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Eine Chance auf Glück?

~ Severus Snapes zweites Leben ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein relativ kurzes Kapitel, diesmal aus Lilys Sicht.
Dankeschön für die 14 Favoriten Einträge und ein großes DANKE an Omama63 für die Kommentare. <3 Komplett anzeigen

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Verwirrung

„Ja, und dann hat er mich angesehen, mir direkt in die Augen geschaut. Ich hab gedacht mein Herz bleibt stehen...“

„Mmh“

Mary redete wie ein Wasserfall. Noch bevor sie auch nur die Treppe nach unten erreicht hatten, hatte sie Lily jede Bewegung, ja sogar jeden Pieps von Sirius Black, ihrem großen Schwarm, ausführlich geschildert.

Lily hörte ihr nicht wirklich zu. Sie kannten sich seit Jahren und sie wusste, an welchen Stellen sie nicken oder „Ist nicht wahr!“ sagen musste um den Anschein zu erwecken, sie wäre an diesem Monolog irgendwie beteiligt.
 

Marys Schwärmereien gingen ihr schon seit einiger Zeit gehörig auf den Geist. Es war ihr schleierhaft, was ihre Freundin an Sirius fand. In ihren Augen war er nichts weiter, als ein oberflächlicher und obendrein arroganter junger Mann. Er sah vielleicht ganz gut aus, bildete sich aber so viel drauf ein, dass ihr davon schlecht wurde.

Es war jedoch nicht der einzige Grund für ihre Teilnahmslosigkeit.

Schon seit Tagen war Lily total neben der Spur und die jüngsten Ereignisse machten es nicht gerade besser.

Ihre Gedanken drehten sich nur noch um ihn. Immer wieder erklang sein Name in ihrem Kopf.

Severus...
 

Seit ihrer Kindheit war er ihr bester Freund, ihr größter Verbündeter gewesen. Hatte ihr eine völlig neue Welt gezeigt und ihr geholfen, sich darin zurechtzufinden. Hatte dafür gesorgt, dass sie sich nicht mehr selbst wie ein Freak vorgekommen war, nicht mehr auf die verletzenden Worte ihrer Schwester gehört hatte.

Als der Tag der Einschulung, dem sie sie beide so lange entgegen gefiebert hatten, endlich gekommen war, wurden sie voneinander getrennt.

Er kam nach Slytherin, sie nach Gryffindor – zwei Häuser, die bereits seit mehreren Generationen rivalisiert waren. Seitdem hatten sie sich zunehmend auseinander gelebt, hatten neue Freunde und Interessen gefunden. Dennoch hatte er ihr noch immer viel bedeutet.

Es tat ihr jedes Mal im Herzen weh zu sehen, wie er von ihren Mitschülern schikaniert wurde. Auch wenn sie kaum noch Zeit miteinander verbrachten, hatte sie alles in ihrer Macht stehende getan, um ihm den Rücken zu stärken.

In letzter Zeit verstand sie ihn jedoch gar nicht mehr.

Ein Wort. Nur ein einziges Wort hatte alles zerstört.

Schlammblut...
 

Sie wusste, dass er und seine Freunde Muggelstämmige so nannten. Jedoch hatte sie nicht gedacht, es jemals selbst aus seinem Mund zu hören. Dennoch hatte er es gesagt. Schlimmer noch, er hatte es zu ihr gesagt.

Dabei hatte sie ihm doch nur helfen wollen.
 

Es hatte sie schlimmer als jeder Fluch getroffen.

Sie hatte sich erniedrigt und beschämt gefühlt, konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten.

Den ganzen restlichen Tag musste sie sich dumme Sprüche von James anhören.

Dass sie selbst schuld gewesen wäre, da sie sich für so einen Versager eingesetzt hatte. Dass es ja so hätte kommen müssen. Dass sie ohne ihn viel besser dran wäre.

Sie war zu niedergeschlagen gewesen, um seinen Worten irgendetwas entgegenzubringen. War sogar kurz davor gewesen, ihm zu glauben.
 

Später, als sie schon im Bett lag und verzweifelt versucht hatte einzuschlafen, hatte Mary an ihrer Schulter gerüttelt und ihr gesagt, Severus würde, wie bestellt und nicht abgeholt, vor dem Eingang zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum herumlungern.

Sie war nur herausgekommen, um ihn in die Schranken zu weisen.

Er hatte ihr, vor dem Portrait der fetten Dame, die Worte gesagt, mit denen sie in diesen Moment am allerwenigsten gerechnet hatte.

Weil ich dich liebe.“

Er hatte sie damit komplett aus dem Konzept gebracht. Hatte ihrer Wut den Wind aus den Segeln genommen. Sie war zu keiner Reaktion fähig gewesen und hatte sich letztendlich für die einzige Alternative entschieden, die ihr blieb.

Flucht.

Tagelang hatte sie sich nicht getraut, ihn darauf anzusprechen. Zog es vor, ihm aus dem Weg zu gehen.

Im Nachhinein war sie sich nicht einmal mehr sicher, ob er die Worte auch wirklich gesagt hatte. Vielleicht waren sie auch nur ihrer eigenen Fantasie entsprungen, weil sie es sich schon so lange erträumt hatte, es von ihm zu hören.
 

Abrupt blieb Mary stehen und schaute sie misstrauisch an.

„Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte sie.

„Klar, natürlich!“ Lily lächelte schwach.

„Dann erzähl mir doch mal, was ich dir eben gesagt habe.“

„Na ja du – ähm – hast eben noch gemeint, dass...“

„Ja?“

Lily wich dem bohrenden Blick ihrer Freundin aus.

„Tut mir leid, Mary.“, sagte sie schließlich. „Mir geht es gerade nicht so gut, ich denke mal ich lass das Essen ausfallen.“

Mary musterte besorgt ihre Freundin.

„Liegt es an diesem... wie nennen sie ihn gleich? Schniefelus? Mensch, Lily lass dich doch nicht von diesem Kotzbrocken unterkriegen. Er ist es nicht wert.“

Schniefelus... Lily verkrampfte sich bei diesem Wort. Irgendwie schaffte sie es jedoch, ihre Stimme ruhig zu halten. Ihr war bewusst, dass Mary es nicht böse gemeint hatte. Ihre Freundin wusste es einfach nicht besser.

„Nein, nein es ist nichts. Ich denke es ist einfach nur der ganze Prüfungsstress. Ich sollte mich lieber mal hinlegen.“

Sie drehte sich auf dem Absatz um und ließ Mary zurück.
 

In Gedanken versunken lief sie durch das Schloss, bog ziellos von einem Gang in den nächsten und lief mehrere Treppen nach oben ohne wirklich auf den Weg zu achten.

Anfangs musste sie sich durch Scharen von Schülern bannen, die allesamt auf dem Weg in die Große Halle waren.

Als sie schließlich alleine war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, sie wegzuwischen.

Ihre eigenen Worte hallten in ihrem Kopf nach.

„Hast du das erst gemeint?“
 

Wieso hatte sie es nicht einfach dabei belassen können? Wieso musste sie noch einmal nachhaken?

Er war gar nicht erst auf ihre Frage eingegangen. War nur da gestanden und hat geschwiegen.

War sie ihm wirklich so egal?

Er hatte sie Schlammblut genannt.

Weil ich dich liebe...“

Man nennt doch niemanden, den man liebt Schlammblut, oder?

Es machte keinen Sinn.

Sie hatte sich verhört. Ganz bestimmt hatte sie sich nur verhört.
 

Lily erschrak, als sie hinter sich Schritte hörte. Das war sicherlich Filch, der grimmige Hausmeister der Schule. Ihr Interesse daran ihm zu erzählen, was sie während des Mittagsessens in den Schulgängen zu suchen hatte, hielt sich in Grenzen. Sie schlüpfte durch die nächstbeste offene Tür und fand sich in einer Mädchentoilette wieder.
 

Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, dann blickte sie in den Spiegel vor sich. Ein nicht gerade berauschender Anblick. Ihre Augen waren rot und verquollen, feuchte Haarsträhnen klebten an ihren Wangen. Überall im Gesicht hatte sie vor Aufregung Flecken bekommen.

„Na super, ich fühle mich nicht nur wie ein Freak, ich sehe auch noch aus wie einer“, murmelte sie.

Resigniert lehnte sie ihre Stirn gegen die kühle Oberfläche des Spiegels und schloss die Augen.

Immer wieder ging sie das kurze Treffen – als Gespräche konnte man es kaum bezeichnen – mit Severus im Kopf durch.

Wie er sie angesehen hatte.

Seine Augen...

Die schwarzen Augen, die früher voller Wärme waren, waren einfach nur leer und ausdruckslos. Was war nur los mit ihm? So kannte sie ihn gar nicht.

Bei der Erinnerung an seinen Gesichtsausdruck verzog sie das Gesicht.

Seinem Blick nach zu urteilen, war ihm von ihrer Nähe höchstens schlecht geworden.

Gut, dass Mary aufgetaucht war. Wer weiß, was sie sonst für Dummheiten angestellt hätte.

Und dann noch dieser total bescheuerte Schmatzer. So etwas kriegt man doch sonst nur von der Oma. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?

Nun, die Antwort war einfach – gar nichts.

Er musste sie jetzt für total bescheuert halten...

„Verdammt, verdammt, verdammt!“, rief sie in den Raum hinein und schlug bei jedem Wort mit der flachen Hand gegen die Wand.
 

Eine seltsam hohl klingende Stimme erklang hinter ihr.

„Bist du gekommen, um mich zu besuchen? Ich kriege so selten Besuch, weißt du.“

Lily erschrak und drehte sich um. Durch den Tränenschleier vor ihren Augen sah sie ein fast durchsichtiges Mädchen, dass durch eine Kabinenwand schwebte und sie neugierig musterte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jane-pride
2013-08-03T18:24:53+00:00 03.08.2013 20:24
Das ist aber eine Überraschung! Die maulende Myrthe! Ob sie Lily helfen kann? Sie tut mir ein wenig Leid. In dem Alter ist es wahrlich nicht so einfach. Hoffentlich wird sich alles bald klären.

jane-pride
Von:  Omama63
2013-07-15T09:26:07+00:00 15.07.2013 11:26
Ein klasse Kapitel.
Es ist gut mal die andere Seite zu lesen.
Ich dachte, dass Lily sich freut und ihm daher den Kuss gegeben hat, aber so wie es aussieht, war es nur Verlegenheit.
Sie weiß garnicht woran sie ist, weil er den Mund nicht auf bringt.
Da wird sich Severus nicht leicht tun, wenn er jedes mal den Kleiderstender mit Atemnot bringt, dann bekommt er das nicht gebacken.
Freu mich schon auf's nächste Kapitel.
Lg Omama63


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