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The Collateral Damage of an Airplane Precipice

LOST in Emotional Chaos
von

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Blue Eyes

„Das ist nicht dein Ernst, Elena!“, beschwerte sich ihre Freundin lauthals und raufte sich ihr blondes Haar.

Genna Bricks braune Augen funkelten die junge Frau fassungslos an.

Elena seufzte und legte ihr Buch zur Seite.

„Was kann nicht mein Ernst sein, Genna?“, wollte sie von der ungefähr gleichaltrigen Frau wissen.

Sie setzte sich ihr gegenüber und hielt das Buch hoch.

„Das du, während David da draußen abfeiert, hier rumsitzt und... Eh... A Song of Ice and Fire liest!“, schimpfte sie.

Elena, die in Australien bei ihrer Freundin untergekommen war, da sie und David dort zusammen an einem Hilfsprojekt arbeiteten, verdrehte genervt die Augen.

„Hey, du weißt ganz genau, dass ich nicht so drauf steh mich in eine Disco zu begeben, wo mich bereits nach zehn Sekunden einer dieser besoffenen, widerlichen Kerle angräbt.“, erinnerte sie ihre Freundin und spielte mit ihren schwarzen Locken, die sie zu einem Pferdeschwanz geflochten hatte.

Sie hatte sich erst letzte Woche mit ihrem langjährigen Freund, David Henderson, der, wie sie, als Arzt arbeitete, verlobt und in zwei Tagen würden sie nach Los Angeles fliegen, um ihre Hochzeit vorzubereiten und im Kreise der Familie zu heiraten.

„Wir müssen ja nicht in eine Disco gehen. Wir können auch in eine Kneipe... Ich mein ja nur, dass es toll wäre, wenn du den letzten Abend als Miss Cavern mit deiner allerbesten Freundin, sprich mir, verbringen würdest.“, bettelte die Blondine förmlich und Elena ließ sich schließlich erweichen.

Genna hatte ja auch Recht.

Wenn David abfeiern konnte, bis der Arzt kam, dann würde sie heute auch mal so richtig ihren Spaß haben.
 

Etwa eine Stunde später zogen die beiden Freundinnen los, um die Straßen Sydneys unsicher zu machen.

Genna kannte da eine gute kleine Bar, die im Hafen lag, wo sich beide ein Bier bestellten.

Keine fünf Minuten später, stieß Genna die junge Ärztin an.

Elena blickte sie erbost an, doch die Australierin beugte sich besonnen zu ihr vor.

„Schau mal... Dort am Tresen der Typ. Ist der nicht absolut heiß?“, fragte sie mit geheimnisvoller Stimme.

Die Ältere sah sofort hinüber und ihre Augen trafen die eines wirklich umwerfend gutaussehenden Mannes.

Er trug eine Lederjacke und Jeans.

Der konnte nur Amerikaner sein.

Lässig strich er sein mittellanges, stufiges blondes Haar zurück und zwinkerte den Frauen zu.

Vor ihm stand ein Glas Whiskey und er war allein.

Ohne Begleitung.

Elena wandte sich wieder von ihm ab, wofür sie den bösen Blick ihrer Freundin erntete.

„Was ist? Schau mich nicht so an.“, murrte sie nur antwortend.

„Ehrlich... Ich kapiere es nicht. Wie du überhaupt mit David zusammen kommen konntest, ist mir immer noch ein Rätsel.“, wunderte Genna sich und nahm einen großen Schluck von ihrem Bier.

Nicht mal flirten konnte sie!

Nun war es Elena, die empört dreinschaute.

„Was denkst du von mir, Genna? Ich bin ernsthafte Onkologin und nicht irgendeine dieser Ärzte aus Private Practice!“, zischte sie, doch die Blonde kannte keine Gnade.

„Ach, ernsthafte Onkologin! Und ich bin ernsthafte Anwältin und trotzdem würde ich mir dieses Sahneschnittchen von einem Mann nicht durch die Lappen gehen lassen.“, entgegnete sie witzelnd.

Elena verdrehte erneut die Augen.

Genna, die ernsthafte Anwältin, hatte auch keinen festen Freund und schon gar keinen Verlobten.

„Ich wette, David flirtet gerade auch mit einer gutaussehenden Tänzerin in irgendeiner Stripbar. Finn meinte, sie wollten in irgendeinen Club.“, stachelte diese jedoch weiter und hatte Elena nun dort, wo sie sie haben.

Trotzig erhob sie sich und funkelte ihre Freundin an, bevor sie auf den schönen Fremden zusteuerte.
 

Der hatte bereits darauf gewartet, dass sie sich ihm näherte.

Sawyer war auf der Suche nach, wie er sich ausdrücken würde, neuer Beute und diese süße Lady kam ihm da gerade recht.

„Hey, meine Freundin da drüben, denkt, dass ich mich nicht traue Sie anzusprechen.“, begrüßte die Frau mit den schwarzen Locken und den auffallend blauen Augen ihn.

Für einen Moment war er so von der Farbe ihrer Augen hypnotisiert, dass er vergaß etwas zu erwidern.

Diese Augen waren aber auch blauer als jedes blau, dass er bis jetzt gesehen hatte.

„Hm... Dann wollen wir ihr mal das Gegenteil beweisen, oder?“, schlug er vor und sie lachte, dann reichte sie ihm ihre Hand und er bemerkte den Ring.

Mist, sie war anscheinend schon vergeben.

So ein Pech aber auch!

„Ich bin Elena.“, stellte sie sich ihm vor und er grinste.

„Sawyer.“, gab er zurück und sie blickten sich einige Sekunden, die allerdings länger schienen, an.

Ihr fiel auf, dass er vom Nahen noch viel attraktiver war.

Und er hatte tolle hellblaue Augen.

„Was machen Sie hier in Sydney?“, wollte sie dann neugierig wissen und er lehnte sich etwas zu ihr vor.

„Ich hab geschäftlich hier zu tun.“, verriet er und sah sie dann fragend an, obwohl sie einige Zeit brauchte, um zu verstehen, worauf er hinauswollte.

„Oh, ich bin Onkologin und arbeite vorrübergehend im Sydney Hauptkrankenhaus.“, erklärte sie und er nickte anerkennend.

Doch als er nachdachte, erinnerte er sich daran, dass er sie schon einmal gesehen hatte.

„Sagen Sie, Elena... Kann es sein, dass ich Sie schon einmal irgendwo gesehen habe? Im Fernsehen oder in der Zeitung?“, harkte er nach und sie errötete ertappt.

„Vielleicht in Verbindung mit dem kalifornischen Gouverneur, Ronald Cavern?“, half sie ihm weiter und er lachte überrascht.

„Nein, Sie sind seine Tochter, richtig?“, fiel es ihm wieder ein und sie bestätigte dies durch ein Nicken.

Eigentlich war es ihr immer sehr unangenehm, wenn man sie darauf ansprach.

„Sehr interessant.“, meinte Sawyer dann und fuhr sich erneut durch sein Haar.

Doch ihr Gespräch wurde von einem älteren Herrn unterbrochen.

„Elena Cavern? Sie waren doch mit meinem Sohn auf der Uni. Er heißt Jack Shephard.“, erklang eine Frage und Elena drehte sich zu einem ergrauten Mann um, der am anderen Ende der Theke saß.

Sie erkannte ihn.

„Christian Shephard? Oh, schön sie zu sehen. Wie geht es Jack?“, erkundigte sie sich und sie verfielen in ein Gespräch, was Sawyer ziemlich nervte, denn er hatte sich mehr erhofft, als nur eine kleine Unterhaltung.

Als sie ihre Konversation mit dem Mann, der anscheinend auch mal Arzt gewesen war, beendet hatte, wandte sie sich allerdings wieder ihm zu.

In ihrem Gesicht ein entschuldigendes Lächeln, dem er unmöglich widerstehen konnte.

„Tut mir leid... Wollen Sie tanzen, Sawyer?“, wollte sie dann von ihm wissen, doch bevor er irgendetwas sagen konnte, hatte sie ihn schon gepackt.

Die Bar hatte sich mittlerweile schon reichlich gefüllt und es waren sogar ziemlich angesehene Leute mit von der Partie.

Elena hatte Genna schon längst im Getümmel verloren, aber die Blondine hatte sich wahrscheinlich schon einen anderen Mann geangelt.

Also ließ sie sich nicht zieren.

Aus dem lauten Boxen drang The Way You Love Me von Keri Hilson und sie bewegte sich im Rhythmus.

Sie vergaß vollkommen, dass sie eigentlich verlobt war und machte sich schamlos an Sawyer, der sich momentan in einer Art Opferrolle fühlte, was aber auch durchaus antörnend sein konnte, ran.

Ihre Hüfte kreiste, als sie sich an ihn schmiegte und mit einem Ruck zog sie ihn an sich ran.

Die Lippen der Beiden waren sich so nahe, dass sie sich beinahe berührten.

Dann stieß sie ihn wieder weg und drückte ihr Hinterteil an sein Becken.

Er biss sich auf die Unterlippe, während er seine Hände auf ihre Oberschenkel positionierte, die von dem kurzen gelben Kleid, dass sie trug, kaum bedeckt wurden.

„Wie wäre es, wenn wir zwei uns einen ruhigeren Ort suchen, Baby.“, flüsterte er in ihr Ohr und ihr wurde etwas schwindelig, als sein Atem ihren Hals kitzelte.

Sie spürte, wie erregt er war, was auch sie ziemlich anmachte, doch bevor sie ihm wie ein Hund folgte, kam ihr David wieder in den Sinn.

Nein, flirten war ja okay, aber das ging dann doch zu weit.

Sie drehte sich zu ihm um und er dachte, sie wollte ihm einen Kuss geben, doch sie hielt abwehrend einen Finger hoch.

„Nicht so schnell, Mister. Ich bin verlobt.“, erinnerte sie ihn und deutete auf ihren Diamantring.

Er stöhnte genervt auf und verdrehte seine hübschen Augen.

„Mh... Da haben wir wohl ein liebes, nettes Hausmütterchen, dass sich nur an einen Mann hält, wo sie mit ihrem Aussehen doch so viele haben könnte.“, erkannte er, auch wenn er ihr dabei noch ein Kompliment machte.

Sie wollte gehen, doch er hielt sie fest.

„Warte mal, wie wäre es, wenn wir dann...“, wollte er etwas vorschlagen, doch sie verpasste ihm eine, womit er nicht gerechnet hatte.

Ein anderer Mann, älter als Sawyer, sah, dass Elena sich scheinbar bedroht fühlte durch den Blonden und mischte sich ein.

Sie kannte ihn.

Er war der australische Landwirtschaftsminister, der gerne auch einen draufzumachen schien.

Doch Sawyer wollte sich von dem Politiker nicht in die Schranken weisen lassen und schubste ihn.

Eine Rangelei entfachte, die sich in eine Schlägerei ausartete, sodass die Polizei gerufen wurde und die Bar geräumt werden musste.
 

„Wow, was war das denn? Der reinste Wahnsinn!“, stieß Genna hervor, die, an der frischen Luft, endlich wieder aufzufinden war.

„Wo warst du die ganze Zeit?“, wollte Elena wissen und sie gingen Richtung Heim.

Die Blondine grinste.

„Ich hab mich an einen wirklich netten, heißen Immobilienmakler rangeschmissen.“, gestand sie mit Unschuldsmiene und Elena zog eine Augenbraue hoch.

Das war ja mal wieder klar gewesen.

„Hey, sie mich nicht so vorwurfsvoll an, Elena. Ich hab genau gesehen, wie du dich an dieses Karamellbonbon geheftet hast. Das sah ja beinahe schon so aus, als würdet ihr auf der Tanzfläche kopulieren.“, neckte Genna ihre Freundin.

Die streckte ihr die Zunge raus, während ihre Wangen rot anliefen.

„Keine Angst, das bleibt natürlich unter uns.“, versprach die Blondine ihr dann noch, worüber sie beruhigt war.

Wenn David das Wissen würde, würde er diesen Sawyer aufspüren und ihm einen Einlauf verpassen.

Einen richtigen Einlauf.

Crashed!

Um halb zwölf Uhr ging ihr Wecker und sie drückte ihn nörgelnd aus, um noch eine halbe Stunde länger zu schlafen.

„Hey, Elena! Solltest du nicht schon längst auf dem Weg zum Flughafen sein?“, drang Gennas Stimme an ihr Ohr, als sie langsam wieder erwachte.

Sofort war sie hellwach und starrte auf die digitale Anzeige.

Ein Uhr!

Mist, sie hatte wohl doch länger geschlafen, als sie wollte!

Beinahe aus dem Bett stürzend, raste sie ins Bad und machte sich, so schnell es eben ging fertig.

Ihr Flieger nach L.A. würde um vierzehn Uhr fünf abheben und sie würde noch ungefähr eine dreiviertel Stunde mit dem Taxi brauchen.

Warum hatte sie sich auch unbedingt von Genna zu diesem Ausflug in diese Bar überreden lassen?

David wartete wahrscheinlich schon auf sie.

Er hatte bei seinem Kumpel übernachtet.

Als sie sich frisch gemacht hatte und angezogen war, gab sie ihrer Freundin noch einen schnellen Kuss auf die Wange.

„Danke, dass wir bei dir unterkommen durften. Ich ruf dich dann an, wenn wir gelandet sind.“, verabschiedete sie sich und war auch schon zur Tür hinaus, bevor Genna noch irgendetwas erwidern konnte.

Mit dem Taxi hatte sie Glück.

Es war gerade eins bereit.

Nur der Verkehr machte ihr Ärger.

Warum musste es auch immer dann Stau geben, wenn man wichtige Termine hatte?

Doch um Viertel vor Zwei war sie dann am Eingang des Airports angekommen und blickte sich suchend um.

David war nirgends zu sehen.

Wahrscheinlich saß er schon im Flieger.

„Letzter Aufruf für den Flug 815 der Oceanic Airlines nach Los Angeles, USA. Alle Passagiere werden gebeten sich an Bord zu begeben.“, dröhnte es durch die Lautsprecheranlage des Flughafens.

Na, super!

Und wo war nun das verdammte Gate?

Sie entdeckte es ganz am Ende der Halle und hätte aufschreien können.

Gerade heute, wo sie nicht gerade flache Schuhe trug.

Dann musste es eben sein.

Schnell zog sie sich ihre Pumps aus und rannte barfuss über die kalten Fliesen des Flughafens.

Und sie schaffte es.

Gerade rechtzeitig, bevor der Tunnel geschlossen wurde, konnte sie hindurch und betrat das Flugzeug.

In der ersten Klasse wurde sie von allen schräg angeguckt und belächelt, doch sie eilte lieber weiter.

In den mittleren Teil, die Business Class.

Sie ging durch die Reihen und konnte nicht glauben, wem sie da schräg von ihr entdeckte.

Sawyer.

Dieser blonde, lässige Typ saß alleine an seinem Platz und hatte sie anscheinend auch bemerkt, denn sein angefressener Gesichtsausdruck veränderte sich in ein breites Grinsen, als sich ihre blauen Augen trafen.

Hatte sie etwa keine Schuhe an?

Sawyer fand ihren explosiven Auftritt, genau wie jeder andere Passagier, ziemlich amüsant und schmunzelte in sich hinein.

Er hatte gehofft, dass er der blauäugigen Schönheit noch mal begegnen würde.

„Elena? Ich dachte schon, es sei etwas passiert! Deine Mailbox ging immer ran.“, ertönte die Stimme ihres Verlobten mit einem Mal und riss sie vom Anblick Sawyers.

Er hatte sich erhoben und winkte ihr zu, wobei seine braunen Augen sie freudig anblitzten, wie die eines Hundes.

Lächelnd schritt sie auf ihn zu.

„Tut mir leid, Schatz. Ich hätte beinahe verschlafen. Das Handy war aus, deshalb habe ich meinen Wecker nicht gehört.“, entschuldigte sie sich bei ihm und küsste ihn.

Sawyer wandte den Blick angewidert ab.

Das war also ihr Verlobter.

Was für ein Snob!

„Ich wäre auch ungern ohne meine Verlobte geflogen.“, witzelte er und sie lachte.

Doch Elena fiel der Mann auf, der eine Reihe vor ihnen saß.

Sie lehnte sich etwas vor und tippte an seine Schulter.

„Dr. Jack Shephard, dass ich Sie noch einmal zu Gesicht bekomme.“, scherzte sie strahlend vor Wiedersehensfreude und der dunkelhaarige Mann drehte sich zu ihnen um.

„David? Elena? Was für ein Zufall, dass ihr im gleichen Flieger sitzt!“, entgegnete er lachend und sie umarmte ihn.

„Wir werden in L.A. heiraten. David hat sich nach sechs Jahren endlich mal dazu aufgerappelt mir einen Antrag zu machen. Und was machst du hier?“, verriet sie ihm und stellte direkt eine Gegenfrage.

„Oh, herzlichen Glückwunsch euch beiden. Ich bin hier, um meinem Dad zu besuchen. Im Moment genießt er seine Rente hier.“, log der gutaussehende Arzt für Wirbelsäulenchirurgie, der David und Elena schon seit ihrer gemeinsamen Zeit auf der Uni kannte und sie sogar miteinander bekannt gemacht hatte.

„Wie schön. Ich hab ihn auch gestern getroffen. In einer Bar im Hafen.“, erwiderte die junge Ärztin und nun mischte sich David ins Gespräch ein.

„Willst du nicht auch zur Hochzeit kommen, Jack? Immerhin hast du uns zusammen gebracht.“, schlug er vor und auch seine Verlobte war von der Idee begeistert.

Jack lächelte.

„Ja, sehr gerne. Ich muss nur erst einiges erledigen, wenn wir wieder in den Staaten sind.“, wandte er ein und die beiden winkten ab.

„Kein Problem. Wir müssen sowieso noch alles planen.“, meinte der braunhaarige Internist, den Elena heiraten würde.

Sie unterhielten sich während des Starts und eine ganze Weile lang während des Flugs.

Über die Arbeit, die Familie und sonstiges.

Immerhin war es jetzt beinahe drei Jahre her, dass sie sich gesehen hatten.

Doch Elenas ozeanblaue Augen wanderten immer wieder zu dem blonden Sawyer rüber, der ganz unauffällig wegsah, wenn sich ihre Blicke kreuzten.

Aus irgendeinem Grund konnte sie nicht anders, als immer wieder hinzusehen.
 

Nach sechs Stunden Flug geriet die Maschine plötzlich in ein Luftloch und verlor ruckartig an Höhe, welche sie aber schnell wieder gewann.

Trotzdem schaltete der Pilot auf einmal das Symbol ein, dass die Passagiere aufforderte sich anzuschnallen.

Beunruhigt legte Elena den Gurt an.

„Was hat das wohl zu bedeuten?“, richtete sie eine Frage an David, der sich durch sein kurzes braunes Haar strich und sich zurücklehnte.

„Keine Sorge, mein Liebling. Werden wohl nur einige Turbulenzen sein...“, versuchte er sie zu beschwichtigen.

Doch mit einem Mal wackelte das Flugzeug so stark, dass eine Frau aus den vorderen Reihen aufschrie.

Ein junger Mann rannte an ihnen vorbei.

Er wollte wohl in Richtung Toiletten, das Sicherheitspersonal auf den Fersen.

„Ich hab Angst, David. Was ist, wenn wir abstürzen?“, wisperte Elena so leise, dass nur er es hören konnte.

„Dann landen wir wie in der Flug des Phoenix mitten in der Wüste oder so.“, scherzte er und sie schlug ihm auf die Schulter.

„Das ist nicht witzig, David!“, beschwerte sie sich bei ihm und er lachte.

Dann griff er allerdings nach ihrer Hand.

„Keine Sorge. Ich halte deine Hand solange fest, bis es vorbei ist.“, versprach er ihr und sie küsste ihn zärtlich.

Ein Rumpeln hallte durch das Flugzeug und urplötzlich schien es von irgendetwas erfasst worden zu sein, denn es wurde geschleudert.

Beinahe wie bei einem Waschgang.

Verängstigte Ausrufe waren zu hören und die Atemmasken fielen aus ihren Staufächern.

Elena und David setzten diese sofort auf und sie sah sich hektisch um, seine Hand so fest gedrückt wie sie konnte.

Panik zeichnete sich in den Augen der Menschen um sie herum ab, die wahrscheinlich genauso in ihren stand.

Man merkte, wie der Flieger rasant an Höhe verlor.

Fast konnte man die Meter zählen, die es in Richtung Boden sank.

Dann wurde alles schwarz um sie herum.
 

Das Dröhnen von den Turbinen und Schreie echoten in ihrem Kopf, als sie langsam die Augen öffnete und ihr Blick klarer wurde.

Sie befand sich in einem Trümmerhaufen, der mit größter Wahrscheinlichkeit ein Teil der Business Class war, in dem sie sich vorhin noch auf ihren Plätzen befunden hatten.

Nun war es düster und es stank nach verbranntem Fleisch und Blut.

Waren sie wirklich abgestürzt oder war das alles nur ein Traum?

Ein Hirngespinst, dass ihr eigenes Gehirn ihr vorspielte.

Sie versuchte sich zu bewegen, spürte allerdings einen überdimensionalen Schmerz in ihrem rechten Bein.

Als sie hinsah, bemerkte sie, dass es unter einer Sitzreihe eingeklemmt war.

Es war wohl nichts gebrochen, aber trotzdem tat es höllisch weh.

„Elena...“, hörte sie Davids hustende Stimme und sie realisierte, dass sie immer noch seine Hand hielt.

Als sie hinsah, war er ebenfalls eingeklemmt.

Allerdings unter einem Metallstück des Flugzeugs.

Und er hörte sich schwach an.

„Ich bin hier, David.“, rief sie ihm entgegen, während sie überlegte, wie sie sich befreien könnte, und spürte, wie seine Finger ihre drückten.

Er lächelte, als sie sich ihm wieder zuwandte.

„Ich hab dir doch versprochen, dass ich deine Hand erst wieder loslasse, wenn alles vorbei ist.“, erinnerte er sie und Tränen schossen ihr augenblicklich in die Augen.

Ja, das hatte er.

Sie ließ ihn los und schob mit aller Kraft die Sitze von ihrem Bein, um zu ihm rüberkriechen zu können.

Er war schwer verletzt worden.

Eine große Platzwunde an seiner Stirn blutete stark und es sah so aus, als ob einige seiner Rippen gebrochen waren.

„Hilfe! Kann mir jemand helfen!“, rief sie drauf los und versuchte mit einem Fetzen ihrer Bluse zumindest die Blutung am Kopf zu stoppen.

Er hielt sie davon auf.

„David, Schatz, ich muss kurz Hilfe holen und dann hole ich dich hier raus.“, erklärte sie und wollte los, doch er fasste ihre Hand.

Verwundert starrte sie ihn an.

„Nicht, Elena. Bleib bei mir...“, verlangte er und würgte Blut, dass über seine Lippen schwoll.

Die gebrochenen Rippen hatten anscheinend seine Lunge oder andere Organe verletzt.

Sie streichelte über seine Wange und begann zu weinen.

„Ich bleib hier. Versprochen. Ich werde nicht weggehen.“, erwiderte sie und schluckte.

„Bis zum Ende?“, harkte er nach und versuchte zu lachen, was ihm, wegen dem Blut in seiner Lunge, nicht gelang.

Erst jetzt verstand sie, worauf er es hinauslaufen ließ.

„Nein, David. Bitte. Du wirst wieder gesund. Wir werden heiraten und Kinder...“, flehte sie ihn an durchzuhalten, doch er unterbrach sie mit einem Röcheln.

„Du hast mich so glücklich gemacht und ich könnte mir keine andere vorstellen, die ich lieber heiraten würde, als dich, mein Engel. Du sollst wissen, dass ich dich mehr lie...“, wollte er ihr sagen, doch seine Stimme versagte und mit einem Mal war er starr.

Seine nussbraunen Augen blickten sie leer an und sie schluchzte auf.

„Ich liebe dich auch, du verdammter Mistkerl! Ich liebe dich!“, schrie sie ihn an und schlug auf seinem Brustkorb.

Doch er rührte sich nicht mehr.

Das würde er nie wieder tun.
 

Nachdem sie seine Augen geschlossen hatte und sein Gesicht mit einem Stück Stoff verdeckt hatte, hatte sie sich aus den Trümmern gekämpft, um sich ein Bild des Schreckens zu machen.

Überall flogen Funken von Flugzeugteilen, die jeden Moment explodieren könnten.

Der Flieger war am ganzen Strand verteilt, an dem sie gelandet waren.

Verletzte lagen im Sand und Frauen schrieen verängstigt.

Was sollte sie nun machen?

Vor allem, was konnte sie jetzt tun?

Sie hätte schreien können und heulen, genauso wie es die anderen Verunglückten taten.

Aber sie war nicht der Typ Mensch, der vollkommen den Verstand verlor.

Sie musste sich wie eine Ärztin verhalten und versuchen zu helfen, wo sie nur konnte.

Davids Tod immer noch im Hinterkopf, suchte sie nach Jack, in der Hoffnung, er könnte überlebt haben.

Und tatsächlich!

Sie entdeckte ihn, wie er über eine schwarze Frau gebeugt eine Reanimation durchführte.

So schnell sie ihr verletztes Bein tragen konnte, rannte sie zu ihm und warf sich neben ihm in den Sand.

„Elena? Gott sei Dank, du hast es auch geschafft. Wo ist David?“, freute er sich über ihr Erscheinen, zuckte jedoch zusammen, als er ihren traurigen Gesichtsausdruck entdeckte.

Ihre Antwort würde bestimmt nicht sonderlich erfreulich sein.

„Was ist mit ihr? Wie lange bist du schon mit der Reanimation dran?“, erkundigte sie sich dann bei ihm und er drückte weiter.

„Etwa zwei Minuten...“, erwiderte er und gerade, als er den Satz zuende gesprochen hatte, holte die Frau Luft.

Sie keuchte aufgeregt und er hob ihren Oberkörper etwas an.

Jack wollte gerade etwas zu Elena sagen, da war sie schon verschwunden.

Sie hatte eine schwangere Frau gesehen, die ganz alleine, auf allen Vieren durch den Sand krabbelte.

An ihren Gesichtsausdruck konnte Elena erkennen, dass sie Wehen hatte und sie rief außerdem um Hilfe.

„Im wievielten Monat sind Sie?“, erkundigte sie sich.

„Im Achten!“, presste die Frau, die etwa Anfang zwanzig sein musste, hervor.

Toll!

Das hatte gerade noch gefehlt!

Sie waren abgestürzt und hatten nun auch noch das Problem eine Hochschwangere dabei zu haben.

„Bleiben Sie ruhig. In welchen Abständen kommen die Wehen?“, harkte sie nach und strich beruhigend über den Rücken der wasserstoffblonden Frau.

„Ich weiß es nicht.“, erwiderte diese und schon kam die nächste Wehe.

Die junge Ärztin sah sich um.

„Hey, du da! Ja, du! Komm her und bleib bei ihr.“, forderte sie einen Mann, so breit wie zwei Weinfässer auf.

Seine schulterlangen Locken wirbelten über sein Gesicht.

„Ich?“, fragte er nur verwundert und sie winkte ihn mit einer letzten Aufforderung heran.

„Wenn die Wehen in Abständen von drei Minuten kommen. Dann ruf mich.“, wies sie ihn an und war auch schon wieder auf dem Weg zum nächsten Verletzten.

„Hey, wie heißt du überhaupt?“, wollte der stämmige Mann wissen und sie drehte sich zu ihm um.

„Elena!“, entgegnete sie und verschwand.
 

Sie hatte gerade ein zerquetschtes Bein versorgt, da hörte man, wie sich der Flugzeugträger, der beim Aufprall vertikal in den Sand geschleudert worden war, sich hin und her bewegte.

Und von eine auf die andere Sekunde brach der obere Teil ab und stürzte hinunter.

Elena fiel mit Entsetzen auf, dass die Schwangere zusammen mit diesem dicken Kerl genau dort saß, wo das Teil landen würde.

Sie wollte gerade losstürzen, da war Jack schon zur Stelle und brachte die Beiden außer Gefahr.

Nachdem sich die Situation etwas beruhigt hatten, holte Jack sie zu sich und zeigte ihr einen Mann, dessen Brust von einem Metallsplitter durchbohrt wurde.

„Was machen wir mit ihm? Er lebt noch.“, wollte der junge Arzt ihren Rat.

Sie überlegte.

„Nun, wenn wir gerettet werden... Was in den nächsten Stunden passieren sollte, dann gibt es kein Problem. Aber, wenn nicht... Du bist der Chirurg, Jack. Du weißt doch was zu tun ist.“, murmelte sie vor sich hin und er schluckte mutlos.

Er musste dann das Metallstück entfernen und das ohne sterile Instrumente und Narkotika.

„Wir lassen ihn erst mal hier im Schatten. Der wird schon nicht weglaufen. Jetzt kümmere ich mich um deine Wunde. Das ist momentan wichtiger.“, bot sie ihm an und er tat so, als wüsste er nicht, wovon sie redete.

„Ich hab doch nicht...“, versuchte er sich rauszureden, doch sie nahm ihm beim Arm und hob sein weißes Hemd hoch.

„Du willst mir also weismachen, dass da nichts ist?“, stocherte sie nach und blickte auf einen langen Kratzer, der sich von seiner Rippenpartie bis zu seinen Lenden zog.

Er konnte ihr also nicht weiter widersprechen und sie suchten in einer der Taschen nach einem Nähset und wurden auch schnell fündig.

Sie entfernten sich etwas von der, immer noch ziemlich aufgeregten Meute, und er zog sein Hemd aus.

Aus einem kleinen Fläschchen Schnaps entnahm sie etwas und rieb damit ihre Hände ein.

Auch kippte sie etwas über die Verletzung.

Jack zuckte zusammen, als der Alkohol anfing zu brennen.

Dann begann Elena zu nähen.

„Ich bin im Dschungel gelandet. Ein Wunder, dass ich das überlebt habe.“, raunte Jack ihr zu und sie sah in seine braunen Augen, die sie entschuldigend ansahen, da er wusste, was er da sagte.

„David wurde von einem Trümmerteil eingequetscht. Seine Lunge war voller Blut. Ich konnte ihn nicht retten.“, erzählte sie ihm zwischen den Zähnen hervorgequetscht.

„Das tut mir leid.“, war das Einzige, was er darauf erwidern konnte.

Sie sagte für eine lange Zeit nichts mehr.

Nach der Hälfte raschelte etwas im Gebüsch und eine junge Frau tauchte auf.

Ihr braunes Haar war zerzaust und sie hatte wohl geweint, denn ihre Augen waren gerötet.

„Sie... Können Sie kurz rüberkommen und mir hier helfen?“, bat Elena sie und die Fremde zuckte kurz zusammen, näherte sich den beiden dann allerdings.

„Könnten sie das hier mit dem restlichen Alkohol tränken und vorsichtig über die Naht tupfen?“, fragte sie und die Frau nickte, wobei sich ihr Gesicht allerdings, etwas der Ohnmacht geneigt, verzog.

Doch sie tat, wie ihr befohlen war.

Nachdem Jack verarztet war, reichte Elena der anderen die Hand.

„Ich bin übrigens Elena und das ist Jack.“, stellte sie sich und ihren Kollegen vor.

Die Frau lächelte schwach.

„Ich bin Kate.“, erwiderte sie.

„Was ist passiert?“, fragte sie dann an beide gerichtet.

Jack meldete sich zu Wort.

„Ich vermute, dass das Flugzeug in Turbulenzen geriet und der Pilot vom üblichen Kurs abwich, um diese zu überfliegen. Beim Absturz ist dann zuerst das Heck mit der Economy weggebrochen und dann das Cockpit und die First Class. Das Heck wird wohl im Ozean gelandet sein und das Cockpit vermutlich im Dschungel.“, machte er den Frauen klar.

Erst jetzt fiel es Elena auf.

Sie befanden sich auf einer beknackten Insel?

Das war doch nicht wahr!

„Im Cockpit ist ein Transceiver. Wenn wir es finden könnten, könnten wir ein Notsignal aussenden.“, überlegte er dann laut und rief sie in die Realität zurück.

Sofort legte sie eine Hand auf seine Schulter.

„Wenn du danach suchen willst, komme ich mit.“, meinte sie zuversichtlich und auch Kate sah beide mit ihren grünen Augen an, um sich dann auch anzuschließen.
 

Am Strand zurück, trommelten sie alle anderen zusammen und teilten ihnen ihren Plan mit.

Ein junger Mann, der Charlie Pace hieß, meldete sich ebenfalls das Trio zu begleiten.

„Ist es nicht schwachsinnig in den Dschungel zu rennen, wo was weiß ich für Tiere rumkriechen, um den Transceiver zu finden? Man sucht wahrscheinlich schon nach uns und wird uns bald gefunden haben.“, warf ein dunkelhäutiger Mann ein, der sich mit dem Namen Michael vorgestellt hatte und einen Jungen, Walt, an der Hand hielt.

„Wir sollten es trotzdem tun. Was, wenn sie nicht genau wissen, wo sie suchen sollen? Vielleicht sind wir inmitten eines Archipels gelandet. Wenn wir ein Signal senden, werden sie uns schneller finden.“, wandte Jack ein, der ziemlich überzeugend sein konnte.

„Ja, falls wir nicht von den Rettungskräften gefunden werden...“, wollte auch Charlie die Unternehmung befürworten, doch ein großer, blonder Mann mischte sich in die Diskussion ein.

„Wenn wir nicht gefunden werden? Glaub mir. Wir werden gefunden. Denn wir haben sie!“, verriet er und zeigte auf Elena.

Sie erkannte ihn wieder.

Es war Sawyer.

Er hatte also auch den Absturz überlebt.

„Was hat sie damit zu tun? Sie ist doch nur eine Ärztin. Zu unserem Glück vielleicht, aber sonst...“, wunderte sich nun der dicke Mann, dessen Name Hurley war.

Sawyer zeigte ihnen ein charmantes Lächeln.

„Wisst ihr es nicht? Sie ist Elena Cavern. Angesehene, ehrenamtlicharbeitende Ärztin und Tochter des Gouverneurs von Kalifornien, Ronald Cavern.“, behelligte er alle und ein Raunen ging durch die Gruppe von siebenvierzig Überlebenden.

„Ist das wahr?“, hörte man Claire, die Schwangere, fragen.

Elena trat sich innerlich dreimal in den eigenen Hintern.

Hätte sie ihm das mal nicht gesagt, denn eigentlich wollte sie nicht, dass die anderen davon wussten.

Das schuf nur unnötige Hoffnungen, die dann doch nicht wahr werden würden.

„Ich bin nur seine Stieftochter. Und er weiß wahrscheinlich noch gar nicht, dass unsere Maschine abgestürzt ist.“, brachte sie die Seifenblase zum platzen.

Also hielten sich alle an Jacks Plan, in den Dschungel zu gehen und das Cockpit zu finden.
 

Das Quartett war etwa eine halbe Stunde im Dickicht unterwegs, da fing Charlie ein Gespräch an.

„So, von Elena wissen wir ja jetzt, was sie macht. Was ist mit dir, Kate? Jack?“, wollte er neugierig wissen und sie wandten sich zu ihm.

„Ich hab mal dort und mal hier gejobbt. Bin ziemlich viel rumgekommen.“, meinte sie kurzangebunden und Elena kam das ziemlich komisch vor.

„Ich bin Wirbelsäulenchirurg.“, kam es dann allerdings auch von dem Arzt ganz knapp.

„Falls ihr mich nicht kennt. Ich bin Bassist in der Rockband Drive Shaft.“, prallte der blonde Mann und seine blauen Augen funkelten dabei.

Elena lachte.

„Drive Shaft? Die waren echt gut.“, bemerkte sie, denn sie hatte schon einiges von der Band im Radio gehört.

„Die sind gut! Wir sind noch zusammen.“, verbesserte er sie dann.

Plötzlich tauchte vor ihnen das Wrack des vorderen Flugzeugteils auf und sie erforschten dieses.

Schnell erkannten sie, dass es keine andere Möglichkeit gab, als zum Cockpit raufzuklettern, da das Wrack an einen Baum angelehnt war.

So machten sie sich auf einen beschwerlichen Anstieg zwischen den Leichen der ersten Klasse und Gepäckteilen.

Elena war in diesem Moment froh, dass sie nicht in der First Class gebucht hatte.

Im Cockpit durchsuchten sie alles, als auf einmal der Pilot nach Luft schnappte und Kate beinahe aufgeschrieen hätte vor Schreck.

„Wasser!“, verlangte Jack und Elena reichte ihm eine Flasche, die sich in einer Ablage befand.

„Wie viele haben überlebt?“, brachte der Mann hervor, der nach Jacks Meinung nur eine Gehirnerschütterung erlitten hatte.

„Ungefähr siebenundvierzig.“, erklärte Jack ihm und wollte eigentlich, dass der Mann sich nicht mehr so sehr anstrengte.

„Wir sind ungefähr eintausend Kilometer vom Kurs abgekommen. Auf der üblichen Route sind wir in eine Gewitterfront geraten, die wir umfliegen wollten. Doch dann fielen auf einmal die Instrumente aus und...“, konnte er seine Erzählung nicht fortsetzen, denn sie wussten ja, was passiert war.

Kate wollte etwas sagen, als sie von draußen ein ohrenbetäubendes Geräusch hörten.

Es hörte sich an, wie ein Tier, nur viel lauter, als man es normal gewohnt wäre.

Jack und Elena blickten hinaus.

Es hatte angefangen wie aus Eimern zu regnen.

Der Pilot rappelte sich auf und blickte durch eines der zerschlagenen Fenster.

Mit einem ruckartigen Zug wurde er hinausgezogen.

Elena, Kate, Charlie und sogar Jack schrieen geschockt auf und schon landete etwa das halbe Gesamtblutvolumen des Piloten auf der Frontscheibe des Wracks.

Alle wussten, was das hieß.

Sie mussten so schnell es eben ging die Flucht ergreifen.

Und das taten sie auch.

Sie rannten und rannten und schließlich versteckten sich Elena und Kate zwischen den Wurzeln eines riesigen Baumes.

„Wo sind Jack und Charlie?“, fiel der Ärztin auf und sie sah sich hektisch um, doch alles, was sie sehen konnte, war Regen.

„Sie waren genau hinter mir. Ich...“, brach Kate in Panik aus und die, nicht wesentlich, ältere Frau nahm sie in ihre Arme.

Nach etwa fünf Minuten tauchten die Männer allerdings auf.

Beiden ging es gut.

Charlie war einfach hingefallen und Jack hatte ihm geholfen.

Der Regen hörte sogleich wieder auf.

„Wir sollten zurück zu den anderen.“, schlug der Arzt vor und hielt den Transceiver hoch, den er mitgenommen hatte.

Elena deutete ihm durch eine Geste an, dass er das gut gemacht hatte und sie gingen zurück, wobei ihnen auf dem Weg zum Strand die Leiche des Piloten begegnete.

Aufgehängt in einem Baum und vollkommen zerfetzt.

Das Quartett fragte sich, was für ein Tier so etwas nur getan haben könnte.
 

Als sie den Strand wieder erreichten, war Tumult angesagt.

Zwei Männer, Sawyer und ein Iraker namens Sayid, prügelten sich wie wild im Sand.

Jack rannte los und schnappte sich Sawyer, um ihn von Sayid wegzubringen, während Michael den Iraker wegzog.

„Lasst mich los! Er sagt, dass der Absturz meine Schuld ist!“, murrte der orientalische Mann.

„Du bist ja auch ein Terrorist!“, rief Sawyer provozierend und wollte auf ihn losgehen, doch Elena stellte sich ihm in den Weg.

„Warum behauptest du so etwas, Sawyer?“, fragte sie und er grinste sie selbstgefällig an.

„Nun, Kleine, er saß vielleicht zwei oder drei Reihen hinter mir und hatte die Hände die ganze Zeit über unter einem Tuch. Und als wir dann abstürzten... Was ein Zufall... War der Kerl neben ihm tot bevor wir aufprallten.“, berichtete er.

„Das Flugzeug ist abgestürzt, weil die Steuerung ausgefallen ist.“, konterte sie und zerstörte damit seine Stachelei.

„Wir haben den Piloten gesprochen. Er wurde allerdings von irgendetwas getötet.“, richtete sich dann Jack an die anderen, die ihn verdutzt ansahen.

„Und von was, großer Anführer?“, kam es wieder mal herablassend von Sawyer.

Allerdings bekam er diesmal die Antwort von dem Ding, dass den Piloten abgeschlachtet hatte.

Das dröhnende Gebrüll ging ihnen durch Mark und Bein und Elena erschreckte sich so sehr, dass sie sogar, aus Versehen, nach Sawyers Hand griff, der sich schützend vor sie gestellt hatte.

Das Geräusch hallte noch eine Zeit lang durch den Dschungel, war dann aber verschwunden.

„Wow, Süße, wenn du was von mir willst, sag es ruhig und wir suchen uns ein stilles Plätzchen.“, scherzte der Blonde und sein breites Grinsen entblößte schneeweiße Zähne.

Sie verdrehte genervt die Augen und entdeckte dann eine tiefe Schramme an seiner Stirn.

„Komm mit. Das muss ich versorgen.“, forderte sie ihn auf und er wusste im ersten Augenblick nicht wirklich, was sie von ihm wollte, als sie ihn etwas von der Gruppe wegzerrte, während Jack den Überlebenden berichtete, dass der Transceiver kaputt sei und sich danach erkundigte, ob jemand in der Lage war ihn zu reparieren.

Schnell hatte sie seine Verletzung verarztet und sie kamen schnell auf den Absturz zu sprechen.

„Sag mal, wo ist eigentlich dein Verlobter hin?“, harkte er nach und sie schluckte.

Bedrückung stieg wieder in ihr auf und sie dachte zuerst darüber nach, ob sie ihn anlügen sollte.

Aber auf dieser Insel würde das nicht wirklich was bringen.

„Er ist tot.“, entgegnete sie und zwang sich, nicht anzufangen zu heulen.

Diese Blöße würde sie sich nicht vor ihm geben.

„Hm... Glück für mich. Dann bist du ja wieder frei.“, bedachte er, ohne jegliches Mitgefühl und ließ sie dort stehen, wo sie war.

Betrübt sah sie ihm nach.

Sollte er sich darüber lustig machen.

Nützen würde es ihm auf dieser komischen Insel sowieso nichts.

Wahrscheinlich war ja er der Nächste auf der Speiseliste des Monsters.

Als sie mit einem Mal etwas aus ihren Augenwinkeln heraus bemerkte, wurde sie aus diesen Gedanken gerissen.

Sie wandte sich der Bewegung zu und erkannte eine Männergestalt, die halb hinter einem Baum stand und sie beobachtete.

Den Kopf schräg gelegt, näherte sie sich der Person, blieb dann allerdings geschockt stehen.

„Christopher?“, wollte sie wissen und die Gestalt bewegte sich.

Sie kannte diesen Mann, ganz klar, aber er dürfte eigentlich nicht hier sein.

„Du warst schon immer meins.“, wisperte der Fremde mit der Stimme, die sie schon so lange nicht gehört hatte und sie geriet in Panik.

Ein gellender Schrei entwich ihr und, wie von der Tarantel gestochen, eilten die anderen herbei.

Sie erzählte Jack, was sie gesehen hatte, doch er tat das als Trugbild ab.

Sie hatte halt zu viel durchgemacht.

Der Absturz, Davids Tod und dann noch dieses Etwas im Dschungel.

Er riet ihr, dass sie sich ausruhen sollte.

Aber für Elena war klar, dass sie jemanden gesehen hatte, den sie kannte.

Oder eher gekannt hatte.

The Icebear and the French Hiob

„Elena? Hey, wach auf!”, wurde sie am nächsten Morgen von Jacks Stimme geweckt.

Die Beiden hatten sich ein gemeinsames Lager, gebaut aus Flugzeugteilen und Planen, aufgeschlagen.

Auch der schwerverwundete Mann war bei ihnen untergebracht, da seine Lage, mit dem Metallsplitter in der Brust, sehr kritisch war und er deshalb unter ständiger Beobachtung stehen musste.

„Sieht so aus, als müssten wir ihn operieren.“, bedachte der junge Arzt, während seine Kollegin noch nicht ganz wach geworden war.

„Nur wie?“, fügte er eine Frage hinzu.

Elena sah auf den Mann und dann auf Jack.

„Wir müssen uns genug Alkohol besorgen und etwas scharfes zum schneiden.“, wandte sie ein und rieb sich ihre blauen Augen, die von der aufgehenden Sonne geblendet wurden.

Sie hatte nicht sonderlich gut geschlafen und war immer wieder von ihren Alpträumen wach geworden.

Das Gesicht von Christopher, der ihr am vorherigen Abend am Waldrand begegnet war, hatte sie ständig verfolgt und ihr keine Minute Ruhe gelassen.

Jack hatte sie einige Male wach gemacht, da sie sich wie verrückt gewälzt und gewimmert hatte, wie ein kleines Kind.

Ihre traute Zweisamkeit wurde jedoch von Sayid unterbrochen, der an das Zelt herantrat.

Sein Blick fiel kurz auf den Verletzten und dann auf die beiden Ärzte.

„Ich konnte den Transceiver reparieren, der Haken ist nur, dass ich hier unten keinen Empfang habe. Wir müssen höher, um ein Signal senden zu können.“, klärte er sie auf.

Er hatte sich bereit erklärt, das Funkgerät zu reparieren, da er sich, als Ex-Nachrichtenoffizier der Republikanischen Garde, mit solchen elektronischen Geräten auskannte.

Elena, die sich mittlerweile erhoben hatte, sah ihn fragend an.

„Wie weit hoch, Sayid?“, erkundigte sie sich und folgte seinen besorgten Blick, der über die Bäume hinweg auf einen Gebirgskamm starrte.

Sie hätte laut aufstöhnen können.

Das war ja mal wieder klar.

Doch dann fasste sie einen Entschluss.

„Ich werde dich dorthin begleiten. Alleine wäre es selbst für einen Soldaten, wie dich, gefährlich. Du könntest stürzen und dann wäre niemand da, der dir hilft oder zumindest Hilfe holen kann.“, unterbreitete sie ihm ein Angebot und er nahm ihren Vorschlag dankend an.

Jack war fassungslos.

Was war denn jetzt in sie gefahren?

Als Sayid wegging, um noch einige andere zu fragen, ob sie ihn begeleiten wollten, stellte er sie zur Rede.

„Wie stellst du dir das vor? Soll ich den Mann alleine operieren?“, fragte er sie und sah ihr dabei zu, wie sie Wasser und Notfallmedikamente einpackte.

„Du kannst doch auch jemanden anderen fragen, ob er dir hilft, Jack. Es muss ja nur jemand da sein der ihn festhält, während du dieses Ding aus seiner Brust entfernst.“, entgegnete sie.

Er schüttelte den Kopf.

Wie stellte sie sich das vor?

Er konnte doch keinen Laien zu einer Operation hinzuziehen.

„Wir können ihn doch auch nachher zusammen versorgen, dann würde ich euch ebenfalls begleiten.“, warf er dann ein, doch sie sah ihn ernst an.

„Nein, einer von uns sollte hier bleiben. Zur Sicherheit... Da du der Chirurg bist, fällt die Wahl wohl auf dich, Jack. Bitte, vertrau mir einfach.“, bat sie ihn und er nickte schließlich einverständlich.

Ihre Entschlossenheit hatte ihn überzeugt.

Gerade wollte sie gehen, da hielt er sie noch einmal zurück.

„Elena! Versprich mir, dass, wenn du irgendetwas siehst oder hörst, du sofort läufst... Und zwar so schnell du nur kannst.“, verlangte er von ihr und sie nahm seine Hand.

Die Wärme ihrer Finger ging auf ihn über und zauberte ihm ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen.

Er war nicht sehr begeistert von ihrer Idee, sich waghalsig in diesen Wald zu begeben, dass sah sie ihm an.

Aber sie musste einfach.

Es machte sie wahnsinnig hier herumzusitzen und nichts zu tun, als diesen sterbenden Mann beim Leiden zuzusehen.

Es erinnerte sie an David, wie er in ihren Armen gestorben war.

„Keine Sorge. Ich werde schneller rennen, als Forest Gump.“, scherzte sie und auch er musste lachen, was die Situation etwas erleichterte.

Dann umarmte sie ihn zum Abschied.
 

„Die Beiden haben doch was miteinander, oder?“, murmelte Charlie neugierig, der sich ebenfalls der Bergsteigertruppe angeschlossen hatte.

Kate, Sayid und die Geschwister, Boone und Shannon, die sich ebenfalls bereit erklärt hatten mitzugehen, sahen ihn verdutzt an.

Was hatte der denn für Ideen?

„Nur, weil sie sich umarmen?“, meinte der dunkelhaarige Boone und zog eine Augenbraue hoch.

„Nicht nur das! Immerhin schlafen die auch zusammen in einem Zelt! Wer weiß, was da läuft, wenn wir nicht hinsehen.“, spekulierte der blonde Rockmusiker und grinste breit.

Shannon verdrehte die Augen.

„Natürlich, die machen rum, während der Mann mit dem Splitter am krepieren ist!“, entgegnete sie und erntete dafür nur böse Blicke.

Sie hatte sich aber auch wirklich geschmacklos ausgedrückt.

„Es ist doch egal, was sie miteinander haben und was nicht. Sie sind Ärzte und sie sind hier. Das genügt mir.“, mischte sich Sayid ein und beendete damit das Gespräch, da Elena nur noch wenige Meter entfernt war.

„Können wir?“, harkte sie nach und sah sich die kleine Gruppe genauer an.

Gut, dass es nicht mehr allzu viele waren, die mitkamen.

Je größer die Gruppe, desto langsamer waren sie.

Und schon machten sie sich auf den Weg.

Dabei kamen sie an Sawyer vorbei, der auf einem verbogenen Wrackteil saß und eine Zigarette rauchte.

Wo hatte er die nur her?

Wahrscheinlich gefunden.

Elena sah zu ihm rüber, doch als er bemerkte, dass sie ihn anstarrte, erwiderte er ihren Blick und sie sah schnell zu Boden.

Seine hellblauen Augen verfolgten sie.
 

Sie waren gerade zehn Minuten unterwegs, da tauchte er hinter ihnen auf und drängelte sich vor die Gruppe, was allgemeine Empörung und Verwunderung hervorrief.

Alle waren verblüfft über sein plötzliches Auftauchen.

„Du kommst auch mit?“, erkundigte Elena, die zuerst ihre Sprache wiedergefunden hatte, sich skeptisch und eine ihrer Augenbrauen hob sich an.

Er grinste ihr charmant zu und strich sich sein Haar lässig zurück.

„Ich bin ein vielschichtiger Typ, Schnucki!“, konterte er nur und sie verdrehte genervt die Augen.

Na toll, er war ihnen nur gefolgt, um ihr auf den Geist zu gehen!

Doch sie würde ihm nicht zeigen, dass er ihr gerade den Trip versaut hatte.

Der Aufstieg war anstrengend für jeden von ihnen und es schien immer steiler zu werden.

Sie mussten sich einen erdigen Hang an langen, herausragenden Wurzeln hinaufhangeln.

Schweiß tropfte von ihrer Nase, während Elena sich anstrengte voranzukommen und nicht herunterzufallen.

Aber auf den letzten Stück rutschte sie mit dem Fuß ab und schloss schon die Augen, in Erwartung, sie würde abstürzen und auf dem harten Boden aufprallen, doch jemand griff nach ihrer Hand und zog sie hoch.

Es war natürlich Sawyer, der ihr, sozusagen, das Leben rettete, wofür sie ihm ein Lächeln schenkte.

„Vielen Dank.“, brabbelte sie in sich hinein und errötete, als er sie etwas näher an sich ranzog und ihre Hand nicht losließ.

„Kein Problem, Prinzessin.“, kam es von ihm und seine dunkle Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

Sie tauschten Blicke aus und Elena spürte, wie sehr sie sich von ihm angezogen fühlte.

Doch riss sie sich schnell zusammen und machte sich von ihm los, um weiter zugehen, als ob nichts gewesen wäre.

Auch die anderen kamen schließlich oben an und atmeten erschöpft durch.

„Hey, Aladin, check mal den Transceiver.“, forderte der blonde Frauenheld den Iraker auf, doch Sayid, der mit diesen neuen Spitznamen nicht zufrieden schien, schüttelte nur den Kopf.

„Nein, wir sind noch nicht hoch genug.“, klärte er ihn auf, doch Sawyer duldete keine Ausreden.

„Ich sag ja nicht, dass du das Teil die ganze Zeit laufen lassen sollst... Nur kurz ein- und ausschalten.“, versuchte er ihn zu Überreden, doch der Iraker sah dies nicht ein.

„Die Batterien sind schwach. Wir müssen zuerst höher.“, widersprach er und Sawyer wollte gerade eine abfällige Bemerkung loswerden, da traf ihn Elenas mahnender Blick und er verstummte, sah sie allerdings grimmig an.

„Wie hoch müssen wir denn noch?“, wollte Kate wissen und ihre grünen Augen wanderten durch den bedrohlichwirkenden Dschungel, verängstigt, es könnte jeden Moment das Monster von gestern wieder auftauchen und alle töten.

„Noch ein Stück. Wir...“, wollte Sayid antworten, doch ihr Gespräch wurde von einem Geräusch unterbrochen.

Ein Rascheln und das Abbrechen von Zweigen drang an ihre Ohren und alle suchten das Terrain nach Bewegungen ab.

Dann bemerkten sie, dass sich, genau vor ihnen, etwas rührte.

Ein lautes Brüllen ertönte und Elenas erster Gedanke war, dass es das Monster war.

„Weg hier!“, stieß Boone hervor und alle machten sich daran, dass Weite zu suchen.

Bis auf Sawyer.

Seelenruhig blieb er zurück und wartete anscheinend darauf, gefressen zu werden.

Als Elena dies bemerkte, blieb sie stehen und starrte ungläubig auf ihn zurück.

War der lebensmüde?

Sie wusste zuerst nicht, was sie machen sollte.

Entschied sich dann allerdings zu ihm zurückzulaufen.

Sie würde ihn bestimmt nicht von diesem Ding fressen lassen, auch wenn er nicht gerade der Freundlichste der Überlebenden war.

„Sawyer, komm schon! Wir müssen uns verstecken!“, forderte sie ihn auf und zog an seinem Arm, doch anstatt sich wegzubewegen, umfasste er ihr Handgelenk und hielt sie ebenfalls dort fest.

Sie versuchte sich zu befreien.

„Spinnst du? Lass mich sofort los!“, schrie sie und kratzte ihn, bei dem Versuch sich zu befreien.

„Warte!“, murrte er, während dieses Etwas immer näher kam.

Genau in dem Moment, in dem ein großer Schatten aus den Gebüschen hervorgestürzt kam, zog er eine Pistole.

Eine Neunmillimeter, wie sie erkannte, aus der er einige Schüsse abfeuerte.

Jedes Mal, wenn ein Schuss erklang, zuckte sie zusammen, die Augen zusammengekniffen.

Als nichts mehr zu hören war, öffnete sie sie wieder, um mit Schrecken zu sehen, dass es sich um einen großen Bären handelte, der tot vor ihnen lag.

Ein Eisbär!

Und er war bestimmt annähernd eine Tonne schwer!

Die anderen waren währenddessen auch wieder herbeigeeilt, als sie die Schüsse vernommen hatten.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte Sayid sich und entdeckte ebenfalls den Eisbären.

„Das ist ein Bär!“, konnte Kate nur ungläubig hervorbringen.

„Ein Eisbär.“, korrigierte Boone sie und Shannon, die sich hinter ihrem Bruder versteckte, brachte sich ebenfalls in das Gespräch ein.

„Aber... Leben Eisbären nicht am Nordpol?“, wollte sie verblüfft wissen.

Wie schlau von ihr, als ob sie das nicht alle wüssten!

„Bingo!“, erwiderte Charlie und rieb sich durch sein zersaustes Haar.

„Ja, ich habe noch nie einen so weit südlich gesehen.“, kam es nun von Sayid.

Elena, die bemerkte, dass Sawyer immer noch ihre Hand festumschlossen hatte, machte sich nun endlich von ihm los, um ihn verstört anzuglotzen.

„Woher kommt die?“, verlangte sie eine Antwort und er stolzierte etwas um die Gruppe herum.

Scheinbar von dem Hochgefühl über seine Jagdtrophäe erfasst.

Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er sie an.

„Der Bär? Keine Ahnung, vielleicht aus der Bärendisko? Ich würde ihn ja gerne fragen, aber er scheint etwas unpässlich.“, scherzte er gutgelaunt, die anderen vor einen Bären gerettet zu haben.

Wie witzig!

Sie verstand allerdings keinen Spaß und wiederholte ihre Frage.

„Die Waffe, Sawyer? Woher hast du die?“, ließ sie nicht locker und er steckte sie sich hinten in die Hose.

„Die hab ich von dem Verwundeten. Ach ja, der Mann ist übrigens ein US-Marshall. Die Marke hab ich auch eingesteckt... Fand ich cool!“, erzählte er ihnen von seiner Entdeckung.

„Das ist echt widerlich!“, presste Shannon hervor und die anderen stimmten ihr stumm zu.

Er hob allerdings nur verteidigend die Arme.

„Was denn? Immerhin hab ich uns vor dem verdammten Eisbären gerettet.“, beschwerte er sich darüber, dass die anderen ihn nicht wie einen Helden feierten.

Sayid hatte allerdings eine andere Erklärung dafür, dass er die Waffe bei sich trug.

„Jetzt wird es mir klar. Du bist sein Gefangener. Der Marshall sollte dich zurück in die Staaten bringen, deshalb wusstest du auch von der Pistole.“, wandte er ein.

Sawyer fühlte sich wirklich angegriffen und war schon wieder dabei auf den Iraker loszugehen, konnte sich allerdings gerade noch zurückhalten.

„Von mir aus! Ich bin der Gefangene. Du bist der Terrorist...“, war er bereit einen Kompromiss einzugehen und schmunzelte hinterhältig.

Er richtete sich an Shannon, die sich erschreckte.

„Jeder bekommt eine Rolle... Wer willst du sein?“, wollte er von ihr wissen.

Er hatte Elena gerade den Rücken zugedreht, da nutzte sie diese Gelegenheit, um ihm die Waffe abzunehmen.

Flink wie sie war, hatte sie das im Nullkommanichts geschafft.

Sie richtete die Mündung nun auf den gehässigen Blonden und sah ihn bestimmt an.

Ihre blauen Augen funkelten, während sie sein Schmunzeln bemerkte.

Er hob auffordernd die Arme.

„Bitte, nur zu... Du schießt sowieso nicht.“, machte er sich über sie lustig, sprang allerdings sofort weg, als sie ihm genau vor die Füße schoss.

Sie traute sich also nicht?

Ein teuflisches Grinsen huschte über ihre Lippen.

„Ach, nein? Du bist nicht der Einzige, der mit einer Waffe umgehen kann.“, gab sie zurück und machte die Pistole unbrauchbar.

Sie löste das Magazin und holte die Patrone heraus, die noch im Anschlag steckte.

Es war nur noch eine Kugel drin.

Schnell überreichte sie die Einzelteile Sayid, um nicht doch noch in Versuchung zu geraten Sawyer abzuknallen.

Der Iraker entschied sich dafür, dass sie weitergehen sollten.

Als sie den Blonden passierte, packte er sie unsanft am Arm und zog sie näher zu sich.

Dieses kleine Miststück, sollte es nicht wagen, sich noch einmal mit ihm anzulegen.

„Ich kenne Frauen wie dich! Ich hab schon mit solchen geschlafen.“, wisperte er und grinste süffisant.

Sie sah ihn trotzig ins Gesicht.

„Es gibt keine andere Frau wie mich... Sorry, dass ich deine Hoffnungen zerstört habe, Kleiner.“, zischte sie wütend und schlug seine Hand weg, um den anderen zu folgen.

Was dachte er eigentlich, wer er war?
 

Nach einer weiteren halben Stunde Marsch, holte Sayid das Funkgerät heraus.

Sie standen nun auf einer Lichtung.

„Oh, jetzt kann er das mit dem Funk checken!“, kam eine Beschwerde von Sawyer, die allerdings nicht beachtet wurde.

Und tatsächlich suchte das Gerät nach einem Kanal.

Zuerst war es nur ein monotones Rauschen, dass zu hören war.

Sayid probierte es weiter und wandte sich dann nachdenklich an die anderen.

„Ich kann kein Signal senden, weil der Kanal von einem anderen blockiert wird.“, erklärte er ihnen und sie sahen sich gegenseitig an.

Wie bitte?

Was bedeutete das nun wieder?

Elena wollte gerade etwas sagen, da erklang eine französische Frauenstimme aus dem Funkgerät.

„Wow, das sind die Rettungskräfte, oder? Die Franzosen kommen. Ich war noch nie so froh, die Franzosen zu hören!“, jubelte Charlie schon drauf los und auch alle anderen strahlten bis über beide Ohren.

„Was sagt sie?“, erkundigte sich Boone und alle sahen sich gegenseitig an.

Die Nachricht wurde noch mal wiederholt.
 

Si qui que ce soit puisse entendre ceci, ils sont morts.

Veuillez nous aider!

Je vais essayer d'aller jusqu'au Rocher Noir.

Il les a tués.

Il les a tués tous.

Il est dehors.

Il est dehors et Brennan a pris les clés.

Veuillez nous aider.

Ils sont morts.

Ils sont tous morts.

Aidez-nous.

Ils sont morts.

Ils sont tous morts.

Si qui que ce soit puisse entendre ceci.

Il est dehors.

Veuillez nous aider.

Veuillez nous aider!
 

„Kann einer französisch?“, fragte Sawyer und wieder wurde sich ratlos angeblickt.

„Elena, dein richtiger Vater ist doch Franzose, oder? Das hab ich mal in einer Zeitung gelesen.“, warf Charlie ein, doch sie schüttelte entschuldigend den Kopf.

„Italiener. Und das ist was ganz anderes, glaub mir.“, klärte sie die Gruppe auf, die sie aus leeren Gesichtern ansah.

Da meldete sich Boone wieder zu Wort.

„Shannon, du kannst französisch. Du hast doch mal ein Jahr in Frankreich verbracht.“, erinnerte er sich, doch sie versuchte sich aus dieser Situation rauszuwinden.

„Nein... Ich war doch nur dort, um Party zu machen und nicht um eine Sprache zu lernen.“, stritt sie ab und alle schienen enttäuscht.

„Versuch es doch wenigstens.“, bettelte Boone weiter und schließlich gab sie sich geschlagen.

„Aber mein französisch ist nicht besonders gut.“, warnte sie alle vor und nahm das Funkgerät von Sayid entgegen.

Die Stimme ertönte fortwährend.

„Wenn jemand diese Nachricht hört, schickt Hilfe. Sie sind alle tot. Ich versuche so schnell wie möglich zum schwarzen Felsen zu kommen. Es hat sie getötet. Es hat sie alle getötet!“, übersetzte sie und entsetzte Blicke wurden ausgetauscht.

„Was soll das heißen? Was hat sie alle getötet und wen?“, fragte Charlie in die Runde, doch niemand konnte ihm antworten.

Sawyer tigerte nervös hinter den anderen herum und sah so aus als ob er jeden Moment austicken würde.

„Wir sollten mit dem Quatsch aufhören. Sie hat doch selbst gesagt, ihr französisch ist nicht gut. Wahrscheinlich versteht sie eh nichts!“, begann er auf Shannon herumzuhaken und bekam dafür Empörung von allen Seiten zu hören.

„Lass sie doch zuhören!“, nölte Charlie.

Shannon durfte es weiterversuchen.

„Es hat sie alle umgebracht. Bitte schickt Hilfe... Irgendjemanden... Hilfe.“, konnte sie noch einen kleinen Teil der Nachricht entschlüsseln.

Tausende von Fragen schwirrten durch die Köpfe der Anwesenden.

Was war der schwarze Felsen?

Was hatte sie getötet?

Gab es noch andere Überlebende auf dieser gottverlorenen Insel?

Horrorszenarien wirbelten durch ihre Gedanken.

„Mehr konnte ich nicht verstehen.“, entschuldigte sie sich und reichte das Funkgerät wieder zurück an Sayid.

Der hatte während der ganzen Translation sehr nachdenklich ausgesehen.

„Sechszehn Jahre und fünf Monate...“, murmelte er und zog so die Aufmerksamkeit auf sich.

„Was?“, harkte Elena nach und raufte sich ihre schwarzen, wallenden Locken.

Er sah sie mit ernstem Blick an.

„Die Nachricht hat einen Zähler, der jede Wiederholung zählt. Nach meinen Berechnungen läuft der Hilferuf schon seit über sechszehn Jahren.“, erläuterte er seine Aussage, was ihnen die letzte Hoffnung nahm

Die Frau, die diese Nachricht gesendet hatte, war vermutlich schon längst nicht mehr am Leben.

Bedrückung machte sie breit.

Doch Kate wollte anscheinend nicht aufgeben.

„Vielleicht wurden sie gerettet?“, versuchte sie, die Stimmung zu heben, doch Sawyer machte ihr einen Strich durch diese Rechnung.

Sawyer wuselte wieder ungeduldig von der einen zur anderen Seite und blieb schließlich bei Elena stehen.

„Wenn sie tatsächlich gerettet wurden, warum läuft die Nachricht dann immer noch?“, brachte er alle zum Nachdenken.

Bad Day

Nach dieser niederschlagenden Entdeckung machte die Truppe sich auf den Heimweg.

Keiner sprach ein Wort.

Der Abstieg wurde schweigend hinter sich gebracht.

Nach etwa einer Stunde schlug Sayid vor, dass sie ein Lager für die Nacht aufschlagen sollten.

„Was? Du willst hier im Dunkeln im Dschungel hocken und darauf warten, dass noch ein Eisbär, oder viel schlimmer dieses Monster, wiederkommt? Da kannst du ja gleich danach rufen! Also, ich geh zurück zum Strand.“, murrte Sawyer genervt.

Er würde bestimmt nicht noch eine Sekunde länger in diesem Wald verbringen und besonders nicht mit solch einer Gesellschaft!

Elena sah ihn durchdringend an.

„Hey, bleib hier. Du schaffst es sowieso nicht vor Sonnenuntergang am Strand zu sein und allein bist du ein noch viel leichteres Ziel für dieses Ding.“, beharrte sie und er sah sie lächelnd an, wobei er äußerst verführerisch aussah.

„Oh, du willst wohl nur, dass ich dich wärme, was, Baby?“, wisperte er ihr zu, als er ihr so nahe gekommen war, dass keiner von den anderen es hören konnte.

„Das hättest du wohl gern!“, entgegnete sie allerdings nur und setzte sich demonstrativ weit weg, während Sayid und Boone Holz sammelten, um ein Feuer zu entfachen.

Als alle so um das Feuer herumsaßen, fiel das Thema natürlich wieder auf den Absturz und die hoffentlich baldige Rettung.

„Der Pilot sagte, er hat den Kurs geändert und wollte Fidschi anfliegen.“, erzählte Elena und sah die anderen entschuldigend an.

Sie hätte ihnen viel lieber gesagt, dass schon jemand unterwegs war, um sie von dieser Insel runterzuholen.

Doch das war scheinbar nicht so.

„Wir sind sechs Stunden geflogen, bevor wir abgestürzt sind. Das heißt wir sind etwa eintausend Kilometer vom Kurs abgekommen.“, ermittelte der Iraker und strich sich sein schwarzes lockiges Haar aus dem Gesicht.

Es wurde wieder einige Zeit lang geschwiegen.

„Na ja, mittlerweile gibt es doch im Weltraum Satelliten... Vielleicht können die uns so finden. Immerhin fotografieren die Teile auch Nummernschilder.“, versuchte Charlie die Gruppe wieder zu ermutigen, doch Sayid zerstörte dies alles.

„Oh, zu schade, dass wir unsere Nummernschilder nicht dabei haben!“, gab er sarkastisch zurück und es wäre auch recht komisch gewesen, wenn sie sich nicht in einer so misslichen Lage befänden.

„Ein Satellit braucht ein Ziel, dass er fotografieren kann. Wenn er nicht weiß, von was er Fotos machen soll, dann tut er es auch nicht.“, klärte er Charlie dann auf, der nur verständlich mit dem Kopf nickte.

Das war natürlich mies!

Sawyer meldete sich wieder zu Wort, obwohl einige wahrscheinlich lieber gewollt hätten, dass er den Mund hielt.

„Okay, Leute. Wir sind am Arsch der Welt und uns jagt so ein Ding, von dem niemand weiß wie es aussieht. Also, reden wir mal über was anderes... Die Nachricht, zum Beispiel.“, wandte er ein und leere Gesichter antworteten ihm.

Er versuchte es erneut, sichtlich genervt.

„Sie läuft schon über sechszehn Jahre, wie unser Captain Falafel uns bereits klargemacht hat. Es ist folglich sehr unwahrscheinlich, dass uns einer findet, oder?“, harkte er nach und schließlich antwortete Boone ihm.

„Wir sollten den anderen davon erzählen.“, brachte er seine Meinung ein, doch Elena schüttelte hastig mit dem Kopf.

„Nein, dass sollten wir besser sein lassen.“, bedachte sie, doch Boones Gesichtsausdruck zeigte ihr, das er nicht verstehen konnte, was sie da grade von sich gegeben hatte.

Auch in den Gesichtern der anderen, mit Ausnahme von Sayid, bildeten sich große Fragezeichen.

Sie holte Luft, um sie aufzuklären.

„Wenn wir ihnen davon erzählen, werden sie vielleicht in Panik geraten.“, beteuerte sie und Sayid eilte ihr zur verbalen Hilfe.

„Das stimmt. Wir würden ihnen jegliche Hoffnung auf Rettung nehmen und Menschen sind echt zu allem fähig, wenn sie nicht mehr hoffen können.“, bestätigte er und alle sahen sich an.

Das klang schon überzeugend.

Und sie wollten ja nicht, dass sich dieser Abenteuertrip in ein Massaker verwandelte.

Sie entschieden, dass es nun Zeit war, sich auszuruhen, also legten sich alle hin.
 

Elena hörte das Rascheln von Grashalmen genau neben ihrem Kopf.

Müde öffnete sie die Augen und sah sich vorsichtig um, konnte in der Dunkelheit allerdings nicht wirklich etwas erkennen.

War das etwa wieder irgendein Tier, dass ihnen aufgelauert hatte?

Sie wollte schreien, ließ es allerdings bleiben.

Neben ihr lag Sawyer.

Sie erkannte seine Silhouette.

Gerade wollte sie ihn anstupsen, um ihn ebenfalls wach zu machen, da sprang Sayid auf und löste somit sowieso ein panisches Durcheinander aus.

Alle schreckten sofort hoch und blickten sich an.

Boone stand in ihrer Mitte und hielt die Pistole und das Magazin mit der letzten Kugel in den Händen.

„Er hat mir die Waffe abgenommen!“, empörte sich Sawyer lautstark und auch Sayid bemerkte, dass Boone die Munition hatte, die er in seinen Rucksack verstaut hatte.

„Was soll das werden, Boone?“, wollte er mit ruhiger, aber auch bedrohlicher Stimme wissen.

Der junge Mann schluckte nervös.

„Ich dachte nur, jemand sollte sie haben. Falls wieder ein Bär oder sonst was auftaucht.“, versuchte er sich zu verteidigen, wobei er kläglich scheiterte.

„Und dann dachtest du, die Knarre wäre in deinen unerfahrenen Händen gut aufgehoben?“, erkundigte Sawyer sich nun in dem gewohnt ironischen Tonfall.

„Na gut! Wenn ich sie nicht haben soll, dann nimmt Elena sie!“, schlug er vor und reichte ihr das kalte Metall.

Sie war so erschrocken, dass sie sie beinahe wieder fallen ließ.

„Aber ich...“, wollte sie gerade widersprechen, da mischte sich Kate ein.

„Du hast Erfahrungen mit Waffen, Elena.“, wandte sie ein und die junge Ärztin sah sie verdutzt an.

Was sollte das denn heißen?

Nur, weil sie wusste, wie man schießt, musste sie unbedingt mit dem Teil durch die Gegend laufen?

„Aber Sayid und Sawyer...“, brabbelte sie, wurde allerdings wieder von der anderen Frau unterbrochen.

„Sayid hat andere Aufgaben und Sawyer würde uns vermutlich erschießen, wenn ihm irgendetwas nicht passt.“, argumentierte sie, was dem Blonden gar nicht gefiel.

„Hey, jetzt stell mich mal nicht so dar, als ob ich vollkommen unkontrolliert durch die Weltgeschichte flaniere. Klar, Sommersprosse?!“, murrte er gereizt.

„Woher kann unsere liebe, süße Doktor Quinn überhaupt mit solchen Spielzeugen hantieren?“, harkte er dann nach und kam ihr dabei wieder auf diese unangenehme, bedrängende Art näher, sodass sie ihm am liebsten die Pistole an den Kopf gehalten hätte.

„Ich hatte Unterricht. Als schwache, wehrlose Frau hat man es schließlich nicht einfach in dunklen Gassen oder sonderbaren Urwäldern.“, entgegnete sie und schob das Magazin in die Waffe.

Ein Klicken ertönte, als es einharkte.

Sawyer war ihr nun so nah gekommen, das sie seinem Atem auf ihrem Haar spüren konnte.

„Scheint ja so, als ob David nicht gut genug war, um dich zu beschützen. Wenn du willst, kannst du zu mir kommen, sobald wir wieder am Strand sind... Dann kann ich auf dich aufpassen, während du mir zeigst, wie du deinen Beschützern dankst...“, witzelte er und sein dreckiges Kichern drang an ihre Ohren.

Mit ihrer Faust holte sie aus und verpasste ihm einen Tiefschlag, der ihn vor Schmerz in eine Krümmung zwang.

Hatte die nicht mehr alle Tassen im Schrank?

Das tat doch weh!

Von den anderen bekam er allerdings keine mitfühlenden Worte oder Blicke, sondern eher abfällige Bemerkungen.

Es wurde sich wieder schlafen gelegt.
 

Am nächsten Morgen erreichten sie rasch den Strand und wurden auch bereits von allen erwartet.

Sayid erklärte, dass sie leider kein Signal empfangen hatten und das sie wohl noch länger hier bleiben mussten.

Deshalb teilte er die Gruppe ein.

Einige sollten sich um Planen kümmern, damit man Regenwasser sammeln konnte, eine andere Gruppe sollte sich ums Essen kümmern, damit sie noch lange etwas davon hatten, und wieder andere sollten für ihn alle elektronischen Geräte sammeln, damit er das Funkgerät umbauen könnte, um ein besseres Signal zu erreichen.

Alle waren ziemlich betrübt darüber, ließen allerdings die Köpfe nicht hängen, sondern machten sich sofort wieder an ihre zugeteilten Aufgaben.

Elena zog Jack beiseite, um sich unter vier Augen mit ihm zu unterhalten.

„Sayid lügt, Jack.“, gestand sie ihm und er sah sie verwundert an.

„Was?“, wollte er verdutzt wissen und sah sie mit schräggelegtem Kopf an.

Warum sollte er das tun?

Die junge Ärztin holte einmal tief Luft, um ihm schließlich aufzuklären.

„Wir konnten kein Signal senden, weil es von einem anderen blockiert wurde. Die Stimme einer französischen Frau, die immer wieder dasselbe wiederholt.“, erzählte sie ihm und blickte dann schluckend auf ihre Schuhe.

Sie trug mittlerweile Wanderstiefel, die sie von einer Toten genommen hatte.

„Und was hat sie gesagt?“, harkte der Mann nach und durchbohrte sie nahezu mit seinen braunen Augen.

Sollte sie ihm das erzählen?

Sie musste.

Ansonsten hätte sie gleich darüber stillschweigen bewahren können.

„Sie sprach davon, dass alle von irgendeinem Ding getötet wurden.“, antwortete sie ihm und ihre Augen spiegelten ihr Bedauern, über diese schlechten Nachrichten, wieder.

„Das Monster?“, kam es skeptisch von Jack und sie zuckte bloß mit den Schultern.

„Das weiß ich nicht, Jack. Das Einzige, das wir herausbekommen konnten, ist, dass die Nachricht schon seit sechszehn Jahren läuft.“, murmelte sie und ließ den Kopf mutlos hängen.

„Hey, wir schaffen das schon, Elena. Glaub mir.“, versuchte er sie aufzuheitern und nahm ihre Hand in seine.

Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie die Wärme seiner Haut spürte.

„Ja, du hast Recht.“, entgegnete sie und war gewollt ihn zu umarmen.

Doch er schien noch etwas auf den Herzen zu haben.

„Der Mann mit dem Splitter in der Brust... Ich habe ihn heute zusammen mit Hurley operiert und...“, wollte er ihr berichten, doch sie unterbrach ihn.

„Hat er es geschafft? Wie geht es ihm?“, löcherte sie den Kollegen, der abwehrend die Hände hob.

„Er ist soweit stabil. Obwohl Hurley mir einige Mal kollabiert ist und ihn beinahe unter sich erdrückt hätte.“, scherzte er und sie lachte.

Aber dann wurde er wieder ernst.

„Elena... Er hat mit mir geredet. Der Mann ist ein US-Marshall.“, warf er ein und nun wusste sie, dass Sawyer Recht gehabt hatte.

„Und er war nicht allein. Er hatte eine Gefangene bei sich.“, wurde sie von Jacks Stimme aus den Gedanken gerissen und blickte ihn verwirrt an.

Eine Gefangene?

Also konnte der blonde Störenfried gar nicht der Bösewicht sein.

„Hat er gesagt, wer es ist?“, traute sie sich die Frage zu stellen und Jack nickte bedrückt.

„Es ist Kate. Elena... Wir müssen es den anderen sagen.“, verlangte er.

Sie spürte, wie ihr für einen Moment lang schlecht wurde, bekämpfte diesen Ohnmachtsanfall allerdings.

Die nette Kate war wirklich eine Schwerverbrecherin?

Das konnte sie nicht wirklich glauben.

Aber, wenn Jack das von dem Mann erfahren hatte, dann musste es ja auch stimmen.

Doch irgendwie fand sie die Idee nicht sonderlich schlau, es allen zu erzählen.

„Wir sollten es für uns behalten, Jack. Was, wenn alle durchdrehen? Der Gedanke eine Verbrecherin... Vielleicht sogar Mörderin unter uns zu haben, ist nicht gerade berauschend. Außerdem müssen wir nun alle zusammenhalten und Kate hat sich bis jetzt nur als Hilfe herausgestellt.“, wandte sie ein, was ihm auch einleuchtete.

Sie hatte ja Recht.

Er gab sich geschlagen.

Da fiel ihm allerdings schon das nächste Problem ein.

„Da gibt es noch eine andere Sache, die mir Sorgen bereitet. Die Antibiotika gehen uns so langsam aus.“, unterbreitete er ihr, was ihn beunruhigte.

Sie sah sich die Vorräte an.

Es stimmte.

Die Medikamente reichten vielleicht noch ein bis zwei Tage.

„Vielleicht sind noch welche im Wrack?“, überlegte sie dann laut und sie entschieden sich schließlich dazu, den zerstörten Mittelteil des Flugzeugs zu durchstöbern.

Hurley wurde befehligt auf den Schwerverletzten aufzupassen, während sie sich, mit Taschenlampen bewaffnet, in das Wrack begaben.

Sie hatten gerade mit den Suchen angefangen, da hörten sie ein Rascheln, das ebenfalls aus den Trümmern an ihre Ohren drang.

Sofort stellte Jack sich schützend vor Elena und sie warteten darauf, das irgendetwas sie anspringen würde, doch stattdessen ging eine weitere Taschenlampe an.

„Buh! Na, hab ich euch erschreckt, ihr Turteltäubchen?“, hörten sie Sawyers Stimme und atmeten erleichtert auf.

„Was machst du hier?“, erkundigte Jack sich und strich sich durch sein kurzes, dunkles Haar.

Der Blonde grinste und näherte sich ihnen.

„Ich suche nach brauchbaren... Alkohol, Zigaretten, Playboys...“, klärte er sie auf und blickte dabei verführerisch auf Elena, die sich lieber noch ein bisschen mehr hinter ihrem Kollegen versteckte.

„Du plünderst.“, stellte dieser fest und Sawyer lachte.

„Genau wie ihr zwei Hübschen.“, erwiderte er und grinste süffisant.

„Wir suchen nur nach Antibiotika, Sawyer. Das ist was anderes.“, verteidigte Jack ihr Vorhaben.

Sawyer sah sie skeptisch an.

„Wie viele Medikamente wollt ihr noch an ihn verschwenden? Der Mann stirbt sowieso. Er hat einen Metallsplitter in der Brust, der einen Elefanten töten könnte. Ich bitte euch, Leute.“, meinte er genervt und wollte die Trümmer schon verlassen, da konterte Jack.

„Wir versuchen es zumindest, Sawyer.“, knurrte er und Elena dachte, dass die Beiden sich jeden Moment an die Gurgeln gehen würden, so aggressiv wie die sich gegenüberstanden.

„Ihr denkt wirklich noch, dass wir gerettet werden, was? Ihr solltet mal überlegen, wo wir hier sind. Das ist nicht die Zivilisation, sondern die Wildnis. Nur der Stärkere überlebt.“, brachte Sawyer noch hervor und verschwand dann mit seiner Beute ins Tageslicht.

Während Jack über den Blonden fluchte und ihn verwünschte, dachte Elena über seine Worte nach.

Er lag nicht mal so verkehrt.

Sie verschwendeten wirklich Medikamente an den Mann, der jede weitere Stunde nur noch mehr leiden musste.

Sie erinnerte sich an die Pistole, die sie sich hinten in den Hosenbund gesteckt hatte.

Das kalte Metall drückte gegen ihren Rücken.

Was, wenn man ihn einfach von seinen Leiden erlöste?

Nur ein einziger Schuss und es war vorbei.

Schnell schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab.

Sie war Ärztin und keine Henkerin.

Sie sollte retten und nicht töten.
 

Es begann zu regnen und die Stimmung am Strand ähnelte dem Weltuntergang.

Sie hatten noch einige Packungen mit Antibiotika finden können, doch es sah nicht gut aus.

Wenn nicht bald ein Wunder geschehen würde, wäre es für alle vorbei.

„Ich wette, Sawyer hat noch welche. So oft, wie der in dem Wrack...“, begann Jack, doch sie unterbrach ihn.

„Hörst du das?“, fragte sie ihn und beide lauschten.

Es hörte sich so an, als würde es einen Kampf geben und die Geräusche kamen aus dem Zelt, wo der verletzte Marshall lag.

Sie rannten, wie von der Tarantel gestochen los und stürzten in das Zelt, nur um zu sehen, wie der, anscheinend ziemlich zähe Mann, Kate an den Hals ging und versuchte sie zu erwürgen.

Jack ging sofort dazwischen und drückte den Marshall zurück auf seine provisorische Liege.

Panisch hyperventilierte der Mann für einige Sekunden, bis er schließlich ganz die Luft anhielt.

Jack schüttelte ihn und zwang ihn so wieder nach Luft zu schnappen.

So schnell würde er ihn nicht wegsterben.

Elena hatte währenddessen Kate beiseite genommen.

„Was hast du mit ihm gemacht?!“, kam eine wütende Frage von Jack und er gab dem Mann etwas zu trinken und versuchte ihn zu beruhigen.

„Ich wollte nur... Ich hab...“, stammelte sie vor sich hin und schien vollkommen aufgelöst.

Wahrscheinlich hatte sie, verständlicherweise, nicht damit gerechnet, dass er sie in seinen Zustand angreifen würde.

„Ist schon gut, Kate. Komm, wir gehen nach draußen.“, schlug die junge Ärztin der verstörten Frau vor und führte sie hinaus.

Der Regen hatte sich bereits wieder gelegt.

„Ich wollte nur nach ihm sehen, weil ihr beide doch nach Medikamenten gesucht habt.“, erklärte die Brünette und ihre grünen Augen zuckten aufgeregt hin und her.

Elena legte ihr einen Arm auf die Schulter.

„Kate... Es ist schon gut. Jack und ich... Wir wissen, dass du mit ihm zusammen im Flugzeug warst.“, gestand sie ihr und beide sahen sich durchdringend an.

Dann lächelte Elena beruhigend und ihre azurblauen Augen funkelten.

„Wir werden den anderen nichts davon erzählen. Egal, was du getan hast, Kate. Wir müssen schließlich zusammenhalten.“, versicherte sie ihr und die Frau atmete aus, was der Ärztin sagte, dass sie wohl irgendetwas fürchterliches verbrochen haben musste.

Sie fiel ihr dankend um den Hals.

Jack kam aus dem Zelt und störte so die Unterhaltung der Beiden.

„Ich konnte ihn soweit ruhig stellen.“, richtete er sich an Elena, die nur nickte.

„Wird er sterben?“, wollte Kate wissen und sah beide Ärzte an.

Die warfen sich vielsagende Blicke zu.

Das stand ja wohl fest!

„Er hat starkes Fieber, spricht in keiner Weise auf die Antibiotika an und sein Abdomen ist verhärtet... Er hat vielleicht noch zwei oder höchstens vier Tage.“, diagnostizierte Jack und raufte sich das Haar.

Kate schluckte.

„Wird er sehr leiden müssen?“, harkte sie noch nach, bekam allerdings von keinem von beiden eine Antwort.

„Kann man ihm das nicht irgendwie ersparen?“, fragte sie dann vorsichtig, was Jack sofort wieder in Rage brachte.

„Wir sind Ärzte, Kate. Keine Mörder!“, zischte er zornig und ging mit einer abwertenden Geste in Richtung Meer, um Wasser von einem der Auffangbehälter zu holen.

Elena blickte sie nur entschuldigend an und rannte dann hinter dem Wirbelsäulenchirurgen her.

Kate konnte verstehen, das sie es nicht über sich bringen konnten.

Aber irgendjemand musste etwas tun.
 

Es wurde bereits Abend, da spazierten Jack und Elena durch das Camp.

Sie unterhielten sich über die Ereignisse und natürlich über der Verletzten.

„Irgendwie denke ich langsam, dass Sawyer und Kate Recht haben, Jack. Er leidet fürchterlich und die anderen werden langsam nervös.“, meinte sie und zuckte zusammen, als man den qualvollen Schrei des Marshalls den Strand entlanghallen hörte.

Das konnte, selbst den Hartgesottenen unter ihnen, durch Mark und Bein gehen.

„Spinnst du, Elena? Das kann jetzt nicht dein Ernst sein.“, empörte Jack sich über ihre Gedanken.

Sie sah ihn betrübt an.

Aber er musste doch kapieren, dass es so besser war.

Man konnte halt nicht jeden retten.

Sie waren schließlich auch nur Menschen und keine Götter, die einmal mit den Fingern schnippten und ein Wunder nach den anderen geschehen ließen.

„Kann ich euch irgendwie helfen?“, erkundigte Sayid sich, der auf die Beiden stieß.

Jack schüttelte den Kopf.

„Nein, danke.“, lehnte er ab und der Iraker sah ziemlich zerknirscht aus.

„Manche hier denken, dass ihr den Mann nicht retten könnt.“, warf er dann ein und traf damit Jacks wunden Punkt.

Er hasste es, zugeben zu müssen, dass er versagte.

Auch wenn es momentan so war.

„Hör mal, wir tun was wir können...“, wollte er sich chauffieren, doch plötzlich drang ein Schuss durch die Abendluft.

Und erst jetzt fiel Elena auf, dass die Waffe, die sie bei sich getragen hatte, fehlte.

Konnte es sein, dass Kate sie ihr abgenommen hatte, als sie sich umarmt hatten?

„Das kam vom Zelt.“, stellte Sayid fest und sie rannten los.

Dort angekommen sahen sie Kate, die mit dem Rücken zum Zelt stand und traurig und entschuldigend auf die Ärzte starrte.

Doch sie hatte keine Waffe in ihren Händen.

Stattdessen trat Sawyer aus dem Zelt.

Sein Gesichtsausdruck sagte ihnen, dass er gerade eine schwere Entscheidung hatte treffen müssen.

Ihre Blicke trafen sich und sie wusste, was er getan hatte.

„Du Mistkerl! Wie konntest du nur? Was hast du getan?! Verdammt noch mal...“, schrie sie ihn hysterisch an und schlug ihm mit trommelnden Fäusten auf die Brust.

Er sollte ihr sagen, was er getan hatte.

Er sollte es vor ihr zugeben.

„Ich musste es tun, Prinzessin... Weil ihr es nicht konntet.“, murmelte er und sie wollte ausholen und ihm eine Ohrfeige verpassen, doch Sayid hielt sie zurück, wobei er überrascht war, wie viel Kraft sie hatte.

„Du verdammter...!“, fauchte sie und versuchte sich aus dem Griff des Irakers zu befreien.

Doch der war unnachgiebig.

Sawyers hellblaue Augen schienen sie um Verzeihung zu bitten, doch sie wollte davon nichts wissen.

„Elena!“, rief Jack nach ihr und sie betrat rasch das Zelt.

Sawyer und Sayid folgten ihr.

„Ich hab ihm bloß einen Gefallen getan. Ihr hättet ihn nicht retten können...“, versuchte er seine Tat zu verteidigen.

Aber als ein Röcheln an ihre Ohren drang, wussten sie, dass der Mann nicht tot war.

„Du hast ihm in die Brust geschossen?!“, wollte Jack fassungslos wissen und kniete sich sofort neben dem Marshall.

„Ich hab auf sein Herz gezielt!“, bekräftigte Sawyer und blickte auf Elena, die ihn abweisend ansah.

„Ich wollte doch nur...“, murmelte er und ging auf sie zu, doch sie schlug so unvermittelt zu, dass er zuerst nicht wusste, was ihm da traf.

Sein Gesicht wurde zur Seite geschleudert und als er sich ihr verdutzt wieder zuwandte, deutete ihr Finger in Richtung Ausgang.

„Verschwinde, Sawyer, oder ich bring dich um! Raus hier!“, knurrte sie sauer und ihre Augen zeigten ihm kein Pardon.

Also trollte er sich niedergeschlagen davon.

Noch bevor der Blonde das Zelt verlassen hatte, war sie neben Jack.

„Was tun wir jetzt?“, wollte dieser von ihr wissen und sie sah ihn etwas zaghaft an.

Dann räusperte sie sich.

„Ihr solltet rausgehen... Und zwar alle. Ich werde ihm erlösen... Das solltet ihr besser nicht sehen. Beruhigt lieber die Anderen.“, befahl sie ihnen und sie verließen sie, wenn auch etwas wiederwillig.

Elena schluckt und nahm sich ein Kissen.

„Es tut mir leid...“, wisperte sie dem, mit dem Tode ringenden, Mann zu und drückte dann so fest zu, wie sie nur konnte.

Tränen liefen ihre Wangen hinunter und sie lauschte auf das Schnauben und Keuchen, dass langsam verebbte, bis sich schließlich kein Muskel mehr rührte.
 

„Elena...“, kam es mehr als besorgt von Jack, als sie hinauskam und alle sahen, dass sie geweint hatte.

Sie hielt ihn auf, als er versuchte sie in seine Arme zu nehmen und schüttelte zurückweisend den Kopf.

Dann ging sie von der Gruppe weg und setzte sich an den Rand zum Dschungel.

Sie wollte jetzt erst mal alleine sein und einen klaren Kopf bekommen.

Wenn das überhaupt möglich war, nachdem, was sie getan hatte.

Ihre Finger glitten über ihren Verlobungsring und sie erinnerte sie daran, wie David in ihr angesteckt hatte.

Er hätte versucht den Mann zu retten, genau wie Jack.

„Ich konnte es nicht, David. Entschuldige bitte.“, flüsterte sie und erschrak mit einem Mal, als sie ein Rascheln und Knacken vernahm, das hinter ihr zu sein schien.

Sie drehte sich blitzschnell um und konnte erst nichts erkennen, doch dann sah sie ihn.

Der Mann, den sie schon gestern zwischen den großen Bäumen und Büschen des Urwalds erkannt hatte.

Er stand regungslos da und bewegte sich nicht.

Sie erhob sich und machte einen Schritt rückwärts.

„Was willst du?“, fragte sie, bekam jedoch keine Antwort.

War sie nun vollkommen verrückt geworden?

Das konnte einfach nicht sein.

„Du konntest ihn nicht retten. Er ist tot, Elena. David ist tot.“, ertönte das Wispern und die Blätter wanden sich unter einer leichten Brise.

Elena fröstelte.

„Verschwinde!“, verlangte sie und schloss die Augen.

Als sie diese wieder öffnete war der Mann verschwunden, doch seine Stimme echoechte immer wieder in ihrem Kopf, sodass sie in die Knie ging und anfing bitterlich zu weinen.

Warum ausgerechnet jetzt?

Was wollte er denn nur von ihr?

Sie dachte, sie wäre ihn damals schon losgeworden.

War das die Rache, für das, was sie getan hatte?

Würde sie nie zu Ruhe kommen können?

Es verging vielleicht eine Stunde bis sie sich wieder in der Lage sah zum Lager zurückzukehren.

Dort angekommen entdeckte sie Sawyer, der ganz allein an einem Feuer saß und scheinbar in seinen Gedanken versunken war.

Voller Verachtung beobachtete sie ihn.

Er war selber dran schuld.

Warum er musste sich auch überall einmischen und versuchen den coolen Superhelden zu spielen.

Er war nichts mehr, als ein verabscheuungswürdiger Macho und Mistkerl, der seinen Nutzen aus dem Leid der anderen zog und sich darüber noch amüsierte.

Gerade wollte sie weitergehen, um nach Jack zusehen, da bemerkte sie, dass seine Augen feucht waren.

Kam das vom Schein des Feuers oder weinte er tatsächlich?

Sofort meldete sich wieder ihre fürsorgliche Seite und sie hatte das Bedürfnis ihm ein wenig Trost zu spenden.

Langsam näherte sie sich ihm, bis er sie bemerkte.

„Ah, Prinzessin. Bist du auch gekommen, um mich niederzumachen?“, harkte er nach und rieb sich die Augen.

Das waren tatsächlich Tränen gewesen?

Sie schwieg einen Moment lang, setzte sich dann allerdings, zu seiner Überraschung, neben ihn und begann mit ihrer Fingerspitze Figuren in den Sand zu malen.

„Nein... Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Das ist alles.“, entgegnete sie.

Das verblüffte ihn jetzt vollkommen.

Was wollte sie?

„Sehe ich für dich nach jemand aus, der bemuttert werden muss?“, forschte er nach und musterte ihre Gesichtszüge.

Gott, in diesem Licht wirkte sie noch attraktiver.

Sie wandte sich ihm zu und ihre Augen schmälerten sich verächtlich und sie hielt kurz inne, da sie etwas beleidigendes sagen wollte.

„Du hast gerade einen Mann getötet, Sawyer. Zumindest hast du es versucht und ich musste deinen Fehler ausbaden. Ich musste diesen armen Kerl ersticken...“, klärte sie ihn auf und sah ihn vorwurfsvoll an, doch er erwiderte nichts darauf.

Was war nur los mit dem Typ?

„Ich bin nicht damit einverstanden, wie du es getan hast... Aber immerhin hast du was getan und nicht nur daran gedacht, wie jeder andere von uns.“, lobte sie ihn dann, wobei er sie nur fassungslos anblitzte.

Was redete die denn da?

„Du willst mich wohl verarschen, was?“, fragte er ungläubig, doch sie schüttelte bloß den Kopf, sodass ihre Locken durch die Luft schwangen.

Sie war doch nicht wie er.

„Nein... Ehrlich gesagt... Danke, dass du es getan hast.“, meinte sie und sein Blick zeigte ihr, dass er total geplättet war und sich leicht veräppelt vorkam.

Sie würde nicht anders reagieren.

Ihre Gesichter waren sich mittlerweile so nahe gekommen, dass sich ihre Nasenspitzen schon fast berührten.

Er musterte sie durchgehend und sie beide konnten spüren, dass irgendetwas zwischen ihnen zu sein schien.

Doch da zog er sich wieder zurück.

„Geh und mach dich über einen anderen lustig, Prinzessin. Für deine Art Humor hab ich leider nichts übrig.“, murrte er und sie erhob sich aufgebracht und ging.

„Schön, dann bleib allein, du Blödmann!“, zischte sie und wandte ihm den Rücken zu.

Sollte er doch versauern!

Das konnte ihr doch egal sein!

Sawyer musste unwillkürlich in sich hineingrinsen.

„Blödmann?“, brabbelte er vor sich hin und schnaubte.

Sie gefiel ihm wirklich immer besser.

Requiem for my Dear

Sie hatte es endlich geschafft einzuschlafen, da hörte man auf einmal lautes Hundegebell.

Vincent, der Labrador des einzigen überlebenden Jungen, Walt, zerrte aufgeregt an seiner Leine und versuchte zum Wrack zu gelangen.

Man konnte Michael, Walts Vater, fluchen hören.

„Sag ihm, dass er ruhig sein soll, Walt!“, befahl er seinem Sohn, doch der war anscheinend nicht in der Lage dazu.

„Er will sich nicht beruhigen, Dad.“, erwiderte der Junge und redete weiter auf den aufgeregten Hund ein.

Elena rappelte sich auf und gesellte sich zu den anderen, die bereits um Walt und Vincent herum.

Was war nur los?

Hatte der Hund etwa etwas gehört?

Näherte sich ein Bär oder das Monster?

Doch ihre Gedanken wurden von einem lauten Poltern unterbrochen, dass aus dem Wrack kam.

Die Gruppe näherte sich den Trümmern.

„Da ist irgendjemand drin.“, vermutete Claire und hielt schützend ihre Hände vor ihren Babybauch.

Jack schlich noch etwas näher an den Mittelteil des Flugzeugs, Elena immer hinter sich.

„Sawyer.“, murrte er wissend, doch er wurde enttäuscht, denn der Blonde meldete sich von hinten.

„Ich bin hinter dir... Idiot!“, beschwerte er sich mal wieder Verdachtsperson Nummer Eins zu sein.

Auch er trat näher heran, eine riesige Taschenlampe in der Hand, während Jack versuchte mit seiner Miniversion etwas auszumachen.

Als Sawyer seine Lampe einschaltete und den Lichtkegel durch das Wrack huschen ließ, blitzten ihnen Augen entgegen und sie hielten die Luft an.

Mit wütendem Gequieke und Grunzen stürmten drei Tiere aus dem Wrack heraus und rannten die Überlebenden beinahe über den Haufen.

Sawyer hatte es sich zur Aufgabe gemacht dafür zu sorgen, dass Elena nichts geschehen konnte und hatte sie zur Seite geworfen.

Er lag halb auf ihr und ihm schien das ziemlich zu gefallen, denn ein breites Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen.

„Geh runter von mir, Sawyer.“, forderte sie und versuchte ihn von sich zu drücken, was ihr nicht gelang, da sie einfach schwächer war als er.

Seine Lippen näherten sich ihren.

„Aber warum denn, Süße? Wäre ich nicht gewesen, hätte dich eins dieser wildgewordenen Viecher überrannt.“, erinnerte er sie an seinen heldenhaften Einsatz.

Sie musste nun ebenfalls grinsen.

„Ach ja?“, harkte sie nach und sah ihn verführerisch an, worauf er einging.

Darauf hatte sie gehofft.

Sie konnte genau solche Spielchen spielen wie er!

„Ach ja.“, raunte er ihr zu und sein Becken lehnte sich noch etwas mehr gegen ihre Hüfte.

Doch schon schnellte sie vor und verpasste ihm eine Kopfnuss.

Mit einem Schmerzensschrei rollte er sich von ihr und hielt sich die Stirn.

„Was sollte das denn?!“, wollte er voller Entrüstung wissen.

Da half man ihr und wie dankte sie einem das?

„Ich wäre lieber von diesen Wildschweinen überrannt worden, als das sich ein Ferkel wie du an mich ranmacht, Sawyer!“, klärte sie ihn auf und ging zu den Anderen rüber.

Die standen alle um einen Mann herum, der John Locke hieß.

Er hatte sich als ziemlicher Fachmann, in Sachen Survivaltrips, etabliert.

„Die Schweine haben wahrscheinlich den Gestank der Leichen wahrgenommen und wollten sich was zu fressen holen. Aber ich denke nicht, dass sie noch mal zurückkommen, nachdem wir sie erwischt haben.“, machte er ihnen klar, was alle ziemlich beruhigte.

„Wir müssen uns darum kümmern, sonst wird der Geruch bald nicht nur Wildschweine, sondern auch noch gefährlichere Tiere anlocken.“, erkannte Jack.

Aber darum wollten sie sich erst bei Sonnenaufgang Gedanken machen.

Jetzt brauchten sie alle erst mal eine gehörige Mütze Schlaf.
 

„Gib mir das Päckchen, du kettenrauchendes Arschloch!“, hörte man Hurleys Gekeife und bei Jack und Elena läuteten sofort wieder die Alarmglocken, als sie sich am Morgen am Wasser wuschen.

Was war denn nun wieder los?

Konnten die nicht einmal friedlich miteinander sein?

Das war doch nicht zu viel verlangt!

Als die beiden Ärzte am Ort des Geschehens eintrafen, stand bereits eine ganze Traube Überlebender um die beiden Streithähne.

Sawyer und Hurley rangelten sich, wobei das Bild, das sie abgaben, echt ulkig war.

Der ziemlich stämmige Hurley, der eine Packung Erdnüsse in der Hand hielt, und Sawyer, der versuchte gegen die Massen von überschüssiger Haut anzukommen.

„Rück sofort die Erdnüsse raus, du Fettsack!“, knurrte Sawyer und war gewollt dem anderen einfach auf den Rücken zu springen.

Elena konnte dies gerade noch verhindern, in dem sie sich zwischen die Zwei drängte und anfing, sich wie ein menschliches Sandwich zu fühlen.

Sawyer im Rücken, wurde sie mit dem Gesicht gegen Hurleys Rettungsringe gepresst und hatte wirklich Angst zu ersticken.

„Hört doch auf!“, flehte sie beide an und sie konnte sie schließlich davon überzeugen auseinander zu gehen und ihr die Luft zum atmen zu lassen.

„Hey, wenn du auf Dreier stehst, dann muss ich dich leider enttäuschen. Ich bin sehr besitzergreifend, Baby.“, scherzte Sawyer und sie musste sich zusammenreißen, um ihm keine zu verpassen.

„Worum geht es denn jetzt schon wieder?“, fragte Jack dann, um die Diskussion voranzutreiben.

„Er hat die letzte Packung Erdnüsse für sich eingesackt!“, kam die Beschwerde von Hurley und Sawyer lachte.

„Die steht mir auch rechtmäßig zu, Dickerchen! Ich hab sie gefunden.“, konterte er und hob eine seiner Augenbrauen.

„Gibt es denn nicht etwas anderes zu essen?“, wollte Elena wissen und beide schüttelten die Köpfe.

„Nein, wir haben das Essen aus dem Flugzeug schon alles weggefuttert.“, berichtete Hurley und sah sie entschuldigend an, da ihre Augen ihn fassungslos anstarrten.

Wie bitte?

Innerhalb von nicht mal einer Woche hatten sie alles aufgegessen?

Wovon sollten sie sich denn jetzt ernähren?

„Ich wette, dieser Rollmops hat das meiste verputzt!“, drang Sawyers Stimme an ihre Ohren und sie drehte sich um, um ihn zu schubsen, wodurch er gegen einen Flugzeugsitz gestoßen wurde und sich lieber hinsetzte.

„Halt dein vorlautes Maul, Sawyer! Wir haben nichts mehr zu Essen... Das ist nicht komisch!“, erinnerte sie ihn daran, dass seine Witze hier fehl am Platz waren.

Sayid, der die ganze Zeit nur zugehört hatte, brachte sich nun in das Gespräch ein.

„Wir müssen in den Dschungel gehen und uns von dem ernähren, was wir dort finden.“, warf er ein und Sawyer lachte bloß abfällig.

„Klar, Mohammed hat wieder für alles eine Lösung!“, meinte er sarkastisch, zuckte allerdings erschrocken zusammen, als ein Messer, genau neben seinem Kopf, im Polster des Sitzes landete.

„Sayid hat Recht. Wir gehen auf Wildschweinjagd!“, erklärte Locke und lächelte zuversichtlich.

Alle schienen schockiert.

Woher hatte der denn jetzt das Messer?

„Die Wildschweine gestern waren bloß Jungtiere. Vielleicht hundert Kilo schwer... Ein ausgewachsenes wiegt wahrscheinlich das Doppelte oder sogar Dreifache. Wenn wir zu dritt gehen, dann...“, merkte er an.

„Das ist doch wahnsinnig!“, entgegnete Sawyer und Jack warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Hast du etwa eine bessere Idee?“, harkte er nach und der Blonde lehnte sich vor.

„Besser als drei von euch in den magischen Wald gehen zu lassen, um einen großen Schinken mit nicht mehr als einen kleinen Jagdmesserchen zu fangen? Verdammt, nein! Das ist die beste Idee, die ich je gehört habe.“, machte er sich über Locke lustig, der sich allerdings nur darüber amüsieren konnte.

Er holte einen Koffer hervor und zeigte allen, dass er mehr als nur ein Messerchen dabei hatte.

Herrgott!

Das waren bestimmt zwei Dutzend scharfer Klingen, mit denen man gleich eine ganze Gruppe Wildschweine schlachten konnte!

Was zur Hölle wollte er bloß damit?

„Waffen sind an Bord verboten!“, stieß Shannon hervor und Lockes Grinsen wurde nur noch breiter.

„Ich habe sie extra aufgeben lassen.“, versicherte er ihnen, dass alles legal war.

„Gut, gehen wir auf die Jagd. Ich finde den Vorschlag klasse.“, verteidigte Jack den älteren Mann und reichte ihm das Messer zurück, dass er zuvor nach Sawyer geworfen hatte.

Sawyer, der seine Sprache wiedergefunden hatte, fand das allerdings unverantwortlich.

„Und dem gibst du sein Messer zurück?“, wollte der Blonde verwirrt wissen.

Aber an dem Entschluss war nichts mehr zu rütteln.

Locke packte zusammen mit Kate und Michael, die sich dazu bereiterklärt hatten, ihn zu begleiten, einige Sachen zusammen.

„Ich will mitgehen!“, murrte Walt, doch sein Vater erlaubte es ihm nicht.

„Nein, du bleibst bei...“, wollte er befehlen und sah sich um.

Elena fiel ihm in die Augen, die sich gerade mit Jack unterhielt.
 

„Elena, richtig?“, erkundigte er sich bei ihr und sie nickte, wobei sie den Dunkelhäutigen fragend ansah.

„Was kann ich für dich tun?“, wollte sie dann nach einigem Schweigen wissen.

„Eh... Würdest du, solange ich mit Locke unterwegs bin, auf Walt aufpassen? Ich will nicht, dass er hier ohne Aufsicht ist.“, bat er sie und sie versprach ihm, dass sie gut auf den Jungen achten würde, was dem Mann sehr beruhigte.

Als er sie stehen ließ, sah sie ihm nach.

Er musste es hassen Vater zu sein.

Das konnte sie daran erkennen, wie genervt er jedes Mal war, wenn er mit seinem Sohn sprach.

„Sollen wir mit Vincent spielen, Walt?“, schlug sie vor und er nahm diesen Vorschlag an.

Zusammen tobten sie eine Weile am Strand entlang und warfen einen kleinen Ball immer wieder hin und her, damit der Labrador ihm hinterher jagen musste.

Dann setzten sie sich auf einen Metallpfeiler.

„Er kümmert sich nie um mich. Ich bin ihm lästig.“, murmelte der Junge und sie horchte auf.

„Du und dein Dad... Ihr kommt nicht gut miteinander aus, was?“, wollte sie wissen und der Junge nickte.

„Ich kenne ihn kaum. Meine Eltern trennten sich, da war ich noch klein und ich bin viel umgezogen mit meiner Mum... Doch dann wurde sie krank und starb.“, erzählte er ihr und sie legte einen Arm um seine Schultern.

„Weißt du, Walt. Ich kannte meinen Vater auch nicht. Er lebt in Italien und meine Mum hat einen neuen Mann geheiratet in Los Angeles. Doch irgendwann fand ich heraus, dass Ronald Cavern nicht mein richtiger Dad ist und ich wollte unbedingt meinen leiblichen Vater kennen lernen.“, offenbarte sie ihm und blickte auf das Meer hinaus.

„Anfangs war unsere Begegnung sehr ernüchtern. Antonio, so heißt mein Dad, wollte nichts mit mir zu tun haben. Aber ich blieb hartnäckig und irgendwann verstanden wir uns so gut, dass ich jede Ferien zu ihm hingefahren bin.“, beendete sie ihre Erzählung und Walt sah sie mit seinen großen braunen Augen an.

„Glaubst du, dass mein Dad und ich uns auch irgendwann so gut verstehen?“, harkte er skeptisch nach und sie nickte.

„Sicherlich. Du musst nur Geduld haben.“, machte sie ihm klar und zwinkerte ihm zuversichtlich zu.

„Elena, komm mal kurz her!“, rief Jack nach ihr und sie entschuldigte sich bei Walt, um sich zu den anderen Arzt zu gesellen, der zusammen mit Sawyer, Sayid und Boone, in einem Kreis stand.

„Wir müssen uns um die Leichen im Wrack kümmern. In der Hitze wird der Gestank bald unerträglich sein.“, meinte Jack und blickte von einem zum anderen.

„Ich dachte, dass es besser wäre, wenn wir das Wrack verbrennen.“, fügte er noch hinzu und alle sahen ihn überrascht an.

„Aber wir können doch nicht einfach bestimmen, wie diese Menschen beerdigt werden. Wir müssen ihre Religionen und ihre Wünsche berücksichtigen.“, warf Sayid bedächtig ein.

Man sah Jack an, dass er eigentlich genauso dachte wie der Iraker, aber die Zeit lief ihnen davon.

„Uns bleibt nichts anderes übrig. Es werden nur Tiere angelockt, die an den Toten fressen, und es könnten sich Krankheiten ausbrechen. Wir müssen an uns denken und nicht an die Wünsche der Toten.“, bedachte er und strich sich durchs Haar.

Elena zögerte einen Augenblick.

„Jack hat Recht. Wir sollten alle heute Abend verbrennen. Vielleicht wird das Feuer von jemanden gesehen.“, stimmte sie zu, obwohl sie hätte heulen können.

David war auch eine dieser Leichen und, wenn sie ihn verbrannte, würde das heißen, dass sie sich für immer von ihm verabschieden musste.

Ihre Brust zog sich bei dem Gedanken daran zusammen und sie fühlte über ihren Verlobungsring.

Es musste sein.

Nach einigen Argumentationen waren sich schließlich alle darüber einig, dass es wohl das Beste wäre das Wrack zu verbrennen.

Sie trommelten den Rest der Überlebenden zusammen und begangen Holz zu sammeln, damit das Feuer auch gut brennen würde.

Elena bemerkte, dass Sawyer sie die ganze Zeit über beobachtete, ließ sich aber nichts anmerken.

Sie hoffte nur, dass das alles schnell vorbei sein würde.

„Hi, Elena... Ich wollte fragen, ob du und Jack vielleicht etwas sagen wollt...“, erklang plötzlich Claires Stimme neben ihr und sie zuckte, einem Herzinfarkt nahe, zusammen.

Jack, der ganz in der Nähe war, kam rüber.

„Etwas sagen? Was denn?“, wollte er wissen und Claire zeigte ihm ein paar Sachen die sie gefunden hatte.

Es waren Führerscheine, Reisepässe und persönliche Briefe und Fotos der Opfer.

„Na ja, ich dachte, ihr könntet vielleicht ihre Namen vorlesen und ihr Reiseziel, die Gründe ihrer Reise... So was halt.“, brabbelte sie verlegen vor sich hin.

Wahrscheinlich war das eine blöde Idee.

Elena und Jack schüttelten beide gleichzeitig mit den Köpfen.

„Nein, ich denke nicht, dass wir beide wirklich Menschen der großen Worte sind, Claire. Aber eventuell könntest du das übernehmen.“, machte Jack ihr den Vorschlag und sie nickte einverstanden, mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen.

Als die Schwangere gegangen war, wandte Elena sich ihrem Kollegen zu.

„Vielen Dank, Jack. Ich wäre sicher nicht in der Lage dazu, irgendetwas zu sagen, wo David...“, versuchte sie zu erklären, doch er griff zärtlich nach ihrer Hand.

„Schon in Ordnung, Elena. Ich weiß. Er war einer meiner engsten Freunde.“, erinnerte er sie und beide lächelten sich gegenseitig zu.

Sawyer, Charlie und Hurley schienen die Zwei schon beinahe zu belauern, so sehr hefteten sich ihre Blicke an die Ärzte.

„Echt! Wenn die nichts miteinander haben, dann fresse ich das Monster.“, brachte Hurley grinsend hervor und Charlie nickte zustimmend.

„Dann geh es doch schon mal suchen!“, entgegnete Sawyer, dem diese Gerüchteküche langsam ziemlich auf die Nerven ging, und zog an seiner Zigarette.

„Aber schau doch, Alter. Fehlt ja nur noch, dass die sich um den Hals fallen und sich gegenseitig die Zungen in den Rachen schlagen.“, malte er die Vorstellung weiter aus, wobei Sawyer angeekelt das Gesicht verzog.

Das war nun aber zu viel des Guten!

„Die Beiden kennen sich halt gut. Sie sind Freunde...“, murmelte er und hob einen Ast auf.

Charlie lachte amüsiert.

„Ja, Freunde mit gewissen Vorzügen!“, ließ er es sich nicht nehmen so eine Bemerkung von sich zu geben.
 

Es war schon ein ganz schöner Haufen Brennholz zusammengekommen, da tauchte Kate aus der Böschung auf.

Über ihre Schultern gestützt hatte sie Michael, der anscheinend verletzt war.

„Was ist passiert?“, fragte Jack und sah sich die tiefe Fleischwunde an seiner Wade an.

Kate sprach für ihn.

„Ein Wildschwein hat ihn angegriffen.“, klärte sie die Ärzte auf, die sich sofort an die Arbeit machten.

„Und wo ist Locke?“, harkte Elena nach und sah Kates erschrockenen Gesichtsausdruck.

Sie zögerte zuerst, redete dann allerdings weiter.

„Er hat das Wildschwein verfolgt... Aber dann tauchte das Monster auf und er war ganz in der Nähe und...“, stockte sie und hielt ganz inne.

Die Anderen konnten sich ja sehr gut denken, was dann passiert sein musste.

Nachdem Michael verarztet wurde, ging Elena ein Stück weit in den Wald.

Sie wollte sich ein ruhiges Plätzchen suchen, um ein wenig abzuschalten.

Der heutige Abend würde schwer genug für sie werden.

Gerade lehnte sie sich an einen alten Baum, da bemerkte sie wieder diese Gestalt.

Nein, nicht schon wieder!

Sie schloss die Augen, in Hoffnung der Mann wäre verschwunden, sobald sie sie wieder öffnete.

Doch den Gefallen tat er ihr nicht.

„Elena.“, rief er stattdessen und entfernte sich dann von ihr.

Sie war sich nicht schlüssig darüber, ob sie ihm folgen sollte oder ob sie einfach dort bleiben sollte, wo sie war.

Aber schließlich entschied sie sich ihm langsam, in einem gewissen Sicherheitsabstand zu folgen.

Mit einem Mal begann der Mann allerdings immer schneller zu werden und letztendlich musste sie hinter ihm herrennen, um ihm auf den Fersen bleiben zu können.

Äste schlugen ihr ins Gesicht und verhedderten sich in ihrem Haar, während sie ihm folgte.

Am Ende befand sie sich auf einer Lichtung.

Und er war weg.

Er hatte sich einfach so in Luft aufgelöst.

Sie konnte noch nicht mal mehr seine Stimme hören.

Was sollte dieser verdammte Mist!

Sie wollte gerade den Rückweg antreten, da hörte sie das Zerbrechen von Ästen hinter sich.

War er etwa doch noch da?

Langsam drehte sie sich um und tatsächlich tauchte eine Gestalt auf.

Doch es war Locke, der ein totes Wildschwein hinter sich herschleifte.

„Locke? Du lebst? Kate sagte, dass Monster hätte dich erwischt!“, stieß sie hervor und ging zu ihm.

Der alte Mann sah an sich hinunter und grinste.

„Nicht das ich davon was wüsste...“, erwiderte er und beide lachten.

„Du hast ein Wildschwein gefangen? Das ist ja super!“, merkte sie an und half ihm dabei, den toten Tierkörper zu transportieren.

„Was hast du hier draußen gesucht, Elena? Ganz allein...“, wollte nun er von ihr wissen und sie hielt kurz in ihrer Freude über das Wiedersehen inne.

„Eh... Ich... Ich musste nur mal aufs Klo.“, stammelte sie, doch er wusste, dass sie nicht die Wahrheit sagte.

„Ehrlich jetzt...“, verlangte er und sie schluckte.

„Nenn mich ruhig verrückt, aber ich habe jemanden gesehen... Einen Mann, den ich kenne. Aber er ist eigentlich schon seit Jahren tot. Ich wollte ihm hinterher, doch er war so schnell wieder weg, wie er aufgetaucht war.“, berichtete sie ihm und sie blieben kurz im Wald stehen.

„Ein Mann?“, harkte er nach.

Sie nickte und befürchtete, dass er sie gleich auslachen würde.

„Ja, ich hab ihn schon ein paar mal gesehen...“, fügte sie hinzu und starrte auf ihre Füße.

„Nun, ich denke, diese Insel ist voller Wunder.“, wandte Locke ein und ging ein Stück weiter.

Sie verstand nicht, was er damit meinte.

„Wunder?“, stocherte sie und er lächelte.

„Ich verrate dir ein Geheimnis, Elena, weil du mir von diesem Mann erzählt hast.“, offerierte er ihr und sie lauschte konzentriert.

„Bevor wir abstürzten saß ich im Rollstuhl. Ich war querschnittsgelähmt als ich in den Flieger gebracht wurde und nachdem wir verunglückt waren, konnte ich plötzlich meine Beine wieder bewegen.“, offenbarte er ihr und sie sah ihn fassungslos an.

Was?

So etwas war doch gar nicht möglich?

Oder etwa doch?

Immerhin stand Locke, als lebender Beweis vor ihr, und er würde sie sicher nicht anlügen.

So schätzte sie ihn nicht ein.

„Weißt du, ich bin stark davon überzeugt, dass jeder Einzelne von uns eine neue Chance bekommt. Ein neues Leben, dass hier auf dieser Insel beginnt.“, sprach er weiter und sie war nur noch verwirrter.

„Eine neue Chance?“, wisperte sie nachdenklich, mehr an sich selbst gerichtet, als an ihn.

Aber sie erkannte keine neue Chance in diesem ganzen Schlamassel.

Für sie hatte der Absturz nur Leid gebracht.

Er hatte ihr alles genommen und nichts gegeben.
 

Als sie zusammen den Strand erreichten, freuten sich alle, dass der einzige Jäger doch nicht gefressen wurde und das er sogar etwas zum Essen mitgebracht hatte.

Am Abend wurde dann schließlich das Feuer entfacht, dass in Windeseile das Wrack verschlang.

Claire hatte sich wirklich Mühe gegeben mit der Gedenkfeier und konnte zu jedem Verstorbenen etwas sagen, zumindest den Namen wusste sie.

Als David an der Reihe war, verabschiedet zu werden, kamen Elena bald die Tränen, doch sie versuchte sie so gut es ging zurückzuhalten.

„David Henderson... Er war Arzt, wie man auf einem Schein aus seiner Briefmarke lesen kann. Ein Internist, der sich scheinbar für ärztliche Versorgung in der dritten Welt eingesetzt hat. In seinem Reisepass stehen Ziele wie Namibia, Ecuador und Laos. Er hat aber eigentlich in Los Angeles gewohnt. Wahrscheinlich wollte er nach Hause zurückkehren und war deswegen im Flugzeug. Ich würde sagen, er war so was wie ein Held und viele Menschen müssen ihm sehr dankbar dafür sein, dass es einen Arzt wie ihn gegeben hat.“, bedachte Claire und warf seine Brieftasche in die Flammen.

Elena schluckte.

Ja, es gab so viele Menschen, die ihm dankbar waren.

Auch sie war ihm dankbar dafür, dass er sie so sehr geliebt hatte.

Dennoch spürte sie Wut in sich aufsteigen, weil er einfach so gegangen war, ohne sie zu fragen, was sie dabei fühlte.

Traurig blickte sie auf ihren Ring und streifte ihn vorsichtig ab.

Sie wollte ihn nicht mehr.

Er schnitt ihr in die Haut und brannte den Schmerz nur noch tiefer in sie hinein.

David sollte ihn haben.

Also warf sie ihn unauffällig ins Feuer, sodass er hoffentlich schmolz.

Nachdem die schwangere Claire sich dem nächsten Opfer zuwandte, entfernte Elena sich ruhig und behutsam von der Gruppe, sodass niemand bemerkte, dass sie nicht mehr unter ihnen war.

Sie ging wieder in den Wald und lehnte sich an einen Baum.

Ihre Finger griffen krampfartig an die unebene Baumrinde, um besseren Halt zu haben und nicht umzufallen.

Dann fing sie an zu weinen und sie konnte nicht mehr aufhören.

Die Anderen sollten sie so nicht sehen.

Jack und sie waren Ärzte und eine Stütze für die Überlebenden, also mussten sie Stärke zeigen.

Sie mussten sich unter Kontrolle haben.

Aber hier ging es um David.

Um den Mann, den sie so sehr geliebt hatte, dass sie lieber an seiner Stelle gewesen war.

Doch so hatte es nicht sein sollen.

Sie war bloß erleichtert darüber, dass niemand ihren emotionalen Ausbruch mitbekam.

Nur hatte sie sich dabei getäuscht.

Einer war ihr nämlich gefolgt.

Es war natürlich Sawyer.

Verschreckt blickte sie ihn an, als er vor ihr auftauchte.

„Was willst du hier?“, presste sie zwischen den Zähnen hervor und drehte sich weg, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte.

„Hey, du haust einfach von der Gedenkfeier ab und als ich dir folge, stehst du hier rum und heulst dich bei einem Baum aus. Was mache ich also hier?“, konterte er und ging auf sie zu, doch sie hob die Hand und er hielt in seiner Bewegung inne.

„Ich will, dass du verschwindest! Ich will allein sein!“, fauchte sie, doch das sah er gar nicht ein.

„Du heulst doch nicht wegen deinen Superhelden David, oder?“, neckte er sie und ihre Augen blitzten ihn erbost an.

„Das geht dich gar nichts an, du Arsch!“, erwiderte sie und er lachte.

„Ich bitte dich, Prinzessin. Er ist es nicht wert, dass du auch nur eine Träne wegen ihm vergießt. Komm lieber zu mir... Ich kann dich trösten... Mit meinem Körper.“, bot er ihr an und sie konnte es langsam wirklich nicht mehr fassen.

So taktlos konnte doch selbst ein Aufreißer wie er nicht sein, oder?

Zornig ging sie auf ihm los und knallte ihm eine, um dann auf seine Brust einzuprügeln.

„Du verdammter Scheißkerl! Ich habe ihn geliebt! Ich wollte ihn heiraten!“, schrie sie und zog an seinem Hemd.

„Wie kannst du es nur wagen, so von ihm zu reden?! Du kennst ihn doch überhaupt nicht. Er war ein besserer Mann als du es je sein wirst!“, zischte sie hysterisch und erstickte fast an ihrem Schluchzen.

„So ist es gut, Süße. Lass alles raus!“, provozierte er sie weiter, bis sie ihn so sehr verdroschen hatte, dass sie sich vor Erschöpfung kaum mehr auf den Beinen halten konnte.

Sie drohte in die Knie zu gehen, doch er hielt sie fest und drückte sie an sich.

„Sawyer... Ich... Ich...“, verhaspelte sie sich und begann erst recht zu weinen.

Seine Hände stützten ihren Rücken und sein Gesicht schmiegte sich an ihr weiches Haar.

Beruhigend strich er mit einer Hand über ihren Nacken.

„Ist schon in Ordnung, Süße.“, raunte er ihr zu und obwohl er wusste, wie schlecht es ihr ging, genoss er sichtlich, dass sie sich so an ihn drückte und sich ihm so hilflos zeigte.

Frauen standen auf starke Männer, die ihnen Halt geben konnten.

Eine ganze Weile blieben sie so im Wald stehen und nichts war zu hören, als ihr Schluchzen und seine geflüsterten, trostspendenden Worte.
 

„Danke, Sawyer... Ich weiß gar nicht, was da über mich gekommen ist.“, meinte sie mit vor Verlegenheit erröteten Wangen.

Sie machten sich langsam auf den Rückweg zum Lager.

„Du brauchst dich deswegen nicht zu entschuldigen. Es macht mich echt an, wenn sich weinende Frauen an mich hängen.“, witzelte er und zwinkerte ihr zu, was sie komischerweise zum Lachen brachte.

„Weißt du, ich dachte immer, du wärst so ein widerliches Schwein, aber im Grunde bist du wirklich nett.“, lobte sie ihm und er zog beide Augenbrauen hoch.

„Oh, sehr charmant, kleine Lady.“, entgegnete er und sie beide lächelten sich an.

Er wollte gerade etwas anderes sagen, da merkte er, wie sie schwankte und in sich zusammensackte.

Schnell hielt er sie fest.

„Elena? Alles in Ordnung?“, wollte er wissen, doch sie war nicht mehr in der Lage ihm zu antworten.

Sie war ohnmächtig geworden.

Himmel!

Was sollte er denn jetzt nur tun?

Da fiel ihm ein, dass sie ja nicht die einzige Ärztin war.

Er musste sie zu Jack bringen.

So schnell er konnte, trug er sie zu ihm.

„Was hast du mit ihr gemacht, Sawyer?“, fragte er ihn nur fassungslos, weshalb der Blonde ihn vernichtend ansah.

„Ich hab gar nichts gemacht! Ich hab mit ihr geredet und dann ist sie auf einmal zusammengebrochen.“, klärte er ihn auf.

Doch Jack konnte auch nichts anderes empfehlen als sie hinzulegen und zu warten, bis sie wieder wach wurde.

Sawyer spielte dabei den, ungebetenen, Wachmann und schlief sogar vor dem Zelt von ihr und Jack, weil dieser nicht wollte, dass Sawyer mit ihr in einer Behausung nächtigte.

Am nächsten Morgen durfte er allerdings eintreten, als sie die Augen wieder öffnete.

„Ihr geht es soweit gut. Sie braucht nur ein bisschen Ruhe.“, erklärte Jack, nachdem er sie noch einmal untersucht hatte.

Dann verließ er das Zelt.

„Hi...“, hauchte sie leise und schwach.

Sie war furchtbar aus.

Immer noch übermüdet und abgehetzt.

„Hi.“, erwiderte Sawyer und setzte sich zu ihr.

Sie erhob sich etwas, was ihr scheinbar ziemlich schwerfiel.

„Jack hat mir erzählt, dass du die ganze Nacht vor dem Zelt geblieben bist... Hast du dir etwa solche Sorgen gemacht?“, erkundigte sie sich und schmunzelte.

Er musste ebenfalls schmunzeln.

„Na klar... Immerhin könnte er sich ja in Doctor Love verwandeln und dir irgendwas antun.“, alberte er und sie mussten beide lachen.

„Das ist echt süß von dir, Sawyer. Hätte ich gar nicht erwartet...“, meinte sie dann und ihre Hand griff nach seiner, was ihn im ersten Moment erschreckte.

„Du kannst dich ja gerne revanchieren, dafür, dass ich so aufopferungsvoll war.“, munkelte er und lehnte sich etwas zu ihr vor.

Sie tat es ihm gleich und kam ihm dabei so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen berührten.

„Was hast du dir denn da vorgestellt?“, harkte sie nach und ihre Lider senkten sich so verführerisch, dass er schlucken musste, um die Kontrolle über sich zu behalten.

„Oh, ich hab mir da schon so einiges vorgestellt.“, säuselte er und konnte schon ihre Lippen auf seinen spüren.

Seine Hand glitt an ihren Oberschenkel, was wohl die Stimmung versaute, denn auf einmal verpasste sie ihm eine, sodass er aufspringen musste, um nicht umzufallen.

„Widerlicher Grabscher! Hau bloß ab!“, zischte sie und er machte lieber schnell, dass er das Weite suchte.

Er hatte keine Lust, dass Jack oder sonst wer auftauchte und es wieder nur Ärger gab.

Dieses kleine Luder!

Das hatte sie sich wohl so gedacht!

Thirsty Confusion

Es war Mittag, als sie sich wieder in der Lage sah, aufzustehen.

Sie hatte immer noch leichte Kopfschmerzen, die sich allerdings legen würden, wenn ihr Kreislauf wieder in Schwung kommen würde.

„Hey, Leute. Was gibt es?“, wollte sie wissen, als sie Jack, Charlie, Boone und Sayid sah, die irgendetwas miteinander besprachen.

„Oh, du bist wieder auf den Beinen. Das ist schön.“, stellte Charlie fest und seine blauen Augen lächelten ihr zu.

„Es gibt wieder ein neues Problem, Elena.“, kam Jack gleich zur Sache und sie verdrehte genervt die Augen.

Sie hatten wohl im Moment einen Lauf.

„Worum geht es diesmal? Sind fleischfressende Giraffen gesichtet worden?“, nölte sie gereizt, doch niemand konnte so recht darüber lachen.

„Nein, aber das Wasser wird immer knapper. Es hat jetzt seit fast zwei Tagen nicht mehr geregnet. Wir sind sechsundvierzig Leute und jeder von uns braucht täglich zwei, wenn nicht sogar mehr, Liter Wasser.“, erläuterte Jack und sie sahen sich besorgt an.

Einer der Gruppe war leider gestern beim Schwimmen im Meer ertrunken.

Eine Frau namens Joanna.

„Dann müssen wir nach Wasser suchen.“, wandte sie ein und John kam hinzu, um dem Gespräch beizuwohnen.

„Ich könnte gehen und nachschauen, ob ich was auftreiben kann. Ich wollte sowieso gerade nach Wildschweinen jagen.“, bot er sich an und der Rest war damit einverstanden.

Die übriggebliebenen Flaschen wurden gesammelt und in einen Koffer gepackt, damit man sie in Jacks und Elenas Zelt packen konnte.

Als die Anderen wieder ihren Angelegenheiten nachgingen, richtete Elena sich an Jack.

„Wir sollten noch mal nach Michaels Bein sehen. Ich will nicht, dass es sich entzündet.“, schlug sie ihm vor, doch er schien ihr nicht zuzuhören.

Mit schräggelegtem Kopf begutachtete sie ihm.

Er starrte, wie hypnotisiert, an ihr vorbei, doch als sie seinem Blick folgte, konnte sie nichts erkennen.

Auf einmal ging er an ihr vorbei und ließ sie einfach so stehen.

„Jack? Hey, Jack?“, rief sie ihm nach, doch er reagierte kein bisschen, wurde sogar noch schneller.

Na super!

Er machte sich aus dem Staub und ließ sie arbeiten!

Gut, dann ging sie eben allein zu Michael.

Das Bein sah zu ihrer Zufriedenheit wirklich gut aus.

„Das wird wieder werden, Michael. In zwei Tagen wirst du schon wieder ohne Schmerztabletten leben können.“, versprach sie ihm und er lächelte.

„Das sind ja mal gute Nachrichten. Ach, übrigens danke, dass du auf Walt aufgepasst hast. Er hat mir gesagt, dass er Spaß mit dir hatte.“, dankte er ihr.

Sie winkte allerdings ab.

„Kein Problem, er ist ein sehr lieber Junge.“, entgegnete sie und verband die Wunde.

Michael räusperte sich.

„Weißt du, Elena, seit seine Mutter verstorben ist, hab ich ihn und irgendwie sind wir noch nicht auf einen Nenner gekommen.“, gestand er ihr und sie schmunzelte.

Michael war der typische Vater.

Immer voller Sorge.

„Ja, Walt hat mir gestern davon erzählt... Du solltest ihm Zeit lassen. Er wird schon von allein auf dich zukommen. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn du ihn mehr wie einen Erwachsenen, als wie einen Zehnjährigen, der er eigentlich ja ist, behandelst. Lass ihn Aufgaben bewältigen, dann fühlt er sich wie ein Gruppenmitglied, dass er nun mal auch ist.“, gab sie ihm einen Ratschlag.

Der dunkelhäutige Mann blickte sie skeptisch an, musste dann aber lachen.

„Du würdest bestimmt eine super Mum abgeben.“, lobte er sie und sie errötete etwas.

„Danke.“, murmelte sie verlegen und strich sie eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Michael musterte sie.

„Wenn wir von dieser Insel runterkommen sollten, sollten du und Jack ernsthaft über Nachwuchs nachdenken.“, riet er nun ihr und sie sah ihn verdutzt an.

Was hatte er da gesagt?

„Jack und ich? Ich verstehe nicht.“, erwiderte sie und er war nun ebenso überrascht wie sie.

„Ja, ihr seid doch ein Paar, oder?“, stocherte er noch mal nach, was in ihr einen riesigen Lachanfall auslöste.

Sie und Jack?

Das war einfach zu komisch.

Als ob sie und er je ein Pärchen werden würden, dafür waren sie sich zu ähnlich.

Kopfschüttelnd erhob sie sich und ließ Michael in seiner Unwissenheit zurück.
 

„Sag mal, wo ist Jack hin?“, wollte Kate wissen, als Elena gerade zusammen mit Claire plauderte.

Die junge Ärztin musste sich die Hand vor die Augen halten, um nicht von der Sonne geblendet zu werden, als sie zu der Brünetten hochsah.

„Ich weiß nicht so genau. Er ist vor etwa zwei Stunden in den Dschungel und seitdem hab ich ihn noch nicht wieder gesehen.“, erstattete sie Bericht.

„Dann geh ich ihn wohl lieber suchen.“, gab Kate zurück und war schon auf den Weg in den Wald.

Elena merkte sofort, dass sie wohl ziemlich was für Jack übrig hatte.

So wie sie ihm den ganzen Tag auf den Fersen war.

Wo sie gerade bei Verfolgung war.

Sawyer kam an ihr und der Schwangeren vorbei und zwinkerte ihr zu.

„Lass dich nicht von Sandflöhen beißen, Prinzessin, sonst muss ich dich von oben bis unten mit Insektenspray einsprühen.“, warnte er sie juxend und sie warf einen kleinen Stein nach ihm, verfehlte ihn allerdings knapp.

„Davon träumst du doch nur!“, schrie sie ihm entgegen und er lachte laut auf.

„Hm... Woher weißt du das nur?“, hallte es ihr entgegen und sie und Claire konnten nicht anders, als sich zu amüsieren.

„Der scheint ja ziemlich hinter dir her zu sein.“, vermutete die Blondine und Elena zog die Augenbrauen hoch.

„Wenn er dabei wenigstens charmant wäre.“, wünschte sie sich und brachte damit die Schwangere erneut zum Lachen.

„Skorpion, richtig?“, fragte sie dann und Elena wusste im ersten Augenblick nicht, worauf sie hinauswollte.

„Dein Sternzeichen...“, fügte die Blonde aufklärend hinzu und Elena nickte.

„Ja, woher weißt du das?“, wurde ihre Neugier geweckt und ihre ozeanblauen Augen trafen die hellblauen Augen von Claire.

„Ich befasse mich gerne mit Astrologie... Und Skorpionfrauen sind Perfektionistinnen. Außerdem wirken sie auf Männer sehr anziehend und wie vollkommene Ladies und gelten als schwer zu erobern. Sie bekommen immer, was sie wollen, und sind in Sachen Sex diejenigen, die kontrollieren. Egal, wie dominant der Partner ist, sie unterwerfen ihn insgeheim, sodass er nach ihren Fäden tanzt.“, präsentierte sie ihr die Eigenschaften des Sternzeichens.

Elena war beeindruckt.

Sie hatte vollkommen recht, in allem, was sie sagte.

„Aber Sawyer? Den zu unterwerfen würde mich wahrscheinlich mein ganzes Leben kosten.“, spaßte sie und Claire lachte erneut.

„Ach, das glaube ich nicht. Der schnurrt doch jetzt schon wie ein Kätzchen, wenn du ihm nur ein bisschen Aufmerksamkeit schenkst.“, merkte sie an.

Die Frauen beschlossen ihren Lästereien ein Ende zu setzen und sich zu den anderen zu begeben.

Doch als sie sich gerade erhoben, brach Claire urplötzlich zusammen.

Charlie und Michael kamen ihr zu Hilfe, als Elena danach rief.

Gemeinsam verfrachteten sie die junge Frau ins Zelt, wo sie sich auf die Liege legten.

Elena checkte, ob ihr irgendetwas fehlte, konnte sich das alles allerdings nur so erklären, dass sie einfach zu viel Sonne abbekommen hatte.

Die Männer ließen sie einen Augenblick allein, um sich von dem Schrecken zu erholen.

„Weißt du schon, was es wird?“, fragte Elena und deutete mit einem Nicken auf den Babybauch.

Claire schüttelte den Kopf, ihre Hände immer auf der Wölbung.

„Nein... Aber ich denke, dass es ein Junge wird.“, antwortete sie und schloss einen Moment die Augen.

„Alle meiden mich. Sie denken, dass ich so was wie eine Zeitbombe bin, die jeden Augenblick hochgeht.“, beschwerte sie sich dann und die andere Frau nahm ihre Hand.

„Ich nicht. Sonst wäre ich ja nicht bei dir. Und Charlie sicher auch nicht. Er macht sich wirklich Sorgen um dich, Claire.“, munterte sie die Schwangere etwas auf, was ihr scheinbar auch gelang.

„Ich wollte eigentlich nach L.A. um es abzugeben. Zur Adoption freizugeben.“, erzählte sie ihr auf einmal.

Ein Lächeln huschte über Elenas Lippen.

„Ich wollte dort heiraten... Aber die Insel scheint etwas gegen unsere Entscheidungen gehabt zu haben.“, witzelte sie und erhob sich dann.

„Du solltest dich etwas ausruhen. Ich gebe dir eine Flasche Wa... Das Wasser ist weg!“, stieß sie auf einmal hysterisch aus und durchsuchte das Zelt.

Der Koffer ließ sich allerdings nicht finden.

Sie informierte die Anderen, aber auch die wussten nicht, wo das Wasser hingekommen sein könnte.

Da eilte Michael herbei.

Er sah ziemlich aufgeregt aus.

„Die Koreaner haben Wasser!“, berichtete er und Sayid und Elena machten sich sofort auf den Weg.
 

Das koreanische Pärchen, das den Absturz überlebt hatte, hatte tatsächlich zwei Flaschen Wasser.

Leider waren diese schon leer.

Sayid versuchte vergebens mit ihnen zu kommunizieren, da sie kein einziges Wort amerikanisch sprachen.

So langsam platzte dem Iraker der Kragen und er wurde ziemlich harsch.

„Sie verstehen dich nicht, Sayid!“, verteidigte Elena die Zwei, aber Sayid wollte davon nichts wissen.

„Doch, das tun sie! Woher habt ihr das Wasser?“, versuchte er es erneut und endlich regte sich etwas bei dem koreanischen Mann, der anscheinend Jin hieß.

Er zeigte mit dem Finger in eine Richtung und als sie ihm mit ihren Blicken folgten, entdeckten sie Sawyer, der mal wieder einfach nur dasaß und in irgendeinem Buch las.

Das er überhaupt lesen konnte, wunderte sie.

Sofort wollte Elena sich auf ihn zu bewegen, wurde jedoch von Sayid zurückgehalten.

„Nicht, wenn du jetzt zu ihm gehst, wird er dir nichts geben. Warte... Jede Ratte führt dich irgendwann zu ihrem Loch.“, bedachte er und sie musste eingestehen, dass sein Rat gar nicht mal so dumm war.

Sie würde warten.

Wie sie warten würde, bis diese dicke, fette Ratte sie zu ihrem Vorrat führen würde.

Und tatsächlich führte er sie nach etwa zwei Stunden zu seinem Versteck, dass sich tief im Wald befand.

Er buddelte gerade einen Koffer aus, da bemerkte er, dass er beobachtet wurde.

Doch bevor er sich auf einen Angriff vorbereiten konnte, wurde er von jemanden umgeworfen, der wesentlich kleiner und leichter war, als er.

Als er seine Augen wieder öffnete, erblickte er das verführerische Blau von Elenas tollen Augen.

Sie saß auf ihm und hielt seine Arme fest.

„Oh, Herr, meine Wünsche gehen scheinbar doch in Erfüllung.“, brachte er atemlos hervor und grinste selbstgefällig.

Sie wollte aufstehen, aber sein Griff ließ nicht locker und er schleuderte sie herum, sodass er nun über ihr war.

Sie spürte seinen Körper, der sich auf ihren drückte und meinte sogar ein erregtes Zittern zu fühlen, dass sich durch ihn hindurchzog.

„So ist es doch gleich viel besser. Was kommt als nächstes, Baby?“, drang seine Stimme an ihr Ohr, die so nah war, dass sie seinem Atem spüren konnte.

Sie begann zu zappeln und wollte sich befreien.

„Lass mich los, Sawyer! Runter von mir!“, protestierte sie gegen diese Art von Belästigung und Sayid war schon zur Stelle, um ihr mit diesem Problem behilflich zu sein.

„Wo hast du das Wasser, Sawyer?“, verlangte sie nach einer Antwort.

Er sah beide verdutzt an.

„Was für Wasser?“, stellte er eine Gegenfrage.

„Tu doch nicht so. Du hast den Koreanern zwei Trinkflaschen gegeben.“, erinnerte Sayid ihn und es schien Klick zu machen.

„Ach, das Wasser... Das hab ich gegen einen Fisch eingetauscht. Ich hab nichts mehr davon. Tut mir leid.“, klärte er sie auf.

„Ich bin eben Optimist, Leute. Früher oder später muss es schließlich regnen.“, fügte er hinzu und verschwand wieder.

Wenige Sekunden später vernahmen sie Schreie und sie rannten so schnell sie konnten.

Charlie hatte Boone erwischt, wie er Claire Wasser geben wollte.

So stellte sich heraus, dass er es genommen hatte.

„Jack ist nicht da und irgendjemand musste doch das Kommando übernehmen. Das Wasser lag einfach so da rum und jeder hätte einfach unkontrolliert davon nehmen können.“, verteidigte er seine Tat.

Die Anderen hatten allerdings nicht sehr viel Verständnis dafür übrig.

Elena ging dazwischen als Sayid gerade beginnen wollte, dem jungen Mann eine Standpauke zu halten.

„Boone hat Recht. Es war zwar nicht in Ordnung, dass er uns nicht darüber informiert hat. Aber wenn er es nicht genommen hätte, wäre jetzt wahrscheinlich kein einziger Tropfen mehr übrig.“, bedachte sie das Ganze und lächelte dem Dunkelhaarigen zu.

„Das ist doch nicht dein Ernst, Prinzessin! Darf jetzt jeder hier den Big Boss spielen?“, protestierte Sawyer, doch sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu, sodass er wusste, dass er sich besser geschlossen hielt.

Sobald Jack einmal nicht da war, dachten die gleich alle, sie hätten was zu sagen!

Schrecklich!
 

Doch zu ihrem Glück dauerte es nicht mehr lange und Jack und Kate, die ihn gefunden hatte, tauchten wieder auf.

„Jack, da bist du ja wieder. Ich hab mir Sorgen gemacht. Wo warst du denn? Du bist auf einmal los, ohne ein Wort.“, begrüßte sie ihn und umarmte ihn.

Er drückte sie an sich.

„Ich weiß auch nicht... Ich glaube, ich brauchte mal Zeit für mich. Aber jetzt bin ich ja wieder da.“, entgegnete er und sie hielten sich an den Händen.

Sawyer und Kate, die ebenfalls dabei standen, warfen den Beiden nur eifersüchtige Blicke zu.

„Und ich sag doch, die haben was miteinander!“, raunte Charlie ihnen zu.

„Halt die Klappe, Wurzelzwerg.“, murrte Sawyer.

Ihm passte diese Vorstellung ganz und gar nicht in den Kram.

„Wir haben übrigens Wasser gefunden. Nicht wahr, Kate?“, wandte sich der Arzt an seine Begleiterin, die nur stumm nickte.

„Das ist ja fantastisch. Und wo?“, wollte Elena neugierig wissen.

Das würde ihre Sorgen um einiges dezimieren.

„Etwa anderthalb Kilometer von ihr. Dort befindet sich eine Quelle mit frischem Wasser und Höhlen, in denen wir wohnen könnten.“, unterbreitete er ihnen seine Entdeckung.

Alle sahen ihn an, als würden sie ihn nicht ganz verstehen.

„Du willst wirklich, dass wir in den Dschungel ziehen, wo es Wildschweine, Bären und dieses Ding gibt?“, harkte Sayid nach und man konnte seine Abneigung gegen diese Idee deutlich aus seiner Stimme heraushören.

„Ich bin ganz der Meinung unseres Omars. Wir sollten hier am Strand bleiben, wo man uns wenigstens finden kann. Ich will die Rettungsmannschaft nicht verpassen, wenn sie eintrifft.“, schlug sich Sawyer unerwartet auf die Seite des Irakers.

Elena blickte beide an.

Nicht doch.

Sie hofften also immer noch, dass jemand kommen könnte, um sie von hier wegzuholen.

„Aber wir wären hier sicherer, Leute. Wo kann man sich besser verstecken als im Dschungel. Am Strand sind wir ein leichtes Ziel für das Monster.“, wandte Jack ein und klang dabei wieder so überzeugt, dass einige andächtig mit den Köpfen nickten.

„Also ich werde mitgehen.“, mischte Elena sich ein und blickte in die Runde, so als wollte sie die anderen ebenfalls dazu auffordern.

Schnell meldeten sich noch mehr Umzugswillige.

Unter anderem waren Kate, Charlie, Boone, Shannon, Locke, Hurley und das koreanische Pärchen dabei.

Sawyer und Sayid hielten an ihren Plan fest und auch die schwangere Claire hielt es für besser am Strand zu bleiben, obwohl Jack und Elena es lieber gehabt hätten, wenn sie in der Nähe sein würde, damit man ihr notfalls helfen konnte.

So wurde der Umzug beschlossen und diejenigen, die mitkommen wollten, packten ihre Sachen zusammen.

„Scheint ja was dran zu sein.“, ertönte Sawyers Stimme hinter ihr und sie zuckte vor Schreck zusammen.

Blitzschnell drehte sie sich zu ihm um.

„Was?“, harkte sie nach, da sie nicht wirklich verstand, was er damit meinte.

Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

„Na, an der Lovestory zwischen dir und unserem Wirbelsäulenverdreher.“, klärte er sie auf und sie verdrehte die Augen.

„Jetzt fang du nicht auch noch damit an.“, beschwerte sie sich.

Warum dachten alle nur so?

„Ach, stimmt es also nicht?“, fragte er und zog dabei eine Augenbraue hoch.

Sie blickte ihn genervt an.

„Ich kenne Jack schon seit der Uni. Er hat David und mich miteinander bekannt gemacht. Wir sind nur gute Freunde.“, bekräftigte sie ihre Freundschaft zu ihrem Kollegen.

Sawyer Grinsen wurde immer breiter.

„Warum gehst du dann mit ihm in diese Höhlen?“, wollte er wissen und sie wandte sich ihm wieder ab, um weiter ihre Sachen einzupacken.

„Weil ich das für eine gute Idee halte. Was interessiert dich das eigentlich?“, konterte sie und sah ihn forschend an.

Der konnte aber auch nervig sein!

Er leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen und machte einige Schritte auf sie zu, bis er so nah vor ihr stand, dass sich ihre Körper beinahe berührten.

„Nur so... Aber wenn es dir bei den Höhlenmenschen zu langweilig werden sollte, kannst du gerne zu mir kommen und ein bisschen Spaß haben, Prinzessin.“, flüsterte er ihr zu und machte sich dann aus dem Staub, bevor sie einen Wutanfall bekommen würde.

Verdutzt sah sie ihm nach.

Dieser Idiot!
 

Die Höhlen stellten sich als kleines Paradies heraus.

Es gab genug Platz, dass sich jeder ein eigenes Lager aufbauen konnte und man sich gepflegt aus dem Weg gehen konnte.

Sofort richtete sich jeder häuslich ein.

Aber einer war irgendwie anders als sonst.

Charlie hatte an den Höhlen zwar seine geliebte Gitarre wiedergefunden, auf der er nun die ganze Zeit spielte, doch verhielt er sich eigenartig.

Er schwitzte abnormal viel und schien gereizter, obwohl er normalerweise ein so sonniges Gemüt hatte.

„Ist dir aufgefallen, dass Charlie momentan ein wenig komisch ist?“, erkundigte Elena sich bei Jack, dem sie gerade half ein Krankenlager aufzustellen.

Jacks braune Augen wanderten zu dem Gitarristen.

Es stimmte.

„Ja, du hast Recht... Ich denke, ich werde mal mit ihm reden. Mach du schon mal weiter...“, meinte er dann und ging zu Charlie rüber.

Die Beiden verschwanden in einem Nebenarm einer der Höhlen, um sich unter vier Augen unterhalten zu können.

Da nächste, was man vernahm, war ein Rumpeln und Donnern.

Mit Entsetzen bemerkte die Gruppe, dass der Nebenarm, in dem sich Charlie und Jack befanden eingestürzt war.

Als Elena herbeigeeilt kam, war es Charlie der vor einem Haufen Geröll stand und verlassen dreinblickte.

„Charlie, wo ist Jack?“, wollte sie mit hysterischem Unterton wissen, aber er brauchte nichts zu sagen, damit sie wusste, dass er verschüttet war.

„Wir müssen ihn frei graben. Elena, renn zum Strand und hol so viele Helfer, wie du auftreiben kannst. Wir fangen hier schon mal an.“, forderte Michael sie auf.

In New York hatte er auf dem Bau gearbeitet und kannte sich mit instabilen Gebilden und ihrer Handhabung aus.

Elena vertraute ihm und lief sofort los.

Am Strand fand sie zuerst Sawyer, mit dem sie sich natürlich wieder mal in die Haare bekam, da er nicht einsah Jack zu helfen.

Er hatte ja gleich gesagt, dass es gefährlich war in die Höhlen zu ziehen.

Dafür erklärten sich aber einige andere bereit.

Kate war die Erste, die an den Höhlen wie eine Irre anfing zu Graben.

Die junge Frau war so stur bei der Sache, dass Elena merkte, wie sehr Jack ihr bedeutete.

Als sie einen kleinen Gang freigelegt hatten, kletterte Charlie hinein, da er sich die Schuld an dem Einsturz gab und dies nun wieder gut machen wollte.

Doch kurz nachdem Charlie bei Jack angekommen war, stürzten die Steine erneut in sich zusammen und die Beiden waren gefangen.

Die Grabungen wurden auf der Stelle wieder aufgenommen.

„Hey, Leute, ihr könnt jetzt aufhören zu graben.“, ertönte plötzlich Charlies Stimme hinter ihnen und er hatte Jack im Schlepptau.

Die Beiden waren durch die Decke der Höhle, die nur aus Erdboden bestand, gekommen.

Jack schien wohl auf, bis auf seine Schulter, die er sich ausgekugelt hatte.

„Ein Glück, dass es dir gut geht, Jack!“, strahlte Elena und warf sich ihm um den Hals, wobei sie beinahe vergaß, dass er sich an der Schulter verletzt hatte.

Zu seiner und auch der Verblüffung der anderen, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, umfasste sein Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Tränen standen ihr in den Augen, so sehr hatte sie sich gesorgt.

„Wow, wofür war der denn?“, fragte er sie und versuchte seinen Puls zu senken, der vollkommen durchdrehte.

Sie lachte und umarmte ihn erneut.

„Einfach nur so! Ich bin halt froh, dass dir nichts passiert ist!“, beantwortete sie und konnte zum Glück nicht Kates Blick sehen.

Die Brünette schien ziemlich enttäuscht und sauer darüber zu sein, dass die Gerüchte, die sich unter den Überlebenden verbreiteten.

Dabei hatte sie sich doch erhofft, dass sie dem Chirurgen irgendwann mal näher kommen könnte.
 

Am Abend hatten alle sich von der Aufregung erholt.

Elena hatte sich um Jacks Schulter gekümmert und der Kuss war schon längst vergessen, zumindest von den Beiden.

Charlie saß schon wieder abseits und spielte auf seiner Gitarre, also beschloss Elena ihm ein bisschen Gesellschaft zu leisten.

„Wie lange ist es schon her?“, stellte sie ihm eine Frage, nachdem sie sich eine Zeit lang angeschwiegen hatten.

Er starrte sie verstört an.

„Was?“, entgegnete er und tat so, als ob er nicht wüsste, worüber sie redete.

„Das du was genommen hast.“, merkte sie an und ihre Augen funkelten wissend.

Er zog beide Augenbrauen hoch, um noch verwunderter zu wirken.

„Ich versteh nicht...“, versuchte er immer noch es abzustreiten, doch die junge Ärztin war nicht darauf aus, sich von ihm auf den Arm nehmen zu lassen.

„Du kannst uns nichts vor machen, Charlie... Wir sind Ärzte. Wir merken es, wenn jemand einen Entzug durchmacht.“, stieß sie ihm diese Tatsache vor dem Kopf und er fühlte sich im ersten Moment etwas überrumpelt.

Dann senkte er verlegen den Blick.

Es weiter zu leugnen würde nichts bringen.

„Anderthalb Tage.“, antwortete er auf ihre vorherige Frage und schluckte.

Sie reichte ihm eine kleine Packung mit einer Tablette drin.

„Aspirin. Die lindert die Erscheinungen etwas... Aber es wird sehr hart werden.“, klärte sie ihm auf und er nickte.

Er hatte auch nicht gedacht, dass es wie ein Besuch auf den Jahrmarkt sein würde.

Aber er wollte unbedingt von dem Heroin runter, dass er in seiner Musikerzeit regelmäßig eingenommen hatte.

Und er würde es auch schaffen.

„Danke, Elena.“, brabbelte er und sie klopfte ihm auf die Schulter.

Ein kurzes Schweigen entstand zwischen ihnen.

„Ich hab auch mal ein Instrument gespielt... Ich hatte Klavier- und Gesangsunterricht.“, erzählte sie ihm dann und er blickte sie überrascht, aber erfreut, an.

„Cool! Lass mal was hören... Eh... Kennst du Laugh, I nearly died von den Stones?“, löcherte er sie und sie lachte amüsiert.

„Wer kennt das nicht?“, erwiderte sie und sie legten los.

Alle hörten ihnen mit voller Aufmerksamkeit zu.

„Sagt nicht, dass das Lied sich auf meinen Beinahetod bezieht!“, empörte Jack sich mit einem Grinsen im Gesicht und es wurde belustigt gelacht.

Während Elena so vor sich hinsang, erinnerte sie sich an dem Musikunterricht bei ihrem Onkel Christopher und wie sie David immer etwas vorgesungen hatte.

Er hatte ihre Stimme geliebt und ihr immer wieder gesagt, wie wunderbar sie sei.

„Sie überrascht einen immer wieder, nicht wahr?“, richtete Jack sich an Kate, die neben ihm saß.

Die grünen Augen der Brünetten durchbohrten den Waldboden.

„Ja.“, erwiderte sie nur knapp und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen.

Mr. Trickster

Es vergingen einige Tage und alle lebten sich gut an ihrem neuen Wohnort ein.

Die meisten schliefen noch und die Sonne war kaum aufgegangen, da entschloss Elena sich dazu ein bisschen am Strand spazieren zu gehen.

Sie hatte die Schuhe ausgezogen und das kühle Meerwasser umspülte ihre Füße.

Sand glitt zwischen ihren Zehen durch, mit jeder kleinen Welle, die auf das Festland prallte.

Sie war gerade etwa zwanzig Minuten unterwegs, da entdeckte sie Anziehsachen, die auf einem Haufen im Sand lagen.

Sah ganz nach einem Mann aus.

Ein Buch lag oben auf und sie nahm es in die Hand, um es zu begutachten.

Watership Down.

Wer las denn so was?

„Spitzen Buch.“, erklang plötzlich die rauchige Stimme Sawyers und sie blickte aufs Wasser.

Langsam bewegte er sich in den Wellen auf sie zu.

„Handelt von Häschen.“, fügte er mit einem charmanten Lächeln hinzu und als er komplett aus dem Wasser getreten war, musste sie feststellen, dass er vollkommen nackt schwimmen gegangen ist.

„Ich kenn das Buch, Sawyer.“, gab sie zurück, blickte allerdings nicht weg, als er ihr so nahe kam, dass sie ihn berühren konnte.

Sie dachte nicht mal im Traum daran.

Stattdessen musterte sie ihn auch noch von oben bis unten, was ihm sehr zu gefallen schien.

„Muss ja ziemlich kalt sein... So ohne Shorts.“, vermutete sie und zog eine Augenbraue hoch.

Seine hellblauen Augen blitzten sie an, doch er ließ sich nicht von ihr verärgern.

Nein, er kam ihr sogar noch näher und starrte sie provozierend an.

„Und wie... Wieso kommst du nicht näher und wärmst mich?“, bat er sie und sie konnte nicht anders als zu lachen.

„Na ja, viel gibt es da ja nicht zu wärmen.“, log sie unverfroren, warf das Buch wieder auf den Haufen Klamotten und drückte sich an ihm vorbei.

Für wen hielt der sich eigentlich?

Obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie den Anblick seines Körpers schon sehr genossen hatte.

Unter anderen Umständen wäre sie wahrscheinlich über ihn hergefallen.

Sein Blick folgte ihr und er musste unwillkürlich in sich hineinkichern.

Was für eine harte Nuss.

Aber sie hatte damals Recht gehabt, als er den Eisbären erschossen hatte.

Sie war nicht, wie die Frauen mit denen er geschlafen hatte.

Die hatte er damals mit Leichtigkeit reihenweise abgeschleppt.

Doch sie war da von einem ganz anderen Kaliber.

Er musste sich wohl etwas besseres einfallen lassen.

Als er sich wieder angezogen hatte, beschloss er zu seinem Vorratslager zu spazieren, wobei seine Gedanken immer noch um die junge Ärztin kreisten.

Wie konnte er dieses Erdbeertörtchen nur von sich überzeugen?

Auf einmal hörte er ein verdächtiges Geräusch.

Er blieb stehen und lauschte, dann rannte er los.

Es klang so, als ob sich jemand an seinem Versteck zu schaffen machte.

Und tatsächlich!

Er erwischte Boone, der in dem Koffer wühlte und anscheinend nach irgendetwas suchte.

Wütend schritt er ihm entgegen.

„Was suchst du an meinem Zeug, Kleiner?“, verlangte er nach einer Antwort.
 

Elena befand sich währenddessen wieder bei den Höhlen und redete mit Jack und Kate.

Da tauchte mit einem Mal Shannon auf.

Sie stützte ihren Bruder, der wesentlich mehr wog als sie.

Er sah schrecklich aus.

„Was ist passiert?“, erkundigte Jack sich und er und Elena untersuchten Boone.

Er hatte schlimme Verletzungen im ganzen Gesicht verteilt.

Irgendjemand hatte ihn ziemlich übel zugerichtet.

„Sawyer...“, brachte der junge Mann nur hervor und verdrehte die Augen.

Was?

Sawyer hatte ihn so verdroschen?

Bloß warum?

Jack und Elena warfen sie verdutzte Blicke zu.

Sie verarzteten ihn.

„Er hat mich einfach so angegriffen.“, berichtete Boone und zuckte zusammen, als sie seine Wunden mit Alkohol reinigten.

„Wieso das?“, fragte der Chirurg verblüfft und auch Elena konnte nicht wirklich glauben, dass Sawyer einfach so auf Boone losgegangen sein soll.

Der Blonde war zwar ein ziemlicher Choleriker und Chaot, aber ohne Grund würde er ganz sicher nicht gewalttätig werden.

„Shannon hat Asthma.“, klärte Boone die Ärzte auf, die ihn ungläubig ansahen.

„Sie hatte aber noch keinen Anfall, seit wir hier sind.“, wandte Elena ein, doch Boone blitzte sie erbost an.

„Weil sie einen Inhalator hatte. Sie benutzt ihn nur, wenn keiner dabei ist. Es war ihr schon als Kind peinlich. Atmen ist anscheinend uncool!“, offenbarte er ihnen und musste über seinen eigenen Witz grinsen, wurde allerdings sofort wieder ernst.

„Sie hatte einen?“, harkte Jack nach, wobei er das zweite Wort betonte.

Shannons Bruder nickte.

„Er ist seit ein paar Tagen leer. Ich hatte noch viel dabei. Genug für Monate... Sie vergisst ihre Medizin immer, deshalb waren sie in meinem Koffer.“, erklärte er und schluckte.

„Und heute sehe ich den Arsch Watership Down lesen. Das Buch war in meinem Koffer.“, fügte er hinzu.

Den beiden Ärzten ging ein Licht auf.

„Also hat er dein Gepäck und damit auch die Inhalatoren.“, schlussfolgerte Elena.

Doch das Gespräch wurde von Shannons laute Atemzüge unterbrochen.

Sie sahen, dass es ihr heute schlechter ging, als sonst.

Würde sie einen Anfall bekommen, sehe es wirklich schlecht aus.

Also beschloss Jack zu Sawyer zu gehen, um das Zeug zu holen.
 

„Wo sind die Inhalatoren?“, forderte er eine Antwort von dem Blonden, der mal wieder las.

Er saß in dem ehemaligen Ärztezelt, dass er für sich eingenommen hatte, nachdem Elena und Jack zu den Höhlen gegangen waren.

„Ach, deswegen die Hektik.“, bemerkte er, als er sah, dass der Arzt ziemlich außer Puste war, da er so schnell wie möglich zu ihm gekommen war.

Jack musste tief Luft holen, um nicht ausfallend zu werden.

Dieser blöde Arsch!

„Du greifst einen Jungen an, ohne dass er dir was getan hat?“, harkte er fassungslos nach und blickte ihn durchdringend an.

„Er hat mein Zeug durchwühlt!“, beschwerte Sawyer sich und legte gereizt das Buch zur Seite.

Was sollte das?

Jacks Gesicht zeigte sich wenig verständnisvoll für Sawyers Beweggründe.

„Dein Zeug? Glaubst du, nur weil du ihre Koffer plünderst, gehört alles dir?!“, konterte er empört und war gewollt dem Blonden eine zu verpassen.

„Vielleicht ist es bei euch in den Höhlen so, dass man alles miteinander teilt oder gegen Muscheln tauscht. Aber hier am Strand verteidigt jeder seinen Besitz selbst!“, entgegnete er und sie wurden lauter.

„Steh auf!“, brüllte Jack sein Gegenüber an.

Die Augen verdrehend sah Sawyer den Arzt an.

„Wieso? Willst du sehen wer größer ist?“, scherzte er respektlos.

„Steh auf!“, wiederholte Jack nur seine Forderung und Sawyer baute sich vor ihm auf, bereit sich auf eine Prügelei mit ihm einzulassen.

Doch Elena kam hinzu und bemerkte die Spannung, die in der Luft lag.

„Hey, was ist hier los?“, wollte sie wissen, doch sie bekam von keinem von ihnen eine Antwort.

Stattdessen blitzte Jack den Blonden zornig an und ging wieder Richtung Wald.

Elenas Blick wanderte mit Verachtung ebenfalls auf Sawyer, um dann Jack zu folgen.

Sie rannte hinter ihm her.

„Ich bring ihn um!“, fluchte der nur wütend und schien jeden Moment auf irgendetwas einschlagen zu wollen.

„So kommen wir auch nicht weiter!“, appellierte sie an seiner Vernunft und er wandte sich in ihre Richtung.

„Mag sein, aber es wäre ein tolles Gefühl.“, erwiderte er.

Und dieser Mistkerl hatte eine Abreibung schon längst verdient.

Sie hob verzweifelt die Hände.

„Gut, dann mach es... Ich halt dich nicht auf.“, gab sie ihm ihr Einverständnis.

Ein Seufzen entwich ihm.

„Wir sind keine Wilden... Noch nicht.“, sah er ein, dass diese Idee Unfug war und sie blieben stehen.

„Dann werde ich mit Sawyer reden.“, bot sie an und er wirkte ziemlich skeptisch.

„Denkst du, er hört auf dich?“, harkte er nach, da er sich nicht recht vorstellen konnte, wie sie die Inhalatoren bekommen wollte.

Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.

„Er ist der Auffassung, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben.“, klärte sie ihren Kollegen auf, der nun wirklich nicht mehr wusste, was er von dem Ganzen halten sollte.

„Und? Ist es so?“, fragte er mit Neugier und Besorgnis in der Stimme.

Sie schüttelte den Kopf.

„Ich bitte dich... Aber es kann ja nicht schaden, wenn ich mal auf die Tränendrüse drücke, oder?“, bedachte sie mit einem Zwinkern und machte sich auf den Weg.
 

Sie fand ihn unter einem Baum.

Er schien gerade in Gedanken zu sein.

„Was willst du?“, wollte sie von ihm wissen, was ihn verdutzt dreinblicken ließ.

Seine blauen Augen musterten sie.

Hatte der Doc sie jetzt etwa vorgeschickt, weil er sich nicht mehr selbst traute?

„Auf die Frage hab ich so viele Antworten, Prinzessin. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“, beteuerte er und begann Holz zu hacken.

Sie holte tief Luft.

„Ich meine für die Inhalatoren.“, sprach sie mit Nachdruck und er wandte sich zu ihr um, um sie frech anzugrinsen.

„Oh... Gute Frage. Sekunde... Was will ich dafür?“, überlegte er und spannte sie damit absichtlich auf die Folter.

„Ein Kuss würde reichen.“, entschied er schließlich.

Ihr wäre beinahe die Kinnlade runtergeklappt.

War das sein Ernst?

„Was?“, harkte sie erstaunt nach und er lachte.

„Ein Kuss... Von dir... Jetzt gleich.“, stellte er die Forderungen und ihre Augen weiteten sich so sehr, dass sie gleich rausfallen mussten.

Überlegungen rauschten ihr durch den Kopf.

Log er sie an oder wollte er wirklich nur einen Kuss?

„Das glaub ich dir nicht.“, entschied sie sich und er wirkte beleidigt.

„Wieso nicht?“, wollte er wissen und sie lächelte perplex.

„So ein Theater? Das nehme ich dir nicht ab. Ich möchte, dass du einem Mädchen hilfst, das keine Luft mehr kriegt und du willst einen Kuss von mir? Ich bitte dich!“, legte sie ihre Ansicht der Sache aus.

„So gemein kann man nicht sein.“, fügte sie ungläubig hinzu und wechselte dann das Thema.

„Ich hab es gesehen, Sawyer.“, meinte sie und er sah sie neugierig an.

„Was?“, stellte er ihr eine Frage und sie schmunzelte.

„Wie du diesen Zettel behandelst, den du immer bei dir hast... Wie behutsam du in faltest. Und dein Gesichtsausdruck, wenn du ihn liest. Er bedeutet dir anscheinend was.“, antwortete sie und wartete auf seine Reaktion.

Sie hatte schon oft beobachtet, wie er, wahrscheinlich, einen Brief las und ihn immer wieder in seine Tasche steckte, damit er ihn immer bei sich hatte.

Doch sie hatte sich nicht getraut ihn danach zu fragen, da es sie nichts anging.

Der Blick des Blonden senkte sich bei der Erwähnung des Zettels und er schwieg.

„Du kannst von mir aus weiter Spielchen spielen. Aber ich weiß, dass du eigentlich nicht so kaltherzig bist. Gib mir bitte das Medikament, Sawyer.“, verlangte sie und schritt auf ihn zu, doch sein finsterster Gesichtsausdruck traf sie, sodass sie innehielt.

„Du glaubst, du verstehst mich?“, machte er sich über sie lustig, doch sie versuchte sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen.

„Ja.“, konterte sie resolut.

Er schnaubte einmal verächtlich.

„Du willst wissen, was ich für ein Mensch bin? Dann lies.“, offerierte er ihr das Stück Papier, dass er so sorgsam hütete.

Seine Augen funkelten entschlossen, doch sie zögerte in seine Privatsphäre einzudringen.

Als sie ängstlich zurückschreckte, nahm er ihre Hand mit grobem Blick und drückte ihr den Zettel in die kleine Handfläche.

Beinahe hätte sie aufgeschrieen vor Schockierung.

„Mach schon! Lies es vor!“, knurrte er sie boshaft an und sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und öffnete den Brief, um ihn mit zitternder Stimme vorzulesen.

Es war eine krakelige Kinderhandschrift.
 

„Lieber Mister Sawyer,
 

Sie wissen nicht, wer ich bin, aber ich weiß, wer Sie sind und ich weiß, was Sie getan haben.

Sie haben mit meiner Mutter geschlafen und dann haben Sie meinem Dad sein Geld weggenommen.

Er ist wütend geworden und hat meine Mutter getötet.

Dann hat er sich selbst umgebracht.“
 

Sie hielt inne und weigerte sich weiterzulesen.

Eine dicke Träne rann ihre Wange hinunter.

Doch Sawyer kannte kein Erbarmen und zwang sie weiterzumachen.

„Das schönste kommt noch.“, versprach er ihr mit verbittertem Ausdruck.
 

„Ich kenne nur Ihren Namen, aber irgendwann werde ich Sie finden und dann gebe ich Ihnen diesen Brief, damit Sie nicht vergessen, was sie mir angetan haben.

Sie haben meine Eltern getötet, Mister Sawyer.“
 

Noch bevor sie den letzten Satz zuende gelesen hatte, hatte er ihr den Brief wieder aus den Händen gerissen.

„Was ist jetzt mit dem Kuss, Prinzessin?“, erkundigte er sich harsch und vollkommen kalt, wobei er ihr näher kam.

Zuerst schwieg sie ihn nur an und wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte.

Doch dann konnte sie nicht mehr anders als anzufangen zu schluchzen.

Sie hielt sich die Hände vors Gesicht und weinte.

Was war nur mit ihm los?

Warum hatte er sie dazu gezwungen so etwas schreckliches vorzulesen?

Am liebsten hätte sie ihm dafür geohrfeigt, dass er so grausam war, aber sie konnte nicht.

„Das war doch klar.“, murrte er mit Verachtung und ließ von ihr ab, um in sein Zelt zu gehen.
 

Jack suchte hektisch nach irgendeinem Medikament, das Shannon eventuell etwas helfen könnte.

Der jungen Frau ging es derweilen ziemlich schlecht.

Irgendwo musste es doch etwas geben!

„Verdammt!“, fluchte der Arzt leise und Elena zuckte zusammen.

Sich räuspernd gesellte sie sich zu ihm.

„Tut mir leid, dass ich nichts tun konnte. Ich hätte vielleicht einfach...“, entschuldigte sie sich, doch Jack schüttelte nur zerknirscht lächelnd den Kopf.

„Du kannst doch nichts dafür. Sawyer ist derjenige, der sich entschuldigen sollte, Elena.“, bedachte er und wieder stieg Wut in ihm auf.

So langsam entwickelte sich dieser Mistkerl zu einem Problem.

Wenn sie nicht alle an einen Strang zogen, würde es bald zu Streitereien oder schlimmeres kommen.

Wo er so an den blonden Teufel dachte, tauchte dieser auch, mit einem Rucksack bewaffnet, auf.

Er ging zur Quelle um sich Wasser zu holen, wobei ihn alle abfällig anstarrten.

Aber sein Blick wanderte nur zu Elena hinüber, die beschämt ihr Gesicht von ihm abwandte.

Nachdem, was er über sich preisgegeben hatte, konnte sie ihm vorerst nicht mehr in die Augen sehen.

Dafür war Jack umso entschlossener den anderen Mann zur Rede zu Stellen.

Zielstrebig ging er auf ihm zu.

Sawyer hatte ihm den Rücken zugekehrt und füllte Wasser in leere Flaschen ab.

„Ich will die Inhalatoren, Sawyer.“, verlangte er und baute sich noch mehr auf, um imposanter zu wirken.

Mit einem Grinsen drehte der Angesprochene sich um.

„Na also, ich hatte deine Bettelei schon vermisst.“, machte er sich über ihn lustig, doch war vollkommen überrascht von dem Schlag, der folgte.

Auch alle anderen ließen ein verschrecktes Raunen von sich.

Sawyer wischte sich mit dem Handrücken über, die nun blutende, Unterlippe.

Er lachte amüsiert.

„Na endlich. Ich sagte ja, dass wir in der Wildnis sind. Ich hatte schon befürchtet, dass du es nicht drauf hast.“, provozierte er den Dunkelhaarigen weiter, der auch gleich, ohne ein Wort zu sagen, erneut zuschlug.

Diesmal taumelte der Blonde etwas zurück.

„War das etwa schon alles?“, wollte er voller Respektlosigkeit in der Stimme wissen.

Die Augen des Arztes wanderten hilflos auf die Anderen, die bloß drum rum standen und nicht so wirklich wussten, was sie davon halten sollten.

„Jack...“, hörte man dann Elena murmeln, die nicht wollte, dass die beiden Männer sich gegenseitig verletzten.

Sofort ließ Jack von Sawyer ab und ging weg, um etwas allein zu sein.

Er wollte sich erst mal abreagieren.

Die hellblauen Augen des Blonden streiften Elena, während er an ihr vorbei, in Richtung Strand, ging.

Sie konnte seine Missbilligung spüren und es verpasste ihr einen Stich.

Doch sie sah ihn nicht an.
 

„Shannon, du musst dich beruhigen.“, forderte Jack die Blondine am nächsten Morgen auf.

Ihr Zustand hatte sich mittlerweile so sehr verschlechtert, dass sie drohte zu ersticken.

Immer wieder zog sie schwerfällig die Luft ein, wobei ihr Gesicht immer blauer wurde.

Boone und auch alle anderen standen besorgt um sie herum.

„Hör mir zu, Shannon. Du musst ruhig atmen. Durch die Nase ein und durch den Mund aus... So ist es gut.“, wies der Arzt sie an und es schien zu funktionieren.

Zumindest bekam sie wieder etwas mehr Farbe im Gesicht.

Dann nahm er sich Boone zur Seite.

„Du musst bei ihr bleiben und dafür sorgen, dass sie sich nicht zu sehr aufregt.“, erklärte er und der Bruder nickte verständlich.

„Elena, du bleibst auch hier.“, befahl er ihr und sie nickte ebenfalls.

Dann ging er los.

„Boah, Alter. Er war wie ein Jedimeister.“, bemerkte Hurley, wobei der Ernst in seiner Stimme diese Aussage schon wieder komisch wirken ließ.

„Jack, wohin gehst du denn?“, rief Elena ihm fragend hinterher, bekam allerdings keine Antwort.

Misstrauisch musste sie feststellen, dass Sayid ihm folgte.

Was heckten die Beiden nur aus?

„Wir müssen Sawyer zwingen uns zu sagen, wo die Inhalatoren sind. Sonst wird das hier böse enden.“, stellte Jack grimmig fest.

Sayid hielt kurz an, was den Arzt ebenso stoppte.

„Lass mich das machen. Es gehörte im Nachrichtendienst zu meinen Aufgaben Informationen aus Feinden herauszuholen. Ich brauche höchstens zehn Minuten mit ihm.“, offenbarte Sayid.

Jack wusste genau, was das bedeuten würde, aber es musste sein.

Also beschlossen die Beiden zusammen nach Sawyer zu suchen.

Sie brauchten auch nicht lange, um ihn ausfindig zu machen, denn er lag in seiner Unterkunft und döste.

Als er die Augen öffnete, blickte er in das Gesicht des Irakers.

Was wollte der denn hier?

„Guten Morgen.“, murmelte er nur und schon traf Sawyer der Schlag und alles um ihn herum wurde schwarz.

Gemeinsam schleppten die beiden Männer den Blonden vom Strand weg.
 

Elena traf auf sie.

„Jack, Sun hat... Was ist hier los?“, brach es aus ihr heraus, als sie sah, dass die Beiden einen bewusstlosen Sawyer hinter sich herschleiften.

Eigentlich wollte sie Jack mitteilen, dass die Koreanerin Sun geholfen hatte, Shannons Asthmaanfall lahmzulegen und das mit Kräutern.

Aber diese Szene ließ sie ihr Anliegen vergessen.

„Was habt ihr vor?“, stellte sie eine erneute Frage und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

Die entschlossenen Blicke der Männer, der ohnmächtige Sawyer.

Sie wollten die Informationen über die Inhalatoren aus ihm herauspressen.

Sie wollten ihn foltern.

Fassungslos sah sie ihnen nach.

Das durfte doch nicht deren Ernst sein!

„Wenn du das tust, Jack...“, drohte sie ihm, folgte dann aber doch.

Vielleicht konnte sie einschreiten, wenn es zu heftig wurde.

Sawyer erwachte, als Sayid ihm Wasser ins Gesicht warf.

Mit Verwunderung stellte er fest, dass er mit den Händen um einen Baum gefesselt worden war.

Er verdrehte die Augen und schnaubte.

„Wie tapfer einen Mann anzugreifen, während er schläft.“, richtete er mit Verabscheuung an den Iraker.

Dann bemerkte er auch Jack und Elena.

So lief das also.

„Jetzt bin ich wohl dran.“, stellte er mit Witz in der Stimme fest und der Arzt trat vor.

„Alles was ich will ist das Asthmaspray. Sag mir, wo es ist und wir hören auf.“, offerierte er ihm, doch Sawyer konnte darüber nur lachen.

Das war echt lächerlich.

„Womit denn, Chico?“, erkundigte er sich neugierig.

Mit einem Nicken deutete Jack auf Sayid, der mit einem Messer drei Stücke Bambus schärfte.

Elena erkannte sofort, wofür er die benutzen wollte und versuchte ihm die Dinger abzunehmen.

„Ihr könnt doch nicht... Jack!“, empörte sie sich, als ihr Kollege sie packte und zur Seite nahm.

„Halt dich da raus, Elena. Sonst muss ich dich auch anbinden.“, warnte er sie und sie verzog trotzig das Gesicht.

Das Blau ihrer Augen schimmerte traurig, als sie auf Sawyer blickte.

„Es muss nicht so laufen.“, bedachte Jack und wartete auf die Reaktion des Blonden.

Eventuell könnte man das alles ja doch noch ohne Gewalt regeln.

„Oh, doch.“, entgegnete er allerdings nur und das war für Sayid das Zeichen sich an die Arbeit zu machen.

„Im Irak gibt es keinen Bambus... Aber etwas ähnliches. Schilf. Der Effekt ist derselbe. Die Spitzen müssen unter die Fingernägel...“, erklärte er und man konnte erkennen, dass es ihm irgendwie schwer fiel zur Tat zu schreiten.

„Du hast doch noch nie jemanden gefoltert.“, spottete Sawyer, doch die braunen Augen des Iraker sagten ihm etwas ganz anderes.

„Unglücklicherweise, für uns beide, irrst du dich.“, erwiderte er und tat endlich das, wofür er da war.

Als er mit dem Bambus unter Sawyers Nägel ging und diese anhob, entwich dem Blonden ein erbärmlicher Schmerzensschrei, der Elena einen Schauer den Rücken runterjagte.

Sie schloss die Augen.

„Mehr hast du nicht drauf?“, tönte Sawyer jedoch überheblich, um kurz darauf wieder zu schreien.

Er musste unglaubliche Qualen verspüren, die sie sich nicht mal vorstellen wollte.

Jack schien ebenfalls ziemlich hin und her gerissen zu sein.

Er konnte hören, wie sehr sie darunter litt und als sie dann noch anfing zu weinen, war er kurz davor abzubrechen.

„Jack, bitte hör auf damit!“, flehte sie ihn an.

„Spar dir dein Mitleid, Prinzessin.“, knurrte der Gefolterte, doch sie hatte Jack damit bereits erweicht.

Er konnte das Geschreie ja selbst nicht mehr ertragen!

„Sayid, hör auf!“, verlangte er und widerwillig löste der Iraker sich von seinem Opfer.

Sawyer holte schnappartig Luft.

„Nein, nicht aufhören. Das pustet die Nebenhöhlen durch.“, brabbelte er und war kurz davor zusammenzubrechen.

Die beiden Männer sahen die Ärztin an, die zuerst nicht wusste, was sie tun sollte.

„Lasst mich mit ihm allein.“, befahl sie dann und Sayid und Jack sahen sie sprachlos an.

„Bist du dir da sicher?“, erkundigte sich der fürsorgliche Jack bei ihr, doch sie nickte mutig.

Also ließen sie sie allein mit dem Blonden zurück.

Einen Augenblick lang sahen sie sich bloß an, dann ging sie langsam und äußerst vorsichtig auf ihn zu, obwohl sie wusste, dass er ihr sowieso nichts tun konnte.

Sie wischte sie die Tränen weg und bemerkte, dass er momentan einen geschlagenen Hund ähnelte, der nicht wusste, wofür er bestraft wurde.

„Na, freut es dich mich so leiden zu sehen, Blutgräfin?“, zischte er, sie verhöhnend.

Ruhig schüttelte sie den Kopf.

„Das hast du dir doch selbst ausgesucht, du krankes Arschloch!“, konterte sie fauchend und war gewollt ihn selbst zu foltern.

Hatte der sie nicht mehr alle?

Sie hatte ihn gerade davor bewahrt seine Nägel zu verlieren.

Verdutzt blickte er sie an, als sie vor ihm auf die Knie ging und ihn genau ins Gesicht sah.

„Ach ja? Wer war sich denn zu fein für einen Kuss? Allein deswegen stecken wir doch in den ganzen Schlamassel, Süße.“, erinnerte er sie und grinste leicht.

Doch dafür traf ihn eine saftige Ohrfeige ihrerseits.

„Wo ist das Zeug, Sawyer?!“, schrie sie ihn zornig an.

War der etwa Masochist oder warum provozierte er sie immer wieder dazu ihn zu schlagen?

Gereizt holte er Luft.

„Das sag ich dir... Sobald du mich geküsst hast.“, wiederholte er mit Nachdruck und ihr starrer Blick zeugte von Fassungslosigkeit.

Ernsthaft?

„Was? Das kann doch nicht dein Ernst sein, du mieser...“, wollte sie ihn verfluchen, doch er unterbrach sie.

„Baby, ich bin hier in diesem Zauberwald an einem Baum gefesselt... Ich wurde gerade gefoltert von einem verfluchten Chirurgen und einen echten Iraker...“, wandte er ein und ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich.

„Klar ist das mein Ernst. Willst du, dass die Kleine erstickt, nur weil du dich nicht überwinden konntest mich kurz zu küssen? Du musst mich ja nicht mal anfassen und ich könnte dich sowieso nicht befummeln, so gerne ich das auch will... Komm schon. Ein kleiner Kuss... Egal wohin...“, lockte er sie und sie schluckte konfus und senkte den Blick.

Er legte den Kopf so schräg, dass er ihr trotzdem noch ins Gesicht schauen konnte.

Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Ich bin sehr bescheiden, Prinzessin. Da hast du Glück.“, scherzte er, was sie zum Lachen brachte.

Doch sie war immer noch etwas misstrauisch.

Was, wenn sie es tat und er es ihr dann doch nicht sagte?

Forschend blickte sie in seine Augen.

Wunderschöne hellblaue Augen, die sie verlangend anblitzten.

Konnte sie einem solchen Dackelblick wirklich widerstehen?

Unschlüssig rutschte sie etwas näher an ihn ran und musterte sein Gesicht.

Seine Lippen waren wirklich schön, für einen Mann zumindest.

Es würde sie wohl nicht umbringen, wenn sie ihn kurz küsste.

„Okay...“, gab sie sich geschlagen, was seine Miene etwas aufhellte.

Er nickte.

„Okay.“, säuselte er und sie näherte sich ihm mit Bedacht.

Beide sahen so aus, als ob sie es lieber unter anderen Bedingungen getan hätten, doch dafür war es nun zu spät.

Sanft legten sich ihre Lippen auf seine und er zuckte eine Sekunde lang zusammen, was sie zum Zögern brachte.

Sie schmeckte das Blut, an der Stelle, an der seine Lippe wieder aufgeplatzt war.

Aus irgendeinem Grund jedoch, kribbelte es in ihrem Bauch und bei ihm schien es ebenfalls so zu sein, denn er lehnte sich noch etwas mehr zu ihr vor, obwohl die Fesseln ihm eigentlich ins Fleisch hätten schneiden müssen.

Seine Zunge kam zwischen seinen weichen Lippen hervor und wollten sie auffordern ihn Eintritt zu gewähren, doch sie ließ es nicht zu.

Aber beim zweiten Anlauf gab sie nach und der Kuss wurde immer vollmundiger.

Sie fasste mit ihren Händen in seinen Nacken und drängte sich etwas näher an seinen Körper.

Ein leises Stöhnen entwich ihm und ein Zittern huschte durch ihre beiden Körper.

Als sie den Kuss beendete, keuchte sie atemlos auf.

Seine Stirn lag an ihre geschmiegt und er biss sich seufzend auf die Unterlippe, wobei sie sich tief in die Augen sahen.

Er hatte große Lust sie noch einmal zu küssen, aber das wäre wohl zu viel verlangt.

„Ich hab es nicht.“, wisperte er mit einem Mal und sie sah ihn geschockt an.

„Wie bitte?!“, harkte sie hysterisch nach und sein Blick wirkte entschuldigend.

„Ich hab es nicht... Das Medikament. Hab es nie gehabt.“, gestand er ihr und seine Augen versuchten ihr auszuweichen.

„Aber... Das Buch... Es war in Boones Koffer.“, protestierte sie gegen dieses Geständnis.

Das war doch jetzt alles nicht wahr!

„Es wurde an den Strand gespült... Der Rest muss im Ozean...“, versuchte er ihr das Ganze zu erklären, doch da verpasste sie ihm schon einen Schlag mit ihrem Ellebogen, der seinen Kopf herumschleuderte.

„Elender Dreckskerl!“, fauchte sie und stand auf, um zu Jack und Sayid zu marschieren.

Als sie ihnen berichtete, dass Sawyer das Zeug nicht hatte, wollte Sayid ihr das nicht glauben.

„Er lügt.“, bedachte er und war auch schon wieder auf den Weg zu Sawyer, um ihm eine Lektion zu erteilen.

Dieser hatte sich jedoch von seinen Fesseln befreit und die beiden Männer gingen aufeinander los.

Elena und Jack konnte nur zusehen, wie Sayid und Sawyer sich gegenseitig zu Boden warfen und miteinander rangen.

Doch Sayid hatte immer noch das Messer und plötzlich stieß der Blonde einen gellenden Schrei aus, was den Iraker veranlasste von ihm abzulassen.

Im Gerangel hatte er Sawyer das Messer in die Innenseite seines Oberarms gerammt.

Während Jack Sayid von dem Verletzten wegnahm, eilte Elena zu ihm und zog die Klinge aus der tiefen Wunde.

Sofort spritzte das Blut fontänenartig aus dem Schnitt.

„Er hat eine Arterie verletzt.“, klärte sie Jack auf und drückte ihren Finger in die offene Verletzung, um die Blutung zu stoppen.

Die Ärzte schickten Sayid sofort los, um Verbandsmaterial von den Höhlen zu besorgen.

„Kannst du die Blutung stoppen?“, wollte Jack wissen, der sich mittlerweile auch auf den Knien befand.

Mit einem Nicken bestätigte sie ihm, dass sie alles unter Kontrolle hatte.

„Lass los! Das würdet ihr doch am liebsten.“, kam es von Sawyer.

Elena hätte ihn für diese Bemerkung liebend gerne noch mal geschlagen, unterdrückte dieses Verlangen allerdings.

„Nein, Sawyer.“, entgegnete sie und er lachte.

„Ihr habt doch nur auf so was gewartet, damit ihr zwei wieder ein auf Doctor House und Florence Nightingale machen könnt. Ihr Helden...“, richtete er sich an Jack, der ihn nur sauer anstarrte.

„Halt die Klappe!“, verlangte er grob.

Aber Sawyer hatte gerade erst angefangen.

„Sag ihr, sie soll loslassen, Captain Hero. Ich hab doch schon mit ihr rumgeknutscht... Für mich gibt es nichts mehr worauf ich mich freuen kann. Wäre ich an eurer Stelle würde ich euch verrecken lassen, das wisst ihr hoffentlich.“, meinte er und schrie auf, als Elena extra feste auf die Arterie drückte.

„Wir sind aber nicht du, Sawyer. Also halt dein dummes Mundwerk!“, machte sie ihm klar und endlich hatten sie ihre Ruhe, als er die Augen verdrehte und ohnmächtig wurde.
 

Er lag in seiner Strandhütte, als sich seine Augen wieder öffneten.

Vom Licht geblendet, blinzelte er ein paar Mal.

Dann bemerkte er, dass er einen Verband um den Arm trug und begutachtete diesen verwundert.

„Du lebst also noch, sterbender Schwan?“, ertönte Elenas Stimme direkt neben ihn.

Verwirrt sah er sie an.

„Jack...?“, erkundigte er sich schwach.

Sie lächelte bloß.

„Er ist bei den Höhlen und sieht nach Shannon. Also wirst du mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen müssen.“, scherzte sie, was ihm ein Lachen entlockte.

„Das ist mir auch lieber.“, gestand er dann und sie warf kurz einen Blick über seinen Verband.

Gut, es hatte nicht durchgeblutet.

Dann reichte sie ihm einen Brief.

Seinen Brief.

Falten bildeten sich zwischen seinen Augenbrauen, als er ihr den abnahm.

Wieso hatte sie den denn gehabt?

„Ich hab den Brief noch mal gelesen... Und wieder und wieder... Ich wollte begreifen, warum du Boone verprügelt und mich angelogen hast, statt einfach zu sagen, dass du das Asthmaspray nicht hast. Warum du uns im Glauben gelassen hast, dass du es hättest... Der einzige Grund, der mit einfiel ist, dass du gehasst werden willst.“, schlussfolgerte sie, was ihm scheinbar überhaupt nicht gefiel, denn sein Blick wanderte an die Decke.

Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.

„Dann hab ich mir den Umschlag angesehen...“, sprach sie weiter und er raffte sie dazu auf, sie doch anzublicken.

„Amerikas Zweihundertjahrfeier, Knoxville, Tennessee. Da musst du noch ein kleiner Junge gewesen sein. Vielleicht acht oder neun...“, überlegte sie und er schüttelte ablehnend mit dem Kopf.

Nein, das durfte sie nicht sagen.

„Elena...“, versuchte er sie zu unterbrechen, doch sie blitzte ihn erbost an, während er aussah, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.

„Nein, Sawyer, nicht Elena! Du hast den Brief nie bekommen, richtig? Du hast ihn selbst geschrieben... Du heißt gar nicht Sawyer, oder?“, forderte sie Antworten von ihm.

Sie wollte doch nur die Wahrheit kennen, um ihm helfen zu können.

Momente lang herrschte Schweigen zwischen ihnen doch dann antwortete er, mit einem betrübten Lächeln.

„Das war sein Name. Er war ein Betrüger. Hat mit meiner Mum gevögelt und ihr versprochen, er würde mit ihr fortgehen... Dabei braucht er nur Geld. Er hat meine Eltern ausgenommen wie Weihnachtsgänse... Da schrieb ich diesen Brief im Wissen, dass ich ihn irgendwann finde...“, erzählte er ihr mit leiser, leicht bebender Stimme.

Nun war sie diejenige die wegsah, während er sie betrachtete.

Ein Kichern entwich ihm.

Anscheinend fand er die ganze Situation ziemlich amüsant.

„Aber der Ergreifenste Teil kommt noch, Freud... Ich war neunzehn und hatte Schulden bei ein paar Jungs. Sechstausend Dollar. Also hab ich mich an eine hübsche, reiche Lady rangemacht, deren netter Mann so dämlich war ihr das Geld zu geben und sie gab es mir, im Glauben, ich würde sie lieben. Ich machte mich mit der Kohle aus dem Staub.“, fügte er hinzu und Elena bemerkte, dass es ihm, trotz seiner spöttischen Haltung, schwer fallen musste, ihr davon zu erzählen.

„So wurde ich zu ihm. Ich wurde zu dem Mann, der meine Eltern umgebracht hat... Tragisch, nicht?“, beendete er sein Geständnis und sie wollte etwas erwidern, konnte allerdings nicht anders als nur wieder zu weinen anzufangen.

Seine Miene wurde mit einem Mal kalt und undurchdringlich.

„Du kannst dir dein Mitgefühl sparen.“, murrte er und steckte den Brief weg.

Tränen liefen ihre Wangen hinunter, als sie ihn verblüfft ansah.

„Verschwinde! Hau ab!“, brüllte er sie dann an und sie rannte weg.

So schnell sie konnte.
 

Shannon ging es mittlerweile wieder besser.

Sun hatte ihr eine Paste aus Kräutern auf die Brust gerieben und hielt ihr eine Hand voll davon vor die Nase, damit sie die ätherischen Öle einatmen konnte.

Jack und Elena rochen an der Paste und hätten sich am liebsten gegenseitig vor den Kopf geschlagen.

„Eukalyptus! Wir waren so dumm!“, erkannte sie und lachte.

Er erwiderte ihre Belustigung und nickte.

„Da hätten wir wirklich auch selbst drauf kommen können.“, stimmte er ihr zu.

Aber trotz dieser guten Entwicklung, wanderten Elenas Gedanken an diesem Abend immer wieder zu Sawyer.

Warum war er nur so?

Im einem Moment schüttete er ihr sein Herz aus und im anderen war er kälter als Eis.

Sie verstand ihn nicht.

Auch Sawyer dachte an das, was heute geschehen war.

Grübelnd saß er unter einem Baum und starrte auf das Meer, dass sich mit einem Rauschen in Wellen kräuselte, die auf die Küste prallten.

Was war nur in ihn gefahren?

Sie war nur eine Frau.

Was interessierte sie sein Schicksal?

Verwirrt rieb er sich über die Augen.

Er wurde das Gefühl nicht los, dass er sich bei ihr entschuldigen müsste.

Sein Verhalten ihr gegenüber war ziemlich harsch gewesen, obwohl sie sich scheinbar ziemlich um ihn gesorgt hatte.

Die Kleine hatte ihn ja sogar vor Sayid und Jack verteidigt.

Vorsichtig nahm er den Brief noch einmal heraus und las ihn selbst.

Dann zückte er sein Feuerzeug und hielt die lodernde, kleine Flamme an das, mittlerweile schon in Mitleidenschaft geratene, Papier.

Vielleicht sollte er den Brief einfach verbrennen.

Dann könnte er eventuell mit seiner Vergangenheit abschließen und Elena könnte ihm dabei wahrscheinlich sogar am besten helfen.

Er fühlte sich immerhin sehr zu ihr hingezogen, was er noch bei keiner Frau verspürt hatte.

Aber auf einmal steckte er das Feuerzeug wieder weg.

Nein, sie hatte doch keine Ahnung, wie es in ihm drinnen aussah.

I gotta Say what I Feel

Sie lachten über einen Witz den Jack gerissen hatte, als sie zusammen beim Frühstück saßen.

Es waren wieder zwei Tage vergangen, in denen keine Rettung in Sicht gewesen war.

Die Anderen beobachteten die Beiden natürlich wieder mit Argusaugen.

Sie könnten ja was verpassen!

„Wir sollten nach dem Frühstück mal nach Sawyers Wunde sehen und den Verband wechseln.“, überlegte Jack und sie nickte zustimmend.

Sie hatte seit dem Vorfall nicht mehr mit ihm geredet und es kam ihr irgendwie komisch vor ihm wieder unter die Augen zu treten.

Und zuerst wollte sie Jack lieber nicht begleiten, doch er konnte sie davon überzeugen, dass ihr schon nichts passieren würde.

„Oh, wie komme ich zu diesem Hausbesuch? Und das auch noch von unseren beiden Chefärzten.“, scherzte Sawyer und grinste ihnen süffisant entgegen.

Jack, der momentan sowieso leicht zu reizen war, fuhr schon bei dieser Bemerkung aus der Haut.

„Dann wechsle deinen Verband selbst.“, zischte er wütend und warf alles hin, um sich dann aus dem Staub zu machen.

Elena sah ihm verzweifelt nach.

Na, super, jetzt war sie wieder alleine mit Sawyer, obwohl Jack ihr doch versprochen hatte, dass so etwas nicht passieren würde.

Ganz toll!

Sie bemerkte, dass Sawyer anfing den Verband irgendwie über seine Wunde zu wickeln und hielt ihn auf.

„Nicht doch... Du musst das zuerst desinfizieren und dann verbinden.“, klärte sie ihn auf und half ihm.

„Sieht gar nicht mal so schlecht aus.“, stellte sie fest, dass die Wundheilung gut vorankam.

Er schmunzelte.

„Dann kann ich den Bräuten jetzt immer sagen, ich wäre im Krieg gewesen und dass das eine Schussverletzung ist.“, witzelte er und sie musste lächeln.

„Du solltest versuchen netter zu den anderen zu sein dann sind sie es auch zu dir. Es ist ohnehin schon stressig genug... Der Absturz. Das ganze Chaos!“, forderte sie ihn auf, als sie ihn versorgt hatte.

Die Augen verdrehend, seufzte er, während sie ihm seine Antibiotika gab.

„Ich werde es versuchen, Frau Doktor.“, murrte er genervt, kam ihr dabei allerdings immer näher.

Sie merkte es zuerst gar nicht, da sie immer noch dabei war den Sitz des Verbands zu überprüfen.

„Aber, verrat mir doch mal eins, Prinzessin. Warum bist du so nett zu mir, hm?“, wollte er mit neugierigem Tonfall wissen.

Schamröte stieg ihr in die Wangen und sie wusste erst nicht, was sie darauf antworten sollte.

Aber er duldete ihr Schweigen nicht.

„Na komm schon, Kleine! Du versuchst doch immer wieder mir zu helfen, obwohl ich dich so behandle.“, verlieh er seiner Frage noch mehr Nachdruck.

Er roch nach irgendeinem Männerparfum, dass sie nicht ganz zu ordnen konnte, wovon sie allerdings weiche Knie bekam.

Sie holte einmal tief Luft, um dann ihre Erklärung zu präsentieren.

„Weißt du, es gibt immer wieder Schicksale, wie deins, mit denen die meisten Menschen nicht in Berührung kommen wollen. Sie wollen dem Unglück nicht zu nahe kommen.“, erklärte sie ihm und stoppte dann kurz, um ihm Zeit zum reagieren zu geben.

„Und du bist anders, oder was?“, schlussfolgerte er, eine weitere Frage stellend.

Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln.

„Genau! Ich kann den Schmerz deiner Seele ertragen, weil ich selbst viel Schmerz erleben musste... Am eigenen Leib. Und deshalb habe ich auch keine Angst mir die Frage zu stellen, wie Menschen wie wir überhaupt weiterleben können.“, fügte sie hinzu und das alles klang in seinen Ohren nach ziemlichem Psychokram.

Amüsiert versucht er ein Lachen zu unterdrücken.

„Netter Vortrag, Baby. Aber an so etwas wie Seelenverwandtschaft glaube ich nicht. Sorry...“, entschuldigte er sich bei ihr und drehte sich von ihr weg.

Doch mit einem Mal griff sie nah seinem Arm und zwang ihn ihr ins Gesicht zu sehen.

Schneller, als er gucken konnte, pressten sich ihre Lippen auf seinen Mund und sie küsste ihn so leidenschaftlich, dass es ihm beinahe schwindelig wurde.

Wow!

Was war das denn?

Aber natürlich ließ Sawyer sich darauf ein.

Sonst wäre er ja nicht Sawyer.

Ihre Zungen spielten miteinander und er zog sie so nah an sich, dass sie spüren konnte, wie sehr er innerlich bebte und wie erregt er wirklich war.

Nach außen hin tat er immer so unnahbar, doch war er eigentlich voller Emotionen.

Sie genoss seine Lippen, die sich mit ihren vereinten und sich wieder trennten.

Es war ein schönes Gefühl.

Ihre Küsse wanderten sein Kinn entlang und seinen Hals runter und er drängte sie an das metallene Wrackteil, dass sein Zelt stützte.

Ein Stöhnen entwich ihm, als sie mit ihren Händen unter sein Shirt rutschte und über seinen muskulösen Oberkörper glitt.

Sie fühlte die Wölbungen seiner Bauchmuskulatur und die Einkerbungen an den Leisten, die sogenannten Liebesmuskeln.

„Das gefällt mir...“, raunte er ihr zu und biss neckisch in ihren zierlichen Hals, was sie zum Lachen brachte.

„Hey, Leute... Eh...“, platzte Michael herein und war überrascht, dass er die Beiden so nah beieinander stehen sah.

Während die Situation dem Blonden so ziemlich kalt ließ, geriet Elena in Erklärungsnot.

„Wir... Ich hab nur seinen Verband kontrolliert. Mehr nicht...“, stammelte sie mit hochrotem Kopf.

Michael ging darauf nicht weiter ein, sondern überbrachte ihnen seine Neuigkeiten.

„Hurley hat einen Golfplatz gebaut. Nicht allzu weit von hier. Ein paar von uns golfen. Jack macht auch mit.“, erzählte er ihnen und Elena lachte amüsiert.

„Das muss ich mir ansehen. Kommst du mit, Sawyer?“, wollte sie wissen, doch er winkte ab.

„Geht ihr nur. Ich muss mir nicht unbedingt einen golfenden Arzt ansehen.“, lehnte er die Einladung ab, doch sie ließ nicht locker, bis er sie begleitete.

Zuerst waren die anderen verwundert und abweisend ihm gegenüber.

Aber schließlich wetteten sie mit ihm um Sonnencreme und sonstiges Zeug und alle hatten Spaß.

Endlich konnten sie mal den angestauten Stress abbauen.
 

Weitere zwei Tage später wanderte Elena durch den Dschungel, um nach Kräutern und Früchten zu suchen.

Sie war allein unterwegs und ihre Umhängetaschen hatten sich schon gut gefüllt.

Seit dem letzten Wildschwein hatte Locke keins mehr fangen können, also mussten sich die Überlebenden von Fisch, den Jin jeden Tag fing, und Obst ernähren.

Sie pflückte gerade etwas Aloe Vera, da nahm sie auf einmal war, dass jemand ihr folgte.

Trotz, dass sich derjenige, der sie beobachtete, langsam bewegte, konnte sie die Schritte deutlich hören.

Schnell versteckte sie sich hinter einem Baum und machte sich auf alles gefasst.

Eine große Gestalt kam aus den Büschen und lief suchend an ihr vorbei.

Das war ihre Chance.

Mit voller Wucht schlug sie mit einem Ast zu, den sie vom Boden aufgehoben hatte, um sich auch sofort geschockt die Hand vor dem Mund zu halten.

Es war der blonde Kopf von Sawyer, den sie da getroffen hatte.

„Au, spinnst du?!“, presste er zwischen zwei Schmerzenschreien hervor.

„Sawyer?“, brachte sie überrascht hervor und warf den Knüppel sofort weg.

Er rieb sich den Hinterkopf, an dem, zum Glück, kein Blut zu sehen war.

„Ja, wer sonst? Musstest du so fest zuschlagen?“, fragte er voller Empörung und sah sie mitleidssuchend an.

Sie konnte allerdings nur belustigt schmunzeln.

„Stell dich nicht so an. So fest war das doch gar nicht!“, verteidigte sie sich und seine Augen zeigten seine Fassungslosigkeit.

„Hey, es ist mein Schädel, oder? Also entscheide ich, wie schlimm es ist.“, konterte er und sie musterte ihn skeptisch, während er im Selbstmitleid versank.

Dann marschierte sie einfach weiter und er folgte ihr aufdringlich wie eh und je.

„Was willst du überhaupt?“, harkte sie nach und drehte sich zu ihm um, wodurch beide wieder stehen blieben.

„Was für eine Frage, Prinzessin. Ich will dich beschützen. Vor Monstern, Eisbären und was sonst noch in Narnia alles unterwegs ist.“, machte er ihr klar und grinste sie breit an.

Ein lautes Lachen ihrerseits erklang.

„Bist du dir sicher, dass du mich nicht vor dir selbst beschützen musst?“, erkundigte sie sich dann kichernd und wollte gar nicht mehr aufhören zu lachen.

Das fand er allerdings gar nicht so amüsant.

„Haha, sehr witzig! Hast wohl einen Clown gefrühstückt, wie? Was treibst du eigentlich allein hier draußen im Dschungel?“, wechselte er dann lieber das Thema, bevor sie ihn noch mehr erniedrigen konnte.

„Ich sammle Kräuter und Früchte. So viel wie wir essen...“, erläuterte sie ihre Aktion und begutachtete einen alten Baum, um ihre Taschen abzulegen und geschickt hinaufzuklettern.

Dort oben befanden sich noch einige Mangos.

Er starrte ihr von unten nach und ein teuflisches Grinsen huschte über seine Lippen, als er bemerkte, dass sie ziemlich knappe Jeansshorts trug.

„Hab ich dir schon mal gesagt, wie toll mir dein Popo in dieser Hose gefällt?“, ließ er es sich nicht nehmen, diesen Kommentar loszuwerden.

Mit einem erbosten Blick, zeigte sie ihm den Mittelfinger.

„Komm lieber hoch, damit ich dich verprügeln kann, du Blödmann!“, forderte sie den Blonden auf.

Beide mussten lachen.

Liebend gerne ging er dieser Aufforderung nach.

Als sie beide oben im Geäst saßen, platzierte er sich genau hinter sie.

So nah wie es nur eben ging.

Seine Lippen tauchten auf einmal direkt neben ihrem Ohr auf und sie zuckte zusammen, wodurch sie beinahe hinuntergefallen wären.

„Soll ich dir mal was verraten... Trotz das du immer wieder versuchst mich mit Aljazeera und unserem Landarzt zu vergesellschaften, was mir tierisch auf den Geist geht, muss ich zugeben, dass ich... Nun, dass ich mich ein bisschen in dich verliebt habe.“, flüsterte er ihr mit seiner rauchigen Stimme romantisch zu und ein Schauer fuhr ihr über den Rücken bis in die Fußspitzen.

„Wie bitte?!“, harkte sie ungläubig nach und kippte fast vom Ast.

Er schmunzelte charmant und legte seine Hände um ihre Hüfte.

„Doch glaub mir... Am liebsten würde ich dich gleich hier...“, nuschelte er an ihren Hals und küsste die empfindliche Haut, sodass sie Gänsehaut aufkommen spürte.

Doch sie unterbrach ihn, als sie etwas hörte.

Er war natürlich mehr als enttäuscht, folgte ihr allerdings, als sie wieder von dem Baum stieg.

Sie folgte ihrem Gehör und führte ihn querfeldein, bis sie an einen See kamen.

Mit einem Wasserfall!

Das war wirklich wunderschön.

Ein Regenbogen hatte sich, durch die auf den Wasserfall fallenden Sonnenstrahlen, gebildet und kleine Vögel tranken am Ufer des Sees.

Es sah aus, wie in einem Märchen.

Während Elena immer noch gebannt auf das Bild starrte, dass sich ihnen bot, schlenderte Sawyer schnurstracks aufs Wasser zu und entledigte sich seines Hemdes.

„Komm wir gehen schwimmen!“, schlug er ihr vor.

Sie sah ihn skeptisch an, immer im Hinterkopf, dass er etwas aushecken könnte.

„Na, los. Gib dir einen Ruck, Süße. Das haben wir uns doch wirklich verdient, oder nicht?“, ließ er seine Überredungskünste von der Leine und sie gab sich schließlich geschlagen.

Sie zogen sich beide bis auf die Unterwäsche auf.

„Miau! Leopardenmuster? Das ist mehr als heiß, Baby.“, kommentierte er ihre Dessous und sie errötete.

„Aber mach hieraus bitte kein Sprudelbad, klar!“, verlangte sie und er lachte laut auf.

„Nicht frech werden!“, verwarnte er sie.

Dann sprangen sie ins kühle Nass und schwammen um die Wette.

Bis sie an das Steingebilde ankamen, von dem der Wasserfall hinunterdonnerte.

Gemeinsam kletterten sie so hoch, wie es die glatten Felsen ihnen erlaubten und vollführten ein paar Kunstsprünge.

Nachdem sie abgetaucht waren, hob er sie hoch und warf sie durch die Luft, sodass sie mit einem riesigen Platschen wieder im Wasser landeten.

Sie hatten eine Menge Spaß und kamen sich dabei nicht mal vor wie kleine Kinder, obwohl sie sich so benahmen.

Sie drückte ihn gerade mit dem Kopf unter Wasser und er schwamm, frech wie er war, zwischen ihre Beine durch, als ihr wieder einfiel, was er auf dem Baum zu ihr gesagt hatte.

Er hatte sich ein bisschen in sie verliebt.

Wie hatte er das gemeint?

Bei Sawyer konnte so ein Spruch quasi alles bedeuten.

Sie setzte sich ans Ufer, während er vor ihr im Wasser blieb.

„Sag mal, Sawyer... Wie hast du das eigentlich gemeint, als du gerade gesagt hast, dass du dich in mich verliebt hättest?“, fragte sie und erforschte seine Mimik, die sich in ein Strahlen verwandelte.

Er kam ihr näher und hielt sich an den Steinen fest, auf denen sie saß.

Eine Augenbraue hatte er hochgezogen.

„Was denkst du denn?“, stellte er eine Gegenfrage und hatte anscheinend Spaß an diesem Spiel

Sie überlegte und strich ihre nassen Locken etwas hinter ihre Ohren.

„Tut mir leid... Ich kann dir das irgendwie nicht ganz abkaufen...“, bedauerte sie und er drückte sich seitlich von ihr vom Boden ab, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein.

„Hm... Wenn ich dir aber sage, dass es wirklich so ist.“, hauchte er verführerisch und sein Blick haftete auf ihren leicht geöffneten Lippen.

Sie erwiderte seinen Blick und kam ihm näher.

„Ist es das also?“, munkelte sie und machte Anstalten ihn zu küssen, ließ es aber nicht zu, was ihn sehr ärgerte.

„Ja...“, bekräftigte er und schon küssten sie sich wieder.

Sie musste aufpassen, dass sie überhaupt noch Luft bekam, weil er sie so feurig küsste, dass ihr diese beinahe wegblieb.

Nach einer Weile packte er sie stürmisch und zog sie zu sich ins Wasser.

Ihre Beine legten sich sofort um seine Hüfte und sie spürte seine Erektion in ihrem Schoß.

„Da ist aber einer aufgeregt...“, stellte sie fest und knabberte an seinem Ohr.

„Oh, Baby, wer von uns macht hier grad die Beine breit?“, wandte er ein und drückte sie noch näher an sich.

Seine Hände waren an ihren Hintern gerutscht und er konnte gar nicht mehr genug davon bekommen, sie zu küssen und zu berühren.

Es machte ihn wahnsinnig, wie sie mit ihm spielte.

Und er wollte die Oberhand wieder gewinnen.

Deshalb stieß er mit seinem Becken gegen ihren Schoß, was sie kurz aufstöhnen ließ.

Sie gab ihm ihren Hals frei und er biss so fest zu, dass sie beinahe aufgeschrieen hätte.

Dann saugte er an der Stelle.

Sie sollte seine Markierung tragen, das war ihm wichtig.
 

Die Beiden befanden sich in einer solchen Ekstase, dass sie nicht mal bemerkte, dass sie von jemanden beobachtet wurden.

Charlie, der einen Spaziergang gemacht hatte, um sich von dem Entzug abzulenken, hatte ihre Stimmen gehört und war den Geräuschen gefolgt, bis er ebenfalls an dem See angekommen war.

Doch jetzt war er ziemlich geschockt über den Anblick der sich ihm bot.

Sawyer und Elena!

Das war ja mal eine echte Katastrophe, wenn Jack davon erfuhr, würde er ausrasten.

Schnell machte er sich auf den Weg zurück zu den Höhlen und vertraute Hurley seine Entdeckung an.

Der rannte natürlich, geschwätzig wie er war, direkt zu den Chirurgen, der gerade die Medikamente sortierte und mit Sun, irgendwie, über Heilkräuter sprach.

Er hatte für sich entschieden, dass sie den armen Jack nicht einfach im Dunkeln stehen lassen konnten.

„Oh, hi, Hurley. Was gibt es Neues?“, fragte er den, mehr als pummeligen, Mann.

Hurley schluckte nervös und sah ihn vielsagend an.

„Hey, Alter. Ich muss mit dir sprechen. Es geht um Elena...“, begann er, wobei Jack urplötzlich in helle Aufruhr geriet.

Elena?

„Was ist mir ihr? Ist ihr was passiert? Geht es ihr gut?“, brabbelte er hektisch vor sich hin und war schon drauf und dran, da hielt der Übergewichtige ihn auf.

„Eh, ja. Mehr als gut geht es ihr sogar... Es ist nur, dass sie dir gegenüber nicht ganz ehrlich ist, Jack.“, versuchte er ihm die ganze Sache ganz schonend beizubringen.

Scheiße!

Wie brachte man jemanden so etwas denn schonend bei?

Jack sah ihn nur verwirrt an aus seinen braunen Augen.

„Ich hoffe, es bricht dir jetzt nicht das Herz oder so... Sie ist mit diesen beknackten Sawyer plantschen. Charlie hat sie gesehen, wie sie sich gegenseitig die Zunge in den Hals schieben.“, beichtete er dem Arzt, dessen Augenbrauen überrascht hochschnellten.

Die Beiden machten miteinander rum?

„Eh... Nun, ich wusste ja nicht, dass sie so einen schlechten Männergeschmack hat, aber wenn es gefällt...“, bedachte er das Ganze zögerlich.

Hurley verstand nun gar nichts mehr.

Warum reagierte der denn so gelassen, wenn seine Freundin mit einem anderen Kerl rumknutschte?!

„Du... Bist du nicht sauer oder niedergeschlagen?“, harkte er nach und musterte Jack, in dessen Gesichtsausdruck sich rein gar nichts regte, außer Verwunderung.

„Wieso sollte ich, Hurley?“, stellte er eine Gegenfrage und widmete sich wieder den Medikamenten.

„Alter, deinen Toleranzgrad würde ich auch mal gern haben! Wenn ich mit einer so heißen Frau, wie Elena, zusammen wäre und sie würde mit einem Wichser, wie diesen Kettenraucher, fremdgehen, würde ich den Kerl den Erdboden gleich machen.“, plapperte Hurley drauf los, stoppte allerdings als Jack einen Lachanfall bekam.

„Elena und ich? Wie kommt ihr da drauf?“, erkundigte er sich perplex.

„Na ja, ihr habt immer so oft zusammengehangen. Sie hat dich sogar geküsst.“, versuchte er das offensichtliche Missverständnis aufzuklären.

„Nein, Hurley. Ich mag sie. Okay? Aber mehr ist da sicher nicht. Ihr habt da was vollkommen falsch verstanden.“, betonte er den Fehler der Interpretation.

Kate, die nicht weit von den beiden ihre Sachen an der Quelle wusch, hatte alles mitbekommen und war erleichtert, dass zwischen Jack und Elena nichts weiter als reine Freundschaft war.

Das beruhigte sie immens.
 

„Du bist wirklich ein kleines Luder, weißt du das?“, murmelte er an ihren Hals, während sie unter ihm lag und seine Küsse genoss.

Sie hob den Kopf und grinste ihn keck entgegen.

„Was bist du denn dann?“, wehrte sie sich und zog sein Gesicht näher an ihres, um ihn neckisch zu küssen.

Ihre Zunge streichelt über seine Unterlippe und er seufzte wohlig.

„Wollen wir nicht mal ein bisschen weitergehen, Prinzessin?“, wollte er ungeduldig wissen.

Dieses langatmige Vorspiel machte ihn total verrückt.

Er befand sich in einem Zustand der Dauererregung und konnte sich einfach nicht Luft machen.

Sie hielt in ihren Küssen inne und sah ihn entschuldigend an.

„Ich würde ja gerne, aber... David ist doch noch nicht so lange tot und...“, versuchte sie ihm ihren Stand beizubringen, doch davon wollte er nichts hören.

„Ach, darum geht es also! David hier, David da! Dann leck mich doch!“, fluchte er und erhob sich, um sich etwas anzuziehen.

Als er sein Hemd aufhob, hörte er ein Klirren und sie entdeckte, im hohen Gras einige Patronen.

„Die sind für eine Neunmillimeter. Die Waffe von dem Marshall ist auch eine.“, stellte Elena fest und ihr Streit war schon wieder vergessen.

„Dann können wir uns ja bald die Kugel geben, wenn wir nicht mehr hier runter kommen.“, juxte Sawyer, wobei sie den Witz nicht besonders lustig fand.

Sie entschlossen sich zurück zu gehen, da die Nacht schon hereinbrach.

Gerade hatten sie die Hälfte des Weges zurückgelegt, da krachte der Erdboden unter Elena zusammen und sie stürzte in ein Erdloch.

„Mist!“, schimpfte sie, als sie auf ihrem Hintern landete.

Sawyer schmunzelte sie von oben herab an.

„Hilf mir.“, bat sie ihn und streckte eine Hand nach ihm aus, doch statt ihr seine Hand anzubieten, hockte er sich einfach nur hin und grinste hinterhältig.

„Dafür, dass du mich so zappeln lässt. Lass ich dich ein bisschen in dem Loch hier. Vielleicht merkst du dann mal, wie das ist, Süße.“, belehrte er sie und verschwand.

Was?

Das durfte jetzt nicht sein Ernst sein!

Das konnte er doch nicht machen?

Wer wusste schon, was hier für Tiere rumrannten und nur darauf warten, sie anzugreifen.

„Sawyer, du verdammter Mistkerl! Komm gefälligst zurück!“, schrie sie.

So ging das eine ganze Weile, schätzungsweise eine Stunde lang.

Und sie wurde langsam heiser von den ganzen Rufen.

Endlich tauchte jemand auf.

Es war Locke, der seine Fallen kontrollieren wollte.

„Na, du bist ja ein eigenartiges Wildschwein.“, stellte er verwundert fest und half ihr aus dem Loch heraus.

„Wie bist du da reingeraten, Elena?“, wollte er wissen und musterte sie.

Sie holte erst einmal erleichtert Luft, dass sie nicht mehr hilflos dasitzen musste.

„Ich war mit Sawyer unterwegs, um Obst und Kräuter zu sammeln. Als ich in deine Falle getappt bin, hat er sich einfach, mir nichts dir nichts, aus dem Staub gemacht. Ich dachte schon, ich müsste hier drinnen übernachten.“, berichtete sie ihm und blickte noch einmal zurück auf das, annähernd, drei Meter tiefe Loch.

„Und war das etwa auch Sawyer?“, harkte der Ältere nach und deutete auf ihren Hals.

Sie strich über die Stelle, die ziemlich schmerzte.

Ein Knutschfleck?

Dieser elende Mistkerl!

Was fiel dem überhaupt ein?!

„Eh... Nein, da hab ich mich wohl irgendwo gestoßen.“, stritt sie ihr Geknutsche mit dem Blonden ab.

Lockes Grinsen wurde immer breiter.

„Gestoßen? So, so...“, entgegnete er und sie wusste, dass er ihr das nicht abnahm.

Zusammen kehrten sie zurück zu den Höhlen, wo sie von allen beäugt wurde.

Jedoch traute sich keiner sie auf Sawyer anzusprechen.

Bloodstained

Seine Mutter kam in sein Zimmer und sah sehr beunruhigt aus, während von unten die wütende Stimme seines Vaters ertönte.

„Hör mir zu, Schatz. Du musst dich verstecken. Und komm erst wieder raus, wenn ich es dir sage, okay?“, forderte sie ihn auf und strich über sein blondes Haar.

Er nickte ängstlich und wurde ein letztes Mal von seiner Mutter umarmt.

„Ich liebe dich, Mummy.“, wisperte er und sie sah ihn liebevoll an.

„Ich liebe dich auch.“, erwiderte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Dann verkroch er sich unter seinem Bett.

Sie ging vor die Zimmertür.

Sein Vater war mittlerweile im Haus und polterte die Treppen hinauf.

Die Beiden diskutierten laut, dann schrie seine Mutter und ein Schuss ertönte.

Man konnte hören, wie ihr lebloser Körper auf den Boden aufprallte.

Er zuckte erschrocken zusammen und lauschte dann auf die Schritte, die immer näher kamen.

Die Cowboystiefel seines Vaters tauchten vor ihm auf.

Kurz schien der Mann zu zögern, setzte sich dann allerdings auf das Bett und feuerte einen letzten Schuss aus seiner Waffe ab.
 

Sawyer schreckte schweißgebadet auf und keuchte erschrocken.

Er merkte schnell, dass er in seinem Zelt war.

Auf der Insel.

Es war nur ein Traum gewesen.

Ein blöder Alptraum.

Mit einem Mal wurde seine Aufmerksamkeit auf leises Geraschel gezogen, das aus einer Ecke seiner Unterkunft kam.

Vorsichtig hob er die Taschenlampe, die neben ihm lag, auf und schaltete sie ein.

Der Strahl traf ein Tier.

Ein Wildschwein!

Und es durchwühlte seine Sachen!

Einen Augenblick sah es den Blonden einfach nur an.

Dann wollte es näher kommen, doch er reagierte blitzschnell und zog dem Vieh eine mit einer Eisenstange über.

Mit lauten Gequieke flüchtete es und riss dabei seine Plane los, die er als Sichtschutz verwendete.

Der halbe Strand wurde aufgeweckt, als er das Wildschwein fluchend verfolgte.

Allerdings kam er nicht mehr weit, denn im Dunkeln verlor er schnell die Spur.

Er blickte sich um, sah jedoch keine einzige Bewegung mehr.

Gerade wollte er wieder zurück zu seinem Lager, da erklang ein Flüstern.

„Das wirst du eines Tages büßen...“, flüsterte eine Stimme ihm ins Ohr und er versuchte die Richtung ausfindig zu machen, aus der die Worte kamen.

Doch es war zu undeutlich, um es zu orten.

Was war bloß los hier?
 

Als gerade mal die Sonne aufgegangen war, versuchte er seine Sachen zu ordnen.

Das Schwein hatte ein ganz schönes Chaos hinterlassen und geschlafen hatte er auch nicht mehr so wirklich.

Zu seinem Pech, tauchte auch noch Sayid bei ihm auf und blickte ihn überrascht an.

„Ein Wildschwein hat das getan?“, erkundigte sich der neugierige Iraker und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Sawyer seufzte gereizt.

Das war das Letzte, dass er gebrauchen konnte.

„Es war zwar dunkel, aber ja... Es war ein Wildschwein.“, beteuerte er und packte alles, was noch intakt war, in einen Koffer.

„Locke sagte doch, die Schweine hätten die Gegend verlassen.“, wunderte der andere Mann sich und rieb sich nachdenklich über den Bart.

Sawyer grinste, extra dümmlich.

„Tja, Klugscheißer, da hat Meister Propper wohl Mist erzählt.“, erwiderte er und wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.

„Was hat es überhaupt in deinem Zelt gemacht?“, stocherte Sayid allerdings weiter.

Herrgott!

Nur weil er mal Nachrichtenoffizier gewesen war, heißt das doch noch lange nicht, dass er ihn hier ausfragen kann.

Aber er wollte keinen Streit.

„Erst starrte es mich an und kam dann näher, also habe ich ihm eine verpasst und es verschwand im Dschungel.“, berichtete er und erhob sich.

„Mit deiner Plane? Vielleicht wollte es ja campen gehen?“, spekulierte Sayid und konnte nicht an sich halten.

Sawyer verdrehte seine blauen Augen und schnaubte gereizt.

„Ja, lach nur, Mohammed... Aber wenn ich zurückkomme und irgendetwas fehlt, mach ich dich fertig.“, drohte er und meinte das auch total ernst.

Sayid nickte nur und verschwand dann wieder, bevor das Ganze noch eskalierte.
 

Jack und Elena saßen währenddessen zusammen und unterhielten sich über eine Studie, über die sie mal gelesen hatten.

Neue Behandlungsmethoden, verbesserte Medikamente und anderes, worüber Ärzte halt diskutieren konnten.

„Wir müssen sparsam mit den Antibiotika umgehen, sonst haben wir bald nichts mehr.“, fiel Jack auf einmal ein, denn bei seiner letzten Kontrolle sah es ziemlich mager aus.

Sie strich sich durch ihr langes Haar, dass sie zu einem lockeren Pferdeschwanz geflochten hatte.

„Ich könnte Sawyer fragen, ob er eventuell noch etwas hat.“, schlug sie vor und ihr Kollege sah sie skeptisch an.

„Denkst du?“, harkte er nach und sie zuckte mit den Schultern, ihr Gesicht ein Fragezeichen.

„Bei dem weiß man ja nie... Vielleicht hat der irgendwo noch was versteckt, von dem wir nicht wissen.“, munkelte sie, was ihm ja durchaus zuzutrauen war.

Jack schien nicht sonderlich begeistert zu sein, von ihrem Vorschlag.

„Elena... Ich will nicht, dass du ihm was schuldest.“, sorgte er sich und griff nach ihrer Hand.

Sie schmunzelte.

„Keine Sorge, ich kann schon auf mich aufpassen.“, versicherte sie ihm und entlockte ihm ein Lächeln.

„Das letzte Mal musstest du mit ihm rummachen und er hatte nicht mal, was du wolltest.“, erinnerte er sie, als sie sich erhob.

Sein Blick fiel unwillkürlich auf die blauen Flecke an ihrem Hals, von denen er wusste, dass sie es gewollt hatte.

Die Hände in die Hüfte gestemmt, sah sie auf ihn herab.

„Ich spreche seine Sprache... Aber trotzdem danke für den Tipp, Jack.“, verabschiedete sie sich von ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
 

Sawyer war bereits auf der Suche nach der verschollenen Plane.

Er brauchte glücklicherweise nicht lange, bis er sie an einem Baum fand.

Fluchend hob er sie auf und wollte sie gerade wieder mitnehmen, da ertönte wieder diese Stimmen, die immer das Gleiche sagten.

„Das wirst du büßen!“, raunten sie ihm zu und er drehte sich in alle Richtungen, wie ein eingepferchtes Tier.

Als er sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte, erblickte er das Wildschwein.

Es stand genau vor ihm und starrte ihn an.

Was wollte das Vieh denn schon wieder?

So als hätte es seine Frage gehört, rannte es auf ihm zu, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu rennen, so schnell er konnte.

Doch irgendwie gelang es dem Mistvieh ihm von hinten in die Beine zu rennen und ihn umzureißen.

Er landete mit dem Rücken in einer riesigen Matschpfütze.

„Du verdammtes Drecksvieh!“, fluchte er, während er sein schwarzes Hemd betrachtete, dass nun vollkommen versaut war.

Weiter fluchend kehrte er zum Strand zurück.

„Ein Wildschein? Hat das getan?“, harkte Elena belustigt nach, während er ein Messer einsteckte.

Er war wirklich wutentbrannt, aber sie konnte nicht anders, als sich kaputt zu lachen.

„Letzte Nacht hat es sogar mein Zelt verwüstet... Und als ich mir heut Morgen meine Plane wiederholen wollte, greift es mich an und verschwindet im Wald, wie ein Feigling.“, erzählte er auch ihr die ganze Story.

„Wäre ich mal bei dir gewesen. Dann hätte ich dich vor diesen bösen Schweinchen beschützen können.“, neckte sie ihn, bekam dafür allerdings nur einen finsteren Blick entgegengeworfen.

„Sawyer... Wildschweine greifen doch nicht ohne jeglichen Grund an.“, bedachte sie das Ganze, doch davon wollte er definitiv nichts hören.

„Sag das dem mal, Wildschweinflüsterin! Das Vieh ist eine Plage!“, beschwerte er sich bei ihr.

Er holte die Waffe des Marshalls hervor und füllte das Magazin mit den Patronen auf, die sie gestern am See gefunden hatten.

„Was wird das jetzt?“, fragte sie mit fassungsloser Miene.

„Na, was wohl? Ich will Rache!“, klärte er sie auf und marschierte zielsicher los.

„Hörst du dir selbst zu? Es ist ein Wildschein. Komm, ich sag Locke Bescheid und er tötet es.“, versuchte sie ihn umzustimmen, was ihr nicht gelang.

„Nein, untersteh dich. Das wirst du nicht tun. Das ist mein Kampf.“, knurrte er sie bedrohlich an und sie zuckte zusammen.

Hey, was war denn in ihn gefahren?

Mutierte er nun zu Hitler?

Doch so eine Entschlossenheit hatte sie vorher noch nicht bei ihm gesehen, also gab sie nach.

„Du weißt doch aber nicht, wie man jagt. Du verirrst dich oder schlimmer.“, machte sie ihm nachdenklich.

„Seit wann kümmert dich das? Liegt es daran, weil wir neuerdings öfter mal rumknutschen?“, wollte er zornig wissen und sah sie forschend an.

Sie zog beide Augenbrauen hoch.

„Nein. Aber es geht wohl nicht in deinen Kopf rein, dass jemand sich um dich sorgt, weil man dich mag.“, entgegnete sie.

„Du magst mich?“, stocherte er nach, wobei er das erste Wort besonders betonte.

Sie errötete so stark, dass man denken konnte, dass sie gleich in Ohnmacht fallen würde.

Dann nickte sie bestätigend.

„Ja, wenn du nicht gerade, wie ein Besessener, durch den Wald rennen willst und einen auf Crocodile Dundee machst...“, bekräftigte sie ihr Geständnis, was ihm ein Lachen abringen konnte.

„Ich könnte dich begleiten. Dann wärst du wenigstens in guten Händen.“, bot sie ihm an.

„Wenn du mir die Antibiotika gibst, die du in deinem Koffer hast.“, fügte sie eine Bedingung hinzu.

Verdutzt sah er sie an.

Woher wusste sie das?

„Woher weißt du...?“, fragte er und sie unterbrach ihn, um ihm zu antworten.

„Ich weiß es einfach, Süßer.“, gab sie zurück und zwinkerte ihm zu, um sich dann mit ihm zusammen auf den Weg zu machen.
 

Sie brauchte nicht lange, um eine Fährte aufzunehmen.

„Woher kannst du das, Prinzessin? Hätte ich nicht von dir erwartet.“, lobte er sie, was sie überraschte.

Er konnte ja neuerdings auch einfach mal so charmant sein.

Sie blickte ihn über ihre Schulter hinweg an.

„Mein Dad, also nicht Ronald Cavern, sondern mein leiblicher Vater, ist sehr oft mit mir in Italien jagen gegangen. Während meiner Schulzeit bin ich jede Ferien zu ihm gefahren.“, erzählte sie ihm.

„Muss ja ein cooler Dad sein.“, merkte er an und sie lächelte.

„Ja... Aber wir haben uns gestritten. Eine Woche vor dem Flugzeugabsturz. Er wollte nicht zu meiner Hochzeit kommen, wegen dem neuen Mann meiner Mum. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn hasse... Ich war so wütend. Jetzt würde ich alles dafür tun, ihm sagen zu können, dass es mir unendlich leid tut und dass ich ihn liebe.“, offenbarte sie ihm ihren Kummer und musste sich anstrengen, um nicht wieder loszuheulen.

Sawyer bedrückte ihre Geschichte sichtlich, weshalb er auch nichts dazu sagte.

Nicht mal einen dummen Witz brachte er hervor.

Er konnte verstehen, wie sie sich fühlte.

Er würde auch alles dafür geben, um seinen Eltern noch mal sagen zu können, wie sehr er sie liebte und wie sehr sie ihm eigentlich fehlten.

„Sag mal, Elena. Du hast doch kurz nach dem Absturz jemanden im Wald gesehen... Einen Mann, richtig? Hat er etwas zu dir gesagt?“, wollte er plötzlich wissen.

Sie erschrak und wusste nicht, was sie ihm dazu sagen sollte.

„Eh... Ja, ich dachte zumindest, dass da jemand gewesen wäre... Ob er was gesagt hat? Nein.“, log sie, ihre Schuldgefühle hinunterschluckend.

Eine Weile lang schwiegen sie und streiften so durch das Dickicht.

„Danke, dass du mir hilfst, Elena. Ohne dein Wissen wäre ich wahrscheinlich aufgeschmissen.“, vermutete er kleinlaut und sie kicherte.

Ach, wirklich?

„Ach, nein. Du hättest es sicher auch allein hingekriegt... Nach zehn Monaten oder so.“, machte sie sich über ihn lustig und er knuffte sie in die Seite.

„Hey, werd nicht frech, Kleine.“, empörte er sich über ihren Witz.

Da fiel ihm etwas ein, womit er sie aufziehen konnte.

„Unser kleiner Ausflug gestern war übrigens sehr amüsant.“, erinnerte er sie und ihr Kopf wurde Rot wie eine Tomate.

„Was war denn bitte daran amüsant? Du hast erst mit mir rumgemacht und mich dann zum Dank die halbe Nacht in einem drei Meter tiefen Erdloch versauern lassen.“, murrte sie beleidigt und er lachte.

„Ich sag ja, es war lustig.“, piesackte er sie noch einmal.
 

Die Nacht brach herein und sie entschieden ihr Lager aufzuschlagen und morgen weiterzusuchen.

Während sie sich um ein Feuer kümmerte, saß er wie ein König an einem Baum gelehnt da und beobachtete sie.

„Du könntest wenigstens mal mithelfen, anstatt hier einen auf Haremsführer zumachen!“, nörgelte sie und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Ich brauch doch gar keinen Harem. Ich brauch nur dich, Baby.“, warf er ein und grinste so dümmlich, dass sie einfach lachen musste.

Mit einem Mal griff er in seinen Rucksack und holte eine kleine Flasche Schnaps raus, um sich einen Drink zu genehmigen.

„Woher hast du das?“, wollte sie wissen und ihr Blick sagte ihm, dass sie allerdings nicht sonderlich überrascht darüber war.

„Flugzeug.“, antwortete er kurz und knapp, zwischen zwei Schlucken.

Kopfschüttelnd warf sie noch etwas Holz in das frischentfachte Feuer.

„Jack hat danach gesucht.“, klärte sie ihn auf.

Sie hatten sich allerdings schon gedacht, dass Sawyer den restlichen Alkohol eingesackt hatte.

„Ein Glück, dass ich ihn vorher gefunden habe.“, witzelte er und sie lächelten sich an.

Zur Beruhigung auf dieser verdammten Jagd war ein Schnaps gar nicht mal so übel.

Ihr Blick traf seinen und für einen Moment verlor er sich in ihren tiefblauen Augen.

Gott, war sie schön!

„Hast du noch mehr davon?“, harkte sie dann nach.

„Wieso? Erträgst du es sonst nicht mit mir?“, stellte er eine Gegenfrage und legte den Kopf schräg, was ihn wie einen Hund wirken ließ.

„Sawyer...“, entgegnete sie, wobei sie genervt die Augen verdrehte.

Er lachte amüsiert und taxierte sie dann eindringlich.

„Ich hab noch von allem mehr, Süße. Das solltest du doch am besten wissen. Aber das Wildschwein ist noch nicht gefangen.“, erinnerte er sie, was ihr ein kleines Lächeln entlockte.

„Das heißt dann wohl nein. Gut, ich wollte sowieso nicht mehr trinken.“, tat sie so, als ließe sie das alles kalt.

Das schien ihn nachdenklich zu machen und er überlegte, wie er darauf reagieren sollte.

Sie konnte beinahe schon hören, wie die Zahnräder in seinem Kopf rotierten und knarrten.

„Na gut, Schluckspecht. Aber wenn du was trinken willst, musst du spielen.“, stellte er ihr einen Kompromiss und warf ihr eine von den kleinen Flaschen zu.

Misstrauisch beäugte sie ihn.

Wollte er daraus schon wieder irgendetwas perverses machen?

Bei ihm konnte man das nie so wirklich sagen.

„Was denn für ein Spiel?“, erkundigte sie sich und betrachtete das kleine Fläschchen.

„Ich hab noch nie...“, klärte er sie auf und strich sich sein blondes Haar zurück.

Schmunzelnd nickte sie einverständlich.

Sie kannte das Spiel aus der Uni.

Es wurde oft auf Partys gespielt.

Man musste eine Feststellung machen und auf wem diese zutraf, der musste trinken.

„Warum gerade dieses Spiel?“, stocherte sie vorsichtig und betrachtete sein breites Grinsen.

Dann lehnte er sich zu ihr vor.

„Damit wir die Gelegenheit haben uns besser kennen zu lernen. Wir sind immerhin schon einen Monat hier und kennen uns trotzdem kaum. Bis auf unsere kleinen Zungenspielchen...“, klärte er sie auf und sie errötete etwas.

Das er gleich immer so direkt sein musste!

„Oho, du willst mich also noch mehr kennen lernen? Ich dachte, rummachen reicht dir dazu.“, neckte sie ihn und er warf ihr einen entrüsteten Blick zu, wobei seine blauen Augen aufblitzten.

Doch schließlich fingen sie mit dem Spiel an.

Sawyer war als Erster an der Reihe, was er einfach mal so beschlossen hatte.

„Ich war noch nie in Disneyland.“, begann er und sie trank, was ihn überraschte.

„Ich hab Goofy schon immer gefürchtet.“, gestand sie und er lachte sie dafür aus.

„Oh, das ist so traurig!“, scherzte er und sie war die Nächste.

„Ich hab noch nie etwas rosafarbenes getragen.“, meinte sie und diesmal war er es, der trinken musste.

„Ich wusste es!“, stieß sie hervor und konnte sie bald nicht mehr halten so heftig musste sie lachen.

„Die Achtziger!“, entgegnete er zu seiner Verteidigung.

„Ich hab noch nie die Demokraten gewählt.“, fiel ihm ein.

„Ich hab noch nie gewählt.“, konterte sie, wofür beide trinken mussten.

Einen Augenblick überlegte er, was er sagen sollte, dann wusste er es.

„Ich war noch nie verliebt.“, murmelte er und sein Blick senkte sich.

Verwirrt blinzelte sie ihn an und wollte ihm das nicht abnehmen.

„Du warst noch nie verliebt?“, harkte sie ungläubig nach, doch als er ihr genau in die Augen starrte, wusste sie, dass er es ernst meinte.

„Nein... Oder siehst du mich trinken?“, murrte er.

Aus Wut oder Verletzlichkeit konnte sie nicht so genau sagen.

Sie hingegen trank, da sie ja schon mindestens einmal verliebt gewesen war.

„Ich hatte noch nie einen One-Night-Stand.“, machte sie weiter und seine blauen Augen verdrehten sich, so als hätte er geahnt, dass so etwas kommen musste.

Und er trank einen Schluck, bis die Flasche leer war, um sie dann achtlos in den Dschungel zu werfen.

Der Alkohol war so stark, dass er husten musste.

„Kann ich für jeden einen haben?“, erkundigte er sich, was sie ziemlich zu belustigen schien.

„Du bist dran.“, forderte sie ihm dann auf und die nächste Feststellung kam wie aus der Pistole geschossen.

„Ich war noch nie verheiratet.“, raunte er ihr zu und sie sah ihn geschockt an.

Wie konnte er das nur wagen?

Traurigkeit legte sich in ihre schönen Augen.

Keiner von dem Beiden trank und für eine gewisse Zeit sprach auch keiner ein Wort, sodass man die Affen in den Bäumen hören konnte.

„Ich hab noch nie ein Wildschwein für meine Probleme verantwortlich gemacht.“, zahlte sie ihm den vorherigen Satz heim und er schnaubte, trank jedoch.

„Ich musste nie mit einem Deal versuchen Zeit mit der einzigen Person auf dieser verdammten Insel verbringen zu können, die mich je weinen sehen musste.“, versuchte er es und er sah, dass sie diese Aussage noch mehr traf, als die davor.

Sie zögerte, nahm dann allerdings einen Schluck.

Es stimmte ja.

Sie hatte noch nie vor jemanden geweint.

Nicht vor ihren Eltern.

Nicht vor David.

Sie hatte sich stets zurückgezogen, um mit ihrer Trauer allein zu sein.

Sawyer war der Erste und definitiv der Letzte, der sie so hilflos sehen würde.

Ein selbstgefälliges Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, doch da verpasste sie ihm schon den Konterschlag.

„Ich hatte noch nie mehr als zwanzig Jahre lang einen Brief in meiner Tasche, weil ich nicht mit meiner Vergangenheit klarkomme.“, brabbelte sie und machte ihn damit wirklich sauer.

Sie wusste doch, warum es so war.

Und trotzdem rieb sie ihm das Ganze noch unter die Nase?

Er trank, etwas vor sich hinfluchend, und ihr war durchaus mehr als bewusst, was sie ihm gerade angetan hatte.

Diesem Stich, dem sie ihm verpasst hatte, würde er ihr mit voller Wucht zurückgeben.

„Ich hab noch nie jemanden getötet.“, kam es plötzlich von ihm und sie zuckte erschrocken zusammen.

Er sah sie abwartend an und wurde total von ihr verblüfft, als sie zum Trinken ansetzte, tat es ihr aber gleich.

Beide wechselten bedrückte Blicke.

„Tja, sieht so aus, als hätten wir doch noch was gemeinsam, Prinzessin.“, schlussfolgerte er und wollte sich schon vom ihr wegdrehen, da erklang ihre Stimme und machte ihn wieder aufmerksam.

„Er war ein Nachbar meines Dads... In Italien. Er hieß Christopher und ich war sehr oft bei ihm. Wir spielten zusammen Klavier und er zeigte mir, wie ich singen musste. Ich kannte ihn, seit ich zehn war und er war immer sehr nett gewesen. Doch eines Tages...“, sprach sie mit zittriger Stimme.

„Ich war gerade siebzehn geworden und ging zu ihm rüber, um ihn zu besuchen. Aber an diesem Tag war er anders. Zuerst berührte er mich nur an Stellen, wo er es sonst nie getan hatte. Dann wollte er, dass ich mit ihm schlief. Ich wehrte mich und schrie, aber er hörte nicht auf. Ich versuchte abzuhauen, wurde allerdings von ihm in sein Arbeitszimmer gebracht. Er hatte eine Schrotflinte... Einen kurzen Moment konnte ich mich befreien und ich griff nach der Waffe und... Drückte einfach ab.“, beendete sie ihre Beichte und Tränen liefen ihre Wangen hinunter.

Sie hatte ihn einfach so erschossen.

Kaltherzig und ohne zu zögern.

Sawyer saß immer noch stumm vor ihr.

Das hatte er nicht gewusst.

Hätte er etwas erahnt, hätte er nicht danach gefragt, ob sie schon mal jemanden umgebracht hatte.

„Elena... Es...“, versuchte er sie zu trösten und griff nach ihrer Hand, doch sie warf sich ihm an den Hals und an die Lippen.

Was war denn jetzt los?

Damit hatte er ja mal überhaupt nicht gerechnet.

Nachdem sie ihn vollmundig abgeknutscht hatte, ließ sie von ihm ab und das nächste was er spürte, war ihre Hand in seinem Gesicht.

Sie hatte ihn geohrfeigt.

Fassungslos und vollkommen perplex hielt er sich die gerötete Stelle und wollte sich schon beschweren, da unterbrach sie ihn.

„Sag jetzt nichts, du Blödmann!“, verlangte sie und schon küsste sie ihn erneut.

Er griff in ihr Haar und zog sie näher an sich.

Ein Beben ging durch seinen Körper.

Warum war er denn auf einmal so aufgeregt?

„Es macht dich wohl an, so mit mir umzugehen, was?“, säuselte er an ihre Lippen, sodass es kribbelte.

Sie sah ihn verführerischer denn je an .

„Vielleicht... Etwas...“, gab sie im Flüsterton zurück und biss in seine Unterlippe, um daran zu ziehen.

Sofort drängte er sich näher an sie und hob sie auf seinen Schoß.

Eine unglaublich aufgeladene Atmosphäre umgab sie, während sie sich immer wieder küssten, voneinander abließen, und sich wieder küssten.

Seine Hände glitten über ihre Wangen, ihren Hals und an ihren Busen, den sie ihm darbot.

Sie hatte sein Hemd bereits geöffnet und streichelte die definierten Muskeln, die sich bis zum zerreißen anspannten.

„Warum machen wir es uns eigentlich immer so kompliziert?“, fragte er sie plötzlich und sie hielten inne.

Sein Herz raste unter ihren Fingern und sein Atem ging stoßweise.

Ein Lächeln zeigte sich auf ihren geröteten Lippen, die von seinen Bartstoppeln schon ganz gereizt waren.

„Ich weiß es nicht, Süßer... Aber wäre es anders, wäre es doch auch langweilig, oder?“, entgegnete sie und spielte mit seinen Brustwarzen, was ihn zum Stöhnen brachte.

„Da hast du allerdings Recht.“, knurrte er und verging sich an ihren Hals.

Irgendwann, zu einer viel späteren Stunde, schliefen sie eng beieinander ein.
 

Er war wieder unter seinem Bett und er hörte, wie seine Mutter erschossen wurde.

Die Türe zu seinem Zimmer wurde aufgerissen, aber anstatt der Cowboystiefel seines Vaters, erkannte er das Wildschwein, dass sich ihm langsam näherte.

Und dann wieder diese Stimme.

„Das wirst du mir büßen.“, hallte es durch den Raum und er riss entsetzt die Augen auf.

Elena hockte über ihn gebeugt

Er wirkte verwundert, als er sie sah und verdrehte etwas den Kopf.

Schweiß benetzte sein Gesicht.

„Alles okay, Süßer? Du zitterst ja am ganzen Körper.“, wollte sie mit echter Besorgnis in der Stimme wissen und ihre Hand legte sich auf seine Stirn, so als wollte sie Fieber messen.

Doch er war kühl.

„Mir geht es gut. Ich hatte nur einen Alptraum.“, erklärte er ihr und richtete sich etwas auf.

„Muss ja ein wirklich schlimmer Traum gewesen sein, Baby.“, bemitleidete sie ihn und lehnte sich zu ihm vor.

Ihre Augen fixierten seine, die immer noch etwas aufgeregt flackerten.

Und dann küsste sie ihn wieder auf diese Weise, die ihn alles vergessen ließ.

Genießerisch schloss er die Augen, als sie ihn sanft zu Boden drückte.

Ihre Zunge gab ihm schließlich den Rest und er konnte nur noch ab und an aufstöhnen, um ihr seine Wonne zuzeigen.

„Oh, nur weiter so und ich fall über dich her... Wie ein Raubtier.“, schnurrte er, als sie sich wieder voneinander trennten und biss etwas gröber in ihre Lippe.

Ein amüsiertes Lachen ihrerseits drang an seine Ohren.

„Wohl eher wie eine Wildsau!“, wollte sie ihn ein bisschen ärgern, erinnerte ihn damit jedoch nur an seinen Traum.

Sein Blick fiel auf ihre Umgebung und er bemerkte, dass sich ihr Lager in ein einziges Chaos verwandelt hatte.

Sie waren so sehr miteinander beschäftigt gewesen, dass sie davon nichts mitbekommen hatten.

„Das kann doch nicht wahr sein!“, schrie er, beinahe schon hysterisch und sprang auf.

Auch Elena sah sich verdutzt um.

„Hier sind überall Hufspuren.“, stellte sie fest und sie beide wussten genau, was das zu bedeuten hatte.

Das Wildschwein!

Er hob eine leere Tüte hoch und fluchte erneut.

„Es hat unser Essen gefressen!“, empörte er sich über den Diebstahl, doch sie musste ihn enttäuschen.

„Nein, nur deins. Meine Sachen sind unberührt.“, machte sie ihm klar und deutete auf ihren Rucksack, der immer noch da stand, wo sie ihn platziert hatte.

„Dafür wird es leiden müssen, dass schwöre ich bei Gott!“, versprach er ihr und kurz darauf hörten sie ein Rascheln, dass hinter ihnen aus dem Gebüsch kam.

Sawyer hatte schon seine Waffe gezogen und entsichert, als sie feststellten, dass es Locke war, der auf sie zukam.

Er aß gerade eine Frucht und hob die Hand zum Gruß.

„Guten Morgen. Ich bin zufällig auf eure Spuren getroffen, als ich nach Sachen aus dem Flugzeug suchte, die eventuell im Dschungel gelandet sind. Ich hab schon Kaffee gefunden...“, begrüßte er die Beiden und Elena lief ihm entgegen.

„Dieses verdammte...! Es hat sogar auf mein Hemd gepinkelt!“, meckerte Sawyer auf einmal und wandte sich dann an Elena.

„Holt mein Hemd aus der Tasche und pinkelt drauf! Und du sagst, es wäre nichts persönliches.“, zeterte er und warf das Hemd weg.

Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, während Locke nur verblüfft von einem zum anderen blickte.

„Er glaubt, dass ein Wildschwein eine Privatfehde gegen ihn führt.“, klärte sie den Älteren auf.

„Es ist das dritte Mal, dass es mich angreift!“, verstärkte der Blonde seinen Verdacht und sah sie entrüstet an.

Fiel sie ihm jetzt etwa in den Rücken?

„Vielleicht erkennt es deinen Geruch und mag dein Parfum nicht.“, spekulierte sie amüsiert.

„Ich trage keins!“, erwiderte er, doch sie sah ihn durchschauend an.

„Doch tust du.“, hielt sie daran fest, weil sie es ja auch wusste.

Er gab es auf.

Gut, sollten sie sich über ihn lustig machen!

„Dieses Ding hat was gegen mich.“, jammerte er.

„Es ist ein Wildschwein, Sawyer... Immer noch.“, erinnerte sie ihn und nahm eine Tasse Kaffee von Locke an.

Das war nun wirklich das, was sie brauchte.

„Wisst ihr, ich hatte mal eine Schwester. Ginny. Beim Spielen auf dem Spielplatz stürzte sie vom Klettergerüst und brach sich das Genick. Meine Pflegemutter gab sich die Schuld an dem Unglück. Es wurde so schlimm, dass sie nichts mehr aß und zu nichts mehr Lust hatte. Eines Tages... Sechs Monate nach Ginnys Beerdigung tauchte ein Hund bei uns auf. Ein Golden Retriever. Er saß auf unserer Veranda und starrte meine Mutter an, und sie ihn. Auf einmal fing sie an zu weinen. Sie dachte es sei Ginny, die gekommen war, um ihr zu sagen, dass es nicht ihre Schuld gewesen war.“, erzählte er ihnen und Sawyer wollte ihn schon unterbrechen, aber er redete einfach weiter.

„Der Hund blieb solange, bis meine Mutter gestorben war.“, fügte er noch hinzu und sah Elena und Sawyer an, die darüber nachdachten.

„Das heißt, Ginny ist in dem Hund wiedergeboren worden.“, schlussfolgerte sie und Locke nickte.

„Das glaubte zumindest meine Mutter.“, beteuerte er und sie lächelte.

„Ich bin auch der Auffassung, dass jeder von uns einmal wiedergeboren wird. Ob als Tier oder als Mensch... Das ist egal.“, bedachte sie und Locke verabschiedete sich wieder.

Sawyer saß noch eine Weile mit Elena zusammen und dachte darüber nach.

War das Wildschwein etwa auch die Reinkarnation von jemanden?

Holte seine Vergangenheit ihn etwa ein?

Sie gingen weiter, doch die junge Ärztin bemerkte, dass ihren Begleiter irgendwas auf dem Herzen lag.

„Wo kommst du eigentlich her, Sawyer? Das wollte ich dich schon immer mal fragen. Du hast so einen Südstaatenakzent.“, meinte sie und es schien, als hätte er sie erst nicht gehört.

„Georgia.“, beantwortete er ihr dann ihre Frage und schwieg wieder.

„Eine schöne Gegend.“, merkte sie nur an und sie führten ihren Weg fort.
 

„Wo gehst du hin?“, erkundigte er sich konfus, als sie auf einmal links abbog und durch das hohe Gras marschierte.

Doch er folgte ihr, als sie ihm nicht antwortete.

Sie erreichten eine kleine Lichtung und wären beinahe in ein Schlammloch reingefallen.

„Das ist eine Suhle. Darin baden sie.“, lehrte sie ihn und sah sich um.

Das Schwein musste also ganz in der Nähe sein.

Leises Gequieke erreichte sie und es war Sawyer, der als Erster lossprang und hinter einem Baum verschwand, um mit einem kleinen Bündel im Arm wiederzukommen.

Es war ein kleines, dunkles Ferkel.

Elena ging zu ihm rüber und streichelte den Kopf des verängstigten Tieres.

„Oh, das ist ja süß!“, brachte sie hervor und sah ihn mit großen, funkelnden Augen an.

„Weiber! Das ihr immer alles süß finden müsst!“, regte er sich gespielt über ihre Reaktion auf.

Sie sah ihn vorwurfsvoll an.

„Es ist ein Baby, Sawyer. Das weckt Muttergefühle in mir.“, gab sie ihm zu verstehen und er grinste charmant.

„Ach... Wenn ich an deinen Brüsten sauge, weckt das dann auch Muttergefühle in dir?“, neckte er sie und war schon wieder gewollt, das Ferkel einfach runterzulassen und sie in diese Suhle zu werfen, um sich mit ihr eine kleine Schlammschlacht zu liefern.

Sie verdrehte bloß die Augen über so eine Bemerkung.

Männer!

Die waren doch einfach unmöglich!

„Ich hatte eigentlich gedacht, dass es größer ist.“, kommentierte sie dann das Babyschweinchen, dass in seinen großen Händen vollkommen verloren war.

„Witzig! Jetzt wissen wir aber, dass Papa irgendwo hier in der Nähe sein muss.“, erwiderte er und hob das Schwein so hoch, dass es frei in der Luft schwebte.

Es schrie panisch und zappelte, was das Zeug hielt.

„Hier, Schweinchen, Schweinchen!“, rief Sawyer und schüttelte das arme Tier dabei so sehr, dass es wohl ein Trauma erleiden würde.

„Sawyer, lass es runter! Das ist nicht komisch. Du wirst es noch verletzen!“, mahnte sie ihn, doch er hörte nicht auf sie und machte einfach weiter.

Da verpasste sie ihm einen Tritt vors Schienbein.

„Aua!“, brüllte er und ging zu Boden, wodurch das Ferkel entwischen konnte.

Es rannte, so schnell wie seine kurzen Beine es trugen, davon.

„Du bist echt krank!“, fauchte Elena entrüstet und wandte sich von ihm ab, um zu gehen.

„Ich hab es nicht verletzt!“, beschwerte er sich, aber sie ignorierte das gepflegt.

Langsam richtete er sich auf.

„Du findest den Rückweg sicher selbst!“, entgegnete sie nur und war auch schon weg.

„Kein Problem, du Ziege!“, prahlte er.
 

„Elena!“, irrte er, etwa eine Stunde später, ihren Namen rufend, durch den Wald.

Verdammt!

Wo waren sie noch mal langgegangen?

Gerade, als er die Hoffnung aufgegeben hatte und sich sogar bei ihr entschuldigen wollte, wenn sie ihm nur half, tauchte das Wildschwein vor ihm auf.

Er blieb stehen und bewegte vorsichtig seine Hand zu der Neunmillimeter in seinem Hosenbund, um sie auf das Tier zu richten.

Es stand ganz ruhig vor ihm und machte nicht mal einen Laut.

Elena, die ihm heimlich gefolgt war, da sie dann doch nicht so herzlos sein konnte, auch wenn er ein ziemliches Arschloch sein konnte, traf auf die Beiden.

Sie sahen sich nur an und keiner von Beiden bewegte sich auch nur einen Millimeter.

In Sawyers Kopf herrschte ein Wirrwarr.

Sollte er es erschießen oder sollte er nicht?

Wenn es stimmte und das Schwein wirklich die Rache für eine bestimmte Tat in seiner Vergangenheit war, dann würde es nur von vorne anfangen, wenn er es tötete.

Dann hätte er den gleichen Fehler erneut begangen.

Schnaubend packte er letztendlich die Pistole wieder weg und drehte sich zu Elena um, die ihn überrascht ansah.

Das große Schwein verschwand gelassen wieder dorthin, wo es hergekommen war.

„Es ist nur ein Wildschwein. Wir gehen wieder zurück zum Camp.“, beschloss er, so als hätte es diese Jagd nie gegeben.

„Warum hast du es nicht getan? Es erschossen...“, harkte sie nach, während sie langsam zu den Anderen zurückgingen.

Er blieb stehen und sah sie ernst an.

„Wusstest du es noch nicht? Ich renn gerne sinnlos durch diesen Märchenwald, verfolge eines der drei kleinen Schweinchen und liefere mir ein Duell der Todesblicke á la Chuck Norris.“, entgegnete er mit so viel Sarkasmus, dass der Satz schon danach stank.

Doch das fand sie diesmal wirklich nicht lustig.

Sie machte sich wirklich Sorgen um den Blonden, was der allerdings nicht verstehen wollte.

„Ich hab gesehen, wie nachdenklich dich Lockes Geschichte mit seiner Schwester und den Hund gemacht hat, Sawyer. Also... Sag mir, was mit dir los ist.“, flehte sie ihn fast schon an und er zögerte, es ihr zu erzählen.

„Schön... Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung in der Bar in Sydney?“, verlangte er, dass sie das Ganze noch einmal Revue passieren ließ.

Sie nickte schnell.

Natürlich, sie wäre in dieser Nacht beinahe mit ihm mitgegangen und hätte ihre Verlobung mit David glatt vergessen.

„Bevor ich dort ankam, war ich an einer Raststätte... Ich hatte die Information, dass dort der Mann, der meine Eltern umgebracht hatte, einen Krabbenstand haben sollte. Ich hab mir also eine Waffe besorgt und bin hin. Als ich ihn mit Sawyer ansprach, drehte er sich zu mir um und da war die Sache für mich klar. Er musste es sein... Also drückte ich ab und tötete ihn.“, verriet er ihr.

„Doch wie sich herausstellte, hatte man mich reingelogen. Der arme Kerl schuldete einen, sogenannten, Freund von mir eine Menge Geld und man hatte mich dazu benutzt, um ihm dies heimzuzahlen.“, endete er und endlich verstand sie, warum er sich manchmal so eigenartig verhielt.

Bestürzt senkte sie den Blick.

„Ja, fang wieder an zu heulen, Prinzessin.“, forderte er sie auf, doch sie tat es nicht.

Sie schluckte die Tränen runter und sah ihm lächelnd ins Gesicht.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich wirklich? Wie ist dein richtiger Name?“, verlangte sie die Wahrheit und er legte den Kopf etwas schräg, sah dann zur Seite und wieder in ihre Augen.

„Wieso willst du das wissen?“, stellte er eine Gegenfrage, doch sie ließ sich nicht abwimmeln.

„Dein Name.“, behaarte sie und er gab nach.

„James. James Ford.“, zischte er und war sauer, dass sie ihn dazu gedrängt hatte.

Er wollte einfach nur gehen und das Alles vergessen.

Aber ihre Hand griff nach seiner und hielt ihn so davon ab.

„Es tut mir leid... Ich wollte dich nicht verärgern... Ich hatte nur Angst. Um dich.“, offenbarte sie ihm und er kam ihr ungläubig näher.

„Angst? Um mich? Du? Wie kommst du zu so etwas?“, witzelte er, verstummte jedoch wieder als sie sich an ihn schmiegte.

„Das muss wohl Wahnsinn sein... Oder ich hab mich in dich verliebt. Such es dir aus.“, munkelte sie und er war nun total baff.

Sie hatte sich in jemanden wie ihn verliebt?

Dabei hatte er sich immer wie der letzte Arsch ihr gegenüber verhalten.

„Nun... Ist eine schwere Wahl. Ein bisschen von beidem wäre ganz nett.“, hauchte er ihr juxend zu und sie kicherte, um ihn dann so zärtlich zu küssen, wie ihn noch keine Frau geküsst hatte.

Seine Arme umschlossen sie und eine Hitzewelle durchschoss ihn.
 

Es dauerte nicht lange und sie hatte ihn verführt.

Sie hatte ihn gegen einen Baum gedrängt und ihre Lippen liebkosten seinen maskulinen Hals, während ihre Finger aufgeregt versuchten seine Hose aufzubekommen.

Für ihn war diese Situation äußerst ungewohnt, da er normalerweise der war, der die Frauen abschleppte und nicht andersherum.

„Was machst du da?!“, stieß er zwischen einem Stöhnen und einem Aufschrei hervor, als sie so fest an seinem Kinn knabberte und saugte, dass es bereits schmerzte.

Er nahm ihre Hand aus seinem Schritt und atmete erst einmal durch.

Mit kessem Gesichtsausdruck musterte sie ihn, wobei ihre Zunge über ihre Lippen leckte.

Warum tat sie ihm das nur an?

So konnte er ihr doch gar nicht widerstehen?

„Ich verwöhn dich nur ein bisschen, Baby... Wieso fragst du?“, nuschelte sie an seine Brust und machte sich nun an seiner Brustwarze zu schaffen.

Er zuckte erregt zusammen.

„Eh... Ist das nicht eigentlich mein Part? Das mit dem verwöhnen und so?“, versuchte er sie davon abzuhalten und sie sah verständnislos zu ihm auf.

Dann wusste sie was los war.

War er etwa nervös?

Der große Sawyer hatte Angst davor die Kontrolle über sich zu verlieren?

Mit einem breiten Grinsen entwirrte sie ihre Hände aus seinen und strich dann über seine breite Brust.

„Gefällt es dir denn nicht?“, fragte sie ihn mit enttäuschtem Blick.

Er seufzte schwach und biss sich auf die Unterlippe.

„Doch. Natürlich!“, räumte er ihr Zweifel aus dem Weg.

Sie machte ihn einfach wahnsinnig.

Ihr Lächeln erschien wieder.

„Dann halt die Klappe und genieß es.“, verlangte sie dann und machte dort weiter, wo sie aufgehört hatte.

Sein ganzer Körper war für sie wie eine Spielwiese, auf der sie sich austoben konnte.

Sie erforschte alle seine erogenen Zonen und zeigte ihm, was ihr gefiel.

Er musste aufpassen, dass er nicht schon fix und fertig war, bevor sie sich überhaupt vereint hatten.

Ihre Lippen schienen an seinen Kräften zu zerren, jedes Mal, wenn sie ihm ihr Können bewies.

Das war so gut, dass er nicht wollte, dass es aufhörte.

Doch schließlich war er mit seiner Geduld am Ende und er stieß sie gegen den Baum, an dem er gerade noch gelehnt hatte.

Sie wandte ihm den Rücken zu und er drängte sich an sie.

Er bettelte gerade darum, sich an ihr vergehen zu können, mit jedem Mal, das er heftiger in ihren Hals biss, während seine Hände sie überall berührten.

Sie gab sich ihm letztendlich hin und bewegte sich neckisch in seinem Rhythmus.

Schweißperlen liefen seine Stirn hinunter, bis an seine Nasenspitze und vermischten sich mit ihrem Schweiß auf ihrer Haut, wenn er sich an ihre Schulter schmiegte.

Er genoss es sichtlich wieder die Oberhand zu haben und ihr zu zeigen, wie sehr er sie begehrte.
 

Kate und Jack saßen zusammen und tranken den Kaffee, den Locke im Dschungel gefunden hatte.

Sie unterhielten sich über etliche Sachen und die Brünette war froh, dass Elena ausnahmsweise mal nicht bei den Höhlen war.

Obwohl sie sich auch gleichzeitig fragte, wo sie hin war.

Seitdem sie dem Arzt angeboten hatte Sawyer wegen den Antibiotika zu fragen, hatte man weder sie noch den Blonden gesichtet.

Außer Locke, der ihnen das allerdings verschwiegen hatte.

Doch da tauchte der große Südstaatler vor ihnen auf.

Er sah etwas erschöpft aus, ansonsten trug er das gleiche dämliche Grinsen, wie sonst auch.

Er warf Jack einen Beutel hin, in dem sich die Antibiotika befanden, die er benötigte.

„Ach, was sehen meine erfreuten Augen da? Die Medikamente, die ich im Flugzeug nicht mehr finden konnte.“, bemerkte der Dunkelhaarige und lächelte Kate an.

„Das hast du deiner kleinen Quacksalberfreundin zu verdanken. Ich hatte einen Deal mit ihr.“, meinte Sawyer und wollte sich schon wieder aus dem Staub machen, aber Jacks Stimme hielt ihn auf.

„Was hat sie dir dafür gegeben, Sawyer?“, harkte er misstrauisch nach, da er sich vorstellen konnte, was er von ihr verlangt hatte.

Doch der starrte ihn nur so verdutzt an, als würde er nicht verstehen, was er meinte.

„Elena... Was hat sie dir dafür gegeben?“, wiederholte Jack seine Frage und man konnte deutlich Ungeduld und Sorge in seiner Stimme hören.

„Hm... Nichts, was sie mir nicht auch geben wollte, Sheriff.“, munkelte er und zwinkerte geheimnisvoll, um dann endlich zu verschwinden.

Kate und Jack sahen sich vielsagend an.

„Hat sie etwa mit ihm...?“, wunderte sie sich und ihre grünen Augen blitzten angewidert.

„Das geht uns nicht an, Kate. Die beiden sind alt genug.“, erwiderte er nur und beendete somit das Thema.

Uncovered

Es war früh am Morgen.

Noch sehr früh, denn niemand außer ihr schien wach zu sein.

Die Sonne war noch nicht mal aufgegangen.

Sawyer lag neben ihr und schlummerte vor sich hin, ein breites Grinsen auf den Lippen.

Sie musste ebenfalls schmunzeln.

Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, stand sie auf und zog sich sein Hemd, dass er achtlos auf den Boden geworfen hatte, über die nackte Haut.

Es roch nach seinen Parfüm.

Barfuss trat sie vor das Zelt und atmete die salzige Meerluft ein.

Ein leichter Wind blies über den Strand und seichte Wellen prallten mit weißen Kronen auf das Land.

Eine Möwe kreischte aufgeregt und erhob sich auf leisen Schwingen.

Wenn man die Tatsache, dass sie hier gestrandet waren und ein Monster sie jeden Tag fressen konnte außer Acht ließ, dann war das doch ein wunderschöner Ort.

So hatte sich Elena immer das Paradies vorgestellt.

Auf einmal gingen ihr Lockes Worte noch einmal durch den Kopf.

Er hatte einmal zu ihr gesagt, dass er denkt, dass jeder Überlebende auf dieser Insel eine neue Chance bekommen würde.

Damals hatte sie ihn nicht verstanden.

Ihr Blick wandte sich wieder dem Zelt zu.

Doch jetzt wusste sie, was er damit gemeint hatte.

Vielleicht hatte die Insel Sawyer und sie zusammengeführt.

Vielleicht war es ihr Schicksal.

Die ersten warmen Sonnenstrahlen berührten ihre Haut und fühlten sich angenehm an.

Am Horizont trat die Sonne ihren Dienst an.

Plötzlich griffen von hinten Arme um ihre Hüfte und Lippen küssten ihren Nacken.

Er war also endlich aufgewacht.

„Hm... Guten Morgen, Süße. Was machst du denn hier draußen?“, murmelte er verschlafen an ihre linke Schulter, die er von seinem Hemd befreit hatte.

Sie konnte nicht anders als amüsiert zu lachen.

„Ich hab nur ein bisschen den tollen Ausblick genossen...“, entgegnete sie und er zog sie noch näher an sich.

Sie spürte seine Erektion an ihrem Rücken.

Deswegen war er aufgestanden.

„Du bist wirklich unermüdlich, James...“, schimpfte sie scherzhaft und drehte sich zu ihm um.

Ein breites Schmunzeln lag auf seinen sinnlichen Lippen, die sie schon wieder dazu einluden ihn zu küssen.

„Baby, dass liegt an dir... Du machst mich einfach so...“, wollte er erklären, beugte sich allerdings wie in Zeitlupe vor und küsste sie zärtlich.

Sie erwiderte etwas feuriger.

Ein kleines Stöhnen entwich ihm, als er ihre Zunge bemerkte, die ihn erforschte.

Seine Augen verdrehten sich und er schloss sie keuchend.

„Was hältst du davon, wenn wir noch einmal reingehen... Bevor hier alle aufwachen und dich in einer solchen Situation erwischen?“, erkundigte sie sich flüsternd und nahm seine Hand, sodass er ihr ins Zelt folgen musste.

Die Vorfreude auf das, was sie mit ihm vorhatte, stand ihm ins Gesicht geschrieben.
 

Ihr Blick fiel auf Michael und Walt, die etwa hundert Meter von ihr entfernt, in den Wracktrümmern herumwühlten.

Sie hatte sich entschlossen Sawyer eine Auszeit zu gönnen, die er nur widerwillig angenommen hatte, und spazieren zu gehen.

Walts gelber Labrador kam auf sie zugestürmt um sie bellend zu begrüßen, was die Aufmerksamkeit von Vater und Sohn auf sie lenkte.

„Hallo, Elena.“, grüßte Walt sie und winkte ihr strahlend zu.

„Hallo, ihr zwei. Was macht ihr denn hier?“, wollte sie wissen und näherte sich ihnen.

Sie schienen irgendetwas zu suchen.

„Wir sortieren die Trümmer. Mein Dad möchte ein Boot bauen.“, klärte der dunkelhäutige Junge sie auf.

Sie sah den Mann mit verdutzten Blick an.

Ein Boot?

„Eher ein Floß... Weißt du, Elena... Ich habe es satt auf Rettung zu warten, wo wir keine mehr zu erwarten haben. Und ich will nicht, dass Walt auf dieser Insel aufwachsen muss. Ich kann mich nicht mit dieser Situation abfinden, so wie alle Anderen.“, meinte er und sie nickte verständnisvoll.

„Ich finde deine Idee echt super. Ich muss jetzt allerdings zu Sun. Ich hab ihr versprochen, ihr bei dem Kräutergarten zu helfen, den sie angelegt hat.“, verabschiedete sie sich von den Zweien.

„Aber viel Erfolg mit dem Floß.“, rief sie ihnen noch zu und marschierte dann weiter durch den Wald.

An Michaels Stelle hätte sie wahrscheinlich auch so eine Eigeninitiative ergriffen.
 

Nicht lange und sie erreichte Sun, die bereits auf dem Boden kniete und Samen einpflanzte.

Die beiden Frauen arbeiteten schweigsam vor sich hin, bis Elena die Stille nicht mehr aushielt.

„Michael und Walt wollen ein Floß bauen, um von der Insel zu verschwinden und Hilfe zu suchen. Hoffentlich endet das nicht in irgendwelchen Problemen.“, brabbelte sie drauf los.

Die Koreanerin sah sie an.

Vermutlich, weil sie sich darüber wunderte, dass die jüngere Frau mit ihr sprach.

Wieder lag Schweigen zwischen ihnen.

„Ich dachte immer, ich würde seit diesem Absturz nur noch Pech haben, Sun. Weißt du, mein Verlobter ist bei dem Absturz gestorben.... Wir müssen jeden Tag wie Tiere ums Überleben kämpfen und niemand scheint uns zu suchen.“, rasselte sie die Situation hinunter und seufzte.

„Und ich war der vollen Überzeugung, dass Sawyer ein wirklicher Mistkerl ist... Aber, wie soll ich sagen... Man irrt sich in manchen Menschen einfach. Jetzt schlafe ich mit ihm... Gott, er ist wirklich toll im Bett. Und, du wirst es nicht glauben, ich sage ihm sogar, dass ich ihn liebe.“, verriet sie der anderen Frau, um dann nachdenklich in ihrer Arbeit inne zu halten.

„Ach, was rede ich da überhaupt, Sun? Du verstehst mich ja sowieso nicht... Nicht wahr?“, richtete sie sich dann an die Koreanerin, die ihr ebenfalls ins Gesicht blickte.

Der Blick der Frau ließ Elena nach Luft schnappen.

Sun wirkte überrascht und geschockt zugleich.

Auch ihre Wangen waren stark errötet von dem, was Elena über Sawyers Fähigkeiten als Liebhaber gesagt hatte.

Nun errötete die junge Ärztin ebenfalls.

„Du verstehst mich doch?“, harkte sie ungläubig nach und lachte fassungslos.

Die Andere sah sie nur noch verstörter an und presste schließlich einige Worte in einem brüchigen Englisch raus.

„Bitte, erzähl es bitte niemanden.“, bat sie sie und Elena schüttelte den Kopf, um sich sofort durch die Locken zu streichen.

„Herrgott und ich plappere vor mich hin, wie super der Sex mit Sawyer ist.“, jappste sie fassungslos.

„Ich hatte Unterricht in Korea, Elena... Bitte, Jin weiß nichts davon.“, kam erneut die Bitte von Sun, dass sie es nicht weitererzählen sollte.

Elena blickte sie skeptisch an.

Sie hatte eine fremde Sprache gelernt und ihren Ehemann nichts davon erzählt.

„Keine Sorge. Ich werde niemanden verraten, was dein Geheimnis ist.“, versprach sie ihr dann allerdings.

Sie wird wohl ihre Gründe für ein solches Geheimnis haben und die gingen Elena auch nichts an.

Lächelnd wandte Sun sich wieder den Kräutern zu, hielt jedoch noch einmal inne.

„Ich werde auch keinem etwas von dir und Sawyer erzählen...“, schwor sie der Ärztin, die belustigt lachen musste.

„Danke, aber das wird so oder so irgendwann rauskommen.“, entgegnete sie und beide lachten.

Dann unterhielten sie sich noch über so viele Themen, dass sie am Nachmittag schon gar nicht mehr wussten, über was sie alles geredet hatten.

Gemeinsam gingen sie zurück zum Strand, wo Elena von Jack abgefangen wurde.

„Sawyer hat uns die Medikamente gegeben.“, berichtete er ihr und sie grinste zufrieden.

„Ich sagte doch, ich bekomm das hin, Jack.“, erinnerte sie ihn an ihr Versprechen.

Er schluckte.

Eigentlich wollte er sie auf noch etwas anderes ansprechen.

„Ich hab dich übrigens an den Höhlen vermisst. Ich wollte erst los und nach dir suchen. Da sagte Locke mir, dass er dich zusammen mit Sawyer im Dschungel gesehen hat. Er meinte, ihr würdet ein Wildschwein jagen.“, warf er ein und sie biss sich auf die Unterlippe.

Upps, da hatte sie wohl etwas vergessen.

„Oh, Mist. Das tut mir echt leid. Ja, das mit dem Wildschwein ist wirklich eine lange Geschichte... Und gestern Abend war ich dann auch noch bei Sawyer.“, gestand sie ihm, was ihn verblüfft dreinblicken ließ.

„Eh... Bei Sawyer? Etwa die ganze Nacht?“, stocherte er nach, um sicher zu gehen, dass er sie richtig verstanden hatte.

Sie nickte.

Er fasste das Ganze anscheinend genau so auf, wie es gewesen war.

„Ja, wegen seinem Arm. Er sagte, er hätte noch beschwerden, da hab ich mir das noch mal angesehen... Als es dann schon dunkel war, hab ich entschlossen hier am Strand zu bleiben, anstatt durch den dunklen Wald zu latschen.“, log sie unverfroren, doch sie wusste, dass er ihr das nicht wirklich abnehmen würde.

„Ah...“, kam es nur von ihm.

Aber Sawyer war gestern doch quickfidele gewesen, als er mit dem Medikamenten aufgetaucht war.

„Sag nächstes Mal einfach bescheid, okay?“, ging er sicher, dass er sich keine Sorgen mehr über ihren Aufenthalt machen musste.

„Okay, Jack.“, versicherte sie ihm.

So trennten sich die Beiden voneinander.
 

Zwei Tage vergingen, in denen Jack ihr gegenüber immer misstrauischer wurde.

Er merkte natürlich, wie alle anderen, dass sie sich mitten in der Nacht von den Höhlen wegschlich.

Doch jedes Mal, wenn er sie darauf ansprach, fand sie irgendwie eine glaubwürdige Ausrede.

So auch an diesen Tag.

Es war gerade Mittags und die Sonne stand in ihrem Zenit.

Also war es dementsprechend heiß und unerträglich, selbst an den Höhlen.

„Wohin, Elena?“, wollte Jack wissen, als sie an ihm vorbeischlich.

Sie setzte ein leichtes Lächeln auf.

„Eh... Ich wollte runter zum Strand, um mich etwas im Meer abzukühlen und mich mit Claire zu unterhalten. Immerhin müsste es bald so weit sein bei ihr.“, warf sie ein und er nickte, schnaufend vor Anstrengung, da er gerade vom Früchtesammeln wiedergekommen war.

„Ach so... Na, dann hol dir aber keinen Sonnenstich.“, mahnte er sie und sie nickte, um sich dann schnellstens aus dem Staub zu machen.

Sie brauchte nicht lange bis sie Sawyers sogenannte Strandvilla erreichte.

Doch zu ihrer Verwunderung war der Hausherr nirgends aufzufinden.

Sie fragte sich durch und erfuhr von Charlie, dass er Michael und Walt mit dem Floß half.

Was war denn in Sawyer gefahren?

Der half doch sonst nur, wenn man ihn zwang.

Der Sache musste sie unverzüglich auf den Grund gehen.

„Ich hab super Neuigkeiten, Baby. Wir kommen von dieser verdammten Insel runter.“, rief er ihr zu, als er sie sah.

Er half tatsächlich beim Bau des Wassergefährts, dass so gut wie fertig war.

Sportlich sprang er von der Konstruktion herunter und hob sie an der Hüfte hoch, um sich einmal mit ihr um die eigene Achse zu drehen.

Verwirrt blickte sie ihn an.

Was redete er denn da?

„Wie...? Was ist hier los?“, erkundigte sie sich verdutzt und kleine Falten bildeten sich zwischen ihren Augenbrauen.

„Sawyer hat mir Kabel gegeben, um die Bambusstämme zusammenzubinden. Dafür hat er sich ein Ticket gesichert und mich darum gebeten, dich ebenfalls mitzunehmen. Was mir sehr sinnig erscheint, da eine Ärztin immer nützlich ist.“, verriet Michael ihr und sie kratzte sich am Kopf.

Noch verblüffter als zuvor.

„Aber das ist doch unfair gegenüber den Anderen.“, wandte sie ein.

Die Anderen würden nicht mal den Hauch einer Chance haben einen Platz zu ergattern, da ja nur vier Passagiere erlaubt waren.

Die Männer schien diese Wahrheit nicht im Geringsten zu stören.

„Hör mal, wenn wir auf unserem kleinen Abenteuerausflug Hilfe finden, dann holen wir die Anderen natürlich auch von dieser komischen Insel.“, versicherte Sawyer ihr und sie seufzte.

Er hatte ja auch irgendwie Recht.

„Schön... Könnt ihr noch etwas Hilfe gebrauchen?“, wollte sie dann wissen.

Der Blonde zwinkerte ihr zu und nahm sie dann bei der Hand, um sie ebenfalls auf das Floß zu holen.

„Süße, ich verspreche dir, dass du bald wieder mit deinem Dad reden kannst.“, flüsterte er ihr zu und sie lächelte.

„Ich könnte dich dafür echt knutschen.“, erwiderte sie kess und er beugte sich noch kesser vor und küsste sie sanft und liebevoll.

Sie liebte es, wenn er so behutsam mit ihr umging.

Als wäre sie etwas ganz besonderes.

Wie erwartet entging dieser Kuss keinem und so war ihre Tarnung wohl entgültig aufgeflogen.

Aber das störte sie nicht weiter, denn sie waren so glücklich, wie man auf einer geheimnisvollen Insel mit Eisbären und mörderischen Monstern nur sein konnte.
 

Doch die Konsequenzen zeigten sich als sie abends zu den Höhlen zurückkehrte.

Alle hielten sich zurück und sahen ihr nur leicht verstohlen hinterher.

Auch Jack, der sich mit Scott oder Steve, irgendwie fiel es ihr manchmal schwer sich zu merken, wer welcher war, unterhielt, würdigte sie keines Blickes.

Obwohl sie ihn freundlich grüßte und eigentlich gedacht hatte, sie könnte noch ein wenig mit ihm plaudern.

Sie gesellte sich etwas konfus zu Kate, die eine Mango schellte und aß.

„Sag mal... Was ist eigentlich los hier? Warum ist Jack so komisch?“, fragte sie die jüngere Frau.

Die schien sich beinahe an dem Stück Frucht zu verschlucken, dass sie gerade verspeiste.

„Na ja, die einzige Erklärung, die mir dafür einfällt, ist, dass du was mit Sawyer angefangen hast, ohne jemanden etwas davon zu verraten.“, meinte sie und sah sie entschuldigend an.

Elena erhob sich sofort wieder und steuerte schnurstracks ihren Kollegen an.

Was dachte der sich eigentlich?

Musste sie nun Rechenschaft vor ihm ablegen?

Er war doch nicht ihr Vater!

Und selbst bei dem hätte sie sich nicht entschuldigt, dass sie ausgerechnet für jemanden wie Sawyer Gefühle entwickelt hatte.

„Ich muss mit dir reden, Jack!“, forderte sie ihn auf, doch er hielt es nicht für angebracht sie anzusehen oder sich auch nur in ihre Richtung zu drehen.

„Hey, ich rede mit dir!“, beschwerte sie sich lautstark und stellte sich so hin, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als sie anzublicken.

Er seufzte genervt und pulte mit einem Stock in der, vom Regen befeuchteten, Erde herum.

„Ich habe jetzt aber keine Lust mit dir zu reden, Elena. Geh doch zu Sawyer, der scheint mir ein besserer Zuhörer zu sein.“, warf er scharfzüngig ein und sie zuckte zusammen.

Das durfte doch ehrlich nicht mehr wahr sein!

Wutentbrannt packte sie ihm am Arm und zerrte ihn von den Rest der Höhlenbewohner weg.

„Spinnst du nun vollkommen, oder was? Hab ich dir irgendetwas getan, dass du mich so behandeln kannst?“, wollte sie zornig wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du weißt ganz genau, was du getan hast, Elena! Glaub ja nicht, dass ich nicht wüsste, was du mit diesem Mistkerl treibst.“, schleuderte er ihr die Worte so heftig ins Gesicht, dass sie etwas taumelte.

So sauer hatte sie ihn noch nie erlebt.

„Ist es nun verboten mit jemanden Zeit zu verbringen? Bist du etwa eifersüchtig?“, harkte sie schnippisch nach und erntete dafür nur einen fassungslosen Blick seinerseits.

„Wie lange ist es jetzt her, dass David tot ist? Etwa vierzig Tage, habe ich Recht?“, erinnerte er sie an die Tragödie des Absturzes.

Wie geohrfeigt schrak sie zusammen und wusste zuerst nicht, was sie darauf antworten sollte.

Er hatte wirklich Recht.

Es war gerade mal ein Monat vergangen seit ihr Verlobter umgekommen war.

„Du betrügst ihn, Elena! Ist dir das eigentlich klar?“, appellierte er an ihrer Vernunft, doch sie schüttelte bloß den Kopf und hielt ihre Hand hoch.

Es war die Hand, an der ursprünglich ihr Verlobungsring gesteckt hatte.

„Nein, Jack... Du verstehst das nicht. Ich liebe diesen Mann, egal wie eigenartig es sich für dich anhören mag, aber ich habe mich in ihn verliebt. Nenn es Schicksal oder wie auch immer du willst... Aber der Absturz und auch Davids tot hat uns zusammengebracht.“, klärte sie ihn auf.

Doch Jack konnte ihr das alles nicht glauben.

Abwinkend und kopfschüttelnd wandte er sich enttäuscht von ihr ab und ging zurück zu den anderen.

Na gut, wenn er es so wollte.
 

„Hey, Süße, was machst du denn hier? Und warum hast du deinen ganzen Kram dabei?“, begrüßte Sawyer sie, als sie einfach so in sein Zelt reinplatzte.

Achtlos warf sie ihre Sachen beiseite und sah ihn mit traurigem Blick an.

„Jack weiß von uns. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben.“, berichtete sie ihm und kniete sich neben den Blonden.

Der zog verwundert die Augenbrauen zusammen.

Fingen die jetzt alle an nach und nach durchzudrehen?

Ein wenig zu spät für seinen Geschmack.

„Ach, mach dir nichts draus. Der kriegt sich schon wieder ein.“, versuchte er sie aufzumuntern, was ihm auf Anhieb nicht wirklich gelang.

Deshalb lehnte er sich zu ihr vor und streichelte über ihre Wange, zog sie so näher zu sich und küsste sie sanft.

„Du hast wahrscheinlich Recht, Baby... Außerdem ist es besser, wenn ein Arzt am Strand ist. Für Notfälle...“, versuchte sie den Streit mit ihrem Kollegen gut zu reden.

Sawyer grinste.

„So ist es doch gleich viel besser... Und weißt du was? Jetzt brauchst du dich auch nicht mehr nach Hause schleichen, wenn wir zwei böse waren.“, wandte er ein und sie musste lachen.

Da war was dran.

Verführerisch küsste sie seinen Hals entlang und biss in sein Ohrläppchen.

„Oh, war das etwa das Stichwort?“, murmelte er seine Frage, während er sich zusammenreißen musste nicht gleich über sie herzufallen.

Sie hatte es einfach drauf ihn um den Finger zu wickeln.

Aber ihm gefiel das Vorspiel so gut, dass er es nicht unterbrechen wollte.

„Scht... Nicht reden.“, befahl sie ihm und schon waren sie zu einen leidenschaftlichen Kuss vereint.

Sein Geruch, dieses kräftige Parfum, betörte sie unheimlich.

Mit flinken Händen hatte sie sein Hemd aufgeknüpft und ihr Zeigefinger kitzelte seine Bauchmuskeln, sodass er zuckend versuchte den Bauch einzuziehen.

Dann waren es auf einmal ihre Lippen, die ihn abtasteten.

Und als er schließlich das Zurren seines Reißverschlusses hörte, war es bereits so weit, dass er sich wie betäubt fühlte.

Bevor sie ihn jedoch vollkommen in den Wahnsinn treiben konnte, schleuderte er sie auf sein Bett und warf sich über sie, sodass sie vergnügt auflachte.

„Du willst es wohl wissen, Süße.“, wisperte er.

Sein blondes Haar hang ihn in Strähnen ins Gesicht und verdeckte etwas seine hübschen blauen Augen.

Sie strich die Mähne nach hinten und zog ihn an sich.

In einen Kuss prallten sie aufeinander und ihre Beine legten sich um seine Hüfte.

Diese Einladung nahm er natürlich sofort an und ließ sich fallen.

„Gott, du bist einfach fantastisch.“, brachte er etwa eine halbe Stunde später hervor.

Nun war sie es, die oben war.

„Nur fantastisch?“, stocherte sie neckisch nach und bewegte ihre Hüfte, so dass er stöhnend die Augen verdrehte.

Sie konnte ja so gemein sein.

„Was willst du denn von mir hören, du kleines Miststück?“, zischte er und seine Finger verkrallten sich in ihren Oberschenkeln.

„Das weiß ich noch nicht so genau... Mal sehen, was ich dir noch so alles entlocken kann.“, witzelte sie und er keuchte, als er seinen Oberkörper aufrichtete und ihr einen deftigen Stoß verpasste, der sie erschaudern ließ.

Tja, Rache war eben süß.

Men at your Age

Sie wurden durch laute Schreie und Rufe geweckt.

Sawyer war der Erste, der sich was überzog und aus dem Zelt sprang.

Elena folgte stolpernd.

Und da sahen sie es.

Das Floß an dem Michael zusammen mit Sawyer gearbeitet hatte, brannte lichterloh.

Und obwohl es bereits tiefste Nacht war, war es so hell, wie tagsüber.

Einige versuchten bereits das Feuer mit Sand zu löschen, doch der Prozess war bereits so stark fortgeschritten, dass es ihnen wohl nicht mehr gelingen würde.

Michaels Verzweiflung war ihm wie ins Gesicht geschnitten.

Er hatte so viele Hoffnungen in dieses Projekt gelegt und nun sollte alles umsonst gewesen sein?

Als bereits alle mit ihren Löschversuche aufgehört hatten, schaufelte er immer noch wie ein Wilder Sand in die Flammen.

Jack und Sawyer mussten ihn schließlich aufhalten, bevor er sich noch verletzen würde.

Die beiden Männer hatten wirklich zu kämpfen, denn Michael war wild entschlossen das Floß zu retten.

Immerhin hatte er so viel Herzblut dort hineingesteckt.

Aber nach etwa zehn Minuten sah er ein, dass es zwecklos war.

„Das warst doch bestimmt du!“, schrie er und deutete auf Elena und wollte zornig, wie eh und je, auf sie zugehen, doch der Blonde ging dazwischen.

Elenas blaue Augen klimperten nur fassungslos.

Warum sollte sie so etwas getan haben?

Wie kam er nur darauf?

„Das kann nicht sein. Sie war die ganze Zeit bei mir, Mike. Wir haben geschlafen!“, klärte er den Dunkelhäutigen auf.

„Ach ja? Und das kannst du bestätigen, weil du sie vögelst, Alter? Vielleicht hat sie sich rausgeschlichen!“, konterte er und dachte dabei überhaupt nicht an seine Wortwahl, obwohl Walt neben ihm stand, so aufgebracht war er.

Aber es war der junge Arzt, der sich einmischte und versuchte die Sache zu schlichten.

„Jetzt hört doch auf damit. Sich gegenseitig zu beschuldigen bringt doch nichts.“, warf er ein, aber das konnte niemanden so wirklich beschwichtigen.

Für sie war in diesem Moment die einzige Hoffnung auf Rettung gestorben.

So gingen alle mit einem flauen Gefühl im Magen zurück zu ihren Lagern.

Sawyer wollte Elena trösten und sie in seine Arme schließen, doch sie rollte sich von ihm weg und tat so, als würde sie wieder schlafen.

Er schluckte besorgt und kehrte ihr ebenfalls den Rücken zu.
 

Zu der Überraschung aller, gestand Walt allerdings am nächsten Morgen seinem Vater, dass er es war, der das Floß angezündet hatte.

Er hatte nicht von der Insel gewollt, da er sein ganzes Leben lang von einen zum anderen Ort gegangen war und nie ein richtiges Zuhause gehabt hatte.

Michael war natürlich wütend auf ihn und hatte mit ihm schimpfen wollen.

Doch nach einem längeren Gespräch bei dem sich die Beiden auch bei Elena entschuldigten, planten sie ein neues Floß zu bauen.

Ein besseres.

Somit war alles wieder geklärt.

„Sag mal, hat jemand Boone gesehen?“, kam es plötzlich von Shannon, die auf einmal auftauchte.

Elena war gerade dabei Charlie und Hurley mit der Wäsche zu helfen, die sie waschen mussten.

„Der ist mit Locke irgendwo im Wald unterwegs. Sie wollten jagen, glaube ich.“, meinte Hurley und strich sich sein überaus lockiges Haar zurück, dass von einer frischen Meerbrise erfasst wurde.

„Ach so... Dann ist ja gut.“, erwiderte die Blondine mit einem zaghaften Lächeln und stapfte mit ihrer typischen arroganten Gangart durch den Sand.

Elena sah ihr nach.

Ihr war keineswegs entgangen, dass Shannon sich scheinbar Sorgen um ihren Stiefbruder machte.

So leicht konnte sie der jungen Ärztin da nichts vormachen.

Boone war ja auch ziemlich oft allein mit Locke im Wald unterwegs und sie alle wussten ja, dass es dort etwas unheimliches gab, dass sie alle fressen wollte.

Aber Elena wollte Shannon nicht nerven oder ihr noch mehr Sorgen mit ihren Fragen bereiten, also blieb sie bei ihrer Arbeit.
 

Die Mittagssonne stand in ihrem Zenit, als sie zu den fleißigen Floßbauern ging, die bereits wieder ein ganzes Stück voran gekommen waren.

Es war zumindest schon mal wieder eine Tragfläche aus langen Bambusstämmen vorhanden und sie stellten gerade einen Mast auf, an dem sie später ein Segel anbringen konnten.

Sawyer saß nur daneben und las in einem seiner vielen Bücher, die er eigentlich schon längst zum zweiten Mal lesen musste.

„Hallo, mein Lieber.“, begrüßte sie ihn und gab ihm einen flüchtigen Kuss, der ihn überrascht blinzeln ließ.

Die junge Ärztin gesellte sich allerdings zu den anderen, die ebenfalls zuschauten wie Michael und diesmal auch der Koreaner Jin das Floß wieder auf Fordermann brachten.

Komischerweise schienen der Koreaner und der Dunkelhäutige sich auf mysteriöse Art untereinander verständigen zu können, denn sie diskutierten wild über ihr weiteres Vorgehen.

Obwohl sie kein einziges Wort der jeweils anderen Sprachen sprachen.

Steve riss einen Witz, um sie zu belustigen, was ihm gelang, denn alle lachten.

Walt, dem langweilig zu sein schien, spielte mit Vincent am Wasser, sodass der Hund lautstark bellte und hinter ihm herjagte.

Mit grimmiger Miene warf Sawyer auf einmal sein Buch zur Seite und schnaubte erbost.

„Könnt ihr nicht mal ruhig sein, verdammt noch mal?! Ich versuch mich hier zu konzentrieren!“, fluchte er und wirkte sehr gereizt.

Alle verstummten bei seinem Gezeter und warfen sich verwunderte Blicke zu.

Was hatte den denn schon wieder gebissen?

Langsam und scheinbar angestrengt rappelte er sich auf und wollte sich wohl ein anderes Plätzchen suchen, um seine Ruhe zu haben.

Elena entschuldigte sich bei ihren Freunden für sein Verhalten und rannte ihm nach.

„Was ist denn mit dir los, Süßer?“, erkundigte sie sich, doch er gab keine Antwort, sondern starrte sie nur weiter mit grimmigen Blick an.

Aber sie blieb hartnäckig.

So war sie nun mal.

„Hör mal... Ich wüsste da etwas, dass dich wieder munter machen könnte, Baby... Lass uns ins Zelt gehen, damit ich dich ein bisschen verwöhnen kann. Ich weiß doch, wie sehr du es magst, wenn ich dich...“, flirtete sie und stellte sich vor ihm, um ihn am Weitergehen zu hindern.

Ihre Hände rieben verführerisch über seine Brust und sie fingerte an den Knöpfen seines Hemdes herum.

Seufzend wies er sie ab, auch wenn ihm das nicht gefiel.

„Ich hab nur Kopfschmerzen. Mir geht es ansonsten gut.“, spielte er die Sache herunter, aber sie merkte ganz genau, dass es ihm hundsmiserabel ging.

„Seit wann das denn?“, löcherte sie weiter, während sie ihren Weg fortsetzten.

Er überlegte kurz, was wohl schon zu anstrengend war.

„Eh... Seit zwei Tagen, glaube ich. Hör mal, das geht schon wieder von alleine weg.“, erwiderte er und sie runzelte besorgt die Stirn.

Das war nicht normal.

Kopfschmerzen gingen vielleicht über einen Tag, aber doch nicht gleich zwei Tage hintereinander.

„Du solltest dich von mir oder Jack untersuchen lassen, Baby. Mit so etwas ist echt nicht zu spaßen.“, schlug sie ihm vor, doch er winkte ab.

„Tut mir leid, aber ich bin leider nicht krankenversichert, Frau Doktor.“, scherzte er und lachte gezwungen.

Auch sie drängte sich zu einem Lächeln.

„Die Behandlung kannst du mir ja auch auf andere Weise zurückzahlen.“, merkte sie an, als sie sich hinsetzten.

Er wusste genau, was sie damit meinte und biss sich erregt auf die Unterlippe.

Am liebsten hätte er sie über seine Schultern geworfen und sie in seine Höhle gebracht.

„Oh, Baby... Es macht mich echt an, wenn du so was sagst...“, gestand er ihr und war gewollt sie zu küssen, doch sie hielt ihn davon ab.

„Wann kommen die Kopfschmerzen immer? Eher morgens oder gegen Mittag?“, harkte sie nach und er seufzte genervt.

Musste sie jetzt so die Stimmung versauen?

Das war dann wohl der Nachtteil, wenn man der Liebhaber einer Ärztin war!

„Eher Nachmittags. Warum?“, konterte er mit einer Gegenfrage.

Aber sie antwortete nicht, sondern hielt einen Finger hoch.

„Folge dem Finger...“, verlangte sie von ihm und er tat, was sie wollte, bis ihm das Ganze zu blöd wurde.

„Was soll der Mist? Ich bin nicht betrunken, falls du das denkst!“, beschwerte er sich und erhob sich, um der Untersuchung zu entgehen.

Sie blickte ihm nach.

Er war ja so ein Sturkopf.

„Ich hab da zwar schon einen Verdacht, aber du solltest trotz allem noch einmal zu Jack gehen und seine Meinung darüber hören.“, riet sie ihm und er sah sie skeptisch an.

Hatte die sie nicht mehr alle?

„Ach, totaler Quatsch. Es sind doch bloß Kopfschmerzen!“, versuchte er mehr sich, als sie, zu beruhigen.

Sie zuckte mit den Schultern, so als ob ihr egal wäre, ob er auf sie hörte oder nicht.

„Einige meiner Patienten dachten auch, es seien doch bloß Kopfschmerzen. Letztendlich lag es an einem gefährlichen Aneurysma.“, erzählte sie ihm von ihren Erfahrungen und er blieb auf der Stelle stehen und wandte sich ihr erneut zu.

Seine blauen Augen wirkten perplex.

Elena wollte an ihm vorbeigehen, um sich mit etwas anderem zu beschäftigen, doch er hielt sie am Arm fest.

„Sag mal, kann es auch ein Hirntumor sein? Du bist doch Onkologin.“, brabbelte er und wirkte blasser als vorher.

Sie lächelte schelmisch und wusste sofort, dass sie ihn damit ein wenig in Panik versetzen konnte.

Dann zuckte sie nur wieder mit den Schultern.

„Möglich... Wieso gab es so was schon mal in deiner Familie?“, stocherte sie dann.

Er schluckte nervös.

„Mein Onkel starb an einem Hirntumor.“, berichtete er ihr und sie legte die Stirn in Falten.

„Was für einer?“, wollte sie dann wissen.

„Ein tödlicher, würde ich sagen! Wer von uns ist hier der Krebsexperte?“, erinnerte er sie etwas aufgebracht.
 

Eine Stunde später fand er sich bei den Höhlen wieder und blickte Jack ins Gesicht, der ihm genau die gleichen Untersuchungen unterzog, wie Elena zuvor.

Aber seine Fragen waren anders.

„Bist du schon mal gegen eine Tropenkrankheit geimpft worden?“, fragte Jack und blickte ihm mit einer Taschenlampe in die Augen, um die Reaktion der Pupille zu beobachten.

„Nein, natürlich nicht. Ich konnte ja nicht ahnen, dass wir auf dieser Drecksinsel landen.“, murrte Sawyer, sichtlich schlecht gelaunt.

„Okay... Hattest du schon mal Kontakt mit Prostituierten?“, kam schon die nächste Frage, die Sawyer ziemlich in Rage brachte.

Was sollte das überhaupt?

Besonders unangenehm war es ihm, da Elena neben ihm stand und alles mitanhörte.

Die Augen verdrehend, druckste er vor sich her.

„Das heißt wohl ja...“, schlussfolgerte der junge Arzt und grinste.

Auch Elena konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Die nervigen Fragen gingen allerdings weiter.

„Schon mal eine Geschlechtskrankheit gehabt?“, piesackte Jack ihn und wieder bekam er dieselbe Reaktion.

„Was hat das eigentlich alles mit meinen Kopfschmerzen zu tun?“, echauffierte sich der Blonde und mied den Augenkontakt mit Elena.

Doch Jack ließ sich nicht unterbrechen.

„Wann war der letzte Ausbruch?“, holte er noch einmal aus und nun war es Sawyer wirklich zu viel.

„Ihr wollte mich doch verarschen!“, knurrte er.

Fluchend stand er auf und machte sich aus dem Staub.

Jack blickte mit einem Schmunzeln auf seine junge Kollegin.

„Du wusstest doch schon längst, was mit ihm los ist, oder?“, entlarvte er sie und sie musste herzhaft lachen.

„Natürlich, aber ich wollte ihn ein bisschen ärgern. Er tut doch auch immer das Gleiche. Außerdem scheint es dir ja auch Spaß gemacht zu haben.“, bemerkte sie und zwinkerte ihm zu.

Lachend sah er ihr nach, als sie sich auf den Weg machte, um Sawyer wieder zu beschwichtigen und ihn über sein wirkliches Problem aufzuklären.

„Er bringt dich um, wenn er das rausfindet.“, rief er ihr nach und sie lachte laut auf.

„Nein, dass wird er nicht. Keine Sorge...“, entgegnete sie und verschwand zwischen den Sträuchern.
 

Sawyer saß in seiner kleinen Strandvilla und versuchte wieder zu lesen, was ihm nicht gelang, da er sich absolut nicht mehr konzentrieren konnte.

Immer wieder rieb er sich über Schläfen und Stirnhöhlen.

Da tauchte sie auf einmal vor ihm auf.

Schnaubend legte er das Buch wieder weg und blickte zu ihr auf, wobei er seine Augen vor der brennenden Sonne schützte.

„Was ist denn jetzt schon wieder, Süße? Habt ihr mich nicht schon genug zur Weißglut getrieben, du und der andere Medizinmann?“, grummelte er beleidigt und sie grinste breit, um sich dann neben ihn hinzuknien.

In ihren Händen hielt sie ein kleine Metallkiste.

„Jack und ich wissen was dir fehlt...“, verriet sie ihm und er sah sie neugierig an.

Oh, welch ein Wunder.

Hatten sie das daran herausgefunden, dass er schon mal Sex mit einer Hure hatte?

„Ach ja, und was habt ihr zwei Quacksalber herausgefunden?“, wollte er wissen und zog abwartend eine Augenbraue hoch.

Sie lehnte sich noch etwas zu ihm vor, um ihn besser in seine schönen blauen Augen sehen zu können.

„Du hast Hyperopie.“, antwortete sie und ihm schien alles aus dem Gesicht zu fallen.

Was war das denn?

Etwa eine tödliche Krankheit?

Mit Angst in den Augen beobachtete er ihr Gesicht.

„Kann man das heilen? Ich meine...“, murmelte er entsetzt vor sich hin und schluckte.

Doch als sie über seine Reaktion in einen Lachanfall ausbrach, wurde ihm klar, dass alles halb so wild sein musste.

Behutsam streichelte sie über seine Wange und strich eine seiner Haarsträhnen, die ihm im Gesicht hang, hinter sein Ohr zurück.

„Keine Panik. Du bist weitsichtig, Baby. Sonst nichts.“, meinte sie beruhigend und er formte seine Augen zu verwirrten blauen Schlitzen.

„Weitsichtig?“, harkte er ungläubig nach und sie nickte bestätigend.

Er hätte nie gedacht, dass ihm das mal passieren würde.

Er war doch ein so gutaussehendes Kerlchen und dann brauchte er jetzt auf einmal eine Brille?

Die würde ihn doch vollkommen verunstalten.

Elena war derweilen schon dabei eine Brille auszupacken und sie ihm aufzusetzen, was ihn sehr ulkig wirken ließ, da es eine Frauenbrille war.

„Genau, das kommt bei Männern in deinem Alter öfter vor, Baby.“, klärte sie ihn auf und bemerkte seinen empörten Blick über diese Bemerkung.

Hey, er war doch erst zarte sechsunddreißig Jahre alt!

Von alt konnte da doch noch gar nicht die Rede sein!

„Wie meinst du das? Männer in meinem Alter? Was soll das denn heißen?“, beklagte er sich über diese Feststellung ihrerseits.

Er nahm die Brille ab und packte die junge Frau, um sie unter sich zu deponieren.

„Soll das heißen, dass ich ein alter Sack bin?“, hauchte er vorwurfsvoll an ihren Hals.

Sie kicherte und drängte ihren Körper noch näher an seinen.

„Keine Sorge, Süßer... Ich finde Männer werden im Alter attraktiver.“, erwiderte sie und bemerkte, dass er schon wieder Lust auf ein bisschen Action hatte.

„Oh, das schmeichelt mir aber...“, flüsterte er und küsste sie leidenschaftlich.

Schnell hatten sie sich in sein Zelt zurückgezogen und die Plänen verschlossen, um ein bisschen für sich allein zu sein.

Sein nackter Körper lag auf ihrem und sie genoss die Wärme, die er ausstrahlte.

Mit zittrigen Händen bearbeitete er jeden Fleck ihrer Haut und seine Lippen waren feucht und ungeschickt.

So hatte sie ihn schon seit ihrem ersten Mal nicht mehr erlebt.

Sie nahm ihm also die Zügel aus der Hand und stieß ihn auf die Matratze der Pritsche, auf der sie sich befanden.

Er hielt sich nicht zurück, als sie ihm das gab, was er am liebsten hatte.

Seine Finger glitten ungestüm durch ihre Locken und seine Stimme wurde immer heiserer.

Sie richtete sich auf und leckte sich über die Lippen, was ihn nur noch mehr anmachte.

„Deine Kopfschmerzen scheinen ja gar nicht mehr so schlimm zu sein... Hat es dir so gut gefallen?“, fragte sie neckisch und strich mit ihren Zeigefinger über seine schönen Lippen, die sich bereitwillig öffneten.

Seine Wangen waren errötet und seine Männlichkeit immer noch groß und geschwollen.

Sie war über ihm und er fand sich in ihr wieder.

Warm und verheißungsvoll.

„Ich liebe dich, Elena.“, brachte er zwischen Ekstase und Ohnmacht hervor und sie beugte sich herunter, um ihn zärtlich zu küssen.

„Ich liebe dich auch, James.“, wisperte sie in sein Ohr und er nahm sie in seine Arme, um sie so lange zu halten, wie er nur konnte.
 

„Und, wie ist das? Siehst du nun besser?“, erkundigte Jack sich und er und Elena blickten ihn mit fragenden Gesichtern an.

Sawyer wäre lieber alleine mit Elena geblieben, doch sie hatte daraufbestanden, dass Jack sich zu ihnen gesellen sollte, wenn er die verschiedenen Brillen, die sie eingesammelt hatten, anprobierte, um seine Sehstärke zu ermitteln.

Es dauerte einige Zeit, bis sie die perfekten Gläser für sein linkes und das rechte Auge herausgefunden hatten.

Sayid erklärte sich mit einem breiten Grinsen und einer gewissen Schadenfreude bereit, die auserwählten Brillen auseinander zu nehmen und eine Ganze daraus zu machen.

Als das Kunstwerk fertig war, setzte er sie mit skeptischen Blick und Widerwillen auf.

Wie konnte nur ausgerechnet ihm so etwas passieren?!

Alle würden sich über ihn lustig machen.

Und tatsächlich als er die Brille aufgesetzt hatte, entdeckte er breites Schmunzeln auf den Gesichtern aller Anwesenden.

Und als er sich selbst in einem Spiegel betrachtete, musste er zugeben, dass er über sich selbst gelacht hätte, wäre es ihm nicht so unangenehm gewesen.

„Das sieht doch total bescheuert aus! Muss das sein?“, nörgelte er vor sich hin und wirkte sehr unzufrieden.

„Brille oder Kopfschmerzen, mein Freund. Was ist wohl das kleinere Übel?“, bedachte Jack und klopfte ihm auf die Schulter.

Hurley kam an der kleinen Gruppe vorbei und bemerkte die große Veränderung in Sawyers Gesicht natürlich sofort.

Er konnte sich sein Lachen nicht verkneifen.

„Na, ist da etwa jemand Harry Potter-Fan?“, neckte er den blonden Schönling, der deprimiert die Schultern hängen ließ.

Elena lächelte über den Witz des gewichtigen Mannes, kam allerdings auf Sawyer zu, um ihn aufmunternd über die Arme zu streicheln.

„Ich hab doch gesagt, das sieht bescheuert aus.“, quengelte er wie ein kleines Kind und sie kicherte belustigt.

„Ich finde, das es dir sehr gut steht, Liebling. Dadurch werden deine verführerischen Augen betont.“, offenbarte sie ihm und kniff in seine Wange, als sich ein Lächeln auf seinen Lippen zeigte.

„Wenn du das sagst... Vielleicht sollten wir dieses Thema im Zelt weiter ausweiten, wenn du verstehst, was ich meine, Baby.“, machte er ihr einen Vorschlag, den sie ihm nicht ausschlagen konnte.

„Gerne...“, hauchte sie und sie küssten sich liebevoll.

Eine seiner Hände glitt an ihren Hintern und er kniff lüstern hinein, sodass sie zusammenzuckte.

Ihre Finger waren währenddessen schon wieder dabei sein Hemd aufzumachen.

„Okay, ich bin dann mal weg. Viel Spaß euch beiden!“, meinte Jack und nahm Sayid direkt mit sich.

So was mussten sie sich nicht angucken.

Sollten die Beiden nur machen, was sie wollten, aber sie da raushalten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  CreamCake
2013-01-29T12:38:00+00:00 29.01.2013 13:38
HEAY ;D

Ehm, ich versteh nicht den Sinn von Michaels Anschuldigung :/ Wieso sollte ausgerechnet sie das Floß in Brand setzten ? Sie hat ja nie direkt gesagt, das sie das Floß scheiße findet :/ Also wie kommt er darauf ? Voll die Hohlfrucht^^

>>Am liebsten hätte er sie über seine Schultern geworfen und sie in seine Höhle gebracht.<< HaHa, wie bei den Höhlenmenschen :D Hat Sawyer sich etwa zurück entwickelt ? xD

>>„Schon mal eine Geschlechtskrankheit gehabt?“<< Beste Stelle ! x3

Harry Potter ist überall ! O.o Sogar im Bermudadreieck zaubert er :o
Von:  CreamCake
2013-01-28T13:19:35+00:00 28.01.2013 14:19
HEAY ;D

Michael der Floßbauer :D Fehlt nur noch, das der so nen Spruch à la Bob, der Baumeister von sich gibt :D

Oh mein Gott xDD Sun wirkt voll verstört und Elena ist das total peinlich xD Hihi :D

Ich würde eher denken, das Sawyer abhauen will, weil er keinen Bock mehr auf mich hat und ihm das zu anstrengend wäre, mich umzubringen XDD HaHa :D Ich und mein krankes Hirn :)

Also wirklich :/ Sie kann Jack doch sagen, das sie sich mit Sawyer trifft. Der wird sie ganz bestimmt nicht deswegen verurteilen. Sind ja Freunde. Jetzt ist natürlich zu spät, da hat Elena halt Pech jetzt :/ Jack hat die Asifrucht gegessen :S Und die ist echt mies :x
Beim Streit von den Beiden: TEAM JACK !! <3 *Fähnchen schwenk*

Und eine Frage ganz zum Schluss^^: Nur mal so aus Neugier. Wenn die da die ganze Zeit miteinander schlafen und rumstöhnen, müssten das die Anderen am Strand nicht hören? xD
Von:  CreamCake
2013-01-27T18:09:12+00:00 27.01.2013 19:09
HEAY ;D

Das war total asi von Sawyers Vater, in dessen Zimmer zu gehen und sich dort umzubringen. Der hätte mal lieber unters Bett schauen sollen vorher :/ Oder wollte der etwa das Sawyer mitbekommt wie der sich selbst killt? :o

Die Unterhaltung zwischen Sayid und Sawyer ist super :D
Wildschweine gehen natürlich total gerne campen, ihre Lieblingsbeschäftigung :) HaHa zu genial xD
Ich wette Sawyer einen Keks in der Hosentasche und das Wildschwein jagt ihm deshalb hinterher :D Wildschweine lieben nämlich auch Kekse ^_^

Sawyer ist ein richtiges Arschloch beim Trinkspiel -_- mäh ._.

>>„Dann halt die Klappe und genieß es.“<< Richtig so ! :D

>>„Hat sie etwa mit ihm...?“, wunderte sie sich und ihre grünen Augen blitzten angewidert.<< Ich mag Kate nicht, aber das wäre wohl auch meine Reaktion gewesen XDD
Von:  CreamCake
2013-01-26T01:03:30+00:00 26.01.2013 02:03
HEAY ;D

HaHa und wieder kriegt Sawyer was auf die nicht vorhandene Mütze :D

Hm, ich find's bisschen schade, das er ihr so schnell seine Liebe gesteht :/ Und so unspektakulär xD Keine Ahnung, dachte du bauschst das etwas mehr auf :s

Aber ich finde es toooooooootaaaaaaaaaaaaaal toll, wie du den See mit dem Wasserfall beschrieben hast :) Traumhaft *_* <3

OMG Charlie ! <3 Traumatisiert for Life ;D Aber war ja klar, das die Anderen jetzt nicht glauben, das da tatsächlich nichts läuft, nach dem Kuss zwischen Jack und Elena :D

Hurley und Jack = Peinlicher Moment der Zweite xDD Man, man, man..^^

Hihi, vor dem Locke kann man nichts verbergen :P Er ist weise wie Yoda :D
Von:  CreamCake
2013-01-25T21:39:59+00:00 25.01.2013 22:39
HEAY ;D

Oh man, da kann man ja richtig neidisch werden. Will auch am Strand spazieren gehen :(
Nur auf Sawyers Anblick kann ich getrost verzichten :D

HaHa yay :D Sawyer wird verprügelt! Eine der guten Szenen :P
Ich finde es zwar gut, wenn Sawyer eins auf die Fresse bekommt, aber Szenen wo einer die Fingernägel abgerissen bekommt, oder das angedeutet wird, kann ich nicht ab. Bah! >.< Widerwärtig :x

Bei Captain Hero musste ich gleich an Drawn Together denken xDD
Von:  CreamCake
2013-01-25T10:42:59+00:00 25.01.2013 11:42
HEAY ;D

Da ist Michael aber ziemlich aufgelaufen :D Peinlich, peinlich. Tjaha das passiert, wenn man den Gerüchten glaubt xDD

>>Wie sie warten würde, bis diese dicke, fette Ratte sie zu ihrem Vorrat führen würde.<< Stella ist Sawyer ? o.O Omg D: Sie kann sich transformieren! >_<
Boone ist ein wasserdiebisches Boone (auch wenn es das Wort wasserdiebisch nicht gibt :D)

Der Kuss zwischen Elena und Jack ist nicht wirklich gut gegen die Gerüchte :D Jetzt glaubt Elena niemand mehr ihr Dementi :D
Aber wenigstens war's ein fetter Diss an Kate ^_^
Woah Kate ist ja richtig angefressen :D I like it! xD
Joa das Lied ist halt auch ziemlich geil <3 :D
SUPERNATURAL > !! XD

Gutes Chap :)
Von:  CreamCake
2013-01-15T23:03:37+00:00 16.01.2013 00:03
HEAY ;D

Ich hätte es besser gefunden hätte Jack sie an die Seite geschubst, anstelle von Swayer, als die Wildschweine angerannt kamen, weiß nicht, wäre irgendwie besser gewesen x)

HaHa, schade das Locke Sawyer nicht mit dem Messer getroffen hat :) Hätte mir gefallen xD

Sawyer ist voll das Arschloch -.- Alter, David ist tot! Da kann man nicht Freude & Sonnenschein Stimmung haben ..! :(

Super, David ist eine Stunde tot und Elena switcht schon in den Abknutschmodus. Minuspunkte auf der Sympathie Liste :/ Irgendwie Bitch und Gefühlskalt .. :/ gefällt mir nicht so :/
Von:  CreamCake
2013-01-09T00:02:42+00:00 09.01.2013 01:02
HEAY ;D

Ach, so ein kleines Massaker wäre doch ganz lustig :3

Ich fand das schon in der Folge echt mies, das Sawyer den Kerl in die Brust geschossen hat, ich meine, jeder weiß doch, das das Herz in Wirklichkeit gar nicht sooo leicht zu treffen ist, der hätte ihm lieber in den Kopf schießen sollen :/

Elenas Beschreibung über dem am Lagerfeuer sitzenden Sawyer finde ich ziemlich passend :D
Kann mich nur nicht mehr erinnern, das der geheult hat xD oder hast du das dazu geschrieben? :/
Aufjedenfall gutes mieses Kapitel xD
Von:  CreamCake
2013-01-08T23:08:06+00:00 09.01.2013 00:08
HEAY ;D

Also ich bin ja gespannt wann herauskommt, wer dieser Christopher-Kerl ist x)

Boone !! <3

HaHa, wenn man nichts anderes zu tun hat, wird einfach mal getratscht :D xD

Sawyers Spitznamen für Sayid, und generell auch für die Anderen auf der Insel finde ich immer total genial :D

Miesmacher Sawyer zerstört liebend gerne Hoffnungen, sein Hobby, aber was soll er auch sonst auf der Insel machen ?^^
Von:  CreamCake
2013-01-05T02:38:51+00:00 05.01.2013 03:38
HEAY ;D

>>Warum musste es auch immer dann Stau geben, wenn man wichtige Termine hatte?<< Ist doch immer so :D^^

Ich finde es echt mies das David stirbt :( Obwohl ich ihn nur kurz kannte, war er mir doch sympathisch :s

Bäh, Kate kann ich nicht leiden :x Leider ist sie ein fester Bestandteil der Gruppe..

Niemand wird die Lostler finden - Sie sind inmitten des Bermuda Dreiecks gelandet ;D

Ha, ich wollte jetzt erst sagen, ist Christopher nicht Jack's Vater? xD Man bin ich verpeilt :D^^

Joa, der Flugzeugabsturz war ziemlich gut geschrieben, Daumen hoch dafür ;)
Auf jedenfall fand ich es auch gut, das Elena Jack geholfen hat und nicht Kate, wie bereits erwähnt, hasse ich sie wie die Pest^^ #HassobjektMeinesLebens :D

So das war's jetzt erstmal von mir, ich muss ja auch irgendwann mal schlafen x)


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