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Role Reversal

von

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Nachts ...

Wildfang, so nannten die Wärter sie, und wie ein aus der Wildbahn gerissenes Tier, tigerte sie Stunde um Stunde durch ihre Zelle, ihr persönliches Gehege. Allein. Der Kontakt war beschränkt. Drei Mal am Tag erhielt sie ihre Mahlzeiten. Wärter hinterließen schnippische Kommentare, grinsten ihr entgegen, allesamt Idioten, Marionetten, die ihrer Laune nichts anhatten. Einzig Sady-chan, die täglich ihre Streifzüge hierher unternahm, hoffend eine mürrische Laune vorzufinden. Beißende Worte, die ihr die Möglichkeit boten, ihnen Einhalt zu gebieten. Einmal war Nami darauf eingegangen, hatte sich provozieren lassen, seither blieb jeder Versuch ohne gewünschten Ausgang. Wie jedes verletzte Tier, so lernte Nami aus Fehlern. Lieber grinste sie Sady entgegen und wartete, denn rasch wurde es der Wärterin langweilig und sie verschwand. Die Abneigung, die eigenschränkten Möglichkeiten der Blonden waren Nami eine willkommene Genugtuung.
 

Das Versprechen wurde eingehalten. Bald schon, nachdem das Gespräch mit der Direktorin beendet war, erhielt Nami – einerseits überrascht, andererseits erleichtert – eine ärztliche Behandlung. In diesem Moment war ihr alles egal gewesen. Ihr Körper schmerzte und sie erhielt eine Linderung. Die anschließende Ruhe gab ihr jede erdenkliche Möglichkeit um ihre Gedanken neu zu sortieren, ihren Körper halbwegs auf Vordermann zu bringen. Mittlerweile, gut eine Woche später, fühlte sie sich fit. Eine Woche, so dachte sie. Denn das Licht der Außenwelt drang nicht in diesen Trakt vor und Nami hatte schnell gelernt Anhaltspunkte zu schaffen, die ihr einen kleinen Überblick boten. Ihre Ohren waren gespitzt, nahmen jedes Wort, jedes Geräusch auf und so hörte sie auch die Wärter, ihre seichten Gespräche. Keine allzu großes Informationen, aber sie verlor nicht den Verstand, das Zeitgefühl. Sie erfuhr auf diese Weise von neuen Gefangenen, von Toten durch Unruhe, der verrückten Welt, die unter dem Meer ungesehen blieb und allen voran, wie es Franky erging. Wie sehr sie seine Anwesenheit vermisste. Erst letzte Nacht, da erzählten sie von Sady-chans ungestümer Art. Laut Erzählung hatte sie Franky ordentlich in die Mangel genommen, dennoch verblieb sie ohne neue Erkenntnisse. Er hielt Stand, ganzgleich welche Höllenqualen er durchlitt.
 

Leise seufzte Nami, blieb gegen die Wand gelehnt stehen. Von Anfang an, obwohl sie eine Unbekannte war, hatte er ihr geholfen, stand an ihrer Seite, half ihr die ersten Tage zu überstehen. Die Sorgen fraßen sie in gewisser Weise auf. Wie lange schaffte er seinen Widerstand? Wann brach sein Wille? Und wie viel ließen sie sich noch einfallen? Die Trennung der beiden brachte eine Wut hervor, die sie lange nicht mehr gespürt hatte. Diese Machtlosigkeit konnte zu einem Grund werden, der ihren Verstand irgendwann aus den gewünschten Bahnen lenkte. Gehörte das zu ihrem Plan? Beide in verschiedenen Zellen, weit genug voneinander getrennt. Normalerweise, wie sie sich vorstellte, sollten sie auf diese Weise nicht mehr miteinander kommunizieren können, aber Wärter sprachen dennoch. Und doch brachten ihr die Informationen nichts, machten ihr eher Schuldgefühle. Immerhin, sie lebte hier die letzten Tage ohne gröbere Zwischenfälle und Franky musste dafür her halten. An ihm konnte Sady-chan all ihre angestaute Wut auslassen. Vielleicht wartete die Direktorin auf den passenden Moment, in dem Nami durchdreht und sie einen Beweis erhält, dass die beiden doch Partner waren. Dem durfte sie allerdings nicht nachgehen, niemals, das hatte sie Franky versprochen. Und doch, verurteilte er sie?
 

Sacht glitt sie die Wand entlang, setzte sich, den Kopf in die Höhe gereckt. Von den verwegenen Methoden der Marine, Regierung hatte sie oft gehört. Um an ihre Ziele zu gelangen, taten sie alles, gingen Deals aller Art ein, nur um die Partner anschließend ebenfalls aus dem Weg zu räumen. Noch hielt sich die Direktorin an die Abmachung, aber für wie lange? Die brennende Frage, die Nami seither auf der Zunge lag. Wie viel Zeit blieb ihr? Um dem Schmerz für ein paar Stunden zu entkommen, hatte sie geflunkert. Zu verlockend war das Angebot gewesen, aber wenigstens hatte ihr Verstand sie nicht vollkommen im Stich gelassen. Innerlich beharrte sie weiterhin auf die Wahrheit. Bewusst hatte sie keinen Plan gesucht, gestohlen. Nicht in jener Nacht. Die falsche Fährte erschien Nami als einzige Möglichkeit dem Grauen vorerst von der Schippe zu springen und den Verdacht auf einen anderen zu lenken, der durchaus nach Pluton suchte.
 

Schwach grinste sie. Ja, Nami hatte geflunkert, aber keine vollkommene Lüge erzählt. Bis vor eineinhalb Wochen wusste sie wenig über Pluton; ein besonderes Schiff, das in einem kleinen Kreis heiß begehrt war. Dank Franky kannte sie die gesamten Gegebenheiten und innerlich war sie erleichtert, dass sie die Pläne nie zwischen ihre Finger bekam und die Abmachung, die ihr angeboten worden war, somit nie einlöste. Vor Monaten machte Nami in Alabasta halt, einer Insel, die kaum für mehr einlud als einen kurzen Abstecher. Zufällig kreuzte sich ihr Weg mit Sir Crocodile, einem der Sieben Samurai, ein schmieriger, zwielichtiger Mann, der mehr einem Mafiaboss ähnelte, als einem normalen Piraten. In seinem Umkreis hatte er von ihren diebischen Fähigkeiten gehört und die Begegnung führte von einem zum anderen Thema. Die eigentlichen Fronten waren rasch geklärt, eine Basis für eine etwaige, kurzfristige Zusammenarbeit war geschaffen und Crocodile untermauerte sein Angebot mit einem verlockenden Sümmchen. Mehr brauchte Nami nicht, auf andere Gefälligkeiten stieg sie nicht ein, die regelte sie im Alleingang. Erst recht von einem Piraten wollte sie sich ab einem gewissen Maße keine Hilfe nehmen. Crocodile klärte sie über die Pläne auf, zwei Stück waren im Umlauf. Der erste Plan war unerreichbar solange man niemanden an seiner Seite hatte, der eine besonders alte Sprache beherrschte. Nach neuester Erkenntnis verstand Nami, warum er hinsichtlich Pluton verzweifelt war. Offiziell sprach niemand mehr diese Sprache und er blockte ab, als wusste er über die Gerüchte, die um die Direktorin rankten, Bescheid. Wie sollte er darauf bauen, wenn niemand eine Bestätigung hatte, die Frau im Dienste der Regierung stand? Zumal die Regierung keinen Schritt weiter war, mit der größten Waffe in den Händen? Da musste wohl selbst jemand wie Crocodile gewusst haben, dass das unmöglich war und die Gerüchte bloß einen Irrglauben verbreiteten. Daher suchten sie alle die Blaupausen, die irgendwo versteckt waren. Die Unterwelt sprach viel, brachte einige Ideen hervor. Water Seven wurde ebenfalls genannt, aufgrund der berühmten Werften. Ausgerechnet dort hatten sie sie geschnappt, weil sie die Pläne gestohlen hätte. Welch Ironie. Denn in dieser Nacht suchte sie nicht danach. Nun, da sie von Franky die gesamte Wahrheit erfahren hatte, würde sie niemanden die Pläne überreichen, für keine Summe der Welt. Manche Dinge gehörten wahrlich vergessen, verschollen.

Zählte sie diese Gegebenheiten zusammen, so ergaben sich umso mehr Fragen. Dass die Regierung nach der Waffe suchte, war glasklar, sie brauchten stets ein Druckmittel in ihren Händen, aber weiterhin tappte sie hinsichtlich der Direktorin, Nico Robin, im Dunkeln. Welches Spiel trieb diese Frau? Warum hielt sie sie hier fest, versuchte an Informationen zu gelangen, aber unternahm keine Suche auf eigener Faust, mit ihren Leuten um diese ominösen Quader zu finden, auf denen der Schlüssel eingraviert war? Irgendwie kam sie vielleicht hinter das Geheimnis.
 

Wieder einmal drang kein Laut an ihre Ohren. Ein Hinweis auf die Nachtschicht, in der es noch ruhiger war als tagsüber. Leicht neigte Nami den Kopf zur Seite. Die vergangenen Tage hatte nicht nur ihren körperlichen Zustand gebessert, sie verstand mehr vom Alltag in Impel Down, und mittlerweile wuchs die Hoffnung, die Zuversicht auf das Leben außerhalb dieser Mauern. Der Drang nach Freiheit hielt sie ruhig. Die Verzweiflung war abgeklungen und ihre Gedanken schmiedeten bereits an Fluchtplänen. Keine gewagten, unüberlegten, sondern gut durchdachte. Solche Gedanken waren weit hergeholt, keine Frage, aber womit sollte sie sich sonst stundenlang beschäftigen? Ein waghalsiges Spiel, das sie vorhatte aber aufgeben lag ihr nicht, dafür hatte sie in der Vergangenheit viel zu viel durchgestanden um an so einem Ort ihr Ende zu finden. Mehrmals bereits, als niemand in der Nähe war, hatte sie das Schloss begutachtet. Kaum ein Hindernis, ein wenig Feingefühl, das richtige Werkzeug und Nami entkam aus der Zelle. Die Gitterstäbe, die Wände selbst machten ihr definitiv keinen Strich durch die Rechnung, sie konnte sie anfassen. Für Nutzer der Teufelsfrucht konnte das Material definitiv ein Problem darstellen; ein Glück, dass sie immun gegen die sonderbare Wirkung war. Einzig die Härte, die Unzerstörbarkeit hielten sie von anderweitigen Versuchen ab.

Eine mögliche Flucht war ein Rettungsanker, der ihren Verstand zum Arbeiten zwang, ganzgleich wie schier unmöglich sie erschienen. Eine Lösung brauchte sie so oder so, denn die kleine, feine Lüge hielt keine Ewigkeit. Bestimmt kontaktierten sie Crocodile, nahmen ihn ins Visier und rasch, wie sie die Direktorin einschätzte, konnte diese die Wahrheit erkennen. Außerdem, er kapitulierte bei solch einer Instanz nicht irgendwann? Crocodile besaß ein wenig Macht, aber traf er hierbei auf seinen Meister. Ohne ein Wimpernzucken konnte er jegliche Verbindung leugnen oder sogar seine Version erzählen, dass es am Ende keine weiteren Verhandlungen mehr gab. Ein weiterer Knackpunkt war Franky, ohne ihn wollte und konnte sie keine Flucht wagen. Ihn musste Nami aus der Gefahrenzone holen. Die besonderen Umstände ihres Kennenlernens hatte ein ebenso besonderes Band geschmiedet und dieses kappen, nein, dazu war Nami nicht imstande. Die Flucht brauchte Zeit, eine sorgfältige Planung und hierfür benötigte sie die nötigen Informationen. Woher nahm sie diese? Die Wege, die sie im Laufe der Zeit passiert hatte, waren tief in ihr Gedächtnis gebrannt, aber über die Sicherheitsmaßnahmen, wie und wo Wärter postiert waren, fehlte es an Wissen.
 

Brummend schloss Nami die Augen. Wieder gestand sie sich ein, dass das ein Ding der Unmöglichkeit war, aber warum starb die Hoffnung nicht sondern blühte, gab ihr Rückhalt und Zuversicht? Wie sehr sie sich nach Pergament und Feder sehnte. Ein paar Stunden an einer Karte zeichnen, in ihrer eigenen Welt leben. Karten waren ihre liebste Beschäftigung und sie war gut darin. Nichts brachte ihr mehr innere Ruhe. So etwas würden sie ihr nie gewähren, außer sie unterbreitete ihnen einen Deal. Bevor sie länger untätig auf und ab ging oder bloß am Boden saß, würde sie selbst für diese Verrückten zeichnen. Für andere Karten herstellen, das war sie schließlich gewohnt.

Den einzigen Menschen, dem sie das vorschlagen konnte, tauchte seit Tagen nicht mehr vor ihrer Zellen auf, die Direktorin. Diese Frau verwirrte sie zunehmend, Nami fand keine passende Einschätzung. Viel zu viele Gesichter schien sie zu haben, die ein Gesamtbild nicht zuließen. Pure Absicht. Wenigstens hielt sich die blonde Sadistin an den Befehl und gab Nami die nötige Zeit, die sie benötigt hatte. Ihr Widerstand, ihre Stärke war zurückgekehrt und festigte sich von Tag zu Tag. So schnell dürften sie ihr das nicht mehr entreißen. Irgendwie jedoch hoffte sie auf das Auftauchen der Direktorin, Nami wollte mehr Einsicht. Beide spielten ihr Spiel, wenngleich Nami das Gefühl hatte, dass das der Direktorin um einiges verstrickter war. Nico Robin suchte Antworten, wie Nami. Tat was immer sie tun musste, wie Nami. Eine Theatervorstellung, die schon bald zum Grande Finale aufrief und am Ende, so spürte Nami war interessanter Weise … offen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Dark777
2015-08-09T13:24:56+00:00 09.08.2015 15:24
Sind tatsächlich bereits zwei Jahre vergangen, bevor du ein weiteres Kapitel hochgeladen hast o_O?! Meine Güte, wie die Zeit vergeht.

Nach zwei Jahren muss ich mich erstmal wieder in die Geschichte einfinden. Das Kapitel ist dabei recht hilfreich, da es die Geschichte zwar nicht vorantreibt, mir aber wieder ein gewisses Gefühl dafür gibt. Ich bin gespannt was du dir noch alles einfallen lässt :).

V(~_^)
Von:  BlackFox5
2015-07-31T13:20:48+00:00 31.07.2015 15:20
Mensch Mädel wird ja auch ma Zeit das hier was neues passiert ;)
Leider bringt uns das Kapitel aber auch kaum in der Geschichte vorran. Hoffe da kommt in nächster Zeit wieder bissel mehr um unsere Sucht zu befriedigen.
Ansonsten nett geschrieben wie immer ^^
Von:  fahnm
2015-07-29T21:55:22+00:00 29.07.2015 23:55
Yeah^^
Mach weiter so^^
Von:  ormanelus
2015-07-29T21:51:46+00:00 29.07.2015 23:51
Und es geht spannend weiter :)
Von:  J_Banini
2015-07-29T19:16:19+00:00 29.07.2015 21:16
Eeeeeendlich geht es weiter! :) Da offenbart sich was, bin gespannt wie es weiter geht!


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