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Drachenfluch(2)

Das Seelen-Schwert
von

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Ein alter Bekannter

Tevi hackte das Unkraut aus und fluchte lauthals vor sich hin. Er hatte starke Nerven, für jedes Lebewesen, aber Unkraut war seine grösste Schwachstelle. Aria konnte ihm kaum beim Unkraut jäten zu sehen ohne sich vor Lachen zu krümmen.

Sie waren schon seit vielen Jahren zusammen unterwegs, zu viele für ein normales Menschenleben und doch würde sie jede Sekunde mit ihm vermissen, falls sich ihre Wege wieder trennen sollten - wie vor so vielen Hundert Jahren einst.

Danach haben sie sich wieder gefunden oder besser, Tevi hatte sie wieder gefunden und sich ihrer angenommen. Früher vor sehr langer Zeit war er ein guter Freund ihrer Mutter gewesen, verliess sie um eigene Wege zu gehen und kam zurück als sie genug alt war und seine Hilfe brauchte um all dies zu verstehen. Ihre Leben und das ihrer Vorfahrin, die sie fälschlicherweise lange für ihre Grossmutter gehalten hatte.

„Dein ärgster Feind, oder?“

„Es gibt nichts schlimmeres, stimmte er ihr zu“, er hackte in dem Gärtchen rum als hätte er nie einen wirklichen Kampf erlebt, nie bis zum Tode gekämpft und es nur knapp überlebt. Sie musste ihn immer wieder bewundern.

Vor sechs Jahren haben sie hier ein neues Leben begonnen. In einem kleinen Dorf, es war unbedeutend, schön und hier würde sie kaum jemand suchen. Sie setzte sich ins Gras und sah der Sonne beim Sinken zu. Die Schatten zogen sich mehr und mehr in die Länge, fielen über die Wälder und die Strassen, krochen langsam auf die Häuser zu. Eine Stunde, vielleicht noch ein klein wenig mehr, dann wäre die Dunkelheit hier und die Nacht würde den Tag verschlungen haben.

Ihre Finger spielten mit einem Messer, welches einen gold-braunen Griff aufwies mit einer kleinen Inschrift:

Lilith a’ornth’alaine Calladriel megiar. Lilith, Trägerin von Calladriels Leben.

Wobei man megiar auch mit Liebe übersetzten konnte.

Sie hat es von einer alten Freundin ihrer Mutter bekommen. Die Frau meinte sie müsste gut darauf Acht geben. Aria ist es erst viele Jahre später aufgefallen, dass dieses Messer dasselbe war, welches ihrer Mutter das Leben nahm. Trotzdem behielt sie es.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie sanft über die Klinge fuhr. Dieses Messer hatte ihr bisher immer treu gedient und wird es auch weiter hin tun.

„Glaubst der Winter wird dieses Jahr hart?“, sie legte die Waffe zurück auf eine Kommode aus dunklem Tannenholz. Tevi antwortete ihr nicht, denn er hatte sie nicht gehört. Ihre braunen Augen weilten auf ihm und sie wusste noch nicht ob sie Hass oder etwas anderes empfinden sollte. In solchen Augenblick hatte Tevi Recht, sie war noch ein Kind! Trotz ihres Alters. Die Wut wurde noch grösser, nicht wegen Tevi sondern weg ihr selbst.

Der Wind frischte auf und drang ins Haus, wirbelte einige Blätter umher und zog durch ein anderes geöffnetes Fenster davon. Aria fuhr sich durchs Haar, wie kurz es nun war…

„Aria! Tevi!“, die Rufe erklangen vom Gartentor her mit schnellen Schritten war die Frau bei der Tür und öffnete sie, sah wie zwei kleine Jungen durch den Garten auf sie zu liefen und sie musste lächeln.

„Ron, Fer!“, sie wuschelte durch deren Haar und ging in die Knie, „Was führt euch hier her?“

„Ein Narr ist da! Er wird eine Vorstellung geben, kommt und seht sie euch auch an!“, sie zerrten an ihrer Kleidung; Aria musste um ihr Gleichgewicht kämpfen.

„Du meinst ein Gaukler?“

Fer nickte eifrig und rannte hinüber zu Tevi. Ron sah sie an, zog weiter an ihr und grinste breit. Ein Gaukler war sehr selten in ihrem Dorf, was bedeutete, wenn mal einer zu Gegend ist, ist die Hölle los. „Ich gehe kurz rein und zieh mir eine Jake an, dann komme ich gleich mit euch mit“, mit diesen Worten entzog sie sich seinem Griff und ging zurück ins Haus, um tatsächlich ein wärmeres Kleidungsstück an zuziehen. Sich selbst musste sie gestehen etwas Freude im Bauch mit sich zu tragen, ein Gaukler hatte auch sie schon lange nicht mehr beobachtet.

Vielleicht konnte er sogar noch einige Geschichten erzählen, aber bestimmt hatte er Neuigkeiten was in der Welt vor sich ging.

Fer kam zurück um mitzuteilen, Tevi würde hier bleiben, da er kein Interesse an einem Gaukler habe, der schon so alt war wie die Welt selbst. Aria musste bei dieser Wortwahl schmunzeln, gerade Tevi beklagte sich über einen ergrauten Gaukler.

Die Sonne sank nun den Bergen entgegen bereitete sich für ihren Schlaf vor. Ron und sein Bruder warteten geduldig, während Aria noch die Tür verriegelte, Tevi war zwar zu Hause, aber solange er noch gegen das Unkraut antreten konnte, würde es ihm nicht auffallen, sollte jemand in ihr gemeinsames Haus einbrechen.

Um ins Dorf zu gelangen mussten sie gut eine Viertelstunde laufen, aber zu dritt hatten sie sich eine Menge zu erzählen. Aria erklärte den Jungs welche Kräuter, die sie auf dem Weg antrafen für was waren und die Jungen erzählten ihr im Gegenzug was sich die letzten Tage im Dorf abgespielt hatte; die Mitglieder des Dorfrates, ausschliesslich Männer, hatten sich mit den Frauen der Kräutergilde angelegt. Einige Frauen der Gilde waren die Ehefrauen von Ratsmitgliedern, nun durften die Männer bei ihren Nachbaren schlafen bis sie sich bei den Frauen entschuldigt haben.

Aria hatte einen grossen Teil dazu beigetragen, die Gilde zu gründen, wobei das Dorf eigentlich nicht so gross war um eine Gilde zu besitzen, dennoch war es eines der grösseren Dörfer in der Gegend, ihre Einwohnerzahl war an die dreihundert, natürlich verstreut. In der Gilde selbst befanden sich rund zehn Frauen, die anderen waren nicht dazu gemacht sich auf Kräuterkunde zu spezialisieren, wobei sich in den nächsten Jahren ein paar der jungen Mädchen der Gilde anschliessen dürften, da sie sich für Kräuter interessierten und schon viel wussten, drei sogar schon mehr als einige Mitglieder der Gilde und genau diese drei waren sehr experimentierfreudig.

Ihre Gedanken kehrten zu den beiden Jungen zurück vielleicht würde es bald die ersten männlichen Mitglieder geben, wenn diese Dorfrat-Idioten sie nicht zu Schafhirten ausbilden würden!

Es ist eine Sache der Frauen Kräutern nachzujagen, wir Männer sind für die harte Arbeit geschaffen! So etwas in der Art würde sie als Antwort erhalten, sollte sie je den beiden Jungen raten in die Gilde einzutreten. Dabei könnten die beiden, beides nebeneinander machen, sie hatten schon jetzt Kenntnisse von einigen Pflanzen und als Schafhirt mussten sie nur auf diese Tiere achtgeben, dazu befanden sie sich auf einer Wiese; einen besseren Ort um sich über Pflanzen und Kräuter schlau zu machen gab es ja wohl kaum! Oder als Holzer konnten sie die unterschiedlichsten Bäume erkennen, natürlich konnte das jeder guter Holzer, aber sie würden auch bei Verletzungen wissen welche Pflanze sie brauchten um das Blut zu stillen, die Kopfschmerzen etwas zu reduzieren und vor allem konnten sie die richtigen Kräuter von den Schädlichen unterschieden! Wie viele Holzer haben ihr zu gesehen, wenn sie Kräuter sammelte um Kopfschmerzen zu lindern, beim nächsten Mal suchten sie selbst und nahmen die Falschen, weil sie eine Ähnlichkeit hatte, aber vielleicht Magenbeschwerden auslöste?

Sie musste den Zorn unterdrücken, Männer konnten so kurz sichtig sein! Nun war sie schon wieder in Gedanken versunken und hatte kaum bemerkt, dass das Dorf schon in Sicht war. Von den dreihundert Nasen waren sie und Tevi beinahe die, die am weitesten weg wohnten, abgesehen von einem kleine Hof etwas weiter oben in der Nähe der Berge.

Ron grinste breit als man den Wagen mit dem daneben stehenden schwarzen Pferd sah. Es erinnerte Aria eher an ein Streitross, aber das erwähnte sie nicht. Je näher sie kamen, desto mehr Menschen begegneten sie. Wahrscheinlich wurden wirklich alle zusammen gerufen.

Einige Sekunden verstrichen bis Aria bewusst wurde, dass die beiden Jungen weg waren, hatten sie ohne etwas zu sagen einfach alleine weiterziehen lassen…

Und dann stand sie beim Pferd. Es war wirklich ein Streitross! Es sah aus als besässe es viel Ausdauer und es würde keine Probleme haben mit steilen Hängen oder Steinwegen, aber es war alt. Einige graue Haare durchzogen seine Mähne.

Ihre Hand fuhr über das weiche Fell, es wurde immer gut gepflegt, der Gaukler musste ein guter Besitzer sein und sich viel Zeit für das Tier lassen. Der Hengst stupfte sie mit der Nase an. Aus Gewohnheit streichelte sie die Nüster des Tieres, es begann dabei mit dem linken Vorderbein an zu über den Boden zu scharren.

„Beim mir wollte er vorhin nicht hinhalten“, beklagte sich jemand hinter Aria, sie drehte bloss den Kopf und erkannte Liia. Sie bestaunte Aria mit grossen Augen und fügte hinzu: „Der Gaukler meinte, der Hengst lasse niemanden an sich rann…“

Verwirrt wandte Aria sich wieder dem Pferd zu, es liess sich berühren und versuchte auch nicht sie zu schnappen oder sonst etwas das gegen zu machen, dass sie ihn anfasste. Der Mann musste die Kinder einfach belogen haben, damit sie sein Pferd in Ruhe liessen… oder… Sie sah das Pferd an, ging um es herum, befühlte seinen Körper und dachte an das schabende Bein beim Nüstern streicheln.

War es möglich… Sie hob ihre Hand an den Mund und nagte gedankenverloren an ihrem Fingernagel rum.

„Liia, wo ist der Gaukler?“

Das Mädchen zeigte auf das Gasthaus, etwa hundert Meter von ihnen entfernt. „Wo sollte sich ein Fremder sonst aufhalten?“

Natürlich! Sie hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Etwas schneller ausschreitend ging sie zum Gasthaus; es quirlte beinahe über vor lauter Gäste. Sie sah den Fremden im selben Moment in dem er auch sie anblickte.

Er war nicht alt. Schon einige graue Haare waren zu sehen, aber er war sicher nicht älter als vierzig! Sie schluckte und trat ganz in das Haus ein, den anderen war der Blick des Gauklers aufgefallen und nun drehten sie alle die Köpfe nach der Neuen um. Wäre Aria nicht so geübt, wäre sie wohl rot geworden, aber anstelle der Röte nahm eine gewisse Kälte ihr Gesicht ein. Vielleicht änderte sich nichts an ihrem Gesichtsausdruck, aber ihre Augen mussten eisig wirken, dies war ihr nur zu klar, aber sie konnte beim besten Willen nichts dagegen tun. Wen er der war, für den sie ihn hielt…

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Ron und Fer haben mir erzählt, dass es ein Gaukler bis in unser Dorf geschafft hat! Wann beginnt den die Vorstellung?“, sie sah ihm mit ehrlichem Interesse in die Augen. Sie waren grünlich, dann trat sie noch näher zu ihm hin, die anderen Dörfler liessen sie durch und sie sah das sie nur aussen grünlich waren, um die schwarze Pupille waren sie bräunlich.

Ein Verwandter?

„Ihr seht eine alten Freundin von mir zum Verwechseln ähnlich, meine Dame“, er neigte das Haupt und musterte sie etwas genauer nach dem er sich wieder gerade auf den Stuhl gesetzt hatte.

„Es gibt viele Menschen, die mir ähnlich sehen“, er war es! Sie war sich sicher.

„Ihr habt gelogen!“, platzte Liia zwischen die beiden.

Der Gaukler sah sie nur fragend an, worauf Liia meinte, sein Gaul, sie nannte das prachtvolle Pferd tatsächlich Gaul, sei wohl sehr zahm, denn von Aria hätte es sich streicheln lassen! Von wegen es sei bissig!

„Du bist es wirklich, oder?“

Sie nickte stumm und hielt seinem Blick stand. Niemals hätte sie damit gerechnet ihm ausgerechnet hier über den Weg zu laufen.

„Wenn mit meiner Vorstellung fertig bin, würde ich gerne mit dir reden“, sein Tonfall verriet, dass es keine Bitte war sondern einem Befehl gleich kam. Jedenfalls für Aria.

Als Bestätigung setzte sie sich auf den von ihm frei geworden Sitz und lächelte ihn kühl an.

„Dann beginnt, mein alter Freund“, in ihr rumorte es, nein es brodelte. Ron und Fer tauchten wieder auf, beide hielten Bohnen in der Hand, Ron streckte ihr die Hand hin.

„Nimm“

Genervt griff sie nach ihnen, entriss ihm gleich alle und stopfe sie sich in den Mund. Hätte sie auch nur ein Wort sagen müssen, hätte ihr Gegenüber wohl den Kopf voll gehabt mit Bohnen… und die Dinger waren hart. Aber sie würde sie nicht wieder ausspucken! Dazu war ihr Stolz zu hoch… nein Sturheit, mit Stolz hatte es wohl kaum etwas zu tun. Fer sah sie mit grossen Augen an, schwieg jedoch, sein Bruder hatte diese Gabe des Schweigens leider nicht geerbt.

„Willst du einen Schluck Wasser?“

Kopfschütteln.

„Noch etwas mehr Bohnen? Fer hätte noch, die rechte Wange scheint noch nicht ganz gefüllt“, er grinste, „Wir wollen ja nicht, dass du im Winter keine Nahrung hast, zwei, drei mögen noch rein“, wenn es möglich gewesen wäre, hätte Aria geschworen, sein Grinsen sei noch einmal etwas breiter geworden.

Sie sah ihn mit einem Blick an, der seinem Bruder das Blut aus dem Gesicht trieb, er sich umdrehte und davon ging; bei Ron zeigte er kaum Wirkung. Dieser Junge war ihr natürlicher Erzfeind, dieser Gedanke drang für eine Sekunde durch ihren Kopf.

Erzfeind… ihr Blick huschte kurz zum ‚Gaukler‘ und selbst dieser schien ihren Blick zu spüren, er sah auf und beschloss seine Augen wieder auf sein Instrument zu richten, wobei seine Finger etwas zu schnell über die Saiten fuhr und er kurz aus dem Takt kam. Ein Gaukler, der ein Instrument spielte, sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt!

Was wusste er schon von Gauklern? Was war mit Barden? Er war ein Idiot!

Und ihr Blick fiel wieder auf Ron, der noch immer dieses doofe Grinsen mit sich herum trug! Beinahe hätte sie etwas gesagt, dachte aber noch kurz an die Bohnen in ihrem Mund; es wurde brav weiter gekaut.

Ron war schon immer der Aufdringlicher gewesen und genau das machte ihn ihr sympathischer, abgesehen von solchen Situationen. Er wagte auch immer etwas gegen die Aussage seiner Mutter zu proklamieren und meistens Enden seine Taten, da es ja nicht verbal bleibt bei ihm, in einem totalen Desaster.

Suchend wanderte ihr Blick über die Theke – jeder hatte sein Bier oder etwas ohne Alkohol vor sich, nur ein junge in Rons Alter sass etwas in der Ecke und starrte den Gaukler mit grossen Augen an.

Seine dunkle Haut verriet, dass er nicht aus dem Dorf stammte und auch seine hellen Augen sprachen dagegen. Sie konnte ihre Neugierde nicht unterdrücken und musterte ihn von Kopf bis Fuss.

Er hatte etwas an sich, dass sie an eine Zeit erinnerte, die schon sehr lange vorbei war. Seine Augen blickten aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber bis er bemerkte, dass sie ihn ebenfalls ansah und ruckartig war wieder der Gaukler das Ziel seiner Aufmerksamkeit.

Nun ihr war bewusst, auch ihre Hautfarbe, wenn nicht ganz so dunkel wie die seine, passte nicht in dieses Gebiet. War es das was seinen Blick immer wieder zu ihr wandern liess?

Ron streckte sich neben ihr und hob das Kinn zum Trotz an.

„Was willst du loswerden?“

„Der Gaukler mag ich nicht“, er liess den Mann jedoch nicht aus den Augen.

„Wieso?“, es war nicht das erste Mal, dass sein Auffassungsvermögen und Menschenkenntnis sie überraschte.

„Er ist für mich nicht wie ein normaler Gaukler. Er erzählt keine wirklich lustigen Sachen, schaut immer umher als betrachte er alle Menschen als seine Feinde und seine Finger…“, sein Blick richtete sich genau auf die Hände und auch Arias Blick wanderten zu ihnen, „Sie mögen Schwielen haben vom Musik spielen mit der Laute, aber das deutet mehr darauf hin, dass er noch nicht so lange spielt und seine Bewegungen sehen zwar nahezu so aus als ob er das Instrument kenne, jedoch ist er nicht eins mit dem Ding. Ein richtiger Gaukler verschmilzt beim Musizieren mit seinem Instrument, egal was es für eines ist. Er dagegen hat Mühe damit und scheint sich das Spielen erst viel später erlernt zu haben.

Er mag ein Gaukler sein, aber kein Wahrer! Nicht für mich“

Es waren alles kleine Dinge, die er aufgezählt hatte, Sachen die anderen nicht auffallen würden. Sie schüttelte leicht den Kopf. Ron war einfach sehr interessant und er sah das Verschmelzen aus diesem Blickwinkel weil er selbst Laute spielte und das perfekter als jeder Barde, den sie jemals auf ihren Reisen gehört hatte.

„Du verwechselst einen Gaukler mit einem Hofbarden. Sie sollten dazu fähig sein mit dem Instrument zu verschmelzen, ein Gaukler dagegen braucht nicht eine so hohe Ahnung zu haben, er muss Spielen können und zwar die Lieder, die die Menschen hören wollen.“

Der Junge nickte verständnisvoll.

„Du magst ihn dennoch nicht…“

„Nein“, er lächelte sie an, „du aber auch nicht“

Er sah viel, so wie viele andere, aber er deutete es dann auch richtig und verschwieg seine Erkenntnisse nicht.

„Ich mochte ihn einmal..., jetzt weiss ich nicht, wie er ist. Wie sehr ihn die Jahre verändert haben…“
 

Ron brauchte eine Sekunde um ihre Worte und ihren Blick, den sie dem Fremden zuwarf, zu deuten.

Hatte sie ihn wirklich einmal geliebt?

Der Mann war einiges Älter wie Aria, wie konnte das sein. Er kratzte sich am Kopf und legte den Kopf auf die Seite. Die Welt war doch etwas Komisches. Er beliess es, wie nur zu oft, etwas zu sagen. Auf der anderen Weise unterstützte das Alter des Alten, seine These, das Aria nicht ganz so jung war, wie alle dachten, aber wie konnte sie es verheimlichen? Nachdenklich nagte er an seinem Fingernagel, eine schlechte Angewohnheit, die er von jemand abgeschaut hatte und sie seit her nicht mehr loswurde.

Es war an der Zeit, dem Gaukler Konkurrenz zu machen.

Mit dieser Entscheidung stand er auf, ging ins Hinterzimmer des Gasthauses und nahm seine Laute zur Hand. Er atmete zwei Mal tief ein und trat dann zum musizierenden auf die Bühne, dieser warf ihm einen fragenden Blick zu und kam etwas aus dem Takt.

„Führ du deine Kunststücke auf und überlasse die schönen Klänge der Welt den richtigen Musiker!“, damit setzte er sich hin und stimmte kurz das Instrument, dann begann er zu spielen…
 

Die Menge verstummte als Ron sich zum Gaukler gesellte und jeder sah ihn neugierig an. Alle wussten wie der Junge Laute spielen konnte und jedes andere Instrument beherrschte er ebenso gut, aber die Laute war sein ein und alles.

Selbst der Fremde sah den Jungen an, zuerst böse, dann als die ersten Töne verklungen waren und er zum richtigen Lied überging, bewundernd.

Aria nahm einen Schluck vom würzigen Bier, dass ihr Ailly, die Frau des Wirtes hingestellt hatte. Die Musik brachte sie dazu die Augen zu schliessen und liess sie in die Vergangenheit fallen. Dinge kamen ihr in den Sinn, die sie längst vergessen hatte. Viele hatten mit dem Mann zu tun, der nun hier war und dem Jungen bewundernd zuhörte – wie all die anderen im Hause ebenfalls.

Ron schloss das Lied langsam und liess die Töne sanft ausfliessen, so dass das Lied noch ein Weilchen im Raum hing.

Es war der Gaukler der die erste Handlung vollzog; er räumte sein Instrument weg.

„Entschuldigt, habe ich euch doch mit meinem Unkönnen beschämt. Hätte ich nur gewusst, dass ihr selbst bereits jemanden besitzt, der so wunderbar kann spielen, hätte ich nicht einmal daran Gedacht, mein Instrument aus dem Wagen zu nehmen“, er machte eine leichte Verbeugung und lächelte Ron an.

Dieser erwiderte die Verbeugung mit einem Nicken und konnte sein breites Lächeln nicht unterdrücken, für Aria hatte die ganze Szene etwas Abstraktes.

Karem, ihr alter Bekannter, der um die Fünfzig sein musste, wenn nicht älter, verbeugte sich vor einem knapp vierzehn Jahre alten Jungen. Karem, der Mann der sich nicht einmal vor dem Hochkönig verbeugt hatte, Karem, der ein ganzes Heer in die Schlacht von Golirio geführt hat.

Ja, das Bild war mehr als komisch.

Doch er Abend zog sich noch eine Weile hin. Karem führte viele Kunststücke auf, Ron spielte zwischen durch mal ein Lied und alle Anwohner waren von dem Duo begeistert. Sogar Aria musste zugeben, dass es ein toller Abend gewesen ist – er nicht so toll endete, als Ron und Karem sich dazu entschlossen mit Aria nach Hause zu gehen. Karem wollte mit ihr reden und Ron war wohl der Meinung, dass es interessant werden könnte. Fer musste aber nach Hause, so befahl es seine Mutter, Ron grinste sein Siegeslächeln und folge den beiden anderen aus dem Gasthaus.
 

Die Tür war verschlossen und sie mussten einige Minuten warten, bis Tevi sie öffnete. Sein Blick wanderte schlafgetrunken über die drei Gesichter, heftete sich an Karems und die Tür knallte vor ihren Nasen zu.

„Mach auf Tevi!“

„Ich habe wohl zu viel getrunken!“, erklang es von innen.

„Das habe ich mir auch gedachte, aber ich hatte Nichts getrunken als ich ihn sah. Mach schon auf!“

Die Tür wurde noch wieder geöffnet und alle drei traten ein.

Das Kaminfeuer glimmte noch und auf einen kleinen Wink hin legte Ron Holz nach. Tevi musterte Karem eingehend und fuhr sich mit der Hand übers Kinn.

„Du bist es wirklich, oder?“

Der Mann nickte und seine Augen huschten von jedem Winkel des Hauses in den nächsten als erwarte er einen Hinterhalt.

Einige Angewohnheiten wurde man wohl auch in den Jahren nicht los.

„Als ich hier durchkam, hätte ich nicht erwartet jemanden zu treffen, den ich kenne, ich habe immer die grossen Städte gemieden, aus Angst, dass ich dort jemanden sehe der mich erkennt und doch noch aufs Schafott schleppt“, er schauderte leicht und setzte sich auf einen Stuhl am massiven Holztisch, in der Mitte des Raumes. Aria machte Tee und Tevi setzte sich am gegenüberliegenden Ende des Tisches, beobachtete Karem genau – jede Bewegung sog er in sich auf.

„Aber das ich nun euch hier antreffe, ist für mich wie ein Wink des Schicksals!“, er sah beide an, Aria die die Tasse Tee vor ihm hinstellte und Tevi der ihn immer offen beobachtete, „Ich habe etwas bei mir, ein Schwert um genau zu sein, dass ich los werden muss, bevor ich mich selbst umbringe und Aria ist die perfekte Person um es zu geben“

„Wieso ich?“

Alle drei, Ron eingeschlossen, sahen den Alten an.



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