Zum Inhalt der Seite

Role Reversal

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

... in der Dunkelheit ...

„Du solltest ins Bett, Nico-ya.“ Trafalgar lehnte gegen die Bürotür. Minuten schon beobachtete er seine Vorgesetzte. Wachbleiben, bis spät in die Nacht an den Unterlagen, war gewiss keine Seltenheit und doch passte das Bild nicht ins eigentliche Schema. Selten verweilte sie zu dieser Stunde im Büro, ihrem Treiben ging sie an einem anderen, sicheren Ort nach, ihrem persönlichen Wohnbereich. Dort blieb sie ungestört. Woran sie arbeitete, konnte Law schwer einschätzen, er wusste, dass bestimmte Unterlagen Impel Down verlassen hatten. Die Lage innerhalb des Gefängnisses war angespannt, insbesondere bei ihnen. Manche Taten schlugen große Wellen und der bisherige Misserfolg hinsichtlich der Pläne half.
 

„Sady-chan … sie ist leicht verändert“, flüsterte die Direktorin förmlich; die Augen lasen abermals dieselben Zeilen. Wie erwartet, erfüllte ein schallendes Gelächter die Räumlichkeit. Der stellvertretende Leiter ließ sich auf den Stuhl, direkt vor ihrem Schreibtisch, fallen. Belustigt schüttelte er den Kopf. Dafür brauchte er auf jeden Fall eine gute Erklärung, denn Sady-chan hob sie gekonnt von allen anderen ab; sie war eine äußerst spezielle Frau. In den vergangenen Tagen hatte er sie kaum getroffen, höchstens für Besprechungen, die er rasch verließ oder während eines Rundganges. Law lag bereits ein verachtender Kommentar auf der Zunge, doch ein Blickkontakt in diese Augen, die an manchen Tagen der unsagbaren Tiefe des Meeres glichen, erinnerten ihn dieses Mal an Eis, ließen das Lachen verebben, holten die Ausdruckslosigkeit in sein Gesicht zurück.
 

„Sei mir nicht böse, aber ich sehe höchstens eine frustrierte Frau, aus zwei Gründen. Punkt Nummer eins: Rund zwei Wochen ist euer letztes Schäferstündchen her und“, unterbrach Law einen Augenblick, erkannte wie Nico den Mund öffnete, hob allerdings seine Hand, „Punkt Nummer zwei: Der Wildfang ist tabu, sie darf ihr kein Haar krümmen. Allein deswegen ist Sady-ya in Lauerstellung.“ Bereits der erste Grund entsprach einer passenden Erklärung. Mittlerweile wussten einige von der Anziehung die die Direktorin auf Sady ausübte. Sie wiederum zog die Männer Scharrweise in ihren Bann, genoss die Aufmerksamkeit und wusste diese einzusetzen. Die Leute sprachen und Angestellte eines Hochsicherheitsgefängnisses bildeten keine Ausnahme, im Gegenteil. Manchmal kam es Law so vor als explodierte die Gerüchteküche förmlich, insbesondere im Austausch mit Enies Lobby und dem Hauptquartier. Während er darüber nachdachte, war ihm kaum aufgefallen, wie sich der Blick der Direktorin verändert hatte.

„Was ist?“
 

„Hat sich der Name durchgesetzt?“
 

„Du hast angefangen und angesichts ihrer derzeitigen Verfassung … passend. Einzig Blondi wehrt sich.“ Nico stutzte, mit einer einfachen Bezeichnung hatte sie wohl ein Lauffeuer entfacht.

„Du weichst aus.“
 

„Mein Sexleben geht dich nicht sehr viel an.“
 

„Seit wann?“ Erneut dieser Glanz in den Augen, der ihm stets das Gefühl gab, auf einem schmalen Grad zu wandern. Für eine Diskussion hatte er sich nicht ins Büro begeben, er nickte seicht. In manchen Nächten war sie eben nicht für Scherze aufgelegt.

„Gut, erzähl mir deine Vermutung.“
 

„Vielleicht ist sie tatsächlich eingeschnappt. Seit dem Befehl wirkt sie anders und ich habe das dumpfe Gefühl, dass das sogar ein Problem wird.“ Seufzend sank sie tiefer in den Ledersessel, stützte den Kopf ab und sah an Trafalgar vorbei.
 

„Überrascht dich ihre Einstellung? Bislang hast du ihr großzügige Freiheiten gewährt und siehe da, die Kleine taucht auf und du weist ihr Grenzen auf … und darf ich dich erinnern, wie du ihr den Kopf gewaschen hast, nachdem sie den Wildfang dennoch in die Mangel nahm?“ In Laws Augen war das der springende Punkt. Um an die nötigen Informationen zu gelangen, durfte Sady-chan normalerweise jede erdenkliche Methode einsetzen. War jemand aufmüpfig oder gar unbrauchbar, hatte sie sogar eine Tötungserlaubnis. Zum ersten Mal seit Nico Robin das Gefängnis leitete, waren Sady-chan die Hände gebunden. Das musste die Direktorin eingestehen.

„Sady-ya hat eine Abneigung gegen den Wildfang entwickelt, wie ich es selten bei ihr erlebe. Streunt oft genug an ihrer Zelle vorbei und hofft auf Fehler. Die Kleine hat gelernt, bietet keine Angriffsfläche und das macht Sady-ya aggressiver. Ihr Schneid ist zurückgekehrt und das verdankt sie dem Abkommen mit dir.“ Aufmerksam hatte Nico zugehört, obwohl ihr Gesicht anderes sagte, wirkte gelangweilt.
 

„Seien wir ehrlich, die Kleine passt nicht ins sonstige Schema. Eine Diebin? Normalerweise haben wir blutrünstige Mörder oder Regierungsfeinde. Verschwindet einer von denen, interessiert ‘s niemanden. Viel Informationen erhalten wir sowieso nicht.“
 

„Hab mich schlau gemacht. Laut Quellen bestiehlt sie hauptsächlich Piraten und doch haben sie sie erwischt als sie den Bürgermeister ausraubte.“ Sacht nickte die Direktorin. Vollkommen schlau wurde sie nicht aus der Geschichte und doch, vermutlich spielte sie dasselbe Spielchen.

„Cutty Framm dagegen … er bekommt die volle Breitseite, genießt seitens Sady-ya eine Sonderstellung.“
 

„Schweigt eisern weiter und ich sage dir, er lässt sich sogar töten. Den Plan gibt er nie frei. Muss ich ihm lassen, hatte eher erwartet, er würde einknicken, wie alle anderen.“ Bisher hatte sie Sady-chan nicht von ihm abgelöst, aus einem einfachen Grund, denn spätestens ab diesem Punkt würde es auffällig werden. Für den Wildfang fand sie noch eine Erklärung, aber bei ihm? Die einzige Möglichkeit, die sie hatte, war ihm eine Pause zu gewähren, wenn er tatsächlich kurz vor dem Tod stand, denn ihn durften sie nicht sterben lassen. Befehl von ganz oben. Fraglich war jedoch ob Sady-chan das wusste oder einsah, denn Nico hatte bereits gehört, wie sehr sie ihm auf den Zahn fühlte.
 

„Hat sie dir eigentlich die Wahrheit gesagt?“ Wissend lächelte sie dem Vize entgegen.
 

„Crocodile ist kein unbeschriebenes Blatt für mich. Schon länger habe ich durch Kontakte erfahren, wie er nach Pluton sucht. Die Pläne wären eine Variante, aber angeblich möchte er jemanden ausfindig machen, der die alten Sprache beherrscht.“ Ein Lachen verließ ihre Lippen, angeblich glaubte auch er an das Gerücht, das sich seit all den Jahren in der Unterwelt erzählt wird. Bald schon konnte ihr jenes Ereignis das Genick brechen.

„Sie standen auf jeden Fall in Kontakt, haben aber länger nichts mehr voneinander gehört.“
 

„Verzwickt. Viele Fäden. Wir müssen den Überblick behalten.“
 

„Und uns auf das Schlimmste einstellen“, räumte Nico Robin ein und schob ihm das Papier entgegen, das sie vorhin mehrmals gelesen hatte.
 


 

× ×
 

Gebannt beobachtete Franky die brennende Fackel. Die einzige Lichtquelle, die seine Augen erfassten. Sein Kopf war wie leergefegt; die Müdigkeit nahm ihm jeglichen Gedanken. Franky glich mehr einem Häufchen Elend, wie er gegen die Wand gelehnt dasaß, wie in Trance in die Flamme starrte. Den Schmerz seines Körpers vernahm er nicht, Taubheit hatte sich unlängst ausgebreitet und so scherte er sich kaum um die offenen Wunden an seinem Rücken. An den Armen, der Brust lugte bereits das Metall hindurch. Blut tröpfelte zu Boden, an manchen Stellen war es bereits eingetrocknet. Nichts erinnerte an sein selbstbewusstes, einschüchterndes Aussehen. Mit jedem Tag, mit jeder Minute des Schweigens nahm die Härte der Verhöre zu. Wie schlimm konnte es in Zukunft noch werden? Aber, so sprach er immer wieder, sie brauchten ihn, durften ihn nicht töten und genau genommen, wehrte er sich gegen den Tod. Noch war seine Zeit nicht gekommen.
 

„Sie leistet gute Arbeit, mein Freund“, ertönte eine raue Stimme, die ihn blinzeln ließ. Mittlerweile erkannte er diese sofort und entlockte ihm ein nichtsagendes Grinsen. Wie so oft in der Nacht nahm die Gestalt vor der Zelle Platz, schnalzte mit der Zunge. Seine Augen suchten den Mann.
 

„Ist topfit.“ Franky brauchte keine Frage stellen, der Mann kannte den Ablauf. Jedes Mal, wenn er dem Gefangenen einen Besuch abstattete, stand eine Information an erster Stelle: Namis Zustand. Die Entfernung zur jungen Frau, trieb ihn manchmal in den Wahnsinn. Anfangs waren sie nah beieinander, er konnte sie aufmuntern, wenigstens innerhalb der wenigen Quadratmeter aufpassen und nun? Angewiesen auf andere. Der Mann lächelte.

„Bring ihr ab und an das Essen. Sie sieht gut aus. Hat sich ausgezahlt, sich mit der Direktorin gut zu stellen.“ Schwer, aber erkennbar nickte Franky. Ein beruhigender Gedanke.

„Komische Beziehung, muss ich sagen.“ Der Mann stützte sein Kinn ab, behielt den Cyborg weiterhin im Auge. Wie lange er dieses Pensum noch aushielt, war fraglich. Anscheinend musste er die Initiative ergreifen und der Direktorin Meldung machen.
 

„Du bist merkwürdig“, brummte Franky und sah seine Gegenüber grinsend an. Gänzlich hatte er all die Vorkommnisse nicht durchblickt, aber hier lief sehr vieles falsch. Impel Down war als das gefährlichste und erdrückendste Gefängnis bekannt, unterstellt einzig und allein der Regierung und welche Gestalten fand er vor? Revolutionäre. Vor den Augen des Feindes liefen sie hier ein und aus.
 

„Daher überleben wir den Zirkus. Der Wildfang nimmt sich deiner Worte an. Ich sehe es in ihren Augen, sie heckt etwas aus, zeigt sich ungestüm. Ihre Kraft ist zurückgekehrt. Du allerdings, du bereitest mir Sorgen.“
 

„Danke. Bist du auf eine Plauderei gekommen oder hast du sonstige Neuigkeiten?“ Anfangs verblieb Franky in Skepsis. Der Mann offenbarte ihm Informationen, bot ihm Verlockendes an. Mittlerweile fand er in ihn die einzige Quelle, den einzigen Gesprächspartner und hatte ihn in gewissem Maße überzeugt.
 

„Eisberg ist in heller Aufregung. Für dich kann er vorerst nichts unternehmen, immerhin hat euch offiziell nie eine Freundschaft verbunden, aber er bringt Spandam in die Bredouille. Sein Auftauchen und die erneute Drohung machen ihm nun Schwierigkeiten. Die Stadt redet und in den Werften sind die Arbeiter erzürnt. Ich muss sagen, der Mann hat sich eine treue Anhängerschaft angelacht.“ Nichts das Franky überraschte. Die Bewohner verehrten Eisberg, hatte er es doch geschafft die Stadt vor dem Ende zu bewahren. Kein Wunder also, das es ihnen missfiel, wenn die Regierung ihren Bürgermeister verdächtigte.
 

„Die Regierung lässt ihn eh machen.“ Ihn in die Enge getrieben zu sehen, besserte seine Laune, aber er kannte die Regierung. Große Worte und am Ende durften diese Mistgeburten weitermachen.
 

„Glaube mir, so schnell ist die Angelegenheit nicht aus der Welt. Es sind genügend Laster verteilt worden. Bald schon ist er derjenige, der sich verantworten muss.“
 

„Bist du dir sicher? Sein Vater boxt ihn womöglich raus.“ Sacht schüttelte der Revolutionär den Kopf.
 

„Nicht dieses Mal, wir haben gute Arbeit geleistet.“ Solange man ihm keine stichfesten Beweise lieferte, glaubte Franky nicht daran. Bisher hatte der Versager stets einen Ausweg gefunden, war mit einem blauen Auge davon gekommen. Warum sollte es nun anders verlaufen?
 

„Und sonst?“ Der Mann zuckte mit den Schultern. Seit der letzten Begegnung war kaum etwas Spannendes geschehen, jedenfalls was er dem Häftling unbedingt mitteilen musste. Manche Informationen mussten sie unter einander halten, damit es verschlossen blieb. Die nächste Zeit brachte viel mit sich und im Hintergrund wurde sehr viel getüftelt. Wenn die Entwicklungen auf diese Weise voranschritten, würde der Aufenthalt, das Versteckspielt bald enden.

„Dann bring sie her.“ Irritiert hob der Revolutionär eine Braue. Bei den Worten dachte er an zwei Frauen gleichzeitig und ihm behagte die Vermutung nicht, dass damit ausgerechnet sie, die Direktorin gemeint war. Wieder grinste Franky.

„Wen wohl, Nico Robin natürlich.“ Der Mann staunte.
 

„Wozu?“ Franky bleckte die Zähne.
 

„Ich möchte mich für die Fürsorge bedanken.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für die Kommentare und das die Geschichte, trotz zweijähriger Pause, doch noch Anklang findet!
In Summe dürften noch rund elf Kapitel kommen, sprich die Luft in ID wird recht knapp und dieses Mal kommt hoffentlich keine gröbere Pause mehr :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dark777
2015-08-09T13:36:01+00:00 09.08.2015 15:36
Wenn das nächste Chapter „nur“ ein Jahr auf sich warten lässt, ist das schon eine enorme Verbesserung ;).

Es ist alles noch recht verstrickt und so richtig schlau werde ich nicht daraus. Könnte aber auch an meinen Gedächtnislücken liegen ;). Franky wird kaum plaudern, also was will er Robin mitteilen? Wie will Nami ihren Fluchtversuch erfolgreich umsetzen und dabei auch Franky retten? Alles gute Fragen, die hoffentlich bald beantwortet werden :).

V(~_^)
Von:  ormanelus
2015-08-05T14:35:41+00:00 05.08.2015 16:35
Klasse Story
Von:  fahnm
2015-08-05T08:49:43+00:00 05.08.2015 10:49
Super Kapitel


Zurück