Zum Inhalt der Seite

Outlaw

... die Macht der Machtlosen (NaruHina)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich verbessere die Story gerade mit einem speziellen Programm und da ich darauf spekuliere, es vielleicht irgendwann einmal zu veröffentlichen, habe ich die Namen ausgetauscht. Sollte ihr also beim lesen über einen fremen Namen stoßen, so teil mir das doch bitte mit, mit der entsprechenden Pasage, damit ich es beheben kann. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Diné

Spätsommer 1847
 

Ein Brechen und Knacken. Ein Zischen und Pfeifen.

Naruto vernimmt deutlich das verräterische und unverkennbare Knistern von Feuer in seinen Ohren. Ein irregulär ertönendes Zischen und Krachen von brechendem Holz, mit dem aufdringlich, süßlichen Geruch von Rauch, Ruß und Asche. Ein Geruchsgemisch, das sich langsam aber stetig in seiner Nase festsetzt. Eine Kombination, einhergehend mit einer wohligen Wärme, die sich in seinen Gliedern ausbreitet.

Obwohl er sich inmitten einer todbringenden Feuersbrunst aufhalten könnte, die ihm das Fleisch von den Knochen brennt und ihn in einen qualvollen Tod schicken würde, verspürt er keinerlei Angst. Keine Unruhe oder vergleichbare Emotionen. Kein Fluchtgedanke, der ihn aufspringen lassen könnte. Die Wärme, das Knistern und dieser Geruch, wirken benebelnd. Die ganzen Geräusche um ihn herum operieren so einschläfernd, dass sein Körper sich nur schwer dazu durchringen kann, dem vollen Bewusstsein nachzugeben.

 

Diese endlose und betäubende Schwärze war ein Segen, als er auf dem sandigen Boden gelegen und sich alles um ihn gedreht hatte, wie ein nie stillstehendes Karussell. In diesem Moment hatte er sich die Ohnmacht herbeigewünscht. Er hat sie mit offenen Armen empfangen und gar nicht mit dem Gedanken gespielt, sich dagegen zu wehren. Jetzt kämpft er sich langsam zurück. Zurück in die harte Wirklichkeit, welche sich fernab von jeder romantisierten Fantasiedarstellung befindet. Der Boden der Tatsache erscheint in manchen Situationen weitaus härter, als er zu ertragen ist.

 

Mühsam öffnet Naruto seine schweren Lider, nur um kurz darauf wie eine geblendete Eule gegen das dämmrige Licht zu blinzeln. Er braucht einen Augenblick, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hat und sein Blick klare Umrisse erkennen lässt.

Er starrt zu einer dunklen Decke empor, die aus Holzstämmen und Erde besteht. In der Mitte dieses Daches ist ein Loch eingearbeitet, durch welches der Rauch abzieht und von dem leichten Wind davongetragen wird. Dies ist eine Behausung, die ihm völlig fremd ist. Ein Ort, zu dem er keinerlei Erinnerungen besitzt. Mit einer leicht aufkommenden Panik reckt Naruto seinen Kopf in alle Richtungen und es kommt ihm ein Verdacht, den er äußerst beunruhigend erscheint.

 

Dicke Baumstämme, sorgsam aufeinandergeschichtet und mit Lehm und Erde abgedichtet. Ein kuppelförmiger Bau. Sandiger Erdboden, bedeckt mit Schafwolle und handgewebten Decken. Eine festgetretene Erdmulde, in der das Feuer brennt und an den Wänden hängen zahlreiche gewebte Teppiche und Stoffe, mit unterschiedlich bunten Mustern. Kunstvolle Verzierungen, wie sie im keinen Gemischtwaren- oder Schneiderladen ein zweites Mal zu finden sind. Sein Körper ist ebenfalls mit einer solchen Decke umhüllt und damit wandelt sich seine Befürchtung zu einer beängstigenden Wirklichkeit. Er hält sich in der Behausung eines Stammesmitgliedes der Navajo auf. Er ist bei Indianern. Um dieses Bauwerk herum wird es nur so von Rothäuten wimmeln. Wenn er zur Tür hinausgehen würde, rechnet er faktisch damit, sofort mit Pfeil und Bogen bedroht und angefallen zu werden.

Die schlimmsten Szenarien spielen sich in seinem Kopf ab und sein Herz poltert immer heftiger gegen seinen Brustkorb, dass er befürchtet, es würde mit dem nächsten Schlag zerspringen. Sein vorher  recht müdes Bewusstsein, wird von Panik übermannt und er richtet sich hastig auf - zu schnell.

 

Wie ein Blitzschlag durchschlägt der vergessene Schmerz seinen Körper, entlockt ihm ein gequält klingendes Keuchen und lässt ihn in jeder Bewegung verharren. Wie aus einem Reflex heraus, presst er sich eine Hand auf die Schusswunde und stellt erst dabei fest, dass eben jene Wunde versorgt wurde.

Ein weicher Verband verbirgt die Verletzung und ein paar Blütenblätter schauen unter diesem hervor. Etwas verwundert zieht er mit den Fingerspitzen eines der gelben Pflanzenteile heraus und riecht kurz daran, nachdem er es zwischen seinen Fingern leicht zerrieben hat. Arnika. Eine Pflanze die mit bestätigter Wirkung bei Verletzungen. Die Ärzte in den Siedlungen nutzen das Grünzeug ebenfalls entsprechend zur Wundbehandlung.

Wieso haben sie ihn verarztet?

 

Da der weiße Mann alle Ländereien der Indianerstämme erobert und irrtümliche Besitzansprüche äußert, führen die Rothäute Krieg gegen ihn. Sie wehren sich und freuen sich über jeden getöteten Siedler. Ein toter Pilger bedeutet einen Feind weniger. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn zum Sterben einfach zurückzulassen, und dennoch haben sie ihn in ihr Dorf gebracht und sein Leben gerettet. Dass sie dabei ein großes Risiko eingegangen sind, sollte dem Stamm bewusst sein.

Wenn es um Dankbarkeit geht, so ist der weiße Mann damit mehr wie zurückhaltend. An jeder Ecke steht der Profit im Sinn und für eine Handvoll Gold würde der eine oder andere die eigene Mutter verschachern.

 

Naruto vernimmt ein Geräusch, welches seine ganze Aufmerksamkeit einfordert. Zu seinem Entsetzen sieht er, wie sich die spärlich zusammengezimmerte Tür langsam aufschiebt und eine ältere Frau eintritt.

Ihr schwarzes langes Haar, welches sie zu einem Zopf geflochten hat, lässt einige graue Strähnen erkennen und sie weist eine etwas füllige Figur auf. In ihrem rundlichen Gesicht, mit den braunen Knopfaugen und der fast schon zierlichen Stupsnase, zeichnet sich ein intensiver Ausdruck von Überraschung ab, als sie seinen wachen und somit aufnahmefähigen Zustand erkennt. Augenblicklich verharrt sie in ihren Bewegungen. Sie starrt ihn eindringlich an. Fixiert ihn mit ihrem Blick, wie ein Raubtier, das seiner Beute auflauert.

Ihre Augen wandern über seinen Körper, wobei sein eigener Blick pure Angst widerspiegelt.

Sie hält ein Gefäß in den Händen. Etwas unförmig, aber bunt bemalt und mit irgendetwas gefüllt. Sie starren einander an wie Erscheinungen, bis die Frau genügend Mut zusammennimmt und sich erneut in Bewegung setzt. Mit jedem Schritt kommt sie näher und Naruto fühlt sich dabei wie ein in die Enge getriebenes Beutetier. Er weicht immer weiter zurück, bis er die Wand mit seinem Rücken berührt.

 

Die Frau spricht mit ihm. Seltsam nasal klingende Wörter, die in seinen Ohren keinerlei Bedeutung besitzen und damit vollkommen zusammenhangslos für ihn sind. Er weiß nicht einmal, wo das eine Wort aufhört und das nächste anfängt. Ihre Tonlage ist allerdings keine bedrohliche. Sie hat einen beruhigenden Tonfall und lächelt leicht, während sie mit ihm spricht. Immer wieder sagt sie das Wort Adtá.

„I-ich verstehe nicht.“

Ratlos schüttelt Naruto den Kopf und macht eine hilflose Geste. Es ist, als würde eine Katze versuchen mit einem Hund zu kommunizieren. In seinem Kopf herrschen eine vollkommene Leere und gleichzeitig ein völliges Durcheinander von Gedankensträngen. Es ist, als würde jemand auf ihn zielen und er nicht weiß, ob er weglaufen oder lieber die Hände heben soll.

 

Sie scheint einen Augenblick zu überlegen und schaut nachdenklich zur Seite, ehe sich ihre Mimik wieder aufhellt. Sie hält ihm die bemalte Schüssel hin, welche er mit zitternden Händen entgegennimmt und mit einem Wechselspiel zwischen Flüssigkeit und alter Frau hin und her gleitet. Sie führt sich eine nicht existierende Schüssel an die Lippen und deutet dann auf die, in seinen Händen.

Immer wieder hebt er den Blick auf die Frau zurück, die nur ermunternd nickt und wiederholt diese eine Geste vollzieht.

Sie muss ihn für begriffsstutzig halten oder für einen äußerst dummen Menschen, der die simpelsten Aufforderungen nicht versteht. Eine Schüssel mit Flüssigkeit, ist gleichbedeutend mit einem gefüllten Whiskyglas. Es schreit geradezu: trink!

 

Das Gesöff riecht scharf, beinahe beißend. Seine Augen beginnen zu tränen, als dieser Geruch in seine Nase vordringt. Ein lauwarmer Trank aus Kräutern.

Kaum hat er einen Schluck genommen, beginnt er zu husten und ein unangenehmes Brennen breitet sich in seinem Hals aus. Ein Gefühl, als breite sich ein loderndes Feuer in seinen Eingeweiden aus.

Bevor er das Gefäß zu Boden fallen lässt, nimmt die Frau es ihm schnell wieder ab und verschwindet aus der bescheidenen Behausung, während er selbst keuchend und hustend zurückbleibt. Er presst sich eine Hand auf die Brust und krümmt sich, wie unter schrecklichen Magenkrämpfen zusammen.

„Das Brennen lässt nach. Das Getränk betäubt den Schmerz.“

Eine raue Stimme bohrt sich in seine Gehörgänge und lässt Naruto zusammenfahren, wie es sonst nur ein Blitzschlag fertigbringen könnte. Hastig richtet er sich wieder auf und erblickt statt der Frau einen älteren Mann, der sich vollkommen sorglos und ungeniert gegenüber dem Feuer niederlässt und ein Holzstück auf die Glut wirft.

 

Dieser Mann sitzt bloß da und hat eine komplett andere Ausstrahlung, wie die vorhin anwesende Dame. Er sieht streng und autoritär aus. Tiefe Falten zeichnen sich auf seinem Gesicht ab und lange schwarze Haare, die an einigen Stellen silberne Strähnen aufweisen, fallen ihm über die Schultern. Er hat ein längliches und hart wirkendes Gesicht, mit breitem Kinn und tiefer Stirn. Sein Blick wirkt entschlossen, nahezu einschüchternd. Ein Mann aus echtem Schrot und Korn, wie die Siedler jemanden von seiner Statur und Erscheinung betiteln.

Zweifelsfrei handelt es sich bei ihm um einen Indianer. Seine Kleidung ist verräterisch und doch ist es auffallend, dass er die Sprache der Siedler spricht, wenn auch mit einem deutlichen Akzent.

Verunsichert blickt Naruto erneut durch diese seltsame Behausung, auf der Suche nach einem alternativen Fluchtweg, wobei er von dem alten Mann ganz genau beobachtet wird.

 

Das Misstrauen auf beiden Seiten lässt sich nicht von der Hand weisen. Zuviel hat sich in der vergangenen Zeit zwischen diesen unterschiedlichen Rassen abgespielt und selten verlief eine Konfrontation ohne Blutvergießen. Siedler überfallen Indianerdörfer und Indianer überfallen die Siedler. Es ist das Auge um Auge Prinzip. Es normal, dass sie nicht gleich die Friedenspfeife miteinander rauchen.

 

Mit einem dünnen, leicht angebrannten Stock stochert der alte Indianer in der Glut herum, was die Flammen kurz wild auflodern lässt, ehe sie wieder ruhig das Holz zerfressen.

Der Indianer schaut mit einem undefinierbaren Blick in die züngelnden Flammen. „Wie ist dein Name?“

„Naruto.“

Er klingt bedauernd sogar etwas abwehrend und dennoch beantworte er diese Frage unverzüglich. Es gibt genug Plakate, auf denen er zu lesen ist und ob es wirklich der ist, dem seine Eltern ihn gaben, weiß er nicht. Er kam nie in den Genuss seine Herkunft kennenzulernen.

 

Naruto ist misstrauisch und dieses Misstrauen steht ihm förmlich im Gesicht geschrieben. Was wollen sie von ihm? Sind sie ihm gut gesonnen oder soll er als Druckmittel fungieren? Ein Lockvogel, für ein weitaus größeres Vorhaben. Es wäre alles möglich, denn entgegen der weitläufigen Meinung sind die Indianerstämme organisiert und talentiert in offener Kriegsführung. Es ist dumm und naiv zu glauben, dass es sich bei den Rothäuten um unzivilisierte und gottlose Wilde handelt, die ohne Verstand und Vernunft handeln. Ihre Angriffe auf die Siedlungen erfolgen plötzlich und durchgeplant. Sie nehmen sich, was sie wollen und sogar Frauen und Kinder werden entführt, um sie für die Sklaverei zu missbrauchen. Ein gern praktiziertes Unterfangen – speziell in den Südstaaten.

 

Was die Boshaftigkeit und nicht vorhandene Menschlichkeit angeht, so tun sich die beiden Rassen in diesem Punkt nichts. Beide handeln grausam und ohne einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen. Sie verbauen sich einander jegliche Chance auf eine friedliche Koexistenz.

Im Laufe der Geschichte ist es wiederholt die weiße Bevölkerung, die andere Linien als minderwertig ansieht. Tiere leben ein vergleichsweise gutes Leben. Naruto hat inzwischen genug Plantagen und Sklavenjäger gesehen, um sich dieser Behauptung sicher zu sein.

 

„Mein Name ist Hiashi. Sei versichert, dass dir hier keine Gefahr droht. Ich stehe in deiner Schuld.“

Diese Worte reißen ihn zurück aus seinen Gedanken und Naruto glaubt ehrliche Dankbarkeit in dem Augenpaar seines Gegenübers zu erkennen. Keine abschätzigen Blicke oder bedrohlichen Worte, sondern nur Erleichterung und tiefe Verbundenheit.

Ihm fällt der Grund für die Schussverletzung wieder ein.

 

Entgegen jeder Vernunft hat er sich im Alleingang zwei grausamen Männern gegenübergestellt und dadurch zwei Frauen gerettet. Diese Halunken haben sie vor sich hergetrieben, wie bei einer Treibjagd und sichtlich Spaß dabeigehabt, während ihre Opfer mit Todesängsten zu kämpfen hatten. Es waren abscheuliche Gesellen. Strauchdiebe mit einem verdorbenen Wesen. Es waren Leute, denen niemand auch nur eine Träne nachweinen wird.

 

Naruto hatte dieses makabere Spektakel erst nur beobachtet, die Vor- und Nachteile eines Einschreitens abgewogen, bis das Beben in seinem Körper zu groß wurde, als dass er es hätte ignorieren können. Ein Griff nach seiner Waffe und schon begann ein Schusswechsel, der ihn beinahe ins Grab gebracht hätte.

Was hat er sich dabei gedacht?

Er hätte bei diesem heroischen Rettungsversuch draufgehen können. Eine schmerzende Schussverletzung hat es ihn ja wenigstens gekostet.

Unbewusst legt er seine Hand auf den Verband und betrachtet gedankenvoll die wieder auflodernde Glut des Feuers.

Gierig fressen sich die Flammen durch das Holz und verwandeln den Scheid mit jeder dahin streichenden Sekunde mehr zu einem schwarzen, verkohlten Kohlestück.

 

Im Grunde stellt Naruto sich die Frage nach dem Wieso, völlig umsonst. Er weiß, wieso er so gehandelt hat.

Es ist das erst kürzlich neu verfasste Gesetz, welches ihn immer wieder sauer aufstoßen lässt. Je öfter es sich diese Regelung durch den Kopf gehen lässt, umso heftiger kann er nur mit diesem schütteln.

Für jeden Skalp eines Apachen-Kriegers werden 100 Dollar gezahlt. Für den einer Frau 50 und für den eines Kindes 25.

Er verachtet es. Es fördert ein wahlloses Abschlachten an unschuldigen Menschen, die nur in Frieden leben wollen. Sie waren es nicht, die zuerst zu den Waffen gegriffen haben. Sie haben den Kampf nur aufgenommen.

 

Die Siedler dringen in bewohntes Land ein und nehmen es sich mit Gewalt. Sie vertreiben die Indianer aus ihrer Heimat und verfrachten sie in Reservate, ohne irgendwelche bestehenden Rechte und unter unwürdigen Lebensbedingungen.

Bei solch einem gewissenlosen Vorgehen braucht sich niemand zu wundern, dass sich diese Wilden zur Wehr setzen.

Sie hatten ein gut funktionierendes Gemeinschaftssystem mit Regeln, an die sich jeder hielt. Sie lebten nur nicht so, wie sich die christliche Gemeinschaft das wünscht und plötzlich kommt der weiße Mann daher und nimmt sich, ohne jede Grundlage, die Gefilde sämtlicher Stämme. Dreiste Besitzansprüche von Land, das keinen Besitzer hat. Es lässt sich nicht einmal als Diebstahl bezeichnen. Sie nehmen sich, was sie wollen und legen niemandem gegenüber Rechenschaft ab. Es sind nicht die Rothäute, die als wild bezeichnet werden sollten.

 

Dank diesem Gesetz, welches die Indianer zum Abschuss frei gibt, greift jeder bewaffnete Mann zum Schießeisen und feuert auf Menschen, die nicht die gleiche Hautfarbe haben. Es kann ja auch niemand bezeugen, ob es sich bei dem Skalp um den eines Apachen handelt oder nicht. Ein toter Indianer zusätzlich. Da spielt die Stammeszugehörigkeit keine Rolle mehr.

Es werden Menschen angegriffen und niedergemetzelt, nur für den Eigenprofit. Macht und Geldgier sind ein schlimmes Laster und machen die Leute blind für die wesentlichen Dinge im Leben. Das ist es, was ihn zum Eingreifen bewegt hat. Aus diesem Grund hat er seinen Hals riskiert und bereuen tut er lediglich, dass diese Kerle ihn angeschossen haben.

 

„Meine Töchter haben mir alles erzählt. Es kommt nicht oft vor, dass sich ein Bleichgesicht für zwei Rothäute einsetzt und dabei sein Leben riskiert. Eigentlich habe ich noch nie von einer solchen Erzählung gehört. Das war sehr ehrenhaft.“

„Leichtsinnig, würde es wohl eher treffen.“

„Und dennoch hast du geholfen. Dank dir bleibt meinen Kindern ein grausames Schicksal erspart.“ Eine große Portion von Anerkennung schwingt in diesen Worten mit und zu seiner Überraschung sieht Naruto, wie sich dieser alte Indianer vor ihm verbeugt und für einen Moment in dieser demütigen Position verharrt.

Für den Outlaw wirkt dieser Anblick fast surreal. Ein Indianer, der dem Feind seinen Respekt zollt und ihm tiefe Dankbarkeit entgegenbringt? Das klingt abwegig und so ist es nur ein beschämt wirkendes Nicken, welches er darauf erwidert.

 

Jeder Mann, der genügend Fantasie besitzt, kann sich denken was aus den beiden Frauen geworden wäre, wenn er nicht den Helden gespielt hätte. Der Tod wäre da noch die gnädige Variante gewesen.

Die Tendenz, zur leidenschaftlichen Folterung von Farbigen, ist schon seit langer Zeit ein wiederkehrendes Problem, welches in den verhärteten Fronten immer wieder für Zündstoff sorgt. Sexueller Missbrauch von Indianerfrauen ist leider keine Seltenheit und unter den männlichen Siedlern als das Vernaschen einer wilden Frucht bekannt. Schon oft hat er einige Männer stolz von ihrer Ausführung berichten hören, die dadurch auch noch Anerkennung und Lob erhalten haben.

 

Offensichtlich steht Naruto bei den Frauen ebenfalls in der Schuld, denn nur sie können es gewesen sein, die nach seiner erfolgreichen Rettungsaktion sein Leben gerettet haben. Er würde noch immer im Staub liegen und von Geiern umkreist werden, hätten sie sich seiner nicht angenommen.

Es ist dennoch verwunderlich, dass sie ihrem Stamm aus reiner Dankbarkeit und Nächstenliebe in Gefahr gebracht haben.

 

„Man trifft in dieser Gegend nicht häufig auf Bleichgesichter. Wo kommst du her?“ Mit einer laschen Handbewegung wirft Hiashi einen weiteren Holzklotz in die Flammen und stochert anschließend mit dem verschmorten Stock in der Glut herum. Naruto zuckt nur mit den Schultern. Eine Geste die er häufig tätigt, wenn es ihm an Worten mangelt.

„Ich kenne meine Wurzeln nicht, falls das die Frage ist. Meine Eltern starben, bevor ich laufen konnte. Ich bin in einem Waisenhaus in New York aufgewachsen.“

„Also keine Familie?“

Naruto lacht etwas bitter in sich hinein und schüttelt verneinend den Kopf, während Hiashi in seinen Bewegungen erstarrt.

 

Eine Familie wird nicht nur bei den Indianerstämmen als die große Lebenserfüllung angesehen, sondern auch bei den Siedlern hoch geachtet.

Eine Familie gilt als das Maß aller Dinge und als unverzichtbar für irdisches Glück. Unverheiratete werden immer mit einer gewissen Portion an Skepsis betrachtet und Frauen, die dazu noch kinderlos sind, gelten schnell als sonderbar. So manch einer wird wegen des fehlenden Ehegelöbnisses von dem Gemeinschaftsgeschehen ausgeschlossen. Waisenkinder ergeht es in ihrem Leben nicht besser. Ihr Werdegang ist von harter Arbeit am Existenzminimum geprägt. Wer nicht auf der Straße landet, der wird in Waisenhäuser abgeschoben und wer einmal dort war, der bevorzugt den Aufenthalt in einer Gasse. Die schlechten Lebensbedingungen gehen einher mit der Gefühlskälte der Erzieher und sind somit nur unmenschlich. Körperliche Züchtungen, die an anderen Orten als Folter bezeichnet werden, sind an der Tagesordnung. Er war acht, als er dieses Dasein nicht mehr ertragen konnte und Reißaus nahm. Er wollte sein Leben selbst in die Hand nehmen, wenn ihm schon kein anderer eine Chance gab.

 

Naruto hat sich mit dieser aufgezwungenen Einsamkeit durchaus arrangiert, doch gut findet er sie deswegen lange nicht. Harmonische Familienszenerien registriert er stets mit einem schmerzlichen Ziehen in der Brust. Er kennt keine Liebe oder Geborgenheit. Er hat keinen sicheren Hafen, zu dem er jederzeit zurückkehren kann. Bisher gab es nur eine Person, in deren Nähe er das Gefühl hatte, etwas Besonderes zu sein. Bei ihr fühlte er sich sicher und geliebt. Bei dem Gedanken verkrampfen sich seine Innereien und er bevorzugt diese Bilder wieder in den hintersten Teil seines Denkens zu verbannen.

 

Hiashi schweigt auf diese mitleiderregenden Worte und schaut gedankenverloren in die Flammen hinein.

 

Naruto versucht aus der Mimik seines Gegenübers etwas abzulesen. Er fühlt sich noch immer nicht wohl, in dieser äußert ungewohnten Situation, aber Hemmungen davor, anderen zu erzählen, welch bescheidenen Werdegang er zurückgelegt hat, hat er nicht.

Für seinen unschönen Lebensumstand kann er nur zum Teil etwas. Die Restschuld liegt bei der Gesellschaft, die ihn schon abgestempelt hat, bevor er sprechen konnte. Was wäre aus ihm geworden, hätte er die lieblose Atmosphäre in dem Heim weiterhin ertragen? Darüber kann er nur Mutmaßungen äußern. Was er aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass er sich noch nie so frei gefühlt hat, als er diese Gemäuer hinter sich ließ. Die Tatsache, dass er in seinem bisherigen Leben nicht sonderlich viel erreicht oder bewegt hat, ist jedoch ein bitterer Beigeschmack seiner Freiheit. Er führt im Grunde jenes Leben, welches die Gesellschaft ihm vorausgesagt hat.

 

„Erhole dich. Die Verletzung war sehr schwer. Du bist hier willkommen.“ Schlagartig aus seinen Gedanken gerissen, blickt der Angesprochene wieder auf und beobachtet schweigend, wie der alte Mann diese bescheidene Behausung verlässt.

 

Kein Wort hat Hiashi zu der geschilderten Lebenslage geäußert, was an sich schon recht ungewöhnlich ist. Die wenigsten Menschen schaffen es, sich bei solchen Schilderungen zurückzuhalten. Sie urteilen vorschnell und engstirnig. Einen Blick über den Tellerrand riskieren die Wenigsten.

 

Dumpf und dieses ganze Szenario kaum glaubend, lässt sich Naruto zurück auf seine Schlafstelle sinken und schaut gedankenverloren zur Decke empor. Die angebotene Gastfreundschaft muss er zwangsläufig annehmen. Er würde nicht weit kommen und im schlimmsten Fall an der Verletzung sterben. Etwas unsicher blickt er zu der zusammengezimmerten Tür, durch dessen Schlitze helle Sonnenstrahlen scheinen.

 

Ihm wurde nicht gesagt, dass er den Hogan nicht verlassen darf. Es werden ja wohl keine bewaffneten Männer vor der Tür auf ihn warten – hoffentlich.

Seufzend stemmt er sich in die Höhe. Mit einem kurzen und entschlossenen Durchatmen öffnet Naruto die Tür der Behausung und blinzelt gegen das grelle Sonnenlicht an. Er hebt eine Hand vor sein Gesicht, um sich vor dem Tageslicht zu schützen und um seinem Blick einen größeren Spielraum zu ermöglichen. Mit jedem weiteren Blinzeln erkennt er die Umgebung besser und kommt schließlich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist ein Anblick, wie ihn sich so manch einer von dem versprochenen Paradies erhofft.

Es präsentiert sich ihm eine malerische Panoramalandschaft, von so einzigartiger Schönheit, wie er sie noch nie in seinem Leben zu Gesicht bekommen hat.

Das New-Mexiko-Territorium ist nicht unbedingt ein Ort sein, in dem sich eine große Vielfalt von kunterbunter Vegetation ausbreitet, doch dieser Anblick verwandelt sogar dieses wüstenähnliche Land in ein kleines paradiesisches Örtchen.

 

Nur wenige Meter von dem schützenden Hogan entfernt, findet der feste Boden ein Ende und geht in ein steiles, felsiges Gefälle über. Am Rand dieses Canyons präsentiert sich ein weitläufiges Tal, welches aus einer mit Steppengras bewachsenen Ebene besteht und die emporragenden roten Felsgebilde malerisch umspielt. Es wirkt wie ein Kunstwerk und zaubert Naruto ein verträumtes Lächeln auf die Lippen, wobei er kurz die Augen schließt und sein Gesicht der leichten Brise entgegenhält.

Für eine Weile verharrt er an Ort und Stelle und genießt sämtliche Eindrücke um sich herum, bis er sich von der Idylle abwendet und seine Augen eine selbstgebaute Konstruktion neben dem Eingang entdecken, auf dem ein halbfertiger Teppich aufgespannt ist. Mit Begeisterung betrachtet er diese Handwerksarbeit, scheut jedoch davor zurück, diese auch nur mit den Fingerspitzen zu berühren. Sein Blick gleitet weiter, weg von dem Holzrahmen, an dem Hogan vorbei, zu einem lebhaften Dorfgeschehen, welches schon an ein reges Stadtleben heranreicht.

Das Dorf ist riesig. Lauter Hogan soweit das Auge reicht und dazwischen Viehställe, Felder und Obstgärten. Töpfereien, Webstühle und sogar die Verarbeitung von Silber zu Schmuckgegenständen. Arbeitende Frauen und Männer, spielende Kinder und zufrieden vor sich hindösende Tiere. Was er hier zu sehen bekommt, unterscheidet sich nicht von dem Leben der Siedler. Fleißige Hände, wo auch immer der Blick hinfällt und klar durch strukturierte Arbeitsabläufe und im Gegensatz zu dem sonst so propagierten Bild, zeigt sich dieses Volk in kunstvollen gestalteten Ponchos und zivilisierten Kleidungsstücken. Keine halbnackten Irren, die mit wildem Gebrüll durch die Gegend laufen. Naruto selbst ist der Einzige, dessen Oberkörper frei liegt und nur zum Teil von dem Verband verdeckt wird.

 

Der Outlaw ist von diesem Anblick so fasziniert, dass er die gehäuften Blicke der Dorfbewohner, die zu ihm schauen und das erneute Herannahen von Hiashi, gar nicht bemerkt. Naruto reagiert erst, als der alte Mann seine Worte an ihn richtet und dabei ein stolzes Lächeln auf den Lippen trägt, wodurch die tiefen Falten an seinen Augenrändern deutlich hervorstechen. „Gefällt es dir?“

„Das ist unglaublich.“ Naruto wirft auf diese gehauchte Antwort nur einen vielsagenden Blick durch die Runde seines Dorfes und erntet von den umher stehenden Indianern nur ein Nicken, kombiniert mit einem leichten, kaum wahrnehmbaren Lächeln. Eine Tatsache, die den alten Mann dazu veranlasst ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Eine Geste der Freundschaft und ein Zeichen der Gastfreundschaft.

 

Die Größe des Dorfes ist enorm. Nie hätte Naruto es sich träumen lassen, dass es noch einen Stamm gibt, der eine solch hohe Anzahl an Menschen verzeichnen kann.

 

Die Regierung ist so energisch bei der Verfolgung sämtlicher Stämme, dass eine Ausrottung der Ureinwohner Amerikas gar nicht mehr so unwahrscheinlich erscheint. Ein Dorf, welches längst die Größe einer Kleinstadt hat und von einigen tausend Indianern bewohnt wird, scheint da unmöglich zu sein und dennoch steht er mitten drin.

 

Hiashi zeigt und erklärt ihm alles, während sie sich auf den zahlreichen Trampelpfaden ihren Weg durch das Dorfgeschehen bahnen und Naruto erwidert dabei immer wieder begrüßende Gesten. Zumindest glaubt er, dass es sich darum handelt. Was versteht er denn schon von den Sitten und Bräuchen dieser fremden Kultur? Er kann nur mutmaßen, was welche Geste zu bedeuten hat. Von den Comanchen weiß er, dass eine zärtliche Berührung mit der flachen Hand keine Zuneigung oder Trost symbolisieren soll. Es bedeutet: Ich habe dich besiegt.

 

„Ist dir irgendetwas von uns bekannt?“

Entspannt, doch mit einer graden Körperhaltung, verschränkt Hiashi die Arme hinter seinem Rücken und leitet seinen Gast durch das Dorf, vorbei an den ersten Obergärten und einem Schwarm Hühner. Diese werden gerade von einem kleinen Mädchen gefüttert, indem sie aus einem Korb Körner auf den Boden streut. Naruto beobachtet diese Szenerie weiterhin, obwohl sie längst ihre Schritte daran vorbei getätigt haben und ist somit dazu gezwungen rückwärts zugehen. Er kann sich nicht helfen, aber jede einzelne Handlung, jede Szenerie wirkt, als müsse es so sein. Ein Muss, nicht in dem Sinn von Verpflichtung, sondern eines Zusammenspiels. Es wirkt so perfekt, dass er es nicht einmal beschreiben kann.

Auf die Frage von THiashi reagiert er dennoch mit etwas Unsicherheit, ehe er ratlos mit den Schultern zuckt und dabei schon fast entschuldigend in sich hinein lächelt. „Nun, es gibt ja nicht gerade viel Literatur und die, die es gibt, beinhaltet das übliche Gewäsch von Propaganda und unmenschlichem Gerede. Ihr seid Mitglieder der Navajo und gehört mit zu den wenigen Stämmen, die kein nomadisches Leben mehr führen. Das ist alles, was ich weiß.“

„Damit hast du wohl schon mehr Wissen, als so manch ein anderer. Wir bezeichnen uns jedoch nicht als Navajo, sondern als Diné - Als das Volk. Wir bauen Getreide, Obst und Gemüse an. Wir züchten Churros, Pferde und Rinder.“ Wie zur Bestätigung seiner Worte deutet Tahoma auf die aufgelisteten Lebensgrundlagen.

Große Getreidefelder am Rande des Dorfes. Viehställe und sorgsam umzäunte Kleingärten auf denen Mais, Kürbisse, Bohnen und sogar Tabak wachsen. Eine Schafherde, die zusammen mit einigen Rindern auf einer Weide grasen. Auf einer anderen Ebene teilen sich die Pferde der Dorfbewohner den weitläufigen Platz. Innerhalb von wenigen Minuten erhält Naruto einen so tiefen Einblick in das Leben dieses Volkes, wie es vor ihm keiner geschafft hat.

 

Hiashi erzählt seinem Gast von ihrer Lebensphilosophie, die sie Hazhoo nennen und die weitaus komplexer erscheint, als es im ersten Moment erwartet werden würde, denn für die Diné ist das Universum eine organische Ganzheit. Jede Störung, ob Krankheit oder Unglück, bringt Gefahr und muss durch bestimmte Rituale wieder in Ordnung gebracht werden.

Sie glauben, dass es zwei Kategorien von Wesen gibt. Das Erdenvolk und das heilige Volk. Sie werden dazu erzogen in Harmonie mit Mutter Erde, Vater Himmel und den vielen anderen Elementen, wie Menschen, Tiere, Pflanzen und Insekten zu leben.

Naruto verurteilt eine solche Philosophie nicht und auch wenn er nie ein Mann des Glaubens gewesen ist, so ist ihm diese, er will es mal als Religion bezeichnen, weitaus plausibler, als es das Christentum je schaffen könnte. Das Ziel der Diné ist ein harmonisches Leben auf der Erde, während die Christen nur das Paradies als Ziel vor Augen haben.

 

Mit einer erneuten Berührung an seiner Schulter, verabschiedet sich Hiashi von dem Gast und macht sich auf den Weg zu seinen Verpflichtungen als Oberhaupt des Stammes, während Naruto zurückbleibt und dankbar in sich hinein lächelt.

Er weicht einigen Kindern aus, die lachend an ihm vorbeieilen und dabei eine Art Ball vor sich hertreiben. Sie kümmern sich nicht um seine Anwesenheit. Für einen Außenstehenden würde es wohl den Eindruck machen, als wäre er schon immer hier und somit ein fester Bestandteil des Dorflebens.

Nachdenklich stoppt der Outlaw seine Schritte vor einer weitläufigen Pferdekoppel, auf denen die Pferde grasen und Fohlen übermütig ihre Haken schlagen. Ein weiteres harmonisches Bild, welches er beobachtet und dabei die Arme auf der mittleren Sprosse des Zaunes verschränkt.

In Gedanken versunken betrachtet der Outlaw die entspannten Bewegungen der Herde.

Dieses bisher so rastlos geführte Leben, ist ihm schon immer zuwider gewesen und hier ist ein Ort, der sehr einladend erscheint. Unter all diesen fremden Leuten zieht er den Gedanken an eine Heimat in Erwägung. Paradox, wo er zuvor über eine sofortige Abreise spekuliert hat.

 

Plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, blickt der Outlaw zur Seite und sieht genau jene Gruppe von Kindern auf sich zu eilen, denen er zuvor ausgewichen ist, um ihr Spiel nicht zu stören. Sie rufen ihn in einer unüberhörbaren Lautstärke - zwar nicht mit seinem Namen, aber viele Outlaws wird es hier nicht unter ihnen geben.

Einer der Burschen läuft der Gruppe etwas voraus und hält ein Objekt in die Höhe, als würde er eine Trophäe nach Hause bringen, doch eigentlich ist es nur eine schlichte Gitarre.

 

Der Junge ist vielleicht zehn Jahre alt und damit nur sechs Sommer jünger als Naruto selbst. Der Outlaw hat in seinem Leben nur schon sehr viel erleben und ertragen müssen, weswegen seine Gesichtszüge älter wirken. Der Bartwuchs lässt ihn männlich und robust erscheinen, wobei er erst seit einem Jahr mit diesem zu kämpfen hat. Die wenigen jungenhaften Züge in seinem Gesicht fallen kaum noch auf und werden in naher Zukunft der vollendeten Männlichkeit Platz gemacht haben. Der kräftige Körperbau und seine hochgewachsene Statur, sind auch keinesfalls Nachteile in solch einer rabiaten Zeit.

Die Kindergruppe nährt sich ihm in eiligen Schritten und stoppt unmittelbar vor ihm. Das Musikinstrument scheint schon einiges mitgemacht zu haben, als der Junge ihm die Gitarre entgegenhält und dabei diesen fragenden Gesichtsausdruck in seiner Mimik trägt. „Du ähm … spielen? Du kannst?“

Die Gitarre ist schmutzig, trägt Kratzer und Risse mit sich herum, doch sie scheint in ihrer Funktion brauchbar zu sein. Trotzdem betrachtet der Outlaw das Stück skeptisch, als er die Frage des Jungen mit einem Nicken bejaht und ihm das Instrument schließlich aus der Hand nimmt.

 

Naruto hat nicht unbedingt gute Erinnerungen an das Waisenhaus, aber wenn er etwas von dort mitgenommen hat, dann ist es die Fähigkeit, eine Gitarre spielen zu können.

Zusammen mit den anderen Kindern und seinem besten Freund, ist er mitten in der Nacht aus ihrem Schlafsaal getürmt und hat sich mit ihnen in einem Holzschuppen im Garten der Anstalt versteckt, wo etwas vorgespielt hat. Das war ihr Lichtblick in der tristen, grauen Welt eines Waisenkindes. Seit Jahren hat er jedoch nicht mehr an irgendwelchen Saiten gezupft, weswegen er sich nicht sicher ist, ob er es noch beherrscht, als er sich mit dem Instrument auf dem Boden niederlässt.

Nachdenklich streicht er über die Saiten und produziert ein paar schiefe und kratzige Töne, die er mit gekonnten Bewegungen verstellt und erst zufrieden ist, als er jede einzelne Saite neu gespannt und überprüft hat. Er schaut kurz auf und damit in die erwartungsschwangeren Gesichter der Kinder, die sich vor ihm auf den Boden gesetzt haben und einige Erwachsene schenken dem Geschehen ebenfalls ihre Aufmerksamkeit.

 

Der Outlaw holt tief Luft, nimmt das Instrument auf und beginnt gekonnt die Saiten zu zupfen, wodurch er eine Melodie produziert, die in ihrem Klang so einmalig ist, wie das Rauschen einer Baumkrone im seichten Wind. Eine schnelle, lebhafte Melodie. Zurückhalten und doch energisch. Seine Finger fliegen regelrecht von Ton zu Ton, wobei er die Augen geschlossen hält und das Lächeln auf seinem Gesicht immer breiter wird.

Die Zuhörer werden mehr und mehr und mitten unter ihnen, befinden sich auch die Frauen, denen Naruto sein Leben zu verdanken hat und umgekehrt. Zwei Dorfschönheiten, sofern es möglich ist, bei einem Kind von Schönheit zu sprechen.

Hiashis jüngste Tochter ist keinesfalls über das 13te Lebensjahr hinaus, während ihre große Schwester bereits das heiratsfähige Alter erreicht hat.

Das Geschwisterpärchen lauscht der harmonisch erklingenden Melodie, wobei die ältere Tochter weniger diese beachtet, sondern vielmehr den Spieler. Jeder der Zuhörer wirkt fast schon enttäuscht, als der Outlaw das Stück beendet.

 

Die Kinder klatschen begeistert in die Hände und Naruto lächelt zufrieden in sich hinein, doch hebt der Bursche das Musikinstrument, als er ihm die Gitarre zurückgeben möchte. In den Augen des kleinen Kerls funkelt ein regelrechtes Feuer, während er den Kopf schüttelt und schließlich mit dem Finger auf ihn deutet. „Behalten. Bald nochmal spielen.“

Naruto wird der Dorfmusiker. Ihm soll es recht sein, weswegen er die Gruppe nur einverstanden anlächelt.

 

Er hat in diesem Moment eine Entscheidung getroffen. Er wird bleiben, wenn Hiashi ihm dies gewährt. Kein Schritt, der leichtfertig übers Knie gebrochen werden sollte, denn wenn er bleiben darf, so wäre er ein Fremder und schlicht und einfach keiner von ihnen.

 

„Hallo?“

Etwas erschrocken und ein weiteres Mal aus seinen Gedanken gerissen, reißt Naruto den Kopf in die Höhe und erblickt eine recht unsicher wirkende Frau, welche langsam auf ihn zugeht und dabei nervös an ihren Fingern herumspielt. Sie traut sich kaum ihren Blick in sein Gesicht zu richten.
 

Ein recht verschüchtertes Ding möchte er behaupten, aber dafür eine wahre Schönheit. Ihre langen schwarzen Haare umrahmen ihr Gesicht wie ein Kunstwerk und fallen ihr seidig glatt über die Schultern. Ihr üppiger Vorbau lässt zahlreiche Männerherzen höherschlagen, doch weitaus auffallender und bemerkenswerter findet er ihre Augen. Klare, bernsteinfarben schimmernde Augen, welche er in solcher Form noch nie zu Gesicht bekommen hat. Ungewöhnlich und eindeutig individuell. Er ist sich sicher, dass es keine weitere Person gibt, die solch ein Augenpaar vorweisen kann. Seine eisblauen Augen werden aber ebenfalls keiner breiten Masse an Menschen zugeschrieben.

Er hat sie sofort erkannt kaum, dass seine Augen ihren Anblick erfasst haben. Zwar hat er bei seiner Rettungsmission nur einen kurzen Blick auf sie werfen können, bevor um ihn herum alles schwarz wurde, aber eine solche Persönlichkeit würde er niemals vergessen können. Ihr Gesicht hat sich fast in sein Gedächtnis gebrannt.

 

„Darf ich … fè nouvo? Ähm ... neu machen?” Mit zittrigen Fingern deutet sie auf den Verband an seinem Körper, wobei sie ihre Augen schnell wieder abwendet.

Naruto erkennt eine feine Schamesröte auf ihrem Gesicht, wobei er sich nicht sicher ist, ob sie sich im Allgemeinen schämt oder ob sein halbnackter Anblick ihr peinlich ist. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass seine zahlreichen Narben sie etwas abschrecken. Die verheilten Schnitte, Brandspuren und Kratzer sind unschöne Andenken an seine Kindheit.

 

Sie ist die Tochter des Stammesoberhauptes. Sie spricht seine Sprache, ebenso wie die Kinder vorhin, weitaus schlechter. Sie ist aber um eine deutliche Verständigung bemüht und wo die Worte scheitern helfen Gesten weiter und so ist bei dieser Konversation ersichtlich, dass sie den Verband wechseln will.

 

Naruto blickt kurz an sich herunter, ehe er zustimmend nickt und der schüchternen Frau schließlich folgt.

Sie geht mit ihm zurück in dem Hogan und bittet ihn wortlos, sich zu setzen. Mit übertriebener Vorsicht entfernt sie den alten Verband und reinigt die Wunde mit einer Flüssigkeit, die nur im ersten Anschein wie Wasser aussieht. Es brennt wie Salz in einer offenen Wunde und Naruto zuckt unter dieser Behandlung merklich zusammen, wobei er sein Gesicht verzieht und es  nur zu ertragen versucht.

Die junge Frau richtet ihren Blick auf ihn und bemerkt dabei, wie er die Zähne zusammenbeißt. Seine Mimik gleicht einer Fratze und ihm entweicht ein gequält klingendes Keuchen. Ertrage den Schmerz, denn er zeigt, dass du lebst. So oder so ähnlich, würde Tahoma diese Situation umschreiben.

Ihr Vater zeigt sich hart, doch in seinem Inneren wohnt eine sanfte Seele.

 

“Danke für ... Hilfe.”

Überrascht öffnet Naruto die Augen und schaut seit Beginn dieses Aufeinandertreffens zum ersten Mal in die ihre, ohne dass sie ihm ausweicht. Sie hält seinem Blick stand und ein leichtes Lächeln liegt auf ihren Lippen, bei dem er nicht anders kann, als es zu erwidern.

Diese Frau ist faszinierend und er könnte den ganzen Tag damit verbringen, ihr in die Augen zu schauen. Einen solch unschuldigen Menschen hat er noch nie getroffen und irgendetwas sagt ihm, dass niemand anders ihr in dieser Beziehung das Wasser reichen kann.

“Was heißt gern geschehen in deiner Sprache?”

Ikaw ay malugod.”


Nachwort zu diesem Kapitel:
Leider, leider habe ich keine gute Seite gefunden, welche die Sprache der Navajo aufgreift. Zumindest keine, die sich detaliert damit beschäftigt. Alternativ habe ich mich nun für Haitianisch entschieden, um zukünftige Konversationen zu verdeutlichen. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem.

Dieses Gesetz, dass der Skalp eines Apachen Geld einbringt, gab es wirklich. Ich bin zwar durch Zufall darauf gestoßen und dennoch ist es wirklich erschreckend, das es tatsächlich existierte.

Arizona war im Jahr 1847 noch kein eigenständiger Staat der USA, sondern gehörte zu dem New Mexico Territorium.


Gruß
P-C Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  narutofa
2014-04-09T17:43:25+00:00 09.04.2014 19:43
das war ein gutes kapitel. ich hatte spaß es zu lesen.
die idee finde ich gut. naruto scheint sich sehr gut zurect zu finden und scheint auch willkommen zu sein. ich bin gespannt was noch so kommt. mach weiter so
Von:  fahnm
2014-04-08T22:48:27+00:00 09.04.2014 00:48
Die Idee gefällt mir immer mehr.
Mach weiter so^^
Von: abgemeldet
2014-04-08T18:20:05+00:00 08.04.2014 20:20
Also ich finde die Idee unschlagbar, endlich mal was anderes! Ich kann mir Hinata sehr gut als Indianerin vorstellen und finde deine Art zu schreiben wirklich passend zu einer FF wie dieser!
;)

LG Yorui-chan


Zurück