machst du hier?“ Fragte Fili ihn leise, als Kili nur kurz die dunkeln Brauen hochzog und ein leises Brummen ausstieß, das in etwa eine sehr vertraute Begrüßung darstellen konnte.
 

„Nachdenken...ich denke nach Fili!“ Entgegnete ihm der jüngere der beiden Brüder schließlich ungewohnt beherrscht und ruhig, aber auch ein wenig abweisend..etwas das Fili von ihm ansonsten nicht kannte. Entsprechend verwirrt und überrascht sah er ihn an.
 

„Ach und über was, wenn ich fragen darf?“ Kam die erwartungsgemäße Rückfrage des Älteren der beiden Durin Brüder einen Moment später. Kili lächelte, es wirkte leicht unsicher….ein Fili gänzlich unbekannter, unnahbarer Zug um den Mund des kleinen Bruders ließ den Älteren beunruhigt aufmerken...denn das kannte er so in der Form bisher nicht von ihm.
 

„..über das Leben und welche Veränderungen es zuweilen mit sich bringt!“ Erfolgte die knappe Antwort in Filis Richtung, ehe er kurz aber unübersehbar hart schluckte, bevor er betont unbekümmert weiter fortfuhr.
 

„Ich meine sieh uns doch an...ich dachte bisher, dass nichts und niemand uns beide jemals trennen könnte mein Bruder und nun muss ich einsehen, dass dies eine Illusion gewesen ist, dass das Leben uns nicht immer die Wünsche erfüllt, die wir uns vielleicht erträumen mögen. Sie ist offenbar das, was du dir gewünscht hast. Du scheinst darüber glücklich zu sein und du liebst sie ebenso aufrichtig...wie sich dich liebt, das macht auch mich sehr froh Fili….ich...ich freue mich für dich, aber ich habe Angst..um dich, um mich..und darum wie es in Zukunft weiter gehen mag, das kann ich nicht leugnen. Ich meine, wie soll ich mit der Erkenntnis leben, dich zukünftig mit IHR teilen zu müssen?“
 

Kili verstummte, ein fremder schmerzlicher Zug legte sich auf seine markant geschnittenen Gesichtszüge, die in diesem Augenblick denen seines Onkels nahezu aufs Haar glichen...rein äußerlich betrachtet war Kili schon immer mehr nach Dis und Thorin gekommen, als nach seinem Vater...von dem Fili wesentlich stärker ausgeprägtere Merkmale besaß, als der jüngere Bruder.
 

Wieder einmal sah Fili dies nicht ohne dabei eine gewisse Verbitterung zu verspüren. Der Ältere der beiden Durinbrüder seufzte leise, als er das seinen jüngeren Bruder sagen hörte.
 

„Nichts und Niemand wird uns jemals trennen Kili...sie wird nicht mit uns kommen, Onkel hat es mir untersagt. Lyrêa bleibt hier am Carrock...es ist besser so für uns alle!“ Filis ansonsten so klare tiefe Stimme hatte einen Klang angenommen, der Kili sofort hellhörig machte und in Alarmbereitschaft versetzte..schon weil niemand seinen älteren Bruder so gut kannte wie er und er wusste, was diese Tonlage bedeutete.
 

WUT und maßlos unterdrückten Zorn über eine grenzenlos ungerechte Entscheidung seines Onkels, der in gewisser Weise auch sein Vormund war. So war es schon gewesen, als sie beide noch Zwerglinge gewesen waren und doch hatte Fili auch nach allen Bedenken oder Unmutsbekundungen über Gebote seines Onkels am Ende schlussendlich immer das getan, was Thorin von ihm erwartet hatte….IMMER!
 

Bis heute…!
 

Aber diesmal spürte der Jüngere, dass etwas anders war...sein Bruder hatte offensichtlich eine Entscheidung für sich getroffen...eine, die Thorin sicher nicht sonderlich gefallen würde, aber das war es nicht was ihn stutzig werden lies, sondern eher die Tatsache, was Fili eben zu ihm gesagt hatte...nämlich dass Lyrêa sie nicht begleiten würde, wie er das eigentlich insgeheim angenommen hatte. Kili hatte gedacht, dass Fili sie ganz selbstverständlich mitnehmen würde aber offensichtlich war dem nicht so?!
 

Die Kinnlade des Jüngeren der beiden Zwergenbrüder klappte entsprechend verblüfft herunter. “Ach was..? Hat er das getan? Weshalb das denn..weshalb will er nicht, dass sie mit dir geht Garoscho? Du liebst sie doch.“ Hakte er schließlich nach, ohne recht darüber nachzudenken was er ihm antwortete.
 

„WEIL ONKEL DER MEINUNG IST, SIE WÄRE NICHT DIE PASSENDE GEFÄHRTIN FÜR MICH! DU KENNST IHN UND SEINEN DICKKÖPFIGEN STARRSINN DOCH, AUSSERDEM MAG ER SIE NICHT, ER FÜRCHTET SIE. ABER ER...ER LÄSST SICH MIT DER ELFE EIN, DIESER ELENDE HEUCHLER...ALLEIN DAFÜR VERACHTE ICH IHN! KHAZAD…WAS MASST ER SICH DA AN….NUR WEIL ER MEIN ONKEL IST...UND MEIN KÖNIG?!“
 

„Dazu hat er nicht das Recht…Kili, das ist Unrecht!“ Ohne es selbst zu merken war der junge Mann laut geworden...lauter als er es hatte werden wollen...allein der letzte nahezu geflüsterte Satz und Kilis ungläubiger Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass er einen schwerwiegenden Fehler gemacht und etwas preis gegeben hatte, was an sich außer ihm und Lyrêa noch niemand wissen durfte….und so hatte er es eigentlich auch belassen wollen, aber nun war es zu spät, er hatte es Kili gegenüber erwähnt...und der hatte es natürlich sofort begriffen, so dumm war selbst sein kleiner Bruder nicht, um das nicht zu verstehen, was offenbar längst nicht mehr abzustreiten war.
 

„WAS..Onkel un..und...?“
 

Er brach ab, ein ungläubiger Zug legte sich auf sein Gesicht. Fili sah ihn an und nickte knapp, wobei er ihn unwillig anfauchte. „JA..die Heilerin...genau DIE, aber behalts beim Namen des Schöpfers für dich Kili. Er bringt dich um, wenn du etwas darüber heraus lässt und mich dazu, denn niemand außer Lyrêa und uns beiden weiß es...niemand….und das soll auch so bleiben.“
 

Kili sah ihn entsprechend bestürzt an.
 

„Ah ja so...ER darf das also? Dir will er aber keine Wahl lassen oder wie darf ich das jetzt verstehen?“ Fuhr es dabei ungewöhnlich zornig aus dem jungen Zwerg heraus. Fili fuhr herum und sah ihn eindringlich an...wobei er Kilis betroffenes Gesicht deutlich vor Augen hatte.
 

„NEIN...so ist es nicht ganz, denn ich habe meine Wahl auch ohne sein Einverständnis getroffen Kili...es ist mir ganz egal, was Onkel davon halten wird. Ich werde hier her zurück kommen und wenn es mich alles kosten mag.
 

Verstehst du? Sie..sie ist meine Givashel...meine Gefährtin...ich werde sie nicht im Stich lassen, auch wenn mich mein Versprechen jetzt vielleicht binden mag. Ich werde zurück kommen, das habe ich beschlossen.“
 

Fili sah den kleinen Bruder hart schlucken, woraufhin der einen Moment später entschlossen nickte. „Ist dir nicht zu verübeln Fili..ich nehme an, dass ich es für mich wohl ähnlich halten würde.“ Entgegnete ihm Kili schließlich in ruhigem ungewöhnlich beherrschtem Tonfall, während er Anstalten machte, das Gatter zu verlassen auf dem er bis eben noch gesessen hatte, um zu seinem Bruder zu gelangen.
 

Als er bei Fili angelangt war und sie beide nahe voreinander standen sah Kili ihm eindringlich in die Augen, wobei er ihm die Hände bekräftigend auf die Schultern legte. „Deine Entscheidung ist die Richtige, so wenig sie Onkel oder mir vielleicht auch gefallen mag...du wirst zurück kommen, wenn wir diesen verflixten Berg zurück erobert haben und ich werde dich höchstpersönlich zu ihr zurück bringen, das verspreche ich dir Garaoscho. So und jetzt geh und sag es ihr...ich nehme an, sie wird auf eine Entscheidung von dir warten!“ Kilis Blick war so eindringlich und ernst, dass Fili spontan lächeln musste...er zog den Jüngeren in eine kurze herzliche Umarmung und schob ihn dann entschlossen von sich fort.
 

„Du hast recht, das sollte ich wohl tun!“
 

Die folgende Unterredung mit Lyrêa unter vier Augen fiel deutlich kürzer aus als erhofft, denn sie hatten beide nicht viel Möglichkeiten ungestört miteinander zu sprechen, weil inzwischen die restlichen Kameraden der Kompanie Eichenschild erwacht waren und auch Lyrêas Vater, der zudem an diesem Morgen nicht sonderlich gut gelaunt war. So blieb ihnen nicht viel mehr Zeit als ein kurzes verstohlenes Gespräch...aber Fili konnte ihr wenigstens doch sagen zu welchem Entschluss er gelangt war...ein Umstand, der die junge Frau sehr glücklich machte, auch wenn sie wusste, dass sie so noch eine ganze Weile würde auf ihn warten müssen.
 

Lyrêa hatte insgeheim gehofft, dass er eines Tages zu ihr zurück kehren würde…und so fiel der Abschied als sie noch am selben Vormittag aufbrachen traurig und schweren Herzens, aber doch voller Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft aus.
 

Als sie ihre Sachen gepackt hatten und von Beorn schließlich mit genügend Proviant und den Ponys ausgestattet waren, mit denen sich durch Wilderland bis zum Saum des Düsterwaldes gelangen würden, war der Zeitpunkt gekommen Lebewohl zu sagen...Fili hatte Lyrêa beiseite genommen die beiden standen so ein Stück abseits der Anderen und wollten sich ein letztes Mal ungestört voneinander verabschieden…
 

Sie sahen sich an..in ihren Augen standen Tränen..er sah wie sie darum kämpfte tapfer zu sein und sich nicht die Blöße zu geben, dass sie weinen musste..obwohl es ihr das Herz brach ihn gehen zu lassen. Ohne auf irgendwen zu achten umarmte Lyrêa Fili ganz plötzlich heftig...wobei sie ihm mit zittriger Stimme entgegen flüsterte.
 

"Ich ich werde auf dich warten...komm zu mir zurück, versprich es mir...nichts wünsche ich mir mehr als dies...Liebster. Ich werde nicht vollkommen sein ohne dich...gib gut auf dich acht...versprich es mir, ich liebe dich mit all meinem Sehnen Fili und ich werde dir bewusst nicht Namárië also Lebewohl sagen, denn das wäre ein Abschied ohne Wiederkehr….und das will ich nicht hoffen…
 

...ich werde anstatt dessen auf dich warten...IMMER!"
 

Fili drückte sie fest an sich, als er sie das sagen hörte, während er ihr ebenfalls leise entgegen flüsterte...“du bist alles für mich menu Taerin. Ich verspreche dir, dass ich wiederkomme...ich liebe dich von ganzem Herzen..vergiss mich nicht….und denke an mich. Ich werde auch immer daran denken, jeden Tag, bis wir uns wiedersehen werden Lyrêa Dunkelfell.“
 

Mit diesen zärtlichen Worten des Abschieds strich er ihr noch einmal sanft ihr schönes langes schwarzes Haar hinter das Ohr, wo es ihr vorwitzig in die Stirn gefallen war...ehe er sie zärtlich küsste. Es war der Kuss der Verzweiflung, aber auch im Bewusstsein der Hoffnung, der beide Liebenden zu einer kurzen aber innigen Einheit miteinander verband...doch dann rief ihn seine Verpflichtung unbarmherzig von ihr fort….
 

„FILI KOMM, WIR MÜSSEN LOS...WIR VERLIEREN ZU VIEL ZEIT!“
 

Es war die gestrenge Stimme seines Onkels und zugleich seines Königs...die ihn rief und noch einmal drehte er sich nach ihr um, wo sie ihm stumm mit zum Gruß des Abscheids erhobener Hand hinter her blickte, nicht ahnend, dass sie sich beide niemals lebend wiedersehen würden...zumindest nicht in diesem Leben!
 

Epilog….
 

Als Beorn ihr kurze Zeit darauf die furchtbare Nachricht überbringen musste, dass Fili bei der Schlacht um den Erebor gefallen war, zerbrach etwas unwiederbringlich und für immer in Lyrêa…
 

Es war jener Teil ihres Herzens, den sie ihm mit auf die weite Reise gegeben hatte und der immer bei ihm gewesen war, wo er sich auch aufhielt und das auch während der langen Zeit über, in der sie beide getrennt gewesen waren….und doch enthielt eben jene Nachricht für die junge Frau die bittere Erkenntnis darüber ungewollt das Schicksal ihres Vaters teilen zu müssen, der mit ihrer Mutter das verloren hatte, was er einstmals am Meisten geliebt hatte...und nun hatte das Schicksal ihr das gleiche Los beschert...es war wie Lyriel es ihr gesagt hatte, bevor sie gegangen war.
 

ER würde in diesem Leben niemals wieder zu ihr zurück kommen, das wusste sie jetzt!
 

VIELE lange Monate der Trauer später…
 

Es war die schwere Zeit des Winters, als sie ihre Niederkunft hatte...wo ihr von ihm nichts geblieben war, als das kleine wimmernde Bündel in ihren Armen...sein letztes Vermächtnis...das kleine Köpfchen des ungewöhnlich stämmigen Mädchens war mit einem feinen feuerrotem Flaum überzogen und sie würde dazu noch sie selben lichtblauen Augen ihres Vaters haben...die eines echten Durin.
 

Das war es, was er ihr geschenkt hatte...das sichtbare Zeichen und die Erinnerung ihrer unsterblichen Liebe!
 

Seine Tochter!


Nachwort zu diesem Kapitel:
wünsche sind eine schöne sache... nur leider gehen sie nicht immer in erfüllung. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:47:09+00:00 08.02.2015 01:47
uhhhhhhhhhhhhh brauch in der sippe bissn übertrieben^^
aber was tut man nicht alles für sex xD
kannst du sone szene beschreiben fänd eich ganz cool :P

Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:44:47+00:00 08.02.2015 01:44
oh nein :__________:
die sorge eines vaters,,,
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:41:48+00:00 08.02.2015 01:41
der erste kuss <3333333333333
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:39:09+00:00 08.02.2015 01:39
Herr Fili :D
es wird immer kirbbliger^^
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:36:06+00:00 08.02.2015 01:36
uhhhhhhhhhh sie hat nach ihm gefragt XDD
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:34:28+00:00 08.02.2015 01:34
süss XD
wissen wohl beide nicht so wie sie miteinander umgehen sollm^^
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:30:04+00:00 08.02.2015 01:30
o.O
kann sie sich an nichts erinnern ??
ahhhhhhh noiiiiiiiin ^^
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-08T00:28:56+00:00 08.02.2015 01:28
ein schönes ding habt ihr da gefunden xDDDDDD
hahahh dwalin ist zu geil ^^

Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-07T23:46:44+00:00 08.02.2015 00:46
:) <3
ich les hier im turbo XDD
ich möchte endlich zu den romantischen szenen xD
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-07T23:44:17+00:00 08.02.2015 00:44
Wolf? Bär? hast du dich an einer stelle vertan? sie ist doch der wolf nicht der bär? oO

hihi fili ist süss ich will auch einen fili :(
bin gespannt^^



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