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Everything you want

von

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"Du bist furchtbar was Gefühle angeht."


 

„Ich denke es sieht alles gut aus. Aber du solltest dich dennoch schonen und es langsam angehen lassen.“ Chopper sah sie mahnend an. Nami nickte nur. Sie wüsste auch nicht, was sie sonst tun sollte. Sich ihm widersetzen? Mit ihm streiten? Nein. Abgesehen davon war es wohl auch so, dass die Schmerzen in ihrem Körper sie noch immer zurückhalten würden. Selbst wenn sie es wollte könnte sie damit keine großen Sprünge machen. Aber warum sollte sie auch? Neben dem körperlichen waren es ihre Gedanken, die sie zu fesseln schienen. Im ersten Moment hatte sie es nicht wirklich bemerkt aber dann? Dann waren die Erinnerungen an die Schlacht hochgekommen, das Gespräch mit Robin. Robin, die noch immer hier an Bord war. Sanji hatte es ihr gesagt. Er kam sie zum Essen immer besuchen und hatte ihr erklärt, dass Robin mit ihnen gekommen war, das sie ihnen alles erklärt hatte. Nur was genau hatte sie erklärt? Gab es überhaupt eine Erklärung, die irgendetwas hiervon rechtfertige? Nami war sich da wirklich nicht so sicher und eigentlich wollte sie das auch nicht ausreizen. Denn auf was für einen Weg würde sie sich schon begeben, wenn sie sich darauf einlassen würde? Sie hatte Angst davor.

„Keine Sorge, ich werde mich schonen, versprochen.“ Sie strich Chopper kurz über seinen Hut und lächelte ihn an, bevor sie sich langsam erhob. Wie genau ihr Zusammenleben aussehen sollte, das konnte Nami sich nicht vorstellen. Doch vielleicht galt es zunächst in Erfahrung zu bringen wie genau das alles zwischen ihnen lief und die Stimmung an Bord war. Denn man konnte wohl kaum davon sprechen, dass die Dinge geklärt und eindeutig waren. Geschweige denn, dass Robin sich hier etwas geleistet hatte, was man einfach so übergehen könnte. Nein, sie hatte mit ihrem Verhalten für ein ziemliches Chaos gesorgt. Und das war sicherlich noch milde ausgedrückt.

Sie verstand ohnehin nicht warum Robin überhaupt noch hier war. Sanji hatte ihr erzählt, dass Sabo Ruffy an Bord gebracht hatte. Und der gehörte immerhin zu den Revolutionären, zu denen mit denen Robin gemeinsame Sache gemacht hatte. War es nicht so gewesen? Eigentlich hatte Nami damit gerechnet, dass sie wieder mit ihm verschwinden würde aber das war ausgeblieben. Stattdessen war Sabo wieder gegangen und Robin war geblieben. Warum wusste sie nicht aber Ruffy schien das alles auch eher locker zu sehen. Was auch immer man an so einem bescheuerten Verhalten locker sehen sollte. Nami tat es nicht und auch, wenn sie vielleicht ein paar Dinge nachvollziehen konnte, gewiss nicht alles. Denn das, was zwischen ihnen beiden abgelaufen war und mit welcher Kälte Robin sie behandelt hatte, das konnte Nami sich bis heute einfach nicht erklären und sie sah auch nichts was das alles rechtfertigen würde.

Dennoch, das waren alleine ihre Gedanken und sollte Robin nun wieder hier an Bord bleiben so würde sie sich mit all dem arrangieren müssen. Ob ihr das nun gefiel oder nicht war einmal dahingestellt und sicherlich nicht das was man in den Fokus stellen konnte. Zumindest nicht, wenn Ruffy das alles einfach wieder als nichtig ansehen würde.

Chopper wollte sie damit nicht behelligen, er konnte immerhin am wenigsten dafür und so würde sie schließlich mit einem Lächeln aus dem Krankenzimmer verschwinden und sich auf den Weg in die Kombüse machen. Sie hatte wirklich Hunger und nachdem sie nun so viel Zeit im Bett verbracht hatte würde ihr die Bewegung sicherlich gut tun. Ein bisschen zumindest, denn Nami bemerkte schnell, dass ihr Körper und ihre Verletzungen diese neue Art von Beanspruchung alles andere als lustig fanden.

„Namilein, schön das er dich endlich aus dem Bett lässt, darf ich dir Frühstück machen?“ Sanji grinste sie breit an, als sie die Kombüse betrat und Nami nickte gleich. Ja, das brauchte sie und vor allem einen guten Kaffee dazu.

„Wo sind die anderen? Es ist so ruhig.“ Das war es und alleine das war schon seltsam genug. Seit Ruffy sie alle zum Frühstück vor ein paar Stunden gebrüllt hatte war nicht mehr viel gekommen.

„Ich glaube beim Angeln. Da sind sie beschäftigt und stellen nichts an, Franky und Lysop kümmern sich noch um weitere Reparaturen und Robin liest glaube ich.“

„Natürlich tut sie das“, murrte Nami vor sich hin. Als sei eben alles wie immer, oder? Zumindest schien sie sich so zu geben, auch wenn das vielleicht nicht ihre Intention war. Aber was spielte das eben für eine Rolle? Für Nami spiegelte es pure Ignoranz der Situation wieder.

„Wir hatten viele Gespräche. Es ist nicht alles richtig gelaufen und das weiß sie auch aber, ich denke ihr solltet wirklich miteinander sprechen.“

„Ich wüsste nicht was das bringen sollte.“ Nein, das konnte Nami wirklich nicht nachvollziehen. Sicherlich stellte sie auf stur und wollte es auch nicht. Zumindest wollte nicht diejenige sein, die wieder einmal über ihren Schatten sprang und es wieder versuchte. Sollte Robin reden wollen, dann konnte sie auch auf sie zukommen oder nicht? Nami hatte ihr in der Vergangenheit ausreichend Gelegenheiten dazu geboten und bisher waren sie immer ausgeschlagen worden. SIE war gewiss nicht diejenige an der das alles gescheitert war.

„Ich finde nicht, dass ihr das so offen zwischen euch stehen lassen solltet. Wer weiß, bisher sieht es nicht so aus, als würde sie weiter mit uns reisen.“ Nami hatte sich an die Theke gesetzt um ihn zu beobachten. Nun hob sie den Blick und musterte den Koch schweigend. Das war etwas das Nami sich auf der einen Seite vielleicht gewünscht hatte, weil es zeigen würde das man Konsequenzen zog. Auf der anderen Seite aber zog es unangenehm in ihrer Brust und sie wusste, dass dieser Weg ebenfalls nicht richtig war. Nicht von all dem war das und einzig Robin hatte sie in diese Lage gebracht.

Brummend rieb sie sich über die Augen. Das Sanji sie und ihre Reaktion wohl beobachtete wusste sie, doch Nami versuchte es zu ignorieren. Schwer zu sagen, was für eine Reaktion er sich vielleicht erhoffte, doch zumindest gab Nami ihm nicht viel.

„Du weißt was sie für dich empfindet?“ Setzte er dann vorsichtig nach. Auf wessen Seite stand er hierbei eigentlich? Robin war sich wirklich nicht sicher, ob es eine Rolle spielte was genau Robin empfand oder warum sie es getan hatte. Sie hatte Nami benutzt und ihr das Gefühl gegeben nur ein wertloses Spielzeug für sie zu sein. Und nach all dem sollte Nami es nun wirklich einfach auf sich beruhen lassen?

„Und du weißt noch was sie getan hat, ja? Sie hat mich wie den letzten Dreck behandelt. Egal was sie empfindet oder nicht. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich das einfach so vergessen kann oder?“ Niemand konnte das von ihr verlangen. Wenn, dann würde man daran arbeiten müssen, es würde dauern das Vertrauen erneut aufzubauen und dafür brauchte es Zeit. Etwas, wie Sanji gesagt hatte, was sie einfach nicht hatten.

„Wir tun alle mal dumme Dinge aus liebe, denkst du nicht?“ Er musste auch immer das letzte Wort haben, oder? Nami warf ihm einen langen blick zu, schwieg aber. Diese Unterhaltung würde zu nichts führen. Unrecht hatte er zwar nicht und dennoch herrschte in ihr einfach dieses schreckliche Chaos. Davon abgesehen, wie sollte sie darüber hinwegsehen was alles zwischen ihnen geschehen war? Das alles hatte eine lange und schmerzliche Vorgeschichte, die noch immer sehr an Nami nagte. Ungerne gab sie es zu aber ihre eigenen Gefühle zu Robin waren es nun auch, was diese ganze Sache vielleicht im Weg stehen könnte. Denn nur, wenn man etwas empfand konnte man sich auch derart verletzen, dass man selbst nicht recht wusste, ob diese Wunde je wieder wirklich verheilen konnte.

Da sie das Gespräch für beendet erklärt hatte schob er ihr einfach einen Teller mit ihrem Frühstück hin, dazu Saft und eine Tasse mit Kaffee. Es war sicherlich komisch, denn selbst das erinnerte sie an Robin. Diese liebte guten Kaffee und jede Tasse, die Nami trank, führte eben auch dazu, dass sie an die Ältere dachte. Nach all den Jahren, all den Erlebnissen, war man eben auf besondere Weise miteinander verbunden und es war sicherlich auch unmöglich sich je wieder davon zu lösen. Etwas das man sicherlich auch akzeptieren musste und mit dem Nami sicherlich ihre Schwierigkeiten hatte. Es würde nie einen wirklichen Abschluss geben.

Schweigend machte sie sich über ihr Essen her, kaute nachdenklich darauf herum und versuchte noch immer die letzten Tage sacken zu lassen. Vielleicht hatte es auch seine Vorteile, dass sie sich derart lange im Krankenzimmer hatte verkriechen können. Denn zumindest auf diese Weise war es nicht wirklich ein Thema mit dem sie sich hatte befassen müssen. Auf der anderen Seite bedeutete es aber auch, dass die Jungs inzwischen sicherlich besser über die Umstände bescheid wussten als Nami es tat. Hinzu kam noch immer die Frage darüber, was Robin wohl über ihre Familie wusste. Sicherlich hatte sie gemeint, was sie gesagt hatte. Nami hatte eine Familie, eine Mutter, eine Schwester. Etwas anderes hatte für sie nie eine Rolle gespielt. Früher vielleicht, als sie klein gewesen war, als sie sich nicht richtig dazugehörig gefühlt hatte. Doch ihre Mutter hatte etwas getan das all das aufgelöst hatte. Nun zu glauben, dass es da eine andere Familie gab, das sie sich dem zuwenden würde, fühlte sich wie Verrat an. Wie könnte sie sich auch darauf einlassen? Nein, Nami sperrte sich gegenüber dieser Gedanken, denn was würde es schon verändern? Wenn da noch jemand wäre, jemand der Leben würde, dann wäre das vielleicht etwas anderes. Aber auch dann würde es nichts daran ändern, dass besagte Person bisher nie in ihr Leben getreten war. Warum sollte Nami also etwas darauf geben oder sich dem zuwenden wollen? Familie hatte nichts mit einer gemeinsamen Blutlinie zu tun, zumindest nicht für sie. Nicht mehr.

***

„Deine Entscheidung ist endgültig?“ Sie konnte den prüfenden Blick auf sich spüren. Verwunderlich, dass ausgerechnet er derjenige war, der sie darauf ansprach. Und doch würde sie dem nicht aus dem Weg gehen, denn sicherlich gehörte es auch zu seinen Aufgaben in irgendeiner Weise. Und so klappte sie das Buch schließlich zu, um den Blick auf ihn zu richten. Zorro stand mit verschränkten Armen da und musterte sie eingehend, ehe er sich nun doch in Bewegung setzte und sich neben sie sinken ließ.

„Nach allem was geschehen ist? Ja. Zudem ist noch nicht sicher in wie weit ich körperlich eingeschränkt sein werde. Ich habe es bereits im letzten Kampf deutlich gespürt.“ Sie gehörte zwar auch zu denjenigen, die über so etwas gut hinwegtäuschen und einfach durchziehen konnten. Und doch war Robin nicht blind für das was noch kommen würde oder dafür, dass es irgendwann auch nicht einfach wieder ausgeglichen werden könnte. Diesmal hatte sie es geschafft, sie war in der Lage gewesen die nötige Leistung zu bringen. Doch was wenn es ihr irgendwann einmal nicht gelang? Das würde sie unweigerlich zu einem Risiko machen besonders, wenn sich dieser Schwachpunkt herumsprechen würde. Und warum sollte es geheim bleiben? Die Revolutionäre hatten keinen Grund diese Information jetzt noch zu schützen und sicherlich hatten auch sie nun einen Grund Robin aus dem Weg räumen zu wollen. Und solange es kein Heilmittel gab war es ein zu großes Risiko.

Zorro nickte in sich hinein, ließ den Blick schweifen und wirkte nachdenklich. Er war schon immer ein ernster Kerl gewesen und schon immer hatten sie beide ihre Defizite miteinander gehabt. Und doch waren sie irgendwann auf einen Nenner gekommen. Man hatte Respekt füreinander aufgebaut und gelernt zu vertrauen. Robin schätzte ihn sehr für seine gerade Linie, die er im Gegensatz zu Ruffy immer hielt und damit für die nötige Stabilität innerhalb der Crew sorgte.

„Ich muss dir nicht sagen, dass die Aktion beschissen war und absolut schwachsinnig. Aber wir kommen klar, weißt du? Ich kann’s verstehen auch, wenn ich es dämlich finde. Aber das gilt nicht für alle.“ Dabei machte er eine leichte Kopfbewegung. Robin folgte der Geste mit dem Blick und fasste Nami in’s Auge. Diese war bei ihren Orangenbäumen und ließ sich von Chopper dabei helfen ein paar der reifen Früchte zu ernten. Sicherlich hatte Robin schon vor geraumer Zeit bemerkt, dass sie wieder auf den Beinen war, doch man war sich betont aus dem Weg gegangen. Ein kurzer, flüchtiger Blick. Mehr jedoch nicht und, wenn sie sich Nami so ansah, dann schien es dieser so auch lieber zu sein. Abstand. Das gerade mit ihr noch einiges offen war, war Robin durchaus bewusst. Mit den Jungs hatte es zahlreiche Gespräche gegeben, sie hatte ihre Beweggründe offengelegt. Ihre Gefühle, das was sie verwirrt und dazu getrieben hatte solche Entscheidungen zu treffen. Gewiss keine leichte Aufgabe für sie, die normalerweise nicht über ihre Gefühle sprach. Und gleichzeitig war sie es ihnen eben auch schuldig gewesen.

"Ich denke nicht, dass sie noch darüber sprechen will. Warum sollte ich mich über ihren Wunsch hinwegsetzen und sie zu einem Gespräch zwingen?“ Vielleicht war es das beste die Dinge endlich auf sich beruhen zu lassen auch, wenn man das so wohl nicht sagen konnte oder sollte. Denn das letzte Gespräch konnte man wohl kaum als endgültige Aussprache bezeichnen. Es gab noch viel zu sagen.

„Geht es dabei wirklich um sie oder darum, dass du dich schon wieder davor drücken willst?“ Robin wandte den Blick wieder von Nami ab und musterte Zorro, der sie prüfend ansah und nicht so wirklich zu lesen war. Etwas das nicht neu war aber das es nun ausgerechnet er war, der ein solches Gespräch suchte?

„Es hat sie fertig gemacht. Du weißt es und es wurde auch nicht besser nachdem du gegangen bist. Weißt du, wenn du dich dazu entscheidest zu gehen dann ist es das eine und ich werde dir nichts anderes sagen. Doch ich verlange, dass du das vorher zwischen euch regelst und zwar vernünftig. Sie hat es verdient damit abschließen zu können und das wird nicht funktionieren, wenn ihr euch einfach weiter aus dem Weg geht.“

„Seit wann verstehst du dich so auf zwischenmenschliche Beziehungen?“ Fragte sie lediglich. Es war nicht Robin’s Stärke aber seine sicherlich auch nicht. Das konnte man an der Stelle sicherlich auch so festhalten und musste das ganze nicht wirklich vertiefen. Und doch war er es nun der hier hockte und versuchte ihr Ratschläge zu geben? Wenn sie wirklich bereits so weit waren, dann musste es wirklich sehr deutlich gewesen sein, wie sehr es Nami getroffen hatte. Ein Umstand, der Robin nun doch nachdenklicher werden ließ. Denn sicherlich wollte sie nicht, dass es dem Wildfang in irgendeiner Weise schlecht ging, obgleich sie maßgeblich zu dieser Situation beigetragen hatte.

„Glaub mir, man muss kein Genie sein, um zu sehen was mit ihr los ist und was du ihr bedeutest. Und selbst du kannst nicht so ignorant sein, als das du wirklich glaubst, dass das so okay ist wie es ist und das du einfach so verschwinden kannst.“ Nein, das war sie nicht. Sie nahm es durchaus wahr und Robin wusste auch, dass sie sich dem stellen musste. Und doch war genau das deutlich schwerer als die letzten Tage in denen sie mit den Jungs geredet hatte. Auch diese hatten sie verurteilen können, auch diese Gespräche waren nicht einfach gewesen. Und doch war es mit Nami noch einmal etwas völlig anderes. Denn Robin lag durchaus etwas daran, dass sie ihr vielleicht irgendwann doch wieder offen in die Augen blicken konnte. Doch was, wenn es nicht gelingen würde? Was wenn sie einfach zu viel kaputt gemacht hatte in den vergangenen Monaten und mit ihrem Verhalten? Ja, Nico Robin hatte Angst. Angst sich ihren Fehlern gegenüber dieser jungen Frau zu stellen.

„Rede mit ihr, das bist du uns allen schuldig.“ Es waren nachdrückliche Worte, doch ehe sie noch etwas dazu sagen konnte hatte er sich bereits wieder erhoben. Zorro war gewiss niemand der große Reden schwang, er hielt sich immer zurück. Wenn er also hierher kam und sich dazu äußerte, dann hatte das durchaus seinen Grund und war nicht zu unterschätzen. Etwas das eigentlich nicht weiter zerdacht werden müsste, denn Robin war durchaus klar, dass er recht hatte. Sie würden nur dann mit all dem abschließen können, wenn sie ein letztes Mal ein Gespräch suchen würden. Der Ausgang dieses Gesprächs mochte dabei sicherlich ungewiss sein und es wäre vermutlich auch falsch zu verlangen, dass es ein bestimmtes Ziel erfüllen müsste. Und doch war es wichtig, denn nur dann würde man all das irgendwann hinter sich lassen können, obgleich ein Teil von ihr das eigentlich gar nicht wollte.

***

„Willst du dich nicht lieber reinsetzen? Es ist kalt.“ Nami atmete tief durch. Letztlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen und doch hatte sie nicht das Gefühl ausreichend darauf vorbereitet zu sein. Schon den ganzen Tag beschäftigte sie sich mit anderen Dingen, ging den anderen öfter aus dem Weg und versuchte sich nicht gleich der ganzen Gruppe zu stellen. Sicherlich aus gutem Grund. Auch zum Abendessen war sie nicht erschienen. Sie hatte Sanji gesagt sie habe noch keinen Hunger, auch wenn er ihr das offenkundig nicht geglaubt hatte. Doch es war nicht an ihr sich vor irgendjemandem zu rechtfertigen. Das man es nicht dabei belassen würde hätte ihr dennoch klar sein müssen.

„Mir ist nicht danach, danke.“ Sie hatte sich wenigstens einen dicken Pulli übergezogen. Es war kühl aber noch nicht kalt. Durchaus noch genug Zeit, zumal Nami sich auch noch nicht entschieden hatte wie sie in der Nacht mit allem umgehen sollte. Immerhin würde sie nicht alleine in ihrem Zimmer schlafen sofern sie sich nicht wieder ins Krankenzimmer flüchten würde. Durchaus eine legitime Option wie sie fand.

„Sanji hat dir etwas warmes zu Trinken gemacht.“

„Ich hätte mir das auch selbst holen können.“ Nami schielte zu Robin hinauf, die ihr eine dampfende Tasse hin hielt. Vermutlich ein Orangenpunsch, den Nami durchaus liebte. Sie selbst hatte eine zweite Tasse bei sich in der sich wohl Kaffee befand. Proviant für ein Gespräch?

„Ich weiß. Ich dachte es ist dennoch eine gute Gelegenheit“; räumte die andere ein. Nami nahm die Tasse entgegen und beobachtete dabei, wie Robin sich neben sie setzte. So war das also. Ein Vorwand, damit sie sie aufsuchen und doch zu einem Gespräch bewegen konnte. Nicht, dass Nami nicht klar wäre das es sein musste und doch wäre es ihr lieber gewesen das alles noch etwas aufzuschieben. Warum auch weiter darin herum bohren? Sie sah wenig Sinn darin. Daher schwieg sie auch und würde höchstens in ihre Tasse hineinblasen, um einen vorsichtigen Schluck daraus zu nehmen. Mit den Gewürzen, die Sanji benutzt hatte schmeckte das alles wie Weihnachten und einfach nach etwas ganz besonderem. Sie liebte es und war damit eigentlich immer milde zu stimmen. Unfaire Mittel die hier nun verwendet wurden.

„Mir ist bewusst, dass du wenig wert darauf legst mit mir zu sprechen. Ich möchte dich auch nicht lange behelligen und doch.. ich denke es wäre wichtig, bevor sich unsere Wege trennen.“

„Auf einmal?“ Nami konnte sich den leicht bissigen Kommentar nicht verkneifen. Immerhin war sie nicht diejenige gewesen, die nicht hatte sprechen wollen. Und nun, wo sie es nicht mehr wollte schien es auf einmal wichtig zu sein? Sie hörte Robin tief durchatmen, doch schwieg diese. Ein Schluck Kaffee, während sie sich vermutlich ihre Worte zurechtlegte. Nami kannte das schon, sie sah wenn es in ihr arbeitete.

„Ich gebe zu, dass Gefühle nicht gerade meine Stärke sind. Es hat mich überfordert damit umzugehen und ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen. Nichts von dem, was ich getan habe war fair und ich kann nicht von dir erwarten, dass du mir das je verzeihst. Doch ich möchte nichts unausgesprochen lassen ehe ich gehe.“

„Du hast recht, es war nicht fair. Ich habe versucht es hinzubekommen aber du hast mir nicht einmal eine Chance dazu gegeben. Du hast mich ausgeschlossen, verletzt. Du hast mich wie Dreck behandelt Robin, ist dir das klar?“ Nami hatte ihr sicherlich etliche Male die Möglichkeit gegeben mit ihr zu sprechen und es gemeinsam zu versuchen. Doch Robin hatte ihren eigenen Dickschädel durchsetzen und schweigen müssen. Nur, damit alles am Ende eskalierte und sie sogar gegeneinander kämpften? Inzwischen fühlte sich all das schrecklich weit weg an und gleichzeitig hatte es sich eingebrannt und so einfach konnte sie es eben nicht auf sich beruhen lassen. Der einzige Unterschied war wohl, dass Nami diesmal recht ruhig blieb. Dafür trank sie lieber ihren Punsch und blickte nachdenklich in die Ferne.

„Ich konnte irgendwann nicht zurück und dann haben sich die Dinge verselbstständigt. Ich hatte nie erwartet, dass das zwischen uns derart intensiv werden würde.“

„Und dann hast du kalte Füße bekommen?“

„Vielleicht.“ Das Robin sich Fehler eingestand oder eine Schwäche war sicherlich etwas seltenes. Und Nami wusste durchaus auch, was das bedeutete. Sie wollte es auch anerkennen und irgendwo tief in sich konnte sie es sogar verstehen. Immerhin kannte sie Robin nun schon lange genug. Gleichzeitig aber hatte sie in der ganzen Zeit jedes Maß verloren und war über etliche Grenzen hinausgegangen die einfach niemandem gut getan hatten.

„Ich hatte Angst und das hat mich blind gemacht. Ich kann mich nur entschuldigen für das, was ich dir angetan habe auch, wenn es nichts wieder gut macht.“ Nein, das würde es nicht, sie beide wussten das. Und dennoch spürte Nami das dieses Gespräch ein anderes war und vielleicht war diese Ehrlichkeit in all dem etwas, das sie durchaus brauchte. Zu hören das Robin ihre Fehler einsah, darum wusste und sich entschuldigte. Vielleicht würden diese Wunden doch irgendwann heilen können.

„Das ausgerechnet du einmal einen Fehler machst“; witzelte sie dann leise und trank noch einen Schluck. Robin’s mahnenden Blick konnte sie dabei deutlich auf sich spüren. Ja, es war schon irgendwie lustig. Das war immerhin etwas das man normalerweise eher von Nami erwartet hätte. Immerhin war sie die hitzköpfigere von ihnen beiden, diejenige die nicht zwanzig Mal über ihre Entscheidungen nachdachte. Aber vielleicht war ausgerechnet das, was Robin am Ende zum Verhängnis geworden war.

„Das du auch auf die Liste der Regierung rutschst, sie dir vielleicht die CP0 auf den Hals hetzen..“

„Und daran mich einfach zu beschützen hast du nicht gedacht?“ Nami hob die Brauen und sah die Ältere an, die etwas verwirrt die Brauen hob. Wäre das alles nicht so traurig, dann könnte sie fast schon darüber lachen.

„Ich hätte darauf vertraut, dass meine Freundin in der Lage wäre mich zu schützen und mich nicht einfach diesen Idioten überlassen würde.“ Nur, damit das einmal klargestellt war. Sie hätte Robin vertraut und vermutlich wäre es Nami egal gewesen. Wäre das der Preis für eine ehrliche Beziehung gewesen? Sie hätte ihn gezahlt. Doch man hatte ihr niemals die Wahl in all dem gelassen. Das war es, was sie am meisten daran bedauerte.

„Und wenn deine Freundin dazu nicht in der Lage gewesen wäre?“

„Traust du dir wirklich so wenig zu?“ Robin verzog schweigend das Gesicht und steckte lieber die Nase in ihre Tasse. Sollte sie lieber, Nami wusste es ohnehin. Und wenn sie sonst schon nicht hatten, dann sollte ihr wenigstens das vergönnt sein. Eine letzte Neckerei, die vielleicht einen Hauch der früheren Leichtigkeit zurückbringen könnte.

„Du hast recht, du bist furchtbar was Gefühle angeht.“

„Spielt es jetzt noch eine Rolle?“

„Nein. Vermutlich nicht.“ Denn egal wie man es drehte oder wenden würde. Am Ende des Tages war der Moment verstrichen in dem man einander eine Chance hätte geben können. Nun standen unendlich viele Dinge zwischen ihnen, allen voran der Umstand, dass Robin dieses Schiff wieder verlassen würde. Sie würde nicht bleiben und deswegen erübrigten sich auch weitere Fragen bezüglich der Zukunft und dem, was man vielleicht noch erschaffen könnte. Der Weg war zu Ende.

„Ich wünsche mir, dass du glücklich wirst. Das du das alles hinter dir lassen und neu anfangen kannst.“

„Denkst du es sei so einfach?“

„Nein. Aber ich weiß du kannst es schaffen.“


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: robin-chan
2022-05-31T17:59:22+00:00 31.05.2022 19:59
Uuui, da ist ja mal ein halbwegs vernünftiges Gespräch, hat ja nur Jahre gedauert :P Der Ausgang ist passend, wobei ich noch nicht den Deckel drauf machen würde. Bin noch nicht gewillt zu glauben, dass es so endet mit den beiden. Natürlich ist ein Zurückfinden eine Herausforderung, selbst wenn Robin bleiben würde - was ich dennoch irgendwie hoffe, aber ein Abschied wäre genauso passend. Wenn es denn mit dem Körper bergab geht. Auch existieren Möglichkeiten, aber da lasse ich mich mal vom Rest überraschen.
Wenigstens hat Robin das Gespräch gesucht. Nach dem Mist den sie gebaut hat, war sie an der Reihe. An Namis Stelle würde jeder blocken. Es ist nicht länger ihre Aufgabe und was passt besser als ein warmes Getränk :P Finde es lustig wie Robin den einen Punkt wohl wirklich übersehen hat. Sie hätte genauso gut versuchen können auf Nami aufzupassen. Wäre die richtige Entscheidung gewesen, andererseits ... wo wäre da das Drama geblieben. Außer in schweren Kämpfen .. ne, ist doch fad. Zwischenmenschliches Drama hat mehr zu bieten :D
Und ich liebe die Jungs als Vermittler, wobei beide wieder ihrem eigenen Ansatz nachgehen.
Bin wirklich gespannt was du als Abschluss geplant hast. Wie gesagt, ich sehe mehrere Optionen. Ob ein Ende nun bevorsteht oder eben nicht. Vielleicht brauchts bloß nen Abstecher ist Zimmer :P
Weißt du, dass ich das lange Warten nicht leiden kann?


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