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Drachenfluch(2)

Das Seelen-Schwert
von

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Auffbruch

„Menschen vergessen.

Sie vergessen, die alten Ländern.

Sie vergessen die alten Welten.

Damit sie dieselben Fehler wieder machen können“
 

Das Schwert lag neben ihr im Gras und sie hatte die Knie an ihren Körper gezogen. Sie hielt die Augen geschlossen und fühlte den Wind. Er strich sanft über ihre nackten Oberarme, um ihren freien Busen und die vom Laufen gestärkten Beine.

Tevi sass weiter oben am Hügel unter einer Eiche und sah sie an – sie fühlte seinen Blick. Dieser alte, wissende Blick, aber so wissend er auch war, der Elb konnte ihr nicht sagen was sie nun tun musste.

Es waren fünf Tage vergangen seit sie das Schwert von Karem erhalten hatte. Er ist noch in derselben Nacht verschwunden.

Ron hat ihn zwei Tage lang gesucht – jedes Haus durchschlichen, jede Scheune drei Mal angesehen und alle nach dem Fremden Gaukler ausgefragt, bis sie ihn wütend davon gejagt haben. Der Jung hatte einen eisernen Willen und wollte einfach nicht aufgeben. Aria bewunderte ihn dafür, denn sie wusste, sie hätte schon lange aufgehört zu suchen.

Müde und in Gedanken verloren fuhr sie wieder und wieder über die Klinge des Schwertes. Es hatte gebebt als sie es entgegengenommen hatte und Karem wurde so bleich, dass sie im ersten Moment dachte, er würde gleich tot sein.

Aber nein, der Gaukler fiel nicht einfach tot um. Er kreischte sie an, ob sie den von allen Sinnen sei, ihm die ganzen Jahre, in denen sie Partner gewesen sind, verschwiegen zu haben, dass sie Caladriels Lebensenergie in sich trage. Tevi war genau so überrascht gewesen, wie sie, dass er von diesem Geheimnis nur durch die Berührung des Schwertes erfahren hatte – Minuten später wussten sie auch wie er es herausgefunden hatte.

Fasst eine normale Frau das Schwert an, wird sie die Besitzerin und die Waffe würde sie beschützen, niemand kann sie stehlen, wer es versucht, wird von dem Schwert in Stücke geschnitten. Ein Mann kann das Schwert kaum jemals bekommen, ausser er findet es oder die vorherige Besitzerin übergibt es ihm, dasselbe gilt eigentlich auch für Frauen. Ein Unterschied gibt es dennoch; es akzeptiert jede Frau, bei den Männern kann es sein, dass es sich gegen ihn wendet und wenn eine Frau das Schwert stellen will, kann sie das, solange es im Besitz eines Mannes ist. Wird es von einer anderen Frau geführt, kann es nicht gestohlen werden.

Er wollte noch mehr erzählen, bis Ron dann meinte, er solle ihnen jetzt sagen, wieso er denke, dass gerade Aria die Mächte von Caladriel besässe.

Karem erklärte ihnen, er sei in einer Stadt gewesen und drei Hellaugen haben ihm vorhergesagt, dass die Welt in Gefahr ist, da sich einige um Caladriels Leben bemühten; es sei das Jahr, in dem er Wiedergeboren werden sollte. Was bedeutete, seit ihre Mutter und Jurek sich der Königin in den Weg gestellt haben waren 707 Jahre vergangen und laut Karem erscheint Caladriel immer!

Nun waren sein Leben und seine Waffe zusammen, dass Tevi seine magischen Fähigkeiten hatte, verschwiegen sie.

Alles von Caladriel war da, sein Leben, seine Magie – es fehlte nur noch ein Körper. Aria fuhr weiter über die Waffe, war wirklich eine Seele darin?

Sie wandte den Kopf und sah zu ihrem Freund hoch. Der Wind spielte mit seinem grauen Haar, welches eher silbern zu nennen war, aber für normale Menschen reichte es, wenn sie es als grau ansahen. Er bewegte sich nicht, keinen Muskel, sah ihr aber direkt in die Augen.

Ein Schauder überlief ihren Körper.

Was brachte ihnen dieser Weg? Konnte sie einfach hier bleiben und das Schwert versteckt halten?

Würde es jemandem auffallen, dass das Schwert anders auf sie reagiert als auf eine andere Frau? Wer wusste überhaupt von der Waffe oder besser, wer glaubte an die Legende, die keine ist? Hilflos

Schüttelte sie ihren Kopf und erhob sich.

Sie bot ihren nackten Körper dem Wind dar.

Lange Zeit ist vergangen, seit sie dies das letzte Mal gemacht hatte. Und es fühlte sich wunderbar an!

Pflanzen schlängelten sich ihr Bein hinauf, zogen sich über ihren Körper und verdeckten gewisse Stellen, wandten sich noch mehr und legten sich so auf ihren Haut als trage sie Kleidung.

„Du könntest eine Waldgöttin sein“

Sie gluckste und grinste Tevi breit an, er dies mit einem noch breiteren Grinsen beantwortete.

„Du bist schön, du trägst gerade die Pflanzen der menschlichen Welt an dir und du kannst sehr alt werden, es grenzt schon fast an Unsterblichkeit. Darf ich euch, Ariathe, Göttin der Wälder nennen?“

Seine Augen glitzerten spöttisch als er den Kopf senkte und einen leichten Knicks machte.

„Nennt mich Ariathe, die Göttin der Wiedergeburt, Sklave“, und sie begannen zu Lachen.

Tevi legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie legte ihren Kopf an seine Brust, aus dem Lachen heraus überkam sie trauen und sie fing an zu weinen. Er schlang die Arme um sie und legte sein Kinn auf ihren Kopf, während sie Schluchzte.

„Endlich hatten wir einen ruhigen Ort und nun dies“, sie neigte den Kopf in den Nacken und sah in seine grünen Augen, „Müssen wir wieder weg? Oder wird das Schwert unser Leben nicht beeinflussen?“

Er fuhr über ihr Haar.

Trauer schlich sich in einen Blick und er sah hinauf in den blauen Himmel mit den wenig weissen Wolken.

„Caladriel wird uns beeinflussen, so wie er es unser Leben lang getan hat“

Es war nicht fair. Sie haben niemandem etwas getan, früher waren sie nicht die nettesten, waren gefährlich, aber hatten sie das alles nicht wieder gut gemacht? Niemals hatte sie Wut auf Caladriel verspürt, aber jetzt war da Zorn. Ob auf den Drachen oder auf die Welt, auf sich selbst, sie war sich nicht klar darüber, nur das er existierte.

Gemeinsam, noch immer in Pflanzen gekleidet, gingen sie zurück in ihr Haus. Es sah so aus wie immer, Tevis Garten mit dem Gemüse, sein kleines Häuschen für die Vögel auch der Bank an der Seite des Heims, gab ihr Wärme. Wärme, die sie bald verlieren würde. Tief Luft holend trat sie in ihr Reich ein, schritt mit starrem Blick zur Tür und drückte sie auf.

Ron hob den Kopf und lächelte leicht.

„Hey“

Sie nickte ihm nur zu und liess sich in einen Sessel fallen, Tevi schloss die Tür als er nach ihr eintrat.

„Was tust du denn hier?“

„Die Leute im Dorf meinten, ich soll einige Zeit verschwinden also bin ich hier hergekommen. Meine Mutter weiss es“, meinte er bevor Tevi auch nur die Frage auf seiner Zunge stellen konnte.

Der Elb nickt und setzte sich an Ron an den Tisch.

„Hast du etwas rausgefunden?“

„Leider nein, nachdem er euer Haus verlassen hat, hat ihn niemand mehr gesehen, selbst sein Pferd steht noch im Dorf“

„Das wissen wir“

Wohin und wie ist Karem verschwunden?

Ron fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Schielte aus den Augenwinkeln zu Aria hinüber und sah wieder auf den Tisch hinab. Er wirkte auf Tevi verloren. Einen Moment erinnerte ihn dieser Junge an sich bevor er damals von Lilith gefunden worden ist. Bevor er dies es Leben gelebt hatte.

Es konnte nicht mehr lange dauern bis sie gehen mussten, irgendjemand würde kommen und das Schwert holen, Caladriels Leben vielleicht gleich dazu; Sie mussten verschwinden ehe sie das Dorf in all dies hinein zogen.
 

Sie erwachte und sah sich langsam um. Es war dunkel, reine Schwärze. Doch da war ein Gefühl; Verzweiflung. Sie lauschte, noch ein weiteres Gefühl erklang um sie herum; Hass. Sie nährte sich daran und versuchte etwas zu erkennen, aber es war noch immer Stockdunkel. Nicht einmal ihre eigene Hand konnte sie sehen oder war sie diese Schwärze? Wieder lauschte sie.

Sie schrie nach ihr und sie würde antworten, sobald sie noch mehr Nahrung bekam.
 

Dana liess sich von Sairine die blonden Haare zusammen binden. Diese Fluchte lauthals und versuchte sich mit dieser Tätigkeit zu beruhigen. Die beiden Männer sahen sich besorgt um und stritten leise mit einander.

Sie hatten die Frau verloren, die bewusstlos gewesen ist.

Die beiden hatten sie zu einem Haus geführt, an dem sie vorbei geritten sind, aber als sie hinter dem Haus nachsahen, war da niemand mehr.

Sairine ist explodiert und hat die beiden angeschrien, so wütend hatte Dana die andere noch nie erlebt. Sie liess sich an den Haaren rum zerren, verzog keine Miene und erwartete geduldig, wie es weiter gehen wird.

„Zel, sie ist weg!“

„Bleib ruhig, Erion. Sie ist weg, aber wir werden sie sicher wieder finden und wenn nicht, solange das Schwert nicht bei ihr ist, spielt es keine Rolle, wir werden eben das Schwert suchen. Ich kann die Drachenwaffen spüren, es ist vielleicht besser zuerst das zu suchen und es dann zu zerstören!“

Das wäre eine gute Idee, dachte Erion bitter. Wo konnte die Seelenlose bloss hin sein oder besser, wer hat sie weggeschafft; eine Seelenlose konnte nicht bei Bewusstsein sein und davon marschieren! Egal wie sehr er sich anstrengte, er konnte sich keinen Reim darauf machen, es war abstrakt. Er sah die beiden Frauen an, Sairine zog an Danas Haar als wollte sie, sie ihr ausreissen, die blonde verzog das Gesicht nicht zu einer Schmerzmaske. Er war sich sicher, er hätte geschrien.

Zel drehte sich um und ging zu den beiden hin, um ihnen mitzuteilen, dass sie sich nun verabschieden und ihrer Wege ziehen.

Sairine starrte ihn eine halbe Sekunde an als wäre er ein Geist und schlug ihm die Faust mitten ins Gesicht. Zel taumelte zurück, hob die Arme um einen weiteren Schlag abzufangen und holte seiner Seitz zum Gegenschlag aus, aber seine Gegnerin war schneller. Sie huschte links an ihm vorbei und trat nach seiner Kniekehle, er knickte ein und drehte sich dabei herum, sie hatte wohl damit gerechnet und trat mit voller Wucht auf seine schon beschädigte Nase.

Erion hielt die Luft an und sah Zel vor der Frau auf die Knie fallen.

„Ihr werdet uns nicht den Rücken zukehren, wir werden gemeinsam weiter gehen“, bei diesen Worten blickte sie Erion in die Augen, „oder ich bring euch beide um!“

Dieses Mädchen, würde das was sie angedroht hatte wahr machen, da war er sich absolut sicher. Zel hob langsam den Kopf und sah seinen Freund an.

„Na gut, wir werden gemeinsam weiter gehen… aber wohin wollt ihr?“

„Wir holen uns das Schwert, die Seelenlose werden wir sowieso nicht wieder finden bis der Entführer sie uns zurückgeben will“

„Vier Dumme, ein Gedanke“

Sie grinste leicht und trat geschwind an seine Seite.

„Ich freu mich zu sehen, was aus uns wird“

Erion sah ihr nach als sie zu Dana hinüber ging und ihr einen schönen Zopf flechtete.

Sein Partner stand schwankend auf und hielt sich die Hand vor die Nase. Sein Gesicht war Blut überströmt.

Als Erion bei ihm war flüstere er: „Dafür wird sie bestraft, das verspreche ich dir!“, Zorn stieg in ihm auf und er nahm einen kleinen Behälter aus seiner Tasche.

„Halte still, dass ist der Heiltrank von Ev’Iren“

Kaum berührten zwei Tropfen Zels Wunde begann sie sich zu schliessen und verschwand. Keine Narbe blieb zurück.

Zel legte ihm dankend die Hand auf die Schulter und lächelte verzerrt – der Trank heilte nur die Äusseren Wunden, die Schmerzen würde er noch so lange behalten, wie es sonst auch wäre, nur das man Nichts sah.
 

„Nein! Verdammt noch Mal!“, Aria schrie Ron an und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht, zum zweiten Mal, „Was denkst du dir eigentlich? Es ist viel zu gefährlich!“

In den Augen des Jungen stand Belustigung. Er würde nicht nachgeben, egal ob sie ihn halb totschlagen würde oder nicht. Wie sie es hasste!

„Ich werde euch begleiten“

„TEVI!“, Nun fuhr sie herum und funkelte den Elb an, „Rede du mit ihm!“, sie hatte keine Nerven mehr.

Dieser zuckte nur mit den Schultern und trat zu Ron heran.

„Hör zu Junge, es wird schlimm. Es werden Menschen sterben, wenn du uns begleitest, wirst du vielleicht auch einige töten, sogar ganz bestimmt. Es ist nicht wie eine der tausend Geschichten, die ihr immer von euren Eltern und den Barden hört; das hier ist Real. Wenn jemand stirbt, ist er tot…“, er dachte kurz nach, „ausser er ist unsterblich oder besitzt mehrere Leben“, Aria konnte sehen wie bei diesen Worten der Entschluss des Jungen, sie zu begleiten, noch mehr wuchs, „daher musst du es selbst wissen – und deine Mutter muss einverstanden sein“

Sie riss sich zusammen und schrie nicht mehr herum – wenn die beiden dachten, es käme gut, wenn der Kleine sie begleitet, dann machten sie es halt so. Seine Mutter wäre sowieso dagegen, jawohl!

Es war ein kleiner Hoffnungsschimmer gewesen und er zerbrach als Miari ihnen sogar zwei Rücksäcke voll mit Decken und Nahrung mitgab. Aria kam nicht drum herum nach zu fragen, warum sie ihren Jungen mit ihnen fortgehen lies. Miari erklärte ihnen, dass sie die Hoffnung hege, ihr Sohn würde so etwas von seiner Wildheit und den dummen Ideen verlieren und als braver, starker Mann zurückkehren. Tevi hatte ihr nicht erklärt, dass er sterben könnte, denn hätte er dies erzählt, hätte er auch erklären müssen, warum sie sich auf diese Reise begeben.

Es vergingen noch zwei Tage bis es soweit war, Tevi hatte Ines, der Tochter des Wirtes, das Haus übergeben, da sie seit neuem verheiratet war, aber sie noch bei den Eltern wohnten und deren Haus einfach zu eng war für alle.

Ines versprach dafür gut auf den Garten uns alles Acht zu geben und Tevi gab ihr die Erlaubnis, dass Haus auch auszubauen oder um zu gestalten – er war der Überzeugung, dass er nie wieder zurückkommen würde.

Es war noch dunkel als sie sich auf den Weg machten. Ron trug einer der Rücksäcke, Tevi den anderen. Aria hatte ihr Schwert über den Rücken geschnallt und das Messer ihrer Mutter am Gürtel befestigt. In vier Tagen würden sie die Stadt Hallbar erreichen, dort konnten sie Pferde kaufen und dann weiter in eine Grossstadt reiten. Tevi und sie hatten vereinbart, dass sie sich in einer Grossstadt niederlassen, weil sie dort nicht sofort finden würde.

Wieder musste sie daran denken, wie dumm sie waren, jetzt schon aufzubrechen. Was wenn sie gar niemand suchte?? Aber Karem meinte, einige würden es spüren und zu ihnen kommen; es war wohl doch besser so…



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