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Thunder, Steel and Ice

von

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Götter

Tony´s POV:
 

„Komm schon, Bruce! Mir geht´s gut.“ Langsam hatte ich das Gefühl gegen eine Wand zu reden.

Seit einer Stunde war der Kampf um New York vorbei und ich saß allen Ernstes auf meiner eigenen Krankenstation fest. Und warum? Weil Bruce Banner, Doktor der Physik und hauseigenes Wutmonster, der Meinung war, ich müsste mich „ausruhen“. Lächerlich!

„Ich habe es dir schon mal gesagt,“, begann Bruce: „Und ich werde es dir noch einmal sagen. Du warst für eine ganze Minute klinisch tot. Du kannst jetzt nicht rumlaufen und die anderen nerven.“

Ich gab ein abfälliges Geräusch von mir. Es ging mir wirklich gut. Klar, mein Schädel brummte ziemlich, von der unsanften Auffang-Aktion des Hulk, aber ich war Tony Stark! Mein Schädel brummte jeden Tag, schließlich feierte ich Partys ohne Ende! Jedenfalls hatte ich das mal, bevor ich entführt und gezwungen worden war, mich selbst aus dieser Lage zu befreien.

Bei diesem Gedanken glitt mein Blick zu dem ruinierten Mark-VII-Anzug. Ein leichter Stich von Wut zuckte durch meinen Körper, schließlich war der Anzug brandneu gewesen, aber gleichzeitig gab mir diese Situation auch die Möglichkeit neue Features anzubringen.

„Nein, Tony!“, sagte da plötzlich Bruce, der mit dem Rücken zu mir stand und ich fragte mich unwillkürlich ob er meine Gedanken lesen konnte.

Mit einem kapitulierenden Seufzen ließ ich mich zurück in die Kissen sinken und versuchte mich zu entspannen. Wenn ich ein oder zwei Stunden brav sein würde, würde Bruce sicher auch mal den Raum verlassen, um nach den anderen zu sehen, was mir wiederum die Chance gab, endlich die Schäden an meinem Tower genauer unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht konnte ich auch einem ganz bestimmten Lügengott einen kleinen Besuch abstatten, um zu sehen, wie der untergebracht war, denn ich traute diesem Typen nicht weiter, als bis zu meiner eigenen Nasenspitze.

Bruce schien meinen Stimmungsumschwung zu bemerken und runzelte misstrauisch die Stirn. Er kannte mich mittlerweile einfach zu gut, aber solange ich ihm keine Bestätigung für sein Misstrauen gab, konnte er mir gar nichts.

Also ließ ich alle Untersuchungen über mich ergehen und ging gedanklich schon mal die Liste an Spitznamen durch, die ich bei meinem späteren Gefangenenbesuch verwenden wollte.
 

Zweieinhalb Stunden später traute es sich Bruce wirklich, mich allein zu lassen. Jarvis hatte über das Intercom bescheid gegeben, dass Director Fury scheinbar eingetroffen war und alle zur Verfügung stehenden Avengers in meinem zerstörten Wohnzimmer erwartete.

Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt schlafend gestellt und da Bruce eine gute Seele war, hatte er mich, so wie ich es von ihm erwartet hatte, in Ruhe gelassen und war gegangen.

Sobald sich die Tür geschlossen hatte und ich sicher sein konnte, dass der Doktor nicht noch einmal zurück kam, hatte ich mich aus dem Bett erhoben. Den leichten Schwindel, der mich dabei überfiel, ignorierend, hatte ich mir schnell eine Jeans und ein T-Shirt besorgt und Jarvis dann gefragt, wo sich der schwarzhaarige Möchtegernkönig aufhielt.

„Er befindet sich in einem der kleinen Labore, die noch nicht eingeräumt waren.“, gab die künstliche Intelligenz mir die gewünschte Auskunft und ohne auf Jarvis leisen Protest einzugehen machte ich mich auf den Weg zu diesen Räumen.

„Wieso haben sie denn Schneeflöckchen ausgerechnet da untergebracht?“, fragte ich Jarvis, der dafür sorgte, dass die noch funktionierenden Überwachungskameras mich nicht erwischten. Fury hatte sicher einige seiner Agenten in den Überwachungsraum geschickt und ich hatte keine Lust, gleich einen riesigen, wütenden, grünen Fleischberg an den Hacken zu haben. Denn das Bruce sauer sein würde, wenn er raus fand, dass ich ohne seine Erlaubnis das Zimmer verlassen hatte, war so sicher wie das Amen in der Kirchen. Auch wenn ich persönlich noch nie in einer Kirche gewesen war.

„Die Agents Barton und Romanov weigerten sich, Mr. Laufeyson in einem der Gästezimmer unterzubringen. Sie meinten die Labore wären sicherer und auch Mr. Odinson stimmte den Argumenten der Beiden zu.“, antwortete Jarvis und ich war wirklich überrascht, dass Thor es zugelassen hatte, seinen geliebten kleinen Bruder in einem völlig leeren Raum unterzubringen. Zumal der Lügengott ebenfalls verletzt gewesen war und ich mir sicher sein konnte, dass keiner des medizinischen Personals, welches Fury zur Unterstützung der Sanitäter nach New York geschickt hatte, sich an den Schwarzhaarigen rangetraut hatte.

In diesem Moment erreichte ich das Stockwerk mit den kleinen Laboren, welches bei weitem nicht so heftig in Mitleidenschaft gezogen worden war, wie der Rest des Towers. In der Decke konnte ich einige kleine Risse ausmachen, doch ansonsten schien das Stockwerk intakt.

Jarvis lotste mich zu einer Tür auf der rechten Seite und nachdem ich den Code auf dem Tastenfeld an der Wand eingetippt hatte, schwang die schwere Metalltür zur Seite und gab den Blick auf einen ziemlich fertigen Gott frei.

Der schwarzhaarige Mann, der nicht älter als Anfang Zwanzig wirkte, saß auf dem Boden, die Hände auf dem Rücken mit speziellen Handschellen gefesselt.

Sein Gesicht wies immer noch die Kratzer auf, die er sich bei seinem Zusammenstoß mit dem Hulk geholt hatte, und ich wollte wirklich nicht wissen, wie der Rest seines Körpers zugerichtet war.

Die Fesseln, welche Thor plötzlich aus der Tasche gezaubert hatte, schnitten Loki komplett von seiner Magie ab und machten eine Selbstheilung somit unmöglich.

Ich trat in den Raum und der Lügengott hob sofort den Kopf und starrte mich aus glühenden, giftgrünen Augen an. Die ganze Wut eines sehr langen Lebens spiegelte sich in seinem Blick, doch ich konnte auch Einsamkeit und unglaublichen Schmerz entdecken.

Sofort verschloss ich meinen Geist vor dem Mitgefühl, welches immer dann aufkam, wenn ich diesen Blick sah und stattdessen trat ich weiter in den Raum und sah mich in dem leeren Zimmer um.

„Tja, was für ein tiefer Fall, Prinzesschen.“, sagte ich mit aller Ironie, zu der ich fähig war: „Von einem reichen, verwöhnten Königsspross, zu einem angeschlagenen Gefangenen innerhalb nicht mal einer Woche. Respekt.“

Der Lügengott legte auf meine Worte hin nur den Kopf leicht schief und lächelte mich hinterlistig an bevor er antwortete: „Ihr müsstet euch ja mit diesem Gefühl auskennen, Tony Stark, schließlich ging es euch vor nicht mal einem Jahr nicht anders.“

Die Stimme des Gottes war wie kühle Seide, die über meine Haut glitt und ich erschauerte. Obwohl er über keinerlei Magie mehr verfügte, hatte er dennoch immer noch eine unglaubliche Macht in seinen Worten.

„Aber ich konnte entkommen. Du wirst hier sitzen und darauf warten, dass dein großer Bruder dich wieder mit nach Hause nimmt und ich kann mir vorstellen, dass Daddy nicht besonders erfreut seinen wird, dich wiederzusehen.“

Wieder schien es ihn wenig zu kümmern, was ich sagte. Stattdessen verbreiterte sich sein Lächeln zu einem ausgewachsenen Grinsen und er erwiderte: „Glaub ja nicht, dass ich mich bereits geschlagen gebe, Mann aus Metall. Bis jetzt habe ich jede Situation gemeistert und deine kleinen Maschinen werden mich nicht lange aufhalten können.“

Mit jedem Wort schien seine Stimme dunkler zu werden und ich spürte wie mein Herz immer schneller schlug. Es fühlte sich an, als würde ich einen Marathon laufen und als Loki´s Worte plötzlich endeten, hatte ich das Gefühl, als würde mir etwas ganz entscheidendes fehlen.

Erst jetzt bemerkte ich auch, dass ich unwillkürlich einige Schritte auf ihn zugemacht hatte und nun kaum mehr einen Meter von dem hübschen Gott entfernt stand.

Erschrocken taumelte ich zurück und ein kaltes, berechnendes Lachen erfüllte das Labor.

„Du wirst sehen, Anthony Stark, schon bald werde ich dieses Gebäude verlassen und du und deine mickrigen Avengers können gar nichts daran ändern. Auch mein lieber Bruder nicht!“

Damit schien das Gespräch für ihn beendet und schnell verließ ich den Raum. Jede Frage, jeder ironische Kommentar und jeder Spitzname war während dieses Gesprächs einfach fortgeblasen worden und zurück blieb nur ich. Ein völlig verwirrter Mensch, der gerade versucht hatte einen Gott verbal zu bezwingen.

„Was hatte ich mir dabei gedacht?“
 

Als ich mein „Krankenzimmer“ betrat, war Bruce scheinbar noch nicht zurück und ich war ziemlich froh deswegen.

Das Gespräch mit Loki hatte mich völlig aus der Bahn geworfen und ich fragte mich, ob das die Macht eines Gottes war und ob Thor auch zu so etwas fähig war.

Doch es schien einfach nicht die Art des blonden Hünen zu sein, seine Feinde mit Worten zu besiegen und plötzlich erinnerte ich mich an ein Gespräch, welches ich kurz nach der gewonnen Schlacht mit dem Donnergott geführt hatte.
 

Flashback:
 

[style type="italic"]Thor stand in meinem zerstörten Wohnzimmer und würdigte seinen kleinen Bruder nicht eines Blickes, als dieser von Barton und Romanov aus dem Raum geführt wurde. Der Blonde sah völlig verzweifelt aus und irgendwo verstand ich seine Gefühle.

„Komm schon, Conan! Sei mal ein bisschen fröhlicher. Wir haben schließlich gewonnen.“, sagte ich, doch das einzige, was ich auf meinen Kommentar hin erntete, war ein müdes Lächeln.

„Verzeih, Freund Stark, dass ich nicht in Feierstimmung bin, weil mein Bruder gefangen genommen wurde.“, erwiderte er.

Ich stellte mich neben ihn und sah ebenfalls aus dem Loch, welches früher mal mein Fenster gewesen war. Von hier oben hatte man einen perfekten Blick auf die zerstörte Stadt und ich sah haufenweise Polizei- und Rettungswagen durch die Straßen brausen. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Menschen heute ihr Leben verloren hatten.

„Du musst dir keine Vorwürfe machen, Thor.“, sagte ich ungewöhnlich ernst: „Dein Bruder hat versucht Macht zu bekommen, die niemandem gehören sollte und er hat vielen Menschen Leid zugefügt. Er müsste eigentlich in einer Hochsicherheitszelle sitzen.“

Der blonde Hüne wandte sich vom Fenster ab und sah stattdessen mich an. In seinen blauen Augen sah ich Enttäuschung und eine ungeahnte Müdigkeit, die ihn glatt zwanzig Jahre älter gemacht hätte, würde man ihm diese Jahre denn ansehen.

„Du verstehst mich nicht, Mann aus Metall. Mein Bruder war früher kaum in der Lage mich in einem Training ernsthaft anzugreifen und heute hat er Krieg gegen unschuldige Menschen geführt.“

Einen Moment hielt er inne und ich versuchte mir vorzustellen, wie Loki als Junge gewesen war, doch Thor´s nächste Worte rissen mich wieder aus meinen Überlegungen: „Ich glaube, Loki hat heute etwas verloren, dass ihm früher heilig gewesen war. Seine Menschlichkeit. Er hat die Sterblichen bewundert, die trotz ihrer kurzen Lebensspanne zu großen Taten fähig waren und nun scheint er all das vergessen zu haben.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in einem der Gänge. [/style]
 

Flashback end:
 

Jetzt, wo ich so darüber nachdachte, fragte ich mich ernsthaft, ob Loki wirklich einmal menschlich gehandelt hatte und ob man ihm diese Menschlichkeit nicht wiedergeben konnte.

Denn ich spürte es tief in mir. Dieser Junge, dieser Gott faszinierte mich auf eine Weise, die ich selbst noch nicht begreifen konnte. Und ich würde das Rätsel um den Lügengott lösen.

Schließlich war ich Tony Stark!

Lügen

Thor´s POV:
 

Ich starrte hinab auf die große Stadt. Seit wir Loki in das Labor gesperrt hatten, stand ich auf dem Dach des zerstörte Turms und blickte hinab auf Manhattan.

Die Luft stank selbst hier oben nach Abgasen und Schmutz, doch nun, einige Stunden nach der verheerenden Schlacht, roch ich auch Leid und Trauer. Die Menschen hatten sich zusammengetan und taten alles in ihrer Macht stehende, um den Überlebenden zu helfen.

S.H.I.E.L.D. hatte innerhalb von zwei Stunden alle übrig gebliebenen Chitauri-Leichen von den Straßen entfernt, doch noch immer war das Entsetzen der Menschen deutlich spürbar.

Fury hatte uns kurz nach seiner Ankunft ein Lob auf die fantastische Arbeit ausgesprochen, aber ich fühlte mich nicht, wie ich es normalerweise nach einem Sieg tat.

Mir war nicht nach feiern und lachen, wie es die meisten Agents gerade taten. Stattdessen stand ich auf dem Dach, so weit abseits der Sterblichen und dachte an Loki.

Ich hatte es in seinem Blick gesehen, als ich ihm das magiebindende Metall anlegte. Schmerz, Einsamkeit, Enttäuschung und Wut. Gefühle, die er früher noch nicht mal beschreiben konnte und sie schienen nun ein fester Bestandteil seines Lebens zu sein. Das durchdringende Geräusch eines Krankenwagens, welches trotz der Höhe gut zu hören war, riss mich aus der Erinnerung und jetzt bemerkte ich auch die fremde Präsenz hinter mir.

Als ich mich umdrehte, stand Tony Stark vor mir. Er hatte ein Pflaster über dem linken Auge und sein rechter Arm war verbunden, doch ansonsten schien es ihm gut zu gehen.

„Solltest du nicht im Bett liegen, Freund Stark?“, fragte ich: „Ich glaube kaum, dass du schon wieder genesen bist.“

Tony lächelte leicht, doch es war nicht sein übliches überhebliches Stark-Lächeln. Es sah eher aus, wie ein trauriger Abklatsch dessen, was es früher einmal war.

„Was ist passiert?“, fragte ich und hatte aus einem unbestimmten Grund das Gefühl, dass Loki etwas damit zutun hatte.

„Ich war bei deinem Brüderlein!“, sagte Tony und seine Stimme klang brüchig. Ich hatte ihn noch nie zuvor so gehört. Normalerweise war der Braunhaarige ein überquellender Wasserfall an brillanten Ideen und lächerlichen Spitznamen, doch jetzt schien er fast neben sich zu stehen.

„Was hat er getan?“, fragte ich und ein undefinierbarer Stich der Sorge zog durch mein Herz. Ob diese Sorge nun Loki galt, oder Stark war mir dabei nicht wirklich klar,

„Gar nichts.“, erwiderte Tony nach der kurzen Pause: „Wir haben nur geredet.“

Allein bei diesen Worten spannte sich mein Körper unwillkürlich an und ich ging schnell die wenigen Schritte auf den Billionär zu.

„Du darfst auf nichts hören, was er sagt. Loki´s größte Macht sind seine Worte und diese benutzt er, um anderen Schmerzen und Leid zuzufügen.“

Tony lächelte wieder, doch diesmal schien das Lächeln ehrlicher zu sein.

„Es ging noch nicht einmal darum, was er gesagt hat, sondern wie. Er schien so überzeugt von seinen Worten, dass ich ihm alles glaubte. Er hätte mir wahrscheinlich auch erzählen können, der Himmel wäre grün. Ich hätte es ihm sofort geglaubt!“

Tony hob den Kopf und starrte mir in die Augen. Er schien irgendetwas zu suchen.

„Kannst du das auch?“, fragte er dann plötzlich: „Kannst du die Menschen auch alles glauben lassen?“

Ich seufzte. Diese Frage hatte man mir schon seit langer Zeit nicht mehr gestellt und als es das letzte Mal geschah, glaubten die Menschen noch, das ihnen der Himmel irgendwann auf den Kopf fallen würde.

„Nein.“, sagte ich deshalb ehrlich: „Ich habe diese Gabe nicht. Loki ist nicht umsonst der Gott der Lügen. Er hat sie erfunden.“

Tony´s Augen weiteten sich augenblicklich und er erwiderte: „Das kann nicht sein! Lügen existieren seit Anbeginn der Zeit. Allein diese ganzen Priester im alten Ägypten und überall auf der Erde, sie haben den Menschen schon immer Lügen erzählt. Und du hast einmal gesagt, ihr seit noch nicht so alt. Also hör auf mich zu verarschen, Conan!“

Ich ließ Tony´s Schultern los und lehnte mich wieder an die Begrenzung des Daches. Mein Blick wanderte in den Himmel und Tony tat es mir gleich. Als ich spürte, dass der Jüngere sich entspannte, begann ich zu erzählen: „Das, was du Lügen nennst, war damals die Wahrheit. Die Priester erzählten den Menschen diese Geschichten, weil sie selbst daran glaubten. Für sie waren die Stimmen echt! Meist versetzten sie sich in Trance, so wie eure Drogen heutzutage, und hörten dann Stimmen aus ihrem Unterbewusstsein. Sie erzählten es den Menschen, um diese zu beruhigen. Früher war alles Zauberei für die Sterblichen. Heute weiß man, dass es Wissenschaft ist, doch damals brauchten die Menschen jemanden, der die Antworten auf ihre Fragen fand.“

Ich hielt kurz inne, damit Tony folgen konnte. Ich wusste, dass dieser Mann, ähnlich wie Loki, ein Genie war, doch ich stellte gerade die Geschichte richtig und das war für einige nur schwer zu fassen.

„Auch Odin konnte nicht lügen.“, fuhr ich fort und beobachtete Tony. Seine Reaktionen wollte ich um keinen Preis verpassen.

„Er war einfach nicht dazu in der Lage. Wenn er nicht wollte, dass andere an seinen Gedanken teil haben, hat er einfach einige Dinge weggelassen oder Halbwahrheiten erzählt, aber Lügen konnte er nicht. Erst als Loki kam, wurde relativ schnell klar, dass der Kleine manchmal Dinge erzählte, die einfach  nicht stimmten. Als er das erste Mal bewusst log, rettete er mich damit vor einer Strafe. Er konnte es so gut, dass es sich für andere wie die Wahrheit anhörte. Das Wort Lüge stammt übrigens von seinem Namen ab.“

Ich sah die Erkenntnis in Tony´s Augen aufleuchten und er sah mich überrascht an.

„Das ist unglaublich! Dieser Kerl hat eine meiner Lieblingsbeschäftigungen erfunden.“, sagte er und klang dabei eher fasziniert, als erschrocken.

Ich lächelte und fuhr fort: „Ich kann nicht lügen. Jedenfalls nicht besonders gut. Wenn ich es versuche, dann sieht man mir das sofort an. Doch bei Loki ist es das genaue Gegenteil! Bis heute kann ich seine Lügen nicht von der Wahrheit trennen. Jedenfalls nicht immer.“

Der Jüngere starrte eine Weile auf den Boden und schien über das eben gehörte nachzudenken. Plötzlich hob er den Kopf und sah mich fast schon euphorisch an.

„Du kannst seine Lügen erkennen?“, fragte er mich und griff nach meinen Handgelenken. Ich ließ es geschehen, da ich wusste, dass ich ihn mit Leichtigkeit abschütteln konnte. Dennoch nickte ich vorsichtig.

„Manchmal siehst du es in seinen Augen, wenn er lügt. Meist wenn er selbst sich bei der Lüge schlecht fühlt. Dann ist es ziemlich deutlich.“

Wieder schien Tony nachzudenken und immer noch hielt er meine Handgelenke fest. Seine Berührung auf meiner, mittlerweile wieder bloßen, Haut ließ mich aus irgendeinem Grund erschauern und ich versuchte den Grund dafür zu finden.

Ein leises Geräusch lenkte mich aber ab und als ich zu der Tür sah, die auf das Dach führte, sah ich einen zornigen Bruce Banner im Türrahmen stehen.

„Ähm… Freund Stark. Du solltest dir vielleicht einen guten Grund ausdenken, hier oben zu stehen.“

Tony, den ich scheinbar aus einer schwierigen Überlegung geholt hatte, folgte meinem Blick und wurde augenblicklich kalkweiß im Gesicht.

„Bruce!“, rief er fröhlich, doch ich konnte das leise Zittern in seiner Stimme hören. Er ließ auch meine Handgelenke los, um sich zu dem wütenden Doktor zu drehen und grinste ihn an, wie ein Junge, den man beim Süßigkeiten stehlen erwischt hatte.

„Also, dass ist jetzt überhaupt nicht schlimm-“ Tony´s Satz wurde augenblicklich unterbrochen, denn Bruce kam mit energischen Schritten auf uns zu und einen Moment hatte ich das Gefühl, das Aufblitzen des grünen Ungeheuers in den sonst so friedlichen Augen zu sehen.

Grob packte er Tony am Ohr, was dem Bild des frechen kleinen Jungen noch einmal Bestätigung verlieh, und schleifte ihn mit zur Tür.

„Anthony Edward Stark!“, begann Bruce zu donnern und ich musste unwillkürlich an Odin denken: „Ich habe dir gesagt, dass du im Bett zu bleiben hast. Du hattest einen Herzinfarkt, verdammt noch mal und auch wenn das hier dein Tower ist, gibt dir das noch lange nicht das Recht einfach ohne meine Erlaubnis hier herum zu spazieren. Und versuch gar nicht erst, mir weiß zu machen, du warst nur bei Thor!“, sagte er und zog ein wenig fester an Tony´s Ohr.

„Jarvis hat mir alles erzählt, nachdem ich seine Protokolle lahm gelegt hatte. Du warst bei Loki! Bist du eigentlich wahnsinnig. Ich hab dich doch nicht wieder zusammen geflickt, um dich…“

Der Rest des Satzes war selbst für mich unhörbar, denn die beiden verschwanden in diesem Moment in der Tür und ich drehte mich wieder zur Brüstung. Auch wenn ich immer noch die Trauer über Loki´s Verrat spürte, hatte Tony es doch geschafft mich wieder zum Lachen zu bringen.

Stille

Loki´s POV:
 

Nachdem Stark verschwunden war, lehnte ich mich wieder an die Wand. Etwas anderes, als dazusitzen und die Tür anzustarren, konnte ich in dem leeren Zimmer sowieso nicht machen.

Der Raum war völlig leer. Keine losen Kabel, keine spitzen Gegenstände, noch nicht einmal irgendwelches Mobiliar. Somit nichts, womit ich eine Flucht planen konnte.

Obwohl ich Stark erzählt hatte, dass sie mich hier nicht halten konnten, sah es ziemlich düster für mich aus.

Ich wusste, dass Thor alles für unsere Rückkehr nach Asgard vorbereitete und dort würden sie mich in eine finstere Zelle sperren und nie wieder rauslassen.

Eine Tatsache, die ich nicht unbedingt zu meiner Zukunft machen wollte.

Aus lauter Frustration versuchte ich deswegen sogar immer wieder meine Magie zu reaktivieren, doch die magiebindenden Handschellen verhinderten, dass ich auch nur genug Energie für den leichtesten Zauber zusammen bekam.

Trotzdem gab ich die Hoffnung nicht auf. Ich wollte nicht eingesperrt sein und bis jetzt hatte ich immer einen Weg gefunden, mich aus solchen Situationen zu befreien.

Das schlimmste an meiner Lage war dabei noch nicht einmal meine Gefangenschaft an sich. Diese schützte mich sogar noch vor den wütenden Sterblichen, die mich zwar nicht töten, aber in der jetzigen Situation durchaus verletzen konnten.

Das Schlimmste war die Stille. Diese alles erdrückende Stille, die von meinem Geist Besitz ergriff und mich zwang nachzudenken. Über das was ich getan hatte, über die Menschen, die ihr Leben verloren hatten und vor Allem über Thor.

Der Gedanke an meinen Bruder war furchtbar und ich wurde fast wahnsinnig, als ich mich an seinen enttäuschten und gebrochenen Blick erinnerte, den er gehabt hatte, als sie mich hier einsperrten.

Dieser Blick schmerzte tief in meiner Seele und ich wollte ihn einfach nur vergessen.

Als Stark mein kleines Gefängnis betreten hatte, konnte ich für einen Moment vergessen. Denn dieser Mann forderte mich heraus. Er wollte, dass ich mich wehrte und es machte mir Spaß ihn mit meinen Worten zurück zu schlagen. Es machte mir Spaß, mich mit ihm zu messen, sodass ich nun, wo ich wieder allein war, seine Anwesenheit vermisste.

„Hör auf mit diesem Mist!“, flüsterte ich zu mir selbst, um die Stille und somit die Gedanken in meinem Kopf zu vertreiben.

„Das ist ein unwürdiger Sterblicher, über den du dir gerade den Kopf zerbrichst.“, murmelte ich weiter, doch die Gedanken wollten nicht verschwinden.

Ich sah Stark vor mir, in der engen Hose, Jeans von den Menschen genannt, wie ich mittlerweile wusste, dem schwarzen T-Shirt, unter dem sein mechanisches Herz leuchtete und einem Grinsen auf den Lippen, das Thor alle Ehre machte.

Auch dachte ich an seine Augen. Braune Augen, wie dunkle Schokolade, die einen mit einer solchen Intelligenz und einem solchen Charme ansahen, dass jeder auf der Stelle in diesen Augen versank.

„Deine Gedanken klingen wie die eines verliebten Mädchens.“, sagte ich, diesmal lauter, doch die Lautstärke änderte nichts, an der Hartnäckigkeit der Gedanken.

Plötzlich erfüllte auch noch Stark´s tiefe, volle Stimme meinen Kopf und ein warmer Schauer glitt über meinen Rücken, als ich mir vorstellte, wie diese Stimme meinen Namen aussprechen würde. Am besten, während er damit beschäftigt war, mir Befriedigung zu verschaffen.

„Also jetzt ist aber mal gut!“, rief ich, entsetzt über meine eigenen Vorstellungen: „Seit wann hast du denn solche Gedanken?“

Diese Frage war wirklich lächerlich, denn die Antwort darauf kannte ich, ohne groß darüber nachzudenken. Ich hatte solche Gedanken, seit ich einmal Thor bei Training beobachtet hatte.
 

Es war ein ganz normaler Tag in Asgard. Die Sonne stand hoch am azurblauen Himmel, im Palast herrschte reges Treiben und auf dem Trainingsplatz stand Thor, Kronprinz von Asgard, einem Gegner für einen Übungskampf gegenüber.

Nichts ungewöhnliches also, doch Thor´s Gegner war keiner der Soldaten des Palastes, sonder ein griechischer Gott.

Vor wenigen Tagen hatte Odin eine Gesandschaft des Zeus in seinem Palast willkommen geheißen, unter der Führung des Göttervaters der Griechen höchstpersönlich.

Die beiden Könige redeten über Politik, gingen traditionell auf die Jagd und heute sollten sie sich einen Schaukampf ihrer ältesten Söhne ansehen.

Zeus Sohn, der Kriegsgott Ares, gegen Odin´s Sohn Thor.

Ich selbst saß neben meiner Mutter auf Odin´s linker Seite, während rechts von Odin der griechische Gott und seine Frau Hera Platz genommen hatten.

Thor und Ares waren seit einigen Stunden am Kämpfen, in verschiedenen Disziplinen, und nun sollte ein griechischer Ringkampf folgen.

Ringkämpfe hatten jahrtausende alte Tradition bei allen göttlichen Völkern, denn sie stählten Körper und Geist, doch die Griechen hatten die wohl aufsehen erregendste Form des Ringkampfes.

Als Thor und Ares nun also die Arena betraten, musste ich unwillkürlich schlucken, denn die beiden Männer waren komplett nackt.

Ich spürte fast, wie Mutter neben mir errötete, ihren Sohn so entblößt vor all diesen Zuschauern zu sehen, doch diese schien der Anblick des Donnergottes keinerlei Probleme zu bereiten.

Und ich wusste auch wieso!

Ares selbst war mit seinen braunen Haaren, den roten Augen und den gestählten Muskeln ein wahrer Augenschmaus, doch Thor konnte er trotzdem nicht übertreffen.

Mein Bruder sah zum anbeißen aus!

Sein blondes, schulterlanges Haar klebte ihm leicht im Nacken und seine strahlend blauen Augen glänzten mit dem Himmel um die Wette.

Sein muskulöser Körper glänzte leicht vom Schweiß und er hatte Ähnlichkeit mit den fantastischen Bronzestatuen, die überall in Asgard standen.

Er sah einfach fantastisch aus.

Die beiden Männer nahmen ohne zu zögern Kampfpositionen im Ring ein und der Schiedsrichter gab das Signal zu beginnen.

Man hörte die beiden Körper auf einander prallen und es entstand ein erregendes Schauspiel von zwei nackten Körpern, die versuchten sich gegenseitig zu unterwerfen.

Mit jeder Minute, die verging, wurde mein Mund trockener und ich spürte wie langsam mein Blut in eine Region wich, in der sie in diesem Moment nichts zu suchen hatte.

Zum Glück saß ich so, dass man von meiner misslichen Lage nicht mitbekam und als der Kampf zu Ares´ Gunsten entschieden wurde, sprang ich auf und flüchtete so schnell ich konnte.

Ohne auf die verwirrten Blicke der Wachen und meiner Eltern zu achten, verschwand ich aus dem Stadion und lief in meine Gemächer.

Kaum das die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war, eilte ich bereits ins Bad und obwohl ich weder Zeit, noch wirklich den Willen dazu hatte, fanden meine Hände bereits den Weg unter meine Kleidung.

Meine Linke ließ ich geschwind unter meine grüne Tunika gleiten und meine Rechte fand ohne große Umschweife den Weg in meine schwarze Hose.

Ich wusste, dass Vater wahrscheinlich einen Diener hinter mir herschicken würde, sollte ich in wenigen Minuten nicht wieder auf meinem Platz sein, also dachte ich mir nicht erst großartig eine Fantasie aus.

Stattdessen ließ ich meine Gedanken zurück zu dem Kampf wandern, dachte an Thor´s nackte, verschwitzte Haut auf meiner, seinen langen, heißen Fingern auf meinem steinharten Glied und meinen Brustwarzen und seinen Atem an meinem Hals.

Allein diese Vorstellung brachte mich zum stöhnen und als ich spürte, wie sich die Erlösung ankündigte, zögerte ich sie nicht noch lange heraus.

Ich kam und stöhnte dabei Thor´s Namen und wusste, dass sich in diesem Moment etwas verändert hatte.
 

Seit diesem Tag, hatte ich immer wieder die unglaublichsten Fantasien von Thor und mir, doch bis jetzt hatte ich noch nie an einen anderen gedacht.

Niemandem hatte ich davon erzählt, denn auch wenn die Götter sehr offen für sämtliche Arten der Beziehungen waren, Thor hatte als zukünftiger König die Pflicht für Erben zu sorgen und ich konnte ihm da nicht helfen.

Mit diesem Gedanken und dem Wissen, dass Thor mich wahrscheinlich töten würde, sollte er jemals von meinen Gefühlen erfahren, kam ich langsam wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurück.

Denn eines war sicher! So sehr Thor auch behauptete, mich zu lieben. Es würde niemals genug für mich sein.

Träume

Tony´s POV:
 

Bruce war wirklich sauer gewesen. Nachdem er mich vom Dach bugsiert hatte, brachte er mich wieder auf die Krankenstation und als er den Raum verließ, schloss er sogar die Tür ab.

Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das die Wände mit Buntstiften angemalt hatte und nun über seine Taten nachdenken musste, doch ich konnte Bruce nicht wirklich böse sein.

Ich erinnerte mich nur schemenhaft an meine Eltern und die meisten Erinnerungen, die ich von ihnen hatte, waren nicht sehr erfreulich.

Mein Vater war nie dagewesen und wenn er mal da war, hatte er keine Zeit für mich. Als ich zwölf war, schickte er mich auf ein Internat und somit konnte ich nicht einmal mehr Zeit mit meiner Mutter verbringen.

Meine Mutter war Maria Stark, eine wunderschöne und sehr kluge Frau. Sie hatte dunkles, fast schwarzes Haar und in ihren braunen Augen einen leicht grünlichen Schimmer. Meist trug sie knielange Kleider in hellen Sommerfarben und sie lachte sehr viel.

Als sie starb, fühlte ich mich allein gelassen und es war dieser Moment, der mich zu dem machte, was ich heute bin. Denn nach dem Tod meiner Eltern wurde mir erst wirklich bewusst, wie sehr es schmerzte, Menschen zu verlieren, die man liebte.

Ich hatte verlernt, was es heißt, Teil einer Familie zu sein, doch seit ich mich den Avengers angeschlossen hatte, fühlte ich mich irgendwie komplett.

Denn es war dasselbe Gefühl, wie bei einer Familie. Wir stritten, wir lachten, wir kämpften und wir trauerten, jeder für sich und doch gemeinsam.

„Ich sollte Philosoph werden, wenn ich schon solche Gedanken habe!“, murmelte ich in den leeren Raum und schreckte augenblicklich zusammen, als Jarvis sagte: „Ich kann ihre Gedanken leider nicht lesen, Sir, aber ich bin mir sicher, dass die Welt nicht auch noch das von Ihnen brauch.“

Keuchend ließ ich mich auf das Bett sinken und erwiderte: „Verdammt Jarvis! Du hast mir fast einen Herzinfarkt verpasst. Erschreck mich doch nicht so.“

„Tut mir Leid, Sir!“, antwortete der Computer: „Aber nach fast zehn Jahren, die ich nun schon bei ihnen bin, dachte ich, dass sie langsam wissen, wo ich stecke.“

Ich nickte daraufhin. Er hatte ja Recht!

Als ich Jarvis vor zehn Jahren das erste Mal aktiviert hatte, galt das System nur für meinen Computer. Erst in den letzte Jahren, hatte ich damit begonnen Jarvis in meine Häuser und letzten Endes auch in meinen Anzug einzubauen.

„Ich weiß ja, Jarv. Aber manchmal denke ich einfach nicht daran. Vielleicht sollte ich dir irgendwann mal einen Android-Körper bauen.“ Den letzten Satz hatte ich nur geflüstert, doch die künstliche Intelligenz hatte ihn natürlich trotzdem vernommen.

„Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn sie das lassen würden, Sir. Einen künstlichen Körper zu erschaffen übertrifft selbst Ihre Fähigkeiten und ich habe, ehrlich gesagt, keine Lust in einer fehlerhaften Maschine zu stecken.“

Ich lachte auf Jarvis´ trockene Worte, doch gleichzeitig machte ich mir eine Notiz, mal ein wenig über künstliche Körper zu recherchieren. Wieso eine künstliche Intelligenz haben, wenn man nicht die passende Hülle dafür hat.
 

Einige Zeit später war mir langweilig. Das war zwar nichts neues, doch normalerweise hatte ich irgendwas, mit dem ich mich beschäftigen konnte. Und wenn es nur eines meiner Autos war.

Doch seit Bruce mich hier eingesperrt hatte, kam mir nicht eine Idee, was ich mit meiner ungewollten Freizeit anfangen konnte.

Steve war, soweit Jarvis informiert war und er war immerhin der Herr des Hauses, immer noch bei Fury. Als Captain und unfreiwilliger Anführer unserer Einheit musste er nämlich die ganze Drecksarbeit machen, auch wenn mich persönlich das wenig störte.

Bruce half in der näheren Umgebung den Sanitätern, Natasha und Clint trieben wer weiß was und Thor schien sich in sein Zimmer zurück gezogen zu haben.

„Sag mal Jarvis, kannst du Thor nicht irgendwie herbringen?“

Die Frage kam mir schon über die Lippen, noch bevor ich wirklich darüber nachgedacht hatte.

„Natürlich kann ich das, aber würde Doktor Banner nicht sauer werden, wenn er davon erführe!“, sagte Jarvis und ich lächelte ein wenig.

„Er hat nur gesagt ich darf das Zimmer nicht mehr verlassen, aber gegen Besuch hat er sich nicht ausgesprochen. Jedenfalls nicht wirklich.“

Einen Moment war es still im Zimmer und ich hatte mal wieder das Gefühl mit mir selbst zu reden. Ein weiter Pro-Punkt auf meiner Liste Warum-braucht-Jarvis-einen-Körper.

„Ich habe Mr. Odinson gesagt, dass Sie ihn sehen wollen und er hat sich auf den Weg gemacht.“

Mein Lächeln wurde nun zu einem ausgewachsenen Grinsen und aufgeregt begann ich im Zimmer auf und ab zu laufen.

Warum ich aufgeregt war konnte ich nicht sagen, doch ich fühlte mich, wie vor meinem ersten Date und das war wirklich peinlich.

So war es auch kein Wunder, dass ich, als es an der Tür klopfte, wie ein pubertierender Teenager die Tür aufriss, kaum das Jarvis das Schloss geöffnet hatte.

„Hallo mein Freund!“, rief ich und meine Stimme klang ziemlich schrill.

Ich räusperte mich und trat einen Schritt zu Seite um ihn einzulassen. Was war nur mit mir los? Wo war mein selbstsicheres, arrogantes Selbst, wenn ich es mal brauchte.

Thor hatte ein schelmisches Lächeln im Gesicht und ich hatte irgendwie das ungute Gefühl, dass er genau wusste, wie nervös ich war.

„Wieso wolltest du mich sehen, Freund Stark?“, fragte der blonde Hüne und seine Stimme ging mir durch Mark und Bein: „Dein Hausgeist hat nichts über deine Absichten gesagt.“

Klang seine Stimme etwa zweideutig?

Verdammt, was war mit mir los? Hatte Bruce mir irgendwelche halluzinogenen Pilze verabreicht, oder warum benahm ich mich wie ein sexgeiler 17-Jähriger?

„Ich wollte nur mit dir reden. Bruce hat uns ja so rüde unterbrochen und…“

Der Rest des Satzes ging irgendwie in meinem Gehirn verloren, denn Thor setzte sich, bar einer anderen Möglichkeit, auf mein Krankenbett, stützte sich auf seine Arme und hatte den Kopf leicht schief gelegt.

Er sah entspannt und so erotisch aus, das mir unwillkürlich die Zunge am Gaumen festklebte und mein Mund ganz trocken wurde.

Jeder Gedanke schien wie weggefegt und selbst meine Erinnerungen an Pepper verschwanden mit einem Male und ohne es zu wollen, oder besser gesagt, ohne es kontrollieren zu können, ging ich auf ihn zu, sodass ich genau vor ihm stand.

In seinen blauen Augen leuchtete es und um seine vollen Lippen spielte ein sinnliches Lächeln.

„Was ist los, Tony?“, fragte er und seine Stimme klang tief und sexy: „Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Oh ja.“ Meine Antwort war nur ein leises Keuchen, bevor ich mich zwischen seine Beine drängte, meine Hände in seinen strahlend blonden Haaren vergrub und seine Lippen mit meinen versiegelte.

Ein tiefes Knurren entkam seiner Kehle und er schlang die Arme um mich, um mich näher an seinen stählernen Körper zu ziehen.

Seine Lippen brannten auf meinen, wie flüssiges Feuer und ich keuchte, als seine Zunge in meinen Mund eindrang und alles von ihm plünderte.

Meine Hände strichen durch seine seidenweichen Haare und ich fragte mich irgendwo, tief in meinem Kopf, wie ein gestandener Soldat so weiche Haare haben konnte, bevor Thor´s vorwitzige Finger sich unter mein Shirt stahlen.

Ein Seufzen entkam meinen Lippen, als er meine nackte Haut mit seiner Hand berührte.

Eine plötzliche, kraftvolle Bewegung verfrachtete mich auf das Bett, sodass ich nun unter ihm lag.

Seine Lippen wanderten von meinem Mund zu meinem Hals, während seine Hände immer noch meinen Rücken und meinen Oberkörper erkundeten.

Thor´s geschickte Finger fanden meine Brustwarzen und lustvoll keuchte ich auf, als er leicht hinein kniff.

Kurz löste er sich von meinem Hals, um mir mein Shirt auszuziehen, welches er dann achtlos auf den Boden warf.

Seine Lippen fanden wieder den Weg zurück auf meine Haut und ich hatte das Gefühl in Flammen zu stehen, während er mich liebkoste.

Sein talentierter Mund fand den Weg zu meinen, mittlerweile harten, Brustwarzen und er biss vorsichtig in die Linke.

„Du… hast zu viel an.“, stöhnte ich und Thor´s Lachen vibrierte auf meiner Haut.

„Nur nicht ungeduldig werden, Tony.“, flüsterte er und wanderte mit seinen Lippen tiefer.

An meinem Bauchnabel ließ er eine vorwitzige Zunge einen kurzen Erkundungstrip wagen und dann spürte ich plötzlich seine Hände an meiner Hose.

Mit flinken Fingern öffnete er den Knopf und den Reißverschluss und ein heißer Schauer lief mir über den Rücken, als ich mich daran erinnerte, heute auf Unterwäsche verzichtet zu haben.

„Hmm…“, brummte er und ich wollte eine witzige Antwort geben, doch dann leckte er so plötzlich über meinen steinharten Schaft, dass ich nur noch ein langgezogenes Stöhnen herausbrachte.

Ich wollte ihn anflehen, dass er mich nicht so quälen sollte und hob ruckartig den Kopf, um…
 

Mich alleine in meinem Krankenzimmer wiederzufinden. Verwirrt blickte ich mich um, versuchte Thor zu finden und hielt das schon für einen miesen Scherz, als ich mich erinnerte.

Nachdem ich mich entschieden hatte, Jarvis eventuell einen Körper zu bauen, war ich eingeschlafen.

Also war das eben nur ein sehr lebhafter und sehr feuchter Traum von einem gewissen blonden Donnergott.

„Verdammte Scheiße!“, murmelte ich und bemerkte nun auch meine Erregung, die trotz meines plötzlichen Erwachens immer noch wie eine Eins stand.

Einen Moment überlegte, ob ich ins Bad gehen sollte, doch ich war bereits frustriert genug, also schob ich die kalte Dusche beiseite und legte selbst Hand an.

Es fühlte sich bei weitem nicht so gut an, wie es eigentlich seien sollte und als ich kam, spürte ich eine undefinierbare Leere in mir aufsteigen.

Wieso hatte ich von Thor geträumt und was hatte das für mich zu bedeuten?

Stimmen

Thor´s POV:
 

Nachdem Tony und Bruce das Dach verlassen hatten, starrte ich noch eine ganze Weile auf die zerstörte Stadt. Die Tatsache, dass Loki für all das Chaos da unten verantwortlich war, tat mir in der Seele weh und wiederholt stellte ich mir die Frage, ob das meine Schuld war.

Hatte ich Loki so sehr verbittert, dass er keine andere Möglichkeit sah, als mich und die Welt, die ich liebte, zu verletzen?

Diese Frage stellte ich mir immer wieder, doch eine gute Antwort fand ich nie.

Seufzend stieß ich mich von dem Geländer ab, an dem ich gelehnt hatte, und machte mich auf den Weg in den Tower.

Es wurde langsam dunkel und die Luft hier oben wurde von Minute zu Minute kälter.

Der zerstörte Turm bot zwar in den oberen Etagen nicht besonders viel Schutz, doch Fury hatte seine Männer in den heil gebliebenen Ebenen darunter untergebracht.

Bei meinem Weg durch den Tower kam ich auch an dem riesigen Wohnzimmer vorbei, welches nur noch entfernt an einen Wohnraum erinnerte.

Die Glaswand war zersprungen, die Möbel demoliert und im Fußboden prangten große Krater, die der Hulk geschlagen hatte, als er meinen Bruder besiegte.

Schaudernd dachte ich an den verletzten Loki, der es nur mit letzter Kraft schaffte, sich auf den Treppenstufen niederzulassen. Seine Wunden hatten mich schockiert und mein Herz war kalt geworden, als ich daran dachte, dass er das alles nur wegen mir auf sich nehmen musste.

„Du weißt hoffentlich, dass das alles nicht deine Schuld ist, nicht wahr.“, sagte eine ruhige Stimme hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich Natasha Romanov, alias Black Widow, an der Wand stehen.

Die rothaarige Frau hatte den S.H.I.E.L.D.-Kampfanzug gegen enge, schwarze Hosen und ein einfaches T-Shirt getauscht. Ihre Locken waren zu einem Zopf zusammen gefasst und sie lehnte lässig neben den, nicht funktionierenden, Fahrstühlen.

„Loki ist wegen mir so geworden. Wenn ich mich mehr um ihn gekümmert hätte, wäre das alles nicht passiert. Ich war ein arroganter Mistkerl!“, erwiderte ich und wollte den Raum verlassen, doch die junge Frau hielt mich am Arm fest.

Normalerweise hätte ich mich einfach losgerissen, aber mir war nicht nach Streit zumute.

„Wenn und Hätte helfen dir hier nicht weiter. Loki hat das alles selbst entschieden. Er wollte diesen Krieg und er hat ihn verloren, und wenn er ein Mensch wäre, würde er schon längst vor Gericht stehen und seine verdiente Strafe bekommen.“

Ihre Worte waren kalt und berechnend und ich sah sie wütend an.

„Du hast kein Recht, so über meinen Bruder zu reden, Weib!“, zischte ich und meine Stimme war hart wie Stahl.

„Er ist nicht dein Bruder!“, sagte da eine Stimme in meinem Kopf und ich erstarrte. Diese Stimme existierte seit sehr vielen Jahren und ich hatte lange Zeit geglaubt, sie im Griff zu haben.
 

Das erste Mal hörte ich sie, als ich nach einem langen Feldzug wieder nach Asgard kam. Odin, Frigga und Loki hatten mich erwartet und als ich meinen kleinen Bruder das erste Mal, nach drei Jahren erblickte, war ich völlig verzaubert.

Er war bildschön geworden! Seine schwarzen Haare hatte er wachsen lassen und seine smaragdgrünen Augen leuchteten an diesem Tag heller den je.

Und als er mich zur Begrüßung umarmte, klopfte mein Herz wie wild. Ich hatte kaum ein Wort herausbringen können und brauchte mehrere Tage, um mich an Loki´s Anblick zu gewöhnen.

Doch ab diesem Tag begann auch diese Stimme in meinem Kopf mit mir zu sprechen. Egal wo Loki und ich uns befanden, immer wieder erklangen die unglaublichsten Dinge in meinem Geist.

Erst waren es nur flüchtige Bemerkungen über Loki´s Kleidung, seine Haltung, sein ganzes Aussehen.

Dinge, die mir selbst auffielen. Ich konnte sie ignorieren, als Stolz auf meinen kleinen Bruder abtun, doch es blieb nicht bei solchen Bemerkungen.

Plötzlich wurde ich eifersüchtig, wenn Loki mit den Dienern scherzte, oder die feinen Damen mit seiner Art bezauberte.

Ich kam auch nicht umhin, mir vorzustellen, wie Loki unter seiner Kleidung aussehen mochte und wenn wir gemeinsam trainierten, konnte ich nur mit größter Mühe meine Gedanken bei dem Kampf halten, anstatt den kleinen Schweißtropfen, welche über sein hübsches Gesicht perlten, mit dem Blick zu folgen.

Loki selbst schien glücklicherweise nichts von meinen Gedanken mitzubekommen, doch meine Angst, dass er es entdecken und mich daraufhin verstoßen würde, war so groß, dass ich begann mich von ihm abzuwenden.

Immer häufiger lud ich Mädchen in meine Gemächer ein, machte mit meinen Freunden die Stadt unsicher und stellte allerlei Unsinn an. Alles um mich von meinen unzüchtigen Gefühlen für meinen Bruder abzulenken.

Mit meinem Verhalten versuchte ich ihn zu beschützen, doch manchmal wurde der Drang, Loki zu berühren, ihn zu besitzen so stark, dass ich es kaum noch aushielt.

Meistens geschah dies, wenn wir uns nach dem Training wuschen und ich in diesen Momenten seinen nackten Körper bewundern durfte.

Die blasse, seidenweich erscheinende Haut, die über fein definierten Muskeln spannte. Seine langgliedrigen Finger und die schmalen Hände, die über seinen Körper strichen und diesen von Schmutz und Schweiß befreiten. Die schmale Hüfte und der feste Hintern.

Es waren diese wenigen Minuten, die mir alle Selbstbeherrschung abverlangten und meist suchte ich mir danach einen jungen Wächter, den ich hart und schnell nahm. Immer mit Loki´s, vor Lust angespanntem, Gesicht vor meinen Augen.

Danach fühlte ich neben der Befriedigung meist auch eine große Leere, denn diese Gedanken waren unrecht.
 

Die rothaarige Frau, die immer noch auf mich einredete, komplett ignorierend, machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer.

Die Stimme in meinem Kopf hatte Erinnerungen aufgewühlt, über die ich einerseits nicht nachdenken wollte, und die andererseits so erregend waren, dass ich es für angebrachter hielt in meinem Zimmer zu verschwinden.

Der Weg war schnell hinter mich gebracht und in dem Raum ließ ich mich ohne zu zögern auf dem Bett fallen.

Die Arme hinter meinem Kopf verschränkend, dachte ich über die Stimme nach.

Seit Loki´s Verrat hatte ich sie nicht mehr gehört und ich hatte damals die leise Hoffnung entwickelt, die unrechten Gefühle für meinen kleinen Bruder überwunden zu haben.

Damals hatte ich auch kurz geglaubt in Jane nicht nur eine Freundin, sondern möglicherweise auch eine Geliebte gefunden zu haben, doch ihr Kuss am Ende meines unfreiwilligen Erdenaufenthaltes hatte mich eines Besseren belehrt.

Schon in dem Moment, als ich sie hätte küssen sollen, hatte sich etwas in meinem Inneren dagegen gewehrt, sodass Jane die Initiative ergreifen musste.

Und obwohl die Lippen der jungen Wissenschaftlerin sich mit einer sanften Bestimmtheit auf meine gepresst hatten, fühlte ich rein gar nichts.

Ihr Körper an meinem und ihre Hände in meinem Haar hatten mein Herz weder rasen, noch irgendwie schneller schlagen lassen und als sie sich von mir löste, sah ich in ihren Augen, eine tiefe Zuneigung.

Ich wusste, dass sie kurz davor war, sich in mich zu verlieben, doch es blieb keine Zeit um ihr zu erklären, dass von meiner Seite aus, nie mehr, als Freundschaft existieren würde.
 

Seufzend erhob ich mich wieder von meinem Bett und ging in das angrenzende Bad.

Die ganze Grübelei brachte mich überhaupt nicht weiter, und es wurde langsam Zeit, sich schlafen zu legen.

Mit mechanischen Bewegungen zog ich mir deshalb die Kleidung vom Leib und stellte mich unter die Dusche. Das heiße Wasser auf meiner Haut entspannte meine steifen Glieder und langsam kamen meine Gedanken zur Ruhe.

Als ich die Dusche verlassen und mich abgetrocknet hatte, legte ich mich komplett nackt ins Bett. Das kühle Lacken auf meiner erhitzten Haut war angenehm und ich schlief innerhalb weniger Minuten ein.
 

Eine erholsame Nacht wurde mir allerdings nicht gegönnt.

Ein lautes und durchdringendes Geräusch weckte mich aus meinen Träumen und irgendwo in meinem, vom Schlaf vernebelten, Gehirn wusste ich, dass es ein Alarm war, der mich aus dem Bett geschmissen hatte.

„Mr. Odinson!“, erklang kaum eine Sekunde später die Stimme von Tony´s Hausgeist und irritiert blickte ich mich um, bis ich mich daran erinnerte, dass ich ihn nicht sehen konnte.

„Was soll das?“, fragte ich, laut genug um die Alarmanlage zu übertönen.

Mittlerweile war ich auch wach genug, um meine Sachen vom Boden zu nehmen und mich so schnell wie möglich anzuziehen.

„Es gibt ein Problem, Sir.“, sagte die mechanische Stimme und ich hätte am liebste mit den Augen gerollt.

„Soviel habe ich auch schon mitbekommen, Hausgeist.“, erwiderte ich ungehalten: „Um was für ein Problem handelt es sich denn?“

Einen Moment blieb es still. Scheinbar wartete Jarvis darauf, dass ich mich fertig anzog. Kaum hatte ich den Reißverschluss des letzten Stiefels geschlossen, antwortete er: „Mr. Laufeyson ist aus seiner Zelle ausgebrochen!“

Flucht

Loki´s POV:
 

Das Geheimnis einer guten Verkleidung ist es, sich in der Verkleidung genauso natürlich zu bewegen, wie man es in seiner normalen Kleidung tun würde.

Thor hatte das Prinzip einer guten Tarnung nie verstanden.

Egal was er trug, man merkte ihm den Krieger und Prinzen immer an. Aus diesem Grund konnte er sich auch niemals unbemerkt aus dem Palast schleichen, egal wie gut seine Verkleidung nach außen hin wirkte.

Mir fiel es leicht in andere Rollen zu schlüpfen. Ich konnte gleichermaßen ein Prinz, wie auch ein Bettler sein und niemandem fiel der Unterschied auf.

Ich konnte mich vor aller Augen verbergen und dafür brauchte ich noch nicht einmal meine Magie.
 

Lange hatte ich darüber nachgedacht, wie es mir gelingen würde, aus meiner provisorischen Zelle zu entkommen. Jedes Detail, jede noch so kleine Ritze hatte ich mir angesehen und schon bald bemerkt, dass ich mit Kraft nichts erreichen würde. Und letzten Endes waren es die dummen Sterblichen, die mir zur Flucht verhalfen.

Menschen sind neugierige Wesen. Sie fürchten viele Dinge, doch gleichzeitig wollen sie auch alles ergründen.

Und es war diese Neugierde, die mir meinen Weg in die Freiheit bahnte.

Die Soldaten Fury´s waren gut ausgebildet. Sie sind kräftig, relativ clever und sehr nachtragend.

Eine Eigenschaft, die sich mit ihrem Gehorsam nicht sehr gut verträgt und dafür sorgt, dass ihr Geist leicht durch Provokation beeinflussbar ist.

Ich saß schon einige Stunden in meiner Zelle und meine Glieder wurden langsam schwer, als mein Gehirn mich daran erinnerte, dass vor der Zellentür zwei Soldaten Wache schoben.

Ich hatte die beiden gesehen, als Thor mich hier angekettet hatte. Hatte ihren hasserfüllten Blick auf mir gespürt und den Befehl gehört, der ihnen auftrug auf mich aufzupassen.

Thor wusste, dass es eine schlechte Idee war. Ich sah es in seinen Augen, doch er konnte Fury, der uns hierher begleitet hatte, nicht widersprechen. Es war die Entscheidung des Einäugigen, die mir nun helfen würde, meine Freiheit wiederzuerlangen.
 

„Ihr verschwendet eure und meine Zeit, dort draußen!“, rief ich.

Lange hatte ich gewartet und nun war der Zeitpunkt meiner Flucht gekommen. Auch wenn es keine Fenster in dieses Raum gab, konnte ich spüren, dass die Dunkelheit der Nacht sich über die Erde gelegt hatte und ich spürte, dass die Kraft meiner Wächter langsam erlosch. Bald würden sie abgelöst werden und dann hätte ich es mit ausgeruhten Kämpfern zutun und in meiner Verfassung hätte ich keine Chance, selbst wenn es sich nur um Sterbliche handelte.

„Ich werde schon bald wieder auf eurer Erde wandeln und dann die Menschen dort draußen mir huldigen.“

Meine Stimme hatte diesen wunderbar arroganten Tonfall angenommen, den ich von Thor abgeschaut hatte. Er verbarg meine wahren Gefühle und war herablassen genug, dass meine Wächter schon bald vor mir stehen würden.

„Ich werde auch den Rest eurer mickrigen Rasse vernichten.“

Es war dieser Satz, der die Tür öffnete und zwei wütende Männer in die Zelle lockte. Ein einfacher Satz, mit der richtigen Betonung brachte erwachsene Menschen zum Weinen, Lachen, oder in meinem Fall, zum Durchdrehen.

„Du solltest lieber deine dreckige Klappe halten, du Mistkerl!“, zischte der Eine, welcher seine Waffe bereits im Anschlag hielt.

Doch ich hatte genug Wissen über menschliche Waffen, dass ich sofort erkennen konnte, dass die Pistole immer noch gesichert war.

„Wieso? Wollt ihr mich erschießen, wenn ich es nicht tue? Ihr wisst selbst, dass mir nicht töten könnt. Keine Waffe die ihr Sterblichen besitzt vermag es mich zu töten.“, sagte ich und setzte dabei meine bestes, höhnisches Grinsen auf.

Die Selbstsicherheit, die ich damit ausstrahlte, war allerdings nur gespielt. Auch wenn ihre Waffen mich nicht töten konnten, es tat trotzdem weh von ihnen getroffen zu werden, und wenn sie richtig trafen, konnten sie mich für mehrere Stunden außer Gefecht setzen.

Auch der Zweite erhob nun seine Waffe und sagte: „Ich an deiner Stelle wäre nicht so von sich überzeugt. Wir sind, im Gegensatz zu dir nicht an eine Wand gekettet.“

Und nun war der Zeitpunkt gekommen.

Alle Kraft sammelnd, die mein Körper noch zur Verfügung hatte, sprang ich auf die Beine und riss an meinen Fesseln. Sie hatten Recht! Ich war an eine Wand gekettet, aber im Gegensatz zu den Ketten, war der Ring in der Wand aus menschlichem Metall.

Ein schmerzhafter Ruck ging durch meine Arme, doch ich hatte in diesem Moment wahrscheinlich mehr Glück, als mir zustand, denn der Ring wurde mit diesem Ruck aus der Wand gerissen.

Erschrocken starrten die beiden Wächter mich an, doch bevor sie reagieren konnten, hatte ich den Ersten schon mit einem gezielten Tritt an die Wand befördert.

Bewusstlos sank der Mann an der Wand herab und schnell wirbelte ich herum, um den Zweiten mit einem Kopfstoß in Land der Träume zu befördern.

Nicht besonders elegant, wie ich zugeben muss, aber in Anbetracht der Tatsache, dass meine Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt waren, hatte ich keine andere Wahl.

Ich hockte mich neben den ersten und durchsuchte so gut es mir möglich war seine Taschen, bis ich einen kleinen Schlüsselbund zutage förderte.

„Ach Thor!“, seufzte ich, während ich die durchprobierte, bis ich den Richtigen fand und die Ketten rasselnd zu Boden glitten: „Man sollte die Schlüssel niemals bei den Wächtern aufbewahren.“

Grinsend betrachtete ich meine freien Hände, doch gleichzeitig fiel mein Blick auch auf die magiebindenden Armbänder. Sie konnten vom Träger nicht gelöst werden, dass wusste ich und aus diesem Grund begann ich auch den Wächter mit flinken Fingern aus der schwarzen Uniform zu befreien und sie mir selbst anzuziehen.

Kaum hatte ich Jacke, Hose und Schuhe des Bewusstlosen an, verließ ich die provisorische Zelle und verschloss diese.

Es würde nicht lange unbemerkt bleiben, doch lang genug, um aus diesem unsäglichen Turm zu verschwinden.

Tief durchatmend und mit festen Schritten begann ich den Gang entlang zu laufen. Die Verkleidung war bei weitem nicht perfekt und ich musste etwas finden, um mein Gesicht und meine Haare zu verbergen, dass war mir mehr als klar.
 

Doch scheinbar waren die Schicksalsgöttinnen mir freundlich gesinnt, denn kaum das ich den Gang verlassen hatte, traf ich auf eine geöffnete Tür, die den Blick auf Umkleiden frei gab.

Wofür ein Mensch wie Anthony Stark Umkleiden brauchte, war mir wirklich schleierhaft, doch gleichzeitig war es mir völlig egal. Denn auf einer der Bänke, die zwischen den eisernen Schränken standen, lagen mehrere Helme.

Einige von Fury´s Soldaten hatten sie getragen, als sie hier eingetroffen waren und nun würden sie den perfekten Schutz für mich bieten. Denn wer griff schon seinen eigenen Mann an.

Schnell schnappte ich mir einen und setzte ihn auf, bevor ich die Umkleiden wieder verließ und meinen Weg in die Freiheit fortsetzte.

Auf dem Weg zu den Treppen kamen mir immer wieder Soldaten entgegen, die zwar verwirrt auf den Helm starrten, aber sich nicht trauten mich anzuhalten.

Es war meine Haltung, die ihnen Respekt einflößte und solange ich sie damit täuschen konnte, würde ich es auch aus dem Gebäude schaffen.
 

Als ich die Treppe erreichte, ging der Alarm los. Ein lautes, durchdringendes Geräusch und sofort brach Hektik aus.

Hektik die ich nutzen konnte und unbemerkt schlich ich mich ins Treppenhaus. So schnell ich konnte, sprintete ich die Treppen nach unten und als ich das Erdgeschoss erreichte, stieß ich die Tür auf.

Eine ganze Armee stand davor, doch sie beachteten mich kaum. Scheinbar wussten sie noch nicht, dass ich eine Uniform gestohlen hatte, doch ich hatte keine Zeit, mich darüber zu freuen.

Mit sicheren Schritten bahnte ich mir einen Weg durch die angespannten Soldaten. Immer darauf achtend, mich so natürlich zu bewegen. Meter um Meter kam ich der Ausgangstür näher und als ich meine Hand auf den Griff der gläsernen Tür legte, war mir vollkommen gleich, ob sie mich nun erkennen würden, oder nicht.

Denn ich stieß die Tür auf und begann zu rennen.

Es war dieser Moment, der ihnen scheinbar die Augen öffnete und schon flogen Kugel um mich herum und bohrten sich in den Asphalt.

Ich riss mir mit Schwung den Helm vom Kopf, beschleunigte meine Schritte und verschwand so schnell in der Dunkelheit der Nacht, dass man glauben könnte, ich wäre niemals da gewesen.

Dunkle Gassen

Tony´s POV:
 

„Er ist was?“, meine Stimme überschlug sich fast vor lauter Frustration.

Erst hatte Jarvis mich ziemlich unsanft aus dem Bett geschmissen, dann hatte ich mir das Knie an einem kleinen Tisch gestoßen, bei dem Versuch schnell in meine Klamotten zu springen und jetzt erzählte mir mein „Hausgeist“, wie Thor den Hochleistungscomputer nannte, dass unser wichtigster Gefangener ausgebrochen war.

„Wie zur Hölle hat er das geschafft, Jarv? Da standen zwei Wachen vor seiner Zelle und er war immer noch angeschlagen von Hulk´s Angriff!“, sagte ich und stürmte aus dem Zimmer.

„Scheinbar provozierte Mr. Laufeyson einen Streit mit den Wachen und überrumpelte diese dann, als er die Ketten sprengte.“, gab Jarvis in seiner typischen, leicht gelangweilt klingenden Stimme zurück.

Verwirrt runzelte ich auf seine Aussage hin die Stirn.

„Ich dachte, Thor hätte gesagt, diese Ketten könnte nicht einmal ein Gott sprengen.“

„Nun ja,“, antwortete Jarvis: „Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Mr. Laufeyson hat nicht die Ketten, sondern die Wandbefestigung gesprengt. Die Ketten konnte er erst mit dem Schlüssel des Wärters öffnen.“

Einen langen Moment lang war es still zwischen uns, während ich den Gang entlang hastete.

„Und welcher Vollidiot hatte die Idee, die Schlüssel bei den Wärtern zu deponieren?“, fragte ich, betont ruhig.

Irgendetwas lief hier gewaltig schief. Jedes Kleinkind wusste, dass man den Schlüssel niemals in der Nähe des Gefangenen aufbewahren sollte.

„Nun, dass war Mr. Odinson´s Idee. Für eventuelle Notfälle.“

Ich konnte Jarvis´ Stimme anhören, dass er genau das selbe dachte wie ich.

Scheinbar war unser hauseigener Donnergott ein wenig zu gutgläubig.

Ohne noch etwas dazu zu sagen, erreichte ich endlich die Werkstatt und öffnete schnell den riesigen Safe, in der ich den neuen Iron Man-Anzug aufbewahrte.

Ein kleiner Knopfdruck, und schon begannen sich die Roboterarme zu bewegen und die Metallteile an meinem Körper anzubringen.

„Jarvis, öffne die Schleuse!“, sagte ich, kaum das ich den Helm auf dem Kopf hatte und das Visier sich schloss.

„Sofort, Sir. Soll ich den Luftraum für sie freihalten?“, fragte der Computer, während sich ein Quadrat in der Decke auftat und den Blick auf den klaren Nachthimmel freigab.

„Ja. Und check die Polizeimeldungen, ob irgendwer unser Schneeflöckchen gesehen hat.“

Mit diesen Worten startete ich die Repulsoren und schoss in den wolkenlosen Himmel.

Es war immer noch ein unglaubliches Gefühl, auf diese Weise zu fliegen. Zu wissen, dass man nichts unter sich hatte, dass einen absicherte, war ein Rausch und ich liebte diese Momente.

Erst hier fühlte ich mich so richtig befreit.

„Sir!“, unterbrach mich Jarvis´ Stimme und ich gab ein genervtes Geräusch von mir: „Director Fury möchte mit Ihnen sprechen.“

„Stark.“, erklang da schon die Stimme des SHIELD-Direktors und ich musste unwillkürlich grinsen, als ich den verzweifelten Ton in seiner Stimme hörte.

„Was gibt´s, Director? Irgendwelche Probleme?“, fragte ich und mein Sarkasmus war nicht zu überhören.

„Hören Sie auf, mit ihren Späßen, Stark. Die Lage ist ernst. Dieser Kerl könnte wieder Chaos und Zerstörung verursachen, wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden.“

Ich seufzte und erwiderte: „Machen Sie sich nicht ins Hemd. Ich bin schon draußen und suche nach ihm. Jarvis hört den Polizeifunk ab, und sobald wir ihn haben, bringen wir ihn zurück. Oh, und sagen sie Goldlöckchen, dass wir dieses Mal die Schlüssel nicht bei den Wachen lassen!“

Damit beendete ich die Verbindung zu Fury und flog weiter über das nächtliche Manhattan.

„Jarv, hast du schon was?“, fragte ich nach einer Weile.

„Nein, Sir. Die Polizei ging in der letzten halben Stunde drei Einbrüchen, einem Autodiebstahl und zwei Ruhestörungen nach. Allerdings wurde dabei niemand verletzt, geschweige denn getötet.“, sagte Jarvis und ich stöhnte.

„Na gut. Such weiter.“

Wieder wurde es still und ich konzentrierte mich auf meine Sensoren.

Ein leichtes Flackern am Bildschirmrand lenkte mich plötzlich ab und als ich meinen Blick darauf richtete, sah ich eine dunkle Gasse, in der drei Typen scheinbar jemanden bedrohten.

Den Zoom maximierend beobachtete ich, wie die drei jungen Männer, kaum älter als zwanzig, mit zwei Messern und einer eindeutig unechten Pistole, einen anderen Mann bedrohten.

Als ich genauer hinsah, stellte ich erstaunt fest, dass es sich bei dem Bedrohten um niemand geringeres als Loki handelte.

Der Schwarzhaarige stand an der Wand, doch er sah keineswegs beunruhigt aus. Eher wirkte sein Gesichtsausdruck gelangweilt und er schien die drei jungen Kerle kaum zu beachten.

Neugierig verstärkte ich das Mikrofon und schon kurze Zeit später konnte ich hören, was die drei Typen zu dem Gott sagten.

„Los Brieftasche her, wird´s bald!“, sagte der Erste und Größte von den dreien. Er trug eine Mütze und hatte die unechte Waffe in der Hand.

„Ich besitze keine Brieftasche.“, antwortete Loki gelassen und betrachtete desinteressiert seine Fingernägel.

Zwar sah er nicht mehr ganz so einschüchternd aus, da man ihm seinen Ledermantel und seinen Waffenrock abgenommen hatte und er deswegen nur noch die schwarze Lederhose und ein schwarzes, eng anliegendes Hemd und seine Stiefel trug, doch allein die Eleganz, mit der er seine Arme bewegte, zeigte, dass er kein normaler Mensch war. In jeder seiner sparsamen Bewegungen lag eine unglaubliche Eleganz und interessiert betrachtete ich seine Hände, die er immer noch betrachtete.

Er hatte wirklich schöne Hände. Dünn, nahezu grazil, mit langen, schlanken Fingern. Die weiße Haut stellte dabei einen wunderbaren Kontrast zu seiner schwarzen Kleidung dar und als er den Blick hob und seine Smaragdgrünen Augen auf die Möchtegerndiebe fiel, lief mir ein heißer Schauer über den Rücken.

Dieser Mann war wirklich ein Prinz.

„Ihr solltet besser verschwinden.“, sagte er und seine Stimme klang plötzlich bedrohlich, obwohl er immer noch leise sprach: „Ansonsten wird mein Freund da oben ziemlich ungemütlich.“

Er deutete in den Himmel und als die Typen ihre Köpfe hoben, weiteten sich ihre Augen. Ich hatte mich auf die Höhe des Hausdaches sinken lassen und schwebte nun über ihnen, sodass sie mich gut sehen konnten.

Und ich hatte noch niemals jemanden so schnell rennen sehen.

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragte ich, nachdem die Drei verschwunden waren und landete auf dem dreckigen Asphalt.

„Man kann deinen Antrieb schon von weitem hören. Du vergisst immer wieder, dass ich kein Mensch bin, Anthony Stark.“, gab der Gott lässig zurück, während er begann mich zu umkreisen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mich so schnell findest. Aber diese Würmer gerade haben mich aufgehalten. Ansonsten wäre ich schon längst verschwunden.“, sagte er und seine Stimme hatte den Klang von warmen Honig. Sie umschmeichelte meine Sinne und ich wusste nur zu gut, was er versuchte.

Thor hatte uns zur Genüge vor der Versuchung gewarnt, die Loki´s Stimme darstellte und ich wappnete mich innerlich gegen alles, was er zu bieten hatte.

„Wieso hast du die Typen nicht einfach ausgeschaltet? Mit deinen Wachen ist dir das doch auch gelungen und das warst du gefesselt.“

Meine Stimme klang kratzig, als hätte ich sie lange Zeit nicht benutzt und ich schluckte unwillkürlich. Zum Glück konnte er das nicht sehen.

Der Schwarzhaarige stand mittlerweile vor mir und seine Lippen umspielte ein träges Lächeln.

„Da hatte ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite.“, seine Stimme war nur noch ein Säuseln und er kam immer näher auf mich zu: „Und ich muss leider zugeben, dass mich die Attacke von eurer Bestie härter getroffen hat, als ich dachte.“

„Ich dachte ein man gibt seinen Feinden nicht seine Schwächen preis.“, sagte ich und versuchte wieder mehr von mir in meine Stimme zu packen. Was war bloß mit mir los? Ich konnte mich doch nicht von einem einzelnen Mann so aus der Fassung bringen lassen.

„Das ist nichts, was du nicht schon weißt.“, erwiderte er und kam noch näher.

Ich wich zurück und knallte unsanft gegen die Wand.

Wieder lächelte er und sein rechter Arm stützte sich neben meinem Kopf ab. Sein Gesicht kam meinem immer näher und ich musste mir immer wieder sagen, dass ich einen Helm und eine Maske trug, doch plötzlich spürte ich einen Luftzug an meinem Gesicht.

Der Helm hatte sich geöffnet und ich sah dem grünäugigen Gott von Angesicht zu Angesicht in die Augen.

Und ich wusste was er sah. Weit aufgerissene Augen, leicht panisch und ein kreideweißes Gesicht, und ich fragte mich unwillkürlich, ob der Rest der Avengers schon wieder am Drive-Inn gehalten hatte.

„Wo sind deine Freunde, Stark?“, fragte Loki, als hätte er meine Gedanken gelesen: „Wollen sie nicht kommen und dir helfen. Dem Helden, der die Chitauri besiegt und dabei fast sein Leben verloren hatte. Und ich dachte ihr wärt ein Team!“

Sein Gesicht war so dicht an meinem, dass ich seinen kühlen Atem auf meiner Wange spürte, als er mir die Worte ins Ohr flüsterte. Seine Stimme klang dunkel und verführerisch und sein großer, schlanke Körper presste sich so dicht an meinen, dass ich unbewusst die Rüstung verfluchte, da sie verhinderte, dass ich ihn spüren konnte.

Meine Gedanken waren vernebelt und als ich die Hand hob, um meine Finger in seinen Haaren zu vergraben und seinen Kopf zu meinem zu ziehen, spürte ich sein schelmisches Grinsen an meiner Haut.

„Gewonnen!“, murmelte er, bevor er meine Hand abfing und mir einen Kuss auf die Lippen presste.

Ein wahrer Gefühlssturm überflutete meine Sinne, als sich seine Zunge in meinen Mund drängte und alles von mir verlangte.

Seine Lippen waren weich wie Seide und so heiß, dass ich mich fragte, wie Loki ein Eisriese sein konnte. Er schmeckte nach Dunkelheit und Leidenschaft und ich erwiderte den Kuss mit derselben Intensität, bis er ihn plötzlich löste, auf dem Absatz kehrt machte und aus der Gasse floh.

Und alles was ich tun konnte, war dazustehen und mich an das Gefühl seiner Lippen auf meinen zu erinnern.

Tricks

Thor´s POV:
 

Als wir Tony fanden, stand der Billionär in einer schmutzigen Seitenstraße an eine noch schmutzigere Wand gelehnt. Sein Visier war geöffnet und er starrte, völlig neben sich stehend, in die Leere.

„Freund Stark?“, fragte ich vorsichtig und berührte den Dunkelhaarigen an der metallenen Schulter: „Ist alles in Ordnung?“

Die anderen Avengers sicherten die Umgebung, während ich weiter auf Tony einredete. Es dauerte fast fünf Minuten, bis er scheinbar bemerkte, dass er nicht mehr allein war und dann starrte er mich mit großen Augen an und fragte: „Wo zum Teufel seid ihr gewesen?“

Grinsend ließ ich nun seine Schulter wieder los. Scheinbar war er nicht verletzt und ich antwortete: „Verzeih! Wir wurden aufgehalten. Das seltsame Ding, mit dem Lady Romanov deine Position herausfinden wollte, funktionierte plötzlich nicht mehr und es dauerte eine Weile, es wieder in Gang zu bekommen. Ironischer Weise wäre es schneller gegangen wenn du dabei gewesen wärest.“

„Aber ihr hattet Bruce! Hätte der nicht-“ Ein lautstarkes Knurren unterbrach ihn und Tony sah resigniert auf den riesigen, grünen Fleischberg, der sich hinter mir aufstellte.

„Das beantwortet natürlich alles.“ Den sarkastischen Tonfall ignorierend, fragte ich stattdessen: „Hast du Loki gesehen?“

Kaum hatte ich den Namen meines Bruders ausgesprochen, erbleichte Tony erst, bevor seine Wangen eine reichlich ungesunde rote Färbung annahmen.

„Ähm… ja schon… aber er ist… mir wieder entwischt!“, stotterte Tony und blickte dabei starr auf den Boden.

Sein Verhalten kam mir reichlich seltsam vor, doch ich schob es auf die Scham, dass er Loki wieder verloren hatte, obwohl die Stimme in meinem Kopf mir sagte, dass sich Tony niemals wegen seines Versagens schämen würde.

„Nun ja.“, sagte ich, um Tony aus der unangenehmen Situation zu befreien: „Er ist immer noch ein Gott. Könnte er einem Sterblichen nicht entkommen, müsste ich mir wahrlich Sorgen machen. Nichts gegen dich, Freund Stark!“

Der Dunkelhaarige schüttelte nur den Kopf und stieß sich endlich von der Wand ab.

„Ist schon gut, Conan. Ihr seid einfach eine andere Liga als wir.“

Damit schien das Thema für ihn beendet und er ließ das Visier wieder vor sein Gesicht fahren.

„Wir sollten zurück zum Stark-Tower.“, erklang seine Stimme durch den metallenen Helm: „Hier können wir nichts ausrichten und mich würde wirklich brennend interessieren, wieso ein Mikrochip-Sucher von Stark-Industries plötzlich den Geist aufgibt.“

Alle sahen zu Steve, welcher sich seit dem Kampf gegen die Chitauri zum Chef der Truppe entwickelt hatte, und der Blonde nickte zustimmend.

„Er hat Recht. Das darf uns nicht noch einmal passieren. Das nächste Mal geht es vielleicht nicht so glimpflich für uns aus.“
 

Eine halbe Stunde später befanden wir uns wieder im Stark-Tower. Die Fenster in dem riesigen Wohnzimmer waren in den letzten Stunden ersetzt worden, sodass kein kühler Wind mehr in den Räumen wehte.

Tony hatte sich zusammen mit Bruce in den Laboren verschanzt, nachdem der Wissenschaftler seine menschliche Gestalt wiedererlangt hatte. Steve und ich saßen auf dem Sofa, der blonde Captain über einige SHIELD-Akten gebeugt, während ich aus dem Fenster starrte. Natasha und Clint hatten sich in ihre Gemächer zurück gezogen und nun warteten alle auf die Ergebnisse der beiden Genies.

„Was glaubst du, hat Tony wirklich so aus dem Konzept gebracht?“, fragte Steve plötzlich, ohne den Blick von den Akten zu heben.

Ich sah ihn überrascht an und erwiderte: „Wie kommst du darauf, dass er uns nicht die Wahrheit gesagt hat?“

Diesmal hob Steve den Kopf und seine blauen Augen starrten in meine. Man sah ihnen an, dass er misstrauisch war und ich seufzte. Natürlich war auch mir Tony´s seltsames Verhalten aufgefallen und irgendwie hatte ich so die Ahnung, dass es mit Loki und seinen kleinen Tricks zusammen hing.

„Du weißt doch ganz genau, was ich meine. Niemals würde Anthony Stark stottern, es sei denn er hat etwas wirklich dämliches angestellt und irgendwie hab ich das Gefühl, dass dein Bruder jeden zu Dummheiten anregen kann.“

Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich diese Worte hörte und ich nickte.

„Du hast Recht!“, sagte ich: „Loki hat wirklich ein Talent dafür, Leute in Schwierigkeiten zu bringen.“

„Glaubst du, Tony hat ihn freiwillig laufen lassen?“, fragte Steve und ich hörte leichtes Misstrauen in seiner Stimme. Seine Beziehung zu dem Billionär hatte sich zwar in den letzten Tagen und Wochen stabilisiert, doch immer noch herrschte diese Spannung zwischen den Beiden.

„Nein.“, gab ich deshalb entschieden zurück: „Ich denke, Loki hat einen seiner zahlreichen Tricks angewandt, um Anthony zu entkommen.“

Der Blonde runzelte verwirrt die Stirn und sagte: „Aber ich dachte er könnte keine Magie mehr anwenden.“

„Kann er auch nicht. Aber Loki beherrscht weitaus mehr Tricks, als nur simple Magie.“

„Wenn die Magie so simpel ist, wieso beherrschst du sie dann nicht?“, fragte er und ich musste grinsen. Ein greller Blitz und ohrenbetäubender Donner erschallte plötzlich von draußen, bevor sich die Gewitterwolke so schnell wieder auflöste, dass man sie für eine Illusion halten konnte.

„Ich beherrsche nicht so filigrane Magie wie Loki, aber das heißt nicht, dass ich völlig Machtlos bin. Ich kann ausschließlich den Donner für meine Zwecke nutzen, während Loki alle Elemente zur Verfügung stehen.“

Steve nickte verstehend und mit einem leichten Anflug von Respekt sah er mich wieder an.

„Was hat Loki also verwendet, wenn es keine Magie war?“, fragte der Soldat und ich musste wieder seufzen.

„Seine Silberzunge, mein Freund. Sie ist seine stärkste und gefährlichste Waffe und da er die Mundfessel nicht trägt, kann er sie jederzeit benutzen. Ich denke, dass er Tony verführt hat und somit entkommen konnte.“

Leichtes Unverständnis machte sich in dem so jung erscheinenden Gesicht breit und ich fuhr fort: „Loki kann sein Aussehen und seine Stimme an jede beliebige Situation anpassen. Ob es dabei um eine politische Rede oder ein Schauspiel geht, ist völlig egal, doch seine liebste Art, Menschen und Götter für sich zu gewinnen, war schon immer das Verführen. Er verspricht ihnen Dinge, die sie nicht abschlagen können. Meist eine höhere Position, oder Reichtum, doch letzten Endes verführt er sie und lässt sie am Ende allein zurück. Es ist seine grausamste Technik und er wendet sie nur an, wenn er wirklich verzweifelt ist. Ich weiß nicht, was er Tony versprochen hat, aber ich an seiner Stelle, hätte auch geschwiegen.“

Steve nickte und eine seltsame Mischung aus Neugierde und Mitleid machte sich in seinem Blick breit, doch ehe er etwas sagen konnte, erklang die Stimme Starks über die im Haus verteilten Lautsprecher.

„Ihr solltet alle mal eure Hintern hier runter bewegen. Wir haben etwas gefunden.“
 

In dem Labor herrschte ein einziges Chaos und ich musste unwillkürlich an mein Kinderzimmer denken, welches in meiner schlimmsten Zeit ebenfalls so ausgesehen hatte.

Überall lagen undefinierbare Gegenstände herum und Papiere waren auf dem Boden und auf den Tischen verstreut.

Tony und Steve standen an einem Tisch in der Mitte und vorsichtig kämpften wir uns einen Weg durch das Chaos.

„Also.“, sagte der Billionär, sobald wir seinen Tisch erreicht hatten: „Ihr werdet nicht glauben, was wir gefunden haben. Jarvis!“

Ein leises Piepen ertönte und ein Monitor neben den beiden Genies erwachte zum Leben. Auf diesem sah meine Karte von Manhattan und einige farbige Punkte. Die meisten waren auf einem Haufen und Bruce deutete auf diese.

„Das sind wir!“, sagte er und alle nickten: „Jeder von uns wurde nach dem Kampf gegen die Chitauri in die Datenbank von Stark-Industries aufgenommen, sodass Fury und Tony jederzeit sehen können, wo wir uns befinden. Allerdings wurde noch jemand in die Datenbank aufgenommen.“

Er deutete auf einen einsamen Punkt mitten im Central Park und plötzlich grinste Tony uns breit an, bevor er sagte: „Das, meine lieben Freunde, ist unser Schneeflöckchen!“

Ungläubig starrten wir die beiden Genies an, doch nichts deutete daraufhin, dass sie uns gerade auf den Arm nahmen, trotzdem fragte Steve noch mal: „Seid ihr euch da ganz sicher?“

Tony grinste nur und sagte: „Jarvis!“

Die Stimme des Hausgeistes erklang und in dem gewohnt monotonen Tonfall sagte er: „Mr. Stark hat Recht. Nach dem Kampf gegen Mr. Laufeyson wurde diesem eine Blutprobe abgenommen, um sie zu katalogisieren. Eigentlich sollte nur SHIELD darauf Zugriff haben, doch Mr. Stark hatte mir aufgetragen von allen SHIELD-Akten Kopien zu machen, sodass die Blutprobe in der Datenbank von Stark-Industries gespeichert wurde. Deshalb ist sie jetzt auf dem Gerät zu sehen. Wir wissen also immer, genau wie bei allen Mitgliedern der Avengers, wo sich Mr. Laufeyson gerade aufhält. Deswegen gab es vorhin auch eine Störung. Das System hat ein Update vorgenommen und musste deshalb neu geladen werden.“

Wieder blickten wir Tony ungläubig an und dann sagte Steve, nachdem er die Fassung wiedererlangt hatte: „Worauf warten wir dann noch?“

Gewissen

Loki´s POV:
 

Ich rannte. So schnell ich konnte, rannte ich weg von dieser Gasse und von diesem Menschen.

Ich wusste nicht, was in mich gefahren war. Wie oft hatte ich schon jemanden verführt und war dabei nie weiter, als bis zu meiner eigenen, persönlichen Zone gegangen?

Noch nie hatte ich so die Beherrschung verloren, denn meist reichten kleinste Berührungen meinerseits aus, um das zu bekommen, was ich wollte. Doch in diesem Moment, in dieser Gasse und bei diesem Mann hatte ich mich nicht mehr zurückhalten können.

Plötzlich waren mir seine Lippen erstaunlich einladend vorgekommen und zu gern hatte ich sie mit meinen versiegelt.

Und es war berauschend! Mein Herz hatte noch nie so schnell geschlagen und ich musste mich zwingen, mich von ihm zu lösen, denn ansonsten wäre ich noch in der Gasse über diesen Menschen hergefallen.

Schamesröte legte sich auf mein Gesicht, bei dem Gedanken und ich schloss die Augen, um diesen zu vertreiben. Doch sobald ich die Augen schloss, sah ich sein Gesicht vor mir. Tiefe, braune Augen in denen die Leidenschaft brannte wie eine helle Flamme umrahmt von dunklem Haar, in das ich meine Finger vergraben wollte.

Erschrocken blieb ich mitten auf dem Weg stehen, den ich gerade erreicht hatte.

Es war immer noch tiefe Nacht und mein Weg hatte mich in einen großen Park geführt.

Hohe Bäume säumten die Wiesen, die um den Weg angelegt waren und in regelmäßigen Abständen spendeten Laternen, die neben weißen Bänken standen, sanftes Licht.

Erschöpft ließ ich mich auf einer dieser Bänke fallen und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht.

Immer noch brannte das Bild von Anthony Stark vor meinem inneren Auge wieder, doch langsam begann sich die Vision zu verändern, denn neben Stark erschien plötzlich auch Thor, der mich gegen eine Wand presste und während der Brünette begann meinen Hals mit seinen Lippen zu liebkosen, wanderte Thor´s linke Hand unter mein Gewand und streichelte meinen Oberkörper, während seine Rechte meine Handgelenke packte und sie über meinen Kopf an die Wand nagelte.

Schnell öffnete ich die Augen, die ich unbewusste geschlossen hatte, während die Vision langsam das Blut in eine Richtung lenkte, in der ich es überhaupt nicht brauchen konnte.

Verzweifelt versuchte ich mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, doch die Bilder ließen sich einfach nicht vertreiben. Immer wieder erblickte ich mich in unzüchtigen Situationen mit den beiden Männer, die ich eigentlich mehr hassen sollte, als alles andere auf diesem Planeten.

Sei es an einen Laternenpfahl gelehnt, während Stark mich wieder so leidenschaftlich küsste, wie er es in der Gasse getan hatte, und Thor, der auf die Knie gesunken war und meine Hose quälend langsam öffnete.

Oder auf einer Bank, Thor´s brennende Berührungen auf meinem Körper und Stark, der sich mit einem tiefen Stoß in meinem Körper versenkte.

Mit einem frustrierten Schrei fuhren meine Hände durch meine schwarzen Haare und ich stützte mich mit den Ellbogen auf die Knie.

Es war zum Haare raufen und obwohl ich weder prüde, noch eine Jungfrau war, trieben mir meine eigenen Gedanken eine ungesunde Röte in die Wangen.

Wie konnte ich nur derartig von meinen Erzfeinden denken, zumal der Eine als mein Bruder aufgewachsen war und der andere keinerlei gleichgeschlechtliche Neigungen hegte.

„Wobei er heute einen Gegenbeweis vorgebracht hat.“, murmelte meine innere Stimme und ich verdrehte unwillkürlich die Augen.

Das hatte mir gerade noch gefehlt! Kommentare meines eigenen Unterbewusstseins, die meist darauf hinausliefen, dass ich von anderen Leuten seltsam angestarrt wurde, wenn ich begann mich selbst anzuschreien.

„Ich hab heute wirklich keine Nerven für dich.“, sagte ich gestresst, nachdem ich mich vergewissert hatte, alleine zu sein.

„Tja, dein Pech.“, erwiderte mein inneres Ich: „Du wirst mich nicht los. Nicht wo deine Gedanken so interessant werden.“

„Du bist doch selbst meinen Gedanken entsprungen!“, zischte ich und mein Gewissen lachte.

„Jeder hat ein Gewissen. Sei es Gott, oder Mensch, aber das Gewissen ist kein Gedanke. Es ist ein Teil der Seele. Deshalb kannst du mich auch nicht ignorieren!“

Ich hasste den schadenfrohen Ton, mit dem es zu mir sprach und fragte mich, ob Menschen auch mit ihrem Gewissen redeten, oder ob sie es schafften, es zu ignorieren.

„Menschen können mich ignorieren, doch später haben sie dann ein schlechtes Gewissen. Und ich rede auch nicht mit ihnen. Das ist ganz allein dir vorbehalten. Die Menschen würden sagen, du bist verrückt.“, sagte es und ich stieß ein trockenes Lachen aus.

„Ich weiß, dass die Menschen mich für verrückt halten-“, ein lautes Geräusch unterbrach mich und im nächsten Moment, standen Thor und Anthony Stark vor mir. Ich spürte Clint´s Bogen in meinem Nacken, Natasha Romanov´s Pistole an meiner Schläfe und aus dem Augenwinkel sah ich Hulk und den Captain kampfbereit stehen.

„Weißt du wirklich, dass wir dich für verrückt halten, oder ist das nur so eine Floskel, Ziegenpeter?“, fragte Stark und ich sah ihn an.

„Du hast dich gut erholt, Anthony Stark. Ich dachte der Kuss würde dich länger außer Gefecht setzen.“, erwiderte ich und schmunzelte, als ich spürte, wie Clint´s Bogen leicht schwankte und sah, dass sowohl Agent Romanov, als auch der Captain und sogar Hulk, den Billionär verwundert anstarrten.

Nur Thor schien wenig überrascht und er war auch der Erste, der wieder sprach: „Du wirst uns begleiten Loki. Du kannst uns nicht entkommen. Wir wissen immer wo du bist.“

„Dafür habt ihr aber erstaunlich lange gebraucht, um mich zu finden.“, sagte ich, während ich mich lässig erhob. Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte zu fliehen und ging ohne zu zögern zu dem blonden Donnergott.

Als ich neben Tony stand, beugte ich mich leicht zu ihm und sagte, so laut, dass auch die anderen mich gut verstehen konnte, obwohl ich meiner Stimme einen tiefen, dunklen Klang gab: „Ich würde unser kleines Experiment gerne noch einmal wiederholen, Anthony Stark. Ich denke nämlich, dass wir beide noch nicht alles voneinander gesehen haben.“

Nach diesen Worten packte mich Thor am Arm und zog mich aus dem Park, während Iron Man immer noch wie festgewachsen an seinem Platz stand und ich bedauerte, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
 

Wieder zurück im Tower wurde ich sofort wieder in meine Zelle gebracht. Doch man hatte die Wachen abgezogen und ich bekam auch keine Ketten mehr angelegt.

„Was denn? Werdet ihr jetzt unvorsichtig?“, fragte ich meinen Adoptivbruder, der im Türrahmen lehnte und mich beobachtete.

„Wie gesagt.“, gab er zurück: „Wir wissen immer wo du bist. Die Geräte von Freund Stark können dich überall aufspüren.“

Diese Antwort ließ mich die Stirn runzeln, denn eine Flucht war dadurch unmöglich.

„Also werde ich hier warten, bis du mich nach Asgard zurückbringst um dann dort in eine richtige Zelle gesperrt zu werden, nicht wahr, Bruder.“

Das letzte Wort spuckte ich hasserfüllt aus und ich sah mit Freuden, wie Thor zusammenzuckte.

„Du weißt, ich würde alles tun, um dir zu helfen, aber du hast viele Menschen getötet und einen sinnlosen Krieg angezettelt. Der Allvater muss über dich richten.“

Ein leises Lachen drang aus meiner Kehle und ich drehte mich zu ihm um. Meine Augen glühten wahrscheinlich vor Wut, doch es war mir egal, ob er meine Gefühle lesen konnte.

„Der Allvater hat doch schon immer über mich gerichtet. Ich konnte es ihm nie Recht machen. Nicht einmal, als ich den Krieg gegen die Eisriesen verhindert habe. Ich habe meinen eigenen Vater getötet, um euch zu retten und der Dank, war Verbannung.“

Mit jedem Wort wurde ich lauter, bis ich den Blonden anschrie.

Seine blauen Augen sahen fest in meine Grünen, und als ich mich nach meinem Ausbruch erschöpft an die Wand lehnte kam er auf mich zu.

Eigentlich wäre ich ihm ausgewichen, doch die Wunden, die diese grüne Bestie an meinem Körper hinterlassen hatte, schmerzten.

Außerdem machte sich langsam der Hunger bemerkbar, denn seit ich auf Midgard weilte, hatte ich noch nichts zu mir genommen.

Götter waren nicht auf Nahrung angewiesen, doch wenn sie verletzt oder erschöpft waren, brauchten sie diese, genauso wie Menschen. Und ich war beides!
 

Thor´s warme Hand legte sich in meinen Nacken, doch anstatt die Berührung angewidert über mich ergehen zu lassen, genoss ich sie.

Ich genoss die Finger, welche langsam meinen Nacken kraulten und dabei immer wieder die empfindliche Stelle an meinem Haaransatz berührten.

„Bitte Loki, benimm dich. Lass uns etwas essen gehen. Ich weiß das du Energie brauchst. Deine Wunden müssen heilen!“

Ich wollte widersprechen, wollte mich wehren und ihm sagen, dass es ihn nichts anginge, doch nichts davon verließ meinen Mund.

Stattdessen nickte ich und spürte wie Thor mich sanft mit sich zog, die Hand immer noch in meinem Nacken.

Und ich folgte ihm, so wie ich es schon immer getan hatte.

Lust

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Eifersucht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Fragen

Loki´s POV:
 

Als ich erwachte, war die Nacht bereits herein gebrochen und das Zimmer war in diffuses Dämmerlicht gehüllt.

Ein Kokon aus Wärme umgab mich und am liebsten wäre ich liegen geblieben, doch meine Muskeln waren während des Schlafens steif geworden und schmerzten nun.

Ungelenk richtete ich mich zwischen den zwei muskulösen Körpern, die mich immer noch umgaben, auf und fragte mich im selben Augenblick, was eigentlich passiert war.

Ich erinnerte mich dunkel an Stark´s Küsse, seine Hände auf meinem Körper und seine Lippen an meinem Glied.

Dann kam Thor, erwischte uns und plötzlich wurden meine Erinnerungen verschwommen.

Brennende Lust und das Wissen endlich komplett zu sein, vermischte sich mit der Scham, von den Männern genommen worden zu sein, die eigentlich deine Feinde waren.

Noch dazu war einer davon als mein Bruder aufgewachsen!
 

Ich blickte auf Thor´s friedliches Gesicht und musste unwillkürlich lächeln.

Oft hatte ich mir ausgemalt, wie es sein würde, neben ihm aufzuwachen.

Doch nun bekam mein erfüllter Wunsch einen bitteren Beigeschmack.

Was würden die Beiden sagen, wenn sie wieder bei klarem Verstand wären und würden sie mir die Schuld geben.

Panik machte sich in mir breit, denn ich wusste, das zumindest Stark meiner Magie die Schuld geben würde und schnell sah ich auf meine Handgelenke hinab, erleichtert, als ich feststellte, dass das Magiebindende Eisen immer noch eng an diesen anlag.

Seufzend hob ich wieder den Blick und begann mich vorsichtig komplett aus der Umarmung der Beiden zu lösen.

Ich schaffte es sogar aus dem Bett, ohne Thor und Tony zu wecken, nur um kurz darauf im Bad zu verschwinden.

Mein Körper war verschwitzt und klebrig, und alles was ich jetzt brauchte, war eine entspannende Dusche.

Auch um meine Gedanken zu ordnen und für alle Eventualitäten Pläne zu schmieden.
 

Das heiße Wasser auf meinem Körper tat gut und mit jeder Minute entspannten sich meine verkrampften Muskeln ein wenig mehr.

Doch ein plötzliches Scheppern ließ mich zusammenzucken und ich wusste, dass die Beiden scheinbar erwacht waren und sich vermutlich gerade nicht ganz sicher waren, was sie von ihrer Situation halten sollten.

Also stieg ich aus der Dusche, trocknete mich ab und stieg in die Kleidung, wegen der Anthony eigentlich gekommen war.

Als ich das Schlafzimmer betrat, sah ich Stark auf dem Bett sitzen, das Laken flüchtig um seine Blöße geschlungen, während Thor nackt im Zimmer stand und den Sterblichen wütend anfunkelte.

„Was hast du mir gegeben, Stark. Ich finde das langsam nicht mehr witzig!“, brüllte Thor und ich musste stark an mich halten, um nicht zu lachen.

Manchmal war Thor wirklich nicht der Hellste.

„Was ich dir gegeben habe?“, fragte Tony entrüstet, der mein Erscheinen scheinbar auch noch nicht registriert hatte. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und funkelte den blonden Hünen genauso angriffslustig an.

„Das könnte ich eher dich fragen, Donnerjunge. Schließlich ist das hier dein Zimmer, und ich kam nur her um dem Ziegenpeter Klamotten zu bringen.“

Dieser Satz schien sie daran zu erinnern, dass ich auch noch da war und ruckartig wandten die beiden Männer mir ihre Blicke zu.

„Ihr solltet euch vielleicht etwas anziehen.“, sagte ich und ignorierte die wütenden Blicke dabei geflissentlich.

Thor grummelte etwas unverständliches, hob aber seine Hose auf und auch Anthony zog sich seine Kleidung wieder an.

Dabei ließ er mich allerdings keine Sekunde aus den Augen, als müsste er fürchten, ich würde ihn jeden Moment anspringen.

„Du brauchst mich nicht so anzustarren, Anthony.“, sagte ich, nachdem die Zwei wieder halbwegs vorzeigbar waren: „Ich trage keine Schuld an dieser Situation. Und nur zu eurer Information, ihr habt mich gefickt.“

Thor keuchte erschrocken auf und ich sah, wie ein Hauch Röte sich in seinem Gesicht breit machte.

„Loki, zügle deine Zunge.“, rief er und ich verdrehte die Augen.

„Hör bloß auf, Thor. Ich war nicht derjenige, der in seiner Jugend mit allem geschlafen hat, was halbwegs ansehnlich gewesen und nicht bei drei auf den Bäumen gewesen war.“

Thor senkte beschämt den Blick, denn er konnte nichts darauf erwidern.

Tony hingegen sah seltsam fasziniert aus, auch wenn ich meinte, einen Hauch der Eifersucht in seinem Blick zu erkennen, was mich allerdings verwirrte.

Der Billionär schien meinen Blick zu bemerken und richtete deshalb wieder seine Aufmerksamkeit auf mich.

„Also?“, fragte er: „Sag schon, Hörnchen, sind wir einem deiner Hokuspokus-Tricks erlegen, oder warum sind wir wie die Karnickel übereinander hergefallen?“

„Ich kann keine Magie anwenden, Stark, falls die das entfallen sein sollte.“, gab ich ruhig zurück und hob zur Bekräftigung meine linke Hand: „Und ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.“

Anthony´s zweifelnder Blick machte mich zwar wütend, aber ich wusste, dass Thor die Wahrheit in meinen Worten erkennen würde.

Ein Blick zu dem Blonden bestätigte meine Vermutung, denn er starrte nachdenklich aus dem Fenster, anstatt mich anklagend zu mustern, wie er es immer tat, wenn er glaubte ich würde lügen.

„Was meinst du, Conan!“, rief Tony und Thor widmete ihm seine Aufmerksamkeit: „Sagt Schneeflöckchen die Wahrheit, oder bindet er uns wieder einen Bären auf.“

Verwundert runzelte Thor die Stirn und auch ich musterte Stark verwirrt.

„Wie kann man denn jemanden einen Bären aufbinden? Ich denke, ein solches Raubtier würde sich das nicht gefallen lassen.“, sagte Thor und Tony gab eines seiner spöttischen Lachen zum Besten.

„Das bedeutet, dass er uns wieder anlügt, Scheiße erzählt, so was halt.“

Thor nickte, sah aber trotzdem nicht überzeugt aus und ich verstand ihn voll und ganz. Dieser Spruch ergab wenig Sinn, aber ich hatte früh gelernt, nicht alles wörtlich zu nehmen, was die Sterblichen in ihrem kurzen Leben zu sagen pflegten.

„Loki sagt die Wahrheit, Freund Stark.“, gab Thor nun endlich zurück und sein Blick streifte kurz meinen: „Das Eisen, welches er trägt, wurde vom Allvater persönlich verzaubert und lässt keine andere Magie zu. Sie würde sofort absorbiert werden. Was auch immer hier geschehen ist, Loki hat damit nichts zutun.“
 

Die Worte hingen schwer in dem immer dunkler werdenden Raum und man konnte die Gedanken der beiden Männer fast hören.

Ich wusste, dass Tony Thor glaubte, doch gleichzeitig stellte sich damit die Frage, wer oder was uns zu dieser unbesonnenen Tat verleitet hatte.

Auch wenn ich nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden hätte.

Verwirrung

Tony´s POV:
 

Nach diesem, wenig aufbauendem, Gespräch hatten wir uns endlich zu Bruce begeben.

Der Wissenschaftler war nicht begeistert gewesen, dass wir ganze vier Stunden zu spät kamen, aber er begann ohne zu Murren Loki zu untersuchen, nachdem keiner von uns Anstalten machte, ihm unsere Verspätung zu erklären.

Und Bruce war klug genug, keine Fragen zu stellen, denn das man uns unsere Laune vom Gesicht ablesen konnte, war so sicher, wie das Amen in der Kirche.

Auch wenn ich es meist vermeiden konnte in ein solches Gebäude zu gehen.
 

Immer wieder streifte mein Blick Loki, der mit freiem Oberkörper auf demselben Behandlungstisch saß, wie ich einen Tag zuvor.

Der schwarzhaarige Magier ließ die Prozedur von Blutabnahme, Untersuchung und Behandlung schweigend über sich ergehen, auch wenn man die Gedanken in seinen smaragdfarbenen Augen rasen sehen konnte.

Auch Thor schien über unser Problem nachzudenken, und irgendwie kam ich mir schlecht vor, dass ich mir selbst nicht einen Gedanken zur Lösung dieser Sache machte.

Denn meine Gedanken huschten immer wieder zu diesem Nachmittag zurück

Ich hörte Loki´s Stöhnen in meinem Ohr, spürte Thor´s Finger an meiner Haut und ich fühlte mich schuldig.

Denn schließlich hatte ich eine Beziehung mit Pepper, die ziemlich gut lief und ich war drauf und dran, sie zu ruinieren, weil ich meine eigenen Triebe nicht unter Kontrolle hatte.

Mit knirschenden Zähnen stellte ich mir das Gesicht meiner ehemaligen Assistentin vor, wenn diese rausfinden sollte, dass ich mit gleich zwei Männern geschlafen hatte, während sie in Washington war um den Präsidenten zu beruhigen.
 

Ein plötzliches Klirren riss mich aus meinen düsteren Gedanken und ich blickte verwundert zu Bruce, der eine Reihe von Reagenzgläsern ziemlich unsanft auf den Tisch hatte fallen lassen, während er mit ungläubigem Blick über dem Computerbildschirm hing.

„Was ist los, Doc?“, fragte ich und legte soviel Spott in meine Stimme, wie möglich: „Wie lange hat unsere Prinzessin noch?“

Loki warf mir einen vernichtenden Blick zu, auf den ich nur ein Lächeln erwiderte und Thor schüttelte den Kopf, während Bruce sich umdrehte und auf den blonden Hünen zumarschierte.

„Ich brauch Blut von dir.“

Die Worte des Wissenschaftlers ließen auch mich ernst werden und während Thor Bruce verwirrt seinen Arm reichte, damit dieser eine Nadel in die Vene stechen konnte, starrte Loki nun auf die Ergebnisse, obwohl ich bezweifelte, dass er deren Sinn verstand.

Doch Loki´s Blick brachte auch mich auf eine Idee und ich schob mich näher an den Monitor, nur um kurz darauf ebenfalls entsetzt zu dem Schwarzhaarigen zu sehen.

„Was ist Stark?“, fragte er und seine Stimme klang zu gleichen Teilen genervt, wie auch ein wenig besorgt.

„Naja… Das sag ich dir, wenn wir Thor´s Blut überprüft haben.“

Und mit diesen Worten machte ich mich daran, Bruce zu Hand zu gehen, der mir einen fragenden Blick zuwarf.

Ich wusste was er dachte, doch eine Antwort konnte ich ihm nicht geben, bis wir fünf Minuten später auch Thor´s Blutergebnisse auf dem Monitor hatten.

„Okay.“, sagte ich: „Das ist gruselig.“

„Freund Stark, ich wäre die sehr verbunden, wenn du uns sagen könntest, was dich und den Doktor so irritiert.“, meinte Thor und ich sah, wie er unwillkürlich näher zu Loki rutschte.

„Tja… Ich glaub ich habe gerade einen möglichen Grund für unser „Problem“ gefunden.“, gab ich zurück.

Bruce sah mich verwundert an, doch ich schüttelte nur den Kopf, um ihm zu bedeuten, nicht zu fragen.

Und der Wissenschaftler hielt den Mund.

Loki hingegen war weniger kooperativ und sagte: „Was hast du rausgefunden, Stark? Raus mit der Sprache.“

Noch einmal sah ich mir die Ergebnisse an, bevor ich erwiderte: „In eurem Blut ist genug Testosteron um eine ganze Büffelherde zum umkippen zu bringen. Dazu kommt bei dir, Loki, noch ein riesiger Schuss Östrogen, also die weibliche Variante davon. Und ich glaube, wenn wir mein Blut untersuchen würden, wäre auch dort jede Menge Testosteron zu finden.“

Wieder starrte Bruce mich verwirrt an, während Loki über meine Worte nachzudenken schien.

Thor hingegen hatte scheinbar kaum etwas verstanden, weshalb Loki sich zu ihm drehte und begann in einer fließenden und melodisch klingenden Sprache zu sprechen. Er tat es so leise, dass Bruce die Chance ergriff und fragte: „Was ist hier los, Tony? Wieso glaubst du, dein Blut würde die selben Ergebnisse liefern?“

Seufzend sah ich den Wissenschaftler an und verglich kurz das Für und Wieder, bevor ich in schnellen Worten erklärte, was uns passiert war und wieso wir vier Stunden zu spät gekommen waren.
 

Bruce´ Gesichtsausdruck änderte sich während dieser Erzählung von, Staunen, zu Unglauben und letzten Endes zu völliger Fassungslosigkeit und nachdem ich alles erzählt hatte, ohne zu sehr ins Detail gegangen zu sein, ließ der Brünette sich auf einem der Bürostühle sinken und zog sich die Brille von der Nase.

Hektisch begann er die Gläser an seinem Hemd zu putzen und ich konnte verstehen, wie er sich gerade fühlt.

„Und ihr wisst nicht, wie es dazu,“, er deutete auf die Ergebnisse: „Kommen konnte?“

Loki hatte mittlerweile aufgehört Thor alles zu erklären und schüttelte stattdessen nun den Kopf.

„Nein, Doktor. Das ist noch nie passiert und es liegt ganz sicher weder an Thor, noch an mir.“

Thor nickte zustimmend und ich hob die Hände, um meine Unschuld zu beteuern, bevor ich sagte: „Mich würde nur mal interessieren, wieso du Östrogen im Blut hast, Schneeflöckchen.“

Loki lächelte, doch es war kein nettes Lächeln.

„Bei all deiner Intelligenz übersiehst du mal wieder das Offensichtliche, Anthony Stark. Magie richtet alle Makel.“, gab er zurück, doch es war wenig hilfreich.

Thor, der sich scheinbar nicht über meine Unwissenheit amüsierte, begann stattdessen mir die Sache zu erklären: „Loki´s Magie sorgt dafür, dass er mit allen Attributen ausgestattet ist, die er in seinem Leben brauchen könnte. Was würde es ihm schließlich bringen, sich in eine Frau zu verwandeln, wenn er nicht deren Eigenschaften übernehmen könnte.“

Ungläubig starrte ich den blonden Hünen an und auch Bruce sah reichlich verwirrt aus.

„Heißt das, Loki kann Kinder bekommen?“, fragte ich vorsichtig, nicht sicher ob ich die Antwort nach diesem Nachmittag wirklich ertragen konnte, und der Grünäugige begann leise zu lachen ob meines verstörten Blicks, während Thor ernst nickte.

„Ja, Loki ist dazu fähig. Allerdings muss er dafür nicht mal eine Frau sein. Er kann in jeder Gestalt Kinder bekommen. Sei sie nun männlich oder weiblich.“
 

Nach dieser Antwort konnte ich einfach nicht mehr sitzen bleiben.

Ich war regelrecht aus dem Behandlungsraum geflüchtet, Loki´s schadenfrohes Lachen immer noch im Ohr, während meine Gedanken verrückt spielten.

Was wenn ich Loki geschwängert hatte, wenn er ein Kind bekommen würde, welches ich so viele Jahre erfolgreich vermieden hatte.

Was würde Pepper sagen? Was würde die Öffentlichkeit sagen? Was würden Loki´s Eltern sagen?

Bei diesem Gedanken blieb ich ruckartig stehen und versuchte mir ein Abendessen mit Odin, Allvater der Götter, und dessen holder Gattin vorzustellen, bei dem wir ihnen beibringen mussten, dass ihr Jüngster von seinem Adoptivbruder und/oder einem Sterblichen geschwängert worden war.

„Yippieh!“, dachte ich und schüttelte erschöpft den Kopf.

„Hey, Jarvis. Bist du da?“, fragte ich.

„Wo sollte ich sonst sein, Sir?“, stellte das Computerprogramm die Gegenfrage und ich musste kurz lächeln, bevor ich wieder in meinen Selbstmitleidsmodus fiel.

„Wenn ich sterbe, an wen geht dann mein Vermögen?“, fragte ich und einen Moment war es still, bevor Jarvis antwortete.

Ich hatte mittlerweile das Wohnzimmer erreicht und ließ mich auf der Couch sinken, wobei mir, kaum dass ich Platz genommen hatte, einfiel, dass ich mir einen Whiskey hätte holen sollen.

„Ihr Vermögen würde unter drei Parteien aufgeteilt werden. Ein Drittel würde an die Maria Stark Stiftung zum Wohle der dritten Welt gehen, ein Drittel an Lt. Col. James Rhodes und das letzte Drittel würde an Virginia Potts gehen. Darf ich fragen, wieso sie das so plötzlich interessiert, Sir?“

„Ach nur so.“, gab ich zurück, nicht in der Stimmung, noch einmal mein Dilemma zu erklären.

Und während ich meine Beine auf den kleinen Glastisch vor dem Sofa packte, ließ ich noch einmal alle meine Siege, Eroberungen und Glücksmomente Revue passieren, denn man(n) konnte ja nie wissen, wann das Ende nahte.

Edda

Thor´s POV
 

„Das war gemein Loki. Was soll er denn jetzt denken.“, sagte ich und blickte den Schwarzhaarigen missbilligend an, während dieser schelmisch grinste.

„Ach komm schon, Thor! Du hast mit dem Schwangerschafts-Zeug angefangen. Und du warst nicht sonderlich einfühlsam.“, erwiderte er und ich bekam ein schlechtes Gewissen.

„Ich konnte doch nicht wissen, dass ihn das so aus der Fassung bringen würde.“, versuchte ich mich zu rechtfertigen, doch ich merkte selbst, dass es ein schwacher Versuch war.

Bruce der immer noch im Raum war, schüttelte unmerklich den Kopf. Auf meine Eröffnung, dass Loki im Stande war, Kinder zu gebären, hatte er kaum reagiert und nun, wo mir das wieder einfiel, sah ich prüfend zu dem Brünetten, der an seinen Geräten stand.

„Verzeih, Freund Banner, doch warum warst du nicht überrascht, als ich von Loki´s Fähigkeit sprach?“, fragte ich sogleich und der Wissenschaftler drehte sich erschrocken um, als hätte er vergessen, dass wir noch im Raum waren.

Zögernd sah er erst zu Loki, dann zu mir und seufzte dann tief auf.

„Naja,“, sagte er: „Nachdem klar war, mit wem wir es zutun hatten, habe ich mich ein wenig im Internet schlau gemacht über euch beide. Und dabei kam halt auch raus, dass Loki der Vater, oder die Mutter, wie man es nimmt, von dem Pferd von Odin ist.“

Ungläubig starrte ich den Doktor an, bevor ich anfing zu lachen.

Es war wirklich zu komisch.

Ich spürte Loki´s entsetzten Blick, doch ich konnte nicht aufhören zu lachen und als ich mich langsam wieder beruhigte, sah ich, dass Bruce verwirrt zwischen mir und Loki hin und her sah.

Mich starrte er vermutlich wegen des Lachanfalles an, doch Loki schüttelte immer wieder den Kopf und fluchte leise in sämtlichen Sprachen, die er beherrschte und es waren eine Menge.

„Wie kommt ihr sterblichen denn auf die abstruse Idee, dass Loki der Vater von Sleipnir ist?“, fragte ich, ein weiteres Lachen unterdrückend.

Bruce konzentrierte sich wieder auf mich und antwortete: „Naja, es steht in der Edda, der nordischen Bibel.“

„Ich weiß, was die Edda ist.“, erwiderte ich: „Sie wurde von einem großen Gelehrten der Asen geschrieben und zu den Menschen gebracht. Aber er hat niemals geschrieben, dass Loki Sleipnir´s Vater ist. Er hat geschrieben, er ist Sleipnir´s Schöpfer.“

Loki hatte sich mittlerweile auch wieder beruhigt, doch in seinen Augen blitzte es wütend, weshalb Bruce auch einen Schritt von ihm weg machte. Zu gut stand dem Wissenschaftler seine letzte Begegnung vor Augen.

Dann wandte er sich wieder mir zu und fragte: „Wo liegt der Unterschied?“

Diesmal war es an Loki zu seufzen und er antwortete: „Der Unterschied liegt darin, dass ich nicht mehrere Monate in einem Pferdekörper verbracht habe, um ein Pferd auf die Welt zu bringen. Ich habe meine Magie genutzt, um ein völlig neue Form eines Pferdes zu erschaffen, oder warm glaubst du, hat Sleipnir acht Beine?“

Diese Frage schien Bruce wirklich zu beschäftigen, denn einen Moment war er ganz still, bevor er sagte: „Ich dachte es wäre so eine Art Geburtsfehler, schließlich bist du eigentlich menschlich. Und irgendwie war die Geschichte logisch, dass du diesen Swa-, Swaldi-, wie hieß er noch gleich?“

Ich runzelte die Stirn. „Swadilfari? Meinst du den? Das Pferd, dass dabei half, Asgard zu erbauen?“

Bruce nickte energisch und nun schien Loki wirklich außer sich vor Wut.

„Für wie alt hältst du mich eigentlich?“, fragte er und klang dabei ein wenig beleidigt.

Der Wissenschaftler selbst schien ziemlich hilflos, bevor er sich umdrehte und ein paar Minuten auf seiner Computertastatur herumdrückte.

Es öffnete sich eine Seite und er bedeutete uns, näher zu kommen, damit wir sie lesen konnten.

Mit jedem Wort und jeder Abbildung wurde Loki ungehaltener und ich stand wieder kurz vor einem Lachanfall. Der Artikel war einfach lächerlich.

„Also um das mal klar zu stellen!“, begann Loki, mit blitzenden, grünen Augen: „Ich bin ganz sicher nicht Odin´s Blutsbruder. Ich bin sein Adoptivsohn. Und mein Vater ist Laufey! Nicht meine Mutter. Asgard war bei meiner Geburt schon mehrere Jahrhunderte alt und Swadilfari schon längst tot. Und sein wir mal ehrlich! Wenn ich Sleipnir´s Vater wäre, wäre dieses Vieh halb Pferd, halb Eisriese. Und Sigyn ist auch nicht meine Frau. Wer kommt denn auf diesen Mist?“

Die letzte Frage stellte er an Bruce, der ein wenig überfordert aussah. Er tat mir fast Leid, doch letzten Endes antwortete er: „Ich weiß es nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass viele Dinge durch die Übersetzungen verändert wurden, woraufhin dann diese Fehler sich einschlichen. Ihr habt euch ja auch nie beschwert.“

„Damit sollten wir vielleicht mal anfangen.“, sagte ich, bevor ich mir Loki schnappte und ihn aus dem Raum zog.

Er hatte sich für heute genug aufgeregt.
 

Unser Weg führte uns in das große Wohnzimmer, in dem Tony saß und trübsinnig vor sich her starrte.

Er sah so fertig aus, dass ich Loki unwillkürlich härter am Arm packte und sagte: „Du entschuldigst dich bei ihm und sagst ihm gefälligst die Wahrheit. Sonst werde ich ihm mal den Artikel mit Sleipnir zukommen lassen.“

Diese Drohung zeigte erstaunliche Wirkung bei Loki, denn sein Stolz litt heftig unter der Behauptung, er hätte ein achtbeiniges Pferd gezeugt.

Also ging er ohne zu murren zu dem verstörten Billionär und ließ sich vor dessen Sessel nieder, während ich es mir auf der Couch bequem machte.

„Du weißt hoffentlich, dass das vorhin nur zur Information war. Ich bin nicht schwanger. So schnell geht das nämlich auch nicht!“, sagte Loki und ich verdrehte die Augen. So hatte ich mir seine Entschuldigung nicht vorgestellt, doch scheinbar wirkten diese einfachen Worte, denn Tony hob hoffnungsvoll den Kopf und blickte dem Schwarzhaarigen in die Augen.

„Ehrlich?“, fragte er und in seiner Stimme schwang ein Hauch von Angst mit, als würde er befürchten, Loki würde ihn anlügen.

„Ehrlich!“, erwiderte dieser ernst und seufzte kurz, bevor er fortfuhr: „Die Möglichkeit besteht zwar, aber ich müsste es in dieser Gestalt auch wollen, genauso wie mein Partner es wollen müsste. Die Magie tut nämlich nichts ohne wirklich guten Grund. Wenn ich also demnächst an Morgenübelkeit, Stimmungsschwankungen und Fresssucht leiden sollte, würde das bedeuten, dass sowohl ihr Beide, als auch ich unterbewusst den Wunsch nach einem Kind geäußert hätten und ich kann mir ziemlich gut vorstellen, dass du in Sachen Kinder genauso ablehnend reagierst, wie Thor.“

Tony sah erst mich und dann wieder Loki mit großen Augen an, bevor er die Stirn misstrauisch runzelte: „Wieso denn nur Thor und ich?“

Diese Frage brachte Loki zum Lachen und auch ich musste lächeln, denn schließlich konnte der Billionär Loki´s Ansichten zu Kindern nicht kennen.

„Ich hab nichts gegen Kinder, doch der Gedanke eigene zu bekommen oder zu zeugen ist bei mir einfach nicht vorhanden, denn Odin würde mich umbringen, wenn ich vor Thor Kinder bekommen würde. Es ist nämlich Tradition, dass man verheiratet ist, wenn man eine Familie gründet und Thor ist vor mir dran, auch wenn ich glaube, dass Odin das nicht mehr ganz so streng nimmt.“

„Da mach dir mal keine großen Hoffnungen.“, erwiderte ich und verzog dabei das Gesicht.

Ich konnte mich noch zu gut an das letzte Fest am Hofe erinnern, auf dem Odin wieder einmal versucht hatte, mir eine dieser arroganten Ziegen, die sich adlige Töchter schimpften, anzudrehen.

Meine einzige Rettung war an diesem Tage Sif gewesen, die den scheußlichen Weibern mithilfe von Loki allerhand Streiche spielte.

Streiche, die so perfekt waren, dass selbst Odin sie für Unfälle hielt.

Abends musste ich dann zwar zwei Flaschen meines besten Mets an die Beiden abtreten, doch das war es mir wert.

Als ich Loki nun sah, bemerkte ich sein wissendes Lächeln und kam nicht umhin, es zu erwidern, was uns einen fragenden Blick von Tony einbrachte.

„Ist das jetzt so ein Insider, oder wieso grinst ihr beide euch so dämlich an?“, fragte er und ich musste lachen.

„Das interessiert dich sicher nicht im geringsten.“, sagte ich, bevor ich aufstand:

„Ich werde mich jetzt zu dem Captain begeben. Er wollte noch mit mir sprechen.“

Und mit diesen Worten verließ ich den Raum, auch wenn ich genau wusste, was die Beiden nun treiben würden und alles in mir danach schrie, zu bleiben.

Betrug

Loki´s POV:
 

Misstrauisch sah ich Thor hinterher, der mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck das Wohnzimmer verließ.

Was glaubte er, würden wir tun? Übereinander herfallen?

Da hatte sich mein ehemaliger Bruder aber gewaltig geschnitten, denn, auch wenn ich es nie zugeben würde, mein Hintern tat verdammt weh von dieser seltsamen Nacht und bevor mich einer von den Beiden in seine Hände bekommen würde, machte ich mich lieber aus dem Staub.

Auch wenn mein Unterbewusstsein mir deutlich signalisierte, dass es nichts gegen eine Wiederholung der vergangenen Nacht einzuwenden hätte.

„Was ist los, Schneeflöckchen?“, fragte Tony, doch der spöttische Spitzname klang eher wie eine Liebkosung, als eine Provokation, weshalb ich ihm keinen wütenden Blick zuwarf.

„Nichts, Stark, gar nicht.“, antwortete ich stattdessen und sah amüsiert dabei zu, wie Tony´s Augenbrauen sich missbilligend zusammen zogen.

Scheinbar mochte er es nicht von seinen Bettgefährten mit dem Nachnamen angesprochen zu werden, was wiederum für mich äußerst interessant war.

Neugierig versuchte ich in seinem Gesicht etwas zu lesen, was mir einen Hinweis auf die Ablehnung gegenüber seines Namens gab, doch der Billionär schien meinen Blick falsch zu deuten und fragte: „Hab ich was im Gesicht, oder warum guckst du mich so hypnotisiert an?“

Ein raues Lachen entwich meiner Kehle und ich schob mich ein wenig näher an Tony heran, sodass ich meine Arme auf seinen Knien ablegen und ihn von unter herauf ansehen konnte.

„Ich frage mich nur…“, murmelte ich: „Warum ein Mann wie du, der so viel auf Grund seines Namens erreicht hat, missmutig wird, wenn er ihn hört.“

Ich hatte meiner Stimme einen unschuldigen und gleichzeitig dunkeln Ton gegeben, welcher auch prompt die Wirkung auf den freiberuflichen Superhelden hatte, die ich beabsichtigt hatte.

Sein Gesicht bewegte sich dem meinen entgegen und seine Augen nahmen einen leicht glasigen Ton an, doch erstaunlicher Weise hielt die Wirkung nicht so lange, wie ich es gewohnt war.

Schon nach wenigen Zentimetern schien Tony zu bemerken, was ich versuchte und sein Kopf schnellte zurück.

In seinen Augen glomm ein schelmisches Glitzern und er grinste mich spöttisch an.

„Netter Versuch, Ziegenpeter, aber da musst du dir schon was besseres einfallen lassen, wenn du Informationen von mir willst.“, sagte er und benutzte die Beleidigung diesmal auch neckende Weise.

Grinsend erhob ich mich auf die Knie, sodass ich vor ihm hockte und brachte mein Gesicht wieder näher an seines, bevor ich ein: „Nichts leichter als das.“, hauchte und den überraschten Menschen in einen hitzigen Kuss verwickelte.
 

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden fiel mir auf, wie herausragend Tony küssen konnte.

Von Thor hatte ich nichts anderes erwartet, schließlich hatte dieser Jahrhunderte zum Üben gehabt, doch der Billionär war ein ganz anderes Kaliber.

Er wusste, was er zutun hatte!

Seine Lippen waren mal sanft, mal fordernd und seine Zunge schaffte es, mich fast in den Wahnsinn zu treiben.

Gleichzeitig benutzte er seine Hände, um mich näher an seinen Körper zu ziehen und ich musste mich an seinen Schultern festkrallen, um nicht sofort über ihn herzufallen.

Verdammt, dieser Mann warf meine ganze Logik über den Haufen und das nur mit einem Kuss.

Keuchen löste ich mich von ihm und ein selbstzufriedenes Funkeln fand Platz in seinen braunen Augen.

„Ich bringe dich ja ziemlich aus der Puste.“, sagte er und grinste dabei, doch auch ich musste lächeln, als ich einen Blick auf seinen Schritt warf.

Mit einer fließenden Bewegung presste ich mich näher an ihn und sog mit meinen Lippen und meiner Zunge einen feuchten Pfad über seinen Hals, während mein Oberkörper sich gegen seine Erregung presste.

Ein dunkles Grollen verließ seine Kehle und ich spürte, wie sein Atem sich beschleunigte.

„Wieso magst du deinen Namen nicht?“, säuselte ich gegen seinen Hals und drückte mich noch einmal gegen seinen Schritt.

Tony stöhnte auf, bevor er abgehackt antwortete: „Er erinnert mich… zu sehr an… meinen Vater. Deshalb bin ich… Gott, Loki-“

„Ups, Entschuldigung.“, murmelte ich und nahm den Druck ein wenig von seiner Erregung.

„Deshalb bin ich auch nie in der Firma. Ich will nicht mit meinem Vater gleichgesetzt werden.“

Die letzten Sätze hatte er ohne Luft zu holen ausgesprochen, bevor er mich im Nacken packte und zu einem weiteren Kuss zu sich zog.

Ich ließ mir die raue Behandlung gefallen und versuchte dabei meine innere Stimme zu unterdrücken, die eigentlich nichts dagegen hatte, unterworfen zu werden.
 

Ein erschreckter Aufschrei ließ uns auseinanderfahren und als ich mich umdrehte sah ich mich Auge in Auge mit einer zierlichen, rotblonden Frau, die ein riesige Handtasche und ein eindeutig teures Businesskostüm trug.

„Pepper!“, keuchte Tony und ich runzelte verwirrt die Stirn.

Wenn das der Name der Frau war, würde ich die Eltern wirklich verklagen, doch meine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als sich die Frau mit beachtlicher Geschwindigkeit, trotz ihrer hohen Absätze, auf Tony zu bewegte und erst ihm und dann mir eine schallende Ohrfeige verpasste.

Mein Gesicht wurde zur Seite geschleudert und ich spürte den Schmerz in meiner Wange, noch bevor ich wirklich registriert hatte, dass sie mich geschlagen hatte.

Doch als diese Erkenntnis mein Gehirn erreichte, sprang ich auf die Beine und war kurz davor, diesem Weib den Hals umzudrehen.

„Wie kannst du es wagen die Hand gegen einen Gott zu erheben, du lächerliches Weibsstück.“, donnerte ich, doch meiner Hand, die sich bereits auf dem Weg zur Kehle dieser dreisten Sterblichen gemacht hatte wurde augenblicklich von Tony abgefangen.

„Loki, hör auf. Sie ist meine Freundin.“, rief Tony und das Wort „Freundin“ löste in mir ein ganz eigenartiges Gefühl aus.

Die Wut auf die junge Frau rückte plötzlich in den Hintergrund.

Stattdessen sah ich Tony an, der betreten überall hinsah, um mir nicht in die Augen zu sehen und ein ungewohntes Gefühl des Schmerzes machte sich in meinem Inneren breit.

Ich kannte diese Blicke zur Genüge von Thor, wenn er wieder einmal etwas mit seinen Freunden unternommen und mich dafür versetzt hatte, oder mit einem Mädchen abgehauen war und mich einfach stehen gelassen hatte.

Jeden darauffolgenden Morgen war er mit diesem Blick bei mir aufgekreuzt, doch nie hatte es so weh getan, wie in diesem Moment.

„Deine Freundin.“, murmelte ich und als ich wieder einen Blick zu der Blondine warf, sah ich neben der offensichtlichen Wut über den Betrug auch einen Funken von Mitleid aufglimmen und ich wusste, dass diese Beiden schon sehr lange zusammen waren.

Und es war dieser Moment der Erkenntnis, der mein Innerstes kalt werden ließ.

Doch bevor ich die Flucht ergreifen konnte, weg von diesen beiden Menschen, ertönte ein ohrenbetäubendes Poltern auf dem Dach und keine Sekunde später begannen die Alarmanlagen zu schrillen.

Besucher

Tony´s POV:
 

Heute war wirklich nicht mein Tag!

Erst hatte ich keine Kontrolle mehr über meine Triebe und fiel über gleich zwei, männliche, nordische Gottheiten her, dann kam auch noch Pepper, die jetzt vermutlich eine Erklärung haben wollte und zu guter Letzt -weil mein Tag ja noch nicht bescheiden genug war- landeten sechs weitere Asen auf meinem Dach und hinterließen dabei eine nicht gerade kleine Delle.
 

Loki, Pepper und ich kamen als letzte auf dem Dach an und konnten schon von Weitem sehen, wie Thor hektisch auf einen der sechs Neuankömmlinge einredetet.

Da der blonde Hüne allerdings direkt vor dem Mann stand, konnte ich nicht erkennen, um wen es sich handelte.

Die anderen Besucher standen in einer Reihe daneben und blickten misstrauisch die Waffen an, mit denen Barton und Romanov auf sie zielten, während der Captain seinen Schild erhoben hatte und scheinbar überlegte, ob er etwas sagen sollte.

Selbst Fury und Bruce hatten sich auf dem Dach eingefunden, doch der Anführer SHIELDs machte keine Anstalten irgendwas zu tun.

„Okay, was ist hier los?“, fragte ich und der genervte Ton in meiner Stimme galt nicht nur der Situation hier.

Keiner antwortete, außer Loki, der leise aufkeuchte und dann „Mutter!“, murmelte, was mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

Mein Blick fiel auf die Fünf, welche in einer Reihe standen und erst jetzt fiel mir auf, dass es sich scheinbar um drei Krieger, eine junge und eine etwas ältere Frau handelte.

Die ältere Frau hatte blondes, leicht gelocktes Haar und ihre Haltung war erhaben und elegant.

Sie trug ein langes Kleid und fast erwartete ich eine Krone auf ihrem Kopf zu sehen, doch das blieb und dann doch erspart.

„Mutter?“, fragte ich, in dem verzweifelten Wunsch, dass ich mich nur verhört hatte, doch Loki nickte ernst und deutete auf die blonde Frau.

„Anthony Edward Stark, darf ich dir meine Mutter vorstellen. Frigga, die Königin Asgards und Frau von Odin Allvater, welcher…“, er hielt kurz inne und in diesem Moment trat Thor beiseite: „… Dort steht.“

Und in dem Moment trat ein alter Mann an Thor vorbei, der eine goldene Rüstung trug, eine Augenklappe und einen goldenen Helm.

Er hatte einen perfekt gestutzten, weißen Bart und sein verbliebenes Auge sah mich an, als könnte er den tiefsten Grund meiner Seele blicken.

Doch das beeindruckendste war der lange Speer, den der Mann in der Hand hielt und das Einzige, was ich in diesem Moment herausbringen konnte war ein erschrockenes „Hi!“, bevor ich auf dem Absatz kehrt machte und vom Dach floh.
 

Mein Weg führte auf direktem Weg in meine Werkstatt und mein Herz schlug dabei so heftig, als hätte ich gerade ein paar Chitauri durch die Straßen Manhattans gejagt und das zu Fuß.

Erst als ich die Werkstatt erreicht und die schweren Türen geschlossen und verriegelt hatte, fühlte ich mich einigermaßen sicher, sodass ich mich an meinem Schreibtisch auf den Stuhl fallen lassen konnte.

„Das war jetzt peinlich.“, murmelte ich und starrte dabei auf den schwarzen Monitor meines Stark Ind. Computers.

„Was meinen Sie, Sir? Die Tatsache das sie den König der nordischen Götter mit einem ,Hi´ begrüßt haben oder das sie danach geflohen sind, wie ein kleines Mädchen vor ihrem Schulschwarm?“

Jarvis Stimme tropfte nur so vor Sarkasmus und Ironie und ich fragte mich wirklich, welcher Teufel mich damals geritten hatte, als ich die glorreiche Idee verfolgt und dem Computerprogramm eine Stimme gegeben hatte.

„Du könntest mir lieber sagen, wie sie es geschafft haben, hier her zu kommen, anstatt mich zu verarschen. Dafür bist du schließlich da.“, erwiderte ich scharf.

Das es Jarvis vermutlich herzlich egal war, machte mich dabei nur noch wütender.

„Genau kann ich es nicht sagen, Sir. Allerdings tauchten unsere Besucher in einer ähnlichen Energiesignatur auf, wie Mr. Laufeyson und Mr. Odinson damals. Daher gehe ich davon aus, dass ein beträchtliches Maß an Magie aufgewendet wurde.“

Grummelnd sah ich zu, wie Jarvis meinen Computer aktivierte und mir mithilfe meiner Überwachungskameras die Geschehnisse auf dem Dach zeigte.

Der laute Rumms war in dem Moment gekommen, als die Sechs auf dem Dach gelandet waren und Odin seinen Speer auf dem Boden abgestellt hatte und unwillkürlich fragte ich mich, wie viel dieses Ding wog.
 

„Nicht so viel, wie man meinen würde.“, sagte da eine Stimme hinter mir und mit einem leisen Aufschrei wirbelte ich herum.

„Schneeflocke, verdammt willst du mir einen Herzinfarkt verpassen? Wie bist du überhaupt hier rein gekommen? Ich hab die Tür abgeschlossen.“

Loki lächelte schelmisch und lehnte sich lasziv an einen meiner hunderttausend Dollar Wagen, die ich hier oben aufmotzte.

„Ja und dein Hausgeist hat wieder aufgeschlossen.“, erwiderte er und wütend sah ich zu Decke.

Ich wusste, dass Jarvis theoretisch durch das ganze Haus mittels Glasfaserkabel floss, aber ich hatte mir irgendwann angewöhnt, immer nach oben zu schauen, wenn ich wütend auf ihn war. Als wäre er Big Brother oder so und würde mich durch eine Kamera beobachten.

„Wenn ich die Tür abschließe, bedeutet das eigentlich nicht, dass du sie wieder aufmachen sollst, Jarv.“, sagte ich, doch das Computerprogramm ignorierte mich einfach und ich schrieb mir innerlich selbst ein Memo, ihn mal wieder umzuprogrammieren. Er wurde langsam wirklich aufsässig.

„So und nun, wo wir beide allein sind.“, begann der Gott wieder: „Kannst du mir doch sicher verraten, wieso du dich gerade so dermaßen peinlich benommen hast, Anthony. Und sei ehrlich. Du weißt, dass ich die Lügen erfunden hab.“

Grummelnd stand ich von meinem Stuhl auf und ging zu einem der metallenen Tische, die überall um Raum standen und auf denen allerlei Kleinteile herumlagen.

Teile für die Auto, Sachen für meine Anzüge, sogar ein kaputter Mixer, auch wenn ich nicht wusste, wie der hier her gekommen war.

Ich hatte also genug Sachen, um mich zu beschäftigen, damit ich Loki sehen musste.

„Ich hab Panik, okay.“, sagte ich und spürte, wie sich eine empfindliche Röte auf meinen Wangen breit machte: „Da stand plötzlich dein Vater vor mir und er sah einschüchternd aus und hat mich angesehen, als könnte er meine Gedanken lesen, was mich wieder daran erinnerte, dass ich vor ein paar Stunden mit dir und deinem Bruder geschlafen hatte. Also bin ich abgehauen. Er kann doch keine Gedanken lesen, oder?“

Bei dieser Frage drehte ich mich um und sah Loki fragend an, der immer noch an meinem Auto lehnte.

„Nein.“, antwortete er: „Er kann keine Gedanken lesen, aber er ist ein sehr guter Menschenkenner und du hättest ihm eigentlich mit deinem Hi auch gleich noch sagen können, dass wir miteinander geschlafen haben, denn durch deine Reaktion weiß er nun, dass du etwas verheimlichst.“

„Na ganz toll.“

Loki lachte, während ich vor mich hin schimpfte und frustriert ließ ich einen Schraubenschlüssel fallen, den ich eigentlich nur in der Hand gehalten hatte, um meine Finger zu beschäftigen.

„Du solltest mitkommen und ihn richtig begrüßen, Anthony. Dann finden wir vielleicht auch heraus, was er hier will.“, sagte Loki und ich sah ihn verblüfft an.

„Ihr wisst nicht, wieso er hier ist?“

„Nein! Thor´s Freunde würde ich noch verstehen, doch meine Mutter und mein Vater verlassen sehr selten Asgard und da der Bifröst immer noch nicht wieder aufgebaut ist, muss mein Vater sehr viel schwarze Magie anwenden um hierher zu kommen. Es ist also wichtig. Doch so, wie ich ihn einschätze wird er uns nichts sagen, bis sich nicht alle versammelt haben. Also leg das Zeug weg und komm mit.“

Den letzten Satz sprach der schwarzhaarige Gott so herrisch aus, dass ich keine weitere Sekunde daran zweifelte, dass er ein Prinz war.

Und schon legte ich die Sachen wieder auf den überfüllten Tisch und folgte Loki aus dem Raum.
 

Im Wohnzimmer fanden wir die restlichen Avengers und meinen neuen Gäste, die es sich auf den Sofas bequem gemacht hatten.

Als ich den Raum betrat, standen Odin und seine Frau allerdings auf, was die anderen als Aufforderung nahmen, ebenfalls aufzustehen.

„Anthony Stark.“, sagte Odin und seine Stimme dröhnte in dem ganzen Zimmer: „Es tut mir Leid, dass wir Sie so überfallen. Es war nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken.“

Das Grinsen, was dabei auf den Gesichtern der Krieger und auch auf Thor´s lag, kratzte dann doch zu sehr an meinem Stolz und schnell richtete ich mich auf, bevor ich Odin in das verbleibende Auge sah und erwiderte: „Sie haben mich nicht erschreckt. Ich musste bloß wissen, wie sie auf mein Dach gekommen waren.“

Die Lüge war wirklich lasch, doch Odin hob eine Augenbraue, als hätte er nicht erwartet, dass ich das versuchen würde und auch die anderen Asen sahen überrascht aus.

„Thor hatte also Recht!“, sagte da plötzlich Frigga und trat an die Seite ihres Gatten: „Die Menschen sind ebenfalls in der Lage Unwahrheiten zu erzählen. Ich bin Frigga, Odin´s Frau und die Mutter von Thor und Loki. Bitte entschuldigen Sie das Auftreten meines Mannes. Er ist es nicht mehr gewohnt mit Sterblichen zu sprechen.“

Die Frau war mir sofort sympathisch, weshalb ich, als sie mir ihre Hand entgegenstreckte, auch einen Kuss auf ihren Handrücken hauchte.

Es kam mir in diesem Moment angebrachter vor, als sie zu schütteln.

„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Thor und Loki scheinen es auch manchmal nicht gewohnt zu sein, mit Menschen zu sprechen, nicht war Conan.“

Bei diesem Satz grinste ich Thor an und der verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

„Ich versuche nun einmal höflich zu bleiben.“, erwiderte er und auch ich sah, dass Frigga lächeln musste.

Dann sah sie über meine Schulter und plötzlich bekam ihr Gesicht den Ausdruck, den ich auch oft bei meiner Mutter gesehen hatte.

Eine Mischung aus Unschlüssigkeit und Sorge, als würde sie nicht wissen, was sie von mir halten sollte.

„Loki.“, sagte sie und ihre Stimme klang gleichzeitig traurig und autoritär: „Steh da hinten nicht so rum und komm hier her, damit ich dich ansehen kann.“

Ich trat einen Schritt beiseite und sah, wie Loki zögernd auf seine Mutter zuging.

Diese packte ihn, kaum das er in Reichweite war, an den Oberarmen und musterte ihn von Kopf bis Fuß.

„Du bist zu dünn. Wann hast du das letzte Mal was ordentliches gegessen? Und deine Wunden gefallen mir nicht. Die sollte sich ein Heiler ansehen. Und steh gefälligst gerade und sie mich an, wenn ich mit dir rede. Ich bin schließlich deine Mutter.“

„Verzeihung.“, murmelte Loki und stellte sich gerade hin.

Mit verkniffner Miene ließ er die Musterung und die Kommentare über sich ergehen, doch als seine Mutter fertig war und er sich von ihr lösen wollte, zog sie ihn rasch in die Arme.

Einen Moment verspannte sich der schlanke Körper des Gottes, bevor er sich entspannte und den schmalen Körper der blonden Frau an sich drückte.

„Ich bin froh, dass es dir gut geht.“, hörte ich sie flüstern.

Dann löste sie sich komplett von ihm und ich sah, wie Odin einen Schritt auf Loki zumachte.

Sofort herrschte eine beinahe unerträgliche Spannung im Raum.

Ich konnte sehen, wie Thor seinen Hammer ergriff, als müsste er mit einem Angriff rechnen. Der Captain ging ebenfalls in eine leichte Kampfposition und Bruce versuchte ein wenig Abstand zu uns aufzubauen. Natasha und Clint sahen alles andere als abgeneigt aus und auch Fury schien nicht wirklich etwas gegen die Vorstellung zu haben, dass Loki bestraft werden könnte.

Doch es geschah etwas völlig anderes.

Odin betrachtete seinen Sohn einen langen Augenblick, bevor er ihn im Nacken packte, wie ich es schon oft Thor hatte tun sehen, und ihn in die Arme zog.

„Du hast dein Leben in Gefahr gebracht um Asgard zu retten, mein Sohn. Ich bin stolz auf dich.“, sagte Odin und ich starrte verwirrt auf die Szene.

Asgard gerettet? Hatte ich was verpasst?

Auch meine Teammitglieder sahen reichlich verwirrt aus und wir hofften auf Antworten, als Odin Loki wieder freigab.

„Allerdings hast du unschuldige Menschen getötet und dafür wird dich noch eine Strafe erwarten. Aber darüber sprechen wir später.“

„Ja tun sie das. Erst einmal wollen wir Antworten.“, sagte Fury und Odin drehte sich zu dem Schwarzen.

„Sie werden alle ihre Antworten bekommen, doch erst nachdem wir unsere Anwesenheit erklärt haben, denn es stehen viele Leben auf dem Spiel. Krieger Midgards, wir sind gekommen um euch zu warnen. Ein Krieg droht eurem Planeten. Die Eisriesen planen einen Angriff und ihr seid das Ziel!“

Disskussionen

Thor´s POV:
 

Nach den Worten Odin´s herrschte eine drückende Stille in dem großen Raum.

Ich spürte, wie sich meine Muskeln anspannten und auch Loki sah alles andere als begeistert aus, doch ehe wir etwas sagen konnten, fragte Bruce: „Entschuldigung, wer will uns angreifen?“

Er sah verwirrt aus und auch die anderen Avengers blickten reichlich unschlüssig drein.

„Die Eisriesen.“, wiederholte Odin seine Worte, doch noch immer stellte sich keine Erkenntnis bei den Menschen ein, sodass ich leise seufze und ein: „Loki.“, murmelte.

Dieser schien sofort zu verstehen und von einem Moment auf den anderen begann seine Haut blau anzulaufen. Schwarze Male zogen sich über die nun eiskalte Haut und seine sonst so herrlich grünen Augen wurden blutrot.

„Die Eisriesen sind das Volk von dem ich abstamme.“, sagte er, den Blick dabei traurig auf den Boden gerichtet: „Sie kommen aus Jotunheim, einer der neun Welten Yggdrasils und sie sind sehr brutale Geschöpfe. Ihre einzige Leidenschaft gilt dem Krieg und sollten sie es schaffen hier einzufallen, werden euch die Chitauri wie ein müder Witz vorkommen.“
 

Purer Schock stand in den Gesichtern meiner menschlichen Freunde und Tony sah verstört auf Loki´s veränderten Körper.

Es schmerzte mich, diese Gesichter zu sehen, denn ich wusste, dass es Loki zutiefst verletzte und ich konnte mich nicht zurück halten, als ich zu ihm ging und seine Hand ergriff.

Den Schmerz, der dabei durch meine Finger schoss, als ich die blaue Haut berührte, ignorierte ich so gut ich konnte, doch Loki begann sich ob meiner Berührung wieder zurück zu verwandeln.

Sobald er seine ursprüngliche Form wieder angenommen hatte, entspannten die Avengers sich wieder und Steve trat vor.

„Sind diese Eisriesen genauso stark wie du?“, fragte er an meinen Adoptivbruder gewandt und Loki stieß daraufhin ein humorloses Lachen aus.

„Sie sind wesentlich stärker, als ich es bin. Mindestens drei Meter groß und ihre Haut ist hart wie Stein. Selbst Thor und seine Freunde kostet es eine Menge Kraft, einen von ihnen zu besiegen.“

„Drei Meter? Na da bist du aber ein bisschen kurz geraten, Schneeflöckchen!“, rief Tony und Loki knurrte beleidigt.

„Ich weiß, Anthony. Doch möchte ich dich daran erinnern, dass meine Größe nicht Vergleichbar mit meiner Kraft ist.“

Tony wollte protestieren, doch Sif kam ihm zuvor. Sie hatte schon immer einen Draht zu Loki gehabt, da sie die Vernünftigste von den Kriegern war, sodass Loki sie relativ gut leiden konnte.

„Es ist wahr, Mr. Stark. Loki kann mit seinen Zaubern die Eisriesen verwirren, denn sie können Magie nicht abwehren und er hat Möglichkeiten um unsere Kampfkraft zu steigern. Außerdem besitzt er heilerische Fähigkeiten und das könnte hilfreich sein.“
 

Loki sah verblüfft zu der jungen Frau, denn mit Zuspruch hatte er nach seinem „Verrat“ nicht gerechnet, doch gleichzeitig bewies es ihm, dass ihm vergeben wurde.

Ich spürte auch, dass er sich entspannte und einen kurzen Moment verschränkte ich unsere Finger miteinander, bevor ich ihn losließ.

Denn Odin hatte uns die ganze Zeit durchdringend gemustert, als wolle er herausfinden, was sich zwischen mir und dem Grünäugigen verändert hatte, doch ich hatte keine Lust ihn über die neue Situation aufzuklären, zumal ich selbst noch nicht einmal wusste, was die neue Situation war.

Dieser Gedanke ließ mich den Blick zu Tony wenden, der sich erstaunlicherweise ziemlich zurück hielt in der entbrannten Diskussion und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die rotblonde Frau, welche neben ihm stand, etwas damit zutun hatte.

Mir fiel auch auf, dass Loki den Blick zu dem Billionär vermied und ich spürte meine Neugierde in meinen Adern brennen, doch erst mussten wir über mögliche Verteidigungspläne reden, bevor ich mich ihr hingeben konnte.
 

Die nächsten Stunden vergingen mit Erklärungen zu den modernen Waffen der Sterblichen und mit möglichen Strategien, die Loki alle mit wenigen Worten zerschmetterte.

Denn er war der Einzige, der wusste, welche Waffen effektiv gegen sein Volk wirken konnten, doch diese Waffen waren schwer zu beschaffen. Sogar für eine so große Organisation wie SHIELD.

Tony bot zwar an, finanzielle Hilfe zu leisten, doch sowohl die rotblonde Frau, die sich mittlerweile als Virginia „Pepper“ Potts vorgestellt hatte, als auch Fury lehnten dieses Angebot strikt ab.

Fury, weil er meinte das Geld kein Problem darstellte und Pepper, weil sie der Meinung war, dass Anthony Stark keinen Cent mehr in den Krieg pumpen sollte.

Die Diskussion, die daraufhin zwischen den beiden entbrannte, war eher der Streit eines Pärchens, der immer mehr eskalierte, bis die Beiden den Raum verließen.

Loki hatte derweil versucht die Beiden zu ignorieren und ich verstand ihn sehr gut.

Die Tatsache, dass Tony eine Freundin hatte und somit die vergangene Nacht als Fehler ansehen könnte, lastete schwer auf der Seele meines Bruders und auch ich fühlte mich schlecht.

Denn so sehr ich Loki auch liebte, die Sache mit Jane war noch nicht geklärt und ich fühlte mich, als würde ich beide betrügen.
 

Irgendwann stoppte Fury die Besprechung frustriert, nachdem Loki ein weiteres Mal jede Strategie abgelehnt hatte und der Schwarze verließ, leise vor sich hin murmelnd, den Raum.

Die anderen Avengers waren über diese Pause mehr als froh und innerhalb weniger Sekunden war das Wohnzimmer, bis auf uns Asen, leer.

Mein Vater, der die meiste Zeit geschwiegen hatte, setzte sich nun ein wenig aufrechter in dem Ledersessel hin und sah mich schweigend an.

Ich wusste, dass er erwartete, dass ich berichten würde, was in den letzten Wochen vorgefallen war, doch ich wusste nicht, wo und vor Allem wie ich beginnen sollte.

Doch Frigga nahm mir die Entscheidung ab, indem sie sich an Loki wandte und fragte: „Was ist passiert?“

Geradeheraus und direkt, wie es ihre Art war.
 

Loki seufzte tief und wieder hatte ich das Bedürfnis, seine Hand zu ergreifen, doch dieses Mal hielt ich mich zurück.

Wir brauchten nicht noch mehr Fragen in den Gesichtern unserer Eltern.

Also begann Loki ohne Umschweife zu erzählen.

Von seinem Fall, wie er bei den Chitauri gelandet war und wie diese ihn zwingen wollten, die Wege nach Asgard frei zu geben.

Er berichtete von seiner Lüge, dass man nur von Midgard nach Asgard gelangen konnte, da sich dort der Tesserakt befand.

Und er erzählte, dass er das Juwel benutzen wollte, um mich zur Erde zu locken.

Seine Erzählung endete mit der Schlacht in New York und wie die Avengers ihn dingfest gemacht und das Portal und die Chitauri zerstör hatten.

In diesem Moment betrachtete mich Odin wieder einmal mit unverhohlenem Stolz und Volstagg klopfte mir laut lachend auf die Schulter, mit den Worten ich würde jede noch so ausweglos erscheinende Situation meistern.

Diese Worte allerdings entlockten mir nur ein müdes Lächeln, denn wenn ich damals in Jotunheim nicht versagt hätte, wäre es nie soweit gekommen.
 

Nachdem meine Eltern Loki noch einen Vortrag über die Bedeutung von Leben gehalten hatten, den dieser vermutlich bereits auswendig konnte, lockerte sich allmählich die Stimmung und um Odin und Frigga auf andere Gedanken zu bringen, erzählte ich von den Missverständnissen, die in der irdischen Mythologie über uns verbreitet wurden.

Als ich zu Loki´s „Kindern“ kam, ging eine Heiterkeit durch den Raum, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte.

Vor Allem meine Mutter schien sich köstlich zu amüsieren, bei dem Gedanken, ein Wolf, eine Schlange und ein halber Zombie könnten ihre Enkel sein und als ich berichtete, dass die Menschen glaubten, Loki wäre mit Sigyn verheiratet, begann sie lauthals zu lachen.

„Loki und verheiratet? Das ist wirklich herrlich. Dieser Junge würde eine flirtende Frau ja nicht mal erkennen, wenn sie ihm nackt ins Gesicht springen würde.“, sagte sie, zwischen zwei Lachern und meine Freunde brüllten vor Lachen.

Auch Odin gluckste und Loki verschränkte beleidigt die Arme.

„Also so schlimm bin ich auch wieder nicht!“, sagte er und ich musste grinsen und erwiderte: „Ach nein? Und was war mit dieser Adelstochter, die auf Odin´s Fest die ganze Zeit hinter dir her gerannt ist? Ihr Busen hätte ja beinahe ihr Kleid gesprengt und du hast nicht einmal bemerkt, dass sie etwas von dir wollte. Und als sie dich dann fragte, ob du sie nicht begleiten möchtest, damit ihr bei ihr was trinken könnt, was hast du da gesagt?“

Loki lief rot an und bevor er auch nur den Mund zu einer Antwort öffnen konnte, rief Volstagg: „Nein danke, my Lady. Ich habe noch einen vollen Krug!“

Wieder brüllten wir vor Lachen und Loki murmelte einige wüste Flüche in seinen nicht vorhandenen Bart, doch Frigga tätschelte ihm zärtlich über den Kopf.

„Nimm es nicht so schwer, Loki. Viele Männer sind verwirrt von den Frauen und du bist nun mal nicht wie Thor, der mit jeder sofort ins Bett steigt, bloß weil sie ansehnlich ist. Und darum bin ich auch so stolz auf dich.“
 

Dies war das letzte, was Frigga sagte, denn plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Lärm aus den unteren Stockwerken, bevor das gesamte Gebäude in seinen Grundfesten erschüttert wurde und eine gewaltige Explosion die Welt um uns herum in pures Chaos verwandelte.

Rauch

Loki´s POV:
 

Beißender Rauch war das erste, was ich wahrnahm, als ich erwachte.

Mein Kopf schmerzte und überall um mich herum lagen Schutt und Staub. Mühsam versuchte ich auf die Beine zu kommen, doch ein riesiger Betonquader, der quer über meinen Beinen lag, hinderte mich daran.

Es kostete mich mehrere Minuten, um meine Beine unter dem Gewicht hervorzuziehen und mit jeder verstrichenen Minute gelangte mehr Rauch in meine Lungen.

Mit einer letzten Kraftanstrengung gelang es mir, meine Beine unter dem Beton hervorzuziehen und ich konnte mich mühsam aufrappeln.

Sobald ich stand wurde das Brennen in meinen Lungen stärker und ein heftiger Hustenreiz schüttelte mich, den ich aber schnell ignorierte.
 

Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte ich durch den Rauch und den Staub zu spähen, um herauszufinden, wo sich Thor und die Anderen befanden, doch weder erblickte ich meinen Adoptivbruder, noch meine Eltern oder seine Freunde.

„Also haben sie es geschafft zu fliehen.“, murmelte ich und versuchte den Schmerz in meiner Kehle zu ignorieren, doch es lenkte nur meine Aufmerksamkeit auf meinen Kopf, der jetzt stetig pochte.

Ich hob meine Hand und betastete vorsichtig die schmerzende Stelle direkt neben der Schläfe und als ich meine Hand zurück zog, klebte Blut an meinen Fingern.

»Deshalb war ich also bewusstlos.«, dachte ich und begann mich behutsam durch den nun komplett zerstörten Raum zu bewegen.

»Das wird Anthony nicht gefallen, wenn er das sieht.«

Plötzlich hielt ich in allen Bewegungen inne und ich fragte mich, ob die Sterblichen es alle aus dem Gebäude geschafft hatte, obwohl mir alle egal waren, außer Tony.

„Verdammt.“, keuchte ich und unterdrückte den Hustenreiz, bevor ich meine Schritte beschleunigte und zu dem Treppenhaus lief.

Ich wusste, dass Tony in seine Werkstatt gegangen war, um mit dem Flittchen, wie ich Pepper Potts in Gedanken nannte, zu reden.

Und ich wusste, dass die Explosion in den unteren Stockwerke wesentlich stärker gewesen war.
 

Als ich die Tür zu Werkstatt erreichte, bestätigte sich meine Vermutung.

Die Zerstörung an den Wänden, der Decke und dem Boden waren um ein vielfaches stärker, als im höher gelegenen Wohnzimmer.

Tiefe Krater hatten sich in die Wände gegraben und der Boden war löchrig.

Vorsichtig und langsam bewegte ich mich, als würde ich über dünnes Eis laufen, doch meine Sorge um Tony, die ich geleugnet hätte, würde mich jemand fragen, trieb mich weiter vorwärts.

Als ich die Doppeltür erreichte, sah ich, dass die Werkstatt scheinbar einer der zentralen Punkte der Explosion gewesen war und der heftige Brandgeruch ließ mich erschauern.

Behutsam betrat ich den Raum, achtete nicht darauf, dass mittlerweile auch mein linkes Bein protestierend pochte und hielt meine Augen auf das Chaos gerichtet.

Ich versuchte verzweifelt einen Fetzen von Tony´s blauem Pullover auszumachen, oder ein Schimmern seiner Armreifen, doch der graue Staub nahm mir die Sicht.

Meine Lungen brannten nun stärker und ich wusste, wenn ich mich nicht beeilte, würde ich bald wieder das Bewusstsein verlieren.

Als versuchte ich schneller zu suchen.

Ich hob Trümmer an, versuchte Tony zu rufen, was in einem kläglichen Krächzen endete und letzten Endes versuchte ich meine Magie anzuwenden, was mir durch das magiebindende Eisen nicht gelang und mich zusätzlich schwächte.

Gerade, als ich aufgeben wollte, hörte ich es.

Ein unterdrücktes Stöhnen und ich drehte mich hektisch in die Richtung, aus der es kam.

„Tony!“, keuchte ich und ein trockenes Husten drang aus meiner Kehle, doch scheinbar hatte ich laut genug gesprochen, denn die raue Stimme von Tony antwortete mir.

„Loki. Ich bin hier.“, krächzte er und ich fand den Billionär unter den Trümmern eines Autos.

Vorsichtig zog ich ihn darunter hervor und als ich ihn von dem letzten Schutt befreit hatte, sah ich, dass er scheinbar unverletzt war, bis auf einen Kratzer auf der Wange.

„Was ist passiert?“, fragte er, während ich ihn am Arm ergriff und ihn aus der zerstörten Werkstatt führte.

„Ich weiß es nicht. Irgendwo sind mehrere Detonationen hochgegangen. Du hattest Glück! Die Werkstatt war eines der Zentren.“

Tony nickte müßig, bevor er den Kopf hob und seinen Arm aus meinem Griff befreite.

Ich folgte verwirrt seinem Blick und sah etwas rotes unter einer dicken Schicht Staub aufblitzen.

Tony lief darauf zu und mit einem triumphalen Grinsen zog er einen eisernen Koffer unter dem Staub hervor.

„Mein Anzug hat auch überlebt!“, grinste er und ich schüttelte den Kopf.

„Wir müssen uns beeilen, Tony. Das Gebäude könnte jeden Moment zusammenbrechen.“

Die Worte schienen wieder zurück in die Realität zu führen und schnell verließen wir die Werkstatt, immer darauf bedacht auf keine brüchige Stelle zu treten.

„Tony?“, fragte da plötzlich der Billionär und verwirrt sah ich mich zu ihm um.

„Was?“, stellte ich die Gegenfrage und ein schelmisches Grinsen zuckte an seinen Mundwinkeln.

„Du hast mich noch nie Tony genannt. Immer nur Anthony, oder Stark.“

Meine Augen weiteten sich und ich war froh, dass Tony das im diffusen Dämmerlicht nicht sehen konnte.

Er hatte Recht.

Ich hatte ihn noch nie Tony genannt, aber ich wollte auch nicht, dass er erfuhr, was das bedeutete, also stieß ich ein trockenes Lachen aus, was mir nicht schwer fiel und meinte: „Ist das dein Ernst? Dein Haus wurde in die Luft gesprengt und dich kümmert es, wie ich deinen Namen ausspreche.“

Tony schwieg daraufhin und ich wollte schon einen weiteren bissigen Kommentar abgeben, als laute Stimmen von vorne erklangen.

Doch es waren keine weiteren Überlebenden, welche den Ausgang suchte, sondern Männer in schwarzen Uniformen, auf deren linker Brust das Zeichen eines Totenkopfes mit mehren Tentakeln zu sehen war.

Sobald sie uns entdeckten, brüllten sie durcheinander und als der Erste seine Waffe zog, riss ich Tony in einen weiteren Gang und zischte: „Lauf.“
 

Kugeln schlugen neben uns in der Wand ein und Tony begann zu rennen, während ich versuchte ihm zu folgen.

Normalerweise wäre ich wesentlich schneller, doch der Schmerz in meinem Bein wurde immer schlimmer und der Blutverlust machte sich nun deutlich bemerkbar.

„Komm schon, Schneeflöckchen. Die holen uns gleich ein, wenn du so langsam bist.“, rief Tony und drehte den Kopf, bevor er ruckartig stehen blieb und schockiert an mir herab starrte.

„Verdammt Anthony, bleib nicht stehen.“, sagte ich und schnappte mir seinen Arm, um weiterzulaufen.

Ich hörte die Stimmen hinter uns näher kommen, doch dieses Mal war der Rauch auf unserer Seite und die Schüsse gingen allesamt daneben.

„Tut das nicht weh?“, fragte der Billionär und seine Stimme klang erschreckend dünn, während er auf mein Bein deutete.

Ich sah nicht mal nach unten und erwiderte: „Natürlich tut es weh, aber es ist nur eine Prellung und jetzt beweg dich endlich schneller.“

„Prellung.“, murmelte Tony und verwirrt sah ich ihn an, bevor er sich plötzlich meinen linken Arm über die Schulter legte und mich so stützte.

Zwar wurden wir damit nicht schneller, doch mein Bein wurde nicht mehr so belastet und wir schafften es, wieder einen gewissen Abstand zwischen uns und die Verfolger zu bringen.

„Wieso tust du das, es ist nur eine-“

Ein weiterer Kugelhagel unterbrach meine Worte und die nächsten Minuten verschwammen in meinen Erinnerungen.
 

Wie wir es aus dem Tower schafften und sogar unseren Verfolgern entkamen, wusste ich am Ende nicht mehr und erst als Tony mich in einer Gasse gegen die Wand lehnte, nahm ich wieder bewusst meine Umgebung war.

Die Dämmerung hatte eingesetzt und die Sonne war fast verschwunden, sodass wir keinem der Passanten auffielen, welche über die Hauptstraße liefen.

Hustens versuchten wir beide wieder zu Atem zu kommen und ich spürte Tony´s Blick auf meinem Körper, als würde er damit rechnen, dass ich jeden Moment zusammenbrach.

„Hör auf mich so anzustarren, Tony. Mir geht es gut. Mein Bein ist nur…“

Geprellt, wollte ich sagen, doch als ich meinen Blick nach unten richtete, sah ich, dass meine Hose gerissen war und stetig Blut aus dem Riss tröpfelte, doch das Schlimmste war der weiße Schimmer eines Knochen, der sich durch die Wunde gebohrt hatte.

Erst jetzt, wo ich den offene Bruch sah, erinnerte ich mich daran, dass ich auf dem Bauch gelegen hatte, als ich zu mir gekommen war und der schwere Betonklotz auf meinen Beinen gelegen hatte.

Ich spürte wie ich anfing zu zittern und jetzt, wo das Adrenalin verebbte, der höllische Schmerz durch meinen Körper zuckte.

Theoretisch schmerzte mein ganzer Körper, doch mein Bein schien in Flammen zu stehen und ich versuchte verzweifelt einen Schmerzensschrei zu unterdrücken, was mir nicht ganz gelang, denn ein leises Wimmern flüchtete über meine Lippen.

„Loki.“, murmelte Tony und kam auf mich zu.

Ich spürte seine warmen Hände an meinen Wangen und mein Blick richtete sich auf seine braunen Augen.

„Wir kriegen das hin.“, sagte er und hielt meinen Blick fest: „Mach dir keine Sorgen. Wir finden die anderen. Aber du darfst nicht in Panik geraten. Das ist nur ein Bruch. Keine Sorge.“

Seine Worte waren leise und beruhigend, doch ich wusste nicht wen von uns beiden sie beruhigen sollten, denn Tony war erstaunlich blass geworden.

Doch scheinbar hatte er nicht vor, die Nerven zu verlieren, denn im nächsten Moment schob er eine Hand in meinen Nacken, so wie Thor es immer tat um mich zu beruhigen oder zu trösten und zog mich an sich, während seine andere Hand auf meinen Rücken wanderte.
 

Die Umarmung half mir, mich wieder zu fangen und als ich mich von ihm löste, hatte er auch wieder etwas Farbe im Gesicht.

Einen kurzen Moment sah er mich noch an, bevor er begann in seinen Taschen zu kramen und ein kleines, schwarzes Mobiltelefon zu Tage förderte.

Auf dem Display waren Kratzer zu sehen, doch scheinbar war es noch funktionstüchtig und er begann kurz darauf herumzutippen, bevor er es an sein Ohr hielt.

Fluchend senkte er es, als niemand abhob und versuchte es mit der nächsten Nummer.

Erst beim vierten Versuch nahm jemand ab und erleichtert seufzte er auf.

„Natasha.“, sagte er und einen kurzen Moment lauschte er auf das, was auf der anderen Seite der Leitung gesprochen wurde.

„Ja, ist ja gut. Mit mir ist alles in Ordnung. Was ist mit unserem göttlichen Anhang?“

Einen kurzer Moment des Schweigens.

„Aha.“, sagte dann Tony: „Allen geht es also gut. Sag ihnen, dass Loki bei mir ist… Ja ich weiß. Gib mir bitte mal Bruce… Nein, jetzt!… Ist mir egal ob Fury mit mir reden will, es ist wichtig…. Natasha! Gib mir jetzt Bruce, oder du darfst dem Allvater erklären, warum sein jüngerer Sohn verblutet ist.“

Diese Worte schienen zu wirken, denn einen Moment schwieg Tony, bevor Erleichterung sich in seinen Augen breit machte und ich mich unwillkürlich fragte, seit wann seine Augen so unendlich tief waren.
 

Mein Kopf fühlte sich seltsam leicht an und das was Tony zu Bruce sagte, ergab überhaupt keinen Sinn.

Irgendwo in meinem Unterbewusstsein wusste ich, dass das mit dem Blutverlust zusammenhing, doch ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper.

So musste ich auch mit ansehen, wie ich Tony eine Hand auf die Wange legte und über sein Gesicht strich, sodass der Billionär die Augen auf mich richten musste.

Was er sah, schien ihn zu erschrecken, denn seine Stimme wurde lauter, energischer und er schien auch mich direkt anzusprechen, doch ich konnte nicht mehr antworten, denn die tiefe Schwärze der Bewusstlosigkeit umhüllte mich wie ein beschützender Mantel, sodass ich mich nicht mehr dagegen wehrte.

Gefühle

Tony´s POV:
 

Als wir das neue Versteck erreichten, einer von SHIELDs schwarzen Geländewagen hatte uns abgeholt, war meine Sorge um den nordischen Gott ins Grenzenlose angewachsen.

Sein Gesicht, welches schon immer sehr blass gewesen war, war nun so bleich, dass ich mich ernsthaft fragte, ob noch ein Tropfen Blut in seinem Körper war.

Die Wunde war so gut wie möglich verbunden, doch ich wusste, dass Loki nicht mehr viel Zeit hatte und der Gedanke, dass der Lügengott sterben könnte, erfüllte mich mit eiskalter Angst.

Ich versuchte diese Gefühle so gut wie möglich zu unterdrücken, denn sie bedeuteten nichts als Ärger.
 

Ja, ich hatte mit Loki (und Thor) geschlafen.

Ja es hatte mir gefallen!

Aber Nein, ich hatte keine Gefühle für einen von den Beiden und schon mal gar nicht für den kleinen Chaosgott mit den seidigen schwarzen Haare und diesen unglaublich grünen Augen.

Jedenfalls versuchte ich mir das einzureden, doch irgendwo in meinem Inneren erklang immer wieder eine Stimme, die mich eines Besseren belehren wollte.

Doch sobald die Stimme erklang, dachte ich an Pepper.

Was sie alles für mich getan hatte. Wie sie mit mir und meinen Macken zurecht kam und wie toll sie sich immer um mich gekümmert hatte.

Durch diese Gedanken wurde die Stimme vertrieben und durch Reue ersetzt, dass ich sie betrogen hatte, doch ich sah auch wieder Loki´s Blick, als er erfuhr, dass ich eine Freundin hatte.

So voller Schmerz, als hätte ich ihm ein Messer in den Rücken gerammt.
 

Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als der Jeep plötzlich langsamer wurde und ich einen Blick auf die umliegenden Häuser erhaschte.

Wir befanden uns augenscheinlich immer noch in New York, allerdings in einem der ärmeren Viertel.

Ich tippte auf die Bronx oder Queens, denn in diese Viertel hatte es mich bisher noch nie verschlagen und obwohl es hieß, dass es Arbeiten zur Verbesserung dieser Teile der Stadt gab, sahen die Straßen immer noch aus, wie die in LA.

Müll, welcher sich auf den Bordsteinen anhäufte, junge Männer und Frauen, die an Hauswänden herumlungerten und Obdachlose in den Seitengassen.

Und alle diese Menschen beobachteten den schwarzen Jeep.

„Wieso fühl ich mich plötzlich an The Walking Dead erinnert?“, versuchte ich einen kleinen Witz zu reißen, doch der Fahrer, ein junger Mann im Anzug, antwortete nicht und ich konnte mir vor meinem inneren Augen fast bildlich vorstellen, wie Loki die Augen verdrehte.

Doch als ich nach unten sah, erblickte ich nur wieder sein bleiches Gesicht und die Sorge kehrte mit einem Schlag zurück.
 

Der Eingang zu dem neuen Hauptquartier war ein heruntergekommener Antiquitätenladen, der vielleicht mal in den Vierzigern modern gewesen war und plötzlich musste ich an Steve denken und eine Erinnerung schob sich in mein Gehirn.

Wie ich die Kiste meines Vaters auspackte, die Fury mir hatte bringen lassen, damit ich einen Ersatz zu Palladium finden konnte.

Die Bücher und Berichte, die ich nur überflogen hatte, die allerdings immer wieder Lieferungen zu einer Adresse in New York dokumentierten und der handschriftliche Kommentar meines Vaters.
 

Alle Gerätschaften und Helfer sind zusammengetragen und aufgebaut. Dr. Erskine hat die letzten Kalibrierungen vorgenommen und morgen ist es dann soweit.

Wir werden den ersten Supersoldaten erschaffen. Ich hoffe, alles geht gut!
 

An dem Tag hatte ich mir nichts dabei gedacht, doch nun, wo ich vor dem Laden stand, wusste ich, dass hier der Ort war, an dem Steve Rogers zu einer Legende wurde.

Unser Fahrer parkte direkt vor dem Laden und half mir dann, Loki aus dem Auto zu bugsieren, ohne sein kaputtes Bein noch weiter zu belasten.

Er öffnete die Tür, dirigierte uns durch einen staubigen Vorraum zu eine Bücherwand, die auseinander glitt und den Blick auf einen weiß gefliesten Gang frei gab.

Wortlos trugen wir Loki durch den Gang, vorbei an einer großen Doppeltür hinter der ich das Labor vermutete, bis zu einem riesigen Raum, der scheinbar als Zentrale diente.

Shield-Agenten liefen hektisch mit Laptops und Papieren umher und Fury stand mit Steve am Kopfende eines großen Tisches, über eine Landkarte gebeugt, die ungefähr genauso alt, aber weit weniger gut erhalten war, wie unser Captain.

Ich wollte gerade auf mich aufmerksam machen, als die donnernde Stimme Thor´s mich unterbrach, als dieser: „Loki!“, rief.
 

Sofort kam der Hüne aus uns zu gestürzt und riss seinen kleinen Bruder aus unseren Armen, nur um ihn hochzuheben, wie eine Braut und besorgt in Loki´s bleiches Gesicht zu starren.

„Er braucht dringend einen Heiler.“, sagte Thor und sah fordernd zu Nick Fury, doch dieser kam nicht mal zu einer Antwort, denn Odin und seine Frau traten aus einer der Türen und Frigga eilte sofort zu ihrem verletzten Adoptivsohn.

„Thor, bring Loki in deine Kemenate und leg ihn auf das Bett, Sif bereite heißes Wasser und Tücher vor. Hogun, in meinem Beutel befinden sich Heilkräuter, bring ihn mir.“

Wie ein Maschinengewehr feuerte sie Befehle ab und die Angesprochenen führten diese sofort aus, während Volstagg und Fandral den Weg frei machten.

Odin sah mit undefinierbaren Blick dabei zu und als alle verschwunden waren, sah er mich an.
 

Sofort fühlte ich mich wie seziert und ich fragte mich wieder, ob er meine Gedanken lesen konnte, bevor mir einfiel, dass Loki das schon verneint hatte.

Doch Fury forderte meine Aufmerksamkeit, sodass ich mir kein episches Blickduell mit dem Allvater liefern konnte.

„Also Stark, was ist passiert?“, fragte der Director und sah mich mit seinem verbliebenen Auge durchdringend an.

„Keinen Plan. Als die Detonationen hochgingen war ich allein in meiner Werkstatt. Pepper hatte noch einen Termin. Sie ist ungefähr fünf Minuten vor der Explosion verschwunden und dürfte es noch aus dem Tower geschafft haben.

Ich selbst war unter Trümmerteilen begraben, bis unser Schneeflöckchen ankam und mich rausgezogen hat.“, antworte ich und Steve sah mich ungläubig an.

„Du willst mir erzählen, dass er mit einem offenen Bruch durch das ganze Gebäude gelaufen ist und dich auch noch gerettet hat, ohne etwas zu bemerken?“

Die Verwirrung war deutlich aus seiner Stimme rauszuhören, doch nun war es an Odin sich einzumischen.

„Auch wenn Loki nicht so aussieht, er ist immer noch ein Krieger Asgards und diese werden bereits in der Anfangsphase geschult, jeden Schmerz zu unterdrücken. Und Loki war schon immer der Beste in dieser Technik. Er hat mehr als einmal mit einer gefährlichen Wunde auf den Schlachtfeldern gestanden, ohne es zu bemerken.“

Der Hauch Stolz, der bei diesen Worten in der Stimme des alten Mannes mitklang, war kaum wahrnehmbar und trotzdem nicht zu ignorieren.

„Mag ja sein, aber wir haben nun nicht die Möglichkeit, ihn richtig zu behandeln und er hat viel Blut verloren. Was wenn er stirbt?“, fragte Fury und ich zuckte leicht zusammen, bei seinen Worten.

Odin allerdings schüttelte den Kopf und sagte: „Loki ist stark!“

Und mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand.
 

Odin´s Antwort sorgte aus irgendeinem Grund dafür, dass die Sorge um den Chaosgott plötzlich von meinen Schultern abfiel und die Müdigkeit Besitz von meinem Körper ergriff, was dem Captain nicht verborgen blieb.

„Du solltest dich ausruhen, Tony. Bevor Bruce wiederkommt und dich betäubt.“, sagte Steve und ich nickte nur.

„Warum nicht. Wo kann ich mich aufs Ohr hauen?“

Und nachdem Steve mir den Weg zu meinem Zimmer erklärt hatte, verschwand ich sofort, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich mich nach meinem Nickerchen vermutlich mit einer irren Sekte, Eisriesen und meinen Gefühlen herumschlagen muss.

Liebe

Thor´s POV:
 

Loki verletzt in den Armen Anthony´s zu sehen, war mehr, als mein Geist ertragen konnte und ohne die stoische Ruhe meiner Mutter wäre ich auf der Stelle zusammen gebrochen.

Schon oft hatte ich meinen kleine Bruder verletzt gesehen. Ob durch das Training, eine Schlacht, oder eine Mission: Immer wieder war der Jüngere verletzt worden, doch stets befanden sich ausgebildete Heiler in der Nähe.

Frigga war keine von ihnen, auch wenn sie Heilzauber beherrschte.

Doch es beruhigte mich wenig und ich wusste, dass ich meine Freunde langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb, nachdem meine Mutter mich aus dem Zimmer verbannt, in dem Loki gerade behandelt wurde.

Stets hatte ich sein bleiches Gesicht vor Augen und die Kratzer in seinem Gesicht.

Den Bruch konnte ich nicht sehen, aber allein die Tatsache, dass er bewusstlos war, sagte schon viel über seinen Zustand aus.

„Du solltest deiner Mutter vertrauen, Thor. Sie hat schon schlimmere Wunden behandelt, auch wenn sie keine Heilerin ist.“, sagte da die tiefe Stimme meines Vaters und verwirrt drehte ich mich zu ihm um.

Meine Freunde waren verschwunden und ich stand allein mit Odin in dem kargen Gang.

„Ich weiß, dass ich Mutter vertrauen kann. Aber Loki war noch niemals ohne Bewusstsein, egal wie schwer die Verletzung war. Selbst als er gegen Nidhöggr kämpfte und verletzt wurde, blieb er so lange wach, bis ich kam um ihm zu helfen.“

Odin nickte, fasste mich aber gleichzeitig an der Schulter und hinderte mich somit daran, weiter auf und ab zu gehen.

„Loki ist stark, doch war er stets mit seiner Magie verbunden, wenn er sich verletzte. Sie sorgte dafür, dass er das Bewusstsein nicht verlor. Jetzt hat er seine Magie nicht und sein Körper muss anderweitig Kräfte sammeln. Lass ihm Zeit.“

Die Antwort des Allvaters beruhigte mich nicht.

Im Gegenteil!

Ich dachte an die magiebindenden Armreifen, die mein Bruder immer noch trug und ihn daran hinderten dich zu heilen.

Die Frage, ob man ihm diese nicht abnehmen könnte, brannte bereits auf meiner Zunge, als Odin seufzte und mich fest ansah.

„Du weißt, dass es ihn in diesem Zustand zerreißen würde, seine Magie wiederzuerlangen. Er hat jetzt keine Kontrolle über sie. Er muss also selbst mit diesen Wunden fertig werden.“
 

Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich die Tür zu dem Zimmer öffnete und Frigga hinaus trat.

Sie sah erschöpft aber zufrieden aus und als sie uns im Gang stehen sah, erhellte ein Lächeln ihr Gesicht.

„Macht euch keine Sorgen.“, sagte sie: „Loki beweist ein weiteres Mal, dass er ein Krieger und Prinz Asgards ist. Er wird durchkommen.“

Erleichtert ob dieser Worte sackte ich in mich zusammen und ich hörte Frigga leise mit Odin diskutieren, doch es war mir völlig egal.

Ich wollte nur noch zu Loki.

Also rappelte ich mich wieder auf und betrat das Zimmer, in dem sich nicht viel mehr als ein breites Bett, ein Schreibtisch und ein Schrank befanden.

Eine Tür führte in ein kleines Badezimmer, doch ich hatte nur Augen für die Gestalt im Bett.
 

Loki´s Haut hob sich kaum von der weißen Bettwäsche ab und seine schwarzen Haare bildeten einen noch stärkeren Kontrast, als ohnehin schon.

Frigga hatte ihn bis auf die Unterhose entkleidet und die Decke beiseite geschoben um die Wunden an seinem Körper ein wenig atmen zu lassen und damit die Kräuterpaste, die sie darauf verteilt hatte, besser einwirken konnte.

Und erst jetzt, wo er ruhig vor mir lag, konnte ich seinen Körper wirklich betrachten.
 

Loki war schon immer dünner gewesen, als ich oder einer der anderen Krieger. Seine Muskeln waren eher lang und drahtig. Sein Körper war dadurch eher schnell, als stark, auch wenn er die Sterblichen mit einer Hand zerbrechen könnte, sollte er das wollen.

Doch nun, wo ich seinen Körper betrachtete, fiel mir auf, dass seine Rippen hervorstachen, seine Handgelenke extrem dünn waren und seine Muskeln sich scheinbar zurück gebildet hatten und eine grenzenlose Wut erfasste mich.

Ich kannte die Anzeichen von folterbedingter Unternährung und ich wusste, dass es lange dauern würde, um Loki zu seiner alten Form zurück zu verhelfen.

Ein weiterer Grund, weshalb er seine Magie zurück brauchte, denn sie war sein einziger Schutz, sollte es wirklich zu einem Kampf gegen die Eisriesen und nun auch gegen diese menschliche Organisation kommen, die Anthony´s Turm angegriffen hatte.
 

Doch bevor ich darüber nachdachte, wie ich Odin dazu bekam die Fesseln zu lösen, musste ich mich erst mal vergewissern, dass es Loki wirklich gut ging, weshalb ich mich in Bewegung setzte und zu ihm ins Bett legte.

Ich hatte es schon immer getan, wenn er verletzt worden war und danach das Bett hüten musste. Damals hatte ich meist Honigkuchen und ägyptische Datteln aus der Küche stibitzt und diese zu Loki gebracht um ihn aufzumuntern und nachts war ich zu ihm ins Bett gekrochen, um ihn warm zu halten und mich selbst davon zu überzeugen, dass er noch am Leben war.

Odin hatte es regelmäßig als albern bezeichnet, doch nie wirklich etwas dagegen gesagt und Frigga lächelte dann immer nur dieses wissende Lächeln, als würde es etwas bestätigen, dass sie schon lange ahnte.

Ich hatte nie herausgefunden, was dieses Lächeln zu bedeuten hatte und meist wollte ich es auch gar nicht wissen.

Lieber genoss ich den schlanken Körper in meinen Armen und das vertraute Gefühl, dass dieser auslöste.
 

Stunden später erwachte ich verwirrt.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich eingeschlafen war und einen Moment war ich mir meiner Umgebung nicht ganz sicher, bis ich mich erinnerte, auf Midgard zu sein.

Erst dann fiel mir Loki wieder ein, doch mein Bruder lag nicht mehr in meinen Armen und panisch richtete ich mich im Bett auf.

Ich wollte gerade aus dem Zimmer stürmen, um Alarm zu schlagen, als sich die Tür zum Bad öffnete und ein immer noch sehr blasser Loki aus diesem trat.

Erleichtert stürzte ich zu ihm und zog ihn in meine Arme.

„Thor?“, fragte er verwirrt und wehrte sich ein bisschen gegen meinen festen Griff.

„Entschuldige.“, erwiderte ich: „Ich dachte nur gerade, du wärst verschwunden und ich machte mir Sorgen. Wie geht es dir?“

Die Frage schien ihn kurz aus dem Konzept zu bringen, bevor er seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzog und spöttisch antwortete: „Mir geht es gut. Es ist nicht das erste Mal, dass ich verletzt wurde und bei weitem nicht meine schlimmste Wunde. Verrat du mir lieber, warum ihr einfach abgehauen seid. Selbst Anthony habt ihr zurück gelassen.“

Seine Stimme war kalt und scheidend und ich wusste, dass er wütend war, weshalb ich eine Hand in seinen Nacken legte und meine Stirn gegen seine lehnte.

„Vergib mir, Bruder. Ich wollte dich nicht zurück lassen, doch die Angreifer beließen es nicht bei der Explosion. Wir waren mit Kämpfen beschäftigt und dann stürzte das Dach herunter. Ich hatte die Hoffnung, du hättest es aus den Trümmern geschafft. Hätte ich gewusste, dass du und Freund Stark noch da drin wart, ich wäre sofort zurück gekommen.“

„Spar dir dein „Freund Star“, Thor. Wir haben mit ihm geschlafen. Selbst du solltest langsam einmal Anthony sagen. Ich habe ja auch schon damit angefangen.“

Peinlich berührt senkte ich den Blick.

Diese Sache hatte ich noch immer nicht ganz verdaut, schließlich hatte ich noch nie etwas mit einem Mann gehabt und dann schlief ich gleich bei der ersten Gelegenheit mit meinem Freund und dem Mann, den ich jahrhunderte lang als meinen Bruder ansah.

Was würde Jane nur dazu sagen.

Der Gedanke an die Wissenschaftlerin war bitter, denn ich spürte Schuld in meinem Herzen und gleichzeitig dachte ich an Loki und an das, was Tony und ich ihm angetan hatten.

Es war schmerzhaft und meine Gedanken spielten verrückt, sobald ich daran dachte, weshalb ich es die meiste mit Ablenkung versucht, doch nun, wo Loki mich so direkt auf dieses Thema ansprach, konnte ich nicht mehr ausweichen.

„Diese Sache war ein Fehler, Loki. Das weißt du, genauso gut wie ich und Anthony.“

Meine Worte waren hart, doch sie steckten die Grenze ab und ich war auf eine wütende Reaktion seitens Loki´s vorbereitet, weshalb mich sein trauriger und enttäuschter Blick mit der Kraft Mjölnirs traf.

Selten hatte ich so einen verletzten Blick bei ihm gesehen und ich musste mich fragen, ob er nicht bereits dabei war, sein Herz zu verschenken.
 

Dieser Gedanke erschreckte mich mehr, als es seine Verletzungen taten, denn ich wusste um das Risiko, dass von der Liebe eines Eisriesen ausging.

Obwohl die Eisriesen ein kriegerisches Volk waren und ihre dunklen Städte in einer Welt bauten, die kein anderes Lebewesen beherbergte, waren sie, was ihre Liebe anging, sehr vorsichtig.

Da wo die Asen ihre rauschenden Feste feierte in denen Frauen und Männer gleichermaßen der Lust frönten, blieben die Jotunen stets ihren Liebsten treu, bis zu ihrem Tod. Sie verschenkten ihr Herz nicht leichtfertig und ich erinnerte mich an meine Kindheit, als unsere Lehrer uns von dieser Liebe berichteten und sie als die perfekteste Form bezeichneten.

Loki hatte es damals fasziniert zu wissen, dass diese hartgesottenen Krieger nur einmal in ihrem Leben liebten und er begann sie zu kopieren.

Oft hatte meine Freunde und ich ihn deshalb ausgelacht und gemeint, es müsse nur die richtige Frau daher kommen und er würde alle seine Bedenken über Bord werfen.

Doch nun, wo ich wusste, dass Loki kein Ase war, verstand ich auch seine Begeisterung von damals.

Er hatte unbewusst eine Eigenheit seines Volkes angenommen und er würde sich nur ein einziges Mal verlieben und sollte diese Liebe unerwidert bleiben, dann würde er eine langsamen und schmerzvollen Todes sterben, ohne je die Schönheit des mächtigsten Gefühls, welches zwischen den Welten existierte, kennen gelernt zu haben.

Jotunen

Loki´s POV:
 

Der Schmerz, der mich nach Thor´s Worten heimsuchte, war schlimmer, als jede Verletzung die ich mir je auf den Schlachtfeldern zugezogen hatte.

Und es waren viele gewesen.

Doch zu wissen, dass ich mein Herz vielleicht an zwei Männer verlor, noch dazu an Männer die es nicht wollten war grausam.
 

Schon immer hatte ich Thor dafür bewundert, wie leicht er mit dem anderen Geschlecht umgehen konnte und oft hatte ich mich gefragt, was ich falsch macht, bis ich von der reinen Liebe der Jotunen erfuhr.

Damals noch fest davon überzeugt ein reinblütiger Ase zu sein, war dieses Wissen eine Bereicherung für meinen Geist.

Denn zu wissen, dass es dort draußen ein Volk gab, dass nur einmal in seinem Leben liebte, war für mich wie ein Geschenk.

Ich wollte ebenfalls diese Liebe, welche die Ewigkeit überdauern könnte und weder Thor Spott, noch das Unverständnis der anderen Kinder hatte mich von meinem Plan abgebracht.
 

Heute und mit dem Wissen um meine wahre Existenz, war es für mich einfach, die Zeichen zu deuten.

Ich war drauf und dran mich in Thor und Tony gleichermaßen zu verlieben, denn scheinbar konnte mein Herz sich noch nicht entscheiden.

Doch ich wusste, egal wie es sich entscheiden würde, am Ende wäre ich allein in der Dunkelheit.

Zurückgewiesen von zwei Männern, die niemals vor hatten, einen anderen Mann zu lieben.
 

Mein Herz zog sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen und ich spürte, wie mir langsam die Luft weg blieb.

Würde ich noch länger in diesem Raum bleiben, würde meine Maske einen noch größeren Riss bekommen, als ohnehin schon.

Aus diesem Grund schob ich mich an Thor vorbei und ging zur Tür.

Ohne ein weiteres Wort verließ ich den Raum. Das leise „Loki!“, hörte ich schon gar nicht mehr.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich durch die dunklen, kahlen Gänge der unterirdischen Basis lief, denn meine Gedanken drehten sich immer und immer wieder um Thor´s letzt Worte.

Aus diesem Grund bemerkte ich auch nicht, dass ich mich wieder in einem Gang mit Quartieren befand und sich gerade eine Tür öffnete, als ich eine vertraute Stimme hörte.

„Was machst du hier, Hörnchen? Solltest du nicht bemuttert werden.“

Der spöttische Unterton in der Stimme des Billionärs wurde durch die Müdigkeit in seinem Gesicht abgeschwächt und ich versuchte mich an einem schelmischen Lächeln, welches vermutlich nur ein lächerlicher Abklatsch war.

„Und du? So weit ich weiß, braucht ihr Sterblichen um diese Uhrzeit Schlaf.“

Meine Stimme klang rau und heiser, als hätte ich geweint und plötzlich sah ich einen geschockten Gesichtsausdruck in Tony´s Gesicht.

Ich wollte ihn schon fragen, was ihn dieses Mal erschreckte, als ich eine verräterische Feuchtigkeit auf meinen Wangen spürte.

Irritiert hob ich die Hand und strich mit den Fingern über die Stelle, nur um silbrig schimmernde Tränen abzuwischen.
 

„Seltsam.“, murmelte ich und das meinte ich ganz wörtlich.

Seit ich ein kleines Kind gewesen war, hatte ich nicht mehr geweint und nun flossen die Tränen unaufhaltsam.

„Was ist passiert?“, fragte in diesem Moment Tony und ich hörte Sorge in seiner Stimme.

Allein dieser Unterton ließ mich bitter auflachen.

„Was passiert ist? Wieso sollte ich dir das sagen, Anthony? Es interessiert dich doch ohnehin nicht.“

Meine Antwort ließ ihn zusammenzucken und ich sah Scham in seinen Augen, bevor er wieder die Schultern straffte und mich entschlossen anblickte.

„Mag sein, dass ich kein Recht habe, es zu erfahren. Aber ich würde nicht fragen, wenn es mich nicht interessieren würde. Also sag schon, Prinzessin. Hat dein großer Bruder deine Lieblingspuppe kaputt gemacht, oder warm stehst du vor meinem Zimmer und heulst dir die Augen aus?“
 

Ich knurrte ob dieser Worte und mit einer blitzschnellen Bewegung hatte ich Tony´s Hals gepackt und presste ihn gegen die Wand.

„Mein Bruder hat mir gerade verdeutlicht, dass er die Situation, als ihr beide mich gefickt habt, bereut und ich hirnverbrannter Vollidiot empfinde deswegen auch noch Schmerz, weil ich kurz davor bin, mich in euch zu verlieben und-“, ruckartig unterbrach ich meine Worte, als ich merkte, was ich da gerade preis gegeben hatte.

Meine Finger lockerte sich um die Kehle des Billionärs und ich sah ihm geschockt in die Augen.
 

Seine Augen waren geweitet und als ich ihn losließ und an die gegenüberliegende Wand taumelte, um Abstand zwischen unsere Körper zu bringen, sah ich seinen erschrockenen Gesichtsausdruck.
 

Es dauerte mehrere Sekunden, bis er sich fing und als er mich ansah, wusste ich, dass er versuchen würde, diese Situation mit einem Witz abzutun.

„Naja, komm schon, Loki. Das ist ja nun nicht so schlimm. Du findest sicher jemand besseren und dann hast du uns vergessen. Dein Bruder hat es sicher nicht so hart gemeint.“

Die Worte stachen ähnlich in meinem Herzen wie Thor´s Worte zuvor, doch mein Kopf sagte immer wieder, dass Tony nicht wissen konnte, wovon er da redete und ein selbst zerstörerischer Teil in meinem Kopf wollte ihm sagen, wieso das alles nicht so einfach war, doch glücklicherweise konnte ich ihn davon abhalten.

Ich wollte nicht das Mitleid in seinen Augen sehen und ihn vielleicht noch zu etwas zwingen, also nickte ich einfach nur, murmelte ein „Gute Nacht, Anthony!“ und verschwand so schnell wie ich gekommen war.
 

Stunden später, als die Sonne schon längst aufgegangen war, saß ich in dem großen Versammlungsraum und schaute dabei zu, wie Fury seine Männer hin und her scheuchte.

Es war amüsant zu beobachten, da er sich dabei wie Odin verhielt und immer wieder entwich mir ein Kichern, als ich die beiden verglich.

Die Augenklappe passte schon einmal.
 

Doch meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich die Tür zu den Quartieren öffnete und ein übermüdeter Thor daraus hervor trat.

Seine Haare waren zerzaust und er sah so aus, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugemacht.

Doch meine Schadenfreude hielt sich in Grenzen, da es mir nicht anders ging, auch wenn ich es besser verstecken konnte, als mein Bruder.
 

Auch Tony und die anderen Avengers gesellten sich nach und nach in den Konferenzraum und ich sah die Blicke des Billionärs, die immer wieder zu dem Donnergott wanderten.

Vermutlich würde er noch mit ihm reden wollen.
 

„Also.“, sagte da Fury und alle wandten ihm die Aufmerksamkeit zu: „Da wir nun alle vollzählig und bei Bewusstsein sind, werde ich schnell mal die Fakten klären.“

Er hob ein schmales, viereckiges Ding und einen Moment später leuchtete ein großer Bildschirm auf.

Fernbedienung, sagte mir mein übermüdeter Geist.

„Gestern Abend um neunzehn Uhr wurden wir von einigen Agenten von Hydra angegriffen. Für die, die es nicht wissen, Hydra war eine Organisation die im-“

„-im zweiten Weltkrieg die Wissenschaftsabteilung der Nazis bildete. Chef dieser Einheit war Johann Schmidt. Ein Fanatiker, der an die alten Mächte glaubte und den Tesserakt aus seinem Versteck in Tønsberg stahl.“
 

Verblüfft starrten mich die anderen Avengers an und ich verdrehte genervt die Augen.

„Wir wurden früher nicht umsonst als Götter verehrt und haben immer ein Auge auf die Menschen. Besonders auf diejenigen, die mit unseren Artefakten zutun haben. Es gibt spezielle Priesterinnen, die sich nur mit diesen Themen beschäftigen.“

Diese Antwort schien ihnen zu genügen, auch wenn sie trotzdem ein wenig ungehalten aussahen.
 

„Nun gut. Wie ich bereits sagte, Hydra hat uns gestern angegriffen. So wie es aussah hatten sie zwei der Sicherheitsmänner getötet, um Zugang zu allen Bereichen zu bekommen, wo sie dann Bomben legten. Als diese detonierten nutzten sie das Chaos um uns zu infiltrieren und hinterrücks anzugreifen. Glücklicherweise konnten wir das Schlimmste verhindern. Die Frage ist nun, wie Hydra all die Jahrzehnte überleben konnte, ohne dass SHIELD etwas davon erfuhr.“
 

Er stellte die Frage offen in den Raum und alle Avengers schwiegen nachdenklich.

Auch ich ging noch einmal alle Einzelheiten der vergangenen Tage durch und versuchte mir einen Reim darauf zu machen, bis mir plötzlich eine Idee kam.

„Was ist, wenn Hydra gar nicht mehr existiert hat?“, fragte ich und die anderen sahen mich verwirrt an.

„Ich meine, wenn Hydra damals wirklich vernichtet wurde und sich die Organisation jetzt erst wieder neu gebildet hat, dann wäre das die Erklärung, warum SHIELD davon nichts mitbekommen hat.“

Meine Idee schien die anderen zu beunruhigen und Natasha Romanov erhob das Wort.

„So ungern ich ihm Recht gebe, an dieser Stelle ist es angebracht. Neu gebildete Organisationen müssen sich erst einmal einen Namen machen, bevor SHIELD sich mit ihnen beschäftigt, doch brauchen sie einen Grund. Wieso sollte sich Hydra neu bilden?“

Sie stellte die Frage direkt an mich und einen Moment dachte ich darüber nach, bis mich meine Gedanken zu einer schrecklichen Idee führten.

„Die Eisriesen.“, antwortete ich: „Wenn Hydra sich wirklich neu bilden soll brauchen sie dafür einen Grund, der mit ihrem „Glauben“ übereinstimmt. Und was passt da besser, als altnordische Kriegerlegenden wie die Jotunen.“

Mütter

Tony´s POV:
 

Nach der Besprechung und der Eröffnung von Loki´s Idee brach eine seltsame Melancholie unter den anwesenden Avengers aus.

Scheinbar gingen alle ihre Möglichkeiten für einen erfolgreichen Rückschlag dieser Übermacht durch, doch ein wirklich brillanter Einfall kam von Niemandem.
 

Irgendwann verließen Natasha und Clint das Versteck, um Informationen zu sammeln.

Steve ging trainieren und Bruce schloss sich in dem provisorischen Labor ein, dass man ihm hier unten zur Verfügung gestellt hatte.

Ironischerweise war es genau das Labor, welches mein Vater vor mehr als 70 Jahren benutzt hatte, um aus Steve Rogers Captain America zu machen.

Thor und Loki hatten sich zusammen mit Odin und den Kriegern aus Asgard zurück gezogen, um zu beraten, wie man die „Sterblichen“ unterstützen konnte.

Die Einzige, die sich daran nicht beteiligte, war Frigga.

Diese stand zusammen mit einer jungen Agentin in einer Ecke und ließ sich die neusten Dinge über die Erde berichten.
 

Doch scheinbar bemerkte sie meinen Blick, denn plötzlich drehte sie sich um und starrte mich aus blauen Augen an, die mich fatal an Thor erinnerten.

Freundlich unterbrach sie die junge Frau neben sich und kam dann auf mich zu und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug vor Aufregung.

Was sollte ich zu ihr sagen? Ich konnte ihr nichts über diese Welt erklären, außer das die Menschen Krieg gegen sich selbst führten und der Alkohol zum Teil nicht von schlechten Eltern war.

Doch alle meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sie vor mir stand und sagte:

„Du hast mit Loki geschlafen.“
 

Eine Feststellung, keine Frage, war das erste, was ich dachte und ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich.

Wie hatte sie es herausgefunden? Waren wir so auffällig gewesen?

Nein! Ich hatte Loki ja noch darauf hingewiesen, dass das ein Fehler gewesen war.

Aber wie hatte sie es dann mitbekommen können?
 

„Du fragst dich, woher ich das weiß, nicht wahr!“, flüsterte sie, da gerade eine kleine Gruppe von Agenten an uns vorbei lief, die uns allerdings nicht weiter beachteten.

„Zur Antwort sage ich nur: Du hast nicht widersprochen, als ich es gesagt habe.“
 

Ich schloss die Augen.

Das konnte unmöglich ihr Ernst sein. Sie hatte mich reingelegt.

Als ich die Augen wieder öffnete, sah sie mich amüsiert an und die Verwirrung ergriff nun vollständig Besitz von mir.

„Wie sind Sie darauf gekommen?“, fragte ich: „Die Antwort haben Sie vielleicht von mir erhalten, aber irgendwie mussten Sie ja auf die Idee gekommen sein.“

Ein leises Lachen verließ ihren Mund und sie sah mich aus funkelnden Augen an, ehe sie antwortete: „Eine Mutter bemerkt jede Veränderung bei ihren Kindern, besonders wenn sie ihre Jungfräulichkeit verlieren.“
 

Schockiert starrte ich sie nach dieser Antwort an.

Jungfräulichkeit? Wie kam sie denn jetzt darauf?

So wie Loki sich unter mir bewegt hatte, war er alles Andere als eine Jungfrau gewesen.

Jedenfalls versuchte ich mir das einzureden, doch Frigga schüttelte bereits den Kopf und langsam wurde es mir zu bunt.

Loki musste mich einfach angelogen haben, denn wenn seine Familie keine Gedanken lesen konnte, dann hatte ich zwischen dem Angriff der Chitauri und der Explosion meines Towers irgendwo die Fähigkeit verloren meine Gefühle vor anderen Menschen zu verbergen.
 

„Loki verstand es schon immer, die Leute um ihn herum zu verführen.“, sagte Frigga in diesem Moment und zog mich mit sich, in eine ruhige Ecke des Raumes: „Er hat oft sein Aussehen benutzt, um an das zu kommen, was er wollte, doch er ging niemals so weit, wie mit Ihnen, Mr. Stark. Ich kenne Loki und ich weiß seit vielen hundert Jahren von seiner Faszination zu der einzigartigen Liebe der Jotunen. Und da er selbst einer ist, weiß ich, dass er nur mit demjenigen schlafen würde, den er als seinen Gefährten ansieht.“
 

„Na dann hat er sich aber zwei Gefährten ausgesucht.“, murmelte ich, bevor ich mir erschrocken die Hand vor den Mund schlug.

Wie konnte ich so was verraten?

Ich hatte gerade zugegeben, dass ich erstens: Nicht alleine mit Loki gewesen war und das er zweitens: Vermutlich ein doppeltes Problem hatte.
 

Frigga runzelte nach meinen Worten die Stirn und dann erschien Erkenntnis in ihren Augen.

„Thor.“, flüsterte sie und ich hielt den Atem an, während in ihrem Kopf scheinbar die Gedanken Amok liefen.

„Das kann nicht sein. Es gibt nur einen vorbestimmten Partner für jeden Jotunen. Sie müssen sich irren.“
 

Die letzten Worte richtete sie direkt an mich, doch ich schüttelte den Kopf.

Was würde es jetzt noch bringen, wenn ich sie anlog.

„Hören Sie, ich weiß nichts über ihre Welt, aber eine Sache kann ich Ihnen sagen. Ihre beiden Söhne und ich sind an einem Abend übereinander hergefallen. Das war ein Fehler und ich habe es Loki direkt klar gemacht. Ich hab eine Freundin und bin gerade dabei mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Da kann ich-“

„Sie glauben Sie könnten entkommen, Mr. Stark, aber dem ist nicht so. Wenn Sie und Thor schon so weit sind, dass sie Loki´s Charme nicht mehr widerstehen können, dann ist bereits alles zu spät. Es hat begonnen.“

Und mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand durch eine der Türen.
 

Nach diesem mehr als seltsamen Gespräch machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Ich hatte heute keine Lust mehr darauf, irgendwen zu sehen und nachdem ich mich auf mein Bett geschmissen hatte, starrte ich an die Decke.
 

Das plötzliche Aufreißen meiner Zimmertür ließ mich allerdings zusammenzucken und als ich mich aufrichtete, sah ich zwei wütende, nordische Götter in meiner Tür stehen, die mich mordlüstern anfunkelten.

Loki trat als erster ins Zimmer und mit einem Satz war er auf dem Bett, saß auf meiner Hüfte und hatte meine Hände über meinem Kopf zusammen gehalten.
 

„Sag mal, welches Bilbenschwein hat dir ins Gehirn geschissen, dass du unserer Mutter erzählst, dass wir miteinander gevögelt haben?“, fragte er und irgendwie machte mich das total an.

Ich hatte ihn noch nie so dreckig reden hören und ein Blick zu Thor, der neben uns stand, zeigte mir, dass er es auch noch nie gehört hatte.

„Nur zu deiner Information, Hörnchen, ich habe deiner Mutter gar nichts erzählt. Sie kam auf mich zu und sagte ich hätte mit dir geschlafen. Also, wenn sie es ohnehin schon weiß, kann sie auch alles erfahren.“
 

Diese Worte schienen ihn nur noch wütender zu machen und ich spürte wie sein Griff fester wurde.

Das würde sicher blaue Flecken geben!

„Du hast doch keine Ahnung, was du damit angerichtet hast. Wenn Odin davon erfährt, wird er vermutlich ausrasten und dann kann ich für nichts mehr garantieren.“
 

Scheinbar war die Vorstellung von einem wütendem Odin so schrecklich, dass Loki einen Moment seine Deckung vergaß und ich ihn herum werfen konnte, sodass ich nun auf ihm lag.

Meine Stellung zwischen seinen Beinen machte mich aber auch auf ein kleines Problem seinerseits aufmerksam und plötzlich spürte ich wieder diese unkontrollierte Hitze.

Bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte ich mich bereits runtergebeugt und eroberte stürmisch seine Lippen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (49)
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Von:  Vipera0502
2015-02-27T16:22:32+00:00 27.02.2015 17:22
Oh endlich gehts weiter *_* aber verdammt, warum folterst du uns immer so? xDD *will weiter lesen*
Von:  Vipera0502
2014-12-03T19:10:32+00:00 03.12.2014 20:10
Endlich geht es weiter *_*

Super, wobei ich mich schon frage warum Tony so locker auf das Geständnis von Loki reagierte, mal sehen wie es weiter geht.
Von:  DasIch
2014-03-25T04:17:05+00:00 25.03.2014 05:17
Oh man Thor echt! Man kann 925 Jahre sein und doch das falsche sagen!!
Von:  DasIch
2014-03-22T09:20:53+00:00 22.03.2014 10:20
Oh man ich kann es kaum erwarten weiter zu lesen!
Von:  saijan
2013-11-10T19:02:59+00:00 10.11.2013 20:02
wieder ein tolles Kapitel
man merkt richtig das Tony nicht genau weiß wohin mit seinen Gefühlen und wie er zu Loki und auch zu Pepper nach der ganze Sache stehen soll.
Friggas Reaktion ist wirklich klasse und super nachvollziehbar wenn man den Vergleich zu den Filmen hat *daumen hoch*
freue mich schon auf das nächste Kapitel
Von:  Happiness
2013-11-08T13:52:29+00:00 08.11.2013 14:52
Hey! Sehr coole Fanfic! Nur weiter so! Ich freue mich auf ein neues Kapitel :)

Von:  saijan
2013-09-18T17:51:44+00:00 18.09.2013 19:51
jetzt will ich wissen wie es weiter geht
LOKI Q.Q
Tony du musst ihn retten!!!
Von:  saijan
2013-09-18T17:50:46+00:00 18.09.2013 19:50
was muss der gute Stark auch immer so rumexperimentieren ud alles in die Lut sprengen
Von:  saijan
2013-09-18T17:49:51+00:00 18.09.2013 19:49
also mit Frigga und Odin hatte ich auch nicht gerechnet
aber das mit Tony ist einfach zu genial xD
aber Frigga hat seine Notlüge auch sofort erkannt, da hätte sich der gute was besseres einfallen lassen müssen
Von:  saijan
2013-09-18T17:47:00+00:00 18.09.2013 19:47
was muss pepper da plötzlich reiplatzen?! ò.ó
ich kann verstehen das Loki nun gekrönkt ist



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