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Eine Chance auf Glück?

~ Severus Snapes zweites Leben ~
von

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Die Nachricht von Eileen Prince

Es vergingen einige Tage, an denen Lily zu jeder Mahlzeit übelriechende Heiltränke zu sich nehmen musste, bis Mrs. Leech sie endlich als gesund genug befand, um das Krankenhaus zu verlassen. Endlich wurde Lily ihr Verband abgenommen und mit einer Mischung aus Neugier und Entsetzen besah sie das wulstige, rosafarbene Narbengewebe, das fast ihren kompletten Bauch bedeckte.

„Bleibt das so?“, fragte sie schließlich mit zitternder Stimme.

„Es wird mit der Zeit verblassen, ich halte es jedoch für unwahrscheinlich, dass es ganz weggehen wird“, sagte die Heilerin bedauernd und fügte, nach einem kurzen Blick in Lilys schockiertes Gesicht hinzu, „Es tut mir leid, mein Kind. Auch Zauberei hat ihre Grenzen.“

Severus, der das kurze Gespräch stumm mitangehört hatte, legte beruhigend eine Hand auf Lilys Schulter.

„Nimm es nicht so schwer. Unter deinem Umhang sieht es schließlich keiner“, versuchte er sie aufzumuntern.

Lily schluckte nervös, nickte dann und zog ihre Bluse darüber. Vor ein paar Tagen waren ihre Eltern da gewesen – nachdem sie trotz der Hilfe von Severus einige Probleme hatten, den Eingang zu finden – und hatten ihr einige Sachen zum Anziehen, sowie Schulgepäck für sie und Severus mitgebracht. Schließlich würden sie kaum noch die Zeit haben, sie abzuholen. So kurz vor dem Schuljahresbeginn…

Wie vom Blitz getroffen erstarrte Severus. Das Ministerium! Nach der Erleichterung darüber, dass es Lily wieder besserging, hatte er den Brief vollkommen verdrängt. Er kramte ihn wieder hervor und überflog ihn kurz. Die Ministerin hatte diesen offenbar in ziemlicher Eile verfasst haben, schließlich stand da kein Wort davon, dass sie eigentlich gemäß den Vorschriften seinen Zauberstab zerstören mussten. Vermutlich hatte sie ohnehin zu viel um die Ohren mit jungen Todessern, um sich noch zusätzlich mit solchen Lappalien wie zaubernden Minderjährigen zu befassen, vermutete er.

„Was hast du denn da?“, fragte Lily neugierig und riss ihn aus seinen Gedanken. Wortlos reichte Severus ihr den Brief. Sie überflog die ersten Zeilen und ihre Gesichtszüge entgleisten.

„Du hast allen Ernstes einen Verweis bekommen, weil du mich gerettet hast?“, fragte sie ungläubig.

Auch die Heilerin, die gerade dabei war den Raum zu verlassen, drehte sich bei diesen Worten überrascht um, stemmte die Hände in ihre ausladenden Hüften und seufzte verärgert.

„Das glaube ich ja nicht! In Notfällen dürfen doch selbst Minderjährige zaubern. Zeig doch mal her!“, rief sie entrüstet aus. Sie eilte heran und riss Lily den Brief aus den Händen.

„Ich nehme an, die konnten keinen Notfall feststellen, da wir ja nicht magisch angegriffen wurden“, entgegnete Severus trocken.

„Aber es WAR doch eindeutig ein Notfall!“ Wie zur Verdeutlichung zeigte Lily auf ihren Bauch. „Das müssen wir doch irgendwie beweisen können!“

„Wir?“

„Ja, natürlich wir!“, entgegnete sie und schaute ihn ungläubig an. „Schließlich ist es doch irgendwo auch meine Schuld, dass du zaubern musstest!“ Während sie sprach, schwang sie ihre Füße vom Bett und kam, zunächst etwas wankend, auf die Beine. Dann schenkte sie ihm ein Lächeln. „Außerdem, brauchst du eine Zeugin.“

Mrs. Leech hatte den Brief zwischenzeitlich gelesen und schüttelte missbilligend den Kopf. „Sofortiger Schulverweis wegen so einer Lappalie! Man könnte ja meinen, dass das Ministerium, vor allem in der jetzigen Situation, keine anderen Sorgen hätte...“, sagte sie entrüstet. Gleich darauf stahl sich jedoch ein leises Lächeln auf ihr Gesicht. „Wartet kurz, mir kam da gerade eine Idee. Mit Miss Lilys Krankenakte müsste sich dieses Missverständnis schnell aufklären lassen.“ Mit diesen Worten stürmte die Heilerin mit wehendem Umhang aus dem Zimmer.

Severus sah ihr eine Weile nach. Er seufzte laut. „Damit dürfte es tatsächlich weniger Probleme geben, als gedacht.“

Doch Lily sah ihn nur mit großen Augen an. Sie schien einen Moment zu brauchen, um die richtigen Worte zu finden.

„Habe ich das vorhin eigentlich richtig gelesen? Du bist mit mir hierhin appariert?“, fragte sie schließlich erstaunt.

„Was dachtest du denn, wie ich dich innerhalb von Sekunden hierhergebracht habe? Ich hätte dich ja schlecht soweit tragen können.“

„Aber … wie hast du…“, begann sie, wurde jedoch von der Heilerin unterbrochen, die mit einer dünnen Akte in den Händen zurückgekehrt war.

„Bringt die aber ja wieder zurück“, sagte Mrs. Leech außer Puste. „Ich darf sie eigentlich gar nicht an Unbefugte rausgeben.“
 

Lily und Severus hatten beschlossen, ihre Sachen vorerst in St. Mungo zu lassen. Als sie durch die hohe Eingangspforte getreten waren und endlich im Freien standen, hielt Lily inne.

„Hätten wir nicht nach dem Weg fragen sollen?“, fragte sie verwundert. „Ich war jedenfalls noch nie dort.“

„Ich weiß schon, wohin. Folge mir einfach“, sagte er unwirsch und warf einen Blick auf die große Turmuhr des Krankenhauses. Mit Erschrecken musste er feststellen, dass das Ministerium bereits in wenigen Stunden schließen würde, und ohne Termin würden sie bestimmt nicht schnell genug drankommen. „Wir müssen uns beeilen“, fügte er daher hinzu und eilte los. Es ärgerte ihn, nicht einfach zum Eingang apparieren zu können, wie er es sonst immer tat.

Sie hatten es zwar nicht besonders weit, dennoch war Lily schon vollkommen aus der Puste und hielt keuchend ihre Seite, als sie endlich bei der roten Telefonzelle ankamen. Severus warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Sie war wieder ganz blass geworden.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Warum wollte sie auch unbedingt mitkommen? Es war offensichtlich, dass ihr ihre Verletzung noch immer zu schaffen machte.

„Es geht schon“, murmelte sie und sah sich um. „Warum bist du stehen geblieben?“

„Weil wir da sind.“ Er öffnete die Kabinentür. „Hier herein.“

„Ganz schön klein, dieses Ministerium“, murmelte Lily verwirrt, als Severus sich hinter ihr in die Kabine zwängte und die Tür hinter sich schloss. Doch er ging nicht auf ihren Einwand ein. Er hatte bereits den Hörer abgehoben und tippte mit geübten Handgriffen die Zahlen sechs-zwei-vier-vier-drei in die Ziffernleiste ein.

„Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihr Anliegen“, erklang eine laute, monotone Stimme aus dem Hörer.

Severus zögerte kurz. Er war zwar schon etliche Male im Ministerium gewesen, allerdings nie ohne einen vereinbarten Termin zu haben.

„Mein Name ist Severus Snape. Ich brauche eine Anhörung in Bezug auf Zauberei Minderjähriger. Meine Begleitung ist Lily Evans, sie tritt als Zeugin vor“, ratterte er schließlich, etwas abgehackt, herunter.

„Vielen Dank. Bitte nehmen Sie die Plakette aus dem Geldfach und befestigen Sie sie vorne an Ihrem Umhang.“

Unterdessen sprach die Stimme noch die üblichen Floskeln, Severus hörte jedoch nur mit halben Ohr zu und war damit beschäftigt, die Plakette mit dem Aufdruck ‚Severus Snape, disziplinarische Anhörung‘ an seinem T-Shirt anzubringen.

Lily entfuhr ein überraschter Aufschrei, als der Boden unter ihnen kurz darauf erzitterte und die Telefonzelle schließlich begann langsam abzusinken.
 

Nachdem ihre Zauberstäbe gründlich untersucht und registriert wurden – ein Prozedere, das Severus als äußerst nervig und zeitraubend empfand, durften sie endlich in den Aufzug und von dort aus in die Abteilung für unbefugte Zauberei.

Die Empfangsdame – eine jüngere, knochige Frau mit einem strengen Gesicht und einer dicken Hornbrille sah sie einen Moment lang prüfend an.

„Haben Sie einen Termin?“, fragte sie gedehnt.

„Nein, aber ich brauche dringend eine Anhörung, ich wurde fälschlicherweise der Schule suspendiert“, sagte Severus leicht gereizt. Bei seinen Worten verengten sich ihre Augen sich zu Schlitzen, was ihr einen noch unsympathischeren Gesichtsausdruck verlieh.

„Und da haben Sie gedacht, Sie kommen einfach so vorbei, ohne Anmeldung?“ Ihre Stimme klang eisig. „Ja glauben Sie denn, das verehrte Zaubergamot sitzt nur Däumchen drehend da und wartet darauf, dass irgendwelche Rotzlöffel hereinschneien?“

„Es ist schon okay, Samantha!“, erklang eine tiefe Männerstimme von weiter hinten im Büro, worauf hin die Angesprochene den Kopf einzog und verstummte. Ein fülliger, kleiner Mann mit dickem Schnauzer und ausgeprägten Geheimratsecken ließ einen hohen Pergamentstapel, der vor ihm her geschwebt war, vorsichtig zu Boden sinken und kam auf Lily und Severus zu.

„Gibt es ein Problem?“, fragte er freundlich. Severus schilderte erneut kurz die Lage und der Mann bedeutete den beiden, ihm zu folgen.

„Sie müssen mich für das Benehmen meiner Sekretärin entschuldigen. Eine Squib, wissen sie. Hat leider überhaupt keine Manieren, aber ihr werter Herr Papa hat darauf bestanden, dass sie diese Stelle kriegt“, erzählte er ihnen, während sie ihm durch mehrere Korridore und danach eine lange Treppe nach unten folgten.

Schließlich kamen sie in einem spärlich durch Fackeln beleuchteten, steinernen Gang an. Auf der rechten Seite waren in weitem Abstand zueinander mehrere, massiv aussehende Türen, links eine lange Holzbank, eingelassen in die Wand.

Er führte sie an einigen Türen vorbei und bedeutete ihnen schließlich, sich zu setzen.

„Ich fürchte, sie werden etwas Geduld haben müssen. Gerade läuft dort noch eine andere Anhörung, aber ich werde mich bemühen, dass euer Fall noch hinten dran geschoben wird.“ Mit der Hand am Türgriff drehte er sich noch einmal um. „Es kann allerdings eine Weile dauern, sie haben erst vor kurzem angefangen“, fügte er noch hinzu, öffnete leise die Tür und verschwand im Gerichtssaal.
 

Seufzend klopfte Severus seine Hose ab – er hatte mangels passender Kleidung die Hose seiner Schuluniform an – und setzte sich auf die Bank neben Lily. Etwas in seiner Tasche gab ein raschelndes Geräusch von sich. Verwundert zog er es heraus und hatte den letzten Brief von seiner Mutter in der Hand.

Lily sah ihm neugierig über die Schulter, überflog kurz den Brief und runzelte die Stirn.

„Das ist aber merkwürdig“, meinte sie.

Severus zuckte überrascht zusammen, sah sie kurz an und schüttelte belustigt den Kopf.

„Nicht wahr? Da schreibt sie schon zum letzten Mal ihrem einzigen Sohn und hat nicht einmal die Güte mir mitzuteilen, was los ist.“

„Das meine ich nicht. Schau mal, hier!“ Sie zeigt auf die letzte Zeile des Briefes, die lautet ‚PS: Wünsche Lily bitte von mir viel Erfolg bei der Alte Runen Prüfung ‘.

„Und was soll daran so komisch sein? Sie hatte dich eben gern.“

„Na… die Tatsache, dass sie genau wusste, dass ich diese Prüfung nicht mitschreiben würde. Sie selbst hatte mir noch vor Schuljahresbeginn geraten, dieses Fach zugunsten anderer abzuwählen.“

Severus hob eine Augenbraue hoch. „Hat sie? Wann denn?“

Lily winkte ab. „Irgendwann in den Sommerferien. Du warst ja die ganze Zeit mit Avery oder Mulciber oder was weiß ich noch wem unterwegs und ich brauchte wem zum Reden, da ich mit diesem Fach überhaupt nicht zurechtkam.“ Sie runzelte die Stirn und überlegte. „Was will sie damit sagen?“

„Vielleicht hat sie es ja vergessen“, meinte Severus halbherzig.

„Das glaube ich nicht … warte mal, sie hatte mir am gleichen Abend noch etwas gezeigt, was ihnen ihr damaliger Alte Runen Professor nebenbei beigebracht hatte. Sie meinte zu mir, das wäre das einzig sinnvolle gewesen, was sie in den fünf Jahren, in denen sie seinen Unterricht besucht hatte, gelernt hat. Einen Versuch ist es wert, schätze ich…“ Sogleich zückte Lily ihren Zauberstab und Severus sah sie erschrocken an.

„Warte. Hältst du das für eine gute Idee? Schließlich sind wir doch gerade wegen unberechtigtem Zaubern hier.“

„Ich denke nicht, dass der Spurzauber hier funktioniert“, wisperte sie zurück. „Dafür sind zu viele andere Zauberer in der Nähe. Außerdem, siehst du hier irgendwo einen Muggel?“, fügte sie dann hinzu und sah sich demonstrativ um. „Hm… ich hoffe ich kriege es noch halbwegs zusammen“, murmelte sie nachdenklich, dann tippte sie den Brief an mehreren Stellen an und sagte ein paar kompliziert klingende Beschwörungen auf. Im ersten Moment geschah nichts, doch schon bald darauf begann die Tinte auf dem Pergament zu zerlaufen und unter Severus‘ erstaunten Blick bildeten sich nach und nach völlig neue, in Eileen Princes ordentlicher Handschrift verfasste Zeilen.
 

Mein lieber Sohn,
 

es tut mir leid, dass ich dir diesen Brief verschlüsselt zusenden muss und hoffe, dass Du und Lily keine allzu großen Schwierigkeiten haben werdet, ihn wieder lesbar zu machen. Zu groß ist meine Angst, dass er in die falschen Hände fallen könnte.

Dennoch ist es mir sehr wichtig, Dir Einiges mitzuteilen und ich hoffe, du kannst deiner alten Mutter vergeben.

Ich fürchte, ich habe mich in dem Versuch, Dir und deinem Vater ein besseres Leben zu ermöglichen, ein wenig übernommen.

Ich war die letzten zwei Jahre im Untergrund tätig und mir gelang es, unter einem falschen Namen das Vertrauen einiger Anhänger von Du-weißt-schon-wem zu gewinnen. Sämtliche Informationen, die ich erhielt verkaufte ich an das Ministerium. Es war leider die einzige Möglichkeit, trotz des extremen Alkoholproblems deines Vaters, Deine Schulbildung zu ermöglichen.

Nun ist man mir jedoch auf die Schliche gekommen und ich sehe mich gezwungen, unterzutauchen. Bitte versuche nicht nach Spinners End zurück zu kommen. Ich musste dafür sorgen, dass man keinerlei Verbindung zu Dir herstellen kann und habe daher, bevor ich ging, Deinen Vater mit einem Verwirrungszauber belegt. Ich fürchte, dass er in seinem Zustand gefährlich sein könnte.

Ich denke jedoch, dass Du in den Sommerferien bei den Evans unterkommen könntest. Dort wärst Du vorerst sicher.

Versuche bitte nicht, mich zu erreichen. Ich melde mich, sobald ich eine sichere Bleibe gefunden habe.
 

In Liebe,
 

Eileen Prince
 

PS: Ich habe für Dich ein Verließ bei Gringotts angelegt und nahezu meine sämtlichen Ersparnisse darin hinterlassen. Ich weiß, es ist nicht besonders viel, doch ich hoffe, Dir damit eine Art Starthilfe geben zu können. Du musst dort lediglich diesen Brief vorzeigen und bekommst dann deinen Schlüssel.
 

Ungläubig starrte Severus noch eine Weile auf diese Nachricht. Seine Hände zitterten. So viele Jahre über hatte er versucht, hinter das Geheimnis des Briefes zu kommen und sämtliche Zauber, die ihm eingefallen waren, darauf angewendet. Wie hätte er wissen sollen, dass ausgerechnet Lily stets des Rätsels Lösung gewesen war?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2017-03-20T08:57:36+00:00 20.03.2017 09:57
Ein super Kapitel.
Severus Mutter lebt also noch. Das finde ich super. Vielleicht kann Severus seine Zukunft so beeinflussen, dass seine Mutter überlebt.
Lily traut sich. Zaubert, ob wohl sie wegen dem Zaubern von Severus da sind.
Apparieren kann der alte Severus. Mich wundert ja, dass er nicht öfters zaubert, da er es ja gewohnt ist zu Zaubern, weil er es sein langes Leben lang getan hat.
Bin schon gespannt, was das Zaubergamot zu Severus Zaubern sagt.

LG
Omama63
Antwort von:  StarCat
22.03.2017 16:28
Severus würde gerne öfter zaubern, allerdings darf er es in seinem sechzehnjährigen Ich ja nicht. Aber stimmt schon, es muss eine heftige Umstellung gewesen sein. :)
Lieben Dank für deinen Kommentar. ^^


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