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Conquest of a Capricorn

Feuer braucht Erdung //scorpius vs. rose//
von

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Unerkenntliche Erkenntnis

Oder: Kann man wissen was die Zukunft bringt?
 

Dass ein Unterrichtsfach stark vom Lehrer abhängig ist weiß jeder, der jemals die Schulbank gedrückt hat.
 

Dass es allerdings jemals so offensichtlich wie beim hogwarts’schen Wahrsageunterricht gewesen war, bezweifelte Scorpius stark. In den ersten Jahren hatte er es nie bereut das Fach gewählt zu haben, vor allem, da es seinen Vater so zu verärgern schien. Bei dem in die Jahre gekommenen Zentaur Firenze, war das Fach über die Maßen interessant gewesen.
 

Dann jedoch, war sein Kurs in der sechsten Klasse der nunmehr steinalten Professor Trelawney zugeteilt worden. Seit dem ging es den Bach runter. Oder eher den Fluss. Und dann den Wasserfall. Senkrecht.
 

Nach dem weitgefassten, naturnahen Weltverständnis der Zentauren und deren umgreifenden Bild der Zukunft, waren die Taschenweisagetricks Trelawneys zermürbend und ermüdend. Außerdem hatte sie sich darauf versteift, dass die allgemeine Unfähigkeit des Kurses, auch nur eine kleine Voraussage anhand der kurzsichtigen und begrenzten Methoden die sie unterrichtete zu machen, in ihren ersten Jahren unter der Professur von Firenze zu begründen war. Ihre ständigen missgünstigen Kommentare hinsichtlich des Zentauren, hatte jede Freundschaft zwischen ihr und der Klasse, die Firenze alle sehr gemocht hatten, von Anfang an verhindert.
 

Neben ihm klonkte es dumpf, als Tim mit seinem Ellenbogen gegen die Glaskugel stieß. Träge beobachtete Scorpius, wie sein Freund ein weiteres Mal wegnickte und dabei vergaß, dass seine Hände, mit denen er seine Stirn stützte, ja Haltearbeit zu verrichten hatten.
 

Es klonkte ein weiteres Mal, nur, dass es dieses Mal ein wenig lauter war.

Neben ihrem viel zu niedrigen Tischchen mit den albernen Häkeldecken, saugte Rebecca Lacoy missbilligend an ihren Schneidezähnen. Ein äußerst irritierendes Geräusch, das Scorpius zu verabscheuen gelernt hatte. Überhaupt war Rebecca die reinste Landplage. Einige Wochen des Abwartens, hatten seine vorher noch recht neutralen Gefühle für das Mädchen, während des Sommers in tiefe Abneigung verwandelt. In diesen Wochen hatte er sich nämlich immer und immer wieder ausgemalt wie es wäre, mit eben dieser Landplage ein ganzes Jahr lang sein Schulsprecheramt bestreiten zu müssen. Gemeinschaftsraum, Versammlungen, einfach alles.

Es sprach wirklich nicht für Lacoy, dass er Weasley von Anfang an ihr vorgezogen hatte.
 

Ein kleines Schnorcheln kitzelte seinen Gehörgang und lenkte seine Aufmerksamkeit vom Nebentisch wieder auf seinen eigenen.

Sein übermüdeter Hauskollege war kurz davor, mit seinen offensichtlichen Bekundungen der Langeweile den Unterricht zu stören. Eigentlich hätte Scorpius das nicht im Mindesten gestört, zu allerletzt in Wahrsagen, dieses Jahr allerdings zog er es vor, wenn solche Dinge nicht in seiner unmittelbaren Nähe stattfanden.
 

Auch wenn er stark bezweifelte dass Trelawney solche Vorfälle der Schulleitung meldete – waren es doch eigentlich nur Folgen und damit Beweise für ihre eigene Inkompetenz als Lehrkraft – war er sich bewusst, dass es nur von Nachteil sein konnte, wenn Timothy hier vor versammelter Mannschaft schnarchend vom Stuhl kippte. Außerdem hatte er besseres zu tun als mit anzusehen, wie Tim zu seinen Füßen auf den muffigen Teppich sabberte.
 

Nur war es fragwürdig, wie er es anstellen sollte diese Schnarchnase in die Welt des Erwachens zurück zu holen, ohne dabei ein noch größeres Aufsehen zu erregen. Wahrscheinlich würde Tim erst richtig laut werden, wenn man versuchte ihn aufzuwecken.
 

Gerade als Scorpius sich widerwillig zu ihm herüber beugen wollte, um es mit einem sanften Stupser am Kopf zu versuchen, kam schon die Rettung in Form eines aufgeregt kreischenden Gryffindormädchens.

Sich selber kurz irritiert umsehend, wurde er nur im Augenwinkel kurz gewahr, wie Tim auf seinem Stuhl erschrocken zusammenzuckte. Dabei stieß er an die mit weißlichem Nebel verhangene Glaskugel, die daraufhin munter aus ihrer unsicheren Halterung hopste.
 

Er wusste er hätte zumindest versuchen sollen die Kugel aufzuhalten, aber auch auf ihn hatte die stickige Luft und das immerwährende eintönige Starren in diesen sich nie lichtenden Nebel dieselbe einschläfernde Wirkung wie auf seinen Freund. Deswegen beobachtete Scorpius sich nur mäßig interessiert dabei, wie er der Kugel auf ihrem Weg nach unten träge mit den Augen folgte und sich währenddessen fragte, ob sie auf dem Boden wohl zerbrechen würde, oder nicht.
 

Sein Tischpartner ersann sich allerdings seinen Quidditchreflexen nachzugeben und dem runden Ding mit einem traurig verlangsamten Hechtsprung hinterher zu fallen.

Die Kugel verschwand unter dem Tisch, genauso wie Tim. Das Geräusch splitternder Scherben allerdings blieb aus.

Tja, Unkraut vergeht nicht.

Glücklicherweise blieb dieser Anschlag auf eine ihrer geliebten Glaskugeln völlig verborgen vor Professor Trelawney. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt Sally Thomas zu beruhigen, das Gryffindormädchen, das so ohrenbetäubend kreischen konnte. Leider kam es nicht selten vor, dass sie dies dem ganzen Kurs unter Beweis stellte, denn leider war sie wohl die einzige in der Gruppe, wenn nicht sogar der Schule, die tatsächlich so etwas wie ein drittes Auge geöffnet besaß. Bis jetzt hatte Sally mehrere Dinge gesehen, die dann, zur Aufregung aller, tatsächlich eingetroffen waren. Dazu zählten vor allem weniger Gute Voraussagen, wie das Erkranken der Tante ihrer besten Freundin und das Ableben der Katze ihrer Schwester. Dass sie seitdem recht unglücklich auf jedes Anzeichen metaphysischer Natur reagierte, konnte Scorpius sogar irgendwie verstehen.
 

„Hey, Scorpius“, brachte Tims Stimme ihn dazu, seinen Blick wieder von der lebhaft gestikulierenden Sally abzuwenden.

„Gib mir mal das Buch!“

Scorpius runzelte die Stirn, tat aber wie befohlen und reichte ,Wahrsagen für Fortgeschrittene‘ unter den Tisch.

Das Rascheln wüst umgeblätterter Seiten ertönte, während hinter ihm Trelawney versuchte ihre Stimme aufmunternd klingen zu lassen, ohne sich dabei große Mühe zu machen, ihren Neid über das augenscheinlich echte Talent des Mädchens zu verhehlen.
 

Dann folgte eine kleine Weile der Stille. Zumindest unter seinem Tisch.

„Und, kommst du irgendwann auch noch mal hoch?“

Da keine Antwort kam, sah er sich gezwungen seinem Kapitän einen Tritt zu verpassen.

Ein dumpfer Ton der Missbilligung erklang. Kurz darauf erschien der braune Haarschopf seines Freundes neben der Tischplatte, gefolgt von seinem restlichen Körper und der Kristallkugel, die er wie gebannt anstarrte.

„Hols mal wieder hoch!“, wies Tim ihn an, während er die Kugel vorsichtig in die Halterung setzte.

Ergeben seufzte Scorpius und bückte sich nach unten, um das Buch wie angewiesen wieder nach oben zu holen.

„Die Seite mit den Deutungen aufschlagen.“

Träge blätterte er zum Inhaltsverzeichnis. Er hätte sich vielleicht wundern sollen, aber irgendwie hatte er gerade keine Lust dazu. Die Luft im Turmzimmer würde sogar einen tollwütigen Hippogreif einschläfern.
 

„Hier“, murmelte er nur und arrangierte das aufgeschlagene Buch so, dass er selbst nur über Kopf hineinsehen konnte.

„Irgendwas Spannendes entdeckt?“, fragte er mit einem winzigen Hauch Desinteresse in der Stimme, der sich nicht so leicht zurückhalten lassen wollte. Es schien sowieso ungehört zu bleiben, denn Tim antwortete voller Enthusiasmus.

„Ich seh‘ was.“

Scorpius ließ sich dazu hinreißen die Augen zu verdrehen.

Tatsächlich?

„Was du nicht sagst.“
 

Als eine Antwort wieder ausblieb, überwand ein kleines Seufzen seine Stimmbänder und perlte über seine Lippen.

„Timothy?!“

Angesprochener hob die Hand zu einer stoppenden Geste. Kurz daraufhin hob er den Blick von der nebelverhüllten Kristallkugel um mit dem Zeigefinger über die Seite des vor ihm liegenden Buches zu fahren, das Symbole und deren Deutungen in einer riesigen, unübersichtlichen Tabelle datierte.

Nach einem Moment blieb sein Finger auf einer der kleinen Grafiken liegen und klopfte ein paar Mal darauf.
 

„Der gefangene Nager“, grinste Tim triumphierend und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück. „Du mein Freund, bist ein Gefangener deiner selbst.“

Scorpius bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick unter hochgezogenen Augenbrauen, bevor er sich kurz versicherte, ob Trelawney immer noch damit beschäftig war das aufgewühlte Mädchen zu beruhigen.
 

„Und wie hast du letztes Jahr noch mal in der Prüfung abgeschnitten?“, fragte er nach einem kurzen Blick zur Seite in einem Ton der klar machte, dass er sehr wohl noch um die weniger gute Note wusste.

Das selbstzufriedene Grinsen seines Gegenüber veränderte sich kein bisschen.

„Spricht nicht gerade dafür dir da zu vertrauen, was? Nicht bei so tiefgehendem Scheiß. War noch nie dein Ding, Blayden.“
 

Irgendwie würde es sogar Sinn ergeben. Scorpius hatte, was seine Person betraf, immer versucht sich aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Dass das nicht immer sehr gut funktionierte, kam wohl mit dem Emblem ‚Mensch‘ das groß auf seine Stirn gestempelt war, aber dennoch übte er sich seit einer Weile in der Fähigkeit der Selbstreflexion.
 

Dass er sich oft selbst im Weg stand, war für ihn keine Neuigkeit. Aber er hatte hohe Ansprüche. Gerade an sich selbst. Was das anging, hatte er sich selbst nie eine Wahl gelassen. Schon immer hatte er mehr sein wollen als einfach nur ein Malfoy. Ein Malfoy mit allem, was man dem Namen ganz automatisch beirechnete.

Er war mehr als das. Viel mehr. Schon immer hatte er das gewusst.

Und dass es leider niemand anderes wusste, hatte er ebenfalls sehr früh erfahren.

Seit der sprechende Hut ihn ohne viel Überlegung dann in das Stammhaus seines Familienstammbaums einsortiert hatte, hieß es für Scorpius nur noch mehr Vorsicht. Mehr Anstrengung, mehr Perfektion.

Sich aus dem dunklen Schatten seiner Familiengeschichte herauszuarbeiten war hart.

Es war hart gewesen und es würde immer hart sein. Vielleicht würde er es nie ganz schaffen. Aber mit ihm wäre dann ein Anfang gemacht. Und andere würden folgen. Andere, die es leichter haben würden. Andere, für die der Name Malfoy vielleicht wieder das bedeuten würde, was er einst gewesen war, bevor schwarze Magie und dunkle Machtverheißungen ihn in den Schatten gezogen hatten – Stolz und Ehrhaftigkeit.
 

Timothys Stimme katapultierte seinen Geist wieder zurück in das stickige Turmzimmer.

„Und du verbirgst etwas vor dir selbst. Starke Gefühle, wahrscheinlich für einen nahen Freund.“

Okay, das war neu.

„Und wo hast du das jetzt her? Siehst du wie der Nager eine festgekettete Truhe beschützt?“

Für die Frage bekam er einen missbilligenden Blick zugeworfen.

„Du denkst viel zu bildlich, Scorpius. Wenn es einfach nur um Metaphern ging, könnte ja jeder wahrsagen. Ich lese das aus dem Weidenkätzchen, das die Kugel zeigt.“

Kurz durchbrach Ungläubigkeit die Lächerlichkeit des Ganzen.

„Das Weidenkä….was zu Hölle. Gib mir das!“

Energisch griff Scorpius nach dem Deutungsbuch.

Der Zweig mit den kleinen, puscheligen Blüten der Weide war in einer Zeile der Tabelle abgebildet. Daneben standen einige Worte

‚Verbirgt etwas vor sich selbst. Starke Gefühle, meist für nahe Freunde‘

Das durfte doch nicht wahr sein.

Scorpius verzog den Mund und ließ das Buch heftiger als nötig wieder auf den Tisch fallen.
 

„Das ist doch die größte Gülle des Jahrhunderts. Ein Weidenkätzchen als Sinnbild einer prophetischen Vorhersage.“

Tim zuckte mit Achseln.

„Ich hab nur gesagt, was ich gesehen habe, Mann. Und es geht nicht um Sinnbilder.“

Scorpius ließ ein spöttisches Glucksen vertonen.

„Ja klar.“

Wieder wurde ihm nur ein Achselzucken entgegnet.

„Wie gesagt. Nager im Käfig und Weidenkätzchen.“

„Weiß du was? Ich bin echt froh hierüber. Sonst hätte ich dich wahrscheinlich nie das Wort ‚Kätzchen‘ sagen hören. Dabei sprichst du es so vollmundig aus. Wäre ‘ne große Enttäuschung gewesen das nie zu hören.“

„Wie meinte Trelawney doch mal? Was Schicksal ist, ist eben Schicksal.“

Scorpius wiederholte das Glucksen. Dann schüttelte er den Kopf.

„Das hab ich noch nie vorher gehört.“

„Weil du nicht zuhörst, Scorpius. Weil du nicht zuhörst.“

„Klar, mein Problem ist, dass ich nicht zuhöre.“

„Jep. Weil du nicht zuhörst.“

„Was für ein Tag. Vielleicht sehen wir heute noch wie Trelawneys Kopf explodiert. Wenn heute der Tag ist, an dem Dinge geschehen, von denen man dachte sie würden nie geschehen.“

Das Grinsen seines Gegenübers konnte kaum breiter sein.

„Ehrlich, Scorpius, ich hab das Gefühl, du nimmst mich nicht ernst.“

„Verzeih mir, Blayden. Das war ganz bestimmt nicht der Eindruck den ich vermitteln wollte.“

Er gluckste und Scorpius lächelte träge.

„Hoffentlich wird dieser ominöse Freund deine selbstindizierten Ketten lösen“, sagte Tim. Nach einer kurzen Gedankenpause fügte er hinzu: „Vielleicht sollte ich mal ein paar Worte mit Potter sprechen.“

Scorpius grinste.

„Solltest du. Dringend. Bitte nur, wenn ich in Hör- und Sehweite bin.“
 

Der Schulgong nutzte diesen Moment um zu ertönen und die Stunde zu beenden.

Mit einem lärmenden Ruck erwachte die Schülerschaft aus ihrer Lethargie und versuchte so schnell wie möglich das unangenehme Zimmer zu verlassen.

In keinem Unterricht waren je so viele Dinge vergessen worden, wie bei den Wahrsagekursen von Professor Trelawney.
 

Wie immer staute es sich ein wenig vor der obligatorischen Falltür. Nun, da die Klasse beendet war und Tim keinen Grund mehr hatte dummes Zeug zu erzählen, verwickelte er Scorpius in ein Gespräch über das letzte Quiddichtraining und seine Frustration darüber, dass weder seine Spione, noch Scorpius hatten herausfinden könne, ob Albus Potter dieses Jahr seine Position als Jäger aufgeben würde um den Sucher zu spielen. Da das erste Spiel der Saison ein Match zwischen ihren beiden Häusern sein würde, wurde sein Kapitän verständlicher Weise immer fuchsiger.

Scorpius lächelte still. Zumindest hatte er es nicht aus ihm heraus bekommen können. Aber Al war sein Freund und Freundschaft kam vor Quidditch.
 


 

** ** *** ** **
 

Mit einem verhaltenen Seufzen in der Kehle, verkniff sich Rose einen weiteren verräterischen Blick auf die Uhr, die an ihrem Handgelenk baumelte. Sie baumelte dort, weil es eigentlich nicht Rose‘ Uhr war, sondern die von Hugo und Hugos für sein Alter bereits recht kräftige Handgelenke besaß (ohne Zweifel würden bei ihm die stämmigen Weasleygene durchschlagen). Ihre eigene Uhr – mit einem zarten ledernen Armband, passend für ihr Handgelenk– war ihr irgendwann in den ersten zwei Schulwochen abhandengekommen.

Doch Rose hatte die Hoffnung nicht aufgegeben. Die Uhr war ein Geschenk ihrer Großmutter gewesen, mütterlicherseits versteht sich und sie gehörte ihr jetzt schon sieben Jahre. In diesen sieben Jahren hatte die besagte Uhr mehr Zeit fern ihrer Person verbracht als an ihrem Arm. Was äußerst nervenaufreibend gewesen war, vor allem in den ersten Jahren, denn Rose mochte die Uhr ziemlich gern. Schon allein, weil es eine ganz gewöhnliche Uhr war. Eine Muggeluhr, zumindest in den Augen ihres Vater, ihres Bruders, all ihrer Onkel und Tanten und anderer Verwandten väterlicherseits. Außerdem war alles, was ihre Großmutter mütterlicherseits für zum Kauf gut genug befand von außergewöhnlich gutem Geschmack. Was hieß, dass es in den Augen ihres Vaters, ihres Bruder, all ihrer Onkel und Tanten und anderer Verwandten väterlicherseits langweilig war.
 

Doch zwischen den Stühlen aufgewachsen, immer umkesselt von der laut lärmenden Schar von Weasleys und dem temperamentvollen Bündel der Potters (denn von dem einen zu reden hieß leider auch von dem anderen zu reden), hatte Rose das Wort gewöhnlich zu schätzen gelernt.
 

Die Gründe für ihr Verlangen nach der genauen Uhrzeit waren selbstverständlich davon unabhängig. Es hing vielmehr damit zusammen, dass sie sich langweilte. Sehr sogar.
 

Scorpius hielt nämlich einen seiner Vorträge. Keinen blassen Schimmer woher er die Zeit nahm diese Reden vorzubereiten. Und Rose bezweifelte dann doch, dass ihm die Dinger aus dem Stegreif einfach einfielen, bereit zum runterbeten. Schließlich war es ja nicht mal so, dass er sie herunterbetete. Nein, Rose war sich natürlich darüber im Klaren, dass Malfoy Jr. bei diesen Gelegenheiten mit einem außergewöhnlichen rhetorischen Talent strahlte. Rednerisch war es top, was er da bot. Aber er tat es einfach ständig. Ständig!
 

Er hatte es zur Gewohnheit werden lassen, bei fast jedem ihrer regelmäßigen Besprechungen mit den Vertrauensschülern – die immerhin alle zwei bis drei Wochen stattfanden – die Thematik weiter und weiter auszuschmücken. Immer und immer wieder sprach er über Verlässlichkeit und Benehmen. Über Vorbildfunktion, Vertrauen und das Nachahmungsverhalten der Menschen Schrägstrich Schüler. Selbst schwere Thematiken wie freier Wille oder Persönlichkeitsbildung ließ er nicht aus.
 

Hätte er jemals Raum für Diskussionen gelassen, würden diese Zusammentreffen zu ihrer Vorstellung von einer Philosophievorlesung passen. Nur das Scorpius ihrem Bild eines Philosophieprofessors in keinster Weise nahe kam. Leider trug er keinen mottenzerfressen Anzug aus Tweed und einen grauen Schnauzbart. Wahrscheinlich wäre alles sehr viel einfacher, wenn er sich zumindest den Schnauzbart angewöhnen würde.
 

Heute sprach er von den Tugenden eines Zauberers, Tugenden wie Fleiß, das Streben nach Wissen und Pünktlichkeit.
 

Nicht nur, dass er der Schulsprecher war, der regelmäßige diese richtungsweisenden Reden hielt und sie die Schulsprecherin war, der es zunehmend schwerer fiel die Augen offen zu halten und die aufsteigenden Gähner zu unterdrücken- nein, er war auch derjenige der über Pünktlichkeit sprach, während sie diejenige war, die permanent ihre Uhr verlegte.
 

Belegte ziemlich gut den Unterschied zwischen ihnen beiden. Vielleicht hätte es Rose beunruhigen sollen. Beschämen vielleicht. Oder irgendetwas anderes, aber da sie sich den ganzen Sommer auf diese Situation vorbereitet hatte, fiel es ihr sogar recht leicht alle Gedanken und eventuellen Gefühle mit Tendenz in solch selbstmitleidige Bewertungen aus ihrem Oberstübchen zu fegen.
 

Ok. Zumindest hatte das eine ganze Zeit lang relativ gut funktioniert.
 

Was ja nicht hieß, dass sie nicht darum wusste, wie viel leichter es wäre, sich einfach mit der Tatsache abzufinden, dass Malfoy der perfekte Schulsprecher war. Er organisierte, er motivierte, er trieb an und er kontrollierte. Und sie teilte die Zettel aus.

Super.

Selbstmitleid war einfach scheiße.

„Weasley?!“

Rose sah auf. Bis zu diesem Moment war ihr nicht mal klar gewesen, dass sie äußerst vehement die Tischkante anstarrte. Sie fühlte, wie sich ein Teppich plötzlicher Hitze über ihre Wangen legte.

Oh verdammt.

Es genügte ja schließlich nicht, dass der sprechende Hut sie in genau das Haus einsortiert hatte, das mit seinen Bannerfarben einen fürchterlichen Kontrast zu ihrem ebenfalls fürchterlich roten Haar bildete. Nein. Ihre Haut war selbstverständlich auch mit einer derartig gesunden Durchblutung gesegnet, dass ihr jede noch so kleine Pulsbeschleunigung mit sofortiger Penetranz ins Gesicht schoss.

Zum Weasley-Orange ihrer Haare, nicht nur das Gryffindorrot, sondern jetzt auch noch die Flammen der Scham, beim Träumen in der Präfektversammlung erwischt worden zu sein.

Großartig.

Welch ein Farbspiel.

Nach der Schule hatte sie bestimmt keine Probleme einen Job zu finden. Leuchtfeuer waren in der Nordsee immer gefragt. Man sollte sie einfach nackt auf einen Sockel stellen, das würde ihr das nötige Schamesrot schon ins Gesicht treiben und das andere Rot, das könnte –

„Weasley …“

Gerade noch rechtzeitig verlinkte sich ihr Gehirn wieder mit ihrem restlichen Körper und sie bemerkte das zum Tisch gerichtetes Nicken des Schulsprechers. Rose folgte der verlängerten Linie seiner Bewegung.

Oh verdammt. Natürlich.

Die neuen Pläne.

„Äh…ja. Die Pläne – „, begann sie zu stottern „ – Ähm, kein großes Ding.“ Sie schluckte. „Wir haben nur eine kleine Änderung hinsichtlich der Rotationen vorgenommen, da McKenna ja jetzt doch im Hufflepuffteam spielt und Varity aus gesundheitlichen Gründen für einen so langen Zeitraum ausfallen wird, dass wir etwas umdisponieren mussten. Bei den Meisten von euch hat sich allerdings gar nichts geändert und die Vertretungsbesetzungen bei kurzzeitigen Ausfällen sind gleichgeblieben. Also aktualisiert sie bitte einfach.“
 

Mit einem Ruck erhob Rose von ihrem Stuhl und griff nach dem Stapel Papier, der die gesamte Zeit vor ihr gelegen hatte.

Als sie den Stapel anhob, schafften es drei der Kopien von dem Deck zu entfliehen und der Schwerkraft elegant folgend gen Boden zu segeln.

Rose biss sich auf die Unterlippe.

Mist.

Die Dinger waren natürlich abgezählt.

Ihr Blick huschte kurz zu Malfoy, der sie mit einem kurzen Stirnrunzeln bedachte, bevor er seinen Platz erließ um nach den Blättern zu tauchen.

Sein blonder Schopf verschwand unter dem Tisch und das Rascheln seiner Roben kitzelte ihre Ohren.
 

Sie schluckte und begann lächelnd die Pergamente auszuteilen.

„Alles fit, Rosie?“ erklang es von rechts. Die Stimme gehörte zu Fred. Weasley, Cousin, Spaßvogel und Vertrauensschüler. Wie auch immer das zusammenpasste. Sie nickte und drückte ihm einen Plan in die Hand.
 

„Weiß nicht, was ich von deinem Nachsitzen halten soll, Fred.“ Sie versuchte ermahnend zu klingen. Allerdings gelang es hier nicht sonderlich gut, denn das Grinsen ihres Cousins blieb das Gleiche. Als Antwort zuckte er nur mit den Schultern und stopfte das Stück Pergament unter hörbarem Rascheln in seine Tasche.

Bedauernd sah sie das Papier verschwinden. Sie mochte es nicht besonders, wenn mit Pergament so liederlich umgegangen wurde.
 

„Also, hast du drüber nachgedacht?“

Rose zuckte zusammen.

Nicht wegen Freds Frage, sondern weil im selben Moment Scorpius beim Aufstehen mit einem lauten Rumsen gegen die Tischplatte gedonnert war und dabei gleichgewichtssuchend ihre Wade umfasst hatte.

Es fluchte dumpf.
 

Im Augenwinkel nahm sie kurz wahr, wie er sich mit der Hand den Hinterkopf abfühlte.

Die andere umklammerte immer noch ihren Schenkel und Rose, die mit menschlichem Kontakt nicht sonderlich viel Erfahrung hatte, war sich seinem kräftigen Griff unangenehm deutlich bewusst. Die Strumpfhose die sie trug, tat nicht viel um das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut zu mindern. Im Gegenteil. Gerade eben noch hatte sie gelangweilt die Zeit abgesessen, dann war sie vor versammelter Runde beim Tagträumen erwischt worden, war rot angelaufen und jetzt hatte Scorpius Malfoy seine Hand unter ihrem Rock. Rose hoffte inständlich, dass für diese spezielle Situation nicht noch eine Steigerung vorgesehen war.
 

Ihre Augen flatterten hinüber zu Fred, der Malfoy offensichtlich amüsiert beobachtete.

Sonst schien niemand bemerkt zu haben, dass der Schulsprecher soeben gegen den Tisch gekracht war. Was wahrscheinlich gut so war. Was wohl daran liegen könnte, dass die gesamte Versammlung mittlerweile gen Tür strebte und einen ziemlichen Lärm dabei veranstaltete.
 

Rose räusperte sich, um Normalität bemühte und suchte wieder Freds Blick. Als sie ihn fand, wurde sie allerdings erneut abgelenkt. Der Druck von Scorpius‘ Finger um ihr Bein verstärkte sich und sie mochte ihre eigene Reaktion für seltsam halten, aber sie konnte nicht anders als gespannt die Luft anzuhalten.

Nur eine Hand Rose. Nur eine Hand…

Nur Scorpius‘ Hand. Nur die Hand des Schulsprechers.

Nur an deiner Wade, nur an deinem Bein.
 

Die Muskeln ihrer Beine, bereits auf äußerstes angespannt, fingen an zu zucken.

Entweder war genau dieses Zucken der Grund dafür, dass Scorpius unter ihr seinen Griff fast augenblicklich lockerte, oder er hatte seinen Körperschwerpunkt einfach wieder ausreichend mittig in seiner Unterstützungsfläche hinterlegt, dass er es nicht mehr für nötig befand weiterhin den Zwillingsmuskel der Schulsprecherin zu umklammern.
 

Erneut spürte Rose die altbekannte Wärme, die ihren Hals heraufkroch um sich Flecken bildend in ihrem Gesicht auszubreiten.

Sie unterdrückte den Impuls so lang und tief wie nur möglich Luft zu holen, sondern zwang sich ihrem Cousin so nonchalant wie möglich zu antworten.

„Du hast erst gestern gefragt, Fred. Glaubst du wirklich ich bin inzwischen zum Nachdenken gekommen?“

Fred ließ ein Glucksen vernehmen.

„Rosie, natürlich bist du zum Nachdanken gekommen. Du tust quasi nichts anderes. Ich würde natürlich verstehen, wenn du noch zu keine Entschluss gekommen bist, aber nachgedacht hast du sicherlich drüber.“

Genervt darüber, wie gut jeder meinte sie zu kennen, besah sie ihn mit ihrem besten hochmütigen Blick und deutete zur Tür.

„Verzieh dich, oder ich vergesse, dass du jemals davon angefangen hast.“

Immer noch grinsend tippte Fred sich in der frechen Parodie eines Saluts an die Stirn, die er irgendwann einmal einstudiert hatte, während er sich zum Gehen wandte.

Vor der Tür drehte er sich noch einmal halb, um ihr ein „Versuchs doch mal heute nacht vorm Schlafen. Da kommen dir mit Sicherheit die richtigen Antworten, Rosie“, zuzurufen und ein paar Mal dreckig zu lachen. Dann verschwand er.
 

Das Gesicht verziehend, ahmte sie sein dämliches Gekicher nach. Es war ja nicht so, dass sie ihn nicht mochte, nur musste sie sich regelmäßig daran erinnern.
 

Ein Schatten fiel über sie, bevor eine Hand ihr drei Blätter in die Hand drückte.

Etwas überrumpelt drehte Rose sich nach links und sah sich dem schimmernden silber-grünen Abzeichen mit den emblemierten Buchstaben HB direkt gegenüber. Wenn das Ding verkehrt herum in seiner Robe stecken würde, hätte sie es jetzt wohl tief in der Nase, so nah wie er vor ihr stand.

Sie sah auf.

Natürlich befand sich nicht nur sein Abzeichen auf so geringem Abstand vor ihr. Da wo das Abzeichen war, folgte der Rest seines Körpers.
 

Und auch wenn er sie nicht so sehr überragte, wie manch anderer aus ihrer Familie, so war seine Gestalt – so nah – durchaus beeindruckend. Vielleicht nicht zu guter Letzt, weil seine hellen Augen direkt in ihre bohrten und sie jede einzelne seiner langen Wimpern dabei beobachten konnte, wie sie sich gegen seine Wange schmiegten. Rose konnte es ihnen nachempfinden. Es sah aus wie ein besonders schönes Stückchen Haut.

Sie blinzelte.

Oh weh.

Sie blinzelte schneller.

Rose trat einen Schritt zurück, der, wie sie hoffte, nicht so hastig wirkte, wie er sich anfühlte und zwang sich zu lächeln.
 

„Ähm. Danke.“ Sie gestikulierte mit den Pergamentblättern.

Dann deutete sie auf seinen Hinterkopf.

„Gehts?“
 

Doch er beantwortete die Frage nicht. Er fuhr damit fort sie anzusehen ohne sich zu rühren.
 

Nach den nun fast anderthalb Monaten, seit das Schuljahr begonnen hatte und in denen sie es zu einer Art der Kommunikation gebracht hatten, die irgendwie für sie beide funktionierte, kannte sie nun allerdings diese Art seiner Blicke.

Er verbarg sich immer dann dahinter, wenn er seine Gedanken sortierte und scharf nachdachte.
 

Sie spürte, wie sich die winzigen Haare in ihrem Nacken in einer nicht gänzlichen unangenehmen Sensation aufstellten.

Diese Augen.

Dieses aufgewühlte, aufwühlende Grau. Verstörend und beschwichtigend zugleich. Mit der Macht jedes Geheimnis zu entlocken, jede Einzelheit zu erfahren, bis in die kleinste Faser des Seins zu tauchen und jeden Strang der Seele zu röntgen.
 

Rose wurde kalt. Und dann heiß.

Und dann wieder kalt.
 

Warum, warum nur war ihr das bisher nie aufgefallen? Jetzt, da sie sich zum wiederholten Mal als Objekt seiner Observation wiederfand, schien es ihr vollkommen unmöglich dass sie vorher nie etwas davon bemerkt hatte.
 

Rose hatte keinen blassen Schimmer womit sich sein außergewöhnlicher Verstand gerade beschäftigte, allerdings war deutlich, dass sie zumindest teilweise betroffen war.

Und wie nervös sie dieses Wissen machte.
 

Wahrscheinlich war er unzufrieden mit ihr.

Wahrscheinlich legte er sich eine Strategie zurecht. Mission Beseitige-Rose-Weasley.
 

Oh, es könnte fast gruslig sein.

Wenn nicht dieses kleine flatternde Dings-Bums wäre, dessen Lebensaufgabe war, in ihrem Solarplexus verkrochen, nervös auf und nieder zu hüpfen, wann immer Scorpius‘ tief goldener Haarschopf in Sicht kam.

Und so ungern Rose es auch zugab, das Gefühl das dieses Dings-Bums verursachte, war nicht allzu fürchterlich. Fürchterlich war nur, was die Anwesenheit eines solchen Dings-Bums in ihrem oberen Abdomen bedeuten konnte.

Bisher hatte sie nicht darüber nachdenken wollen.
 

Rose überlegte kurz, ob sie irgendetwas sagen sollte, besann sich dann aber eines besseren und zwang sich stattdessen seinem Blick standzuhalten, in dem sie einen Punkt mittig zwischen seinen Augenbrauen anvisierte.
 

Schließlich zuckten seine Mundwinkel, als würde er zum Sprechen ansetzen wollen, sich aber dann wohl dagegen zu entscheiden. Stumm deute er letztendlich nur zur Tür, an der noch immer drei Schülerinnen standen und auf ihre neuen Pläne warteten.

Rose ergriff die Gelegenheit zur Flucht.

„Richtig. Ich bring sie ihnen dann mal.“

Zu heiß war es. Zu kalt. Zu…zu…

Vielleicht sollte sie mal im Krankenflügel vorbei schauen.
 


 

** ** *** ** **
 

Nachdenklich sah Scorpius der Schulsprecherin nach.
 

Das Verhältnis zwischen ihnen hatte sich wesentlich gebessert. Es war sehr viel kommunikativer geworden, letztlich hatten sie sich intuitiv auf eine Art der Verständigung einigen können, die für sie Beide einigermaßen angenehm war.

Das zumindest hatte Scorpius bisher gedacht.

In den letzten Tagen kam er allerdings nicht umhin zu bemerken, dass etwas in Rose Verhalten sich ausschlaggebend geändert hatte. Sie war nervös und unkonzentriert, mitunter sogar schreckhaft, wenn man sie aus ihren Gedanken riss und all das verschlimmerte sich, je länger sie sich in seiner Gegenwart befand.

Insoweit er es beurteilen konnte, schien das ihre schulischen Leistungen nicht zu beeinträchtigen, im Unterricht hatten sie beide unbesprochen damit fortgefahren sich zu ignorieren, und als Schulsprecherin erfüllte sie den Anspruch ebenfalls einigermaßen.

Eigentlich sollte es ihn also nicht interessieren.

Eigentlich…

Seine Interessen waren allerdings schon immer recht weitgefächert gewesen. Und je mehr er von dieser neuen, nervösen Rose wahrnahm, desto größer wurde das Interesse an der Ursache.
 

Dass ihre Unruhe einen Grund haben musste, war nicht zu bestreiten. Immerhin war am Anfang des Schuljahres sie diejenige gewesen, die ruhig und gelassen ihr Verhältnis auf einen eigens angelegten stetigen Bergaufpfad gelenkt hatte und er die nervöse, fahrige Unsicherheit in Person.
 

Nach und nach war das allerdings abgeklungen und jetzt hatte Scorpius kein allzu großes Problem mehr damit auch vor sich selbst zu zugeben, dass die kleine Rose Weasley mit all ihrer Charakterstärke und dem ruhigen, messerscharfen Verstand ihm tierisch Angst eingejagt hatte. All die Herausforderungen des neuen Jahres, der neuen Position und der Verantwortung, vor allem für sich selbst und seine Zukunft – an ihrer Seite, die für ihn all das verkörperte, wogegen und wofür er in all den sechs Jahren Hogwarts gekämpft hatte. Scorpius hatte einfach alles davon schwimmen sehen.
 

Nicht nur, dass sie weit intelligenter war als er, wenn sie es drauf anlegen würde; sie war auch noch genau die Person, die seinen Geburtsnamen und all das was daran baumelte, am deutlichsten hervorhob.

Die Weasleys und die Malfoys. Hatten es je zwei Zaubererfamilien gegeben, die sich mehr verabscheuten? Zwei Reinblüterfamilien, deren Unterschiede größer waren?

Auch wenn die Familien selbst in ihren neuen Generationen vielleicht nicht mehr die Ansichten ihrer Vorfahren vertraten, so saß es doch fest in den Köpfen all der anderen Familien. Hervorzubringen, dass er ein Malfoy war, konnte Rose deswegen besonders gut. Und das hatte ihn nervös gemacht. So nervös, dass er beinah alles vermasselt und den Kopf in den Sand gesteckt hätte.
 

Und doch war es genauso ein Weasley gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass es nicht geschehen war.

Was er ihr verdankte mochte Rose vielleicht gar nicht klar sein, ihm dafür umso mehr. Und er würde nicht zulassen, dass sie irgendwas Dämliches anstellte und sich alles verdarb, was auch immer gerade ihr Problem sein sollte.
 

Dass ihre seltsame Nervosität ungefähr mit dem Zeitpunkt zusammenfiel, an dem sie immer seltener in ihrem Gemeinschaftsraum aufgetaucht war – Besprechungen ausgenommen – machte mehr als deutlich, dass dieses Problem irgendwie mit ihm zu tun haben musste. Da schien es doch nur günstig, dass derjenige sein sollte, der es auch wieder löste.
 

Seine Freundschaft mit Al hatte den Weg zwischen den Namen Potter und Malfoy geebnet. Und auch wenn dieser Konflikt tiefer in die Zeit hineinreichte, könnte er dasselbe mit Rose‘ Familie und der seinen versuchen. Immerhin wäre eine Freundschaft zwischen Rose Weasely, Schulsprecherin, Gryffindor und Scorpius Malfoy, Schulsprecher, Slytherin, etwas, das den Anfang machen könnte.

Das Gefühl der Herausforderung kitzelte an seiner Wahrnehmung und erfüllte ihn mit freudiger Erregung. Und eine Herausforderung würde es ohne Zweifel werden. Es gab viel zu bereinigen, viele Bande neu zu knüpfen.

Und es war genau das, was er wollte.
 

Wie immer wenn er einen Entschluss fasste, verspürte er das Verlangen nach einem Versprechen, einem Schwur, irgendetwas das ihm später helfen würde, dem Weg bis zum Ziel ohne Abweichung zu folgen.
 

Er musste nur kurz überlegen, bis sein Blick auf den Stuhl fiel in dem sie gesessen hatte. Mit einer Ahnung trat er näher und sah sich nur Sekunden später bestätigt.

Oh Weasley, Weasley du hast in der Tat eine Löwenmähne.
 

Grinsend angelte Scorpius nach einem langen roten Haar, das an der Lehne des Holzstuhls munter in dem Luftzug flatterte, den jede seine Bewegungen verursachte. Ungesagt schuf er mit seinem Zauberstab einen millimeterdünnen Schutz und befestigte dieses Stück Weasley an der Rückseite seines Schulsprecherabzeichens.
 

„Ich schwöre, ich werde ein Freund für dich sein, Rose Weasley. Ob du willst oder nicht. Du wirst mich mögen lernen. Und Himmel bewahre, solltest du dich wehren.“

Mit einem Schwenker seines Zauberstabes versetzte Scorpius den Schulsprecherraum wieder in seinen ordentlichen Ausgangszustand und machte sich daran sein Zeug zusammen zu suchen.
 

Auf dem Weg zum Slytherinkerker, würde er genug Zeit haben sich darüber Gedanken zu machen, wovon zur Hölle Fred Weasley gesprochen hatte. Alles was seine Schulsprecherin bedrängte, fiel ab jetzt automatisch in den großen Topf der sein Interesse ausmachte. Und da es ihm bereits vor seiner Entscheidung sich mit ihr anzufreunden komisch aufgestoßen war, würde er umso härter nachdenken müssen, was ihr Cousin gemeint hatte mit der Frage, ob sie bereits zu einer Entscheidung gekommen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Emmett-the-Cullen
2014-04-13T20:26:52+00:00 13.04.2014 22:26
^________^ endlich hat er mal wieder bissl Oberwasser!!
und ich finde seinen vorsatz sehr lobenswert, allerdings habe ich angst, dass er am ende über die stränge schlägt... ^^ aber er wird das schon irgendwie machen!!

ich mochte ihre Reaktionen. alle. und auch ich frage mich, was fred meinte... soll sie evtl sucher werden??
Von:  Ryucama
2013-02-26T01:10:37+00:00 26.02.2013 02:10
HAHAHAHA, bei diesem Kapitel hab ich mal wirklich herzhaft lachen müssen! Und nicht nur einmal, sondern mehrfach! Die Szene im Wahrsagen-Unterricht war wirklich spaßig (und nicht zu vergessen der Tritt, den Scorpius Tim verpasst, bzw der Augenblick, als die Kugel vom Tisch rollte), allerdings hätte ich mir fast noch ein wenig mehr Trelawney in der Stunde erwartet.
Die Szene im Gemeinschaftsraum der Vertrauensschüler hat nochmal gezeigt, wo die beiden momentan stehen, allerdings kam es mir ein wenig seltsam vor, dass von den anderen Vertrauensschülern so wenig Reaktion kam. Ich meine, wenn Rose hochrot anläuft, müsste man das doch zumindest sehen, bzw. warum kriegt es keiner mit, wenn Scorpius mit Karacho von unten gegen die Tischplatte rennt?

Wie im letzten Kapitel auch schon, bitte lies es dir noch mal durch, mir sind wieder ein paar Tippfehler aufgefallen, zusätzlich zu einem offenbar nicht funktionierenden Befehlskommando fürs Skript (und dem Stegreif, der hat mich erschrocken zusammenzucken lassen).

Ansonsten... ich würde es wirklich gern sehen, wenn du weiterschreiben würdest, die Fanfic hat wirklich Potenzial, vor allem mit einem gehobenen Schreibstil wie deinem! Zumal es, wie du ja schon im Kommentar gesagt hast, jetzt langsam spannend wird.
LG,
Ryucama
Von: abgemeldet
2012-08-11T08:58:29+00:00 11.08.2012 10:58
Hallööööle, Wahnsinnskapitel.
Ich bin tierisch verliebt in den alten Stinker Scorpius.
Es ist sooo abwechslungsreich, mal nicht so einen Stino Scorp zu lesen, wie alle anderen ihn schreiben. Endlich mal ein eigenständiger, logischer Charakter...Ich liebe ihn. Er ist großartig.
Und Rose ist zuckersüß und sie weiß es nicht mal. Dingsbums. Herrlich..
herrlich!!
=)
Von:  Aylatha
2012-08-03T18:25:44+00:00 03.08.2012 20:25
Also ich fand das Kapitel gut =) muss sich ja erst alles entwickeln, Leute die sich nicht mögen/kaum kennen sich spontan extrem verlieben lassen ist meiner Meinung nach sehr unrealistisch ^^

Ich hoffe der Satz war jetzt nicht zu konfus -.-
Von:  Taze92
2012-07-31T10:11:45+00:00 31.07.2012 12:11
Juhu, es geht weiter!=)
Sehr schön, sehr schön.
Scorpi is echt knuffig .. ein Freund... naja, also er wird hoffentlich noch feststellen, dass das nicht genug ist für die beiden ♥
Ich amüsiere mich köstlichst mit deiner FF ^^
und toll geschrieben, das kann man nicht oft genug sagen =)
schreib bitte bald weiter, ja?
LG, Taze
Von: Norrsken
2012-07-30T22:14:55+00:00 31.07.2012 00:14
Hallöchen.
Lange hab ich nichts von mir hören lassen, aber immer mit Euphorie die neuen Kaputel gleich gelesen. ♥ Mir gefällt jedes einzelne wirklich sagenhaft gut, so auch dieses. Ich mag deine Darstellung von Rose und Scorpius sehr. :) lebhaft, nachvollziehbar und logisch. Ich mag es vor allem, dass sie bei solch starke Denker sind. x3
Langweilig fand ich daher wirklich kein Kapitel. Denn selbst wenn sie vielleicht nicht viel Handeln, haben sie doch sehr interessante Gedankengänge.
Nun aber etwas näher zum Inhalt. Der Wahrsageunterricht war sehr interessant und ich fand auch gut, dass du den Wechsel von Firenze zu Trelawney eingebaut hast, denn ich kann mir kaum einen vorstellen, der unter Trelawney auf die Idee käme Wahrsagen als UTZ zu nehmen. xD
Wie Rose über Scorpius' Reden denkt, brachte mich zum schmunzeln. Ich kann ihr irgendwie nachempfinden, finde den Versuch ihrer Rücksichtnahme, nicht zu offenkundig zu zeigen, dass sie etwas abwesend ist, als einen sehr freundlichen Zug von ihr. :>
Das sich ihr beider Verhalten so umgekehrt hat ist ebenfalls sehr interessant gemacht. :D Durch den klaren Blick in ihre Köpfe kann man es nachvollziehen, aber für Scorpius, der der lieben Rose nur vor das Köpdchen schauen kann, ist es natürlich sehr irritierend.
Seinen Ehrgeiz finde ich im zusammenhang mit Rose einfach nur abgöttisch niedlich. ♥ Das nenn ich einen konsequenten Charakterzug und er passt hervorragend zu ihm. Trotzdem ist es einfach nur süß, wie er die Sache angeht.
Sein Vorhaben sowie die Hintergründe finde ich dabei sehr Bewunderns- und Lobenswert. Der Junge macht viel her.

Nun genug geschwärmt. Ich freue mich auch weiterhin auf Kapitel und das das "Anfangs blabla" was länger gedauert hat stört gar nicht. So hat man schließlich als Leser etwas länger davon. ;)

liebe Grüße.


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