Zum Inhalt der Seite

Everything you want

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Lange ist es her. Ja. Ich muss gestehen ich habe erst vor kurzem meine Begeisterung für die beiden Hübschen wiederentdeckt und nun wollte ich wieder die ewig pausierenden Geschichten aufgreifen. Auch wenn ich aus heutiger Sicht einiges anders machen würde so möchte ich das ganze dennoch fortsetzen und hoffentlich auch abschließen.
Hier also der neue Einstieg. Ich bin gespannt wie ich und ihr wieder in diese Geschichte hinein finden aber ich möchte es doch auf einen Versuch ankommen lassen und würde mich freuen, wenn ihr es mitverfolgen würdet ;) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Betäube meine Seele

"Du bist wunderschön." Heißer Atem an meinem Ohr, eine feuchte Zunge, die darüber leckt. Eine Schauer läuft mir den Rücken hinunter, gewiss keine angenehme.

"Ich weiß", gebe ich leise zurück, während sich ein leicht laszives Lächeln auf meine Lippen schleicht. Deutlich kann ich die rauen Finger auf meinem Bauch spüren. Ein dreckiges Lachen. Feuchte Lippen wandern fahrig über meinen Hals. Man sollte meinen, dass ich das hier nicht freiwillig tue, wenn ich so viel Abscheu dabei empfinde. Leider ist dem nicht so. Ich habe mich freiwillig in diese Situation begeben, das tue ich immer. Immer wieder. Und das obwohl ich genau weiß, was ich dabei empfinde. Es ist immer das gleiche und es wird auch immer das gleiche bleiben, egal wie oft ich es noch tue. Immer das gleiche Schema. Letztlich spielt es auch keine Rolle. Ich versuche lediglich mich abzulenken, meine Seele ruhig zu stellen. Auch wenn es nicht helfen wird, und auch wenn ich es weiß. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.

"Das wird die geilste Nacht deines Lebens!" So oft habe ich das schon gehört. Doch es ist nun einmal so, dass mir diese Kerle nicht das geben können, was ich brauche. Das werden sie nie können. Es gibt nur eine Person, die das könnte.

"Dann zeig mir, was du kannst Großer." Doch das wird nie geschehen, nie wieder. Allein das ist der Grund, warum ich hier bin. Warum ich meine Seele betäuben muss. Sie hat einen Schmerz in mir ausgelöst, einen Schmerz, der mit nichts auf der Welt zu vergleichen ist. Doch das wird mir nicht noch einmal passieren. Nie wieder.

"Es ist mein Leben!"

"Bilde ich mir das ein, oder übertreibt es unsere Navigatorin in letzter Zeit ein wenig?" Franky sah skeptisch zu der jungen Frau die es sich an der Bar der kleinen Kneipe bequem gemacht hatte und nicht nur dem Alkohol reichlich zusprach, sondern auch mit diversen Männern flirtete. Robin saß neben ihm und führte ihr Glas Rotwein an die Lippen, um einen Schluck daraus zu nehmen.

"Sie wird schon wissen, was sie tut", sprach sie lediglich auf die Worte ihres Kameraden hin. Nur kurz hatte sie sich das Schauspiel angesehen und hatte sich inzwischen wieder abgewandt.

"Ihr wohnt doch in einem Zimmer, dir muss doch etwas aufgefallen sein. Das ist nun schon die dritte Insel, auf der das so geht. Sie trinkt und schmeißt sich diversen Männern an den Hals und wenn ich ehrlich sein soll, dann glaube ich nicht, dass sie noch lange zögert, bis sie auf Sanji eingeht. Das passt nicht zu ihr." Schweigend hatte sie sich angehört, was er zu sagen hatte, ließ allerdings nur ein deutliches Seufzen hören.

"Vermutlich ist das nur eine Phase, du solltest dem ganzen keine zu große Bedeutung bei messen", wandte sie ausdruckslos ein. Franky beäugte Robin nur skeptisch und wandte seinen Blick wieder der Navigatorin zu. Für ihn war dieses Verhalten alles andere als eine Phase, bis vor ein paar Wochen war noch alles in bester Ordnung gewesen und dann, von einem Tag auf den anderen ging sie auf Sanjis Flirtversuche ein und warf sich jedem anderen Mann an den Hals, der es wollte. Nein, so hatte er die Navigatorin nicht kennen gelernt. Das war ein völlig unnormales Verhalten, selbst Sanji wurde skeptisch und das mochte viel heißen. Ebenso unnormal fand er es, dass Robin die ganze Sache so leichtfertig abtat, immerhin konnte der Jüngeren bei diesen Aktionen wer weiß was passieren.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er neben sich eine Bewegung wahr nahm. Robin nahm ihr Glas und setzte sich in Bewegung. Sein Blick folgte der anderen, die sich an einen Tisch begab und sich zu einer jungen Frau gesellte. Innerlich seufzte der Cyborg. Es kam nicht gerade oft vor, dass Robin sich eine Gespielin für die Nacht suchte und doch konnte er es nicht gut heißen. Diese Frau verstand es Herzen zu brechen, das hatte er schon das ein oder andere Mal erleben dürfen. Es war immer das gleiche, erst redeten sie lange, tauschten lange Blicke aus, dann verschwanden sie irgendwann. Was dann kam war Robins Geheimniss, doch er sah die Blicke dieser Mädchen und die sagten oft mehr als tausend Worte.

Robins Bewegungen waren nicht nur von ihm beobachtet worden. Auch Nami hatte es gesehen und ihre Züge verhärteten sich. Aufmerksam beobachtete der Cyborg diese Reaktion, die er nicht wirklich nachvollziehen konnte. Wieso reagierte sie so darauf? Es war nur ein kurzer Augenblick, dann wandte sich Nami bereits wieder dem Kerl vor sich zu und schien nun noch deutlicher zu werden.

Brummend strich sich Franky durch die Haare und trank einen großen Schluck Cola. Der Verdacht rührte sich in ihm, dass Namis Verhalten durchaus etwas mit Robin zu tun hatte, doch wie genau das zusammen hängen sollte, verstand er nicht so ganz.
 

***
 

"Hat einer von euch vielleicht Nami-chan gesehen?"

"Nicht mehr seit sie mit diesem Zwielichtigen Kerl aus der Bar verschwunden ist", gab Franky dem Koch zur Antwort. Die Frühstückszeit war schon lange vorbei und die Navigatorin war noch nicht aufgetaucht. Ruffy, Lysop, Brook und Chopper vergnügten sich draußen, der Rest befand sich hier in der Kombüse. Zorro schnarchte vor sich hin, während Sanji sich um den Abwasch kümmerte und Robin in ihrem Buch laß, nur ab und an rührte sie sich, um einen Schluck Kaffee zu trinken.

"Robin-chan?" Fragend war der Blick des Kochs zu der Schwarzhaarigen gewandert, die einen Moment in ihrer Position verharrte, ehe sie langsam aufblickte.

"Herr Koch?"

"Hast du Namilein gesehen? War sie in eurer Kabine?" Einen Moment sah sie Sanji schweigend an, dann wandte sie sich wieder ihrem Buch zu, als würde sie das alles nicht das geringste angehen.

"Sie hat die Nacht wohl an Land verbracht." Mehr nicht. Eine nüchterne Feststellung, die das eigentliche Problem wie etwas nichtiges abtat.

"Machst du dir keine Sorgen?" Robin atmete tief durch und klappte das Buch zu. Offensichtlich hatte sie eingesehen, dass sie so schnell keine Ruhe finden würde. Allerdings war sie darüber kaum begestert.

"Sie ist eine erwachsene Frau. Sie kann tun und lassen, was immer sie möchte. Und wenn es ihr Bedürfnis ist herum zu huren, dann werdet ihr kaum etwas daran ändern können." Worte die mit einer gewissen Kälte ausgesprochen wurden und die Frankys Verdacht nur bestätigten, dass etwas zwischen den beiden vorgefallen sein musste. Allerdings war es völlig unverständlich, wieso Nami dann auf solche Weise darauf reagierte.

"Aber.. Robin.." selbst Sanji schien diese Gleichgültigkeit aus der Fassung gebracht zu haben. Ein nüchterner Ton, fast entsetzt, während er Robin dabei zusah, wie sie aufstand und ihr Buch an sich nahm. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie aus der Kombüse und ließ ihre Kameraden zurück. Franky seufzte schwer auf und strich sich über den Nacken.

"Weißt du..?"

"Nein. Und ich glaube kaum, dass die beiden uns verraten werden, was los ist. Vielleicht können wir wirklich nicht mehr tun, als zu hoffen, dass sie das wieder auf die Reihe bekommen."
 

Schwer atmete sie durch. Das war eindeutig zu viel gewesen. Ihr Kopf schmerzte höllisch und allgemein fühlte sich ihr Körper so an, als wäre es besser, wenn sie gleich wieder ins Bett kroch. Da sie ohenhin noch ein paar Tage auf dieser Insel verbringen mussten war dies zumindest möglich. Blieb nur zu hoffen, dass sie an Bord ihre Ruhe haben würde und sie keine unangenehmen Überraschungen erleben würde.

Langsam erklomm sie die schmale Leiter, die an Deck der Sunny führte. Bereits auf halbem Weg konnte sie deutlich Ruffys Gelächter vernehmen, gefolgt von Lysops fluchen und einem panischen Chopper. Das konnte ja noch heiter werden, anscheinend waren diese Idioten in Hochstimmung. Nami ersparte es sich, sich das ganze Ausmaß der Katastrophe anzusehen, als sie endlich über die Reling kletterte und schlug sofort den Weg zu ihrem Zimmer ein. Ruffy schien sie zu bemerken und ihr etwas hinterher zu rufen, doch darauf reagierte sie nicht weiter. Sie hatte keine Lust mit ihm zu reden, wollte sich nicht erklären oder irgendwelche kindischen Fragen beantworten, deren Antworten ohnehin niemanden interessierten, außer vielleicht Ruffy selbst. Es war fast schon eine Flucht, als sie ihr Zimmer betrat und die Türe feste hinter sich schloss. Seufzend lehnte sie sich gegen die Tür und schloss einen Moment die Augen. Ruhe.

"Dein kindisches Verhalten wird langsam auffällig. Du solltest endlich anfangen angemessener auf die Situation zu reagieren." Augenblicklich verkrampfte sich Namis Körper. Sie hätte es wissen müssen, natürlich hätte sie. Immerhin war das auch ihr Zimmer. Langsam atmete sie ein und wieder aus, ehe sie die Augen öffnete und Robin nur einen kurzen Blick zuwarf.

"Das geht dich nichts an", gab sie nur mürrisch zurück und stieß sich leicht von der Tür ab. Ihr Weg führte sie zu ihrem Kleiderschrank, aus dem sie sich ein paar frische Sachen heraus suchte, mit denen sie sich in ihr Bett verkriechen konnte.

"Es geht mich sehr wohl etwas an, immerhin scheinen unsere Freunde davon auszugehen ich wüsste den Grund für dein unangemessenes Verhalten und behelligen mich seit her immer wieder damit."

"Und das sollte mich interessieren, weil...?" Nur kurz warf sie Robin einen Blick über die Schulter zu, ehe sie sich wieder ihrem Schrank zuwandte und sich ihr Top über den Kopf zog. Was fiel ihr überhaupt ein sich einzumischen? Gerade Robin sollte den Grund für ihr Verhalten kennen, Nami erwartete weiß Gott nicht, dass die andere sie verstand oder es gut hieß. Sie erwartete lediglich, dass sie sie in Ruhe ließ.

"Dein Verhalten macht dich weitaus weniger reizvoll, gar langweilig." Nami war gerade dabei gewesen sich ihren BH auszuziehen, als sie inne hielt. Sie stand direkt hinter ihr. Feste biss sie sich auf die Unterlippe, sie wollte nicht, dass sie allein diese Nähe so aus der Bahn warf. Das durfte einfach nicht sein, das war sie sich selbst schuldig.

"Was interessiert es dich?!" Sie versuchte ihre Stimmlage möglichst ausdruckslos klingen zu lassen, was ihr allerdings nur bedingt gelang. Ohne sich zu der anderen herum zu drehen entledigte sie sich ihres BHs und griff nach einem sauberen Top.

"Ich hatte von dir lediglich mehr erwartet." Kurz spürte sie den warmen Atem auf ihrer Haut, dann vernahm sie Schritte die sich entfernten. Kurz darauf öffnete sich die Tür und wurde wieder geschlossen. Mit einem kurzen Blick über die Schulter vergewisserte Nami sich, dass sie nun wirklich alleine war, erst dann atmete sie langsam wieder auf. Ihr Körper entspannte sich, auch wenn die Wut in ihr zu brodeln begann. Für sie war das alles lediglich ein Spiel und Nami das Spielzeug, welches scheinbar schneller, als erwartet seinen Reiz verlohr.

"Miststück!" presste sie zwischen den Zähnen hervor, ehe sie sich fertig umzog. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass sie einmal so von ihrer einstigen Freundin denken würde. Allerdings hatte sie vor einigen Wochen so manches nicht gedacht oder für möglich gehalten. Vielleicht war es einfach an der Zeit gewisse Dinge hinzunehmen, wie sie waren. Allerdings würde das die Wunden, die Robin in ihr hinterlassen hatte, kaum heilen.

Seufzend schloss Nami ihren Schrank und begab sich zu ihrem Bett. Sie brauchte nun dringend etwas Ruhe. Leider, so musste sie feststellen, war sie kaum müde genug um sofort wieder einzuschlafen und somit ihren Gedanken zu entkommen. Ewig konnte sie sich sicherlich nicht davor verschließen, das wusste sie selbst. Doch solange sie diese Auseinandersetzung vermeiden konnte, würde sie es auch tun. Wer wusste schon, was dabei heraus kommen würde, wenn ihre Gedanken erst einmal ins Rollen gerieten. Diese Ungewissheit zügelte sie und machte ihr durchaus Angst.

Kraftlos ließ sie sich in ihr Bett fallen und schloss für einen Moment die Augen. Doch sobald sie dies tat sah sie ihr Gesicht. Tränen stiegen in ihre Augen. Die Wut, die in ihr brodelte war schier grenzenlos. Dennoch wusste sie bei zeiten nicht genau, ob sie eher wütend auf Robin war oder doch sich selbst und ihre eigene Dummheit. Und dabei hatte es so harmlos begonnen und dann, dann war sie immer tiefer und tiefer gerutscht ohne es richtig zu bemerken und als sie es endlich bemerkt hatte war es zu spät gewesen.

Murrend zog sie sich das Kissen über den Kopf und versuchte ihre Gedanken von diesem Thema zu lösen. Sie musste, sonst würde sie niemals zu etwas Schlaf kommen. Doch so weit sollte es auch diesmal nicht kommen. Es klopfte an der Tür, wobei Nami murrend das Gesicht verzog und versuchte den Störenfried zu ignorieren. Dieser schien sich allerdings nicht beirren zu lassen und klopfte erneut an die Tür.

"Namilein." Unverkennbar. Er war nun wahrlich der letzte, den sie gerade gebrauchen konnte. Sie hatte keine Lust mehr. Irgendwann hatte auch sie ihre Grenzen erreicht, das musste sie einfach einsehen und sie war sich nicht sicher, wie weit sie ihre Fassade noch aufrecht erhalten konnte.

"Lass mich zufrieden, ich bin hunde müde!" gab sie gereizt zurück. Allerdings schien das für ihn nur ein Grund zu sein, um noch beharrlicher an die Tür zu klopfen und ihre Aufmerksamkeit zu verlangen.

"Namilein, ich habe dir etwas zu essen gemacht und ich würde gerne mit dir reden." Sie reagierte nicht. Wenn er reden wollte, dann konnte das nur einen Grund haben . Sie konnte es ja verstehen, wenn sie ehrlich war, doch einsichtig sein war dennoch keine Option. Es war ihr Leben und sie konnte entscheiden, was sie damit anfing.

"Ich komm jetzt rein Namilein."

"Mach doch, was du willst." Er würde es so oder so tun, das konnte sie kaum verhindern. Also blieb sie einfach liegen, während sie hörte, wie die Tür geöffnet und leise wieder geschlossen wurde. Schritte, die sich ihrem Bett näherten, ein leises Klirren, als er das Tablette auf dem Nachttisch abstellte, ehe sich die Matratze neben ihr leicht absenkte.

"Willst du mir nicht verraten, was mit dir los ist?" Er kannte sicherlich die Antwort auf diese Frage, warum er sie dennoch stellte blieb ihr ein völliges Rätsel. Für einen Augenblick herrschte Stille, dann spürte sie seine Hand auf ihrer Schulter, bevor er weiter sprach.

"Das bist nicht du Nami. Man könnte sagen es sei nur eine kurze Laune, aber inzwischen ist es ein Dauerzustand und nicht gerade ein guter. Wieso tust du das? Hat es..." er zögerte merklich. "Etwas mit Robin zu tun?" Ihr Körper verkrampfte sich leicht und sie wusste, dass er es spüren konnte. Ein stillschweigendes Zugeständniss, das sie ihm eigentlich nicht hatte geben wollen.

"Das alles geht dich nichts an", gab sie nur gepresst zuück.

"Aber ihr hatten doch schon das ein oder andere Mal Meinungsverschiedenheiten. Was ist denn so schlimmes passiert, dass du so darauf reagieren musst?" Nami seufzte leise. Wenn es nur eine gewöhnliche Meinungsverschiedenheit wäre, dann wäre das ganze wohl auch nur halb so dramatisch.

"Sanji, ich hab gesagt, es geht dich nichts an!" nun stützte sie sich mit den Armen ab, so dass sie zu ihm blicken konnte. Der sanfte Blick verriet ihr, dass er es ihr nicht übel nahm, dass sie ihn so anfuhr. Kurz regte sich so etwas wie ein schlechtes Gewissen, jedoch nur kurz.

"Aber Nami, ich glaube wirklich-"

"Lass es!" fuhr sie ihm dazwischen. "Es ist mein Leben, verstanden?! Also haltet euch gefälligst da raus!"

"Wag es ja nicht!"

Die Decke wurde zurück geschlagen und Robin setzte sich auf. Nami lag auf dem Bauch neben ihr, den Kopf hatte sie auf ihren Armen abgestützt, während sie die andere beobachtete. Zwar hatte sich ihr Atem inzwischen wieder normalisiert, doch ihre Haut war immer noch mit einem dünnen Schweißfilm überzogen.

"Wo gehst du hin?" fragte sie leise. Sie war erschöft und dennoch glücklich, in gewisser Weise zumindest.

"Ich hole mir einen Kaffee und dann werde ich etwas lesen", kam die ruhige Antwort, während sich Robin langsam wieder anzog, ohne dabei zu Nami zu sehen. Nami selbst wäre es lieber gewesen, wenn die andere noch nicht gehen würde, sie vermisste ihren warmen Körper.

"Willst du nicht einfach hier bleiben?" fragte sie schließlich. Sie war kurz davor die Hand auszustrecken und die andere sanft zu berühren, als diese sich zu ihr drehte. Der Blick, den sie ihr zuwarf ließ Nami ihre Worte fast schon bereuen.

"Ich denke eher nicht." Sie stand auf und zog sich ihren Slip so wie ihre Hose wieder an, ohne Nami noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Diese hatte zwar geahnt, dass es nicht einfach werden würde, sollte sie sich tatsächlich auf die Archäologin einlassen, doch das die andere so abweisend sein würde, nachdem sie bekommen hatte, was sie wollte, das hatte Nami nicht erwartet.

"Robin ich-"

"Ich bitte dich, mach die ganze Sache nicht unnötig kompliziert." Nun hatte sich Robin wieder der anderen zugewandt und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die etwas wiederspänstiger, als die anderen zu sein schien.

"Wir waren uns doch einig daraus keine große Sache zu machen, oder?"

"Ja schon, aber-"

"Dann verstehe ich nicht, was du nun von mir erwartest. Wenn überhaupt, dann ist das hier eine Affäre, bei der es um nichts anderes als ein bisschen Spaß geht. Und nun entschuldige mich, ich habe noch zu tun." Ohne eine Antwort abzuwarten verließ Robin den Raum und ließ Nami zurück. Diese lag immer noch auf dem Bett und starrte abwesend vor sich hin. Natürlich waren sie sich einig gewesen und auch für Nami war es Anfangs nur ein wenig Spaß gewesen, so wie Neugierde darauf, wie es wohl mit einer Frau war. Inzwischen bekam sie allerdings das dumpfe Gefühl, dass es ein Fehler gewesen war sich auf Robin in dieser Hinsicht einzulassen.
 

"Scheiße", leise fluchend griff sie nach einem Taschentuch und versuchte die gezeichnete Karte vor der Tinte zu schützen, die sie verschüttet hatte. Sie war unkonzentriert und das schon eine ganze Weile. Das Taschentuch landete im Mülleimer, während sie die ruinierte Karte betrachtete. Seit zwei Tagen befanden sie sich wieder auf See und die Umstände hatten sich nur bedingt gebessert. Sie ging Robin zwar so gut es ging aus dem Weg, doch ihre Freunde machten sich auf Grund ihres Verhaltens immer noch Sorgen, was sie Nami auch spüren ließen. Zwar sprach niemand mehr das Thema an, aber sie wusste es dennoch, immerhin kannte sie diese Typen inzwischen lange genug, um gewisse Dinge einfach zu wissen. Doch solange sie nichts sagten und sie in ruhe ließen würde Nami das ganze erst einmal auf sich beruhen lassen. Es gab durchaus andere Dinge, um die sie sich kümmern musste und da sie wieder auf See waren bestanden diese Dinge in erster Linie in der Navigation des Schiffes.

Seufzend ging sie hinaus und ließ sich den kühlen Wind um die Nase wehen. Tief atmete sie ein und ließ den Blick über das Deck wandern. Es schien alles ruhig und normal zu sein, doch diese Stille konnte meist auch trügerisch sein.

"Ist das Zimmer nun wieder freigegeben Frau Navigatorin?" Leicht wanderte ihr Blick zur Seite, wobei sie Robin ausdruckslos ansah. Diese hatte sie vor einiger Zeit aus dem Zimmer geschmissen, damit sie in ruhe Arbeiten konnte. Dieses Recht nahm sie sich von Zeit zu Zeit hinaus, wobei es auch eigentlich nie ein sonderliches Problem in dieser Hinsicht gegeben hatte.

"Sicher", meinte sie nur und wandte dann wieder ihren Blick ab.

"So abweisend?" Sie konnte Robin schier schmunzelnd hören, doch der Wind frischte auf und lenkte Namis Aufmerksamkeit somit auf etwas anderes. Ohne Robin zu antworten wandte sie sich ab und sah gen Himmel hinaus.

"Scheiße", fluchte sie und rannte los. "Hol die anderen an Deck!" rief sie Robin noch zu und rannte Richtung Steuer. Nami wusste, dass sie sich auf ihr Gefühl verlassen konnte und diesmal war sie sich leider mehr als nur sicher. Franky stand am Steuer und besah sich die Gegend, als er sie bemerkte.

"Was gibts Nami?"

"Ein Sturm zieht auf! Dreh ab nach Steuerbord!" rief sie ihm entgegen. Sofort war er hellwach und tat, was sie ihm sagte. Inzwischen war sie auch bei ihm angekommen und wandte den Blick wieder gen Himmel.

"Bist du sicher, es sieht alles ruhig aus."

"Sehr sicher.." murmelte sie leise und schob ihn bei Seite. Franky ließ sie machen und sah sie ernst an. Nun war sie diejenige, die hier das Komando übernahm und jeder würde das tun, was sie sagte. Inzwischen hatte Robin es auch geschafft die anderen an Deck zu schaffen, die nun abwartend zu ihr hinauf blickten und wussten, wie ernst es war, wenn sie sie alle hier oben versammelte. Das war etwas, dass sich geändert hatte, sie wurden sich dem Ernst der Lage wesentlich schneller bewusst, als früher.

"Lysop, Chopper vertaut alles! Zorro, Sanji, Ruffy rafft die Segel! Franky du bleibst am Steuer! Brook, Robin behaltet die Umgebung im Auge!" Kaum ausgesprochen machten sich alle an die Arbeit, während Nami weiter den Himmel im Auge behielt. Langsam begannen die Wolken sich zu verändern, der Himmel verdunkelte sich und der Wind frischte auf. Sie spürte erste Tropfen auf ihrer Haut.
 

"Oh man", leise schloss Nami die Tür ihrer Kabine hinter sich und lehnte sich gegen diese. Ihre Kleidung war völlig durchnässt, so dass sich auf dem Boden unter ihr bereits eine kleine Fütze, durch das herunter tropfende Wasser, bildete. Es war kein langer Sturm gewesen, aber ein starker und so hatte sie letztlich noch eine ganze Weile damit zugebracht das Schiff wieder auf Kurs zu bringen, von dem sie ein ganzes Stück weit abgetrieben worden waren. Wie viel genau ließ sich nur schwer einschätzen, doch ihrer Erfahrung nach war es eher mehr als weniger gewesen.

"Deine Qualitäten als Navigatorin sind durchaus bemerkenswert." Kurz schweifte ihr Blick zu dem kleinen Sessel, auf dem Robin es sich gemütlich gemacht hatte. Nein, diesmal war Nami nicht überrascht, zumindest nicht über die Anwesenheit der anderen.

"Und das merkst du erst jetzt?" Es war gewiss nicht die erste schwierige Situation gewesen, aus der sie sie heraus gebracht hatte und Nami wusste nur zu gut, was sie als Navigatorin taugte. Ihr Auftreten war in dieser Hinsicht durchaus angebracht. Robin ließ ein leises Lachen vernehmen und legte ihr Buch zur Seite, ehe sie aufstand und langsam auf Nami zuschritt.

"Ich finde diese Seite an dir lediglich reizvoller als die Seite, die du in letzter Zeit zum besten gegeben hast", räumte Robin ein, ehe sie neben der anderen stehen blieb und ihr eine nasse Haarsträhne hinters Ohr strich.

"Vielleicht solltest du die nassen Sachen ausziehen, du erkältest dich sonst noch." Inzwischen war sie näher an Nami heran getreten und setzte einen Kuss auf das Ohr der Navigatorin. Dieser lief eine deutliche Schauer über den Rücken und auch wenn sie das Bedürfnis hatte Abstand zwischen sich und Robin zu bringen so war dies unmöglich. Hinter ihr die Tür und vor ihr Robin, deren Körper ihren bestimmend an Ort und Stelle hielt.

"Hör auf damit", war die knappe Antwort, welche weit weniger überzeugend rüber kam, als Nami es sich gewünscht hätte.

"Womit genau?"

"Mit allem! Damit angefangen, dass du mich wie ein Spielzeug behandelst, dem du nur Aufmerksamkeit schenkst, wenn es gerade mal wieder aus irgendeinem Grund interessant ist." Während sie sprach schob sie sich mühsam an der anderen vorbei. "Ich habe dir gesagt, dass ich so nicht weiter machen möchte und du hast deine Meinung dazu auch mehr als deutlich gemacht, also müssen wir darüber auch nicht länger diskutieren."

"Du bist die einzige die immer wieder darauf zu sprechen kommt." Nun war es Robin, die sich an die Tür lehnte und mit verschränkten Armen vor der Brust die Navigatorin beobachtete, wie diese sich zu ihrem Schrank begab.

"Ich weiß wirklich nicht, was du von mir erwartest." Nami öffnete ihren Schrank und machte sich daran sich ihrer Sachen zu entledigen, während Robin nur schwieg. Sie verstand diese Frau wirklich nicht, nur einmal, ein einziges Mal würde sie gerne hinter diese Fassade blicken und wissen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Doch da dies unmöglich war musste sich Nami mit dem begnügen, was sie bekam und das war denkbar wenig.

"Wie du bereits sagtest, ich habe meinen Standpunkt durchaus klar geäußert." Bei dieser verspäteten Antwort konnte Nami nur schwer seufzen. Natürlich hatte sie das und es würde nichts bringen das ganze noch einmal durchzukauen. Sie standen an zwei völlig verschiedenen Punkten, die sich einfach nicht überein bringen ließen.

"Und ich den meinigen, also akzeptier das auch!" Sie zog sich ein Handtuch heraus und begann sich abzutrocknen, wobei sie Robin keines Blickes würdigte. Momentan hatte sie ohnehin das Gefühl, als würde die andere sie nicht ernst nehmen, oder aber sie ignorierte ihre Meinung zu dem Thema mit völliger Absicht. Egal was es war, es war zumindest nicht zufriedenstellend für Nami. Denn leider hatte sie eines ganz deutlich begriffen, sie wollte nicht nur eine von vielen sein. Allerdings war dies in Robins Fall eher unmöglich. Zwar konnte man nicht gerade behaupten, dass die andere sehr viele Affären hatte, doch kam es eben dann und wann vor, dass sie sich jemanden suchte. Was Nami dabei immer besonders aufgefallen war, war die Emotionslosigkeit, mit der Robin an die ganze Sache heran ging. Manchmal fragte sie sich, warum die andere sich überhaupt diese Gespielinnen suchte und ob es lediglich Langeweile war, die sie dazu verleitete.

"Ich akzeptiere ihn durchaus, ich denke nur, dass es nicht das ist, was du eigentlich willst." Inzwischen hatte sich Nami ihrer ganzen Kleidung entledigt und wickelte ihren Körper in das Handtuch ein. Erst dann wandte sie sich wieder Robin zu, die immer noch an der Tür stand und sie mit einem nicht zu deutenden Blick betrachtete.

"Macht das einen Unterschied? Es funktioniert einfach nicht, ich weiß wirklich nicht, was das Problem ist." Eigentlich hatte sie erwartet, dass es kein Problem wäre wieder in ihren Alltag hinein zu finden, doch so einfach war es eben leider doch nicht. Und langsam machte es sich durchaus bemerkbar, es war eine Zerreisprobe für ihre Seele, die Nami kaum länger ertragen wollte. Robin schwieg zu diesem Thema. Noch etwas, das Nami halb wahnsinnig machte, wenn sie ehrlich war.

"Wir werden sehen."

"Was werden wir sehen?" Langsam schritt Robin wieder auf Nami zu, bis sie schließlich dicht vor dieser stand und sie mit ihrem Körper gegen den Schrank dränkte. Sie gab ihr wieder keine Antwort, beugte sich nur zu ihr vor.

"Wag es ja nicht!" Doch Namis Protest wurde gekonnt ignoriert und ihre Lippen einfach mit denen der Archäologin verschlossen. Leicht weiteten sich Namis Augen und sie versuchte die andere von sich weg zu drücken, doch Robin umfasste nur ihre Handgelenke und trieb den Kuss weiter, so lange, bis sich Namis Wiederstand gänzlich legte und sie den Kuss zaghaft erwiderte.
 

Nichts war zu hören, außer ihrem schweren Atem. Sie war allein, Robin war schon vor einer ganzen Weile verschwunden und hatte sie alleine zurück gelassen. Nami kannte das schon, die Archäologin hielt es danach nicht lange im Bett, fast schien es, als wolle sie dieses so schnell wie irgend möglich wieder verlassen.

Nami lag auf der Seite und starrte die Wand vor sich mit leerem Blick an. Wie hatte das nur wieder passieren können? Sie hatte sich geschworen, dass sie Robin nie wieder an sich heran lassen würde und dennoch war es geschehen. Feste biss sie die Kiefer zusammen und schloss die Augen. Das schlimmste war, dass sie sich jedes Mal so unendlich benutzt und wertlos vorkam. Dies lag sicherlich auch nur daran, dass sie für die andere mehr übrig hatte, als sie eigentlich sollte. Allein bis sie zu diesem Punkt gekommen war, hatte sie Jahre gebraucht. Sie waren zwei Jahre getrennt gewesen und danach war es genau so weiter gegangen. Das Problem war, dass Robin genau wusste, dass sie Nami weich bekommen konnte und wie sie das anstellen musste. Sie war der Älteren in gewisser Weise völlig verfallen und schaffte es nicht sich zu lösen. Ein eher ungesunder Zustand, allerdings nur für Nami. Diese Erkentniss setzte immer dann ein, wenn es zu spät war und sorgte dafür, dass sie einen gewissen Wiederstand aufbaute, der früher oder später dennoch gebrochen wurde. Sie hatte gehofft, dass sie sich würde lösen können, wenn sie jemanden fand, dessen Gesellschaft ihr mehr zusagte, doch bisher war dies vergeblich gewesen. Insgeheim wusste Nami auch, warum dies so war, doch sie weigerte sich diesen Umstand völlig hin zu nehmen.

Wie lange sie nun hier lag und die Wand anstarrte, wusste Nami nicht genau. Doch irgendwann schaffte sie es ihren Blick und ihre Gedanken zu lösen und setzte sich langsam auf. Ebenso langsam begann sie sich wieder anzuziehen. Nachdem sie sich ihre Haare zusammengebunden und hochgesteckt hatte verließ sie das Zimmer wieder und sah sich an Deck um. Das Bild, welches sich ihr bot war das übliche. Ruffy, Chopper und Lysop machten wieder nur Blödsinn, Franky war nicht aus zu machen und somit vermutlich in seiner Werkstadt verschwunden, Zorro lehnte an der Reling und schlief, nicht unweit davon saß Brook, der lachend die drei Jungs beobachtete. Auch Sanji war nicht zu sehen, doch ihn vermutete sie in der Kombüse. Und zu guter Letzt war da noch Robin, die auf einem Liegestuhl lag und sich einem ihrer Bücher widmete, so als sei alles wie immer. Tonlos seufzte Nami in sich hinein, während sie über die Situation nur den Kopf schütteln konnte. So konnte es wahrlich nicht weiter gehen. Und doch, war sie nicht eigentlich selbst schuld daran? Wenn sie sich immer wieder auf diese Spielchen einließ, dann würde es nie aufhören. Immerhin bestätigte sie Robin so ohnehin nur, dass sie immer noch haben konnte, was sie wollte, auch wenn Nami versuchte ihr etwas anderes weiß zu machen.

Sie wandte sich ab und begab sich hinauf zu ihren Orangenbäumen. Hier hatte sie ruhe und konnte über alles nachdenken, da normalerweise niemand auf die Idee kam sie hier zu stören. Nachdem sie sich nieder gelassen hatte Blickte sie gen Himmel. Damals, als es angefangen hatte, hatte sie noch anders darüber gedacht, es hatte alles so einfach gewirkt, doch da schien irgendwas zwischen ihnen ohnehin noch anders zu sein.

"Ich erinnere mich." I

“Ich verstehe wirklich nicht, was daran so reizvoll für dich ist.“ Ein Bein über das andere geschlagen saß sie auf dem Barhocker, einen Arm auf der Theke abgestützt, mit einem Drink vor sich, während sie Robin von der Seite her mustert. Diese war an die Bar gekommen, um zwei Drinks zu bestellen, auf die sie nun wartete.

„Ich gebe zu, intellektuell hätte ich mir mehr erhofft“, sprach Robin nachdenklich und schielte dabei kurz zu der jungen Frau, die sie an einem der Tische zurück gelassen hatte und die sich während ihrer Abwesenheit nun etwas zu langweilen schien. Nami ließ ein verächtliches Schnauben hören und verdrehte die Augen.

„Du willst mir doch nicht weiß machen, dass es dabei nur um gute Gespräche geht.“

„Das nicht, doch finde ich einen gewissen intellektuellen Anspruch durchaus reizvoll. In diesem Fall fürchte ich wird es mir schnell zu wieder werden.“

„Und dennoch gibst du ihr einen Drink aus“, feixte Nami und grinste Robin an, während diese von dem Wirt ihre Drinks hingestellt bekam und diese zahlte.

„Noch einen schönen Abend Frau Navigatorin“, gab Robin nur mit einem leichten Lächeln zurück und entfernte sich wieder. Nami selbst schüttelte schmunzelnd den Kopf und wandte sich wieder ihrem eigenen Drink zu. Sie beobachtete Robin schon eine geraume Zeit bei diesem Spiel und hatte mit ihr auch schon das ein oder andere Gespräch diesbezüglich geführt und dennoch konnte sie es nicht wirklich verstehen, was ihre Freundin dazu bewegte. Sie selbst bezweifelte doch, dass diese Art etwas für sie wäre. Lieber genoss sie einen ruhigen Abend und wimmelte die Kerle ab, die sich dann und wann zu ihr verirrten, um mit ihr zu flirten. Die Jungs waren mit feiern beschäftigt und so konnte sie wirklich einmal entspannen. Etwas Gesellschaft wäre natürlich nicht schlecht gewesen, doch man konnte meist nicht alles haben. Ihr Glas war inzwischen geleert und sie strich mit den Fingerspitzen leicht über den Rand des Glases, als der Wirt ihr einen neuen Drink hinstellte.

„Ich habe nichts bestellt“, wandte Nami ein. Sie hatte heute wirklich schon genug Geld ausgegeben und das billigste war dieser Laden nun auch wieder nicht.

„Der ist von ihr“, er deutete mit dem Finger über ihre Schulter und Nami wandte sich um. Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie Robin erkannte, die mit einem Lächeln zu ihr Blickte, während ihre Gesprächspartnerin auf sie einredete. Kopfschüttelnd wandte Nami sich ab und nahm einen Schluck von ihrem neuen Getränk. Diese Frau war wahrlich unmöglich. Es dauerte noch einen Augenblick, dann spürte sie eine Bewegung nehmen sich und sah zu Robin, die sich seufzend auf den Hocker neben ihr sinken ließ.

„Schon zurück?“ neckte Nami die andere, die an ihrem eigenen Glas nippte und dann völlig der Navigatorin zuwandte.

„Auch ich kann mich einmal irren“, sprach sie ruhig und zuckte mit den Schultern. Ein Blick über die eigene verriet Nami, dass die junge Frau alles andere als Begeistert über Robins verschwinden war. Nami beschloss allerdings nicht weiter darauf herum zu hacken und wandte sich lieber wieder Robin zu.

„Danke“, dabei deutete sie auf den Drink und lächelte die andere an.

„Gerne. Heute bist du wohl wirklich die beste Wahl in der ganzen Bar." Nami verzog etwas beleidigt das Gesicht bei diesen Worten.

"Nur heute?" Sicher, Robin meinte es nicht so und doch musste sie nun einen Moment darauf herum reiten. Robin zeigte ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, während sie sich nun leicht zu Nami beugte.

"Nein, gewiss nicht nur heute." Schmunzelnd wandte sich Nami wieder ihrem Glas zu, um einen Schluck zu nehmen, während sie aus dem Augenwinkel sah, wie Robin sich ihr nun gänzlich zuwandte.

"Aber das muss ich dir ja nicht sagen." Auch Nami wandte sich der anderen gänzlich zu und hob leicht eine Augenbraue.

„Baggerst du mich gerade an?“ Das war wohl nicht die Antwort, mit der Robin gerechnet hatten, denn sie blinzelte leicht und schien wirklich nach Worten suchen zu müssen.

„Wie kommst du darauf?“

„Du hast zumindest darüber nachgedacht, ich kenne diesen Blick Robin.“ Nun lächelte sie leicht undbeugte sich noch ein Stück weiter zu Nami herüber. Oft genug hatte diese die andere beobachtet, sie wusste genau, wie das lief und sie hielt das hier für keine sonderlich gute Idee.

„Sag bloß du nimmst mir das nun übel?“

„Ganz und gar nicht, ich fühle mich durchaus geschmeichelt“, gab sie schulterzuckend zurück.

„Aber?“ Nun, wo sie scheinbar offen über diese Möglichkeit sprachen schien Robin Blutgeleckt zu haben. Nami ahnte bereits, dass dies ein nicht allzu einfaches Gespräch werden würde.

„Aber ich kenne dich. Und offen gestanden bin ich nicht gewillt mich in dieser Hinsicht auf dich einzulassen.“

„Das heißt theoretisch hättest du Interesse.“ Diese Frau hörte wahrlich nur das, was sie hören wollte. Nami schüttelte leicht den Kopf und nippte an ihrem Drink.

„Spielt das eine Rolle? Ich bin nicht auf der Suche nach irgendeinem One-Night-Stand Robin. Nichts gegen dich, aber in dieser Hinsicht bist du einfach zu.. unbeständig und ich glaube das ist nicht das richtige für mich. Davon abgesehen würde es unser Zusammenleben nur unnötig komplizierter machen.“

„Es würde nur komplizierter werden, wenn wir es zulassen würden.“ Robin strich mit den Fingerspitzen über ihr Glas und blickte Nami fast schon etwas lauernd an.

„Finde dich einfach damit ab, dass du heute ausnahmsweise mal nicht das bekommst, was du willst.“

„Ich bekomme immer das was ich will Frau Navigatorin.“
 

***
 

Seufzend lehnte sie sich zurück und massierte sich mit der rechten Hand die linke Schulter. Seit zwei Tagen waren sie wieder unterwegs und sie hatte an diesem Abend endlich etwas Zeit gefunden, um an ihren Karten zu arbeiten.

„Noch wach Frau Navigatorin?“ Robin hatte das Zimmer betreten und schloss mit der einen Hand die Tür leise hinter sich, während sie in der anderen eine Tasse Kaffee hielt. Nami blickte über die Schulter zu ihr und nickte langsam.

„Ich wollte die Karte noch fertig machen, wenn ich schon einmal die Ruhe dazu habe“, erklärte sie. Es stimmte, normalerweise lag sie um diese Zeit meist im Bett. Sie wandte sich wieder ab und betrachtete ihre Karte etwas nachdenklich, um zu prüfen, ob sie zufrieden mit ihrer Arbeit war.

„Du solltest nicht so viel arbeiten“, hörte sie Robins ruhige Stimme hinter sich bevor sie ihre Hand auf der anderen Schulter spürte, die sie leicht massierte. Nami ließ ihre eigene Hand sinken und seufzte erneut auf.

„Irgendwann muss es doch gemacht werden.“ Robin beugte sich an ihr vorbei und stellte ihre Tasse Kaffee ab, so dass sie nun auch die andere frei hatte, um sich ihrer anderen Schulter zu widmen. Deutlich spürte Nami die Nähe der anderen hinter sich und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Dennoch schwieg sie und ließ Robin weiter machen, die leicht mit dem Daumen über ihren Hals strich und die Hand schließlich langsam um ihn herum nach vorne wandern ließ.

„Robin?“, murmelte sie schließlich vor sich hin und wusste nicht ganz, was sie von dieser Situation halten sollte. Seit diesem Abend in der Bar hatten sie das Thema nicht mehr angeschnitten und nun begann sie aus heiterem Himmel wieder damit und das nicht einmal in einem einfachen Gespräch.

„Du bist ziemlich verspannt“, hörte sie Robins ruhige Stimme über sich, während diese weiter machte und ihre Schultern sanft massierte. Die junge Navigatorin seufzte leise auf und beschloss sich vorerst nicht dagegen zu wehren. Irgendwie genoss sie es ja auch und was war an einer einfachen Massage schon falsch? Zudem hatte Robin leider mit ihrer Vermutung recht, sie hatte Interesse. Es beruhte nicht auf Gefühlen oder dergleichen, nein, es war reine Neugierde und Robin war eine atraktive Frau, wer könnte es ihr da schon verübeln? Dennoch war sie sich nicht sicher, ob sie sich wirklich auf einen solchen One-Night-Stand einlassen wollte. Hinzu kam, dass Robin ein Crewmitglied war und Nami vertrat die Auffassung, dass solche Beziehungen innerhalb der Bande nie etwas gutes zu bedeuten haben konnten. Sicher, sollten sich Gefühle entwickeln, so konnte man gegen diese nichts tun, doch das war noch einmal eine andere Geschichte. Ihr Gefühl sagte ihr einfach, dass es keine gute Idee war sich auf dieses Spiel einzulassen.

Robins schlanke Finger glitten weiter über ihre Haut, ihren Nacken hinauf, bis zu ihrem Haaransatz, langsam wieder hinunter, über ihre Schultern bis nach vorne zu ihrem Schlüsselbein. Dabei übte sie einen sanften, aber doch bestimmten Druck auf Namis Muskeln aus, was einen leichten Schmerz verursachte, aber dennoch dazu beitrug, dass sich ihre Muskeln langsam entspannten. Sie hielt die Augen weiterhin geschlossen, während sich eine angenehme Stille zwischen ihnen ausbreitete.

"Deine übliche Masche?" fragte Nami schließlich leise in die Stille hinein und vernahm über sich ein leises Seufzen, ehe Robin inne hielt.

"Ich bitte dich, was hast du nur für ein Bild von mir?"

"In dieser Hinsicht? Nun, du gönnst dir nicht gerade oft dieses Vergnügen, aber wenn du es tust, dann bist du eine eiskalte Verführerin, die ihr Opfer so lange umgarnt, bis sie bekommt, was sie will und es dann fallen lässt. Eine Art schwarze Wittwe."

"Auch wenn dieser Vergleich durchaus etwas an sich hat, muss ich zugeben, dass er mir nicht ganz gefällt." Nami lachte leise und bemerkte, wie sich Robin von ihr löste und wieder nach ihrer Tasse griff. Der Kaffee dürfte inzwischen kalt geworden sein. Dennoch nahm sie ungerührt einen Schluck, während sie um den Stuhl der Navigatorin herum ging und sich schließlich vorsichtig gegen den Schreibtisch lehnte.

"Das Prinzip ist dennoch das gleiche", gab Nami grinsend zurück und grinste weiter vor sich hin. Sie sprachen immer offen, auch über dieses Thema, daher wusste sie auch, dass Robin ihre unterschwellige Kritik vertragen konnte.

"Sie wissen alle, worauf sie sich einlassen."

"Bist du dir da sicher?" Nami zog leicht eine Augenbraue hoch. Wirklich glauben konnte sie es nicht, es war eine Sache es offen auszusprechen, eine andere war es, dies auch zu begreifen und für sich anzunehmen.

"Du scheinst es zumindest zu wissen." Wo sie recht hatte. Nami lächelte leicht, ehe sie sich dann doch von ihrem Platz erhob und leicht streckte. Dadurch, dass Robin an dem Schreibtisch lehnte, waren sie nun auf Augenhöhe und Nami musste ausnahmsweise nicht zu der anderen aufblicken.

"Das tue ich und genau deswegen werde ich mich nicht darauf einlassen." Robin streckte die Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, was Nami ein leichtes Lächeln entlockte, während sie ein wenig näher an die andere heran trat.

"Und das ist der einzige Grund?" sprach Robin leise, während ihre Hand langsam in den Nacken der Navigatorin wanderte, wo sie einen Moment verharrte.

"Wir gehörne zu einer Crew, wir sind Freunde und müssen bis auf weiteres jeden Tag in einem Zimmer leben, alles in allem denke ich, dass es unnötige Komplikationen mit sich bringen würde."

"Woher willst du wissen, dass es etwas kompliziertes wird?"

"Woher willst du wissen, dass es nicht so sein wird?" Inzwischen hatte Robin die andere sanft zu sich heran gezogen, dass Nami dicht vor ihr stand, ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Nami schluckte leicht, spürte Robins Atem auf ihrer Haut.

"Was wäre das Leben ohne Risiko?" Noch bevor sie etwas erwidern oder weiter über die Situation nachdenken konnte spürte sie die Lippen der anderen auf ihren eigenen, die sie in einen sanften Kuss verstrickten, bei dem Robin dennoch merklich die Richtung angab, in die es laufen sollte. Dennoch war es Nami, die sich zuerst löste und lächelnd den Kopf schüttelte.

"Genug für heute", meinte sie und löste sich von Robin. Ja, sie hatte den Kuss in gewisser Weise genossen und ihr Körper war keinesfalls abgeneigt, doch war das noch lange kein Grund, um nun nachzugeben.

"Nami.." sprach Robin sanft, einer der wenigen Augenblicke in denen sie die Navigatorin mit deren Namen anredete.

"Nein Robin", wehrte diese ab, während sich ein sanftes Lächeln auf die Lippen der Archäologin legte. Diese sah zu, wie Nami sich die fertige Karte nahm und diese zum trocknen aufging, etwas das sie eigentlich sofort hätte tun sollen.

"Es hat dir gefallen", nun war es an Robin sie zu necken, was dafür sorgte, dass die jüngere leicht die Augen verdrehte, während sie sich nun zu ihrem Schrank begab, wo sie sich ihre Schlafsachen heraus suchte und begann sich umzuziehen.

"Kannst du dir das ganze nicht einfach aus dem Kopf schlagen?" Robin schien einzusehen, dass es für den Moment genug war und begab sich schulterzuckend zu dem Stuhl neben ihrem Bett, auf dem ihre eigenen Sachen für die Nacht lagen.

"Ich könnte, wenn ich wollen würde", räumte sie schließlich ein, was Nami ein schweres Seufzen entlockte. Übersetzt bedeutete das, dass die andere nicht die geringste Lust dazu verspürte sich das ganze aus dem Kopf zu schlagen sondern viel mehr Blut geleckt hatte.

"Gute Nacht", gab Nami nur etwas entnervt zurück, ehe sie sich in ihr Bett legte und Robin den Rücken zu drehte, wobei sie das leichte Grinsen auf den Lippen der anderen gekonnt ignorierte.

"Gute Nacht Nami."

"Es liegt mir nicht aufzugeben."

Ein schweres Seufzen drang über ihre Lippen, während ihr Atem in kleinen, weißen Wolken vor ihrem Gesicht aufstieg. Inzwischen war es Abend geworden und um Robin aus dem Weg zu gehen, hatte Nami sich freiwillig für die Nachtwache gemeldet, etwas das sie normalerweise nie tat. Doch nach den Ereignissen des Morgens war Nami zu dem Schluss gekommen, dass es vorerst besser war, wenn sie sich nicht unbedingt alleine mit ihr in einem Raum aufhielt. Die meiste Zeit des Tages hatte sie bei ihren Orangenbäumen verbracht, hatte nachgedacht, die Situation von vorne bis hinten durchgekaut. Es war nicht einmal so, dass sie sonderlich viele Optionen hatte, doch Nami wusste, dass sie sich in diesem Fall selbst im Weg stand. Das, was sie von Anfang an hatte vermeiden wollen war eingetreten und hinderte sie nun daran sich von Robin fern zu halten.

Erneut seufzte sie auf und legte den Kopf in den Nacken. Einen Moment schloss sie die Augen. Sie stand an die Reling gelehnt da und zog die Decke etwas enger um ihren Körper. Eine Winterinsel war ihr nächstes Ziel und sie würden diese schon sehr bald erreichen, zumindest sprachen die Temperaturen, die sich seit dem späten Nachmittag eingestellt hatten Bände. Was genau sie dort erwarten würde wusste Nami nicht. Auf Couros befanden sich eher wenige, kleine Dörfer, keine Nennenswerte Regierung, das einzige was ihnen Probleme bereiten dürfte waren die schweren Witterungsbedingungen. Sie selbst konnte dem Winter nicht viel abgewinnen, die Kälte machte ihr jetzt schon zu schaffen und dabei hatten sie noch lange nicht den Tiefpunkt der Temperaturen erreicht. Auf Couros war es nun Winter, wie sie heraus gefunden hatte und so waren -15°C noch die wärmsten Temperaturen, die sie zu erwarten hatten. Der einzige, der von ihnen wohl seinen Spaß dort haben würde wäre Chopper, aber ihm gönnte sie das auch, auch wenn sie hoffte, dass sie bald wieder von dort verschwinden konnten. Das wichtigste war es ohnehin Ruffy davon abzuhalten, dass er sich in irgendwelche Schwierigkeiten begab, die er schier magisch anzuziehen schien.

„Du läufst vor mir davon.“ Leicht zuckte Nami zusammen und blickte zur Seite. Robin stand dort, in einen Mantel gehüllt und lächelte Nami fast schon belustigt an. Diese schnaubte leise und wandte den Blick wieder ab.

„Du bildest dir wirklich zu viel auf deine Person ein“, gab sie zurück und versuchte die andere zu ignorieren. Sie musste wieder in den Alltag zurück finden, ohne das Robin sie immer wieder ins Wanken brachte. So konnte es wahrlich nicht weiter gehen.

„Ich sehe keinen Grund, warum ich es nicht sollte.“ Nami verdrehte die Augen. Es war einfach unglaublich, wie viel Selbstbewusstsein diese Frau in dieser Hinsicht hatte. Wenn man sich aber ansah, wie Nami oder auch andere auf sie reagierten, dann war es wahrlich kein Wunder, dass sie solch eine Einstellung hatte. Sie hielt den Blick auf den Horizont gerichtet, während sie neben sich eine Bewegung wahr nahm, als Robin sich neben sie stellte.

„Du übernimmst nie die Nachtwache“, stellte Robin leise fest. Nami war sich durchaus im klaren darüber, dass sie es nie tat und wenn sie es tat, dann war es durchaus mehr als auffällig. Doch was sollte sie tun? Sie konnte mit dieser Frau nicht in einem Raum sein, nicht wenn sie alleine waren.

„Was willst du Robin?“ fragte sie schließlich etwas resignierend und sah zu der anderen. Ihr Verhältnis zueinander war in letzter Zeit alles andere als normal, geschweige denn konstant. Es war ein ständiges auf und ab, ein hin und her, welches Nami inzwischen wirklich zu anstrengend wurde.

Robin schwieg auf ihre Frage hin und machte auch sonst nicht gerade den Eindruck, als würde sie noch darauf antworten wollen. Nami schüttelte nur den Kopf und wandte ihren Blick wieder ab. Konnte es sein, dass sie selbst nicht wirklich wusste, was sie wollte? Nein, wohl kaum, immerhin sprach sie hier von Robin. Wenn jemand hier wusste, was er wollte, dann war es definitiv sie.

„Wann kommen wir an?“ Wie vermutet antwortete Robin nicht mehr auf ihre Frage. Nami hatte es inzwischen aufgegeben sich über solche Unterhaltungen aufzuregen, das brachte bei dieser Frau nichts und momentan hatte sie auch nicht die Kraft dafür.

„Bald. Morgen, übermorgen. Je nach Wind.“ Wenn sie gewollt hätte, dann hätte sie es vermutlich genauer bestimmen können, doch momentan sah sie dafür keinen Anlass. Das Wetter sprach für sich und da sie weder auf der Flucht waren noch Probleme mit dem Proviant hatten reichte diese Schätzung vollkommen. Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Robin leicht nickte und den Blick schweifen ließ.

„Warum bist du nicht oben in Zorros Trainingsraum und frierst lieber hier unten?“

„Mir ist nicht danach.“ Sie brauchte einfach frische Luft, später würde sie es sich sicherlich oben bequem machen, doch vorerst war es noch erträglich. Zumal sie ohnehin erst einmal Robin los werden wollte. Das alles behagte ihr wirklich nicht, auch wenn sie sich weigerte das offen zu zeigen.

„Findest du es wirklich in Ordnung?“

„Das du lieber frierst, anstatt im warmen zu sitzen?“

„Die Situation zwischen uns.“ Nun sah sie doch wieder zu Robin. Vielleicht würden sie heute in der Lage sein ein vernünftiges, ruhiges Gespräch zu führen, auch wenn Nami eher bezweifelte, dass es sie wirklich weiter bringen würde. So oft hatte sie es versucht, warum sollte es ausgerechnet heute mit Erfolg gekrönt sein? Nein, dahingehend machte sie sich nun wirklich keine Illusionen mehr.

„Ich meine, unsere Freundschaft leidet enorm darunter, das muss selbst dir klar sein.“, sprach sie weiter, als Robin nicht auf ihre Frage einging. Fragend sah sie die andere an, die einfach nur auf den Horizont hinaus blickte, wobei Nami nicht wusste, ob sie darüber nachdachte, oder ob sie ihre Worte einfach nur ignorierte.

„Wären deine Gefühle nicht, dann wäre die Situation wesentlich einfacher, wie du weißt.“ Seufzend wandte Nami sich wieder ab und drehte sich nun mit dem Rücken zur Reling, um sich gegen diese lehnen zu können.

„Warum können wir das alles dann nicht einfach vergessen und einfach so weiter machen, wie vorher?“

„Weil wir das, was zwischen uns vorgefallen ist nicht einfach so ungeschehen machen können. Sonst wäre es kaum nötig dieses Gespräch zu führen.“ Nami seufzte in sich hinein. Sie verstand die andere einfach nicht, verstand nicht, wo genau das Problem lag. Immerhin war Robin nicht diejenige von ihnen, die fälschlicherweise Gefühle entwickelt hatte.

„Warum nicht? Es war doch lediglich eine Affäre, es ging um Spaß und mehr nicht, oder?“ Robin sah sie nicht an, blickte auf das Meer hinaus, während Nami auf eine Antwort wartete, ehe sie tonlos seufzte.

„Dir ist das ernst“, stellte die andere schließlich fest.

„Das merkst du erst jetzt?“ Nami schnaubte leicht. Wie lange versuchte sie nun schon Robin klar zu machen, dass sie so nicht weiter machen konnte? Bisher war es nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen und nun, nun schien sie zu begreifen? Robin wandte sich ihr wider zu und sah sie mit einem nicht zu deutenden Blick an.

„Bisher hast du es nie mit dieser Überzeugung gesagt“, meinte die Archäologin nachdenklich und zuckte leicht mit den Schultern. Einen Moment dachte Nami darüber nach und musste zugeben, dass es stimmte, bisher hatte sie sich von Robin immer aus dem Konzept bringen lassen, doch das letzte Mal war vielleicht einmal zu viel gewesen. Wenn ihnen noch etwas an ihrer Freundschaft lag, dann mussten sie es beenden, so viel war sicher.

„Ich kann mich einfach nicht länger wie eines deiner Spielzeuge behandeln lassen, das funktioniert einfach nicht mehr. Und unserer Freundschaft schadet es nur.“

„Ich habe dich nie so gesehen.“

„Aber es hat sich so angefühlt.“ Schweigend sahen sie sich einen Moment an, ein Moment in dem Nami glaubte sie könne sich wieder in den Augen der anderen verlieren. Bevor dies jedoch geschehen konnte zwang sie sich den Blick abzuwenden. Sie starrte ins leere, vernahm eine erneute Bewegung neben sich, ehe sie spürte, wie Robin dicht neben sie trat.

„Und du willst wirklich, dass ich dich so einfach gehen lasse?“ Robins Nase strich über ihre Schläfe, wobei Nami seufzend die Augen schloss. Nein, wollte sie nicht. Aber sie wollte mehr sein, als nur eine Affäre, eine Spielerei für zwischendurch. Robin war eine Jägerin und ihre Beute war gerade dabei zu entkommen, da musste sie alle Register ziehen, das war Nami klar. Sie spürte Robins Finger an ihrem Kinn, wie sie dieses mit Daumen und Zeigefinger sanft umfasste, um ihr Gesicht zu sich zu drehen.

„Wenn dir auch nur das Geringste an unserer Freundschaft liegt dann... wirst du es tun“, sprach sie leise und blickte Robin ernst an, ehe sie es schaffte sich von dieser zu lösen und ein paar Schritte auf Abstand zu gehen.

„Wir haben auf diesen Gewässern andere Probleme. Ich bitte dich als Freundin, sehen wir ein, dass es ein Fehler war und lassen das Ganze auf sich beruhen.“ Schweigend sahen sich die beiden Frauen an. Robins Miene war unergründlich, wie schon so oft.

„Es liegt mir nicht aufzugeben, wenn ich etwas will.“

„Ich weiß“, Nami lächelte schwach. Sie wusste es nur zu gut, hatte sie es doch selbst zu spüren bekommen, wie stur Robin sein konnte. Doch das alles war nun nicht wichtig, sie hatte eine Entscheidung getroffen und dabei würde es bleiben.

„Gute Nacht Robin“, sprach sie dann noch, ehe sie sich abwandte.

„Gute Nacht“, war Robins ruhige Antwort. Nami wusste, dass sie ihr nicht folgen würde und das war auch besser so. Langsam kletterte sie die Takelagen hinauf. Wenn sie die ganze Nacht über draußen blieb, dann wäre das sicherlich nicht gesund, also zog sie sich in Zorros Trainingsraum zurück, der ihnen gleichzeitig als Krähennest diente. Hier war es deutlich wärmer, so dass Nami sich ihres Mantels entledigte und sich auf die Bank am Fenster sinken ließ. Ein schweres Seufzen drang über ihre Lippen, während sie sich über den Nacken strich. Das Licht hatte sie nicht eingeschaltet, so dass sie nun in völliger Dunkelheit saß. Ihre Gedanken begannen bereits wieder zu Robin zu gleiten, doch sie ermahnte sich zur Disziplin. Sie musste Nachtwache halten, das bedeutete, dass sie die Umgebung im Auge behalten musste. Sie durfte sich nicht ablenken lassen, nicht in dieser Nacht. Eigentlich gab es auch keinen Grund, warum sie sich noch Gedanken machen musste, immerhin schien die Angelegenheit mit Robin geklärt zu sein. Bald würden sie auf der nächsten Insel ankommen und konnten sich um andere Dinge kümmern. Von jetzt an konnte alles wieder so werden wie früher, oder nicht?

Murrend massierte sie massierte sie sich die Schläfe, ehe sie sich wieder den Fenstern zuwandte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die ganze Sache noch lange nicht geklärt war. Es wäre auch zu einfach gewesen und Robin gab normalerweise nie so schnell auf, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Oder war ihr ihre Freundschaft wirklich wichtiger, als diese Affäre? Die antwort darauf kannte nur Robin allein, so viel war sicher. Ebenso sicher war, dass diese sich nicht in die Karten schauen lassen würde, was bedeutete, dass Nami vorerst die Hände gebunden waren und sie zunächst abwarten musste, wie sich die Dinge entwickeln würde. Zwar war abwarten nicht gerade ihre Stärke, doch hier hatte sie erst einmal keine Wahl. Ihr Blick schweifte über den Horizont. Die See war ruhig, nichts war zu sehen. Eine kalte ruhige Nacht. Langsam legte sie die Arme um ihren Körper. Eines musste sie zugeben, sie hatte sich selten so einsam und leer gefühlt, wie in dieser Nacht.

"Es hat sich erledigt."

„Land in Sicht!“ Frankys Ruf war auf dem gesamten Schiff zu hören, so dass die Crew sich nach und nach an Deck versammelte. Natürlich war Ruffy der erste, der aufgeregt auf der Reling herum sprang und es kaum noch abwarten konnte, bis sie endlich da waren. Die Temperaturen hatten inzwischen einen deutlichen Tiefstand erreicht. Es hatte angefangen zu schneien und das Deck das Sunny war mit einer dünnen Schneeschicht überzogen.

Nami stand an der Reling. Sie trug einen langen, schwarzen Mantel, einen dicken Wollschal, so wie schwarze Handschuhe und ein paar dicke Stiefel. Zwar konnte sie die Kälte noch deutlich spüren, doch es war auszuhalten.

„Nami, wie lange noch?!“ Ruffy war völlig aus dem Häuschen und konnte sich kaum noch zurück halten. Für ihn war eine neue Insel gleichbedeutend mit einem neuen Abenteuer. Und davon konnte er bekanntlich nicht genug bekommen.

„Eine Stunde, höchstens. Also krieg dich wieder ein“, erwiderte sie leicht genervt. Das würde unter Garantie eine verdammt anstrengende Zeit werden. Eigentlich etwas, auf das sie momentan gut verzichten konnte. Doch wenn es um Ruffy ging, so konnte sie sich sicher sein, dass er den Ärger magisch anziehen würde. Besser man stellte sich jetzt schon darauf ein, als am Ende überrumpelt zu werden.

"Sanji, du kümmerst dich mit Robin und Chopper darum, dass wir unsere Vorräte vielleicht etwas auffüllen können. Franky, Lysop ihr bleibt hier und sorgt dafür, dass Brook und Ruffy erst einmal hier bleiben, bis wir mehr über die Insel wissen und Zorro.. du kommst mit mir."

"Wieso ich?!"

"Weil ich deine Schulden verdreifache, wenn du es nicht tust!" Wütend fluchend stapfte Zorro davon, während Nami mit einem zufriedenen Grinsen zurück blieb. Sie hatte ihn wirklich in der Hand und das nur, weil er seine Versprechen hielt und ein Ehrenmann war. Zumindest das musste man ihm zu gute halten.

„Bist du sicher, dass du mit dem Marimo los ziehen willst?“ Sanji war an sie heran getreten und sah sie etwas zweifelnd an. Sie sah ihn an und lächelte leicht.

„Mach dir keine Sorgen, es wird nichts passieren.“
 

„Das hast du ja ganz toll hin bekommen!“

„Wieso ich?! Du bist doch einfach abgehauen! Ich wäre locker mit dem Teil fertig geworden!“

„Es ist trotzdem deine schuld! Du solltest aufpassen und das hast du nicht!“ Wütend funkelten die beiden sich an. Dann wandte Nami den Blick ab. Sie saßen in einer winzigen Höhle, dicht voreinander, während draußen ein Schneesturm tobte. Sie hatten die Orientierung gänzlich verloren und nun hinaus zu gehen währe Wahnsinn gewesen. Und somit bedeutete dies, dass sie hier ausharren mussten, bis das Wetter wieder besser wurde. Das löste zwar noch nicht das Problem, dass sie keine Ahnung hatten, wie sie hier wieder weg kommen sollten. Bald würde es Nacht werden, was vermutlich hieß, dass sie bis zum nächsten Morgen hier ausharren mussten.

Nami hatte die Arme um ihren Körper geschlungen, so wie die Beine angezogen und doch spürte sie deutlich, wie die Kälte ihr unter die Haut kroch. Sie waren bereits den ganzen Tag unterwegs und nun saßen sie hier in einer Höhle aus Eis. Kein Wunder, dass ihre Kleidung nicht mehr ausreichte, um die Kälte abzuhalten. In ihren Augen hatten sie sich mal wieder in eine äußerst unangenehme Situation gebracht.

Langsam wandte sie den Blick von dem Schneetreiben ab, um zu Zorro zu blicken. Dieser hatte sein Auge geschlossen, die Arme vor der Brust verschränkt und rührte sich ansonsten nicht. Er schlief sicherlich nicht. So oder so war er momentan jedoch keine sonderliche Hilfe für sie. Ihm mochte diese Kälte nichts aus machen, doch sie war nicht so trainiert, wie er. Umso anfälliger war sie für die herrschenden Witterungen, ihr Körper begann bereits jetzt immer wieder zu zittern. Ihre Zehen fühlten sich eiskalt an, ebenso ihre Fingerspitzen. Ihr Körper begann auf die Temperaturen zu reagieren und das war kein besonders gutes Zeichen.

"Komm her." Zorros Stimme riss sie aus ihren Gedanken, wobei sie ihn verwirrt ansah, als er die Beine auseinander schob und die Arme ausbreitete, nachdem er seine eigene Winterjacke ausgezogen und sie auf dem Boden ausgebreitet hatte.

"Wie bitte?"

"Das kann sich ja keiner mit ansehen. Außerdem bringt Ruffy mich um, wenn ich seine Navigatorin erfrieren lasse", gab er nur ernst von sich.

"Du wirst dir selbst noch den Tod holen, wenn du so hier herum sitzt."

"Ich bin es gewöhnt, du nicht. Also hör auch hier herum zu zicken und komm her." Nami zögerte, doch sie wusste, dass er recht hatte. Also löste sie sich aus ihrer Position und rutschte an ihn heran, so dass sie sich mit dem Rücken gegen ihn lehnen konnte. Kurz darauf spürte sie, wie er seine Arme um sie legte und sie eng an sich drückte. Der Mantel unter ihr und Zorro in ihrem Rücken sorgten dafür, dass ihr sofort etwas wärmer wurde. Es war wesentlich angenehmer und das Zittern hörte langsam wieder auf. Dennoch, ob es die Nacht über reichen würde? Sie konnte es nicht sagen, doch eine Wahl hatten sie ohnehin nicht.

"Was läuft da eigentlich zwischen dir und Robin?" durchbrach Zorro schließlich die Stille. Sie spürte, wie er sein Kinn an ihrer Schulter abstützte.

"Nichts", antwortete sie wahrheitsgemäß. Inzwischen lief nichts mehr zwischen ihnen und das war auch gute so, zumindest wenn es nach ihr ging. Zwar würde es nicht einfach werden, doch es war das Beste für sie und etwas anderes zählte nicht. Ganz davon abgesehen war Zorro nicht gerade die erste Person, mit der sie normalerweise über so etwas redete, sofern sie es überhaupt tat.

"Natürlich nicht", gab er etwas sarkastisch von sich und schüttelte leicht den Kopf. Das Problem bei Zorro war, dass er mehr mitbekam, als man glauben mochte. Nami biss die Kiefer zusammen und schieg.

"Ich sehe, wie du sie ansiehst. Und dennoch schmeißt du dich diesen Kerlen an den Hals. Mir soll es ja egal sein, ist deine Sache, wenn du dich für so was her gibst aber das ist ja wohl ganz offensichtlich nicht das, was du willst."

"Das alles geht dich nichts an."

"So wie uns die Sache mir Arlong nichts anging? Du solltest inzwischen wirklich gelernt haben um Hilfe zu bitten, wenn du sie brauchst."

"Dabei kann mir aber niemand helfen."

"Warum, weil sie zu den wenigen Menschen gehört, die nicht auf solche Zicken wie dich stehen?" Sie konnte sein Grinsen förmlich hören, wobei sie nur schnaubte. Als ob das, das Problem wäre.

"Weil sie nicht auf feste Beziehungen steht." Nun pfiff er leise durch die Zähne. Erneut schwiegen sie und Nami spürte, wie ihr Körper sich ein wenig aufwärmte, während Zorro langsam über ihre Arme strich. Sie ließ ihn machen, immerhin schien es zu helfen. Langsam schloss sie die Augen und lehnte sich weiter gegen ihn.

"Seit wann gibst du so schnell auf?" fragte er schließlich. Eine Frage, die Nami nur ein verächtliches Schnauben entlockte.

"Was? Du lässt dich Jahre von der Fischfresse fertig machen, versuchst alleine dein Dorf zu retten und nun lässt du dich von einer Frau aufhalten, die behauptet sie wolle keine feste Beziehung?"

"Das kann man wohl kaum miteinander vergleichen. Was geht es dich überhaupt an?"

"Du legt ein ungesundes Verhalten an den Tag und das könnte nicht nur doch, sondern auch die ganze Crew in Gefahr bringen. Ruffy bekommt es nicht mit, ich schon. Irgendjemand muss dir ja ins Gewissen reden, es sei denn du willst es darauf anlegen, dass wir den Respekt vor dir verlieren." Feste biss sie die Kiefer zusammen. In gewisser Weise hatte er recht, das konnte sie nicht abstreiten und doch spielte es nun keine Rolle mehr. Die Sache mit Robin hatte sich erledigt und nun konnte alles wieder so laufen, wie früher. Zumindest versuchte sie sich das einzureden. Das es nicht ganz so einfach warm wie sie sich das vorstellte war eine andere Sache, über die sie einfach nicht nachdenken wollte. Sie wollte einfach, dass es wieder wurde wie früher und das sie das alles einfach hinter sich lassen konnte. War das zu viel verlangt?

„Du musst dir keine Sorgen machen, die Sache hat sich erledigt“, setzte sie noch nach. Der Zusammenhalt innerhalb der Crew sollte nicht wegen so etwas aufs Spiel gesetzt werden, da waren sie wohl einer Meinung. Ein nachdenkliches Brummen folgte von Zorro und zu Namis Erleichterung schien er es nun wirklich dabei belassen zu wollen. Ihrer Meinung nach gab es nichts mehr, worüber man hierbei reden musste. Vielleicht war sie normalerweise nicht der Typ, der aufgab, doch in diesem Fall war es immer noch besser, als daran kaputt zu gehen.
 

***
 

„Immer noch nichts?“ Sanji schüttelte leicht den Kopf, während sein Blick immer noch auf das Festland gerichtet war. Seine Miene war ernst, während er die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Seine ganze Haltung zeugte von deutlicher Anspannung.

„Du solltest rein kommen“, sprach Robin, die eine Tasse warmen Kaffees in den Händen hielt. Kurz hatte der Schneesturm nachgelassen, doch dies hielt nicht lange. Bereits jetzt konnte man deutlich spüren, wie der Wind erneut auffrischte und die Sicht wieder schlechter wurde.

„Ich bringe ihn um, wenn er zulässt, dass ihr da draußen etwas passiert“, sprach er nur, ehe er sich abwandte und sich auf den Weg in die Kombüse machte. Kurz sah sie ihm nach, ehe sie selbst den Blick auf die Insel richtete. Die beiden hätten schon vor Stunden wieder hier sein sollen, doch vermutlich hatte sie der Schneesturm überrascht. Inzwischen war es dunkel geworden und so hatten sie keine Chance sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Sie vertraute Zorro, er würde sie sicher zurück bringen und doch war ihr nicht völlig wohl bei diesem Gedanken. Mit einem leichten Kopfschütteln wandte sie sich ab und folgte Sanji in die Kombüse, wo die anderen beisammen saßen und Karten spielten, was so viel hieß wie, dass sie es versuchten. Ruffy schaffte es nicht das Spiel ohne zu schummeln über die Bühne zu bringen, was Lysop und Chopper dazu veranlasste zu versuchen ihre Karten in Sicherheit zu bringen, während Franky sich weitestgehend heraus hielt und Brook etwas auf seiner Geige spielte. Wenn man sie so ansah, dann kam man nicht auf den Gedanken, dass zwei ihrer Freunde vermisst wurden. Allerdings hatten sie alle in einem Punkt recht, sie alle waren nicht unerfahren und besonders Zorro konnte auf sich selbst aufpassen und würde es somit sicherlich auch schaffen auf Nami zu achten. Vermutlich würden die beiden bereits am nächsten Morgen wieder auftauchen.

Robin setzte sich an die Theke und beobachtete Sanji, nachdem sie ihren Mantel abgelegt hatte und sich nun wieder voll und ganz ihrem Kaffee widmete. Unterdessen war Sanji dabei den Abwasch zu machen. Er wirkte deutlich angespannter als sonst.

„Du solltest dir keine Sorgen machen“, sprach sie schließlich leise, auch wenn sie davon ausgehen konnte, dass die anderen ohnehin keine Notiz von ihnen nahmen.

„Wieso nicht, du machst dir doch auch welche“, gab er nur zurück, während er begann das saubere Geschirr weg zu räumen. Robin erwiderte nichts darauf, sondern sah ihn nur ausdruckslos an, während Sanji sich ihr nun wieder zuwandte und sie ernst ansah.

„Das ist das erste Mal seit Wochen, dass ich das bei dir sehe. Was ist nur los mit euch beiden?“

„Ich sagte dir bereits, dass alles in Ordnung ist.“

„Du warst schon einmal besser darin mich anzulügen“, sprach er und lächelte schwach, während er sich eine Zigarette zwischen die Lippen steckte und sich diese anzündete.

„Ich verstehe nur nicht, wieso du so sehr versuchst diese Tatsache zu verbergen.“

„Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst“, wandte sie nur ein und nahm einen Schluck aus ihrer Tasche.

„Wann wirst du endlich lernen, dass es manchmal besser ist über seine Probleme zu reden..“ Sanji seufzte resignierend und wandte sich ab. Robin schwieg und wandte den Blick ab, um hinaus zu blicken. Draußen tobte bereits wieder der Schneesturm, ein Abbild ihres inneren. Etwas das nur niemand wissen durfte.

"Die Augen einer Frau lügen nie!"

"Du bist schon wach?"

"Ich brauche nicht sonderlich viel Schlaf, wie du weißt." Sanji begab sich zur Kaffee Maschine, um sich selbst eine Tasse einzuschenken, während er nachdenklich zu Robin schielte, die mit einer eigenen Tasse und einem Buch an der Theke saß und sich ganz auf das geschriebene zu konzentrieren schien.

"Ich habe auch kaum geschlafen", stellte er fest und gab etwas Zucker in seine Tasse. Die Ältere reagierte nicht auf seine Worte, als habe sie ihn gar nicht erst gehört. Innerlich seufzte er. Nach all der Zeit war sie in mancherlei Hinsicht immer noch sehr verschlossen, besonders dann, wenn es um ihre eigenen Gefühle ging.

"Es ist nichts falsches daran, wenn du dir Sorgen machst", sprach er weiter, während er sich nun zu ihr gesellte und sich dabei eine Zigarette ansteckte. Eigentlich sollte er langsam mit den Vorbereitungen für das Frühstück beginnen, doch vielleicht gab es Dinge, die gerade mehr nach seiner Aufmerksamkeit verlangten. Forschend sah er sie an, bis sie schließlich leise aufseufzte und das Buch zur Seite gab, um seinen Blick ausdruckslos zu erwidern.

"Worauf willst du hinaus, Herr Koch?" Wenigstens redete sie nicht um den heißen Brei herum, was ihm ein flüchtiges Lächeln entlockte.

"Darauf, dass du nicht schon hier sitzen würdest, wenn Namilein friedlich in ihrem Bett liegen würde."

"Und das nimmst du an, weil..?"

"Du vergisst, dass Frauen meine Leidenschaft sind. Und die Augen einer Frau lügen nie, ich kenne diesen Blick Robin." Für einen Moment sahen sich die beiden schweigend an, ehe Robin den Blick abwandte und sich wieder ihren Kaffee zuwandte. Aufmerksam beobachtete er die Archäologin, die auch jetzt nicht hinter ihre Fassade blicken ließ. Er nahm einen Zug von seiner Zigarette und schwieg erst einmal. Seit sich Namis Verhalten geändert hatte, hatte er die beiden Frauen aufmerksam beobachtet. Doch nicht nur er, bei dem ein oder anderen hatte er bemerkt, dass sie aufmerksam geworden waren. Allerdings verstand niemand von ihnen, was genau wirklich los war. Insgeheim hoffte er ja, dass der Marimo Erfolg hatte, auch wenn er es bezweifelte. Entweder er hatte keine Gelegenheit, oder er verbockte es einfach. Allerdings konnte Sanji gerade nicht behaupten, dass es bei ihm wesentlich besser lief. Robin zu knacken war wirklich eine harte Nummer.

"Es ist offensichtlich, dass zwischen euch etwas nicht stimmt. Warum wollt ihr euch nicht helfen lassen?"

"Du irrst dich, es ist alles in Ordnung", sprach sie, ohne ihn anzusehen. Sanji seufzte bei dieser Antwort hörbar auf und schüttelte leicht den Kopf. Diese Frau war wirklich nicht zu knacken, wenn sie es nicht wollte. Die Frage war nur, ob man ihren Worten wirklich Glauben schenken konnte, oder ob sich diese unterschwellige Stimmung zwischen den beiden sich irgendwann auf die ganze Crew auswirken könnte.

"Du musst mir nicht die Wahrheit sagen, aber lüg mich nicht an Robin." Er wandte sich seinem eigenen Kaffe zu und begab sich mit diesem langsam zum Tisch, wo er sich an seinem gewohnten Platz nieder ließ, ein Bein über das andere schlug und nachdenklich vor sich hin blickte. Wie sollte er es nur schaffen etwas aus ihr heraus zu bekommen? Es war wirklich nicht einfach, doch aufgeben kam eigentlich nicht in Frage. Also musste er sich wohl oder übel etwas anderes überlegen, auch wenn er noch nicht sicher war, wie genau das aussehen sollte. An diesen beiden Frauen lag ihm wahrlich viel und er würde wirklich alles für sie tun, wenn sie nicht beide so unheimlich stur wären. Er kannte dieses Verhalten von beiden nur zu gut. Bei beiden hatte es eine Situation gegeben in der sie sich bis zum letzten geweigert hatten ihre Hilfe anzunehmen. Mit wehmütigem Blick erinnerte er sich daran, wie Nami reagiert hatte, als sie auf ihrer Insel aufgetaucht waren, wie sie versucht hatte sie weg zu schicken und wie sie schließlich hatte erkennen müssen, dass sie sie brauchte. Bei Robin war es ähnlich gewesen, sehr ähnlich. Vermutlich hatten die beiden keine Ahnung, wie ähnlich sie sich doch waren, auch wenn sie sich auf den ersten Blick grundlegend unterschieden. Er hatte sich geschworen nie wieder zuzulassen, dass man einer der beiden so weh tat, nie wieder zu sehen, wie eine von ihnen weinte. Momentan allerdings, fühlte er sich so hilflos wie damals. Es ging um etwas völlig anderes, er wusste nicht einmal was genau das Problem war und doch, es fühlte sich genauso an. Dieser Punkt war es wohl, der ihm am meisten Sorgen bereitete.

Er hörte, wie Robin sich erhob und blickte wieder zu ihr, als sie sich in die Küche begab, um sich nachzuschenken. Sie strahlte völlige Ruhe aus, so als sei alles wie immer und doch, wenn er in ihre Augen sah, dann wusste er, dass etwas nicht stimmte. Etwa zeitgleich mit Namis merkwürdigem Verhalten der Männerwelt gegenüber hatte sich der Ausdruck in ihren Augen verändert, zumindest wenn es um die junge Navigatorin ging. Was verband die beiden nur? Welches Geheimnis hatten sie, dass sie es niemandem von ihnen anvertrauen konnten?

"Ihr habt eine Affäre!" stieß er mit einem Mal völlig fassungslos aus. Robin, die über diese Erkenntnis ebenso schockiert war, wie Sanji selbst verschluckte sich an ihrem Kaffee und musste einige Male husten, ehe sie sich wieder beruhigt hatte. Perplex und sichtlich aus der Fassung gebracht starrte sie den Koch an, der allerdings nicht so recht auf sie achtete.

"Natürlich! Was sollte es auch sonst sein! Ihr habt eine Affäre, alles läuft gut und dann geht etwas schief. Hat sie einer von euch beendet? Nami stürzt sich aus lauter Frust und andere Affären und du tust so, als wäre es dir mehr als nur egal, obwohl deine Augen genau zeigen, dass es dich mehr als nur stört! Das ist die einzig logische Erklärung und darum wollt ihr es uns auch nicht sagen. Ihr wollt nicht, dass wir wissen, dass ihr etwas miteinander hattet!" Kaum, dass er seine Gedanken ausgesprochen hatte sah er grinsend zu der Älteren, die sich nun langsam wieder gefangen hatte und versuchte weiterhin eine möglichst gleichgültige Miene aufzusetzen. Allerdings reichte dies schon, um Sanji zu sagen, dass er recht hatte.

"Sag mir das es nicht so ist und ich lasse dich in Frieden. Und zwar so, dass ich es dir glaube", forderte er die andere auf, die nun merklich zögerte, ehe sie mit ihrer Tasse nun ebenfalls zum Tisch kam und sich an diesen setzte. Eine ganze Weile sah sie schweigend in die schwarze Flüssigkeit vor ihrer Nase.

"Fast. Sie hat es erst in der Nacht beendet, ehe wir hier ankamen."

"Das verstehe ich nicht", gestand er nun, da dieses ganze Verhalten nun immer noch nicht wirklich zusammen passte. Robin Seufzte tonlos auf und rieb sich angestrengt über den Nasenrücken. Ganz offensichtlich wollte sie nicht mit ihm darüber sprechen.

"Das alles hat einfach nicht mehr funktioniert."

"Das steht außer Frage, sonst säßen wir nicht hier."

"Ihr wäre etwas lieber, das über eine Affäre hinaus geht. Wir haben es nicht geschafft auf einen Nenner zu kommen und nun stehen wir eben da, wo wir stehen. Das Ganze ist vorbei und damit hat sich das alles erledigt." Sanji schüttelte den Kopf und dachte einen Moment nach. Nun wusste er zwar, was los war, doch so einfach konnte das alles nicht sein, da lag eindeutig mehr dahinter.

"Und ich wäre dir dankbar, wenn wir das alles nun auf sich beruhen lassen könnten."

"Machst du es dir damit nicht ein bisschen einfach?"

"Ich wüsste nicht, was es da noch zu besprechen gäbe."

"Wie wäre es mit der Tatsache, dass du offenbar nicht begeistert darüber zu sein scheinst."

"Sanji! HUNGER!" Vermutlich war es Robins Glück, dass ihr Käpt‘n ein so verfressenes Monster war, ansonsten hätte dieses Gespräch sicherlich noch in eine unangenehme Situation münden können. So war Sanji allerdings gezwungen sich seinem Käpt'n zuzuwenden, der gerade in die Kombüse gestürmt kam und lautstark nach etwas essbarem verlangte.

"Halt den Rand!" fauchte Sanji, der sich nun entnervt abwandte und seine Arbeit fortsetzte. Robin atmete unterdessen tief durch und erhob sich von ihrem Platz, um sich langsam aus der Kombüse zu begeben. Es hatte ihr nicht gefallen, welche Richtung ihr Gespräch mit Sanji genommen hatte. Noch weniger gefiel ihr allerdings die Tatsache, dass Nami und Zorro immer noch nicht aufgetaucht waren.

Kaum, dass sie den Raum verlassen hatte umfing die Kälte ihren Körper. Zwar hatten die beiden sich dem Wetter entsprechend angezogen, doch eine Nacht dort draußen war nicht gerade das, wofür sie ausgelegt waren. Während ihr Blick über das Deck glitt erkannte sie Chopper, der auf der Reling saß und in Richtung der Insel blickte. Langsam trat sie an den kleinen Arzt heran, der kurz zu ihr hinauf blickte, jedoch hüllten sich beide in Schweigen und richteten ihre Blicke lieber wieder auf die Insel vor ihnen.

"Ich denke, ich werde sie suchen gehen", durchbrach der Kleine schließlich die Stille und erhob sich.

"Denkst du, das ist eine kluge Idee?"

"Meine Nase wird sie finden und mir macht die Kälte nichts aus. Im Gegensatz zu euch kann ich sehr gut hier leben. Und da es nun wieder Tag ist und das Wetter sich gebessert hat kann ich es vermutlich riskieren." Der kleine schien zuversichtlich zu sein, was Robin ihm gewiss nicht absprechen wollte. Zudem musste sie ihm zustimmen, mit ihm hatten sie die besten Chancen die beiden zu finden.

"Franky baut schon die ganze Zeit an einem Schlitten. Den kann ich dann ziehen und wenn mich noch jemand begleitet, dann haben wir trotzdem genug Platz, um sie schnell wieder zurück zu bringen."

"Ihr scheint schon alles geplant zu haben", stellte Robin etwas nachdenklich fest. Ein Suchtrupp, bestehend aus Chopper und einer weiteren Person. Das hörte sich durchaus vielversprechend an so das sie sich vermutlich keine weiteren Gedanken um die ganze Sache machen musste. Oder?

"Alles okay?" Robin nickte leicht, während sie die Augen geschlossen hielt und sich den Nasenrücken massierte. Wahrlich keine einfache Sache, doch wenn sich die Jungs nun darum kümmerten, dann sollte sie sich wirklich anderen Dingen zuwenden. Das sie mit diesem Verhalten vor allem vor dem eigentlichen Problem davon lief, das konnte sie gekonnt ignorieren, reichte es doch wenn man sich sagte, dass sie bisher alles in den Griff bekommen hatten und das hier wahrlich nicht zu den gefährlichsten Dingen gehörte, die sie hatten durchstehen müssen.

"Ich bin in der Bibliothek, wenn ihr mich brauchen solltet." Damit wandte sie sich ab und ließ den Kleinen alleine zurück, der ihr doch etwas verwirrt nachblickte.
 

"ROBIN! SIE HABEN SIE GEFUNDEN!" Ruffys Schrei hallte über das ganze Schiff, offenbar war es zu anstrengend seine Füße zu benutzen und Robin auf normalem Wege zu holen oder darüber zu informieren, dass sie sie gefunden hatten. Kurz warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war später Nachmittag und trotz Choppers Nase und dem Schlitten hatte die Suche doch um einiges länger gedauert, als zunächst angenommen. Mit einem Seufzen erhob sie sich, durchaus bemüht ihre Bewegungen ruhig und kontrolliert wirken zu lassen, wie es bei ihr immer der Fall war.

Als sie an Deck kam war niemand zu sehen, die lauten Stimmen und die Abdrücke im Schnee verrieten ihr allerdings, dass man sie vermutlich in Choppers Krankenzimmer gebracht hatte. Mit bedachten Schritten begab sie sich ebenfalls dorthin, konnte aber bereits auf dem Gang Sanjis aufgebrachte Stimme vernehmen.

"Hat das Arschloch sie etwa angerührt?!"

"Ich hab gar nichts getan!"

"Schnauze Marimo! Wenn du es gewagt hast Namilein anzurühren, dann bringe ich dich um!" ¬Sie erreichte die kleine Gruppe, die vor dem Krankenzimmer stand und blieb in einer gewissen Entfernung zu den beiden streitenden stehen. Ruffy saß lachend auf dem Boden, während Lysop bei ihr stand und tonlos in sich hinein seufzte.

"Was ist passiert?" fragte sie den Schützen, der über die Schulter zu ihr blickte.

"Sie haben die beiden in irgendeiner Höhle gefunden. Laut Sanji nackt", sprach er leise und wandte sich dann wieder dem wütenden Koch zu, der sich wohl nicht so schnell wieder beruhigen würde. Auch Robin wandte sich wieder den beiden zu, darauf bedacht ihrer Mimik möglichst wenig Ausdruck zu verleihen.

"Wie geht es ihr?"

"Zorro hat das weit besser überstanden. Chopper sagt es geht ihr so weit gut, aber sie ist leicht unterkühlt. Zumindest nichts zu dramatisches." Sie schienen Glück gehabt zu haben, auch wenn Robin sich fragte, ob das wirklich schon alles gewesen war. Sie blickte wieder zu Zorro uns Sanji, die sich immer noch lautstark stritten. Dabei konnte sie nur mit dem Kopf schütteln und schob sich schließlich an ihnen vorbei, klopfte kurz an der Tür zum Krankenzimmer, ehe sie eintrat. Nami lag dort im Bett, Chopper saß neben ihr und schien noch einmal zu überprüfen, ob sie nun wirklich gut eingepackt war.

„Haben die sich immer noch nicht ein bekommen?“ Er seufzte auf und rutschte von dem Stuhl hinunter, ehe er auf Robin zu kam. „Nur kurz, sie muss schlafen.“ Die Ältere nickte nur und wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte. Kurz darauf hörte man von draußen noch einmal lautes Gebrüll, ehe Stille einkehrte. Kopfschüttelnd wandte sie sich von der Tür ab und trat langsam an das Bett heran, in dem die junge Navigatorin lag. Träge sah diese zu ihr hinauf und lächelte schwach.

„Wie geht es dir?“

„War schon mal besser.“ Man konnte es ihr deutlich ansehen, aber zumindest hatte sie ihr Lächeln noch nicht verloren, was hieß, dass es ihr wohl bald wieder besser gehen dürfte.

„Du solltest schlafen, ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“ Nami nickte kaum merklich, hatte die Augen bereits wieder geschlossen. Robin war nicht sicher, ob sie noch mit bekam, wie sie sich neben ihr auf den Stuhl setzte, doch das spielte erst einmal keine Rolle. Während die junge Frau wohl inzwischen eingeschlafen war saß Robin da und beobachtete sie schweigend und auch wenn sie es nicht wollte, ihre Gedanken glitten immer wieder zu einer Frage zurück. Hatte dieser Kerl sie angerührt?

"Was hast du zu verlieren?"

"Was ist passiert?"

"Der scheiß Topflappen!" Zorro begab sich langsam zu ihrem Bett und ließ sich auf den Stuhl sinken, der neben diesem stand. Einen Moment herrschte Stille, dann seufzte Nami tonlos in sich hinein. Sie hatte befürchtet, dass es nicht gerade angenehm werden würde, nachdem Chopper und Franky sie gefunden hatten, doch das es solche Ausmaße annahm? Nein, damit hatte sie nicht unbedingt gerechnet.

"Er wird sich schon wieder einkriegen." Zorro schnaubte verächtlich und irgendwie konnte sie ihm diese Reaktion nicht verübeln. Ihre Worte hatten selbst in ihren eigenen Ohren eher zweifelnd geklungen.

"Du hast ihn noch nicht erlebt. Der Idiot rastet schon völlig aus, wenn er mich nur sieht."

"Ich habe ihm bereits gesagt, dass da nichts war."

"Offenbar scheint er das anders zu sehen." Natürlich. Nami musste ja selbst zugeben, dass die Situation in der man sie vorgefunden hatte nicht unbedingt für sie sprach, doch selbst wenn da etwas gewesen wäre, was würde es für einen Unterschied machen? Letztlich waren sie alle erwachsen und jeder von ihnen konnte selbst entscheiden, was er für richtig hielt. Und wenn sie beide etwas miteinander haben wollte, warum nicht? Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück, während sie die Beine an ihren Körper zog.

"Wieso bist du eigentlich noch hier?" Chopper hatte sie über Nacht beobachtet und nun wo sie wieder bei Kräften und ausgeruht war sollte man doch meinen, dass sie wieder raus durfte. Dem war auch eigentlich so, jedoch musste sie zugeben, dass ihr noch nicht der Sinn danach stand den anderen über den Weg zu laufen. Denn das, was sie hörte war nicht gerade positiv.

"Wie reagieren die anderen darauf?" stellte sie die Gegenfrage, anstatt weiter auf seine Worte einzugehen. Wohl wissend, dass es nichts bringen würde, wenn er weiter bohrte, verzog Zorro das Gesicht und zuckte mit den Schultern.

"Den meisten ist es recht egal und sie geben auch nichts auf Sanjis Worte."

"Den meisten?" Sie zog leicht die Augenbraue hoch und musterte ihn etwas fragend. Zorro strich sich über den Nacken und schien darüber nachzudenken, wie er es am besten formulieren sollte. Sie wartete geduldig, ob noch eine Antwort kommen würde. Seit sie dort draußen in dieser Höhle gekauert hatten musste sie zugeben, dass er nicht gerade der schlechteste Zuhörer war auch wenn sie ihm das natürlich nie sagen würde.

"Nun, es ist nur ein Gefühl, sie benehmen sich alle wie immer, mal abgesehen von dem Giftmischer. Ich habe nur das Gefühl, dass er nicht der einzige ist, der versucht mich mit seinen Blicken umzubringen."

"Und wer sollte noch dieses Ziel verfolgen?"

"Drei Mal darfst du raten." Sie zog eine Augenbraue hoch, da ihr nur eine Person einfiel. Und doch schien es bei ihr ebenso abwegig zu sein, wie bei den anderen, so dass Nami nur den Kopf schüttelte. Nein, warum auch? Das würde keinen Sinn ergeben und wenn sie ehrlich war, dann wollte sie sich auch nicht fragen, was in ihr vor sich ging. Sie bekam Kopfschmerzen und wusste, dass sie weitere Gedanken zu dem Thema auch nicht weiter bringen würden. Im Gegenteil. Robin war und blieb ein verdammtes Rätsel und auch wenn Nami genau wusste, was sie empfand und das sie sicherlich nichts gegen diese Regungen seitens der Archäologin hatte, so wusste sie auch, dass ihre eigenen Gefühle nicht mehr ertrugen. Sie hatte nicht ohne Grund einen Schlussstrich gezogen, hatte sie nicht umsonst von sich gestoßen, und sich zurück gezogen. Sie würde daran zu Grunde gehen und davor musste sie sich selbst bewahren.

"Ihr solltet dringend reden."

"Wozu? Ich habe dir doch gesagt, dass ich das zur Genüge versucht habe. Sie will es nicht, das hat sie mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben und ich bin nicht bereit auf jemanden zu warten, den ich offenbar ohnehin nicht bekommen kann oder den ich nur dann bekomme, wenn ich ihn mit anderen Teile und mich damit zufrieden gebe das meine Gefühle immer stärker sein werden, als die Ihrigen." Leicht neigte er den Kopf zur Seite. Ja, er hatte sie wirklich dazu gebracht zu reden, ihm zu sagen, was vorgefallen war, was die beiden Frauen verband und gleichzeitig voneinander trennte. Viel hatte er nicht zu der ganzen Sache gesagt, vermutlich wusste er auch nicht weiter, genau wie sie selbst und so war es letztlich das einfachste für alle, wenn man sich mit dem zufrieden gab, was man vor alledem gehabt hatte.

"Du willst sie wirklich aufgeben?"

"Du kennst sie, sie ist keine Frau, die man an etwas binden kann. Nicht so."

"Und du bist keine Frau, die ein nein so einfach hinnimmt. Was ist nur los mit dir?" Sie wandte den Blick ab. Er hatte ja recht, Nami war stur wie jeder hier, jeder war auf seine Weise stur und was Nami anging, nun für gewöhnlich bekam sie das, was sie wollte. Sie konnte sich selbst nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal einfach so aufgegeben hatte.

"Und was soll ich deiner Meinung nach tun?" Zorro zuckte mit den Schultern. Seufzend wandte Nami den Blick ab und schloss die Augen. Sie wusste einfach nicht, ob sie die Kraft dafür hatte und selbst wenn, brachte es überhaupt etwas? Robin machte nicht den Eindruck, als gäbe es da auch nur die geringste Chance, tat es ihr also wirklich gut, wenn sie sich noch weiter damit befasste? War es nicht besser, wenn sie endlich aufhörte sich selbst zu verletzen?

"Kämpfen."

"Was?" Verwirrt sah sie wieder zu Zorro, der ihren Blick ernst erwiderte.

"Kämpf um sie. Ich habe zwar keine Ahnung, warum sich jemand in dich geldgeile Zicke verlieben sollte aber.. wer weiß, vielleicht kann sie ja etwas sehen, was wir anderen nicht sehen. Aber so wie du dich momentan anstellst werden wir das wohl nie erfahren."

"Zorro.."

"Was hast du zu verlieren?"

"Mein Herz."

"So wie ich das sehe, hast du es längst verloren." Nami verzog das Gesicht, sagte aber nichts weiter dazu. Leider hatte dieser Idiot in dieser Angelegenheit recht, auch wenn sie das so nicht zugeben würde. Zumindest schien er zu verstehen, dass sie das Thema nun nicht weiter vertiefen wollte, Und während sie nun auf Chopper warteten hüllten sie sich in Schweigen, was natürlich nicht bedeutete, dass Nami sich nicht weiterhin den Kopf über dieses Thema zerbrach.
 

"So, das sollte erst einmal alles sein." Chopper ließ von Sanji ab, während dieser weiterhin zähneknirschend auf einem Stuhl in der Kombüse saß und sich bisher nur bedingt wieder beruhigt hatte. Ohne das Chopper noch weiter auf den Koch einging machte er sich auf den Weg nach unten, um sich nun um Zorro zu kümmern. Kaum war der Kleine verschwunden schlug Sanji wütend mit der Hand auf den Tisch.

"Wieso lässt er diesen Idioten zu ihr?! Hat er nicht schon genug angerichtet?!" Robin, die bisher mit ihrem Kaffee beschäftigt gewesen war nahm nun ihre Tasse und begab sich zu Sanji und ließ sich neben diesen auf einen Stuhl sinken.

"Ich verstehe nicht, wieso du dich so aufregst. Die beiden sind alt genug, um selbst zu entscheiden, was sie für richtig halten", sprach die Ältere ruhig und erntete dafür einen verstimmten Blick des Blonden.

"Und ich verstehe nicht, wie du so ruhig bleiben kannst!" Ohne zu antworten trank sie einfach einen Schluck. Seit Sanji davon erfahren hatte kam er nicht mehr zur Ruhe und sobald er Zorro zu Gesicht bekam rastete er völlig aus. Sie konnte es nicht ganz verstehen, als er von Nami und ihr erfahren hatte, hatte er auch nicht so einen Aufstand gemacht. Oder lag es daran, dass sie eine Frau war? Oder ging es einfach darum, dass es Zorro war, der Nami möglicherweise angefasst hatte?

"Ist es dir wirklich völlig egal?" Er sah sie ernst an, die Wut konnte man immer noch in seinen Augen erkennen, dennoch bemühte er sich ruhig zu bleiben, da sie ganz offensichtlich nicht der Grund für seinen Ärger war. Kopfschüttelnd nahm sie noch einen Schluck Kaffee, ehe sie die Tasse wieder auf dem Tisch abstellte und sie etwas von sich schon.

"Wie ich bereits sagte sind die beiden alt genug, um zu wissen, was sie tun." Sie wollte das Thema nicht weiter vertiefen, auch wenn sie an sich nicht wusste, was die junge Navigatorin an Vorzügen an dem Schwertkämpfer fand und weswegen sie diesen Kerl ihrer Wenigkeit vorzog, doch das war ein anderes Thema. Auch darüber wollte sie nun wirklich nicht nachdenken, dieses Thema bestimmte ihren Alltag alleine durch die Kämpfe zwischen Zorro und Sanji bereits viel zu sehr. Wenigstens war Sanji zu aufgebracht, um ein ruhiges Gespräch mit ihr zu führen, so dass er sich einfach nur zähneknirschend erhob und sich wieder an seine Arbeit machte. Immerhin wollte das Abendessen vorbereitet werden. Robin würde es nicht wundern, wenn Zorro eine wenig liebevolle Mahlzeit bekommen würde, auch wenn Sanji trotz allem keine Nachsicht walten lassen würde. Es blieb abzuwarten, ob die junge Navigatorin ihnen heute wieder Gesellschaft leisten würde und man würde wohl auf Antworten warten. Zorro hatte ihnen zwar mehrfach zu verstehen gegeben, dass nichts zwischen den beiden gelaufen war, doch es gab immer noch Zweifel innerhalb der Crew. Besonders, wenn man Namis Verhalten in den letzten Wochen bedachte fiel es nur schwer zu glauben, dass da nichts gewesen sein sollte. Was Robins eigene Meinung zu der Sache anging so war sie sich nicht sicher. Eigentlich glaubte sie es nicht, nicht in so einer Situation, doch wenn sie an das Gespräch mit Nami zurück dachte..
 

"Was macht Sanji da für ein Theater?" Namis Stimme war schwach, doch sie schien nicht wirklich schlafen zu können. Robin seufzte in sich hinein, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und warf einen kurzen Blick über die Schulter, Richtung Tür. Dann wandte sie sich wieder Nami zu, die die Augen immer noch geschlossen hatte.

"Du hast mit Zorro geschlafen?" Diese Frage ließ sie nun doch die Augen öffnen. Einen Moment sahen die beiden Frauen sich schweigend an, ehe Nami aufseufzte und den Blick abwandte und gen Decke blickte. Robin wartete einfach, auch wenn sie nicht wusste, wie sie dieses Schweigen deuten sollte. Eine stumme Bestätigung? Oder wusste sie einfach nicht, ob sie mit Robin über dieses Thema sprechen wollte?

"Warum sollte ich das tun? Und warum spielt es eine Rolle?" Ein Einfaches nein hätte auch gereicht, doch dies sprach Nami nicht aus. Kaum merklich zog Robin die Augenbrauen zusammen, während sie versuchte in der Mimik der jungen Frau etwas zu entdecken, dass ihr einen Hinweis darauf gab, was in ihr vor ging. Doch für den Moment konnte sie es wirklich nicht sagen, Namis Miene war unergründlich.

"Es spielt keine Rolle." Erwiderte Robin schließlich. Was sonst? Ihre Beziehung war inzwischen geklärt und so hatte sie keinerlei Anspruch mehr darauf etwas zu diesem Thema zu sagen, sofern sie diesen überhaupt je gehabt hatte. Davon abgesehen hatte sie sich bisher auch nie zu diesem Thema geäußert, warum sollte sie es nun tun?

"Gut." Mehr kam nicht mehr von der Navigatorin. Alles weitere würde sie wohl nur noch mit Sanji aus machen, wenn sie wieder hier raus war und da sie endlich schlafen sollte schwieg Robin nun auch, saß einfach nur neben ihr, beobachtete die feinen Gesichtszüge, die sich schließlich entspannten und ihr verrieten, dass Nami endlich eingeschlafen war.
 

Ja, wenn sie an dieses Gespräch dachte, dann war sie sich da nicht mehr so sicher. Dennoch war es falsch sich nun Gedanken darüber zu machen, sie sollte es nicht tun, also versuchte sie ihre Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken und beobachtete den jungen Koch bei seiner Arbeit, während sie ihre Tasse nach und nach leerte, ehe sie schließlich wieder aufstand und die Tasse zur Spüle brachte. Sie würde sich in die Bibliothek zurück ziehen und etwas lesen, beim Abendessen konnte man dann weiter sehen, auch wenn zu hoffen blieb, dass sich Sanji nicht mehr so verhielt, wie bei den letzten Mahlzeiten. Es wirkte sich langsam auf sie alle aus und eigentlich wollte man das Essen nur gemeinsam zu sich nehmen, reden, Spaß haben und es genießen. Mit zwei solchen Streithähnen war dies allerdings unmöglich, besonders wenn auch noch Ruffy begann seinen Senf zu dem Thema hinzu zu geben. Auf noch so ein Essen hatte sie nun wirklich keine Lust.

"Nimm es oder lass es."

Tief atmete sie durch, während der kühle Wind ihren Körper umspielte. Ihre Nerven lagen blank, dennoch war dies keine Entschuldigung für das, was sie vorhin getan hatte, das wusste sie. Allerdings hatte Sanji sie einfach nicht in Ruhe lassen wollen und auch ansonsten hatte es während des gesamten Abendessens kein anderes Thema zwischen ihnen gegeben. Schon bevor sie nach oben gegangen war hatte sie geahnt, dass es ein Fehler sein würde, doch hatte sie auch gewusst, dass es kaum möglich war sich ewig in dem kleinen Krankenzimmer zu verschanzen und darauf zu hoffen, dass sich die Stimmung von alleine wieder beruhigen würde. Manchen Dingen konnte man einfach nicht ewig aus dem Weg gehen, dennoch konnte sie nicht behaupten, dass sie trotz ihres Wissens den Verlauf des Abends geplant hatte. Nein, viel mehr war es eine Kurzschlussreaktion gewesen, deren Folgen sie bisweilen noch nicht einschätzen konnte. Das sich die Stimmung entspannen würde bezweifelte sie allerdings und so hatte sie das Ganze nicht einmal wirklich weiter gebracht. Nun, ganz so konnte man es vielleicht doch nicht sehen, denn die meisten schienen nun zufrieden zu sein und ihr Wutausbruch schien sie auch genug eingeschüchtert zu haben, damit selbst Ruffy seine Klappe halten würde. Dennoch gab es immer noch drei Personen von denen sie sich sicher war, dass sie sie nicht so einfach davon kommen ließen. Sanji, der zuvor zu sprachlos gewesen war, um sich zu dem Thema äußern zu können, Robin deren Blick in diesem Moment voller kälte gewesen war und Zorro, den sie ohne dessen Zustimmung und Wissen mit in diese Lage hinein gezogen hatte und dem sie wohl als allererstes Rechenschaft ablegen sollte. Wie genau er dazu stand konnte sie nicht einmal sagen, sein Gesicht war völlig ausdruckslos gewesen, sie hatte wirklich nicht erfassen können, wie er das ganze aufnahm, was ihr doch ein wenig Sorgen bereitete.

Eine Schneeflocke streifte ihre Wange und sie hob den Blick gen Himmel. Bedeckt von dicken, schweren Wolken blieb einem der Blick auf einen klaren Sternenhimmel verwehrt. Sie beobachtete, wie sich zu dieser ersten, kleinen Flocke weitere gesellten und eine verschneite Nacht ankündigten. Die damit verbundene Kälte, die sich durch ihre Kleidung fraß, nahm sie kaum wahr. Nach den vergangenen Ereignissen war es vermutlich nicht das klügste hier zu stehen, sie sollte sich lieber nach drinnen begeben, in ihr Zimmer oder die Bibliothek, vielleicht aber auch das Aquarium. An irgendeinen Ort, wo sie alleine sein konnte und sich nicht weiter diesen nervigen Fragen aussetzen musste. Bisweilen war es hier noch am angenehmsten, auch wenn sie davon ausgehen konnte, dass sie hier mit Sicherheit nicht lange alleine bleiben würde. Zumindest Lysop würde irgendwann auftauchen, der für die heutige Nacht unfreiwilliger weise zur Nachtwache eingeteilt worden war. Wie jedes Mal hatte er sich künstlich aufgeregt, gejammert und am Ende doch nachgegeben. Es war immer das gleiche und so gab niemand von ihnen noch sonderlich viel um seine Worte, es war wie vor einem Kampf. Er jammerte, wollte dem Kampf ausweichen aber wenn es darauf ankam kämpfte er wie sie alle und folgte Ruffy überall hin, egal welchen Weg dieser auch für sie bereit hielt.

"Willst du mir sagen, was das eben war?" Merklich zuckte sie zusammen, als sie die Stimme vernahm. Leicht verzog Nami das Gesicht und blickte über die Schulter zu Zorro, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und mit ernster Miene neben sie trat und sie abwartend anblickte. Ihm auszuweichen wäre in diesem Moment wirklich unfair gewesen und so musste sie sich diesem Gespräch stellen, auch wenn sie das eigentlich nicht wollte. Seufzend wandte sie den Blick ab und zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß es nicht. Ich hatte das nicht geplant, falls du das meinst", gestand sie ihm dann ehrlich und blickte in Richtung des kleinen Waldes, der sich auf der Insel befand und den man durch die Dunkelheit und den fallenden Schnee nur schemenhaft erkennen konnte. Vielleicht war es auch mehr der Umstand, dass sie wusste, dass er da war, der ihr dabei half die einzelnen Bäume in der Dunkelheit aus zu machen.

"Das ist also aus einer reinen Laune heraus passiert?" Sie schwieg. Der Unterton in seiner Stimme verriet ihr, dass er dies für eine äußerst dumme Reaktion hielt und unrecht hatte er damit sicherlich nicht. Sie hatte schon deutlich bessere Entscheidungen getroffen und diese gehörte nun wahrlich nicht dazu. Nami war dies bewusst, jedoch konnte sie das gesagte nicht zurück nehmen und es nun zu tun würde sie nur unglaubwürdig erscheinen lassen. Es war abzusehen, dass ihr niemand glauben würde, wenn sie nun das gesagte versuchte zurück zu nehmen, dazu hatte ihr Wutausbruch ihre Worte zu sehr unterstrichen. Wie sie da nun wieder heraus kommen sollte wusste sie wirklich nicht, doch von heute auf morgen ließ sich sicherlich keine befriedigende Lösung finden.

"Ich weiß wirklich nicht ob ich das für genial oder verrückt halten soll", sprach er weiter und stützte sich mit den Unterarmen auf der Reling ab, während sie ihm nun einen fragenden Blick zuwarf.

"Was meinst du?"

"Sie eifersüchtig zu machen. Wenn sie wirklich glaubt, dass da etwas zwischen uns ist und sie dich nicht bekommen kann, dann wirst du unweigerlich ihren Jagdtrieb schüren." Er schnaufte leise und sah nun zu ihr hinauf, wobei er leise auflachte, als er ihren verwirrten Blick bemerkte. Zwar verstand sie, was er meinte, doch ob das wirklich ein so genialer Plan war wagte sie noch zu bezweifeln.

"Soll das ein Witz sein?"

"Mit Nichten. Du hast uns in diese Lage gebracht, dank dir glauben nun alle da drinnen, dass zwischen uns wirklich etwas laufen würde. So einfach werden wir da nun ohnehin nicht mehr heraus kommen also.. kannst du zumindest versuchen das Beste daraus zu machen."

"Und du würdest mir dabei helfen?" Sie zog eine Braue hoch und musterte ihn eingehend. Was sollte sie nun davon halten? Wenn sie sich nun einfach aus dem Weg gingen, dann würde sich das Problem vielleicht von alleine lösten. Stattdessen bot er ihr seine Hilfe an.

"Nun, wenn du mir meine Schulden erlassen würdest, dann würde ich sogar deinen, dich liebenden Freund spielen", sprach er und ein breites Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Daher wehte also der Wind. Nun gut, sie hatte ihn damit hinein gezogen, da sollte es sie auch nicht wundern, wenn er auch versuchte das Beste für sich aus dieser Situation zu machen. Doch seine ganzen Schulden? Ging es noch?!

"Träum weiter! Du wirst mir jeden einzelnen Berry zurück zahlen!" Er löste sich aus seiner Position und baute sich vor ihr auf, trat näher an sie heran. Sie wich nicht zurück, erwiderte seinen Blick finster. Was dachte er sich? Er hatte schulden bei ihr, fast so lange, wie sie sich kannten, meinte er wirklich sie würde das nun so einfach aus dem Weg räumen? Ihr Druckmittel aufgeben, wobei sie sich sicher war, dass er anschließend alles dafür tun würde, um zu vermeiden, dass er wieder in eine solche Situation kam. Nein, das konnte sie so einfach nicht machen.

"Was denn, ist dir dieses Weibsbild das nicht wert?" fragte er feixend und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde nur noch breiter. So einfach würde er wohl wirklich nicht locker lassen, zumal sie zugeben musste, dass er in gewisser Weise recht hatte. Robins Blick war ihr nicht entgangen, allerdings wusste sie nicht, was genau das aussagen mochte. Es konnte sie lediglich stören, weil ihr Spielzeug nun in anderen Händen war oder aber da konnte mehr dahinter stecken. Was es war vermochte sie nicht zu sagen und um es heraus zu finden gab es nur einen Weg. Die Frage war nur, ob sie bereit war diesen Preis zu zahlen.

"Käme darauf an, ob ich wüsste das es funktioniert oder nicht", sprach sie ausdruckslos und neigte den Kopf zur Seite, während sie ihn forschend ansah. Leicht zog er dabei die Braue hoch, wobei sie sicher war, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass sie einfach so nachgeben würde, immerhin ging es hier um ihr geliebtes Geld und Nami wäre nicht Nami, wenn sie davon einfach so ablassen würde.

"Komm, ich werde dich Zicke küssen müssen, das ist mehr wert als alles, was ich dir schulde", wandte er ein, woraufhin Nami nur die Augen verdrehen konnte. Sie beide waren wie Hund und Katz, wie sollten sie da eine angebliche Beziehung oder wenigstens ein Verhältnis vortäuschen können?

"Wenn es funktionier, dann werde ich dir vielleicht deine Schulden erlassen", sprach sie schließlich. Ihm war klar, dass er nicht mehr bekommen würde und dennoch konnte er es nicht so einfach dabei belassen.

"Ist das etwa alles?"

"Nimm es oder lass es." Sie würde ihn sicherlich nicht zwingen und es auch ohne ihn schaffen, zumal sie von diesem Plan ohnehin nicht so wirklich überzeugt war. Robin war keine von diesen einfachen Personen, die sich auf solche Spielchen einließen und nachgaben. Sie war wesentlich komplexer und das, was sie hier taten, war nun wahrlich alles andere als komplex. Es war etwas, das man bereits mit kleinen Kindern tat, man nahm ihnen etwas weg, das sie eigentlich nicht mehr wollten und schon wurde es wieder interessant und sie quengelten so lange, bis sie es wieder bekamen, nur um besagten Gegenstand wenig später wieder in irgendeiner Ecke liegen zu lassen. Man musste wahrlich kein Genie sein, um zu begreifen, dass so keine tiefergehenden Gefühle erzeugt wurden, sondern ein einfaches Verlangen, welches verschwand, sobald man das hatte, was man gewollt hatte. Und doch, sie konnte einfach nicht so tun, als würde sie diese Chance, so gering sie auch sein mochte, nicht ergreifen wollen. Dennoch, ob Zorro sich darauf einlassen wollte war etwas anderes, immerhin war dies hier kein einfacher Gefallen den er ihr tun würde, so etwas verlangte man nicht unbedingt von Freunden. Und eigentlich konnte sie ihm das wirklich nicht zumuten. Das wäre alles andere als fair.

Noch während sie da standen und Nami ihm in die Augen blickte, auf eine Antwort wartete, mit der er sich reichlich Zeit ließ. Wollte er sie zappeln lassen? Machte es ihm Spaß? Wundern würde es sie nicht, zwischen ihnen herrschte ein ähnliches Verhältnis wie zwischen ihm und Sanji, auch wenn es bei ihnen nicht in solchen Extremen ausuferte. Da war es nur recht und billig, wenn er wenigstens ein bisschen was für sich dabei heraus schlug, egal auf welche Weise das auch sein mochte. Hinter ihnen wurde eine Tür geöffnet, vermutlich die Kombüsentür. Es war als hätte er nur auf einen derartigen Moment gewartet. Sie wusste nicht wer dort hinaus gekommen war, er konnte es ebenso wenig wissen, da er mit dem Rücken zu den Geschehnissen stand. Es war auch egal, denn in diesem Moment legte er einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich heran, während er sich zu ihr hinunter beugte und ihre Lippen mit seinen verschloss.

Protest. Das war der erste Impuls, der sich in ihrem Körper regte, doch sie wusste, dass er eine Entscheidung getroffen hatte. Die Entscheidung ihr zu helfen, dieses Spiel mit zu spielen mit allen Konsequenzen, die damit verbunden waren. Nun war sie am Zug. Sie legte die Arme um seinen Nacken, sorgte dafür, dass es etwas weniger Abstand zwischen ihnen gab und begann den Kuss zu erwidern. Hörte sie Schritte? Ein Stück weit öffnete sie die Augen, versuchte zur Seite zu schielen, einen Blick auf die Person zu erhaschen, die sich über das Deck bewegte, doch bevor sie das schaffte hörte sie nur, wie erneut eine Tür geöffnet wurde und wieder Stille herrschte. Langsam löste sie sich von Zorro und sah nachdenklich an ihm vorbei.

"Das wird dir niemand abnehmen, wenn selbst ich merke, dass du nicht bei der Sache bist", sagte er trocken und zog seinen Arm zurück. Langsam schielte sie wieder zu ihm. Was erwartete er? Dass sie sich darauf einließ? Es vielleicht sogar genoss? Zugegeben, es hatte sich nicht so furchtbar angefühlt wie erwartet, sie hatte schon schlimmere Küsse bekommen, doch wie sollte sie sich darauf einlassen, wenn ihre Gedanken unweigerlich immer wieder zu dieser einen Person glitten?

"Lass das meine Sorge sein, ja? Ich war nur etwas abgelenkt.."

"Weil du wissen wolltest wer uns gesehen hat?" Sie wich seinem Blick aus, legte die Arme um ihren Körper und versuchte die Kälte zu ignorieren, die sie nun mehr als nur deutlich spüren konnte. Viel zu deutlich. Als wäre der letzte Schutz durchbrochen worden, obwohl sich eigentlich nichts geändert hatte.

"Robin." Sie blickte zu ihm hinauf, fragend. Was meinte er nun schon wieder? Die Frage stand ihr wohl ins Gesicht geschrieben, denn er lachte leise auf, wandte sich dann ab und ging an ihr vorbei.

"Es war Robin. War doch nicht zu überhören."

"Wir müssen damit aufhören."

247.

248.

249.

250.


 


 

Unzählige kleine Wassertropfen prasselten gegen die Glasscheibe vor ihren Augen. Schon eine geraume Zeit konzentrierte sie sich nicht mehr auf das Buch, welches sie sich ausgesucht hatte. Sie besaß einfach nicht dieses Talent sich in absolut jeder Situation darauf konzentrieren zu können, ohne dabei die Umgebung zu beachten. Natürlich hatte sie es ausreichend versucht und nicht sofort aufgegeben, doch es hatte einfach nichts genützt. Ob es nun daran lag, dass Zorro auf der anderen Seite des Raumes seine Übungen machte und leise vor sich hin zählte oder viel mehr an der gesamten Situation konnte sie dabei nicht genau sagen. Nur kurz wandte sie den Blick von dem Regenschauer ab und wandte sich dem Schwertkämpfer zu. Dieser schien in seiner Konzentration unbeirrbar zu sein. Beneidenswert. Während sie tief durchatmete wandte sie den Blick wieder ab und sah erneut hinaus und Blickte Richtung Horizont.

Zwei Wochen war es nun schon her, sie hatten die letzte Insel schon vor einer ganzen Weile verlassen und alles nahm seinen geregelten Gang. Nun, fast alles. Sie und Zorro spielten ihr Spiel, während Sanji sich weiter aufregte und sich das Verhältnis zwischen ihr und Robin weiterhin verschlechterte. Sicher, Nami tat das, weil sie in gewisser Weise kämpfen wollte, doch sie konnte dann und wann nicht darüber hinweg sehen, wie Robin sie behandelt hatte und wie sie es bisweilen zum Teil immer noch an den Tag legte. Und so war die Frage durchaus berechtig, warum sie sich das alles überhaupt antat?

"Guter Anfang, nun musst du nur noch debile vor dich hin grinsen und das dann auch noch machen, wenn wir nicht alleine sind, dann könnten sie dir das vielleicht abnehmen." Sie erwiderte seinen Blick, sah das breite Grinsen auf seinen Lippen und schnaufte in sich hinein. Was verstand er schon davon? Das war noch so ein Problem, die Zusammenarbeit mit ihm war alles andere als einfach und machte wahrlich keinen Spaß. Im Gegenteil, es schränkte sie ziemlich ein.

"Wolltest du nicht trainieren?"

"Tue ich. Und du wolltest arbeiten, was du ganz offensichtlich nicht tust." Nami verzog das Gesicht. Wie sollte sie so auch arbeiten? Eigentlich sollte sie eine Lösung für ihr Problem finden, stattdessen trat sie seit geraumer Zeit einfach auf der Stelle.

"Ich habe andere Probleme, als die Arbeit", wandte sie ein und richtete den Blick für einen Moment wieder auf das Buch, welches sie zuklappte und zur Seite legte. Natürlich waren die Recherchen für ihr nächstes Ziel wichtig, aber wenn sie sich nicht darauf konzentrieren konnte und nur die Hälfte von allem aufnahm, dann würde ihnen das auch nicht helfen. Noch dauerte es aber, bis sie sich ihrem nächsten Ziel nähern würden und bis dahin sollte sie das alles besser geregelt haben, damit dieser Zustand endlich ein Ende fand. Es bekam ihr nicht, wirklich nicht.

Schnaufend stellte Zorro seine Gewichte ab und griff nach seinem Handtuch, wischte sich damit über das Gesicht, ehe er es sich um den Nacken legte und dann langsam auf sie zuschritt.

"Zugegeben, ich hatte geglaubt, dass es besser funktionieren würde", gestand er. Vermutlich auch nur, weil man ihr ansehen konnte, dass sie nicht zu Scherzen aufgelegt war. Sie sah ihn nicht an, sah nur weiter dem Regen zu, wie er gegen die Scheiben prasselte. Das Wetter passte schon seit geraumer Zeit bestens zu ihrer Stimmung.

"Ich hätte mir nichts vor machen sollen", gab sie nur leise zurück und nahm dumpf wahr, wie Zorro neben ihr stehen blieb. Der Schwertkämpfer hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte ebenfalls hinaus.

"Wenn du mich fragst, dann macht ihr beide euch etwas vor", meinte er nur, wobei Nami nun zu ihm aufblickte und ihn leicht fragend ansah. Er sah zu ihr hinunter, seufzte dann tonlos auf.

"Und wenn schon, was spielt das für eine Rolle? Seit zwei Wochen geht es nur noch Berg ab. Hast du eine Ahnung, wie unerträglich es ist sich alleine mit ihr in einem Raum aufzuhalten?"

"Findest du nicht, dass ihr euch ein wenig anstellt?"

"Das ist nicht witzig. Wir reden kaum noch miteinander und wenn, dann sind die Gespräche absolut unterkühlt. Ich habe nicht das Gefühl, als würde ich mit meiner besten Freundin reden, sondern mit Miss Bloody Sunnday und das zu ihren Bestzeiten." Ein normales Gespräch war kaum noch Möglich. Robin verhielt sich ihr Gegenüber kühl und distanziert. Und auch, wenn Nami versuchte ruhig zu bleiben, diese Art trieb sie einfach in den Wahnsinn und früher oder später rastete sie zwangsläufig aus. Sie stritten sich häufiger als früher, das hieß, Nami stritt sich, Robin strafte sie ab einem gewissen Punkt immer mit Schweigen. Vor zwei Wochen hatte es für einen kurzen Moment so ausgesehen, als könnten sie wieder zum Alltag zurück kehren, doch vermutlich war das nur ein kurzer Funke gewesen.

"Ihr müsst das in den Griff bekommen, bevor es sich auf uns alle auswirkt."

"Meinst du, ich wüsste das nicht? Aber sag mir, wie ich das anstellen soll?" Darauf wusste er keine Antwort und Nami kam ebenfalls nicht weiter. Etwas war zwischen ihnen kaputt gegangen und bisweilen gab es keine Möglichkeit das wieder in Ordnung zu bringen. Bereits mehr als einmal hatte sich die junge Navigatorin gewünscht, dass sie sich niemals auf die andere eingelassen hätte, doch die Zeit ließ sich nicht zurück drehen und so waren sie gezwungen mit den Folgen zu leben.

"Kopf hoch Zicke", murmelte Zorro und legte die Hand auf ihren Kopf, um darüber zu streichen. Fast schon fühlte sich Nami wie ein Kind, das mit seinem großen Bruder redete. Und doch war das kaum die Richtige Bezeichnung für ihr Verhältnis.

"Lass das", murrte sie leise und schob seine Hand zur Seite. Während dieser Bewegung drehte er seine Hand und umfasste die Ihrige sanft. Etwas überrascht sah sie zu ihm auf, blickte dem anderen schweigend in die Augen. Ehe sie sich versah zog er sie mit einem festen Ruck auf die Beine, sie stolperte leicht gegen ihn, wobei sich inzwischen ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen abzeichnete.

"Komm, wir gehen duschen", meinte er nur und zog die Navigatorin hinter sich her, auf deren Wangen sich ein leichter Rotschimmer gebildet hatte.

"Ich werde ganz sicher nicht mit dir duschen gehen!"

"Also, wenn du das kleine Schauspiel hier weiter spielen willst, dann sollten wir uns auch ein bisschen mehr so verhalten findest du-"

"Ich kann das nicht Zorro." Sie hatte sich von ihm gelöst und sah ihn ernst an, als er sich zu ihr umgewandt hatte. "Das ganze bringt nichts und wenn hier alles wieder normal laufen soll dann.. müssen auch wir wieder.. wir müssen damit aufhören."
 

Tief atmete er durch, als er das Bad verließ, das Handtuch um die Schultern gelegt. Die Tür wurde hinter ihm geschlossen, ehe er sich umwandte und sich auf den Weg zum Abendessen machen wollte. Weit kam er allerdings nicht, denn kaum, das er einen Schritt getan hatte stellte sich ihm jemand in den Weg. Mit gehobener Braue hob er den Kopf, blickte in ein paar eisblaue Augen. Kalte Augen.

"Ist was?" fragend hob er eine Braue und musterte Robin. Die Ältere schwieg, musterte ihn einfach nur kalt, als würde sie darüber nachdenken, wie sie ihm auf dem schnellsten Weg die größten Schmerzen bescheren konnte. Ohne ihm zu antworten trat sie an ihm vorbei, stieß ihn dabei feste mit der Schulter an und verschwand im Bad. Mit gehobener Augenbraue sah er über die Schulter zu der Tür. Anscheinend war die junge Navigatorin nicht die einzige, die ein zunehmendes Problem mit der Archäologin bekam. Ihm sollte es egal sein, zwar waren sie am Ende doch gute Freunde geworden, aber an seiner Haltung zu der ganzen Sache würde es nichts ändern, da konnte sie noch so toben. Inzwischen fragte er allerdings, wie das mit ihr aussah, denn in einem Punkt musste er Nami zustimmen, das war nicht der Blick einer Freundin. Das letzte Mal, als er diesen Blick gesehen hatte, hatte er einem Feind gegenüber gestanden. Mit dieser Haltung sollte sie wirklich aufpassen. Allerdings musste man auch sagen, dass sie sich damals trotz allem noch anders verhalten hatte, beherrschter. Das vorhin, das war keines Falls eine beherrschte Geste gewesen. So wie er das sah ließ sie sich sehr von ihren Emotionen leiten, ganz gleich welche das sein mochten. Blieb nur die Frage, ob es die Situation einfacher oder schwieriger machte. Vielleicht war es doch angebracht, dass er einmal ein ernstes Wort mit seinem Käpt'n reden. Ob dieser es nun mitbekam oder nicht konnte man manchmal nicht so genau sagen, Fakt war aber auch, dass die Situation an Bord zunehmend schlechter wurde und dagegen musste er endlich etwas unternehmen. Zorro war nicht in der nötigen Position dazu, Ruffy schon und dieser musste endlich ein Machtword sprechen.

Er wandte sich ab, begab sich hinaus an Deck. Noch war die Sonne nicht unter gegangen, doch es wurde bereits kühler, obgleich die Nächte auf See im Vergleich noch recht milde ausfielen. Seit sie allerdings seinen Trainingsraum für die Nachtwachen nutzen konnten spielte das allerdings keine Rolle mehr. Es vereinfachte die Sache ungemein, auch wenn es oftmals immer noch schwer war Freiwillige für die Nachtwache zu finden.

Sein Blick glitt über das Deck, doch hier war niemand zu sehen. Dafür ließen sich aus der Küche der übliche Lärm vernehmen. Mit Ruffy würde sich nun nicht reden lassen, das musste er also auf später verschieben.
 

"Hast du verstanden, was ich dir gerade gesagt habe?" Zorro hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah den anderen eindringlich an. Sie standen am Heck des Schiffes, hatten sich zurück gezogen, damit sie unter vier Augen sprechen konnten. Auch beim Abendessen hatte man deutlich merken können, dass etwas nicht stimmte, auch wenn Nami sich durchaus Mühe gab sich zurück zu halten. Dafür hatte Ruffy einmal mehr so getan, als würde er rein gar nichts mitbekommen. Ob es so war oder nicht hatte Zorro nicht genau sagen können, aber für ihn war an diesem Abend klar geworden, dass sie keine Zeit mehr verschwenden sollten. Er musste es einfach los werden, konnte nicht länger mit ansehen, was hier geschah. Ruffy sah ihn nicht an, blickte in die Ferne, doch seine Miene war ernst. Zorro wusste, dass er sich seine Worte zu Herzen nahm, dass er darüber nachdachte. Wenn es darauf ankam, dann war er eben doch erwachsener, als man es annehmen mochte. Etwas anderes konnten sie nun auch wirklich nicht gebrauchen. Solche Situationen konnten eine Crew zu Grunde richten, wenn ihr Käpt'n nichts unternahm. Und das sie am Ende an so etwas scheitern sollten, das würde wohl niemand von ihnen zulassen, egal was es kostete.

"Du denkst, ich sollte ihnen eine Ansage machen?"

"Und wenn das nicht hilft, dann musst du die Konsequenzen ziehen. Die Stimmung wird immer schlimmer, laut Nami ist es unerträglich zwischen den beiden geworden, auch wenn wir das nicht immer mitbekommen, ich meine, hast du mitbekommen, dass die beiden noch miteinander reden, oder sich sonst noch wie früher benehmen? Es ist fast als seien sie immer noch Feinde." Vielleicht war es nur noch eine Frage der Zeit, bis es zu einer wirklichen Auseinandersetzung kam, auch wenn das ganz und gar nicht zu Robin passte. Nein, viel eher wäre Nami diejenige, die die Beherrschung endgültig verlieren würde. Robin würde höchstens darauf reagieren, alles in allem glaubte er aber, dass sie selbst dann noch darüber stehen würde und Nami nur demonstrieren würde, wer die Stärkere war.

"Was für Konsequenzen sollten das sein? Soll ich eine von ihnen aus der Crew werfen, oder wie hast du dir das vorgestellt?" Nun sah Ruffy ihn an. Ihnen beiden war wohl klar, dass das nur die äußerste Möglichkeit war. Aber wenn die beiden das nicht in den Griff bekamen, dann war es fraglich, ob es nicht nur eine Frage der Zeit war, bis es die einzige Möglichkeit war, die noch blieb. Und ihnen beiden war wohl auch klar, für wen von beiden er sich in diesem Fall entscheiden müsste. Zorro schwieg, was wohl Antwort genug war. Ja, wenn sie es für die Crew nicht wieder in den Griff bekamen, dann er wartete er von seinem Käpt'n, dass er es wieder gerade bog, egal was das bedeutete.

Ruffy nickte nur. Er würde sich Gedanken machen und er würde das klären. Zwar konnte er manchmal ein wirklicher Idiot sein, doch in diesem Fall wusste Zorro auch, dass er sich blind auf ihn verlassen konnte. So wie es eben immer war, wenn es darauf ankam.

"Und was ist mit Nami und dir?" Der Themenwechsel kam etwas überraschend und ließ den Schwertkämpfer leise schnauben. Da er es Nami versprochen hatte, auch wenn sie das ganze beenden wollten, so hatte er Ruffy nicht darüber aufgeklärt, welche Rolle er wirklich bei dem ganzen Theater spielte. Und damit war auch nicht ausgesprochen worden, dass die Navigatorin noch Gefühle für Robin hegte.

"In Anbetracht unserer Situation sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es für die Crew das Beste wäre, wenn wir versuchen wieder an den Punkt zu gelangen, als wir noch Freunde waren. Wir wollen weitere Probleme vermeiden." Nun war es Ruffy, der ihn etwas überrascht anblickte, fast schon bedauernd. Er verstand nicht ganz warum, doch war das nicht wichtig. Wichtig war nur, dass sie diese Situation wieder in den Griff bekamen. Es war ein Versuch gewesen, doch die letzten Wochen hatte mehr als deutlich gemacht, dass dieser Versuch ein absoluter Reinfall gewesen war. Schön reden konnte man das nun wirklich nicht, aber vielleicht hatten sie noch eine Chance, wenn sie das hier wenigstens auflösten.

"Tut mir leid", sprach der Jüngere schließlich und als Zorro ihn verwirrt ansah stahl sich das typische, breite Grinsen auf seine Lippen. Leise kicherte er in sich hinein. "Naja, ich dachte, das es irgendwie gepasst hat, das mit euch." Unweigerlich war es Zorro der nun grinsen musste, auch wenn es ein Grinsen war, welches für einen Moment den Ausdruck von Traurigkeit auf seinem Gesicht erkennen ließ.

"Ja, das dachte ich auch." Und das war nicht einmal eine Lüge.

"Merkt ihr eigentlich, was ihr hier tut?!"

"Was zum Teufel sollte das eben!" Wütend und alles andere als beherrscht schritt die Navigatorin auf die Archäologin zu, welche die Arme vor der Brust verschränkt hatte und die Jüngere kalt ansah. Sie waren wieder auf dem Schiff, noch gezeichnet vom Kampf. Allerdings gönnte Nami niemandem von ihnen auch nur seine Sekunde Pause. Sah man sich diesen Ausbruch der Gefühle nun an, so konnte man fast froh sein, dass sie sich überhaupt bis zu diesem Moment gewartet hatte.

"Ich habe den Kerl daran gehindert dich in Stücke zu reißen", entgegnete Robin ausdruckslos, weder ihre Stimme, noch ihre Mimik verrieten irgendetwas über ihren derzeitigen Gedanken oder Gefühle. In diesem Moment war sie das genaue Gegenteil von Nami. Ihre Mimik, ihre Stimmlage, alles an ihr sprach eine eindeutige Sprache.

Sie waren von der Marine angegriffen worden, nicht nur von einem Schiff, sondern gleich von fünf. An sich kein großes Problem, doch auch einen solchen Kampf durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, besonders nicht, wenn auch die Soldaten Teufelskräfte besaßen und es ihnen gelang auf das Schiff zu kommen. Genau das war passiert. Das Robin sich dabei in Namis Kampf eingemischt hatte, das konnte man aus zwei Sichtweisen sehen, Fakt war aber, dass Robins Einmischung Nami bei ihrem eigenen Angriff gestört hatte, sie zurück gerissen worden war und dadurch nun eine deutliche Wunde an der Schulter aufwies. Und auch, wenn Chopper der Ansicht war, dass diese Wunde sofort behandelt werden musste, so wagte auch er es in diesem Moment nicht sich Nami in den Weg zu stellen.

"Ich bin sehr wohl in der Lage selbst auf mich aufzupassen! Das hätte ich auch ohne deine Hilfe geschafft!"

"Das bezweifle ich!"

"Ach ja?! Komm her, dann zeige ich dir, wozu ich fähig bin!" Die Gemüter kochten über und Nami, die ihren Klimataktstock immer noch in den Händen hatte, war wahrlich drauf und dran auf die andere los zu gehen, wäre da nicht Zorro gewesen, der einen Arm um ihre Hüfte Schlang und sie mit Leichtigkeit zurück hielt. Nami mochte zwar nicht die Stärke von ihnen haben, aber sie konnte inzwischen sehr gut auf sich aufpassen, das wussten sie alle. Warum genau Robin dennoch in eine Wunde trat, von der sie genau wissen sollte, dass sie für Nami immer ein wunder Punkt sein würde, das würde wohl ihr Geheimnis bleiben. Robin stand zwar immer noch ungerührt da, während Nami auf Zorro einschlug, der sie mit einer festen Bewegung ein paar Meter zurück beförderte, doch man konnte ihr ansehen, dass sie dieser Konfrontation nicht ausweichen würde. So war sie nicht. Ließe man ihnen nun die Wahl, dann konnte man nicht ausschließen, dass sie am Ende nicht doch aufeinander los gehen würden und das Ganze in einem Kampf endete.

"Geh mir aus dem Weg! Sofort!" Jeder, der er Bild war konnte sich denken, dass es hierbei im Grunde nicht um den Kampf und Robins Einmischung ging. Der Geduldsfaden der Navigatorin war endgültig gerissen und die Wut, die sich normalerweise immer nur gegen die Jungs gerichtet hatte, richtete sich nun ausschließlich auf Robin. Die Wut, die sie Wochen lang zurück gehalten hatte, der Schmerz, der mit jeder Woche in ihrer Brust gewachsen war, beides drang nun nach außen, kam einer Explosion gleich. Eine Masse an Gefühlen entlud sich innerhalb weniger Sekunden.

"Ich werde schon alleine mit ihr fertig", wandte sich Robin nun an Zorro, der nicht im Traum daran dachte Nami vorbei zu lassen, das könnte den beiden wahrlich so passen. Auf der anderen Seite fragte er sich in diesem Moment, während Nami ihn anschrie und scheinbar kurz davor war mit dem Klimataktstock auf ihn los zu gehen, ob es nicht besser war, wenn die beiden das ein für allemal klärten. Auf der anderen Seite würde das die beiden im besten Fall in Choppers Krankenzimmer bringen, doch das eigentliche Problem würde sich so auch nicht bereinigen lassen, es würde die Fronten nur weiter verhärten und den Keil tiefer zwischen sie treiben. Vielleicht würden sich die Gemüter ein wenig beruhigen, aber das würde alles nur noch weiter hinaus zögern.

Der Rest der Crew stand mehr oder minder ratlos daneben. Mit der Marine fertig zu werden war eine Sache, in diesen Situationen wussten sie genau, wie sie damit umzugehen hatten, jeder kannte seine Rolle, die er in einem Kampf spielte. Man musste nicht nachdenken. Schon so oft hatten sie Seite an Seite gekämpft, dass sie sich einfach blind vertrauen konnten. Das hier, das war nichts was sie so kannten. Sanji und Zorro, das war normal, aber sie wussten, dass die beiden im Grunde gute Freunde waren. Nami und Robin hatten sich nie gestritten, die beiden waren immer füreinander da gewesen, hatten einander vermutlich näher gestanden, als sonst jemandem an Bord und nun, nun waren sie scheinbar bereit gegeneinander zu kämpfen. Wo kam nur dieser Hass her? Zwei Crewmitgieder, die aufeinander los gingen, das war keine Sache, die man auf die leichte Schulter nehmen konnte und das wussten sie alle. Was die meisten von ihnen allerdings nicht wussten war, warum.

"Es reicht!" Es war Ruffy, der schließlich für Ruhe Sorgte und Nami dazu brachte inne zu halten. Das letzte Mal, als er sich ihnen gegenüber so verhalten hatte war auf Water Seven gewesen. Als er mit Kälte und Autorität, die man in dieser Form nicht von ihm kannte, ihnen und vor allem Lysop gegenüber getreten war. "Merkt ihr eigentlich, was ihr hier tut?! Mir ist egal, was ihr zwei für ein Problem habt, aber ich will, dass ihr das klärt! Ihr werdet in euer Zimmer gehen und ich will, dass ihr erst wieder raus kommt, wenn ihr das geklärt habt! Ist das klar?!" Zorro hatte sich inzwischen von Nami abgewandt, für den Moment musste er sich wohl keine Sorgen darum machen, dass sie weiter auf Robin los gehen würde. Sie starrte ihren Käpt'n wütend an, während sie ihren Klimatackstock wieder auseinander nahm und in das Holster an ihrem Gürtel steckte. Er hatte es geschafft sie zum schweigen zu bringen, ihre Gefühle allerdings brodelten nun unter der Oberfläche weiter, stauten sich wieder an. Die Ansage war mehr als klar und Nami würde es momentan nicht wagen ihm Wiederworte zu leisten, allerdings bedeutete das nicht, dass sie damit einverstanden war, das konnte man ihr deutlich ansehen.

"Und wenn nicht?" Berechtigte Frage, immerhin glaubte Nami wirklich nicht, dass es so einfach war. Er konnte sie nicht irgendwo einsperren und erwarten, dass sich dadurch alles klären würde. So einfach war das nun einmal nicht. Vielleicht hatte es irgendwann den Punkt gegeben, an dem sie das alles noch in eine Positive Richtung hätten lenken können, doch diesen Punkt hatten sie schon lange überschritten.

"Dann müsst ihr beide die Crew verlassen."
 

"Machst du dir eigentlich nie Sorgen?" Langsam ließ sie Angesprochene das Buch sinken, blickte zu Nami herüber die auf ihrem Bett lag. Sie lag auf der Seite, stützte den Kopf auf einer Hand ab und beobachtete die Archäologin, die auf dem Sofa saß, ein Bein über das andere geschlagen und nun zu ihr herüber blickte..

"Was meinst du?" kam die Gegenfrage und Nami konnte sich ein seichtes Grinsen nicht verkneifen. Wenn man schlechte Laune hatte, dann konnte diese scheinheilige Art, wie Robin dann und wann an den Tag legte wirklich in den Wahnsinn treiben.

"Deine Affären. Hast du nie die Sorge, dass es einmal irgendwelche Folgen haben könnte?" präzisierte Nami ihre Frage nun, auch wenn der fragende Ausdruck auf dem Gesicht ihres Gegenübers blieb. Offenbar machte sie sich wirklich nie Gedanken um so etwas.

"Ich wüsste nicht, was es für Folgen haben sollte. Folgen kann es nur geben, wenn Gefühle im Spiel sind und das weiß ich zu vermeiden. Ganz davon abgesehen habe ich nicht vor auch nur eine dieser Frauen wieder zu sehen."

"Du kannst doch nicht verhindern, dass jemand Gefühle für dich entwickelt." Nami schnaufte leicht. Das war nun selbst für Robin etwas sehr überheblich. Wie wollte sie schon schaffen? Robin lächelte nur schwach vor sich hin, wandte sich dann wieder ihrem Buch zu und blätterte eine Seite weiter.

"Glaubst du deswegen, dass du damit durchkommen könntest, wenn wir etwas miteinander anfangen würden?" Das Thema war noch nicht vom Tisch. Bis auf den Kuss hatte es nichts weiter zwischen ihnen gegeben, das bedeutete aber nicht, dass Robin es aufgegeben hätte. Sie war wie ein stures Kind, das sein Spielzeug haben wollte, was man ihr bislang verwehrte. Nami war es, die sich immer noch weigerte. Ihr Bauchgefühl sagte ihr einfach, dass sie es nicht tun sollte, denn wie bei einem Kind würde vermutlich auch Robin das Interesse an ihr verlieren, sobald sie bekam, was sie wollte..

"Weißt du, wir könnten sehr viel Spaß haben, wenn du dich endlich entspannen würdest", gab Robin zu bedenken, während sie weiterhin auf ihr Buch blickte. Nami verzog leicht das Gesicht und ließ sich auf den Rücken fallen, starrte einen Moment einfach nur an die Decke und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf.

"Ich bin entspannt. Mein Problem ist nur, dass ich das Gefühl habe, dass du die ganze Sache zu entspannt siehst."

"Gut, dann verrat mit, was deiner Meinung nach schief gehen könnte." Robin hatte das Buch geschlossen und legte es nun zur Seite. Vermutlich hatte sie es aufgegeben sich auf das geschriebene konzentrieren zu wollen, da Nami das Thema wohl noch lange nicht für beendet erklären wollte. Nami konnte den forschenden Blick der anderen deutlich auf sich spüren. Sie konnte nicht anders, als leicht zu grinsen.

"Unsere Freundschaft könnte darunter leiden und was ist mit den Jungs? Wir haben auch ihnen eine gewisse Verantwortung gegenüber", gab sie zu bedenken. Sie waren Teil einer Crew und jede Entscheidung, die sie für sich trafen, trafen sie auch für die anderen. So gesehen war das nicht immer fair, aber so waren nun einmal die Spielregeln und bisher hatte sie auch nie ein Problem damit gehabt.

"Und du glaubst, dass ich das nicht wüsste? Das ich das nicht bedenken würde?" Nami wandte den Kopf wieder der anderen zu, sah ihr einen Moment schweigend in die Augen, ehe sie tonlos aufseufzte.

"Ehrlich gesagt, ich bin mir da nicht so sicher."

"Eines kannst du mir glauben Nami.. nach allem, was ich Ruffy schulde, werde ich mich nicht derart verantwortungslos verhalten. Ich werde schon verhindern, dass das geschieht."

"Jeder gute Vorsatz kann unter den falschen Umständen ins Wanken gebracht werden", sprach sie nur nachdenklich. Niemand von ihnen wollte, dass sich eine falsche Entscheidung auf die ganze Crew auswirkte, sie standen alle geschlossen hinter Ruffy und würden alles für ihn tun, doch gerade sie beide sollten wissen, dass man sich durchaus auch gegen seine Crew entscheiden konnte, auch wenn Nami nicht behauptete, dass diese Entscheidungen zu ihren besten gehörten.

"Nur wenn man sich in seinem Vorhaben abbringen lässt."
 

"Glaubt ihr, er schmeißt sie wirklich aus der Mannschaft, wenn sie das nicht klären?" Lysop sah zu seinem Käpt'n herüber, der sich auf den Löwenkopf zurück gezogen hatte. Nachdem Robin und Nami in ihrem Zimmer verschwunden waren hatte auch er nach Ruhe gesucht. Ihm machte die Situation zu schaffen, das konnte man ihm ansehen. Beide hatte er in die Crew zurück geholt, für beide hatte er viel riskiert und Nami gehörte zu seinen engsten Freunden, sie war mit Zorro von Anfang an dabei, die drei hatten sehr viel gemeinsam erlebt, das ging an niemandem spurlos vorbei.

"Was bleibt ihm denn für eine Wahl, wenn sie es nicht einmal mehr schaffen sich in einem Kampf zu unterstützen?" Franky saß auf dem Boden. Ihm gefiel das alles ganz und gar nicht. Vielleicht war es aber auch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie innerhalb der Crew auf solche Probleme stießen und das war lediglich eine weitere Herausforderung, die sie irgendwie überstehen mussten. Wenn es aber danach ging, dann war ihm die Marine tausend Mal lieber. Dort konnte er wenigstens aktiv etwas gegen das Problem tun, hier allerdings blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten.

"Na, wenn Zorro seine Freundin besser im Griff hätte, dann hätten wir das Problem nun nicht", entgegnete der Schütze, der sich selbst in dieser Situation seine Sprüche nicht verkneifen konnte.

"Sie ist nicht meine Freundin!", knurrte der Schwertkämpfer, welcher neben der Reling saß und sich an diese gelehnt hatte. Vermutlich hätten sie ihren Freunden eher die Wahrheit sagen sollen, denn seines Wissens nach war er der einzige, der weitestgehend im Bilde war, abgesehen von Ruffy den er aber auch nicht über jedes Detail informiert hatte. Und das bedeutete auch, dass sie die Tragweite des ganzen nicht begreifen konnten. Doch sie aufklären? Nein, das würde ihnen auch nicht helfen das Problem zu lösen, das mussten die beiden alleine hin bekommen und wenn das geklärt war, dann konnte Nami ihnen immer noch die Wahrheit sagen. Wenn sie das denn wollte.

"Ach und wie würdest du Namilein sonst bezeichnen Marimo?! Dein Spielzeug?! Sag das nochmal und ich ramme dich ungespitzt in den Boden!" Wütend packte Sanji ihm am Kranken und war wahrlich drauf und dran auf ihn los zu gehen. Normalerweise würde sich Zorro diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, aber das hier war wirklich nicht der richtige Moment dafür.

"Wir sind nicht mehr zusammen Koch. Und nun nimm deine Flossen weg!" entgegnete er nur gereizt und schlug die Hände des anderen weg.
 

“Du machst dir wirklich keine Sorgen hm?“ Nami verstand es nicht, wirklich nicht. Alles was sie taten konnte nicht nur Folgen für sie und ihre Freundschaft haben, es könnte sich auch auf die Crew auswirken und was das im schlimmsten Fall bedeuten mochte, das wollte sie sich wirklich nicht ausmalen. Das, was ihr jedoch die meisten Sorgen bereitete war Robins Umgang mit diesem Thema oder viel mehr, der mangelnde Umgang damit. So oder so, sie wusste nicht, ob sie bereit war diesen Preis zu zahlen, wenn etwas schief gehen sollte.

„Sich sorgen machen und sich von diesen beeinflussen lassen sind zwei völlig verschiedene Dinge meine Liebe.“ Das half ihr nicht weiter. Nami seufzte entnervt auf und strich sich die Haare aus der Stirn. Inzwischen hatte sie sich aufgesetzt, hatte die Beine an den Körper heran gezogen und die Arme um diese geschlungen.

„Und du glaubst, dass es das wert ist?" Abgesehen von der Frage nach den Folgen war das eine andere Frage, die man sich stellen musste. War das, was Robin wollte, was Nami möglicherweise ebenfalls wollte, die ganze Sache überhaupt wert? Robin lachte leise auf, beachte Nami mit einem Blick, als wolle sie wissen, ob diese Frage nun wirklich ernst gemeint war.

"Glaubst du wirklich, ich würde das alles auf mich nehmen, mit dir flirten, auch die von dir genannten Folgen in kauf nehmen, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass es die Sache nicht wert sei?" Gutes Argument, da konnte Nami wirklich nichts gegen sagen und egal, ob sie es nun wollte oder nicht, es gefiel ihr.

"Ich scheine dir ja ganz schön den Kopf verdreht zu haben", neckte sie Robin leicht, auf deren schmalen Lippen sich ein leichtes Lächeln abzeichnete.

"Ist das ein ja?"
 

"Hört auf!" Tränen rannen über seine Wangen. Er kauerte auf dem Boden, die Hufe klammerten sich an dem Hut fest, den er sich ins Gesicht gezogen hatte. "Hört auf!" fast schon flehte er seine Freunde an, die erst jetzt, als sie den schmerzlichen Ruf ihres kleinen Freundes hörten inne hielten. Zorro ließ seine Schwerter sinken, schob sie zurück an ihren gewohnten Platz, während Sanji ein paar Schritte zurück trat. Sie hatten einen Streit vom Zaun gebrochen, ohne das Zorro seine Freunde dabei über etwas aufgeklärt hätte. Nun aber mussten sie einsehen, dass sie die Situation nur schlimmer machten, das es ihnen nichts brachte, wenn sie sich weiter stritten. Sie alle waren angespannt, sie alle wussten nicht mit der Situation umzugehen und bevor sie noch einen großen Fehler machten war es vielleicht das beste, sich zurück zu ziehen und abzuwarten. Genau das tat Zorro nun. Er setzte sich in Bewegung und begab sich hinauf zu seinem Trainingsraum, Sanji sah ihm nur kurz nach, ehe er wohl zu dem Schluss kam, dass er am besten das gleiche tun sollte. Auch er setzte sich in Bewegung und verschwand schließlich in der Kombüse. Jeder hier hatte seinen Ort auf diesem Schiff und die meisten von ihnen schienen dort nun Zuflucht suchen zu wollen.

Lysop hockte neben Chopper, versuchte den kleinen Elch zu beruhigen, der die Welt nicht mehr verstand, nicht verstand, warum auf einmal all seine Freunde, seine Familie aufeinander los gingen, warum sie auseinander brachen. Er konnte es nicht verstehen, dazu wusste er zu wenig.

Nun, wo Ruhe eingekehrt zu sein schien hörte man nichts weiter, als das leise Schluchzen des Elches. Lysop hatte ihm eine Hand auf den Rücken gelegt, begann kaum hörbar auf den Kleinen einzureden, ihm Mut zu machen. Doch ausnahmslos alle Mienen waren in diesem Moment ernst und angespannt, auch seine. Nein, das hier war ganz und gar nicht witzig.

"Was denkt er, wie es weiter gehen soll? Will er sich einfach einen neuen Navigator suchen, wenn er sie beide raus schmeißt? Das können wir nicht machen", sprach Franky leise und sah besorgt zu seinem Käpt'n. Sicherlich war es weitaus schlimmer zwei Freunde zurück zu lassen, aber auch diesen Aspekt durfte man nicht vergessen. Robin war eine Sache, Nami als Navigatorin eine ganz andere.

"Vielleicht hofft er noch, dass er nicht so weit gehen muss", gab Brook zu bedenken. Sicherlich war das auch eine Möglichkeit, vielleicht hoffte Ruffy einfach, dass sich das Problem lösen würde und er nicht diesen letzten Schritt gehen musste. Auch, wenn er selbst die ganze Sache bisher nie so wahr genommen hatte und heute mit diesem Ausbruch der Navigatorin, so wie die meisten anderen auch, wohl aus allen Wolken gefallen war, so konnte auch niemand von ihnen leugnen, dass diese Wut einfach aus dem Nichts kam. Nein, irgendetwas stimmte wohl schon lange nicht, auch wenn er eigentlich geglaubt hatte, dass Nami sich fangen würde, nachdem das mit Zorro geschehen war. Offenbar hatten sie alle einen ganz entscheidenden Punkt nicht mitbekommen, wobei sich Franky sicher war, dass das so nicht stimmte. Irgendjemand von ihnen musste einfach mehr wissen, von alleine wäre Ruffy sicher nicht auf die Idee gekommen, dass da schon länger etwas nicht in Ordnung war, und diese Person schwieg auch jetzt noch, schien es nicht für nötig zu erachten die Übrigen aufzuklären. Was genau er davon halten sollte wusste er nicht, es gefiel ihm nicht immer noch im dunkeln zu tappen und nicht bescheid zu wissen. Vielleicht könnte man etwas tun, wenn man wüsste, worum es bei dem Streit der beiden wirklich ging, auch wenn er das irgendwie zu bezweifeln wagte. Am Ende konnten sie alle nur hoffen, dass dieser Plan, falls es denn einer war den Ruffy verfolgte, aufgehen würde. Ansonsten wusste Franky wirklich nicht, wie es weiter gehen sollte. Das könnte das Ende ihrer Crew bedeuten und im schlimmsten Fall auch das Ende ihrer Reise.

"Ich erinnere mich" II

"Robin.. ich muss arbeiten", wandte sie ein, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen, als die Archäologing sich von hinten leicht gegen sie drückte, Namis Haar mit einer Hand zur Seite strich und sich ihrem Hals zuwandte. Es wäre eine Lüge gewesen, wenn Nami nun behauptet hätte ihr würde das hier nicht gefallen und sie würde es nicht auch genießen. Allerdings ging es darum auch nicht, obgleich Nami ihre Pflichten gerne vernachlässigen würde. Ja, bald schon würden sie auf einer neuen Insel ankommen und es war Namis Aufgabe sich die Bücher anzusehen und etwas über ihr nächstes Ziel heraus zu finden, damit sie keine Überraschungen erlebten, die man vermeiden konnte. Bisher hatte sie diese Aufgabe etwas schleifen lassen, wie sie zugeben musste, das Logbuch, ihre Karten, Robin. Es hatte immer etwas anderes gegeben, was sie als reizvoller empfunden hatte. Das Robin nun schon wieder dabei war sie von ihrer Arbeit abzulenken war da keine besonders große Hilfe, zumal diese genau wusste, dass Nami sich nur schwer dazu durchringen konnte ihr das ganze zu verweigern.

"Sagtest du nicht, wir würden noch ein paar Tage brauchen, bis wir ankommen?" An sich reichte es, wenn man sich kurz vorher dran setzte, dennoch wusste man nie, was man bei den Recherchen fand oder eben nicht und so hatte Nami sich angewöhnt sich immer genügend Zeit zu lassen, damit sie ihre Aufgabe so gut es nur ging erfüllen konnte.

"Können wir das nicht auf heute Abend verschieben?" wandte Nami ein, auch wenn ihre Stimme langsam brüchig wurde. Robin tat nicht viel, sie übte nicht einmal besonders viel Druck mit ihrem Körper aus, hatte lediglich die Hände auf Namis Hüfte gelegt, die Lippen strichen nur hauchzart über den Hals der Navigatorin. Und doch, obwohl es nicht gerade viel war, schaffte sie es Nami damit um den Finger zu wickeln, sie an ihrer Standfestigkeit zweifeln zu lassen. Vielleicht erreichte dieser Zustand, der zwischen ihnen herrschte inzwischen einen Punkt, ab dem sie sich vielleicht Gedanken darum machen sollte, wo sie wirklich stand. Denn, wenn man einmal ehrlich war, normalerweise dürfte es ihr nicht so schwer fallen sich gegen die andere zu wehren, im Gegenteil, es sollte viel einfacher sein.

"Wieso warten, wenn es auch jetzt ginge?" Wieso bestanden ihre Gespräche eigentlich so oft aus Fragen und Gegenfragen? Namis Kopf sank nach vorne, für einen Moment schloss sie die Augen, genoss es einfach die andere bei sich zu spüren. Dann aber wandte sie sich um, schob Robin sanft zur Seite und begab sich zu einem der Bücherregale. Eine schier einfache Geste, die sie allerdings einiges an Kraft und vor allem Überwindung gekostet hatte. Ein Zwiespalt, den sie allerdings nicht offen zeigte, das wäre wahrlich fatal gewesen. Niemand musste wissen, wie es in ihr aussah, zumindest nicht in dieser Hinsicht und bisweilen konnte sie es wohl auch ganz gut verbergen, andernfalls, da war Nami sich sicher, würde das hier ein jähes Ende finden.

"Weil ich arbeiten muss. Wirst du der ganzen Sache nicht langsam überdrüssig?" Das hatte sie eigentlich erwartet. Es waren inzwischen ein paar Wochen seit dem Gespräch vergangen, Nami hatte sich auf Robin eingelassen und an sich erwartet, dass es fast schon eine einmalige Sache sein würde. Vielleicht, dass sie sich noch ein oder zwei weitere Male näher kommen würden, aber spätestens dann hätte sie erwartet, dass Robin die Sache für sich als beendet erklärte. Und doch, es hielt an, auch wenn man nicht sagen konnte, dass es bei dieser Affäre bisher um wirklich mehr ging, als um das eine. Robin ließ ihr auch nur dann Zärtlichkeiten zukommen, wenn ihr danach war, oder wenn sie eben Lust hatte, was an sich nicht besonders oft war und wenn sie bekommen hatte, was sie wollte, dann verschwand sie auch gleich wieder. Allerdings fragte Nami sich langsam, ob da nicht doch etwas war, immerhin schien irgendetwas hier nicht ganz zu passen.

"Das könnte ich so nicht sagen, nein." Nami lachte leise und wandte den Kopf um, sah über die Schulter. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, auf Robins Lippen lag ein sanftes Lächeln, welches Nami erwiderte.

"Dich muss es ja ganz schön erwischt haben", neckte Nami die Ältere sanft, welche nur den Kopf schüttelte. Nami konnte es einfach nicht lassen und bisweilen war das auch in Ordnung. Nun aber stieß sie sich von dem Tisch ab, an den sie sich zuvor gelehnt hatte und setzte sich in Bewegung. Es war wohl noch so lange in Ordnung, wie sie auf einer lockeren Ebene damit umgehen konnten. Wie es allerdings war, sollte daraus einmal ernst werden, das wollten sie beide vermutlich nicht heraus finden.

"Ich werde einen Kaffee trinken gehen. Wir sehen uns beim Abendessen nehmen ich an?" Natürlich hatte sie nicht vor auf diese Neckerei einzugehen, das tat sie an sich nie. Lieber überging sie die Worte der Jüngeren, was vermutlich auch besser so war. Oder man konnte es als stilles Einverständnis nehmen, das lag dann wiederum im Auge des Betrachters. Nami allerdings verbat sich genauer über die ganze Sache nachzudenken. Denn wenn sie es täte, dann würde sie vermutlich zu dem Schluss kommen, dass es ihr gefallen würde und diese Gefühle durfte sie auf gar keinen Fall zulassen, dessen war sie sich bewusst.

"Bis dahin sollte ich fertig sein, ja." Immerhin hatte sie bis dahin noch einiges an Zeit und wenn Robin nun davon absah sie weiter abzulenken, dann dürfte sie gut voran kommen. Lächelnd blickte sie der Älteren nach, die nun ohne ein weiteres Wort nach draußen verschwand und sich auf den Weg in die Kombüse machte.
 

"Unglaublich." Ein einzelnes Wort, das nur als ein leise Hauch über die Lippen der Navigatorin drang, als sie sich zur Seite und damit auf die Matratze fallen ließ. Sie lag nun auf der Seite, hielt die Augen geschlossen, während sie versuchte wieder ihren Atem zu beruhigen. Erst nach ein paar Minuten öffnete sie wieder die Augen, betrachtete Robins Profil. Die andere lag schweigend neben ihr, hielt die Augen geschlossen. Was in diesem Moment in ihrem Kopf vor sich ging, das würde für Nami wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. Und das etwas in diesem Kopf vor sich ging, da war sie sich ziemlich sicher. Robin dachte immer, sie konnte es nicht sein lassen und sie musste alles und jede Kleinigkeit analysieren. Manchmal fragte sie sich, ob diese Frau überhaupt jemals abschalten konnte. Da konnte man es durchaus als Beleidung auffassen, dass sie nun wohl neben ihr lag und schon wieder dabei war über irgendetwas nachzudenken.

Träge strich Nami sich über das Gesicht, ehe sie die Hand ausstreckte und diese auf Robins Bauch legte. An sich war es ja schon ein Wunder, dass die andere überhaupt noch hier neben ihr lag. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie diesmal in Robins Bett gelandet waren und es somit vielleicht Namis Sache wäre zu gehen. Vielleicht Haarspalterei, aber wenn es um diese Sache ging hatte Nami schnell gelernt, dass es Robin damit bitterer Ernst war. Nami war da anders veranlagt. Sie hatte bisher noch nicht besonders viele Liebhaber gehabt, egal welchen Geschlechts, dazu hatte sie nie die Zeit gehabt, es hatte immer andere Prioritäten gegeben und nachdem sie zu Ruffy gekommen war, da hatte es so jemanden auch nicht wirklich gegeben. Besagte Affären ließen sich an einer Hand abzählen und Nami war bei ihrer Auswahl sehr wählerisch gewesen. Sie brauchte an sich jemanden bei dem sie nicht sofort verschwinden wollte, bei dem man sich für einen winzigen Moment wohl fühlen konnte. Sie brauchte mehr als nur Sex, Nähe und Geborgenheit waren ihr wichtig, das wonach sie sich vor allem sehnte. Und das sie sich dies inzwischen nicht mehr unbedingt verwehren wollte, das war vielleicht wirklich keine besondere Überraschung, immerhin hatte sie sich bei Robin immer wohl gefühlt, sie waren beste Freundinnen, sie vertrauten einander blind. Gab es eigentlich bessere Voraussetzungen für derartige Bedürfnisse?

Unter ihrer Hand konnte sie deutlich spüren, wie sich Robin anspannte. Das zu spüren war nicht gerade ein angenehmes Gefühl. Und doch, sie ließ sie Hand liegen, sah Robin forschend an. Diese zog leicht die Brauen zusammen. Es missfiel ihr, das wurde mit jeder Sekunde deutlicher. Warum das so war, darüber hatten sie nie gesprochen, allgemein war es so, dass sie die Gespräche über dieses ganze Thema auf ein Minimum reduzierten. Robin wollte nicht über ihre Beweggründe sprechen und Nami hatte bisher nie wirklich danach gefragt, allerdings auch, weil sie ahnte, dass sie darauf keine Antwort bekommen würde.

"Solltest du die Ruhe nicht lieber nutzen, um an deinen Karten zu arbeiten?" Eine noch recht höfliche Aufforderung, dass sie nun wirklich besser gehen sollte. Es war keine Kunst diesen Wink zu verstehen und sich im klaren darüber zu sein, was nun von ihr verlangt wurde. Zudem kannte Nami Robin inzwischen lange genug, um die feinen Nyoncen in ihrer Stimme deuten zu können, die eine leichte Anspannung und eine geringe Wertschätzung der Situation verdeutlichten, zumindest wenn man wusste, worauf man achten musste. Und doch, bisher war es immer so geendet und warum konnte man sich nicht einmal ein paar Minuten Zeit nehmen? "Ich denke die können auch noch ein, zwei Minuten auf mich warten", murmelte sie leise. Wenn sie ehrlich war, dann hatte sie gerade keinen besonderen Antrieb, um sich an ihre aktuelle Karte zu setzen. Viel lieber würde sie nun einfach hier liegen bleiben, den Abend in Ruhe ausklingen lassen. Für sie war da weiß Gott nichts schlimmes dran, immerhin bedeutete das auch nicht, dass man gleich von der großen Liebe sprach, eine Beziehung wollte, klammerte und sich gegenseitig mit Gefühlen erstickte. Man konnte so etwas auch überbewerten und in ihren Augen tat Robin genau das, sie bewertete jede noch so kleine Geste viel zu streng. Allgemein nahm sie viele Dinge im Leben viel zu ernst. Aus Namis Sicht sollte sie sich das wirklich abgewöhnen, nicht nur um ihretwillen.

"Nein, ich denke du solltest nun wirklich besser gehen." Der Ton wurde schärfer, kälter. Nami biss die Zähne zusammen, spannte sich leicht an, rührte sich im ersten Moment allerdings nicht. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, doch als sie die Veränderung in Robins Gesicht wahr nahm löste sie sich. Die Züge der anderen hatten sich verhärtet, wurden kalt. Es behagte Nami nicht und so tat sie das, was in diesem Moment wohl das beste für sie war.

Sie ging.

"Ich werde gehen"

Auch draußen schien nun endlich ruhe eingekehrt zu sein. Zorro und Sanji waren zu hören gewesen, dann Chopper. Ihn hatte man selbst bis hier drinnen gehört und bei dem klang seiner Stimme hatte sich Namis Körper schmerzlich angespannt. Für ihn war es wohl besonders schwer und auch, wenn sie oft daran gedacht hatte, was geschehen könnte, wenn die Situation endgültig außer Kontrolle geriet, so war sie dennoch nicht auf das hier vorbereitet gewesen. Wie konnte man auch darauf vorbereitet sein seine Freunde zu verraten und ihren Schmerz mitzuerleben? Nichts in ihrem bisherigen Leben hätte sie auf diesen Schmerz vorbereiten können, obgleich die Ablehnung ihres Dorfes, die sie Jahre hatte ertragen müssen, ohne das Wissen, dass sie von allem wussten, ein annähernder Vergleich für das hier war. Eine Erfahrung aus der sie Lehren gezogen hatte und die sie eigentlich hinter sich lassen wollte.

Eigentlich hätten Ruffys Worte keine Überraschung sein dürfen, als Käpt'n hatte er die Pflicht so zu reagieren, sich für das Wohl der Crew zu entscheiden und doch hatte es sich wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt. Auf der einen Seite schien sie wie betäubt zu sein, hatte sie sich schließlich nicht vorstellen können, dass die Reaktion ihrer Freunde derart heftig ausfallen würde. Auf der anderen Seite, nun, Nami wäre nicht Nami, wenn sie ihre Gefühle schnell in den Griff bekommen würde. Nein, sie kochte immer noch, auch wenn sie dazu über gegangen war zu schweigen, anstatt Robin anzuschreien, was durchaus eine verlockende Option war. Allerdings hatte man sie in ihrem Zimmer eingesperrt und Nami fürchtete, dass sie selbiges in Schutt und Asche legen würden, wenn sie sich nicht zusammen riss. Robin anzuschreien war verlockend, auf sie los zu gehen, das war ein Wunsch. Sicherlich, sie liebte diese Frau, zumindest hatte sie sie geliebt, ob nun in ihrem tiefen inneren noch solche Gefühle waren, das konnte Nami nicht sagen. Vermutlich schon, doch diese wurden gänzlich von ihrer Wut überschattet. Immerhin hörte man nicht einfach auf zu lieben, ganz gleich, wie sehr der andere einen verletzt hatte, man begann lediglich sich gegen diese Gefühle zu wehren. Was diese Situation anging, so war es vermutlich das beste, dass die Liebe nicht der dominierende Part war, andernfalls, da war sie sich sicher, würde das hier weit mehr schmerzen, als es ohnehin schon der Fall war.

Sie besaß nicht einmal die Ruhe, um sich zu setzen, stattdessen lehnte sie an der Wand neben der Tür, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte schweigend vor sich hin. Wie lange waren sie nun hier drinnen? Zehn, Fünfzehn Minuten? Es war letztlich egal, denn seit Ruffy sie nach hier verbannt hatte, hatte keine von ihnen auch nur ein Wort gesagt. Nami schwieg, weil sie Angst hatte erneut zu explodieren, wenn sie nun den Mund auf machte. Und Robin war eben Robin. Diese hatte sich auf das Sofa gesetzt, ein Bein über das andere geschlagen und Nami vermutete, dass sie dem Impuls widerstand nach dem Buch zu greifen, welches vor ihr auf dem kleinen Tisch lag. Oder irrte sie sich? Allgemein musste Nami feststellen, dass sie nie erwartet hätte, dass es einmal so weit zwischen ihnen kam, wie konnte sie da wissen, wie es wirklich in der anderen aussah? Sie hatte geglaubt Robin besser zu kennen, als sonst jemanden auf diesem Schiff, und nun musste sie wahrlich zugeben, dass sie die andere wohl am wenigsten kannte. Entweder das oder aber hier lief noch etwas anderes von dem sie nicht die geringste Ahnung hatte.

"Ich werde gehen." Überrascht blickte Nami, die bisher auf den Boden vor ihren Füßen geblickt hatte, auf und musterte Robin. Die andere sah sie nicht an, schien etwas abwesend zu sein, immer noch in Gedanken.

"Mach dich nicht lächerlich", erwiderte Nami nur und schnaubte leise. Was sollte das nun? Wollte sie ihr so nun auch noch ein schlechtes Gewissen einreden? Das könnte ihr wahrlich so passen. Nein, Nami hatte nicht vor die Sache nun einfach so zu beenden, das konnte Robin gleich vergessen.

"Hast du eine bessere Idee? Wir können davon ausgehen, dass wir das hier nicht geklärt bekommen und das würde bedeuten, dass Ruffy uns beide auf der nächsten Insel von Bord gehen lässt. Und wir beide wissen, dass wir ihn kaum ohne eine Navigatorin weiter segeln lassen können, davon abgesehen, dass er niemand besseren finden wird, als dich und ich durchaus bezweifle, dass er deine Position neu vergeben würde." Man musste ihr zu gute halten, dass sie bei dieser Sache ihre eigenen Gefühle außer acht ließ und versuchte das ganze zu einer guten Lösung zu bringen, augenscheinlich zumindest, doch sie beide wussten, dass es diese nicht gab.

"Und du willst, dass ich alleine hier bleibe, damit er mir auf ewig vorwerfen kann, dass ich zugelassen habe, dass du uns ein weiteres Mal verlässt?! Das kannst du vergessen!" Nami hatte sich geschworen, dass sie das nicht noch einmal zulassen würde, auch wenn sie selbst der Grund war, wieso Robin es nun in Erwägung zog, so konnte sie nicht glauben, dass dies der beste Weg für sie war. Das konnte es einfach nicht gewesen sein, ihre Reise konnte nicht auf diese Weise enden, das wollte sie nicht glauben.

"Ich habe dir lediglich eine Lösung des Problems geboten, du solltest sie besser annehmen, bevor es wirklich unschön wird. Und du könntest uns beiden auch viel Zeit einsparen", entgegnete die Ältere ruhig und durchaus kühl. Nami schaffte es immer noch nicht mit dieser neuen Art umzugehen und es trieb sie in den Wahnsinn, dass Robin scheinbar meinte, dass man das Problem einfach so lösen konnte, indem einer von ihnen einfach ging. Denn das, da konnten sie sich sicher sein, war nicht in Ruffys Sinne.

"Das ist doch keine Lösung! Es ist für dich nur der bequemste Weg!" fuhr Nami die andere nun an. Nein, ruhig darüber sprechen konnte sie nicht wirklich, wobei sie nun auch Robins ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, da diese nun endlich zu ihr blickte.

"Du denkst, ich würde mir das einfach machen?"

"Da hast du verdammt recht! Du läufst davon, so wie du immer davon läufst, wenn Gefühle im Spiel sind! Du gehst dem ganzen aus dem Weg und denkst die Gefühle würden sich einfach in Luft auflösen, wenn man sie nur lange genug nicht beachtet, aber so funktioniert das nicht!" Auch wenn sie momentan mehr Feinde, als Freunde waren, so kannte Nami die andere zumindest einen Teil von ihr und darauf musste sie sich nun einfach verlassen. Wenn nicht das, was bliebe ihr sonst noch? Es hatte auch Momente zwischen ihnen gegeben, wo sie ehrlich miteinander umgegangen waren, Momente in denen Nami geglaubt hatte zu sehen, wie die andere wirklich war. Und nach all der Zeit glaubte sie auch einen bestimmten Teil zu kennen, abgesehen davon musste man kein Genie sein, um zu wissen, dass Robin ein gewisses Problem mit dem Thema Gefühle hatte. Alleine der Umstand wie sie mit ihren Affären umging sagte darüber genug aus, vermutlich war Nami aber die einzige hier an Bord gewesen, die sich darüber derartige Gedanken gemacht hatte. Den Jungs war es weitestgehend egal gewesen, was Robin trieb, immerhin kam es nicht besonders oft vor und dann auch nur mit ausgewählten Personen. Nami allerdings hatte begriffen, dass es dabei um weitaus mehr ging. Vielleicht hatte sie sogar irgendwann gehofft, dass sie Robin helfen könnte, dass sie ihr zeigen könnte, dass Gefühle keine Schwäche waren und wie schön es sein konnte, wenn man sich darauf einließ. Doch anstatt bei Robin eine Veränderung hervor zu rufen hatte sie sich lediglich selbst verletzt, war gescheitert, hatte alles nur noch schlimmer gemacht.

"Wenn ich mir das so ansehen, dann bist es eher du, die ihre Gefühle nicht im Griff hat", bemerkte Robin nur ruhig. Sie ließ sich nicht von Nami provozieren, blieb wie üblich ruhig und distanziert. Die übliche Reaktion und wie üblich trieb es Nami in den Wahnsinn.

"Falsch, ich gehe lediglich offen mit meinen Gefühlen um! Ich stehe dazu, was ich empfinde, ich sage was ich für ein Problem habe!" zumindest konnte man ihr nicht vor machen, sie würde nicht reden, sie hatte es ja versucht, immer und immer wieder. Robin war diejenige, die sich quer stellte und Nami verstand es einfach nicht. So sehr sie es auch versuchte, sie verstand nicht, was ihr Problem war.

"Du denkst ich habe ein Problem?" Leicht zog Robin eine braue hoch, auch wenn die überraschte Miene nicht zu dem kalten Ausdruck in ihren Augen passen wollte.

"Das ist ja wohl offensichtlich! Ich dachte, wir hätten das geklärt?! Und was tust du?! Behandelst mich wie den letzten Dreck, wie deinen Feind! Redest nicht mehr mit mir, gehst mir aus dem Weg, als seien wir nie Freunde gewesen! Also, was zum Teufel ist dein Problem Robin?! Was?!"

"Du verrennst dich in etwas." Natürlich hatte Nami nicht erwartet, dass Robin nun einfach einknicken und ihr die Wahrheit sagen würde, dass sie reden und das alles klären würden. Wäre das so einfach, dann hätten sie es schon vor zwei Wochen getan und es wäre gar nicht erst so weit gekommen. Allerdings kam die Antwort zu schnell, als das sie ihr wirklich hätte Glauben schenken können.

"Vergiss es, das funktioniert nicht! Ich mag mich in dich verliebt haben, aber ich bin nicht das Problem an der Sache! Ich bin nicht diejenige, die sich seither benimmt als würde sie wieder für das Krokodil arbeiten!"
 


 

"Zorro?" Vorsichtig steckte der Schütze den Kopf durch die Tür des Trainingsraums und sah zu dem Schwertkämpfer, der mit seinen Hanteln beschäftigt war. Der angesprochene brummte lediglich, sah dann aber kurz zu dem anderen herüber.

"Was willst du?" Er war verstimmt. Die ganze Situation gefiel ihm einfach nicht und das schlechte Gefühl welches er dabei verspürte und welches immer stärker wurde löste ein gewisses Maß an Ärger und Unzufriedenheit aus, welches er nur schwer zurück halten konnte. Zu trainieren war da die nahe liegenste Lösung, es war sein Ruhepol, das was ihn immer wieder runter brachte und ihm dabei half seine Gedanken neu zu ordnen, sie klarer zu sehen.

"Wir.. nun, wir haben uns gefragt, ob du etwas weißt, was zwischen den beiden los ist?" begann Lysop zögernd. Warum man ausgerechnet ihn hier hatte hoch schicken müssen und warum er sich auch noch hatte dazu breit schlagen lassen, das wusste er wirklich nicht. Franky war zu Sanji in die Küche gegangen, das wäre sicherlich die dankbarere Aufgabe gewesen, anstatt einem verstimmten Zorro entgegen zu treten. Brook hatte sich allerdings fein heraus gehalten und kümmerte sich um Chopper, der immer noch völlig aufgelöst war und Ruffy hatte sich zurück gezogen. Und somit war nur noch er übrig geblieben. Den letzten bissen eben die Hunde, oder wie war das noch gleich? Wäre es ihm nicht ein derart dringendes Bedürfnis gewesen zu erfahren, was mit seinen Freunden los war und hätte er nicht das ungute Gefühl gehabt, dass es etwas wesentliches gab, das man vor ihm verheimlichte, dann wäre er sicherlich nicht hier her gekommen. Doch so einfach lagen die Dinge nun einmal nicht.

"Warum sollte ich etwas wissen?" Er ließ die Hanteln sinken, richtete sich auf und wandte sich nun ganz dem Schützen zu. Dieser blieb standhaft und verkniff es sich einen Schritt zurück zu setzen und wieder schnell durch die Tür nach unten zu verschwinden. Er hatte das hier begonnen und er würde es auch beenden, egal was ihn das kosten mochte.

"Nun, also, weißt du.." begann er zögernd.

"Lysop, komm zum Punkt!" fuhr Zorro den anderen an. Er hatte gerade wirklich keinen Nerv für so etwas, davon abgesehen, dass man sich auch wirklich anstellen konnte. Allerdings war das bei Lysop auch nichts neues, wobei man zugeben musste, dass er sich durchaus ein wenig gebessert hatte. Nicht viel, nein, dann würde man auch nicht mehr von Lysop sprechen, aber er hatte vordschritte gemacht. Zudem lag seine eigentliche Stärke wohl auch darin, dass er sich trotz seiner Angst immer wieder diesen Situationen aussetzte und sie durchstand, das konnten wahrlich nicht viele von sich behaupten.

"Sie sind zwar in ihrem Zimmer aber.. Nami ist nicht zu überhören. Und-"

"Sie wird Robin schon nicht umbringen. Ihr solltet lieber froh sein, dass ihr ausnahmsweise einmal nicht der Grund für ihre Laune seid", unterbracht Zorro den anderen. Wenn sie nicht zu überhören war und je nachdem, was sie sagte, dann konnte Zorro sich durchaus vorstellen, was seine Freunde nun von ihm erwarteten. Allerdings war er nicht in der Position um nun darüber zu reden, das wäre Nami gegenüber kaum fair gewesen. Immerhin gab es einen Grund für ihr Schweigen.

"Nein, das ist es nicht." Das es einfach wäre dem Schützen eine Antwort zu verweigern, das hatte er nicht erwartet, aber einen Versuch war es zumindest wert gewesen. Nun aber musste er wohl in Betracht ziehen, dass er seine Worte gut abwägen musste, ehe er sie aussprach.

"Hör zu Lysop. Selbst wenn ihr es wüsstet, es würde keinen Unterschied machen. Ihr könnt den beiden da nicht helfen und wenn sie es nicht auf die Reihe bekommen, dann wird sich auch nichts daran ändern, wenn ihr es wisst. Ihr müsst sie selbst fragen, es ist Namis Sache, ob sie euch etwas dazu sagen will oder nicht und ich werde ihr nun nicht in den Rücken fallen, verstanden?" Lysop nickte schweigend und schien über das gesagte nachzudenken. Zorro wollte nicht wissen, was sie gehört hatten, er wollte sich nicht ausmahlen, was gerade in dem Zimmer der beiden Frauen vor sich ging. Was das anging versuchte er zum Teil an sich zu denken, zum anderen war ihm aber auch klar, dass diese Situation alles andere als angenehm für die beiden Frauen sein dürfte.

"Dann.. sag nur, was du denkst. Bekommen sie das wieder hin?" Da er wohl das meiste wusste sollte er eine Einschätzung dazu geben können. An sich musste er nicht einmal wirklich darüber nachdenken, man musste sich nur den verlauf der letzten Wochen ansehen und konnte sich denken, wie es nun weiter gehen würde.

"Keine Ahnung", gestand er dann ernst und zuckte mit den Schultern. "Es wird sicher nicht einfach werden." Das war seine ehrliche Meinung und er ging davon aus, dass die beiden heute sicherlich zu keiner Einigung kommen würden. Entweder das, oder aber sie kamen noch heute zu einer Entscheidung, die ihnen nicht gefallen würde. Er ging nicht davon aus, dass die beiden die Entscheidung Ruffy überlassen würden, sie wussten nun, wie es stand und dementsprechend würden sie auch zu einer Einigung kommen. Ob ihnen das allerdings gefallen würde, das war eine ganz andere Sache. Seine Befürchtung dahingehend wollte er allerdings lieber nicht laut aussprechen.

"Letztlich können wir wohl davon ausgehen, dass es für uns alle besser ist, je länger sie da drinnen sind. Wenn Nami da drinnen tobt, dann reden sie wenigstens miteinander und wir haben so etwas wie eine Chance, dass das alles doch noch gut aus geht." Betrachtete er es nun nüchtern, dann musste er zugeben, dass er die Chancen eher gering einschätzte. Da war es besser, wenn man sich Gedanken darüber machte, wie es weiter gehen sollte, wenn der schlimmste Fall eintreten würde. Gedanken deren Notwendigkeit sie niemals in Betracht gezogen hätten und nun standen sie vor einer derartigen Situation, die absolutes Neuland für sie alle bedeutete und sie wussten, dass jede falsche Entscheidung das Ende bedeuten konnte.
 


 

"Ich bitte dich, wir sind keine Feinde Nami." Das sah die Angesprochene anders. Robin vermittelte ihr eindeutig diesen Eindruck und je mehr sie das tat, umso mehr nahm auch Nami diese Haltung ein. Man mochte es einen natürlichen Reflex nennen, wobei dieser momentan sicherlich nicht gerade hilfreich sein dürfte.

"Und doch sind wir nicht mehr in der Lage als Team zu arggieren und unsere Gefühle außen vor zu lassen! Wir waren einmal ein verdammt gutes Team und nun stellst du dich gegen mich! Was sollte das da draußen?!" Es gab so viele Punkte bei denen sie eigentlich ansetzen mussten, die es zu klären galt, dass Nami wirklich nicht wusste wo sie beginnen sollte. Hinzu kam das Problem, dass Robin sich immer noch weigerte auf das Thema einzugehen. Zwar ignorierte sie Nami nicht, aber sie gab ihr auch keine Antworten.

"Wie ich schon sagte, ich habe dich nur davor bewahrt einen schmerzvollen Tod zu sterben."

"Nein, du sorgst lieber selbst dafür, dass ich mich verletze! Wie sollen wir weiter zusammen arbeiten, wenn du mir nicht einmal mehr im Kampf vertraust?!" Mangelndes Vertrauen war wirklich ein Problem, zumal Nami dieses Misstrauen auch nicht verstand. Wann hatte sie ihr je Grund gegeben an ihr zu zweifeln? Und das war der endgültige Punkt, ab dem Robin sich in Schweigen hüllte und Nami fürs erste aufgeben musste. Sie starrte die Ältere an, die nun wieder den Blick abgewandt hatte. Eine unergründliche Miene. Es schien fast, als sei sie nicht mehr bei ihr.

"Ich verstehe dich einfach nicht", drang es gepresst über Namis Lippen. Sie tat es wirklich nicht, egal wie sie es auch drehte und wendete. Egal welchen Lösungsansatz sie hatte, er wollte einfach nicht in das Bild passen, welches Robin ihr seit geraumer Zeit darbot. Diese Frau war so unsagbar kompliziert und trieb sie regelmäßig in den Wahnsinn. Wieso konnte es nicht einmal, nur ein einziges Mal, einfach mit ihr sein? "Warum kannst du nicht einmal, nur ein einziges Mal in deinem Leben sagen, was los ist? Ich meine.. das könnte das Ende unserer gemeinsamen Reise sein, ist dir das eigentlich klar?! Ist dir klar, was du gerade im Begriff bist zu zerstören, wenn du dich weiter weigerst darüber zu sprechen?! Diese Idioten haben sich für jede von uns den Arsch aufgerissen, haben ihr Leben riskiert um uns zu retten, hast du wirklich vor sie einfach im Stich zu lassen?!" Es wäre so einfach aufzugeben. So einfach endlich damit aufzuhören sich aufzureiben, die Wunden offen zu halten. Und doch, es ging hierbei nicht nur um sie. Wenn es nur danach gehen würde, dann wäre sie wahrlich geneigt einfach aufzugeben und die Geschichte mit Robin in eine Kiste zu packen und für immer zu vergessen, ganz gleich was das für ihre Gefühle bedeutete. Aber wie es im Leben immer war, wenn es kompliziert wurde, es ging nicht nur um sie. Es ging um diese Crew, die Crew die geschworen hatte Ruffy an sein Ziel zu bringen, ihm beizustehen, egal in welche Probleme er sie hinein reißen würde. Und das konnten sie nur gemeinsam, er würde jeden von ihnen brauchen. Sie waren nicht viele, aber jeder von ihnen war ein Experte auf seinem Gebiete, einer der besten. Das war ihre Stärke, sie waren einfach ein perfektes Team und das fehlen eines einzelnen oder gar zwei von ihnen, würde alles zu fall bringen.

"Ich bin mir im klaren darüber."

"Und doch bist du bereit alles kaputt zu machen, wofür wir alle gearbeitet haben?! Du kannst nicht so tun, als sei das alles nie gewesen, alles würde es keine Rolle spielen, als-" Nami wurde unterbrochen. Robin hatte eine Hand erscheinen lassen, deren Mittel und Zeigefinger sich auf die Lippen der Navigatorin legten und sie zum schweigen brachten. Nami blinzelte leicht, sah Robin perplex an. Diese hatte das Gesicht in den Händen vergraben, schwieg weiterhin. Das sie nicht darüber reden wollte war Nami bewusst, doch sie konnte doch nicht wirklich glauben, dass Nami sich so einfach abspeisen ließ, oder? Das könnte ihr so passen. Die junge Frau zog die Brauen zusammen und griff nach dem Handgelenk der anderen, um ihre Finger von den Lippen zu ziehen. Beendete die Geste, die fast schon etwas sanftes an sich gehabt hatte und die ganz und gar nicht in das Bild dieser Situation passte.

"Oh nein, du wirst mir jetzt zuhören! Wir sind keine fünf mehr und das hier ist kein verdammtes Spiel! Mag sein, dass es dir Spaß macht mit den Gefühlen anderer zu spielen und das du es nicht ernst nimmst, aber das haben wir hinter uns! Du hast auf mir und meinen Gefühlen herum getrampelt, du hast unsere Freundschaft mit Füßen getreten! Du hast mich, deine beste Freundin, wie Dreck behandelt! Und du bist es mir verdammt noch mal schuldig dir das jetzt anzuhören, ob es dir gefällt oder nicht!" Sie machte nur eine Pause, um Luft zu holen, immerhin war sie bereits wieder dabei Robin anzuschreien, doch bevor sie weiter machen konnte legte sich erneut eine Hand auf ihren Mund und hinderte sie daran weiter zu machen. Auch wenn Namis Wut zwischendurch immer wieder abflachte so waren es solche Dinge, die diese wieder entfachten und dafür sorgten, dass sie alles andere als ruhig mit der Situation umgehen konnte. Genervt schlug sie Robins Hand zur Seite.

"Was ist?! Erträgst du es nicht die Wahrheit zu hören?!" Weitere Hände erschienen, diesmal genug, um Namis Handgelenke zu packen und diese auf ihrem Rücken festzuhalten, während zwei sich auf den Mund der Navigatorin legten. In Namis Augen war das alles andere als eine reife Reaktion, doch das einzige, was sie dagegen tun konnte, was gegen Robins Hände zu schreien. Es war unmöglich so ein Wort zu verstehen und ihre Schreie wurden ebenso gedämpft. Am Ende war auch nicht die Tatsache, das Robin sie am sprechen hinderte das schlimmste, viel mehr der Umstand, dass sie ihre Kräfte bewusst gegen sie einsetzte. Allerdings konnte man das auch zu zweit spielen und wenn Robin nun wirklich glaubte, dass sie sich so einfach geschlagen geben würde, dann hatte sie sich schwer getäuscht! Bewegen konnte Nami sich schließlich noch und so kam sie auf Robin zu, wollte sich auf sie stürzen, nun wo sie niemand hindern konnte ihrer Wut freien lauf zu lassen, davon ab, dass das hier ohnehin die einzige Möglichkeit war, die ihr noch blieb, doch so weit kam es nicht.

Etwas packte sie am Knöchel, Nami verlor das Gleichgewicht, fiel nach vorn und schlug hart auf dem Boden auf. Schmerzlich kniff sie die Augen zusammen. Der Schmerz zog sich durch ihren ganzen Körper, besonders ihre Schulter pochte schmerzhaft, fast schon unerträglich. Kurz darauf spürte sie zudem noch einen Druck, als sich weitere Arme um sie legten und sie auf dem Boden fest hielten, so dass sie sich nun gar nicht mehr rühren konnte. Letztlich musste Robin nicht viel tun, denn solange Nami nicht an ihren Klimataktstock kam und sich auch nicht rühren konnte, war sie keine Gefahr. Die Wut auf Robin wurde nur noch größer. Nami schrie und versuchte mit aller Gewalt sich gegen den Griff der anderen zu wehren. Ohne Erfolg. Der Griff der anderen lockerte sich keinen Millimeter und selbst wenn, so hatte Robin die Möglichkeit noch hunderte Arme erscheinen zu lassen, um sie festzuhalten. Und so war eines ganz klar, aus dieser Situation kam sie nur wieder heraus, wenn Robin es auch wollte. Diese hatte sie in der Hand.

"Ich sagte doch, ich werde alleine mit dir fertig."

"Die korrekte Bezeichnung dafür wäre wohl Hassliebe"

Stille erfüllte den Raum. Die Sonne war inzwischen unter gegangen und die beiden Frauen waren seit ein paar Stunden in ihrem Zimmer. Man hatte Nami noch eine Weile toben gehört, manch einer mochte Bruchstücke aufgeschnappt haben, doch wirklich damit etwas anzufangen wusste niemand. Und dann war es still geworden, unheimlich still. Das gesamte Schiff war in Stille getaucht worden, eine erdrückende und schmerzliche Stille. Franky hatte sich zwischendurch gefragt, ob man vielleicht einmal nach den beiden sehen sollte, ob sie noch lebten. Jeder der Nami erlebt hatte, der wusste auch, dass es nicht unbedingt unwahrscheinlich war, dass die Navigatorin doch noch auf Robin losgegangen war. Um Robin selbst musste man sich dabei wohl weniger Sorgen machen, als um den Umstand, dass noch mehr zwischen den beiden kaputt gehen könnte.

Er hatte mit Snaji gesprochen. Dieser bekam meist auch mehr mit und Franky hatte sich seine eigenen Gedanken zu der ganzen Sache gemacht, immerhin hatte er sie auch eine Weile beobachtet und hatte daraus seine Schlüsse gezogen. Das meiste war dabei von Sanji in ihrem Gespräch bestätigt worden und das ein oder andere war hinzugekommen. Die beiden hatten sich also aufeinander eingelassen und Nami hatte mehr gewollt. Das war keine angenehme Situation, doch anscheinend hatte Nami sich dann auf Zorro eingelassen und damit hätte die Sache eigentlich geklärt sein sollen, zumindest aus seiner Sicht. Etwas an der ganzen Sache passte einfach noch nicht in das Bild, doch weder Sanji noch er konnten genau sagen was das war. Auch hier gab es nur eine Reihe an Vermutungen, die sie äußern konnten, doch ob darin die Wahrheit lag, das vermochte niemand von ihnen zu sagen. Egal, was es nun war, vermutlich lag es einzig an den beiden dieses Problem aus der Welt zu schaffen, auch wenn ihnen das nicht gefallen mochte.

Vorerst saßen sie also hier, das Abendessen vor sich und warteten. Wenige Bissen, das war alles, was sie zu sich nahmen, selbst Ruffy rührte sein Essen kaum an und das mochte wahrlich etwas heißen. Sie wussten wohl alle, dass die Situation diesmal ernst war, mehr als das. Und das Gefühl daran absolut nichts ändern zu können war unerträglich.

"Mein ihr.. wir sollten nachsehen?" Lysop durchbrach die Stille, erhielt aber zunächst keine Antwort. Er war kaum der erste, der sich diese Frage stellte, immerhin wusste man, als Nami noch getobt hatte, dass sie wenigstens versuchten miteinander zu reden, wenn man das so bezeichnen konnte. Nun aber war stille eingekehrt, eine Stille, die es umso schwerer machte die ganze Situation in irgendeiner Form einzuschätzen.

"Und was gedenkst du dann zu tun? Wenn sie nicht miteinander reden, dann werden sie es uns gegenüber auch nicht tun", entgegnete Franky schließlich. "Wir müssen einsehen, dass wir hier rein gar nichts ausrichten können. Das einzige, was wir tun können ist hier zu sitzen und darauf zu warten, dass sie durch diese Tür kommen"; während er sprach deutete er kurz auf die Tür die von der Kombüse aus nach draußen führte. "Und uns ihre Entscheidung mitteilen. Egal, wie diese ausfallen wird, wir müssen sie hinnehmen. Das ist keine Bagatelle, die man einfach aus der Welt schaffen kann." Nicht, dass ihm seine eigenen Worte gefielen, doch leider entsprachen sie dem, was sich in ihren Möglichkeiten befand und das war leider nicht besonders positiv. Sie konnten auf sie einreden, aber solange die beiden es nicht wollten hatte es kaum einen Sinn, dass sie sich weiter auf einem Schiff bewegten. Es würde ihnen allen nur schaden und das konnten sie sich in dieser neuen Welt nun wirklich nicht leisten. Doch er war sich sicher, dass sie sich dessen bewusst waren und das, egal was zwischen ihnen stand, sie die Entscheidung treffen würden, die am Ende das Beste für sie alle war und das sie diese auch gründlich überdenken würden. So viel Vernunft traute er ihnen nun zumindest noch zu.

"Du weißt also, was da los ist?" wandte Lysop nun ein und allmählich begannen auch die anderen sich auf das Gespräch zu konzentrieren. "Das ist ja wunderbar, Zorro weiß es, du weißt es, da du mit Sanji gesprochen hast weiß der es also auch, gibt es noch jemanden der weiß was hier gespielt wird und der sich weigert den Rest von uns einzuweihen?!" Lysop war verärgert. Mit recht, wie man sagen musste, immerhin wusste er nicht das Geringste, was auch auf Chopper und Brook zutraf. Franky konnte es nur vermuten, aber zumindest glaubte er, dass Ruffy auch bis zu einem gewissen Grad Bescheid wusste, er als ihr Käpt'n musste das einfach. Kurz senkte er den Blick, da er wusste, dass es nicht unbedingt die beste Lösung war, doch was sollte man machen?

"Wir wissen auch nicht alles", wandte Sanji ein, ehe er eine Zigarette zu Tage beförderte und sich diese ansteckte.

"Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?" Ruffy richtete seine Frage direkt an Zorro, der vor sich hin starrte und erst einmal nicht reagierte. Was sollte er machen? Es wäre nur fair sie alle einzuweihen, aber auch wenn sie eine Crew waren, jeder von ihnen hatte ein Recht auf ein Privatleben und diese Grenze konnte er nicht einfach überschreiten. Es gab schließlich einen Grund, warum Nami so lange geschwiegen hatte. Und was Sanji anging, er war sich ziemlich sicher, dass er es nicht von der Navigatorin wusste, er hatte sie gefragt. Das bedeutete, dass Robin in diesem Fall geredet haben musste und der Koch somit nur einen Teil der Wahrheit kannte.

"Ich habe alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe", begann Zorro und blickte nun auf. "Es ist Namis Sache in wie weit sie euch einweiht, ich habe nur das ausgesprochen, was ich für nötig hielt und dabei wird es auch bleiben."

"Findest du es fair den Rest von uns im Dunkeln tappen zu lassen? Diese Sache betrifft uns alle!" Lysop fand es nicht witzig, wirklich nicht. Jeder hier schien mehr zu wissen, als er auch wenn das für sich genommen nicht besonders schwer war, da er rein gar nichts wusste.

"Nami sagte etwas von verliebt haben. Aber das macht absolut keinen Sinn, sie war mit dir zusammen. Ebenso macht Robins verhalten keinen Sinn. Also, was wird hier gespielt?!" Er hatte keine Lust mehr sich mit Ausreden abspeisen zu lassen. Er wollte eine Erklärung, irgendeine. Und wenn die beiden ihm diese nicht gaben, so verlangte er zumindest, dass die andere ihn einweihten.

"Wenn du so viel weißt, dann mach die Augen auf Langnase! Was wäre das einzige, das in dieser ganzen verdammten Situation auch nur ansatzweise einen Sinn ergeben würde?!" Zorro riss der Geduldsfaden. Nein, er würde es ihnen nicht sagen, aber wenn sie von selbst darauf kamen, dann war es kaum seine Schuld. Wenn man sich das Ganze nur ein wenig genauer betrachtete, dann war es nun wirklich kein Geheimnis und jeder mit etwas Verstand könnte dahinter kommen. Und auch, wenn er Robin nicht verstand, die als einzige ein Rätsel in dieser Sache war, so hatte er auch hier durchaus einen Verdacht.

"Sie hat nie aufgehört sie zu lieben..", murmelte Sanji schließlich und Zorro blickte in seine Richtung. Sanji schien seine Gedanken zu ordnen, strich sich mit einer Hand über sein Gesicht und seufzte schwer auf. Er war nicht dumm und Zorro war sich sicher, dass er die richtigen Schlüsse ziehen würde.

"Und was ist mit Robin?" fragte Zorro, ohne wirklich auf die Worte des Kochs einzugehen. Man konnte das auch als stumme Bestätigung des ganzen sehen, auch wenn er es sicherlich nie aussprechen würde. Sanji nahm einen Zug seiner Zigarette. Das Gespräch schien sich nun auf sie beide verlegt zu haben und die anderen lauschten schweigend ihren Worten. Vielleicht, weil sie nicht wussten, was sie sagen sollten, vielleicht aber auch, weil sie einfach hofften mehr zu erfahren, wenn sie die beiden das erst einmal unter sich ausmachen ließen.

"Sie hat es nie gesagt, aber.. nach allem was ich weiß und so, wie sie sich in letzter Zeit verhalten hat, nachdem ihr beide, Moment bedeutet das, dass ihr nie wirklich zusammen wart?" Zorro seufzte nur auf und schwieg zu der Frage. Sanji konnte sich seinen Teil denken und zum ersten Mal war er ihm wirklich dankbar, dass er wenigstens dieses eine Mal seine verdammte Klappe halten konnte.

"Wie auch immer.. ich denke, dass da irgendwas sein muss."

"Wenn dem so wäre und wenn wir davon ausgehen, was ihr beide gesagt habt und was wir gehört haben, dass die beiden etwas füreinander empfinden, was zum Teufel ist dann das Problem?" Franky mischte sich wieder ein und er zeigte ganz deutlich, dass er es wirklich nicht verstand. Da war er allerdings nicht der einzige, Zorro verstand schon lange nicht mehr, was die beiden eigentlich für ein Problem hatten und vermutlich ging es allen anderen ebenso. Es machte einfach keinen Sinn und das legte die Vermutung recht nah, dass es etwas geben musste, was sie alle nicht wussten oder schlicht und ergreifend übersahen.

"Augenblick.. wollt ihr gerade sagen, dass die beiden verliebt ineinander sind und sich dennoch umbringen wollen?!" Lysop konnte es wahrlich nicht glauben und wenn man sich das so anhörte, dann war es das auch, unglaublich.

"Die korrekte Bezeichnung dafür wäre wohl Hassliebe, yohoho."

"Was bedeutet Hassliebe?" Chopper begriff das alles immer noch nicht und es war das erste Mal, dass er aufblickte und seine Freunde ansah, in der Hoffnung, dass sie ihm das alles erklären konnten. Doch auch, wenn man nun ein paar Antworten bekam, so erklärte ihm das immer noch nicht, wie es so weit kommen konnte.

"Die beiden können nicht miteinander, aber auch nicht ohne den anderen", räumte Sanji ein, auch wenn das seiner Meinung nach nicht die richtige Beschreibung für das ganze war.

"Also so wie bei dir und Zorro?" mischte sich nun auch Ruffy ein und erntete von den beiden betroffenen einen genervten Blick. Das war nun wirklich nicht miteinander zu vergleichen, auch wenn man bedenken musste, dass sie hier von Ruffy sprachen und dieser auch Vergleiche zwischen Fischen und Schafen für angebracht hielt und sei es nur, um darauf zu kommen, dass man beides essen konnte. Zwar stritten sich auch hier beide Parteien untereinander, doch die Gründe dafür waren gänzlich andere.

"Das ist sicher nicht das gleiche!" fuhr Zorro den anderen gereizt an. Davon abgesehen war das hier nun wirklich nicht das Thema. Es gab anderes um das man sich zu kümmern hatte, da wollte er darauf wirklich nicht weiter eingehen.

"Könnten wir vielleicht beim Thema bleiben?" Franky sah ernst in die Runde. es war ja ganz nett dann und wann auf den Streitereien zwischen Koch und Schwertkämpfer herum zu reiten, aber die beiden waren gerade nicht dabei die Crew so wie sie bestand zu gefährden, da wolle er sich wirklich nicht mit diesen Haarspaltereien aufhalten.

"Aber es macht doch keinen Sinn. Wenn die beiden etwas füreinander empfinden, was ich im Allgemeinen etwas befremdlich finde, wieso benehmen sie sich dann so und wieso ist Nami so wütend?"

"Du hast wirklich keine Ahnung von Frauen, kann das sein Lysop?"

"Und du hast sie oder was?" Sanji zeigte ein schwaches Grinsen, nahm in aller Ruhe noch einen Zug von seiner Zigarette und zuckte mit den Schultern. Wenn es um Frauen ging mochte sein Gehirn gelegentlich aussetzen, aber im Grunde war er so etwas wie ein Frauenversteher. Würde er das nur ein einziges Mal wirklich zeigen, anstatt gleich einen Herzinfarkt zu bekommen, so hätte er sicherlich bessere Chancen. Vielleicht wollte er das aber auch nicht, wer wusste das schon?

"Frauen sind meine Leidenschaft Langnase, ich weiß sehr genau Bescheid mein Lieber."

"Und doch hattest du bis eben nicht den leisesten Schimmer davon, was hier los war und kannst uns immer noch nicht sagen, was das eigentliche Problem ist. Ja, du bist ein wahrer Held, Prinz Suppengrühn."

"Schnauze Marimo!" Erneut funkelten sich die beiden wütend an, verkniffen es sich diesmal allerdings aufeinander los zu gehen. Da reichte es, wenn man mit den Zähnen knirschte und sich blicke zuwarf, die töten könnten. Das übliche Geplänkel, so dass Fanky der ganzen Sache keine weitere Beachtung schenkte. Solange die beiden sich halbwegs zurück hielten war das nichts was einem Sorgen machen musste, da gab es wahrlich wichtigeres.

"Ob wir es nun befremdlich finden oder nicht ist wahrlich das geringste Übel", wandte er sich nun an Lysop, der den Blick von den Streitenden abwandte und leicht mit den Schultern zuckte. Auch, wenn Franky Recht haben sollte, es war etwas an das man sich erst einmal gewöhnen musste. Das kam aber wohl erst dann, wenn alles weiter geklärt war. "Und die genauen Gründe warum die beiden nicht auf einen Nenner kommen werden wir vermutlich nie erfahren. Ich vermute mal, dass sie es nicht einmal selbst wissen." Wenn sie es wüssten, dann gäbe es vermutlich bereits eine Lösung für das Problem. Immerhin ging es bei der ganzen Sache nicht nur um die beiden, sondern um sie alle und so wenig Verantwortungsbewusstsein konnte er sich bei ihnen nicht vorstellen, ganz egal wie sie sich nun einander gegenüber gaben.

"Also läuft es doch wieder darauf hinaus, dass wir einfach nur abwarten können?"

"Entspann dich endlich Lysop. Denkst du wirklich, dass die beiden uns hängen lassen?" Wenn man es von der Seite betrachtete, dann war es wirklich nicht vorstellbar, dass sie das nicht wieder in den Griff bekommen würden. Sie waren nicht nur Freunde, sie waren eine Familie und das sie sich jemals trennen würden, das war absolut unvorstellbar.

"Okay, schon gut, ihr habt ja Recht. Vielleicht brauchen sie wirklich nur etwas Zei-" Lysop kam nicht dazu seinen Satz gänzlich zu Ende zu sprechen, als ein ohrenbetäubender Knall, fast eine Explosion, mehr jedoch ein Donner, ihn unterbrach. Sie alle hielten wenige Sekunden inne, starrten in Richtung Tür. Stille. Noch schien jeder für sich zu versuchen die Situation, die sie durch den die räumlichen Gegebenheiten nicht einschätzen konnten. Ein weiterer Donner, fast noch lauter als der erste folgte und sie setzten sich endlich in Bewegung. Das war nötig gewesen, um die Erstarrung, die alle erfasst hatte, zu lösen. Vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass sie in ihrem tiefen Unterbewusstsein alle eine gewisse Ahnung hatten, was dort draußen vor sich ging. Es wollte nur niemand von ihnen wahr haben. Sie rannten allesamt hinaus an Deck, ein Angriff oder ein Unwetter waren die wahrscheinlichsten Möglichkeiten, doch beides war nichts im Vergleich zu dem, was sie nun sahen. Vermutlich hätte sich jeder von ihnen lieber die Marine herbei gewünscht, ein Gegner, mit dem man wenigstens fertig werden konnte.

"Sag mir, dass du aufgibst."

Die Scheiben der Fenster zum Mädchenzimmer waren zersplittert, die Tür war weit aufgerissen, fast wirkte es so, als sei sie beinahe aus den Angeln gerissen worden. Der Himmel hatte sich zugezogen, über ihnen befand sich eine Gewitterwolke, die sich jede Sekunde entladen konnte.

"Nami.." Das war kein natürlicher Wetterumschwung, davon abgesehen, dass sich die Wolken lediglich über ihrem Schiff befanden und der Himmel über der See wolkenlos war und man so eine viel Zahl an Sternen und den Vollmond erkennen konnte. Somit war es eindeutig, dass es nur Namis Werk sein konnte, welches sie hier eindrucksvoll demonstriert bekamen. Zorro ließ den Blick schweife. Robin stand auf dem unteren Deck, richtete sich gerade auf, wobei sie sich die Glassplitter aus dem Haar strich. Wie genau sie nach dort unten gekommen war, das war nicht erkenntlich, sie stolperten hier wahrlich mitten in eine Kampfszene hinein, deren bisheriger Verlauf absolut alles beinhalten konnte. Hinzu kam, dass es sich auch nicht sagen ließ wer von den beiden diesen Kampf bisher kontrollierte. Eigentlich hätte er auf Robin gesetzt, doch auf den ersten Blick sah es nicht unbedingt danach aus.

Ihr Blick war nach oben gerichtet, er folgte diesem. Nami trat langsam aus der Tür, den Klimatacktstock in einer Hand, das Glas knirschte leise unter ihren Sohlen. Am Absatz der Treppe blieb sie stehen, blickte starr zu Robin hinunter. Ein Ausdruck, den man wahrlich selten bei der Navigatorin erkannte, nur dann, wenn sie sich in einen Kampf stürzen musste, den sie für jemanden kämpfte der ihr wichtig war. In Alabaster hatte er diesen Ausdruck gesehen, auch auf Enies Lobby. Dass sie nun ebenfalls diese Kälte aufwies beruhigte ihn nicht unbedingt. Für einen Moment rührte sie sich nicht, dann bewegte sie sich langsam die Treppe hinunter, während sie einen der Stäbe von ihrer Waffe löste. Sie machte sich bereit für ihren Angriff, so wie Robin es auch tat. Langsam hob diese die Arme, doch noch wagte es keine von ihnen den ersten Schritt zu gehen. Als Nami ebenfalls auf dem unteren Deck zum Stehen kam hätte man vielleicht noch die Hoffnung haben können, dass sie es dabei belassen würden, doch dem war nicht so. Auch wenn sie nicht sprachen, etwas ging zwischen den beiden vor und man kam wohl zu einer stummen Übereinkunft, dass es nun wohl kein Zurück mehr gab.

"Sice Fleure!"

"Gust Sword!" Nami schaffte es den Luftstoß mit ihrem Klimatacktstock auf Robin zu richten, ehe die andere ihren Körper mit den Armen umfassen konnte, so dass Robin kurz darauf zurück geschleudert wurde und sich ihre Hände wieder auflösten, welche Namis Arme gepackt und diese auf den Rücken gedreht hatten. Somit war diese nur einen kurzen Moment in der Gewalt der anderen, doch auch das könnte ihr zum Verhängnis werden. Solange sie aber nicht ihren Klimataktstock verlor rechnete sie sich zumindest realistische Chancen aus. Nami durfte die andere nur nicht dazu kommen lassen einen ihrer Angriffe bis zum Ende durchzuführen. Wenn sie das schaffte, dann hatte sie wohl eine reelle Chance das hier unbeschadet hinter sich zu bringen oder zumindest eine ansehnliche Zeit durchzuhalten. Aus Zorros Sicht und wenn man es nüchtern betrachtete, dann könnte es durchaus ein interessanter Kampf werden, immerhin war Nami schon lange keine unerfahrene Kämpferin mehr. Sie hatte viel dazu gelernt, auch wenn er Robin an sich immer noch für die stärkere von beiden hielt, so konnte Nami sich durchaus zur Wehr setzen. Nun kam es nur noch darauf an, wie lange und mit wie viel Erfolg.

"Thunderbold Tempo!" Wenn sie die Angriffe nicht abreißen ließ und wenn sie Robin auch nur mit einem Blitz treffen konnte, dann hätte sie es geschafft. Blitze schlugen auf dem Deck ein, erhellten die noch junge Nacht, verbrannten das Gras. Hunderte Hände wuchsen aus dem Boden, griffen ins leere, lösten sich wieder auf. Neue Hände wuchsen, Doppelgänger, Illusionen. Zielsicher und vor allem schnell bewegten sich die Frauen über das Deck, vorerst jedoch ohne, dass eine von ihnen sich einen nennenswerten Vorteil erkämpfen konnte. Der Geruch von verbranntem Gras und Holz lag in der Luft, immer wieder durchriss ein deutlicher Donner die Stille. Nami war sicher, solange sie sich hinter ihren Illusionen verbergen konnten, denn so lange konnte Robin ihre Kräfte nicht gezielt einsetzen. Ein weiterer Vorteil war, dass Nami nicht unbedingt nah an sie heran kommen musste, sie konnte auch auf eine gewisse Distanz kämpfen. Robin war allerdings nicht dumm, sie konnte sich durchaus schützen, auch wenn das nicht lange vorhalten konnte, doch die schlechten Lichtverhältnisse spielten ihr zu und als ehemalige Attentäterin wusste Robin durchaus, wie man sich zu verhalten hatte, wenn man nicht entdeckt werden wollte. Sie beide konnten durch einen richtigen Angriff den Kampf für sich entscheiden, durch einen Fehler und das verlieren ihrer Deckung den Kampf verlieren. Man konnte also sagen, dass es, auch wenn der Kampf bereits in vollem Gange war, immer noch ein Lauern war, welches nur darauf abzielte, dass die andere einen Fehler machte und man den einen, kurzen Moment erwischte, in dem ihre Deckung unten war und man angreifen konnte.
 

"Wir müssen was tun!" Chopper hatte sich bereits verwandelt, bereit einzugreifen, doch Ruffy hielt ihn zurück. Er packte ihn an der Schulter, blickte dabei aber ernst zu seinen beiden Freundinnen hinunter, oder viel mehr auf den Kampfplatz, denn weder Nami noch Robin waren dort unten genau zu erkennen. Das einzige, was sie klar sehen konnten, waren Namis Angriffe, die scheinbar aber ohne Erfolg blieben.

"Und zwar nach Möglichkeit, bevor Nami das Schiff mit ihren Angriffen in Brand steckt", gab Franky zu bedenken. Wenn sie so weiter machte, dann konnte er wahrlich nicht ausschließen, dass das Gras oder gar anderes in ihrer Umgebung Feuer fing und ihnen so ein wahres Problem bescherte. Ein brennendes Schiff auf See war alles andere als gut, das sollte die Jüngere eigentlich auch so wissen. Die Vernunft schien allerdings abhandengekommen zu sein. Es sprach für große Verzweiflung und Wut, wenn sie sich nicht anders zu helfen wusste, als auf dem Weg, der sie alle in große Gefahr bringen konnte, auch wenn sie das sicherlich nicht wollte. Oder aber sie dachte einfach nicht darüber nach, auch wenn Franky ihr kaum ein derart unbesonnenes Verhalten zutrauen wollte. Allerdings konnte man auch nicht gerade sagen, dass eine der beiden Frauen in der Vergangenheit besonders überlegt gehandelt hätte, wenn man sich das Ergebnis ansah. Immerhin sprach es nicht gerade von Vernunft, wenn sie nun aufeinander losgingen. Auch Zorro hatte eine Hand auf seine Schwerter Gelegt, Sanji stützte sich angespannt auf dem Geländer ab. Sie alle hatten den einvernehmlichen Impuls in den Kampf einzugreifen, auch wenn Nami sich zugegebenermaßen besser schlug, als man es annehmen mochte und wohl niemand wirklich daran glaubte, dass die beiden sich wirklich ernsthaft schaden würde. Allerdings hatten sie nun auch gelernt, dass sie sich wohl auf nichts stützen konnten, was sie glaubten zu wissen.

Es war dunkel an Deck, ihre Illusionen war ein perfekter Schutz, aber da sie beide einen gewissen Schutz genossen sorgte es lediglich für ausgeglichene Verhältnisse und dieser Kampf könnte so gesehen noch Stunden andauern.

"Nein. Wenn sie das nur so klären können... dann werden wir uns nicht einmischen“, äußerte sich Ruffy schließlich zu der ganzen Sache und seine Tonlage ließ nur schwer erahnen, was in diesem Moment in ihm vorgehen musste. Es schien sein letztes Wort zu sein und auch, wenn es ihnen in diesem Moment mehr als schwer fiel nicht einzugreifen, so wussten sie alle, dass es keinen anderen Weg gab. Sie könnten sie wieder auseinander bringen, aber diese Eskalation würde sich auf Dauer nicht weiter verhindern lassen können. Und so standen sie da, angespannt, mit ernsten Mienen und warteten ab, warteten darauf, dass eine von ihnen verlieren würde. Ob das am Ende wirklich dafür sorgte, dass die beiden das irgendwie klärten, das war alles andere als sicher. Vielleicht würde dieser Kampf nur für einen endgültigen Bruch sorgen. Sie befanden sich nicht das erste Mal in einer solchen Situation. Schon einmal hatten sie an diesem Punkt gestanden. Mit Lysop hatte es am Ende doch noch ein gutes Ende gefunden, doch konnte so etwas wirklich zwei Mal geschehen? Nur dann, wenn es eine gewisse Einsicht gab und so stur, wie die beiden waren könnte es damit durchaus schwer werden.

"Dir ist schon klar, dass die beiden sich möglicherweise umbringen könnten, oder?" gab Zorro zu bedenken. Nicht, dass er wirklich glaubte, dass sie das wollten, aber nach allem was geschehen war und wenn man sich Namis Gemütszustand so ansah, dann würde er auch nicht darauf wetten.

"Wenn es so weit ist greifen wir ein", entgegnete Ruffy nur ausdruckslos und damit gab sich der Vieze erst einmal zufrieden. Seufzend setzte er sich auf den Boden und schloss die Augen, lauschte den einschlagenden Blitzen. Was sollte er auch sonst machen? Eingreifen konnten sie nicht und sich darüber aufregen und sich Sorgen machen würde ihnen auch nicht helfen. Da konnte er auch versuchen zu entspannen und erst einmal nicht daran zu denken. Ruffy tat es ihm mehr oder minder gleich, hatte sich an die Wand gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, sah ernst zu. Auch Franky setzte sich, der Rest von ihnen blieb stehen, niemand wagte es den Blick abzuwenden. Es schien eine lange Nacht zu werden. Er ahnte noch nicht, wie Recht er damit behalten sollte.
 

Schwer atmend lehnte Nami an einem ihrer Bäume. Wie lange dieser Kampf nun schon andauerte wusste sie wirklich nicht. Sie war müde, ihre Schulter schmerzte unerträglich, Schweiß bedeckte ihren ganzen Körper, ihre Glieder schmerzten, wurden unerträglich schwer. Sicher, es war Robin, es wäre naiv gewesen zu glauben, dass es einfach werden würde diesen Kampf für sich zu entscheiden. Davon abgesehen, dass sie so gesehen zu den Schwächsten dieser Crew gehrte, während Robin zu den stärkeren gehörte. Und doch hatte sie einfach nicht anders gekonnt, hatte sich nicht mehr beherrschen können. Robin hatte ihre Wut auf die Spitze getrieben und dann den Fehler begangen zu glauben, dass sich die Sache erledigt hatte. Gerade fragte sie sich allerdings, ob es wirklich klug gewesen war nach ihrem Klimataktstock zu greifen und das Zimmer in Schutt und Asche zu legen, etwas übertrieben vielleicht, aber zumindest hatte das Zimmer jetzt keine Türe mehr zumindest keine die uneingeschränkt funktionierte. Nun allerdings gab es kein Zurück und eine von ihnen musste es beenden.

"Du atmest zu laut", drang eine leise, eiskalte Stimme an ihr Ohr. Leicht weiteten sich ihre Augen, Nami drehte den Kopf zur Seite und starrte und Robins kalte Augen. Wie konnte das sein? Wie hatte sie sie finden können? War sie inzwischen derart unvorsichtig geworden, war ihr Atem wirklich so laut? Und wie zum Teufel hatte sie nicht bemerken können, dass die andere sich ihr näherte? Kaum konnte sie es glauben, allerdings sprach man hier von Robin, jemanden der darauf spezialisiert war andere zu finden, die sich verstecken wollten und dabei selbst unerkannt zu bleiben.

Ihr blieb keine Zeit, um zu reagieren, der Klimatacktstock wurde ihr entrissen, der Arm mit der verletzten Schulter wurde ihr verdreht. Wenige Handgriffe waren nötig um Nami außer Gefecht zu setzen, das was sie hatte vermeiden wollen war nun geschehen und ohne ihre Waffe hatte Robin nun alle Vorteile auf ihrer Seite. Voller Schmerz schrie sie auf, als sich etwas feste in ihre Wunde hinein drückte und sie auf die Knie zwang. Hände legten sich an ihren Kiefer, drückten ihren Kopf grob in den Nacken, andere Hände drückten ihren Rücken durch, während weitere ihre Unterschenken auf dem Boden hielten. Wenn Robin es gewollt hätte, dann hätte sie ihr nun mit Leichtigkeit das Rückrad brechen können. Langsam trat sie neben Nami, deren Körper bis zur Gänze angespannt war. Jeder Muskel verkrampfte sich, die Spannung war unerträglich. Sie biss die Zähne vor Schmerz feste zusammen, wagte es nicht sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Ein einziger, kleiner Fehler konnte in einem Kampf das Ende bedeuten und eben jenen Fehler hatte sie nun begangen. So sehr sie sich auch den Kopf darüber zerbrach, ihre Gedanken rasten, aber sie fand keinen Weg, nichts, was sie nun aus dieser Situation hätte heraus hole können. Letztlich war es keine Frage der Stärke sondern eine der Konzentration und in dieser Hinsicht hatte sie nun wahrlich den Kürzeren gezogen. Robins Griff fühlte sich an, wie die Zwingen eines Schraubstocks, die ihr so fest angelegt wurden, dass sie sich, auch wenn sie es wollte, keinen Millimeter rühren konnte.

Etwas Warmes rann ihren Arm hinunter, vermutlich Blut, ihr Kopf dröhnte, die Sicht auf ihrem rechten Auge war verschwommen, auch hier vermutete sie Blut, welches die Seite ihres Gesichts hinab rann. Abgesehen davon hatte sie zahlreiche Prellungen aufzuweisen, doch wie genau sie sich all diese Wunden zugezogen hatte konnte sie nicht mehr sagen, sie wusste nicht einmal ob und wie stark sie Robin verletzt hatte, oder ob diese so davon gekommen war. Letzteres wäre eher unwahrscheinlich gewesen, aber sie hatte auch geglaubt, dass Robin sie unter den Bedingungen nicht würde finden können, hatte geglaubt sich einen Moment der Ruhe gönnen zu können und das hatte sie nun davon.

"Es ist vorbei", drang Robins ruhige, immer noch kalte Stimme zu ihr hinunter, sprach das offensichtliche aus. Durch die Dunkelheit hindurch versuchte Nami das Gesicht der anderen zu erkennen, doch außer den groben Zügen ließ die Dunkelheit keine Erkenntnis zu. Sie spürte zwei Finger, die sich auf ihr Kinn legten und ihren Kopf kaum merklich weiter zurück drückten, dafür sorgten, dass die Spannung in ihrem Körper weiter anstieg, unerträglich wurde, falls das überhaupt noch möglich war. Schmerzlich verzog Nami das Gesicht, untersagte es sich aber auch nur den geringsten Laut von sich zu geben.

"Das hier wäre nun der Moment, in dem du aufgeben solltest." Dachte sie sich das wirklich? Und wenn sie es nicht tat, was wollte sie dann machen, ihr das Rückrad brechen? Ein kaum hörbares Schnauben entglitt der Navigatorin, ehe diese die Augen schloss. Aufgeben. Sie wollte einfach nur, dass der Schmerz endlich wieder nachließ, solche Schmerzen verspürte sie wahrlich nur selten und das Robin diejenige war, die ihr diese bereitete, nun, es machte die ganze Sache nicht einfacher. Es schmerzte nicht nur der Körper, auch das Herz. Die zwei Finger übten ein wenig mehr Druck aus, sorgten dafür, dass Nami nun Tränen in die Augen stiegen und doch weigerte sie sich die erlösenden Worte zu sagen. Es wäre eine Niederlage und die konnte und wollte Nami nun nicht hinnehmen. Sie hatte Robin schon genug durchgehen lassen, das hier wäre das letzte, was sie sich noch bewahren konnte. Die Tränen rannen stumm ihre Schläfen hinunter, mischten sich mit ihrem Blut.

Neben sich verspürte sie eine Bewegung und als sie zur Seite blickte erkannte sie Robin, die sich neben sie gehockt hatte. Immer noch hielten die Finger ihr Kinn in der gewünschten Position, dann spürte sie die Lippen der anderen, nur hauchzart, an ihrem Ohr.

"Du wirst es nie lernen, wann du aufhören solltest, nicht war meine Kleine?" fast schon sanfte Worte, die an Namis Ohr drangen. Diese Frau machte sie wahnsinnig. Nami hatte das Bedürfnis zu schreien, einfach nur zu schreien, doch sie schwieg. "Hör auf uns beiden die Sache unnötig schwer zu machen." Sie? Merkte die andere eigentlich, was sie ihr da gerade sagte? Nur wieder ein Grund, um Namis Wut auflodern zu lassen. Mehr als kalt in Robins Richtung zu schielen konnte sie für den Moment allerdings nicht tun, zumal die Wut ihr die Kehle zu schnürte und sie einfach kein Wort über die Lippen brachte.

"Sag mir, dass du aufgibst. In jeder Hinsicht."
 

"Ist es vorbei?" Die Stille war unheimlich. Nur schwer konnten sie die Schatten der beiden Frauen ausmachen, wenn es überhaupt zwei Schatten waren, die sie dort drüben bei den Bäumen sehen konnten. Mehr als einmal hatten sie kurz davor gestanden einzugreifen, mehr als einmal hatten sie sich zwingen müssen einfach stehen zu bleiben und zu zusehen. Nun aber schien es vorbei zu sein, zumindest war nun schon eine geraume Zeit Ruhe eingekehrt, was man als positives Zeichen werten konnte, wenn man so wollte. Sicherlich war die Sache nicht ohne Spuren vorüber gegangen, doch vielleicht hatte es noch irgendetwas positives an sich.

"Erst, wenn sie vor uns stehen, ohne sich an dir Gurgel zu gehen", murmelte Sanji leise und kniff die Augen leicht zusammen. Er konnte nicht wirklich etwas erkennen. Der Kampf an sich war nicht das gewesen, was er erwartet hatte. Sicherlich, beide hatten gezeigt, was sie konnten und Nami hatte sich weit besser geschlagen, als man es hätte erwarten können und doch, irgendetwas an der ganzen Sache hatte ihn gestört. Es störte ihn genau genommen noch immer, da er es einfach nicht benennen konnte. Stören war auch das falsche Wort, auch wenn ihm kein besseres als Bezeichnung dazu einfallen wollte. Vielleicht würde er noch darauf kommen, aber erst einmal mussten sie eine Sache nach der anderen in Ordnung bringen und das bedeutete, dass dieser Kampf erst einmal beendet werden musste, ehe sie anfingen die Einzelheiten zu analysieren. Schließlich konnte er eine Bewegung wahrnehmen, Schatten, die sich aus der Dunkelheit lösten. Während der eine hinter den Orangenbäumen hervor trat bewegte sich der andere Seitlich, laß noch etwas auf, ehe sie beide auf das Deck in das schwache Mondlicht traten. Je näher die beiden Frauen kamen, umso mehr traten sie in das wenige Licht, welches aus der Kombüse nach außen fiel und je deutlicher konnten sie die Spuren des Kampfes erkennen. Namis Shirt war voller Blut, besonders an einen Schulter hatte sich ein immenser Fleck gebildet, der unter diesem Licht fast schon schwarz wirkte. Das Blut rann allerdings auch über ihr Gesicht, ihr Auge, ihre Wange hinunter, sammelte sich an ihrem Unterkiefer und tropfte auf Boden oder Shirt. Sie sah mehr als mitgenommen aus, allerdings, und das musste man ihr zugutehalten, Robin sah nicht wirklich besser aus. Zwar hatte sie auf den ersten Blick keine offenen Wunden, doch an ihrer Haltung konnte man deutlich erkennen, dass sie Schmerzen haben musste. Kein Wunder, wenn Nami sie mit ihren Blitzen getroffen hatte und selbst wenn dies nicht der Fall war, die Windstöße, die es auch in sich gehabt hatten, hatten sicherlich auch ihre Wirkung nicht verfehlt. Im Großen und Ganzen würden es in ihrem Fall jedoch starke Prellungen sein, die zurück blieben, so wie er das Bild bisher einschätzte, aber genaueres würde ihnen Chopper sagen können, wenn er die beiden behandelt hatte. Sofern das geschehen würde, aber das oblag nicht Sanjis Entscheidungsgewalt und er wollte sich auch kein Urteil darüber bilden, was er in diesem Moment für eine angemessene Reaktion hielt.

Die beiden Frauen blieben vor ihnen stehen, keine von ihnen sah sie wirklich an und keine wagte es das Wort an sie zu richten. Vielleicht waren das Schuldgefühle, am Ende wohl das mindeste, was sie ihnen entgegen bringen konnten, vielleicht wussten sie aber auch nur nicht, wie sie das ausdrücken sollten, was sie ihnen zu sagen hatten. Wenn man sich ihre Haltung genau betrachtete, dann schienen die beiden selten so weit voneinander entfernt und gleichzeitig so nah beieinander gewesen zu sein. Man konnte wohl ahnen, was folgen würde, auch wenn es eben nur ein Gefühl war, welches in der Luft lag und noch nicht gänzlich gefasst werden konnte. Die Stille hielt weiter an, erdrückend und schwer lastete sie auf den Schultern eines jeden von ihnen. Und doch hielten sie stand, warteten weiter. Es war nicht ihre Aufgabe zu fragen, die beiden waren ihnen eine Antwort schuldig und das wussten sie alle. Sie mussten schweigen, mussten warten, bis sie den ersten Schritt machten, mussten zeigen, dass sie hinter Ruffy standen, dass die beiden eine deutliche Grenze überschritten hatten und das dieses Verhalten seine Spuren hinterlassen würde. Und so hielt die erdrückende Stille weiterhin an, bis es schließlich Robin war, die diese Stille durchbrach.

"Ich sehe keine Hoffnung mehr."

Leicht verzog sie das Gesicht. Schon eine Weile drangen keine schmerzlichen Laute mehr über ihre Lippen, Chopper hatte kein Mitleid. Selten hatte sie den kleinen Elch derart ernst und zurückweisend erlebt, wie in diesem Moment. Fast schon hatte sie den Eindruck, als würde er sie gar nicht wirklich behandeln wollen. Es wäre allerdings auch falsch gewesen zu behaupten, dass sie den kleinen nicht verstand oder die Gründe für seine Haltung nicht verstehen könnte. Vermutlich würde sie sich nicht anders verhalten, wenn sie in seiner Lage wäre, obgleich es schmerzte, diese Ablehnung zu erfahren.

Sie waren im Krankenzimmer, sie hatte hier eine ganze Weile alleine gesessen, bis er endlich zu ihr gekommen war, um sich um ihre Schulter und um die anderen, kleineren Verletzungen zu kümmern. Nami vermutete, dass er zuvor bei Robin gewesen war, um sie zu versorgen. Vermutlich befand sich die andere in ihrem gemeinsamen Zimmer und so hatte man sie Räumlich endgültig voneinander getrennt. Es war besser so, Nami hätte wahrlich nicht sagen können, wie weit es noch gegangen wäre. Das alles war aus dem Ruder gelaufen, ohne dass sie es beabsichtigt hatte. Gefühle waren alles andere als eine einfache Sache und Nami hatte ihre schon lange nicht mehr im Griff.

"Trink das und bleib hier", kam es schließlich knapp von Chopper, ehe er ihr ein Glas hin schob und dann in Richtung Tür ging. Er war verletzt, das konnte sie deutlich in seinen Augen erkennen. Und ebenso wusste sie, dass sie alles andere als unschuldig an dieser Situation war. Zugegeben, niemand von ihnen hätte wohl erwartet, dass die Situation ausgerechnet zwischen Robin und ihr einmal so eskalieren könnte, aber so war das mit Gefühlen nun einmal, sie waren unberechenbar. Es war ja nicht so, als hätte sie nicht versucht damit umzugehen, doch was brachten alle Bemühungen, wenn es am Ende ohnehin nichts nützte? Es hatte nichts genützt, sie waren zu weit gegangen und das nicht nur im verborgenen, nein, die ganze Crew hatte es gesehen und das, das würden sie nie wieder ungeschehen machen können. Schlimmer als der Schmerz in ihrem Körper waren die Blicke der anderen gewesen, erst in diesem Moment hatte sie sich beruhigt, erst da schien sie begriffen zu haben, was eigentlich passiert war. Sie hatten sich beide gegen diese Crew entschieden, gegen ihre Freunde, ihre Familie. Nach allem was sie durchgestanden hatten, nach allem was sie erlebt hatten, nach allem was die anderen für jede von ihnen getan hatten. Überflüssig zu sagen, dass daraus nur eine Konsequenz folgen konnte, auch wenn es bisher niemand ausgesprochen hatte. Aber manche Dinge mussten auch nicht ausgesprochen werden, sie standen einfach fest, so wie feststand, dass die Sonne an jedem Abend unter und an jedem Morgen aufgehen würde. Die Erkenntnis über die Tragweite des ganzen traf Nami in diesem Moment fast schon etwas unerwartet, als sie auf den Rücken des kleinen Elches blickte und seine Enttäuschung und seinen Schmerz deutlich spüren konnte. Diesen einen, letzten Schritt hätte sie nicht gehen dürfen, sie die Robin vorgehalten hatte, dass diese nicht auch an die andere denken würde. Robin mochte den Sarg gebaut haben, doch sie war diejenige gewesen, die die Nägel hinein geschlagen hatte. Vielleicht hatten sie es auch gemeinsam getan, doch in diesem Moment fühlte es sich wirklich nicht so an. Und das schlimmste war, dass sie rein gar nichts tun konnte, um es ungeschehen zu machen.

"Chopper...?" Sie wusste nicht, was sie ihm sagen wollte, was sie sagen sollte, doch sie ertrug die Stille nicht, ertrug es nicht, dass er nun ging mit diesem Blick in den Augen, den sie nie wieder vergessen würde. Auch wusste sie nicht, was sie erwartete nun von dem kleinen zu hören. Was sollte er schon sagen? Das es in Ordnung war? Das würde er nicht können, das wusste sie und das war wohl auch der Grund, weshalb Chopper nun inne hielt. Er drehte sich nicht zu ihr, hielt einen Huf an der Klinke und schwieg.

"Weißt du", sprach der Kleine schließlich und sah kurz über die Schulter zu ihr. Tränen standen in seinen Augen. "Ich dachte wir würden immer zusammen bleiben." Und bevor sie noch etwas sagen konnte war er verschwunden, ließ sie alleine zurück. Und damit war es auch raus. Er hatte das ausgesprochen, was sie im Grunde alle wussten. Ihr gemeinsamer Weg schien hier ein Ende zu finden.

Langsam ließ sie den Kopf sinken, stützte sich mit beiden Händen auf der Bettkante ab. Tränen stiegen ihr in die Augen, begannen zu fließen, unaufhörlich und ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Bald schon erfüllte Namis leises Schluchzen den Raum. Sieben Monate. Sieben Monate war es her, dass es zwischen ihr und Robin begonnen hatte, das Robin an jenem verhängnisvollen Abend das erste Mal offen mit ihr geflirtet hatte. Und nach diesen sieben Monaten hatte sie absolut alles verloren.
 


 

"Nach all dem, was vorgefallen ist sind unsere Navigatorin und ich zu der Erkenntnis gelangt, dass wir an zwei entgegengesetzten Polen eines Problems stehen, dessen Lösung keine Kompromisse zulässt und wir daraus die Konsequenzen ziehen müssen."
 

Das waren sie gewesen, die Worte die Robin an sie gerichtet hatte. Nicht mehr und nicht weniger. So als hätte dieser Kampf nicht stattgefunden und wie wären in einem ruhigen Gespräch zu dieser Lösung gekommen. Auf den Kampf war niemand eingegangen, nicht einmal eine knappe Entschuldigung war gefolgt. Ruffy hatte sich zurückgezogen, Franky versuchte den Schaden, den die beiden angerichtet hatten zu beseitigen, wobei Lysop ihm half. Auch Zorro und Brook waren verschwunden, auch sie schienen das alles erst einmal verarbeiten zu müssen, während Chopper sich um die beiden Frauen kümmerte. Robin hatte sich ohne ein weiteres Wort abgewandt und war zurück gen Mädchenzimmer gegangen, während Nami einfach da gestanden und weiter geschwiegen hatte. Es war offensichtlich gewesen, dass sie sich in dieser Situation alles andere als wohl fühlte und am liebsten davon gelaufen wäre. Vermutlich hatte sie einfach nur nicht gewusst wohin, bis Chopper sich aus seiner Erstarrung hatte lösen können, und sie anwies in das Krankenzimmer zu gehen. Für einen Moment war er sich sicher gewesen, dass sie noch etwas hatte sagen wollen, doch dann hatte sie es sich doch anders überlegt, hatte weiter geschwiegen und war schließlich einfach gegangen. Sanji saß jetzt in der Kombüse auf seinem Platz und starrte schweigend vor sich hin, während er über die Ereignisse nachdachte. Die Konsequenzen ziehen. Einer von beiden würde gehen, aber die beiden hatten mit keinem Wort gesagt wer es sein würde. Oder hatten sie wirklich vor beide die Crew zu verlassen? So oder so war es eine absolute Katastrophe. Niemals hätte er gedacht, dass die beiden bis zum äußersten gehen würden, immerhin wussten auch sie was damit verbunden war. Das die beiden sie wirklich im Stich lassen würden, nach allem, was sie miteinander durchgemacht hatten, das konnte er sich wirklich nicht vorstellen. Das passte einfach nicht zu ihnen. Und auch, wenn die Botschaft eigentlich klar gewesen war, so wagte er es nicht daran zu glauben, wollte die Hoffnung immer noch nicht aufgeben. Hinzu kam, dass er auch wahrlich bezweifelte, dass die beiden ausführlich über diese Entscheidung gesprochen hatten. Nami hatte nicht so gewirkt, als wäre es das, was sie dazu sagen wollte, doch solange sie keine weiteren Informationen bekamen war dies alles, was sie hatten. Nicht viel und nichts Gutes, für den Moment aber alles. Offenkundig empfanden die beiden etwas füreinander, warum also konnten sie nicht aufeinander zugehen? Warum wurde es mit jedem Schritt, den die beiden unternahmen, schlechter anstatt besser zwischen ihnen?

Tief atmete er durch, rieb sich müde über die Augen. Nami war nicht das Problem. Die impulsive Navigatorin war zwar ein Wildfang, ein Hitzkopf, doch sie war diejenige von beiden, die zu ihren Gefühlen stand und klar gesagt hatte, was sie wollte. Blieb also noch Robin. Das allerdings war eine Lebensaufgabe. Robin und Gefühle waren wie Ruffy und Fleisch, nur in umgekehrter Wirkungsweise. Solange sie nicht einsah, dass da Gefühle waren, solange sie sich weigerte diese zuzulassen oder auch nur zu zeigen, so lange hatten sie absolut keine Chance. Immerhin hatten sie alle am eigenen Leib erfahren, was geschah, wenn Robin sich stur stellte, wenn sie sich weigerte zu vertrauen und Angst davor hatte zu dem zu stehen, was sie wirklich und aus tiefstem Herzen wollte. Damals allerdings waren die Gründe in gewisser Weise noch nachvollziehbar gewesen, heute allerdings konnte er sich kaum vorstellen, dass es Gründe gab, die das alles wirklich rechtfertigen konnten. Und wenn selbst Nami, die wahrlich eine reichliche Bandbreite aufgefahren hatte, um Robin aus der Reserve zu locken, es nicht geschafft hatte, was sollte er dann noch versuchen? Das etwas getan werden musste stand außer Frage, auch wenn es keine Garantie dafür gab, dass dies wirklich noch etwas an der Entscheidung der beiden ändern würde und auch, wenn es eigentlich Ruffys Aufgabe war. Allerdings war er hier wohl der falsche, um jemandem in das Gewissen zu reden. Zwar konnte auch er ernst sein, aber gerade schien auch er erst einmal die ganze Sache verarbeiten zu müssen, was Sanji ihm einfach nicht übel nehmen konnte. Dann und wann hatte Robin sich ihm anvertraut, vielleicht würde er auch diesmal Erfolg haben. Es war viel passiert und Sanji konnte wahrlich nicht einschätzen, ob die Schäden zwischen den beiden irreparabel waren, oder ob es noch eine Chance gab, aber tatenlos hier herum sitzen, das konnte er nun wirklich nicht.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete und Chopper eintrat. Den Kleinen traf es am schlimmsten, er war völlig fertig und das konnte man ihm auch deutlich ansehen. Er hatte geweint. Ob dies geschehen war, bevor oder nachdem er seine Arbeit gemacht und die beiden versorgt hatte, das ließ sich so nicht sagen, vielleicht sogar beides. Verdenken konnte er es ihm ohnehin nicht, wenn er ehrlich war, dann war ihm ebenfalls nach weinen zu mute, wenn man sich das alles so ansah. Wenn sie nun allerdings alle dieser Stimmung gänzlich verfielen, dann würde die ganze Sache sicherlich bald den Bach herunter gehen und so konnte er sich diesen Luxus nicht wirklich leisten.

„Wie geht es ihnen?“ fragte er schließlich. Immerhin war nicht ganz klar, wie schwer sie sich körperlich wirklich einander zugesetzt hatten. Das was er allerdings gesehen hatte, schien nicht besonders gut gewesen zu sein. Chopper hob sich auf den Stuhl neben ihm, atmete tief durch und strich sich mit seinen Hufen über das Gesicht. Als er schließlich sprach blickte er Sanji nicht an.

„Auf den ersten Blick, hat es Nami schlimmer erwischt, als Robin. Sie hat sich einige offene Wunden zugezogen, dazu die Wunde an ihrer Schulter, ein paar Prellungen. Sie wird aber bald wieder auf den Beinen sein, denke ich. Was Robin angeht..“ er atmete tief durch, zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf. Es war ihm anzusehen, dass er nicht wusste, wie er mit der Sache umgehen sollte, suchte scheinbar nach den richtigen Worten. „Ich kann nicht genau sagen, ob Nami sie mit einem Blitz erwischt hat, wenn ja, dann kann er nicht besonders stark gewesen sein. Auf den ersten Blick hat sie nur ein paar wenige Prellungen, mehr kann ich aber nicht sagen. Sie hat sich geweigert, dass ich sie genauer untersuchte und meinte nur, dass es ihr gut ginge und ich solle sie endlich in Ruhe lassen.“ Erneut rannen Tränen seine Wangen hinunter. Ein schluchzen entfloh seiner Kehle, ehe er den Kopf sinken ließ und die Augen schloss. Sein Körper spannte sich merklich an.

„So hat sie noch nie mit mir gesprochen, niemals.“ Es musste für ihn eine völlig neue Erfahrung sein, immerhin war er immer derjenige von ihnen gewesen, den sowohl Nami als auch Robin behüteten und für den sie immer nur sanfte und liebevolle Worte übrig hatten. Besonders Robin hatte sich meist um ihn gesorgt. Sanji verstand, wieso er so auf diese Ablehnung reagierte, doch konnte er ihm für den Moment auch keine Lösung dafür bieten.

„Wir werden das klären, mach dir keine Sorgen“, sprach er schließlich ruhig, auch wenn er wusste, dass diese Worte momentan kein wirklicher Trost waren. Vorerst konnte er ihm aber nicht mehr bieten und so erhob Sanji sich und begab sich zu der Küchenzeile, wo er begann Kaffee so wie Tee vorzubereiten. Er konnte die Hände nicht in den Schoß legen und so würde er beiden keine Chance geben, um zur Ruhe zu kommen. Was Nami anging, so musste man sie vielleicht nur beruhigen, damit sie das alles etwas rationaler sah und das alles vielleicht noch einmal überdachte. Aus Robin hingegen musste man Informationen heraus bekommen, das würde wesentlich schwerer werden. Kaffee alleine würde kaum ihre Zunge lockern.

„Und wenn nicht?“ Verständlich, dass er so dachte, die Situation sah wahrlich nicht besonders gut aus. Aufgeben war allerdings keine Reaktion, die zu dieser Bande passte, egal was geschah, egal wie aussichtslos die Situation wirken mochte, sie gaben nie auf, kämpften weiter und genau das würden sie jetzt auch tun.

Nachdem er alles zu recht gemacht hatte kam er mit einem Tablette zu dem anderen und stellte dieses bei ihm ab. Tee und eine Kleinigkeit zu essen. „Wir werden kämpfen, wie immer. Okay?“ leicht lächelte er Chopper an und strich über dessen Hut, dann begab er sich wieder zurück, um Robins Kaffee vorzubereiten.

„Bringst du das Nami? Ich denke sie kann eine Stärkung vertragen und wenn du da bist.. vielleicht erfährst du ja etwas von ihr. Und versuch in Erfahrung zu bringen, wie es aus ihrer Sicht zwischen den beiden steht. Wir müssen sehen womit wir noch arbeiten können, meinst du, du schaffst das?“ Gegen ihn würde sie nicht vorgehen, das wusste er und er gab Chopper so etwas was er tun konnte, etwas womit er sich nützlich machen und der Crew in dieser Situation helfen konnte. Das Lächeln auf seinen Lippen sagte Sanji, dass er damit das richtige getan hatte und er sich somit wenigstens vorerst um den Kleinen keine Sorgen mehr machen musste. Und wer wusste schon, ob sie nicht vielleicht doch etwas Glück in diesen Zeiten hatten und er etwas erreichen würde. Vielleicht würde es sie ja doch weiter bringen, obgleich er sicher war, dass Nami nicht unbedingt viel ausrichten könnte, aber es wäre hilfreich, wenn sie zumindest die Navigatorin dazu bewegen könnten etwas Vernunft walten zu lassen und an Bord zu bleiben. Damit wäre ein wichtiger Schritt getan auch wenn ein weitaus schwererer noch vor ihnen lag.

„Okay, mache ich.“ Und damit stand er auf und verließ die Kombüse. Sanji wünschte ihm im stillen Glück, das konnten sie alle gebrauchen. Er selbst versetzte dem Kaffee noch den letzten Schliff in der Dekoration, dann verließ auch er die Kombüse.
 


 

„Sanji sagte du könntest wohl eine Stärkung vertragen.“ Nami hatte es nicht ausgehalten einfach sitzen zu bleiben, das Problem war, dass es besser war, wenn sie erst einmal hier drinnen blieb, damit sich die Lage draußen beruhigen konnte. Was hatte sie auch sonst für eine Wahl? Es blieb nicht mehr viel und wenn man bedachte, was zwischen ihr und Robin stand, was geschehen war, dann war der letzte Ort an dem sie sich nun befinden sollte ihr Zimmer war. Doch hier drinnen zu sein, das fühlte sich mindestens ebenso falsch an, wie alles andere, was sie vielleicht hätte tun können. Nun aber war sie nicht mehr alleine hier, Chopper war zurückgekommen, was besser war, denn so musste sie sich nicht weiter mit ihren Gedanken befassen, die zunehmend düster wurden. Sie war nicht der Typ Mensch, der so dachte, doch in Anbetracht der Lage gab es nicht viel, was sie sonst tun konnte. Vielleicht fehlte ihr auch einfach nur die Kraft dazu.

„Ich möchte nichts.“ Ihr war nicht nach Essen oder Trinken zu mute. „Aber danke dir, wirklich“, murmelte sie leise und sah zu, wie Chopper das Tablette auf einem kleinen Tisch abstellte und dann abwartend zu ihr hinauf blickte. Irgendwie schien auch er sich nicht ganz schlüssig darüber zu sein, wie er sich nun zu verhalten hatte und das konnte sie ihm nicht einmal verdenken. Ob Ruffy es gerne sehen würde, wenn er sich nun hier aufhielt, nachdem sie sich so offensichtlich daneben benommen hatte? Sie bezweifelte es wirklich, denn so gutmütig Ruff auch war, auch er besaß Grenzen die man besser nicht überschreiten sollte und das hatte sie möglicherweise getan.

„Darf ich dich etwas fragen?“ Schon jetzt schien er sich nicht mehr sicher zu sein, ob er das wirklich wollte, doch Nami lächelte nur schwach und nickte leicht. Ihre Wut war verraucht, abgesehen davon, dass sie sich ohnehin nicht gegen ihn gerichtet hätte.

„Seid ihr.. nun wirklich keine Freunde mehr?“ Die Frage fiel ihm schwer, auch wenn Nami verstehen konnte, warum er diese Frage stellte. Er wollte einfach nur wissen, wie es um seine Familie stand und zugegeben, es stand aus ihrer Sicht nicht besonders gut um sie.

„Chopper.. das alles ist nicht einfach. Manchmal tun Menschen Dinge, die dumm und einfach nur falsch sind, aber wenn man sie einmal getan hat, dann kann man sie nur noch schwer wieder ungeschehen machen, besonders wenn es so etwas war, wie bei uns“, begann sie dann, während sie sich zurück zu dem Bett begab und sich auf dieses setzte. Auffordernd klopfte sie auf den Platz neben sich und wartete darauf, dass der Kleine dem nachkam, um sich neben sie zu setzen.

„Aber, könnt ihr euch nicht einfach aussprechen und euch entschuldigen?“ Ein trauriges Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Wäre dem so, dann wäre es wirklich einfach, aber so war es leider nicht. Deutlich konnte man ihm ansehen, wie sehr er sich wünschte, dass sie ihm diese Annahme bestätigte, doch das konnte sie leider nicht.

„So einfach ist das leider nicht, weißt du.. es sind Dinge getan und gesagt worden, die tiefe Spuren hinterlassen haben und ich denke nicht, dass wir das einfach so wieder hin bekommen würden. Selbst wenn ich es wollen würde, Robin will es nicht.“ Da war sie sich leider ziemlich sicher, auch wenn sie nicht verstand, wieso die andere sich so sehr weigerte nachzugeben. Ohnehin hatte Nami einfach nicht mehr die Kraft um Robin zu hinterfragen oder zu versuchen, dass sie die Situation noch retten konnten. So etwas funktionierte nur, wenn beide Seiten daran arbeiteten und dem war hier leider nicht so.

„Ich weiß, dass ich euch alle damit im Stich lasse, was ich dieser Crew damit antue, aber.. ich kann einfach nicht mehr darum kämpfen, dass sie ihren Stolz zurück stellt. Wenn es eine Chance gäbe, wenn ich einen Weg sehen würde, dann würde ich es vielleicht tun, aber.. ich sehe einfach keine Hoffnung mehr.“ Sie musste ehrlich sein, so sehr es auch schmerzte. Ein schniefen war zu hören. Es nahm den Kleinen sehr mit, damit hatte er scheinbar nicht gerechnet. Er hatte noch Hoffnung gehabt und Nami hatte sie zerstört. Langsam legte sie einen Arm um den Kleinen, zog ihn an sich. Von ihnen allen würde er nun wohl den meisten Trost gebrauchen.

Das leise Schluchzen des Arztes drang durch den Raum, während Nami selbst versuchte die Tränen zurück zu halten, die ihr dennoch unweigerlich über die Wangen rannen.

"Du wirst nicht ewig schweigen können."

Nachdem es auf sein Klopfen eine Reaktion gegeben hatte war er einfach eingetreten. Lysop hatte die Tür zu dem Mädchenzimmer grob repariert, der Schaden schien nicht so groß gewesen zu sein, wie angenommen. Wenn man einmal von diesem Provisorium absah konnte man noch kleinere Spuren der Verwüstung erkennen, auch wenn es nicht so schlimm war, wie er angenommen hatte. Nun aber fand er Robin zunächst einmal auf dem Sofa vor, wo die Ältere saß und auf ihre Hände starrte, die sie auf ihren Schoß gebettet hatte. Sie hatte sich nicht gerührt, als er eingetreten war und schien auch nicht vor zu haben es zu tun. Innerlich seufzte er bei diesem Anblick auf. Sie sah nicht gut aus und das lag nicht an dem Kampf und den daraus resultierenden Verletzungen. Das war etwas anderes.

Langsam begab er sich zu ihr, stellte das Tablette mit den beiden Kaffeetassen vor ihr auf dem Tisch ab. Anschließend ließ er sich neben ihr auf das Sofa sinken und blickte sie schweigend an. Wahrlich musste er nicht fragen, er war auch so sicher, dass sie nicht vor hatte mit ihm darüber zu sprechen. Und doch würde er es versuchen, vielleicht brauchte sie auch nur den richtigen Anstoß, den er allerdings erst einmal finden musste. „Ich verstehe, warum Nami wütend ist, warum sie nach all dem, was geschehen ist, die Fassung endgültig verloren hat. Im Grund war es wohl auch schon überfällig, wen man bedenkt mit was für einem Temperament sie gesegnet ist. Und das hat diesmal nicht unbedingt etwas mit einer über Reaktion zu tun. Nami mag launisch und emotional sein, aber in diesem Punkt würde ich es als gerechtfertigt sehen“, begann er dann und griff nach seiner Tasse, nahm einen kleinen Schluck daraus und ließ sie dann wieder sinken. Forschend sah er sie an, doch bisher zeigte sie noch keine Reaktion zu seinen Worten und der ganzen Sache. „Was ich nicht verstehe ist, warum du so wütend bist. Soweit ich weiß war alles zwischen euch geklärt, ihr habt einen Schlussstrich unter die ganze Sache gezogen und damit hätten wir alle zu unserem Alltag zurückkommen können. Ich bin mir sehr sicher, dass Nami dich das gleiche gefragt hat, ebenso bin ich mir sicher, dass du ihr keine Antwort gegeben hast, aber ich möchte dich daran erinnern, dass du diesmal nicht einfach still und heimlich verschwinden kannst, ohne uns eine Erklärung für all das zu geben. Wenn wir Freunde sind, dann ist es das mindeste, was du tun kannst, uns eine Erklärung zu geben, mit der wir leben können, das bist du uns schuldig, auch Nami gegenüber.“ Sie saß schweigend da, ließ ihn reden und zeigte weiterhin keine Reaktion, nahm seine Worte ungerührt hin. Vermutlich plante sie bereits, wie sie von Bord kam, ohne dass es jemand von ihnen bemerkte und sie somit um diese Erklärung herum kam. Aber das würde man zu verhindern wissen und wenn er sich persönlich mit Seestein an sie ketten musste, er wollte eine Erklärung und die musste es offenbar ziemlich in sich haben, wenn sie das alles auf sich nahm. Erneut ein Schluck aus seiner Tasse.

„Wieso kannst du ihr nicht einfach sagen, dass du sie auch liebst?“ Und da war sie, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Robins Mimik veränderte sich kaum merklich, sie zog die Brauen zusammen und er glaubte einen schmerzlichen Ausdruck erkennen zu können. „Dir ist schon klar, dass die Sache mit Zorro nur dazu diente, dich zu provozieren und sie dich immer noch liebt, oder?“ Sie hob den Blick, sah ihn an, überrascht, ungläubig, ertappt. Offenbar hatte sie diese Möglichkeit wirklich nie in Erwägung gezogen, was bedeutete, dass das Theater der Beiden durchaus glaubhaft gewesen war, auch wenn es nicht ganz den Zweck erfüllt hatte, den es eigentlich sollte. Der große Knall war von Robins Seite nie gekommen und sie aus der Reserve zu locken gestaltete sich somit durchaus als besonders schwierig. Nun, so konnte wenigstens er die ganze Sache für sich nutzen. Ein gewinnendes Lächeln zierte seine Lippen und sie wusste, dass er hatte was er wollte, so dass sie resignierend seufzte, sich vorbeugte und endlich nach ihrer Tasse griff, um weiterhin schweigend, einen Schluck aus dieser zu nehmen.

„Ich verstehe nicht, was das alles für eine Rolle spielen sollte“, entgegnete sie schließlich, hatte den Blick wieder abgewandt und weigerte sich erneut ihn anzusehen. Sanji verzog das Gesicht, stellte seine Tasse zur Seite und lehnte sich nun erneut zurück. Das war wirklich ihre typische Haltung zu der ganzen Sache, zu glauben, dass diese Gründe an scheinbaren Tatsachen nichts ändern konnten. Wie konnte ein einzelner Mensch nur derart stur sein? Wenn sie nur einmal den Mund aufmachen und mit ihm reden würde, Sanji war sich sicher, sie würden eine Lösung für das alles finden. Man könnte glatt auf die Idee kommen, dass sie aus all dem, was sie gemeinsam durchlitten hatten, rein gar nichts gelernt hatte. Und das, obwohl man meinen sollte, sie sei diejenige mit der größten Vernunft in dieser Crew.

„Ihr liebt euch und rennt aneinander vorbei. Ganz ehrlich, was sollte die Scheiße da draußen vorhin?“ Er ließ eine gewisse Verärgerung durchblicken, wenn er sie nun zum Reden gebracht hatte, dann konnte er auch sehen, wie weit er gehen konnte und vielleicht war es gut zu klären, wie genau es überhaupt zu dieser Eskalation gekommen war.

„Sie war es, die den ersten Schritt dazu getan hat.“ Immer sind die anderen schuld. Nami das zuzuschieben war nicht dumm, sie wussten alle, dass diese schon einmal handgreiflich werden konnte, wenn man es übertrieb, aber das waren Kopfnüsse, keine tödlichen Blitze. Hinzu kam, dass die Umstände gänzlich andere waren und sie noch nie, niemals, auf Robin losgegangen war. Die andere war immer eine Ausnahme gewesen, bis heute. Robin hatte sie vielleicht verbal zurecht gestutzt, wenn überhaupt, aber niemals körperlich.

„Und du hast fröhlich mit gemacht. Davon ab, dass sie es wohl kaum ohne Grund getan hat.“ Nein, Robin hatte ihr alles Nötige an die Hand gegeben, vielleicht hatte sie es sogar genau darauf angelegt. Er wusste, dass die Ältere nur wenige Dinge ohne Grund tat, was schloss also aus, dass sie hier nicht auch so etwas wie einen Plan verfolgte? Plan war vielleicht zu viel gesagt, allerdings war er sich sicher, dass sie sich genaue Gedanken über ihre Schritte gemacht hatte, immerhin war es nicht so, als sei das alles nicht zu vermeiden gewesen.

„Du weiß, dass sie oft zu Überreaktionen neigt.“ Zwar stimmte das, doch sie beide wussten, dass das hier etwas anders war. Sein Blick dürfte ihr genau das sagen, auch wenn sie nicht so wirkte, als würde sie der Sache besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Viel mehr schien sie das ignorieren zu wollen. Erneut begann sie sich zu verschließen, er musste also dran bleiben und durfte jetzt in keinster Weise nachgeben.

„Ich weiß, dass sie niemals einen von uns ernsthaft bekämpfen würde, ganz gleich was geschehen ist. Was musstest du also dafür tun, dass sie so weit geht und den Menschen angreift, der ihr alles bedeutet? Hast du es wirklich so weit getrieben, dass sie nicht mehr anders kann, als zu hassen? Wozu das alles? Glaubst du wirklich, dass es das wert ist, was auch immer du damit erreichen willst?“ Wenn Robin es wirklich genau darauf angelegt hatte, dann verstand er wirklich nicht warum. All diese Schritte würden am Ende lediglich dafür sorgen, dass sie Nami in jeder Hinsicht verlieren würde, sei es als Geliebte, Freundin oder Mitstreiterin. So etwas sorgte nur dafür, dass ihre Beziehung auf allen Ebenen zerstört wurde. Wieso musste sie so weit gehen? Wieso alle nur denkbaren Grenzen überschreiten? Er verstand sie wirklich nicht, doch das sie dies alles bewusst getan hatte, dieser Verdacht drängte sich ihm immer mehr auf. Robin gehörte nicht zu denjenigen von ihnen die immer weiter in einer Wunde herum stocherten, es sei denn es gab einen Grund oder sie verfolgte ein bestimmtes Ziel. Das alles hier machte nur dann einen Sinn, wenn sie es genau darauf angelegt hatte. Doch selbst wenn dem so war, so machte es die ganze Sache für ihn nur unbegreiflicher.

"Unterstellst du mir, ich hätte diese ganze Eskalation mit Absicht herauf beschworen?" eine gewisse Schärfe lag in ihrer Stimme, doch Sanji sah sie weiter ungerührt an. Bei anderen mochte diese Art von Selbstschutz sicherlich greifen, nicht so bei ihm. Nicht in dieser Situation.

"Wenn du so willst, ja, genau das unterstelle ich dir. Und ich verstehe beim besten Willen nicht warum. Was um alles in der Welt ist so schlimm, dass du bereit bist die ganze Crew zu zerstören, anstatt einfach dazu zu stehen, was du für sie empfindest?!"

"Was lässt dich glauben, ich würde etwas für sie empfinden?"

"Ich bitte dich, immer wen Zorro auch nur in ihre Nähe gekommen ist hättest du ihn doch am liebsten in der Luft zerrissen", Sanji schnaubte. Zwar stimmte letzteres nicht ganz, zumindest war es ihm nie derart stark aufgefallen, aber das musste sie nicht wissen. Es war völlig ausreichend, wenn sie glaubte er hätte es bemerkt, denn momentan würde er alles darauf wetten, dass sie genau das empfunden hatte. Herausfordernd sah er sie an, bekam allerdings keine Antwort. Vielleicht hatte sie sich nun dazu entschieden ihn zu ignorieren, was sicherlich das einfachste gewesen wäre. Und als ob sie es bestätigen wollte trank sie einen Schluck Kaffee und wandte den Blick erneut ab.

„Du wirst nicht ewig schweigen können. Ich hoffe nur, dir ist klar, dass du Nami auf jede erdenkliche Weise verlierst, wenn du so weiter machst. Bedeutet dir nicht einmal mehr eure Freundschaft etwas? Ist dir überhaupt klar, was du nicht nur uns, sondern in erster Linie ihr mit alledem antust?“ Schweigen. Er konnte deutlich sehen, wie es in ihr arbeitete, ihre Fassade war längst nicht so gut aufgebaut, wie sie es sonst war, doch sie weigerte sich zumindest weiterhin mit ihm zu reden.

„Ab wann ist sie dir so egal geworden, dass du sie so sehr verletzt? Ich meine, was sollte es sonst sein. Wenn sie dir noch irgendetwas bedeuten würde, dann würdest du wenigstens den Grund nennen für das alles. Hat sie dir überhaupt je wirklich etwas bedeutet?“

„Natürlich hat sie das und sie tut es immer noch!“ Sanji blinzelte leicht verwirrt. Er hatte sie zum Reden bringen wollen, hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass sie die Stimme erheben würde. Das war nicht Robins Art, sie blieb ruhig und sachlich. Als sie ihn nun allerdings ansah und er ihr in die Augen blickte konnte er deutlich erkennen, dass sie innerlich alles andere als ruhig sein musste.

„Glaubst du wirklich, ich würde all das auf mich nehmen, wenn es anders wäre? Ich tue es nicht, weil ich sie nicht liebe, sondern gerade weil ich es tue!“ Die Tasse fand ihren Weg zurück auf das Tablette, ehe die Ältere sich schließlich erhob und durch das Zimmer schritt. Kurz hatte er gehofft er hätte es geschafft und sie würde sich nun den Schmerz von der Seele reden und ihm endlich sagen, was gespielt wurde, doch sie schwieg. Robin schaffte es die Mauern wieder zu errichten, zumindest so weit, dass sie sich fangen und erneut in Schweigen hüllen konnte. Eine Weile beobachtete er sie schweigend, sah zu wie sie unruhig auf und ab ging, die Arme um den eigenen Körper geschlungen hatte.

„Was ist passiert Robin?“ fragte er nun leise, sanft und doch mit einem gewissen Ernst in der Stimme. Es schien so, als wäre diese ganze Sache weit größer und komplizierter, als sie es geahnt hatten. Ein mehr als ungutes Gefühl rührte aus seiner Magengegend her. Selten hatte er Robin derart aufgewühlt erlebt und meist gab es dafür einen triftigen Grund.

„Es spielt keine Rolle“, sprach sie gepresst, sah ihn dabei nicht an. „Auf der nächsten Insel werde ich dieses Schiff verlassen, dies hier ist keine haltbare Situation mehr und dann ist das hier wirklich unwichtig.“ Und wieder machte sie sich die Sache sehr einfach. Es war wirklich nicht so, als ob er das nicht kennen würde und doch fand er nicht, dass dieses Verhalten in dieser Situation wirklich angemessen war. Er verzog leicht das Gesicht und sah weiter dabei zu, wie sie sich durch den Raum bewegte. Sie weigerte sich förmlich ihn anzusehen, wich ihm aus. Hier war etwas verdammt faul.

„Und ob es eine Rolle spielt. Ich meine, siehst du hier vielleicht irgendwelche Parallelen? Vielleicht zu einem Vorfall auf einer ganz bestimmten Insel? Damals wolltest du auch nicht mit uns über deine Probleme sprechen. Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass so etwas nie wieder passieren würde?“ Sie konnte doch nicht wirklich glauben, dass sie einfach davon laufen konnte. Wenn sie ein Problem hatte, dann sollte sie mit ihnen sprechen, sich ihnen anvertrauen. Es gab nichts, das sie nicht gemeinsam überstehen konnten.

„Die Dinge haben sich eben geändert“, kam es nur knapp. Sie schaltete auf stur und das absolut. Wie sollte er so etwas aus ihr heraus bekommen?

„Was hat sich denn bitte geändert? Wir sind immer noch Freunde, die Gefühle zwischen Nami und dir sind noch stärker, als sie es damals waren, nichts steht dem im Weg“, wandte er ein. Er verstand es nicht, wirklich nicht. Tief atmete er durch, stellte seine Tasse weg und schüttelte den Kopf. Bis sie die nächste Insel erreichen würden hatten sie sicherlich noch Zeit, wenn es dann aber so weit war, würde sie sicherlich so schnell sie konnte verschwinden. Es stand außer Frage und so spielte nun die Zeit gegen sie.

„Ich denke es ist besser, wenn du nun gehst“, drang es steif über ihre Lippen. Noch einen Moment blieb er sitzen, wollte sich weigern, ehe er Spürte, wie zwei Arme ihn unsanft auf die Beine schoben.

„Robin, das ist keine Lösung und das weißt du auch!“

„Und auch das spielt keine Rolle! Es ist vorbei und wir sollten alle anfangen das hinzunehmen, um es nicht noch schwerer zu machen.“

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass es einer von uns einfach hinnehmen wird! Robin.. hör auf! Robin!“ Seine Faust schlug gegen die Tür, die Robin hinter ihm zugeschlagen und verschlossen hatte, nachdem sie ihn mit Hilfe ihrer Kräfte hinaus befördert hatte.

„Scheiße“, fluchte er vor sich hin. Das war seine Chance gewesen und er hatte sie vertan. Das einzige, was er bekommen hatte war die Bestätigung, dass hier etwas gewaltig falsch lief und dass Robin die Ursache des ganzen war. Wie genau das allerdings aussah, das konnte er sich wirklich nicht zusammen reimen. Es musste etwas sein, dass in den zwei Jahren ihrer Trennung geschehen war, eine andere Möglichkeit gab es nicht, doch beim besten Willen fiel ihm nichts ein, was all das hier rechtfertigte.
 

„Du musst mit ihr reden, sofort!“ Sanji war am Ende. Ihm würde sie sicherlich nichts sagen und so gab es nur noch eine einzige Person hier an Bord, die vielleicht noch etwas ausrichten konnte. Er war zu ihm gegangen, stand nun auf dem Löwenkopf hinter Ruffy, welcher dort saß und weiterhin auf das Meer hinaus blickte. Die ganze Sache hatte ihm schwer getroffen, auch wenn seine Mine unergründlich ernst blieb, während er weiterhin schwieg. Sanji stand da, wartete einfach ab, da er nicht wusste, was er sonst noch tun sollte. Er hatte ihm das Gespräch geschildert, hatte ihm deutlich gemacht, dass es hier durchaus etwas gab, dass nicht stimmte und sie handeln mussten, solange sie noch konnten.

„Wenn sie uns nach allem nicht vertrauen kann, dann will sie uns wohl wirklich verlassen. Wir sind jetzt in der neuen Welt, hier können wir uns keine Schwächen erlauben, auch keine Unstimmigkeiten in der Crew. Wenn sie bei ihrer Entscheidung bleibt und wenn sie sich weigert uns zu sagen, was das Problem ist, dann müssen wir sie gehen lassen.“ Er starrte ihn an, wusste nicht, was er sagen sollte. Das konnte er einfach nicht glauben, er gab sie auf, einfach so. Es war das erste Mal, dass er erlebte, wie Ruffy nicht auf sein Herz hörte, denn er war sich sicher, dass dieses ihm sagte, dass er um sie kämpfen sollte. Oder ihr mangelndes Vertrauen hatte ihn derart schwer getroffen, dass er nicht mehr kämpfen konnte. Auch seine Stimme zeugte davon, Wut und eine gewisse Kälte lag darin. Falls Robin wirklich gewollt hatte, dass man sie gehen ließ, dass sie alle Brücken einfach hinter sich abbrechen konnte, dann schien sie ihrem Ziel nun sehr nah gekommen zu sein.

„Du meinst es ernst“, sprach er ruhig und seufzte tief. Da konnte er nichts machen, seine Möglichkeiten waren erschöpft und leider hatte recht. Wenn Robin an diesem Punkt nicht bereit war zu vertrauen, dann hatte sie in dieser Crew nichts verloren. Ihre Stärke bestand darin, dass sie einander blind vertrauten und sich jederzeit, egal was geschah aufeinander vertrauen konnten.

„Und was ist mit Nami?“ Für ihn persönlich war es ein Unterschied, ob sie von Nami oder Robin sprachen, aber er war sich nicht sicher, ob Ruffy das ebenso sah. Im Grund war die Sache geregelt, wenn nur eine von ihnen gehen würde, obgleich das schon schlimm genug war, aber ob das für ihn ausreichend war? Und selbst wenn er es von ihrer Entscheidung abhängig machte, wer sagte ihnen, dass Nami das auch so sah? Er konnte sich durchaus vorstellen, dass sie auch vor hatte zu gehen.

„Es ist ihre Entscheidung, aber wenn sie bleiben will, dann verlange ich eine Erklärung und eine Entschuldigung.“ Das waren Dinge die sich regeln ließen, nur ob Nami dazu bereit war? Wenn sie bleiben wollte, dann sicherlich, aber das stand noch außer Frage. Vielleicht würde Chopper etwas bei der Navigatorin erreichen.

„Lass mich bitte alleine, ich muss nachdenken. Wir reden morgen.“ Morgen. Vielleicht sollten sie den Tag wirklich ausklingen lassen und wenn sie morgen aufwachten, dann sah es vielleicht anders aus. Vielleicht noch schlimmer, vielleicht ein wenig besser. Doch was sollte nun noch geschehen, immerhin war es inzwischen mitten in der Nacht. Sie sollten sich alle schlafen legen, zumindest sollten sie so tun als ob, aber wirklich schlafen würde vermutlich keiner von ihnen.

Fürs erste gab er sich dennoch geschlagen, nickte nur und wandte sich ab. Irgendwann war alles gesagt und wenn das geschehen war, dann gab es nichts mehr. Ruffy blieb alleine auf dem Löwenkopf zurück und Sanji begab sich hinunter in das Zimmer der Jungs. Hier war er alleine und so würden sie alle die Nacht auf ihre Weise alleine verbringen und sich das erste Mal seit Jahren wirklich einsam fühlen.

Stille

Tief atmete sie ein, hielt die Augen geschlossen. Die Nacht war bald vorüber, dann würde ein neuer Tag anbrechen, die Sonne würde sich den Horizont empor kämpfen, das Licht würde auf die Überbleibsel der letzten Nacht fallen, ungeschönt und hässlich würden die Trümmer einer Freundschaft vor ihnen liegen. Die Kälte der Nacht würde verschwinden, langsam würde es wärmer werden, ihre ausgekühlte Haut würde sich langsam wieder erwärmen. Wenn es so weit war würden sich ihre Glieder sich vielleicht nicht mehr so steif anfühlen, vielleicht würde die Taubheit verschwinden.

Langsam öffneten sich ihre Augen, der Blick wanderte über das Deck. Niemand war zu sehen, alles lag ruhig da. Nachdem Chopper irgendwann in der Nacht endlich eingeschlafen war hatte sie sich ebenfalls hingelegt, hatte versucht Ruhe und Schlaf zu finden. Das ganze hatte für wenige Stunden funktioniert, dann hatte sie sich ruhelos im Bett hin und her gewälzt und war schließlich aufgestanden, um Chopper nicht zu wecken. Sie war hier heraus gekommen, hatte sich auf die Reling gesetzt, die Stille auf sich wirken lassen. Äußerlich hatte sie sich beruhigt, innerlich war sie allerdings immer noch aufgewühlt. Es war abzusehen, dass dies auch die nächsten Tage noch so bleiben würden und weiterhin würde sie sich vermutlich die Frage stellen, ob sie nicht doch kämpfen sollte. Wenn sie sich die Frage allerdings stellen musste und nicht gleich eine Antwort darauf kannte, dann sollte ihr auch klar sein, das ihre mangelnden Gefühle, die kein blindes Vertrauen rechtfertigten, ein klares Zeichen waren. Die Frage, die sie sich hierbei stellte war nur, hatte sie nur eine Schlacht verloren oder war es der Krieg gewesen?

Wenn man einmal von dieser entscheidenden Frage absah musste sie sich auch fragen, wie sie nun den anderen begegnen sollte. Nach dem Kampf hatte sie mehr oder minder die Flucht ergriffen und war froh, dass sie sich wenn überhaupt nur mit Chopper befassen musste, dessen Blicke alleine schon genug Strafe waren. Wie würde es erst werden, wenn sie den anderen gegenüber stand, besonders Ruffy? Er hatte alles für sie gegeben und Nami hatte sich geschworen, dass sie ihm immer bedingungslos folgen und vertrauen würde, dass sie alles dafür täte, um diese Crew sicher und in einem Stück zur nächsten Insel zu bringen. Nun war sie es, die dafür verantwortlich war, dass eben jene Crew, für die er sterben würde, nicht mehr die alte war. Sie hatte sie zerstört, weil sie ihre Gefühle nicht im Griff hatte und der Versuchung nicht hatte wiederstehen können. Wie hatte sie so dumm sein können? Noch nie hatte sie sich derart von ihren Gefühlen leiten lassen und noch nie war es so schief gegangen. Zugegeben, sie hatte schon immer ein gewisses Talent dafür besessen sich in schwierige Situationen zu bringen, Situationen die alle nicht gerade angenehm gewesen waren, an denen sie fast verzweifelt wäre und doch, das hier, das war wirklich der Gipfel. Und je länger sie darüber nachdachte, umso trauriger wurde die ganze Angelegenheit.

Seufzend hob sie die Hand und strich sich über die Augen, sie schmerzten und waren müde, brannten fast schon. Und doch blieb sie stur hier sitzen, anstatt, dass sie einfach in irgendeinem Bett verschwand. Das hier war eindeutig einer jener Tage an denen man besser nicht aufstand, sich eine Flasche mit Rum besorgte und sich in Selbstmitleid badete. Wenn sie allerdings damit anfing, dann würde sie genau das tun, was sie die letzten Monate versuchte zu vermeiden und nach all den angestauten Gefühlen zu urteilen, bedeutete das, dass sie aus der Nummer wirklich nicht mehr heraus kommen würde. Sie würde einfach nur Tage vor sich hin vegetieren und ein absolut erbärmliches Bild abgeben. Das war nun wirklich nicht ihr Stil. Und doch konnte man es ihr angesichts der Umstände wohl kaum verübeln.

Wenn es also so war, dann war das kaum die passende Option, es stillschweigend hinnehmen und einfach versuchen wieder einen normalen Umgang zu finden? Das würde nicht klappen, vor allem nicht, wenn Robin wirklich vor hatte das Schiff zu verlassen und Namis eigene Entscheidung an sich noch ausstand. Nicht, dass sie gehen wollte, momentan war es nur fraglich, ob Ruffy sie nach alledem hier behalten würde. Er war erwachsen geworden und so war sie sich sicher, dass er begriff, dass er in erster Linie an die ganze Crew denken musste und somit würde er mit einem solchen Fehlverhalten sicherlich auch anders umgehen, als er es noch vor zwei Jahren getan hätte. Damals wäre er naiv an die Sache heran gegangen, hätte das ganze abgetan und versucht einfach weiter zu machen. Dass es so nicht ging, das dürfte er inzwischen wissen und so musste sie sich wohl erst einmal Gedanken darüber machen, was sie tun konnte. Eine Entschuldigung war wohl das mindeste, eine Erklärung ebenso. Sie hatten ein Recht darauf zu erfahren, was schief gegangen war, wenn Zorro nicht schon längst geredet hatte und sie somit sehr genau wussten was der Grund für das alles war.

Nein, Nami wollte sie nicht im Stich lassen, sie wollte bleiben, doch sie wollte Robin auch nicht gehen lassen. Es war, wie sie gesagt hatte, sie hatte nicht vor der Grund zu sein, warum die andere ein zweites Mal ging und diesmal sicherlich nicht wieder zurückkommen würde. Wenn das alles aber ausschied, dann gab es eigentlich nur einen einzigen Weg. Sie musste noch einmal das Gespräch mit Robin suchen, musste versuchen, dass es auf einem vernünftigen Weg stattfand und vor allem musste sie versuchen das wieder in den Griff zu bekommen. Vorausgesetzt natürlich Robin war bereit mitzuspielen, was Nami offen gestandet bezweifelte. Vermutlich würde die andere sich nun in ihrem Zimmer verschanzen und keinen Ton mehr von sich geben. Nami konnte es sich lebhaft vorstellen, zu lebhaft.

Innerlich verdrehte sie die Augen. Wie kam sie nur auf die Idee, dass reden hier noch helfen könnte? Sie hatten vor wenigen Stunden versucht sich umzubringen und nun sollten sie bei Tee und Kuchen darüber sprechen und zu einer Lösung kommen? Nein, das würde auf gar keinen Fall passieren. Entweder sie versuchte es dennoch, weil es nicht in ihrer Natur lag Dinge aufzugeben, die ihr wichtig waren und weil sie das hier einfach nicht so stehen lassen konnte, oder aber sie sah ein, dass es offenbar keinen Weg mehr gab, der etwas an ihren Problemen ändern konnte und das es nur einen Weg gab, egal wie sehr ihr dieser wiederstrebte.

Zweifels ohne würde sie sich darüber Gedanken machen müssen, aber vielleicht sollte sie auch einfach erst den Anbruch des neuen Tages abwarten und dann in Ruhe die Scherben, die sie hinterlassen hatten, betrachten und dann eine Entscheidung fällen.

Der Gedankengang wurde unterbrochen, als ein leises Geräusch die Stille durchbrach. Das Öffnen einer Tür, leise Schritte. Noch jemand, der wohl keine Ruhe oder Schlaf fand. Es war eine gänzlich natürliche Reaktion, dass Nami den Kopf in die entsprechende Richtung wandte, auch wenn sie an sich keine besondere Lust hatte jemandem zu begegnen. Sie wusste nicht was sie erwartet hatte, oder wen sie sich wünschte für diese erste Begegnung, doch die Person war sicherlich in beiden Fällen nicht ihre erste Wahl gewesen.

Nur kurz war da ein überraschter Ausdruck, auf beiden Seiten, dann wurden die Mienen ausdruckslos, auch wenn keine der beiden dies im Gesicht der anderen wirklich erkennen konnte. Nami saß einfach nur da und blickte zu Robin hinauf, die vor dem Mädchenzimmer stand und ihrerseits zu ihr hinunter blickte.
 

Kein Auge hatte sie in dieser Nacht zugetan. Abgesehen davon, dass ihr ganzer Körper schmerzte wollten ihre Gedanken einfach keine Ruhe geben. Was die Schmerzen anging, so musste sie zugeben, dass Nami ganze Arbeit geleistet hatte. Ihr war klar gewesen, dass die Jüngere stärker geworden war, doch das hatte ihre Erwartungen übertroffen. Es war wirklich kein einfacher Kampf gewesen und das, obwohl sie eigentlich die klare Favoritin hätte sein sollen. Am Ende hatte sie mehr Zeit gebraucht, um den Kampf für sich zu entscheiden, als sie es erwartet hatte. Wäre sie sich dem vorher bewusst gewesen, dann hätte sie die Navigatorin sicherlich nicht aus ihrem Griff heraus gelassen und darauf geachtet, dass sie ihren Klimatacktstock nicht in die Hände bekam. Das war eindeutig ihr Fehler gewesen und sicher nicht der einzige. Aus einer Laune heraus hatte sie angefangen mit der jüngeren zu Flirten, hatte nicht erwartet, dass sie darauf eingehen würde und das, was als Spiel begonnen hatte war zu ernst geworden. Nicht nur für Nami. Robin hatte immer darauf geachtet sich nur gelegentlich etwas Spaß zu gönnen, doch nachdem das mit Nami begonnen hatte, hatte sich das alles geändert. Die Jüngere war ihre beste Freundin gewesen, hatte sie besser gekannt als sonst jemand und das hatte man auch gemerkt, obgleich Robin sich bemüht hatte Nami so wenige Möglichkeiten wie nur möglich einzuräumen, nachdem sie gemerkt hatte, dass die andere sich offenbar mehr von der ganzen Sache erhoffte. Leider musste sie sich eingestehen, dass es naiv gewesen war zu glauben, dass eine solche Affäre ohne Folgen bleiben würde, dass sich nichts änderte, wenn sie dann und wann das Bett teilten. Natürlich hätte sie gar nicht erst damit anfangen sollen, sie hätte sich einfach an ihren ursprünglichen Plan halten sollen, doch es war anders gekommen. Sie hatte die Sache unterschätzt und ab da an waren ihr die Fäden aus der Hand geglitten. Wenn sie Nami einfach in Ruhe gelassen, wenn sie ihre eigenen Gefühle hätte ignorieren können, dann würden sie nun gewiss nicht an diesem Punkt stehen.

Stunden lang hatte sie versucht ihre eigenen Beweggründe zu verstehen, zu verstehen warum sich so etwas wie Eifersucht in ihr regte, obgleich sie eigentlich froh sein solle, wenn Nami sich jemand anderem zuwandte, jemand anderen fand der ihr nah sein wollte und der sie liebte, der sie länger lieben konnte als Robin in der Lage sein würde. Man konnte auch sagen, dass sie hier egoistisch gewesen war, sie hatte noch einmal geliebt werden wollen, wollte das jemand an ihrer Seite war, einmal im Leben dieses Gefühl auskosten, wenn man sich einem anderen bedingungslos auslieferte. Doch bedingungslos war in ihrem Fall nichts gewesen, immerhin würde sie sich Nami nie gänzlich anvertrauen können, sie wusste das sie diese damit unendlich verletzen würde, besonders jetzt, nachdem sie mit Sanji gesprochen hatte. Sie hatte geglaubt sie ließ sich auf Zorro ein weil sie ihn liebte, nur um jetzt zu erfahren, dass dies nicht der Fall war. Das Nami immer noch Gefühle für sie hatte. Es schien wirklich richtig gewesen zu sein, dass sie die andere nun mehr oder minder dazu zwang ihre Gefühle los zu lassen. Gerne tat Robin das gewiss nicht, es tat ihr selbst weh, doch vermutlich war es für sie alle so das Beste.

Sie würde sie wahrlich vermissen, das wurde ihr klar, als sie nun hier stand und zu der Navigatorin hinunter blickte, welche auf der Reling saß und ihren Blick zu erwidern schien. Vielleicht war sie die ganze Sache auch völlig falsch angegangen, doch nun gab es keinen Weg zurück. Die Grenze an der sie noch hätte umkehren können, war schon längst überschritten worden und so würde sie diesen Weg bis zum Ende beschreiten müssen. Ob es der richtige Weg war? Nein, das konnte sie inzwischen durchaus sagen, sie hatte in den letzten Monaten wahrlich viele Fehler gemacht, die nicht alle zu entschuldigen waren. Sie hatte gegen ihre Natur gehandelt, hatte sich von Gefühlen leiten lassen. Hätte sie nur auf ihren Verstand gehört, dann wäre es vermutlich nicht so weit gekommen und so fand Robin sich in einer gänzlich neuen Situation wieder mit der sie nur schwer umzugehen wusste. Hinzu kam, dass Sanji anfing Fragen zu stellen, Fragen die sie in Bedrängnis brachten. Das musste sie wahrlich unterbinden, sie konnte es nicht zulassen, dass das ganze nun umsonst gewesen wäre.

Nur noch wenige Tage, die sie überstehen musste, dann war sie von diesem Schiff herunter und dann würde niemand weiteren Schaden nehmen müssen. Dann würde sie den letzten Weg alleine gehen.
 

Sie stand einfach nur da und sah scheinbar zu ihr hinunter. Nami tat es ihr gleich. An sich hätte sie den Blick gerne Abgewandt und doch tat sie es nicht. Nicht, weil sie einen drohenden Angriff oder dergleichen zu verpassen, fürchtete nein, hier ging es um etwas anderes. Diese Ruhe zwischen ihnen, die Ruhe die sie beide nun scheinbar ausstrahlten war ungewohnt. Vielleicht lag es aber einfach nur daran, dass sie erschöpft waren, ausgelaugt von den ständigen Streitereien, den Kämpfen um eine Freundschaft die längst verloren schien, der letzte Kampf, der sie an ihre körperlichen Grenzen getrieben hatte. Sie waren am Ende angekommen, es gab nichts mehr zu tun oder zu sagen. War es das also, völlige Gleichgültigkeit?

Leicht zogen sich Namis Augenbrauen zusammen. Das konnte nicht das Ende sein, nicht alles. Irgendetwas musste in Robins Kopf vor sich gehen, da war sie sich mehr als sicher, doch was? Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich nur einmal, ein einziges Mal, in ihren Kopf sehen zu können. Dafür würde sie wahrlich jeden Preis der Welt bezahlen. Bei der Menge an Gedanken, die Robin Zweifels ohne haben müsste glaubte sie kaum, dass sie genug Zeit haben würde, um das alles zu erfassen. Und doch, vermutlich wäre das für sie die Chance das alles zu verstehen, zu begreifen warum es so weit gekommen war. Denn Robin wusste es, da war sie sich sicher.

Doch wie ging sie nun damit um? Hier sitzen bleiben und darauf warten, dass die andere sich wieder bewegte, dass sie erneut verschwand. Oder aber sich wieder nach drinnen bewegen und noch einmal versuchen zu schlafen, auch wenn das für den Moment unmöglich schien. Immerhin saß sie nun schon eine geraume Zeit hier und nun, wo Robin aufgetaucht war fühlte sie sich in ihrer Ruhe in dieser Intimität gestört, so als könne sie den Moment nicht weiter in Ruhe auf sich wirken lassen. Hinzu kam der Gedanke, dass die Zeit vielleicht doch weiter fortgeschritten war, als sie glaubte und so bestand Zweifels ohne auch die Möglichkeit, dass es bald nicht nur Robin war, die ihr hier über den Weg laufen würde. Auch darauf konnte sie noch verzichten, sie war wahrlich noch nicht bereit dafür, sie wusste auch gar nicht, wie sie mit diesem Moment umgehen sollte. Sicher, die Jungs hatten eine Erklärung verdient, dich um ihnen diese geben zu können müsste sie die Situation erst einmal selbst zur Gänze begreifen und eben das tat sie noch nicht.

Also wieder zurück in das Krankenzimmer. So tun als würde sie schlafen, wenn Chopper aufwachen sollte, um nicht mit ihm reden zu müssen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und hatte ohnehin das Gefühl ihn mit jedem Wort nur noch mehr zu verletzen und das war wahrlich das letzte, was sie wollte. Nun aber rutschte sie erst einmal von der Reling herunter und wandte den Blick von Robin ab, streckte sich. Wenn sie die andere einfach wie Luft behandeln würde, dann konnte schon nichts geschehen. Ignorieren und weiter gehen, sollte ihr doch eigentlich leicht fallen.

Also setzte Nami sich langsam in Bewegung, denn wenn sie wieder zurück wollte, dann musste sie auch an Robin vorbei. Also bewegte sie sich langsam über das Deck, sah nun aber nicht mehr zu der anderen. Einfach ignorieren, dann würde schon nichts geschehen, sie würden nicht wieder aneinander geraten und konnten irgendwie die letzten Tage überstehen. Ein einfacher Gedanke. Nach all den Problemen und Komplikationen wäre etwas Einfaches wahrlich eine Wohltat. Nami nahm sich also vor in der nächsten Zeit die Dinge so einfach wie nur möglich zu nehmen. So konnte sie vielleicht auch an das Aufeinandertreffen mit den Jungs heran gehen, sich einfach vor sie stellen, sich für ihre Fehler entschuldigen und sich dann Ruffys Urteil fügen, wie auch immer es aussehen würde. Zwar wollte sie hier bleiben, doch sie wusste auch, dass er eine Verantwortung hatte und das es hier um ihre Leben ging, die er nicht riskieren konnte indem er so ein Verhalten duldete.

Langsam schritt sie die Treppe hinauf. Deutlich konnte sie bei jedem Schritt ihren Blick spüren, der eisig blaue Blick, der sie zu verfolgen schien, warum auch immer. Vielleicht auf der Suche, auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen einer Gefühlsregung. Nami konnte nur erahnen, was es war, wonach sie suchte, wenn sie es denn überhaupt tat. Vielleicht ging es auch nur darum zu sehen in wie weit sich Namis Verletzungen bemerkbar machten. Bei diesem Gedanken strafften sich automatisch ihre Schultern. Der Gedanke ihr gegenüber nun auch noch Schwäche zu zeigen war wahrlich unerträglich. Sie war lange genug schwach gewesen, nun hieß es an sich zu denken, stark zu sein und die nächste Zeit irgendwie zu überstehen, bis sie wieder in Ordnung war, was auch immer das bedeuten mochte.

Auf dem oberen Absatz wandte sie sich in die Richtung der anderen, ging auf sie zu, sah jedoch an ihr vorbei, wollte sie nicht ansehen, auch wenn sie erkennen konnte, dass Robin sich ihr leicht zugewandt hatte. Einfach vorbei gehen. Wenige Schritte trennten sie voneinander, auch wenn Nami glaubte, dass es wahrlich mehr war. Erst als sie auf gleicher Höhe waren und sie nicht mehr darum fürchten musste, dass die andere in ihr Blickfeld geriet hätte sie es sich fast gestattet erleichtert aufzuatmen. Zu glauben, dass sie sich wahrlich einmal begegnet waren ohne, das es in einem Streit endete.

Der plötzliche Druck an ihrem Handgelenk ließ sie jedoch inne halten. Ein sanfter Druck, der nichts forderte, einfach nur da war und sie bat inne zu halten. Sie tat es, wandte Automatisch den Blick zur Seite, blickte zu Robin hinauf und sah in ein Paar eisblaue Augen. Nami hätte vielleicht einfach weiter gehen sollen, so wie sie es sich eigentlich vorgenommen hatte, hätte sich dem Griff entziehen und die Geste gänzlich ignorieren sollen, rechnete sie doch damit hier wieder auf eine Herausforderung zu treffen, einen neuen Konflikt herauf zu beschwören, erneut streiten zu müssen. Doch egal, was sie erwartet hatte, nichts davon traf in diesem Moment zu. Das einzige was sie in den Augen der anderen erkennen konnte war pure Verzweiflung.

"Hier stimmt etwas ganz und gar nicht".

„Hat überhaupt einer von euch geschlafen?“ Franky sah in die Runde. Sanji stand in der Küche und kümmerte sich um ein Frühstück, allerdings schwieg er bereits die ganze Zeit, so wie der Rest. Ruffy war der einzige, der noch nicht aufgetaucht war, wenn man einmal von Robin und Nami absah. Doch dass die beiden auftauchten hatte er auch nicht erwartet. Das würde bedeuten, dass sie Antworten geben mussten, reden, sich erklären und dass sie diese unangenehme Begegnung heraus schoben, das war durchaus naheliegend.

„Ich denke wir haben uns alle die gleichen Gedanken gemacht“, wandte Zorro ein. Chopper starrte vor sich hin, er sah aus als hätte er die ganze Nacht geweint, selbst Brook hüllte sich in Schweigen, während Lysop gedankenverloren an seinem Schweißband herum fummelte. Der Schock saß noch tief und niemand schien es recht verarbeitet zu haben. Ihm ging es ähnlich, das wollte er nicht leugnen, doch sie konnten nun nicht den Kopf in den Sand stecken.

„Hat schon jemand die beiden gesehen?“ Als er am Morgen das Deck betreten hatte war niemand zu sehen gewesen, vermutlich würden sie sich nun unter Deck verschanzen, doch das konnten sie kaum ewig so machen und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, zumindest bei Nami. Bei Robin konnte er sich schon eher vorstellen, dass sie Mittel und Wege fand, um ihnen nicht unter die Augen treten zu müssen. Das hatte sie schon immer gut gekonnt und er hasste diese Eigenschaft wahrlich.

„Nami war heute Morgen nicht mehr im Krankenzimmer, sie muss also wo anders hingegangen sein, aber ich weiß nicht wo sie steckt“, kam es kleinlaut von Chopper. Viele Orte gab es nun nicht, wo die junge Frau stecken konnte, noch weiniger wurden es, wenn man die Orte ausschloss an denen sie einem der anderen hätte begegnen können. Da blieb nicht mehr viel, zumal sie auch nicht im Mädchenzimmer sein konnte.

„Sie scheint uns wirklich gänzlich aus dem Weg gehen zu wollen. Hat sie nun nicht einmal mehr den Mumm, um uns unter die Augen zu treten?“ Zorro war wahrlich verstimmt. Er empfand es als absolute Respektlosigkeit und das konnte man nicht einfach so stehen lassen. Eine Entschuldigung war hier das mindeste, was folgen musste. Spuren würde das alles so oder so hinterlassen und man würde wohl erst später wissen wie schlimm das wirklich war. Was ihn anging, seinen Respekt musste man sich erst zum Teil wieder erkämpfen, auch wenn er weiterhin hinter Nami stehen würde. Die beiden Frauen konnte man in dieser Sache nicht gleich bewerten, zumindest sah er das so.

„Und ich glaube kaum, dass sich das bald ändern wird. Ruffys Entschluss steht ohnehin fest“, kam es von Sanji, der nun begann das Essen auf den Tisch zu stellen. Die Auswahl war zwar immer noch groß aber dennoch kleiner als sonst. Vermutlich wusste auch er, dass heute niemandem nach essen zu Mute war. Dennoch brauchten sie etwas im Magen, da würden sie bei ihm nicht drum herum kommen, obgleich Franky sehr gerne darauf verzichtet hätte. Dennoch griff er nach etwas Rührei und platzierte es auf seinem Teller. Lustlos stockerte er mit der Gabel darin herum. Er sollte etwas Essen und doch konnte er sich wirklich nicht überwinden ein Stück der goldgelben Masse aufzunehmen und in den Mund zu schieben. Sicher, es würde schmecken, egal was Sanji kochte egal wie aufwändig oder einfach es war, es schmeckte immer hervorragend. Doch selbst das konnte ihn momentan nicht sonderlich reizen.

„Er will die beiden nicht auf dem Schiff behalten?“ hakte er daher einfach nur nach und blickte zu Sanji auf, der sich nun zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte und an seiner Tasse nippte. Flüssignahrung war etwas das meistens ging, zumindest Kaffee konnte helfen die Nacht etwas zu vergessen. Sanji zuckte mit den Schultern.

„Ich hatte ein Gespräch mit Robin, hier stimmt etwas ganz und gar nicht, aber da sie uns nicht vertraut und sich weigert uns zu sagen worum es geht muss er an die ganze Crew denken und ist der Meinung, dass wir so jemanden nicht bei uns gebrauchen können. Und so ungerne ich das auch zugebe, er hat Recht, er hat als Käpt’n eine Verantwortung, der er gerecht werden muss. Bei Nami steht der Fall etwas anders, aber da kommt es wohl darauf an, wie sie sich in den nächsten Tagen verhalten wird.“ Wirklich überraschend war das alles nicht. Ruffy war erwachsen geworden und so sehr er an jedem einzelnen seiner Freunde hing, er hatte begriffen, dass seine Position eine Verantwortung mit sich trug, der er gerecht werden musste, wenn er ihren Respekt behalten wollte.

„Gut so, dann hat er zumindest begriffen, dass er nicht immer das machen kann, was ihm am liebsten wäre“, entgegnete Zorro. Noch zu gut konnte er sich an das Theater erinnern, was geherrscht hatte, nachdem Lysop die Crew verlassen hatte und Ruffy diesen einfach wieder ohne Probleme aufnehmen wollte. So einfach war das wirklich nicht und er war zufrieden, dass der Mann unter dem er stand diese einfache Regel nun auch wirklich beherzigte. Das hier war kein Spiel, es war purer Ernst, konnte um ihr Leben gehen.

"Schön, er benimmt sich, wie er es sollte, aber wir können doch nicht einfach zusehen, wie die Familie auseinander bricht. Ich meine, das sind wir doch irgendwie, eine Familie." Franky wusste zwar, worauf Zorro hinaus wollte, doch so einfach war es eben nicht. In diesem Punkt unterschieden sie sich wesentlich von anderen Banden. Bei anderen war es vielleicht einfach jemanden aus der Crew zu werden, doch hier ließ man zudem noch einen sehr engen Freund gehen. Sie waren auf andere Weise miteinander verbunden und so fiel es schwer eine solche Entscheidung, obgleich sie vielleicht richtig war, hinzunehmen. Die Situation war so oder so nicht sonderlich einfach.

"Was willst du sonst tun? Solange die beiden so stur sind wird sich an der Situation auch nichts ändern", kam es von Zorro. Natürlich war auch er nicht begeistert davon, dass die Crew auseinander brechen sollte, doch schien es so, als seien ihnen die Hände gebunden. Zudem konnte man nicht alles einfach lösen, hier ging es um Probleme die tiefergreifend waren und somit konnte man über diese Fehler auch nicht einfach hinweg sehen.

"Und was.. wenn wir heraus finden, was mit Robin los ist..?" kam es kleinlaut von Chopper. Der Kleine litt und wollte diese Crew noch nicht aufgeben. An sich war es keine schlechte Idee heraus zu finden was los war. Wenn sie das erst einmal wussten worum es hier ging, dann waren sie vielleicht auch in der Lage etwas zu tun.

"Schön und gut, aber wie sollen wir das machen? Wenn sie nicht mit uns redet, dann haben wir kaum eine Möglichkeit etwas heraus zu finden", wandte Lysop dann ein. Und somit war diese Möglichkeit auch gestorben. Sie hatten keine Möglichkeit dahinter zu kommen, wenn Robin ihnen nicht den geringsten Hinweis darauf gab, was der Grund für das alles war. Am Ende konnten sie sich den Kopf zerbrechen so viel sie wollten, das Ergebnis würde stets das gleiche sein.

Vorerst kamen sie auf diesem Wege nicht weiter, das mussten sie alle einsehen und so verfielen sie wieder in dieses erdrückende Schweigen. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach, versuchte eine Lösung zu finden, ohne Erfolg.

Nach und nach verschwanden die einzelnen aus der Kombüse, nicht länger fähig die Stille zu ertragen, die sich nicht nur hier sondern auf dem gesamten Schiff ausbreitete. Eine erdrückende Stille, die sich in jede Faser fraß, sich in jeder Planke in jedem Zentimeter Holz festsetzte, hinein fraß und nicht mehr zu vertreiben war. Egal wo man hin ging, man konnte nicht entkommen, ein Feind den sie auf diesem Weg nicht schlagen konnten und so ergriff jeder von ihnen auf seine Weise die Flucht, zog sich in seinen Raum, seinen privaten Bereich zurück, wo ihn niemand der anderen aufsuchen würde. Es bestand auch kein Grund dazu, gab es schließlich eine neuen Ereignisse und die beiden Damen um die es ging blieben weiterhin verschwunden. Wahrlich wirkte die Sunny fast wie ausgestorben.

Chopper selbst war natürlich nicht begeistert darüber, dass seine Patientinnen sich offenbar weigerten sich von ihm finden zu lassen, was zwar nicht wirklich stimmte, da er nur auf seine Nase hören musste, um sie zu finden, doch diese sagte ihm auch, dass die beiden sich sehr nah beieinander aufhalten mussten. Man konnte davon nun halten was man wollte und vielleicht hätte er nachsehen oder es einem der anderen sagen sollen, doch am Ende hoffte er einfach, dass die beiden doch noch einmal miteinander sprachen und es vielleicht eine Lösung für das alles geben würde. Die Hoffnung wollte einfach nicht sterben und gewiss war es so, dass die Stille in diesem einen Fall vielleicht sogar etwas Gutes bedeuten konnte. Solange es still war und die beiden nicht lautstark stritten war das vielleicht wirklich ein gutes Zeichen.

Solange er konnte würde er sich eben an jene Hoffnung klammern, denn alles andere, die Vorstellung, dass eines der anderen Szenarien wahr werden konnte, egal welches, schmerzte zu sehr und war einfach unvorstellbar für ihn. Chopper konnte und wollte sich nicht vorstellen wie es war, wenn sie nicht mehr alle zusammen waren, wenn einer von ihnen gehen würde. Natürlich gab es immer den Gedanken daran, dass sie sterben konnten, wenn sie in einem Kampf einen Fehler machten, doch dies war etwas, dass sie selbst in der Hand hatten, sie alle trainierten, um dieser Möglichkeit zu entgehen, sie standen füreinander ein, halfen einander und wenn es so war, dann war es immer noch etwas anderes, als die Entscheidung freiwillig die Crew zu verlassen, weil man ein Problem hatte, das man nicht lösen konnte oder in diesem Fall wollte. Immerhin glaubte er nicht daran, dass es ein Problem war, dass sie nicht gemeinsam lösen konnten. Bisher hatten sie alles geschafft, warum dachte Robin, dass es diesmal anders sein könnte?

Vorerst konnte er also nichts tun, versuchte wie die anderen Ablenkung zu finden, so dass er ein paar seiner Bücher nahm und begann an einer neuen Medizin zu arbeiten. Immerhin musste auch er weiter machen, sich weiter entwickeln, egal was geschah, denn die Gesundheit aller war mit das wichtigste und die Verantwortung, die er für sie alle trug, war wahrlich enorm. Dem ganzen nach zu kommen und gerecht zu werden war weiß Gott nicht einfach, oft war es schwer, ließ ihn zweifeln, doch nie hatte er es in Erwägung gezogen aufzugeben. Und so musste er auch in dieser Lage weiter machen, sich darauf vorbereiten, was möglicherweise noch kommen würde und am Ende war dies auch das einzige, was ihm helfen konnte seine Gedanken abzulenken und sich ein wenig zu entspannen.

"Ich erinnere mich" III


 

Das Meer war ruhig, langsam schob sich die Sonne den Horizont hinauf. Es war eine fast schon friedliche Ruhe, die sich über den gerade anbrechenden Tag gelegt hatte. Dabei war es fraglich, wie lange diese Ruhe anhalten würde oder, ob man es wirklich als friedlich bezeichnen konnte. Vermutlich war beides lediglich eine Illusion, von der sie sich bald würde, verabschieden müssen.

Bisweilen lehnte sie an einem der Fenster ihres Zimmers und blickte hinaus. Ihre Nacht war bereits vor Stunden vorüber gewesen, da es ihr nicht möglich gewesen war auch nur zwei Stunden wirklich zu schlafen. Irgendwann hatte sie es einfach aufgegeben. Die Alternative sich die Zeit mit etwas guter Lektüre zu vertreiben, hatte wahrlich verlockender auf sie gewirkt. Leider, so musste sie zugeben, war auch dieser Versuch nicht besonders erfolgreich gewesen. Ihre Gedanken hatte sie weit mehr abgelenkt, als sie es erwartet hatte. Etwas das wahrlich selten vorkam, denn in der Regel waren Bücher immer ein wunderbares Mittel, damit sie ihre Gedanken verdrängen und den Kopf wieder frei bekommen konnte. Diesmal war es anders, doch das lag wohl daran, dass diese Situation deutlich problematischer war als das, womit sie sich sonst herumschlagen musste. Natürlich war ihre Situation generell eine außergewöhnliche. Getrennt von ihren Freunden, gerade einer kalten Hölle entkommen und nun befand sie sich seit knapp zwei Monaten hier. Bartigo.

„Schon wach?“

Leicht hob sie eine Braue, blicke jedoch nicht über ihre Schulter. Ihr Blick ruhte weiterhin auf dem Horizont. Auch das war etwas, auf das sie sich einlassen musste. Auch wenn sie hier ein Zimmer hatte, so konnte man nicht wirklich behaupten, dass sie darüber wirklich frei verfügen konnte. Sicherlich gab es jene Menschen, die versuchten sie etwas mehr in Frieden zu lassen aber auch solche, wie eben jene die nun in ihrem Zimmer stand, die Grenzen nur bedingt wahrnahmen.

„Es sollte dich nicht überraschen. Immerhin bist du doch deswegen hier, oder nicht?“ stellte sie lediglich ruhig fest. Man betrat nicht einfach so das Zimmer eines anderen, auch hier nicht. Also lag wohl der Verdacht nah, dass sie bereits wach gewesen war. Und doch konnte man das Verhalten der anderen nicht gerade als taktvoll beschreiben. Weder in diesem Moment noch in anderen. Viel hatte sie davon zwar in ihrer Zeit hier noch nicht miterleben dürfen, doch es war dennoch eindrucksvoll gewesen.

„Vielleicht. Treibt dich das Gespräch von gestern etwa immer noch um?“

Das Grinsen der anderen konnte sie förmlich hören. Sie schwieg allerdings dazu. Es lag weder in ihrer Natur noch in ihrem Interesse ihre Gedanken mit jemandem hier zu teilen. Mochte sein, dass sie keine Feinde waren. Freunde waren sie jedoch auch nicht. Daher war es auch nicht an ihr jemandem hier zu vertrauen. Es reichte, wenn sie die Informationen austauschten, die sie benötigten. Nicht mehr und nicht weniger. Alles weitere würde sich erst mit der Zeit zeigen.

„Was kann ich für dich tun?“

Nun wandte sie sich doch vom Meer ab und drehte sich herum. Inzwischen hatte die andere die Tür wieder hinter sich geschlossen und lehnte an dieser. Die Hände hatte sie in den Hosentaschen vergraben. Alles in allem wirkte sie entspannt, doch das konnte sie wohl auch sein. Immerhin war dies hier ihr Revier, Robin war so gesehen der Eindringling. Diese, auf der anderen Seite, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ließ den Blick sehr aufmerksam über die anderen schweifen. Jene zeigte nun ein schmales Lächeln, welches ihre Augen nicht erreichte. Robin kannte dieses Verhalten, war sie selbst doch ebenso geübt in dieser Art von Mimik. Dennoch konnte sie sich nicht darauf verlassen ihr Gegenüber lesen zu können.

„Mir ist dein Zögern gestern aufgefallen. Du weißt es handelt sich um ein einmaliges Angebot und dir sollte auch bewusst sein von welcher Bedeutung es ist. Ich möchte dir daher also nahelegen deine persönlichen Befindlichkeiten zurückzustellen.“

Persönliche Befindlichkeiten. So konnte man es wohl auch nennen. Allerdings konnte man auch kaum erwarten, dass irgendjemand hier wirklich verstand worin genau diese Befindlichkeiten bestanden. Das würde sie auch nicht wollen, denn wenn sie eines wusste dann, dass niemand davon erfahren durfte. Niemals. Allerdings betrachtete sie das eher als eine der leichteren Übungen. Noch nie hatte eine Information ihre Lippen verlassen, die sie nicht auch hatte preisgeben wollen. Es würde sich hier auch nicht ändern. Nicht hier.

„Was lässt dich annehmen, ich würde meine Arbeit von etwas beeinflussen lassen? Ich denke lediglich, dass es eine Entscheidung, die durchdacht sein sollte.“

„Du bist für mich keine Frau, die etwas lange durchdenken muss. Du bist gut darin die Dinge schnell zu durchschauen, die Folgen abzuwägen und ich denke auch, dass wir dir ausreichend dargelegt haben um was es geht. Es ist also etwas anderes. Deine Crew, die gerade nicht existent ist? Von der du nicht weißt, ob sie überhaupt je wieder zueinander finden wird?“

Sie schwieg. Was sollte sie dazu sagen? Letztlich stand für sie außer Frage, dass die Crew sich wiederfinden würde. Ruffy hatte ihnen allen ein Zeichen geschickt und dem würden sie folgen. Niemand würde es wagen ihn im Stich zu lassen, auch sie nicht. Daher war dies durchaus ein Grund, warum sie das Angebot nicht annehmen konnte. Die Entscheidung stand eigentlich fest und dennoch waren in dem Gespräch Dinge gefallen, die sie nachdenklich stimmten. Was sie an all dem eher störte war, dass sie mit ihren Freunden nicht darüber sprechen dürfte. Etwas von dem sie geschworen hatte, dass es nach den Ereignissen auf Enies Lobby, nie wieder geschehen würde. Vertrauen war das wichtigste was sie hatten, blindes Vertrauen. Das machte ihr Stärke aus und jeder ihrer Freunde hatte bewiesen, dass sie hinter ihr standen. Wie könnte sie sie da wieder hintergehen? Zugegeben lagen die Dinge nun anders, es ging nicht darum die Crew zu verlassen oder sie im Stich zu lassen. Doch konnte man die Folgen wirklich absehen? Konnte man ihr wirklich garantieren, dass sie nicht in eine missliche Lage geraten würde? Geheimnisse waren nie etwas Gutes. Und sie musste durchaus abwägen, ob dieses Geheimnis am Ende nicht doch etwas war, dass die Crew gefährden könnte. Es wäre nicht richtig ihre Freunde mit in eine Gefahr hinein zu ziehen von der sie nichts ahnten, ganz zu schweigen davon ihnen überhaupt etwas vorzuenthalten. Ihr wäre es lieber würde man ihr gestatten mit offenen Karten zu spielen, obgleich sie auch einsah warum es eben nicht ging. Warum man so wenige Mitwisser wie nur möglich wollte.

„Gott. Als ich von dir hörte dachte ich nicht, dass du so sentimental und sensibel sein könntest. Ist dir klar, wie schwach das ist?“

Ihr Gegenüber riss sie wieder aus ihren Gedanken. Dabei blieb ihre Mimik ausdruckslos. Dass die andere dazu neigte einen eher harten Umgang mit anderen zu pflegen, und Beleidigungen so wie Provokationen an der Tagesordnung waren, hatte sie durchaus schon bemerkt. Nichts worauf sie sich einlassen würde, denn letztlich kannte die andere sie nicht. Sie wusste nichts über sie und ihre Beweggründe und die einzige Schwäche, die sie wirklich zeigen konnte, war das sie sich auf dieses Spielchen einließ.

„Es gibt mir zu viele Unbekannte in diesem Vorhaben. Und ich muss gestehen, dass ich nicht sicher bin, ob ich wirklich schon alles gehört habe was meine Rolle in dieser ganzen Sache betrifft.“

Das war zumindest keine Lüge. Sie war sich dahingehend wirklich nicht sicher. Viel mehr hegte sie den Verdacht, dass man ihr nur das sagte, von dem man glaubte, dass sie es hören wolle. Das große Ganze würde sie vermutlich erst dann verstehen, wenn es bereits zu spät wäre, um wieder aus der Sache hinaus zu kommen. Und trotz dieser Bedenken konnte sie leider auch nicht behaupten, dass sie sich für etwas entschieden hätte.

„Ich möchte mit Dragon sprechen.“

Nun zog ihr Gegenüber eine Braue hoch und neigte schweigend den Kopf zur Seite. Für einen Moment sagte sie nichts, dann lachte sie leise in sich hinein. Allerdings war das kein Scherz gewesen. Es gab Dinge, die man besprechen musste, was sie ohnehin lieber unter vier Augen tat. Natürlich ging sie nicht davon aus, dass man dem Anführer der Revolutionäre mehr trauen konnte als anderen, auch wenn er Ruffys Vater war. Das eine hatte hier wahrlich nichts mit dem anderen zu tun.

„Verstehe ich das richtig, du verlangst ein privates Gespräch? Dir ist klar, dass du nicht gerade in der Lage bist, um Forderungen zu stellen, oder?“

„Ach nein? So wie ich das sehe soll ich eine nicht unwichtige Rolle in eurem Vorhaben spielen. Eine Rolle, die möglicherweise jemand anderes einnehmen könnte, aber es ist ebenso offensichtlich, dass es die Dinge deutlich erschweren würde. Ganz abgesehen davon, dass ihr wohl auch darauf hofft Informationen zu erhalten.“

Sie wusste, dass ihre Position nicht die schlechteste war und dass man etwas von ihr wollte. Man war zwar nicht völlig auf sie angewiesen, aber dennoch rechnete man wohl damit, dass sie mitspielte. Und das würde sie nur machen, sollte man ihr entgegenkommen.

„Du solltest deine Rolle nicht überschätzen.“

„Das tue ich gewiss nicht.“

Dennoch musste man manchmal auch gewisse Risiken eingehen und hierbei hatte sie nicht wirklich etwas zu verlieren. Es würde sie selbst nicht weiter beeinträchtigen, auch wenn sie nicht bestreiten konnte, dass sie sich ebenso Informationen erhoffte, die sie weiterbringen konnten. Nur, und da musste sie auch ehrlich mit sich sein, konnte und wollte sie diese nicht um jeden Preis haben. Und wenn es um ihre Freunde ging, dann war das durchaus eine Grenze, die sie nie wieder überschreiten wollte.

Erneut war es still zwischen ihnen, dann seufzte ihr Gegenüber in sich hinein und stieß sich seufzend von der Wand ab.

„Ich sehe was sich machen lässt.“

Mit diesen Worten verschwand sie wieder aus dem Zimmer und ließ sie allein. Inzwischen hatte sich die Sonne weiter den Horizont hinauf gekämpft und erhellte die Räume weiter. Sie schloss die Augen, legte den Kopf etwas in den Nacken und gegen die Wand hinter sich. Nun musste sie sich dringend über einiges klar werden.

***

„Du hast dich also entschieden.“

Sie blickte zur Seite. Er grinste sie breit an und stellte zwei Tassen Kaffee auf den Tisch. Nicht für jeden wäre es die richtige Zeit für dieses Getränk, aber sie war ihm durchaus dankbar für diese Geste. Der Tag war lang gewesen, wie die letzten auch, aber vor allem hatte sich viel getan. Nachdem sie endlich das Gespräch mit Dragon gehabt und ihren Standpunkt hatte deutlich machen können, so deutlich es eben ging, ohne zu viel zu sagen, waren sie doch zu einer Einigung gekommen. Sie glaubte durchaus, dass es auf diese Weise funktionieren konnte, zumindest wenn alles nach Plan lief. Und wer wusste schon, wie es stand, sobald sie sich auf den Weg zurück zu ihrer Crew machte? Vielleicht waren die Dinge bis dahin auch schon geregelt und es würde keine Rolle mehr spielen was sie nun tat oder wie sie sich entschieden hatte.

„Es scheint so, ja.“

Langsam wandte sie sich ab und schritt zu dem kleinen Tisch. Er hatte sich bereits niedergelassen und sie folgte dem Beispiel. Es war ein angenehm warmer Abend, der Himmel war klar und hier auf dem Balkon ließ es sich aushalten. Allgemein war sie, um das Gefühl dankbar, sich frei bewegen zu können. Darüber und über die Wärme. Es würde nun gewiss Bergauf gehen und man hatte ihr auch weitere Freiheiten zugesagt, die wohl automatisch entstanden, wenn man zusammenarbeitete.

„Ich find’s gut. Freu mich, dass wir nun zusammenarbeiten. Wird sicher ne gute Zeit.“

„So viel Freude, obwohl du weißt was uns bevorsteht?“

Er lachte auf, während sie sich einen Schluck Kaffee gönnte. Nicht die Qualität, die sie durch Sanji gewöhnt war, aber weit besser als anderes was sie hatte ertragen müssen. Und so war sie darauf bedacht es einfach zu genießen. Obgleich sie dennoch nicht die gleiche Begeisterung aufbringen konnte, wie der andere. Neugierde. Sicherlich. Vorfreude. Vermutlich auch das ein wenig. Doch Begeisterung? Nein, das konnte sie so nicht für sich unterschreiben. Letztlich war sie froh eine Aufgabe zu haben, während sie nun hier war und wie genau es weiter ging, sobald sie wieder abreisen würde, das musste sich dann zeigen. Vorerst wollte sie daran jedoch nicht denken, auch weil es noch in weiter Ferne lag. Wer wusste schon, wie sich die Dinge bis dahin wirklich entwickeln würden?

„Wenn man die richtigen Partner hat, dann kann alles eine Freude sein. Wir werden gut zusammenarbeiten. Für mich klingt das alles nach einem vielversprechenden Auftrag.“

Für das alles was er schon gesehen hatte war er wahrlich eine Frohnatur. Man konnte es nicht anders beschreiben und irgendwie fand sie das durchaus bemerkenswert. Und doch würde sie sich nicht davon anstecken lassen, denn für sie stand nun auch etwas auf dem Spiel was sie nicht unterschätzen durfte. Die Voraussetzungen mochten gut sein, aber in diesem Geschäft gab es für nichts eine Garantie. Das wusste sie seit sie ein Kind war und vermutlich würde sich daran auch nie wirklich etwas ändern.

„Und wenn wir damit durch sind, wie wäre es dann, wenn wir einmal ausgehen würden?“

Überrascht über den Themenwechsel musterte sie ihn kurz, dann aber schmunzelte sie und schüttelte den Kopf. Wo auch immer das nun herkam, aber sie hatte ihm gewiss nie einen Anlass gegeben, um auch nur die Vermutung zu hegen, dass dort etwas sein könnte. So tickte sie wirklich nicht, aber wer wusste schon was er wahrnahm.

„Warum nicht? Bin ich nicht dein Typ?“ hackte er nur nach und sah sie forschend an. Sie nahm in aller Ruhe einen Schluck Kaffee, lehnte sich schließlich zurück und schlug ein Bein über das andere. Offenbar schien er die Frage ernst zu meinen. Da konnte sie ihm wohl auch antworten, immerhin war die Antwort eine ganz einfache.

„So kann man es nennen. Tut mir leid, aber ich bevorzuge nur Frauen in meinem Bett.“

Leicht schnalzte er mit der Zunge, wirkte aber nicht zu überrascht. Sein Blick lag lediglich forschend auf ihr als müsse er das Gesagte erst noch einordnen. Vielleicht tat er auch das, was alle Männer taten, und gab sich der ein oder anderen Fantasie hin. Auch das wäre für sie wahrlich nichts Neues. Zu oft hatte sie das leider schon miterleben müssen und letztlich schürte es auch nur ihre Abneigung gegen das andere Geschlecht. Nicht im generellen aber sehr wohl, wenn es um den sexuellen Aspekt ging.

„Verstehe. Frauen generell oder gibt es eine bestimmte?“

„Ich bin nicht der Beziehungstyp.“

Auch das war eine einfache Sache. Schon früh hatte sie gelernt niemandem zu vertrauen. Einmal hatte sie sich gar die Finger verbrannt und hatte Monate gebraucht, um mit den Folgen fertig zu werden. Eine dumme Entscheidung, aus der sie dennoch viel gelernt hatte. Sie würde nie wieder jemanden an sich heranlassen. Etwas das ihr über die Jahre aber auch nicht schwergefallen war. Vielleicht gab es auch einfach keine wirklich interessanten Frauen, denen sie über den Weg laufen könnte.

„Vermutlich hast du nur noch nicht die richtige gefunden.“

Unweigerlich musste sie lachen. Nicht die richtige. Welch naive Vorstellung das doch war. Als würde es da draußen wirklich für jeden Menschen den oder die eine geben. Einen Menschen, der perfekt zu einem passte. Ein Selenverwandter. Die große Liebe. Nein, damit konnte sie wahrlich nichts anfangen. So etwas gab es aus ihrer Sicht nicht. Freundschaft, ja. Aber ihrer Meinung nach war Freundschaft auch etwas bedeutenderes als Liebe. Sie hatte es gelernt, Ruffy und die anderen hatten es ihr gezeigt. Und auf ihre Art liebte sie ihre Freunde auch. Doch niemals, und da war sie sich sehr sicher, würde sie einen Menschen so lieben wie er es wohl meinte.

„Was ist?“

Natürlich verstand er ihre Reaktion nicht. Wie auch? Aber letztlich hatte jeder von ihnen da wohl auch andere Ansichten und die sollte man einander lassen. Es ging ihr auch nicht darum ihn zu belehren oder ihm eine andere Meinung beizubringen. Nur war das einfach nichts was nur irgendwie in ihre Vorstellungen passte.

„Verzeih aber... Liebe ist nichts für mich. Ab und an ein Flirt, ein wenig Spaß, doch mehr brauche ich nicht.“

„Wie gesagt, dann war vermutlich noch nicht die richtige dabei.“

Das Grinsen auf seinen Lippen wollte nicht verschwinden und sie zog nur eine Braue hoch. Er schien da eine feste Meinung zu haben. Eine die ihrer nicht entsprach. Es war wie sie sagte, sie mochte dann und wann eine Gespielin haben, liebte die kleinen Herausforderungen, die sie auf andere Gedanken brachten. Vielleicht war der Weg manchmal sogar reizvoller als das eigentliche Vergnügen, doch gewiss wollte sie sich an niemanden binden. Es war zum einen in ihrem Leben völlig unmöglich, da sie einander ohnehin nie wiedersehen würden, zum anderen war es ein zu großes Risiko und ein Schwachpunkt. Nicht zu vergessen, dass sie auch ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen hatte.

Zunächst leerte sie nun doch langsam ihre Tasse und erhob sich dann wieder. Sie mochte seine Gesellschaft, aber sie wollte dieses Thema auch nicht weiter vertiefen. Allgemein wollte sie hier mit niemandem wirklich über zu private Dinge sprechen. Ihr Misstrauen war noch nicht gänzlich verschwunden und würde es sicherlich auch nicht. Die einzigen Menschen, die ihr volles Vertrauen genossen waren ihre Freunde.

„Danke für den Kaffee. Wir sehen uns sicher später noch einmal.“

Vielleicht beim Abendessen auch wenn sie es eher vorzog sich zurück zu ziehen. Es gab Bücher und Dokumente, die sie sich noch ansehen wollte und die ihr vielleicht von Nutzen sein könnten. Nun wo sie etwas mehr Zugang hatte musste diese Möglichkeit auch zur Gänze ausgeschöpft werden.

Ohne ihn noch weiter zu beachten verließ sie den Balkon und begab sich wieder in das Innere des Stützpunktes. Ihre Gedanken lagen dabei bereits wieder auf den Informationen und bei ihrem Auftrag. Dem vorangegangenen Gespräch maß sie keine Bedeutung zu, hatte es beinahe schon wieder vergessen, als sie ihr Zimmer betrat. Beziehungen und Liebe waren etwas, das schlichtweg nicht in ihr Leben passte.
 

"Es kümmert mich sehr viel, mehr als du ahnst."


 

Schweigend sah sie auf ihre Hände hinunter. Stille war das, was sie momentan zu begleiten schien. War alles gesagt, was es zu sagen gab? Nein. Was Nami anging so war noch lange nicht alles gesagt. Und doch wusste sie in diesem Moment nicht, wo sie beginnen sollte. Nachdem Robin sie daran gehindert hatte einfach zu gehen hatte sie zunächst nicht gewusst, wie sie damit umgehen sollte. Allerdings hatte Robin ihr diese Entscheidung abgenommen. Schweigend hatte sie Nami mit sich gezogen. Es war nur ein sanfter, fast vorsichtiger Druck gewesen. Vermutlich hatte sie nur deswegen nachgegeben und war ihr gefolgt. Es war ein völliger Richtungswechsel in ihrem gegenseitigen Umgang gewesen und eben das hatte Nami bei all dem durchaus irritiert. Sie verstand einfach nicht was geschehen war.

„Ich verstehe dich nicht“, drang es schließlich leise über ihre Lippen. Langsam hob sie den Blick und sah zu Robin. Jene saß auf dem Sessel schräg neben ihr. Sie hatte ein Bein über das andere geschlagen, sich zurückgelehnt, blickte jedoch auch auf ihre Hände hinunter. Nami musterte sie eingehend, während sie selbst nach vorn gebeugt da saß. Die Ellbogen hatte sie auf ihren Knien abgestützt, auch wenn sie das Gewicht leicht verlagerte. Ihre Schulter schmerzte noch immer und sie musste versuchen diese etwas zu entlasten. Das Schmerzmittel, was Chopper ihr gegeben hatte, wirkte schon eine Weile nicht mehr. Sicherlich könnte sie sich neues holen, er hatte ihr gezeigt und erklärt wie sie es einzunehmen hatte. Und doch saß sie nun hier, bei eben jener Frau, die sie vor kurzem noch bekämpft hatte. Bei ihrer ehemals besten Freundin.

„Du behandelst mich wie Dreck... zeigst mir deutlich, dass du mich nicht bei dir haben willst. Als ich mich jemand anderem zuwende redest du nicht mehr mit mir, wirst völlig kalt als sei ich dein Feind.“ Nami hielt inne und schüttelte leicht den Kopf. Für sie war es unbegreiflich wie das hatte passieren können. Einst hatten sie sich so nah gestanden, nicht einmal mit Vivi hatte sie eine so enge Freundschaft verbunden. „Du legst es darauf an mit mir zu kämpfen und jetzt... Robin... warum?“ Ein einziges Wort in dem so viele Fragen steckten. Warum hatte sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen können? Warum war sie derart ablehnend? Warum riskierte sie ihre Freundschaft? Den Zusammenhalt der Crew? Das war nicht ihre Art, zumindest hätte Nami es nie als ihre Art beschrieben. Nachdem Robin zu ihrer Crew dazu gekommen war hatte sie sich verändert und spätestens nach Enies Lobby war der Zusammenhalt zwischen ihnen zu einem starken Band geworden. Und eben jenes Band drohte nun zu zerreißen. Doch den Grund verstand sie nicht. Nichts von all dem was geschehen war schien einen Sinn zu ergeben, egal wie sie es auch drehte und wendete und versuchte etwas darin zu erkennen.

Das Robin auch jetzt schwieg wunderte sie nicht. Unweigerlich fragte Nami sich, warum sie sie dann überhaupt mit hier hergenommen hatte. Auf diese Weise kamen sie nicht weiter, es würde zu keiner Lösung kommen und die brauchten sie. Ruffy hatte sie ganz klar vor die Wahl gestellt. Entweder sie fanden eine Lösung oder sie mussten gehen. Und das die Situation so unhaltbar geworden war, war ihnen allen klar. Doch anstatt nun zu reden, zu versuchen noch etwas zu retten, saß sie einfach nur hier und schwieg. Robin schaffte es nicht einmal sie anzusehen. Und dabei sollte das schwache Licht im Raum ihr eigentlich eine Hilfe sein.

Noch einen Moment wartete sie ab. Als dann aber noch immer nichts kam schüttelte Nami wieder den Kopf. Es brachte nichts und das musste sie nun auch einsehen. Mit einem schweren seufzen erhob sie sich langsam, um sich von Robin abzuwenden und den Raum zu verlassen. Das war es zumindest, was sie vor hatte. Doch erneut hinderte sie Robin daran. Diesmal allerdings nicht körperlich.

„Es tut mir leid.“

Nur leise, fast kaum hörbare Worte. Und doch reichten sie aus, dass Nami noch einmal innehielt. Sie stand mit dem Rücken zu Robin und wartete. Es war nicht an ihr Fragen zu beantworten, das wirklich nicht. Robin musste ihr endlich entgegenkommen und genau darauf wartete sie nun. Wenn es nicht kam, dann mussten sie ihre gemeinsame Zeit nicht weiter verschwenden. Wobei man der anderen auch zugestehen musste, dass diese Entschuldigung – sofern sie ernst gemeint war – bereits ein großer Schritt für sie war. Nami kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen wie schwer ihr diese zwischenmenschlichen Dinge fielen. Wie schwer es für Robin war die Dinge nicht rational und pragmatisch zu betrachten. Hier konnte sie das nicht und anscheinend war es ihr irgendwo doch wichtig genug, dass sie es zumindest versuchte. Früher wäre allein das genug für Nami gewesen, um ihr wieder entgegen zu kommen. Doch so, wie die Dinge nun lagen, wie weit sie sich voneinander entfernt hatten, konnte und durfte sie das einfach nicht. Sie durfte Robin diesen Weg nicht abnehmen, obgleich es ihr unendlich schwerfiel. Letztlich sehnte sie sich auch einfach die Zeit zurück, in der noch alles in Ordnung zwischen ihnen gewesen war. Die Zeit, in der sie mit Robin über deren Liebschaften gewitzelt hatte, wo sie gemeinsam gelacht aber auch ernste Gespräche gehabt hatten. Wo sie einander noch vertrauen konnten und aufeinander aufgepasst hatten.

„Du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich das alles so nie geplant hatte.“

„Und wie hattest du es dann geplant?“

Nami konnte sich nicht zurückhalten. Sie hatte sich wieder zu Robin gedreht und sah diese an, wobei ihre ehemals beste Freundin den Blick noch immer nicht von ihren Händen gelöst hatte. Ein Umstand, der Nami ebenso wahnsinnig machte, wie die Tatsache, dass sie ihr selbst jetzt alles aus der Nase ziehen musste. Sie hasste das und darüber sollte Robin sich auch im klaren sein.

„Diese Affäre... es hätte sie nie geben dürfen. Ich hatte nie beabsichtigt, dass wir uns so nah kommen, doch dieser eine Abend... wir haben uns beide aus einem Spaß heraus dem ganzen zugewandt und ich konnte danach nicht widerstehen. Es war zu verlockend, auch wenn ich es hätte besser wissen müssen.“

„Du konntest nicht widerstehen, obwohl ich dir von Anfang an vorgehalten habe was für eine dumme Idee das Ganze ist?“

„Es ist komplizierter als du denkst.“

„Wie wäre es, wenn du mir dann eine vernünftige Erklärung geben würdest, anstatt um den heißen Brei herum zu reden? Willst du wirklich nicht wahr haben in was für einer Lage wir uns gerade befinden? Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es jetzt!“

Was machte sie hier eigentlich? Wieso hatte sie geglaubt, dass Robins Verhalten zu einer Lösung hinführen könnte? Offensichtlich war das noch immer nicht so, denn ihre Freundin war sich wohl nicht recht darüber im klaren, was sie eigentlich wollte. Das etwas nicht stimmte konnte Nami sich nun zwar denken aber aus ihrer Sicht gab es auch nichts, was wirklich diese Eskalation rechtfertigte. Es hatte etliche Möglichkeiten gegeben, bei denen Robin noch hätte einlenken können. Und dennoch war sie diesen Weg weiter gegangen. Nami würde nicht behaupten, dass die Sache mit Zorro wirklich ein kluger Zug gewesen wäre. Sie hatte gewiss ihren Teil dazu beigetragen, um das alles noch komplizierter zu machen, als es das ohnehin schon gewesen war. Und doch war sie auch der Meinung, dass Robin hier die größere Verantwortung trug.

„Ich habe dich nie als Spielzeug gesehen.“

„Robin, nicht einmal die Kerle, mit denen ich etwas hatte, haben mich danach so scheiße behandelt wie du. Und ich habe dir gesagt wie ich mich fühle, wie es mir geht. Und trotzdem hast du nicht aufgehört. Also erzähl mir jetzt nicht, dass dir das alles doch etwas bedeutet hätte. Ich will davon nichts hören. Ich will, dass wir eine Lösung für diese Crew finden. Das sind wir ihnen schuldig.“

Alles andere hatte kaum einen Sinn, das hatte Robin ihr durchaus klar gemacht. Egal was Nami empfand, es ging einfach nicht. Und selbst wenn, konnte man nach allem was geschehen war, wirklich noch vertrauen ineinander haben? Sicherlich hatte es schon heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Crew gegeben. Sie musste da nur an Ruffy und Lysop denken. So etwas passierte und die beiden hatten sich auch wieder zusammenraufen können. Aber das war noch einmal etwas anderes. Ihre Wunden gingen tiefer als das.

„Die Lösung ist, dass ich auf der nächsten Insel das Schiff verlasse.“

Erst jetzt hob Robin den Blick und sah sie an. Nami schwieg und erwiderte ihren Blick, versuchte irgendetwas darin zu lesen. Doch Robin war schon immer gut darin gewesen ihre Gefühle zu verbergen, wenn sie das wirklich wollte. Ganz zu schweigen, dass Nami momentan ohnehin keine Ahnung hatte wer sie wirklich war. Das einzige, was sie erkennen konnte, war Ruhe. Hatte dieser Blick etwas Sanftes in sich? Eine Entschuldigung?

„Mach dich nicht lächerlich, das ist keine Lösung und das weißt du auch.“

„Ich weiß, dass es keine andere Lösung gibt. Wir haben gesehen, dass es nicht funktioniert und zum wohle der Crew müssen wir die Situation auflösen.“

„Es funktioniert nicht, weil du es nicht willst.“

Robin hob leicht die Brauen, schien darüber nachzudenken. Fast schon hoffte Nami darauf, dass sie darauf eingehen würde, doch dann war der Moment vorbei. Ihre Miene wurde wieder ernster, verhärtete sich ein wenig. Nicht so, wie in den letzten Wochen aber genug, um ihr zu zeigen, dass Robin nicht preisgeben wollte, was in ihr vorging.

„Du willst uns also einfach im Stich lassen. Mal wieder. Hast du überhaupt irgendetwas von dem erst gemeint, was du uns gesagt hast? Das wir Freunde seien? Das du uns vertrauen würdest?“

„Nami...“

„Nein. Nichts Nami. Das was zwischen uns war ist die eine Sache. Eine Sache, über die wir reden und die wir klären könnten. Du willst nur nicht vernünftig mit mir reden und dich aussprechen. Die Crew zu verlassen ist etwas völlig anderes. Ich glaube dir nicht, dass du wirklich so feige bist oder, dass du Ruffy derart in den Rücken fallen würdest. Du verheimlichst uns etwas. Und wenn du mir nicht sagen willst was das Problem zwischen uns ist, dann kann ich damit leben. Aber du schuldest Ruffy eine Erklärung. Das ist das mindeste nach allem was wir füreinander durchgemacht haben.“

Hier hörte ihr Verständnis wirklich auf. Denn auch wenn Nami es über sich brachte über all das hinwegzusehen, wenn sie sich damit arrangierte, dass Robin ihr nichts mehr erklärte. Aber wenn es um Ruffy ging dann hörte der Spaß wirklich auf. Immerhin war er derjenige, der alles für sie tun würde, der sie zusammenhielt und sie alle gerettet hatte.

„Ich vertraue euch. Das tue ich wirklich.“

„Ach ja?“

Zweifelnd sah sie ihre Freundin an. Momentan fiel es ihr sehr schwer das wirklich zu glauben. Robin machte es ihr wirklich nicht leicht, aber das war noch nie anders gewesen. Schon immer hatten sie gewisse Schwierigkeiten gehabt, doch diesmal schoss sie wahrlich den Vogel ab.

Robin blickte sie schweigend an, wandte den Blick dann aber auch langsam wieder ab. Sie wirkte nachdenklich, ernst. Ob sie wirklich über ihre Worte nachdachte? Nami hoffte es, denn nur zu gut erinnerte sie sich an das Gespräch mit Chopper. Der Kleine wünschte sich wirklich, dass sie es schafften und zusammenblieben. Und Nami wusste nicht, wie sie es ihm erklären sollte, falls Robin ihr Vorhaben wirklich umsetzen würde.

„Robin… ich bitte dich. Du glaubst doch nicht wirklich, dass es eine Lösung ist zu gehen.“

Langsam war sie auf die andere zugegangen und hatte sich wieder auf die Couch gesetzt. Nami wollte nicht aufgeben, noch nicht. Gerade hatte sie einen Ansatz gehabt und da Robin diese Situation herbeigeführt hatte ging Nami auch davon aus, dass sie eigentlich über das alles reden wollte.

„Du schiebst die Probleme, die wir beide miteinander haben vor aber wenn es das ist... Franky könnte sicherlich aus unserem Zimmer zwei machen. Und wenn wir uns einig sind, dass wir uns aus dem Weg gehen wollen, dann wird es funktionieren. Du versuchst nicht einmal eine andere Lösung zu finden.“

„Weil es keine andere Lösung gibt.“

Nami verdrehte die Augen. Diese Frau konnte wahrlich anstrengend sein. Doch wie lange sollte sie noch versuchen auf sie einzureden? Was brachte es ihnen am Ende? Und wenn Robin ohnehin gehen wollte und nicht völlig hinter der Crew stand, war es dann nicht auch besser sie gehen zu lassen? Unweigerlich versuchte sie sich vorzustellen wie es sein würde, wenn Robin nicht mehr bei ihnen war. Ein Gedanke, den sie nur schwerlich ertragen konnte, denn trotz allem wusste Nami, dass da immer noch Gefühle für ihre Freundin waren. Gefühle, die sie nicht einfach auslöschen konnte. Und auch, wenn Robin viel getan hatte, um sie von sich zu stoßen, so war das alles auch nicht einfach zu vergessen. Weder ihre Gefühle noch die Momente in denen sie sich nah gewesen waren.

„Denkst du ich würde nicht versuchen einen anderen Weg zu wählen, wenn ich ihn sehen würde?“

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht was ich noch denken soll. Die letzten Wochen hast du dich nicht gerade so verhalten als würde dich irgendetwas hier kümmern.“

„Es kümmert mich sehr viel, mehr als du ahnst.“

Wenn es so war, dann schaffte Robin es wunderbar es zu verbergen. Momentan konnte Nami ihr wahrlich kaum etwas glauben. Um sie an diesen Punkt zu bringen hatte Robin wirklich viel investiert. Absichtlich oder nicht, doch an sich war Robin jemand der sich über jeden seiner Schritte bewusst war und hier war das wohl kaum anders.

„Ja, es kümmert dich so sehr, dass du nicht in der Lage bist ehrlich über deine Probleme zu sprechen.“

Nun wurde sie sarkastisch, aber wie sollte man auch sonst hierauf reagieren? Nami spürte das sie wieder auf dem besten Weg war sich über das alles aufzuregen und wenn sie nicht aufpasste würde sie wieder an die Decke gehen. Was hatte sie sich auch gedacht? Das es etwas bringen würde, wenn Robin diesen einen Schritt auf sie zumachte? Das sie vielleicht doch etwas an ihrer Lage würden verändern können? Wenn Nami ehrlich zu sich war, dann hatte sie genau das gehofft. Vielleicht war es genau deshalb in diesem Moment so ernüchternd, genau deswegen kam die Wut langsam wieder hinauf. Denn als Robin sie daran gehindert hatte zu gehen hatte sie geglaubt, dass sie ihre Freundin noch nicht völlig verloren hatte.

„Wenn ich es dir sage... versprichst du mir dann, dass du keine Fragen mehr stellst und meine Entscheidung respektierst?“

Die Stille zwischen ihnen hatte angedauert und Robin hatte merklich gezögert. Nun aber schien sie sich doch zu etwas entschieden zu haben und Nami konnte nur schwer glauben, was sie da zu hören bekam. Diese Entscheidung kam so plötzlich und unerwartet, dass sie nicht wusste wie sie damit umzugehen hatte. Hinzu kam auch Robins Forderung, die mit einer gewünschten Antwort verbunden war. Konnte sie ihr das Versprechen? Konnte sie versprechen es dann einfach dabei zu belassen und wegzusehen? Wie sollte sie das wissen, wenn sie keine Ahnung davon hatte worum es hierbei wirklich ging.

„Was?“

Nami war so perplex und überfordert, dass sie zunächst nichts anderes herausbrachte. Sie musste sich sammeln, musste das alles und die Situation überdenken. Auch wenn der erste Impuls darin bestand zuzustimmen, so hielt sie doch etwas zurück. Denn wenn sie ein Versprechen gab dann würde sie sich daran halten müssen, es war etwas das sie alle miteinander verband. Nami würde es nicht brechen das wusste Robin und damit würde sie Nami die Hände binden. Konnte das wirklich richtig sein?

„Ich werde es dir sagen. Aber du darfst mit niemandem darüber reden. Und du muss mich gehen lassen. Ich werde dir antworten, wenn du mir das versprichst.“
 

"Sie macht es sich einfach."


 

„Ich kann nicht glauben, dass sie das wirklich tut.“

„Wenn sie uns nicht vertraut ist es besser sie geht, als das sie bleibt.“

„Aber Zorro-“

„Kein Aber. Wir überleben hier nur, wenn wir zusammen halten und sie tut absolut nichts dafür, um uns als Crew zu stärken.“

Nami schloss die Augen und atmete tief durch. Vor ein paar Stunden hatten sie der Crew eröffnet wie ihre Entscheidung ausgefallen war. Etwas vor dem sie sich gedrückt hatten, bis sie endlich die nächste Insel erreicht hatten. Die Insel auf der Robin das Schiff verlassen würde. Die Aussprache hatte Nami dafür genutzt, um sich umfassend zu entschuldigen und ihre Fehler einzuräumen. Es war nicht leicht gewesen, aber sie war es Ruffy einfach schuldig und sie hatte durchaus das Gefühl, dass die Dinge nun bereinigt waren. Soweit man das überhaupt konnte. Robin hingegen, nun sie hatte das getan was Nami bereits erwartet hatte. Sie hatte geschwiegen, während Nami berichtet hatte das Robin die Crew verlassen würde. Am liebsten hätte sie wieder einen Streit mit ihr angefangen, einfach weil sie wieder schwieg. Weil sie sich wieder einmal vor den Konsequenzen drückte. Da es aber niemandem von ihnen half hatte sie sich auf die Fakten beschränkt, so schwer ihr das auch fiel. Wobei man nicht sagen konnte, dass sie sonderlich viel hatte erklären können. Immerhin war es nicht so, dass sie wirklich etwas wusste. Robin hatte ihr zwar angeboten, dass sie ihr alles sagte, doch Nami hatte es abgelehnt. Sie würde nicht für sie lügen und hatte sie vor die Wahl gestellt. Entweder Robin redete mit ihnen allen oder gar nicht. Das sich ihre Freundin für die letzte Variante entschied war dabei nicht wirklich verwunderlich, nicht in Anbetracht dessen was in den letzten Wochen geschehen war. Nami hätte es eher verwundert, wenn sie auf einmal doch etwas zugänglicher geworden wäre.

„Die Sache stinkt doch zum Himmel. Es kann mir niemand erzählen, dass da nichts faul ist so wie sie sich benimmt.“

„Das versucht auch niemand, nur was denkst du was wir tun sollen?“

Während die Jungs nun darüber diskutierten stand Nami an der Reling und lauschte nur abwesend ihren Worten. Sie fühlte sich leer. Es gab einfach nichts mehr zu sagen. Alles was sie zu sagen hatte, hatte sie gesagt, sie hatte sich gestritten, gekämpft und sie war gescheitert. Ihr fehlte die Kraft momentan weiter zu machen, zumal sie auch nicht das Gefühl hatte als würde es etwas bringen. Robin weigerte sich völlig auf das alles einzugehen und wie sollte man sie zu etwas anderem zwingen? Das war unmöglich.

Das einzige, was Nami ihr sehr ans Herz gelegt hatte, war gewesen, dass sie mit Ruffy reden musste. Er verdiente eine Erklärung, egal was für eine. Eine die er verstand, auch wenn Nami nicht glaubte das er das alles so einfach hinnehmen würde. Vielleicht würde er es äußerlich tun, weil er es als Käpt’n musste. Doch innerlich würde es ihn zerreißen. Zu gut kannte sie ihn nach all der Zeit inzwischen und zu oft hatte sie gesehen wie er litt sobald jemand von ihnen in Gefahr war. Das würde ihn prägen, ihn verändern. Wie tief die Wunden sein würden, die Robin hinterließ war nur zu erahnen, doch Nami wusste das sie nie völlig verheilen würden. Und mit diesem Wissen stellte sich ihr immer wieder nur eine Frage; was war es, das Robin zu so etwas trieb? Was war so gewaltig, so schrecklich, dass sie es in kauf nahm Ruffy und sie alle derart zu verletzen? Denn sie war sich dessen bewusst, Robin wusste was es bedeutete, wenn sie ging.

Inzwischen glaubte Nami auch nicht mehr, dass die Affäre zwischen ihnen beiden wirklich etwas mit dem zu tun hatte. Sie war eine Randerscheinung und hatte die Situation vielleicht noch verschlimmert. Doch sie hatte nichts mit dem zu tun was wirklich los war. Sicherlich war der Zeitpunkt ein falscher gewesen und noch sicherer war Nami sich darin, dass die Gefühle, die es bei ihr ausgelöst hatte, ein Problem zwischen Robin und ihr waren. Etwas das sie wieder voneinander entfernt hatte und ihre Freundschaft in Mitleidenschaft gezogen hatte.

„Warum kann sie nicht bleiben, ich verstehe das nicht. Wir sind doch ihre Freunde.“

Nami sah über ihre Schulter zu Chopper. Es überforderte ihn das konnte man deutlich merken. Er war der jüngste von ihnen, aber vor allem hatte er Robin sehr gerne. Und das sie ging war auch für ihn schwer, ganz zu schweigen davon das sie alle gebrannte Kinder waren, wenn es darum ging verlassen zu werden oder jemanden zu verlieren den sie liebten.

„Sie hat nichts kapiert, so sieht es aus.“

Zorro war der einzige von ihnen der offenkundig eine sehr klare Meinung zu all dem vertrat. Sanji stimmte ihm bis zu einem gewissen Punkt zu aber auch zögerlich. Sie wussten alle das sie einander vertrauen mussten wenn sie hier segelten und Ruffy zu seinem Ziel führen wollten. Nur das es eben nicht so einfach war. Aber Zorro war da schon immer derjenige von ihnen gewesen, der die Vernunft in der Gruppe gewesen war, auch wenn Nami nicht glaubte das es ihm egal war. Nur wusste er das er die Stärke zeigen musste zu der die übrigen von ihnen kaum in der Lage waren. Er musste ihnen die Richtung weisen und vor allem musste er zusehen, dass Ruffy auch bei dem blieb, was er als Käpt’n tun musste. Eine verfahrene Situation, die sie alle als Crew herausforderte.

„Und das alles nur, weil ihr unbedingt zusammen ins Bett steigen musstet? He Nami, was habt ihr euch gedacht?!“

Lysop hingegen war derjenige der nicht verstand das es hier um mehr ging. Für ihn war es leicht zu sagen, dass es der Affäre geschuldet war. Allerdings würde sie ihm nicht den Gefallen tun und die Schuld für das alles bei sich suchen. Zumindest das hatte das Gespräch mit Robin ihr mehr als deutlich gezeigt; es ging um etwas anderes. Irgendwie hatte Robin es letztlich auch zugegeben. Doch auch das behielt Nami für sich.

„Das wir es wollten“, wandte sie nur ein. Ja, sie hatten es gewollt auch wenn Nami gewusst hatte das es ein Fehler war. Sie hatte es gewollt, weil sie der Anziehung nicht mehr hatte standhalten können. Weil sie Robin gewollt hatte, weil sie sie endlich bei sich hatte spüren wollen. Weil sie sich verliebt hatte. Was Robins Beweggründe waren konnte sie nur spekulieren aber das spielte wie so vieles andere keine Rolle mehr. Sie hatte nicht vor sich zu erklären, denn es half ihnen nun nicht weiter. Robin würde sich nicht aufhalten lassen und unter diesen Umständen war es schier unmöglich die Crew stabil zu halten. Letztlich war Nami sich auch recht sicher, dass sie im Zweifel einfach so verschwinden und sich davonschleichen würde. Das Robin gut in diesen Dingen war wussten sie alle.

„Großartig, also nur weil ihr eure Triebe nicht im griff hattet haben wir nun das ganze Theater?!“ Er gab ihr die Schuld, das wusste sie. Doch Nami hörte nicht mehr hin. Sie hatte ihren Blick abgewandt und sah zu Ruffy und Robin hinüber. Die beiden hatten sich zurückgezogen, um zu sprechen. Was sie ihm sagte blieb ungewiss, aber Nami hoffte innständig, dass dieses Gespräch anders ablief als jenes, welches sie mit Robin geführt hatte. Er hatte einfach mehr verdient als das.

„Und wenn wir ihr folgen?“

„Was genau soll das bringen?“ Franky sah Sanji fragend an, der die Schultern zuckte und langsam seine Zigarette zu Ende rauchte. Er machte sich viele Gedanken um das alles, besonders nachdem klar war, dass Robin wirklich gehen würde. Das ungute Gefühl beschlich ihn schon eine geraume Zeit und wurde nur stärker je länger er über das alles nachdachte.

„Wenn wir sehen was sie vor hat vielleicht verstehen wir dann endlich was hier läuft.“

„Verdammt wir sind keine Kindermädchen und ich werde ihr auch nicht nachrennen, wenn sie uns nicht vertraut und nicht mit uns redet.“ Zorro war genervt von der Lage und Nami konnte es verstehen. Nachdenklich sah sie zu ihm. Seine Haltung war klar und er hatte recht. Sie konnte offen mit ihnen sprechen, sie wusste das sie immer hinter ihr stehen und sie beschützen würden. Wie stark sie als Team waren wusste Robin nur zu gut. Aber wenn sie trotz allem diesen Weg wählte, dann sagte das leider auch zu viel aus als das sie ihr nachlaufen konnten. Einmal hatten sie es getan, damals hatte sie durchaus ihre Gründe gehabt und sie hatten es verstanden. Heute lag das alles jedoch etwas anderes und ihr verhalten zeugte nur von mangelndem Vertrauen.

„Aber es ist doch Robin. Wir können doch nicht zulassen, dass sie einfach geht.“ Chopper schien aus Sanjis Worten wohl Hoffnung zu schöpfen. Wenn es nur genug von ihnen gab die etwas tun wollten, vielleicht konnten sie das dann auch. Vielleicht würden sie dann auch Ruffy überzeugen können und sein Wort würde am Ende ohnehin über das alles entscheiden.

„Nami?“

Nun blickte er hilfesuchend zu ihr hinauf. Es zerriss ihr förmlich das Herz ihn so zu sehen aber sie wusste das sie sich darauf nicht einlassen konnte. Sie hatte alles versucht, wahrlich alles. Das Gespräch mit Robin hatte nach ihrer Entscheidung kein Ende gefunden. Wie lange genau sie es versucht hatte wusste Nami nicht aber am Ende war es doch eine ganze Weile gewesen. Und sie hatte es gespürt, sie hatte gespürt das Robin hatte reden wollen. Und gleichzeitig hatte sie förmlich gesehen wie sie irgendwann die Mauern wieder aufbaute und sich verschloss. Ab dem Punkt war ihr klar gewesen, dass sie rein gar nichts tun konnte, um das hier zu verhindern.

„Zorro hat recht... sie weiß wozu wir als Team fähig sind. Aber wenn sie uns nicht vertraut dann können wir sie nicht zwingen.“ Es brachte nichts, denn dazu waren die Gewässer, in denen sie nun unterwegs waren auch einfach zu gefährlich.

Chopper schluchzte auf und ließ sich schwerfällig auf den Boden sinken. Es war alles andere als leicht für ihn und Nami würde es ihm auch am liebsten ersparen. Nur wusste sie einfach nicht wie. Nach all den Wochen war sie einfach am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen und musste selbst einsehen, dass es heute Enden würde. Robin würde das Schiff verlassen. Mit dieser Entscheidung ging eine schmerzvolle Phase zu Ende und vielleicht würde Nami sich irgendwann auch wieder erholen können. Wie weit ihr Herz das konnte musste sich zeigen.

„Seit langem mal das vernünftigste was du von dir gibst“, brummte Zorro derweil. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke und Nami wusste, dass zwischen ihnen auch nicht alles im reinen war. Woran genau das lag konnte sie nicht sagen aber sie merkte ihm an, dass er ihr das alles doch übel nahm. Immerhin hatte sie ihn auch in das ganze Chaos mit hinein gezogen und er hatte einen Teil davon mittragen müssen. Sie war damit sicherlich einen Schritt zu weit gegangen. Ihm gegenüber aber auch was Robin anging. Es war jedoch nicht mehr zu ändern und Nami konnte lediglich versuchen den Schaden wieder zu beheben.

„Ich verstehe euch ja, aber findet ihr nicht, dass das zu einfach ist?“ Sanji schien nur bedingt überzeugt von all dem zu sein. Nami wandte den Blick von Zorro ab, der nur schnaubte und sich von der Gruppe entfernte. Offenbar hatte er keine Lust mehr auf diese Diskussion und sie verstand ihn. Auch sie hatte keine Nerven mehr für diese Dinge.

„Sie macht es sich einfach Sanji. Sie ist diejenige die einfach geht ohne zu reden.“ Vielleicht hätte sie doch die Chance ergreifen sollen, als sie sich ihr geboten hatte. Nami war sich recht unsicher was das anging. Was wäre dabei gewesen sich im schlimmsten Fall einmal nicht an ein Versprechen zu halten? Wäre der Preis nicht doch annehmbar gewesen? Sie stellte sich diese Frage seit sie ihre Entscheidung laut ausgesprochen hatte. So oder so würde sie bei all dem dann wenigstens den Grund kennen. Sie würde wenigstens wissen warum das alles so gekommen war. Es würde irgendwie einen Sinn ergeben, einen Sinn den sie so einfach nicht sehen konnte.

Ihr Blick haftete an Robin. Das Gespräch mit Ruffy dauerte nun schon eine ganze Weile an und irgendwie war sie sich nicht recht sicher was das zu bedeuten hatte. Allerdings war Ruffy auch auffallend ruhig bei all dem. Vermutlich war es die enttäuschung, die Tatsache das sie ihn damit wirklich verletzte. Egal was sie ihm nun erklärte, Nami bezweifelte, dass er es verstehen würde. Niemand von ihnen würde das. Es gab aus ihrer Sicht schlichtweg keinen Grund, der Robins Verhalten in irgendeiner Weise rechtfertigte.

Gerade war sie wieder dabei mit ihren Gedanken abzudriften, wieder einmal verschiedene Momente durchzuspielen, als würde ihr das dabei helfen diese ganze Sache irgendwie zu verstehen. Da allerdings nahm sie eine Bewegung wahr. Leicht blinzelte Nami, sah zu wie sich Robin abwandte und ihre Tasche aufnahm. Sie hatte sie bereits gepackt und sich eher halbherzog von ihnen allen verabschiedet ehe sie nun das Gespräch mit Ruffy gesucht hatte. Offensichtlich schien dieses beendet zu sein, denn Robin wandte sich ab. Ruffy blickte ihr nur ausdruckslos hinterher, ehe er sich löste und auf den Löwenkopf zurück zog. Es war offensichtlich, dass er alleine sein wollte.

Und Robin? Diese bewegte sich langsam über das Deck bis hin zur Reling und verließ dann das Schiff. Kein Zögern, nicht ein Blick zurück. Nami zog die Brauen zusammen und wandte sich selbst ab. Sie musste dem Impuls widerstehen über die Reling zu blicken und ihr mit dem Blick zu folgen. Das brachte nichts mehr, nicht nachdem diese Entscheidung gefallen war. Neben ihr brach Chopper in Tränen aus, er konnte sich nicht zusammennehmen, sprang auf die Reling und schluchzte lautstark. Er rief nach Robin, wollte das sie zurück kam und es brach Nami wahrlich das Herz. Es war pure Verzweiflung, die den Kleinen antrieb und dafür sorgte, dass er sich nun so gehen ließ. Niemand hinderte ihn, denn im Grunde fühlten sie alle ähnlich, nur das sie es nicht zeigen durften. Ruffy hatte das sehr klar gemacht und daran mussten sie sich auch alle halten.

Schwer schluckte Nami, dann setzte auch sie sich in Bewegung. Sie konnte nicht hier stehen und warten, nicht neben Choppers Verzweiflung, die ihrer eigenen zu ähnlich war. Viel zu ähnlich wie sie wusste. Es brach auch ihr in gewisser Weise das Herz, obgleich der Bruch zwischen Robin und ihr noch einmal ein ganz anderer war als jener, den sie zwischen sich und die Crew getrieben hatte. Es änderte jedoch nichts an Namis Gefühlen für die Ältere und diese würden auch nicht so einfach verschwinden.

Ohne umschweife begab sie sich in ihr Zimmer. Selbst nachdem sie die Tür geschlossen hatte konnte sie Chopper noch hören und erst jetzt gestattete sie es sich das erste Mal ihren eigenen Schmerz zu fühlen und ihn für einen Moment zu spüren. Es trieb ihr Tränen in die Augen, die sie versuchte wegzublinzeln. Vergeblich. Langsam bahnten sich die ersten Tränen den Weg ihre Wange hinunter und als Nami den Blick durch das Zimmer schweifen ließ schien es sie noch deutlicher zu treffen. Sie war gegangen. Robin hatte nichts von ihren Sachen an Bord gelassen und so waren es Kleinigkeiten, die nun fehlten und die Nami wirklich trafen. Langsam ließ sie sich an der Tür hinunter auf den Boden gleiten und atmete schwer durch. Sie war weg. Einfach so. Es mochte einen Funken Hoffnung gegeben haben, der trotz ihres Streits, trotz der Probleme einfach da gewesen war. Der sie nicht hatte aufgeben wollen. Doch nun schien dieser Funke erloschen zu sein und würde sich endgültig auflösen, sobald die Sunny wieder ablegen würde.

Nami zog die Beine an, ließ ihren Tränen freien lauf. Wenigstens dieses eine Mal musste sie dem nachgeben. Erst dann würde sie all das was in den vergangenen Wochen geschehen war für immer wegsperren müssen. Es ging nicht anders. Nami wusste das sie ansonsten nicht so weiter machen konnte, der Schmerz den es in ihr auslöste würde zu groß werden und das konnte sie sich nicht leisten. Ruffy brauchte sie, er brauchte die verbliebene Crew und sie musste alles daran setzen ihn sicher über diese Gewässer zu bringen. Und dabei durfte sie sich nicht von ihren Gefühlen beeinflussen lassen. Nie wieder.
 

"Ich erinnere mich" IV

„Hat doch alles wunderbar geklappt.“

Langsam wandte sie den Blick zur Seite. Ihr Partner saß neben ihr, ebenso gezeichnet wie sie von den vergangenen Stunden. Dennoch umspielte seine Lippen ein deutliches Grinsen. Ja, es hatte funktioniert und sie hatten bekommen was sie gewollt hatten. Dennoch musste sie sich fragen zu welchem Preis. Es war nicht leicht gewesen, ein hart erkämpfter Sieg und dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.

„Schaust du immer so ernst wenn du einen Erfolg errungen hast?“ Er hatte sich ihr zugewandt, grinste noch immer vor sich hin. Seine Laune war nicht erschütterlich, durch nichts was sich ihnen zeigen konnte. Selbst in schier ausweglosen Momenten hatte er noch Witze gerissen. Nichts, was sie ihm vorwerfen würde und doch, sie fand es schlichtweg unangebracht.

„Wie groß ist dieser Erfolg schon? Wir sind nicht völlig ohne Verluste davongekommen“, gab sie zu bedenken. Das waren sie nicht und damit gab es aus ihrer Sicht noch einen Grund warum man sich nicht zu sehr freuen sollte. Sicherlich hatten sie ihr Ziel erreicht und es war ein wichtiges Ziel gewesen, auch das konnte sie nicht abstreiten. Doch das alles hatte eben zwei Seiten und die sollte man ihrer Meinung nach auch wirklich nicht vergessen.

„Aber wir haben bekommen was wir wollten. Wir sind einen großen Schritt weiter gekommen und das haben wir auch dir zu verdanken.“

„Wir werden sehen wie viel es wert ist.“

„Bist du immer so positiv?“ er lachte in sich hinein, doch sie weigerte sich noch das ganze wirklich als etwas zu positives zu betrachten. Warum sollte sie auch? Abgesehen davon, dass sie ihre Aufgabe erfüllt und nebenbei natürlich auch nicht ganz uneigennützig gehandelt hatte, hatte sie keinerlei Interesse an dieser ganzen Sache. Es war einfach nicht ihre Angelegenheit, auch wenn er das anders sehen sollte. Letztlich hatte sie nur getan was sie selbst weiter brachte und versucht das beste aus der ganzen Situation für sich zu machen.

„Ich habe lediglich das Gefühl, dass diese ganze Sache einen Haken hat“, murmelte sie vor sich hin und wandte den Blick wieder ab. Ihr ganzer Körper schmerzte und auch, wenn die Schlacht geschlagen war, so mussten sie nun dennoch zurück zum Stützpunkt kommen. Etwas das ihr Angesichts der Umstände durchaus als unlösbare Aufgabe vorkam. Für den Moment war sie einfach nur müde, sie musste sich ausruhen und ihre Gedanken ordnen nach allem was sie am heutigen Tag erfahren und gesehen hatte. Es würde seine Zeit brauchen und sie musste ihre Lage neu bewerten.

„Was genau sollte es für einen Haken haben? Du bist zu paranoid. Wir haben es geschafft und das ist alles was wichtig ist.“

Langsam raffte er sich neben ihr auf. Auch er war gezeichnet von den Verletzungen, das konnte man ihm ansehen. Die Bewegungen fielen ihm nicht wirklich leicht. Aber auch er kannte es wohl nicht anders und wusste genau worauf er sich bei allem eingelassen hatte. Nachdem er endlich stand hielt er ihr die Hand hin, wollte ihr aufhelfen doch sie schüttelte nur den Kopf. Das würde sie noch alleine schaffen und so tat sie es ihm gleich. Ihr Körper wollte eigentlich den Dienst versagen, das konnte sie spüren. Dennoch zwang sie sich aufrecht zu stehen so gut es eben möglich war und ihm dann zu folgen, als er sich langsam in Bewegung setzte.

„Wir sehen zu, dass wir schnellstmöglich zurück kommen. Und dann werden wir Dragon Bericht erstatten. Er wird wissen was zu tun ist“, begann ihr Partner, während sie den staubigen Weg hinabstiegen. Trümmer umgaben sie, auch wenn eines in Mitten all dessen noch stand und keinen Schaden genommen hatte. Verwunderlicher Weise. „Hast du eine Ahnung, was diese Informationen wert sind?“ sie wusste es. Natürlich wusste sie es. Schweigend folgte sie ihm weiter, warf noch einen letzten Blick auf die alte, in Stein gehauene Schrift. Sie wusste sogar mehr als ihm vielleicht lieb war, doch manches blieb besser unausgesprochen. Gerade sie wusste wie gefährlich Informationen sein konnten und was sie in den falschen Händen anrichten konnten. Daher musste sie wohl auf jedes ihrer Worte bedacht sein und aufpassen wie weit sie wirklich gehen konnte.

„Und wir sollten und durchchecken lassen. War einiges was wir da abbekommen haben von dem Zeug.“ Erneut nickte sie in sich hinein. Ja, so war das wohl. Das war noch so eine Sache um die sie sich durchaus Sorgen machte, auch wenn sie es nicht zeigte. Unweigerlich wünschte sie sich, dass Chopper hier wäre, er wüsste sicherlich was zu tun war und wie sie damit umgehen sollte. Er könnte helfen und würde wissen was zu tun war. Doch da der kleine Elch nun einmal nicht hier war würde sie sich mit dem zufrieden geben müssen was sie bekommen konnte und das war letztlich der Arzt der Revolutionäre. Sicherlich war er nicht unfähig und mochte über ein großes Wissen verfügen. Doch an die Fähigkeiten ihres kleinen Freundes kam er dennoch nicht heran. Und das dieser inzwischen sicherlich nur noch mehr wissen hinzugewonnen hatte, dass er stetig weiter an sich arbeitete und versuchte neue Heilungsmöglichkeiten zu finden, da war sie sich ganz sicher. Würden sie sich wieder sehen, dann würde er erwachsener geworden sein. Ein Gedanke der sie etwas wehmütig lächeln ließ. Sie vermisste ihn. Doch das traf wohl auf all ihre Freunde zu, die sie sich heute durchaus an ihrer Seite gewünscht hätte, obgleich es auch eine uneinschätzbare Gefahr für sie bedeutet hätte.

„Es scheint zumindest vorübergehend gut gegangen zu sein.“ Er schien es nicht wirklich ertragen zu können, wenn sie schwieg. Dennoch hielt sie es weiterhin so und erwiderte nichts auf seine Worte. Man konnte es einfach nicht einschätzen, denn sie waren körperlich angeschlagen und so ließ sich nur schwer differenzieren welcher Schmerz welchen Ursprung hatte. Man würde es abwarten müssen, auch wenn sie wohl wirklich noch einmal Glück gehabt hatten.

Erneut setzte er an und sie schaltete ab. Für den Moment konnte und wollte sie ihm nicht zuhören, wollte sich einfach nur in den eigenen Gedanken verlieren und in der Aussicht auf etwas Ruhe. Wenn es nach ihr ginge würde sie sich die nächsten Tage nicht blicken lassen, etwas das vielleicht sogar möglich wäre, wenn sie auf dem Schiff waren. Die Reise zurück zum Stützpunkt würde seine Zeit brauchen und diese Zeit würde sie auch entsprechend nutzen. Zudem gab es da noch etwas anderes was sie vorbereiten musste. Es war bereits einige Zeit verstrichen und sie würde sich nun auch an die Planung für ihre eigene Reise machen müssen, wenn sie rechtzeitig wieder zurück auf dem Archipel sein wollte, um ihre Freunde zu treffen. Und dann würde sich ihr Leben hoffentlich wieder in geregelteren Bahnen bewegen. Sofern das überhaupt möglich war. Aber sie würde sich zumindest an einem Ort befinden an dem sie sich wohl fühlte und wo sie sein wollte.

Das Schiff war ein gutes Stück entfernt und sie brauchten über eine Stunde, bis sie endlich zurück waren. Er hatte es tatsächlich geschafft die ganze Zeit über durchzureden und zu versuchen in ein Gespräch mit ihr zu kommen. Doch sie war nicht offen dafür gewesen, in keiner Weise. Und als sie auf dem Weg schließlich auf andere ihrer Gruppe getroffen waren hatte er es dann wohl auch aufgegegen und hatte sie endlich in Ruhe gelassen. Auch das sie sich an Bord sofort in ihr kleines Zimmer zurückzog, ohne etwas zu sagen oder noch irgendwelche Fragen zu beantworten, schien wohl im allgemeinen niemanden zu überraschen. Und selbst wenn, es war ihr schlichtweg egal. Bei all dem hier handelte es sich lediglich um eine Partnerschaft, nicht mehr und nicht weniger und deswegen würde sie eben auch nur immer innerhalb bestimmter Grenzen argieren. Noch immer traute sie der Situation nicht völlig und würde sich niemals bedenkenlos gänzlich in diese hineinfallen lassen. Es wäre ein Fehler. Ein Luxus, den sie sich nur bei ihren Freunden leisten konnte und selbst jenen gestand sie nicht einmal alles zu. Selbst vor jenen hatte sie gewisse Geheimnisse, etwas das die Jungs an sich nie gestört hatte. Allerdings gab es durchaus ein Crewmitglied, welches schon immer ein gewisses Problem damit gehabt hatte und dieses auch ebenso benannte.

Seufzend schälte sie sich aus der zerschlissenen Kleidung und legte diese zur Seite, bevor sie sich etwas neues aus ihrer Tasche heraussuchte und sich dann in ihr Badezimmer begab. Alles war sehr klein gehalten, aber wenigstens hatte sie hier ihre Ruhe und niemand würde sie stören. Später würde sie sich zu ihrem Arzt begeben, doch bis dahin wollte sie einfach nur alleine sein.

Während sie schließlich unter der Dusche stand glitten ihre Gedanken wieder zu jenem Crewmitglied, welches ihr noch nie alles so einfach hatte durchgehen lassen. Schon immer war es die junge Navigatorin gewesen, die sie skeptisch betrachtet hatte, wenn sie ausweichend auf eine Frage antwortete, sie war es die nachhakte, die mehr wissen wollte, die sich nicht mit dem zufrieden gab was Robin versuchte ihr aufzutischen. Schon immer war sie da anders gewesen als die anderen ihrer Crew und schon immer hatte Robin das Gefühl gehabt ihr auch trauen zu können. Nur das sie ihr das mit Taten nie gezeigt hatte. Viel eher war es so, dass sie unbewusst versucht hatte sie auf Abstand zu halten, Robin war sich dessen durchaus bewusst und sie war sich auch bewusst darüber, dass es einen Grund hatte. Die junge Frau hatte die Fähigkeit ihr nah zu kommen, näher als es vielleicht gut für sie beide war.

Während diese Gedanken wieder aufkamen ließ sie den Kopf sinken, schloss die Augen, als das kühle Wasser langsam ihren Körper hinunterrann. Sie spürte jede noch so kleine Bewegung, als wäre ihre Haut durch die Strapazen noch sensibler und empfindlicher geworden. Wundern würde es sie wahrlich nicht und aus Erfahrung wusste sie, dass es auch noch Tage dauern würde, bis sich ihr Körper endlich wieder entspannen würde.

Was ihre Freunde wohl taten? Bereiteten sie bereits ihre Reise vor? Konnten sie sich noch Zeit lassen? Es war nicht das erste Mal, dass sie darüber nachdachte, doch Antworten würde sie erst dann bekommen, sobald sie wieder zurück war. Und genau darauf musste sie nun ihren Fokus legen. Es mochte sein, dass sie diese Zusammenarbeit angenommen hatte, zum Teil aus Eigennutz aber eben auch weil die Umstände es angeboten hatten, doch nun galt es sich wieder völlig auf die eigenen Ziele zu konzentrieren. Und das war der Weg zurück zu ihren Freunden.

Wie viel sie ihnen von ihrer Zusammenarbeit mit den Revolutionären erzählen würde das hatte sie noch nicht entschieden. Vielleicht war es in diesem Punkt besser zu schweigen, um sie nicht mit hineinzuziehen. Zumal sie letztlich ohnehin nicht viel davon haben würden, selbst wenn sie es ihnen sagen würde. Es war mehr Robins Arbeit zuzuschreiben und die einzige an Bord, die einen kleinen Einblick darin genossen hatte, war Nami gewesen. Die Jungs konnten dafür nur wenig Interesse aufbringen und auch die junge Navigatiorin hatte so ihre Schwierigkeiten gehabt. Sie hatte Robin zwar aufmerksam zugehört, doch waren ihre Fragen dabei eben auch oft ins leere gegangen. Manche Informationen waren schlichtweg zu gefährlich, als das sie diese einfach weitergeben konnte und es war auch nichts, was sie wirklich wissen mussten. Ebenso war es mit dem, was sie heute erfahren hatte.

Seufzend löste sie sich aus ihrer Position und drehte das Wasser ab. Es brachte nichts zu grübeln. Nicht jetzt. Sie musste sich ausruhen aber zuvor musste sie noch zu ihrem Arzt und dann würde sie sich endgültig zurückziehen. Sobald sie geschlafen hatte würde sie schließlich auch wieder vernünftige Entscheidungen treffen können. Und so begab sie sich aus der Dusche, trocknete sich vorsichtig ab und zog sich etwas schlichtere Kleidung über. Viel hatte sie nicht und sie war durchaus froh, sobald sie wieder zugriff auf ihre Kleidung hatte, die sich auf der Sunny befand. Bis dahin musste sie eben mit dem auskommen, was sie hatte. Nicht der einzige Grund, warum diese zwei Jahre alles andere als vergnüglich gewesen waren.

Mit jedem Schritt spürte sie die Müdigkeit. War es wirklich wichtig sich untersuchen zu lassen? Unweigerlich hallten Choppers Worte in ihren Ohren wieder. Er würde es für mehr als wichtig halten. Vermutlich hätte er sie nicht einmal zur Dusche gelassen, ehe er sie nicht genauer untersucht hatte. Da war er einfach sehr streng und nahm seine Aufgabe sehr ernst. Was durchaus auch wichtig war, immerhin war er für sie verantwortlich. Und so verletzt wie sie manchmal nach den Kämpfen waren, war das auch besonders nötig. Besonders, wenn sie dabei an Ruffy, Zorro und Sanji dachte. Die drei wurden immer am schwersten verletzt und waren zu Choppers Leidwesen eben auch die schwierigsten Patienten der Gruppe.

Hier waren die Wege nicht so weit und als sie schließlich an die Tür des Arztes klopfte wurde sie auch gleich hereingelassen.

„Habe mich schon gefragt wo du bleibst“, brummte der alte Mann und musterte sie kurz, ehe er wieder in sein Zimmer hinein ging. Robin folgte ihm schweigend. Sie hatte nicht das Bedürfnis nach einer Konversation mit ihm. Sie wollte nur untersucht werden und dann wieder gehen. Daher setzte sie sich auch gleich auf die Liege und sah ihn ausdruckslos an.

„Ich sehe schon, heute sind wir wieder nicht gesprächig“, stellte er unterdessen fest und brummte verstimmt vor sich hin. Er empfand es offensichtlich als Kränkung und unhöflich, doch das war ihr wirklich egal. Noch immer wollte sie hier keine Freunde finden. Und so sah sie ihn nur weiterhin ruhig an, ehe er sich dann an die Untersuchung machte und ihre Wunden versorgte. Dann und wann murmelte er etwas vor sich hin, Robin hörte ihm nicht wirklich zu. Sie versank wieder in ihren Gedanken, etwas das sie momentan ohnehin viel zu oft tat. Besonders in den letzten Wochen war es vermehrt vorgekommen. Robin wusste durchaus warum, sie wusste das sie langsam an ihre Grenzen kam. Es wurde Zeit endlich wieder zurück zu kommen.

„Ihr habt beide einiges abbekommen.. wir müssen das beobachten. Hast du Schmerzen beim atmen?“ Leicht und etwas abwesend schüttelte sie den Kopf. Oder? Ihr tat alles weh. Sie war müde und ihre Konzentration ließ auch immer mehr nach.

„Nimm das. Das wird helfen und komm morgen wieder.“ Es klang nicht wirklich zufriedenstellend, doch was hatte sie erwartet? Von anfang an war klar gewesen, dass sie bei dieser Sache Probleme bekommen würden, auch wenn das Ausmaß sich erst hier gezeigt hatte. Robin war es schleierhaft, warum es nicht möglich gewesen war sich gewisse Informationen früher zu beschaffen. Das hätte ihnen allen viel ersparen können. Insbesondere das, was ihnen am Ende die meisten Schwierigkeiten bereitet hatte. Teufelskräfte waren nie etwas zu unterschätzendes, auch wenn man sagen konnte, das sich die Folgen der meisten Kräfte wieder rückgängig machen ließen. Aber das war eben nicht bei allen der Fall. Nicht immer war es möglich alles mit einem einfachen Sieg zu lösen.

Langsam erhob sie sich wieder und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Zimmer. Heute wollte sie wirklich nicht weiter darüber nachdenken und da sie sich im wesentlichen nicht anders fühlte als nach jeder anderen Schlacht auch gab es nichts worum sie sich größere Sorgen machte. Es würde sich finden und so war Schlaf nun auch das einzige was sie wirklich brauchte. Daher ignorierte sie auch die wenigen Personen, die ihr auf ihrem Weg entgegen kamen und versuchten sie anzusprechen.

"Er hat sich entschieden und egal was dort auf uns wartet, wir werden damit zurecht kommen."


 

Nie wieder. Etwas das sie sich zur Regel gemacht hatte. Eine Regel die sie antrieb. Ab diesem Zeitpunkt war Nami völlig versessen auf ihre Arbeit gewesen, hatte sich dort hineingestürzt und ebenso in ihr Training, um ihre eigenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Alles andere war zunächst unbedeutend gewesen, scheinbar zumindest. Das Leben war weiter gegangen auch wenn sie Robin nie vergessen hatte. Sie war immer ein Teil ihrer Gedanken gewesen, nur das auf ihrer Reise auch derart viel geschehen war, dass sie oft kaum die Zeit hatte um zurück zu blicken. Ruffy selbst war inzwischen weit stärker geworden. Er hatte nie wieder über Robin gesprochen. Etwas das durchaus beachtlich war doch sie alle mussten wohl einen Weg finden damit umzugehen. Auf die Frage, was sie ihm gesagt hatte, hatte er ledigtlich geantwortet, dass es in Ordnung sei. In Ordnung. Aus Namis Sicht war an all dem absolut gar nichts in Ordnung gewesen, doch hatte sie eben auch nichts an der Situation verändern können. Sie hatten weiter machen müssen, um ihr eigenes Überleben in dieser Welt zu sichern. Es hatte ihnen zumindest nicht zu sehr geschadet, denn der Erfolg gab ihnen bei all dem sicherlich recht. Inzwischen war Ruffy zu einem der Kaiser aufgestiegen und sie waren weit gekommen. Sehr weit. Doch jede Seemeile, die sie von Robin entfernt hatten, umso mehr war Nami doch abgestumpft. Zu Beginn war es ihren Freunden sicherlich aufgefallen, Sanji hatte versucht mit ihr zu sprechen, doch mit den Monaten, die vergangen waren hatten sie das Thema völlig begraben. Fast war es als sei die Archäologin nie Teil der Crew gewesen. Einzig Chopper ließ dann und wann noch eine Bemerkung fallen auch wenn er inzwischen durchaus wusste das niemand von ihnen darauf eingehen würde. Es half nicht. Es half nicht den Schmerz zu vergessen und weiter voranzuschreiten. Es half nicht die Fragen loszuwerden, die sie sich alle wohl noch immer stellten. Warum? Wo war sie? Ging es ihr gut? Zumindest Nami fragte es sich immer wieder auch wenn sie versuchte dem möglichst weit aus dem Weg zu gehen. Das sie nur zu gerne wüsste was Robin damals zu Ruffy gesagt hatte war noch ein anderes Thema, aber er hatte geschwiegen. Ein Umstand, der ihr durchaus merkwürdig erschien, aber was sollte sie tun? Die Machtlosigkeit, die mit diesem Thema einher ging hatte Nami nur weiter angetrieben und sie dazu veranlasst weiter zu trainieren, weiter zu kämpfen und alles daran zu setzen ihre Fähigkeiten zu schulen. Und so war sie inzwischen durchaus auch keine zu unterschätzende Gegnerin mehr.

„Du solltest eine Pause machen. Gönn dir etwas Saft, hm?“ Sanji war zu ihr gekommen und stellte ein Tablette zu ihr auf den Tisch. Darauf war etwas Gebäck, Orangensaft und eine Zeitung. Nami blickte nur kurz auf, sah dann aber wieder zu ihren Büchern.

„Gleich“, kam es nur abwesend von ihr. Der Smutje sah sie einen Moment besorgt an, wandte sich dann aber ab und ging wieder zum Schiff. Momentan lagen sie bei einer kleinen Insel vor Anker. Ausnahmsweise war alles ruhig, sie nutzten die Zeit, um sich zu erholen, das Schiff auf fordermann zu bringen und sich auf die weitere Reise vorzubereiten. Die Jungs trainierten, Franky war mit dem Schiff beschäftigt und Nami mit den Karten. Jeder hatte seine Aufgabe und bei den Ereignissen der letzten Monate war das wichtiger dennje.

Und so konzentrierte sie sich wieder auf ihre Bücher und beendete noch ihre Gedanken so wie die entsprechenden Notizen. Erst dann legte sie alles zur Seite und wandte sich ihrem Saft zu. Es tat gut, immerhin war es durchaus warm hier aber nicht zu warm. Eine angenehme Wetterlage, wenn man so wollte und durchaus eine Abwechslung zu allem anderen. Der Lockport hatte sich eingestellt, sie würden am nächsten Tag wieder ablegen. Zuvor musste sie noch mit Ruffy die Route besprechen und das er eine Winterinsel ansteuern wollte hielt sie nicht unbedingt für unwahrscheinlich. Ein Grund mehr sich dem Wetter hier zuzuwenden und es zu genießen.

Der Griff nach der Zeitung folgte einer gewohnten Routine. Zunächst sah sie sich die neuen Steckbriefe an. Sie erwartete nichts neues darin zu sehen, denn zu viel tat sich in dieser Hinsicht nie und die Piraten die eher als kleine Fische galten waren ohnehin nicht das was sie interessierte. Sie hatte sich erst zwei der Steckbriefe angesehen, als sie inne hielt und erstarrte. Sie kannte den Steckbrief, er war ihr schrecklich vertraut, ebenso wie diese eisblauen Augen. Nami blinzelte, hatte sie nicht erwartet ausgerechnet ihren Steckbrief vorzufinden. Ihr Blick glitt hinunter auf das Kopfgeld, welches sich merklich erhöht hatte. Doch warum? Der Umstand wurde schnell deutlicher, denn offenbar hatte die Regierung nun auch mitbekommen, dass Robin nicht mehr zu ihnen gehörte. Dafür aber zu einer anderen Gruppe.

Es dauerte noch einen Atemzug, dann legte Nami die Steckbriefe zur Seite und sah sich die Zeitung an. Wenn sich das Kopfgeld erhöht hatte dann musste es einen Grund dafür geben und den fand man in der Regel in einem der Artikel. Wie erwartet wurde sie fündig. Ein Artikel der sich auf der zweiten Seite befand und sich mit den Vorkommnissen auf einer Insel der Grandline befasste. Auf der Insel waren einige Unruhen entstanden bis hin zu einem gezielten Anschlag der offenkundig von den Revolutionären durchgeführt worden war. An sich nicht weiter ungewöhnlich, in der letzten Zeit kam es vermehrt dazu, dass sie sich zeigten und versuchten die Ordnung der Welt durcheinander zu bringen. Was auch immer das bedeuten mochte. Nami wusste zwar das ein oder andere aber so wirklich schlau war sie aus all dem nie geworden, auch wenn sie mit Robin durchaus lange gespräche geführt hatte, um zu verstehen was das alles bedeutete. Nicht nur das, es war auch um Robins eigene Rolle gegangen. Ihre Freundin hatte es immer klein geredet, nur das die ganze Sache anscheinend gar nicht zu klein war.

Nami blickte auf das Foto, welches einige der Revolutionäre zeigte. Niemand den sie kannte, bis auf eine Person. Unweigerlich trübte sich ihr Blick und sie legte die Zeitung zur Seite. Die Frage nach dem Warum war irgendwann durchaus in den Hintergrund gerückt, nun war sie allerdings wieder da. Warum? Dafür? Um mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten? Ergab das Sinn? Aus Namis Sicht nicht wirklich, aber was wusste sie schon? Wer war sie, dass sie wirklich urteilen konnte. Worum es in dem Artikel ging hatte sie nicht gesehen, sie müsste ihn lesen und würde dann sicherlich einige Fragen beantwortet bekommen. Nur wollte sie das? Wollte sie wirklich Antworten? Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr diese nicht gefallen würden war durchaus groß und nicht unbedingt unwahrscheinlich. Fraglich war ohnehin, was genau sie dann damit machen sollte, denn zu ändern war an all dem ohnehin nichts. Sie würde es vielleicht verstehen, aber was dann?

Fahrig strich sie sich über das Gesicht, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Noch war sie nicht bereit sich dem zuzuwenden und sich wirklich das alles durchzulesen. Angst kam in ihr auf, auch wenn Nami nicht einmal genau beschreiben konnte wovor sie sich fürchtete. Grundsätzlich würde sich immerhin nichts an ihrer Situation verändern, auch wenn sie das vielleicht gerne hätte. Nur einmal die Uhr zurück drehen und von vorn beginnen.

Sie bemerkte, dass sie sich wieder in Gedankenschleifen bewegte, Gedanken die sie nicht weiter brachten, die reine Spekulation waren und sie auf der Stelle treten ließen. Wie oft hatte sie das alles nun schon durchgespielt? Wie oft hatte sie bereut all das in Gang gebracht zu haben? Sie sollte endlich damit aufhören und sich lösen, weiterziehen. Vielleicht konnte ihr dieser Artikel die Antworten geben, die sie genau dafür brauchte.

Trotz dieses Umstandes vergingen einige Minuten, bis sich Nami letztlich wieder vorbeugte und die Zeitung wieder zu sich zog. Sie hatte nichts zu verlieren, nicht mehr und dann wusste sie zumindest worauf sie achten und was sie von ihren Freunden vielleicht fern halten musste. Denn dass es Ruffy und vor allem auch Chopper am Ende des Tages verletzen konnte wusste sie, etwas das sie durchaus verhindern wollte, wenn sie es denn konnte. Robin hatte schon genug Schaden angerichtet und Nami würde nicht zulassen, dass dieser Schaden noch größer wurde.

Sie überflog den Artikel, der an sich nicht viel Aufschluss auf das alles gab. Die Revolutionäre hatten eine Insel in ihre Hand gebracht, welche eigentlich der Marine unterstellt gewesen war. Eine durchaus beachtliche Leistung und offenbar war sie auch ein wichtiger Dreh und angelpunkt der Grand Line. Das Robin eine wichtige Rolle bei all dem gespielt hatte wurde ebenso deutlich wie der Umstand, dass damit nun auch wichtige Informationen in die Hände der Revolutionäre gefallen waren. Der Artikel wurde an dieser Stelle recht undeutlich, beschrieb lediglich das die Weltregierung mit aller Härte dagegen vorgehen würde. Mit aller Härte. Nami konnte sich denken was das bedeutete und wenn sie tatsächlich all ihre Kraft dazu aufbringen würden, was dann? Wo würde das hinführen? Sie bekam Kopfschmerzen, das konnte sie deutlich spüren.

Ihr Blick glitt weiter über den Artikel und sie hielt inne. Nein, sie würde sich nun nicht weiter damit aufhalten. Robin hatte sich für diesen Weg entschieden und damit war es nun ihr überlassen was sie daraus machte. Sie konnten sich nicht mehr einmischen, konnten ihr nicht mehr helfen. Nami würde gerne sagen, dass es ihr völlig egal war, war es leider aber nicht. Dennoch faltete sie die Zeitung wieder zusammen und legte sie zur Seite. Wenn sie das alles nun wieder an sich heranlassen würde, dann wäre all ihre Arbeit umsonst gewesen. Nami musste weiter vorangehen. Es war auch so schon schwer gewesen die letzten Monate in denen Robin noch bei ihnen gewesen war irgendwie wieder auszugleichen. Die Crew hatte wieder zusammenwachsen müssen und wenn sie das alles nun wieder aufwühlen würde, wer wusste schon welche Auswirkungen es auf die Crew hätte?

Langsam erhob sie sich und machte sich langsam auf den Weg. Ruffy war mit Lysop und Chopper dabei irgendeinen Blödsinn zu veranstalten, doch wenn man genau hinsah, dann bemerkte man, dass es nicht wie früher war. Ruffy war anders geworden, er hatte seine Leichtigkeit verloren auch wenn er oberflächlich betrachtet noch der alte war. Nami kannte ihn nun so lange und sie nahm es deutlich wahr. Es machte ihr Sorgen, doch was konnte sie schon tun? Er ließ nicht mit sich reden und wenn er sich dem verweigerte, dann war es auch kaum möglich ihm zu helfen.

„Ruffy, können wir reden?“ fragte sie, als sie bei der kleinen Gruppe angekommen war. Ihr Käpt’n blickte auf und sah sie kurz forschend an, dann reichte er die Angel an Chopper weiter und erhob sich. Anders als früher schien er sich mehr dafür zu interessieren was sie machte, sie musste ihn nicht etliche Male darum bitten ihr endlich zuzuhören. Etwas das sie sich früher gewünscht hatte, nun fand sie es fast schon erschreckend und beängstigend. Etwas wofür sie Robin fast noch mehr hasste, dafür was sie ihm mit all dem angetan hatte und wie er sich wegen ihr verändert hatte.

„Was gibt’s Nami?“ fragte er und schob sich den Strohhut zurecht. Nami sah ihm forschend in die Augen, dachte kurz darüber nach, ob sie es noch einmal ansprechen sollte, beließ es dann aber dabei.

„Wir müssen über den neuen Kurs reden, über die nächsten Inseln. Du musst entscheiden wie es weitergeht.“ Das musste er. Nami hatte ihm bereits am Vortag gesagt, dass sie eine Entscheidung brauchten. Sie musste sich auf den Kurs vorbereiten und es war allgemein wichtig sich darauf einzustellen was für eine Insel sie ansteuern würden. Es war gefährlicher als früher und deswegen erforderte es auch mehr Arbeit von Nami, Arbeit, die sie nicht ausschließlich auf der Überfahrt erledigen konnte.

Einen Moment sah er sie nachdenklich an, verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf zur Seite. Es wirkte so als müsse er darüber nachdenken und Nami erwartete fast schon, dass er sie wieder danach fragen würde was ihre Möglichkeiten waren. Dabei hatte sie ihm das alles bereits am Vortag erklärt. Eine Sommerinsel, eine Herbstinsel und eine Winterinsel. Die wensentlichen Details hatte sie ausgelassen, denn natürlich war Nami klar welche die gefährlichste Insel war. Etwas unfair, wenn sie mit ihrem Käpt’n sprach, aber sie hatten auch mal etwas Ruhe verdient und er würde sie nur wieder in Schwierigkeiten bringen.

„Ich will zu der Winterinsel.“

„Bist du sicher?“ Nami zog die Brauen zusammen. Ruffy allerdings nickte nur und wandte sich dann wieder ab, um zurück zu den anderen zu gehen.

„Ruffy, warte!“

„Was denn?“

„Findest du nicht wir sollten darüber reden?“

„Wozu? Bring uns einfach hin Nami, okay?“ Er hatte sie nur über die Schulter hinweg angesehen, nun wandte er sich ganz ab und begab sich endgültig zurück. Nami blieb stehen und verschränkte nun ihrerseits die Arme vor der Brust. Was sollte sie von all dem halten? Interessierte es ihn wirklich nicht was dort auf sie wartete? Und warum ausgerechnet diese Insel?

Natürlich würde sie dem Befehl folgen und natürlich würde sie ihn nicht drängen, das machte wohl keinen Sinn. Und dennoch war es komisch. Nami blieb noch eine geraume Zeit einfach stehen und betrachtete ihn einfach. Schließlich musste sie aber einsehen, dass sie nichts tun konnte und so wandte Nami sich letztlich doch ab und begab sich dann zu Franky. Sie musst ihm bescheid geben und er musste das Schiff entsprechend vorbereiten.

**

„Hast du ihm gesagt, was du mir gerade erzählt hast?“ Franky hatte in seiner Arbeit innegehalten und sah nun ernst zu Nami hinunter. Selbst wenn er saß war sie noch ein gutes Stück kleiner als er und so war das nicht weiter ungewöhnlich. Die Navigatorin lehnte mit verschränkten Armen neben ihm an der Wand und blickte nachdenklich auf den Boden. Sie hatte ihm von ihrem nächsten Ziel berichtet, ihm das gesagt was wohl wichtig war und wie er das Schiff vorbereiten musste. Er hatte schon die ein oder andere Idee, wie es umgesetzt werden konnte, dennoch fragte er sich was los war. Ruffy war bekannt dafür schon einmal den riskantesten Weg einzuschlagen, weil er sich davon Abenteuer versprach. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Dennoch schien Nami besorgter zu sein als sonst. Sonst war sie nur aufgebracht aber ihre Nachdenklichkeit war etwas anderes.

„Nein, habe ich nicht. Er wollte gar nichts über die Inseln wissen.“

„Gar nichts?“

Nami schüttelte den Kopf und schwieg. Ja, das war sicherlich anders als sonst. Er war anders als sonst. In Anbetracht dessen, dass er allerdings schon so war seit Robin verschwunden war, war es vielleicht auch nicht das ungewöhnlichste.

„Du musst es ihm sagen Nami. Es wird seine Entscheidung vielleicht nicht beeinflussen aber er muss es wissen.“ Sicherlich hatte ihr Freund recht, doch was sollte sie tun? Ruffy war in seiner eigenen Welt und er hörte ihr schon nicht mehr richtig zu. Und das ganze konnte sich zu einem deutlichen Problem auswachsen, wenn sie nicht richtig auf ihn aufpassten. Denn egal wie stark er in den letzten Jahren geworden war, das alles war schon lange kein Spiel mehr. Natürlich machte sie sich Sorgen um ihren Freund, doch inzwischen hatte Nami das Gefühl als wären ihnen allen die Hände gebunden. Und das war es, was sie Robin wirklich niemals verzeihen würde.

„Vielleicht kann Zorro ihm ins Gewissen reden..“ Ihr Vieze hatte diese Rolle schon oft übernommen und vielleicht würde er auch diesmal wieder Erfolg haben. Sie konnten es alle nur hoffen. Franky neben ihr nickte nur und machte sich dann wieder an die Arbeit. Er würde einfach noch viel zu tun haben und genau deswegen war es nun auch wichtig, dass er ohne Umschweife weitermachte.

Nami hatte ihn noch einen Moment angesehen, dann hatte sie sich abgewandt und sich auf den Weg zu Zorro gemacht. Sie beide hatten noch immer ihre Schwierigkeiten seit der ganzen Sache aber Ruffy zu liebe mussten sie einfach zusammenhalten und eine Lösung für das alles finden. Gewiss war es nicht so, dass Ruffys neue Art sie in mehr Schwierigkeiten brachte oder ein großes Problem war. Objektiv betrachtet war es sogar etwas gutes, dass er deutlich ruhiger und nachdenklicher war. Er stürzte sich nicht sofort in Schwierigkeiten, er machte nicht mehr ganz so viel Blödsinn. Und doch war eben genau das das Problem. Denn das alles waren eben Dinge, die Ruffy immer ausgemacht hatten und die nun fehlten. Grund genug sich Sorgen zu machen. Immerhin hatte man wohl damit gerechnet, dass er diese neuen Züge vielleicht eine Weile beibehalten würde. Sie alle hatten die Ereignisse immerhin erst einmal verdauen müssen ehe es einen neuen Weg nach vorne gegeben hatte. In dieser Phase waren sie alle ruhiger und nachdenklicher gewesen als sonst. Doch während sie alle nach und nach wieder zur alten Form gekommen waren, war es bei Ruffy so geblieben. Etwas das natürlich nachhaltig nachdenklich stimmen konnte und vor allem bei Nami eben immer noch weiteren nachklang fand. Sie fühlte sich für das alles verantwortlich, gab sich die Schuld an allem. Sie hätte sich niemals auf das alles einlassen dürfen oder zumindest hätte sie den Punkt finden müssen das alles so zu beenden, dass es nicht eskalierte. Sie hatte auch versucht mit ihm darüber zu sprechen, doch auch das war im Sande verlaufen und am Ende kam sie an dieser Stelle einfach nicht weiter. Sie blieb alleine mit ihrer Schuld und der Reue, konnte nur versuchen besser damit umzugehen und neue Wege zu finden. Wege, die sie allerdings nicht alleine gehen konnte.

„Und was genau erwartest du von mir dabei?“ Zorro schielte sie forschend an. Sie hatte ihm erklärt worum es ging, dass sie sich Sorgen machte. Allerdings schien auch er gewisse Dinge inzwischen aufgegeben zu haben.

„Wir müssen einsehen, dass sich die Dinge verändert haben. Es war abzusehen nach all dem. Das gefällt uns vielleicht nicht, doch er scheint so besser zurecht zu kommen und solange er seine Aufgaben erfüllt, warum sollte ich mich einmischen?“ Das er Nami die Schuld gab hatten sie hinter sich. Das war ein Thema das oftmals auf den Tisch gekommen war und deswegen nicht mehr vertieft werden musste. Etwas unausgesprochenes, dass wie ein großes Mahnmal zwischen ihnen stand. Manchmal fragte Nami sich durchaus, ob diese Wunden je wieder ganz verheilen würde oder, ob sie als Crew daran scheitern würden.

„Wie kann er seine Aufgabe erfüllen, wenn es ihn nicht einmal genauer interessiert zu welcher Insel wir unterwegs sind? Ich habe ihm die Namen der Insel gesagt und dann hat er sich kaum noch interessiert.“

„Und du denkst, dass das ein Problem sein könnte, weil?“ Nun blickte er doch auf und ließ von seinem Schwert ab, welches er zuvor noch mit einem Schleifstein bearbeitet hatte. Ob sie nun endlich seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte oder, ob es ihn nervte und er nur deutlich zeigen wollte, dass sie ihn zufrieden lassen sollte, blieb dabei offen.

„Weil sich dort angeblich ein Stützpunkt der Revolutionäre befindet und ich aus verschiedenen Gründen nicht glaube das es unbedingt die beste Idee ist ihnen zu begegnen und über den Weg zu laufen.“ Sicherlich hatte auch Ruffy Kontakte zu ihnen, man musste nur an seinen Vater denken. Dennoch wussten sie wohl alle, dass sie schwer einzuschätzen waren und die Gefahr nicht einmal von ihnen ausgehen musste. Da war noch die Marine, die nun verstärkt Jagt auf sie machen würde und sicherlich solche Orte mit als erstes ins Visier nehmen würde. Vielleicht hatten sie es sogar schon getan. In allen Fällen war es wohl keine Situation in die sie einfach so hineinstolpern sollten. Immerhin waren sie als Crew inzwischen auch deutlich mehr in den Fokus der Marine gerückt und so waren solche Auseinandersetzungen vielleicht nicht das erste was man anstreben sollte.

„Mag sein. Aber selbst wenn meine Sorgen dahin so groß wären, die deine.. du denkst doch nicht wirklich, dass ihn das interessiert. Oder?“

„Vielleicht nicht aber-“

„Kein aber. Er hat sich entschieden und egal was dort auf uns wartet, wir werden damit zurecht kommen.“

Offenkundig stand sie mit ihren Bedenken alleine da und entsprechend war es wohl so, dass sie hier nicht weiter kommen würde. Zorro wandte sich wieder seinem Schwert zu und erklärte das Gespräch damit für beendet. Einen Moment blieb sie noch bei ihm stehen, sah ihn nachdenklich an, bevor sie sich dann aber doch löste und ihn alleine ließ. Nein, Nami hatte gewiss kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache aber für den Moment konnte sie wohl nur hoffen, dass sie sich irrte.
 

„Ich weiß, dass du mich hörst!“


 

„Ich habe es von Anfang an gesagt“, murmelte sie vor sich hin. Hatte sie. Doch im allgemeinen hatte ja niemand wirklich auf sie hören wollen, man hatte es immer geschafft das Thema zu umgehen und nun? Hatten sie den Salat.

„Könntest du einmal aufhören dich zu beschwere und dich nützlich machen? Wo zum Teufel müssen wir lang?“ Das sie ausgerechnet mit Zorro hier hockte machte es natürlich nicht wirklich besser aber auch die anderen waren keine wirkliche Hilfe gewesen. Es war passiert, was sie bereits geahnt hatte und was vermutlich unvermeidbar gewesen war. Eine Insel, welche den Revolutionären unterstellt war, die die Marine aufs äußerste provoziert hatten? Ihr Timing war noch nie sonderlich gut gewesen, doch diesmal hatten sie sich durchaus selbst übertroffen. Nami hatte das Gefühl, als hätte man sie in großen Lettern vor diesem Kampf gewarnt und sie waren dennoch einfach losgefahren und hatten geglaubt mitmischen zu können. Und als sei dies nicht schlimm genug wusste Nami nicht einmal; warum? Es war ein unnötiges Risiko gewesen, das man einfach hätte umgehen können, wenn man es nur gewollt hätte. Ihr Verdacht war allerdings, dass man es nicht gewollt hatte. Ruffy war sicherlich bekannt dafür, dass er gerne Probleme suchte und sie in Schwierigkeiten brachte und so sollte es vielleicht nicht überraschen, dass es so weit gekommen war. Und doch beschlich sie das Gefühl, dass das hier anders war. Denn noch bevor sie die Insel erreicht hatten, hatte da diese nachdenkliche und angespannte Stimmung über allem gelegen. So wie sonst auch, wenn ihnen ein Kampf bevorstand. Nur sonst sprachen sie darüber, versuchten wenigstens einen Plan zu haben. Aber diesmal? Diesmal waren sie einfach mitten in das alles hineingefahren und hatten sich eingemischt. Vermutlich würde Nami sich weniger darüber ärgern, wenn sie wissen würde wofür genau sie hier ihr Leben aufs Spiel setzten.

„Der Hafen ist westlich von uns. Wir werden wieder durch diese Ruinen zurück müssen.“ Und das sie dort nicht einfach durch kamen das musste sie ihm wohl kaum erklären. Revolutionäre und Marine lieferten sich dort einen Kampf und sie würden mitten durch müssen. Sicherlich konnten sie Kräftemäßig mithalten, doch die Frage war am Ende noch immer; Wofür? Es war ein Risiko das man nicht eingehen musste, wenn man keinen triftigen Grund hatte. Innerhalb der letzten zwei Tage hatten sie sich bereits ausreichend Kämpfe geliefert und hatten einige Gegner besiegt. Auch sie kamen an ihre Grenzen wenn es an ihre Kräfte ging und vielleicht wäre es wirklich das klügste einfach zu verschwinden. Ein Ziel welches man vermutlich leichter verfolgen könnte, wenn man denn wissen würde wo sich der Rest ihrer Crew befand. Denn wie so oft waren sie schon recht früh voneinander getrennt worden und hatten einander aus dem Blick verloren. Gerade erst auf der Insel angekommen, hatte man sich ein Gasthaus gesucht, um dort gemeinsam zu essen und einen ruhigen Abend miteinander zu verbringen. Der Hafen hatte sich als sicher erwiesen, so dass sie dort ohne Probleme mit der Sunny hatten anlegen können. Alles hatte friedlich und still gewirkt, so dass sogar Nami für einen kurzen Moment geglaubt hatte man könne einen ruhigen Aufenthalt auf der Insel haben und dann einfach weiter reisen. Ein kleines Fest das ein wenig aus dem Ruder gelaufen war und als am nächsten Morgen die ersten Kanonenschüsse ertönt waren und sie aus dem Schlaf gerissen hatten, da hatte Nami zunächst nicht gewusst wo sie war, geschweige denn die anderen. Sie selbst war noch im Gasthaus gewesen, hatte es dort wohl irgendwie auf ein Zimmer geschafft. Zorro hatte sie im Gastraum gemeinsam mit Franky gefunden. Letzteren hatten sie allerdings im Verlauf der letzten Tage aus den Augen verloren und zwischenzeitlich sogar auch Zorro. Erst heute war man einander wieder über den Weg gelaufen. Wo die anderen waren? Nami wusste es nicht, obgleich die Insel nicht so groß war, als das man sich so leicht aus den Augen verlieren könnte. Zumindest war es ihre Meinung gewesen bevor man in dieses Chaos hineingeraten war.

„Und was sollen wir da? Wir kommen hier nicht weg, solange die anderen nicht auch dort sind.“

„Und wenn sie dort sind und nur auf uns warten?“ Sein zweifelnder Blick sagte sicherlich genug und auch Nami musste sich eingestehen, dass das alles doch eher schwierig klang. Entnervt wandte sie den Blick ab und atmete schwer durch. Ihr Blick fiel auf den Verband an ihrem Bein, der inzwischen dunkelrot verfärbt war und dringend gewechselt werden sollte. Das schmerzliche Pochen erinnerte sie bei jedem Schritt daran und ließ sie langsamer werden. Noch ein Nachteil, wenn man eigentlich versuchte durch ein Schlachtfeld zu kommen. Abgesehen davon hatte sie eine Kopfwunde, das Blut war ihr über die Wange gelaufen und dort nun angetrocknet. Ein leichter Schwindel machte sich dann und wann bemerkbar und trug sein übriges dazu bei, dass Nami nicht viel Hoffnung darin sah nun schnell durch das alles hindurch rennen zu können. Wobei sie von ihnen beiden wohl das geringere Problem war, denn wenn sie so zu Zorro herüberblickte, dann sah dieser weit schlimmer aus. Er hatte sich einige harte Kämpfe geliefert und im Gegensatz zu Nami hatte er keine einzige seiner Verletzungen verbinden können. Wenn man bedachte wie viel Blut er inzwischen verloren haben musste, dann war es wohl fast schon ein Wunder, dass er überhaupt noch hier neben ihr aufrecht sitzen und seine dummen Sprüche klopfen konnte.

„Wenn nicht sitzen wir da auf dem Präsentierteller.“ Unrecht hatte er nicht. Hinzu kam, dass sie auch nicht wusste, was mit ihrem Schiff geschehen war und, ob es sich noch dort befand. Man nahm es an, doch die eigentliche Hoffnung war wohl, dass Franky es geschafft hatte die Sunny in Sicherheit zu bringen. Was sie dann dennoch wieder zu der Frage zurückbringen würde, wo sie nun eigentlich hin sollten. Es gab kein Ziel außer, dass man irgendwie einfach hier herauskommen musste.

Nami fluchte leise und blickte zur Seite, als eine Explosion die Unterhaltung der beiden unterbrach. Es war kein guter Ort für Diskussionen und keiner an dem man länger verweilen sollte.

„Wir müssen weiter“, kam es nur von Zorro als er sich erhob. Letztlich spielte es durchaus keine Rolle wohin sie sich auf den Weg machen würden denn am Ende des Tages ging es ausschließlich darum, dass sie hier nicht einfach überrannt wurde. Zorro griff nach ihrem Oberarm und würde sie mit sich auf die Beine ziehen. Kurz verzog sie das Gesicht, als der Schmerz sich seinen Weg durch ihren Körper bahnte und sie anflehte doch einfach sitzen bleiben zu dürfen. Etwas das zu diesem Zeitpunkt einfach keine Option war. Und, obwohl sie sich merklich dazu zwingen musste, schaffte Nami es dennoch ihren Körper in Bewegung zu setzen und dem Schwertkämpfer wieder hinaus auf das Schlachtfeld zu folgen. Den Klimataktstock im Anschlag, bereit sich all dem wieder zu stellen. Und wenn es kein Ziel gab welches sie mit diesem Kampf verfolgen konnten, dann doch wenigstens die Hoffnung ihre Freunde so schnell wie möglich zu finden und dann aus diesem Höllenloch zu verschwinden. Manchmal war Flucht der beste Weg und alles was man tun konnte. Nie waren sie einem Kampf aus dem Weg gegangen, egal wie aussichtslos es vielleicht erschienen war und wie wenig Hoffnung es gegeben hatte. Und doch hatten sie eben immer ein Ziel vor Augen gehabt, Menschen denen sie hatten helfen müssen. Das hatte sie alle angetrieben und sie waren Ruffy immer bedingungslos in seine Kämpfe gefolgt. Es war nie in Frage gestellt worden und so hatte man auch nie beginnen wollen. Etwas das sich mit diesem Kampf sicherlich geändert hatte. Denn Nami hatte Fragen und ihr Käpt’n würde ihr diese beantworten müssen sobald sie wieder zurück an Bord waren. Sollte er wirklich glauben, dass sie das alles einfach Kommentarlos hinnehmen würde, dann irrte er sich gewaltig.

Soldaten rannten auf sie zu, kleine Fische und doch war ihre Vielzahl überwältigend. Nami hatte irgendwann auf Autopilot geschaltet. Es gab nur den einen Weg und der bestand darin ihn sich freizukämpfen. Die Schmerzen die mit all dem verbunden waren auszuschalten und weiter zu machen. Zorro und sie hatten es geschafft in einen guten Rhythmus zu kommen der sie voranbrachte und dafür sorgte, dass sie zusammenblieben und nicht wieder voneinander getrennt wurden. Ein Vorhaben das am Ende des Tages vielleicht doch ein wenig zu hoch gegriffen war.

Das Meer war bereits wieder in Sicht gewesen, als sich ihnen zwei Kapitäne in den Weg stellten. Teufelsfruchtnutzer, die es schafften ihnen noch einmal ordentliche Probleme zu bereiten und dazu zwangen sich zu trennen. Nami war in die Ruinen geflüchtet in der Hoffnung ihm dort weniger Raum für seine Angriffe zu liefern. Er war in der Lage durch die Berührung seines Körpers seine Umgebung zu verätzen als wäre es ein giftiger Schwamm der alles absonderte sobald er etwas berührte. Ihn auf Distanz zu halten war dabei das wichtigste und auch das Problem, denn so war sie einfach nicht in der Lage einen vernünftigen Angriff vorzubereiten, um ihn gezielt durch Zeus und seinen Angriff zu treffen. Die Verfolgung durch das unebene Gelände dauerte daher auch einen Moment, bis sie es doch schaffte ihn sich von den Versen zu schaffen. Auf der Flucht hatte sie die Orientierung verloren, wusste einfach nicht mehr wo sie war und in welche Richtung es nun weiter gehen sollte.

Verzweiflung und Wut machten sich in ihr breit, die sie dazu veranlassten auf den Boden zu sacken und dort sitzen zu bleiben. Nami rang nach Luft, versuchte sich zu fangen. Der Schwindel wurde nur noch deutlicher, ihre Sicht verschwamm weiter und sie musste sich schier dazu zwingen nicht zur Seite zu kippen und das Bewusstsein zu verlieren. An dieser Stelle wäre es sicherlich ihr Untergang. Wo steckte Zorro? Nami versuchte sich umzusehen und den Blick zu schärfen, etwas klarer zu sehen und wieder aufzustehen. Dennoch versagte ihr die Kraft in den Beinen und es zwang Nami dazu weiterhin dort sitzen zu bleiben.

„Da steckst du ja“, riss sie eine Stimme aus den Gedanken. Ihr Kopf fuhr herum und sie blickte einem Hünen entgegen. Er war ebenfalls von der Marine und überragte Nami um einvielfaches. Der griff ging zur Seite doch bevor sie nach ihrem Klimataktstock greifen und sich verteidigen konnte, hatte er ihr einen Tritt versetzt, so dass Nami das Gleichgewicht verlor und unsanft auf dem Boden landete.

„Nana, schön hier geblieben.“ Etwas blitzte auf, sie konnte die Klinge sehen, die sich über seinen Kopf erhob, damit er sie auf sie hinunter schießen lassen konnte. Sie sah, wie die Klinge näher kam, wie der Anblick ihren Körper lähmte. Doch dann, dann stoppte er in seiner Bewegung. Sie blinzelte und es dauerte einen Moment, bis Nami begriff was sie hier zu sehen bekam und was sich vor ihren Augen abspielte. Es passierte schnell und ohne das jemand von ihnen die Möglichkeit gehabt hätte zu reagieren. Namis Augen weiteten sich leicht, als sie dabei zusah wie zahlreiche Arme seinen Körper umfassten und diesen zurückdrückten, seine Arme auseinander zogen, das Schwert wurde ihm aus der Hand geschlagen und dann drang das vertraute knacken an ihre Ohren. Als würde etwas bersten und auseinander brechen. Leblos sackte der Körper auf den Boden, um dort liegen zu bleiben. Schwer atmend blickte sie auf den Leichnam hinunter und schien einen Moment zu brauchen, bis sie wirklich begreifen konnte was sie gesehen hatte und vor allem; was es bedeutete. Dabei ging es sicherlich nicht um den Umstand einen Menschen sterben zu sehen. Das hatte Nami schon lange hinter sich. Sie wusste wie es aussah und es gehörte schon seit frühsten Jahren zu ihrem Leben dazu. Nur die Stärksten überlebten. Zwar hatte sich ihr Bild über die Jahre verändert und Nami war gewiss niemand der einen Mord als gut erachten würde. Dennoch war es manchmal einfach ein notwendiges Übel besonders, wenn man ein solches Leben führte wie sie es taten. Sie suchten zwar nie den Kampf aber dennoch stolperten sie immer wieder in diesen hinein und sobald dies der Fall war hatte man oftmals keine andere Wahl als zu kämpfen, wenn man selbst überleben wollte. So etwas musste zwar nicht immer tödlich enden aber es war eine Facette davon. Eine, die sie vielleicht noch stärker durch Robin kennengelernt hatte. Sie war an der Stelle noch skrupelloser als Nami es je sein könnte, hatte noch einmal eine völlig andere Beziehung zu diesen Dingen. Dabei hatte sie auch ihre ganz eigene Art zu töten, etwas das nicht nur mit ihren Teufelskräften zusammenhing. Es war viel mehr das Gefühl welches sich ausbreitete und die Atmosphäre veränderte. Ein Gefühl, dass sie auch jetzt wieder umgab und dafür sorgte, dass sich ihr die Nackenhaare leicht aufstellten.

Nami raffte sich schwerfällig auf, ließ den Blick schweifen und drehte sich um, suchend. Der Lärm des Kampfes drang durch die Ruinen, kam aber nicht näher. Nami blieb angespannt, konnte nichts und niemanden erkennen. Aber sie musste hier sein, sie musste einfach!

„Verflucht“, murmelte Nami vor sich hin und setzte sich dann in Bewegung, vorbei an dem Soldaten, einfach weiter. „Zeig dich!“ Rief sie dann doch. Wie konnte sie es wagen? Sie war hier, mischte sich ein und dann? Dann besaß sie nicht einmal die Courage sich ihr zu zeigen? Sicherlich stachelte es Nami’s Wut von neuem an, die Verzweiflung als sie spürte, wie auf einmal alle alten Wunden wieder aufgerissen wurden ohne das die geringste Rücksicht genommen wurde. Nein, die Wunden waren noch lange nicht verheilt, noch lange war man nicht an dem Punkt es hinter sich zu lassen. Nami schon gar nicht.

„Komm raus verdammt!“ Sie sollte weiter, sollte Zorro suchen, damit sie hier verschwinden konnten. Doch sie tat es nicht. Stattdessen beschleunigte sie ihre Schritte und irrte weiter, schwer wankend, durch die Gemäuer auf der Suche nach den Schatten der Vergangenheit. Dabei wusste Nami nicht einmal in welche Richtung sie laufen sollte, es gab keinerlei Hinweis darauf wo sich Robin befinden könnte. Und dank ihrer Kräfte müsste sie nicht einmal in unmittelbarer Nähe sein, sie könnte sich an einem sicheren Ort verschanzen und von dort aus agieren. Das war nicht unbedingt wahrscheinlich, aber dennoch eine Möglichkeit, während Nami hier herumirrte und letztlich völlig ahnungslos war. Vielleicht machte sie sich lächerlich, sicherlich sogar. Und doch konnte sie nicht davon ablassen, sie konnte einfach nicht damit abschließe, obgleich es vielleicht der einzig richtige Weg wäre.

„Ich weiß das du mich hörst! Komm raus verdammt!“ Eigentlich hatte sie diesem Aufeinandertreffen aus dem Weg gehen wollen, Nami hatte kein gutes Gefühl dabei gehabt. Seit der Beschluss getroffen worden war, war für sie klar gewesen, dass die Wahrscheinlichkeit bestand Robin auf dieser Insel anzutreffen. Vielleicht war das der viel größere Grund dafür gewesen, dass sie eigentlich nicht hatte herkommen wollen. War es nicht eine enorme Schwäche, dass sie selbst nach all der Zeit nicht davon ablassen konnte? Sicherlich könnte Robin es ihr als solches auslegen, es ihr vielleicht auch vorwerfen. Fast schon könnte sie das leicht höhnische Grinsen spüren welches sie in den letzten Monaten der gemeinsamen Reise immer wieder an den Tag gelegt hatte. Eine Seite, die ihr nie wirklich gestanden hatte und die nichts mit der Frau gemein hatte, die sie war. Nein, Nami konnte es noch immer nicht auf sich beruhen lassen. Vielleicht würde sie es nie können, aus dem einfachen Grund, dass Robin ihr einen Abschluss mit all dem verweigert hatte. Es hatte auf all ihre Fragen nie eine Antwort gegeben und Robin hatte sie mit dem Gefühl zurückgelassen, dass sie ihr etwas fundamentales verheimlichte. Sie konnte sich nicht so sehr in ihr geirrt haben.

Nami hielt inne, als sie glaubte eine Bewegung wahrzunehmen, die sie dazu veranlasste die Richtung zu wechseln und dann weiter zu laufen. Lief sie nur Schatten ihrer Vergangenheit hinterher? Sicherlich. Und gleichzeitig war es noch immer ein Teil ihrer Gegenwart, ein Teil dessen was sie antrieb.

„Robin?!“ Sie wollte nicht wieder das Bild der verzweifelt, hysterischen Frau abgeben welches Robin wohl so übel aufgestoßen war und dennoch war da die Wut, die Verzweiflung und der Schmerz, der ihre Stimme brechen ließ. Der Weg führte sie weiter anstatt, das sie sich einfach abwandte und damit auch ein klares Zeichen setzte. Tiefer ging es in die Ruinen hinein, den Schatten folgend die ihr einen Weg aufzeigten. Oder mit ihr spielten? Es wäre beides möglich, denn beides waren Seiten an Robin die ihr gewiss nicht unbekannt waren und die sie zu gut kennengelernt hatte. Nami spürte eine Verzweiflung in sich aufsteigen, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte und, von der sie geglaubt hatte, dass sie diese längst hinter sich gelassen hätte.

„ROBIN!“ Wie konnte sie sich einmischen und ihr dann auf diese Weise aus dem Weg gehen? War sie wirklich so kalt?

Schließlich fand Nami sich in einer Sackgasse wieder. Wohin jetzt? Die vermeintliche Irreführung ließ ihre Wut noch größer werden. Wieder öffnete sie den Mund, um ihrem Ärger erneut Luft zu machen, als sie daran gehindert wurde. Zwei Hände hielten ihr den Mund zu und ließen sich nicht wegbewegen auch nicht, als Nami an ihren Handgelenken zerrte.

„Du solltest aufhören hier so herumzubrüllen, wenn du nicht willst, dass sie wieder auf uns aufmerksam werden..“ Sprach eine ruhige Stimme und brachte Nami dazu in ihren Bewegungen endlich inne zu halten und sich nicht mehr gegen die Hände zu wehren. Langsam drehte sie sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und blickte in ein vertrautes Augenpaar, welches ihr forschend und ruhig entgegenblickte.
 

"Ich wollte dich nur beschützen"


 

„Was ist das hier?“ Sie blieb stehen und ließ den Blick über ihre Umgebung schweifen. Nami hielt die Arme vor der Brust verschränkt und wollte zumindest äußerlich ihre Ablehnung deutlich machen. Dennoch täuschte nichts über den Umstand hinweg, dass sie Robin gefolgt war. Nicht, dass diese ihr etwas dazu gesagt hätte. Es war nur eine Kopfbewegung gewesen und dann war sie an Nami vorbei gegangen, um eine Tür zu öffnen. Gut versteckt und so, dass sie nicht sofort auffiel, wenn man nicht darauf achtete. Und das hatte Nami gewiss nicht getan als sie hier hineingestolpert war. Kurz hatte sie sich umgesehen, der Lärm der Kämpfe war noch immer zu hören und sicherlich sollte sie ihren Freunden helfen. Trotz dessen hatte sie sich abgewandt und war Robin durch die Tür gefolgt. Über eine schmale Treppe war man weiter hinunter in das Gewölbe gelangt. Dunkelheit hatte sie immer weiter umfangen, bis man kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte. Nami hatte sich einmal den Kopf an der Steindecke gestoßen. Etwas das sich langsam änderte je tiefer sie gingen und je näher sie den unteren Gewölben gekommen waren. Hier gab es zumindest wieder Licht und man hatte die Möglichkeit sich umzusehen, obgleich Nami noch immer nicht recht wusste was genau es war. Sie konnte Schreibtische erkennen, ähnlich wie in einer Bibliothek. Dort waren zahlreiche Regale in denen Bücher und auch Schriftrollen verstaut waren. Anhand des Papiers vermutete sie, dass das meiste alte Dokumente waren. Sie wirkten vergilbt und abgegriffen, als wären sie bereits hunderte Male herausgeholt und wieder zurückgelegt worden.

„Es ist ein Archiv in dem wir über die Jahre Informationen gesammelt haben.“ Der Blick ging wieder zu Robin, die nun an einem der Tische lehnte in die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Zumindest in ihrer Haltung schienen sie sich einig zu sein, obgleich Nami sich fragte warum Robin sie dann überhaupt hierher geführt hatte.

„Wir?“ Hakte sie nach und musterte sie, lief dann aber weiter und ließ den Blick schweifen. Es war nicht einzuschätzen wie weit sich das Archiv erstreckte. Sie vermutete, dass sie hier nur einen Bruchteil des ganzen überblicken konnte.

„Die Revolutionäre.“ Nami schnaubte. Das sich Robin zu ihnen zählte, als sei es schon immer so gewesen ging ihr offenkundig gegen den Strich. War das wirklich ihre Realität und ihre Meinung zu der ganzen Sache? Über Jahre waren sie zusammen gesegelt, hatten gekämpft, gelitten und gelacht. Und dann war sie für zwei Jahre bei diesen Idioten gewesen und man gehörte ohne Bedingungen dazu? War sie überhaupt je wieder richtig zu ihnen zurück gekommen?

„Hast du schon die ganze Zeit für die gearbeitet und uns was vorgemacht?“ Ihr Ton wurde doch etwas schärfer. Sicherlich fühlte Nami sich zurecht hintergangen und das konnte sie an dieser Stelle auch nicht verbergen. Mochte sein, dass sie sich vorgenommen hatte ruhig zu bleiben und nicht wieder deswegen auszurasten. Was brachte es auch? Immerhin hatte Robin durchaus deutlich gemacht, dass sie Nami’s Meinung und ihre Gefühle dazu, sie absolut nicht tangierten. Das einzige was Nami davon hätte das es sie wieder in diesen Strudel aus Leid und Schmerz zurückzog den sie eigentlich hinter sich hatte lassen wollen. Etwas das ihr offenkundig nicht gelungen war, wie sich nun zeigen sollte.

„Es ist nicht so einfach, wie du denkst.“

„Dann erklär es mir doch endlich!“ Sie hatte nie die Chance bekommen es zu verstehen, weil Robin es nie versucht hatte. Etwas das sicherlich ziemlich aufreibend und zermürbend sein konnte und Nami fehlte die Geduld dafür. Es war immerhin nicht so, als das sie nicht versucht hätte Robin zu verstehen. Zu verstehen, warum ihre Freundin sich so anders benahm, obgleich sie sie schrecklich verletzt hatte. Nami hätte es ihr nachsehen können, vielleicht wäre sie auch in der Lage gewesen nicht weiter darüber nachzudenken, warum Robin sie so schrecklich behandelt und ausgenutzt hatte. Am Ende des Tages stand die Freundschaft doch über allem, aber genau das schien Robin eben auch anders gesehen zu haben. Und wohin hatte es sie gebracht? Sie standen wieder einmal an dem Punkt an dem sie schon so oft gestanden hatten, ein Punkt der in einer Sackgasse endete. Nami war es schrecklich leid immer wieder Antworten einzufordern, die man ihr nicht geben wollte. War sie denn wirklich die einzige, der es etwas bedeutet hatte?

Robin schwieg, wie schon so oft und blickte sie einfach nur an. Etwas das Nami schneller als sonst auf die Palme trieb und sie entnervt die Hände in die Luft werfen ließ. War das ihr verdammter ernst? Erwartete sie wirklich blindes vertrauen nach allem was sie getan hatte? In diesem Moment verlangte sie durchaus Dinge von Nami zu denen sie einfach nicht mehr bereit war und die sie ihr nicht würde geben können.

„Ich wollte dich nur beschützen.“

„Oh, das ist dir ja vortrefflich gelungen“, erwiderte Nami sarkastisch. War es nicht Robin gewesen, die sie in diese Affäre gedrängt hatte? Die sie zu ihrem Vergnügen benutzt und dann einfach weggeworfen hatte? War es nicht Robin gewesen, wegen der sie sich die Augen ausgeweint und wegen der sie so schrecklich gelitten hatte?

„Es war nie geplant, dass du dich verliebst. Und als ich begriff wie groß mein Fehler war, waren wir beide schon zu tief in die Sache hineingerutscht. Die Lage spitzte sich zu, ich musste gehen und mir war bewusst du würdest es nicht einfach hinnehmen, wenn ich nichts dagegen tun würde.“

„Da hast du verdammt recht! Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass reden eine Option ist?!“

„Wenn ich dir gesagt hätte, dass bei einem der Aufträge etwas schiefgegangen ist, etwas das nachhaltige Folgen hinterlassen hat.. es hätte nichts verändert.“

„Doch, du wärst ehrlich gewesen!“ Es wirkte auf sie nicht so als wolle Robin wirklich verstehen was das Problem bei all dem war. Sie alle machten Fehler und man begab sich in dumme Situationen. Und ja, auch Nami hatte sich einmal schrecklich benommen, weil sie geglaubt hatte das Ruffy sich dann nicht in Gefahr bringen und das alles einfach vergessen würde. Durchaus waren ihr solche Beweggründe nicht fremd, obgleich sie davon ausgegangen war, dass Robin etwas dazugelernt hatte. Nach Enies Lobby war man sich doch einig gewesen, dass sie offen miteinander sprechen konnten. Oder nicht? Waren sie nicht längst zu alt für solche kindischen Kurzschlussreaktionen?

„Ich wusste nicht wie“, räumte Robin schließlich ein. Vermutlich das ehrlichste was Nami seit langem von ihr vernommen hatte. Es ließ sie die Kiefer zusammenbeißen, während Staub von der Decke bröckelte. Die Erschütterungen des Bodens waren deutlich zu vernehmen. Denn während sie hier unten standen, und wieder einmal versuchten miteinander zu sprechen, tobte oben der Kampf weiter und schien weit davon entfernt ein Ende zu finden. Alle Seiten waren sicherlich erschöpft und am Ende ihrer Kräfte, doch aufzugeben schien keine Option. Es blieb nur zu hoffen, dass sie die Marine bald zurückschlagen konnten.

„Und weißt du es jetzt?“ Nami wandte den Blick wieder zu ihr und sah sie forschend an. Immerhin war das die einzige Frage, auf die die Antwort wirklich wichtig war. Standen sie nun hier, weil Robin endlich ehrlich sein wollte oder war das hier wieder nur eines ihrer Spiele bei denen am Ende absolut nichts passierte?

„Bei unseren Aufträgen ging es immer darum Informationen zu beschaffen. Informationen, die die Regierung bewusst unter Verschluss hält um ihre Motive und die Geschichte zu vertuschen, um sie zu ihren Gunsten auslegen zu können. Wir wollten Zugang zu diesen Informationen und sind dabei in eine Falle gelaufen.“ Das sie nun wirklich begann zu sprechen ließ Nami doch überrascht dreinblicken. Es kam so unvermittelt, dass Nami nicht recht wusste wie sie reagieren sollte und sicherlich gab es da auch noch eine ordentliche Portion Skepsis. Vielleicht doch nur ein Brotkrumen, der ihr nun hingeworfen wurde, damit sie sich beruhigte?

„Wir haben ein Gas eingeatmet, das die Lunge angreift. Natürlich sind wir danach versorgt worden und dachten zunächst, dass es keine Folgen nach sich ziehen würde. Es sah alles in Ordnung aus. Dennoch haben sich später doch Nebenwirkungen gezeigt, die sich unter anderem auf meine Kondition ausüben und auf lange Sicht auch meine Fähigkeiten einschränken“, erklärte Robin weiter. Inzwischen lehnte die Ältere an einem Tisch und stützte sich mit den Händen auf diesem ab, während sie Nami unverwandt anblickte. Diese versuchte noch immer einzuordnen was hier passierte und wie diese Informationen zu bewerten waren. Ein Gas? Schäden an ihrer Lunge? Es müsste in der Zeit geschehen sein, als Robin das erste Mal bei den Revolutionären gewesen war, doch man hatte ihr in den Monaten danach nichts angemerkt. Nami zumindest konnte nicht davon sprechen, dass dort eine merkliche Veränderung stattgefunden hätte.

„Fein, warum hast du dann nichts gesagt und benimmst dich stattdessen so schräg? Chopper hätte sicherlich einen Weg gefunden.“ Aus ihrer Sicht war auch das nichts weiter als eine verdammte Ausrede. So wie es schon die ganze Zeit zwischen ihnen lief. Drehten sie sich also doch nur weiter im Kreis?

„Hättest du ihm das antun können?“

„Was, ihn um Hilfe bitten?“

„Ihn scheitern sehen.. ihn in die Lage bringen, dass er nichts tun kann.“

„Was soll das heißen, dass er nichts tun kann? Chopper findet für alles eine Lösung, immer.“ Sicherlich gab es immer wieder Herausforderungen, doch egal in welchem Zustand sie bei ihm aufgetaucht waren, Chopper hatte sie alle immer hinbekommen. Er war jung und sah vielleicht nicht gefährlich aus aber er hatte einiges drauf. Der beste Arzt, den sie kannte und er wurde jeden Tag besser. Nun zu unterstellen das es da etwas gab das er nicht konnte? Hörte Robin sich eigentlich noch selbst zu, was sie da eigentlich sagte?

„Nami..“ Sie seufzte und schüttelte dann nur den Kopf. „Es kann nicht wieder aus den Lungen entfernt werden. Ich habe mir nichts anmerken lassen, weil ich nicht wusste wie ich es euch beibringen soll. Das alles wird mich nicht umbringen aber.. Kämpfe wie dieser hier, das Leben auf See, das werde ich körperlich nicht mehr schaffen. Ich werde nicht mehr zur See fahren können.“ Und da war es. Ein Teil, eine Antwort. Nami blickte die Ältere an und versuchte zu verstehen. Sicherlich hatte sie gewusst, dass dort etwas war und vielleicht war es besser nun ein paar Antworten zu bekommen, die vielleicht Teile von Robins Verhalten erklärten. Aber alles? Das vielleicht auch nicht. Sie konnte nicht mehr zur See fahren. Die körperlichen Schäden sorgten dafür, dass sie die Crew so oder so hätte verlassen müssen. Das war durchaus ein Schlag, der schmerzen konnte. Gleichzeitig spürte Nami dennoch wie der Impuls in ihr hoch kam gegen das alles zu reden. Sie öffnete wieder den Mund und wollte gerade etwas dazu sagen, doch da hob Robin nur die Hand und signalisierte ihr nichts dazu zu sagen.

„Ich weiß Nami. Auch das hätte ich euch sagen können, sicherlich. Doch du weißt ebensogut wie ich, dass Ruffy es nicht einfach so hingenommen hätte, niemand von euch hätte das. Und ich wollte mir diese Entscheidung nicht noch schwerer machen, als sie ohnehin schon gewesen war.“

Und während Robin sprach rieb sich Nami angestrengt über das Gesicht. Scheiße. Immer wieder schüttelte sie den Kopf, weitere Erschütterungen wurden hier unten doch deutlich spürbar. Ging es dort oben nun auf das große Finale zu? Innerlich kam Unruhe auf und sicherlich wusste sie nicht, was sie nun machen sollte. Warum entschied sich Robin ausgerechnet jetzt hier über das alles zu sprechen? Hatten sie gerade nicht eigentlich andere Probleme?

„Robin..“

„Ich wusste es nicht, als das mit uns angefangen hat. Und ich wollte nie, dass uns diese Sache derart voneinander entfernt.“

„Du hast dennoch viel dafür getan, dass genau das passiert.“ Das verstand sie doch oder? Der schuldbewusste Blick war an der Stelle sicherlich ein Zugeständnis. Eine kleine Befriedigung, immerhin war es wohl das erste Mal seit langem, dass sie auch einmal Emotionen bei der anderen erkennen konnte, die etwas anderes als Kälte ausstrahlten. Vielleicht war man doch noch nicht völlig auseinander gedriftet. Nami spürte so etwas wie Hoffnung eine, für die sie sich sicherlich verfluchte. Immerhin hatte sie die letzten Monate alles dafür getan, um genau diese Empfindung wieder verschwinden zu lassen.

„Es ist außer Kontrolle geraten. Und dann haben sie sich wieder gemeldet, wollten, dass ich einen letzten Auftrag für sie erfülle. Sie haben mir damit gedroht das sie Informationen veröffentlichen würden, wenn ich es nicht tun würde. Ich habe nur versucht dich zu schützen.“

„Was für Informationen?“ Nami hatte die Brauen zusammengezogen. Langsam schien man dem eigentlichen näher zu kommen, obgleich es dennoch nicht wirklich durchsichtiger wurde. Nami hatte das Gefühl sich in einem undurchsichtigen Geflecht zu befinden, welches sich nur langsam lichtete ohne ihnen eine wirkliche Möglichkeit zu geben es zu durchblicken. Sie fühlte sich ohnmächtig, erschlagen von all dem und sicherlich ausgelaugt. Hinzu kamen die kämpfe der letzten Tage, sie hatte Schmerzen und hatte sicherlich auch Probleme damit sich wirklich zu konzentrieren. Nun gab sie all dem nach, zog einen der Stühle zurück und ließ sich auf diesen sinken, um anschließend das Gesicht in den Händen zu vergraben. Vielleicht würde es ihr leichter fallen, wenn sie sich ausschließlich auf die Worte konzentrieren würde.

„Informationen über..“ Robin hielt inne und lauschte. Nami tat es auch, aber sie schien erst etwas später zu bemerken, warum Robin nicht weitersprach und ihre Gedanken nicht ausführte. Schritte. Jemand lief mit schnellen Schritten die Treppe zum Archiv hinunter. Nami war gerade dabei nach ihrem Klimatackstock zu greifen, als sie bemerkte, dass Robin völlig ruhig blieb. Sicherlich war es für sie keine Überraschung und vor allem nicht wer da gerade hinuntergelaufen kam.

„Hey, Robin?!“

Die schnellen Schritte erreichten das Archiv und Nami’s Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie in das verwunderte Gesicht ihres Käptain blickte.
 

"Ich erinnere mich" V


 

Robin bewegte sich durch die Räume und ließ den Blick schweifen. Sie hatten angefangen die Informationen zu sichten, die hier gelagert wurden und verpackten nun alles für den Transport in Kisten auf denen genau dokumentiert wurde was sich in ihnen befand. Das bedeutete auch, dass sie alle durchgearbeitet werden mussten. Nicht bis ins kleinste Detail und dennoch so weit, dass sie an die richtigen Plätze gelangen würden. Und dann würde man sich das alles noch weiter im Detail ansehen. Sicherlich konnte sie die Vorfreude spüren die damit einherging die Möglichkeit zu haben sich all diese Informationen anzusehen und mehr zu lernen, ihr Wissen zu erweitern. Es würde sie sicherlich auch in ihrer persönlichen Suche weiterbringen und das war es sicherlich, was sie sich von ihrem Aufenthalt hier erhoffte. Abgesehen davon, dass sie ihre Kräfte erweitern und stärken würde, neue Techniken lernen, damit sie mit ihren Freunden würde mithalten können. Doch auf der anderen Seite ging es ihr auch darum diese einmalige Gelegenheit auszuschöpfen so gut sie konnte. Denn das die Revolutionäre Zugang zu einem immensen Pool an Informationen hatten, auch solche die eigentlich nicht zugänglich sein sollten. Und genau diese Informationen weckten ihr besonderes Interesse. Einer der Gründe, warum sie sich auf diesen Auftrag eingelassen hatte.

Robin rieb sich über das Brustbein und trank noch einen Schluck aus ihrem Becher. Das kratzen in den Lungen blieb bestehen, doch sie hoffte das sie mit den Dampfkuren das ganze wieder ausklammern konnte. Sorgen machte sie sich nicht direkt darum, ihr Arzt war durchaus kompetent, auch wenn er wohl nicht so talentiert war wie Chopper. Der Gedanke an den kleinen Arzt ließ sie unweigerlich lächeln. Da war sie durchaus schon neugierig wie er sich in den zwei Jahren machen würde. Man machte sich zwar Sorgen aber gleichzeitig glaubte sie auch an sie alle und Robin war sich sicher, dass sie alle wieder zusammenfinden würden.

„Alles okay?“ Sie blickte auf. Der forschende Blick sagte ihr, dass sie wohl ein bisschen zu sehr mit ihren Gedanken abgedriftet war. Man musste sagen, dass diese Leute durchaus nett und aufgeschlossen wirkten, doch es waren nicht ihre Freunde und sie würden es auch niemals werden. Dazu war die Mentalität eben doch eine ganz andere, eine die sie nicht völlig als positiv bewerten könnte. Ob man hier jedem blind vertrauen könnte? Robin wagte es zu bezweifeln und sie würde es auch nicht ausschließen, dass das Risiko des Gases nicht schon zuvor bekannt gewesen wäre. Aber da würde sie sich nun wirklich sehr weit aus dem Fenster lehnen. Alles in allem war aber doch klar, dass sie sich zusammennehmen musste, um ihre Deckung nicht fallen zu lassen. Und so nickte Robin nur, würde sich dem abwenden und sich wieder an die Arbeit machen. Besser man brachte es schnell hinter sich, damit man dann wieder abreisen und sie sich auf ihre Gesundheit konzentrieren konnte. Das letzte was sie gebrauchen konnte war, dass sie ihre Freunde nicht in vollem Umfang würde unterstützen können. Immerhin konnten sie davon ausgehen, dass ihnen noch größere Herausforderungen bevorstanden und noch einmal durften sie auf keinen Fall scheitern. Ein Umstand der Robin auch nach den vergangenen Monaten noch immer nachdenklich stimmte.

Robin vertiefte sich wieder in die Unterlagen und sortierte es weiter in die vorbereiteten Kisten hinein. Es war eine monotone Arbeit, doch wenigstens hatte man dabei Ruhe und konnte ein bisschen abschalten. Es ließ sich auch leichter verbergen, dass sie noch immer angeschlagen von den vorangegangenen Kämpfen war. Vielleicht wurde sie wirklich zu alt für das alles, oder war einfach nur müde nach den jahrelangen Kämpfen? Man konnte sich diese Frage stellen auch, ob es einfach nicht etwas gab das einem im eigenen Leben fehlte. Nicht das erste Mal, dass Robin sich das fragen musste und das ihre Gedanken dabei unweigerlich auch zu einer ganz bestimmten Person wanderten. Ein Umstand der sie wieder einmal den Kopf schütteln ließ. Es war wirklich nicht der rechte Zeitpunkt für solcherlei Gedanken und fraglich war sicherlich auch, ob es jemals einen passenden Zeitpunkt geben könnte.

„Sag mal, die Kleine in eurer Crew, diese Diebische Katze“, hörte sie die inzwischen vertraute stimme irgendwann sagen. Robin blickte auf und musterte den großen Kerl, der sich dort mit einigen Schriftstücken zu ihr an den Tisch setzte und sie dann doch neugierig ansah. Das er von Nami anfing war an sich nichts ungewöhnliches. Sie war eine gut aussehende Frau und irgendwie schien er einen Narren an ihr gefressen zu haben, obgleich er ihr noch nie persönlich begegnet war. Und Robin bezweifelte auch, dass er in der Lage wäre mit dem Temperament der jungen Navigatorin umzugehen. Es war etwas das Männer sicherlich einschüchtern könnte, obgleich es eben auch einer ihrer wichtigsten Charakterzüge war der sie zu diesem wunderbaren Menschen machte. „Sie kommt doch aus dem East Blue, richtig?“

Robin entschied sich das ganze nur mit einem Nicken zu kommentieren. Wann immer die Sprache auf ihre Crew kam hielt sie sich doch durchaus bedeckt und versuchte kein großes Thema aus all dem zu machen, besonders nicht, wenn es um Nami ging.

„Wurde sie von einer Marienesoldatin aufgezogen?“ Die Augen zuckten wieder hinauf, nachdem Robin versucht hatte sich wieder auf ihre Unterlagen zu konzentrieren. Es hatte lange gedauert bis Nami und sie dieses Gespräch gehabt hatten, über ihre Vergangenheit. Noch gut erinnerte sie sich an den Abend, wie sie mit Nami in der Bibliothek bei einem Glas Wein zusammengesessen hatte. Und dabei hatte man dann darüber gesprochen, wie sie zu Ruffy gekommen war aber eben auch über ihre Schwester, ihre Mutter. Darüber warum man einander eben doch sehr gut verstand und warum man sich in manchen belangen vielleicht ähnlicher war, als man glauben mochte. Dennoch war die Vergangenheit etwas das niemand von ihnen an die große Glocke hing und nichts was innerhalb ihrer Crew eine Rolle spielte. Bei manchen hatte man es mitbekommen, unweigerlich. Jedoch nicht bei allen und man fragte in der Regel auch nicht danach. Das nun ausgerechnet er diese Frage stellte und damit leider sehr nah an der Wahrheit lag konnte Robin in diesem Moment nicht ganz nachvollziehen.

„Worauf möchtest du hinaus?“ Fragte sie dann aber doch ganz direkt nach. Sie war kein Freund solcher Spielchen und hasste es durchaus wenn ihr Gegenüber nicht zum Punkt kam. Und das er das offenkundig nicht machte, obgleich er die Antworten vielleicht schon kannte, trug nicht dazu bei das Robin dem ganzen wohlgestimmter gegenüberstand.

„Solltest du dir vielleicht mal ansehen. Da hat jemand fleißig Informationen gesammelt“, erklärte er dann und reichte ihr die Unterlagen. Namis Steckbrief war zu erkennen und dahinter eine Ansammlung von Notizen und Dokumenten. Etwas das Robin die Brauen zusammenziehen ließ, als sie sich das alles genauer ansah. Sie wurde als Mitglied der Arlong-Piraten aufgeführt, ehe sie zu den Strohhüten übergelaufen war, ihr Wohnort, ihre Schwester die offensichtlich auch beobachtet worden war, nachdem Nami abgereist war. Ein Bild von einer Frau in Marineuniform. Robin zog die Brauen zusammen, denn der Sinn hinter all dem erschloss sich ihr noch nicht wirklich.

„Gibt es noch mehr Akten über uns?“

„Euch? Nein, sie war ein Ziel. Das wird Dragon sicherlich interessieren.“ Er grinste sie breit an und erhob sich dann wieder, um Robin mit den Unterlagen alleine zu lassen. Ein Ziel? Warum? Es machte keinen Sinn und doch wusste sie, dass sie die Antworten vor sich hatte und es durcharbeiten musste. Etwas, das Robin auch in den folgenden Stunden tun würde, um die Antworten auf all das zu bekommen. Doch mit jeder Seite die sie laß schienen die Fragen nur noch größer zu werden und die Gewissheit, dass man sich auf gefährlich dünnem Eis bewegte. Denn egal, ob Robin diese Informationen zur ganze greifen konnte oder nicht, spielte in diesem Moment einfach keine Rolle. Es reichte, um zu verstehen, dass es Nami in ziemliche Schwierigkeiten bringen würde sollte das alles öffentlich werden, sollte die Marie das alles jemals in die Hände bekommen. Etwas das Robin auf keinen Fall zulassen durfte!

„Sag bloß du hattest wirklich keine Ahnung.“ Ihr wurde eine frische Tasse Kaffee vor die Nase gestellt und Robin schielte zu ihm hinauf. Sie schwieg, denn wie hätte sie darüber auch bescheid wissen sollen? Nach allem was sie wusste war sie sich auch ziemlich sicher, dass Nami selbst nicht die geringste Ahnung von dem hatte was hier in diesen Akten niedergeschrieben worden war. Ob es stimmte? Das wusste Robin nicht so genau, allerdings gab es zunächst keinen Grund von etwas anderem auszugehen oder zu glauben, dass es sich bei diesen Informationen um Halbwahrheiten handeln könnte. Spielte es eine Rolle? Für sie am Ende zumindest nicht aber sie wusste, dass die Regierung es vermutlich anders sehen würde. Völlig unabhängig von Nami selbst, denn sie war zwar eine gefährliche Kämpferin aber wohl kaum mit dem zu vergleichen was Ruffy, Zorro oder Sanji auf die Beine stellen konnten, wenn es sein musste. Es stand in keinem Verhältnis zueinander und dennoch waren dies gewiss keine Fragen die irgendjemand stellen würde.

„Dragon will mit dir sprechen.“ Sie schielte ihn an, verzog nur wieder das Gesicht. Das letzte was sie wollte und brauchte war wohl darüber zu sprechen was man hier vor sich hatte und sicherlich traute sie niemandem hier über den Weg. Fraglich war allerdings, wie sie es schaffen sollte diese Informationen verschwinden zu lassen. Man war hier einfach nicht alleine, niemals wirklich zumindest und bei solchen Dingen würde jeder sicher ein ziemliches Auge darauf haben, dass sie niemandem in die Quere deswegen kam. Robin war kaum so naiv zu glauben, dass diese Sache einfach laufen würde, denn hier hatte niemand einen wirklichen Grund sie zu schützen oder am Leben zu lassen. Nicht, dass sie das wirklich aufhalten würde, wenn es sein musste. Dennoch war es vermutlich klüger, wenn man das ganze gemeinsam und konzentriert anging, um möglichst viel Schadensbegrenzung zu betreiben.

Sie klopfte mit den Fingerknöcheln an den Türrahmen des Raumes in dem er sich zurückgezogen hatte. Der hochgewachsene Mann drehte sich zu ihr und ließ den Blick nachdenklich über sie schweifen. Er gehörte sicherlich zu den Menschen, die man nicht einfach lesen konnte. An dieser Stelle hatten sie durchaus etwas gemeinsam und Robin bemühte sich, dass es auch so bleiben würde. Es gab Dinge, die nicht offen ausgesprochen werden mussten, Dinge die sie mit allen Mitteln von ihm Fernhalten würde.

„Setz dich.“ Er deutete auf einend er Stühle und Robin würde die Tür hinter sich schließen, bevor sie sich zu ihm begeben würde. Auch Dragon ließ sich auf einen der Stühle sinken, er atmete schwer aus und sah sie dann durchdringend an. Etwas das sie nicht sonderlich tangierte und deswegen faltete sie lediglich die Hände ineinander, um ihn dann auch abwartend anzusehen und seinem Blick dabei nicht auszuweichen. Nein, so weit würde sie es nicht kommen lassen.

„Ich nehme an, du hast dir bereits einen Überblick über die gefundenen Informationen verschafft?“

„Soweit es bisher möglich war, durchaus.“ Dabei ließ sie nicht durchblicken, um welche Informationen es dabei ging oder was sie davon hielt. Dragon war auch weiterhin ein Mann, den sie schwer einschätzen konnte und, obgleich er Ruffy’s Vater war, wusste sie nicht genau, ob er ihnen wirklich wohl gesonnen war. Etwas das man vielleicht erwarten würde, doch Robin lebte zu lange in dieser Welt als das sie sich wirklich auf die Erwartungen familiärer Bande verlassen würde.

„Ich muss zugeben, dass ich es nicht erwartet hatte. Und das man wohl davon sprechen kann, dass eure Crew eine sehr besondere Zusammensetzung hat. Wenn man eure Hintergründe bedenkt, dann wäre alleine das bereits ein Grund, um einige Kopfgelder in die Höhe zu treiben. Und ich denke angesichts der Informationen zu der diebischen Katze wäre das sicher so ein Fall.“ Er hatte nach einem Stück Papier gegriffen. Soweit Robin es erkennen konnte handelte es sich dabei um einen Steckbrief. Vermutlich den von Nami, denn Dragon hatte nicht unrecht. Im Verhältnis gesehen war ihr Kopfgeld doch relativ gering aber das könnte sich ebenso schnell ändern, wenn die Regierung auf die Idee kam, dass von ihr eine weitaus größere Gefahr ausging, als sie glaubten.

„Unser Kopfgeld wird auf unserer Reise unweigerlich steigen. Ein Umstand der zu unserem Leben dazugehört“; gab sie zu bedenken. Steigende Kopfgelder sollten nicht das sein was jemanden von ihnen abschreckte. Immerhin hatten sie alle diesen Weg bewusst gewählt, auch Nami. Und würden sie mit Ruffy weiter segeln, dann war auch zu erwarten, dass sie bei der Regierung auch weiterhin für Unmut sorgen würden. Es war noch lange nicht das Ende.

„Durchaus. Die Frage ist allerdings, ob es bei steigenden Kopfgeldern bleiben wird. Sie ist die Tochter eines mächtigen Mannes, man wird glauben, dass sie mehr weiß als gut für sie ist“, gab er zu bedenken. Das all das darauf abzielte Robin’s Reaktion einzuschätzen und zu verstehen war dieser durchaus bewusst und nichts was sie ihm einfach machen würde.

„Und das er ein Verräter der Regierung war wird wohl auch niemanden wirklich amüsieren.“ Nein. Das war Robin klar und die Weltregierung war durchaus nicht für ihre rationalen Entscheidungen bekannt. Und das es da durchaus schwierig war zu unterscheiden und zu verstehen, dass Nami damals noch ein Säugling gewesen war, war nichts was man diskutieren musste. Es würde einfach niemanden interessieren. Für die Regierung wäre vermutlich nur wichtig, dass man ihre Blutlinie auslöschen würde egal zu welchem Preis.

„Worauf willst du hinaus?“ Fragte Robin nur kühl. Sie konnte es nicht leiden, wenn man um den heißen Brei herumredete und nicht auf den Punkt kam. Das er etwas wollte war offensichtlich und so war es reine Farce, dass er hier nun über Fakten sprach die Robin sich auch selbst hatte zusammenreimen können.

Dragon lächelte schmal und musterte sie einen Moment, ehe er mit den Schultern zuckte. Sie wollte nicht spielen, dann würde er das wohl so hinnehmen, auch wenn ihm etwas anderes sicherlich mehr Freude bereitet hätte.

„Deine direkte Art wusste ich schon immer zu schätzen“, bemerkte er dann nur. Allerdings war Robin nicht empfänglich für Schmeicheleien, was dazu führte, dass sie schwieg und einfach abwarten würde, bis er weitersprach. „Was ich damit sagen will ist, dass uns wohl beiden daran gelegen ist, dass diese Informationen unter Verschluss bleiben. Ich biete an, dass wir sie sicher aufbewahren und für einen entsprechenden Gegenwert wäre ich auch bereit sie dir irgendwann auszuhändigen.“ Daher wehte also der Wind. Ein Druckmittel, damit Robin ihm half? Wobei? Es spielte am Ende vielleicht keine Rolle, denn sie konnte sehen wie in diesem Moment bereits alle Informationen genommen und weggeschafft wurden. Und ihre Lage war nicht die beste, denn sich gegen Dragon zu stellen und einen offenen Kampf zu fordern überstieg in diesem Moment sicherlich ihre Kräfte.

„Und wie soll dieser Gegenwert aussehen?“ Mitzuspielen war in diesem Moment die erste Option, die sie hatte. Vielleicht würde sich noch eine passende Gelegenheit finden, manchmal musste man eben geduldig sein und durfte die Dinge nicht übereilen.

„Ich möchte, dass du uns bei der ein oder anderen Sache hilfst. Wir werden dir eine Teleschnecke mitgeben, um in Kontakt zu bleiben, sobald du uns wieder verlässt. Das genaue vorgehen ist noch nicht klar aber wenn du uns hilfst, dann bin ich bereit dir die Informationen zu geben und darauf verzichten sie mit der Weltregierung zu teilen.“ Sie erpressen, das war es worum es ging. Denn eigentlich hatte ihre Zusammenarbeit nach zwei Jahren enden sollen. Dann wenn sie sich wieder auf den Weg zu ihren Freunden gemacht hätte. Nun aber verlangte er von ihr weiter für sie zu arbeiten und das vermutlich auch noch hinter dem Rücken ihrer Freunde. Etwas das Robin sicherlich ungerne tun würde, doch für den Moment musste sie wohl darauf eingehen. Immerhin wäre sie nicht bereit Nami wissentlich eine Zielscheibe auf den Rücken zu malen. Dabei wäre es ohnehin fraglich, wie ihre Freundin auf all diese Informationen reagieren würde aber es war eben auch nur ein Grund mehr für Robin das alles mit etwas mehr Fingerspitzengefühl anzugehen. Und das bedeutete im Zweifel eben auch das Spiel so lange mitzuspielen bis sich eine bessere Möglichkeit ergeben würde oder sie die Chance gehabt hätte das alles vielleicht doch mit Nami zu besprechen.

„Nun, wie es aussieht ist es kein Angebot das ich abschlagen kann.“


 

"Es geht um deine Herkunft."


 

„Nami?! Dir gehts gut! Ich hab euch überall gesucht, wo sind die anderen?!“ Er war verletzt, hatte auch einiges abbekommen und dennoch grinste Ruffy sie breit an, als sei das alles einfach ein Riesen Spaß. Für ihn mochte das vermutlich auch zutreffen. Nami allerdings fand das alles weit weniger lustig und ansprechend. Inzwischen stützte sie sich schwerfällig auf einem der Tische ab, da die Schmerzen ihr doch langsam wieder bewusster wurden und es nicht gerade dazu beitrug, dass Nami sich besser auf den Beinen halten konnte. Das es den anderen besser erging als ihr wagte sie dennoch zu bezweifeln und so wurde nur noch deutlicher, dass man das alles bald beenden musste.

„Wir versuchen seit Tagen dich zu finden und aus der Scheiße wieder heraus zu kommen in die du uns geführt hast!“ Fuhr sie ihn an. Denn nein, Nami war nicht begeistert davon. Genau genommen war sie sogar ziemlich wütend auf ihn. „Du verschweigst uns Dinge und lässt uns in diese Schlacht hineinrennen! Und wir wissen nicht einmal wofür! Aber anscheinend habt ihr euch da schön abgesprochen?!“ Der Blick ging wieder zu Robin. Ruffy hatte sie hier erwartet, nach ihr Gesucht. Also musste er deutlich mehr gewusst haben als er ihnen hatte erklären wollen. Ja, Nami fühlte sich verraten in diesem Moment auch wenn Ruffy das offenkundig nicht verstehen konnte. Sie konnte es deutlich in seinem Blick erkennen. Aus seiner Sicht hatte er vermutlich alles richtig gemacht, doch das konnte Nami so wirklich nicht unterschreiben. Am Ende ging es eben auch nicht darum, dass sie hier Kämpfen mussten, etwas das sie nicht anders kannten. Aber das er ihnen offenkundig einige Details verschwiegen hatte? Ja, das stieß ihr doch sehr bitter auf.

„Robin hat unsere Hilfe gebraucht. Es war wichtig das wir herkommen“; wandte er dann nur ein und Nami warf resignierend die Arme in die Luft. Kurz darauf verzog sie schmerzlich das Gesicht und würde sich wieder auf einen Stuhl sinken lassen. Ihre Kraft war am Ende und so schüttelte sie einfach nur wieder den Kopf. Hatte er wirklich geglaubt, das dieser Weg der richtige war? Ihnen all das zu verschweigen, was Robin ihm vielleicht gesagt hatte, ehe sie gegangen war? Und das sie es getan hatte war für Nami offensichtlich. Es gab keinen anderen Weg. Nur deswegen war er so ruhig und gefasst geblieben, nur deswegen war es weiter gegangen. Sie hatte IHM die ganze Wahrheit gesagt, während der Rest von ihnen auch weiterhin im dunkeln gelassen wurde. So konnte man nicht als Team zusammenarbeiten, so konnte es einfach nicht gelingen.

„Und was war euer verdammter Plan?“ Vielleicht brachte es nichts über all diese Dinge zu streiten. Ruffy war ein Holzkopf und würde ohnehin nicht verstehen was er falsch gemacht hatte. Hinzu kam, dass sie in einer wirklich beschissenen Lage steckten und es für sie wirklich nicht ersichtlich war, wie sie da wieder herauskommen sollten. Etwas das vielleicht einen groben Plan erfordert hatte, doch dazu hätte man im Vorfeld eben doch miteinander sprechen sollen. Etwas das nicht geschehen war und sie nun vor ein ganz anderes Problem stellte. Eines, welches Nami noch nicht einschätzen konnte. War es möglich hier von dieser Insel zu verschwinden und doch noch die Flucht zu ergreifen?

„Wir kommen her und machen diese Arschgeigen platt.“ Natürlich. Nami konnte nur den Kopf schütteln. Wenn das sein Plan gewesen war, dann war es doch kein Wunder, dass die ganze Geschichte den Bach hinunter ging. Wie sollte man so auch zu einem Ziel kommen? Vermutlich hatte er sich keinerlei Gedanken darum gemacht, mit wem er sich anlegte und wofür genau. Hatte er das verstanden? Hatte Robin es ihm so erklärt, dass auch er das verstehen konnte? Sie bezweifelte es durchaus. Vermutlich hatte er nur gehört, dass seine Hilfe gebraucht wurde und dann hatte er abgeschaltet.

„Das Ziel war es die Informationen zu bekommen, ich hatte es geschafft ihr Versteck auszumachen. Nun sind die Dinge etwas anders gelegen.“ Mischte sich Robin ein, auch wenn es das nicht besser machte. Gerade von ihr hätte Nami etwas mehr Verantwortung dahingehend erwartet. Sie war doch nicht dumm!

„Und wie liegen die Dinge jetzt?!“

„Die Marine hat den Standort dieser Insel ausgemacht, erfahren welche Informationen hier lagern könnten. Sie haben ihre besten Admiräle und Agenten hierher geschickt, um die Revolutionäre zu vernichten.“

„Das ist nicht unser Kampf“, stellte Nami nur fest. Nein, das war es wirklich nicht. Sie hatten sich in diese Angelegenheiten nie eingemischt und nun taten sie es doch? Warum? Das verstand sie nicht und es ergab keinen Sinn die Crew einer solchen Gefahr auszusetzen. Eine, die alles dagewesene überstieg. Wenn Robin ihr sagte, dass sie sie eigentlich hatte schützen wollen, dann war das hier doch genau das, was man hatte verhindern wollen, oder? „Und das hier.. was bringt es uns?! Ist euch beiden eigentlich klar, dass es uns mehr schadet als das es uns irgendwie hilft hier zu sein?!“ War sie die einzige, die hier noch bei sinnen war?

„Nami, du verstehst nicht..“ Begann Ruffy, doch er hielt inne, als sie ihm einen strafenden Blick zuwarf. Egal was sie verstehen sollte oder nicht, das hier war einfach nicht gut. Es war eher ein Zeichen dafür, dass man einfach verschwinden und sich mit anderen Dingen befassen sollte.

„Die Informationen, die sie suchen betreffen dich Nami. Wir können nicht einfach zulassen, dass diese Informationen in Umlauf kommen. Dann geht es nicht mehr nur alleine um die Regierung, die uns verfolgen wird.“ Ihr Blick richtete sich wieder auf Robin, auch wenn Nami das wohl nicht verstehen konnte. Informationen über sie? Was sollte es über sie zu wissen geben, das all das rechtfertigte? Nein.

Die junge Navigatorin schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Nein. Sie wollte von all dem nichts mehr wissen. So viel hätte anders laufen können, anders laufen müssen. Und doch war genau das eben nicht geschehen. Stattdessen hatte Robin auf eigene Faust gehandelt, hatte Ruffy mit hineingezogen und das alles für was? Damit sie am Ende doch nur auf dieser Insel zu Grunde gehen würden?

„Nami, bitte du musst uns zuhören.“ Ruffy versuchte es wieder und sah zu seinem Bruder. Sabo war mit ihm hier herunter gekommen. Doch Nami hatte den Blondschopf nicht wirklich wahrgenommen und ihm auch keine wirkliche Beachtung geschenkt. Das hatte sie nicht gewollt. Zu sehr war die Erkenntnis in den Vordergrund gerückt, dass Ruffy die ganze Zeit mehr gewusst und ihnen nichts gesagt hatte. Auch jetzt zuckte Sabo nur mit den Schultern und schwieg. Er wollte sich aus diesem internen Dilemma wohl heraushalten. Besser für ihn, denn Nami konnte gerade niemanden mehr gebrauchen der das alles noch weiter klein redete. Als sei das alles wirklich keine große Sache.

„Wo sind die anderen. Du weißt es doch, oder?“ Anstatt zuzuhören versuchte sie lieber nach anderen Lösungen zu suchen und endlich einmal etwas Verantwortung zu übernehmen. Das was sonst wohl niemand bereit war zu tun.

„Ja, durchaus. Wir lotsen sie bereits zu einer Bucht. Franky konnte die Sunny verstecken.“ Robin löste sich aus ihrer Haltung und bewegte sich auf sie zu, doch Nami hob die Hand, um ihr deutlich zu machen, dass sie sich Fernhalten sollte.

„Sie wollten die Informationen gegen dich, gegen uns verwenden. Das konnte ich nicht zulassen. Ich habe unterschätzt was es mit uns macht und das tut mir leid. Ich bin bereit zu reden, doch zunächst musst du uns zuhören, um das alles zu verstehen. Es geht um deine Familie.“

Es fühlte sich an, als würde man sich in einem Strudel befinden. Eine unendliche Strömung, die am ganzen Körper zerrte, einen immer wieder hinunterzog. Man bekam kaum Luft, schluckte Wasser. Immer und immer wieder. Nicht genug, um daran zu ersticken aber auch zu viel um wirklich Luft zu bekommen. Das ohrenbetäubende Rauschen das immer lauter wurde. Unerträglich. Am liebsten würde sie schreien, um sich schlagen.

„Es geht dabei um deine Herkunft, um deinen Vater und-“

„Hör auf! Es interessiert mich nicht! Ich hatte eine Mutter uns sie ist für mich gestorben, ich habe eine Schwester. Mehr muss ich nicht wissen!“ Hatte Robin überhaupt eine Ahnung was das für sie bedeutete und in was für eine Lage sie sie damit brachte? Ja, vielleicht hatte Nami sich gefragt woher sie kam und wer ihre Eltern waren. Wo Belmeere sie gefunden hatte und warum. Was damals wirklich geschehen war. Besonders, als sie noch klein gewesen und sich nicht als zugehörig empfunden hatte. Doch das lag in der Vergangenheit. Nami hatte ihre Eltern nie kennengelernt und sie war davon ausgegangen, dass sie ohnehin nicht mehr lebten. Welche Rolle sollte das alles also für ihr Leben spielen? Sie hatte eine neue Familie gefunden, eine perfekte, die sich um sie gekümmert hatte, die sie liebte.

„Egal was du oder ihr glaubt da zu schützen. Es spielt keine Rolle für mich! Ich will von dieser Insel verschwinden und das wir endlich alle wieder zur Besinnung kommen! Eure Heimlichtuerei hat uns schon genug gekostet! Sag mir wo die anderen sind, bringt mich hin und dann verschwinden wir hier!“ Es schmerzte und sie wollte endlich abschließen, zur Ruhe kommen. Warum konnte das niemand verstehen? Das alles hatte so viel mit ihr gemacht und niemand schien das wirklich zu verstehen. Niemand verstand wie es ihr damit ging und das es sie kaputt machte. Sie hatte vertraut, sich verliebt und der Schmerz war unerträglich.

„Nami, wir müssen sie erst aufhalten, sie werden nach dir suchen. Ich werde sie aufhalten.“

„Sag mir wo die anderen sind.“ Ihr Blick richtete sich auf Robin. Diese schien alles andere als begeistert zu sein aber nach einem prüfenden Blick zu Ruffy schien sie doch nachzugeben. Es war vielleicht auch die Gewissheit, dass sie so nicht weiterkommen würden. Nami machte dicht und das vielleicht auch zurecht. Von Anfang an war man es falsch angegangen. Die Dinge hatten sich vermischt und waren zu einem ungesunden Cocktail heran gegährt.

„Eine Bucht östlich von hier. Nur noch Sanji und Brook fehlen. Aber sie werden auch bald eintreffen.“ Nami blickte noch einmal in die Runde, dann wandte sie sich ab und lief in Richtung Treppe.

„Beweg dich!“ Das ging an Ruffy. Sollte er endlich mitkommen und diesen Blödsinn sein lassen. Der sture Kerl brauchte manchmal einen deutlichen tritt in den Hintern und entweder er würde ihr folgen oder Nami würde ihn auf dieser beschissenen Insel zurücklassen. Allerdings musste sie dazu erst einmal zu ihrem Schiff kommen und wenn Nami es richtig im Kopf hatte, dann war es bis zu den Buchten im Osten durchaus ein gutes Stück das sie zurücklegen musste. So angeschlagen wie sie war würde das sicherlich nicht einfach werden. Der Schmerz nahm ein unerträgliches Maß an und viel länger würde sie das alles sicherlich nicht aushalten. Jeder Schritt die Treppenstufen hinauf kostete unendlich viel Kraft.

Hinter ihr fand wohl eine kurze Diskussion statt, dann aber vernahm sie Schritte die ihr folgten. Erst, als sie aus der Dunkelheit heraustrat und sich umwandte erkannte sie Robin an ihrer Seite.

„Er wird uns folgen. Ich begleite dich.“ Nami war nicht in der Stimmung ihr das alles auszureden. Möglicherweise war es auch besser so, denn dann musste sie sich nicht auch noch auf den Weg konzentrieren. Und das Robin bereits die entsprechenden Schleichwege kannte, die sie um den Kampf herumführten wurde bereits nach den ersten Minuten klar. Sie hatte sich an Nami vorbeigeschoben und sorgte mit ihren Kräften dafür, dass der Weg für sie frei war. Immerhin sah sie die potentiellen Gegner bereits bevor Nami es tat und Ihre Kräfte erledigten den Rest. Unweigerlich fragte Nami sich, was es für einen Kraftakt für sie bedeutete. Immerhin hatte Robin ihr vor kurzem gestanden, dass diese körperlichen Belastungen ein Grund dafür waren, dass sie wohl nicht mehr zur See fahren konnte. Das es sie einschränkte wurde in diesem Moment allerdings nicht deutlich, allerdings war Robin schon immer gut darin gewesen zu verbergen wie es ihr ging und was sie beschäftigte. Es sollte sie daher nicht wundern, dass die andere durch die Trümmer lief als sei es ein Spaziergang an einem friedlichen Frühlingstag.

„Ich hatte nicht erwartet, dass ich Gefühle entwickeln würde. Es hat als etwas lockeres angefangen, für uns beide“, sprach Robin irgendwann, als sie zwischen den Ruinen hockten und darauf warteten, dass der Weg frei war. Nami schielte sie an. Nur kurz trafen sich ihre Blicke, dann ging es weiter. Robin’s Timing war schrecklich. Nun suchte sie sich ausgerechnet diese Situation aus, um noch einmal ein Gespräch zu beginnen?

Eine Explosion ließ sie innehalten. Der Himmel hatte sich bereits dunkel verfärbt durch den Rauch der Feuer, die Asche. Es war eine merkwürdige Dunkelheit, eine rote Färbung, die allerdings wenig mit einem romantischen Sonnenuntergang gemein hatte. Der Rauch brannte in den Lungen und selbst Nami hatte unter diesen Bedingungen Probleme damit richtig Luft zu bekommen. Robin musste es unendlich viel Selbstbeherrschung in diesem Moment kosten und lediglich das leichte zucken das ab und an durch ihren Körper ging schien sie zu verraten.

„Als ich mir eingestehen musste was ich für dich empfinde, das ich uns in eine Situation gebracht hatte die wir beide nicht einfach hinter uns lassen konnten, da waren die Anweisungen bereits gekommen. Ich wusste, dass ich die Crew verlassen muss.“ Es fiel Nami schwer Robin zu verstehen und ihren Worten zu folgen. Dennoch gab sie sich Mühe, damit sie es schaffte. Es war der innere Zwiespalt gegen den Nami sich nicht wehren konnte. So lange hatte sie auf dieses Gespräch gewartet mit der Hoffnung, dass sie danach endlich abschließen konnte. Die unbeantworteten Fragen trieben sie um und würden sicherlich nie einfach so verstummen. Tief in sich wusste Nami es, ganz gleich wie unpassend das alles gerade sein mochte. Und das war es!

„Sag nicht du wolltest es mir leichter machen!“ Nami musste fast brüllen, doch war sie am Ende nicht sicher, ob ihre Worte nicht doch von der nächsten Explosion verschluckt wurden. Wieso ließ sie sich überhaupt auf diesen Mist ein? Vielleicht, weil Nami ahnte, dass sie ansonsten keine andere Chance haben würde. Denn sobald sie ihr Schiff erreicht hätten, was würde dann passieren? Würde Robin sich einfach herumdrehen und wieder verschwinden? Vermutlich könnte man ihr nun vorwerfen, dass sie es diesmal war, die der Aussprache aus dem Weg gegangen war, doch am Ende waren diese vermeintlichen Informationen nicht das worum es Nami eigentlich ging. Es war der Umgang den sie miteinander gepflegt hatten, dass sie sich so schrecklich weit voneinander entfernt hatten.

„Ich..“ Robin sagte etwas, doch die Worte kamen nicht bei ihr an. Der Lärm war Ohrenbetäubend.

„Was?!“ Brüllte sie, geriet ins stolpern. Nami hustete, schien nicht mehr so recht auf das alles klar zu kommen, als sie stolperte uns ins straucheln geriet. Sie schaffte es kaum mit Robin Schritt zu halten, während sie weiter versuchten einem direkten Kampf aus dem Weg zu gehen. Etwas das sie beide vermutlich nicht schaffen würden.

Sie wurde an ihrem Handgelenk gepackt. Robin zog sie hinunter und sie landeten auf dem Boden. Ihr Atem ging unregelmäßig, Nami blinzelte und ließ den Blick unruhig über ihre Umgebung schweifen. Wo waren sie? Ihr war schwindelig und es fiel ihr immer schwerer sich zu konzentrieren. Wie weit waren sie in den letzten Minuten gekommen?

Noch während sie versuchte etwas in ihrer Umgebung zu erkennen schob sich Robin’s Gesicht in ihr Blickfeld. Nami blickte in die eisblauen Augen, die sie sichtlich besorgt musterten. Ihre Lippen bewegten sich und Nami musste blinzeln. Sie versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren, doch es dauerte einen Moment, bis sie wirklich in der Lage war das alles zu erfassen.

„Ich hatte Angst vor meinen Gefühlen. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll.“

„Wie wäre es damit gewesen mit mir zu reden? Ich hab dich so oft darum gebeten!“ Robin biss die Kiefer zusammen. Nami beobachtete wie sich ihre Brauen zusammenzogen und wie sie wohl innerlich mit sich kämpfte.

„Es war leichter zu ertragen, dass du mich hasst als die Vorstellung, dass es etwas sein könnte das eine Zukunft hat und ich dich am Ende doch gehen lassen müsste, weil ich nicht mit dir kommen kann.“ Robin legte einen Moment die Hand an ihre Wange, dann löste sie sich und stand wieder auf. Dabei hielt sie Nami’s Handgelenk feste im Griff und würde sie mit sich hinauf auf die Beine ziehen. Nami schwankte und musste sich einen Moment an der Älteren festhalten. Dabei legte Robin einen Arm um ihre Hüfte und festigte den Griff etwas, um Nami zu stützen. Kurz wurde ihr etwas Schwarz vor Augen und Nami war sich nicht sicher, ob sie auch nur einen Meter würde weiterlaufen können. Aber die Frage sollte sich nicht stellen. Robin hielt sie umfangen und würde sie dann weiter mit sich ziehen. Es war keine Zeit um zu verweilen, sie waren beide nicht in dem Zustand es auf einen Kampf anlegen zu können. Und das sich ihr Zustand verschlechterte schien auch Robin bewusst zu sein, denn der Zug um ihre Hüfte wurde etwas nachdrücklicher. Es ging weiter voran, Nami würde einfach neben Robin her stolpern. Dabei sah sie nicht wirklich was um sie herum passierte. Es rauschte in ihren Ohren, der Schwindel wurde immer stärker.

„Robin..“

„Es ist nicht mehr weit. Halt noch durch.“

„Ich.. kann nicht..“ Sie versuchte es wirklich, versuchte sich zusammen zu nehmen und wach zu bleiben aber die Momente in denen sie eine klare Sicht hatte wurden immer weniger und immer kürzer. Nami hielt den Blick gesenkt, blickte auf ihre eigenen Füße hinunter. Sie sah wie sie stolperte, wie der Boden näher kam und dann wurde ihr schwarz vor Augen.

***

„Was ist passiert, wo ist Ruffy?!“ Sanji lehnte sich über die Reling und griff nach Nami, um sie an Bord zu ziehen. Robin ließ von ihr ab und würde dann an Bord folgen. Das letzte Stück war nicht leicht gewesen und sie hatte noch einmal ihre Kraft mobilisieren müssen, um Namis Bewusstlosen Körper zum Schiff zu bekommen. Nun musste auch sie sich auf den Boden sinken lassen, während Chopper zu ihnen gelaufen kam und einen Blick auf Nami warf, um sie dann zu umfassen und auf die Krankenstation zu bringen. Sie war nun in Sicherheit und das sollte ausreichend sein. Es gab nichts was sie noch tun konnte in diesem Moment.

„Er wird mit Sabo noch etwas erledigen und uns dann folgen. Wir sollten versuchen Abstand zwischen uns und diese Insel zu bringen.“ Das sollten sie, dringend. Es würde auch so schon schwer genug werden, da Marineschiffe rund um die Insel positioniert waren und diese unter Beschuss setzten. Dennoch hatten sie keine Wahl und man konnte lediglich darauf hoffen, dass die Hauptakteure sich bereits auf der Insel befanden und man deswegen leichteres Spiel haben würde.

„Und wie soll er uns dann finden?“ Zorro war skeptisch. Es hatte bei ihm am längsten gedauert, bis sie ihn dazu gebracht hatte ihren Anweisungen zu folgen und das nicht nur, weil er trotz dessen noch immer in die falsche Richtung gelaufen war. Robin fragte sich durchaus wie es möglich war, dass er überhaupt irgendetwas fand mit diesem Orientierungssinn aber das stand nicht zur Debatte. Heute zumindest nicht.

„Ich werde ihnen den Weg nennen. Oder willst du lieber bleiben?“ Sie raffte sich auf und sah ihn abwartend an. Schnaubend sah Zorro schließlich zu Franky und gab ihm ein Zeichen. Ihnen allen war klar, wann es besser Zeit war zu verschwinden und dieser Moment hier gehörte sicher dazu. Sie alle hatten hart gekämpft und waren doch am Ende ihrer Kräfte. Ein solches Aufgebot war einfach nicht leicht zu stoppen, besonders nicht wenn man unvorbereitet in einen solchen Kampf geschickt wurde.

Franky lief los und machte sich an die Arbeit. Sie würden die Leinen lösen und ablegen, während Robin noch einmal einen besorgten Blick auf die Insel richtete und sich fragte, ob es wirklich das richtige war. Doch nun konnte sie nichts weiter tun, als das alles in Ruffy’s Hände zu legen und zu hoffen das er es schaffen würde. Mit Sabo gemeinsam war es sicherlich möglich, denn Robin rechnete damit, dass seine Loyalität zu Ruffy groß genug war, um ihn nicht zu hintergehen. Vielleicht war es sogar die kleine Hoffnung die sie damit verband. Vielleicht wäre sonst auch alles umsonst gewesen was man bisher in die Wagschalge geworfen hatte. Denn das sie wohl nicht den richtigen Weg gewählt und sich zu sehr von ihren Gefühlen hatte leiten lassen, das hatte Robin schon vor geraumer Zeit verstanden. Doch zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät gewesen. Nun galt es Schadensbegrenzung zu betreiben und die führte als erstes Weg von der Insel, weg von diesem Kampf der, wie Nami gesagt hatte, nicht ihrer war. Es war ein Kampf um die Vergangenheit, um Welten, Menschen die schon längst nicht mehr lebten. Um ihr Erbe und um die Wahnvorstellungen von ein paar alten Männern, die Angst vor den Schatten der Vergangenheit hatten.

Wie groß diese Schatten wirklich waren, das sielte möglicherweise keine Rolle und für Nami erst recht nicht. Es schien klar für sie zu sein, dass dies nichts war was sie interessierte. Und Robin war sich nicht einmal wirklich sicher, was Nami wirklich von ihrem Vater hatte. Vielleicht mehr als sie ahnte aber wenn sie dem nicht den Weg öffnen würde, dann würde es vielleicht nie eine Rolle spielen.

Zunächst sollte es sie jedoch nicht beeinflussen und möglicherweise ließ Robin sich auch zu sehr von diesen Schatten treiben, ihr Leben beeinflussen. Und das, obwohl sie sich eigentlich das Gegenteil wünschte. Doch selbst sie war wohl nicht frei davon sich von Gefühlen leiten zu lassen. Eine Eigenschaft, die Robin nicht sonderlich gut fand. Es lag ihr nicht mit dererlei umzugehen. Dennoch war es passiert und sie hatte sicherlich massive Fehler deswegen begangen. Fehler die am Ende dazu geführt hatten, das Nami in diesem Zustand im Krankenzimmer lag, das man hoffen musste, dass Ruffy sie finden würde und das sie von dieser Insel fliehen mussten die einem Inferno glich. Es wirkte als würde das Meer in Flammen stehen und auch, wenn Robin wusste, dass sie DAS nicht heraufbeschworen hatte, wo fühlte sie sich dennoch verantwortlich.

„Sie haben uns entdeckt!“ Ihr Blick richtete sich auf Lysop, der mit seinem Fernglas an der Reling stand und die Marineschiffe beobachtete. Nein, sie hatte keine Zeit, um sich diesen Gedanken und der Reue hinzugeben. Sie mussten handeln und sich dem entgegenstellen.

Robin raffte sich auf, die Jungs liefen an die Reling und machten sich bereit. Sie mussten nur diesen Ring durchbrechen und dann hier verschwinden. Zumindest genug Distanz zwischen sich und das alles bringen aber nicht zu viel, damit Ruffy sie am Ende noch finden würde. Es war ein schmaler Grad, doch gegen all diese Schiffe ankommen, wenn sie das Feuer eröffnen würden? Das war unmöglich. Gerade unter dem Umstand, dass die meisten von ihnen keine Fernkämpfer waren. Und doch wussten sie alle was in diesem Fall ihre Positionen waren. Man war ein eingespieltes Team und trotz Robins Abwesenheit war es in diesem Moment kein Punkt der sie beeinflussten. Sie handelten einfach, agierten als Team und kämpften sich den Weg frei, um sich dann auf Abstand zu bringen. Sabo würde sie finden, er hatte eine Vivrecard.

Die Stille würde sich wie ein bedrückender Schleier über das Schiff legen. Die Luft klärte sich, ließ sie besser atmen und gleichzeitig hatte Robin das Gefühl als würde ihr jemand die Lungen zusammendrücken. Schwer atmend sackte sie auf den Boden und lehnte sich gegen die Reling. Die Welt war aus den Fugen geraten, wankte bedenklich und auch, wenn es nun still war, so war dennoch nicht sicher, ob sie wirklich außer Gefahr waren. Die Anspannung würde im Körper bleiben und gleichzeitig war diese Pause dringend nötig. Sie waren an ihre Grenzen gekommen.

„Schöne scheiße.. die haben die ganze Insel dem Erdboden gleich gemacht. Sollten sie nicht eigentlich Dinge schützen?“ Sanji war an sie herangetreten. Er steckte sich eine Zigarette an und lehnte sich dann mit den Ellen auf die Reling, um den Blick schweifen zu lassen.

„Sie glauben mit ihrem Verhalten die Welt zu schützen, eigentlich arbeiten auch sie nur für ihre eigenen Interessen“; wandte sie leise ein. Nein, die Regierung arbeitete nicht im Interesse der Bevölkerung. Zu sehr waren sie von Misstrauen und Angst getrieben. Konzentrierten sich nur darauf die Piraten aufhalten zu wollen und vergasen dabei die wirklich wichtigen Werte. Auf der Insel hatten immerhin auch Zivilisten gelebt und ob diese alle entkommen waren, das war ungewiss. Allerdings war das nichts was Robin überraschte. Immerhin hatte sie schon früh diese Seite der Regierung kennengelernt und wusste entsprechend auch, dass sie eben nicht auf der Seite der Bevölkerung standen. Man lernte eben auf schmerzvolle Art. Das, was hier auf dieser Insel geschehen war, das war nur die Spitze des Eisberges.

„Und was sind ihre Interessen? Wozu das alles?“ Robin öffnete die Augen und schielte wieder zu ihm hinauf. Sicherlich eine indirekte Aufforderung, denn das Robin selbst auf einmal wieder hier an Bord saß und mitten in diesem Chaos gewesen war, sprach durchaus eine eindeutige Sprache. Sie wusste etwas und ihre Freunde erwarteten Antworten. Etwas das Robin ihnen zu diesem Zeitpunkt auch nicht absprechen konnte oder wollte. Sie waren in diesen Kampf gezogen ohne wirklich zu wissen worum es ging. Zugegeben hatte Robin Ruffy nicht verboten mit ihnen zu sprechen. Sie hatte ihm lediglich gesagt, dass es Informationen waren, die nicht nach außen dringen sollten. Was dann anschließend hier an Bord geschehen war, das hatte sie nicht beeinflussen können. Dennoch war ihr Einfluss auf diese Situation sicherlich nicht unerheblich und da konnte sie ihre Hände wohl nicht in Unschuld waschen.

Sie schwieg, sah lediglich zu ihren Freunden, die sich nun alle langsam um sie versammelten. Lediglich Chopper war nicht anwesend, doch der war sicherlich im Krankenzimmer und kümmerte sich um Nami. Sobald er damit fertig war würde er sicherlich wieder zurück zu ihnen kommen und die Jungs versorgen. Damit würde er sich keine Zeit lassen und schnell arbeiteten, damit sie alle versorgt waren solange es noch ruhig blieb. Er war ein guter Kerl und wegen ihm hatte sie sicherlich ein ziemlich schlechtes gewissen. Lediglich Nami gegenüber war es wohl größer.

„Sie wollen nicht, dass die alten Mächte wieder zurückkehren. Die Piraten und Verbrecher der alten Generation, die ihre heile Welt ins wanken bringen konnten. Und dafür sind sie bereit alles zu tun, alles zu vernichten. Die meisten Piraten dieser Zeit existieren nicht mehr oder sind über den Zenit ihre Schaffens hinweg. Aber ihre Erben, ihre Nachkommen?“ Robin schüttelte den Kopf und strich sich müde über die Augen. Wo war man da nur hineingeraten? „Nami ist eine dieser Erbinnen. Die Revolutionäre drohten damit die Informationen ihrer Herkunft an die Regierung weiterzugeben. Das was wir in den letzten Tagen erlebt haben.. es wäre das gewesen was auf uns gewartet hätte. Ich habe lediglich versucht es zu verhindern.“ Dennoch war das alles zusammengelaufen. Sie hätte Ruffy vielleicht niemals von all dem erzählen sollen. Von diesen Informationen oder von dem was auf der Insel auf sie wartete. Robin hätte klar sein müssen, dass er dennoch versuchen würde dorthin zu gelangen und zu helfen. Aber all das hatte sie dennoch nicht davon abgehalten und Vernunft walten lassen. Vielleicht doch auch ihre Gefühle, die sich einmal mehr ungebeten eingemischt hatten.

„Ich verstehe nicht, weil Nami’s Eltern, von denen wir bisher nichts wussten, irgendwie Ärger mit der Regierung hatten sind diese Kerle hinter ihr her?“

„Der Name einer Familie kann mehr auslösen und Angst machen, auch wenn ihre Geschichte nichts mit uns zu tun hat“, mischte sich Sanji schließlich ein. Er wusste wohl mit am besten wovon er sprach. Man hatte es erlebt, wie er vor seinem Namen und der Verantwortung geflüchtet war und am Ende doch nicht hatte entkommen können. Es holte sie immer wieder ein, auch Robin und selbst Ruffy. Der Name einer Familie konnte viel auslösen. Gerechtfertigt oder nicht war einmal dahingestellt und spielte am Ende des Tages auch keine wirkliche Rolle. Fakt war einfach, dass diese Paranoiden Gedanken Welten und Leben zerstören konnten. Und niemand von ihnen konnte sich dem entziehen, nicht wirklich zumindest.

„Und deswegen sind sie nun hinter Nami her?“

„Nein.“ Robin schüttelte den Kopf und raffte sich auf. Sie schaffte es aufzustehen und sich gegen die Reling zu lehnen, während sie den Blick durch die Runde schweifen ließ. „Nur die Revolutinäre wissen davon, ein paar zumindest. Die Regierung hat diesen Ort angegriffen, weil er als einer der wichtigsten Standorte der Revolutionäre gilt und, weil sie deren Informationen für sich beanspruchen wollten.“ Das waren zwei verschiedene Dinge. Und doch hing alles zusammen. Denn auf der Insel waren eben auch diese Informationen gewesen und deswegen hatte Robin sich auch nicht heraushalten können.

„Ich wollte die Unruhen nutzen, um an die Informationen zu gelangen und sie zu vernichten. Ruffy wusste, dass sie mich mit diesen Informationen erpressen. Wir hatten uns darauf verständigt, dass ich die Crew verlasse und mich darum kümmere, ehe wir uns Wiedertreffen. Das er herkommen würde war so nicht vereinbart aber als er es war da.. wir haben versucht das beste daraus zu machen.“ Und waren dennoch gescheitert. Der Dickkopf war eben unmöglich aber das er eben auch geschwiegen hatte wunderte Robin dennoch. Vielleicht hatte er ihre Worte etwas zu ernst genommen. Allerdings spielte es vielleicht keine Rolle mehr, denn die Ereignisse hatten sich schon längst verselbstständigt.

„Verstehe ich das richtig.. all das Theater um Nami, mit euch, das du gegangen bist, wegen Informationen über ihre Eltern?“ Zorro sah sie zweifelnd an und sie konnte ebenso verstehen, dass er alles andere als begeistert war. Sie wäre es eben auch nicht, das musste man so unterschreiben aber, was sollte sie tun? Sie hatte sich zu sehr von ihrem Emotionen leiten lassen und es stand noch immer offen, ob die Dinge sich wirklich zu ihren Gunsten auflösen würden.

„Nein. Weil ich mich von meinen Gefühlen zu ihr in meinem Urteil habe beeinflussen lassen.“
 

"Du bist furchtbar was Gefühle angeht."


 

„Ich denke es sieht alles gut aus. Aber du solltest dich dennoch schonen und es langsam angehen lassen.“ Chopper sah sie mahnend an. Nami nickte nur. Sie wüsste auch nicht, was sie sonst tun sollte. Sich ihm widersetzen? Mit ihm streiten? Nein. Abgesehen davon war es wohl auch so, dass die Schmerzen in ihrem Körper sie noch immer zurückhalten würden. Selbst wenn sie es wollte könnte sie damit keine großen Sprünge machen. Aber warum sollte sie auch? Neben dem körperlichen waren es ihre Gedanken, die sie zu fesseln schienen. Im ersten Moment hatte sie es nicht wirklich bemerkt aber dann? Dann waren die Erinnerungen an die Schlacht hochgekommen, das Gespräch mit Robin. Robin, die noch immer hier an Bord war. Sanji hatte es ihr gesagt. Er kam sie zum Essen immer besuchen und hatte ihr erklärt, dass Robin mit ihnen gekommen war, das sie ihnen alles erklärt hatte. Nur was genau hatte sie erklärt? Gab es überhaupt eine Erklärung, die irgendetwas hiervon rechtfertige? Nami war sich da wirklich nicht so sicher und eigentlich wollte sie das auch nicht ausreizen. Denn auf was für einen Weg würde sie sich schon begeben, wenn sie sich darauf einlassen würde? Sie hatte Angst davor.

„Keine Sorge, ich werde mich schonen, versprochen.“ Sie strich Chopper kurz über seinen Hut und lächelte ihn an, bevor sie sich langsam erhob. Wie genau ihr Zusammenleben aussehen sollte, das konnte Nami sich nicht vorstellen. Doch vielleicht galt es zunächst in Erfahrung zu bringen wie genau das alles zwischen ihnen lief und die Stimmung an Bord war. Denn man konnte wohl kaum davon sprechen, dass die Dinge geklärt und eindeutig waren. Geschweige denn, dass Robin sich hier etwas geleistet hatte, was man einfach so übergehen könnte. Nein, sie hatte mit ihrem Verhalten für ein ziemliches Chaos gesorgt. Und das war sicherlich noch milde ausgedrückt.

Sie verstand ohnehin nicht warum Robin überhaupt noch hier war. Sanji hatte ihr erzählt, dass Sabo Ruffy an Bord gebracht hatte. Und der gehörte immerhin zu den Revolutionären, zu denen mit denen Robin gemeinsame Sache gemacht hatte. War es nicht so gewesen? Eigentlich hatte Nami damit gerechnet, dass sie wieder mit ihm verschwinden würde aber das war ausgeblieben. Stattdessen war Sabo wieder gegangen und Robin war geblieben. Warum wusste sie nicht aber Ruffy schien das alles auch eher locker zu sehen. Was auch immer man an so einem bescheuerten Verhalten locker sehen sollte. Nami tat es nicht und auch, wenn sie vielleicht ein paar Dinge nachvollziehen konnte, gewiss nicht alles. Denn das, was zwischen ihnen beiden abgelaufen war und mit welcher Kälte Robin sie behandelt hatte, das konnte Nami sich bis heute einfach nicht erklären und sie sah auch nichts was das alles rechtfertigen würde.

Dennoch, das waren alleine ihre Gedanken und sollte Robin nun wieder hier an Bord bleiben so würde sie sich mit all dem arrangieren müssen. Ob ihr das nun gefiel oder nicht war einmal dahingestellt und sicherlich nicht das was man in den Fokus stellen konnte. Zumindest nicht, wenn Ruffy das alles einfach wieder als nichtig ansehen würde.

Chopper wollte sie damit nicht behelligen, er konnte immerhin am wenigsten dafür und so würde sie schließlich mit einem Lächeln aus dem Krankenzimmer verschwinden und sich auf den Weg in die Kombüse machen. Sie hatte wirklich Hunger und nachdem sie nun so viel Zeit im Bett verbracht hatte würde ihr die Bewegung sicherlich gut tun. Ein bisschen zumindest, denn Nami bemerkte schnell, dass ihr Körper und ihre Verletzungen diese neue Art von Beanspruchung alles andere als lustig fanden.

„Namilein, schön das er dich endlich aus dem Bett lässt, darf ich dir Frühstück machen?“ Sanji grinste sie breit an, als sie die Kombüse betrat und Nami nickte gleich. Ja, das brauchte sie und vor allem einen guten Kaffee dazu.

„Wo sind die anderen? Es ist so ruhig.“ Das war es und alleine das war schon seltsam genug. Seit Ruffy sie alle zum Frühstück vor ein paar Stunden gebrüllt hatte war nicht mehr viel gekommen.

„Ich glaube beim Angeln. Da sind sie beschäftigt und stellen nichts an, Franky und Lysop kümmern sich noch um weitere Reparaturen und Robin liest glaube ich.“

„Natürlich tut sie das“, murrte Nami vor sich hin. Als sei eben alles wie immer, oder? Zumindest schien sie sich so zu geben, auch wenn das vielleicht nicht ihre Intention war. Aber was spielte das eben für eine Rolle? Für Nami spiegelte es pure Ignoranz der Situation wieder.

„Wir hatten viele Gespräche. Es ist nicht alles richtig gelaufen und das weiß sie auch aber, ich denke ihr solltet wirklich miteinander sprechen.“

„Ich wüsste nicht was das bringen sollte.“ Nein, das konnte Nami wirklich nicht nachvollziehen. Sicherlich stellte sie auf stur und wollte es auch nicht. Zumindest wollte nicht diejenige sein, die wieder einmal über ihren Schatten sprang und es wieder versuchte. Sollte Robin reden wollen, dann konnte sie auch auf sie zukommen oder nicht? Nami hatte ihr in der Vergangenheit ausreichend Gelegenheiten dazu geboten und bisher waren sie immer ausgeschlagen worden. SIE war gewiss nicht diejenige an der das alles gescheitert war.

„Ich finde nicht, dass ihr das so offen zwischen euch stehen lassen solltet. Wer weiß, bisher sieht es nicht so aus, als würde sie weiter mit uns reisen.“ Nami hatte sich an die Theke gesetzt um ihn zu beobachten. Nun hob sie den Blick und musterte den Koch schweigend. Das war etwas das Nami sich auf der einen Seite vielleicht gewünscht hatte, weil es zeigen würde das man Konsequenzen zog. Auf der anderen Seite aber zog es unangenehm in ihrer Brust und sie wusste, dass dieser Weg ebenfalls nicht richtig war. Nicht von all dem war das und einzig Robin hatte sie in diese Lage gebracht.

Brummend rieb sie sich über die Augen. Das Sanji sie und ihre Reaktion wohl beobachtete wusste sie, doch Nami versuchte es zu ignorieren. Schwer zu sagen, was für eine Reaktion er sich vielleicht erhoffte, doch zumindest gab Nami ihm nicht viel.

„Du weißt was sie für dich empfindet?“ Setzte er dann vorsichtig nach. Auf wessen Seite stand er hierbei eigentlich? Robin war sich wirklich nicht sicher, ob es eine Rolle spielte was genau Robin empfand oder warum sie es getan hatte. Sie hatte Nami benutzt und ihr das Gefühl gegeben nur ein wertloses Spielzeug für sie zu sein. Und nach all dem sollte Nami es nun wirklich einfach auf sich beruhen lassen?

„Und du weißt noch was sie getan hat, ja? Sie hat mich wie den letzten Dreck behandelt. Egal was sie empfindet oder nicht. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich das einfach so vergessen kann oder?“ Niemand konnte das von ihr verlangen. Wenn, dann würde man daran arbeiten müssen, es würde dauern das Vertrauen erneut aufzubauen und dafür brauchte es Zeit. Etwas, wie Sanji gesagt hatte, was sie einfach nicht hatten.

„Wir tun alle mal dumme Dinge aus liebe, denkst du nicht?“ Er musste auch immer das letzte Wort haben, oder? Nami warf ihm einen langen blick zu, schwieg aber. Diese Unterhaltung würde zu nichts führen. Unrecht hatte er zwar nicht und dennoch herrschte in ihr einfach dieses schreckliche Chaos. Davon abgesehen, wie sollte sie darüber hinwegsehen was alles zwischen ihnen geschehen war? Das alles hatte eine lange und schmerzliche Vorgeschichte, die noch immer sehr an Nami nagte. Ungerne gab sie es zu aber ihre eigenen Gefühle zu Robin waren es nun auch, was diese ganze Sache vielleicht im Weg stehen könnte. Denn nur, wenn man etwas empfand konnte man sich auch derart verletzen, dass man selbst nicht recht wusste, ob diese Wunde je wieder wirklich verheilen konnte.

Da sie das Gespräch für beendet erklärt hatte schob er ihr einfach einen Teller mit ihrem Frühstück hin, dazu Saft und eine Tasse mit Kaffee. Es war sicherlich komisch, denn selbst das erinnerte sie an Robin. Diese liebte guten Kaffee und jede Tasse, die Nami trank, führte eben auch dazu, dass sie an die Ältere dachte. Nach all den Jahren, all den Erlebnissen, war man eben auf besondere Weise miteinander verbunden und es war sicherlich auch unmöglich sich je wieder davon zu lösen. Etwas das man sicherlich auch akzeptieren musste und mit dem Nami sicherlich ihre Schwierigkeiten hatte. Es würde nie einen wirklichen Abschluss geben.

Schweigend machte sie sich über ihr Essen her, kaute nachdenklich darauf herum und versuchte noch immer die letzten Tage sacken zu lassen. Vielleicht hatte es auch seine Vorteile, dass sie sich derart lange im Krankenzimmer hatte verkriechen können. Denn zumindest auf diese Weise war es nicht wirklich ein Thema mit dem sie sich hatte befassen müssen. Auf der anderen Seite bedeutete es aber auch, dass die Jungs inzwischen sicherlich besser über die Umstände bescheid wussten als Nami es tat. Hinzu kam noch immer die Frage darüber, was Robin wohl über ihre Familie wusste. Sicherlich hatte sie gemeint, was sie gesagt hatte. Nami hatte eine Familie, eine Mutter, eine Schwester. Etwas anderes hatte für sie nie eine Rolle gespielt. Früher vielleicht, als sie klein gewesen war, als sie sich nicht richtig dazugehörig gefühlt hatte. Doch ihre Mutter hatte etwas getan das all das aufgelöst hatte. Nun zu glauben, dass es da eine andere Familie gab, das sie sich dem zuwenden würde, fühlte sich wie Verrat an. Wie könnte sie sich auch darauf einlassen? Nein, Nami sperrte sich gegenüber dieser Gedanken, denn was würde es schon verändern? Wenn da noch jemand wäre, jemand der Leben würde, dann wäre das vielleicht etwas anderes. Aber auch dann würde es nichts daran ändern, dass besagte Person bisher nie in ihr Leben getreten war. Warum sollte Nami also etwas darauf geben oder sich dem zuwenden wollen? Familie hatte nichts mit einer gemeinsamen Blutlinie zu tun, zumindest nicht für sie. Nicht mehr.

***

„Deine Entscheidung ist endgültig?“ Sie konnte den prüfenden Blick auf sich spüren. Verwunderlich, dass ausgerechnet er derjenige war, der sie darauf ansprach. Und doch würde sie dem nicht aus dem Weg gehen, denn sicherlich gehörte es auch zu seinen Aufgaben in irgendeiner Weise. Und so klappte sie das Buch schließlich zu, um den Blick auf ihn zu richten. Zorro stand mit verschränkten Armen da und musterte sie eingehend, ehe er sich nun doch in Bewegung setzte und sich neben sie sinken ließ.

„Nach allem was geschehen ist? Ja. Zudem ist noch nicht sicher in wie weit ich körperlich eingeschränkt sein werde. Ich habe es bereits im letzten Kampf deutlich gespürt.“ Sie gehörte zwar auch zu denjenigen, die über so etwas gut hinwegtäuschen und einfach durchziehen konnten. Und doch war Robin nicht blind für das was noch kommen würde oder dafür, dass es irgendwann auch nicht einfach wieder ausgeglichen werden könnte. Diesmal hatte sie es geschafft, sie war in der Lage gewesen die nötige Leistung zu bringen. Doch was wenn es ihr irgendwann einmal nicht gelang? Das würde sie unweigerlich zu einem Risiko machen besonders, wenn sich dieser Schwachpunkt herumsprechen würde. Und warum sollte es geheim bleiben? Die Revolutionäre hatten keinen Grund diese Information jetzt noch zu schützen und sicherlich hatten auch sie nun einen Grund Robin aus dem Weg räumen zu wollen. Und solange es kein Heilmittel gab war es ein zu großes Risiko.

Zorro nickte in sich hinein, ließ den Blick schweifen und wirkte nachdenklich. Er war schon immer ein ernster Kerl gewesen und schon immer hatten sie beide ihre Defizite miteinander gehabt. Und doch waren sie irgendwann auf einen Nenner gekommen. Man hatte Respekt füreinander aufgebaut und gelernt zu vertrauen. Robin schätzte ihn sehr für seine gerade Linie, die er im Gegensatz zu Ruffy immer hielt und damit für die nötige Stabilität innerhalb der Crew sorgte.

„Ich muss dir nicht sagen, dass die Aktion beschissen war und absolut schwachsinnig. Aber wir kommen klar, weißt du? Ich kann’s verstehen auch, wenn ich es dämlich finde. Aber das gilt nicht für alle.“ Dabei machte er eine leichte Kopfbewegung. Robin folgte der Geste mit dem Blick und fasste Nami in’s Auge. Diese war bei ihren Orangenbäumen und ließ sich von Chopper dabei helfen ein paar der reifen Früchte zu ernten. Sicherlich hatte Robin schon vor geraumer Zeit bemerkt, dass sie wieder auf den Beinen war, doch man war sich betont aus dem Weg gegangen. Ein kurzer, flüchtiger Blick. Mehr jedoch nicht und, wenn sie sich Nami so ansah, dann schien es dieser so auch lieber zu sein. Abstand. Das gerade mit ihr noch einiges offen war, war Robin durchaus bewusst. Mit den Jungs hatte es zahlreiche Gespräche gegeben, sie hatte ihre Beweggründe offengelegt. Ihre Gefühle, das was sie verwirrt und dazu getrieben hatte solche Entscheidungen zu treffen. Gewiss keine leichte Aufgabe für sie, die normalerweise nicht über ihre Gefühle sprach. Und gleichzeitig war sie es ihnen eben auch schuldig gewesen.

"Ich denke nicht, dass sie noch darüber sprechen will. Warum sollte ich mich über ihren Wunsch hinwegsetzen und sie zu einem Gespräch zwingen?“ Vielleicht war es das beste die Dinge endlich auf sich beruhen zu lassen auch, wenn man das so wohl nicht sagen konnte oder sollte. Denn das letzte Gespräch konnte man wohl kaum als endgültige Aussprache bezeichnen. Es gab noch viel zu sagen.

„Geht es dabei wirklich um sie oder darum, dass du dich schon wieder davor drücken willst?“ Robin wandte den Blick wieder von Nami ab und musterte Zorro, der sie prüfend ansah und nicht so wirklich zu lesen war. Etwas das nicht neu war aber das es nun ausgerechnet er war, der ein solches Gespräch suchte?

„Es hat sie fertig gemacht. Du weißt es und es wurde auch nicht besser nachdem du gegangen bist. Weißt du, wenn du dich dazu entscheidest zu gehen dann ist es das eine und ich werde dir nichts anderes sagen. Doch ich verlange, dass du das vorher zwischen euch regelst und zwar vernünftig. Sie hat es verdient damit abschließen zu können und das wird nicht funktionieren, wenn ihr euch einfach weiter aus dem Weg geht.“

„Seit wann verstehst du dich so auf zwischenmenschliche Beziehungen?“ Fragte sie lediglich. Es war nicht Robin’s Stärke aber seine sicherlich auch nicht. Das konnte man an der Stelle sicherlich auch so festhalten und musste das ganze nicht wirklich vertiefen. Und doch war er es nun der hier hockte und versuchte ihr Ratschläge zu geben? Wenn sie wirklich bereits so weit waren, dann musste es wirklich sehr deutlich gewesen sein, wie sehr es Nami getroffen hatte. Ein Umstand, der Robin nun doch nachdenklicher werden ließ. Denn sicherlich wollte sie nicht, dass es dem Wildfang in irgendeiner Weise schlecht ging, obgleich sie maßgeblich zu dieser Situation beigetragen hatte.

„Glaub mir, man muss kein Genie sein, um zu sehen was mit ihr los ist und was du ihr bedeutest. Und selbst du kannst nicht so ignorant sein, als das du wirklich glaubst, dass das so okay ist wie es ist und das du einfach so verschwinden kannst.“ Nein, das war sie nicht. Sie nahm es durchaus wahr und Robin wusste auch, dass sie sich dem stellen musste. Und doch war genau das deutlich schwerer als die letzten Tage in denen sie mit den Jungs geredet hatte. Auch diese hatten sie verurteilen können, auch diese Gespräche waren nicht einfach gewesen. Und doch war es mit Nami noch einmal etwas völlig anderes. Denn Robin lag durchaus etwas daran, dass sie ihr vielleicht irgendwann doch wieder offen in die Augen blicken konnte. Doch was, wenn es nicht gelingen würde? Was wenn sie einfach zu viel kaputt gemacht hatte in den vergangenen Monaten und mit ihrem Verhalten? Ja, Nico Robin hatte Angst. Angst sich ihren Fehlern gegenüber dieser jungen Frau zu stellen.

„Rede mit ihr, das bist du uns allen schuldig.“ Es waren nachdrückliche Worte, doch ehe sie noch etwas dazu sagen konnte hatte er sich bereits wieder erhoben. Zorro war gewiss niemand der große Reden schwang, er hielt sich immer zurück. Wenn er also hierher kam und sich dazu äußerte, dann hatte das durchaus seinen Grund und war nicht zu unterschätzen. Etwas das eigentlich nicht weiter zerdacht werden müsste, denn Robin war durchaus klar, dass er recht hatte. Sie würden nur dann mit all dem abschließen können, wenn sie ein letztes Mal ein Gespräch suchen würden. Der Ausgang dieses Gesprächs mochte dabei sicherlich ungewiss sein und es wäre vermutlich auch falsch zu verlangen, dass es ein bestimmtes Ziel erfüllen müsste. Und doch war es wichtig, denn nur dann würde man all das irgendwann hinter sich lassen können, obgleich ein Teil von ihr das eigentlich gar nicht wollte.

***

„Willst du dich nicht lieber reinsetzen? Es ist kalt.“ Nami atmete tief durch. Letztlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen und doch hatte sie nicht das Gefühl ausreichend darauf vorbereitet zu sein. Schon den ganzen Tag beschäftigte sie sich mit anderen Dingen, ging den anderen öfter aus dem Weg und versuchte sich nicht gleich der ganzen Gruppe zu stellen. Sicherlich aus gutem Grund. Auch zum Abendessen war sie nicht erschienen. Sie hatte Sanji gesagt sie habe noch keinen Hunger, auch wenn er ihr das offenkundig nicht geglaubt hatte. Doch es war nicht an ihr sich vor irgendjemandem zu rechtfertigen. Das man es nicht dabei belassen würde hätte ihr dennoch klar sein müssen.

„Mir ist nicht danach, danke.“ Sie hatte sich wenigstens einen dicken Pulli übergezogen. Es war kühl aber noch nicht kalt. Durchaus noch genug Zeit, zumal Nami sich auch noch nicht entschieden hatte wie sie in der Nacht mit allem umgehen sollte. Immerhin würde sie nicht alleine in ihrem Zimmer schlafen sofern sie sich nicht wieder ins Krankenzimmer flüchten würde. Durchaus eine legitime Option wie sie fand.

„Sanji hat dir etwas warmes zu Trinken gemacht.“

„Ich hätte mir das auch selbst holen können.“ Nami schielte zu Robin hinauf, die ihr eine dampfende Tasse hin hielt. Vermutlich ein Orangenpunsch, den Nami durchaus liebte. Sie selbst hatte eine zweite Tasse bei sich in der sich wohl Kaffee befand. Proviant für ein Gespräch?

„Ich weiß. Ich dachte es ist dennoch eine gute Gelegenheit“; räumte die andere ein. Nami nahm die Tasse entgegen und beobachtete dabei, wie Robin sich neben sie setzte. So war das also. Ein Vorwand, damit sie sie aufsuchen und doch zu einem Gespräch bewegen konnte. Nicht, dass Nami nicht klar wäre das es sein musste und doch wäre es ihr lieber gewesen das alles noch etwas aufzuschieben. Warum auch weiter darin herum bohren? Sie sah wenig Sinn darin. Daher schwieg sie auch und würde höchstens in ihre Tasse hineinblasen, um einen vorsichtigen Schluck daraus zu nehmen. Mit den Gewürzen, die Sanji benutzt hatte schmeckte das alles wie Weihnachten und einfach nach etwas ganz besonderem. Sie liebte es und war damit eigentlich immer milde zu stimmen. Unfaire Mittel die hier nun verwendet wurden.

„Mir ist bewusst, dass du wenig wert darauf legst mit mir zu sprechen. Ich möchte dich auch nicht lange behelligen und doch.. ich denke es wäre wichtig, bevor sich unsere Wege trennen.“

„Auf einmal?“ Nami konnte sich den leicht bissigen Kommentar nicht verkneifen. Immerhin war sie nicht diejenige gewesen, die nicht hatte sprechen wollen. Und nun, wo sie es nicht mehr wollte schien es auf einmal wichtig zu sein? Sie hörte Robin tief durchatmen, doch schwieg diese. Ein Schluck Kaffee, während sie sich vermutlich ihre Worte zurechtlegte. Nami kannte das schon, sie sah wenn es in ihr arbeitete.

„Ich gebe zu, dass Gefühle nicht gerade meine Stärke sind. Es hat mich überfordert damit umzugehen und ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen. Nichts von dem, was ich getan habe war fair und ich kann nicht von dir erwarten, dass du mir das je verzeihst. Doch ich möchte nichts unausgesprochen lassen ehe ich gehe.“

„Du hast recht, es war nicht fair. Ich habe versucht es hinzubekommen aber du hast mir nicht einmal eine Chance dazu gegeben. Du hast mich ausgeschlossen, verletzt. Du hast mich wie Dreck behandelt Robin, ist dir das klar?“ Nami hatte ihr sicherlich etliche Male die Möglichkeit gegeben mit ihr zu sprechen und es gemeinsam zu versuchen. Doch Robin hatte ihren eigenen Dickschädel durchsetzen und schweigen müssen. Nur, damit alles am Ende eskalierte und sie sogar gegeneinander kämpften? Inzwischen fühlte sich all das schrecklich weit weg an und gleichzeitig hatte es sich eingebrannt und so einfach konnte sie es eben nicht auf sich beruhen lassen. Der einzige Unterschied war wohl, dass Nami diesmal recht ruhig blieb. Dafür trank sie lieber ihren Punsch und blickte nachdenklich in die Ferne.

„Ich konnte irgendwann nicht zurück und dann haben sich die Dinge verselbstständigt. Ich hatte nie erwartet, dass das zwischen uns derart intensiv werden würde.“

„Und dann hast du kalte Füße bekommen?“

„Vielleicht.“ Das Robin sich Fehler eingestand oder eine Schwäche war sicherlich etwas seltenes. Und Nami wusste durchaus auch, was das bedeutete. Sie wollte es auch anerkennen und irgendwo tief in sich konnte sie es sogar verstehen. Immerhin kannte sie Robin nun schon lange genug. Gleichzeitig aber hatte sie in der ganzen Zeit jedes Maß verloren und war über etliche Grenzen hinausgegangen die einfach niemandem gut getan hatten.

„Ich hatte Angst und das hat mich blind gemacht. Ich kann mich nur entschuldigen für das, was ich dir angetan habe auch, wenn es nichts wieder gut macht.“ Nein, das würde es nicht, sie beide wussten das. Und dennoch spürte Nami das dieses Gespräch ein anderes war und vielleicht war diese Ehrlichkeit in all dem etwas, das sie durchaus brauchte. Zu hören das Robin ihre Fehler einsah, darum wusste und sich entschuldigte. Vielleicht würden diese Wunden doch irgendwann heilen können.

„Das ausgerechnet du einmal einen Fehler machst“; witzelte sie dann leise und trank noch einen Schluck. Robin’s mahnenden Blick konnte sie dabei deutlich auf sich spüren. Ja, es war schon irgendwie lustig. Das war immerhin etwas das man normalerweise eher von Nami erwartet hätte. Immerhin war sie die hitzköpfigere von ihnen beiden, diejenige die nicht zwanzig Mal über ihre Entscheidungen nachdachte. Aber vielleicht war ausgerechnet das, was Robin am Ende zum Verhängnis geworden war.

„Das du auch auf die Liste der Regierung rutschst, sie dir vielleicht die CP0 auf den Hals hetzen..“

„Und daran mich einfach zu beschützen hast du nicht gedacht?“ Nami hob die Brauen und sah die Ältere an, die etwas verwirrt die Brauen hob. Wäre das alles nicht so traurig, dann könnte sie fast schon darüber lachen.

„Ich hätte darauf vertraut, dass meine Freundin in der Lage wäre mich zu schützen und mich nicht einfach diesen Idioten überlassen würde.“ Nur, damit das einmal klargestellt war. Sie hätte Robin vertraut und vermutlich wäre es Nami egal gewesen. Wäre das der Preis für eine ehrliche Beziehung gewesen? Sie hätte ihn gezahlt. Doch man hatte ihr niemals die Wahl in all dem gelassen. Das war es, was sie am meisten daran bedauerte.

„Und wenn deine Freundin dazu nicht in der Lage gewesen wäre?“

„Traust du dir wirklich so wenig zu?“ Robin verzog schweigend das Gesicht und steckte lieber die Nase in ihre Tasse. Sollte sie lieber, Nami wusste es ohnehin. Und wenn sie sonst schon nicht hatten, dann sollte ihr wenigstens das vergönnt sein. Eine letzte Neckerei, die vielleicht einen Hauch der früheren Leichtigkeit zurückbringen könnte.

„Du hast recht, du bist furchtbar was Gefühle angeht.“

„Spielt es jetzt noch eine Rolle?“

„Nein. Vermutlich nicht.“ Denn egal wie man es drehte oder wenden würde. Am Ende des Tages war der Moment verstrichen in dem man einander eine Chance hätte geben können. Nun standen unendlich viele Dinge zwischen ihnen, allen voran der Umstand, dass Robin dieses Schiff wieder verlassen würde. Sie würde nicht bleiben und deswegen erübrigten sich auch weitere Fragen bezüglich der Zukunft und dem, was man vielleicht noch erschaffen könnte. Der Weg war zu Ende.

„Ich wünsche mir, dass du glücklich wirst. Das du das alles hinter dir lassen und neu anfangen kannst.“

„Denkst du es sei so einfach?“

„Nein. Aber ich weiß du kannst es schaffen.“


 

"Und du denkst, dass du das aushalten wirst?"


 

„Ich verstehe noch immer nicht wirklich, warum das sein muss. Es läuft doch eigentlich ganz gut zwischen den beiden findet ihr nicht?“ Lysop verzog das Gesicht und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Das alles kam ihm wirklich spanisch vor aber wer fragte schon nach seiner Meinung? Sicher, die Dinge waren aus dem Ruder gelaufen, doch das taten sie ständig. Und am Ende fanden sie immer wieder einen Weg.

„Robin ist krank, ich arbeite an einem Mittel, doch ich habe noch keines gefunden das ihr wirklich helfen kann. Es wäre nicht gut für sie weiter zur See zu fahren“, räumte Chopper derweil ein. Wie schwer ihm das alles fiel und wie sehr es ihm zusetzte, das war wohl nicht zu übersehen. Er, der sonst immer eine Lösung fand schien nun zu scheitern und kein Mittel zu finden. Sicherlich rief das ein altes Trauma wach auch, wenn Robin nicht sterben würde. Würde er aufgeben? Vermutlich nicht. Die Suche nach einem Heilmittel würde ihn sicherlich begleiten und vermutlich würde er nicht aufgeben, bis er eines gefunden hatte. Für jetzt aber musste er wohl einsehen, dass er ihr aus medizinischer Sicht nur eines raten konnte was vernünftig wäre. Und das war sicherlich die Entscheidung an Land zu bleiben.

„Du wirst doch sicher bald etwas finden, meinst du nicht?“

„Ich weiß nicht.. es ist keine einfache Krankheit.“ Er würde also keine schnelle Lösung finden. Er würde es versuchen, würde versuchen alles dazu zu lesen was er finden konnte, was ihn näher an eine Lösung heranbringen würde. Gleichzeitig aber war es wohl auch eine Frage, die er sich stellen musste. Konnte er wirklich ein Heilmittel für alle Krankheiten geben? Sein Traum das zu schaffen, alle Krankheiten heilen zu könne stand hier sicherlich auf dem Prüfstand. Bei der Krankheit einer Freundin die er - noch - nicht retten konnte.

„Wir könnten sie holen, wenn du etwas findest.“

„Seid nicht albern, die Entscheidung wurde getroffen. Lasst es auf sich beruhen. Man kann hier nicht kommen und gehen wie man will“; brummte Zorro etwas verstimmt, der sich das ganze schon eine geraume Zeit anhörte, während er an der Wand lehnte und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt hatte. Er nahm es mit einer trockenen Gelassenheit an so wie immer eben. Sicherlich hatte er recht und man konnte nicht einfach kommen und gehen. Sie brauchten Verbindlichkeit, man musste sich blind aufeinander verlassen müssen. Es war kein Spiel und darauf hatten sie sich alle nach Water 7 verständigt. Sie wussten worum es ging und das durften sie zu keinem Zeitpunkt vergessen.

„Wenn sie nur wegen der Krankheit geht sollte man darüber sprechen. Nami und sie scheinen zurecht zu kommen.“

„Weil sie wissen, dass Robin bald gehen wird und sie es wenigstens diesmal vernünftig zu Ende bringen wollen.“ Das war zumindest seine Sicht auf die Dinge. Am Ende wusste wohl niemand von ihnen was genau zwischen den beiden passiert war oder, worauf sie sich geeinigt hatten. Doch das spielte auch keine wirkliche Rolle. Wichtig war nur, dass sie von weiterem Drama verschont bleiben würden und man das ganze wie Erwachsene beenden konnte. Etwas das der ganzen Sache von Beginn an gut getan hätte und was einfach nicht geschehen war.

„Wie kannst du nur so da sitzen und reden, als sei es dir egal?!“ Lysop sah ihn entnervt an, doch Zorro störte sich nicht weiter an all dem. Er hatte eben seine Meinung zu all dem und die würde er sich auch nicht nehmen lassen. Andere waren da vielleicht weicher als er oder nachsichtiger. Doch das glich sich am Ende meistens aus und wenn es darauf ankam, dann wussten zumindest alle in einer Linie zu bleiben. Das war es worum es ging, um den internen Zusammenhalt auch, wenn man sich einmal uneinig war. Dies hier war sicherlich so ein Fall, obgleich es nicht so war, dass es Zorro egal wäre. Nein. Aber das war es nicht worum es ging. Ihre persönlichen Befindlichkeiten hatten bei solchen Entscheidungen keinen Platz.

„Es ist mir nicht egal, aber es ist nicht unsere Sache. Lass es gut sein und benimm dich wie ein Erwachsener.“

„Wir sind eine Crew, wenn es nicht unsere Sache ist, wessen denn dann?“ Das verstand er wohl nicht. Zorro schwieg allerdings und würde die beiden lassen. Robin hatte ihre Sachen gepackt und sich verabschiedet. Noch war man nicht so weit, dass man weiterreisen würde und doch war klar, dass sie bereits früher das Schiff verlassen würde. So wie es sein musste. Eine Unterkunft hatte sie bereits gefunden und Sanji begleitete sie, gemeinsam mit Nami. Das der Koch ihr folgte war nicht einmal überraschend, er war eben Hoffnungslos. In Nami’s Fall war die Entscheidung sicherlich überraschend gewesen. Doch es war ihm lieber so, als das man noch einmal mit einem Kampf zu rechnen hätte.

„Du wirst doch trotzdem versuchen eine Lösung zu finden, oder?“ Hörte er Lysop fragen. Die beiden hatten sich wieder abgewandt und schienen ihn zu ignorieren. Sollten sie, denn es gab dem Thema nichts mehr hinzuzufügen. Das alles hatte Spuren hinterlassen, sie hatten den letzten Kampf überstanden und doch musste man hier einen Punkt machen. Man ging nicht im schlechten auseinander, zumindest dazu war es gut gewesen.

„Ich versuche es. Aber es wird schwerer, wenn sie nicht da ist und ich ihren Verlauf im Auge haben kann.“ Das war schwierig aber es würde ihn nicht aufhalten. Zorro war sich sicher, dass er dennoch weiter machen würde. Ganz gleich, ob er jemals die Chance haben würde sie wiederzusehen oder nicht. Hoffnungslos. Sie alle waren das und sicherlich würde sie diese Sache sehr lange begleiten. Denn sie alle hatten wohl gedacht, dass sie diese Reise bis zum Ende gemeinsam bestreiten würden. Nun kam es anders und das stimmte selbst Zorro ziemlich nachdenklich.

„Vielleicht kommen wir ja irgendwann zurück.“ Spekulation. Hoffnung. Naiv. Es war bei Ruffy zwar nicht ausgeschlossen, immerhin hatte er sich auch auf diesen ganzen Mist eingelassen und war Robin gefolgt. Das er auch hierher zurückkehren würde war durchaus etwas realistisches. Und gleichzeitig würde es nicht so bald sein. Denn ihr Weg würde sie weiter nach vorn führen, ihrem Ziel und ihren Träumen hinterher. Inzwischen waren sie an einem Punkt da es auch kein Zurück mehr gab. Ruffy und sein Ruf, seine Vision trieben sie weiter und sie würden das tun, was sie geschworen hatten; ihm helfen seinen Traum zu erreichen. Und um das zu erreichen mussten sie selbst ihre eigenen verwirklichen. Denn nur, wenn jeder von ihnen zum besten wurde was sie sein konnten, waren sie würdig die Crew des Piratenkönigs zu sein. Das war seine Meinung und umso strenger ging er mit all dem wohl auch ins Gericht. Um die meisten machte er sich dabei auch keine Sorgen, sie waren alle auf einem sehr guten Weg. Einzig Nami machte ihm Sorgen. Denn das es sie beeinflusste war bereits in den letzten Wochen deutlich geworden. Und konnte sie wirklich weiterziehen, wenn ihr Herz doch eigentlich an Robin hing?

***

„Es sieht nett aus. Nicht besonders groß aber nett. Und das Café auf der anderen Straßenseite sieht auch gut aus.“ Sanji hatte eine Runde gemacht und stand nun am Fenster, um hinunter auf die Straße zu blieben. Die Insel hatte mehrere Dörfer und eine große Stadt. Als sie angelegt hatten, hatte man sich für ein abgelegenes Dorf entschieden. Hier lebten in erster Linie wohl ältere Menschen, es wirkte friedlich und nicht so als würden Marine oder andere sich hier oft aufhalten.

Nami lehnte an der Wand und beobachtete ihn. Sie hatten Robin dabei geholfen all ihre Sachen in die kleine Wohnung zu bringen. Das Gebäude war nicht im besten Zustand, es musste dringend geputzt werden und groß war es auch nicht. Eine kleine Küche, ein Schlafzimmer das gleichzeitig auch als Wohnzimmer diente. Doch wenigstens hatte sie zwei große Regale, die sie für ihre Bücher nutzen konnte. Auf lange Sicht würde das Robin aber dennoch nicht reichen. Nami fragte sich ohnehin wie hier ihre Zukunft aussehen sollte. Sicher war Robin kein anspruchsvoller Mensch aber eben doch jemand der eine gewisse intellektuelle Herausforderung brauchte. Und das sie die hier bekommen könnte, daran zweifelte Nami dann doch. Es war ein Ort, um unterzutauchen aber ein Ort, um zu leben?

„Du kannst mir ja berichten welche Lokale die besten sind und welche ich mir sparen sollte“, wandte Robin ein und trat wieder zu ihnen. Auspacken würde sie später, das hatte sie ihnen bereits gesagt und nun schien man eher noch ein bisschen um den Abschied herumzueiern. Unbeholfen. Aber man war eben noch nie in so einer Situation gewesen, niemand von ihnen. Kein Wunder also, dass man sich nicht gut darin zurecht fand.

„Das werde ich, keine Sorge. Brauchst du sonst noch etwas?“ Robin schüttelte den Kopf. Sie würde sich sicher einrichten müssen und das am besten alleine. Denn allgemein war die Wohnung mit ihnen dreien auch schon voll und man würde sich hier auch nur im Weg stehen, würde man versuchen das alles anzugehen.

„Danke, ich komme zurecht.“

„Gut, dann werde ich mich nun um die Einkäufe kümmern..“ Er sah zu Nami, zögerte einen Moment aber würde Robin dann noch einmal umarmen. „Wir sehen uns sicher noch.“ Und damit würde der Koch sich davonstehlen. War sicherlich besser so. Nami hatte es nicht zwingend geplant noch einmal einen Moment mit Robin unter vier Augen zu haben, es hatte sich wohl eher so ergeben. Und Sanji hatte wohl seinen Teil dazu beigetragen. Er war noch immer bemüht, dass sie beide vielleicht doch wieder zueinander fanden. Nami gewann zumindest immer mehr diesen Eindruck, obgleich sie nicht genau sagen konnte warum. Immerhin würden sich ihre Wege auf dieser Insel trennen und, ob man sich wiedersehen würde? Es war ungewiss. Man konnte es sich vornehmen, man konnte darauf hoffen und gleichzeitig war es keine Basis, auf welcher man etwas aufbauen konnte.

„Denkst du wirklich, dass hier passt zu dir?“ Fragte Nami schließlich doch und warf Robin einen kurzen Blick zu, ehe sie sich doch abwandte und noch einmal an die Fenster herantrat.

„Wie meinst du das?“

„Es ist ein winziges Dorf Robin. Du wirst schnell alle verfügbaren Bücher gelesen haben. Was willst du hier machen, dich zur Ruhe setzen? Kekse backen?“ Das konnte Nami sich beim besten Willen nicht vorstellen. Wie auch? Sie war zwar nicht so darauf aus sich in Gefahr zu stürzen wie Ruffy aber dennoch war sie jemand der immer wieder die Herausforderung suchte, jemand der eine Aufgabe brauchte. Gerade auf intellektueller Seite. Wie sollte Robin hier nur zurechtkommen? Sie würde das alles doch keine zwei Monate durchstehen.

„Vielleicht wäre es an der Zeit das zu tun?“ Es war ein vielsagender Blick den sie ihr zuwarf, als Nami sich wieder zu ihr drehte. Diese zog die Brauen hinauf und schnaufte dann.

„Und du denkst wirklich, dass du das aushalten wirst?“

„Wenigstens so lange, bis sich die Dinge beruhigt haben, bis etwas Gras über all das gewachsen ist. Hier wird man mich nicht suchen oder vermuten, dass ich hier bin. Ich kann etwas zur Ruhe kommen und dann kann ich weiter sehen.“ Klang zumindest nicht so als würde sie auf ewig hier bleiben wollen. Etwas das wieder mehr etwas Sinn ergab, während Nami darüber nachdachte. Sich erholen, die Energiereserven auftanken und dann weiter sehen? Ja. Nur was dann? Nami schürzte die Lippen und würde sich dann auch mit verschränkten Armen gegen die Fensterrahmen lehnen.

„Und was wirst du dann machen?“

„Ich weiß es nicht Nami.“ Robin seufzte, fast schon ein wenig resignierend. Nami wusste nicht genau wie sie es deuten sollte, doch sie beobachtete Robin aufmerksam dabei, wie sie sich schließlich an den Tisch setzte. Sie faltete die Hände ineinander und wirkte ebenfalls recht nachdenklich. Allerdings waren es in ihrem Fall Züge, die sie schon gut kannte und die eigentlich keine Überraschung darstellen sollten.

„Ich möchte mir einfach erst einmal etwas Zeit nehmen, für mich und dann werde ich sehen was der beste Weg ist weiter zu machen. Vielleicht reise ich noch einmal weiter aber.. es kommt auch darauf an, wie sich die Erkrankung entwickeln wird.“

„Hier gibt es kaum die richtigen Ärzte. Und du weißt, dass Chopper versuchen wird ein Mittel zu finden.“ Ihnen allen sollte das klar sein. Und wenn es so war, dann würde er sicherlich versuchen Robin zu finden und ihr zu helfen. Man konnte ihm das nicht ausreden auch, wenn sie wohl alle nicht wussten, wie sie einander wiederfinden sollten, nicht wenn Robin wirklich die Insel irgendwann verlassen sollte. Auf der anderen Seite war es ihre Entscheidung und sie alle sollten sicherlich lernen diese neue Situation anzunehmen.

„Das sollte nicht deine Sorge sein.“ Nami hob zweifelnd die Augenbrauen schüttelte dann den Kopf. Robin hielt einen Moment inne und würde dann schmunzeln.

„Schon gut, ich weiß. Aber du weißt auch, dass niemand von uns beeinflussen kann was geschehen wird. Wir könnten einen Plan machen aber wann hat je ein Plan funktioniert?“ Nie. Da musste Nami ihr sicherlich zustimmen. Und doch konnte sie doch nicht wirklich glauben, dass das alles so einfach funktionieren würde, oder? Der Kleine würde nicht einfach davon ablassen und sicherlich würde es ihn auf ewig verfolgen, wenn er ihr nicht würde helfen können. Konnte man dafür wirklich die Verantwortung übernehmen?

„Wir werden uns wiedersehen und er wird seine Gelegenheit bekommen wenn es so sein soll. Und bis dahin sollten wir versuchen einfach weiter zu gehen. Ihr müsst Ruffy weiterbringen und das sollte euer erstes Ziel sein.“

„Manchmal frage ich mich wirklich, ob du in den letzten Jahren etwas über unsere Freundschaft gelernt hast.“ Berechtigte Frage. Aber so war Robin nun einmal und egal was sie beide Sachen oder besprechen würden, es würde nichts daran ändern, dass sich ihre Wege trennen würden. Bis auf weiteres zumindest. Denn wie Robin es gesagt hatte, sie alle konnten nicht wissen wohin die See sie bringen würde und bis dahin galt es all ihre Kraft, ihre Energie und ihr Herz in ihr gemeinsames Ziel hineinzulegen. Ruffy zum König der Piraten zu machen.

***

„Bist du okay?“

„Sicher, warum fragst du?“ Nami wandte sich an Sanji, der neben sie getreten war und den Blick über die See schweifen ließ. Sie waren am Morgen abgereist und nun entfernten sie sich immer weiter von der Insel, auf der sie Robin zurückgelassen hatten. Schon wieder. Und sicherlich löste das ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Nami konnte es schwer beschreiben und doch wünschte sie sich sicherlich, dass es irgendwann vergehen würde. Denn Nami bemühte sich durchaus ihre Distanz zu all dem zu wahren und nicht wieder in alte Muster zu fallen. Gleichzeitig nahm es sie doch mehr mit als es das vielleicht sollte.

„Weil du schon beim Essen so schweigsam warst. Konntet ihr euch wenigstens aussprechen?“

„Ich weiß nicht, ob man für so etwas wirklich genug Zeit haben kann. Ich verstehe einfach nicht wieso sie es so weit hat kommen lassen. Das sie uns diese Chance genommen hat.“ Ja, es nagte an ihr. Die Frage was gewesen wäre, wenn diese Dinge nicht zwischen ihnen gestanden hätten. Hätten sie eine Chance haben können? Wie hätte so eine Beziehung zwischen ihnen aussehen können? Robin hatte sie wieder mit offenen Fragen zurückgelassen. Allerdings andere als nach ihrer letzten Trennung. Und das war sicherlich etwas das Nami mit keinem besseren Gefühl zurückließ.

„Manchmal ist es für solche Dinge nicht der richtige Zeitpunkt. Vielleicht seid ihr einfach noch nicht so weit gewesen.“ Denn sicherlich war Robin noch nicht so weit gewesen sich wirklich auf einen anderen Menschen einzulassen. Das hatte man immerhin deutlich gemerkt, sonst wären die Dinge nicht derart schief gelaufen. Doch selbst wenn es so war, was sollte Nami diese Erkenntnis bringen? Was sollte sie damit anfangen? Die Chance war vertan und man würde sie auch nicht wieder zurückbekommen. Vielleicht war es das was da besonders schwer war zu akzeptieren. Man konnte eben Gefühle nicht einfach so ausschalten, so gerne sie das auch würde.

„Sanji.. all das spielt keine Rolle mehr.“

„Es beschäftigt dich. Ich finde da ist es schon etwas das eine Rolle spielt.“ Er wollte einfach nicht locker lassen. Nami fragte sich warum das so war, warum er es nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte. Und so schüttelte sie nur den Kopf und würde den Blick wieder abwenden. Das war nicht das mit dem sie sich nun befassen wollte. Nami wünschte sich lediglich endlich zur Ruhe kommen zu können. Nach all der Zeit sollte sie es sich doch endlich verdient haben. Es wurde wirklich Zeit endlich weiter zu ziehen.

Sanji sah es allerdings deutlich anders. Und, um das alles noch schwerer zu machen, entschied sich Sanji dann auch ihr ein kleines weißes Papier unter die Nase zu halten. Er musste ihr nicht erklären was das war und auch nicht warum er es ihr gab. Verdammt. Warum tat er ihr das an? Warum konnte er nicht aufhören sich einzumischen? Warum musste er immer und immer wieder versuchen sie doch noch irgendwie zusammenzubringen? Und vor allen.. wie? Nami schluckte schwer, zog die Brauen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. Warum? Warum?!

„Vielleicht nicht in ein paar Wochen oder Monaten aber.. vielleicht gibt es irgendwann doch den richtigen Zeitpunkt.“


 

Epilog


 

Das laute Lachen war fast schon Ohrenbetäubend, die Musik übertönte den letzten Rest der vielleicht noch die Chance auf eine normale Unterhaltung gelassen hätte. Das Fest war in vollem Gange. Laut und Zügellos. Sie hatten eine große Schlacht geschlagen, eine letzte. Noch einmal hatte man sich bewiesen und der neuen Weltordnung gezeigt wo sie standen. Allen voran Blackbeard und seiner Bande. Gewiss war es nicht einfach gewesen, es gab einige Verletzungen, die man auf dem Weg hierher in den sicheren Hafen versorgt hatte. Über die Jahre war die Insel Lunes zu einem immer währenden Anlaufpunkt für sie geworden. Eine Insel zu der sie zurückkehrten, wenn sie sich ausruhen und eine Pause brauchten. Eine unscheinbare Insel, die perfekt für ihre Ansprüche gewesen war und auf der sie alle auch immer neuen Raum gefunden hatten. Franky hatte sein eigenes Dock aufgebaut in dem die Sunny immer wieder repariert und aufgebessert wurde, ein Trainingsareal für die Kindsköpfe, eine Werkstadt für Lysop um Platz für seine ganzen Erfindungen zu haben. Nami hatte hier ein eigenes Atelier in dem sie ihre Karten aufbewahrte und an ihrer eigenen Weltkarte arbeitete. Es war irgendwann offensichtlich gewesen, dass sie nicht ohne Pausen weiterreisen konnten, dass die Belastungen immer größer wurden und besonders auch ihr Schiff dem nicht standhalten konnte, wenn Franky sich nicht ausreichend darum kümmerte. Natürlich hatte Ruffy es geschafft die Dorfbewohner für sich zu gewinnen, die auf alles achteten solange sie unterwegs waren.

Und nun? Nun hatte der König der Piraten sie zu sich gerufen. All diejenigen, die ihm folgten und es waren einige. Nami konnte das alles noch immer nicht ganz greifen. Nach all den Jahren waren sie angekommen, schienen ihr Ziel erreicht zu haben. Eines davon zumindest. Denn noch waren nicht alle Träume in Erfüllung gegangen etwas, das sie allerdings auch noch schaffen würden. Das wichtigste war es für sie alle gewesen Ruffy zu folgen und für ihn das beste aus sich selbst herauszuholen. Aus dem was sie sein und machen wollten. Sie waren die besten in dem was sie taten, eine kleine Crew an denen dennoch niemand vorbeigekommen war.

Ruffy hatte sie angetrieben und er hatte sich diesen Erfolg verdient. Sollte er feiern, sollte er es sich gut gehen lassen. Letztlich war Nami ohnehin froh, dass er sich diese Art über die letzten Jahre hatten bewahren können. Denn trotz allem, was sie hatten durchstehen müssen war er noch immer der selbe, idiotische Kindskopf, den sie damals im Eastblue kennengelernt hatte. Und dennoch war er irgendwie erwachsen geworden. Er hatte viel Verantwortung übernommen und es machte Nami immer wieder stolz zu sehen was er erreicht hatte.

Sie leerte ihr Glas, würde es zur Seite stellen und sich dann abwenden. Genug für heute. Die Wunde an ihrer Schulter machte ihr noch zu schaffen und Nami wollte sich durchaus ein wenig schonen und gab es deswegen auch auf für diesen Abend. Es war ohnehin schon weit nach Mitternacht und die Energie, wie die Jungs sie aufbringen konnten, hatte sie einfach nicht. Und so würde sie sich langsam von der feiernden Gesellschaft entfernen und sich auf den Weg zu ihrem Atelier machen. Dort hatte Nami durchaus eine kleine Schlafkammer eingerichtet denn, wenn immer sie hier waren, wollte sie auch etwas Zeit für sich nutzen. Dann und wann etwas Abstand für sich zu haben war einfach nicht das schlechteste, gerade auch heute.

Sie begab sich zu dem kleinen Haus, welches ebenfalls von Orangenbäumen umrahmt wurde. Sie hatte sich einige Ableger von ihren eigenen gezogen und nun wuchsen sie hier langsam und ließen Nami sich etwas mehr wie zu Hause fühlen. Der Gedanke nach all dem wieder zurück in den Eastblue zu kehren und ihre Familie wiederzusehen war sicherlich da und dich war unklar wie schnell es wirklich möglich sein würde. Und doch hatte sie sich in den letzten Jahren sehr oft gewünscht sie könne ihre Schwester um Rat fragen oder einfach mit ihr sprechen. Nojiko hätte sie schon verstanden oder ihr zumindest dabei helfen können das alles irgendwie zu verarbeiten. Nicht alles was man auf so einer Reise erlebte war auch einfach zu verarbeiten und etwas das man nicht mehr mit sich herumtrug. Und so gerne sie ihre Jungs auch hatte, mit ihnen darüber zu sprechen war einfach nicht das gleiche. Der einzige, der noch etwas zugänglich war, war wohl Sanji aber alle anderen? Die versuchten doch eher die starken Kerle zu markieren oder aber empfanden das alles als nicht so schlimm. Ja, man konnte sich in diesem Männerhaufen durchaus einsam fühlen.

Nami würde die Jacke ablegen und sich noch ein Glas Wasser einschenken, ehe sie sich daran machen würde die Fenster zu schließen. Bei dem Lärm würde sie sonst wirklich nicht schlafen können und es war davon auszugehen, dass diese Party auch nicht so schnell beendet sein würde. Nami kam bei der Hintertür an und zog dort etwas die Brauen zusammen, als sie die verrutschten Blätter auf dem Schreibtisch daneben bemerkte. Nicht so, wie sie es zurücklassen würde. Ordnung war ihr wichtig, besonders wenn es um ihren Arbeitsplatz und ihre Karten ging.

Leicht hob sie den Blick und lauschte in die Stille hinein. Erst jetzt bemerkte sie das schwache Licht welches aus der kleinen Schlafkammer hinaus drang. Nami seufzte leise und schüttelte den Kopf, ehe sie sich doch auf den Weg machte und die Tür aufschob.

„Was machst du hier?“

Ihr Gegenüber hob den Blick. Nur langsam klappte sie das Buch zu und würde es auf den kleinen Tisch neben sich legen, während sie ihren Blick auf Nami fragend die Brauen gehoben hatte.

„Ihr ward lange weg.“

„Und deswegen schleichst du dich in mein Schlafzimmer und tauchst nicht auf der Feier auf?“ Nami schüttelte den Kopf, während sie ihr Glas zu ihrem Nachttisch brachte und dann anfangen würde sich die Schuhe auszuziehen. Die würden sie sonst noch umbringen, dazu hatte sie einfach zu lange darauf herumgestanden.

„Ich war da, aber in meinem Alter sind diese Art Feiern nichts mehr für einen.“ Natürlich nicht. Es waren einige Jahre ins Land gezogen und sie alle waren älter geworden. Nur das man bei den Jungs dahingehend keinen Unterschied feststellen konnte. Nami konnte das zumindest nicht. Sie feierten noch genauso viel und ausgelassen wie damals. Und doch verstand sie was Robin meinte. Man musste einfach irgendwann wissen wann Schluss war. Nur das das im Zusammenhang mit ihren Jungs einfach nicht möglich war.

„Robin.. was machst du hier?“ fragte sie noch einmal. Vor zwei Jahren war Robin hier aufgetaucht. Nami hatte die Vivre Card, die Sanji ihr damals gegeben hatte hier in ihrem Atelier gelassen. Immerhin war es der einzig beständige Ort in ihrem Leben geworden und vielleicht hatte ihr Unterbewusstsein sich einfach eine Chance offen halten wollen. Manches konnte man eben nicht einfach so loslassen und dann, irgendwann war sie hier gewesen. Es hatte Chopper die Möglichkeit gegeben sie zu behandeln, sich um sie zu kümmern. Und auch Nami, um ihr noch einmal anders zu begegnen. Es waren Jahre vergangen, man war erwachsen und reifer geworden.

„Sehen, ob du in Ordnung bist. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Natürlich hatte sie das. Nami zeigte ein schwaches Lächeln. Es war ohnehin noch ein bisschen ungewohnt, dass sie solche Gespräche führten. Es war doch etwas wesentliches, das sich zwischen ihnen verändert hatte. Denn seit man sich das erste Mal wiedergesehen hatte, schien Robin sich durchaus zu bemühen mit ihr zu sprechen. WIRKLICH mit ihr zu sprechen.

„Ich bin in Ordnung. Es war einfach eine lange Reise und ich bin froh, wenn wir jetzt eine Pause machen werden.“ Man hatte es sich verdient. Sie hatten alles erreicht. Wobei Nami sich sicher war, dass es Ruffy nicht lange an Land halten würde. So tickte er einfach nicht. Und doch hatte auch er einiges einstecken müssen und war inzwischen vernünftig genug, um einzusehen, dass er sich eine Pause gönnen musste. Das und vielleicht die Möglichkeit zu einer Bestandsaufnahme und der Möglichkeit sich zu fragen, wie es für sie weitergehen sollte. Sie alle hatten Familie und eine gewisse Sehnsucht nach der Heimat.

Nami machte sich daran sich umzuziehen. Dabei musste sie eben auch etwas auf die Wunden aufpassen und darauf achten, dass sie sich nicht falsch bewegte. Chopper hatte zwar alles gut verbunden und dennoch durfte man es nicht falsch angehen. Sie spürte deutlich die Spannung, die auf den einzelnen Nähten bei jeder Bewegung lastete. Würde alles seine Zeit brauchen aber auch das war etwas, das eigentlich schon ihr Alltag geworden war. Sicherlich sah Nami bei weitem nicht so schlimm aus wie die Jungs und doch zierten wohl auch ihren Körper inzwischen einige Narben. Bei den ganzen Kämpfen war es wohl nicht zu vermeiden gewesen. Wobei Nami allerdings auch nicht so eitel war als das sie das wirklich stören würde.

„Das solltet ihr auch. Ihr habt genug getan“, wandte Robin ein. Nami konnte hören, wie sie ihr Buch schloss und dann aufstand. Sie wandte sich um und blickte zu ihr auf, als Robin sich mit langsamen Schritten auf sie zubewegte.

„Bedeutet es, dass du nun Zeit für andere Dinge hast?“

„Was für Dinge sollten das sein?“ Nami schmunzelte, wusste sie doch genau worauf Robin anspielte. Sie hatten angefangen Zeit miteinander zu verbringen, wenn Nami auf der Insel war und man war auf einem guten Weg gewesen. Nur, dass Nami das ganze bei ihrem letzten Treffen unterbinden musste. Sie hatte deutlich gemacht, dass sie damit warten wollte. Das die Umstände in die Ruffy sie mal wieder manövriert hat, ihre ganze Aufmerksamkeit erforderten. Ablenkung durch ihrer Gefühle hatte sie da nun wirklich nicht gebrauchen können. Und so hatte sie Robin vertröstet, die sich durchaus geduldig und ehrlich gezeigt hatte. Daher war es durchaus ein bisschen unfair sie nun zappeln zu lassen.

Nami beobachtete, wie Robin die Lippen schürzte und etwas nachdenklich die Brauen zusammenzog. Das schien ihr nicht wirklich zu gefallen.

„Vielleicht gehen wir morgen zusammen essen und sprechen in Ruhe?“ Versuchte die Ältere es daher auch noch einmal. Das wäre doch ein Anfang oder? Und dann konnte man auch noch einmal ganz in Ruhe über alles sprechen. Immerhin hatte man wirklich gelernt, dass das der Schlüssel zu allem war. Und das gerade Robin daraus gelernt hatte, das hatte Nami durchaus gesehen und verstanden. Nichts, was sie erwartet hatte und doch war es das was ihr ein besseres Gefühl mit allem gab.

Nami nickte leicht in sich hinein, bevor sie dann doch an Robin herantreten würde. Sie konnte den fragenden Blick auf sich spüren, als sie dann auch die Hand hob, um sie an Robin’s Wange zu legen.

„Oder du bleibst heute Nacht hier und wir reden morgen beim Frühstück über alles. Was denkst du?“ Das war sicherlich eine bessere Idee und Robins Lächeln sagte ihr ohnehin schon, dass man sich wohl einig war.

„Das klingt nach einer sehr guten Idee.“ Und so würde man es machen. Vielleicht hatte Sanji recht gehabt und damals, vor vielen Jahren waren sie einfach noch nicht bereit für das alles gewesen.


 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (80)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8]
/ 8

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: robin-chan
2022-08-02T17:55:02+00:00 02.08.2022 19:55
Und ich dachte, du bekommst den Kommentar früher ... ha ... ich sollte die Klappe halten x)
Zuerst: Danke für das Happy End! Immerhin ist nichts verloren und die Zukunft liegt ihnen offen. Nach all den Kämpfen und den Jahren dazwischen ist es schön, wie sie sich wieder annähern und endlich kommunizieren (okay Robin). Der Epilog lässt genügend Spielraum für das Kommende, auch wenn es dann ein bisschen bittersüß ist. Alles ist drin, aber das wird man so nie erfahren. Das Böse am Abschluss :P
Wo wir dabei wären. Ich liebe diese Story. Sie hatte von Anfang an, sagen wir mal, diese Prickeln. Die Ausgangslage, das Chaos bis sie sich eben an die Wand gefahren haben. Alles war da und bis heute ist der Kampf der beiden noch immer eines meiner Lieblingskapitel.
Zum Glück hast du sie beendet, sah manchmal nicht so aus, aber ich darf da keine großen Töne spucken :P Da kommt schon mal die Frage auf, was du ohne die Pause gemacht hättest. Die Jahre geben neuen oder anderen Input. Auf jeden Fall mochte ich, wie du sie zu Ende gebracht hast. Die letzten Kapitel haben die Gefühle zwischen ihnen noch mal ordentlich verdeutlicht und besonderes als dann Robins Gründe ersichtlich wurden. Da habe ich ja seeeehr lange spekulieren dürfen und das was daraus geworden ist, hat mir gefallen.
Irgendwie immer wieder komisch, da wartet man ewig auf das Ende und dann ist es doch wieder so schade darum. Es könnte manchmal auch ewig weitergehen.
Bin dann mal gespannt, wie du jetzt mit dem Rest weitermachst und ob auch dort wieder ordentlich mitgefiebert werden kann ;D


Von: robin-chan
2022-07-21T09:58:27+00:00 21.07.2022 11:58
Schade, das Ende ist da, also fast. Ehrlich gesagt, hoffe ich auf ein Happy End, so wie die Jungs es tun. Möglichkeiten existieren, ob mit oder ohne direktes Heilmittel. Irgendwann sind ja sämtliche Ziele erreicht und man könnte den Gedanken hegen, sich auf eine gewisse Weise zur Ruhe zu setzen. Grad muss ich glatt an Fluch der Karibik denken, Will taucht auch nur alle heiligen Zeiten auf xD Erst mal abwarten, was du dir für das Ende ausgedacht hast :)
Das jetzige Auseinandergehen fühlt sich bittersüß an. Es passt, weil die Karten offen sind und der Zeitpunkt einfach falsch gewesen ist. Andererseits hätte die Zeit geholfen und man hätte sich wiederum auf irgendeine Weise annähern können. Gibt ja immer mehrere Wege, aber es ja, es passt einfach. Es fühlt sich für den Momentan richtig an, auch wenn ich bezweifle, dass Robin dort auf ewig verweilt. Definitiv gibt es dort zu wenig Bücher xD
Ich mochte den Part mit der Vivre Card. Es rundet alles ab, sie gibt immer die Möglichkeit auf ein Zurück (wehe sie brennt auf dem Weg dorthin ab xD). Sanji ist da der perfekte Verkuppler :P Nichts ist fix. Die Zukunft bleibt offen, besonders nach der Aussprache und der Chance sich wieder zu finden und das alles.
Ich freue mich wirklich schon auf den Epilog und was du dir da ausgedacht hast. Also hopp, ich warte :D
Von: robin-chan
2022-05-31T17:59:22+00:00 31.05.2022 19:59
Uuui, da ist ja mal ein halbwegs vernünftiges Gespräch, hat ja nur Jahre gedauert :P Der Ausgang ist passend, wobei ich noch nicht den Deckel drauf machen würde. Bin noch nicht gewillt zu glauben, dass es so endet mit den beiden. Natürlich ist ein Zurückfinden eine Herausforderung, selbst wenn Robin bleiben würde - was ich dennoch irgendwie hoffe, aber ein Abschied wäre genauso passend. Wenn es denn mit dem Körper bergab geht. Auch existieren Möglichkeiten, aber da lasse ich mich mal vom Rest überraschen.
Wenigstens hat Robin das Gespräch gesucht. Nach dem Mist den sie gebaut hat, war sie an der Reihe. An Namis Stelle würde jeder blocken. Es ist nicht länger ihre Aufgabe und was passt besser als ein warmes Getränk :P Finde es lustig wie Robin den einen Punkt wohl wirklich übersehen hat. Sie hätte genauso gut versuchen können auf Nami aufzupassen. Wäre die richtige Entscheidung gewesen, andererseits ... wo wäre da das Drama geblieben. Außer in schweren Kämpfen .. ne, ist doch fad. Zwischenmenschliches Drama hat mehr zu bieten :D
Und ich liebe die Jungs als Vermittler, wobei beide wieder ihrem eigenen Ansatz nachgehen.
Bin wirklich gespannt was du als Abschluss geplant hast. Wie gesagt, ich sehe mehrere Optionen. Ob ein Ende nun bevorsteht oder eben nicht. Vielleicht brauchts bloß nen Abstecher ist Zimmer :P
Weißt du, dass ich das lange Warten nicht leiden kann?
Von: robin-chan
2022-05-18T17:57:57+00:00 18.05.2022 19:57
Sodala, endlich schaff ich den Kommentar. Nach und nach lichtet sich der Nebel, nicht nur die um Robins Handeln. Mir ist bei ihrem Abgang Ruffys Verhalten komisch vorgekommen. Gut, unsere Mädels haben sich nen ordentlichen Schlagabtausch geliefert, aber eine von ihnen so leicht gehen zu lassen? Mit einem einzigen Gespräch? Und ohne irgendetwas sofort weiterreisen? Kam trotz der Schwere etwas unrund daher. Umso wird hier Ruffys Entscheidung begründet und mich wundert es glatt, dass er so lange durchgehalten hat xD
Namis Laune dem gegenüber ist derweil mehr als verständlich. Trotz Vorahnungen in dieses Chaos gestürzt werden, war wohl nicht gerade eine Glanzleistung. Jeder sollte wissen, dass Ruffy immer auf Kollision aus ist, als ob er Däumchen dreht und abwartet. Hierbei interessiert mich ja mehr über ihre Familie zu erfahren, aber ein Punkt ist wahr, um etwas zu vertuschen werden ohne Skrupel sämtliche Register gezogen, welche Schäden auch immer entstehen. Bloß wäre für die Crew wohl weniger mehr gewesen, die sind ja ordentlich paniert, besonders Nami. Dann noch die neuen Informationen ... ui. Kann eventuell noch heiter werden.
Dafür gibt Robin endlich Einblick in ihre Gefühlswelt, was höchste Zeit ist! Nach allem hat es Nami verdammt noch mal verdient, wobei das Timing natürlich umso interessanter gewählt wurde. Aber wer redet schon gerne in Ruhe? Wenn alle Beteiligten fit sind?
Irgendwie wird ihr Handeln verständlicher, irgendwie stellt sich die Frage, warum sie so dumm war und geschwiegen hat. Man hätte es ein wenig anders lösen können, aber ja, Gefühle spielen halt nach eigenen Regeln, beeinflussen das Urteil - aber ich darf mich nicht beschweren, dadurch gabs spannendes Drama :D
Bin nun gespannt darauf, was noch kommen wird, besser gesagt, was aus den beiden werden wird. Viel ist ja nicht mehr übrig und die Möglichkeiten stehen offen~
Von: robin-chan
2022-04-06T18:06:30+00:00 06.04.2022 20:06
Das Geheimnis lichtet sich - wurde auch Zeit! Im Grund musste mehr dahinter stecken, von Anfang an. Robin mag mit Gefühlen hadern, aber Schritte wie diese macht man nicht nur, um vor der Liebe selbst zu flüchten. Hat ordentlich was abbekommen. Erst die körperlichen Probleme mit denen sie auf Dauer kämpfen darf (außer unser süßes Fellknäul findet eventuell eine Heilung? Bei ihm ist alles möglich :D) gepaart mit netten Informationen. Da zahlt sich der Aufenthalt aus. Robin hätte lieber das Kleingedruckte gelesen oder alles verbrannt ... den anderen da gleich mit ... und Dragon. Feuer kann helfen. Heult niemand hinterher. Von der Regierung vielleicht noch belohnt?
Ganz ehrlich, sie hat ihren Part erfüllt und Konsequenzen davon getragen und dann reicht's ihnen nicht. Die Situation ist verständlich. Aus freundschaftlicher Sicht steuert man schon dagegen, aber wenn da doch noch andere Gefühle im Spiel sind? Natürlich lehnt sie nicht ab. Eine ziemlich verzwickte Situation - Feuer hilft, schon gesagt?
Dennoch könnte man Robin liebend gern einen Klaps auf den Hinterkopf geben. Statt verschwinden hätte sie vielleicht doch noch das Gespräch suchen sollen. Klar, es hätte nach hinten los gehen können, aber ihre Lösung ist in Anbetracht der Gesamtsituation ... dezent scheiße. Will wissen, wie Nami darauf reagiert, wenn ihr alles bewusst wird. Vielleicht entlädt sich mal Zeus :D Oder sie schickt den Sohnemann, der seinem alten Herrn Gas gibt. Und seien wir mal ehrlich, bei der Crew sind sämtliche Informationen eh schon egal. Feinde kommen so oder so xD

Das Warten hat sich gelohnt, was das Warten wiederum wieder nervend gestaltet D: Ich will ein verdammtes Happy End für die beiden. Robin war ein Arsch, aber die Gründe ... da kann noch was werden, wie auch immer du das machst~
Von: robin-chan
2022-03-16T23:02:27+00:00 17.03.2022 00:02
Na, da kommen wir des Rätsels Lösung näher. Tiefgreifendere Gründe als Robins Schwierigkeiten Gefühle zuzulassen lagen seit Anfang an auf der Hand. Mit diesem Gas wurde ja ein netter Grund geschaffen. Erst mal schön, dass es etwas ist, das Robin nicht umbringt. Wäre nicht allzu nett und nimmt beinah das Drama raus :P Körperliche Beschwerden ist ein netter Ansatz, kann dem Reisen tatsächlich rasch ein Ende setzen. Macht ihre Beweggründe plausibler. Immerhin wäre sie irgendwann eine Last und bei der Crew reicht ein falsch geparktes Schiff und die Scheiße ist am Dampfen ... Den Einwand mit Chopper verstehe ich, andererseits bleibt nun mal die Frage offen, ob dem kleinen Genie nicht eine glorreiche Idee kommt? Ich muss ja sagen, reden kann manchmal helfen, besonders in dem Fall. Robin in allen Ehren, aber der Abgang, bei dem Hintergrund? Es gäbe Alternativen ... mir fallen da auch welche ein, ohne Nami in den Wahnsinn zu treiben :D
Kann es sein, dass die liebreizenden Revolutionäre Nami als Druckmittel benutzen? So nebenbei? Wurde ja wieder dezent unterbrochen. Also der Käpt'n hat ein vorbildliches Timing. Ja nicht alles preisgeben. Nehmen wir an, die Revos haben dahingehend gedroht ... hätte auch netter gelöst werden können. In dem man sich eventuell auch mal auf nen runden Tisch zusammensetzt und neutral redet. Erst recht wenn man verbockt hat und anscheinend dank ihren Aufträgen ein irreparabler Schaden entstanden ist.
Mein Vorschlag wäre ja, das der liebe Ruffy mal ordentlich allen auf den Kopf klopft, den Liebenden eingenommen :D
Wird spannend, wie du das am Ende machst. Bin ja noch immer für ein Happy End. Nach all dem Leid haben sie glatt ein bisschen Ruhe verdient.
Du weißt, ich warte (wie immer) brennend auf das nächste Kapitel~
Von: robin-chan
2022-02-17T19:23:05+00:00 17.02.2022 20:23
So gehört's sich. Sämtliche Bedenken ignorieren und sich direkt ins Chaos manövrieren :D Wer mag schon Langeweile? Nach dem letzten Kapitel habe ich gar nichts anderes erwartet und wurde nicht enttäuscht. Irgendwie habe ich das Gefühl Ruffy wusste was? Er beharrte auf das Ziel, obwohl die Bedenken gerechtfertigt waren. Da wundert man sich auch nicht über Namis Einstellung ihn durchaus zur Rechenschaft zu ziehen. Ein bisschen umdenken und sie wären dem ferngeblieben. Ob es sich jedoch mit Ruffy bewahrheitet, wird wohl die Zukunft zeigen.

Ehrlich gesagt, habe ich das Aufeinandertreffen mit Robin später erwartet, aber besser früher als später :D Und es ist passend, Nami mal dezent den Arsch zu retten. Bin gespannt, wie sich das Treffen nun entwickelt. Immerhin ist zwischen ihnen genug offen und ohne wirklichen Abschluss ... wie kann man von Nami erwarten einfach ohne irgendetwas weiterzumachen? Es wird immer hängen bleiben.
Kann Robin bitte endlich sagen, was Sache ist? Ob sie wieder mitkommt, wieder was mit Nami anfängt, sei mal dahingestellt. Aber einfach mal den Mund aufmachen und Nami die Wahrheit sagen, wäre ein verdammt guter Anfang. Schätze sie werden sich vorerst mal nicht keppeln, immerhin ist der Rotschopf doch noch ein wenig wackelig auf den Beinen xD
btw läuft Zorro noch in der Gegend rum oder ist er schon wieder am anderen Ende der Insel? Mit ihm Teambuilding ist schwer, sobald er aus den Augen gelassen wird.

Kann das nächste Kapitel kaum erwarten und was die Mädels aus dem Wiedersehen machen :)
Von: robin-chan
2021-09-12T19:49:55+00:00 12.09.2021 21:49
Endlich geht die Reise weiter, das freut mich aber :)
Also befinden wir uns nun ein gutes Stück in der Zukunft. Mit dabei ein paar nette Veränderungen. Passend. Robins Abgang war ja im Grunde ein ziemlich offener. Vieles blieb unausgesprochen. Da ist es mehr als verständlich. Vermutlich wäre es nie ohne Spuren gegangen, egal ob es ein Gespräch gegeben hätte oder nicht. Frage mich allerdings weiterhin ob sie Ruffy nicht wenigstens etwas mehr gesagt hat.
Robin ist fort und irgendwie nicht. Jeder geht anders damit um. Ruffys Veränderung ist hierbei spannend. Sie nicht mehr zu erwähnen ist eine Sache, aber das er generell anders agiert. Hat was und verdeutlich eben nochmals die Schwere des ganzen. Anders als Nami die natürlich alles andere als abgeschlossen hat. Wen wunderts? Sich in Arbeit stürzen etc. bringt eben keinen Abschluss. Ganz egal wie sehr sie es auch versucht. Da überrascht mich nicht, dass sie vom nächsten Reiseziel wenig begeistert ist. Schätze, ihr Bauchgefühl wird richtig liegen? x) Lädt immerhin für ein Wiedersehen ein? Da ist noch einiges offen und ich hoffe sehr, dass es dahingehend bald weitergeht.
Von:  Levisto
2019-11-20T21:48:34+00:00 20.11.2019 22:48
Interessante Rückblende, auch wenn sie viele Fragen offen lässt bzw neue schafft. Aber jeder Brotkrumen wird gesammelt.
Habe mich zumindest gefreut, dass es weiter geht :)
Von: robin-chan
2019-11-13T17:59:38+00:00 13.11.2019 18:59
Wurde auch Zeit :P
Hab also richtig geschätzt. Das letzte Kapitel lud förmlich zur Rückblende ein und Robins gefallen mir. Einerseits bieten sie kleine Einblicke, aber andererseits bleiben dennoch genügend Fragen offen. Schätze da kommt noch die eine oder andere? Wäre wünschenswert, außer wir finden auf anderen Wege heraus, was in Robin vor sich geht. Ich meine, der Auftrag ist recht wage, dennoch ist offensichtlich welche Folgen sich ergeben können. Schließlich macht sich Robin wohl nicht grundlos Gedanken, ob es sich auf ihre Freunde auswirken könnte. Wobei sich mir die Frage stellt, inwieweit sie sich offen zeigt? Hört sich weniger nach einer vollkommenen Undercover Geschichte an, die ohne Zeugen bleibt.
Auf jeden Fall hat die Gute mal ordentlich was abbekommen. Und was genau hat sie da eingeatmet? Oder die Andeutung das Teufelskräfte nicht automatisch rückgängig gemacht werden? Ruft nach Antworten~
Hinsichtlich des Arztes verstehe ich Robin. Da kommt eben niemand an Chopper ran und er wirkt einfach noch so sympatisch. Keine Ahnung warum, anders mit ihrem Partner. Der hat was und die Situation kann man sich ziemlich gut vorstellen. Eine verletzte Robin, die einfach Ruhe haben will, erhält ausgerechnet eine Quasselstrippe als Partner. Herrlich. Wer weiß, ob nur ihre körperliche Verfassung Schuld an ihrem schnellen Verschwinden war ;D
Und was Nami angeht ... wenn Robin sich dieser Nähe bewusst ist, warum lässt sie sich dann auf eine Affäre ein? Da ist sie ja selbst Schuld, wenn das nach hinten los geht :P Eine Rückblende während dieser Affäre aus Robins Sicht wäre wirklich interessant. Aber jetzt bin ich erst mal gespannt, was uns als nächstes erwartet. Schließlich sieht die Gegenwart alles andere als rosig aus.
Freu mich schon aufs kommende :)


Zurück