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Naminé

Liebe deinen Feind
von

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Prolog (überarbeitet)*

Prolog
 

Der Regen ergoss sich in Strömen auf die Erde. In der Ferne hörte sie es donnern und ein Blitz schlug am Ende des Horizontes ein.

Naminé blieb ruhig, denn in ihr tobte ebenfalls ein Sturm. Ihr Pferd hielt sie fest am Zügel, während sie im Sattel saß und sich ihr brauner Reiseumhang mit Wasser voll sog. Sie war froh, dass Sie ihre Kapuze aufgesetzt hatte und wenigstens ihre Haare verschont blieben. Als erneut ein Blitz einschlug, schloss sie die Augen.

Cyon, wo mag dein Mörder nur sein?, fragte sie sich in Gedanken und hatte immer noch das Bild ihres toten Bruders vor Augen: Ein Pfeil hatte aus seiner Brust geragt, sowie mehrere Einstiche von einem Dolch waren an der Leiche zu erkennen gewesen. In der linken Hand ihres toten Bruders war eine schwarze Rose gelegen - das Zeichen der Elbenjäger! Erneute Trauer, gemischt mit Hass, durchströmten sie und sie zwang sich, ihre Tränen zurückzuhalten. Als sie ihren Bruder gefunden hatte, mit dem Zeichen der Elbenjäger, hatte sie sich eines geschworen: Rache!

Plötzlich hörte Naminé Hufschläge hinter sich. Sie blieb sitzen und wartete, bis das fremde Pferd neben ihr zum Stehen kam.

„Du wirst es wirklich tun?“, fragte eine, ihr sehr vertraute, Stimme. Naminé öffnete ihre hellblauen Augen und sah neben sich. Aryl, eine Freundin ihres Elternhauses, war ihr nachgeritten und sah sie aus grünen Augen besorgt an. Ihr braunschwarzes Haar schaute unter ihrer Kapuze hervor. Die junge Elbin nickte nur knapp. Aryl seufzte hörbar.

„Deine Eltern sind dagegen, Naminé. Du wirst seinen Mörder niemals finden, du weißt selbst, wie viele es von ihnen gibt!“.

„Warum töten sie uns, Waldelben, eigentlich?“, fragte Naminé plötzlich und ein erneuter Donnerschlag war am pechschwarzen Himmel zu hören. „Sie geben uns wahrscheinlich die Schuld, dass sie den Krieg vor 75 Jahren verloren haben“, vermutet Aryl schließlich. Eine Weile sagte keine der beiden Elbinnen etwas.

„Du wirst dich nicht davon abbringen lassen?“.

Naminé schüttelte stumm den Kopf. „Nein. Ich werde solange suchen, bis ich ihn gefunden und getötet habe!“.

Aryl legte ihr die linke Hand auf die Schulter - sie biss sich auf die Lippe. „Versprich mir nur eines: Pass gut auf dich auf und mach keine Dummheiten!“.

Naminé lächelte still und umarmte Aryl. „Nein. Das werde ich nicht tun“, sagte sie zum Abschied zu der Elbin, bevor sie ihrem Pferd sanft gegen die Flanke drückte und dieses den schmalen Weg, von dem Vorsprung zum dichten Wald, hinunterrannte.

Als Aryl ihr nachsah, rannte ihr eine Träne hinab. Die Waldelbin wusste, dass sie Naminé nie wiedersehen würde.
 

Der Regen hatte sich beruhigt, als Naminé endlich den Wald durchritten hatte. Die Bäume wurden weniger und in der Ferne sah sie die Stadtmauer von Vale, einer Stadt nahe der Grenze zum Waldelbenreich.

Es war eine der wenigen Städte in der sich Waldelben und Menschen freundlich begegneten. Wenn man tiefer ins Land hineinritt, wurde man mehr und mehr von den Menschen, als Waldelb, verachtet. Naminé überlegte fieberhaft, seit sie aufgebrochen war, was sie machen sollte, wenn sie tiefer ins Menschenland ritt.

Kurzerhand hatte sie die Idee sich als Hochelbin auszugeben. Die Hochelben waren bei den Menschen gern gesehen. Da sich sowieso so wenige Waldelben ins Menschenreich trauten, woher sollten sie wissen, wie ein Waldelb aussah?

Als Naminé in Vale ankam, bemerkte sie sofort, dass der Sturm hier nicht spurlos vorübergegangen war. Viele Häuser waren zerstört: Fensterscheiben waren in Tausende kleine Glasteile zersprungen, Bäume waren umgefallen und begruben vieles unter sich. Soweit Naminé es sehen konnte, gab es keine Toten.

Die Waldelbin ritt auf einem, wie ihr schien, noch intakten Gasthof zu. Sie stieg von ihrem Pferd und gab es einem Stalljungen. Naminé wollte sich in den Gasthof umhören, ob in der letzten Zeit ein Elbenjäger durchgekommen war. Denn für Elbenjäger war die Stadt Vale das reinste Paradies.

Das Gasthaus war innen sehr gepflegt und einige Waldelben nickten Naminé zu, die diesen Gruß erwiderte. Kurzerhand setzte sie sich neben ihre Artgenossen.

„Der Sturm war ziemlich schrecklich“, eröffnete sie das Gespräch. Der Elb der Links neben ihr saß, nickte. „Ja. Schon seit Langem war es wieder das erste Mal, das es so geregnet hat“. „Es ist nur Schade, um die Menschen hier. Es wird lange dauern, bis alles wieder so aussieht wie früher“, sagte die Elbin, die Naminé gegenübersaß. „Ja, da habt Ihr Recht“.

Plötzlich wurde die Tür des Gasthauses grob aufgestoßen und ein hochgewachsener Mann stand in der Tür. Die drei Elben drehten sich um und sahen den Mann skeptisch an. Der Mann hat schwarzes, fast schulterlanges Haar und seine eisblauen Augen waren auf den Wirt fixiert.

Er trug dunkle Kleidung, die aufwendig mit Ornamenten verziert war. . Ein schlichtes Schwert trug er auf der rechten Seite. Naminé sah den angewiderten Ausdruck in den Gesichtern der beiden Waldelben.

„Wer ist das?“, fragte sie leise, während der fremde Mann, sie schätze ihn auf 23, auf den Wirt zuging und dann mit ihm zu Diskutieren anfing.

„Sias. Ein Elbenjäger“, spie der Elb, neben ihr, wütend aus, und an seinen Händen traten die Knöchel weiß hervor, als er diese zu Fäusten ballte. „Wie gerne würde ich ihn jetzt den Dolch in den Rücken rammen“.

Sias…der Name kam der Waldelbin vage bekannt vor. Ob er Cyons Mörder war?

„Seit wann ist er hier in Vale?“.

„Seit fast 2 Wochen. Wir warten immer noch darauf, dass er einen von uns tötet!“.

2 Wochen … das könnte passen. Ihr Bruder war seit ungefähr 9 Tagen tot. Naminé wollte aufstehen, doch eine Hand umfasste unsanft ihren Arm.

„Was habt Ihr vor?!“.

„Ich möchte ihn etwas fragen“, sagte Naminé fest entschlossen und ging auf den Elbenjäger zu.

Dieser wurde erst auf sie aufmerksam, als der Wirt sich wütend von ihm abwandte.

„Was willst du, Spitzohr?“, fragte er sie verachtend und Naminé sah den Hass in seinen Augen auflodern.

„Euer Name ist Sias, nicht wahr?“, fragte sie zurück und versuchte ihre Angst und Unsicherheit zu überspielen. „Mein Name ist Naminé, und ich will Eure Schülerin werden!“.

Aller Anfang ist schwer (überarbeitet)*

1.Kapitel

Aller Anfang ist schwer
 

Cirra sah aus dem Fenster, während eine Zofe ihr rotbraunes Haar zu einem Zopf flocht und in diesem einzelne Blumen steckte. Die Prinzessin der Elben, deren Schloss sich im Lande der Hochelben befand, war von ihrer Schönheit einer Prinzessin wirklich würdig.

Sie trug ein enges, tief ausgeschnittenes, schwarzes Kleid. Ihre dunkelblauen Augen, die neugierig wirkten, sahen immer noch aus dem Fenster.

„Weißt du, wann mein Bruder wiederkommt?“, fragte sie ihre Zofe. „Nein, Herrin“, antwortete diese und strich noch mal über den Zopf, bevor sie fertig war. Cirra drehte sich zu ihr um. „Seit wann ist er unterwegs?“. „Seit drei Stunden, Mylady“.

Die Elbenprinzessin ging an ihr vorbei, aus ihrem Gemach hinaus. Die Zofe folgte ihr. Für Cirra war es normal, dass ihr Bruder nicht oft hier war, doch sie mochte ihn sehr. Seit dem Tod ihrer Eltern vor 9 Jahren war er der einzige ihrer Familie, der noch am Leben war. Cirra war erst 52, in der Menschenwelt wäre sie 15 Jahre alt, weswegen sie zu jung war, um den Thron zu besteigen. Ihr Bruder war fast 100 Jahre älter als sie und übernahm ihr Amt, bis sie alt genug dafür war.

Eigentlich wäre er der Thronfolger, weil er der ältere war, doch bei den Hochelben war es schon seit Jahren Tradition, dass immer eine Frau über das Land herrschte. Die Zofe folgte ihr stumm. Cirra blieb vor einer gläsernen Tür stehen, durch die man hinaus auf den Hofgarten sehen konnte. „Ich werde ein wenig nachdenken. Du kannst gehen, wenn ich dich brauche, rufe ich nach dir“.

Die Zofe verneigte sich und Cirra trat hinaus in den Schlossgarten.

Als die Sonne ihr Gesicht streichelte, schloss sie die Augen und lächelte stumm. Cirra liebte die warmen Sonnenstrahlen und den Sommer. Im Winter war die junge Prinzessin meistens im Schloss und saß bei geöffnetem Fenster in ihrem Zimmer, um das Winterland zu betrachten.

Cirra ging den schmalen Weg entlang, neben dem Bäume, Sträucher und Blumen wuchsen und ein kleiner künstlich angelegter Bach plätscherte daneben. Die Prinzessin wanderte ein wenig durch den Garten und setzte sich dann anschließend auf eine Bank, die unter einen Schatten spendenden Kirschbaum stand.

Sie saß eine Weile dort, bis sie ein Rascheln hinter sich hörte.

„Linth?“, fragte sie vorsichtig und als Antwort hörte sie Stiefelschritte, die immer näher kamen.

„Ich dachte du bist noch unterwegs?“, fragte sie ihn und warf ihren Bruder einem schiefen Blick zu. Linth lächelte breit und strich sich einige seiner blonden Strähnen hinter das linke Ohr. „Nein. Ich bin schon lange hier“, sagte er und setzte sich neben seine kleine Schwester. Linth trug eine weiße kurzarmige Jacke, darunter ein gleichfarbiges Hemd und eine blaue Lederhose.

Ein Dolch hing an seinen Gürtel und ein silbernes Armband blitze im Sonnenlicht auf. „Ich habe die Wachen gebeten vorerst nichts davon zusagen, dass ich hier bin“, erklärte er ihr weiter. „Und? Warst du erfolgreich?“, flüsterte Cirra fast lautlos. Sie wusste, dass niemand die beiden hören konnte, dennoch … Cirra liebte die Vorsicht.

Linth nickte. „Ja. Der Auftrag ist erledigt“. Cirra seufzte. Es war so als würde eine Last von ihren Schultern fallen. „Gut. Dann lassen wir unser Spiel beginnen“, erwiderte sie mit einem teuflischen Grinsen.
 

Naminé sah Sias fest an. Der Elbenjäger hingegen war das erste Mal seit langem sprachlos. Wollte sie ihn etwa blamieren?

„Du hast nicht zufällig zu viel getrunken? Oder mit deinem Freunden dort hinten eine Wette am laufen?“, fragte er sie verblüfft. Naminé war nervös, denn erst jetzt erkannte sie, in was sie sich hineinritt!

Doch das Gespräch jetzt einfach zu beende, war nicht ihre Art. „Was ist an dieser Frage so schwer zu verstehen?“.

„DU bist ein Waldelb! ICH bin ein Elbenjäger! Ich und andere meiner Zunft jagen euch, töten euch und du hast die Frechheit zu fragen, ob ich dich ausbilde! Sei froh das Wir uns hier in Vale befinden, sonst wärest du schon längst Tod!“, zischte er sie wütend an.

Sias wollte gehen, doch Naminé blieb hart.

„Ich bin eine Hochelbin! Und ich bitte dich darum, dass du mich ausbildest!“.

Sias blieb stehen, drehte sich aber nicht um.

„Hochelb? Ist deine Hautfarbe nicht ein wenig zu dunkel dafür?“, fragte er sie spöttisch. „In Vale leben die Elben mit den Menschen friedlich Seite an Seite. Ich bin hier aufgewachsen, deswegen habe ich so eine dunkle Haut“, rechtfertigte sie sich vor ihm. Sie hoffte so sehr, dass er ihr die Lüge abnahm! Naminé hatte einmal gehört, wenn ein Hochelb oder ein Mensch, einen Elbenjäger, um eine Ausbildung bat, dass dieser diese Person als Schüler annehmen musste.

Sias warf ihr einen schiefen Blick zu. Er wusste nicht genau, was er von ihr halten sollte. Dass sie eine Waldelbin war, sah er mit geschlossen Augen.

Doch diese Göre flehte offenbar um diese Ausbildung. Die Waldelbin hatte langes, blond- fast goldfarbenes Haar und strahlend hellblaue Augen. Sie trug einen waldgrünen knielangen Rock, darunter eine kurze braune Lederhose. Als Oberteil trug sie eine gleichfarbige, langärmlige Bluse, die mit Schnüren am Rücken zusammengehalten wurde. Ein Köcher mit Pfeilen und ein Bogen hingen über ihrem Rücken.

Sias seufzte niedergeschlagen.

„Gut. Ich werde dich ausbilden, Hochelb. Ich werde mich dir erst einmal ein bis zwei Wochen zur Probe annehmen“, sagte er und es klang genervt. Naminé biss sich auf die Lippen, um ihre Freude zu verbergen. Sie hatte Sias überredet! „Danke“, sagte sie und verneigte sich knapp vor Sias. Der Elbenjäger ging hinaus. „Morgen am Markplatz, sobald die Sonne aufgegangen ist“.

Als Sias den Raum verließ, warfen die zwei Elben, mit denen sich Naminé vorher unterhalten hatte, böse Blicke zu. „Sag mal spinnst du?! Du bist eine Waldelbin! Sobald er weiß, dass du ihn anlügst, wird er dich töten!“, sagte die Elbin und sah sie entsetzt an. Naminé wandte sich den beiden zu. „Ich kenne die Konsequenzen“. „Und warum tust du es dann? Wenn du dich nach dem Tod sehnst, kannst du es ihm gleich sagen“. Die Waldelbin schüttelte den Kopf. „Nein. Ich will nur Rache“.
 

Sias verließ das Gasthaus. Die Sonne war schon untergegangen. Dieses dumme Spitzohr hatte ihn schon viel zu lange aufgehalten! Sias wusste, dass sie keine Hochelbin war, doch er wollte sie die erste Zeit einmal in diesem Glauben lassen.

Morgen würde er sich mit ihr unterhalten. Sias wollte wissen, warum sie auf die Idee kam, einen Elbenjäger um eine Ausbildung zu bitten! Sie war eine Waldelbin.

Er jagte ihr Volk seit Jahren! Warum tat sie das? Wollte sie ihn nur reizen, oder war sie lebensmüde? Sias stieg auf seinen Rappen und preschte mit ihm aus der Stadt. Er würde sich morgen darüber Gedanken machen, denn jetzt musste er erst einmal seiner Arbeit nachgehen.
 

Naminé folgte Sias stumm in den nahe gelegenen Wald. Ihr Pferd führte sie an den Zügeln hinter sich her, und tat es somit Sias nach. „Wohin gehen wir?“, fragte sie ihn vorsichtig. Sie hatte ein schlechtes Gefühl mit ihm alleine zu sein.

„Warum willst du eine Elbenjägerin werden?“, stellte er die Gegenfrage. Naminé war ein wenig überrascht. Eigentlich hätte sie mit dieser Frage rechnen müssen.

„Ich hasse die Waldelben“, log sie. Sias zog die Mundwinkel leicht hoch. Er musste sich ein Lachen verkneifen.

„Und warum fragst du ausgerechnet mich?“. Weil du der erste Elbenjäger warst, den ich gestern gesehen habe? ,, dachte sich Naminé die Antwort, aber das konnte sie ihm natürlich nicht ins Gesicht sagen. „Es heißt, du bist einer der besten Elbenjäger“, sagte sie stattdessen zu ihm. „Das ist wahr. Ich habe in einem Jahr mehr als 54 Elben getötet“, sagte er stolz. Naminé grub ihre Finger in Lanes Zügel. Sie atmete tief aus. Naminé wollte nicht, dass ihre Fassade bröckelte.

Auf einer Lichtung blieben die beiden plötzlich stehen. Sias band sein Pferd an einen Baum und Naminé tat es ihm nach. „So. Dann wollen wir mal sehen, wie du kämpfst, Naminé!“, sagte er plötzlich und grinste breit.

Die Waldelbin fühlte sie überrumpelt, als dieser plötzlich sein Breitschwert zog und auf sie zu lief. Naminé duckte sich gerade noch, stolperte aber rücklings über einen Stein. Blitzschnell stand sie auf und rannte ein Stück von ihm weg. Sie zog Pfeil und Bogen und wollte nach ihm schießen, doch der Pfeil ging daneben.

Sias lächelte. „Du kannst nicht zielen?“, fragte er sie spöttisch.

Naminé warf ihren Bogen kurzerhand auf den Boden und zog ein Schwert, das an dem Sattel ihres Pferdes hing. Die Klinge war lang, und schmal. Naminé drehte sich um und blockierte Sias Schwertschlag, sie zitterte unter der Wucht seines Schlags. Ihre Schwertklinge bestand aus Elbenstahl, dass sich nur sehr schwer abnutze.

Sias verstärkte seine Kraft und es gelang ihm, Naminé in die Knie zu zwingen. Sie ließ das Schwert fallen und fiel auf den Boden.

Sias hob sein Schwert und schwang es. Oh nein!,! dachte sie erschrocken und alles in ihr, schrie, doch sie brachte keinen Ton hervor, als das Schwert auf sie niedersauste.

Sie schloss die Augen, denn sie wollte ihr Ende nicht sehen. Naminé zuckte zusammen, als das Schwert dicht neben ihrem rechten Ohr einstach.

Sie öffnete vorsichtig ihre Augen und starrte in Sias Gesicht. Der Elbenjäger saß vor ihr und beugte sich über Naminé.

Sein Schwert hielt er mit der rechten Hand umklammert. Naminé zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sias sah sie an.

„1. Lektion: Lüge mich nie an, Waldelbin! 2. Lektion: Du tötest, wenn ich es dir sagen, und tust es, ohne es zu hinterfragen, und 3. Lektion….“.

Sias beugte sich näher zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins linke Ohr: „Du gehorchst mir, wenn nicht, werde ich dich sofort töten“. Sias stand auf und zog sein Schwert aus der Erde. Naminé lag noch eine Weile da, bevor sie sie sich auf wackligen Beinen aufrichtete.

Sie hob ihr Schwert und ihren Bogen auf. Das Schwert verstaute sie in der dazu gehörigen Schwertscheide und den Bogen hängte sie sich wieder um ihren Rücken, während sie den Köcher an den Sattel band.

„Warum hast du mich nicht getötet?“, fragte sie ihn laut. Ihre Stimme klang immer noch erschrocken. „Ich werde dir diese Frage beantworten, wenn du mir meine zuerst beantwortest“. Naminé nickte zaghaft. „Warum willst du eine Elbenjägerin werden? Willst du deine eigenen Rasse auslöschen?“.

„Nein. Mein Bruder wurde von einem Elbenjäger getötet. Ich will einfach nur Rache“. Sias stieg auf sein Pferd und lenkte es neben Naminé. „Du weißt, wie viele Elbenjäger es gibt? Ich könnte ihn auch getötet haben?“.

„Ich weiß. Doch ich glaube nicht das Du es warst“. „Warum?“. Naminé lächelte und stieg in Lanes Sattel. „Hättest du mich sonst aufgenommen?“. Sias musste ungewollt lächeln.

„Keine schlechte Antwort, Naminé“.

Der Weg nach Dunac (überarbeitet)*

2.Kapitel

Der Weg nach Dunac
 

Naminé öffnete ihre Augen und sah als erstes Sias. Der Elbenjäger saß neben ihr am Feuer und starrte geistesabwesend in die Flammen. Die Waldelbin seufzte. Schon seit 3 Tagen war sie mit Sias nach Dunac, einer kleinen Hafenstadt, unterwegs. Die beiden sprachen nicht viel, weswegen sich Naminé manchmal sehr langweilte. Wie jede Nacht schliefen die beiden im Wald unter dem Sternenhimmel. Obwohl die Elbin keine 2 Stunden geschlafen hatte, war sie nicht müde. Sie konnte einfach nicht schlafen.

Wenn sie die Augen schloss, sah sie jedes Mal Cyons massakrierten Körper vor sich. Naminé fröstelte es trotz des Feuers.

„Wie lange brauchen wir noch nach Dunac?“, fragte sie ihn. „Zwei Tage noch“, sagte Sias und stocherte mit einem Stock im Feuer. Naminé hielt einen gewissen Sicherheitsabstand zu dem Elbenjäger.

Sie traute ihm nicht, doch er war die einzige Hoffnung, dass sie den Mörder ihres Bruders finden würde. „Wieso willst du überhaupt deinen Bruder rächen?“.

Diese Frage hatte er ihr schon einmal gestellt, doch er wollte mehr über Naminés Rachepläne wissen.

„Mein Bruder und ich lebten mit unserer Familie nah an der Grenze zum Elbenreich. Ihr wisst, dass es Verboten ist an der Grenze zu töten, dass es allgemein verboten ist im Waldelbenreich zu töten! Doch sie taten es trotzdem. Mein Bruder würde grausam hingerichtet. Ich möchte das Gleiche dem Mörder antun, was er Cyon angetan hat!“.

Sias spürte den Hass, die Wut, die mit jedem Wort aus ihrem Mund stieg und wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte.

„Glaubst du nicht, dass du dir ein etwas zu großes Ziel gesetzt hast? Und du glaubst doch nicht wirklich, dass sich alle an die Regel halten, dass sie nicht hinter der Grenze töten sollen?“, fragte er sie sarkastisch und grinste wolfsähnlich. Naminé warf ihn einen bösen Blick zu.

Sie traute Sias zu, dass er schon mehr als einmal hinter der Grenze getötet hatte, doch … sie glaubte nicht, dass er der Mörder von Cyon war! Sie wusste selbst nicht, warum sie dies glaubte, doch je länger sie ihn ansah, desto weniger vermutete sie dies.

„Weißt du zufällig, wer ihn umgebracht hat?“, fragte sie ihn plötzlich. Sias legte den Kopf in den Nacken und überlegte. In den letzen zwei Wochen hatte er 3 Elbinnen getötet, doch er kannte jemanden der vor kurzen einen Elb getötet hatte, der auf Naminés Beschreibung passte. Sias hatte ihn nur zufällig dabei gesehen und fand die Tötung des Elben ziemlich übertrieben, es sah für ihn mehr wie ein Ritual aus.

Sias hatte denjenigen erkannt, der den Elb getötet hatte, doch er hatte sich im Hintergrund gehalten. Er hatte mit dieser Person noch eine sehr große Rechnung offen. Eigentlich wollte er sich in dieser Nacht an ihm rächen, doch der Mord an Cyon hatte ihm auf eine andere Idee gebracht: Er würde diese Person suchen und sie bestechen! Ein Elbenjäger, der einen Ritualmord durchführte, dies glich einer Todesstrafe. „Ja. Ich weiß, wer es war“, gestand er ihr und sah Naminé nun an.
 

Die Augen der Waldelbin hellten sich auf, sie beugte sich ein Stück weiter zu ihm hinüber und kroch auf allen vieren auf ihm zu. „Wirklich?!“, kurz vor seinem Gesicht blieb sie stehen. Sias hingegen zog seinen Kopf ein wenig zurück. „Ja“, antwortete er erneut und zog leicht die Augenbrauen zusammen.

„Kannst du mir den Namen sagen?“, bat sie ihn. „Nein. Das werde ich nicht. Ich habe mit demjenigen sowieso noch eine Rechnung offen. Du wirst mich begleiten, und ich werde dich zu einer Elbenjägerin ausbilden, verstanden?“.

Naminé wich ein wenig von ihm zurück und sah in das Feuer. „E …Eigentlich behagt es mir gar nicht das Ich eine Elbenjägerin werden soll, ich dachte nur ich komme mit dir mit und dann bringst du mich zu Cyons Mörder, ich töte ihn und dann … geht jeder seines Weges?“, druckste sie herum. Das hast du dir ja ganz einfach vorgestellt , dachte sich Sias.

„Glaubst du, dass ich mich von dir als Wegführer ausnutzen lasse? Nein! Du hast mich gebeten, dass ich dich ausbilde und ich werde es tun! Das hättest du dir vorher überlegen sollen, bevor du auf die Idee kommst: Hey! Ich bettelte einen Jäger an, dass er mich mit sich nimmt und dann haue ich ab! Nein, meine Liebe. So läuft das Spiel nicht. Das sind meine Regeln“.

Naminé sah ihn geschockt an, erst jetzt wurde sie sich über den Ernst der Lage bewusst! „A …Aber du wolltest mich doch sowieso nicht aufnehmen!“. „Ich habe es mir eben anderes überlegt“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich mein eigenes Volk umbringe!“.

Die Waldelbin war inzwischen aufgestanden und blickte auf Sias hinab. Der Elbenjäger blieb ruhig. „Es ist nicht mein Problem. Du musst dich eben dazu überwinden, und außerdem …“. Sias stand auf und stellte sich direkt gegenüber von ihr auf.

„Du tust, was ich dir sage! Oder hast du meine Lektionen schon vergessen?“, fragte er sie fast lautlos. Naminé schluckte schwer. Ja, sie erinnerte sich daran und hatte immer noch Angst, dass er gleich sein Breitschwert zog, um ihr den Kopf abzuschlagen. Sie schloss die Augen und seufzte. „Ich werde es nicht tun!“. „Das werde wir noch sehen, Spitzohr!“.
 

Sias ritt voran und Naminé folgte ihm. Die beiden waren wie immer stumm aufgebrochen. Sias redete nicht gerne mit seinen Opfern, denn er mordete ihr Volk lieber, als dass er sich mit ihnen unterhielt. „In Dunac wirst du dich als Hochelbin ausgeben, verstanden?“, sagte er zu ihr. „Ja“, antwortete Naminé und es klang genervt. Sias ignorierte es. Er war so froh, wenn er sie endlich los war, doch vorher wollte er sie noch leiden lassen!
 

Gegen Abend kamen die beiden Gefährten zu einem Gasthaus. Naminé fand einerseits, dass es eine ziemlich ungünstige Stelle war, mitten im Wald ein Gasthaus zu eröffnen und andererseits war sie froh endlich wieder in einem Bett schlafen zu können! Sie und Sias brachten ihre Pferde in den Stall, bevor sie in das Gasthaus gingen. Wider erwartet war die Schankstube gerammelt voll!

Naminé und Sias erspähten noch einen freien Platz am Tresen. „Ich bin froh, dass ich heute Nacht endlich wieder ein weiches Bett habe“, sagte Naminé und streckte sich. Sias sah sie schief an, er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Ich dachte, ihr Elben schläft auf Blättern?“.

Naminé schüttelte den Kopf. „Im Gegensatz zu euch schlafen wir nicht in Scheunen“. Sias seufzte und bestellte beim Wirt, für sich und Naminé, jeweils ein Zimmer und ein Abendessen. Der Wirt kam nach einer Weile wieder und sah den Elbenjäger lange an, bevor er sagte: „Leider haben wir nur noch ein Zimmer frei“. Sias Augen verengten sich. „Gibt es keine andere Möglichkeit? Vielleicht den Stall?“.

Der Wirt verneinte.

Der Elbenjäger seufzte niedergeschlagen. Warum hatte er nur immer so ein Pech?! „Gut. Ich nehme das Zimmer“, sagte er und der Wirt schien beruhigt zu sein. Er brachte den beiden das Essen und Naminé nickte ihm dankend zu. Es handelte sich zwar nur um einen Eintopf, doch sie hatte soviel Hunger, dass ihr alles egal war, was sie aß. Sias warf Naminé einen schiefen Blick zu. Diese Elben … ein zu einfaches Volk! Der Elbenjäger war froh das niemand bemerkte das Naminé eine Elbin war. Er hatte ihr schon einige Anweisungen gegeben, wie sie dies verbergen konnte. Sias glaubte ganz fest daran, dass die beiden morgen Nachmittag in Dunac eintreffen, würden, ohne Zwischenfälle.
 

Naminé sah Sias nervös an. Die beiden standen im Zimmer, das der Wirt ihnen gegeben hatte. Das Zimmer war kahl eingerichtet. Dort befanden sich nur ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Schrank. Die Waldelbin fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut.

„Und? Was machen wir jetzt?“, fragte sie ihn vorsichtig.

„Ich schlafe auf dem Boden“, sagte er knapp und legte sich eine Decke zurecht, auf der er schlafen wollte. „Gut“. Naminé nickte und setzte sich eine Weile auf das Bett. Sias lag, mit dem Rücken zu ihr, auf der Decke.

„Warum bist du überhaupt ein Elbenjäger geworden?“. Naminé sah, wie sich Sias verkrampfte. „Ich habe meine Gründe“, sagte er schließlich.

„Wurden deine Eltern vielleicht von Elben getötet?“. Die Waldelbin hörte, wie Sias tief ausatmete. „Schlaf endlich!“, forderte er sie auf. Er hörte, wie das Bett knarrte. Er glaubte, dass sie sich hingelegt hatte, doch da irrte er sich. Naminé kniete sich plötzlich neben ihn auf dem Boden.

„Nun sag schon!“.

„Bist du immer so lästig?“, fragte Sias sie genervt. Er war kurz davor, die Geduld zu verlieren. „Ich lasse dich erst in Ruhe, wenn du mir sagst, warum!“, hielt sie dagegen und ihre Augen blitzen auf. „Efal ist daran Schuld – mein Meister“, sagte er und schloss die Augen. „Geh jetzt schlafen“.
 

Am nächsten Morgen erwachte Naminé früh und bemerkte, dass Sias nicht im Zimmer war. Sie stand also auf und strich ihre Kleidung glatt, bevir sie zur Schankstube hinabg ging, wo der Elbenjäger bereits auf sie wartete. Als er sie bemerkte, nickte er ihr knapp zu und sie erwiderte den Gruß.

„Können wir weiter? Ich habe die Rechnung schon bezahlt“, sagte er zu ihr. Seine Stimme klang ungewöhnlich freundlich. Naminé folgte ihm, aus dem Gasthaus, in die Stallungen. Als sie auf ihr Pferd steigen wollte, wurde sie grob am Handgelenk gepackt und umgedreht.

„Was soll das?!“, rief sie wütend und Sias sah sie an. In seinen Augen loderte der reine Hass, den sie schon bei ihrer ersten Begegnung mit ihm gesehen hatte.

„Heute Nachmittag sind wir in Dunac. Und du wirst schön mitspielen! Denn wenn nicht, wirst du mich richtig kennenlernen!“, drohte er ihr und stieg auf sein Pferd. Naminé sah ihn nach, bevor sie auf ihr Pferd stieg und ihm, mit einem Abstand nachritt. Was meinte er damit? Dachte sie fragend, doch sie sagte lieber nichts zu ihm. Sie wollte lieber den heutigen Nachmittag abwarten.

Hafenstadt der Liebe (überarbeitet)*

3.Kapitel

Hafenstadt der Liebe
 

Die Augen der Waldelbin glänzten, als sie durch Dunac ritten. Naminé war bisher nur ein Mal am Meer gewesen, und das auch nur um zu baden. Doch der Anblick, der sich ihr hier bot, übertraf alles!

In der Ferne ließ die Sonne tausende Sterne im Meer erstrahlen und die Schiffssegel bewegten sich sanft im Wind. Die Gassen in Dunac waren eng, dennoch war die ganze Stadt einfach malerisch.

Für Naminé sah die Stadt aus, als wäre sie aus einem Bild entsprungen

Sias entging nicht, dass sich Naminé aufgeregt umsah. Insgeheim wunderte ihn dies nicht. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass die Waldelbin ihr Reich verlassen hatte. Weiter als nach Vale war sie nie gekommen.

Hoffentlich fällt ihre Lüge nicht auf, dachte sich der Elbenjäger, und hatte auch schon eine Möglichkeit gefunden abzuhauen, falls Naminés Herkunft aufflog.

Sias ritt voraus. Er steuerte direkt auf den Hafen zu. Ab und zu blickte er sich nach Naminé um. Er wollte nicht, dass die Elbin ihm verloren ging, er hatte keine Lust die ganze Stadt wegen ihr abzusuchen.

Kurz bevor die beiden die Hafenanlage betraten, fiel eine ältere Frau vor die Füße des Pferdes der Waldelbin. Gerade noch zog Naminé an den Zügeln, sonst hätte Lane die Frau zertreten. „Ist etwas passiert?!“, fragte Naminé sofort aufgebracht, sprang aus dem Sattel ihres Pferdes und kniete sich zu der alten Dame.

„Alles in Ordnung?“.

Sias hatte sein Pferd inzwischen zu den beiden Frauen gewendet und wartete ab. „Danke. Ich bin nur ausgerutscht“, sagte die Frau und lächelte Naminé schwach an, während diese ihr aufhalf.

„Sollen wir euch zu einem Heiler bringen?“.

Die Waldelbin wusste selbst, dass der Dame nichts passiert war, doch sie wollte nicht, dass die Frau meinte, Naminé sei unhöflich. Die Frau verneinte. „Nein, danke Mädchen“. Naminé ließ die Frau los und diese drehte sich kurz zu ihr um. „Ihr seid ein sehr nettes Mädchen. Ich hoffe, dass euch in Dunac niemand den Kopf verdreht“.

„D….Den Kopf verdreht?“, fragte sie die Frau und blinzelte sie an.

„Dunac ist die Stadt der Liebe, mein Schätzchen. Unsere jungen Männer schnappen sich alles, was nicht bei drei aus dem Weg ist. Passt gut auf euch auf!“, sagte sie zum Abschied und verschwand im Getümmel.

Naminé blickte ihr eine Weile nach, bis sich Sias plötzlich räusperte.

„Können wir weiter reiten?“.

Die Waldelbin drehte sich um. Sie hatte den Elbenjäger total vergessen! Sie nickte, und stieg auf ihr Pferd. Sias wendete sein Pferd wieder in die andere Richtung und die beiden ritten weiter. „Was meinte die Frau mit Stadt der Liebe?“, fragte sie Sias plötzlich.

Der Elbenjäger seufzte. Manchmal glaubte er, er war mit einem kleinen Kind unterwegs! „Wie sie schon erklärt hat: Halte dich von den Männern hier fern. Eine schwangere Elbin ist keine gute Jägerin“, sagte er sarkastisch. Naminé sah seinen Rücken böse an. „Für wie naiv hältst, du mich?!“. Sias zuckte mit den Schultern. „Halte dich besser immer an mich. Ich will dich nicht aus fremden Betten zerren“.
 

Sias hielt sein Pferd vor einem Schiff an. Es lag ziemlich am Ende der Hafenanlage und machte einen sauberen Eindruck. In schwarzen Buchstaben war der Name Morgenstern auf dem Schiffsbug gemalt.

„Was wollen wir hier?“, fragte Naminé ihn und klang ein wenig ärgerlich. Sie hatte seine Bemerkung nicht vergessen …

„Ich suche eine Überfahrt für uns. Der Kapitän dieses Schiffes schuldet mir noch etwas“, sagte er und stieg von seinem Rappen ab. „Du wartest hier“, sagte er, im Befehlston und Naminé gehorchte. Sie hatte sowieso keine Lust ihm bei seiner Überredungskunst zuzusehen. Naminé sah sich währenddessen neugierig um.

Entlang der Hafenanlage waren viele Geschäfte und Wirtshäuser und kreischende Möwen saßen überall, auf den Schiffen, den Dächern der Häuser sowie auf den Stegen, die zu den Schiffen führten.

Naminé schloss die Augen und atmete tief die frische, unbekannte Meerluft ein, sie schmeckte sehr salzig. Der Geruch beruhigte die Waldelbin ein wenig.

Plötzlich legte sich eine Hand auf ihren Oberschenkel. Sie öffnete die Augen. Neben ihr stand ein Matrose. Er schien ungefähr 23 Jahre alt zu sein und sah die Elbin grinsend an.

„Na? Bist du hier ganz alleine? Wenn du willst, kann ich dir Dunac zeigen. Du siehst nicht so aus als wärest du von hier“. Naminé sah ihn zuerst verwirrt an, bevor sie antwortete: „Nein, ich möchte Dunac nicht ansehen. Ich warte auf jemanden“.

Naminé hoffte, dass sie ihn mit dieser Halblüge abwimmeln konnte. „Ach, komm schon! Es dauert auch nicht lange!“, bettelte dieser stattdessen und verstärkte den Griff um Naminés Bein. Die Waldelbin schwenkte ihr Pferd ein wenig zur Seite, und der Matrose ließ ihr Bein los.

„Wie schon gesagt: Ich warte hier auf jemanden!“, wiederholte sie diesmal in einen schärferen Ton. Der Gesichtsausdruck des Matrosen verfinsterte sich. „Dann eben nicht!“, sagte dieser wütend und zog von dannen. Ein kleines, triumphierendes Lächeln, zeigte sich auf den Zügen der Elbin. Von wegen sie konnte nicht auf sich selbst aufpassen!
 

„In 2 Tagen, früher kann ich nicht ablegen“, sagte Kapitän Charlie zu Sias, und der Elbenjäger sah ihm an das ihn diese Situation unangenehm war. Sias seufzte niedergeschlagen.

„Gut. Einverstanden“, sagte dieser und ein paar Goldmünzen wechselten den Besitzer. Der Kapitän zählte das Geld schnell nach, bevor er es einsteckte. „Danke für dein Verständnis, Sias“. Sias winkte ab. „Ich zahle nur für die Überfahrt, nicht für das Essen. Das ist das Mindeste, was du mir schuldest“. Der Kapitän lächelte leicht.

„Ja. Ich weiß. Ohne dich würden meine Mannschaft und ich auf dem Grund der See liegen“. „Es war meine Pflicht. Du hast mich als Wächter eingestellt“, sagte Sias und zwinkerte seinen alten Freund zu.

Sias war vor etwa 2 Jahren auf Charlies Schiff als Wächter angeheuert worden. Sie sollten eine Ladung Gewürze von Dunac aus in die Nordregionen dieses Land bringen. Dort treiben sich oft Piraten herum, doch Sias war mit ihnen fertig geworden, und seitdem traute sich keiner mehr die Morgenstern anzugreifen. Er war dem jungen Mann sehr dankbar dafür. Charlie wanderte an die Reling und beobachtete für eine Weile ein junges Mädchen, das sich mit einem Matrosen unterhielt.

Er grinste, als dieser beleidigt von dannen zog. „Gehört die zu dir?“, fragte er Sias und der Elbenjäger trat neben Charles. „Ja. Gezwungenermaßen“, gestand er ihm und knirschte mit den Zähnen. „Sie ist eine Waldelbin“, stellte Charlie fest und sah ihn schief an. „Seit wann nimmst du deine Feinde mit auf Reisen?“. Sias verzog kurz den Mund. „Sie will Rache an dem Mörder ihres Bruders nehmen“, erklärte er knapp.

„Ach? Und du hilfst ihr dabei?“, fragte er Sias und zog die Augenbrauen hoch. „Nicht ohne einen Hintergedanken“, gestand er und lehnte sich neben ihm. „Ich weiß, wer ihn umgebracht hat. Es war auch die gleiche Person, der mir das Wichtigste genommen hat“, flüsterte er kaum hörbar, und der Wind strich durch sein schwarzes Haar. Charlie wusste, wovon er sprach.

Sias hatte ihm diesen Teil seiner Vergangenheit, im Suff, anvertraut. Da Charlie ein Ehrenmann war, würde er niemals jemanden davon erzählen.

Der Kapitän nickte kurz. „Pass gut auf sie auf. Sie scheint ein nettes Mädchen zu sein“. Sias antwortet darauf nicht, sondern verließ das Schiff. „Bis in 2 Tagen!“.
 

Naminé schielte Sias an. Sie saß mit dem Elbenjäger in einem Gasthaus, nahe des Schiffes und ihr entging nicht, wie sie die Matrosen anstarrten.

„Wir hätten, wo anders hingehen sollen“, flüsterte sie ihm kaum hörbar zu und dieser nickte. Er glaubte zwar nicht ganz, dass es weiter oben in der Stadt ruhiger war. Genauer gesagt, dass dort oben niemand Naminé beachtete, doch er wollte es ihr nicht sagen. Außerdem wollte der Elbenjäger zu dieser späten Stunde nicht mehr durch ganz Dunac laufen. Einwenig verstand Sias die Blicke der Matrosen.

Naminé war wirklich hübsch, doch sie war eine Waldelbin! So etwas durfte er nicht mal annähernd denken! Sias seufzte. „Wir können morgen Abend auf dem Schiff schlafen, wenn du willst“, sagte er schließlich zu ihr.

„Wirklich? Geht das?“. Sias nickte. Charlie würde sich schon irgendwie umstimmen lassen. Neben Naminé und ihm ließ sich plötzlich jemand nieder. Die Waldelbin sah den ungebetenen Sitznachbar an, es war der gleiche Matrose wie vorher.

„Auf den hast du gewartet?! Du weißt schon es gibt schönere Männer hier in Dunac“, sagte er zu ihr und sah Sias an. Der versuchte ihn, vorerst zu ignorieren.

„Ach? Du glaubst du bist hübscher?“, sagte Naminé sarkastisch und schüttelte den Kopf. „Da ist ja noch ein einäugiger Bettler hübscher als du!“. Sias verkniff sich ein Lachen.

Er drehte den Kopf nun zu den Matrosen. „Verschwinde, Bürschen!“. Der Matrose sog scharf die Luft ein.

„Das werdet ihr mir büßen!“, prophezeite er den beiden und verschwand. Naminé sah Sias an. Der Elbenjäger grinste, worauf die Waldelbin ebenfalls damit anfing.

„Bin ich naiv?“, fragte sie ihn und begann nun zu lachen. Sias stimmte darin ein. „Ich mag dich zwar nicht, doch du bist nicht auf den Mund gefallen“. Naminé streckte ihm die Zunge raus. „Dunac. Die Stadt der Liebe“.

Reise auf der Morgenstern Teil 1 (überarbeitet)*

4.Kapitel

Auf der Morgenstern

Teil 1
 

Naminé hatte die Augen geschlossen, während der frische Meerwind durch ihr blondes Haar strich. Sie lächelte. Die Wellen schlugen rauschend gegen den Rumpf des Schiffes und es sank immer wieder in das Meerwasser hinein, um sich nur von den Wellen wieder nach oben treiben zu lassen. Die Sonne schien erbarmungslos hinunter, doch das machte der Waldelbin nichts aus.

Sias lehnte am Mast in der Mitte des Schiffes und sah Naminé an. Die Waldelbin und er waren seit 3 Tagen mit dem Schiff unterwegs. Ihr Ziel sollten sie in etwa einer Woche erreichen. Der Elbenjäger hoffte, dass sie dort Efal, seinen alten Meister, treffen würden. Er lehnte den Kopf gegen den Mast.

Efal … seit fast 4 Jahren hatte er ihn nicht mehr gesehen. Die beiden hatten sich in einem Streit getrennt. Von einem Freund aus Vale hatte er erfahren, dass er sich zurzeit in Nâge aufhielt.

Hoffentlich finde ich dich dort, dachte er und sah kurz noch einmal zu der Waldelbin. Sie stand immer noch unverändert an der Reling. Sias ging auf sie zu und stellte sich neben sie.

„Wir müssen mit deiner Ausbildung beginnen“, sagte er zu ihr und Naminé öffnete nun ihre Augen und sah Sias an.

„Oh … ich dachte wir können dies noch ein wenig aufschieben?“, fragte sie ihn vorsichtig. Sias schüttelte den Kopf. „Natürlich! Wir können solange warten, bis wir den Mörder deines Bruders gefunden haben“, sagte er sarkastisch zu ihr und fasste sich an den Kopf. Naminé sah ihn böse an.

„Das war nicht so gemeint!“.

„Wir werden morgen damit anfangen. Die Grundkenntnisse im Kampf kennst du zwar, aber ich werde sie dir sicherheitshalber noch ein Mal erklären“, sagte er zu ihr und ging. Naminé wollte etwas sagen, doch Sias ging schon zurück zur Treppe, um unter das Deck zu gehen. Sie seufzte.

Wie kann man nur so sein?, dachte sie niedergeschlagen und sah wieder hinaus auf das Meer. „Cyon hätte das bestimmt gefallen“, flüsterte sie leise und riss sich zusammen, um nicht erneut zu weinen.

Nein. Sie wollte nicht mehr weinen, sie wollte endlich stark sein.

„Na, Naminé? Wie geht es euch?“, fragte Charlie und kam auf sie zu. „Oh, ja mir geht es gut und Euch?“, sagte sie fröhlich zu ihm und vergraulte ihre traurigen Gedanken. Charlie nickte. „Wie ich sehe, ist Sias schon nach unten gegangen?“.

„Ja. Wahrscheinlich will er sich ein wenig hinlegen“, vermutete die Waldelbin und betrachtete den Sonnenuntergang. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Sonne heute hinter dem Horizont verschwand.

„Er ist noch nie besonderes einfach gewesen“, sagte der Kapitän plötzlich. „Ja. Das habe ich auch schon mitbekommen. Wahrscheinlich sind alle Elbenjäger so“. Charlie sah sie kurz schief an.

„Ich habe eine Frage an euch. Bitte versteht diese nicht falsch, aber: Ihr seid selber eine Waldelbin. Warum reist ihr mit Sias mit?“.

Naminé sah ihn verschreckt an. „Ich? Eine Waldelbin? Wie kommt ihr darauf, ich bin eine Hochelbin!“, sagte sie und versuchte die Frage hinunter zu spielen.

Der Kapitän kniff leicht die Augen zusammen. „So … eine Hochelbin. Dafür seht ihr einer Waldelbin ziemlich ähnlich und ihr trägt die Kleidung dieses Volkes? Ist das auch nur ein Zufall?“, fragte er sie und Naminé fühlte sie plötzlich unbehaglich und wich einige Schritte von ihm zurück.

„I … Ich bin an der Grenze zum Waldelbenreich aufgewachsen, deswegen! Mir gefällt der Stil!“, versuchte sie sich rauszureden, sie musste schwer schlucken. Charlie sagte eine Weile nichts zu ihr.

Sollte er ihr glauben? Er wusste, dass sie log, das war, offensichtlich, doch sollte er es diesem Mädchen verraten oder ihr die Lüge lassen?

Er runzelte die Stirn.

„Wenn das so ist, sind meine Bedenken unbegründet. Ich dachte schon Sias Augen lassen langsam nach“, witzelte er und schlug der Waldelbin auf die Schultern. Sie kratzte sich am Kopf und lächelte. Gerade noch rausgeredet.
 

Die Crew, Sias und Naminé saßen unter Deck und aßen im Aufenthaltsraum ihr Abendessen. Es war ein karges Mahl: Bohneneintopf mit undefinierbaren Gemüsestückchen, die die Elbin nicht einmal am Geschmack erkennen konnte. Sie aß es stumm, während die Crew sich lautstark unterhielt und lachte.

Sias saß am anderen Ende des Tisches und vollzog sein Mahl ebenfalls schweigend. Keiner der Matrosen beachtete ihn, worüber er froh war. Als er das letzte Mal mit auf der Morgenstern gereist war, hatte er sich schon einen Namen unter der Crew gemacht, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, war bekannt.

Von der damaligen Crew waren nur noch 5 Mitglieder hier, die restlichen 10 Mitglieder kannte Sias nicht. Als er zu Ende gegessen hatte, schob er seinen Teller zur Seite und lehnte sich ein wenig zurück.

Er sah sich kurz im Raum um.

Der Aufenthaltsraum war nicht gerade groß, er war gerade groß genug, dass sie alle dort drin platz fanden. Den meisten Platz in den Raum nahmen der Tisch und die Sitzbänke ein. An der Wand hing ein Gemälde, das eine Insel zeigte. Sias erinnerte die Insel vage an die Mondschein-Insel im Westmeer.

Plötzlich lachte Charlie laut und riss Sias aus den Gedanken.

„Du bist und ein bleibst ein Spaßvogel, Bernd!“, sagte dieser und schlug den Matrosen links von ihm gewaltig auf den Rücken. Dieser lächelte gequält und strich sich kurz über seinen Rücken. Charlie fiel Sias Blick auf.

„Und, findest du nicht, Sias?“, sagte er nun zu dem Elbenjäger gewandt. Sias nickte knapp. Er wusste zwar nicht, um, was es ging, doch es war meistens nie verkehrt, einfach zu nicken. Bernd sah flüchtig zu Sias und dann zu Naminé. Die Elbin wirkte abweisend.

„Darf ich ein wenig mit dir an Deck spazieren gehen?“, fragte der Matrose die Waldelbin plötzlich und diese sah auf.

„Meinst du mich?“. Bernd nickte. „Natürlich. Es ist ja sonst niemand so bezauberndes hier auf diesem Schiff“. Naminé wurde leicht rot und stand nickend auf. „Gerne“. Er benahm sich ganz anders als der Matrose in Dunac. Vielleicht waren nicht alle so aufdringlich.

Sias sah Bernd und der Elbin kurz nach. Als sich die Tür zu dem Raum schloss, sagte Charlie zu ihm: „Ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn Bernd sich ein wenig um sie kümmert“. Sias legte den Kopf schief. „Wieso sollte ich? Sie ist nicht meine Freundin“, sagte er und klang gleichgültig. „Ach? Wenn ich mit so einer hübschen Frau auf Reisen wäre, würde ich sofort wissen was ich mit ihr Anstellen würde“, sagte einer der Matrosen plötzlich und die anderen Crewmitglieder stimmten in sein Lachen ein.

Sias warf einen genervten Blick in die Runde. Er hatte gewusst, dass diese Diskussion über die Elbin kommen würde. Eine Frau und 17 Männer auf einem Schiff, das konnte einfach nicht gut gehen! „Ich habe keine Verwendung für so etwas“, sagte er kalt. „Ich habe Wichtigeres zu tun“.

Sias stand auf und verließ, ohne ein weiteres Wort, den Raum. Als die Tür ins Schloss fiel, hörte der Elbenjäger die komplette Crew erneut laut lachen. Sein Geduldsfaden riss bald! Er hoffte, dass diese eine Woche endlich vorbei war!
 

Der Vollmond schien herab, während Naminé und Bernd auf dem Deck umherwanderten, es war eine warme Nacht und die Sterne funkelten am Himmel. Naminé sah ihn schief an. Bernd war ungefähr 22 Jahre alt und sah nicht einmal so schlecht aus. Er hatte kurzes braunes Haar und ungewöhnlich helle Augen. Seine Haut war von der Sonne braun gebrannt. Er trug die typische Matrosenkluft.

„Wie alt bist du, Naminé?“. „Ich bin 69. Das ist in eueren Lebensjahren so ungefähr 19 Jahre“, erklärte sie ihm. Bernd lächelte sie an. „69? Man sieht dir dein Alter gar nicht an“, sagte er zu ihr und strich sich kurz durch sein Haar.

Naminé zwinkerte ihm zu. „Du solltest froh sein, dass dies nicht so ist“. Der Matrose lachte kurz auf. „Dann hätte ich dich auch nicht angesprochen“. „Ach? Gehst du nur auf das Äußere?“. Bernd überlege kurz. „Ja und nein“, sagte er und legte ihr seinen linken Arm um ihre Schultern.

Naminé sah ihn verwirrt an. „Ach? Wirklich?“. „Ähm … also … ich bin mir noch nicht so sicher …“, stammelte sie und Bernd zog sie näher an sich.

Bernd sagte eine Weile nichts, sondern spazierte mit ihr eine Weile auf dem Deck umher. Der Matrose blieb an der Spitze des Rumpfes mit ihr stehen. Naminés Herz schlug ungewöhnlich schnell und sie musste schwer schlucken.

„Hast du einen Freund?“, fragte er sie plötzlich. Die Waldelbin wollte etwas sagen, als sie jemand grob am linken Arm packte und sie von dem Matrosen wegriss.

„Naminé, was soll das?“.

Es war Sias.

Naminé sah ihn verschreckt an. „M … Meister Sias?!“, sagte sie. „Woher kommt ihr?“. „Vom Mond, weißt du“, gab er sarkastisch zurück und sah Bernd an. „Lass uns alleine“, sagte er knapp zu ihm und der Matrose tat es.

Als er außer Hörweite war, sagte Sias zu ihr: „Hatten wir nicht ein Gespräch vor ein paar Tagen deswegen?“. Naminé erinnerte sich daran und sah ihn ein wenig zerknirscht an. „Darf ich mich nicht mehr mit anderen unterhalten?“.

„Unterhalten und Anfassen, das sind zwei verschiedene Dinge“, sagte er schließlich zu ihr, ließ aber ihren Arm nicht los. „Wenn ich dich noch einmal erwische, mach ich meine Drohung war“. Naminé verdrehte die Augen. „Ich bin kein kleines Kind mehr!“.

„Soll ich dir das glauben? Du benimmst dich ziemlich wie eines“, hielt er dagegen und zog die Waldelbin nun mit sich unter Deck, in ihr Zimmer. Auf den Weg dorthin sagte keiner von beiden etwas. Er riss die Tür zu ihrem Zimmer auf und stieß sie dort grob hinein. Doch anstatt draußen zu blieben und Tür schloss, blieb er mit ihr in dem Zimmer.

„Was soll das? Hast du kein eigenes Zimmer?“, fragte sie ihn und Sias ließ sie endlich los. „Ich bleibe hier. Ich traue keinem dieser Matrosen“, erklärte er knapp und setzte sich, im Schneidersitz, auf den Boden.

„Ich brauche keinen Wächter!“, sagte sie wütend und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich traue jedem von denen zu, dass er über dich herfallen könnte. Es ist nur zu deiner Sicherheit“. „Ich kann auch die Tür absperren!“.

Sias sah sie verblüfft an. Wie dumm kann man nur sein, dachte er und seufzte niedergeschlagen.

„Glaubst du wirklich, so ein Schloss würde diese Männer aufhalten?“, sagte er zu ihr und schüttelte den Kopf. Naminé setzte sich auf ihre Pritsche.

„Gut! Wenn du meinst, dass das sein muss!“, sagte sie und deckte sich zu. Sie starrte die Schiffswand an. „Kannst du nicht doch zurück in dein Zimmer gehen?“, versuchte sie es erneut, doch Sias schwieg. Er hatte die Augen geschlossen. Naminé kuschelte sich fester in die Decke und schlief bald darauf ein.
 

Ein Lautes knarren ließ sie aus ihrem Schlaf hochschrecken, gefolgt von einem Schrei und einen gewaltigen Knall.

Naminé saß hellwach in ihrem Bett und sah zu Sias.

Der Elbenjäger hatte seinen Dolch gezogen und hielt ihn einem Matrosen an den Hals. Dieser lag mit dem Bauch auf den Boden. Anscheinend hatte Sias ihn überrascht.

„Hey, Mann! Lass mich los!“, keifte der Matrose wütend und versuchte Sias loszuwerden. Der Elbenjäger hockte halb auf den Matrosen und drückte ihm mit dem linken Knie in sein Kreuz.

„Was willst du hier?!“, fragte Sias ihn wütend und ritzte mit seinem Dolch leicht in seine Haut ein. Ein dünnes Blutrinnsal lief seinen Hals hinab und tropfte auf den Holzboden.

„I … Ich wollte nur nach Naminé sehen“, sagte dieser und Sias erkannte den Matrosen. Es war der gleiche der mit Waldelbin, auf den Deck spazieren gegangen war. „So … nur nach ihr sehen? Ich glaube dir kein Wort!“.

„Sias!“, sagte Naminé und sah Bernd besorgt an.

Der Elbenjäger sah zu ihr auf. „Siehst du? Ich hatte recht!“.

Die Waldelbin erwiderte darauf nichts. Sie stand auf und kniete sich zu Bernd auf dem Boden. „Sias, lass ihn los“.

„Was?! Spinnst du?!“. Naminé sah ihn fest an.

„Sias, bitte!“. Er seufzte niedergeschlagen und tat es.

Bernd stand schnell auf und sah Sias ängstlich an.

„Du wirst jetzt gehen. Das ist niemals passiert, verstanden?!“, zischte der Elbenjäger ihm leise zu. Bernd nickte und rannte aus dem Raum.

Sias sah nun zu Naminé. „Wie wäre es mit einem Danke?“, fragte er sie. Die Waldelbin blinzelte ihn leicht an. „Ich wäre mit ihm auch alleine fertig geworden!“, beharrte sie immer noch darauf. Sias zuckte leicht mit den Mundwinkeln. „Gute Nacht!“, sagte er schließlich und setzte sich wieder auf den Boden.

Reise auf der Morgenstern Teil 2 (überarbeitet)*

5.Kapitel

Auf der Morgenstern

Teil 2
 

Sias duckte sich unter Naminés Schwertschlag hindurch, dabei stolperte die junge Elbin und streckte ihr Schwert gerade von sich weg und blieb ihn der Holzwand des Schiffes stecken, während sie den Griff mit der rechten Hand umklammert hielt.

„Ups“, sagte sie und sah Sias beschämt an. „Tut mir leid“. Die Waldelbin zog mit einem Ruck das Schwert heraus. Sie hatte einen kleinen Einstich im Holz hinterlassen, wodurch man das strahlend blaue Meer leicht erkennen konnte.

„Du bist unkonzentriert“, sagte Sias knapp zu ihr, und setzte sich auf ein Weinfass in der Ecke des Frachtraumes. „Es ist das 6-Mal Heute das dir so etwas passiert“.

„Gestern war es mindestens 12-Mal“, sagte sie und wurde leicht rot, als sie Sias bösen Blick auf sich spürte. „Ich dachte immer Waldelben wären gute Kämpfer?“, tadelte er sie.

„Ich war noch nie die Beste im Schwerkampf. In Pfeil und Bogen bin ich einigermaßen gut. Bis jetzt habe ich jedes Ziel getroffen“, hielt sie dagegen und wirkte ein wenig beleidigt.

„Das wird noch ein weiter Weg werden. Morgen werden wir in Nâge eintreffen. In dieser Stadt wimmelt es nur so vor Gefahren, auch ich muss dort aufpassen was ich sage und tue. Doch du, Naminé, musst besonders gut aufpassen. Sobald sie merken, dass du eine Waldelbin bist, gibt es kein zurück mehr. Überlasse das Reden mir und mach mir alles nach. Ich will nicht, dass du mich blamierst und deswegen ...“.

Sias fasste kurz hinter das Weinfass und warf ihr ein Bündel zu. „Diese Kleidung ist für dich. Ein Tuch ist auch dabei, damit du deine Ohren verstecken kannst. Morgen, wenn wir vom Schiff gehen, will ich, dass du das trägst. Deine alte Kleidung kannst du mitnehmen“, erklärte er ihr und sprang von seinem Platz auf. „Komm. Üben wir noch ein wenig“.
 

Naminé ließ sich in ihr Bett fallen, als sie in ihrem Zimmer war.

„Sias. Du alter Sklaventreiber“, murrte sie leise und verdeckte mit ihrem linken Arm ihre Augen, als das Licht des Sonnenunterganges durch ihr Fenster schien.

„Wenn ich deinen Mörder gefunden habe, dann werde ich Sias auch umbringen!“, schwor sich die junge Elbin. Diese Worte waren an Cyon gerichtet. Sie glaubte fest daran, dass er irgendwo dort oben saß, sie hörte und ihr zusah. „Wie gerne hätte ich noch einmal mit der geredet“, sagte sie leise und war den Tränen nahe. Ihr Bruder war ihr das Wichtigste gewesen, was sie hatte. Er war mehr als ihr großer Bruder gewesen, er war ihr bester Freund gewesen. Naminé seufzte.

„Hoffentlich ist dein Mörder in Nâge“.

Die Elbin stand plötzlich auf und öffnete das Bündel, das ihr Sias gegeben hatte, und breitete die Kleidung auf ihrem Bett aus. Das Bündel bestand aus einer braunen Reithose, die ihr bis zu dem Knöcheln ging. Eine rote Bluse und ein paar schwarzer Lederstiefel. Ein rotes Seidentuch lag ebenfalls dabei. Naminé nahm es hoch und ließ es durch ihre Finger gleiten, bevor sie zu einem Spiegel in ihrem Zimmer trat, und es sich um ihren Kopf band, damit es ihre Ohren verdeckte.

Naminé betrachtete sich abschätzig. Sie war nicht begeistert davon ihre Herkunft verschweigen zu müssen, doch es war für Cyon. Das war es mehr als einmal wert, dies zu tun. Kurzum zog sie sich auch ihre andere, neue, Kleidung an. Ihre alte Kleidung stopfte sie in einen Ledersack. Dabei fiel etwas heraus und klimperte hell bei dem Aufprall auf dem Boden. Die Waldelbin kniete sich zu dem gefallenen Gegenstand hinab und hob ihn auf - es war eine Kette. Der Anhänger war geformt wie ein Blatt und bestand aus einem dunkelgrünen Kristall. Er hing an einer schwarzen Lederkette.

Naminé kannte diese Kette. Schwach erinnerte sie sich daran, dass sie früher Aryl trug.

„Es ist eine Art Glücksbringer. Meine Mutter trug sie früher immer, wenn sie etwas Wichtiges vorhatte und dies auch gelingen sollte, so wie ich heute. Und ich kann dir eines sagen, es funktioniert“, hörte sie die Stimme der Bediensteten in ihrem Kopf.

Naminé müsste lächeln.

Das war typisch Aryl - immer für eine Überraschung gut. Plötzlich klopfte es an der Tür und Naminé steckte die Kette in ihre Hosentasche. „Herein“, rief sie laut und die Tür ging auf. Zu ihrer Überraschung war es Sias.

„Na? Willst du heute wieder bei mir schlafen?“, witzelte sie. Sias antwortete darauf nichts und musterte die Waldelbin kurz. Die Kleidung passte zu ihr. Sie sah fast wie eine Hochelbin aus, nur ihre leicht bräunliche Hautfarbe störte immer noch. Hochelben hatte eine schneeweiße Haut. Das war das Einzige, das ihren Plan zu scheitern bringen konnte, wenn jemand sich Naminé genau ansah.

Ich glaube heute ist mein letzter Tag in dieser Welt, dachte er abschätzig.

„Deine Hautfarbe. Sie stört“, sagte er schließlich klar. „Soll ich mir die Haut runter kratzen“, schlug sie ihn vor und sah ihn skeptisch an. „Ich kann mich ja eine Woche lang in die Eislande begeben, vielleicht werde ich dann heller?“.

„Ich kann dich auch anmalen?“, schlug er ihr vor, und Naminé merkte, das es kein Witz war. Sie starrte ihn an.

„Nein! Spinnst du?!“.

„Ich bin dein Meister, Spitzohr, du gehorchst mir“, sagte er und gab ihr einen kleinen blauen Tiegel. „Gesicht, Arme und Hals würden vorerst reichen. Wenn er leer ist, sagst du es mir. Ich mische dir dann eine neue Farbe zusammen“.

Naminé sah ihn fassungslos an. Sie war sprachlos! Die Waldelbin sollte das Letzte, was sie als ihre Art auszeichnete, verdecken, nur weil er Angst hatte, dass sie aufflog und er um seinen Kopf bangte?!

„Was ist, wenn ich es nicht tue?“, fragte sie gerade heraus, und machte keine Anstalt den Tiegel entgegen zu nehmen. „Du wirst es tun, oder ich zwinge dich. Das kannst du mir glauben“, sagte er zu ihr und Naminé wusste nicht ob es eine Drohung oder eine Warnung war? Sie seufzte Ergebens.

„Für Cyon“, sagte sie und nahm den Tiegel entgegen. Sias nickte. „Bis morgen“, sagte er zum Schluss und ließ sie alleine. Die Waldelbin setzte sich erneut auf ihr Bett und schraubte den Deckel des Tiegels herunter. Die Paste darin war hell, fast schon weiß. Sie roch nach Wildblumen. Naminé nahm etwas heraus und verschmierte es auf ihren linken Handrücken. Ihre Bräune verschwand und ein weißer Fleck blieb zurück. Sie zuckte leicht mit den Mundwinkeln.

„Dafür werde ich dich dreimal töten“.
 

Sias schlenderte gedankenverloren durch das Schiff. Er achtete nicht auf die Matrosen, die ihm entgegen kamen. Bald würde er Efal gegenüberstehen. Seinem alten Meister, seinem alten Freund.

Er seufzte.

Sias trat dieser Begegnung mit einem mulmigen Gefühl gegenüber. Wie er ihn kannte, würde er nicht davon begeistert sein, wenn er Naminé sah. Mit der größten Wahrscheinlichkeit würde er vor Wut toben. Hoffentlich benutzt sie den Tiegel,dachte er und legte den Kopf in den Nacken. In Nâge gab es mehr als nur Efal, vor dem er sich fürchtete.

In dieser Stadt waren viele Wachen der Hochelben. Die meisten kannten Sias, bevor er Efals Schüler wurde. Seine Vergangenheit würde ihn solange er lebte wohl nie loslassen. Darüber war er sich bewusst, seit Efal und er sich getrennt hatten. Sias schloss kurz die Augen. Morgen würde alles schlimmer werden.
 

Charlie und die Crew hatten sich von den beiden schon verabschiedet, als Naminé und Sias, auf den Rücken ihrer Pferde, das Schiff verließen.

Naminé winkte dem Kapitän zum Abschied noch einmal kurz zu, bevor sie sich wieder nach vorne wandte und ihrem Meister folgte. Mit einem kurzen Blick hatte sie schon ein Wort für Nâge gefunden: Rattenloch.

Nâges Straßen waren dreckig. Voller Schlamm und Blut. Die Wände an den Häusern waren fast schwarz, man erkannte die frühere Farbe schon gar nicht mehr. Überall saßen Bettler in den Straßen und flehten laut nach Geld.

Naminé sah weg. Sie konnte all dies Leid nicht mit ansehen.

„Und hier ist Cyons Mörder?“, fragte sie ihm, um sich abzulenken. „Ich weiß es noch nicht. Zuerst muss ich jemanden aufsuchen“.

„Und wenn denn?“.

„Efal. Meinen alten Meister“, sagte er zu ihr und warf ihr einem schiefen Blick zu. Naminé hatte sich, wie Sias es ihr befohlen hatte, die Haut mit der hellen Paste eingeschmiert. Man sah ihre eigentliche Hautfarbe nicht mehr. „Dein Meister, ist hier?“, bohrte sie erneut nach und sah an Sias verspannter Körperhaltung, dass dieses Gespräch nun beendet war. Naminé fragte nicht mehr weiter und folgte ihm stumm.

Vor einem Gasthaus, das den Namen ‚Der Drachenkopf’ trug, hielt Sias mit seinem Pferd an. Er stieg ab und gab es einem Stalljungen. Naminé tat es ihm nach und ging mit ihm in das Gasthaus.

Das Gasthaus war leer. Naminé fand es für eine Stadt wie Nâge ungewöhnlich. Eigentlich müsste es hier doch vor Menschen wimmeln. Naminé erinnerte sich vage daran, was ein Bekannter ihres Vaters einmal gesagt hatte: Desto dreckiger eine Stadt ist, desto mehr verdient der Wirt. Hier schien dies nicht der Fall zu sein.

Oder vielleicht lag es auch daran, dass es erst kurz nach Mittag war? Die Waldelbin hatte nicht bemerkt, dass sie plötzlich alleine da stand und Sias verschwunden war. Neugierig sah sich um und wandte sich dann an den Wirt, der an dem Tresen stand. Kurz fragte sie ihm nach dem Elbenjäger.

„Der ist kurz ins Hinterzimmer gegangen. Er kommt gleich wieder. Willst du was trinken?“, fragte er sie und Naminé nahm das Angebot dankend an, während sie auf Sias wartete. Der Elbenjäger kam nach einer halben Stunde zurück. Er sah immer noch angespannt aus. „Und?“, fragte sie ihn neugierig, als er sich neben Naminé setzte.

„Ich habe mit einem anderen Elbenjäger geredet, der in dieser Stadt lebt. Er sagt, dass Efal heute Nacht hier eintreffen wird. Von ihm weiß ich auch, wo sich mein alter Meister zurzeit aufhält. Wir halten schon seit Jahren über Brieftauben Kontakt. Es gibt nur wenige Elbenjäger, denen du vertrauen kannst. In diesem Gewerbe ist Verrat und Lüge so selbstverständlich, wie dass die Sonne jeden Tag aufgeht“.

Naminé merkte in seiner Stimme, dass er schon viele Erfahrungen damit gemacht hatte. „Warum habt Efal und ihr euch eigentlich getrennt?“.

„Efal hat mich ausgebildet. Es ist nicht üblich das der Schüler nach der Lehre bei seinem Meister bleibt, doch Efal und ich verstanden uns sehr gut miteinander, weswegen ich auch beim ihm geblieben bin. Wir bekamen viele Aufträge, haben viele Abenteuer erlebt, das schweißt einen sehr zusammen, doch dann kam ... Techi“.

Sias biss sich auf die Lippen. Techi. Ja. Er hatte sie seit ungefähr 2 Jahren nicht mehr gesehen. Das letzte Mal hatte er sie gesehen, bevor er auf Charlies Schiff gegangen war. Von da an hatte er nie wieder etwas über sie gehört.

„Wer ist Techi?“, fragte Naminé ihn vorsichtig. Sias sog scharf die Luft ein. Nein. Er würde ihr es nicht sagen. Er hatte schon zu viel von seiner Vergangenheit preisgegeben.

„Niemand“, antwortet er knapp und bat, in Gedanken, dass Naminé nicht mehr danach fragen würde.
 

Wie erwarte war die Schenke abends voll. Sias und Naminé waren froh, dass sie schon seit heute Mittag ihren Platz an dem Tresen beansprucht hatten, denn sonst müssten sie wohl oder übel stehen. Die meisten Gäste in dem Gasthaus waren Matrosen, Söldnern und Wachen. Man sah nur sehr wenige Stadtbewohner. Die Waldelbin musste sich an dem linken Arm kratzen. Die Paste juckte unheimlich!

Desto länger sie sie trug, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass ihre Haut brannte. Zu gerne würde sie nach oben gehen und sich diese Schmiere runter waschen, doch Sias bestand darauf, dass sie hier blieb.

Naminé seufzte. Er blieb ein Rätsel für sich.

Sias hingehen starrte stur in sein Glas und sagte auch sonst nichts zu ihr. Die Waldelbin hatte schon bemerkt, dass ein Baum gesprächiger war als er. „Schade, dass keiner in der Nähe ist“, flüsterte sie leise und gähnte.

„Er müsste bald kommen“, sagte Sias plötzlich. Der Elbenjäger hatte schon seit Stunden nichts mehr zu ihr gesagt. „Ich dachte schon deine Zunge sei eingeschlafen“, stellte sie müde fest und rieb sich kurz die Augen.

Der Andere sah sie schief an.

„Pass auf, was du sagst“.

Hinter den beiden ertönten schwere Schritte, die die Stimme in ihrer Nähe überlappten. Sias drehte sich leicht um. „Da ist er ja“, sagte er genervt und nickte Efal kurz zu. Sein alter Meister blieb hinter den beiden stehen. „Was willst du Sias?!“, entgegnete er kalt und seine grünen Augen durchbohrten ihn. „Verschwinde oder ich vergesse mich!“.

Efal (überarbeitet)*

6.Kapitel

Efal
 

Naminé fühlte sich völlig fehl am Platz. Sie saß mit den beiden Elbenjägern in einem Hinterzimmer des Gasthauses. Die kleine Kammer befand sich neben der Küche und es roch stark nach Essen. In dem Raum befanden sich ein kleiner Tisch und drei Stühle. Eine Kerze, in der Mitte des Tisches, spendete Licht.

Sias und sie saßen an dem Tisch, während Efal an der Wand, gegenüber von den beiden, lehnte und sie wortlos ansah. Die Waldelbin hatte das Gefühl als würde sie ein hungriger Wolf ansehen, der jeden Moment bereit war, sie anzuspringen. Naminé schluckte und sah kurz zu Sias. Dieser wirkte abwesend. Es war seine Idee gewesen, in das Hinterzimmer zu gehen, so konnten sie ungestört reden.

„Ich hätte nie gedacht, dass du Techi gegen so was austauscht“, sagte Efal schließlich und sah die junge Elbin arrogant an. „Naminé ist nicht das, was du denkst“, erklärte Sias seinem alten Meister mit klarer, ruhiger Stimme.

Efal hingegen lachte laut auf. „Natürlich, es war klar, dass du es abstreitest, denn wieso sollte der große Elbenjäger Sias zugeben, dass er sich auf eine Waldelbin einlässt“.

„Wie bitte?!“, kam es plötzlich von Naminé und der Waldelbin stieg die Zornröte ins Gesicht. „Mit Verlaub: Aber ihr habt sie nicht mehr alle!“, sagte sie zu Efal und funkelte ihn aus blauen Augen wütend an.

„Ich bin seine Schülerin, nicht seine Geliebte!“. Für was hält der mich?!, dachte sie sich und ballte die Hände zu Fäusten. Efal ignorierte ihre Bemerkung und wandte sich stattdessen an Sias.

„Das Temperament scheint das gleiche zu sein“. „Naminé ist, mehr oder weniger, meine Schülerin“, gestand er Efal und sah ihn fest an. „Ich bilde sie aus!“. Efal sah die Elbin erneut an. „Geh hinaus, Spitzohr!“, zischte er ihr wütend zu. „Mit Vergnügen!“, entgegnete diese und stand auf. „Ich wasche mir in der Zwischenzeit den Dreck von meiner Haut“, sagte sie zum Abschied und zeigte den beiden ihre aufgekratzten Hautstellen am Arm. Die Paste juckte höllisch, lange würde sie dies nicht aushalten. Daraufhin verließ sie den Raum und ließ die beiden alleine.

„Eine Waldelbin. Du solltest dich schämen! Du jagst ihre Rasse, wie kannst du dich nur darauf einlassen?“, fragte er seinem frühen Schüler und Sias hörte einen gekränkten Unterton daraus hervor.

„Sie ist meine Schülerin“, wiederholte Sias erneut und war sich dieser Worte langsam leid. „Glaub es oder lass es, Efal!“. „Du spielst ihr etwas vor, Sias. Ich kenne dich zu gut. Was hast du vor, für was benutzt du sie?“.

Efal warf diese Worte einfach in den Raum und hoffte einfach nur, dass er etwas damit bei Sias erzielte, mit Erfolg. Dieser zuckte plötzlich zusammen und sah weg. Efal lächelte. „Ich habe Recht! Und lass mich raten: Sie ist viel zu naiv, um zu merken, was du wirklich vorhast“. Er lachte kurz. „Für einen Moment dachte ich wirklich, dass du es ernst meinst! Aber sag mir, was hast du vor? Willst du ihr vertrauen erschleichen, um sie danach kaltblütig umzubringen?“.

Sias stand nun auf. Er lehnte sich ein Stück über den Tisch und in seinen Augen loderte Hass auf. „Nein! Für, wie kaltherzig hältst, du mich?!“. Efal überlegte kurz.

„Für ziemlich. Es wäre nicht das erste Mal, dass du, ohne zu zögern, das Leben von jemandem auslöschst, der dir vertraut“.

Sias schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus. Er würde sich nicht von ihm provozieren lassen, nein. „Ich habe jemanden gesehen, bei einer Tat, die er nicht hätte tun sollen“, sagte er zu Efal, um das Thema zu wechseln.

„Ein Ritualmord an einen Waldelb. Der Elb war Naminés Bruder und sie will Rache dafür. Ich habe zufällig gesehen, wer der Mörder war, und werde sie zu ihm bringen, doch nicht aus Mitgefühl nein, es war die gleiche Person wie damals, die Schuld an all dem hier ist. Ich will mich endlich rächen!“.

Sias senkte seinen Blick. Er hatte Efal nun alles gestanden und wartete auf dessen Reaktion. „Wieso hast du sie mitgenommen? Es ist zu gefährlich hier. Desto mehr ihr beiden in das Landesinnere dringt, desto mehr Elbenjäger werden euch begegnen. Die Idee mit der Paste ist nicht übel, doch jeder erfahrener Elbenjäger durchschaut dein Spiel sofort. Schick sie zurück und dieser Vorfall ist nie passiert“.

Sias biss sich auf die Lippen. Efal hatte recht. Für Naminé wurde es immer gefährlicher - und für ihn auch. Doch sie zurück zu schicken … nein, er würde ihr helfen. Er brauchte sie, wenn er auf seinen Feind traf, außerdem behagte ihn der Gedanke nicht, sie alleine zurückzuschicken. Wieso er sich Sorgen machte, wusste er selbst nicht. Wahrscheinlich, weil sie nicht so war wie die Elben, die er sonst umbrachte.

Er schüttelte den Kopf. „Naminé bleibt“, verkündete er. Efal ging an ihm vorbei zur Tür und öffnete diese. Im Türrahmen blieb er noch einmal kurz stehen und prophezeite ihm: „Das wird dein Ende sein, Sias“.
 

Die Waldelbin war in ihrem Zimmer und schrubbte sich mit aller Kraft die Farbe von der Haut. Die Rosshaarbürste tat ihr weh und hinterließ schreckliche Striche auf ihrer Haut, doch andererseits stillte sie auch den Juckreiz. Nach und nach wurde ihre Haut wieder dunkler, und als die Farbe zum größten Teil herunter war, ließ sie die Bürste zurück in den Wasserbottich fallen und setzte sich vor diesem auf den Boden. „Und das jeden Abend“, flüsterte sie niedergeschlagen und legte den Kopf in den Nacken.

Sie war froh endlich den Juckreiz los zu sein, ihre Haut beruhigte sich wieder und die Stiche ließen langsam nach. Naminé hatte ein eigenes Zimmer bekommen, worüber sie sehr froh war. Sias war nicht gerade ein angenehmer Zimmerpartner und mit Efal wollte sie sich auf gar keinen Fall eines teilen! Sie traute diesem Mann nicht, wer würde ihm glauben, dass er nicht nachts sein Schwert zog und ihr den Kopf abschlug?

Naminé fröstelte es immer noch, wenn sie daran dachte, wie seine grünen Augen sie durchbohrt hatten. „Die kalte Art hat Sias von ihm“, sagte sie laut und stand auf, um sich nur erneut auf dem Bett niederzulassen. Als sie sich aufs Bett fallen ließ, viel ihr Aryls Kette aus der Hosentasche und landete auf den Boden. Naminé hob sie auf und betrachtete sie ihm Mondlicht. Sie glitzerte leicht und die Waldelbin musste lächeln, bevor sie sich entschied, die Kette um den Hals zu hängen.

„Du bist wirklich dumm!“.

Naminé erschrak, als plötzlich Efal in ihrem Zimmer stand und sie ansah. Die Waldelbin hatte nicht bemerkt, dass er hereingekommen war. Sie konnte ihn fast nicht von der Dunkelheit heraus erkennen, doch an der Stimme erkannte sie, dass es er war.

„Wie meint ihr das?“, fragte sie ihn verwirrt. Er ging auf sie zu. Wenige Schritte von ihr blieb er stehen. Naminé hielt den Anhänger der Kette umfasst. „Darf ich?“, fragte Efal sie und die Elbin ließ den Anhänger zögerlich los, bevor Efal ihn sich ansah. Er strich ein paar Mal darüber, bevor er seine rechte Hand hob und Naminé eine Ohrfeige verpasste.

Die Elbin wankte unter der Wucht des Schlages und hielt sich gerade noch an ihrem Nachttisch fest, sonst wäre sie auf den Boden gefallen.

Fassungslos starrte sie ihn an, die rechte Hand an der schmerzenden Stelle liegend. Sie wollte etwas sagen, doch sie brachte keinen Ton heraus.

„Verschwinde einfach!“, zischte Efal ihr wütend zu. „Du hast hier nichts verloren! Heute Nacht wirst du noch Nâge verlassen und wirst niemals hier her zurückkommen, verstanden?“. Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er die Waldelbin wieder alleine.

Diesmal hörte Naminé wie die Tür ins Schloss fiel und kaum war dies gesehen, fing sie an bitterlich zu weinen. Unfähig irgendetwas zu tun, ließ sie sich auf den Boden ihres Zimmers gleiten und lehnte sich mit den Rücken an den Nachttisch, bevor sie ihr Gesicht in ihren Händen verbarg. Naminé hasste es, wenn sie weinte.

Sie wollte einfach nur, dass endlich alles vorbei war. So sehr wünschte sie sich, dass Cyons Tod niemals passiert war und Aryls Worte ertönten erneut in ihrem Kopf, Naminé musste entsetzlich feststellen, das sie recht gehabt hatte. Ein erneuter Heulkrampf erfasste sie nach dieser Erkenntnis.
 

Cirra legte den Kopf schief, während sie in die Kristallkugel in ihrem Schoß blickte. „Interessant“, flüsterte sie leise und lächelte breit, als Naminé erneut das Weinen anfing.

„Du wirst dich wohl nie ändern, Efal“, sagte die Prinzessin und mit einem kurzen Wink, über der Kristallkugel, wechselte das Bild und Sias erschien. Dieser saß an den Tresen des Wirtshauses und trank einen Krug Bier. Cirra hauchte einen Kuss in seine Richtung und zwinkerte.

„Willst du etwas schon aufgeben? Unser Spiel hat doch gerade erst begonnen“.

Freund oder Feind? (überarbeitet)*

7.Kapitel

Freund oder Feind?
 

Als Sias aufwachte, starrte er an die Decke des Gastzimmers. Sein Fenster war leicht geöffnet und somit hörte er das lebhafte Treiben auf den Straßen, ebenso wie das zwitschern der Vögel. „Wieder ein neuer Tag“, seufzte er und setzte sich auf seine Bettkante. Kraftlos fuhr er durch sein Haar.

Er hatte Kopfschmerzen.

„Ich hätte nicht soviel trinken sollen“, flüsterte er leise und stand schließlich auf, um sich anzuziehen. Als er fertig angezogen war, schritt er die Treppe zum Schankraum hinunter und staunte, als er dort Naminé sitzen sah. Sie wirkte abwesend und ihre rechte Hand spielte mit der Kette um ihren Hals. Geräuschvoll ließ er sich neben ihr nieder und sie schrak hoch. Naminé sah weg, als sie Sias bemerkte, und biss sich auf die Lippen.

Sie hatte versucht, so gut es ging, ihre Rötungen im Gesicht mit der hellen Paste zu überschminken, doch an einigen Stellen sah man die Zeichen von letzter Nacht. Die Waldelbin hoffte so sehr, das es dem Elbenjäger nicht auffallen würde. Zu peinlich war es ihr, darüber zu reden.

„Wo ist Efal?“, fragte er sie. „Er macht Besorgungen“, sagte sie leise.

Stille.

„Naminé … sieh mich an“, befahl Sias ernst. Die Waldelbin hingegen drehte ihren Kopf nur noch weiter weg und ihre Hände verkrampften sich. „Nein!“, flüsterte sie und schloss die Augen, als Sias sie grob am Kinn packte und sie näher zu sich zog. Noch mehr kniff sie die Augen zusammen, als er sanft über ihr Gesicht streichelte.

„Ich wusste, dass er das tut“, sagte er. Sias hielt die Waldelbin immer noch fest. Er legte den Kopf in den Nacken. „Es tut mir leid. Ich hätte dich warnen sollen“.

„Jetzt ist es schon zu spät“, entgegnete sie und riss sich von Sias los.

„Er hasst mich“.

Sias zuckte mit den Mundwinkeln. „Er ist ein Elbenjäger, es ist typisch, dass er dich hasst. Es gehört zu seinem Beruf“.

„Hasst du mich auch?“, fragte sie leise. Sias schluckte schwer. Was sollte er darauf entgegen?! Zu seinem Glück kam Efal herein und ging auf die beiden zu. „Morgen, Sias“, sagte er und ignorierte die Waldelbin völlig.

„Ich habe einen Auftrag für dich“, sagte er zu ihm und schob seinem früheren Schüler einen Lederbeutel voll Geld zu. „Wie lautet er?“, antwortete Sias fast monoton. „Wie du vielleicht weißt, regiert die Adelsfamilie Carpe über diese Stadt und die Umgebung. Dein Auftraggeber möchte, dass du heute Abend in ihr Herrenhaus eindringst, und versucht innerhalb von einer Woche das Familienoberhaupt zu töten“.

„Wer ist der Auftraggeber?“.

„Das hat dich nicht zu interessieren, die Frage ist nur: Wie kommen wir in die Villa?“.

„Ich dachte Elbenjäger töten nur Elben?“, fragte Naminé plötzlich und sah verwirrt in die Runde. Efal warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. „Du hast ihr nicht gesagt Sias, dass wir auch Soldaufträge annehmen?“, fragte er den jungen Mann

„Nein. Ich habe es vergessen“, er wandte sich an Naminé, „Vom Elben töten können wir nicht leben, es gibt zu wenige im Landesinneren, weswegen wir auch Soldaufträge jeder Art annehmen“, erklärte er ihr kurz und die Waldelbin nickte. Plötzlich sah Efal zu Naminé und sah kurz an ihr herunter. Er grinste breit.

Ja, das könnte klappen. „Ich weiß, wie wir in die Villa kommen“.
 

Naminé hielt die Hand, des blinden Dieners fest umklammert. Sie wunderte sich immer noch, wie er sich trotz seines verlorenen Augenlichts, so gewissenhaft im Herrenhaus bewegen konnte. Die Waldelbin hatte sich schon mehr als einmal verlaufen und jedes Mal musste sie der Dunkelelb zurückbringen. Gwelan, der Dunkelelb, lebte schon mehr als 30 Jahre hier, er war hier aufgewachsen und kannte deswegen die Gänge auch blind.

Naminé war hingegen erst 2 Tage hier.

Die junge Elbin war immer noch wütend auf Efal und Sias! Die beiden hatten sie, gegen ihren Willen, in das Herrenhaus geschleppt und sie dort als Sklavin abgegeben. Jedes Mal wenn sie Efals triumphierendes Gesicht vor ihren Augen sah, würde sie am liebsten weglaufen und ihm eines mit dem Schwert überbraten.

Doch sie war hier gefangen. Sias hat ihr mehr oder weniger versprochen, dass sie bald hier raus kam. Naminé sollte nur in der Nacht des dritten Tages, ein Küchenfenster unbemerkt offen lassen.

Gwelan riss sie plötzlich um die nächste Ecke des Ganges und Naminé konnte sich gerade noch an der Wand abstützen, sonst wäre sie hingefallen. „Du solltest auf deine Füße achten“, sagte der Dunkelelb langsam.

Naminé würde leicht rot. Sie fand es einfach peinlich, dass sie ein blinder Dunkelelb tadelte! Gwelan war der Einzige hier, den sie bis jetzt besser kannte. Sie teilte sich zwar ein Zimmer mit einer Menschfrau, ihr Name war Katja, doch mehr als guten Morgen sprachen sie nicht miteinander. Katja sah Naminé jedes Mal an, als wäre sie ein Gespenst. Naminé fand, dass Gwelan sehr hübsch aussah. Früher sollte er wunderschöne strahlend braune Augen gehabt haben, hatte ihr eine Küchenhilfe erzählt. Sie musste lächeln. Naminé fand, dass er jetzt auch noch hübsch aussah. Sein langes blondes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und die dunkle, fast schwarze Haut passte einfach zu ihm.

Abrupt blieb er stehen.

Naminé prallte gegen seinen Rücken. „Tut mir leid“, sagte sie und trat neben ihm, sie wollte sehen, warum er ihren Weg plötzlich unterbrach. Vor ihm stand eine junge Elbin, sie saß auf den Boden rieb sich schmerzhaft den Kopf. Vor ihr lag ein silbernes Tablett und der Essensinhalt ergoss sich auf den goldfarbenen Teppichboden.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie die Elbin und Naminé lief auf sie zu. Diese schüttelte den Kopf und stand auf. Ihre dunkelblauen Augen sahen sie freundlich an. „Danke. Ich bin gestolpert“, erklärte sie und Naminé half ihr, das Unglück auf dem Boden aufzuräumen, während Gwelan stehen blieb und wartete.

„Vielen Dank“, sagte die Elbin zu Naminé und verneigte sich knapp. Diese kratzte sich verlegen den Kopf. „Keine Ursache“. Die Elbin streckte ihr die rechte Hand entgegen.

„Mein Name ist Cirra“, sagte sie zu ihr und Naminé schüttelte ihre Hand.

„Naminé“.

„Das ist ein schöner Name. Ich werde mal zurückgehen, Maria macht sich bestimmt schon Sorgen“, sagte sie zu ihr und ging an Gwelan vorbei. Naminé winkte ihr kurz nach, bevor sie wieder die Hand des Dunkelelbs umschloss und dieser den Weg fortsetzte.

Als die beide in der Küche ankamen, bekam Naminé zuerst einmal eine Rüge vom Küchenchef. Sie ließ dies über sich ergehen und machte sich dann sofort daran die Kartoffeln zu schälen. Während Naminé dieser Arbeit nachging, sah sie immer wieder zu Gwelan. Der Dunkelelb stand neben einem Diener und redete mit ihm.

„Nicht schauen! Arbeiten!“, sagte der Küchenchef wütend zu ihr und war kurz davor ihr auf die Finger zu schlagen. Naminé nickte mehrmals. „Verstanden!“.
 

Die Waldelbin verließ erschöpft die Küche, als ihre Schicht zu Ende war. Müde schleppte sie sich in die Richtung, in der ihr Zimmer lag.

Als sie ihr Zimmer erreichte, staunte sie, dass es nicht leer war. Auf Katjas Bett saßen Cirra und die Menschenfrau. „Hallo“, sagte sie zu ihnen und trat verlegen ein. Cirra wandte sich von Katja ab und sah Naminé an.

„Du wohnst hier mit ihr?“, fragte sie Naminé und diese nickte. Cirra kicherte. „Danke wegen vorhin. Maria war nicht sauer auf mich“, sagte sie. Katja sah zwischen den beiden hin und her.

„Du kennst sie?“, sagte sie ein wenig arrogant. Cirra nickte.

„Ja. Sie ist nett“.

Plötzlich stand die Hochelbin auf und ging auf die Waldelbin zu. „Katja und ich wollten zum Audienzzimmer gehen, heute soll Linth, der Prinz der Hochelben, zu Besuch kommen“, erklärte sie ihr und umfasste kurzerhand ihre Hände.

„Bitte komm mit“. Naminé sah kurz zu Katja. Diese zuckte mit den Schultern. „Ich kann doch nicht mit. Meine Schicht beginnt gleich“. „Na gut ich komm mit“. Kaum hatte sie den Satz beendete, riss Cirra sie mit sich. „Bis später!“
 

Kurz vor dem Audienzzimmer blieb Cirra stehen und spähte um die Ecke. „Da ist er!“, sagte sie freudig und Naminé tat es ihr gleich. Als sie den Hochelben sah, fiel ihr fast der Mund auf den Boden. Er war wunderschön. Seine smaragdgrünen Augen, die strahlten, sein blondes Haar, das die Farbe von Getreide hatte und seine weiße, makellose Haut. Linth trug eine weiße Hose und eine weiße Jacke, die sehr der von Sias ähnelte. Er lachte kurz, als Amelie Carpe, die Frau des Oberhauptes, mit ihm sprach.

Er redete noch eine Weile mit ihr, bevor er sich mit einer Verbeugung verabschiedete und in die Richtung der beiden Elbinnen ging.

„Komm schnell!“, sagte Cirra zu ihr und die beiden versteckten sich hinter einer alten Ritterrüstung. Als Linth an den beiden vorbei ging, passierte es. Naminé stieß Ausversehen gegen die Ritterrüstung und die fiel von ihrem Podest und landete, laut scheppernd, vor Linths Füße.

Der Prinz blieb stehen und sah die Rüstung an, dann die beiden Elbinnen. Als er die Gesichter der beiden sah, begann er lauthals zu lachen.

Cirra und Naminé sahen sich verdutzt an.

„E …Es tut mir leid! Ich wollte das nicht“, entschuldigte sich Naminé sofort und verneigte sich vor dem Hochelben. Cirra tat es ihr nach.

Dieser hörte auf zu lachen und winkte ab. „Kein Problem“. Mit einer kurzen Handbewegung über die Rüstung setzte diese sich von Geisterhand wieder zusammen und schwebte auf ihren gewohnten Platz zurück.

Die beiden Frauen traten hinter der Rüstung hervor und blieben vor dem Podest stehen. Sie sahen nicht zu ihm auf. Naminé hörte, wie sein Umhang raschelte und er auf die beiden zuging. Vor Naminé blieb er stehen. Das Herz der Elbin schlug schnell, sie hoffte, dass er es nicht hören konnte.

Wo er so nahe vor ihr stand, konnte sie sein Parfüm riechen. Es war dezent und roch nach einer Mischung von Zimt und Rosenblättern. „Kannst du mich vielleicht ansehen?“, fragte er sie und seine Stimme klang freundlich. Naminé tat es und sah ihn direkt in seine Augen. Die Waldelbin hatte das Gefühl sie würde darin versinken und könnten ihn stundenlang so ansehen.

„Naminé!“, rief Gwelan plötzlich und der blinde Diener ging zielstrebig auf sie zu. Naminé riss sich quälend von Linths Anblick los und ging auf den Dunkelelb zu.

„Was ist?“. „Du sollst in die Küche kommen, jemand ist ausgefallen“. Naminé nickte knapp und verneigte sich vor dem Prinzen. „Auf Wiedersehen, Hoheit“, sagte sie zu ihm und folgte Gwelan zurück in die Küche.

Als die beiden außer Hörweite waren, sah der Prinz zu seiner Schwester hinab. „Ist sie das?“. Diese erwachte aus ihrer Starre und grinste breit - es war ein teuflisches Grinsen.

„Ja, das ist Naminé und was sagst du zu ihr?“. Linth sah ihr nach, dann als sie um eine Ecke verschwand, sagte er zu seiner Schwester: „Sie gefällt mir. Schade das Sie eine Waldelbin ist“. Er wandte sich wieder Cirra zu und er erwiderte ihr Grinsen.

„Das wird ein Kinderspiel“.

Hinterhalt (überarbeitet)*

8.Kapitel

Hinterhalt
 

Naminé stand neben Gwelan und hielt eine gefüllte Wasserkaraffe, denn sie musste den Gästen im Speisezimmer, sobald die Gläser drohten leer zu werden, immer wieder nachschenken. Für die Elbin war dies ein lästiger Job.

Sie musste sich dafür extra ein weißes Kleid anziehen, das für sie viel zu eng geschnitten war, was zur Folge hatte, dass sie von mehr als nur einem Gast mit lüsternen Blicken angesehen wurde. Immer wieder warf sie einen nervösen Blick zu Linth.

Er war der Hauptgast dieser Tafel, weswegen er neben Amelie und Diego Carpe saß und sich mit ihnen unterhielt.

Naminé sah weg, als Linth zu ihr sah und sie breit anlächelte. Sie spürte, wie sie leicht rot wurde. Die Waldelbin war froh, dass der Dunkelelb blind war.

Heute war die junge Frau den dritten Tag hier und das bedeutete, dass sie sich unbemerkt in die Küche schleichen musste, um ein Fenster offen zu lassen. Doch so wie es aussah, dauert das noch Stunden, bis sie hier endlich weg konnte.

Kurz blickte sie aus einem Fenster und sah, wie die Sonne unterging und der Mond schon leicht am Himmel zu erkennen war. Sias und Efal würden sich bald auf den Weg hierher machen, und wie sie den älteren Elbenjäger kannten, würde er vor Wut toben, dass es nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte.

Sie seufzte.

„Geht es dir nicht gut?“, fragte Gwelan sie plötzlich. Der blinde Diener hat ihr Seufzen bemerkt. Zuerst schüttelte sie den Kopf, doch dann fiel ihr ein, dass er ja nicht sehen konnte und antwortete: „Mir ist nur ein wenig schwindelig“, sagte sie und das war noch nicht einmal gelogen.

Es ging ihr wirklich nicht Besonderes gut.

„Soll ich zu Maria gehen und sagen, dass ich dich hier nicht mehr brauche?“, schlug er vor. Naminé sah ihn an. „Würdest du das wirklich tun?“, fragte sie ihn. Er nickte. „Es ist nur noch die Nachspeise dran, dafür brauche ich keine Hilfe“, erklärte er ihr. „Danke!“, sagte sie und umarmte den Dunkelelb stürmisch, doch dann fiel ihr ein, dass sie nicht alleine waren, und ließ ihn wieder los.

Er hingegen lächelte breit. „Nun geh schon“.
 

Kaum hatte sie das Speisezimmer verlassen, schlug sie den Weg zur Küche ein. Unterwegs war ihr das ganze Küchenpersonal begegnet, die die Nachspeise aufdeckten, daher wusste sie, dass sie mehr als eine Stunde völlig alleine war.

Zeit genug.

In der Küche brannte noch Licht und von den Feueröfen ging immer noch eine schweißtreibende Wärme aus, obwohl das Feuer schon längst verloschen war. Naminé ging zielstrebig zu einer Obstkiste und stellte sie vor das Fenster hin, das am höchsten lag und es bei diesem dennoch nicht auffiel, wenn es offen war. Das Fenster lag ziemlich versteckt hinter einem Regal. Kurzerhand öffnete sie das Fenster einen kleinen Spalt und stellte das Regal ein wenig weiter weg, sodass die beiden Elbenjäger es nicht mit sich reißen konnten.

Die Obstkiste stelle sie an ihrem gewohnten Platz zurück und wischte sich kurz die Hände an einem Leinentuch ab, als jemand zu ihr sagte: „Hier bist du also“.

Naminé erschrak, als sie die Stimme des Hochelbens hörte. Schnell drehte sie sich um und sah ihn an. Der Prinz lehnte an der Eingangstür der Küche und lächelte.

„Was macht ihr hier?“, fragte sie ihn verwirrt und hoffte, dass er sie nicht bei ihrer Aktion beobachtete hatte. Naminé ging auf ihm zu.

„Solltet ihr nicht beim Bankett sein?“.

Linth sagte lange nichts, er sah sie einfach nur an. „Das Essen schmeckt mir nicht“, sagte er schließlich.

„Oh“.

„Aber nur wenn du nicht da bist“.

Naminés hellblauen Augen weiteten sich und sah ihn mit einer Mischung aus Verwirrtheit und Überraschung an. Linth sah, wie sie rot wurde, und musste innerlich grinsen. Es war so einfach. Sie alle waren gleich.

„Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen“, sagte er zu ihr. Naminé sah ihn immer noch an. Der Elb streckte plötzlich seine rechte Hand nach ihrem Handgelenk aus und zog sie ein wenig näher zu sich. „Du bist hübsch, hat dir das schon Mal jemand gesagt?“, fragte er sie und strich ihr sanft über ihr Kinn.

„Ein paar Mal“, sagte sie und warf einen kurzen Blick zu dem Fenster. Sie wusste, dass die beiden erst später kamen, doch irgendwie hoffte sie, dass sie sich beeilten. Mit dem Prinzen alleine zu sein, behagte ihr überhaupt nicht.

„M … Mylord ich bin eine Waldelbin, ihr ein Hochelb“, sagte sie plötzlich und wusste selbst nicht, warum sie das sagte.

„Und?“, fragte er sie und zog sie wenig näher zu sich. Naminé schluckte schwer und ihr Herz begann schneller zuschlagen. „Lasst mich bitte los“, bat sie ihn, doch ihre Stimme klang nicht überzeugt. Vorsichtig, fast liebevoll, strich er ihr übers Gesicht.

„Ich könnte dich freikaufen und dich mit nehmen“, sagte er zu ihr und Naminé bemerkte, das er dies ernst meinte. „Mir gefällt aber meine Arbeit hier“, log sie und warf erneut einen kurzen Blick zum Fenster. Linth runzelte die Stirn. Er nahm erneut ihr Kinn und zwang sie somit, dass sie ihn ansehen musste.

„Ist das Fenster interessanter als ich?“. Naminé wollte etwas sagen, doch er fuhr fort: „Ich weiß von Frau Carpe, dass du erst seit drei Tagen hier bist. Zwei Elbenjäger brachten dich. Was für ein Glück, das sie dich nicht getötet haben, so wunderschön, wie du bist“, flüsterte er fast.

„Und was ist, wenn ich mit euch mit käme?“, fragte sie ihn zögerlich. Die Waldelbin dachte nicht einmal im Traum daran dies zu tun, doch wenn wollte sie wissen, was mit ihr passieren würde. Er grinste und beugte sich näher zu ihr hinunter. Die beiden trennte nicht mehr viel und ihre Lippen berührten sich fast. Naminé sah in seine Augen und versank darin, genau so wie gestern. Sie waren einfach unbeschreiblich schön.

„Jede freie Minute, die ich habe, würde ich bei dir verbringen. Du müsstest nicht mehr in einer Küche schuften oder andere Leute bedienen. Nein. Ich werde dir ein eigenes großes Zimmer geben, eine Zofe und sonst alles, was du willst“. Desto länger Naminé ihm zuhörte, desto mehr klangen seine Worte einfach zauberhaft und ihr Gewissen, ihr Instinkt, wurde nach und nach leiser.

„Das hört sich toll an“, hauchte sie ihm zu und dann passierte es. Linth küsste sie und Naminé ließ es zu. Sie schloss die Augen und genoss es einfach. Denn wann wurde man schon von einem Prinzen geküsst? Unter dem Kuss bemerkte sie kaum, dass der Hochelb ihr Handgelenk losließ und sie mit den Rücken an den Rahmen der Tür presste. Nach einer ganzen Weile löste sich Linth von ihr. Naminé sah ihn an. Noch ganz benebelt von dem Kuss, lächelte sie.

„Kommst du mit?“, fragte er sie, doch er ließ die Waldelbin nicht antworten, zuvor küsste er sie erneut. Diesmal ließ er seine linke Hand zu ihm Rücken wandern und spielte mit den Bändern des Kleides, die es zusammenhielten. Als er eines der Bänder sanft aufzog, verkrampfte sich Naminé schlagartig. „Was ist?“, fragte Linth sie plötzlich und Naminé fühlte sich nicht mehr wohl in ihrer Haut.

„Sagt ihr diese Worte nur zu mir, um mich in euer Bett zu bekommen?“, fragte sie ihn plötzlich direkt und sah ihn fest an. Der Prinz war ein wenig überrascht und eine Zeit lang sprachlos.

Diesen Moment nutze jemand aus und Naminé sah, wie hinter ihm zwei Schatten erschienen, einer der beiden zielte mit einem Gegenstand auf den Hinterkopf des Elben. Mit einem dumpfen Geräusch traf der Gegenstand und Linth wurde bewusstlos. Ohnmächtige rutschte er auf den Boden. Naminé wollte schreien, doch eine behandschuhte Hand legte sich um ihren Mund und hinderte sie somit.

. „Denk nicht einmal daran!“, zischte Efal ihr wütend zu, als Naminé ihn beißen wollte. Sie hatte nicht bemerkt, dass sich die beiden rein geschlichen hatten! Die Waldelbin nickte und der Elbenjäger ließ sie los, während Sias Linth fesselte und einen Knebel in den Mund stopfte. „Gute Ablenkung. Du bist doch zu etwas zu gebrauchen“, sagte Efal zu ihr und lächelte sie sogar an! Naminé hingegen schnaubte wütend.

„Hättet ihr nicht früher kommen können?“.

„Es hat dir doch Spaß gemacht“, entgegnete dieser und grinste breit. Die Waldelbin wurde hochrot und sah weg. Als Sias den Elbenprinzen fertig gefesselt hatte, versteckte er ihn in der Speisekammer und stellte ein paar Kisten davor.

„Der müsste für eine Weile ruhig sein“, sagte er und ging auf die beiden zu. „Wo ist das Zimmer von Diego?“, fragte er Naminé. „Das Bankett dauert noch ungefähr eine Stunde. Wir sollten uns derweil verstecken, aber nicht hier. Das Personal müsste bald kommen“.

Sias nickte.

„Und wo verstecken wir uns?“. Erst jetzt bemerkte Naminé, in welcher Situation sie sich befand.

Sie hatte Linth, den Prinzen der Hochelben, geküsst oder besser gesagt er hatte sie geküsst und es hatte ihr auch noch gefallen! Erneut wurde sie hochrot und vergrub ihr Gesicht in die Hände. Sias und Efal sahen sich kurz an.

„Weißt du jetzt einen Ort zum Verstecken?“, fragte Sias sie erneut und diesmal nickte die Waldelbin. „Ja. Ich kenne einen Ort“.
 

~Ein paar Minuten vorher~
 

Sias und Efal waren auf dem Weg zu der Villa der Carpes, während die Sonne schon nach und nach unterging. Die beiden Elbenjäger schwiegen sich an. Schon seit Stunden sprachen sie nichts mehr zueinander, die beiden hatten noch nie viele Worte miteinander gewechselt. Vor dem Herrenhaus, am Rande der Stadt, blieben sie stehen. Für Sias war diese Villa ein scheußlicher Anblick.

Unten in der Stadt regiert Tod und Gewalt, Diebstahl regelte das Leben dort unten und hier oben saßen die Reichen und scherten sich um nichts außer um sich selbst. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. Er war kurz davor auf die Wachen loszugehen, doch Efal hielt ihn zurück. „Wir nehmen den Hintereingang“, sagte er zu seinem früheren Schüler und verstand seinen Groll. Widerwillig folgte Sias ihm, doch davor spuckte er noch einen der Hauswachen vor die Füße. Dieser ignorierte dies.

Die beiden Elbenjäger stiegen geschickt auf einem Baum und klettern über die Mauer des Anwesens. Lautlos sprangen sie in das weiche Gras und sahen sich kurz um. Niemand hatte sie bemerkt. Zu ihrem Glück war die Küche nicht weit. Sie sahen das Fenster, welches einen Spalt weit geöffnet war und rochen das Essen. Sias und Efal schlichen zu dem Fenster und hielten kurz an inne, als sie zwei Stimmen hörten.

„Was hältst du davon?“, hörte die beiden eine junge Männerstimme und Sias ließ diese das Blut in den Adern gefrieren.

Nein! , dachte er panisch und erstarrte zu Eis. Efal zuckte mit den Mundwinkeln. „Na sie mal einer an, wen haben wir denn da?“.

„Ich bring ihn um!“, murmelte Sias plötzlich und war schon im Begriff sich durch das Fenster, in die Küche zu stützen, um ihn zu töten, doch Efal streckte seinen rechten Arm aus und versperrte ihm somit den Weg. „Das wirst du nicht tun, wir warten“. Sias sah ihn wütend an. „Efal! Bitte!“.

„Nein“.

Die beiden beobachteten die beiden Elben, und als Linth sie küsste, stieg Efal durch das Fenster ein, und Sias tat es ihm nach. Sias nahm eine Pfanne, und als Linth mit dem Rücken zu ihnen stand, schlug er ihm das Küchenuntensil auf den Hinterkopf. Der Elb wurde sofort bewusstlos und fiel auf dem Boden.
 

Kurz nach Mitternacht schlichen die Drei aus dem Versteck, zu Diegos Arbeitszimmer. Naminé hatte herausgefunden, dass er sich heute Abend dort drin aufhielt. Das ganze Schloss suchte inzwischen nach Linth, bis jetzt Vergebendes. Efal hoffte, dass sie ihn nicht so schnell finden würden. „Du wirst draußen warten, Naminé?“, befahl ihr Sias und sie gehorchte. „Wenn etwas ist, pfeif einfach“.

Die beiden Elbenjäger öffneten die Tür, eine Kerze brannte auf dem Schreibtisch und erhellte den Raum. Still schlossen sie die Tür und gingen auf dem Schreibtisch zu. Efal rammte mit voller Kraft, seinen Dolch in die Holzplatte. „Deine Mörder heißen Sias und Efal. Dein Leben wird bald im Nichts vergehen“, sagte er den gewohnten Spruch der Elbenjäger. Der Schreibtischstuhl stand mit der Rückenlehne zu ihnen und die beiden sahen, dass jemand darin saß.

„Dreh dich um. Wir wollen dir ins Gesicht sehen, wenn dein Leben erlischt“. Eine Gestalt stand aus dem Stuhl auf und drehte sich zu den beiden um. Als Sias Linth sah, fiel ihm fast der Mund auf den Boden.

„Was machst du hier?!“.

„Ich habe mich befreit und Diego gewarnt. Du warst schon immer ein mieser Fessler“, sagte der Elbenprinz und strich sich seinen Anzug glatt. Plötzlich hob er den Kopf und sah an den beiden vorbei. „Oh, Cirra! Du hast jemanden mitgebracht?“. Sias und Efal wirbelten herum und sahen Cirra an. Sie hielt Naminé in ihr Armen und drohte ihr mit einem Dolch, den sie ihr an den Hals hielt. „Keinen Mucks, ihr beiden, oder ich bringe sie um!“.

Im Kerker ist es doch am schönsten (überarbeitet)*

9.Kapitel

Im Kerker ist es doch am schönsten
 

Sias schlug die Augen auf und starrte an eine Gitterwand. Der Elbenjäger wollte aufstehen, doch dann merkte er, dass seine Hände mit Eisenfesseln an der Wand befestigt waren. „Na ganz toll“, sagte er und stellte fest das Er im Kerker von Nâge saß und dass Efal ihm in der Zelle Gesellschaft leistete. Sein alter Meister war, im Gegensatz zu ihm nicht angekettet. Er saß auf einer Pritsche und sah hinauf zu dem vergitterten Fenster.

In der Ferne hörte er die Möwen kreischen. Der Gefängnisturm von Nâge befand sich auf einer Klippe nahe der Küste. Schon ein paar waren bei Ausbruchsversuchen hinabgestürzt und das Meer hatte sie verschlungen. Efal ahnte vom Luftdruck her, dass sie ziemlich weit oben waren.

„Warum bin ich angekettet?“, fragte Sias ihn plötzlich. Efal wandte sich ihm zu. „Du hast dich ziemlich aufgeführt. Cirra hat dir ein Mittel gegeben, dass du endlich ruhig wirst. Wahrscheinlich bewirkte das Mittel auch, dass du einen Blackout hattest“.

Sias drückte sich mit den Rücken an die Wand und versuchte somit aufzustehen. Als er halbwegs stand, bemerkte Sias, dass er einen Verband am rechten Unterarm trug.

„Woher kommt der Verband?“, fragt er Efal.

„Linth hat dich angegriffen“, erklärte er knapp und sah kurz zu den Gitterstäben, die jedes Ausbrechen verhinderten. „Das Mittel wirkt wirklich sehr gut“, sagte Sias sarkastisch und zog an den Eisenfesseln.

„Wo ist überhaupt Naminé?“. Efal zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Als sie uns in die Zelle hier warfen, nahm Cirra sie mit. Hoffentlich verhören sie sie nicht“.

Sias schüttelte den Kopf. „Nein. Ich glaube nicht, dass sie Naminé verhören. So wie ich Linth kenne, wird er schon genug Informationen darüber gesammelt haben“.

„Und was glaubst du hat er dann mit ihr vor?“. Sias biss sich auf die Lippen. „Ich will lieber nicht daran denken“.
 

Naminé schlug langsam die Augen auf und merkte, dass sie in einem großen Bett lag. „Was mach ich ihr?“, fragte sie leise und ihr Kopf schmerzte. Sie konnte sich an gar nichts mehr erinnern, außer dass sie mit Sias und Efal auf dem Weg zu Herrn Carpe gewesen war.

Die Waldelbin sah sich kurz im Zimmer um. Es war nicht Besonderes groß und durch das Fenster konnte sie das Meer sehen und die kreischenden Möwen hören. Sie stellte fest, dass sie sich nicht mehr im Herrenhaus befand.

Sie schlug die Bettdecke zur Seite und bemerkte, dass sie nicht mehr ihr weißes Kleid trug, stattdessen ein nachtblaues, leichtes Kleid das ihr bis zu den Oberschenkeln ging. „Wieso trag ich das?!“.

„Gefällt es dir nicht?“.

Naminé erschrak und deckte sich schnell zu, als Cirra auf zuging. Die Waldelbin sah sie böse an. „Warum bin ich hier?“. Cirra stellte sich vor sie hin und lächelte sie unbeschwert an.

„Du gefällst meinen Bruder“, sagte sie knapp und strich durch ihr rotblondes Haar. „Ich habe ihm nur geholfen, dass du ihm nicht wegläufst“.

„Ich mag ihn aber nicht!“, sagte sie und stand nun auf. Wütend ging sie auf die Hochelbin zu und stieß sie grob mit dem Zeigefinger an.

„Ihr werdet mich sofort freilassen!“. Cirra sah auf ihre Hand hinab. „Hör auf mich anzufassen, Waldelbin! Sei froh, dass mein Bruder so gutmütig ist und dich nicht in den Kerker geworfen hat, wie deine beiden Freunde“.

Plötzlich schossen ihr die beiden Elbenjäger durch den Kopf. Sie hatte sie total vergessen! „Geht es ihnen gut?“, fragte sie Cirra und klang ein wenig besorgt. „Den Umständen entsprechend gut“. Naminé schnaubte. Mehr als diese Antwort konnte sie ihr wohl nicht entlocken.

„Mein Bruder wird die beiden und dich gehen lassen, wenn du uns nur einen kleinen Gefallen tust“. „Ich werde nichts tun, was euch Genugtuung gibt!“. Cirra wandte sich von ihr ab und wanderte zu der Tür. „Gut. Wenn das so ist, werde ich Linth bescheid geben, dass er mit der Folterung anfangen kann. Ciao“.

Naminé sah ihr nach und rannte zu der Tür, doch Cirra schlug sie zu und Naminé hörte das Schloss knacken. Sie war eingesperrt! „Lass mich raus!“, kreischte sie wütend und schlug gegen die Tür, erhielt aber keine Antwort von der anderen Seite. „Cirra!“.
 

Efal hatte die Augen geschlossen und döste, während Sias immer nervöser wurde. Es gefiel ihm nicht, dass sich noch keine Wache bei ihnen hatte blicken lassen, geschwiegen davon, dass ihnen etwas zum Essen gebracht wurde. Sias machte sich außerdem noch Sorgen um Naminé. Der Elbenjäger könnte sich dafür eine knallen, dass er sich Sorgen um das Spitzohr machte!

Vielleicht machte er sich diese nur, weil sie ihnen bei ihrem Plan geholfen hatte, der nach hinten losgegangen war. Sias wusste nicht ob Naminé nicht richtig aufgepasst hatte oder Linth und Cirra schon von Anfang wussten, was die Waldelbin vorgehabt hatte. Sias hörte plötzlich Schritte und sah auf. Instinktiv wollte er nach seinem Schwert greifen, doch dann merkte er, dass sie es ihm abgenommen hatte.

Als die Gestalt näher trat, verhärtete sich Sias Gesichtsausdruck. „Und habt ihr beide euch schon eingelebt?“, fragte Linth ihn und trat näher an die Gitterstäbe.

„Eine Couch und ein richtiges Bett würden alles noch perfekt machen“, antwortete ihm Sias sarkastisch. „Und die Fesseln, sie stören ein wenig“.

Linth lächelte. „Unser Budget ist knapp. Es ist kein Platz für Sonderwünsche“.

„Dachte ich mir schon und das Essen ist auch ziemlich mager! Vor allem wenn man keines bekommt“.

Der Prinz der Hochelben sah zu Efal. Dieser schlief tief und fest.

„Deinen Freund scheint dies aber nicht zu stören“. „Efal hat sich schon immer mit weniger Zufriedenen gegeben“.

„Ein einfacher Mensch eben, das bist du leider nicht. Du warst schon immer sehr kompliziert“. Sias zuckte mit den Schultern. „Ich war schon immer anspruchsvoll“.

Eine kurze Stille herrschte zwischen den beiden. „Warum bist du hier, Linth? Sicher nicht, um dich mit mir zu unterhalten“.

Linth nickte. „Wie viel willst du für Naminé?“. Sias runzelte die Stirn und sah kurz zu Efal, der kurz laut schnarchte und sich auf die andere Seite seiner Pritsche drehte. Er war froh das Efal nicht wach war. Dieser hätte sofort eine Summe genannt, doch Sias war nicht so wie er. „Sie ist nicht verkäuflich“. Linth legte einen unschuldigen Blick auf.

„Ist sie nicht ein wenig zu Schade, um sie zu töten“. „Wer hat gesagt, dass ich Naminé töten will?“. „Was willst du dann mit ihr machen?“, fragte Linth ihn neugierig. „Ich bilde sie aus“. Linth starrte ihn fassungslos an und brach dann in schallendes Gelächter aus, das sogar Efal aufweckte.

„Was lacht der so blöde. Irgendein Witz denn ich verpasst habe?“, fragte er Sias und gähnte. „Ausbilden? Du?! Was willst du mit einer Waldelbin! Solltest du sie nicht eigentlich töten?“. „Was ist daran so verkehrt? Eine Waldelbin als Elbenjägerin, wieso nicht?“. Linth wischte sich die Tränen weg.

„Eine Waldelbin tötet keine anderen Elben, wenn dann werden sie getötet!“. „Wer sagt, dass ich sie zum Töten benutze und außerdem, du bist selbst ein Elbenjäger warum willst du Naminé?“. „Sie gefällt mir. Naminé würde eine sehr schöne Mätresse abgeben“.

„Ich habe ihr schon versprochen, dass ich sie ausbilde“, hielt Sias ihm dagegen. Linth zuckte leicht mit den Mundwinkeln.

„Ich werde mit Naminé selbst reden. Ich wünsche euch noch eine schöne Nacht“, sagte der Hochelb zum Abschied und ging. Als er außer Hörweite war, sah Efal seinen Schüler an. „Warum gibst du ihm das Spitzohr nicht! Das Geld können wir sicher gut gebrauchen“. Sias sah Efal an.

„Wir? Was heißt hier wir?“. Efal grinste. „Ich habe meinen Groll gegen dich abgelegt“. „Ach, auf einmal?“.

„Glaub es oder lass es“. Sias seufzte. „Ich werde Naminé nicht eintauschen!“, sagte er und ließ sich auf keine weitere Diskussion zu diesem Thema ein. „Wir müssen hier raus“, sagte Efal schließlich. „Und wie willst du rauskommen?“. Efal zuckte kurz mit den Mundwinkeln. „Ich habe einen Plan, doch wir müssen noch auf jemanden warten“. Sias runzelte die Stirn. „Auf jemanden warten?“.

Sein alter Meister nickte. „Ja. Warte einfach ab“.
 

Die Nacht war schon hereingebrochen, als Naminé am Fenster stand und verträumt hinaus sah. Die Waldelbin hatte festgestellt, dass sie sich in einem Turm befand. Von einer Magd hatte sie erfahren, dass es der Gefängnissturm war und die drei unteren Stockwerke als Wohnräume genutzt wurden.

Sie seufzte. Zu gerne würde sie wissen, warum sie hier war. Sias und Efal, das verstand sie noch, aber Naminé hatte doch nichts getan! Oder war es eine Strafe ein Fenster offen zulassen? Während sie in Gedanken versunken war, merkte sie nicht, dass jemand den Schlafraum betrat.

Linth ging auf sie und stellte sich dicht hinter sie. Er musterte sie kurz. Das Kleid stand ihr. „Gefällt es dir hier?“. Naminé erschrak und sah kurz zu ihm. Sein Blick galt den Leuchtturm, der in der Ferne stand.

„Nein. Ich will hier raus“, sagte sie zu ihm und es fröstelte sie. Doch es war nicht die Kälte des Zimmers, die sie so frösteln ließ. „Das kann ich leider nicht zulassen“. „Ich werde niemand sagen, was passiert ist“, sagte sie.

Linth nahm seine linke Hand und fuhr ihr durch das Haar. „Du erinnerst dich sowieso an gar nichts. Cirra hat dir etwas gegeben“. Naminé biss sich wütend auf die Lippen und zog ihren Kopf weg. „Hört auf mich anzufassen. Ich will das nicht“.

Naminé ging weg und setzte sich auf das Bett. Linth sah ihr ein wenig traurig nach. Der Prinz setzte sich neben sie. „Willst du nicht bei mir bleiben? Dann lass ich Efal und Sias frei“, sagte er zu ihr und legte seine linke Hand auf ihr rechtes Bein. Die Waldelbin funkelte ihn an. Die anfängliche Faszination an dem Hochelben war verschwunden.

„Lieber sterbe ich!“. Linth lächelte. „Das kann ich leider nicht zulassen“, sagte er und küsste sie kurz. Nach dem Kuss sah Naminé ihn angewidert an. „Ich möchte es jetzt schlafen. Geht bitte!“. Linth nickte. „Schlaf gut, meine Schönheit“.
 

Sias und Efal erwachten, als sie einen lauten Schlag hörten. „Angriff!“, rief jemand, doch die Stimme versagte sofort und daraus wurde ein Röcheln. Vor das Gitter der Zwei trat jemand und flüsterte etwas auf Hochelbisch. Es machte >knacks< und die Tür schwang auf. Die Gestalt trat ein und schlug die Kapuze zurück.

Sias sah die Magierin fassungslos an.

Techi lächelte. Ihr blutrotes Haar war fast solang wie das von Naminé und ihre blutroten Augen blickten die beiden freundlich an. „Ich dachte schon, ich finde euch nie“, sagte sie zu den beiden und ging auf Sias zu. Mit einer kurzen Handbewegung öffneten sich die Eisenfesseln und Sias rieb sich die Handgelenke.

„Danke“, sagte er zu der Hochelbin. Er wollte noch etwas sagen, doch sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Nicht hier, Sia. Wir reden, wenn wir draußen sind“. Dann wandte sie sich Efal zu. „Los suchen wir eure Elbin“.

Flucht (überarbeitet)*

10.Kapitel

Flucht
 

Elegant wie eine Raubkatze bewegte sich Techi durch die Gänge des Turmes. Immer wieder blieb sie stehen, drückte sich mit den Rücken an die Wand und späte um die nächste Ecke, um nachzusehen ob dort Gefahr lauerte.

Sias und Efal folgten der Hochelbin. Ihr blutrotes Haar lugte leicht unter der Kapuze hervor. Sias behagte es nicht, dass sie hier war. Vor etwa 2 Jahren hatte er sie das letzte Mal gesehen und damals dachte er es sei wirklich das letzte Mal in seinem Leben gewesen.

Schnell sah er zu Efal. Dieser hatte ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen gelegt.

„Wusstest du das?!“, fragte ihn sein früherer Schüler leise.

„Was wusste ich?“. „Dass sie hier auftaucht. Du hast sie doch nicht etwa angeheuert?“.

Efal sagte darauf nichts nur sein Grinsen wurde breiter. Sias blieb stehen und sah ihn fassungslos an. „Das ist nicht dein Ernst!“, zischte er wütend. „Warum sie?!“.

Efal blieb ebenfalls stehen und zuckte mit dem Schultern. „Ich kenne sie. Sie hat mich gefragt, ob ich Arbeit für sie habe und ich hab gesagt, dass ich jemand brauche. Hast du damit ein Problem?“.

Sias wollte etwas erwidern doch dann drehte Techi sich zu den Beiden um. „Los Jungs! Kommt schon!“.

Nervös tippte sie mit dem Fuß auf den Boden. „Weiß jemand, wo Linths Zimmer ist?“. Efal sah an der Hochelbin vorbei. „Wir könnten ihn ja fragen“, sagte er und zeigte auf eine Wache. Dieser pfiff fröhlich ein Lied und sah die Drei nicht, die sich in den Schatten versteckten. Schnell drückten sich alle drei gegen die Wand und verschmolzen mit der Dunkelheit. Sie warteten ab, bis der Wächter an ihnen vorbei gegangen war, bevor Efal seinen Dolch zog und ihn der Wache unter die Kehle hielt.

Dieser wollte nach Hilfe schreien, doch Sias hielt ihm den Mund zu. „Du wirst uns sagen, wo Linths Zimmer ist und wir werden dir nichts tun. Solltest du schreien, wird er dir die Kehle durchschneiden, verstanden?“, fragte Techi ihn und lächelte die Wache breit an. Diese nickte heftig und Sias gab seinen Mund frei.

„Z … Zweites Stockwerk, die zweite Tür links!“, keuchte er hervor und Techi merkte das er Angst hatte. „Danke“, sagte sie und hauchte ihm einen Kuss zu. Dann schlug Efal ihn den Dolchgriff auf dem Hinterkopf. Der Mann wurde sofort ohnmächtig und fiel zu Boden.

„Er ist sehr redegesellig. Wir sollten ihn mal auf einen Tee einladen“, sagte Efal und steckte seinen Dolch wieder weg. „Du hast gar nichts verlernt, Techi“, sagte der Elbenjäger und zwinkerte ihr zu.

Diese wandte sich aber an Sias: „Ich hatte auch einen guten Meister“, sagte sie und sah ihn lange an. Sias hingegen schluckte schwer und wandte seinen Blick wieder nach vorne. „Suchen wir Naminé“.
 

Die Waldelbin saß in dem Himmelbett und lehnte mit den Rücken an einen der Kopfkissen. Draußen regnete es und an den Fensterscheiben hörte es sich so an, als würde jemand mit kleinen Steinen werfen. Sie seufzte und legte den Kopf in den Nacken. Die Elbin war müde, doch sie konnte einfach nicht schlafen.

Sie traute Linth zu, dass er in ihr Zimmer kam, während sie schlief und sonst noch etwas mit ihr anstellte. Sollte es dazu kommen, hatte sich Naminé schon einen Gegenstand gesucht, mit dem sie ihn niederschlagen konnte.

Ein alter Kerzenständer, der auf ihrem Nachttisch stand. Zu ihrem Pech hatten sie ihr das Schwert abgenommen. Es war ein Familienerbstück. Ihre Eltern würden ihr den Kopf abreißen, sollten sie das je erfahren. Naminé wusste nicht einmal, ob sie jemals wieder nach Hause kam.

Plötzlich vor ihrer Tür hörte sie mehrere Stimmen. Sofort verkrampfte sich die Elbin. Sie hörte schwach eine weibliche unbekannte Stimme, die auf die anderen beiden einredete. Naminé überlegte nicht lange und nahm ihren Kerzenständer. Sie schlich sich hinter die Tür und musste nicht lange warten, bis diese aufging.

Naminé sah, dass es eine Frau und zwei Männer waren. Fest umklammerte sie den Kerzenständer. Die Drei standen nun direkt vor ihr und sie zielte auf den größeren der beiden. „Nimm das!“, rief sie laut und stoppte gerade noch ihren Angriff, als sich die Person umdrehte und Sias sie entsetzt ansah. Die Elbin bremste kurz vor seiner Nase ab. „Was macht ihr hier?“, fragte sie die Drei perplex und sie wurde rot, als sie Sias musternden Blick spürte.

Sie trug immer noch das kurze Kleid und der Kerzenständer war immer noch vor seinem Gesicht. Die Waldelbin senkte den Kerzenständer und schmiss ihn in eine Ecke des Zimmers. Efal ging nun auf Naminé zu und nahm sie am rechten Arm. Einmal drehte er sie um sich selbst.

„Sieht gut aus. Vielleicht sollten wir mit Linth verhandeln?“, schlug er erneut vor und Sias schüttelte den Kopf. Naminé biss sich auf Lippen. Sie ersparte sich ihren Kommentar. Die Frau, die neben Sias stand, räusperte sich. „Wollt ihr hier noch länger verweilen oder fliehen?“, fragte sie und schien langsam ungeduldig zu werden. Efal ließ Naminé los.

„Schade um das schöne Geld“, seufzte er und wandte sich dann Techi zu. „Du gehst voraus und wir folgen dir“, schlug er vor. Sie verdrehte die Augen. „Ja, mein Herr!“.
 

Linth hielt ein Weinglas in der Hand und schwenkte den Inhalt hin und her. „Sie fliehen“, stellte Cirra fest und sah aus dem Fenster. Sie sah vier Schatten in der Ferne und spürte an ihren Auren, dass es sich um Efal und seine Gefährten handelte. Nur die vierte Aura war ihr unbekannt.

„Lass sie. Wir finden sie wieder“, sagte der Elbenprinz und trank das Glas in einem Zug leer. Cirra warf ihn einen schiefen Blick zu, bevor sie wieder aus dem Fenster sah. „Du zögerst alles nur unnötig hinaus“, stellte sie fest und krallte ihre Hände in den schneeweißen Vorhang. In der Ferne blitze es und ein leises Donnern konnte man vernehmen. Die Vier würden die Nacht wahrscheinlich im freien Gelände verbringen.

„Ich will endlich meinen Plan durchziehen“. Linth seufzte und stellte das Glas weg. „Das wirst du. Hab nur etwas Geduld“.

„Geduld?“. Cirra sprach dieses Wort voller Hass aus. „Ich gedulde mich schon seit 9 Jahren!“. Linth sah sie traurig an. „Ich weiß, Schwester. Ich weiß“.
 

Naminé bibberte vor Kälte. Selbst der Umhang den Sias ihr gegeben hatte, änderte nichts daran. Ihr Kleid, sowie der Umhang waren durchnässt. Die Waldelbin saß zwar nahe am Feuer doch es dauert lange, bis sie endlich trocken werden würde. Sie warf einen kurzen Blick zu Techi.

Die Hochelbin saß neben ihr und stocherte mit einem Stock in den Flammen des Feuers herum. Efal hatte ihr erklärt, dass er sie angeheuert hatte, falls ihr Plan schief gegen würde. Ein wenig war sie froh darüber, dass die Magierin ihr geholfen hatte. Sie lächelte leicht. Das war also Techi, über die Sias nicht reden wollte.

Der Elbenjäger hatte den Kopf auf die Hände gestützt und sah immer wieder hin und her. Man sah ihm an, dass es ihm unangenehm war, dass die Hochelbin hier war. „Danke, dass du mich gerettet hast“, sagte Naminé leise zu ihr und senkte demütig den Kopf. Techi sah nicht zu ihr, sondern starrte weiter die Flammen an.

„Efal bezahlt mich dafür, Waldelbin“, sagte sie hochmütig und lächelte leicht. „Freiwillig hätte ich dich nicht befreit, das kannst du mir ruhig glauben“. Sias sog scharf die Luft ein und warf der Magierin einen warnenden Blick zu. Diese sah ihn unschuldig an.

„Ich mag es nicht, wenn du mich so ansiehst“, sagte sie zu ihm und zog einen Schmollmund. Efal verkniff sich ein Lachen

. „Willst du das Kleid anbehalten?“, fragte er Naminé plötzlich. Diese schüttelte den Kopf. „Nein natürlich nicht! Meine Kleider habe ich leider im Turm vergessen“. Efal zog ein Bündel hervor und warf es ihr zu. „Hier. Es sind die gleichen wie vorher“. „Danke. Ich werde mich umziehen gehen“, sagte sie und verschwand zwischen den Bäumen. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, das einzige Zeugnis, was er hinterlassen hatte, waren die Pfützen auf dem Erdboden und die Regentropfen, die von den Bäumen fielen.
 

Techi sah ihr kurz nach. „Sag mal Sias, ich dachte du lässt dich nicht mehr auf Spitzohren ein?“, fragte sie ihn und legte ihren Kopf schief. Ihr Haar rutschte zur Seite und gab ihre makellose weiße Haut frei.

Die Hochelbin trug eine schwarzrote Robe unter ihrem Umhang. „Hüte deine Zunge, Techi“, sagte der Elbenjäger zu ihr. Diese grinste nur breit und stand nun auf. Sie ging auf Sias zu. Leicht beugte sie sich zu ihm hinunter. „Warum sollte ich? Du kannst mir gar nichts verbieten, Sia“. Sias wollte etwas sagen, doch Efal schüttelte nur warnend den Kopf.

„Lasst das. Wir sollten uns nicht streiten“.

„Hör auf deinen alten Meister, Sia. Er hatte bis jetzt immer Recht“, sagte sie und stellte sich wieder aufrecht hin. Wütend ballte Sias die Hände zu Fäusten. Die Magierin wandte sich an Efal.

„Ich habe beschlossen euch bis in den nächsten Ort zu begleiten, wenn ihr nichts dagegen habt“. Dieser nickte nur. „Gut. Wir brechen morgen nach Sunbay auf“. Techi nickte. „Ich danke euch“.

Meister der Tränke (überarbeitet)*

11.Kapitel

Meister der Tränke
 

Als die vier Gefährten am nächsten Morgen ihre Reise fortsetzten, begann es erneut in Strömen zu regnen. Da keiner von ihnen ein Pferd mehr hatte, ging sie den Weg zu Fuß weiter. Naminé hatte vage mitbekommen, dass sie auf den Weg nach Sunbay waren: eine kleine Stadt, die unter dem Schutz des Königs stand. Die Waldelbin hatte schon festgestellt, dass sie und Techi wohl nie beste Freundinnen werden würden.

Die Hochelbin ignorierte sie stur, und wenn Naminé sie etwas fragte, zog sie nur kurz einmal die Nase hoch und blickte, dann wieder nach vorne. Wenn Techi etwas sagte, dann meistens nur an Efal gerichtet.

Sias warf der Hochelbin manchmal einen schiefen Blick zu. Naminé sah ihm an, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Noch nie hatte sie den Elbenjäger so nervös gesehen. Naminé seufzte und wrang sich kurz das Wasser aus den Kleidern. Sie hasste es, wenn sie von oben bis unten nass war.

„Wie weit ist es noch bis nach Sunbay?“. „Gegen Sonnenuntergang müssten wir da sein“, antwortete Sias ihr.

Techi zog hörbar die Luft ein. „Kann unser kleines Spitzohr nicht mehr? Aber keine Sorgen, Raven hat eure Pferde in Sicherheit gebracht“. Naminé wollte etwas sagen, doch Efal sprach zuerst: „Raven?“.

Die Magierin nickte. „Raven ist ein guter Freund von mir, er wartet in einer kleinen Waldhütte auf uns. Wir müssten bald dort sein“. Sias runzelte kurz die Stirn.

„Raven War das nicht der, der dir damals in Silberau seine gepanschten Tränken verkauft hat? Auf die wir alle drei erst recht krank geworden sind?“. Techi nickte.

„Ja. Inzwischen sind seine Tränke besser geworden und wir beide können von dem Geld sorglos umherreisen“, erklärte sie Sias und sah ihn an. Sie lächelte.

„Ich wusste gar nicht, dass du dich noch daran erinnerst?“. „Nur ungern“, sagte er und knirschte kurz mit den Zähnen. „Es war nicht gerade … eine schöne Zeit“. „Das ist Ansichtssache“, sagte die Hochelbin zu ihm und blickte wieder nach vorne.
 

Gegen Mittag beruhigte sich der Regen und die Vier kamen an der Waldhütte, die Techi gemeint hatte, an. Draußen standen die Pferde der Vier und Naminé rannte freudig zu ihrem und streichelte es.

„Hey? Na meine Kleine? Hat man sich gut um dich gekümmert?“, fragte sie die Stute und kraulte es hinter den Ohren. Sias und Efal widmeten ihren beiden Pferden ebenfalls kurz Aufmerksamkeit, doch als die Tür zu der Waldhütte aufging, sahen sie auf.

Ein junger Mann, kaum älter 23, stand im Türrahmen und sah die Neuankömmlinge an. Er hatte weißes Haar, blaue Augen und trug über seiner grünen Robe einen weiten weißen Umhang mit Kapuze. Er verneigte sich knapp vor ihnen.

„Mein Name ist Raven“, stellte er sich vor und sah dann zu Techi. „Ich habe dich eigentlich schon gestern Abend erwartete“, sagte er fast monoton zu ihr.

„Es war schwerer in die Villa zu kommen als gedacht“, verteidigte sie sich. „Bist du fertig, dass wir weiterreisen können?“.

Raven wollte etwas erwidern, als die Fünf einen lauten Knall hörten, der aus dem inneren der Hütte stammte.

„Oh“, sagte Raven ruhig und ging in die Hütte hinein. Die Vier folgte ihm. Naminé, Sias und Efal sahen ihn geschockt an, als sie das Chaos in der Hütte sahen.

Alles war verwüstest. Auf dem Tisch, in der Mitte des Raumes, standen mehrere Phiolen, Tiegel und andere Alchemistendinge. Einige der Phiolen waren übergeschäumt und ein großes Glas, das unter einer Kerze gestanden hatte, war explodiert und der grünliche Inhalt darin ergoss sich auf den ganzen Boden.

Techi rollte mit den Augen. „Raven! Ich habe dir gesagt du sollst besser aufpassen, wenn du Tränke braust!“.

Raven ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und versuchte das zu retten, was noch zu retten war. „Ich wollte einen neuen Trank versuchen, wahrscheinlich waren die Kräuter zulange getrocknet“, erklärte er knapp und füllte das, was aussah wie ein fertiger Trank, in ein kleines Glas mit Deckel. Naminé verzog leicht die Nase, als sich der Geruch, der Flüssigkeit auf dem Holzboden, zu ihr hochstieg.

„Sag mal, was ist das für ein Trank. Das riecht bestialisch!“, sagte sie nun laut zu Raven und hielt sich die Nase zu.

„Ein Schlaftrank. Derjenige der diesen Trank trinkt schläft sicher 12 Stunden“, erklärte er ihr und packte seinen Habseligkeiten in eine braune Ledertasche, die er sich um den Hals hängte. „Vom Geruch alleine wird man schon ohnmächtig“, sagte Efal und atmete kurz tief die Luft ein. Als Raven fertig war, drehte er sich zu den Vier um. „Wir können gehen. Ich hole nur schnell mein Pferd“, sagte er und verließ die Hütte.

Als er außer Hörweite war, sah Sias Techi an. „Wie lange reist ihr beide schon zusammen?“. „Ungefähr ein Jahr, warum?“. „Nur so“, sagte er knapp und sie verließen die Hütte.
 

Raven wartete schon draußen auf sie, im Schlepptau hatte er einen Schimmel. Er stieg in den Sattel und die anderen taten es ihm nach. Techi ritt mit Efal voraus. Naminé ritt neben Raven und Sias bildete den Schluss. Die Waldelbin sah kurz zu Raven.

Erst jetzt fiel der Elbin auf, da er ihr so nahe war, dass er leichenblass war und seine blauen Augen glasig wirkten.

„Bist du krank?“, fragte sie ihn vorsichtig - sie wollte nicht unhöflich klingen. Raven sah sie nun an. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein. Wie kommst du darauf?“.

„Nun ja … du siehst für diese Jahreszeit ziemlich ungewöhnlich aus. Immerhin haben wir Hochsommer und du bist … blass? Meidest du das Licht?“.

„Ich mag das Licht nicht besonderes. Ich bin von Natur aus ein wenig blasser als andere Menschen, außerdem komme ich aus den Eislanden, musst du wissen. Ich mag deswegen die Hitze nicht besonders gerne und versuche mich immer an heißen Tag an kühlen Ort aufzuhalten“, erklärte er ihr.

„Und warum bist du dann hier? Die Eislanden sind ziemlich weit weg“.

„Ich wollte immer Alchemist werden, doch leider gibt es in meinen Heimatort niemanden der dieses Handwerk beherrscht, deswegen bin ich hier hergereist. Und warum bist du hier? Du bist eine Waldelbin, warum reist du mit Sias und Efal mit?“.

„Sias bildet mich aus“, sagte sie knapp und zog leicht den Kopf ein, als sie den stechenden Blick des Elbenjägers auf sich spürte. „Du willst eine Elbenjägerin werden? Hasst du dein Volk, etwa?“, fragte Raven sie und wirkte überrascht. „So ähnlich“, nuschelte sie schließlich. Der Alchemist zuckte mit den Schultern.

„Jeder soll das tun was er glaubt es sei richtig“, sagte er zu ihr und kniff leicht die Augen zusammen, als das Sonnenlicht durch das Blätterdach der Baumwipfel drang. „Wie lange bist du eigentlich schon Alchemist?“, fragte Naminé, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken. „Seit 4 Jahren. Am Anfang habe ich in einen kleinen Laden gearbeitet, bevor ich mich dann entschloss durch die ganze Welt zu reisen, um meine Tränke zu verkaufen. Bis auf ein paar Zwischenfälle bin ich ganz gut darin“.

„Zwischenfälle? Meinst du ungefähr so etwas wie vorher?“. Raven nickte. „Ja. Ich habe etwas daraus gelernt, braue niemals in der Öffentlichkeit Tränke, du machst dir mehr Feinde als dir lieb ist“, erklärte er ihr knapp. Naminé lächelte verlegen. „Danke für den Tipp“.
 

In Sunbay, wie der Name schon sagte, war es sehr heiß. Raven tat die Hitze nicht gut. Er sackte immer mehr und mehr auf seinen Sattel zusammen. Techi sah kurz zu dem Alchemisten um. „Wir sind gleich da“, sagte sie zu ihm und wandte sich wieder nach vorne. Zielstrebig ritt sie in ein kleines, abgelegenes Wohngebiet. Vor einem alten Fachwerkhaus, mit einem Stall blieben sie stehen.

„Geh schon mal rein“, sagte sie zu Raven und dieser folgte ihren Worten. Naminé und die anderen stiegen von ihren Pferden ab und Efal führte Ravens Pferd in den Stall. „Ist Raven immer so?“, fragte der Meister die Magierin.

„Ja. Er verträgt keine Hitze“, sagte sie und hob ein Bündel Heu auf, das sie ihrem Pferd gab. „Manchmal ist es ziemlich anstrengend mit ihm“.

„Gehört das Haus dir?“. „Raven hat dieses Haus von seiner Tante geerbt. Ab und zu, wenn wir nicht wissen wohin, leben wir dort“, erklärte sie und strich sie ihr Haar zurück.

„Sias, Naminé? Ihr beide könnt die Vorräte aufstocken, Efal und ich bleiben hier“, sagte sie zu den beiden.

Naminé sah Sias an. Dieser war ebenfalls nicht davon begeistert. „Seit wann gibst du Befehle?“. „Seit eben. Kauf bitte ein wenig Fleisch, Obst und Brot“. Sias verdrehte die Augen. „Ja. Bis später“, knurrte er und ging davon. Naminé folgte ihm widerwillig.

Efal sah den beiden nach. „Hast du irgendetwas vor?“, fragte er Techi. Diese zuckte nur mit den Schultern. „Nein. Warum?“. „Ich traue dir nicht ganz, Techi. Ich habe dir noch nie richtig vertraut“. Die Hochelbin lächelte breit. „Ich vertraue dir auch nicht ganz, Efal“.
 

Naminé und Sias wanderten unbeholfen durch Sunbays Gassen. Die beiden suchten Läden, in denen sie die Lebensmittel kaufen sollten, die Techi ihnen aufgetragen hatte. Doch zu ihrem Leidwesen fanden sie keinen dieser Läden.

„Kennst du dich hier nicht aus?“, fragte sie Sias. „Ich kann dir sagen, wo ein Rüstmeister ist?“, schlug er vor. „Du brauchst so oder so andere Kleidung für den Kampf.“.

„Ich dachte du legst meine Ausbildung auf Eis, weil du schon lange nicht mehr darüber gesprochen hast“.

„Das nächste Mal, wenn ich dich auf einen geheimen Auftrag schicke, komme ich jede Nacht und trainiere mit dir, ja?“, sagte er sarkastisch zu ihr. Die Waldelbin verdrehte die Augen. „Suchen wir einen Rüstmeister?“. „Gut. Aber du zahlst“.

Einkaufen in Sunbay (überarbeitet)*

12.Kapitel

Einkaufen in Sunbay
 

Raven hatte den Kopf in den Nacken gelegt und ein feuchtes Tuch lag auf der Stirn. Der Alchemist hatte sich in ein kleines Zimmer im Dachgeschoss zurückgezogen, dort oben drang wegen der Dachschräge nur wenig Licht ein, weswegen es besonders kühl dort oben war. Er seufzte und kuschelte sich noch mehr in den Ohrensessel.

Er hatte die Augen geschlossen und hörte unten im Haus zwei Stimmen, die von Techi und Efal. Sias und Naminé waren nicht da, sie sollten die Vorräte aufstocken. Der junge Mann öffnete kurz die Augen und sah sich schwach um. Das Sonnenlicht und die Hitze schwächten Raven sehr. Leider gab es nur wenige Orte in diesem Landesgebiet die seinen Vorlieben entsprachen.

„Wäre ich nur zuhause geblieben“, murmelte er leise und richtete sich leicht in seinem Sessel auf. Zu mehr war er bis jetzt nicht fähig. Er freute sich schon darauf, wenn endlich die Nacht hereinbrach.

Obwohl es schon später Nachmittag war, sah es nicht so aus als würde die Sonne bald untergehen. Raven schloss wieder die Augen und seufzte. Dann würde er eben weiter schlafen, bis der Mond sich endlich am Himmel zeigte.
 

Naminé ließ den Stoff, aus dem der Wams bestand denn sie unter ihrer Rüstung tragen sollte, sanft durch ihre Finger gleiten. Der Stoff war rau und die Waldelbin konnte sich vorstellen, wie dieser auf der Haut kratzte.

„Und, meine Dame? Gefällt er euch?“, fragte die Verkäuferin vorsichtig, als sie Naminés kritischen Blick sah. „Der Stoff ist ziemlich … unangenehm“, formulierte sie knapp und wandte sich der Menschenfrau zu. Diese wirkte ein wenig überfordert mit ihrer Kundin. Die Frau war Mitte dreißig und trug ein rotes Kleid mit goldfarbenen Stickereien. Ihr braunes Haar war zu einem Zopf geflochten.

„Ich habe noch zwei weitere, wollt ihr sie sehen?“, fragte sie Naminé höflich und diese nickte. Die Menschenfrau drehte ihr und Sias den Rücken zu und verschwand im Lager. Der Elbenjäger verdrehte die Augen.

„Kannst du dich nicht ein wenig beeilen?“, fragte er sie und klang leicht genervt. Die beiden waren schon mehr als eine Stunde hier, in dieser Zeit hatte Naminé sich ihre Rüstung und ihre Stiefel ausgesucht, jetzt fehlte nur noch ein Hemd, ein Umhang und normale Kleidung, die sie für kleinere Aufträge tragen konnte.

„Du wolltest, dass ich mir eine Rüstung kaufe“, warf sie ihrem Meister vor und sah ihn schief an. „Aber du hast eingewilligt. Hast du überhaupt soviel Geld?“.

„Macht euch darüber keine Sorgen“, sagte sie zu ihm und wandte sich wieder der Verkäuferin zu, die mit zwei Hemden zurückkam und sie auf den Tresen ausbreitete. Das eine war Honigfarbend, das andere leicht grünlich. Die Waldelbin fühlte kurz den Stoff der beiden. Beide waren weich und fühlten sich angenehm an. Sie legte leicht den Kopf schief.

„Sie sind beiden schön“, sagte sie mehr zu sich selbst. Die Verkäuferin lächelte und sah nun zu Sias. „Vielleicht könnt ihr eurer Freundin helfen?“.

Der Elbenjäger blinzelte kurz.

„Freundin? Nein. Sie ist meine Schülerin“, sagte er und war froh das Naminé ihn nicht gehört hatte, zu vertieft war sie in ihrer Entscheidung. „Oh. Entschuldigt“, sagte die Verkäuferin und wurde leicht rot. „Ich nehme das hier“, sagte sie und zeigte auf das honigfarbene Hemd, das mit einigen Bändchen verziert war.

Die Frau nickte. „Gut. Haben sie sonst noch einen Wunsch?“.

Sie nickte. „Ich brauche noch einen Umhang und Alltagskleidung“. Die Menschenfrau erklärte Naminé kurz etwas und nahm sie dann mit in das Lager. Sias blieb vorne im Verkaufsraum stehen und sah sich um.

Der Laden war nicht besonders groß. An der Wand hingen Schwerter, Schilde und Trinkhörner. Er zuckte leicht mit den Mundwinkeln. Der Laden war viel schäbiger, als noch vor ein paar Jahren. Der Besitzer war vor 3 Jahren gestorben, daraufhin hatte seine Tochter und dessen Mann das Rüstgeschäft übernommen, seitdem ging es dem Laden immer schlechter.

Die Ware sah immer billiger aus und war zu nichts zu gebrauchen. Innerlich sträubte er sich dagegen, dass Naminé sich hier ihre Kleidung für den Kampf kaufte, doch leider war dies der einzige Laden in dieser Gegend. Er hoffte, dass die Rüstung, die sie sich ausgesucht hatte, den ersten Kampf überstehen würde. Die Rüstung der Waldelbin lag auf dem Tresen.

Sias strich kurz über das Metall. Die Rüstung war aus Silber, elegant und an den Schulterblättern, sowie an den Handgelenken waren violetten Runen eingearbeitet. Es war eine typische Frauenrüstung. Der Elbenjäger betrachtete die Runen genauer. Es handelte sich um einen elbischen Buchstaben, der einem C ähnelte. Um den C ähnlichen Buchstaben wand sich eine Schwertlilie, die mit Efeuranken umgeben war.

Die Rune kam ihm vage bekannt vor. Plötzlich trat Naminé mit der Verkäuferin aus dem Lager hervor.

Die Menschenfrau hatte einen Umhang und weitere Kleidungsstücke in ihren Händen und legte sie auf den Tresen. „Das macht dann 56 Goldmünzen“. Sias wollte etwas erwidern, der Preis war viel zu teuer! Doch Naminé legte stumm das Geld hin und die Frau begann die gekauften Sachen, in große Lederdecken einzuwinkeln. Für die Rüstung war diese Aufbewahrung besonders wichtig, sie sollte ja nicht rosten.

„Vielen Dank für ihren Einkauf und beehren sie uns bald wieder“, sagte die Verkäuferin und verbeugte sich leicht, als die beiden den Laden verließen, Sias trug die Rüstung, Naminé den Rest.

„Das war viel zu überteuert“, sagte er schließlich. „Nun ist es schon zu spät“, antwortete sie ihm und Sias schlug den Weg zum Haus ein. „Sollten wir nicht Lebensmittel kaufen?“, fragte sie ihn plötzlich. „Ich höre nicht auf Techi“, sagte Sias zu ihr. „Wenn sie Hunger hat, soll sie selber etwas zum Essen kaufen“. Naminé antwortete drauf nichts und folgte ihm stumm nach Hause.
 

Techi und Efal hatten sich inzwischen ins Haus zurückgezogen und waren dabei ein wenig Ordnung in den Wohnraum zu bringen. Raven hatte sich nach oben zurückgezogen und die beide ließen ihn in Ruhe.

„Wie weit bist du eigentlich schon gekommen, seitdem du mit Raven zusammenreißt? Ihr beide müsst doch meistens nachts, wenn es kühl ist oder im Winter weit reisen können“, sagte Efal zu ihr, während die Hochelbin einem Besen, mit ihrer Magie, dazu brachte den staubigen Boden zu fegen und den Dreck durch die offene Hintertür hinaus in den Hof zu befördern. „Meistens halten wir beiden uns im Sommer hier auf oder ich reise in dieser Zeit derweil alleine umher und suche nach Aufträgen, während Raven hier bleibt und seine Tränke studiert. Im Winter sind wir meistens Richtung Norden, seiner Heimat, unterwegs. Dort verdient er das meiste Geld, denn Alchemie ist in diesen Gegenden ein sehr seltenes Handwerk“.

Der Mann verzog kurz die Mundwinkel und fixierte mit seinen smaragdgrünen Augen ein Bücherregal, das neben der Kochstelle stand. Er ging drauf zu und überflog kurz die Titel.

Die Bücher handelten hauptsächlich über Alchemie, fremde Länder und Zauberei. „Ich könnte mit so jemandem nie reisen. Zuviel Aufwand“.

„Deswegen reist du ja meistens alleine oder wie ich sehe mit Sias?“. „Es war eine Notlösung. Er hat mich aufgesucht“, gestand Efal ihr und strich sich kurz durch sein schwarzes Haar. Techi lächelte breit und erlösten den Besen von seiner Arbeit. Klappernd lehnte sich dieser gegen die Wand. Die junge Frau ging auf Efal zu und stellte sich neben ihn.

„Diese Waldelbin … Naminé, was macht sie bei ihm?“, fragte sie Efal und der Name war wie Gift für sie. „Sias sucht etwas und dafür braucht er sie“, antwortete er ihr. „Und was sucht er?“.

Techi war neugierig. Früher waren die beiden, für eine lange Zeit ein Paar gewesen, doch durch einen heftigen Streit trennten sich die Wege der beiden. Die Magierin empfand noch etwas für ihn, würde es aber niemals zugeben. Sias empfand wahrscheinlich nichts mehr für sie, er sah sie nicht einmal mehr ernsthaft an.

„Du musst nicht alles wissen“, sagte er schließlich zu ihr. „Frag Sias selbst“.

„Er wird mir aber keine Antwort geben“, stocherte sie nach und lehnte sich ein wenig weiter nach vorne.

„Bitte!“.

Efal sah sie kurz an. Diese Masche hatte bei ihm keinen Erfolg. „Sias, Naminé und ich werden spätestens in 2 Tagen weiterreisen, ja? Du bleibst mit Raven hier“. Er sprach diese Worte im üblichen Befehlston. Die Magierin runzelte die Stirn.

„Und was ist, wenn ich nicht will?“.

„Du wirst wollen, glaube mir“, sagte er geheimnisvoll. Techi bekam keine Chance etwas zu erwidern, weil die Eingangstür des Haus aufging und Sias und Naminé hereinkamen. Sofort fiel der Blick der Hochelbin auf das schwere Bündel in Sias Armen, das er auf dem Esstisch ablegte. Mit festen Schritten ging Techi auf dem Tisch zu und sah in das Bündel. Es handelte sich um eine Rüstung. Eine weibliche Rüstung.

„Ihr habt eine Rüstung gekauft?! Was ist mit dem Essen!“, warf sie den beiden wütend vor. „Das muss warten. Naminé braucht eine Rüstung“.

„Du hast doch selbst keine!“, hielt die Magierin dagegen und funkelte ihn an. „Naminé wird auch, inoffiziell, nicht zu einer Elbenjägerin ausgebildet. Ich werde ihr das Kämpfen lernen und sie kleinere Aufträge erledigen lassen“, gestand er ihr. „Und warum braucht sie dann eine?!“.

„Vorsichtsmaßnahme“, sagte er knapp und wandte sich seiner Schülerin zu. „Geh schon mal nach oben. Ich bringe die Rüstung nach“. Die Waldelbin nickte und ging die Treppe nach oben. „Techi hör bitte auf dich aufzuregen“, sagte Sias zu ihr, als sie erneut den Mund öffnete und etwas sagen wollte. Sie klappte den Mund wortlos zu.

„Das ist meine Angelegenheit und nicht deine, ja? Misch dich also nicht ständig in Sachen ein, die dich nichts angehen! Das hat mich schon früher an dir gestört“. Efal sah kurz zu Techi. Das Gesicht der Hochelbin erweichte sich. Ohne ein Wort drückte sie sich an Sias vorbei und verschwand aus dem Haus.

Die Tür fiel knarrend ins Schloss. Sein alter Meister schüttelte den Kopf.

„Das war aber nicht gerade nett, Sias“, sagte dieser zu ihm und seine Worte klangen fast schon tadelnd. „Es war nur die Wahrheit und die ist oft schmerzhaft genug“. Efal legte den Kopf leicht schief und sah Sias fest an. Dieser Satz klang aus seinem Mund quälend.

„Schon genug Erfahrung damit gemacht?“. Wortlos nahm Sias die Rüstung an sich. „Frag nicht so dumm“, sagte er zu ihm und ging die Treppen hinauf. Efal sah ihm kopfschüttelnd nach, dann wandte er sich wieder dem Bücherregal zu.
 

Raven schreckte hoch, als Naminé plötzlich im Raum stand und ihr etwas auf den Boden fiel. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht aufwecken“, sagte sie zu ihm und errötete leicht. Der Alchemist blinzelte kurz und dann gähnte er laut.

„Keine Ursache“, sagte er zu ihr und besah sich die Sachen die Naminé fallen gelassen hatte. „Gehst du auf längere Reisen?“, fragte er sie gewitzt.

„Ja, so ungefähr“, antwortete die Waldelbin und verstauten ihre Dinge wieder in den Leinendecken, die sie an den Sattel ihres Pferdes hängen konnte. „Sias fand, das ich eine Rüstung brauche“, erklärte sie ihm.

„Und für was brauchst du eine Rüstung?“, hackte Raven nach. „Kannst du vielleicht etwas Leichteres fragen?“. Der Jüngere lächelte und stand schließlich aus seinem Sessel auf. Er streckte sich kurz, wobei seine Glieder knackten. Naminé kicherte kurz.

„Du wirst langsam alt, die Haarfarbe hast du dazu ja schon“. Raven stemmte die Hände an die Hüften und sah sie gespielt, böse an. „Pass, auf was du sagst, Unsterbliche!“
 

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Danke für die Kommis

Magie (überarbeitet)*

13.Kapitel
 

Magie
 

Blut. Überall Blut.

Sein ganzer Körper sah aus wie nach einer Schlachtung. Einstiche, kleine und große und in seiner kalten, leblosen Hand hielt er eine schwarze Rose.

Blut, das die ganze Erde um ihn herum gefärbt hatte. Seine Augen waren weit aufgerissen, leblos. Ein stummer Zeuge dessen, was passiert ist.

Pure Angst.

Naminés Atmen ging schnell. Unbemerkt sank sie auf die Knie und zitterte am ganzen Leib. Ihre rechte Hand strich über das Gesicht ihres toten Bruders.

„Cyon?“.

Keine Antwort, nichts. Die junge Elbin schluchzte und sah zum Himmel. Es war eine wolkenlose klare Nacht und der Mond schien hell. Ein Schrei der Wut und Verzweiflung entrang ihrer Kehle.
 

Schweißgebadet wachte Naminé auf. Ihr Atem ging schnell und ihre dunkelblauen Augen waren weit aufgerissen. Lange hatte sie nicht mehr von ihrem Bruder geträumt, schon beinah hatte sie die schrecklichen Bilder vergessen. Es war so, als würde ihr Unterbewusstsein sie daran erinnern, weshalb sie mit Sias mitgegangen war.

Der Körper der Elbin zitterte so stark, als könnte man meinen sie hätte Schüttelfrost. Kurz schloss sie die Augen und atmete tief ein und aus. Raven saß auf dem Fensterbrett und sah zu ihr. Er konnte nicht schlafen, dafür hatte er schon zu viel am Tag in der Traumwelt verbracht. Lange sah er sie stumm an. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal bemerkt, dass er hier war. „Albträume sind unberechenbar. Sie kommen und gehen, wann sie wollen. Sie sind die stummen Diener der Angst“, flüsterte er leise und Naminé sah zu ihm auf.

Der Alchemist erwiderte den Blick. „Man sollte sich ihnen stellen, anstatt von ihnen davon zulaufen“.

Naminé biss sich auf die Lippen. „Du sagst es so, als würdest du wissen, was ich durchlebe“, murmelte sie leise. Raven sah sie immer noch an. „Ja. Ich kenne solche Träume, deswegen schlafe ich tagsüber, denn am Tag sind sie nicht so … schlimm“.

„Und welche Art Albträume hast du?“, fragte sie ihn vorsichtig und schlang ihre Arme um ihre Knie und legten ihren Kopf darauf. Raven lächelte still und wandte sich wieder dem Mond zu. „Es sind … Verschiedene“, sagte er geheimnisvoll. Naminé legte leicht den Kopf schief. „Ich träume oft von meinem toten Bruder“, flüsterte sie schließlich.

Ravens Miene blieb starr. „Wie ich ihn in seinem Blut gefunden habe, mit dem Zeichen eines Elbenjägers“. Ihre letzten Worte wurden immer leiser und leiser. Der junge Alchemist wandte sich erneut ihr zu. „Reist du deswegen mit Sias und Efal? Weil du deinen Bruder rächen willst?“.

Das Mondlicht gab Raven etwas Bedrohliches und Naminé hatte ein wenig Angst vor ihm. Sie nickte schwach. „Rache ist ein niederes Gefühl. Was erhoffst du dir davon? Vergebung?! Einen freien Geist!“.

Er lachte kurz auf. „Selbst wenn du ihn rächst, spätestens sobald dein … Rachenopfer, tot vor dir liegt, wirst du erkennen, dass alles falsch war und es nichts gebracht hat“.
 

Efal saß unten in der Küche und spielte mit einem halb gefüllten Weinglas. Der Elbenjäger wartete auf Techi. Seit dem kleinen Streit zwischen ihr und Sias war sie verschwunden. Es war nicht so, dass er sich Sorgen um sie machte, doch er wollte sicher sein, dass sie nichts Dummes anstellte.

Plötzlich ging die Tür auf und an den Schritten erkannte er, dass es Techi war. Sie ging an ihm vorbei und wollte die Treppen hinauf gehen, doch Efal sagte zu ihr: „Hast du mir nichts zu sagen, Techi?“.

Sie hielt in ihrer Bewegung inne und biss sich auf die Lippen. Ihre rechte Hand krallte sich am Geländer fest. „Was sollte ich DIR denn sagen?!“.

Efal sah nun zu ihr und seine grünen Augen fixierten sie. „Du weißt, Techi, in den letzten 2 Jahren ist viel passiert. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn du es gerne wolltest“. Efal stand nun auf und schlenderte auf sie zu.

„Deine Zeit ist abgelaufen, Techi!“. Die Magierin stieg wieder die Treppen hinab und stellte sich genau vor Efal auf.

„Meine Zeit, Efal, ist nicht vorbei! Ich habe noch eine kleine Chance!“, zischte sie ihm wütend zu. Efal lachte kurz auf.

„Du hast keine Chance mehr bei Sias. Du hast ihn verlassen, nicht er dich! Du glaubst doch nicht wirklich, dass er dich wieder zurücknehmen würde?“.

„Ja! Das glaube ich!“, antwortete sie fest und ballte ihre Hände zu Fäusten. Efal ging an ihr vorbei. Einige Schritte hinter ihr blieb er stehen. „Du wirst ihn niemals mehr bekommen“. „Ach? Und wer glaubst du mein Lieber wäre ihm würdig?“. Efal sagte darauf nichts und ging grinsend nach oben. „Gute Nacht, Techi!“.
 

Als Naminé erwachte war Raven nicht mehr da. Sie gähnte verschlafen und rieb sich den Sand aus den Augen. Müde stand sie auf und schlurfte die Treppe nach unten. Die Küche war leer.

„Hallo? Jemand da?“, rief sie laut, doch sie erhielt keine Antwort. Sie seufzte und machte die Tür zum Hinterhof auf. Kaum war sie offen duckte sie sich gerade noch, denn sonst wäre sie von einem Pfeil aufgespießt worden.

„Pass besser auf, Spitzohr!“, zischte Sias genervt. Zuerst sah sie den Pfeil an, dann Sias, der mit hocherhobenen Bogen auf sie zielte. „Sag mal spinnst du?!“, schrie sie ihn wütend an. Sias zuckte nur leicht mit den Mundwinkeln. „Das nächste Mal kriech durch die Hundeklappe!“.

Naminé wollte etwas darauf erwidern, als sie bemerkte, dass Sias ihren Bogen in der Hand hielt. „Du ist MEIN Bogen!!!“, rief sie ihm wütend zu und stand auf. Sias sah sie verwundert an, als sie sich direkt vor ihm hinstellte. „Gib ihn wieder her!“, forderte sie, doch der Elbenjäger zog seinen Kopf leicht nach oben. „Ach? Dann hol in dir!“, sagte er schließlich und hielt den Bogen ein Stück weiter nach oben. Naminé stellte sich zwar auf die Zehenspitzen, doch es brachte ihr nichts.

Sias war viel zu groß. „Gib ihn wieder her!“. Ihre Stimme war fast schon hysterisch. „Bist du etwa zu klein?“, fragte er sie und grinste hämisch. Naminé funkelte ihn wütend an. Fast mechanisch streckte sie ihre linke Hand aus und hielt sie ihrem Bogen entgegen. Sias sah sie neugierig an.

Leise murmelte sie etwas, was Sias nicht verstand. Kaum versiegten ihre Worte, durchdrang Sias ein stechender Schmerz, der sich von der Brust bis zu seinem linken Arm zog.

„Argh!“.

Er ließ den Bogen fallen, sank auf den Boden und fasste sich an sein Herz. Der Elbenjäger dachte es würde gleich explodieren.

„Naminé! Hör auf!“, rief er laut und sie tat es. Als er wieder zu ihr aufblickte, funkelten ihre blauen Augen wütend. „Mach mich nie wieder so wütend, verstanden?!“, sagte sie zu ihm und hob ihren Bogen auf.

„W … Was hast du gemacht?“, fragte er seine Schülerin und er tat sich mit dem Atmen schwer. „Mich gewehrt! Fass nie wieder meine Bogen an!“. Sias atmete einmal tief aus, bevor er schließlich aufstand. Seine Beine zitterten leicht.

„Du beherrschst Magie?“. „Ich bin eine Elbin! Natürlich beherrsche ich Magie!“, gab sie selbstverständlich zurück und sah sich ihrem Bogen an. Sias kniff leicht die Augen zusammen. „Du hättest mich beinahe umgebracht!“, sagte er nun wütend zu ihr. „Du hättest nicht auf mich schießen sollen?!“, gab diese zurück. Sias stellte sich nun direkt vor sie hin. „Mach das nie wieder“, zischte er ihr wütend zu. „Dann hör du auf, meine Waffen zu benutzen“.

Sias legte leicht den Kopf schief. „Du solltest besser auf deine Waffen aufpassen“, erwiderte dieser. „Für jemanden, der gerade kurz vorm Sterben war, reißt du ziemlich weit die Klappe auf!“, sagte Raven plötzlich, der mit Efal und Techi hinter den beiden stand und sie wartend ansahen.

„Halt du doch da raus, Giftmischer!“, zischte Sias ihn wütend zu und wandte sich dann wieder Naminé zu. „Ich bin dein Meister, du meine Schülerin! Du tust das, was ich dir sage!“. Ein letztes Mal warf er ihr einen wütenden Blick zu, dann ging er in da Haus. Efal und Raven folgten ihm, doch Techi blieb draußen bei ihr stehen.

„Du hast ihn mit Magie angegriffen?“, fragte sie die Waldelbin zögerlich. Naminé nickte. Die Hochelbin sah sie eine Weile lang stumm an.

„Aber wieso?“.

„Er hat mir meinen Bogen weggenommen!“, sagte sie zu ihr und umklammerte das Stück Holz fester. Die Magierin sah sie weiterhin stumm an. „Deine Magie ist … unfertig. Ich kann dir helfen sie besser zu kontrollieren“, schlug Techi ihr plötzlich vor.

„Für die Zeit, in der ihr noch hier seid“. Naminé runzelte die Stirn.

„Du willst mir helfen?“.

Techi nickte. „Ja. Wieso nicht?“. Naminé überlegte kurz. „Gut, wir können es ja versuchen“.
 

Cirra saß neben ihrem Bruder in der Kutsche und wedelte sich mit einem Fächer Luft zu. Es war heiß hier, und die Prinzessin war kurz davor, einen Hitzschlag zu bekommen.

„Linth! Wann sind wir endlich da? Ich sterbe bald“.

„Bald meine Liebe, bald“, sagte er nachdenklich und betrachtete den Verlauf des Meeres am Horizont. Linth war mit den Gedanken immer noch bei Naminé und Sias. Er verstand immer noch nicht, wie sie ausbrechen konnten! Irgendjemand musste ihnen geholfen haben! Er seufzte.

Schade … ich hätte gerne mit Naminé meinen Spaß gehabt, dachte er grinsend und Cirra bemerkte den Gesichtsausdruck. „An was denkst du?“.

„An etwas Schönes“, antwortete er ihr und sah nun Cirra an. „Du wirst dich bald an Sias rächen können, versprochen“.

Und weiter geht die Reise (überarbeitet)*

14.Kapitel
 

Und weiter geht die Reise
 

Die Anspannung fiel nach und nach von Sias ab, während sie die Stadt hinter sich ließen. Nur das Einzige, was ihn immer noch störte, war das Efal die beiden begleitete. Sein alter Meister hatte drauf bestanden, sie bis zu den angrenzenden Wüstenlanden zu begleiten.

Efal piff fröhlich ein Liedchen vor sich hin, während Sias wie immer nur stur geradeaus starrte und Naminé ihren Gedanken nachging. Die Waldelbin hatte in Sunbay 3 Wochen mit den beiden Elbenjägern verbracht. In dieser Zeit hatte Techi ihr ein paar Zauber gezeigt und Naminé wurde jedes Mal, wenn sie daran dachte, erneut klar, dass die beiden niemals Freundinnen werden!

Dafür war Techis Hass auf ihr Volk viel zu groß. Anderseits hatte sie mit Raven Freundschaft geschlossen. Der etwas leicht verwirrte Alchemist war ihr ans Herz gewachsen und sie hatte fast jede freie Minute mit ihm verbracht. Er hat ihr auch ein paar Tränke gezeigt und ihr sogar welche geschenkt! Zu ihrem Glück hatte er jede Phiole beschriftet, damit sie wusste, wo was drin war. Die Phiolen trug sie in einer kleinen Satteltasche. Ihr Pferd litt ein wenig unter der Last ihrer Rüstung.

Nach und nach wurde der Elbin klar, für was brauchte sie eine Rüstung eigentlich?! Warum hatte sie dieses Ding überhaupt gekauft?!

Sie hatte noch nie zuvor von einem Elbenjäger mit Rüstung gehört, wollte Sias sie etwa reinlegen?

Naminé fixierte seinen Rücken und sah ihn an. Offiziell bildete er sie zu einer Elbenjägerin aus, doch inoffiziell … sie wusste eigentlich nicht genau, was sie inoffiziell war? Die beiden halfen sich mehr oder weniger gegenseitig ihren Racheplan zu Ende zubringen, der sich auf die gleiche Person richtete.

Sias wollte Naminé immer noch nicht sagen, wer Cyons Mörder war! Ein kleiner Teil von ihr glaubte, dass er es selbst nicht so genau wusste. Sie seufzte und schloss kurz die Augen. Vielleicht hätte ich doch Zuhause bleiben sollen?, dachte sie ein wenig gekränkt. Sie hob ihren Kopf und blinzelte leicht, als sie in der Ferne etwas erspähte.

„Was ist das?“, fragte sie Sias. Dieser antwortete erst nach einer Weile. „Das sieht nach Ärger aus“, flüsterte er leise und zog sein Schwert. Efal tat es ihm gleich. Naminé hingegen verlangsamte das Tempo ihres Pferdes und blieb lieber im Hintergrund.

Desto näher die Drei kamen, konnten sie sehen, dass es sich um drei Reiter handelte. In der Mitte ritt ein hochgewachsener Mensch, der eine blaue Robe trug. Flankierte wurde er von zwei Söldnern in einfacher Jagdkleidung. Wenige Schritte vor den Gefährten blieben die Neuankömmlinge stehen.

„Sias Reged?“, fragte der Mann, der die Robe trug. Seine Stimme klang schneidig, wie ein kalter Windstoß, der im Winter über das Gesicht streifte. „Ja, der bin ich!“, antwortete der Angesprochene und wirkte sehr gelassen.

Der Mann nickte ihm zu. „Ihr seid hiermit festgenommen. Meine beiden Wächter und ich werden euch begleiten“, sagte er zu ihm.

„Was wird mir vorgeworfen?“. Sias Stimme klang sehr ruhig, sogar leicht gelangweilt, als hätte er es schon seit Monaten gewusst. „Einbruch, Diebstahl, Mord! Erinnert ihr euch, damals in Frex?“. Sias legte den Kopf leicht schief und rollte mit den Augen. „Frex … der Name sagt mir gar nichts. Vielleicht verwechselt ihr mich?“.

Der Mann runzelte die Stirn und kniff die Augen leicht zusammen. „Oh nein … dieses Gesicht werde ich niemals vergessen! Und nun … nehmt ihn fest!“. Die beiden Wächter gehorchten und einer von ihnen fesselten seine Hände, während der andere die Zügel seines Pferdes in die Hand nahm und ihn abführte.

„Halt! Das könnt ihr doch nicht machen!“, rief Naminé laut. Sie wollte den Dreien nachreiten, doch Efal packte ihr Pferd gerade noch an dessen Zügeln und riss sie zurück. „Lasst los!“, zischte sie ihn wütend an und versuchte die Zügel aus seiner Hand zu befreien, vergebens. „Du wirst schön hier bleiben!“, riet er ihr und Efals grüne Augen funkelten. „Du kannst nichts tun, oder willst du auch ins Gefängnis?“.

Naminé verneinte, und Efal lockerte den Griff, um die Zügel ein wenig. Ganz loslassen würde er sie nicht. „Wir werden sie vorerst ziehen lassen“, sagte er leise zu ihr.

„Wusstet ihr beiden, dass dies passieren wird?“, fragte sie den Meister und dieser nickte. „Ja … Sias war schon seit Längerem klar, dass in dem Gebiet auf das Wir jetzt zureiten er nicht mehr unbekannt für seine Taten ist. Er wird sich wohl nie ändern“.

„Warum Einbruch? Diebstahl? Mord verstehe ich ja noch. Aber die beiden anderen Dinge“, fragte Naminé ihn neugierig, die vier Reiter waren nur noch Punkte in der Ferne.

„Sias befolgt oft seine eigenen Regeln, er hält nicht viel davon sich an die, … Vorschriften zu halten. Er hat einen sehr leichten Hang dazu, alles zu ignorieren, was ihm helfen, könnte sicher und unbeschadet zu überleben. Wahrscheinlich war, dass der Grund weshalb sich Techi in ihn verliebt hat“.

Der Waldelbin war nicht wohl in ihrer Haut, als sie kurz Sias nachsah, der inzwischen nicht mehr zu sehen war. Sie seufze. Na das konnte ja noch heiter werden!
 

Efal war nicht gerade begeistert, als er mit Naminé alleine weiter ritt. Er mochte sie nicht und würde sie nie mögen, doch was blieb den beiden jetzt anderes übrig? Sie mussten versuchen Sias vor seiner Strafe zu bewahren. Der Elbenjäger hoffte, dass er ihn freikaufen konnte, denn er wollte nicht noch mehr Ärger bekommen. Efal sah zwei Wehrtürme, die zwischen den Baumwipfeln hervorragten.

„Eine Festung?“, rief die junge Elbin und sah verwundert zu den Türmen hinauf. „Ja. In diesen Wäldern wimmelte es nur so von ihnen“, sagte er schließlich. Es dauerte nicht lange und die beiden Gefährten erreichten die Burg. Sie war nicht Besonderes groß und aus grobem Stein erbaut.

Naminé legte den Kopf leicht schief. Einige Steine waren schon locker und sie konnte sich vorstellen, dass man im Winter in dieser Burg wahrscheinlich erfror. Die Wachen schenkten den beiden nur einen kurzen Blick und ließen sie ungehindert passieren. Efal blieb in der Mitte des Hofes stehen und stieg von seinem Pferd ab. Naminé tat es ihm gleich und die beiden banden ihre Pferde an einem Pfahl fest. Die Elbin folgte Efal, der schnurstracks auf ein kleines Haus aus Holz zusteuerte, das neben einer Tür stand, die in den Stein eingehauen war. Wahrscheinlich führte diese Tür zum Kerker hinunter, vermutete Naminé.

Efal bewegte sich zielsicher, so als würde er wissen, wo sich hier was genau befand. Er war wohl schon öfters hier gewesen …

Efal stellte sich vor das Häuschen hin und klopfte an das kleine Dach. Das Haus ging den Elbenjäger bis zur Stirn. Im Inneren saß ein kleiner, dicker Mann, mittleren Alters und schlief tief und fest. Efal fragte sich jedes Mal, wie er dort hinein und hinauskam.

Er erwachte plötzlich, als der Elbenjäger ihn durch das Klopfen weckte. „Was? Wer? Wie? Ich bin wach?!“, sagte er Mann verwirrt und war vor Schreck an die Decke gesprungen und rieb sich schmerzhaft den Kopf.

Efal lächelte leicht. „Ich werde dich wohl nie wach auf deinen Posten erleben, David“. Davids erschrockener Gesichtsausdruck wich und ein breites Grinsen erschien stattdessen. „Efal! Was machst du hier? Wie geht’s? Das Übliche?“, fragte dieser und Naminé blinzelte leicht.

Wie es aussah, war er wohl WIRKLICH schon öfters hier gewesen. „Ja, David. Es geht mir gut. Sias hat mal wieder nicht aufgepasst“, erklärt er ihm. David nickte mehrmals.

„Ja, Sias. Ihr beide ward lange nicht mehr hier. Ich habe euch schon vermisst“, sagte er und zwinkerte schelmisch. David beugte sich kurz über ein Buch und durchblätterte es. „Zelle 4. Block 2. Du kennst doch den Weg noch, oder? Danach kann ich dir erst etwas über den Preis sagen“. Efal nickte und klopfte kurz noch einmal auf das Häuschen.

„Danke“. Efal ging zu der Tür und ging hinab in den Kerker. Naminé folgte ihm zögerlich.
 

Sias war nicht überrascht als Efal und Naminé vor ihm, außerhalb der Zelle, standen. Der junge Mann war in diesen Trakt alleine, und dennoch stank es hier, als würden hier Hunderte von Menschen hausen. Sias war diesen Geruch hier unten schon gewöhnt, doch an Naminés Gesicht sah er, dass sie mehr als nur leicht angewidert war.

„Und? Wie viel?“, fragte Efal Sias. „15 Goldstücke“, sagte er. Efal überlegte kurz. „Du wirst immer besser! Das letzte Mal waren es … 34?“. Sias zuckte mit den Schultern. „Verjährungsfrist?“, riet er und grinste breit. Naminé fand diese lockere, fast schon lustige Stimmung der beiden hier unten mehr als unangebracht! Sias saß im Kerker! Darüber machte man keine Witze!

Naminé niest kurz. Ihr war sehr kalt hier unten. Für einen kurzen Moment dachte sie an die wenigen Tage vorher, als sie Sias mit ihrer Magie verletzt hatte. Eine Gänsehaut überzog nun ihren Körper. Sie wusste selbst nicht, warum sie dies getan hatte, es war einfach aus ihr heraus gebrochen. Ein wenig tat es ihr leid, aber nur ein klein wenig.

„Und wann können wir euch freikaufen?“, fragte sie Sias. „In spätestens 2 Tagen, bis dahin müssen wir hier bleiben. Ihr beiden könnt mir ja in der Zelle Gesellschaften leisten, genug Platz haben wir hier ja!“, sagte Sias gewitzt. Naminé rollte mit den Augen.

„Noch 2 Tage!“, seufzte sie niedergeschlagen. Sie hatte es langsam satt immer wieder an einen Ort zu verweilen! Sie wollte endlich weiterreisen! „Die 2 Tage werden wie ihm Flug vergehen, Spitzohr, vielleicht nehmen wir sogar Sias Angebot an?“, fragte er Naminé. Sie schüttelte den Kopf. Alles Idioten!
 

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Danke für die Kommis :)
 

cucu

Azahra

Ein neuer Tag ... (überarbeitet)*

15.Kapitel

Ein neuer Tag …
 

Naminé warf Efal einen genervten Blick zu. Die Elbin saß mit ihm in einer Spelunke, die den Namen “Gasthof“ in ihren Augen nicht verdient hatte! Während sie hier saß und mehr oder weniger versuchte die Zeit Tod zu schlagen, hatte Efal nichts Besseres zu tun, als sich einen Schnaps nach den anderen rein zu pfeifen. Naminé brodelte vor Wut. Sie verstand einfach nicht, wie er sich hier einen schönen Abend machen konnte, während Sias im Kerker saß!

„Ihr solltet nicht soviel trinken, sonst reicht euer Geld nicht mehr für Sias“, sagte sie ein wenig säuerlich zu ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. Efal trank sein Schnapsglas mit einem Zug aus und stellte es wieder auf den Tisch ab. Er hob die rechte Hand und sah den Wirt an. Dieser verstand die Geste und kam bald darauf mit einem neuen, gefüllten Glas zurück und stellte es vor dem Elbenjäger auf den Tisch, bevor er die restlichen, leeren 8 Schnapsgläser mitnahm und sie zum Waschen in die Küche brachte.

Als der Wirt weg war, antwortete er der Elbin erst: „Mach dir darüber keine Sorge. Und selbst wenn mein Geld nicht mehr reicht, weiß ich immerhin noch eine Möglichkeit, woher wir welches bekommen“, sagte er und grinste leicht. Sein Gesicht war gerötet vom Alkohol, doch Naminé hatte nicht den Anschein als wäre er jetzt schon betrunken.

Sie wollte nicht wissen oder besser gesagt nicht sehen, wie viel der Mann vertragen konnte. „Und wie wollt ihr das anstellen oder wie viel habt ihr noch vor zu trinken, fragen wir lieber so?“.

Efal verdrehte kurz die Augen und dachte nach. „Ich habe noch nicht genug für heute Abend. Willst du nicht auch etwas trinken, vielleicht wirst du dann etwas lockerer?“, sagte er ihr und schlug ihr kurz gegen die linke Schulter. Der Schlag war so heftig, dass Naminé mit ihrer Brust gegen den Tisch prallte.

„Aua!“.

„Na? Für eine Jägerin bist du ziemlich zimperlich!“, sagte er und lachte laut. Naminé war froh, dass sich im Schankraum nur drei weitere Wachen befanden, alleine mit ihm wäre sie schon längst ausgerastet. Es war ihr peinlich, wie sich Efal benahm.

„Meister Efal … Wie habt ihr vor weiteres Geld zu beschaffen, wenn dies nicht reicht!“; wiederholte sie nun lauter - energischer. Sie war es langsam so satt von ihm behandelt zu werden, als wäre sie ein nutzloses Ding!

Efals freudige Laune verschwand sofort und seine Miene wurde wieder ernst. Er fasste mit seiner linken Hand in seine Hosentasche und gab Naminé ein gelbes Band. „Was soll ich damit?“.

„Binde es dir um das linke Handgelenk, wenn du nach draußen gehst. Nach deinem Gesicht zu urteilen willst du dich hier nicht länger mit mir sehen lassen“, sagte er zu ihr und trank das Glas erneut leer. Diesmal musste Efal dem Wirt kein Zeichen geben. Dieser ging selbstständig auf ihm zu und stellte vor ihm eine ganze Flasche mit klarer Weißer Flüssigkeit ab.

Efals Gesicht hellte sich auf, als er die Flasche sah. „Vielen Dank!“.

Der Wirt nickte nur stumm. Er sah kurz Naminé an, grummelte etwas und ging wieder an seinen Tresen.

„Und was soll das bewirken?“, fragte Naminé den Elbenjäger und hielt das Band immer noch in ihren Händen. „Versuch es! Ein wenig Geld können wir immer gebrauchen“, sagte er und zwinkerte ihr zu. Naminé runzelte die Stirn. Zögerlich band sie sich das Band um das Handgelenk. Es war ein dreckiges Gelb.

„Kann ich euch vertrauen?“. Efal nickte. Naminé seufzte und stand auf. „Ich geh ein wenig spazieren. Wenn ihr morgen früh nicht auf eurem Zimmer seid, werde ich euch unter diesem Tisch hervorziehen“, versprach sie ihm und verschwand aus dem Gasthof. Einer der Wachen stand auf, und ging zu Efal. „Das Mädchen hat keine Ahnung was ihr ihr da gerade gegeben habt?“, fragte dieser zögerlich.

Efal nickte. Der Wachmann schluckte. „Naminé kann sich verteidigen und außerdem ist sie nicht hässlich. Sie wird mir noch eines Tages dafür danken!“.
 

Naminé wanderte ziellos durch die Burg. Die Burg war nicht groß: Eine Kaserne, ein Kerker, ein Gasthaus und ein paar Wohnhäuser waren im Inneren der Burg zu sehen. Es war eine sternenklare Nacht. Die junge Elbin wanderte ein wenig aus der Burg hinaus und setzte sich auf die Zugbrücke. Um die Burg herum war eine 60 Schritt tiefe Schlucht gegraben und mit Wasser aufgegossen worden.

Die Nacht war angenehm warm. Naminé konnte an den Farben der Blätter sehen, dass bald der Herbst Einzug halten würde. Sie erinnerte sich gerne an den Herbst in ihrer Heimat, denn jedes Jahr wurde dort das sogenannte Herbstfest gefeiert. Die Bauern aus der Umgebung brachten ein Teil ihrer Ernte zu dem Gutshaus Besitzern und an dem Tag, an dem die Felder leer geräumt waren, feiert sie im Festsaal ihrer Herren das Fest. Naminé liebte dieses Fest. Die Musik, das warme knisternde Feuer, das Essen, die Menschen um sie herum. Sie seufzte niedergeschlagen. Und Cyon. Sie war mit ihrem Bruder immer unter ein paar Diener gesessen, hatte dort gelacht und sich unterhalten. Naminé atmete tief durch. Nein … sie würde hier jetzt nicht weinen!

„Hey? So einsam?“.

Naminé erschrak und drehte ihr Kopf leicht um. Sie musste zweimal hinsehen, bevor sie die Person erkannte, die hinter ihr stand. „Sias?“. Der Elbenjäger nickte und setzte sich neben sie auf die Brücke.

„Wie … was macht ihr hier?!“. „Ich hab mir den Schlüssel ausgeliehen!“, gestand er ihr und grinste. „David und ich hatten eine Wette und ich habe gewonnen. Im Morgengrauen werde ich wieder brav in meine Zelle wandern und Efal wird trotzdem den vollen Preis bezahlen“, sagte er zu ihr.

Naminé lächelte leicht. „Gerissen“.

„David war noch nie gut darin sich Rätsel auszudenken“, erklärte er ihr weiter. Naminé zog die Füße an und umschlang sie mit ihren Armen. Lange saßen die beiden so da und sagten nichts. „Warum bist du überhaupt Elbenjäger geworden?“, fragte Naminé ihn nach einer Weile. „Ich weiß es selbst nicht mehr. Efal fand mich eines Tages in den Gassen der Hauptstadt und nahm mich auf. Er hat zu mir gesagt, dass ich ihn ein wenig an einen streunenden Hund erinnere“.

Naminé runzelte die Stirn. „Das ist kein Grund, Sias!“.

Sias sah sie schief an. „Soll ich dir sagen, dass ich Waldelben hasse, wäre dir das lieber?“. Naminé nickte zögerlich. „Dies kann ich aber nicht, weil das eine Lüge wäre“.

„Und warum tötest du sie dann?“.

„Es ist mein Handwerk, Naminé. Ich habe nichts anderes gelernt, das Töten ist das, was ich am besten kann“, erklärte er ihr ohne Umschweif und schloss kurz die Augen. Naminé sah ihn lange an. In diesem Moment, als sie Sias so sah und über seine Worte nachdachte, hatte sie das Gefühl als würde zwischen den beiden eine tonnenschwere Eisenkette fallen, die beide jedes Mal daran hinderte, sich mehr aufeinander zu zubewegen.

„Nein, Sias, das ist nicht wahr. Töten kann nicht das sein, was du am besten kannst“. Der Elbenjäger öffnete sein linkes Auge einen kleinen Spalt und sah sie an.

„Und was glaubst du denn, was ich besser kann?“, fragte er sie. Naminé grinste. „Efal in den Wahnsinn treiben!“. Sias sah sie erst verdutzt an, bevor die beiden in schallendes Gelächter ausbrachen.

Die beiden saßen noch eine ganze Weile dort und redeten über dies und das. Kurz vor Sonnenaufgang gingen sie dann zurück, denn Sias musste zurück in den Kerker. Die beide verabschiedeten sich. Gerade als Naminé von Sias weggehen wollte, rief ein Soldat den beiden etwas zu. Es war in einer fremden Sprache, die die Elbin nicht verstand. Sie sah Sias an. Dieser knirschte mit den Zähen und antwortete in der gleichen Sprache zurück. Der Soldat lachte laut, winkte ab und verschwand wieder.

Sias sah zu Naminé. Die lockere Stimmung zwischen den beiden war plötzlich vorbei.

„Nimm dieses Band ab!“; zischte er ihr wütend zu und riss ihr das gelbe Band grob vom Arm. Naminé wollte ihn fragen, warum er dies tat, doch Sias packte sie am Kinn und zwang sie somit ihn in die Augen zu sehen.

„Das hat dir Efal gegeben, richtig?“. Sie nickte. „Dieses Band zeichnet dich als Hure aus, trage es nie wieder“, schärfte er ihr und warf das Band auf den dreckigen Boden. Sias ließ sie los und verschwand die Treppe zum Kerker hinunter.

Naminé blieb eine Weile unschlüssig stehen. Ihr Herz schlug schnell und die Schamröte stieg ihr ins Gesicht. Das meinte Efal also mit Geld verdienen!

Die Waldelbin drehte auf den Absatz um und betrat das Gasthaus. Sie kochte förmlich. Naminé fand den Schuldigen schnell. Efal saß oder lag mehr, auf der Bank und schlief. Die Elbin nahm die Schnapsflasche vom Tisch. Ein Rest war noch dort drin und schüttete diesen in Efals Gesicht. Dieser erschrak sofort und sah sie wütend an.

„Sag mal spinnst?! Der gute Schnaps?!“, rief er wütend. „Ach? Der gute Schnaps? Das ist wohl das Einzige was euch interessiert, oder?“.

Efal gähnte verschlafen und richtete sich auf. Er sah auf das Handgelenk der Waldelbin. „Wie ich sehe, hast du kein Geld mitgebracht“, murmelte er und klang leicht enttäuscht. „Wie dumm stellst du dich eigentlich an?“. Naminé beugte sich ein wenig näher zu ihm vor. Sie roch den Alkohol und ihr wurde schlecht!

„Ihr werdet dies nie wieder tun, und selbst wenn ihr es tut werdet, werdet ihr kein glückliches Leben mehr haben, das verspreche ich euch. Nutzt nie wieder mein Vertrauen aus!“, flüsterte sie ihm leise zu. Ihre Stimme klang drohend. Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie nach oben in ihr Zimmer. Sie wollte wenigstens ein bisschen Schlafen. Efal schüttelte kurz den Kopf. „Mein Leben ist sowie schon zerstört“.
 

Es war kurz nach Mittag als Efal die Strafe von Sias bezahlte und die Drei die Burg verließen. Keiner von ihnen sagten etwas. Jeder war sauer auf jeden. Naminé schloss kurz die Augen. Ein neuer Tag …
 

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Danke für die Kommis ^^
 

cucu

Azahra :)

Herbstlaunen (überarbeitet)*

16.Kapitel

Herbstlaunen
 

Ravens Kopf brummte. Er saß im Schatten einer Eiche, die im Hinterhof des Hauses stand und hatte die Augen geschlossen. Auf seiner Stirn lag ein nass getränkter Lappen. Dem jungen Alchemisten machte die Hitze immer mehr zu schaffen. Obwohl es schon Herbst war, strahlte die Sonne immer noch die gleiche Wärme aus wie im Hochsommer. An solchen Tagen wünschte er sich, wieder in seiner Eisheimat zu sein, doch der Weg dorthin würde ihn definitiv umbringen.

Während Raven sich in Selbstmitleid suhlte, war Techi von ihm genervt!

Sie mochte Raven, ja, aber an solchen Tagen könnte sie ihm am liebsten einen seiner eigenen Tränke selbst einflößen! Am Anfang hatte sie sogar noch ein wenig Mitleid mit Raven gehabt, wenn er wieder einen seiner Zustände bekommen hatte, doch jetzt, nach fast 2 Jahren, wurde ihr das zu lästig!

Was wohl passiert, wenn ich ihn an einen Pfahl festbinde und ihn in die Sonne stelle? Verdunstet er dann?, überlegte sie ernsthaft und sah Raven aus dem Küchenfenster an. Techi war gerade dabei das Mittagessen zuzubereiten, während Raven wie immer seiner Krankheit nachging.

Die Hochelbin seufzte. „Mit Sias wäre dies nicht passiert“, flüsterte sie leise und unterdrückte ein aufkeimendes Gefühl, das sie schon seit langen nicht mehr verspürt hatte. Schnell schüttelte sie den Kopf, sie wollte dieses Gefühl damit loswerden. Die Magierin machte weiter, das Mittagessen zu kochen.

Wie kann Sias nur dieses unfähige Ding mitnehmen, wenn er mich haben kann! Dieses Gör ist doch nur ein Klotz an seinem Bein!, dachte sie sich wütend und hätte der Waldelbin am liebsten einen Fluch auf den Hals gesetzt, doch Sias wäre damit nicht gerade zu ihr zurückgekommen.

Ihre Hoffnungen ruhten nun auf Efal. Sie wusste, dass der Elbenjäger sie nicht mochte und Techi setzte ihre letzte Karte, um Sias zurückzugewinnen. Techi hatte in den letzten Tagen den Blick in Sias Augen bemerkt, mit dem er Naminé ansah: Es war der gleiche Blick mit dem er sie früher, als die beiden noch zusammen waren, angesehen hatte.

In der Rothaarigen stieg erneut Wut auf und diese ließ sie an einem Porzellanteller aus - er zersprang in Tausend kleine Teilchen.

Durch das Geräusch war Raven wach geworden, der kurz eingedöst war. „Verdammt!“, rief Techi laut. Raven stand auf und schleppte sich in die Küche. Die Magierin war gerade dabei die Scherben mit Magie zusammenzufegen und setzte den Teller wieder zusammen. Wie von Geisterhand schwebte er wieder auf seinen Platz zurück.

„Du solltest deine Wut nicht auf Gegenstände fixieren“, sprach Raven apathisch. In der linken Hand hielt er den Lappen, der inzwischen trocken war. Er ging an ihr vorbei und tunkte das Tuch in einen Holzeimer, der mit Wasser vom Stadtbrunnen gefüllt war.

„Soll ich sie vielleicht an dir auslassen?“, fuhr Techi ihn an. Raven kicherte leise. „Nein, danke Techi. Die Hitze hier reicht vollkommen aus“, gestand er ihr und setzte sich an den Küchentisch, während er sich mit der linken Hand das Tuch an die Stirn hielt.

„Mach den Tisch nicht nass!“, sagte Techi warnend zu ihm und drehte ihm dann den Rücken zu. Raven zog eine Schnute. „Das würde ich doch nie wagen!“. Die Hochelbin antwortete darauf nicht und ging wieder ihrer Arbeit nach. Raven sah ihr eine Weile lang zu, wie sie Gemüse schnitt und es ihn einem Topf auf den Herd warf.

„Vermisst du ihn?“, fragte er sie gerade heraus. Techi zuckte zusammen und hätte sich beinahe in ihren rechten Zeigefinger geschnitten. Sie wusste sofort, was er meinte. „Nein“, log sie. „Du lügst, Techi. Ist es dir peinlich?“. Die Magierin biss sich auf die Lippen. „Raven … das geht dich nichts an, ja? Halt dich einfach da raus und kümmerte dich um deinen eigenen Kram!“. Der Alchemist nickte und stand auf. Er ging zur Treppe. Auf der ersten Stufe blieb er stehen.

„Techi?“, fragte der Weißhaarige. „Was ist denn noch?!“.

„Gib einfach auf Techi, du hast keine Chance!“, flüstere er leise und ging die Treppe hinauf. Als er auf der letzten Stufe war, hörte er, wie erneut ein Teller zerbrach.
 

Sias war immer noch wütend auf Efal. Er hatte Naminés Naivität schamlos ausgenutzt. Der Elbenjäger wollte sich gar nicht ausmalen was mit der Waldelbin alles hätte passieren können. Er hatte das Armband erst bemerkt, als der Soldat ihn in der Wüstensprache gefragt hatte, wie viel sie kosten würde.

Efal hingegen ignorierte die Anschuldigungen. Er fand nicht, dass er etwas falsch gemacht hatte, er fand, dass das genau die richtige Arbeit für die junge Elbin war. Der Meister wollte in Ruhe einen Trinken und mit dieser Idee hatte er sich Naminé vom Hals geschafft. Wer trank schon gerne, wenn eine nervige Frau neben einem saß? Die Waldelbin hielt sich aus diesem Streit heraus.

Die drei Gefährten waren in die Wüstenlande unterwegs. In ungefähr zwei Tagen würden sie dort sein. Naminé hoffte, dass diese zwei Tage bald vorüber waren, denn die Stimmung zwischen den Dreien war eisig.

Niemand sprach etwas und wenn waren es nur kurze Worte. Die Waldelbin beschäftigte sich in der Zwischenzeit mit ihrer Umgebung. Der Wald um sie herum wurde immer karger und wich einem trostlosen Ödland. Es gab nur noch wenige Bäume, meistens sahen sie nur kahle, gelbe Stellen. Ab und zu auch ein paar kleine Bäche, die fast vertrocknet waren. Obwohl es heiß war, fröstelte es Naminé bei dem Anblick. Das Land war einfach Tod.

„In der Nähe müsste eigentlich eine kleine Siedlung sein“, sagte Efal nach einer Weile. „Eigentlich?“, fragte Naminé nach. Efal nickte.

„Ich war vor 10 Jahren das letzte Mal hier, es könnte sein, dass die Siedlung schon längst eine Ruine ist“. Die Waldelbin seufzte.

„Vielleicht sollten wir umdrehen“. „Nein! Das werden wir nicht tun!“, sagte Sias sofort. „Wir reiten weiter, egal was passiert!“. Naminé blinzelte kurz. Sias war wieder der Alte. Das Gespräch zwischen den beiden auf der Brücke war fast einen Tag her und Sias ließ sich nichts davon anmerken, dass er auch freundlich zu ihr sein konnte! Sie glaubte fast, dass er sich vor Efal für sein Verhalten schämte. Naminé biss sich auf die Lippen und nickte schließlich, dann ritten sie weiter.
 

Efal behielt recht. Gegen Sonnenuntergang fanden sie die Siedlung, die mehr einer Ruine glich. Die Häuer aus Stein waren teilweise zerfallen und überall in der Siedlung zerstreut lagen Knochen und Steine. In der Mitte der Siedlung stand ein Brunnen. Sias überprüfte ihn kurz und war froh, als er einen Eimer voll Wasser schöpfen konnte.

„Das Brunnensystem funktioniert noch!“, rief er Efal zu, der die Pferde gerade in ein Haus brachte. Naminé stand einfach nur unschlüssig da. Die Ruine machte ihr ein wenig Angst. Sie befanden sich in einer Wüste, besser gesagt am Anfang einer Wüste. In der Ferne sah Naminé den Wald. Gerne würde sie zurück reiten, doch sie hatte keine Ahnung, wo sie überhaupt waren, geschweige denn, wo sie hin sollte.

Nach Hause wollte sie nicht.

Naminé erschrak, als Efal ihr ein paar Holzbretter vor die Füße schmiss. Er hatte eine beschädigte Tür ein wenig verkleinert. „Zünde es an!“, sagte er grob zu ihr und die junge Elbin gehorchte. Mit ihrer Magie entfachte sie ein knisterndes Feuer, das sich an den Brettern labte.

„Ich erkunde die Umgebung“, sagte Efal und verschwand in der lauwarmen Wüstennacht. Naminé war nun mit Sias alleine. Die beiden saßen um das Feuer herum und ein Hase, den Sias vor ein paar Stunden gefangen hatte, garte über dem Feuer. Keiner der beiden sagte etwas. Als der Hase fertig gebraten war, riss sich Naminé ein Stück von der rechten Vorderpfote herunter und aß schweigend das Fleisch.

„Efal braucht lange“, sagte Sias nach einer Weile. Naminé schluckte das letzte Stück Fleisch hinunter und wischte sich den Bratensaft an ihren Umhang ab. In den Nächten konnte es so kalt sein. Die Waldelbin nieste kurz und zog den Umhang enger um sich. Selbst das warme Feuer änderte nichts an ihrem Zustand.

„Er wird sicher bald kommen“, versicherte sie ihm. „Vielleicht wird er von einem Wolf gefressen“, murmelte Sias leise. „Du scheinst ihn nicht besonders zu mögen?“, erriet Naminé. „Efal hat sich in den letzten Jahren zu sehr verändert. Der Alkohol hat auch seinen Teil dazu beigetragen, mich würde es nicht wundern, wenn er irgendwo in der Nähe ein Fass Wein gebunkert hat“.

Naminé lächelte bei dem Gedanken, wie Efal gerade ein Fass Wein ausgrub. „Ist dir kalt?“, fragte Sias sie plötzlich. Naminé verneinte, doch ihre zitternde Gestalt verriet sie. Der Elbenjäger schüttelte den Kopf.

„Ich habe dir doch schon mehr als einmal gesagt, dass du mich nicht anlügen sollst“, tadelte er sie und stand auf. Sias setzte sich neben sie und legte den rechten Arm um sie. Naminé sog kurz die Luft ein, als Sias sie an sich drückte.

„Na? Ist dir nun wärmer?“, flüsterte er ihr leise ins Ohr und sein Atmen umspielte ihren Nacken. Ihre Nackenhaare sträubten sich ein wenig und sie nickte schließlich. Sias war wirklich warm, doch Naminé war die ganze Sache ziemlich unangenehm.

„Weißt du, dass du mich ein wenig an Techi erinnerst? Aber nur ein klein wenig!“, sagte er zu ihr und er legte seinen Kopf auf ihre Schulter.

„Ach … wirklich?“, fragte Naminé nervös. Ihr Herz schlug ungewöhnlich schnell seit der Berührung mit Sias.

„Naminé … könntest du mich ansehen?“, fragte er sie. Naminé sah ihn zögerlich an. Ihr ganzes Gesicht war rot. Der Elbenjäger strich ihr einige blonde Haare aus dem Gesicht. „Du bist süß“, sagte er schließlich zu ihr und küsste sie auf Mund.
 


 

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Tada :3

Würde auch gerne wisse was mit Raven passiert wenn er länger in der Sonne ist *überleg*

Ich hoffe es sind nicht so viele Fehler dabei >.<

Danke für die Kommis :)
 

cucu

Azahra

Entscheidung (überarbeitet)*

17.Kapitel

Entscheidung
 

Cirra wanderte neben ihrem Bruder her. Sie trug einen Sonnenschirm, der sie vor der erbarmungslosen Herbstsonne schütze. Die Prinzessin trug ein edles Kleid aus weißem Stoff, der an ihrem Körper aussah wie eine zweite Haut. Der Hochelbin gefiel es, wenn ihr die Männer Blicke nachwarfen, ihr Bruder dagegen war nicht davon begeistert. Dieser hatte seine Kleidung ebenfalls gegen ein weißes Hemd und eine schwarze Hose getauscht. Statt seinem Schwert trug er einen Dolch an seiner Hüfte.

„Du solltest dich nicht so freizügig kleiden“, sagte Linth zu ihr und warf einem Mann, der seiner Schwestern schon einen fast lüsternen Blick zuwarf, einen vernichtenden Blick zu. Der Mann drehte sich um und ging weiter.

Die beiden Königskinder waren inkognito hier. Cirra sah, dass ihr Bruder genervt war. Sie ging einige Schritte schneller und blieb vor ihm stehen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und legte ihre Arme um seinen Hals.

„Macht dich das eifersüchtig?“, fragte sie ihn aus großen blauen Augen und tat so, als würde sie ihn küssen. „Ich mache mir nur Sorgen um dich“, sagte er zu ihr und zuckte leicht mit den Mundwinkeln. Sie tat dies jedes Mal, wenn Linth Angst um sie hatte.

Cirra war eine wunderschöne junge Elbin. Linth verstand, warum einige Männer des Königreiches Schlange bei ihr standen und um ihre Gunst buhlten. Doch seine Schwester hatte bis jetzt alle abgelehnt, bis auf einen, der sie nicht wirklich haben wollte.

Der Prinz der Elben war mehr als erleichtert, dass aus dieser kleinen Affäre kein Kind entstanden war, er hätte dafür den leiblichen Vater sein Leben lang leiden lassen.

Cirra hatte ihren Bruder inzwischen losgelassen und stand an einem Stand mit vielen farbigen Stoffen. Linth sah sie lange an, während sie sich mit der Verkäuferin über Stoffe unterhielt. Er würde sich nie verzeihen, dass er nicht aufgepasst hatte, dass dieser hinterhältige Bastard seine Schwester verführt hatte!

Das wirst du mir büßen, Sias!
 

Naminé stieß Sias grob von sich weg.

„Was soll das?!“, schrie sie ihn wütend an. Ihr Gesicht war feuerrot. Sias sah sie überrascht an. Er wusste selbst nicht genau, was er gerade getan hatte.

„Naminé …“.

Die Waldelbin wich einige Schritte von ihr zurück. „I … Ich …“. Sias konnte nicht sprechen. Er war wie gelähmt. Die junge Frau stand auf und rannte davon.

„Nein! Bleib hier!“, rief Sias ihr nach, doch sie lief weiter, bis die Nacht ihre Umrisse verschlang. Sias vergrub den Kopf in die Hände. „Verdammt!“, fluchte er laut. Warum habe ich sie nur geküsst? , fragte er sich selbst und seine Hände zitternden leicht. Sias hatte sich geschworen, nie wieder eine Beziehung mit einer Elbin einzugehen, egal ob Wald – oder Hochelbin. Zweimal hatte er diesen Fehler begangen, nun war er gerade dabei, es ein drittes Mal zu tun! Er verstand selbst nicht, warum ihn diese Rasse so magisch anzog. Einerseits tötet er ihre Artgenossen, doch auf der anderen Seite ließ er sich auch auf eine Liebesbeziehung mit ihnen ein.

Ich will dir einfach nicht wehtun, Naminé. Bitte versteh das. .
 

Efal kicherte, während er sich eine erneute Flasche Wein aufmachte. „Ach! Gut, dass diese Nomaden mein Lager noch nicht entdeckt haben!“, sagte er laut lallend und saß vorm einen Loch im Boden, das er mit Blättern, Ästen und anderen diversen Dingen abgedeckt hatte.

Efal trank seit ein paar Tagen ziemlich viel. Der Elbenjäger trank sonst auch, ja, aber in den letzten Tagen neigte er extrem dazu. Er wollte einen kräftigen Schluck aus der Weinflasche nehmen, als er plötzlich einen lauten weinerlichen Schrei vernahm.

Er setzte die Flasche ab und sah Naminé in der Ferne. Die Elbin wollte an ihm vorbeirennen, doch Efal erwischte sie gerade noch am rechten Arm und hielt sie fest. Grob zog er sie zu sich hinunter.

„Hey!“, schrie sie hysterisch und wollte sich losreißen, doch als sie erkannte, dass es Efal war, hörte sie auf zu zappeln.

„Hier! Trink einfach!“, sagte Efal und bot ihr die Flasche an. Ohne lange zu überlegen entriss sie ihm die Weinflasche und trank sie in einem Zug leer.

„Es schmeckt … grauenhaft“, sagte sie zu dem überraschten Efal. „Du hast einen mächtigen Zug drauf, Spitzohr! Desto mehr du davon trinkst, desto besser schmeckt es, das ist der Trick daran“, erklärte er ihr und warf die leere Flasche in das Loch zurück und holte eine neue raus. „Ach?“, sagte Naminé nur und zog die Augenbrauen leicht hoch. Inzwischen hatte sie aufgehört zu weinen.

„Sag mal, warum heulst du schon wieder?“, fragte Efal sie, als er ihre rot geweinten Augen bemerkte. Der Meister war leicht angetrunken, weswegen er nun so freundlich zu ihr war. Der Alkohol machte ihn viel netter.

Naminé erzählte ihm daher knapp, was passiert war. „Sias hatte schon immer eine Schwäche für euch Spitzohren“, sagte Efal, als sie geendet hatte, und reicht ihr eine Weinflasche, die nur noch zur Hälfte voll war.

„Noch nie konnte er sich zusammenreißen! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn nie ausgebildet!“, gestand er ihr und Naminé trank einen erneuten Schluck. Der Elbenjäger hatte recht, langsam schmeckte es doch besser.

„War Techi nicht die Einzige?“, fragte sie ihn. Einwenig war sie froh, dass Efal betrunken war, so konnte sie mehr über Sias erfahren. Efal überlegte kurz und begann leise zu zählen. „Ich glaube es waren … fünf? Ja fünf waren es, doch seit er es mit der Königstochter der Hochelben getrieben hatte, ist ihm die Lust daran vergangen. Linth jagt ihn deswegen, weswegen wir nie lange an einen Ort sein können“, erklärte er ihr breit grinsend.

Für Naminé waren diese Worte wie ein Schlag ins Gesicht. „S … Sias hatte etwas mit Cirra?“, fragte sie ihn leise.

Efal nickte und leerte den Rest der Flasche. „Oh ja … er war für Cirra so etwas wie eine Mätresse. Wer wen wohl für eine gehalten hatte?“, sagte er und kicherte leise. Naminé nahm sich selbst eine Flasche aus dem „Sündenloch“ und öffnete diese. Sie verstand einwenig, weshalb er so viel trank. Als sie gerade die Flasche an ihren Mund setzte, entriss sie ihr wer. Sie sah hoch und Sias an, der jedoch Efal wütend anfunkelte.

„Du bringst meine Schülerin zum Trinken!“, fragte er ihn entnervt und die Flasche zerbrach in seiner Hand. Efal zuckte mit den Schultern. „Ich brauchte Gesellschaft“, gestand er ihm. Sias packte Naminé an der rechen Hand und nahm sie mit. „Schlaf deinen Rausch aus!“, rief er Efal zu, der nur mit der hocherhobenen Weinflasche den beiden zuwinkte.
 

Sias nahm die Waldelbin zurück zu den Ruinen, wo er sie wütend auf das Nachtlager schmiss, welches Sias inzwischen für die Drei eingerichtet hatte. Es bestand aus weichem Stroh, das Sias mit einigen restlichen Umhängen verkleidet hatte. Naminé wollte etwas sagen, doch Sias hielt ihr den Mund zu. Er setzte sich neben sie auf das Nachtlager und beugte sich zu ihr hinunter.

„Was hat Efal dir erzählt?“, fragte er sie. Seine Stimme klang wütend. Naminé war vom Alkohol ein wenig benebelt und musste ständig grinsen. Als Sias ihren Mund wieder freigab, kicherte sie nur. „Nichts besonders. Er hat mir nur etwas über dich und Cirra erzählt“, gestand sie ihm und richtete sich ein wenig auf.

„Warum hast du mich geküsst?“, fragte sie ihn schließlich und hauchte ihm diese Worte fast zärtlich entgegen. „Das mit Cirra war ein Fehler, glaube mir. Damals hab ich es genossen, wenn sie bei mir war, doch jetzt … es war ein Fehler, dass ich mich mit ihr eingelassen habe“, flüsterte er leise und strich ihr sanft übers Gesicht.

„Du ziehst mich einfach magisch an, Naminé. Ich kann nichts dagegen tun“, antwortete er ihr und beugte sich ein weniger weiter zu ihr vor. „Was würdest du sagen, wenn wir uns auf dieses Abenteuer einlassen?“, fragte er sie und die Lippen der beiden waren nur wenige Zentimeter entfernt. Naminé sah ihn lange an, bevor sie nickte. Sias lächelte breit und küsste sie erneut. Ich werde dir nicht wehtun, Naminé.
 

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lalala mich hat heute das Schreibfieber gepackt hihi ^^

Ich finde Efal erinnert mich ein wenig an Jack Sparrow, wenn er betrunken ist lol ^^

Danke für die Kommis :)
 

cucu

Azahra

Eine gute Idee? (überarbeitet)*

18.Kapitel

Eine gute Idee?
 

Naminé erwachte am nächsten Morgen in Sias Armen. Die Waldelbin konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie sie in ihnen eingeschlafen war. Sie sah Sias lange an. Er sah ganz friedlich aus, wenn er schlief. Sie musste kurz grinsen. Wenn jemand aus ihrer Familie herausfand, dass sie sich mit einem Elbenjäger das Lager teilte, würde dieser ihn umbringen. Naminé befreite sich vorsichtig aus seinen Armen.

„Nein“, murmelte er leise und fasste nach Naminés rechtes Handgelenk. „Du bleibst noch ein wenig hier“, sagte er weiter und zog sie wieder sich zu hinunter.

„Du bist wach?“, fragte sie Sias verwundert. Der Elbenjäger gähnte. „Du bist ein Langschläfer, Naminé. Das muss ich dir noch austreiben“, meinte er nur und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen.

Für Naminé war es immer noch ungewohnt, dass sie jetzt mit Sias zusammen war. Efal würde auch nicht gerade Luftsprünge machen, wenn er es erfuhr.

„Wo ist Efal überhaupt?“, fragte Naminé Sias und sah sich um. Das Feuer war schon längst herabgebrannt. Sias hingegen interessierte es nicht besonders, wo sein alter Meister war. Vielleicht war er im Suff in sein Loch gefallen und hatte sich das Genick gebrochen.

„Er wird schon kommen“, sagte Sias und zog einwenig an Naminés Haar. „Willst du nicht noch ein wenig bei mir bleiben?“, fragte er sie und seine Stimme klang zärtlich.

„Ich wusste gar nicht, dass du auch so sein kannst“, sagte sie schließlich zu ihm. Sias hingegen seufzte und legte den Kopf in den Nacken. „Ich behandle nur die so, die es verdient haben“.

„Ach? Und Cirra gehörte wollt auch dazu?“.

Dem Elbenjäger war nun endgültig die gute Laune vergangen. „Ich habe dir doch schon gestern gesagt, dass das vorbei ist und ein Fehler war“. Naminé sah ihn schief an.

„Wollte mich Linth deswegen verführen? Weil er ahnte, dass das passieren würde?“. Sias biss sich auf die Lippen und nickte. „Ja. Linth weiß, dass ich eine Schwäche für … Elbenfrauen habe. Eine Schande für einen Elbenjäger“, sagte er und lachte auf, „wenn der Elb es irgendjemand erzählt, bin ich geliefert! Man wird mich hängen, alleine schon dafür, dass ich mit Cirra zusammen war“, erklärte er weiter.

Naminé zog die Beine an. „Damals als Linth mich geküsst hat, sagte er Dinge zu mir. Seine Worte klangen in meinen Ohren wie ein Zauberspruch und ich war ganz in seinem Bann, doch nur für eine Weile. Er war ziemlich überrascht, als er das bemerkte“, gestand sie ihm. „Linth hatte schon immer eine magische Ausstrahlung für andere Frauen. Für ihn als Elbenkönig ist dies ein Vorteil. Er kann alle um den Finger wickeln, da du eine Waldelbin bist, widerstehst du diesem Zauber. Nur Menschenfrauen verfallen ihm“.

„Efal hätte mich an ihn verkauft, richtig?“. Sias nickte. „Ja. Doch ich habe ihn daran gehindert“.

„Warum hast du ihn daran gehindert?“. Sias nervten die Fragen seiner Freundin langsam. „Ich habe dir etwas versprochen, und ich halte meine Versprechen. Ich werde dich ausbilden“. Naminé beugte sich nun über Sias. Ihr blondes Haar fiel ihr über die Schultern und strichen über Sias Gesicht.

„Und in was willst du mich ausbilden? Im Bett? Im Kampf? In was von beiden?“. „Ich werde dich in beiden ausbilden, aber nur wenn du willst“, antwortete er ihr und küsste sie lange. Die Zweisamkeit wurde durch Efal gestört.

Wie ein schwerer Sack ließ er sich neben den beiden fallen. „Guten Morgen!“, rief er übertrieben laut und die beiden Liebenden zuckten zusammen.

„Könntest du in einer Stunde wieder kommen?“, fragte ihn Sias ernst. Es passte ihm gar nicht, dass Efal die beiden störte. Efal schüttelte den Kopf. „Ich habe meine Bestände aufgefüllt“, sagte er und nickte in Richtung seines Rucksackes.

„Ja … typisch“, knurrte Sias leise und Naminé stand nun auf. Sias sah ihr ein wenig wehmütig nach. Er hoffte, dass die nächste Stadt bald in Sicht kam, er wollte ein wenig mit der Waldelbin alleine sein. „Ich sehe mal nach den Pferden“, stammelte sie und verschwand in einem naheliegenden Haus.

„Du hast es ihr also gesagt“, sagte Efal vorwurfsvoll zu Sias. „Ich wusste, dass du das nicht gutheißen würdest“.

Sias stand auf und räumte das Lager auf. „Ich hoffe, dass du dir im Klaren bist, was du hier tust. Sie ist deine Schülerin, Sias! Das wird nicht gut gehen“.

„Es wird schwierig werden“.

„Du solltest das lieber beenden, mein Freund. Ich mag sie zwar nicht besonders, doch du wirst ihr immer wehtun, wenn du mit ihr zusammen bist, unabsichtlich. Erfüll das Versprechen und dann lass sie los. Du kannst Naminé niemals glücklich machen“.

„Aber Linth kann dies, oder?“. Efal seufzte. „Nein. Das meine ich nicht damit. Naminé gehört ihn ihre Welt, und nicht in unsere. Wir sind Jäger! Wir töten, ohne nachzudenken, wir haben keine Zeit für eine Familie, versteh das doch“.

Sias biss sich auf die Lippen. „Ich wollte nie dieses Leben, Efal. Du hast mich mehr oder weniger dazu gezwungen“.

„Hätte ich dich dort lassen sollen, wo du herkommst? Dort wärst du schon längst Tod! Hier, durch mich, hast du wenigstens eine Zukunft. Vergeude sie nicht mit Naminé! Du bist erst 23 Jahre alt, mein Lieber. Du hast noch alles vor dir, denk darüber nach“. Efal stand auf und nahm Naminé sein Pferd ab. Efal stieg auf dem Rücken seines Gauls und trabte davon.

„Was ist?“, fragte sie Sias und gab ihm ebenfalls sein Pferd. „Er reitet bis zum Weg vor“, erklärte er ihr und verstaute seine Sachen in den Satteltaschen. Naminé beobachtete den Elbenjäger dabei. Er sah ziemlich unkonzentriert aus.

„Ist etwas passiert?“, fragte sie ihn. „Efal hat mir ins Gewissen geredet“.

„Und? Hat er etwas damit bewirkt“. „Nicht wirklich“.

Er sah Naminé an und küsste sie lange auf den Mund. Naminé schloss kurz die Augen und genoss es. „Er wollte dich mir ausreden“, gestand er ihr nach dem Kuss. „Wirst du mich dir ausreden lassen?“. „Nein. Niemals“.
 

Efal ritt voraus, und die beiden folgten ihm. Der Elbenjäger war nicht erfreut, dass die beiden zusammen waren. Er wusste das Techi noch immer etwas für Sias empfand. Sie würde durchdrehen, wenn sie davon erfuhr. Efal schüttelte kurz den Kopf. Gut, dass sie die nächste Stadt in weniger als 6 Stunden erreichen würden. In den Wüstenlanden gab es nur wenige Städte, doch diese quollen fast über vor Menschen.
 

Die Zwei waren erschöpft, als sie sich in ihrem Zimmer in der Wüstenstadt befanden. Efal war unterwegs und suchte gerade einen Auftrag, während Sias und Naminé alleine im Gasthaus zurückblieben. Die Waldelbin spürte keines ihres Glieder mehr.

Sias saß auf einem der drei Betten in dem kleinen Raum und sah Naminé an. Sie lehnte am Fenster und sah hinaus.

„Naminé“, sagte er nach einer Weile zu ihr. Sie sah ihn an. „Ja?“.

Sias, der auf dem Bett, auf der andren Seite des Zimmers saß, sah sie an.

„Komm her“, bat er sie und sie ging dieser Bitte nach. Sie stellte sich vor Sias Bett. Der Elbenjäger sah sie lange an.

„Ist was?“, fragte er sie schließlich, denn Naminé schien nervös zu sein. „Ich tu nichts, was du nicht willst“, gestand er ihr und Naminé setzte sich dann neben ihn. Sias zog sich näher zu sich und küsste sie schließlich auf den Mund. Unter dem Kuss drehte er die Waldelbin so, dass sie unter ihm lag. Sie errötete als sie bemerkte das Sias über ihr saß. Dieser grinste breit. „ Und? Bequem?“, fragte er sie und küsste sie erneut. Sias ließ seine Hand ein wenig zu Naminés Bauch wandern. Er spürte, dass sie eine Gänsehaut durch seine Berührung bekam. Als der Elbenjäger seine Hand einwenig weiter ihren Bauch hinauf wandern ließ, verkrampfte sie sich.

„Sias“, murmelte sie leise.

„Willst du nicht?“, fragte er sie und klang ein kleinwenig enttäuscht. Naminé sah weg. „Es geht alles so schnell für mich“, gestand sie ihm ihre Schüchternheit. Sias setzte sich wieder normal hin und Naminé rutschte ein wenig von ihm weg.

„Tut mir leid. Ich will dich nicht drängen“, entschuldigte er sich und versuchte gelassen zu wirken. Doch Naminé sah ihm an das ihm dieser Umstand gar nicht passte. „Waren Cirra, oder Techi, etwa nicht so prüde?“, fragte sie ihn plötzlich, doch kaum hatte sie diese Worte gesagt taten sie ihr auch wieder leid und die junge Elbin schlug die Hände vors Gesicht. Sias sah sie nun wütend an.

Der Elbenjäger packte sie grob am linken Arm und zog sie zu sich. Mit der rechten Hand umfasste er ihren Nacken und zwang sie so, dass sie ihm in die Augen sah. „Nimm die Namen der beiden nie wieder in deinen Mund, verstanden!“, zischte er ihr wütend zu und die junge Frau hatte das Gefühl als würden seine eisblauen sie erstarren lassen. Der Elbenjäger ließ sie los und stand auf.

„Ich dreh ne Runde. Wenn Efal kommt, sag ihm, dass er sich keine Sorgen machen muss“. Naminé wollte ihm nach, doch schon war die Tür ins Schloss gefallen. Die Elbin senkte ihre rechte Hand und schlug wütend gegen die Bettkante. „Vielleicht war es doch so keine gute Idee“.
 

Efal summte fröhlich, während er sich flink durch die Menschenmenge der Wüstenstadt bewegte. Der Mann war zwar schon seit mehr 10 Jahren nicht mehr hier gewesen, kannte sich hier aber immer noch aus wie in seiner Westentasche. Der Elbenjäger steuerte direkt auf ein kleines Haus am Ortsrand zu.

Efal wusste, dass sich dort viele Auftraggeber aufhielten.

Er betrat das Haus und nickte ein paar Männern zu, die als Antwort ihrem Krug mit Bier hoben. Efal setzte sich neben sie. „Heiß heute, nicht wahr?“, sagte er laut und wischte sich seine Hände an seiner Hose ab. „Ihr seid nicht gekommen, um mit uns über das Wetter zu reden, Efal. Ihr braucht einen Auftrag, richtig?“.

Efal nicke dem Sprecher zu, der gegenüber von ihm saß.

„Habt ihr einen?“. Der Mann nickte und holte einen Brief hervor und gab ihn dem Elbenjäger. Dieser öffnete den Umschlag und las den Brief durch. „Klingt gut, doch wo ist der Hacken?“. Der Mann beugte sich ein wenig weiter zu Efal vor und winkte ihn näher zu sich. Efal ging dieser Bitte nach und der Mann flüsterte ihm ins Ohr: „Ihr habt doch ein Mädchen bei euch, oder?“.

Efal nickte. „Sie wäre der perfekte Köder dafür. Wir wissen doch alle, dass Linth auf solche Art von Mädchen steht“.

Der Elbenjäger grinste breit und reichte dem Mann die Hand. „Einverstanden“.
 

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Danke für die Kommis ^^

cucu

Azahra

Ein zweites Mal (überarbeitet)*

19.Kapitel

Ein zweites Mal
 

Sias seufzte niedergeschlagen und lehnte sich, mit dem Kopf voraus, an eine Backsteinwand. Er war wütend auf sich selbst! Er hätte dies nicht zu Naminé sagen sollen, das war ihm jetzt klar, doch sich zu entschuldigen, war in diesem Moment wahrscheinlich zu spät.

Der Elbenjäger hatte die Zeit völlig vergessen. Inzwischen war die Sonne schon längst hinter dem Horizont verschwunden und das Schlimmste dran war auch noch, dass er sich verlaufen hatte!

Sias knirschte mit den Zähnen. So etwas konnte ja nur ihm passieren! Er sah sich kurz um. Sias befand sich in einer Gasse, nicht weit vom Marktplatz entfernt. Der Elbenjäger hatte sich den Weg zum Gasthof nicht gemerkt, doch er hatte eine vage Ahnung, dass er nicht weit weg davon sein musste.

Sias verließ also die Gasse, kam aber nicht weit. Mitten auf dem Marktplatz stand ein Brunnen, an diesen Brunnen saß jemand. Sias wirkte wie versteinert, als er die Person erkannte.

Sie hatte langes rotblondes Haar, das ihren Rücken hinab fiel, wie ein Wasserfall, außerdem trug sie ein weißes Kleid, das mehr von ihrem Körper freigab als es verdeckte. „Nein“, murmelte er leise. Die Frau drehte ihren Kopf und sah Sias an. Sie lächelte breit.

„Hey, da bist du ja“, sagte sie freundlich zu ihm und stand auf. Cirra ging auf den Elbenjäger zu und blieb wenige Meter vor ihm stehen. Sie bemerkte den Blick, wie er sie musterte.

„Hast du mich vermisst?“, fragte sie ihn und sah ihn leicht bettelnd an. „Ich habe dich vermisst“, flüsterte sie und ging näher auf ihm zu.

Sie legte ihre rechte Hand auf Sias Brust, bevor sie sich an ihn schmiegte. „Ach … du bist immer noch so weich und kuschelig, wie früher. Ich verstehe gar nicht, wie ich es so lange ohne dich ausgehalten habe“, murmelte sie leise und sie genoss die Wärme, die von Sias ausging. Er hingegen war nicht gerade davon begeistert, dass sie ihn berührte.

„Lass mich los, Cirra“, bat er sie leise und atmete tief aus. Er riss sich zusammen. Doch die Elbenprinzessin dachte nicht daran, sondern drückte sich noch enger an ihm. Sias konnte durch das luftige Kleid ihren ganzen Körper an sich spüren.

Er schluckte schwer. Vor einem Jahr noch hatte er sich mit Cirra das Bett geteilt. Für ihn war es nur ein kleiner Spaß gewesen, ein Spaß der fast 4 Monate gedauert hatte, danach wurde es ihm zu langweilig und er war klammheimlich abgehauen. Er konnte sich vorstellen, dass er Cirras Herz damit gebrochen hatte, nur verstand er nicht, warum sie immer noch so scharf auf ihn war?! Es war nicht so, dass Cirra ihm nicht mehr gefiel, sie war immer noch eine sehr begehrenswerte Frau und Sias würde nicht Nein sagen, hätte er noch einmal die Gelegenheit dazu sich noch einmal mit ihr zu vergnügen, doch er mochte Naminé sehr.

Für das Wort Liebe war es ihm aber dennoch zu früh.

„Was ist? Gefall ich dir nicht mehr?“, fragte die Elbin ihn plötzlich und sie wich einige Schritte von ihm zurück. Die 15 – Jährige (damals war sie 14 … Sias du Schwein! Ende des Kommentars :D) wirkte leicht enttäuscht.

„Nein, Cirra. Du gefällst mir, aber das zwischen uns ist vorbei. Ich will nichts mehr von dir!“, sagte er ernst. Die Hochelbin wich von ihm zurück. Sie wirkte, als hätte er sie geschlagen.

„A … Aber Sias. Ich dachte …“.

Sias ging an ihr vorbei.

„Ich liebe dich nicht Cirra, ich habe dich noch nie geliebt. Du warst für mich nie mehr, als nur ein kleiner Zeitvertreib“. Cirra starrte ihm nach, doch sie ließ sich das nicht gefallen, dass er sie einfach wie ein dummes Kind stehen ließ! Sie rannte ihm nach und umarmte ihn stürmisch von hinten.

„Du lügst. Sag mir, dass du lügst!“, flüsterte sie und Tränen begannen, ihre Wangen hinab zulaufen. „Ich liebe dich doch. Bitte … sag, dass du lügst!“. Sias war inzwischen stehen geblieben. Er stand zwischen zwei Stühlen! Ein Teil von ihm würde Cirra ihm am liebsten hier und jetzt verführen, doch der andere Teil von ihm kämpfte dagegen an. „Cirra …“.

„Hey! Lass ihn in Ruhe!“.
 

Techi hatte die Arme vor die Brust verschränkt und wirkte genervt.

„Lass ihn los, ja?“, sagte sie zu Cirra. Die Prinzessin sah an ihm vorbei und starrte die Magierin an. Sie ließ Sias widerwillig los. Der Elbenjäger war jetzt gerade in Vergessenheit geraten.

„Ach, die alte Schachtel! Na? Wie ich sehe, hängt deine Haut schon ganz schön runter! Du solltest es mal mit Pfirsichöl versuchen, ist gut gegen Falten“, sagte Cirra zu ihr und warf ihr Haar zurück.

Die Hochelbin ließ sich nicht auf das Niveau der 15 – Jährigen hinab. Aus diesem Alter war sie längst heraus.

„Guten Tag, Prinzesschen. Wie ich sehe, versucht du schon wieder Ältere zu verführen? Schämst du dich nicht ein wenig dafür?“.

Cirra hingegen lächelte breit. „Ich kann auch nichts dafür, wenn sich niemand für dich mehr interessiert“, antwortete sie und strich, als Provokation die Konturen ihrer Hüften nach. „Wenigstens ziehe ich mich nicht so billig an, um die Blicke der Männer auf mich zu ziehen“. „Das könnte dir aber auch sehr nützlich sein. Was willst du überhaupt von Sias, Alte?“.

„Ich bin nicht alt!“, sprach Techi nun etwas lauter und ihre Geduld neigte sich dem Ende zu. Sias erwachte aus seiner Starre.

„Sagt mal … habt ihr sie noch alle?!“, sagte er zu den beiden. „Wir stehen mitten am Markplatz, früh abends! Ihr glaubt doch nicht, dass euere Streiterei irgendetwas daran ändert, was damals alles passiert ist! Man hört, endlich auf in der Vergangenheit zu leben!“.

Die beiden Frauen hörten mit ihrem Wortwechsel auf und sahen Sias perplex an. Dieser war wütend! Selten hatten die beiden Frauen ihn so erlebt.

„Sias …“, versuchte Cirra es erneut und wollte auf ihm zugehen, doch Techi hinderte sie daran. „Nein! Nie wieder, Cirra! Kapier es endlich! Ich will dich nicht mehr!“. Darauf hin drehte er sich um und ging. Die Magierin folgte ihm mit einigem Abstand. Cirra sah den beiden lange nach, bevor sie ihn Tränen ausbrach und sich auf den Boden setzte und anfing bitterlich zu weinen.
 

Naminé wurde, mit viel Protest von ihrer Seite, grob von Efal mitgeschleift.

„Was soll der Mist?!“, fragte sie ihn und versuchte sich immer wieder von ihm loszureißen, vergebens.

„Wenn ihr mich schon wieder als Hure verkaufen wollt, dann sagt es einfach und schleppt mich nicht mit!“. Plötzlich blieb Efal stehen. „Du bist gar nicht so dumm“, murmelte er leise. „Gut ich verrate dir, was ich mit dir vorhabe: Ich habe den Auftrag bekommen die königliche Kutsche auszurauben, doch leider nächtigt dort Linth sehr oft und somit kommst du ins Spiel: Lenk ihn ein wenig ab und ich räum alles aus, kapiert?“.

„Was?! Linth ist hier?“.

„Ja. Er ist Sias immer einen Schritt voraus, meistens zumindest. Spiel ein wenig mit ihm, ich zähl auf dich!“.

„Spielen? Was soll ich denn mit ihm spielen?“. Efal ging inzwischen weiter. Naminé ließ sich nun leichter hinter sich herziehen. Wie naiv kann man nur sein? Armer Sias …, dachte er geschlagen, doch er wagte es nicht, diesen Gedanken laut auszusprechen. „Er wird schon etwas für dich wissen!“.
 

Linth saß in einer kleinen Hütte, die ein wenig außerhalb der Wüstenstadt stand. Die Kutsche stand hinter dem Haus. Sie war unbewacht. Der Hochelb brauchte keine Wachen. Wahrscheinlich waren sie in der Stadt und betranken sich. Seine Schwester war in einem noblen Haus der Stadt untergebracht, hier draußen konnte er sie nicht gebrauchen. Linth ging gerade einige Berichte aus seiner Heimat durch. Der Elbenprinz hielt sich nicht sehr oft in dieser Gegend auf. Er war nur hier, weil er erfahren hatte, dass Sias hier auftauchen würde. Linth hoffte, sich endlich an ihm rächen zu können.

Plötzlich klopfte es an der Tür. „Herein“, rief er, obwohl er sich wunderte, dass zu so später Stunde überhaupt noch, wer kam. Die Tür wurde aufgerissen und jemand wurde grob hineingestoßen. Im nächsten Moment schloss sich die Tür wieder.

„Ich will das nicht!“, rief eine sehr wohlbekannte Stimme. Linth hörte auf die Berichte zu lesen und sah Naminé an. Die Waldelbin hämmerte wie eine Verrückte an die Tür.

„Das ist nicht fair!“.

Der Elb blinzelte kurz. Die Elbin trug einen weißen Mantel, leicht sah er das nachtschwarze Kleid darunter hervor schauen, dass sie damals in Nâge erhalten hatte.

„Na? Welch schöner Besuch zu so später Stunde“, sagte er und grinste breit. Die Waldelbin hörte auf zu hämmern und drehte sich vorsichtig zu ihm um.

„Oh … guten Abend“, sagte sie und wollte den Mantel enger um ihren Körper schlingen, doch Linth schüttelte den Kopf. „Du kannst ihn auch offen lassen. Mich stört dies nicht“. Naminé war dieser umstand sehr peinlich. Sie schluckte schwer.

„Willst du nicht näher herkommen?“, fragte er sie und streckte ihr die rechte Hand entgegen. Zögerlich ging sie näher auf ihm zu. Für Efal. Für Sias. Wir brauchen das Geld!, dachte sie angewidert, ging aber Linths Bitte nach. Sie umfasste seine rechte Hand zögerlich. Der Elb lächelte.

„Warum bist du hier? Hast du mich vermisst?“. Naminé nickte schwach. Zu sprechen war sie nicht fähig. „Ist Sias auch ihr“.

„Ich weiß nicht. Ich bin … abgehauen“.

„Soso. Du bist abgehauen, in dieser Montur“.

„Nein. Ich habe mich für euch … so angezogen. Ich dachte es gefällt euch“, sagte sie und ihre Schüchternheit legte sich langsam. Linth ließ ihre Hand los, nur um ihr den Mantel abzunehmen. Naminé würde rot, als der Mantel zu Boden glitt. Ihr war es unangenehm so vor ihm zustehen. Sie wollte all dies nicht. Linth musterte sie lange. Ihm gefiel die Waldelbin sehr und ihre Schüchternheit betonte all dies noch.

„Komm. Setzt dich“, sagte er zu ihr und deutete auf seinen Schoß. Die Waldelbin nickte und setzte sich. Der Elbenprinz legte seinen linken Arm um ihre Hüfte, sodass sie nicht hinunterfallen konnte. „Du bist also den ganzen Weg hierher gekommen, um mich zu sehen?“.

Naminé nickte. Linth glaubte ihr nicht. Er wusste, dass sie ihn anlog. Sie war niemals herkommen, um ihn zu sehen und vor allem nicht alleine. Doch wo sie jetzt schon hier war, konnte er sich doch ein wenig mit ihr vergnügen. Der Elb strich ihr durch das goldfarbene Haar und legte es so zur Seite, dass er einen Blick auf ihren makellosen Hals hatte. Als er sie dort küsste, verkrampfte sich Naminé schlagartig und krallte sich in seiner Hose fest. Linth lächelte.
 

Efal beobachtete die beiden eine Weile durchs Fenster. Naminé machte ihre Arbeit gut. Er nickte und ging Richtung Kutsche, die zu seinem Glück offen stand.

„Was für ein Trottel!“, murmelte er leise und öffnete die Kutschentür und stieg hinein. Er überprüfte die Kutsche auf irgendwelche Unnatürlichkeiten und fand sie sofort: Eine kleine Nische befand sich unter der linken Sitzbank. Er führte die Hand dorthin, zog daran und bald darauf hörte man ein >Klick<.

Efal lächelte und über der Sitzbank hatte sich auf Augenhöhe eine kleine Schublade geöffnet. Der Elbenjäger leerte den Inhalt aus, der zum größten Teil aus Schmuck bestand. Dann stieg er aus der Kutsche aus und bald darauf hörte er einen lauten Schrei von Naminé. Efal seufzte und zog sein Schwert. „Sie ist zu nichts zu gebrauchen“.
 

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So ... neues Kapitel :)

Das mit dem Pfirsichöl weiß ich nicht ob das stimmt, hab das mal irgendwo gehört ..... ^^°

Efal ist und bleibt ein dummes Ar *** ^^ aber ich mag den Charakter gerne (in Deckung gehen, sonst werde ich noch von was getroffen)
 

danke für die Kommis

cucu

Azahra ^^

Gefährliches Spiel (überarbeitet)*

20.Kapitel

Gefährliches Spiel
 

„Die Idee war bescheuert“, gab Raven müde von sich, während er Techi und Sias auf seinem Schimmel folgte. Der Alchemist hatte nicht viel von Techis Idee gehalten, denn drei zu folgen. Er wäre am liebsten in Sunbay geblieben, denn das Wüstenklima tat dem 23 – Jährigen nicht gut, nachts hatte er damit kein Problem, doch sobald die Sonne aufging würde sich das rapide ändern.

„Dich hat keiner gefragt!“, zischte ihn Techi wütend zu, die immer noch versuchte Sias zu beruhigen. „Warum, lass ihn doch laufen? Du siehst doch, dass er nicht mit dir reden will“, sagte Raven weiterhin in seinem Tonfall und gähnte laut.

„Raven …“, sagte sie warnend. Der junge Alchemist drehte mit seinem Pferd um. „Ich warte im Gasthaus auf dich“, sagte er und winkte einmal kurz zu, bevor er verschwand.

Sias hingegen rannte schnurstracks zum Rand der Stadt. „Bleib endlich stehen, Sia!“, schrie Techi nun laut und funkelte ihn aus roten Augen an. Der Elbenjäger hingegen ignorierte sie. Sias war vor wenigen Minuten im Gasthaus gewesen und hatte das Zimmer leer vorgefunden. Er machte sich sorgen um Naminé und er hatte eine vage Ahnung, was Efal wieder mit ihr im Schilde führte.

Ich bring ihn um, wenn er das tut, was ich vermute! , dachte er wutentbrannt und erreichte sein Ziel bald.
 

Naminé fühlte sich mit jeder Sekunde unwohler, die sie in Linth Nähe verbrachte. Sie wollte sich einfach losreißen und wegrennen, doch sie wusste nicht, wie weit Efal war.

Wenn der alte Schluckspecht sich nicht endlich beeilt, trete ich ihn in seinen Jägerarsch! , dachte sie zähneknirschend und verlor endgültig die Nerven, als Linth ihr das Kleid ein wenig hochschob.

„Es reicht!“, rief sie laut.

Die Waldelbin befreite sich geschickt aus seiner Umklammerung und baute sich wütend vor ihm auf. Linth wirkte leicht verwirrt.

„Was ist?“, fragte er sie. Naminé sagte nichts, sondern packte kurzerhand Linths Schwert, das am Schreibtisch lehnte. Sie zog es aus der Scheide und hielt Linth die Klinge an den Hals. Der Elbenprinz grinste breit.

„Was soll das werden? Willst du etwa gegen mich kämpfen?“, fragte er sie, doch Naminé wollte definitiv mit dem Elben nichts machen.

„Habt ihr irgendetwas Wertvolles?“, fragte sie ihn knapp und stach die Schwertspitze leicht in seinen Hals. Ein wenig Blut lief aus der kleinen Wunde hervor.

Linth seufzte. „Sias ist wirklich ein schlechter Mensch. Wie kann er nur eine so wunderschöne Frau für seine widerwärtige Zwecke verwenden“.

Naminé umfasste das Schwert fester. „Ja oder nein?“, fragt sie ihn energisch. „Ich werde euch umbringen!“.

Doch dies war eine Lüge. Naminé würde es nie wagen Linth zu töten, dafür hatte sie viel zu viel Angst vor ihm.

„Senk das Schwert, Naminé und wir vergessen die ganze Sache, ja?“, schlug er ihr vor. „Nein!“, erwiderte diese fest. Der Hochelb sah, wie das Schwert in ihren Händen leicht zitterte. Er legte den Kopf ein wenig schief. Das Blut störte ihn nicht wirklich.

„Naminé … willst du, dass ich böse werde?“.

Die Waldelbin schluckte schwer. „I … Ich … !“.

Die junge Elbin ließ das Schwert plötzlich fallen, als ein stechender Schmerz durch ihre Arme fuhr. „Arrh!“, rief sie laut, schmerzerfüllt und fiel auf die Knie. Der Schmerz arbeitete sich fort: Von ihren Armen an verteilte er sich nun im ganzen Körper. Linth saß immer noch auf seinen Platz und sah sie stumm an.

„Ich habe dir doch gesagt du solltest das Schwert besser ablegen“, murmelte er zu ihr und kniff leicht die Augen zusammen. „Soll ich aufhören?“.

Naminé sah ihn aus blauen Augen schmerzerfüllt an. Sie konnte nichts sagen, alles in ihr tat weh und schrie. Erneut krümmte sie sich und rollte sich ein wenig auf den Boden zusammen. Der Schmerz kam in unregelmäßigen Abständen, doch jedes Mal, wenn er kam, schmerzte es mehr als vorher. „Du entscheidest selbst über dein Leben“, sagte Linth nun gelangweilt und besah sich seine Fingernägel genauer. „Ich habe Zeit“.

Die Tür des Hauses wurde aufgerissen und Efal stürmte herein. Er war wütend und hielt sein Schwert in den Händen.

„Was soll das, Spitzohr! Lass mein Hab und Gut in Ruhe!“, rief er laut und schwang das Schwert über den Kopf. Linth löste den Zauber von Naminé und die Waldelbin erhob sich schwer atmend. Ihre Augen sahen glasig aus, ihre Glieder waren butterweich und sie hatte Mühe sich aufzurappeln. Die Waldelbin hielt sich an einem Stuhl fest und zitterte am ganzen Körper.

„Guten Abend, Meister Efal. Euer Hab und Gut? Ich hätte eine bessere Verwendung für sie und nicht wie ihr, der sie als Spionin ausnutzt“. Efal lächelte. „Zieht euer Schwert, Elb, ich kämpfe nicht gegen Unbewaffnete“.

Linth erhob sich schmunzelnd und nahm sein Schwert in die Hand. Das Blut, sein Blut, das an der Schwertspitze noch dran war, wischte er an seinem Umhang ab. „Gut. Dann kreuzen wir die Klingen, Elbenjäger“.

Efal wartete nicht lange und griff sofort an. Linth parierte geschickt und zuckte leicht mit den Mundwinkeln. Der Blonde wirkte sehr überzeugt von sich, doch Efal wusste es besser, denn Hochmut kam immer vor dem Fall. Efal drückte sich von Linths Klinge weg. Der Raum, in dem die beiden kämpften, war klein, bot also wenig Spielraum für irgendwelche ausgefallenen Attacken.

Efal sah kurz zu Naminé. Der Zustand der Waldelbin hatte sich langsam gebessert, dennoch sah sie nicht gut aus. Der Hochelb griff an und zielte auf Efals Kopf. Der Elbenjäger duckte sich weg und Linth stolperte über seine Beine, fiel der Länge nach auf den harten Boden des Hauses.

„Ups“, kam es von Efal und er spielte den Erschrockenen. „Habt ihr euch wehgetan oder gar eure teure Kleidung beschmutzt?“, witzelte dieser weiter und fing an laut zu lachen. Der Elb rappelte sich auf, um erneut anzugreifen, doch so weit kam es nicht.

Linth blieb in seiner Bewegung stehen und war plötzlich wie erstarrt. Efal drehte sich um und sah Techi und Sias an, die in der Tür standen. Die Magierin sah Linth fest an. Der Hochelb war zu einer Statue geworden und ihre Augen waren weit aufgerissen.

„Gut gemacht, Techi“, lobte Efal sie. „Eigentlich wollte ich ja gegen ihn kämpfen, doch nun … Linth spart sich dadurch blaue Flecken“.

„Ich war das nicht“, sagte die Rothaarige und sah zu Naminé. Die Waldelbin hatte ihren Blick fest auf Linth fixiert. Sie wirkte wie hypnotisiert.

Techi ging auf sie zu, hob langsam die Hand und legte sie ihr auf die rechte Schulter. Leise flüsterte sie ihr etwas ins Ohr. Es dauert eine Weile, bis Naminé wieder zu sich kam. Entsetzt starrte sie in die Runde.

„W … Was ist passiert?“, fragte sie. Naminé hatte keine Erinnerung, was gerade passiert war. Techi legte den Kopf schief und sah dann wieder zu Linth. „Wir sollten lieber gehen. Nicht, dass er aufwacht“, schlug sie vor und die Hochelbin hob den Mantel hoch und warf ihn Naminé über ihren Körper.

„Raven wartete auf uns“.
 

Raven saß vor dem Zimmer, das Techi und ihm gehörte. Es befand sich im gleichen Stockwerk wie das von Efal und den anderen beiden.

„Warum sitzt du hier?“, fragte die Magierin den Alchemisten, als sie alle die Treppe zu den Zimmern hinauf schritten. „Du hast den Schlüssel“, erwiderte er nüchtern und nickte Efal und Naminé zu.

„Was ist los?“, fragte er nun besorgt, als er Naminé sah, die leicht verstört wirkte.

„Erzähl ich dir später“, sagte sie und schloss die Tür auf. Sie schob Raven und die anderen mehr oder weniger in das Zimmer und schloss die Tür sofort wieder zu. „Raven, kannst du einen stimulierenden Trank machen?“, fragte sie ihn und dieser nickte. Der Weißhaarige ging zu einem Tisch, wo er schon vorher einige Utensilien aufgebaut hatte, und begann den Trank zu brauen. Sias sah Raven schief an.

Er hatte einmal einen Trank des 23-Jährigen zu sich genommen und dies war keine gute Erfahrung gewesen - noch Wochen danach hatte er einen Ausschlag davon gehabt.

„Was hast du vor, Techi?“.

„Wenn sie das trinkt, geht es ihr besser“, versprach sie ihrem früheren Geliebten und lächelte schwach.

„Sie sollte diese Nacht lieber bei Raven und mir bleiben. Ich werde mit ihr ein wenig reden“. „Wie hat sie das gemacht?“, fragte Efal plötzlich und sah Naminé nachdenklich an.

„Ihre Magie hat sich freigemacht und sich ein Opfer gesucht. Sie muss in seine Gedanken eingedrungen sein, anderes kann ich mir ihr Verhalten nicht erklären“, antwortete sie ihm. Efal nickte und stand auf.

„Gute Nacht. Komm Sias“. Der Elbenjäger stand ebenfalls auf und sah Naminé noch einmal kurz an. Ihm gefiel die ganze Sache gar nicht. Dann dreht er sich um und folgte Efal in das Zimmer der beiden.

Der Meister ließ sich auf das Bett fallen und seufzte genüsslich. „Endlich zuhause!“.

Sias sah ihn nur wütend an.

„Was fällt dir ein, Naminé erneut auszunutzen?“, fragte er ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. Efal sah ihn fragend an.

„Was meinst du damit?“, fragte er unwissend. „Ich will nicht, dass du Naminé noch einmal für deine Zwecke missbrauchst!“. Efal rollte mit den Augen. „Ja, ja. Geht klar! Willst du nicht wissen was ich erbeutet habe?“.

Sias seufzte und nickte schließlich. Efal zog, aus seiner Hosentasche, den erbeuteten Schmuck hervor.

„Was glaubst du bekommen wir dafür?“, fragte sein alter Meister ihn. Sias ließ den Schmuck durch seine Hände wandern. Es handelte sich um zwei Ketten, ein Armband und fünf Ringe. Alle waren aus purem Gold und mit Edelsteinen besetzt.

„Mindestens 300 Goldmünzen wenn nicht sogar mehr“, antwortete er leise und klang leicht niedergeschlagen. „Linth wird dich umbringen, wenn er erfährt, dass du den Schmuck geklaut hast“. Efal grinste. „Das soll er ruhig versuchen!“.

Ein neues Ziel (überarbeitet)*

21.Kapitel

Ein neues Ziel
 

Techi hielt Naminés Kopf, während Raven ihr das Getränk einflößte. Die Augen der Waldelbin waren leer. Die Magierin wusste, warum, sie hatte, dass was Naminé gerade durchlebte, selbst schon erlebt.

Die junge Elbin hatte ihrer Magie freien Lauf gelassen, dabei war der Zauber nach hinten losgegangen und Naminé hatte Dinge in Linths Kopf gesehen, die sie niemals hätte sehen sollen. Techi selbst musste diesen Zustand auch überwinden, als sie in Efals Kopf gesehen hatte.

Sie bereute bis heute diesen Unfall und Efal würde sie das niemals Vergessen lassen.

Die Waldelbin trank nur widerwillig, doch Raven setzten den Trank nicht von den Lippen ab. Als die Phiole endlich leer war, seufzte Naminé auf.

„Das schmeckt widerlich“, gestand sie Raven und lächelte gequält. „Du willst nicht wissen, wie ein Entgiftungstrank schmeckt“, antwortete er ihr und legte die Phiole auf den Tisch zu seinen Utensilien.

Naminé wunderte sich, wie er als diese Dinge immer mitnehmen konnte.

„Wenn du den trinkst, kannst du von Glück reden, wenn du danach überhaupt noch etwas schmeckst“, erklärte er weiter und räumte seine Sachen nach und nach weg. Techi hatte Naminés Kopf inzwischen losgelassen und die Waldelbin saß aufgerichtet im Bett.

„Was ist … passiert?“, fragte sie an die Magierin gewandt. Ihre Sinne erholten sich nach und nach wieder und ihre Gedanken wurden ebenfalls wieder klarer.

„Dein Zauber schlug fehl. Du warst in Linths Kopf“, sagte Techi zu ihr. Naminé sah sie verwirrt an.

„Mein … Zauber?“, fragte sie langsam und fasste sich an die Stirn. Ihre Schläfen pochten. „Was wolltest du eigentlich ursprünglich machen?“, bohrte Techi weiter.

„Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich an gar nichts erinnern nur an eines“, murmelte sie leise. Ihr fiel das Sprechen schwer. „Und an was kannst du dich noch erinnern?“.

„An einen … Stein. Ein schwarzer Magiestein“, murmelte Naminé schließlich. Sie wusste nicht, woher dieses Bild kam, doch es war plötzlich da. Sie glaubte, dass sie es in Linths Kopf gesehen hatte und Techi stimmte ihr zu.

„Ein schwarzer Magiestein“, sprach Techi leise, doch sie konnte sich nicht erinnern, jemals von einem schwarzen Stein gehört zu haben, der in dem Besitz des Königshauses stand.

„Ich kenne einen roten Magiestein, aber keinen Schwarzen“, gestand sie nach einer Weile. „Bist du sicher, dass er schwarz war“.

Naminé nickte erneut. Techi legte den Kopf leicht schief. Leise murmelte sie etwas, was keiner der beiden verstand.

Plötzlich durchströmte Naminé eine Müdigkeit, die vorher noch nicht da war und sie schlief von einer Sekunde auf die andere ein.

„Was ist, wenn die Magie verändert wurde“, sagte Raven zu Techi. Die Waldelbin schlief tief und fest, die Folge des Trankes.

„Dies kann nur ein starker Magier. Ich kenne niemanden, der sich das trauen würde“, sagte sie zu Raven. „Es war nur ein Vorschlag“, nuschelte er leise und gähnte schließlich - Naminé steckte ihn an. Techi überlegte anstrengend.

Vielleicht hat Raven Recht?
 

Efal schlenderte mit Sias fröhlich durch die Gassen, ein Lederbündel in der Hand, das laut klimperte. Der Elbenjäger warf es immer wieder hoch und fing ihn dann auf. Sias ging dies auf die Nerven.

„Hör auf damit rumzuschmeißen! Wir sind ein leichtes Ziel für Diebe!“, zischte er ihm wütend zu. „Niemand wird so wohlhabende Menschen wie uns angreifen“, witzelte dieser und lachte laut.

Sias fand die Idee immer noch nicht gut. Sie hatten den Schmuck bei einem wohlhabenden Juwelier verkauft und dafür 400 Goldmünzen, mehr als erwartet, bekommen. Der junge Elbenjäger fand es unvorsichtig von ihm, den Schmuck hier zu verkaufen. Was ist, wenn Linth das mitbekam?

Doch wie immer interessierte dies Efal nicht.

Solange der Geldbeutel stimmte, war es ihm egal. Er war schon immer unvorsichtig gewesen und er würde niemals etwas daraus lernen.

Naminé ging es inzwischen wieder gut und sie wartete mit den anderen darauf, dass sie endlich Weiterritten, nur die Frage war, wohin? „Wie wäre es, wenn wir in Richtung Eislande reiten?“, schlug Efal plötzlich vor.

„Nein. Wir sollten uns endlich auf Naminés Rache konzentrieren“.

„Du meinst wohl mehr auf DEINE Rache“, verbesserte ihn Efal und grinste breit. Sias ignorierte diese Bemerkung.

„Eigentlich sollten wir sie verfolgen, doch leider verfolgen sie uns“, sagte er nachdenklich. „Deswegen sage ich ja, reiten wir in die Eislande! Sie werden uns sicher nicht folgen und dann, wenn sie zurück in ihrem Zuhause sind, reiten wir wieder zurück, na?“, sagte Efal grinsend zu ihm und legte seinem Frühren Schüler den linken Arm über die Schultern. Dieser sah ihn schief an.

„Nein“. Efal seufzte niedergeschlagen. „Du bist schwierig! Raven wird sich freuen, wenn er wieder in seiner Heimat ist“.

„Seit wann magst du den Alchemisten so gerne“, sagte Sias.

„Er ist mir sehr sympathisch geworden“. Sias seufzte niederschlagen. „Gut! Reisen wir dort hin! Damit du endlich Ruhe gibst“.

Efal grinste laut und ließ das Geld in seine Hosentasche verschwinden. „Weißt du, du bist immer noch der beste Schüler, den ich je hatte“.

„Efal … ich war dein einziger Schüler“.
 

Als sie Raven und den anderen erzählten, wo ihre Reise als Nächstes hinging, wirkte der Alchemist ziemlich ruhig. Nichts an seinem Gesicht zeigte Freude, seine Heimat zu sehen. Efal ließ sich seine gute Laune davon aber nicht zerstören.

„Richtung Norden“, sagte Techi nach einer Weile und sie bibberte jetzt schon, wenn sie nur an die Kälte dachte.

Sie war einmal in den Eislanden gewesen. Nach dem Motto einmal und nie wieder hatte sie sich geschworen niemals mehr einen Fuß in diese Tundra zusetzte, doch wie es aussah, hatte sie keine andere Wahl.

„Warum seid ihr zwei eigentlich hier?“, fragte Sias die beiden, als die Wüstenstadt hinter ihnen lag. Es war kurz nach Sonnenaufgang, weswegen die Temperaturen noch angenehm waren.

„Sie hat sich Sorgen um euch gemacht“, erklärte Raven ohne Umschweif. Techi warf ihn einen warnenden Blick zu. Raven ignorierte dies.

„Ich dachte, ihr könntet mich gebrauch und so wie es aussieht, braucht ihr meine Hilfe“, sagte sie und versuchte gelassen zu klingen. Sias nickte kurz.

„Wir brauchen keine Amme“, sprach er zu Techi. Die Magierin biss sich auf die Lippen. „Ich bin nicht hier, um auf euch aufzupassen. Raven und ich …“, der Alchemist warf ihr einen schiefen Blick zu, um allen damit klar zumachen, dass er nie begeistert von dieser Idee war „… ihr könntet Verstärkung brauchen und außerdem seit ihr mir langsam alle ans Herz gewachsen“, erklärte sie breit und das erste Mal lächelte sie Naminé freundlich an.

„Vor allem du, Waldelbin“. Naminé lächelte leicht. Vielleicht wurden die Zwei dennoch Freundinnen?

Techi kostete es viel Mühe, diese Worte über ihre Lippen zu bringen. Sie hasste Naminé und würde sie immer hassen. Sie hatte ihm Sias weggenommen und dafür würde sie ihr etwas anderes wegnehmen. Sie grinste und wandte ihren Kopf wieder nach vorne, fest fixiert auf die Wüste vor ihr, die sich bis zum Horizont erstreckte.
 

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Danke für die Kommis

cucu

Azahra

Ravens Heimat (überarbeitet)*

22.Kapitel

Ravens Heimat
 

Es war kalt. Doch dieses Wort klang in Naminés Ohren völlig verharmlost. Nach ihrem Geschmack war es nicht kalt, sondern arschkalt!

Die Waldelbin wünschte sich wieder auf das Schiff zurück, das sie hierher gebracht hatte. Obwohl es den Namen >Eisbrecher< trug und seinen Namen auch gerecht wurde, war es dort wenigstens wollig warm gewesen! Doch zu ihrem Leidwesen musste sie sich hier in der tiefsten Tundra aufhalten.

Während Naminé fror und selbst die warme Kleidung nichts dagegen half, freute sich Efal über diesen Wetterwechsel.

„Ich hoffe wir treffen bald auf Eisbären!“, rief er laut hinaus. Der Wind war so stark, dass dieser seine Stimme immer weiter wegtrug und sie sich jedes Mal leiser als vorher anhörte. Efal ritt voraus, neben ihm Raven der ihnen den Weg in sein Zuhause wies. Sias, Naminé und Techi bildeten das Schlusslicht.

Die Magierin erschuf immer wieder eine kleine Flamme, die sie erwärmte. Sie, Efal und Raven waren, die einzigen die gut gelaunt waren. Naminé und Sias hingegen waren genervt. „Wenn wir einen sehen, werfe ich dem Efal zum Fraß vor. Mal sehen, wer von den beiden zäher ist“, drohte Sias. Seine Freundin nickte.

Naminé hatte inzwischen keine Ahnung mehr, wie lange sie schon unterwegs waren. 2 Wochen? Einen Monat? Oder sogar schon ein halbes Jahr?! Hier in der Tundra verlor man leicht das Zeitgefühl. Die Waldelbin seufzte und bibberte erneut. Das Erste was sie machen würde, wenn sie endlich in Ravens Dorf ankamen, würde sich vors Feuer zusetzten und für die restlichen Tage diesen Ort nicht mehr zu verlassen sein.
 

Raven war überglücklich wieder in seiner Heimat zu sein! Am liebsten hätte er Freudensprünge durch den harten Schnee gemacht, doch er wusste auch, dass einige seiner Begleiter nicht davon begeistert sein würden. Also hielt er sich zurück und spielte den Unbeteiligten.

„Wir müssten bald da sein“, sagte er zu Efal, oder doch mehr zu sich selbst?

„Das sagst du seit etwa 3 Tagen“, warf Techi ein und die Magierin nieste laut. Außer Schnee, Felsen, zugefrorene Seen und ab und zu einem Polarfuchs sah sie gar nichts. Sie verstand nicht, wie sich Raven hier auskennen konnte. Für die Hochelbin sah alles gleich aus.

„Wenn wir bis spätestens morgen früh nicht bei dir Zuhause sind, ramm ich dich mit dem Kopf voraus in ein Wasserloch der Robben!“, drohte sie ihm und jeder der Reisegruppe wusste, dass sie das wahr machen würde. Raven ignorierte es und wandte sich stattdessen Naminé zu.

„Sag mal hörst du auch so ein ohrenbetäubendes Pfeifen?“, fragte er sie breit strahlend. Die junge Elbin lächelte geknirscht. „Ich nehme nichts wahr …“ sagte sie kaum hörbar und warf Techi einen unsicheren Blick zu.

Efal hielt sich, genau wie Sias, aus dieser Unterhaltung raus. „Wo lebst du eigentlich Raven?“, fragte Naminé ihn nun neugierig. „Ich lebe mit meinem Familienclan und dem meiner Schwester zusammen in einem kleinen Dorf. Es ist oft nicht leicht, vor allem wenn die Nahrung immer knapper wird. Kurz gesagt: Es ist ein einfaches Leben“.

„Und freust du dich schon auf deine Familie?“, löcherte Naminé ihn weiter. Raven lächelte still. „Ja, ich freue mich, doch ich glaube das sich einige meiner Familie nicht besonders darüber freuen werden, wenn ich plötzlich wieder da bin, besonders mein Vater …“.

„Oh“, war das einzige, was Naminé darauf sagte. Sie wollte ihn lieber nicht danach fragen. Es ging sie immerhin nichts an.
 

„Raven!“, rief ein kleiner 9 – jähriger Junge laut, als er die Reisegruppe von Weitem sah. Er stürmte auf die Fünf Gefährten zu und stolperte immer wieder über ein paar Eisblöcke, bevor er Raven endlich erreichte. Der junge Alchemist stieg von seinem Reittier, einem Widder, herunter.

Ihre Pferde hatten sie in der kleinen Wüstenhafenstadt zurücklassen müssen, da sie der Kälte unmöglich getrotzt hätten. „Ryan. Du bist groß geworden“, sagte Raven zu ihm und wuschelte dem Jungen durch die Haare, während dieser nach Atem rang.

Das Laufen hatte ihn sehr angestrengt.

„Du solltest in dieser Kälte nicht so sehr rennen, Ryan. Ich will nicht, dass meine Schwester dich ausschimpft, wenn du krank bist“, sprach er weiter. Ryan fand sich nach einer Weile wieder und sah nun zu Raven auf. Der Junge umarmte ihn stürmisch und Raven schloss ihn in die Arme.

„Ich hab dich vermisst, Onkel. Mama hat in letzter Zeit oft an dich gedacht“, erklärte er dem 23 – Jährigen.

„Wie geht es deinem Vater?“, fragte er ihn und ließ Ryan wieder los.

„Papa ist mit Onkel Henry und Felix auf Robbenjagd“, erklärte er ihm breit. „Bis auf Nico sind alle auf der Jagd“, fügte er noch schnell hinzu. Erst jetzt fiel Ryans Blick auf die anderen Neuankömmlinge.

„Wer ist das?“, fragte er laut und die vier Gefährten stellten sich einer nach den anderen vor. Ryan nickte. „Ich bin Ryan, einer von Ravens Neffen“, erklärte er. Der Junge drehte sich um. „Wir sollten langsam nach Hause gehen, Onkel. Die anderen werden sich freuen dich zu sehen“. Raven lächelte und stieg wieder auf seinen Widder.

„Dann weiße uns den Weg, Ryan“, sagte Efal nun laut, denn er wollte nicht, dass die beiden erneut ein Gespräch begannen. Der 9 – Jährige grinste breit und führte sie zu ihm nach Hause.
 

Das Dorf in dem Raven aufgewachsenen war, passte perfekt in das Bild der Tundralandschaft. Insgesamt zwei Dutzend Iglus standen in einem Kreis um eine große Feuerstelle herum. An jedem Haus lehnte ein Stapel Holz.

Naminé wunderte sich, woher sie in dieser Landschaft das Holz hatten.

Einige Menschen wuselten zwischen den Häusern hin und her und unterbrachen ihren Arbeiten erst, als sie Raven und die anderen sahen. Eine Frau, die um die Vierzig sein musste, rannte aufgeregt auf sie zu.

„Ryan!“, rief sie und noch einige andere Worte, die Efal und der Rest nicht verstanden. Es musste sich wohl um ihre Heimatsprache handeln. Raven gab den Vier ein Zeichen zu warten und ritt zu Ryan, der mit der Frau diskutierte.

Als sie Raven sah, erstarb das Gespräch und sie sah ihn entgeistert an. Vorsichtig stieg er von dem Widderrücken ab und trat neben seinen Neffen. Die Frau ging auf ihm zu. Raven sagte etwas zu ihr, worauf sie ihre Miene wütend verzerrte, ihre rechte Hand hob und ihn eine Ohrfeige verpasste.

„Idiot!“, schrie sie ihn wütend an und redete weiter auf ihm ein. Raven blieb seelenruhig stehen und ließ er über sich ergehen. Als die Frau geendet hatte, schloss sie Raven plötzlich in die Arme und lachte laut.

Sias blinzelte. „Versteht ihr das?“, fragte er und beobachtete Raven und die Frau weiter, die nun auf sie zugingen. Als die beiden ankamen, stellte Raven sie als seine Schwester Britta vor. „Tut mir leid, dass ihr das mit Ansehen musstet“, sagte sie zu ihnen und nickten jedem zu. „Ich musste meinen Gefühlen freien Lauf lassen“.

Britta hatte kinnlange schneeweiße Haare und freundliche blaue Augen. Sie trug einen braunen Mantel, der mit Schafsfell gefüllt war, der sie vor der Kälte schützen sollte. „Das verstehen wir“, antwortet Efal für alle. Britta lächelte leicht. „Los kommt! Ich bringe euch in mein Haus. Hier draußen ist es viel zu kalt, um zu reden“, sagte sie und ging zurück zu dem Dorf, ohne auf eine Antwort zuwarten.

Naminé staunte nicht schlecht, als sie den Iglu betraten. Es war sehr warm und angenehm, als sie es betraten. In der Mitte des Raumes war eine Kochstelle, um die einige Sitzkissen aus Wolle lagen. Überall gab es Nischen, in denen man schlafen konnte und diese waren mit mehreren Lagen Decken belegt.

„Ihr könnt hier ruhig schlafen. Mein Mann und meine älteren Kinder sind auf der Jagd, es ist also Platz genug da“, sagte sie zu ihnen, als sie Techis misstrauischen Blick sah. Britta setzte sich auf eines der Kissen, nahe der Kochstelle und begann mit einem Löffeln darin zu rühren. „Kommt setzt euch!“, sagte sie, als alle zögerlich stehen blieben. Raven und Ryan saßen bereits und der Alchemist sah seine Freunde aufmuntern an. Sie setzen sich dann alle nach einer Weile auf eines der Kissen.

Zwei blieben übrig.

„Sagt mal … wie viele Kinder habt ihr überhaupt?“, fragte Techi sie unverfroren und streckte ihre Hände dem Feuer entgegen. Die anderen machte es ihr nach. Britta hörte auf zu rühren und legte den Kopf leicht schief, bevor sie leise zu zählen begann.

„Mit Ryan, Elisa und Hanna sind es … sieben“, sagte sie Stolz zu der Magierin. „Ihr seid 9 Personen in diesem kleinen Ding!“, sprach Techi entsetzt zu ihr und sah sich in dem Iglu um. Britta überhörte ihren Tonfall und nickte.

„Ja. Außerdem habe ich auch 8 Neffen, 10 Nichten. Außer Raven hat eigentlich jeder meiner Familie mindestens 2 Kinder“, sagte sie und warf ihrem Bruder einen listigen Blick zu. „Amalia ist immer noch nicht verheiratet, Raven. Ihr beide wärt so ein süßes Paar“, schwärmte sie und seufzte.

Raven winkte ab. „Nein, danke, Schwester“. Britta schüttelte den Kopf und kümmerte sich weiter um das Essen.

„Ach Raven! Lass doch das Reisen und bleib hier!“. Der 23 – Jährige wehrte erneut an. „Nein, Britta. Hier ist es mir zu … eintönig“.

Plötzlich wurde die Tür des Iglus aufgerissen und jemand kroch durch den Eingang.

„Wo ist der Taugenichts! Ich bring ihn um!“, rief ein alter Mann im guten Alter von 71 – Jahren laut und stand auf, als er den Eingang verlassen hatte. Seine Knochen knacksten und Naminé vermutete, das der Alte diesen Weg nicht mehr so oft auf sich nahm. Ravens Kopf drehte sich zu dem alten Mann.

„Oh … guten Tag, Vater“, sagte er und lächelte unschuldig. Sein Vater fixierte ihn aus graublauen Augen wütend. Er hatte einen langen weißen Bart, der ihm bis zum Bauchnabel ging. Auf seinem Kopf hatte er eine Halbglatze.

„Guten Tag? Guten Tag?! Das kannst du dir sonst wohin stecken!“, sagte er wütend zu ihm und ging nun auf seinem jüngsten Sohn zu. „Papa!“, ermahnte Britta ihn und funkelte ihn an. „Es sind Gäste in meinem Haus“, sagte sie und lächelte breit, doch dieses Lächeln glich mehr einer Drohung.

„Die sollen ruhig mitbekommen, was das für ein Taugenichts ist!“. Raven seufzte und stand auf. Er streckte seinem Vater die rechte Hand entgegen. „Frieden?“, fragte er ihn und Naminé sah ihm an, das ihm dieser Schritt alle Mühe kostete. Sein Vater beäugte ihn, bevor er ihn in seine Hand spuckte und ihm den Rücken zu drehte.

„Du verschwindest am besten wieder, so schnell, wie du gekommen bist!“, sagte er zu ihm und verließ dass Iglu wieder. Britta sah ihrem Vater entsetzt nach. Raven zuckte leicht mit den Mundwinkeln und wischte sich seine Hand an seinem Mantel ab. „

Er hat es also nicht vergessen?“, fragte er seine ältere Schwester. Diese nickte stumm.

Gespräche (überarbeitet)*

23.Kapitel
 

Gespräche
 

Ein sternenklarer Nachthimmel überzog die kalte Tundra, während Naminé draußen am Feuer saß und sich daran wärmte. Nachdem Ravens Vater sie besucht hatte, hatte sie es in der Hütte nicht mehr ausgehalten, denn die gute Stimmung war verschwunden. Britta hatte zwar versucht alles zurecht zubiegen, doch vergebens. Bevor die Stimmung noch mehr in den Keller sank, hatte die Waldelbin es vorgezogen für eine Weile frische Luft zuschnappen.

Der Einzige, der sich von all dem nichts anmerken ließ, war Raven.

Naminé seufzte und schlang die von Britta erhaltende Decke enger um ihren Körper. In der Ferne sah sie zwei Dorfbewohner, die sich leise unterhielten.

Sie waren jung. Äußerlich sahen sie kaum älter als 21 Jahre aus. Naminé tippte, dass es sich bei einem der Mädchen um Amalia handeln könnte.

Die Waldelbin hatte die zwei Töchter Brittas schon kennen gelernt - Hanna und Elisa. Hanna war 15 Jahre und Elisa 13 Jahre alt. Die beiden hatten Naminé eine Weile gemustert bis sie sie dann begrüßt hatten. Nach der Begrüßung waren die beiden in ihren Betten verschwunden, weswegen die anderen nun leise reden mussten, um sie nicht zu wecken.

Die Waldelbin hatte sich langsam an das kalte raue Klima gewöhnt, solange eine Feuerstelle in der Nähe war.

Hinter ihr ertönten plötzliche Schritte. Sie sah auf und erblickte Sias. Der Elbenjäger lächelte und sein Atmen verformte sich zu kleinen Wölkchen.

„Ist dir nicht kalt?“, fragte er sie und setzte sich neben seine Freundin. „Nein, hier nicht“, erklärte sie ihm. Sias hatte von Raven eine schwarze warme Jacke erhalten. Seine Alte, die er erst kurz vor der Überfahrt gekauft hatte, war in einem Streitgefecht mit Efal kaputt gegangen.

„Alle schlafen schon“, sagte er zu ihr und starrte in die Flammen.

„Und warum du nicht?“.

„Ich habe gewartet, bis du kommst“, erklärte er ihr. Naminé lächelte schwach. „Wie lange haben wir eigentlich bis hierher gebraucht?“. „2 Monate“, erklärte er ihr knapp.

„Auf dem Festland müsste es auch bald Winter werden“.

„Ravens Vater war nicht gerade begeistert ihn zu sehen“, flüsterte sie ihm leise zu und warf den beiden Eisbewohnern einen unsicheren Blick zu. Sias bemerkte die beiden und grüßte sie freundlich. Diese hoben ebenfalls die Hand, ignorierten sie dann aber danach.

„Sie mögen uns nicht“, sagte er leicht säuerlich zu der Waldelbin. „Wundert dich das? Britta und ihre Kinder scheinen die Einzigen zu sein, die nett sind“.

„Britta ist nicht so hinterwäldlerisch wie die anderen hier. Ihre Kinder sind schlau, vor allem Ryan scheint ein kluges Köpfchen zu sein. Efal spielt schon mit dem Gedanken, ihn zum Elbenjäger auszubilden“.

Naminé wurde hellhörig und sah ihn aus großen Augen an. „Wie bitte? Ryan ist ein kleines Kind?!“.

„Ich war genau so alt wie er, als Efal angefangen hat mich auszubilden“, erklärte er ihr und war ein wenig entrüstet von ihrer Reaktion.

„Efal hat dich auf der Straße gefunden, oder?“.

Er nickte. „Ja“.

„Würdest du mir etwas darüber erzählen?“, fragte sie ihn zögerlich.

„Nicht hier, Naminé. Wenn wir wieder zurück sind, können wir darüber reden. Ich traue hier niemandem so wirklich“, erklärte er ihr und legte ihr dann den linken Arm um die Schultern. „Und vielleicht werde ich dir dort auch noch etwas anderes erzählen“, sagte er breit grinsend. Naminé wurde leicht rot und räusperte sich.

„Sias … wer ist Cyons Mörder?“, fragte sie ihn plötzlich. Es war das erste Mal seit Langem, dass sie wieder an ihrem Bruder gedacht hatte. Die Person, die sie so sehr liebte und vermisste. Sias verkrampfte sich schlagartig, als ihn die Elbin danach fragte.

„Ich will es dir nicht sagen“, sagte er und seine fröhliche Stimmung war verschwunden. Er ließ Naminé los und rückte ein Stück von ihr weg. Naminé spürte die Kälte, die plötzlich von ihm ausging.

„Weißt du überhaupt, wer es ist?“, fragte sie ihn zögerlich. Die Waldelbin hatte sich diese Frage schon öfters gestellt, doch noch nie hatte sie sich getraut, ihn zu fragen. Der Elbenjäger stand nun auf und drehte ihr den Rücken zu.

„Ja, ich weiß, wer der Mörder deines Bruders ist, doch ich kann es dir nicht sagen. Jetzt noch nicht“, sagte er, erhob sich und verschwand im Iglu. Naminé saß noch eine ganze Weile vor der Kochstelle, bevor sie ihm mit einem mulmigen Gefühl folgte.
 

Raven saß neben seinen beiden jungen Nichten. Sie sahen aus wie jeder aus dem Volk der Eisnormaden: Weiße Haare, blaue Augen und in dicke Mänteln eingemummelt.

Beide hatten blasse Haut und vom Charakter her, ähnelte Hanna ihrer Mutter am ehesten. Elisa hingegen schien mehr nach ihrem Vater zu schlagen.

Sie war ruhig, nachdenklich und leicht misstrauisch. Elisa betrachtete die beiden Elbinnen mit großen Augen. Sie hatte noch nie einen dieser Rasse gesehen und war sehr zögerlich den beiden gegenüber.

Techi ignorierte die beiden. Sie saß mit ihnen im Iglu und vertrieb sich die Zeit damit, ihre Waffen zu überprüfen. Efal, Sias, Ryan und Naminé waren mit Ravens Schwester unterwegs. „Wie alt bist du?“, fragte Hanna Techi plötzlich neugierig und sah sie aus strahlenden Augen an. Die Magierin warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

„Älter als du“, war die gleichgültige Antwort. Hanna grummelte leise etwas und verschränkte die Arme vor der Brust.

Raven lächelte leicht verlegen. „Techi macht das Klima hier zuschaffen“, erklärte er seiner 15 – Jährigen Nichte. Die Hochelbin funkelte ihn an und wollte etwas erwidern, als plötzlich Ryan hereingestürmt kam.

„Onkel Raven!“, rief er begeisternd und fiel ihm um den Hals. Er lachte auf. „Na Ryan? Wie war der Rundgang“, sagte er und ließ ihn los. „Toll! Ich habe Sias gezeigt, wie man einen Fisch fängt“, erklärte er ihm breit und der Elbenjäger trat mit den anderen kurzer Zeit spät ein. „Kann ich dich kurz sprechen, Raven?“, fragte er den Eisbewohner. Raven stand auf und folgte ihm hinaus - Efal folgte den beiden.

Es war Mittag. Raven sah es am Sonnenstand. Die Menschen waren in ihren Iglus verschwunden, um zu Mittag zu essen.

„Was ist los?“, fragte er die beiden.

„Was läuft da zwischen deinem Vater und dir?“, fragte Efal gerade heraus und klang leicht gereizt. „Es ist nur eine alte Geschichte“, sagte er und lächelte unbesonnen. Die Gefährten waren seit 3 Tagen hier, und jedes Mal, wenn Raven seinen Vater sah, kam es zu einem Zwischenfall.

„Was hast du angestellt?“, fragte Efal weiter und Sias gab ihm ein Zeichen mit seiner Fragerei aufzuhören. „Deine Schwester macht sich sorgen um dich, weißt du das?“.

Raven seufzte und verdrehte die Augen. „Ich bin kein kleines Kind mehr“, erwiderte er ernst. „In ein paar Tagen werden wir sowieso wieder abreisen, ich habe keine Lust auf meinen Schwager zu treffen“, gestand er nach einer Weile. Efal und Sias warfen sich einen unsicheren Blick zu. „Wir sollten aufhören, um den heißen Brei zu reden, Raven: Wir haben eine Aufgabe für dich“.

Alte Wunden (überarbeitet)*

24.Kapitel
 

Alte Wunden
 

Der Alchemist folgte den beiden Elbenjägern leicht zögerlich. Sie hatten ihm den Plan grob erklärt, doch Raven zweifelte immer noch daran, das er funktionieren würde. Es war inzwischen kurz nach Mitternacht und es war eisig, selbst für Raven, der die Kälte gewohnt war und so sehr vermisst hatte.

Die Drei waren unterwegs zu einem alten Turm, der in der Nähe eines zugefrorenen Sees stand. In der Ferne ragte er wie ein stummer Wächter des Eises den Gefährten entgegen. Der Turm war aus dicken Eisblöcken gebaut worden, die selbst bei der größten Hitze, die in diesem Gebiet sehr selten war, nicht schmolzen.

Die Drei kamen nach einiger Zeit vor dem Turm an. Sie stiegen von ihren Widdern ab. Raven sah den beiden Elbenjägern an, dass sie sich ein wenig unwohl fühlten.

„Kneift ihr?“, fragte er die beiden grinsend, erntete von ihnen dafür einen wütenden Blick. „Willst du dir deine Heimat von unten ansehen, Giftmischer?“, fragte ihn Efal und faste an sein Schwert.

Raven lächelte leicht. „Dein Schwert würde kaum ein Loch in diesem Boden erschaffen“, antwortete Raven und ging auf die Tür des Turmes zu. Geschickt zog er aus seiner Hosentasche einen kleinen Schlüssel. Er hatte ihn vorher aus dem Haus seines Vaters geklaut. Es war schwierig gewesen, doch der Alte hatte so einen guten Schlaf, er würde es nicht mal merken, wenn sein Iglu zusammenkrachte.

Er öffnete die Tür und weiße Rauchschwaden stoben den drei entgegen. Raven nickte ihnen zu und sie betraten den Turm.

Die Treppe bestand aus spiegelglattem Eis und schlang sich wie eine Schlange um die Innenmauer des Turmes. Oben sah man eine kleine Tür, die zu einer Kammer führte.

„Ich hätte nie gedacht, dass du uns hier herbringst“, sagte Efal nach einer Weile zu Raven, der inzwischen die ersten Stufen zu der Kammer hinauf schritt.

„Warum sollte ich Euch nicht hierher bringen? Niemand aus meinem Clan hat Verwendung dafür und man wird es wohl kaum merken, wenn ein oder zwei Dinge fehlen“, erklärte er Efal ohne Umschweif und stieg die Stufen weiter hinauf.

Sias folgte den beiden. Der 23 – Jährige betrachtete die glatt geschliffenen Wände und strich über das Eis. Gut, das er Handschuhe trug, sonst wäre er mit seiner Hand nun festgefroren. Selbst durch die gefüllten Handschuhe fühlte er die Kälte, die von ihr ausging. Was man aus Eis alles erschaffen kann, dachte er ehrfürchtig und folgte Efal und Raven, die einigen Treppenstufen entfernt auf ihn warteten.

Der junge Alchemist öffnete die Kammer, nachdem sie die ganzen Stufen hinaufgestiegen waren. Der Aufstieg war schwer gewesen, und die Kälte ließ ihnen nach und nach die Glieder taub werden. Raven öffnete die Tür mit einem weiteren Schlüssel, und als die Kammer offen war, stürmte Efal an den beiden vorbei, hinein in die Kammer.

Sias sah Raven achselzuckend an und sie folgten ihm hinein.

Sias sah die Schätze, die vor ihm lagen, die Efal bereits nach ihrem Wert sortierte. Gold, über Gold lag dort, gepresst in verschiedene Formen. Selten sah man Silber. Sias betrachtete die Kammer abschätzig. Er war noch nie so versessen auf Gold und andere wertvolle Materiale gewesen, wie Efal.

Raven stand stumm am Türrahmen und beobachtete Efal, der einen mitgebrachten Leinensack mit mehreren Goldkelchen füllte.

„Woher kommt dieser Schatz?“, fragte Sias den Alchemisten und versuchte Efal zu ignorieren. „Geplündert. Du musst wissen, dass noch vor ein paar Hundert Jahren meine Vorfahren mit Eisbrechern, durch die Tundra, auf die See fuhren und alle Händler ausraubten, die sich ihnen in den Weg stellten. Über die Jahre ist einiges zusammengekommen, doch fast niemand hat mehr Interesse an diesen Schatz. Wir haben dafür keine Verwendung“.

Sias nickte. „Dein Vater wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass wir den Turm mehr oder weniger leer räumen“. Raven verzog angewidert die Mundwinkel. Der Eisnomade sah ihn aus blauen Augen leicht entnervt an.

„Er hat nichts Besseres verdient! Ich hasse ihn!“. Sias verwunderte die Kälte in seiner Stimme. Er hätte nie gedacht, dass der sonst so ruhige, stille Raven so etwas wie Wut und Haas empfinden konnte.

„Was ist zwischen euch beiden passiert?“, fragte der Elbenjäger ihn schließlich. „Seit ich 5 bin, wollte ich schon immer Alchemist werden, doch mein Vater war schon immer dagegen, doch ich ließ mich von meinem Traum nicht abbringen, weswegen ich heimlich Bücher über Alchemie studierte, die ich von einem wandelnden Händler abgekauft hatte. Mein Vater bemerkte das und verbrannte sie vor meinen Augen. Darauf hin verdonnerte er mich, mit meinen Älteren Brüdern bei der Jagd nach Eisbären teilzunehmen. Natürlich weigerte ich mich und versteckte mich, bevor die Jagd losging, und dann passierte es: Mein Vater sagte zu mir ich sollte gegen Egon, meinem älteren Bruder mit einem Speer kämpfen, ich weiß bis heute nicht warum. Ich tat es und gewann. Ich verletzte ihn schwer, woraufhin er wenige Tage später darauf starb. Es war ein Unfall, doch mein Vater wollte es nicht hören. Ich bin dann abgehauen, weil ich ihn einfach nicht mehr ertragen konnte. Seit diesem Tag sind fast 9 Jahre vergangen und er hat es immer noch nicht vergessen“, erklärte er Sias ruhig, und hatte nicht bemerkt, das Efal inzwischen seinen Sack vollgepackt hatte.

Der Meister hatte Raven zwar nicht zugehört, doch an Sias Gesicht sah er, über was sie sich unterhalten hatten. „Du bist seit 9 Jahren nicht mehr hier gewesen?“, fragte Sias ihn, und Raven nickte. „Ich habe es nie bereut gegangen zu sein“, erklärte er den beiden. Efal räusperte sich kurz: „Wir sollten lieber zurückgehen“.
 

Cirra saß in ihrem Zimmer. Sie und ihr Bruder waren inzwischen zurück in ihrem Palast im Hochelben Land zurückgekehrt. Inzwischen hatte der Winter Einzug gehalten und die ganze Landschaft war schneeweiß. Hin und wieder sah sie im Schlossgarten ein Eichhörnchen hin und her huschen.

Die Prinzessin war in Gedanken versunken. Sie dachte oft an die kurze Begegnung zwischen Sias und ihr in der Wüstenstadt.

Sie schluckte schwer. Cirra wurde schmerzlich bewusst, dass sie den Elbenjäger, der mit ihr gespielt hatte, immer noch liebte. Die Hochelbin bis sich auf die Lippen. Sie hatte Linth nicht erzählt, dass sie ihn getroffen hatte, er wäre ausgeflippt. Sie seufzte.

Hätte Techi nicht dazuwischen gefunkt, dann hätte sie Sias wieder bekommen, das wusste sie ganz genau! Diese dumme Magierin!,dachte sie wütend und schlug einmal gegen das Fensterbrett.

Den dumpfen Schmerz ignorierte sie. Plötzlich klopfte es an der Tür und ihr großer Bruder trat in ihr Zimmer ein. „Ich hasse diesen Schnee!“, gab er gereizt von sich und schlug die Tür wütend ins Schloss. Cirra warf ihrem Bruder einen kurzen Blick zu. „Warum treibst du dich bei diesem Wetter auch draußen herum?“, fragte sie ihn und betrachteten ihren Bruder, der immer noch einige Schneespuren an seiner Kleidung hatte.

„Es gab Komplikationen. Ich musste nachsehen“, sagte er knapp und Cirra nickte. Ihr Bruder setzte sich neben sie und folgte ihrem Blick, der an dem Schlossgarten haftete. „Warum bist du so nachdenklich“, fragte er sie schließlich.

„Es ist das Wetter“, antwortete sie, doch Linth wusste, dass es eine Lüge war. Er nickte. „Das Wetter, ach ja“. Cirra lächelte leicht.

„Du glaubst mir nicht?“. „Nein. Du konntest noch nie gut Lügen“. Die Prinzessin hob die Augenbrauen an und sah zu ihrem Bruder. „Ich muss nicht alles so gut können wie du“.

Herz aus Eis (überarbeitet)*

25.Kapitel
 

Herz aus Eis
 

Efal stellte den Prall gefüllten Sack geräuschvoll auf dem Boden des Iglus ab. Naminé und Techi waren bei ihm, während Sias, Raven, dessen Schwester und die Kinder draußen waren. Die Waldelbin sah ihn entsetzt an, als er den beiden seine Ausbeute zeigte.

Naminé schwankte zwischen Entsetzen und unbändiger Wut, doch Techi hingegen lächelte breit.

„Mit diesem Gold können wir mehr als 50 Jahre sorglos leben!“, sagte sie laut und unterdrückte einen Jubelschrei. Die Magierin ging davon aus, dass sie einen Anteil erhalten würde, genauer gesagt ging sie davon aus, dass Raven seinen mit ihr teilte, doch zu ihrem Pech täuschte sie sich.

Efal zog die Augenbrauen hoch.

„Was meinst du mit wir?“, fragte er verwundert.

Naminé war aufgestanden und warf einen kurzen Blick in den Sack. Sie murmelte etwas in ihrer Sprache, bevor sie den Sack kurz entschlossen nahm und ihn versuchte, nach draußen zu schleppen.

Efal und Techi diskutierten laut, deswegen bemerkten sie erst, als Naminé mit dem Sack draußen war, was sie vorhatte. Efal und die Hochelbin rannten ihr nach, während die junge Elbin den schweren Sack draußen neben das Iglu lehnte.

„Hey!! Lass das hier, du verrücktes Spitzohr!“, rief ihr Efal zu und stieß Naminé grob in den Schnee.

Die Waldelbin landete unsanft auf den harten festgefrorenen Boden und biss die Zähne zusammen, als sie spürte, dass sie auf ein paar spitzen Steinen gelandet war.

„Du kannst das nicht behalten!“, hielt diese plötzlich dagegen und richtete sich langsam auf. Einige Bewohner kamen aus den Iglus hervor und beobachteten die Diskussion.

Doch keiner von ihnen konnte Sias oder Raven entdecken.

„Ach! Und warum nicht?! Diese Menschen dort brauchen es nicht!“.

„Dir gehört der Schatz nicht!“.

Techi hielt ihr den Mund zu. Die Magierin sah sich schnell um. Sie hoffte, dass die Waldelbin endlich die Klappe hielt!

Die Bewohner mussten nicht wissen, dass Efal geplündert hatte.

Doch Naminé biss Techi in die Hand und die Magierin ließ sie los.

„Aua! Spinnst du?!“, rief sie ihr wütend zu und war gerade dabei die linke, gesunde Hand zunehmen, um ihre eine Ohrfeige zu verpassen, doch Naminé duckte sich unter ihr hindurch. „Ihr spinnt doch alle!“, rief die Waldelbin und wollte erneut nach dem Sack greifen, doch dies war ein Fehler.

Ein stechender Schmerz durchdrang plötzlich ihre Gedanken und sie sah das Blut, das ihren rechten Arm hinab lief. Efal hatte ihr sein Schwert durch die rechte Schulter gerammt! Naminé sank auf den Boden und hielt sich die blutende Stelle mit der linken Hand zu, doch das Blut quoll dennoch hervor.

Naminé war nicht in der Lage zu heilen, sie stand unter Schock. Sie spürte, wie etwas Hartes gegen ihren Kopf stieß und alles wurde schwarz.
 

Naminé hatte das Gefühl, das ihre Schulter hinüber war. Sie spürte nur noch dumpfen, stechenden Schmerz an dieser Stelle.

Sie lag in dem Iglu von Ravens Schwester und die Feuerstelle war entfacht. Die Waldelbin wollte sich aufrichten, doch sie konnte es nicht.

Erschöpft ließ sie sich wieder auf das Lager fallen. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr kompletter Oberkörper eingebunden war und ihre warme Oberbekleidung neben ihr lag. Sie murmelte leise etwas und fasste sich an den Kopf.

Dieser schmerzte höllisch.

„Bist du endlich wach?“.

Naminé sah erst jetzt, dass Sias neben ihr saß. Der 23 – Jährige saß im Schneidersitz neben ihr und sah sie nachdenklich an. Naminé wollte etwas sagen, doch sie konnte nicht.

Ihre Stimme versagte ihr auf einmal. Sias schüttelte den Kopf.

„Warum hast du das gemacht?“, fragte er sie leise.

Naminé schluckte und zuckte mit den Schultern nur. „E … Es war falsch, was er getan hat“, sagte sie leicht stotternd.

„Es war Ravens Entscheidung. Er hat Efal und mich dort hingeführt“, erklärte er ihr knapp. „Du warst auch dabei?“, fragte die Waldelbin und sah ihn fassungslos an.

Sias biss sich auf die Lippen. „Ich habe aufgepasst, dass er nicht … zu viel mitnimmt“. Naminé lachte kalt auf.

„Ach, wirklich?! Gratuliere! Es war wirklich nicht viel, was er mitgenommen hat!“.

Sias bemerkte den sarkastischen Unterton und seufzte tief. „Es tut mir leid, Naminé. Ich wusste nicht, dass er auf dich losgeht. Ich hätte mir denken können, dass dir das nicht gefällt“. „Wo ist er?“.

„Zurück aufs Schiff“, erklärte er ihr knapp. Naminé war enttäuscht!

Von Efal, von Raven, von Techi und vor allem von Sias!

„Er hätte mich umbringen können!“, sagte sie wütend zu Sias.

„Ich weiß. Er wird sich bei dir entschuldigen, wenn wir zurückkommen“.

„Ich werde nicht mit ihm auf diesem Schiff fahren!“, hielt sie laut dagegen.

Sias riss sich zusammen. Er wollte die Sache so ruhig wie möglich klären.

„Naminé … es tut ihm leid, glaube mir!“.

„Und sicher hat er auch noch den Schatz mitgenommen, oder?!“, sagte Naminé und ignorierte Sias Bemerkung. „Ja“.

Die Waldelbin schüttelte leicht den Kopf und biss sich auf die Lippen.

„Ich fass es einfach nicht! Wie kannst du das nur zulassen!“.

„Naminé … glaubst du für mich ist es leicht“, gestand er ihr plötzlich und legte den Kopf in die Hände.

„Ich hasse ihn! Ich hasse ihn mehr als du dir vorstellen kannst und ich werde ihm nie verzeihen können, dass er dir wehgetan hat!“.

Die junge Elbin schluckte schwer. „Es tut mir leid. Ich wollte dir keinen Vorwurf machen“, sagte sie nach einer Weile.

„Deine Verletzung ist nicht tief. In 2 Wochen ist alles wieder in Ordnung“. Sias stand auf. Er gab Naminé einen kurzen Kuss auf die Stirn. „Schlaf weiter. Dann wird es dir bald besser gehen“.
 

Raven wartete draußen auf Sias. Es war schon dunkel und die meisten Bewohner schliefen schon. Seine Schwester und deren Kinder hatten sich, um Naminé Ruhe zu gönnen, in dem Iglu ihres Vaters zurückgezogen.

„Wie geht es ihr?“, fragte der Alchemist den Elbenjäger.

„Sie ist wütend“, erklärte er ihm knapp.

„Kann ich verstehen“.

„Weiß es dein Vater schon?“.

Raven schüttelte den Kopf.

„Nein. Zu unserem Glück hat er nicht mitbekommen, warum sich die Drei gestritten haben“. „Ich bereue es langsam“.

Raven zog leicht die Augenbrauen hoch.

„Ach? Seit wann besitzen wir denn Schuldgefühle?“.

„Hör auf zu scherzen!“, antwortete Sias ihm und war leicht genervt.

Raven sah kurz zu dem Iglu, in dem der Rest seiner Familie schlief.

„Glaubst du, dass Efal und Techi auf uns warten werden?“.

Sias zuckte mit den Mundwinkeln.

„Ich weiß es nicht. Ich hoffe es sehr! Er war nicht gerade erfreut als ich ihn und Techi zum Schiff gejagt habe, doch ich will nicht, dass Naminé etwas Dummes macht“.

„Du hättest sie einweihen sollen“.

„Nein. Sie wäre von Anfang dagegen gewesen“.

„Das ist ihr nicht zu verübeln“. Die beiden schwiegen eine Weile, als sie hinter sich knirschenden Schnee hörten. „Du Taugenichts! Warum macht ihr beide so einen Lärm!“. Ravens Vater ging auf die beiden zu und stierte seinen Sohn dabei an.

„Oh“, sagte dieser und verzog leicht die Mundwinkel. „Wir wollten dich nicht wecken, Vater“.

„Das habt ihr zwei bereits! Geht gefälligst schlafen, wenn du deine Schwester schon aus ihrem eigenen Haus rausschmeißen musst!“.

Der Vater Ravens wandte sich nun Sias zu. Er musterte den Elbenjäger

. „Wie kannst du nur so was wie dieses Gör mit dir herumschleppen?!“.

„Welches Gör?“.

„Diese Rothaarige! Den ganzen Tag motzt sie nur rum!“, antwortete dieser leicht entsetzt. „Warum habt ihr sie nicht früher rausgeschmissen?“.

„Ich brauchte einen guten Grund dafür“, sagte Sias zu ihm.

„Wenn ich sie noch einmal hier sehe, dann kann sie was erleben!“, sagte Ravens Vater, als Letztes bevor er von dannen zog. Sias sah seinen Gefährten an. „Der kann ja auch richtig nett sein“.

„Ja. Aber nur wenn er will“, kam es leicht gereizt von Raven. Sias gähnte. Er war müde, doch er wollte Naminé nicht stören. „Und? Wo schlafen wir beiden heute Nacht?“.

Raven grinste breit. „Ich habe da schon eine Idee“.
 

Naminé schlief nicht lange. Nach wenigen Minuten war sie wieder wach und seufzte niedergeschlagen.

Ihr Kopf brummte immer noch, aber diesmal konnte sie sich aufrichten.

„Warum kannst du nicht sterben?“.

Naminé erstarrte zu Eis, als sie Efals Stimme vernahm. Was machte er hier?! Hatte Sias sie etwa angelogen?

Sie drehte ihren Kopf leicht zu ihm. Der Elbenjäger saß auf der anderen Seite des Feuers und zog an einer Pfeife.

„Die Klinge war mit einem Gift versehen. Warum lebst du immer noch?“, wiederholte er und diesmal war seine Stimme härter.

„D … Du wolltest mich töten?“.

Efal blickte nun auf. „Ja!“.

Jäger vs. Opfer (überarbeitet)*

26.Kapitel
 

Jäger vs. Opfer
 

Techi saß in ihrer Kajüte, auf dem Schiff ´Eisbrecher´.

Der Kapitän und die Crew hatten wie versprochen ihren Standort nicht verlassen, immerhin bezahlten Efal und Sias dafür auch eine erhebliche Summe.

Die Magierin war genervt. Nervös trommelte sie mit den Fingern auf der Bettkante herum, während sie aus dem Fenster sah. Der Mond war draußen zu sehen und ließ sein Licht auf die traumhafte Eislandschaft fallen.

Techi seufzte. Sie konnte einfach nicht verstehen wie Sias, sie, hierher zurückschicken konnte!

Sie hatte doch nichts Schlechtes getan. Efal hatte die Waldelbin immerhin angegriffen.

Der Hochelbin tat Naminé nicht einmal im geringsten Leid, da sie sich einmischen musste, war sie doch selbst daran schuld gewesen.

Techi hätte ihr zwar nicht gleich das Schwert in die Schulter gerammt, sie aber anders außer Gefecht gesetzt.

Sias und Raven hatten Efal auf frischer Tat ertappt und sie beide dann zurück zum Schiff gejagt. Techi war nur widerwillig aufgebrochen.

Efal war ihr eine Weile gefolgt, sagte dann aber, dass er etwas vergessen hatte, und kehrte um. Seit dem wartete die Hochelbin darauf, dass er endlich erschien, doch sie ahnte, dass er heute Abend nicht mehr auftauchte.

Die Magierin stand kurzum auf und warf sich einen Wintermantel über, bevor sie ihre Kajüte verlies.

Sie würde sich das Schiff ein wenig ansehen.
 

Der Blick, mit dem er sie ansah, machte Naminé Angst. Die Waldelbin hatte Efal noch nie gemocht und sie wusste, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte, doch jetzt in diesem Moment spürte sie, dass er sie wirklich hasste!

Die junge Elbin fühlte sie unbehaglich und schwach.

Efal paffte seine Pfeife zu Ende, bevor er sie achtlos in eine Ecke des Iglus warf. Er stand auf. Naminé schluckte.

Sie sah sich prüfend nach ihrem Schwert um. Es lag auf der anderen Seite des Iglus, auf Ravens Bett!

Verdammt , dachte sie wütend und Efal ging nun auf sie zu. Seine rechte Hand ruhte auf den Griff seines Schwertes.

„Was hast du vor, Elbenjäger?“, fragte sie ihn und rutschte ein Stück zurück. Sie hatte einen kleinen Dolch in einer Nische entdeckt.

Er war nur 8 Meter von ihr entfernt.

„Stell dich nicht dümmer als du bist, Spitzohr!“, sagte Efal wütend und näherte sich ihr.

Nur noch 6 Meter lagen zwischen ihnen.

Naminé rutschte immer wieder ein Stück nach hinten und sah Efal dabei fest an. Sie wollte keine Schwäche ihm gegenüber zeigen.

„Warum willst du mich töten?“.

Die Waldelbin versuchte alles, um den Angriff hinauszuzögern.

„Du bist meine Feindin! Mein Opfer! Du hast es in meinen Augen nicht verdient zu leben“, antwortet er ihr ehrlich.

Nur noch 2 Meter …

„Ich habe dir niemals etwas getan!“, hielt diese dagegen und sie spürte das kalte Dolchheft und umschloss es mit der rechten Hand fest.

„Alleine deine Existenz, deine Anwesenheit, ist genug Strafe für mich!“.

Der Elbenjäger zog nun sein Schwert und zielte auf Naminés Kopf.

Die junge Elbin nahm allen Mut zusammen und ignorierte ihren schmerzenden Körper, der nach Ruhe und Erholung schrie.

Als das Schwert auf sie niedersauste, duckte sie sich gerade noch weg und der Elbenjäger traf ins Leere. Sein Schwert steckte in einen der Eisblöcke fest!

Naminé sprang auf und biss die Zähne zusammen. Sie lief auf ihr Schwert zu, denn sie wusste mit dem Dolch kam sie bei dem Meister nicht weit.

Plötzlich stolperte sie und fiel der Länge nach hin.

Der Aufprall auf den Boden war hart und ihre Zähne klapperten. Efal hatte sein Schwert wieder vom Eis befreit und ging auf Naminé zu.

Diese wollte aufstehen, doch ihre Schulter rebellierte und verweigerte ihren Dienst.

Efal packte sie grob an der linken, unverletzten Schulter und drehte sie auf den Rücken.

Er stellte sein rechtes Bein quer über ihre beiden Füße, sodass sie erst recht nicht aufstehen konnte.

„Du bist so was von erbärmlich“, spie die Waldelbin ihm plötzlich entgegen.

„Gegen eine schwache, verletzte Elbin zu kämpfen!“.

Sie sah, wie Efals Gesicht rot vor Zorn wurde. Sie hatte wohl einen wunden Punkt in seiner Ehre getroffen!

„Wie kannst du es wagen, Spitzohr! Allein dafür könnte ich dir schon das Gesicht einschlagen!“.

„Dann hör auf zu reden und trau dich endlich!“, sagte sie nun zu ihm.

Die Waldelbin wusste selbst nicht, warum sie dies zu ihm sagte. Sie umklammerte den Dolch fester.

Efal grinste breit und hob erneut sein Schwert und holte aus.

Genau in diesem Moment, als das Schwert auf Naminé niedersauste, warf sie den Dolch blindlings in Efals Richtung.

Kurz bevor das Schwert ihren Hals treffen konnte, stockte er in seiner Bewegung. Die Spitze stach leicht in ihren Hals, doch Efal hatte keine Kraft weiter zuzustoßen.

Er zitterte und ließ das Schwert neben Naminé auf den Boden fallen.

Die Waldelbin zog die Luft tief ein, als sie sah, wo der Dolch ihn getroffen hatte.

Das Heft ragte aus dem Magen des Elbenjägers hervor und tränkte seine Schwarze Kleidung mit Blut. Efal sah sie mit einer Mischung aus Hass und Entsetzen an.

„D … Das wirst du mir büßen!“, stotterte er, bevor er ohnmächtig auf den Boden des Iglus aufschlug.

Naminé sah den bewusstlosen Efal lange an. Sie sah auf ihre zitternden Hände hinab. Lange verharrte sie so, bis sie plötzlich laute Rufe von draußen vernahm.

Die kleine Tür des Iglus wurde aufgerissen und Raven kroch hinein.

Der Alchemist war leichenblass als er all das Blut und die verstörte Naminé erblickte.

„I … Ich …“, stotterte Naminé nur, bevor ihre Kräfte sie verließen und sie ebenfalls ohnmächtig zusammensackte.
 

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Viel zu Kurz T.T

Falsches Spiel Teil 1(überarbeitet)*

27.Kapitel
 

Falsches Spiel Teil 1
 

Raven saß neben Naminé.

Sie schlief tief und fest, dennoch ihr Schlaf war unruhig. Ihre Augenlider zuckten unaufhörlich, ihre Hände verkrampften sich und ab und zu murmelte sie leise einen Namen im Schlaf.

Cyon …

Raven hatte den Kopf auf die Hände gestützt und sah sie still an.

Naminé lag immer noch in dem Iglu seiner Familie.

Efal hatten sie inzwischen rausgeschafft und wo anderes untergebracht.

Der Elbenjäger hatte viel Blut verloren, doch die Wunde war nicht tödlich gewesen.

Sias war wütend auf seinen früheren Lehrmeister und wartete darauf, dass er endlich erwachte.

Der junge Alchemist wusste es würde kein Leichtes erwachen werden.

Was hatte er nur hier zusuchen? Wollte er sich an Naminé rächen?,, fragte sich Raven in Gedanken und seufzte niedergeschlagen.

„C … Cyon?“, murmelte Naminé leise.

Sie öffnete die Augen und sah Raven an. Ihre blauen Augen wirkten glasig.

Sie hatte hohes Fieber.

Zögerlich streckte sie ihre rechte Hand nach Ravens Gesicht aus.

Der Alchemist sah sie verwundert an.

„Was machst du hier, Cyon? Ist Mutter wieder wütend auf mich, weil ich krank bin?“, fragte sie fast kaum hörbar.

Der Eisnomade schluckte schwer. Naminé sprach im Fieberwahn.

Sie nahm an das Er Cyon sei!

Er biss sich auf die Lippen. Im blieb nichts anderes übrig als mitzuspielen.

Raven nickte. „Nein. Mutter ist nicht sauer, Schwester.“

Naminé lächelte leicht. „Du warst schon immer ein schlechter Lügner“.“

Die Waldelbin seufzte und schloss die Augen. „Sie wird wieder getobt haben, richtig?“

Raven verzog leicht das Gesicht. Was sollte er nur sagen?!

Er nickte schwach. „Tut mir leid.“

„Sag ihr das Ich bald wieder gesund bin ja?“, war das Letzte, was sie sagte, bevor sie wieder einschlief.

Der Alchemist sah sie eine Weile lang an, dann stand er auf.

„Bleibst du bei mir, Cyon?“, flüsterte sie leise. Raven verharrte kurz in seiner Bewegung und drehte sich leicht zu ihr um.

„Ich komme bald wieder, Schwester.“
 

Mit schweren Herzen verließ Raven das Zuhause seiner Schwester und atmete schwer, als er draußen stand.

Sein Atem stieß als kleine Wölkchen hervor.

In der Ferne sah man schon leicht die Sonne, die nun langsam erwachte. Raven und zwei andere Bewohner des Dorfes waren schon wach und hielten sich ebenfalls draußen auf.

Der Alchemist rieb sich die Hände.

Obwohl er dieses Klima gewohnt war, und es so sehr liebte, fröstelte es ihn plötzlich. „Hoffentlich klingt das Fieber bald ab“, sprach plötzlich seine Schwester.

Sie war neben ihn getreten und lächelte leicht.

Brittas Augen wirkten leicht übermüdet.

„Die beiden haben ganz schon aufsehen erregt“, sprach sie weiter und atmete einmal tief aus. „Der Elbenjäger schläft noch in Kais Iglu. Sein Gefährte wachte über ihn, und er sieht nicht gerade so als würde er sich Sorgen um Efal machen.“

Raven nickte. Wäre er Sias, würde er sich auch nicht um Efal sorgen.

„Ist seine Wunde genäht?“, fragte er seine große Schwester und diese nickte.

„Der Schnitt war tief. Es ist ein Wunder, das die Wunde nicht verunreinigt war.“

Der 19 – Jährige horchte auf.

„Warum verunreinigt?“

„Sias hat mir erzählt das der Dolch, mit dem Naminé Efal verletzt hat, mit einem Gift ummantelt war. Dieser Dolch gehörte Efal. Er muss ihn wohl vergessen haben.“

Raven zog scharf die Luft ein.

„Naminés Schnitt … Könnte davon ihr Fieberwahn kommen?“

Britta legte leicht den Kopf schief.

„Ich habe sie verbunden, Raven. Ich habe nichts von einem Gift festgestellt. Wahrscheinlich kommt dieses Symptom davon, dass sie so geschwächt ist.“

Der Alchemist nieste kurz.

„Ich gehe wieder zu Naminé rein. Sie wartete auf mich.“

Britta nickte. Raven wollte gerade wieder, dass Iglu betreten, als er noch einmal zu seiner Schwester sprach: „Sie glaubt, dass ich Cyon bin. Ihr verstorbener Bruder.“

Britta senkte kurz den Blick. „Lass sie nicht in diesen Glauben. Du könntest ihr sehr wehtun damit“.

Raven lächelte schwach. „Vielleicht tue ich das, aber ich glaube, dass ihr dieser Gedanke hilft, nicht aufzugeben“.
 

Efal öffnete langsam die Augen.

Das Erste, was er sah, war Sias. Sein früherer Schüler sah ihn entnervt, und wütend zugleich an.

„Du mieses Schwein!“, flüsterte er ihm leise zu und seine Hand wanderte an den Griff seines Schwertes.

Efal seufzte niedergeschlagen. Wieso hatte er nur gewusst, dass dieses Erwachen nicht ohne Problem sein würde?

Zu seiner Überraschung schmerzte die Wunde nicht.

Das Einzige was er spürte waren die Fäden, die die Wunde zusammenschlossen.

Es fühlte sich unangenehm an. Fremd.

„Können wir diese Diskussion nicht auf später verlegen?“, fragte er leicht verärgert und fasste sich an den Kopf.

Der Elbenjäger lag einem weichen Bett aus Stroh. Efal wollte nicht wissen, woher das kam. „Nein! Wir reden jetzt darüber und nicht später!“, befahl Sias wütend.

Efal rollte mit den Augen. „Ich habe aber keine Lust!“

Sias Geduldsfaden platzte nun endgültig. Er nahm kurzerhand einen kleinen Dolch und hielt ihn Efal unters Kinn.

„Es ist mir so was von scheißegal, ob du darauf Lust hast oder nicht! Was wolltest du hier?!“. „Ich wollte mit den Spitzohr reden, mehr nicht. Woher hätte ich den wissen sollen, dass sie auf mich losgeht?“, sagte Efal und klang unschuldig.

Er war sich keiner Schuld im geringsten bewusst. „Das ist eine verdammt dumme Ausrede!“, sagte Sias, den Dolch immer noch an Efals Hals gepresst.

„Dies ist aber die Wahrheit. Glaube mir einfach!“

Sias sah ihn verhasst an. Nur ein Schnitt, und er könnte ihn töten.

Nur eine winzige Handbewegung und er war ihn endlich los, doch Sias konnte ihn nicht töten. Efal hatte ihn mehr oder weniger vor dem Abgrund bewahrt.

Ohne ihn würde er immer noch auf der Straße hausen, oder vielleicht gar schon Tod sein. Sias ließ ihn los. Er stand auf.

„Wir reden morgen weiter!“

Der Elbenjäger verließ seinen alten Meister, ohne zurückzublicken.

Er wusste er spielte ein falsches Spiel mit ihm, doch warum sollte Sias den Spieß nicht umdrehen?

Falsches Spiel Teil 2 (überarbeitet)*

28.Kapitel
 

Falsches Spiel Teil 2
 

Naminé sah Sias an. Der Elbenjäger saß neben ihr und erzählte ihr knapp das sie Efal heute Morgen zurück auf Schiff gebracht hatten, zusammen mit Raven.

Dieser sollte aufpassen das Efal nicht wieder zurückkam, was bei seinem Zustand aber ziemlich unwahrscheinlich war.

„Sobald du wieder gesund bist, stoßen wir zu ihnen und fahren zurück ans Festland“, beendete Sias seine Erzählung.

Naminé nickte knapp.

„Er wollte mich töten“, murmelte sie leise.

„Ich weiß. Dafür werde ich ihn noch bestrafen“, versprach er ihr, doch die Waldelbin schüttelte den Kopf.

„Nein, Sias. Ich will nicht, dass du wegen mir sein Blut vergießt.“

„Er hat dir wehgetan!“, sagte der Schwarzhaarige und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Es ist in Ordnung, Sias!“, versuchte sie es erneut doch der Elbenjäger ließ sich nicht reinreden.

„Du könntest auch Tod sein, wenn das Gift bei dir gewirkt hätte!“

Naminé biss sich auf die Lippen. Sie wusste selbst nicht, warum das Gift bei ihr nicht gewirkt hatte.

Soweit Raven ihr es erklärt hatte, war es ein schlimmes Nervengift gewesen mit dem Efals Klinge eingerieben war.

Der Alchemist konnte sich selbst keinen Reim darauf machen.

„Wäre es dir lieber, das ich Tod bin?“, fragte sie Sias nach einer Weile.

Der Zorn des Elbenjägers verrauchte sofort und er sah Naminé geschockt an.

„Nein! Wie kommst du nur darauf?“, fragte er sie und war über ihre Frage entsetzt.

„Mir kommt es nur so vor in letzter Zeit, als wäre deinen Worte von damals nur eine Lüge gewesen.“

Sias seufzte und sein Blick wurde weicher.

„Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich ihn letzter Zeit so abwesend zu dir war“, sprach er nun nach einer Weile zu ihr und küsste sie dann sanft auf den Mund.

Naminé wusste nicht, wie lange es schon her war, das Sias sie geküsst hatte, für sie war es schon fast eine Ewigkeit gewesen.

Der Elbenjäger löste sich von ihr. „Hast du Schmerzen?“, fragte er sie nach einer Weile. Naminé schüttelte den Kopf.

Sias grinste breit. „Schade … ich dachte das, wenn du welche hättest, ich mich ganz Besonderes um dich kümmern soll.“

Naminé zog leicht eine Schnute.

„Ach? Wirklich? Mir tut mein rechter Ellenbogen so weh“, scherzte sie.

Sias schüttelte den Kopf und küsste sie erneut. „Jetzt gilt es nicht mehr.“
 

Raven beäugte Techi und Efal.

Die beiden waren in der Kajüte des Elbenjägers, der in seinem Bett lag und ein schmerzverzerrtes Gesicht sein Antlitz abzeichnete.

„Hör auf den Invaliden zu spielen“, sagte Techi leicht genervt zu Efal.

Der Elbenjäger ging ihr auf die Nerven! Alle 5 Minuten verlangte er etwas anderes!

Erst wollte er eine Decke haben, dann eine Tasse heißen Tee und jetzt bildetet er sich ein das die Hochelbin ihn massieren sollte!

„Habt Ihr sonst noch wünschen, mein Meister?“, fragte sie genervt und eine kleine Ader begann an ihrer Schläfe zupulsieren.

Raven hielt eine kleine Phiole in den Händen und spielte mit dieser.

Eine weiße, zähe Flüssigkeit schwamm darin.

„Willst du mich vergiften, Eskimo!?“, sagte Efal gereizt zu ihm und betrachtete die Phiole skeptisch.

„Eskimo?“, wiederholte Raven und blinzelte leicht.

„Es tut mir leid das das Ich als Eskimo geboren wurde“, entschuldigte sich Raven zähneknirschend.

Efals Laune wurde davon aber auch nicht besser.

Er grummelte nur leise etwas.

„Du bist schlimmer als ein Kleinkind, das eine Erkältung hat!“, sagte Techi zu ihm und die Magierin strich sich durch ihr rotes Haar.

„Massierst du mich jetzt?“, bat Efal sie barsch.

Techis Augen weiteten sich.

„Bist du verrückt! Ich bin doch nicht lebensmüde! Mach deinen Schwachsinn doch alleine!“, sagte sie als Letztes zu Efal, bevor sie die Kajüte verließ.

Laut ließ sie die Tür ins Schloss krachen.

Raven schüttelte den Kopf. Efal sah den Alchemisten schief an.

„Sag mal … wie hältst du das nur mit ihr aus?“

Raven lächelte ihn nun an. „Man gewöhnt sich an alles. Ich mag sie.“

Raven stand nun auf und hielt Efal die Phiole hin.

„Ihr solltet dies Trinken, wenn Ihr wollt, dass Ihr schnell wieder gesund werdet.“

„Wieso hilfst du mir?“

Der Alchemist zuckte mit den Schultern.

„Ich bin neutral, Efal“, antwortete er nur und gab dem Elbenjäger das Fläschchen, bevor dieser ihm ebenfalls alleine ließ.

Efal zog den Stöpsel und roch daran.

Er verzog die Nase und hustete. Es stank nach faulen Eiern.

„Und runter damit!“, sagte er zu sich selbst, bevor die Phiole in einem Zug lehrte.

Er schüttelte sich, als er es ausgetrunken hatte. „Widerlich! Ich brauche Schnaps!“
 

Cirra band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz, während ihr Bruder hinter ihr stand und sie dabei beobachtete.

„Muss ich dorthin?“, fragte sie ihn erneut und die Prinzessin der Hochelben verzog leicht das Gesicht.

Linth nickte. „Ja. Wenn wir den Schein bewahren wollen, müssen wir auf dieses Fest.“

Cirra seufzte.

Sie stand auf und ging auf ihrem Bruder zu. Dieser sah sie aus grünen Augen leicht nervös an. „Mir behagt es ebenfalls nicht.“

Cirra hatte ihr weißes Kleid gegen ein enges blutrotes getauscht, das ihre Weiblichkeit sehr betonte.

Ihrem Bruder missfiel dies. Er verstand nie, warum sie ihn jedes Mal damit provozieren musste!

„Es werden sehr viele Adlige anwesend sein, Cirra. Du solltest dich daher nicht so freizügig kleiden“, sagte er langsam, doch diese winkte ab.

„Warum soll ich mich wie ein Mauerblümchen kleiden, wenn ich auf so ein Fest gehe, Linth? Vielleicht ist dort der eine oder andere Heiratskandidat dabei?“

„Das werden wir ja sehen Cirra“, sprach er leise zu ihr, während sich an ihrem Bruder vorbei drängte und er ihr folgte.

Der Saal war voll.

In einer Ecke davon saßen Musiker, die auf ihren Geigen, Gitarren und anderen typischen Ballinstrumenten spielten.

Cirra lächelte breit, als sie den Saal betrat. Linth folgte ihr und warf allen Männern, die seiner Schwester anzügliche Blicke zuwarfen, einen Blick zu, der sie sofort erstarren ließ. „Prinzessin Cirra!“

Ein älterer Elb ging auf die beiden zu und küsste die linke Hand der Prinzessin.

Die junge Elbin lächelte verschmilzt.

„Ratsmitglied Avu! Wie geht es Euch?“, fragte sie höflich. Linth trat neben sie und nickte Avu zu.

„Guten Abend.“

Avu ließ die Hand der Elbin los und verneigte sich vor seinem derzeitigen König.

„Prinz Linth. Es freut mich, Euch zu sehen. Mir geht es gut, danke der Nachfrage“, antwortete er.

Gerade wollte er noch etwas erwidern, doch plötzlich trat ein junger Elb neben Avu.

„Vater. Du solltest dich nicht überanstrengen“, sagte er zu ihm und lächelte Cirra an.

Die Prinzessin blinzelte leicht.

Der Elb hatte schulterlanges brünettes Haar und gleichfarbige Augen.

Er trug einen kostspieligen Anzug aus schwarzer Seide.

Keiner der beiden Königskinder hatte dem Elben je zuvor gesehen.

„Wer seid Ihr, dass Ihr Euch so unfreundlich in unser Gespräch einmischt, ohne Euch vorzustellen?“

Der Elb verneigte sich knapp.

„Verzeiht. Mein Name ist Kaeló. Ich bin Avus Sohn und sein Nachfolger im Rat“, erklärte er den beiden und seine Augen fixierten Cirra ganz genau. Linth sah ihn forschend an.

Er kam ihn Gesichtsweiße bekannt vor, doch er hatte noch nie etwas über Kaeló gehört.

„Ich war lange im Ausland“, erklärte er breit als Linth ihn danach fragte.

Der Prinz nickte. „Wir müssen weiter“, sagte er freundlich und loste seine Schwester an den beiden vorbei, in eine Ecke des Saales.

„Dieser Kaeló … er ist nett“, sagte sie und sah ihn an.

Linth runzelte die Stirn. „Cirra … nicht schon wieder! Dieses Gespräch hatte wir

schon einmal!“

Die junge Prinzessin sah ihn schmollend an.

„Ach komm schon!“

„Nein, Cirra. Ich mach das Gleiche nicht noch einmal mit dir durch.“

Cirra seufzte. „Du bist ein Spielverderber.“

Kampf im Eis (überarbeitet)*

29.Kapitel
 

Kampf im Eis
 

Naminé seufzte.

Sie hatte keine Schmerzen mehr, wenn sie ihre Schulter bewegte.

Zwar war der Einstich Efals noch zu sehen, doch ein gesunder Schorf hatte sich darüber gebildet und die Wunde begann endlich heilen.

Sias stand neben ihr und lächelte. Der Zorn auf Efal hatte sich langsam ein wenig gelegt, doch Naminé wusste, wenn er wieder auf ihm traf, würde der Streit von vorne beginnen. Schon seit einer Woche befanden sich Techi, Raven und der Elbenjäger wieder auf dem Schiff.

Naminé und Sias hatten beschlossen nachzureisen, wenn es der Elbin wieder besser ging.

„Da es dir ja wieder besser geht, können wir ja morgen zurück aufs Schiff reisen“, verkündete ihr Freund schließlich.

Naminé nickte.

„Und wohin gehen wir danach?“, fragte sie ihn neugierig und ging auf ihm ein wenig zu.

„Ich weiß es noch nicht. Wie wäre es nach Eridá? Die Stadt der Priester?“

Naminé legte leicht den Kopf schief.

„Die Stadt der Priester. Techi wird nicht begeistert sein wird dort mit ihr hingehen. Du weißt, wie sehr sie Magier lieben.“

Sias überlegte kurz.

„Techi kann sich gut dagegen wehren. Ich war schon einmal mit ihr dort. Es war … ganz lustig.“

Naminé kicherte.

„Wir sollten es ihr nicht sagen. Ich glaube kaum das Sie dann noch mit kommen will.“

Sias nickte und strich Naminé durch ihr blondes Haar. „Sie wird diese Überraschung lieben!“
 

Der Abschied von den Eisnormaden viel karg aus.

Ravens Schwester Britta war, die einzige die Tränen in den Augen hatte.

Sie umarmte die Elbin lange, bevor sie Sias und Naminé ziehen ließ.

Die Waldelbin winkte ihr ein letztes Mal zu, bevor sie auf ihrem Widder stieg und mit Sias dem Weg zum Schiff einschlug.

„Ist es wärmer geworden, oder bilde ich mir das nur ein?“, fragte Naminé ihren Freund nach einer Weile.

Sias zuckte leicht mit den Mundwinkeln. „Ein wenig. Wahrscheinlich wird es auf den anderen Kontinenten Frühling.“

Naminé runzelte die Stirn.

„Wir waren also den ganzen Winter hier?!“

Er nickte. Die junge Elbin seufzte.

„Na klasse! Hier vergisst man jegliches Zeitgefühl.“

Sias warf seiner Freundin einen schiefen Blick zu.

„Den nächsten Winter werden wir hier nicht verbringen“, versprach er ihr schließlich.

Die beiden ritten eine ganze Zeit lang schweigend nebeneinanderher.

Beide beobachteten die Tundralandschaft um sich herum.

Die Sonne ließ sein Licht auf den schneebedeckten Boden fallen.

Naminé fröstelte es dennoch, die Sonne hier war nicht gerade warm.

„Wie lange brauchen wir noch, bis wir zum Schiff kommen.“

„Ein paar Stunden werden es noch sein“, antwortete er ihr knapp.

„Ob die anderen sich freuen uns zu sehen?“, flüsterte sie plötzlich kaum hörbar.

„Raven bestimmt aber die anderen beiden …“

Sias sprach nicht weiter, denn er hielt sein Reittier plötzlich an.

„Was ist?“, fragte sie ihn, doch er hob nur die rechte Hand.

Neugierig sah er sich um.

„Beeilen wir uns“, sagte er nun schnell und schlug seinem Widder sanft in die Flanken. „Warum denn?!“

„Frag nicht, sondern komm endlich!“
 

Raven saß unten im Aufenthaltsraum der Crew und spielte mit einem Mitglied Schach.

Der Alchemist lächelte.

Er war schon wieder dabei zu gewinnen, und sein Gegenüber schien das zu wissen, weswegen er ein genervtes Gesicht zog.

„Schachmatt!“, sagte Raven breit lächelnd und setzte seinem Spielstein zum Siegen an.

„Ich hab keine Lust mehr!“, sprach Kilian genervt und lehnte sich zurück.

„Jedes Mal gewinnst du! Wie machst du das nur?“

Raven lächelte still. „Alles Übung.“

Kilian grummelte etwas. Plötzlich ging die Tür auf und Techi trat herein.

Sie bestrafte Kilian mit Nichtachtung, der der Elbin einen schon fast lüsternen Blick zuwarf. „Ich spüre etwas“, sprach sie ohne Umschweif zu Raven.

„Und was spürst du? Doch nicht etwa deine hohen Waldstiefel, die dir auf die Füße drücken?“

Techi sah ihn finster an. „Du Idiot! Nicht so etwas! Ich spüre etwas … anderes“, sagte sie geheimnisvoll zu ihm und sagte sofort zu Kilian.

„Du störst.“

Der Matrose wollte etwas erwidern, doch Raven schüttelte den Kopf und dieser verstand.

Er seufzte und ließ die beiden alleine. „Ist die Präsenz stark?“, fragte er sie schließlich.

Techi nickte. „Ja. Sehr stark sogar.“

Raven biss sich auf die Lippen. „Ist sie nahe?“

„Nicht weit von uns.“

Raven stand schließlich auf. „Bestatten wir ihm einen Besuch ab!“
 

Naminé folgte Sias stumm.

Der Elbenjäger hetzte sein Tier durch die Eislandschaft.

Die Waldelbin verstand nicht, warum er es plötzlich so eilig hatte!

„Was ist denn los?!“, rief sie ihm zu, doch er antwortete ihr nicht.

Die beiden ritten auf einem zugefroren Stück See, unter dessen Eisschicht plötzlich ein riesiger Schatten erschien.

Voller Ehrfurcht sah Naminé dem Schatten nach.

„Was ist das?“, fragte sie leise.

Die Elbin hörte ein knacksen. Sie ob den Kopf und sie sah das Schiff, das nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war.

Es knackste erneut und ein Riss tat sich in der Eisschicht auf.

„Oh nein“, murmelte sie und umfasste unbewusst den Anhänger um ihren Hals.

„Naminé!“, rief Sias plötzlich.

Der Riss wurde größer und Wasser begann aus diesem, hervor zu quellen.

Der Elbenjäger rief erneut ihren Namen doch die Waldelbin war wie festgewurzelt, als ein ohrenbetäubender Schrei ertönte, und ein Wesen seinen langen Kopf aus dem Wasser steckte und sie aus schwarzen Augen ansah.

Der Kopf ähnelte dem vom einen Drachen und spitze Zacken sprossen seinem Rücken hinab. Sein restlichen Körper, den Naminé nur erahnen konnte, war schlangenartig.

Die Waldelbin erspähte dünne, kleine Beine, doch es waren so viele, dass sie sie nicht zählen konnte.

Die Augen des Ungeheures waren schwarz uns saßen tief in den Augenhöhlen.

Die Schuppen des Tieres waren schneeweiß und eine dünne Schleimschicht bedeckte diese. Naminé schluckte.

Das Tier beugte seinen Kopf zu ihr hinunter.

Nur noch wenigen Meter trennten sie voneinander.

Die Augen der Elbin waren weit aufgerissen und wehe sie oder ihr Reittier, konnten sich bewegen.

„Naminé!“, rief Sias laut.

Der Elbenjäger war inzwischen von seinem Widder abgestiegen.

Er hielt sein Schwert in den Händen und er starrte die Seeschlange an.

„Naminé!“, sagte er erneut.

Er ging näher auf seine Freundin zu, doch die Schlange drehte plötzlich den Kopf zur Seite und sah Sias an.

Die Schlange begann plötzlich zu knurren und entblößte seine schneeweißen Reißzähne.

Das Tier beugte sich nun zu ihm hinab, als plötzlich ein Pfeil auf ihm zuschoss und ihn zwischen die Augen traf.

Die Seeschlange begann wild zukreischen und sein Schwanz, durchbrach die Eisfläche. Naminé erwachte aus ihrer Starre und sie sah zu Raven und Techi.

Die Hochelbin hielt einen Bogen in der Hand, den nächsten Pfeil in die Sehne gelegt.

„Geh endlich weg du dummes Gör!“, rief sie ihr zu.

Die Seeschlange erschlug erneut um sich und die ersten Eisflächen begann sich voneinander zutrennen.

„Komm her!“, rief Sias ihr zu, und Naminé gehorchte.

Die Waldelbin sprang von ihrem Widder und zog ebenfalls ihren Bogen.

„Was ist das?!“

„Das ist ein Eisbrecher“, antwortete ihr Raven, der einen Stab in den Händen hielt, den sie noch nie vorher an ihm gesehen hatte.

Eine Kugel war auf dem Ende des Stabes, die grünlich glomm.

„Diese Biester sind sehr zäh und auch sehr … unfreundlich“, sprach er weiter und Techi schoss den nächsten Pfeil auf das Untier.

Diesmal entkam es den Angriff.

Der Eisbrecher tauchte plötzlich unter, und das nur um hinter ihnen, aus dem Eis hervor zustoßen.

„Wenn er so weitermacht, treiben wir noch aufs Meer hinaus!“, rief Raven, als er auf seine Füße hinabblickte und sah, das das Eisstück auf dem er stand die ersten Risse zeigte.

„Zum Schiff!“, schlug Sias vor, doch Raven lächelte nur.

„Wenn wir es vor ihm schaffen!“

Der Elbenjäger überhörte dies und sprang ebenfalls von seinem Reittier, bevor er auf das Schiff zurannte. Der Widder und sein Artgenosse flohen von der Eisfläche.

Naminé folgte Sias ebenfalls, genau wie Raven und Techi und der Eisbrecher.

Die Schlange schrie laut auf, bevor sie wieder hinabtauchte.

Die Vier sahen den langen Schatten, der unter ihnen schwamm.

„Schneller! Auf dem Schiff kann er uns nichts mehr antun!“, rief Raven laut und hielt die leuchtende Kugel seines Stabes auf den Schatten der Wasserschlange.

Leise murmelte er ein paar Wörter und der Schatten blieb plötzlich stehen.

Naminé sah Raven erstaunt an und wäre beinahe gestolpert, hätte sie Techi nicht gerade im letzten Moment gepackt.

„Was ist das für ein Stab!“

„Es ist ein Zauberstab, du dumme Nuss! Eigentlich musstest du doch so etwas kennen! Und dieser gehört mir, nur ich habe im Raven gegeben, weil er besser damit umgehen kann!“

„R … Raven kann Ma …!“

Die Waldelbin konnte den Satz nicht beenden, den plötzlich versetzte es ihr einen tiefen, schmerzhaften Stich in ihr Herz.

Kraftlos sank sie zusammen und fiel auf die Eisfläche, die immer mehr und mehr Risse zeigte. „Naminé!“, rief Sias doch seine Stimme entschwand ihr mehr und mehr und all die anderen entwichen ebenfalls ihrem Blickfeld.

Alles um sie herum wurde schwarz, sie sah nur den Schatten der Wasserschlange unter ihr, dessen Umrisse ungewöhnlich grell leuchteten.

„Kannst du nicht mehr weiter, Spitzohr?“, flüsterte er ihr eine kalte Stimme zu.

Naminé fröstelte es bei dem Klang und sie biss sich auf die Lippen.

Erneut wollte sie sich aufrichten, doch sie schaffte es nicht.

„Du hast etwas gesehen, was du nicht hättest sehen sollen“, flüsterte die Stimme weiter.

Der Schatten unter dem Eise, kroch weiter zu Naminé hinauf.

„Du meinst den schwarzen Magiestein?“

Die Stimme lachte. „Ja, genau. Das meine ich! Du hättest so ein schönes Leben haben können, doch wie es aussieht, muss ich dir das gleiche antun, wie ich es bei deinem Bruder getan habe!“

Naminé riss die blauen Augen auf.

„Was?!“.

„Dein Bruder, Cyon, sah auch etwas was er nicht hätte sehen sollen. Das Gleiche wie du! Ich habe ihn nur dafür bestraft und das werde ich auch bei dir tun“, die Stimme seufzte, „es ist nur so Schade um dich! Du bist so ein hübsches Mädchen! Sias wird am Boden zerstört sein, wenn dich mein Eisbrecher gleich töten wird! Aber wie ich ihn ja kenne, wird er schon bald für dich Ersatz gefunden haben.“

Nach diesen Worten durchstieß der Eisbrecher die Eisfläche wenige Meter von Naminé entfernt und die Umgebung der Waldelbin wurde wieder normal.

Die kalte Schwärze wich und nun war wieder die Eislandschaft und dass Schiff zu sehen.

Die Wasserschlange schoss zielgerecht auf Naminé zu, seinen Mund weit aufgerissen um die Waldelbin zu verschlingen.

Naminé schloss die Augen und eine Träne rann ihre Wangen hinunter.

Die Zähne des Wesens waren nur noch wenige Augenblicke von ihr entfernt, als das Tier plötzlich einen lauten, schmerzerfüllten Schrei von sich los.

Naminé spürte, dass ihr warmes Blut entgegenspritzte und schleunigst öffnete sie die Augen. Techi stand vor ihr, Sias Schwert in den Händen, das sie in den Rachen des Ungeheuers gerammt hatte.

„Du machst nichts als Ärger!“, spie die Hochelbin Naminé entgegen, die die Magierin entgeistert ansah.

Techi zog das Schwert aus dem Rachen des Tieres und warf es achtlos auf den Boden neben sich.

Mit ihren Händen formte sie eine große Kugel aus hellem Licht, das sie dem Tier in den offenen Mund warf.

Die Augen der Schlange leerten sich und sie sank hinab in die Tiefen des Sees, wo sie dort von dem Zauber der Elbin in viele kleinen Stücke zerrissen wurde.

Die Explosion des Tieres war als dumpfer Knall zu hören.

Die Magierin ging an Naminé vorbei und auf Raven zu.

Sie entriss dem Alchemisten ihren Zauberstab.

Sias kniete inzwischen neben der Waldelbin und hob sie hoch.

Die Hochelbin war genau wie Naminé mit Blut bespritzt.

„Gehen wir zurück! Ich will endlich nach Hause! Dieses Land kotzt mich an!“

Trügerischer Friede (überarbeitet)*

30.Kapitel

Trügerischer Friede
 

Naminé sah hinab auf die Kette, die Aryl ihr gegeben hatte, kurz nach dem Sie aufgebrochen war.

Fast schon gedankenverloren fuhr sie immer wieder die Konturen des Blattanhängers nach. Die Elbin war alleine in ihrer Koje, die sie sich mit Techi teilte.

Das Schiff war seit 2 Tagen wieder unterwegs Richtung Festland.

Die Waldelbin würde mit Sias und ihre Gefährten nach Eridá gehen, die Stadt der Priester. Naminé hatte, von einem Bediensteten ihres Hauses, der früher sehr oft auf Reisen war, erfahren das die Mehrzahl der Bewohner dieser Stadt aus Geistlichen und Heilern bestand.

Sie verehrten dort ihre 3 Götter, die in jeder Sprache anders heiß.

Sie verabscheuten Magie, weswegen alle ein mulmiges Gefühl bei der Sache hatten, was Techi betraf.

Die Magierin zurücklassen konnte sie aber nicht, denn diese würde ihnen dann das Schiff zerlegen, weswegen sie es niedergeschlagen hinnahmen.

Die Elbin sah hinaus aus dem Bullauge und sah das Wasser an, durch das sich die Eisbrecher kämpfte.

Die Sonne stand am höchsten Punkt des Himmels und Naminé freute sich schon darauf, endlich bald wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren und den Duft von frisch blühenden Blumen in der Nase zu haben.

Die Elbin lächelte leise und lehnte sich mit den Rücken an die Metallwand des Schiffes.

Sie schloss die Augen und versank in Erinnerungen …
 

„Cyon!“

Der junge Elb, der kaum älter als 13 Jahre alt war, drehte sich um.

Er hatte Kurze leicht grünliche Haare und die gleichfarbige Augenfarbe.

Neugierig sah er das 11-Jährige blonde Elbenmädchen an das ihm nachrannte.

„Cyon! Bleib endlich stehen!“, rief sie erneut und sie hatte den Saum ihrer langen Rockes hochgehoben, damit dieser nicht den Dreck von der Straße aufsammelte.

Der Elb lächelte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mir folgst, kleine Schwester.“

Naminé funkelte ihn aus blauen Augen wütend an und ballte ihre Hände zu Fäusten.

„Warum gehst du einfach, ohne mir etwas zusagen?!“, forderte sie von ihm.

Der Elbenjunge beugte sich zu ihr hinunter und strich ihr über den Kopf.

„Ich wollte es mir alleine ansehen“, gestand er ihr und der Schatten der Bäume streifte sanft das Antlitz der beiden.

„Aber du hast mir versprochen, dass ich mit dir mit darf!“, gab diese aufgebracht zurück und stampfte wütend mit dem linken Fuß auf dem Boden auf.

Cyon seufzte niedergeschlagen. Er ergriff ihre rechte Hand.

„Na dann komm mit! Aber du wirst Vater es dann erklären müssen.“

Naminé lächelte nun breit und umfasste seine Hand fester.

Lange wanderten die beiden stumm den zertrampelten Pfad entlang der vor ihren Füßen lag. Der Weg führte kreuz und quer durch den dichten Wald des Waldelbenreiches.

Nach einiger Zeit erreichten die beiden ihr Ziel.

Naminé machte große Augen, als der Pfad sie zu einer Lichtung führte, auf der sich ein majestätischer Wasserfall befand, der wenige Meter von den beiden entfernt hinab in den kleinen klaren See fiel, der in der Nähe ihres Zuhauses vorbeifloss.

„Wow“, sagte Naminé leise und ging auf den See zu. Sie ließ ihre kleinen Hände darin gleiten.

Das kalte kühle Nasse umspielten sie.

Cyon, der sie beim betreten der Lichtung losgelassen hatte, lächelte, als er seine Schwester sah.

Über das Wasser tanzten Schmetterlinge, dich sich immer wieder auf den darauf schwimmenden Seerosen niederließen.

„Ich verstehe nicht, warum Vater nicht will, dass ich mich hier aufhalte“, säuselte Naminé nun und sah auf zu ihrem älteren Bruder, der sie immer noch ansah.

„Er hat einfach nur Angst, dass dir etwas passieren könnte.“

Naminé stand nun auf. „Er macht sich viel zu viele Sorgen um mich. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, und wenn habe ich dich doch auch noch.“

Cyon ging auf seine kleine Schwester zu und schloss sie in die Arme.

„Ich werde immer auf die Acht geben, Naminé.“
 

Eine stumme Träne rann Naminés linke Wange hinab.

Sie erschrak, als sie spürte, dass raue Hände sie wegwischten. Erschrocken riss sie die Augen auf und sah Sias an.

Dieser lächelte sie an und seine eisblauen Augen sahen leicht gequält aus.

„Du warst so tief in deiner eigenen Welt versunken, weswegen ich dich nicht stören wollte“, sagte er nun zu ihr und Naminé atmete einmal tief durch.

„Ich habe an Cyon gedacht“, erklärte sie ihm schließlich und ihre Stimme klang trocken.

Sias schlang seine Arme um ihren schmalen Körper und zog sie eng an sich. „

Du wirst eines Tages darüber hinwegkommen.“

Naminés Augen wurden leicht traurig.

„Ich weiß. Doch … ich verstehe es immer noch nicht, warum er starb!“

Naminé hatte Sias und den anderen von der Stimme in ihren Kopf erzählt, die ihr über Cyons Vision berichtet hatte. Es war die gleiche gewesen, wie die in Linths Kopf.

„Dieser Magiestein muss sehr wichtig sein. Techi sagte zu mir, dass es so einen Stein nicht geben durfte, aber sie kann auch nicht mehr dazusagen“, erklärte er ihr leise und strich ihr behutsam über den Kopf.

„Ein schwarzer Magiestein … Linth war ganz geschockt als er merkte was ich getan habe. Was ist, wenn der Stein bei ihm und Cirra ist?“

Sias schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich kenne das Schloss. Ich habe dort noch nie so etwas gesehen.“

Naminé sah ihn schief an. „

Du kennst dich wohl sehr gut aus, in diesem Schloss“, sprach sie schon fast spöttelnd.

Sias hingegen grinste nun breit. „Und wie! Und wenn du willst, kann ich dir ja das Gleiche zeigen, was ich mit Cirra getan habe“, flüsterte er ihr leise zu und küsste sie auf ihre rechtes Ohrläppchen.

„Oder willst du etwa nicht?“

Die junge Elbin lief reicht rot an. Der Elbenjäger ließ seine linke Hand zu ihren Nacken gleiten und küsste sie leidenschaftlich.

Naminé erwiderte den Kuss schließlich.

„Wie geht es eigentlich Efal?“, fragte Naminé schnell, als Sias den Kuss löste.

Die Waldelbin wollte nicht, das Sias heute weiterging, als sie es für gut fand.

Sias bemerkte dies und sah sie leicht enttäuschend an.

„Seit wann willst du wissen, wie es Efal geht?“

Naminé antwortete ihm nicht sondern lächelte nur verlegen.

„Es geht ihm gut. Raven hat es geschafft, ihn zu heilen“, erklärte Sias nun schließlich.

Der Elbenjäger stand auf. „Der Kapitän hat mir gesagt, dass wir in 2 Tagen in Eridá ankommen. Techi hat schon begonnen, sich Zauber auszusuchen“, erklärte er ihr nur und strich sich durch sein schwarzes Haar.

Naminé nickte nur. „Das wird ein toller Aufenthalt werden!“
 

Überall von allen Seiten drangen die Stimmen zu ihnen.

Techi fühlte sie sichtlich unwohl, während all die Augenpaare sie beäugten.

Eridá sah aus, als wäre diese Stadt erbaut worden aus einem leuchtenden Stein, dem eine göttliche Kraft umgab.

„Ich will hier weg!“, zischte die Magierin leise und umfasste die Zügel ihres Pferdes fester. Die Priester und Heiler der Stadt waren an ihren weißen und goldenen Roben zu erkennen. Techi fiel an ihrer Kleidung sofort als Magierin auf.

Ich hätte mich umziehen sollen!, dachte sie und biss die Zähne zusammen.

„Wir werden in Eridá eine Weile verweilen. Hier gibt es viele Auftraggeber!“, sagte Efal nun. Der Elbenjäger saß im Sattel seines Pferdes und man sah ihm gar nicht an, das er vor wenigen Tagen noch im Krankenbett gelegen hatte.

„Natürlich … immer dieses dumme Geld!“, gab Techi eingeschnappt zurück und warf ihr langes, rotes Haar über die Schultern.

Naminé sah Raven und Sias schief an.

Die beiden schwiegen lieber zu diesem Thema.

Die Magierin hielt ihr Pferd nun an, als sie sah, dass jemand auf sie zurannte.

„Verschwinde du böser Dämon!“, rief dieser und schüttete ihr den Inhalt einer stinkenden Flüssigkeit entgegen.

Techi sah den Mann, der kaum älter als 30 sein konnte, geschockt an.

Mit einem Satz sprang die Elbin von dem Rücken ihres Pferdes.

Sie zog einen kleinen Dolch und ging auf den Menschen zu. Leise murmelte sie leise etwas und ihre Klinge begann Feuer zufangen.

„Dafür wirst du bezahlen“, knurrte sie und war im Begriff sich auf dem Mann zu stürzen, doch Sias packte sie und hielt sie zurück.

„Das wirst du schön sein lassen! Ich will hier keinen Ärger!“, sprach er ihr wütend zu und hatte sehr viel Mühe, die Magierin zu beruhigen.

Der Mann, der die Flasche nach ihr geschmissen hatte, war inzwischen verschwunden.

„Was ist das für ein stinkendes Zeug?“

„Weihwasser. Wahrscheinlich habe sie noch irgendwelche Kräuter hinzugefügt“, sagte Raven knapp.

Techi steckte den Dolch zurück und stieg wieder auf ihr Pferd.

„Und? Welchen Auftrag wollt ihr nun annehmen, Meister Efal?!“, fragte Sias den Elbenjäger schließlich, der langsam dies All hinter sich bringen wollte.

Efal grinste nur. „Der Friede in dieser Stadt ist sehr trügerisch. Es gibt viele hier, die endlich wollen das ein Krieg ausbricht. Wie wäre es, wenn wir einwenig dazu beitragen?“

Eine Magierin unter Priestern (überarbeitet)*

31.Kapitel

Eine Magierin unter Priestern
 

Techi beäugte alles um sich herum genau.

Die Magierin spürte die Blicke, die auf ihr lagen und sie war kurz davor, wie ein Vulkan auszubrechen.

Man besah sie wie ein Stück verdorbenes Fleisch, das man am liebsten in den nächsten Mülleimer geworfen hätte.

Ganz ruhig, Techi. Ganz ruhig, dachte sie und atmete ein paar Mal tief ein und aus.

Raven saß neben ihr und er sah ihr an, dass sie mit sich haderte.

„Vielleicht solltest du deine Kleidung wechseln?“, schlug er schwach vor.

Seine Worte bestrafen sie sofort mit einem wütenden Blick. „

Ich werde meinen Beruf nicht verleugnen!“, schrie sie an und einige Gäste des Gasthauses wandten sich zu der kleinen Gruppe um.

Sias und Naminé saßen gegenüber den beiden, während Efal sich in der Stadt aufhielt.

Die Waldelbin lächelte verlegen, als einige Priester zu ihnen sahen und leise murmelten. Naminé hatte sich ihr Gesicht, so wie ihre Hände, mit der Paste eingerieben, die ihr Haut heller machte.

Sias hatte darauf bestanden.

Der Elbenjäger schien nervös. Immer wieder sah er zu Techi, die ihm vorkam wie ein Fass, das jede Sekunde überlaufen würde.

„Wo bleibt Efal nur?“, nuschelte er leise und sah zu der Tür.

„Er wird bestimmt bald kommen“, sprach Naminé ihm gut zu und berührte seine rechte Hand. Der Jäger ließ sie gewähren.

„Wenn nicht, werde ich anfangen, ihn zu suchen.“

Die Waldelbin sagte darauf nichts. Von ihr aus konnte Efal ganz lange wegbleiben.

Doch leider erfüllte er ihr diesen Wunsch nicht.

Die Tür ging auf und er kam herein. Er trug zwei Bündel mit sich, die er auf den Tisch seiner Gefährten warf.

„Anschauen!“, sagte er an Techi und Naminé gewandt.

Die beiden Elbinnen warfen sich einen verwirrten Blick zu, bevor sie sich die Bündel besahen.

„Das ist nicht dein Ernst!“, schrie Techi laut und sie warf die Robe auf den Boden.

„Nein!“

Naminé nahm nur ihr Bündel und sah, dass es die gleiche Robe war.

Sie war schneeweiß und ohne jeglichen Schmuck oder Verzierung.

„Eine … Priesterrobe?“, fragte sie und sah Efal an.

Sein Gesicht war ausdruckslos. „Ihr beide werde die anziehen und ich schleuse euch als Novizen ein. Ihr beide werdet dort drinnen Intrigen spinnen und die Priester gegeneinander aufhetzten … und einige Adlige“, erklärte er.

„Morgen früh werde ich euch zum Tempel bringen!“

Ein lauter Knall schreckte sie alle auf.

Techi hatte mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Ihre blutroten Augen funkelten.

„Nein! Ich werde nicht mitgehen! Lieber sterbe ich.“

„Sprich dies lieber nicht zu laut aus. Einer der Priester hier könnte dir deinen Wunsch schneller erfüllen als dir lieb ist“, sprach Raven und lächelte leicht.

Techi ignorierte die Bemerkung.

„Ich werde nicht mitgehen!“, wiederholte sie erneut und die Elbin beugte sich soweit über den Tisch zu Efal, das ihre Gesichter nur noch wenige Millimeter auseinander waren.

„Techi … Lass es“, sprach Sias.

Seine Stimme klang ruhig und der Elbenjäger sah stur geradeaus.

„Geh mit.“

Techi sah ihn entgeistert an. „Sias! Was soll das?!“

Der Schwarzhaarige seufzte.

„Techi … tu, was er sagt. Geh mit Naminé mit. Du kannst es den Priestern heimzahlen und den Adligen, die diese Religion ausführen?“, schlug er ihr vor.

Die Magierin knirschte mit den Zähnen. Sie sah Hilfe suchend zu Naminé.

„Sag was, Waldelbin!“

Naminé hingegen sah sich unsicher um.

„I … Ich weiß nicht so recht.“

„Es gehört zu deiner Ausbildung! Du hast keine Wahl und du auch nicht, Techi!“, zischte Efal sie nun an.

„Ihr beide zieht die Kleidung an, und wir gehen morgen zum Tempel! Und wehe ihr verbockt es! Eine ganze Menge hängt von eurer Mission ab!“
 

Angewidert sog Techi die Luft ein.

Die Sonne war gerade am Aufgehen und ließ ihr noch kaltes Licht über die schlafende Stadt streifen.

Naminé, Sias, Efal und sie machten sich gerade auf den Weg zum Tempel, der als imposantes Gebäude dargestellt worden war.

Der Tempel war auf einem Platz, mitten in der Stadt. Ein Brunnen stand vor dem heiligen Gebäude, in dem viele kleine Fische schwammen.

Der Tempel war beeindruckend.

Er war riesengroß und viereckig.

Das Dach wurde von weißen Säulen gestützt, die außen um den Tempel herum angebracht worden waren.

Der Tempel bestand aus Marmor, wie der Rest der Stadt und Gold war überall eingearbeitet worden.

Naminé bekam große Ehrfurcht, als sie diesen sah$.

Der Vorplatz war friedlich, niemand war hier außer sie Vier.

Naminé klammerte sich an Sias rechten Unterarm fest.

Der 23-Jährige ließ sich nichts anmerken.

„Ich habe kein gutes Gefühl dabei“, flüsterte er seiner Freundin nun zu und Naminé sah ihn aus blauen Augen neugierig an.

„Wie meinst du das?“

„Ich weiß, was Efal vorhat. Ich weiß das euch eigentlich nichts passieren kann, aber … ich habe Angst, dass es schief geht.“

Naminé runzelte die Stirn. Efal hatte ihnen alle den Plan erklärt.

Raven würde sich 2 Wochen später als Novize einschleusen lassen und ihnen helfen. Innerhalb 1 Monates sollten sie die Mission erfüllen.

Naminé gefiel die Sache nicht, aber hatte sie auch eine andere Wahl?

Sie musste das tun, was Efal und Sias zu ihr sagten. Was das aber mit der Rache an Cyon zu tun hatte, verstand sie immer noch nicht.

Was hatten Sias und Efal vor, bevor sie Naminé die Wahrheit über seinen Mörder sagten?

„Wir beide werden aufpassen“, versprach Naminé ihm und lächelte Techi an, die ihr einen bissigen Blick zuwarf.

Sias seufzte und nahm seine rechte Hand in seine.

„Ich habe Angst um dich“, gestand er ihr nun.

Efal sah die beiden höhnisch an.

„Ich will nicht, dass du rein gehst.“

„Aber … Efal sagte das gehört zu meiner Ausbildung! Hast schon vergessen? Ich bin deine Schülerin, Sias! Auch wenn es nur zum Schein ist, ich will dies machen!“

Sias sah sie traurig an. Er küsste sie stürmisch.

Der ältere Elbenjäger räusperte sich.

„Seid ihr zwei fertig? Ich möchte endlich anfangen!“

Ohne auf eine Antwort, der beide zu warten, zog er Naminé einfach von Sias weg.

Die Waldelbin sah ihm wehmütig nach und sie hatte das Gefühl, das es lange dauern würde, bis sie ihn wiedersah.
 

Kerzen.

Überall Kerzen, die den langen schmalen Gang beleuchteten, den Naminé und Techi entlang geführt wurden.

Vor ihnen ging eine Priesterin, kaum älter als 28. Sie hatte kurze braune Haare und Augen, die fast schon weiß waren.

Naminé sah sich vorsichtig um. Sie konnte nichts erkennen.

Die Wände waren kahl und der Boden vor ihnen war aus kaltem Stein.

„Ist alles hier so … eintönig?“, fragte Naminé ihre Führerin plötzlich.

„Ja. Unsere Götter lehren uns ohne Hab und Gut zu leben, das von Wert ist. Wir besitzen nur Dinge, die wir brauchen.“

Na ganz toll!, dachte Techi und zupfte an ihrer Robe, die Naminé und sie trugen.

Der Stoff kratzte wie die Hölle.

„Wie sieht es mit … Freigang aus?“, fragte die Magierin nun und warf ihr rotes Haar, das sie zusammengebunden hatte, nach hinten.

Die Priesterin blieb plötzlich stehen und sah sie aus großen Augen an.

„F … Freigang? Als Novizen?“

„Ja“, antwortete Techi und wurde langsam ungeduldig.

„Nein. So etwas gibt es nicht! Ihr müsst euch zuerst vor unseren Göttern und vor uns anderen Priestern beweisen. Erst dann dürft ihr wieder hinaus.“

Die Magierin sah die Priesterin geschockt an.

Ihr Gesicht entgleiste und sie war kurz davor einen Zauber zu wirken, und sich auf die Frau zu stürzen. Doch Naminé hinderte sie daran.

Sanft, fast zögerlich schon, umfasste die Waldelbin ihre rechte Hand und drückte sie. „Beruhige dich, Techi. Wir schaffen das“, flüsterte sie ihr zu und die Priesterin sah die beiden argwöhnisch an.

Sie sah, dass etwas nicht stimmte.

Techi schloss die Augen und atmete tief durch. Sie nickte. Die Priesterin drehte sich um und setzte ihren Weg fort. Die Hochelbin riss sich von Naminé los und folgte der Frau.

Naminé tat es ihr gleich.

„Hier im Tempel werdet ihr andere Namen tragen“, verkündetet die Frau, als sie vor einem Zimmer ankamen, das die beiden miteinander teilen sollten.

„Und welche?“, fragte Techi und man sah ihr an das Sie mit ihrer Fassung kämpfte.

Die Priesterin sah die beiden eindringlich an.

„Du wirst den Namen Ourea tragen“, sagte sie zu Naminé, „und dich werde ich ab sofort Kyane nennen“, sprach die Frau zu Techi.

Die beiden unterschiedlichen Gefährtinnen nickten.

„Ich werde euch zum Abendessen rufen lassen!“

Techi, Kyane, ließ einen wütenden Schrei von sich, als die beiden in ihrem Zimmer waren. Voller Hass schlug sie mit der Faust gegen die Steinwand.

Naminé zuckte zusammen als sie einige Risse in der kalten, grauen Wand ausmachen konnte. Der Raum war klein, er reichte gerade aus für zwei Personen.

Zwei Betten befanden sich in diesem und an der Wand hing etwas, was Naminé nicht genau deuten konnte.

Es war ein Kreis, in dessen Mitte sich drei Striche trafen.

Um die Striche herum waren zwei silberne Drähte, die aussahen wie wellen.

Ein kleiner blauer Stein ragte dort hervor, wo die Striche sich in der Mitte trafen.

„Was ist das?“, fragte Naminé die Hochelbin, die sich auf ihr Bett gesetzt hatte und leise fluchte.

Techi sah auf und folgte Naminés Blick.

„Das Zeichen des Tempels. Sie beten unter diesem Ding! Es soll für die 3 Götter stehen, die unsere Welt erschaffen haben“, erklärte sie Naminé.

„In deinem Reich ist es nicht unüblich das über diesen Kult so wenig bekannt ist. Ihr verehrt Waldgeister, richtig?“

Naminé nickte.

„Die 3 Götter haben keine Namen. Angeblich wachen sie über uns und unsere Taten und bestrafen unsere Seele, wenn sie sich von unserem Körper löst.“

Techi lachte kalt auf.

„Ich glaube diesem Schwachsinn nicht! Magier lehren von Anfang das die Seele, nach dem Tod ihres Körpers, diesen verlässt und umherwanderte.

Es gibt keine Gnade und auch kein Reich, in das unsere Seele nach dem Tod fährt! Wir sind für immer hier auf dieser Welt!“

Naminé hatte ihr geduldig zugehört.

Das, was Techi erzählt hatte, passte einwenig zu ihrer Religion.

„Wir glauben daran das unsere Ahnen als Waldgeister wiederkommen und bei uns bleiben damit wir sie um Rat bitten können“, erklärte sie Techi schließlich.

„Glaubst du das dein Bruder auch einer geworden ist?“

Naminé zuckte zusammen und ihr Gesicht wurde eine Maske.

„I .. ich wünsche es mir. Doch ich weiß nicht, ob seine Seele stark dafür ist“, erklärte sie Techi und lächelte schwach.

Die Hochelbin sah sie stumm an. „Ich habe deinen Bruder zwar nie kennengelernt doch er muss dir sehr wichtig gewesen sein, wenn du seinen Tod so rächen willst. Ich bewunderte dich dafür, Naminé. Ich hätte nicht den Mut, die Kraft dazu jemanden zu Rächen den ich so geliebt habe. Ich glaube daran, dass seine Seele, in deiner Heimat, auf dich wartet, und dich freudig, empfanden wird."

Naminé sah die Elbin an. Noch nie hatte sie nette, freundliche Worte aus ihrem Mund gehört! Die Waldelbin spürte, dass eine Träne ihre rechte Wange hinab rann. Techi winkte mit der linken Hand.

„Fang bloß nicht das heulen an, ich werde dich nicht trösten!“

Ein Klopfen war an der Tür zuhören.

„Wir kommen!“, rief Techi und sie stand auf.

„Fangen wir mal an mit unserem Schauspiel. Machen wir das Beste daraus, obwohl es mich anwidert, mit diesen ungläubigen Idioten zuverkehren!“ „Danke.“

Die Hochelbin blieb stehen und drehte sich leicht zu Naminé um.

„Deine Worte … sie helfen. Danke, Kyane.“

Techi lächelte das erste Mal Naminé ehrlich an. „Keine Ursache, Ourea.“

Bete und arbeite (überarbeitet)*

32.Kapitel

Bete und arbeite
 

Naminé sah sich nervös um. Sie saß mit Techi und den anderen Novizen in einem großen Raum, der genau wie die anderen kahl war.

Nur das Zeichen ihrer Gottheit war als überdimensionale Skulptur an der Wand angebracht. Der Raum war als Speisesaal gedacht und überall standen Tische und Bänke.

Auf einem erhöhten Podest, das sich an der Wand befand, war ebenfalls ein Tisch mit einer langen Bank auf denen die Obersten des Ordens saßen.

Naminé sah auf ihr Essen hinab.

Es war ein grauer Brei der einfach widerlich schmeckte doch sie zwang sich zum Essen.

Techi saß neben ihr und sah sich immer wieder verstohlen um.

Die Magierin prägte sich jede Einzelheit ein.

Die anderen Novizen sahen die beiden Neuankömmlinge neugierig an, hüteten sich aber davor sich bemerkbar zu machen.

Als Naminé mit dem Essen fertig war, sah sie zu dem Podest, auf dem die Obersten saßen. Dort sah sie auch die Frau, die die beiden zu ihrem Zimmer gebracht hatte.

In der Mitte des Tisches saß eine Frau, die Naminé Angst machte.

Sie hatte harte Gesichtszüge und ihre kalten grauen Augen blickten wachsam umher.

Sie trug die gleiche schneeweiße Robe wie alle, nur eine Kette lag um ihren Hals.

Das Symbol ihrer Religion.

Plötzlich fiel Naminé siedend heiß ein, dass sie immer noch die Kette von Aryl trug - versteckt unter ihrer Robe.

Sie hoffte, dass sie niemand finden würde, denn ihr war dieses Schmuckstück sehr ans Herz gewachsen.

„Das da vorne muss die Ordensleiterin sein“, flüsterte Techi ihr nun leise zu und folgte Naminés Blick zu der Frau.

„Ihr arroganter Blick würde Sias alleine schon in die Tobsucht treiben“, sprach die Magierin weiter.

Naminé sagte nichts dazu.

„Ourea! Kyane!“

Die beiden Elbinnen wandten ihre Köpfe von der Oberin ab und sah die Frau an die hinter ihnen stand.

Sie war sehr blass und hatte im Gesicht unzählige Sommersprossen, während ihr langes rotblondes Haar zu einem Zopf geflochten war.

Sie konnte kaum älter sein als 17 Jahre.

„Mein Name ist Farida. Aufseherin Pia wünscht, dass ich euch den Tempel zeige“, sagte sie zu den beiden und man sie ihr an, dass sie nervös war.

Ihre hellblauen Augen huschten hin und her.

Techi und Naminé sahen sich kurz an, dann nickten sie und folgten Farida stumm.
 

Der Tempel war riesig.

Die Wände waren schneeweiß und sahen aus als wären sie aus Marmor.

Zusätzlichen waren sie mit goldenen Ornamenten verziert und in dem Raum standen drei Statuen, die die Götter darstellen sollten.

Naminé war fasziniert von der kuppelartigen Glasdecke, durch die man den Mond sehen konnte und die Sterne, die um die Wette funkelten.

Eine Statue stand auf dem Altar. Es war das Zeichen der Religion.

Lange Bänke waren mitten im Raum und einige Novizen beteten stummen. An der rechten, sowie an der linken Wandseite, war eine Art kleiner Holzschuppen mit zwei Türen.

„Was ist das?“, fragte Naminé Farida neugierig.

„Ein Beichtstuhl. Jeder Monat muss jeder Novize einmal seine Beichte ablegen.“

„B … Beichten?“, fragte Naminé und runzelte die Stirn.

Sie kannte so etwas nicht.

Farida sah sie an, als hätte man sie geschlagen.

„D … Du weißt nicht, was das ist?!“

„Nein.“

Farida seufzte tief. „Wenn man beichtet, gibt man all seine Sünde und Vergehen zu und hofft das unsere Götter uns sie vergeben werden. Nur einer unser Priester darf die Beichte abnehmen.“

Naminé nickte schließlich.

Techi ging zu einer Statue die einen Mann darstellte, der nur eine Tunika trug.

In der Hand hielt er einen Bogen und ein Pfeil lag in der Sehne, der auf die Decke zielte. Die Magierin besah sich die Statue aus Marmor.

„Ist das einer der Götter?“, fragte sie und versuchte die Arroganz in ihrer Stimme zu verbergen.

Farida nickte eifrig. „Ja! Das ist der Gott des Schutzes.“

„Und die anderen beiden?“, fragte Naminé nun zeigte auf die beiden übrigen Statuen, die in einiger Entfernung wegstanden.

Die beiden Statuen waren zwei Frauen, die einander sehr ähnelten.

Sie trugen ebenfalls wie die männliche Statue Tuniken.

Die eine hielt in der rechten Hand einen Krug und in der Linken ein Buch.

Die dritte Statue hielt in beiden Händen eine Schüssel mit Früchten.

„Die Statue mit dem Buch ist die Göttin der Weisheit, und die mit den Früchten ist die Göttin des Lebens“, erklärte Farida breit und man sah ihr an dass, sie darüber glücklich war, den beiden etwas über die Religion zu lernen.

Techi zog die Augenbrauen hoch und stellte die Frage, vor der sich jeder hütete: „Warum haben diese Götter keinen Namen? Ich finde es, idiotisch etwas anzubeten dessen Namen ich nicht einmal kenne!“

Faridas Gesicht entgleiste.

„Wie kannst du so etwas sagen?! Warum trittst du überhaupt den Orden bei, wenn du nicht daran glaubst! Was fällt dir ein!“

Einige der betenden Novizen hielten inne und sahen die Drei böse an.

Farida erschrak über ihr Verhalten und warf sich Richtung Altar auf den kalten Steinboden. „Ihr Götter! Bitte verzeiht mir meine Worte. Ihr wisst, wie es gemeint war.“

Techi sah Naminé an und zeigte ihr, mit der rechten Hand einen Vogel.

Farida stand nach einer ganzen Weile stummen Betens auf und strich sich die Robe glatt. „Verzeiht mir meinen Ausbruch“, sagte sie an die beiden gewandt und lächelte nun breit.

„Die Götter haben keinen Namen aus dem Grund, das man niemanden etwas einen Namen geben soll, was über einem im Leben steht.“

Techi wollte erneut etwas darauf erwidern, doch Naminé sah sie warnend aus blauen Augen an.

Farida erklärte den beiden noch einiges über die Religion und den Tagesablauf morgen.

Techi war darüber nicht begeistert.

Den ganzen Tag sollten sie nichts anderes tun als zu beten, arbeiten, schlafen und essen …

Ihr war jetzt schon kotzübel.

Farida lernte den beide noch schnell, die wichtigen Gebete bevor sie sich von den beiden verabschiedete.

Techi seufzte erleichter auf, als die nervige Novizin endlich weg war.

„Was wolltest du zu ihr sagen?“, fragte Naminé sie schließlich und fuhr durch ihr Haar.

Sie hätte es sich ein wenig schneiden lassen sollen, bevor sie sich auf dieses Abenteuer hier eingelassen hätte.

Techi legte den Kopf schief.

„Ich wollte ihr sagen das, wenn man niemand etwas einen Namen geben darf, was über einen steht, dann dürften rein theoretisch ein Meister z. B. auch keinen Namen tragen.“

Naminé blinzelte leicht. Sie verstand, auf was die Hochelbin hinauswollte.

„Diese Religion ist Schwachsinn und vor allem die Gebete! Pah! Ich werde diesen Tempel niederbrennen, wenn wir das erreicht haben, warum wie hier sind!“

„Was müssen wir gleich wieder tun?“, fragte die Waldelbin dumm und grinste.

Techi erwiderte ihr Grinsen. „Wir müssen Zwietracht stiften. Ich glaube das wird leichter als gedacht. Wenn diese Farida schon ausflippt, wenn man die Götter beleidigt will ich nicht wissen was passiert, wenn wir das bei den Oberen ebenfalls versuchen.“ Die Elbenjägerin in Ausbildung seufzte tief. „Ich will zurück zu Sias!“
 

Efal lacht laut, während er den nächsten Krug Met trank.

Sias sah ihn angewidert an. Der Elbenjäger schämte sich für das Verhalten seines früheren Meisters.

Sein Lachen hallte laut durch den ganzen Gastraum.

Sias hatte ihn mehr als einmal ermahnt er sollte endlich mit dem Trinken aufhören, aber er hätte genau so gut auch mit einer Wand reden können.

„Willst du nicht auch einen Schluck nehmen, Si?“, fragte Efal ihn und schlug ihn auf die rechte Schulter. Der Elbenjäger begann zu husten.

„Siehst du das Mädchen bei den Händlern dort drüben? Ist sie nicht hübsch? Die wäre viel besser für dich als dieses Spitzohr!“

Sias seufzte.

„Lass das, ja? Ich liebe sie verstanden? Nur weil du nie viel Glück mit Frau hattest, heißt, dass nicht dass ich das gleiche Pech haben muss.“

Efal hörte auf zu lachen und sah ihn wütend an.

„Du bist doch schuld, dass es keine mit mir länger als drei Tage ausgehalten hat.“

Sias lächelte nur. „Nun … ich weiß eben, wie man etwas vergrault.“

Efal rollte nur mit den Augen und begann weiter zu trinken.
 

Techi spielte mit ihren Haaren, während der Priester vorne auf der Kanzel stand und etwas über die drei Götter erzählte.

Die Magierin hörte den Priester nicht zu.

Sie dachte ständig daran, wie sie am schnellsten aus dem Tempel wieder verschwinden konnte …

Sie sah Farida, die Novizin von gestern und ein böser Gedanke kam ihr.

Sie grinste breit.

Als die Predigt geendet hatte, standen Techi und Naminé schnell auf und waren unterwegs in den Speisesaal. Viele der Novizen blieben noch im Tempel, um zu beten.

„Wir beiden haben heute doch Gartendienst, oder?“

„Ja … warum?“

„Und diese Farida doch auch, richtig?“

„Worauf willst du hinaus, Techi?“, fragte Naminé die Hochelbin schließlich.

„Wir müssen doch Zwietracht sähen, oder? Ich glaube Farida wäre genau die Richtige dafür.“

Das Spiel beginnt... (überarbeitet)*

33.Kapitel

Das Spiel beginnt …
 

Cirras glockenhelles Lachen drang durch den ganzen Raum.

Kerzen brannten auf dem gedeckten Tisch, an dem sie mit Kaeló saß.

Der Beratersohn hatte die junge Elbin zu sich eingeladen. Cirra hatte sich über das Angebot sehr gefreut, doch natürlich war Linth darüber nicht begeistert gewesen.

Sie hatte ihrem Bruder aber nach langem Überreden dazu gebracht, sie gehen zu lassen.

Er würde sie um Punkt 12 Uhr abholen, so als wäre sie ein kleines dummes Mädchen.

Das Lachen der junge Elbin verstummte und sie sah Kaeló eindringlich aus blauen Augen an. Sie lächelte und beugte sich weiter über den Tisch zu ihm vor.

Sie hatte sich extra ein weißes Kleid angelegt, das ihre Figur betonte. Sie verfolgte einen Plan, von dem Linth nichts wusste. Er würde durchdrehen, wenn er davon erfuhr.

„Warum habt Ihr mich eingeladen?“, fragte sie den brünetten Elben geradeheraus und stützte ihren Kopf auf ihre rechte Hand ab.

Kaeló nahm einen tiefen Schluck aus seinem Weinglas und stellte es geräuschvoll auf den Holztisch ab.

Eine Weile lang spielte er mit dem Stiel des Glases.

„Warum wollt Ihr dies wissen?“, fragte er dumm und grinste.

Cirra beugte sich weiter zu ihm vor. „Ich bin eine junge Alleinstehende Frau und Ihr seid ein junger Alleinstehender Herr, ihr müsst doch einen Grund haben, warum Ihr mich zu Euch einladet.“

Kaeló hörte auf mit dem Weinglas zu spielen und sah Cirra nun lange an, bevor er etwas sagte: „Ihr seid klug, Mylady. Das wusste ich von dem ersten Moment an, als ich Euch sah“, gestand er ihr schließlich.

Der junge Elb stand auf. Er drehte Cirra den Rücken zu und ging auf ein Fenster in seinem Zimmer zu.

Er sah lange hinaus, bevor er das Wort erneut an Cirra richtete: „Ich weiß, dass Euer Bruder eine große Bürde für Euch trägt. Ihr seid die erste Prinzessin, die mit nach dem Erreichen der Volljährigkeit den Thron der Hochelben besteigt.

Euer Bruder lenkt in der Zeit, in der ihr noch zu jung dafür seid, die Geschicke des Landes. Glaubt ihr, dass er das Richtige tut?“

Cirra nahm ebenfalls einen Schluck aus ihrem Weinglas.

„Was meint Ihr damit? Ich vertraue Linth. Ich würde meine Hand für ihn ins Feuer legen.“ Kaeló lachte leise.

„Nur eure Hand? Mit einer Hand kann man weiterleben, warum würdet Ihr Euch nicht mit Eurem ganzen Körper ins Feuer legen?“

Cirra sog kurz die Luft ein. „Ihr wisst, wie das gemeint ist. Linth ist mein ein und alles! Ich würde mehr für ihn tun, als Ihr Euch vorstellen könnt!“

„Würdet Ihr auch die Marionette in seinen Fängen spielen?“

Cirra zuckte zusammen und sah Kaeló erschrocken an.

„S … Seine Marionette?“

„Ja. Ich habe eine Frage an Euch: Was dürft Ihr ohne die Erlaubnis Eures Bruders? Sagt es mir.“

Cirra überlegte fieberhaft, aber ihr viel kein Grund ein.

„….Ich darf nichts tun ohne seine Zustimmung“, gestand sie schließlich beschämend und ließ den Kopf sinken.

Kaeló drehte sich nun um. Er schritt auf die Elbin zu.

„Seht Ihr? Wie wollt Ihr einmal ein Land regieren, wenn Eurer Leben Euch nicht einmal wirklich gehört? Wollt Ihr immer die Untergebene Eures Bruders sein?“

Cirra hob den Kopf und sah Kaeló fest an. Der Elb stand direkt neben ihr.

Sein Gesicht war ausdruckslos.

„Nein … das nicht, aber ich bin meinen Bruder etwas schuldig … und ich brauche seine Hilfe“, flüsterte sie nach einer Weile und schloss kurz die Augen.

„Ihr solltet Euch nicht an Schuldgefühle klammern“, sprach der Elb sanft zu ihr.

„Ihr seid viel zu kostbar dafür.“

Die Minderjährige wollte etwas erwidern, doch ein Klopfen an der Tür ließ sie schweigen. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat Linth ein.

Seine smaragdgrünen Augen sahen Kaeló abstoßend an. „Seid ihr zwei fertig?“, fragte er herablassend und sah Cirra an. Die Prinzessin stand schnell auf und nickte.

„Es war nett von Euch mich einzuladen. Ich danke Euch dafür“, sagte sie und verneigte sich vor Kaeló.

Der Sohn eines Berater winkte nur ab. „Es war mir eine Ehre, dass Ihr gekommen seid und …“, seine braunen Augen durchbohrten sie, „denkt über das nach was ich Euch gesagt habe.“
 

Stumm folgte Cirra ihrem Bruder hinaus aus dem Herrenhaus.

Der Palast der Hochelben ragte wie ein strahlender Stern auf einem Hügel über die Hauptstadt.

Das Herrenhaus von Kealós Vater befand sich nahe an einer Klippe, etwas außerhalb der Stadt.

Cirra sah die Stadt und vereinzelt brannten noch Lichter in den Häusern.

Es sah märchenhaft aus.

„Cirra!“

Die Elbin erschrak und sah ihren Bruder an.

Der stand genervt von einer prächtigen Kutsche, die von zwei weißen Pferden gezogen wurde. „Hör auf zu träumen und komm endlich! Du musst ins Bett!“

Wütend sah sie ihren Bruder aus blauen Augen an.

„Ich bin kein kleines Kind! Ich bin fast erwachsen!“

„Ja … wie du aber sagst, nur fast! Und solange du minderjährig bist, trage ich die Verantwortung für dich! Dieses Treffen mit Kaeló war eine Ausnahme und diese wird sich auch nicht mehr wiederholen. Und jetzt steig ein!“

Cirra murrte leise, bevor sie das tat, was ihr Bruder sagte.

Kaum saßen die beiden in der Kutsche setzte diese sich in Bewegung.

Cirra sah stur aus dem Fenster und betrachtete die nächtliche Landschaft.

„Ich muss dir noch etwas sagen“, begann Linth schließlich.

„Und was?!“, giftete seine kleine Schwester ihn an.

„Ich weiß, wo Sias ist und ich weiß auch was er vorhat.“

„Wo ist er?“

„In der Stadt der Priester“, sagte der Prinz nach einer Weile.

Seine Schwester horchte nun auf. „Das ist nicht dein Ernst!“

„Doch! Wie wäre es, Cirra? Wir sollten unseren Plan nun endlich zu Ende führen.“

Die rothaarige Elbin grinste nun. „Von mir aus.“
 

Naminé stöhnte laut auf und ließ den Korb aus geflochtenen Weiden auf dem Boden fallen.

Ich glaube mein Kreuz bricht bald, dachte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Sie befand sich mit Techi, Farida und ein paar anderen Novizen im Garten des Tempels.

Dieser befand sich hinter dem Tempel und war von einer hohen weißen Mauer umgeben.

Die Sonne prallte von Himmel hinab und die Elbin würde sich am liebsten zurück in ihr Zimmer verziehen, doch wenn sie das tat, würde sie eine Strafe erhalten.

Die junge Elbin seufzte und beugte sich hinab.

Ihre Knochen knacksten wie bei einer alten Frau.

Naminé war harte Arbeit nicht mehr gewohnt.

Sie machte sie daran, einige Rüben aus dem Boden zu ziehen. Sie sollte diese danach in die Küche bringen. Seit 3 Stunden tat sie nichts anderes.

Naminé spähte kurz zu Techi hinüber.

Die Hochelbin rannte mit einer Gießkanne hin und her. „Ich hätte mit ihr tauschen sollen“, knurrte sie leise und legte eine Rübe in den Weidenkorb.

Ihr beiden Hände waren verdreckt und Naminé hoffte, das sie diesen Dreck wieder wegwaschen konnte.

„Wenn du noch langsamer arbeitest, kriegst du kein Abendessen!“, sagte Techi tadelnd zu ihr und schüttelte den Kopf.

Sie nahm ihre Gießkanne und goss etwas Wasser über Naminé.

„Hey!“

Die Waldelbin sprang auf und ihre Robe sog sich mit Wasser voll.

Techi grinste und beugte sich zu ihr vor. „Du willst dir doch die leckere Steckrübensuppe nicht entgehen lassen!“

Naminé funkelte sie an. „Wenn du diese Rüben sosehr liebst, dann mach du doch weiter und ich gieße für dich!“

Techi schüttelte erneut den Kopf.

„Nein. Das ist meine Aufgabe, Naminé. Soweit ich weiß, sind nach den Steckrüben die Gurken dran.“

Naminé knurrte genervt. „Du könntest mir helfen! Gießen ist nicht gerade ein Job, der so schwer ist.“

Die Magierin winkte ab. „Ich muss mich bei Farida einschleimen“, sagte sie als Ausrede. „Nach dem was du zu ihr gesagt hast, würde es mich nicht wundern, wenn sie überhaupt nichts mehr mit dir redet.“

Die Hochelbin lächelte nur. „Lass das nur meine Sorge sein“, sagte sie und begann die Pflanzen im Garten weiter zugießen.

Naminé seufzte nur tief und ging wieder ihrer Erntearbeit nach.
 

Endlich, als die Sonne versank, lehnte sich Naminé erschöpft gegen eine Wand in der Küche. Gerade noch hatte sie die geernteten Lebensmittel zu der Chefköchin gebracht.

Diese hatte ihr zwar eine Standpauke gehalten, das wegen ihr das Essen mit zwei Stunden Verzögerung fertig sein würde, doch das interessierte die Elbin nicht wirklich.

Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, das Farida an ihr vorbeihuschte und ebenfalls einen Korb mit Gemüse hereintrug und ihn neben Naminés abstellte.

„Ourea! Geht es dir nicht gut?“, fragte die Novizin sie sofort.

Naminé blinzelte leicht. „Nein … alles in Ordnung. Die Sonne macht mir nur ein wenig zuschaffen.“

„Du bist eine Waldelbin, richtig?“

Naminé zuckte zusammen.

Eigentlich hätte sie früher damit rechnen müssen, immerhin hatte sie seit der Wüstenstadt ihre Haut nicht mehr mit der Paste beschmiert.

Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie noch etwas davon hatte.

„Ja … warum?“

Farida lächelte.

„Du verstehst dich gut mit Kyane, obwohl sie eine Hochelbin ist? Eure Völker hassen sich eigentlich doch.“

„Nun ja … Kyane und ich machen aus der Not eine Tugend. Keiner von uns beiden kennt hier jemanden, und immerhin sind wir beiden gemeinsam eine Weile lange Zeit gereist.“

„Eine der Schwestern hat mir erzählt das euch zwei Männer bei eurer Aufnahme begleitet haben. Stimmt das?“

Naminé lief leicht rot an. „Ja … das stimmt.“

„Waren das eure Ehemänner oder eure Brüder?“

„Was?!“, entfuhr es Naminé und ihre blauen Augen sahen sie entsetzt an.

. „Nein … verheiratet könnt ihr nicht sein, sonst hätten sie euch niemals aufgenommen. Seid ihr beide überhaupt noch Jungfrau?“

Naminé lief knallrot an. Sie öffnete den Mund aber es kam nur Gestammel daraus hervor.

Zu ihrem Glück erschien Techi in der Küche.

„Da bist du ja! Ich habe dich schon überall gesucht. Hallo Farida“, sagte Techi, bevor sie Naminé am rechten Arm packte und mit sich zog.

„Was machst du nur wieder du dumme Nuss! Ich wollte mich mit Farida unterhalten.“

„Sie hat sich mehr mit mir unterhalten als ich mit ihr …“, warf Naminé ein und sah sie unschuldig an.

„Egal! Ich werde heute beim Abendessen mit ihr reden. Weißt du, was es gibt?“

„Steckrübensuppe.“

Verrat mir alles! (überarbeitet)*

34.Kapitel

Verrat mir alles!
 

Linth drehte Cirras Kugel in seinen Händen hin und her.

Die Glaskugel war durchsichtig und der Prinz sah Cirras Gesicht leicht verzehrt dadurch an.

„Wie lange beobachtet du schon Sias dadurch?“

„Seit er damals gegangen ist“, gestand sie ihrem Bruder schließlich und lief leicht rot an. Linth übersah es.

„Kannst du auch hören, was er sagt?“

„Nein. Nur sehen, wo er ist.“

Linth verzog kurz die Mundwinkel. „Eigentlich habe ich mir mehr erhofft, aber das reicht auch.“

Cirra strich sich durch ihr rotblondes Haar.

„Es tut mir ja so leid, das ich nicht über so viele Hexenuntensilien verfüge“, gab sie leicht bissig zurück.

Linth warf die Kugel kurz in die Luft und fing sie wieder auf.

„Es genügt“, wiederholte er und warf seiner kleiner Schwester die Kugel zu.

Geschickt fing die junge Hochelbin diese auf.

„Ich will, dass du mir jemanden in dieser Kugel zeigst.“

„Und wem?“

Linth legte den Kopf leicht schief und grinste breit.

„Einen sehr alten Freund von mir. Wir brauchen ihn für unser kleines Spiel.“
 

Efal summte leise ein Lied vor sich hin, während er mit Raven durch die Stadt wanderte.

Sias hatten sie im Gasthaus gelassen, der Elbenjäger hatte heute keine Lust darauf durch die Straßen der Stadt zu wandern.

Raven hingegen war ganz begeistert von der Stadt.

Überall sah er kleine Läden und Stände, in denen sie Dinge für seine Tränke und Salben anboten.

Doch leider machte ihm auch wieder die Hitze zuschaffen.

Der Eisnomade seufzte tief und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Bin ich froh, wenn wir wieder im Gasthaus sind“, sagte er und lächelte Efal schwach an.

Der Elbenjäger nickte nur.

„Kannst du keinen Trank brauen, der dir hilft die Hitze besser zu ertragen?“, fragte Efal in schließlich und blieb an einem Stand stehen, der Waffen hatte.

Raven schüttelte den Kopf.

„Nein. Leider gibt es so etwas nicht. Doch ich könnte ein wenig experimentieren …“

„Lass das lieber. Am Schluss jagst du noch das Gasthaus in die Luft.“

„Ja. Da hast du recht“, sagte Raven schließlich und lächelte unbesonnen.

„Ich werde mich daran setzen, wenn wir Eridá verlassen haben!“

Efal rollte mit den Augen.

Er ist eindeutig verrückt, stellte der Elbenjäger fest und strich über den Griff einer sehr hochwertigen Waffe.

Raven stand ein wenig abseits und sah Efal neugierig zu.

„Warum brauchst du ständig Waffen?“, fragte der Alchemist ihn nun.

„Ich habe dich noch nie töten gesehen. Hast du eigentlich jemals einen Elben umgebracht?“

Efal zuckte zusammen. Seine grünen Augen funkelten den Jüngeren wütend an.

„Was fällt dir ein, mir so etwas zu unterstellen!“

Raven hingegen sah ihn unbeeindruckt an.

„Ich frag doch nur. Ich hab dich noch nie einen Auftrag annehmen sehen.“

Efal kniff kurz die Augen zusammen.

„Ich töte nur, wenn auch das Geld dafür stimmt“, erklärte er schließlich.

Raven zog die Augenbrauen hoch.

„Wie kann man nur ständig auf das Geld aus sein.“

Efal ignorierte die Bemerkung und besah sich die Waffen genauer.

Er fand eine dicke lange Nadel aus Metall, die oben eine dünne Klinge hatte, die man kaum erkennen konnte.

Efal grinste.

Diese Waffe wäre perfekt, um dem Spitzohr seinen kleinen langen Hals umzudrehen, dachte sich Efal und ließ die Waffe durch seine Hände wandern.

„Wie viel wollt ihr dafür?“, fragte er den Händler.

Es war ein älterer Mann, dessen Haut sonnengegerbt war.

Überall an den nackten Armen sah man kleine silbrige Narben.

„Ihr wollt diese Nadel?“

Efal nickte. War der Mann etwa begriffsstutzig?

„Diese Nadel heißt umgangssprachlich Nëalië. Assassinen benutzen diese Waffe, gerne um ihre Opfer im Schlaf damit zu töten. Man kann die feine Klinge mit einem Gift versehen, man sollte dieses sich aber lieber von einem Alchemisten zusammenbrauen lassen. Ich würde kein Gekauftes nehmen. Man hat nur Scherereien damit. Sie ist leicht zu verstauen und sehr scharf. Passt auf das ihr selbst nicht die Klinge berührt. Der Preis beträgt 34 Silbermünzen.“

Efal hatte dem Mann geduldig zugehört.

„34 Silbermünzen … Ein wenig teuer. Mit 29 würden wir ins Geschäft kommen.“

Der Mann sah ihn eindringlich an. „29 Silbermünzen nur?! Mein Herr das ist viel zu wenig! Der Import dieser Waffe ist schon sehr teuer! Ich lasse diese Stücke extra in einer fernen Stadt in einem Orientland anfertigen, die die Handwerker hier sind viel zu unfähig dafür! 31 Silbermünzen!“

Efal überlegte kurz dann nickte er schließlich. „Gut. Ich kaufe sie Euch ab.“

Das Geld wechselte den Besitzer und Efal verstaute die Nadel in einen langen Stoffbeutel, dem ihn der Händler dazuschenkte.

Er verabschiedete sich von dem älteren Mann und setzte seinen Weg fort.

Er fand Raven bei einem Stand mit Seifen, die der Eisnomade neugierig ansah.

„Das wäre etwas für Naminé und Techi! Ich glaube ich nehme den beiden jeweils ein Stück mit“, sagte er freudig, als er Efal sah.

Der Elbenjäger zuckte nur mit den Mundwinkeln, während Raven sich zwei Stück Seife aussuchte.

Eines in der Form eines grünen Blattes, das nach Minze roch, und das andere in der Form einer Rose, dessen Geruch Efal stark nach Himbeeren erinnerte.

Als Raven seinen Einkauf getätigt hatte, gingen die beiden zurück ins Gasthaus.

Der Alchemist beschloss sich zu Sias in den Schankraum zu setzten, während Efal in dem Zimmer verschwand.

Er wollte jetzt alleine sein.

Seufzend setzte er sich auf sein Bett und packte die Waffe aus. Er hielt sie ins Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel.

Er grinste, als die Sonne sich in der Klinge widerspiegelte.

„Ein schönes Spielzeug, Meister Efal.“

Der Elbenjäger grinste, wandte aber den Blick nicht von seiner neuem Spielzeug ab.

„Es ist lange her, Linth.“

Der Elb stand mitten im Raum, oder besser gesagt sein Abbild.

Er sah aus wie ein Geist und das Sonnenlicht ließ ihn noch durchscheinender aussehen, als er sowieso schon war.

„Ich weiß, Meister Efal. Ich hatte noch keine Zeit mich bei Euch zu melden.“

Efal sah nun auf und erwiderte Linths Blick. Die smaragdgrünen Augen wirkten entschlossen. „Was willst du hier, Linth? Warum wagst du es überhaupt, diesen Zauber anzuwenden? Was ist, wenn ihn jemand spürt?“, fragte ihn der 32-Jährige und er klang vorwurfsvoll.

„Ich möchte die um einen Gefallen bitten“, sagte Linth nun und ging auf Efal zu. Er beugte sich zu dem Meister ein wenig vor.

„Ich möchte, dass du mir etwas verrätst.“

Efal runzelte die Stirn und lehnte sich ein Stück in sein Bett zurück. „Und was soll ich dir verraten?“

Linth grinste nun. „Ich will alles wissen!“

Efal wiegte den Kopf hin und her. „In Ordnung, aber unter einer Bedingung.“

„Und diese wäre?“

„Du kennst doch Naminé, oder? Die neue Gespielin von Sias.“

Linth nickte. „Ja ich kenne sie. Was ist mit ihr.“

Efal stand auf und trat hinter Linth. „Ich verrate dir alles und du sorgst dafür, dass Naminé nicht mehr in Sias nähe kommt. Du darfst sie gerne mit zu dir nehmen und mit ihr machen, was du willst, einverstanden?“

Der Hochelb nickte. „Gut. Und jetzt fangt bitte an, Meister Efal.“
 

Resigniert stocherte Naminé in ihrem Essen.

Es war, wie erwartete, eine Steckrübensuppe. Sie nahm einen Löffel davon, verzog aber sofort wieder das Gesicht.

Es schmeckte bitter und selbst ein Pfund Pfeffer und Salz hätte nichts dagegen ausgerichtet. Sie legte den Löffel beiseite und schob den Teller ein wenig weiter weg von sich, bevor sie sich aufrecht hinsetzte und auf ihre Hände hinabsah.

Ihre Hände waren voller Stiche, kleinen Schwellungen und noch ein wenig Dreck übersäht. Die Waldelbin seufzte und sah zu Techi, die gegenüber von ihr saß.

Diese aß ihr Abendmahl, doch Naminé sah, wie die Gefährtin das Gesicht verzog.

Neben Techi saß Farida. Diese warf Naminé einen missmutigen Blick zu, als sie den vollen Suppenteller sah, der kaum berührt war.

Soweit Naminé wusste, hatte irgendeiner der drei Götter etwas gegen übergelassenes Essen. Soll sie diesen Fraß doch selbst essen!, dachte sich die junge Elbin und spielte mit den Gedanken ihre Suppe in eines der geweihten Becken in der Kirche zu entleeren.

Doch mit einem Teller quer durch das Kloster zulaufen, sah auch bescheuert aus.

Plötzlich schlug sie jemand hart gegen ihr rechtes Bein.

Naminé wollte schmerzhaft aufschreien, als sie Techi Blick sah.

Techi machte eine kurze Kopfbewegung in Richtung Speisesaalausgang.

Naminé verstand und stand auf. Techi folgte ihr.

„Was ist?“, fragte Naminé die Magierin neugierig.

Die Rothaarige lächelte.

„Wir sollten zur Kirche gehen und dort beten“, schlug sie vor.

Naminé sah sie entsetzt an. „B … Beten? Du willst beten? Wolltest du nicht erst gestern noch alles anzünden.“

Techi räusperte sich.

„Also bitte. So etwas würde ich niemals tun. Du weißt doch, dass ich alles für die drei Götter tun würde“, sagte sie gespielt ergeben und zwinkerte ihr zu, als Farida hinter den beiden vorbei ging.

Naminé verstand und unterdrückte ein Stöhnen, bevor sie der Hochelbin folgte, die schon vorgegangen war.
 

Als die Gebetsstunde beendet war, wollte Naminé aufstehen, doch Techi packte sie am linken Handgelenk und zog sie wieder nach unten.

Die Waldelbin sah sie genervt an.

Sie wollte endlich ins Bett und hatte keine Lust mehr auf diesen Schwachsinn!

„Farida!“, zischte Techi ihr zu und die roten Augen sah sie eindringlich an.

Ich komm mir langsam vor wie ein Spielball, dachte sich Naminé.

Sie und Techi beteten weiter, oder besser gesagt taten weiter so, bis sich Farida ebenfalls von ihrem Platz erhob und die Betstätte verließ. Techi und Naminé folgten ihr.

„War das nicht wieder ein glorreicher Tag? Wir sollten den Göttern ständig dankbar dafür sein“, sprach Techi zu Farida, als die beiden Elbinnen neben ihr hergingen.

Naminé unterdrückte es, sich zu überergeben.

Das war eines der schleimigsten Dinge, die sie je gehört hatte.

Farida sah die beiden fragend an, bevor sie nickte.

„Ja. Du hast völlig recht. Wie ich sehe, fängst du langsam an dich den Göttern zu öffnen. Nur deine Freundin hingegen hat noch nicht ganz den Sinn verstanden.“

In Faridas Stimme lag leichter Spott und sie sah dabei Naminé an.

Die Elbin wollte etwas sagen, doch Techi kam ihr zuvor: „Ach sie braucht immer solange um sich an etwas Neues zu gewöhnen. In ein paar Tagen wird sie gehorsamer sein als ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird.“

Naminé zog die Augenbrauen hoch.

Farida sah Naminé immer noch an. „Wenn nicht, werde ich der Oberin sagen, dass sie mehr Demut lernen muss!“

„Demut?! Ich soll Demut vor 3 Marmorstatuen zeigen und einer Skulptur die aussieht als hätte sie ein 2-Jähriger gemalt? Sicher nicht!“

Techis Gesicht entgleiste nach Naminés Worten, genau, wie Faridas.

Naminé hingegen sah stur drein. „Na?! Hat es dir die Sprache verschlagen, Betschwester?!“, fragte sie nun Farida und ging einen Schritt auf sie zu.

Farida sah sie immer noch entsetzt an.

Techi sah aus wie eine Statue, doch wegen etwas anderes.

Sie sah eine Frau auf die Drei zukommen, die sehr nach der Oberin des Ordens aussah.

Techi las in deren Gesicht, das sie jedes Wort verstanden hatte, was Naminé so eben gesprochen hatte.

Freiheit (überarbeitet)*

35.Kapitel

Freiheit
 

Der Blick der Oberin ruhte streng auf Naminé.

Die Waldelbin saß vor der Oberin in deren Arbeitszimmer. Die blondhaarige Elbin hatte ihr Kinn trotzig vorgestreckt und die Arme vor die Brust verschränkt.

Naminé fröstelte es leicht. Das Zimmer der alten Frau war kahl.

Außer dem Schreibtisch zwei Stühlen und das Zeichen der Gottheit, das an der Wand war, befand sich nichts in diesem Raum.

Die Oberin hatte ihr graues Haar zu einem Knoten noch oben gesteckt.

Sie trug eine schlichte weiße Robe ohne jeglichen Schmuck.

Eine Kette, das Zeichen der Gottheit, ruhte auf ihrer Brust.

Die grauen Augen wirkten kalt, hart.

„Ourea … du weißt, warum du hier bist?“, fragte die Oberin sie nun.

Sie faltete ihr Hände ineinander. Diese waren übersäht mit Altersflecken und in ihrem Gesicht waren schon viele Falten zu sehen.

Naminé überlegte, kurz bevor sie antwortete: „Nein. Ich habe keinen blassen Schimmer“, erwiderte sie schließlich.

Die Oberlippe der Frau bebte, doch sie beherrschte sich. „Du hast unsere Gottheit beleidigt. Das Heiligtum unser Religion und dies als Novizin! Weißt du, dass ich dich für das hängen lassen kann?!“

Naminé zuckte nur mit den Schultern.

„Dann tut es, wenn ihr euch traut! Ich wurde dazu gebracht, gegen meinen Willen, in diesem Tempel einzutreten und meine Gefährtin auch!“, gestand sie nun.

Die Elbin hatte langsam die Nase voll! Sie wollte zurück zu Sias und nicht mehr hier in diesem kalten Gemäuer verbringen in das kein Licht drang.

Clarissa, die Oberin, öffnete die Augen weit als sie die Worte der Waldelbin vernahm.

„Du wagst es so mit mir zu reden?!“, schrie sie sie an und die Knöchel ihrer Hände traten weiß hervor, als sie diese fest ineinander drückte.

Naminé grinste nun und beugte sich leicht zu ihr vor.

„Natürlich! Für mich ist diese Religion eine Beleidigung, genau wie für meine Zimmergenossin. Am liebsten würde ich diesen ganzen Schuppen hier abreißen!“

Erneut wollte Clarissa etwas sagen, als ganz zaghaft an die Tür geklopft wurde.

Nach einigem Zögern ging die Tür nun auf und Farida trat ein. Sie war sehr blass.

Naminé, die sich leicht umgedreht hatte, sah hinter ihr Techi stehen.

Die Augen der rothaarigen Elbin huschten unruhig hin und her.

„O … Oberin Clarissa … ein … ein junger Mann wartet in der Halle auf Nami …. Ich meine auf Ourea und Kayne“, erklärte die junge Novizin ihr erscheinen und sah beschämt auf den Boden.

„Ein junger Mann?“, fragte Clarissa und sie sah Naminé verwundert an.

Das Herz der Elbin schlug mit einem Mal schneller. „Sias …“, flüsterte sie leise.

Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf und lief aus dem Zimmer.

Clarissa und Farida riefen ihr etwas nach, doch sie hörte es nicht.

Techi warf den beiden Frauen einen spöttischen Blick zu, bevor sie Naminé folgte.
 

Naminé rannte kreuz und quer durch die Gänge.

Ungefähr wusste sie noch, wo die Halle war, durch die sie damals das Kloster betreten hatte. Sie fand den richtigen Gang und stieß die schwere Tür gewaltvoll auf.

Grelles Licht trat ihr entgegen und es blendete sie für einen kurzen Moment, bevor sie die Gestalt erkannte, die mit dem Rücken zu ihr stand und gedankenverloren an einer Pflanze rumzupfte, die es in dieser Halle unzählig gab.

„Sias!“

Der schwarzhaarige Elbenjäger zuckte zusammen, als er die Stimme Naminés vernahm. Leicht irritierte drehte er sich zu ihr.

Schneller als er sehen konnte schlang die junge Elbin ihren Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Tränen traten in ihre Augen und sickerten in seine dunkle Kleidung.

Sie schluchzte.

Der 23-Jährige umarmte sie erst nach einer ganzen Weile und drückte sie an sich.

Techi stand im Türrahmen und grinste breit.

„Na? Holst du uns ab? Habt ihr zwei nun gemerkt, dass diese Idee einfach nur bescheuert ist?“, stichelte sie leicht.

Sias seufzte und sah Techi aus blauen Augen ausdruckslos an. „Nicht ganz.“

Naminé drückte sich fester an ihn. Sie hatte ihn so vermisst. Seinen Geruch, seine Stimme …

„Was soll das heißen?“, fragte Techi und ging auf Sias zu.

Der junge Mann entfernte Naminé vorsichtig von sich.

Er wischte ihr einige Tränen aus dem Gesicht, bevor er sie sanft auf die Stirn küsste.
 

„Es gibt ein kleines Problem. Efal zieht nicht mit. Ich will diesen ganzen Schwachsinn abbrechen. Es bringt einfach nichts. Wenn er Zwist sähen will, sollte er lieber bei einem der Ratsmitglieder anfangen als anstatt euch beide hier es ihm Kloster tun zulassen“, erklärte er schließlich.

„Dann hol uns hier raus! Gib nicht auf das, was Efal sagt! Das sprichst du doch selbst ständig.“

Sias nickte schließlich. „Ja, du hast recht. Ich konnte ihn dazu bringen, dass ich eine von euch hier rausholen darf.“

Sias sah nun Naminé an und lächelte.

Techi nickte. Es war ihr klar gewesen, dass er sich für Naminé entscheiden würde.

„Wirklich?“, fragte Naminé ihn nun und sah ihn verblüfft an.

„Ja. Wirklich.“

Ein Jubelschrei kam ihr über die Lippen, bevor sie ihn stürmisch küsste.

Jemand räusperte sich. Naminé und Sias sahen zu Techi, die nun nicht mehr alleine da stand. Die Oberin und Farida standen neben der Magierin.

„Du wirst schön hierbleiben, du Ketzerin!“, sprach Clarissa nun und ging auf die beiden Verliebten zu.

Sias stellte sich schützend vor Naminé und legte seine rechte Hand an den Griff seines Schwertes.

„Waffen sind im Tempel nicht erlaubt!“, rief Farida nun und folgte Clarissa.

Zögerlich ließ Sias sein Schwert wieder los.

„Ich werde sie mitnehmen, Frau Oberin. Naminé hat hier in diesem Tempel nichts verloren.“

„Das glaube ich eher nicht! Sie ist eine Waldelbin! Ihr Glaube ist eine Schande für alles auf dieser Welt! Ich werde es ihr austreiben!“

Techi sah die Oberin leicht schief an. „Dann müsst Ihr das mit mir auch tun. Das könnte schwer werden“, bemerkte sie leicht bissig. Clarissa ignorierte diese Bemerkung.

„Naminé wird mit mir mitkommen. Sie will keine Novizin mehr sein. Fragt sie selbst!“, erwiderte Sias erneut.

Die Oberin zitterte leicht vor Wut. Ihr Kopf war hochrot. „Sie bleibt hier!“

Ein lauter Knall fegte durch den Raum. Techi hatte die Schnauze voll!

Sie hatte eine Kugel erschaffen, die sie durch die Halle geworfen hatte. Diese war geplatzt.

„Ihr werdet sie gehen lassen! Bestraft mich für ihr Verhalten! Ich habe sie dazugebracht, so gegen Eure Götter zu reden!“

Farida und Clarissa sahen die Magierin an.

Alle beiden waren bleich wie der Schnee selbst. Die roten Augen Techis funkelten.

Die Oberin nickte schließlich. „Gut … du wirst ihre Worte ausbaden müssen“, sagte sie an Techi gewandt. Die Hochelbin nickte.

Clarissa wandte sich nun an Sias.

„Ihr könnt sie mitnehmen. Aber wenn sie einen Fuß nur in die Nähe dieses Gebäude setzt, werde ich sie aus dieser Stadt verbannen lassen! Und jetzt verschwindet!“

Sias nickte, während er Naminé sanft an der rechten Hand nahm und sie aus der Halle führte. Naminé sah Techi an.

Die Magierin lächelte leicht. „Macht euch um mich keine Sorgen! Ich komme klar!“, rief sie den beiden nach, bevor die Tür zum Tempel in das Schloss fiel und der Blick auf Techi ihr genommen wurde.

Naminé wandte den Kopf nach vorne und schloss die Augen, als der Wind durch ihr Gesicht streifte.

Sie war endlich wieder frei.
 

Sias und sie gingen stumm Hand in Hand durch die Stadt.

Viele Menschen sahen Naminé verwundert an, als sie ihre Kleidung sahen.

Sie schämte sich deswegen und sah zu Boden.

Ihre Kleidung befand sich im Gasthaus bei ihren Sachen.

Im Tempel befand sich nichts, was ihr gehörte.

Sias sah, dass sich die Elbin unwohl fühlte.

„Wir sind gleich da und dann kannst du dich umziehen“, flüsterte er ihr leise zu und drückte ihre Hand fester. Die blondhaarige Elbin nickte stumm.

Naminé kam es wie eine Ewigkeit vor, als sie endlich das Gasthaus betraten.

Sie war froh das sich niemand im Schankraum befand und die beiden somit ungestört nach oben gehen konnten.

„Efal und Raven sind unterwegs“, erklärte Sias ihr, als sich Naminé im leeren Zimmer umsah. Sie nickte zögerlich, bevor sie einige Kleidungstücke aus ihrem Rucksack hervor kramte.

Sias ließ sie alleine in ihrem Zimmer und die Elbin zog sich um.

Als sie endlich wieder ihre normale Kleidung trug, atmete sie tief aus.

Erst jetzt merkte sie, dass sie wirklich aus diesem Tempel heraus war.

Frisch umgezogen und voller Erleichterung verließ sie das Zimmer und sah Sias an, der vor der Tür geduldig gewartet hatte.

„Endlich bin ich diesen Fetzen los!“, sagte sie laut und streckte sich.

„Das glaube ich dir sofort.“

Naminé lächelte. „Und? Was machen wir jetzt?“

„Wir suchen Raven und Efal. Die beiden werden sich freuen.“

Die Waldelbin verzog kurz das Gesicht.

„Efal und freuen? Er wird mich eher davon jagen.“

Sias nahm ihre rechte Hand und drückte sie fest.

„Er wird dich niemals davon jagen, dafür Sorge ich.“

Erste Schritte (überarbeitet)*

36.Kapitel

Erste Schritte
 

Raven lächelte unbesonnen, während die weiblichen Novizen sich um ihn scharrten und ihn mit Fragen löcherten.

Der Alchemist hatte sich, wie Efal es geplant hatte, als Mönchsanwärter im Orden eingeschmuggelt.

Es war alles glatt gelaufen, und man hatte ihm sogar in dem Trakt gesteckt, in dem die Mädchen waren!

Die Begründung, dazu war gewesen, da Raven mehr wie eine Frau aussah, als wie ein Mann und, das er von der körperlichen Statur her für die männlichen Novizenaufgaben, nicht geeignet war.

Raven fand, das diese Anmerkung ziemlich beleidigend war, doch anderseits sah er so Techi wieder.

Naminé war schon seit einiger Zeit wieder zurück bei Sias.

Raven hatte ihr das Stück Seife geschenkt, worüber sie sich sehr gefreut hatte. Raven war froh das Naminé nicht mehr im Kloster war.

Früh hatte er erkannt, dass dies nichts für die Waldelbin war.

Der Weißhaarige 23-Jährige nickte immer wieder, während die Mädchen mit ihm sprachen. Ein ganzes Rudel hatte sich um ihn versammelt.

Durch eine kleine Lücke sah er Techi. Die Magierin saß neben einer 17-Jährigen, die rotbraunes Haar hatte.

Immer wieder spähte diese, wahrscheinlich war es Farida, wie er von Naminé wusste, zu Raven hinüber.

Der Blick, den Techi ihm zu warf, war belustigend.

Er sah, wie ihre roten Augen förmlich loderten wie Feuer. Raven verkniff sich ein Grinsen.

Plötzlich zog eine blonde Frau, kaum älter als er selbst, an seinem rechten Ärmel.

Sie sah ihn aus großen blauen Augen an.

„Äh … ja. Was ist los?“, fragte er sie sanft und lächelte.

Die junge Frau sah ihn weiterhin an, bevor sie schließlich lächelte.

„Das ist Sam. Sie ist stumm“, erklärte ein Mädchen hinter Raven und sah sie leicht spöttisch an. „Ignorier sie einfach.“

Einige andere Mädchen lachten.

Sam sah leicht beschämt zu Boden und Raven bildete sich ein, eine Träne zu sehen.

„Könnte ich mich dich kurz ausleihen, Novize Tai.“

Raven horchte auf und sah zu Techi. Tai war sein Novizenname im Orden.

Techi wirkte ruhig, doch Raven kannte sie.

Dies war die Ruhe vor dem Sturm.

Er nickte und stand auf. Die anderen Novizen sahen den beiden unschlüssig nach.

Raven und Techi gingen einige Zeit stumm nebeneinander her, bis die beiden in der Kirche ankamen.

Diese war leer. Sehr gut , dachte Techi.

Blitzschnell packte sie Raven am Kragen seiner Novizenkleidung und presste ihn gegen die Steinwände. Raven blinzelte leicht und … lächelte!

„Was fällt dir ein dich bei diesen dummen, gottesanbetenden Schnepfen einzuschleimen!“, zischte sie ihn wütend an und ihre beiden Gesichter waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt.

„Efal findet dass du mit dieser Aufgabe ziemlich …Überfordert bist. Deswegen soll ich dir dabei helfen. Du siehst das diese Mädchen mir aus der Hand fressen. Dir hingegen folgt nur diese Farida, und sie scheint mir mehr dein Wachhund zu sein. Also … finde dich damit ab, Magierin! Ich bringe das fertig, was du nicht kannst.“

Techi sog scharf die Luft ein. Dieser kleine Wurm, der nicht einmal eine Stunde in der prallen Sonne überleben würde, maßte sich an so mit ihr zu reden!

Raven sah, wie das Gesicht der Magierin immer mehr entgleiste. „Du … Du ….!“

Die Hochelbin ließ ihn los.

Sie drehte sich kurz um, doch nur um mit der rechten Hand auszuholen und ihm einen Schlag ins Gesicht zugeben.

Raven stöhnte auf, als er den Schlag spürte und Blut aus seiner Nase lief.

Sofort hielt er sich die Hände fürs Gesicht. Blut rann zwischen seine Finger hinab auf den Boden.

Techi sah ihn angewidert an. „Du Schwächling! Lässt dich von einer Frau schlagen! Weißt du was? Ich gehe jetzt! Viel Spaß noch bei deinem Auftrag!“, spie sie ihm wütend entgegen, bevor sie die Kirche verließ.

Raven schloss kurz die Augen. Der Schlag war nicht so schlimm gewesen, wenn da nicht ihre Worte gewesen wären.

Sie saßen mehr als dieser Schlag.

Der Alchemist hörte Schritte. Es war ihm egal.

Wenn jemand ihm sah, würde er behaupten er sei ausgerutscht und hingefallen.

Die Schritte verstummten. Direkt vor ihm.

Er bemerkte, dass zwei kleine Hände sich nach seinem Gesicht ausstrecken.

Plötzlich durchdrang ein grelles Licht seine Augenlider.

Erschrocken riss er diese auf und sah Sam vor sich.

Die Gleichaltrige sah ihn aufmerksam an.

Sie deutete auf seine Nase. Raven tastete sie ab und spürte … nichts!

Er sah auf den Boden und auf seine Hände. Das Blut … alles war weg.

„D … Du kannst Magie wirken?“, fragte er Sam fassungslos.

Diese nickte mit dem Kopf und lächelte schwach, dann legte sie ihren rechten Zeigefinger auf ihre Lippen.

Raven verstand. „Gut. Ich sage es niemanden.“

Sam nickte ihm dankbar zu. Sie machte eine kurze Geste und Raven erklärte ihr knapp, dass er Techi von früher kannte und das sie deswegen auf ihm losgegangen war.

„Du erzählst es aber niemanden, oder?“, fragte er sie keck.

Sam schüttelte den Kopf und deutete auf ihre Lippen.

Dann verabschiedetet sich sie von ihm und verließ die Kirche.

Raven sah ihr kurz nach, bevor er ebenfalls seinen Dienst antrat.
 

Linth stand im Schatten eines Hauses und beobachtete die beiden ganz genau.

Naminé und Sias saßen an einem Brunnen in einem weitläufigen Hof, der zum Gasthaus gehörte. Die Waldelbin ließ ihre rechte Hand durch das Wasser gleiten, während Sias neben ihr mit dem Rücken am Brunnen saß.

Der Elbenjäger hatte die Augen geschlossen und genoss die warmen Strahlen der Sonne.

Naminé warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie begann, etwas von dem Brunnenwasser auf ihm zu werfen.

Sias schreckte hoch aus seinem kleinen Nickerchen und sah Naminé an.

Diese grinste, bevor sie zu lachen begann. Sias sagte etwas zu ihr, doch Linth verstand es nicht. Die Elbin zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Sias stand auf und beugte sich zu ihr vor.

Er küsste sie.

Linth biss die Zähne zusammen.

Er kochte vor Wut, warum wusste er auch nicht. Vielleicht lag es daran, dass er nicht wollte, das Naminé, das gleiche widerfährt wie seiner Schwester.

Er trat aus dem Schatten seines Versteckes.

Naminé flüsterte Sias leise etwas zu, der darauf hin nur lachte.

Er wollte sie erneut küssen, als er Naminés Blick sah.

Er war starr vor Angst.

Der Elbenjäger drehte sich um und sah die Gefahr.

Linth trug einen langen wallenden Mantel über seiner edlen weißen Kleidung.

Sias sprang sofort auf und umklammerte den Griff seines Schwertes, des Er an der rechten Seite trug. Er war jeden Moment bereit es zu ziehen.

„Verschwinde Elbenprinz!“, zischte er ihm zu.

Linth ignorierte die Geste und ging unbeirrt weiter auf die beiden zu.

„Ich habe einen Auftrag für dich. Eher gesagt habe ich einen für deine Schülerin! Du bildest sie doch aus, oder?“

Sias blaue Augen sahen ihn entsetzt an. „Wie bitte?! Was soll das?“

Linth holte einen Beutel voll Geld hervor und warf ihn vor Sias auf dem Boden.

„Dort drin sind 30 Goldmünzen. Ich habe mich informiert. Dies ist der Beitrag für den Auftrag eines Schülers.“

„Nimm dein Geld und verschwinde!“, zischte ihm Sias entgegen und ein metallisches Schaben erklang, als er sein Schwert ein Stück herauszog.

Linth redet einfach weiter: „Ich möchte das Naminé jemanden für mich töten. Ein Priester in dieser Stadt. Er ist mir schon seit Langem ein Dorn im Auge. In 5 Tagen will ich das sein Kopf vor meinen Füßen liegt.“

„Verschwinde endlich!“, sprach Sias erneut zu ihm. Sein Geduldsfaden riss bald.

Naminé zitterte leicht vor Angst.

Sie hatte jedes Wort verstanden, doch so recht wollte es nicht ihn ihrem Kopf Platz finden. „I … Ich soll jemanden … töten?“, fragte sie nun fast atemlos und Angst schwang in ihrer Stimme mit.

Linth sah sie aus grünen Augen herausfordernd an.

„Ja. Wo liegt das Problem? Als Schülerin darfst du ebenfalls Aufträge ausführen. Dies ist dein Erster. Du solltest Stolz darauf sein!“

Naminé wollte etwas erwidern, doch Efal, der aus dem Gasthaus trat, kam ihr zuvor: „Sie wird es tun. Seid versichert. Ich werde Acht auf sie geben.“

Die Waldelbin und Sias drehten sich um und starrten Efal an.

Der Meister grinste breit und nickte Linth knapp zu.

„In 5 Tagen bin ich wieder hier. Dann will ich seinen Kopf hier sehen. Der Name des Priesters lautet Amon. Du wirst ihn leicht finden, Naminé. Ich wünsche dir viel Erfolg“, sprach er zu ihr bevor sich umdrehte und verschwand.

„Bist du wahnsinnig!“

Sias ging auf seinem Meister zu, die Hand immer noch am Griff seines Schwertes.

„Naminé wird niemanden töten!“

Efal zog ein verächtliches Gesicht.

„Sie ist offiziell deine Schülerin, also wird sie diesen Auftrag durchführen! Ich erwarte von dir das Du sie dabei unterstützt! Oder willst du das euer kleines Spiel vorbei ist?“, warf er ihm vor und grinste hämisch.

Naminé trat auf ihm zu. Sie sah Efal entsetzt an.

„I … Ich werde ihn nicht töten“, stammelte sie und die Waldelbin umklammerte Sias rechten Arm. Er spürte, wie sehr sie zitterte.

Efal seufzte tief.

„Gut. Wenn du das nicht tust, dann werde ich dich töten, verstanden? Du wirst mit mir morgen diesen Amon suchen und dann besprechen wir weiteres, Spitzohr! Du wolltest doch unbedingt eine Elbenjägerin werden, jetzt hast du deine Bewährungsprobe bekommen“, warf er ihr lachend vor, dann verließ er die beiden alleine.

Sias schluckte schwer.

„Du musst es tun“, sagte er plötzlich.

„Warum? Kannst du das nicht tun?“, bat ihn Naminé und sie umklammerte ihn fester.

„Nein. Ich darf dir nur Tipps geben, sonst nichts.“

„W …Was passiert, wenn ich mich weigere?“

Sias sah sie nun an. Seine Augen sahen sie schmerzend an.

Er strich ihr ein Haar aus dem Gesicht gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn.

„Wenn du es nicht tust, dann muss ich dich töten. Ich muss das tun, wenn ich als Meister versage.“

Wie ich Efal traf (überarbeitet)*

37. Kapitel

Wie ich Efal traf
 

FürNicoNicoNito. Ich hoffe das Kapitel gefällt dir ;)
 

(Achtung! Erinnerung)
 

Gedankenverloren saß Naminé auf einem Fensterbrett in ihrem Zimmer und starrte in den verregneten Tag hinaus.

Die blauen Augen der 14-Jährigen wirkten leer. Der Regen prasselte gegen die Scheibe und es hörte sich an, als würden Kieselsteine dagegen prallen.

Naminé seufzte und strich ihr langes rotes Kleid glatt. Sie spielte mit der weißen Schleife, die sie um ihre Hüfte trug.

„Naminé! Jetzt komm endlich!“, rief jemand laut und es wurde gegen ihre Zimmertür gehämmert.

Das Elbenmädchen schreckte hoch. Sie hatte die Zeit völlig vergessen!

Sie sprang von ihrem Fensterplatz, strich ihr schulterlanges, blondes Haar, kurz glatt, bevor sie auf die Tür zu trat.

Aryl stand dort und sah sie leicht nervös an.

„Dein Vater schimpft, seit über einer halben Stunde, dass du endlich kommen sollst!“

Naminé schluckte.

„I … Ist er schon … eingetroffen?“, fragte sie zögerlich.

Aryl nickte. „Ja! Cyon wartete ebenfalls auf dich!“

Die Blondhaarige verzog das Gesicht und sie folgte Aryl in dem Empfangssaal.

Dort warteten alle schon ungeduldig auf sie.

Ihre Eltern und Cyon saßen an einem Tisch, der in der Mitte des Saales stand.

Es war ein kostbarer Tisch aus Mahagoni der mit Blattgold verziert war.

Der Raum war allgemein sehr prunkvoll eingerichtet.

Im Kamin brannte ein Feuer.

Noch eine Person saß an dem Tisch. Naminé kannte den jungen Mann nicht.

Er war mindestens 7 Jahre älter als sie.

Naminé murmelte leise eine Grußformel auf Elbisch und verneigte sich leicht.

Ihre Familie betrachtete sie aufmerksam.

Der 21-Jährige Elb stand nun auf und trat Naminé entgegen.

Sie sah ihn ein wenig ängstlich an. Er hatte kurze, dunkelbraune Haare und grüne Augen, die mit schwarzen Sprenkeln versehen waren.

Der Elb begrüßte sie ebenfalls auf Elbisch.

„Mein Name ist Reje. Dein Vater hat mir schon viel über dich erzählt.“

Naminé lächelte ihn schwach an.

Die Elbin hatte schon vorher gewusst, wer er war.

Reje. Der Mann, den ihr Vater ihr ausgesucht hatte.

Den Mann, den sie heiraten sollte, wenn sie 16 wurde.

Sie verstand nicht, was ihr Vater an ihm fand. Er hatte ihr erzählt das Rejes Eltern einige Ländereien besitzen, die am Ende des Waldelbenreiches liegen.

Er war reich, hatte einen guten Ruf und war unverheiratet.

Das war das Einzigste was für ihren Vater zählte.

Naminé machte einen Knicks und stellte sich ebenfalls vor. Reje nahm ihre rechte Hand und küsste ihre Handrücken.

Die 14-Jährige errötete sofort und ließ sich von Reje auf ihrem Platz geleiten.

Cyon warf ihm aus hellgrünen Augen einen wütenden Blick zu.

Er mochte es nicht, wie Reje seine Schwester berührte. Er war einfach zu alt für sie, fand er. Doch seinen Vater interessierte dies nicht.

Er hatte nur geantwortet, dass ihre Mutter 7 Jahre jünger war als er selbst.

Cyon schnaubte. Er gab sich damit nicht zufrieden!

Er strich durch sein leicht grünliches Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte.

„Wie weit liegen Euren Ländereien von hier entfernt, Fürst Reje?“, fragte Cyon ihn nun und verbarg nicht sein Misstrauen.

Reje, der immer noch Naminés Hand hielt, sah nun zu ihrem Bruder.

„Meine Ländereien liegen etwa 6 Tagesreisen von hier entfernt, Cyon“, antwortete er fast schon spöttisch.

Cyon lächelte. „So weit weg? Warum sucht ihr euch nicht eine Frau, die näher bei euch wohnt?“, fragte er nun und legte seinen Kopf auf die Hände, die er ineinander faltete.

„Eure Schwester gefällt mir eben sehr. Sie ist mir damals vor 2 Jahren beim Herbstfest in Lie aufgefallen“, erklärte er schließlich.

Cyons Vater warf ihm einen warnenden Blick zu, während seine Mutter das Schauspiel lächelnd betrachtete.

„Damals war Naminé 12 … Schaut Ihr Euch gerne minderjährige Elben an?“, fragte Cyon nun und grinste breit.

Rejes Gesicht entgleiste.

„Du … Du wagst es mir so etwas zu unterstellen?!“, schrie er ihn nun an und Reje verlor fast die Fassung. Sein Kopf lief rot an, vor Wut.

Naminés Bruder lächelte scheinheilig. Er wollte etwas sagen, doch Naminés Vater ließ seine Faust wütend auf die Tischplatte knallen.

„Cyon! Ich verbiete es dir so mit einem Gast zu reden!“, schrie er ihm nun an und seine blauen Augen funkelten.

Reje stand auf.

„Ich ziehe mich auf mein Zimmer zurück. Ich werde mir das mit der Hochzeit noch einmal überdenken.“

Ohne ein weiteres Wort ging er.

Naminés Vater sah ihm fassungslos nach.

Die beiden Geschwister warfen sich erst vielsagende Blicke zu, bevor sie laut zu lachen begannen.

Naminés Mutter schüttelte nur den Kopf.

„Ihr seid mir ja zwei! Cyon! Schäm dich!“, sagte sie zu ihrem Sohn und tadelte ihm gespielt. Cyon zwinkerte Naminé zu.

„Ich werde nicht zulassen, dass dieser Kinderliebhaber dich bekommt.“
 

(Erinnerung Ende)
 

„Hör auf zu Träumen!“

Efals schneidige Stimme riss Naminé aus den Gedanken.

Sie duckte sich gerade noch unter seinen Schwertschlag hindurch und parierte die Klinge, die ihrem Hals gefährlich nahe kam.

Naminés Arme zitterten und Schweiß rann ihren nackten Ellenbogen hinab. Überall juckte es. Die Waldelbin hatte sich wieder die Paste aufgetragen, die sie zu einer Hochelbin machte. Efal hatte darauf bestanden.

Es war ein Befehl gewesen.

Naminé löste den Schwertstreich auf und trat einige Schritte zurück.

Sie atmete schwer.

Es war schon kurz nach Mittag. Die beiden trainierten seit heute Morgen, ohne Pause. Während Naminé sich der Hälfte ihrer Kleidung entledigt hatte und nur noch in einer kurzen Hose, barfuß, und einem kurzärmeligen Seidenhemd kämpfte, trug dieser immer noch seine ganze schwarze Montur und sie sah keine Schweißperle auf seiner Haut.

Er muss doch fast umfallen vor Hitze!, dachte sie erschöpft.

Ihr Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, der auf ihrer linken Brust ruhte.

„Sagt mir Meister der unbarmherzigen Schwerthiebe, wann werdet Ihr mir endlich eine Pause vor Eurem erhitzten Gemüt geben?“, fragte sie ihn nun klang leicht spöttisch.

Es macht ihr Spaß diese gehobene Ausdrucksweise zu benutzen.

Efal sah sie böse an, während er kurz über die Schwertklinge mit der linken Hand fuhr.

„Ich kann dir auch die Zunge rausschneiden, wenn du noch einmal so etwas zu mir sagst, Spitzohr. Aber Sias wäre nicht erfreut darüber“, erwiderte er mit einem bösen Grinsen. Naminé schnaubte.

Sias. Er hielt sich im Hintergrund.

Er stand im Schatten eines Pfirsichbaumes, der im Hinterhof des Gasthofes stand, und sah den beiden zu. Er bewegte sich und sagte auch nichts.

Der 24-Jährige sah aus wie eine Statue.

Naminé schielte kurz zu ihm. Sie wusste nicht, was in ihm vorging.

Efal griff erneut an.

Naminé bemerkte es gerade noch und wehrte ihn ab. Dabei rutschte sie aus und fiel auf den Boden.

Efal wirbelte mit seinem Schwert herum und hielt ihr die Spitze dorthin, wo ihr Herz war. Sias rührte sich.

„Ich könnte dich jetzt töten, Spitzohr! Doch ich mache es nicht. Ich weiß, dass du diesen Amon nicht töten wirst, dafür bist du viel zu schwach. Ich will sehen, wie du versagst und wie Sias dich dann für dein Versagen mit dem Tod bestrafen muss! Darauf freue ich mich schon, seit ich die das erste Mal gesehen habe“, raute er ihr zu.

Er drehte sich um und verstaute sein Schwert.

„Wir sind fertig für heute. In 3 Stunden werde ich mir diesen Amon mit dir ansehen“, sagte er noch, dann verschwand er im Gasthaus.

Naminé atmete tief aus, bevor sie sich aufrichtete.

„Ich hasse ihn“, zischte sie und war den Tränen nahe.

Sie wollte Amon nicht töten! Sie seufzte und löste den Zopf. Ihre langes, blondes Haar fiel wie ein Wasserfall ihren Körper hinab.

Naminé ging zu Sias und lehnte erschöpft ihren Kopf gegen seine Brust.

Der Elbenjäger blieb ruhig stehen.

„Wie hast du es nur all die Jahre mit ihm ausgehalten?“, fragte sie ihn nun.

„Ich weiß es selbst nicht mehr“, antwortete er ihr schließlich.

Er verkrampfte sich plötzlich. „Ich habe einfach mein Gehirn … abgeschaltet, als ich zu ihm kam.“

Naminé sah zu ihm und sah ihn aus blauen Augen an.

„Wie kamst du zu Efal? Du hast es mir immer noch nicht erzählt.“

„Efal hat mich in Nâge gefunden, auf der Straße. Es war … ein schlimmer Tag“, erklärte er ihr karg.

Naminé sah ihn immer noch an. „W … Würdest du es mir bitte genauer erzählen?“, bettelte sie nun und gab ihn einen Kuss auf sein Kinn.

Sias seufzte tief und legte den Kopf in den Nacken.

„Ja … ich erzähle dir davon.“
 

Ein Blitz fuhr den Himmel hinab und erhellte kurz seine Umgebung.

Der Regen prasselte auf ihm nieder und durchnässten seine Kleider.

Sein kurzes schwarzes Haar klebte an seinen Kopf und seine blauen Augen sahen sich aufmerksam um. Der 9-Jährige Sias stand in einer Gasse und wartete.

Er wusste das bald jemand kommen würde, den er ausnehmen konnte.

Er grinste. Der Junge möchte zwar sein Dasein als Straßendieb nicht, aber was blieb ihm anders übrig?

Seine Eltern waren früh gestorben und er hatte keine Verwandten.

Anders als das Leben auf der Straße war für ihn nicht infrage gekommen.

Ihm fröstelte es langsam. Er stand schon zu lange hier im Regen.

Sias freute sich schon auf ein warmes Feuer, das in seinem Versteck auf ihm warten würde.

Plötzlich hörte er ein Geräusch.

Stiefelschritte.

Das Warten hatte sich doch gelohnt!

Er presste sich eng an die Hauswand und beobachtete die Gestalt, die immer näher kam.

Als der Mann an ihr vorbei ging, tat er so als würde er stolpern und hielt sich an dem langen Mantel des Mannes fest.

Geschickt löste er den Lederbeutel mit dem Geld und versteckte ihn unter seinen Wanst.

Es war so einfach …

„Es tut mir Leid mein Heer“, entschuldigte sich Sias und huschte an ihm vorbei.

Der Mann rief ihm irgendwelche Verwünschungen nach, dann drehte er sich um und ging seinen Weg weiter.

Er hatte nichts bemerkt.

Sias schlenderte auf die Straße, die nun menschenleer war.

Er ging in Richtung Kirchplatz. Ab und zu sah er sich um ob er nicht vom irgendjemand verfolgt wurde.

Sias bog um eine Ecke, als ihm jemand am Kragen packte. Kraftvoll wurde er gegen eine Hauswand gepresst.

„So du kleine Ratte! Gib das Geld her!“, zischte ihm eine bekannte Stimme ins Ohr, während Sias spürte, das jemanden einen Ellenbogen in seinen Rücken drückte.

Sias schluckte schwer.

Es war Uwe, der älteste der Straßenkinder der sich als Chef aufspielte.

„Gib mir das Geld und ich lasse dich ziehen!“, forderte Uwe erneut von ihm und drückte ihn fester gegen die Hauswand.

Sias nickte mehrmals und Uwe ließ ihn los.

Kaum spürte der 9-Jährige den Druck nicht mehr, duckte er sich an Uwe vorbei und rannte los.

„Du Mistkerl! Bleib stehen!“, rief ihm der Ältere nach und er folgte Sias.

Sias war kleiner und leichter als er, also auch viel schneller.

Er bog in die nächste Gasse ab und schon hatte er Uwe abgehängt, doch dort blieb er abrupt stehen als er sah das dort etwas am Boden lagen.

Sias bremste vor dem Ding ab und ihm wurde schlagartig kalt, als er sah, was dort vor ihm lag.

Es war ein Elb! Seine Augen starrten leeren zum Himmel hinauf, während überall Blut an ihm haftete, und sich einiges schon in den Ritzen der Pflastersteine gesammelt hatte.

Sias wich erschrocken zurück, als er die schwarze Rose sah, die die Leiche fest umklammert in der linken Hand hielt.

Sias wurde übel und er wich einige Schritte zurück, bis er gegen etwas weiches warmes prallte.

Verschreckt der er sich um und starrte den Mann an.

Sias schätzte ihn auf knapp 25 Jahre, vielleicht sogar noch jünger.

Er trug schwarze edle Kleidung, verziert mit silbernen Borten.

Ein langer dunkler Umhang schützte ihm vor Regen und Wind.

Die Augen waren smaragdgrün und glühten förmlich in der Dunkelheit der Nacht.

Sein schwarzes Haar war nass vom Regen.

„Hast du dich verirrt, mein Kleiner?“, sprach der unbekannte Mann zu ihm und lächelte breit. Sias Blick huschte zu dem Schwert auf seiner rechten Seite.

Der Griff war voller Blut. Frisches Blut.

Der kleine Dieb schluckte schwer.

„J … Ja mein Herr. M … Meine Eltern sind vorgegangen und ich habe es nicht bemerkt. Ich bin wohl eine Gasse zu früh abgebogen“, nuschelte er und wollte an dem Elbenjäger vorbei gehen, doch dieser umschloss seine linke Schulter grob.

„Lüg mich nicht an, Knirps! Ich weiß, wer du bist, Sias Straßenjunge. Ich beobachte dich schon eine ganze Weile lang. Eigentlich wollte ich mich nicht so bei dir vorstellen.“

Der Elbenjäger räusperte sich und verneigte sich leicht.

„Mein Name ist Efal, und wie du bestimmt schon gesehen hast, bin ich Elbenjäger.“

Efal richtete sich wieder auf und beugte sich zu Sias hinab.

„Ich mache dir einen Vorschlag, mein Kleiner: Ich mache dich zu einem Elbenjäger, was hältst du davon? Du wärest weg von der Straße und würdest dein eigenes Geld mit einem Handwerk verdienen, das nicht so unüblich ist. Du bist klein und flink, das ist sehr gut! Na? Was sagst du?“

Sias sah Efal aus großen blauen Augen an. Weg von der Straße, weg von Uwe und seinen Kumpanen

… Was gab es Schöneres? Doch der Preis dafür war hoch … er sollte fremde Wesen töten!

Sias sah Efal nun vorsichtig an.

Efal bemerkte es und lächelte schief.

„Das Töten ist leichter, als du denkst, Sias. Komm mit mir und du wirst ein ehrbares Leben haben.“

Sias sah ihn immer noch an, bis er schließlich nickte und so war der Pakt zwischen Lehrer und Schüler beschlossen.
 

Naminé saß inzwischen am Boden, mit dem Rücken am Stamm des Baumes gelehnt.

Sie hatte ihrem Geliebten aufmerksam zugehört.

„Das ist … grausam“, antwortete die Elbin schließlich.

„Die Wahl, die er dir gelassen hat. Es ist grausam. Entweder auf der Straße sterben oder andere töten.“

Naminé schüttelte sich.

„Ich weiß, Naminé. Doch ich glaube du hättest dich ebenfalls dafür entschieden, wenn du an meiner Stelle gewesen wärest.“

Die Elbin sah zu ihm auf. Er lehnte immer noch am Baumstamm.

„Ja … da könntest du recht haben.“

Die Tür zum Hinterhof ging auf und Efal trat heraus.

„Los komm Spitzohr! Gehen wir zu Amon!“
 

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Wie schon oben steht ist das Kapitel für NicoNicoNito :)

Ich glaube das sich schon mehr gefragt haben wie Sias zu Efal kam und das ist ein kleiner Einblick dazu.

Und jetzt Werbung für meinen Debütroman >Liryá< http://www.aavaa.de/fantasy/lirya-1 der am 25.April erschienen ist.

Wenn ihr Geschichten über Drachen, Magie und Liebe mögt, dann kann ich es euch nur empfehlen. Das ganze Buch war auch schon mal auf Animexx unter den Titel Die Magierin , on.

Vielleicht kennt es der ein oder andere noch ^^

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zufinden und das Buch wird in ein paar Tagen auch auf Amazon, Thalia Weltbild etc. verfügbar sein :)

Die Cover stammen übrigens auch von NicoNicoNito ^^
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

cucu

Azahra

Traust du dich? (überarbeitet)*

38.Kapitel

Traust du dich?
 

Naminé presste sich dichter an die Hauswand, während Efal vor ihr stand und den Mann, in der langen weißen Kutte, beobachtete.

Er hatte seine dunkelblonden, Haare zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden und die Elbin konnte das Zeichen der Gottheit erkennen, das er in seinen Nacken tätowiert hatte. Seine Robe war mit goldenen Stickereien versehen.

„Das … ist Amon?“, fragte Naminé nun Efal und als der Mann, der sich gerade mit einem niedrigen Priester unterhielt, sich leicht umdrehte, versteckte sie sich hinter ihm. Der Elbenjäger rollte mit den Augen.

„Das wird er wohl sein. Es gibt nicht viele, die auf Linths Beschreibung passen“, antwortete er ihr nun und klang genervt. Er hoffte so sehr, dass sie versagte!

Wenn Sias dich getötet hat, werde ich mir deinen Kopf als Trophäe aufheben und dann werde ich ihn deinen Eltern schicken , dachte sich der Meister und grinste breit.

Naminé sah sich nun Amon aufmerksam an. Sie konnte nichts Ungewöhnliches an ihm erkennen, warum sollte sie ihn also töten? Die Waldelbin schüttelte sich kurz. Ihr graute es von der Vorstellung das sich ihre Hände bald mit Blut färbten.

Dir hätte das von Anfang an klar sein müssen, dass es irgendwann auf das hinausläuft, meldete sich eine tadelnde Stimme in ihrem Kopf und die Elbin wusste, zu ihrem Leidwesen, das diese Recht hatte.

Plötzlich packte Efal sie und zog sie mit sich.

„Was ist los?“, fragte sie ihn überrascht, als die beiden den Platz vor dem Kloster betraten. „Wir verfolgen ihn, Spitzohr! Wie oft soll ich, dass dir denn noch sagen?! Ohne seinem Tagesablauf und einige Information kannst du das mit dem Mord vergessen“, zischte er ihr wütend zu, während sein Blick fest auf den Rücken des Priesters haftete, der einige Schritte vorausging.

Naminé zog eine Augenbraue leicht hoch. „Sagt mal … warum hilft ihr mir, wenn ihr eigentlich wollt, dass ich versage?“, fragte sie ihn nun.

Efal sah sie kurz über seine rechte Schulter an. „Ich möchte, dass Sias glaubt, das ich dir helfen wollte und er sich somit mir vielleicht wieder anschließt“, gestand er ihr wirklich und ein wölfisches Grinsen zeichnete sich auf seinen Zügen ab.

Natürlich. Das war klar gewesen, dachte sich die junge Elbin nun und seufzte tief, während Efal sie um die nächste Ecke zog, in die Amon einbog.

„Und was ist wenn einfach abhaue?“, fragte sie ihn nun. Efal atmete genervt aus.

„Wenn du das tust, dann such ich dich und werde dich persönlich töten. Und ich kann dir eines sagen, es wir mir eine Freude sein!“

Die Waldelbin konnte sich das bildlich vorstellen. Den Rest des Tages hielt sie einfach die Klappe und folgte diesen Amon.
 

Techi blickte immer wieder zu Raven.

Sie konnte es immer noch nicht fassen, das Efal ihn geschickt hatte! Die Hochelbin wusste, dass sie ihrem Zeitplan hinterherhinkte, aber deswegen Raven zu schicken, sah sie als Beleidigung an!

Sobald sie hier draußen war, würde sich an dem Elbenjäger dafür rächen!

Techi musste heute Küchendienst verrichten, zusammen mit Raven und ein paar anderen Novizinnen.

Raven arbeitete mit Sam, der Stummen, zusammen. Techi und Farida wunderten sich ein wenig das die beiden sich gut verstanden, denn es gab nur wenige, die sich mit Sam abgaben.

Inzwischen hatte die Hochelbin es geschafft, nach Beendigung ihrer Strafarbeit, die sie für Naminés Fehlverhalten bekommen hatte, ein wenig Zwist unter einigen Novizen zusähen.

Sie hatte laut die Frage gestellt, welche der drei namenlosen Götter der Großzügigste war. Keiner der Priester hatte darauf eine Antwort gefunden.

Es war nur ein kleiner Anfang, doch die Magierin war damit zufrieden.

„Kyane! Pass auf!“, tadelte sie die Küchenchefin und warf ihr einen bösen Blick zu, als die Hochelbin gerade dabei gewesen war, die Karotten zu schneiden.

„Was ist?“, fragte sie die Frau genervt und ihre blutroten Augen unterstrichen dies.

„Ich habe dir mehr als einmal schon gesagt du sollst aufhören, die Karotten zu vierteln! Du machst die ganze Suppe kaputt!“

Techi sah auf ihr Werk hinab. Sie fand, dass es so ordentlicher aussah, doch natürlich konnte sie das nicht sagen. Sie räusperte sich knapp und deutete eine kleine Verbeugung an.

„Es tut mir leid, Herrin der Kochlöffel. Verzeiht mir meine Ungeschicktheit mit dem Messer. Ich bin eher für die Gartenarbeit zu gebrauchen, in die ich meine ganze Hingabe stecke.“

Die Frau lief rot an. Sie brummte etwas drehte sich um und beachtete Techi nicht mehr.

Die Elbin grinste breit, während Farida sie entsetzt ansah.

„Kyane …. wie oft wurdest du schon für dein vorlautes Mundwerk bestraft?“, fragte die 17-Jährige sie schließlich. Techi überlegte kurz.

„Noch nie, warum?“

Farida legte ihr Messer zur Seite und sah sie vorwurfsvoll an.

„Dann wird es aber endlich einmal Zeit!“

Techi winkte ab. „Ach lass mal! Ich bin bis jetzt überall damit durchgekommen.“

Die Hochelbin sah kurz zu Raven. Der Weißhaarige hatte die kleine Diskussion mitbekommen und grinste leicht.

Techi sah weg. Sie war immer noch wütend auf ihm!

Farida bemerkte den Blickwechsel sagte aber vorerst nichts dazu.
 

Nach dem die Küchenarbeit beendet war, zog sich Techi auf ihr Zimmer zurück, das sie inzwischen ganz für sich allein hatte.

Erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett sinken und seufzte tief. Endlich Ruhe!

Doch leider wurde ihr Dies nicht lange gewährt. Es klopfte an ihrer Tür. Ganz zaghaft. Genervt stand sie und riss die Tür auf und starrte in das Gesicht Ravens.

Doch er war nicht alleine. Sam stand hinter ihm und lächelte schwach.

„Was wollt ihr zwei hier?“, fragte sie die beiden und fixierte dabei Raven fest.

Der Alchemist warf Sam einen kurzen Blick zu. „Ich will dir etwas zeigen, Techi“, sagte er schließlich und die Magierin ließ die beiden schließlich doch eintreten.

„Und was willst du mir zeigen?“, fragte Techi, nachdem sie die Zimmertür geschlossen hatte. „Los … zeig es ihr“, sagte Raven und nickte in Sams Richtung.

Diese trat zögernd auf Techi zu. Die Hochelbin sah sie aufmerksam an.

Sam neigte kurz das Haupt vor ihr, bevor sie ihre linke Hand ausstreckte.

Ein Leuchten drang aus dieser hervor und erhellte die Umgebung kurz.

Techi sah sie fassungslos an. „Du … kannst Magie wirken?“

Sam nickte und lächelte nun scheu, dabei sah sie kurz zu Raven.

„Sie hat mich geheilt, nachdem du mich geschlagen hast“, erklärte er ihr.

„Sam ist gut, Techi doch leider hat sie keine Ausbildung als Magierin. Vielleicht kannst du ihr dabei helfen?“

„Ich ihr helfen? Warum? Ich darf hier nicht zaubern, ist dir dass klar?! Wenn irgendwer dahinter kommt, dann verbrennen sie mich!“, gab diese nun erbost von sich.

Raven wirkte nun leicht verunsichert.

„Ach komm Techi! Es wird niemand merken, ich verspreche es dir. Und Sam wird auch nicht darüber reden.“

„Oh … gutes Argument! Denn sie kann ja nicht einmal einen Laut von sich geben!“

Sam sah die Rothaarige nun böse an.

Raven umfasste nun Techis Hände. „Ich bitte dich. Hilf ihr. Sie ist wirklich gut! Sam gehört hier nicht her. Ich würde sie gerne mitnehmen.“

Techi wurde nun hellhörig. Sie zog ihre Hände von Raven weg und starrte ihn an.

„Du willst sie mitnehmen?! Efal schlägt dir den Kopf ab! Hast du unsere Aufgabe vergessen?! Wir sind hier um …“

Techi machte mit der rechten Hand eine vieldeutige Bewegung.

Sie wollte vor Sam nicht ihren Auftrag verraten. „Techi … ich habe ihr davon erzählt. Du kannst offen vor ihr reden.“

Sam lächelte als Zustimmung nun.

„Du hast es ihr erzählt?!“

Das wurde ja immer besser! Techi war wirklich kurz davor, Raven eine zu schmieren!

Die Magierin atmete tief ein und aus.

„Damit ich das richtig verstehe, du hast ihr alles erzählt und willst sie nun aus dem Kloster … befreien und dann soll sie mit uns mitkommen?“

Raven nickte und lächelte überglücklich. „Ja!“

Die Hochelbin drehte sich um, zu der Gottskulptur an der Wand. Sie fiel auf die Knie davor und rief lauthals: „Oh ihr Götter! Warum befreit ihr mich nicht endlich von dieser Last auf zwei Beinen!“

Sam stieß einen hohen Laut aus und hielt Techi die rechte Hand vor dem Mund, damit sie nicht weiterreden konnte.

„Es ist mitten in der Nacht, Techi. Sam will nicht, dass du jemanden aufweckst.“

Techi nickte ärgerlich und versprach ruhig zu sein, erst dann ließ die Magierin wieder los. „Ich bin in einem Kloster, warum darf ich dann nicht mitten in der Nacht beten.“

Sam lächelte erneut leicht.

Sie würde ihr ja gerne antworten, aber sie konnte ja nicht …

Raven wandte sich nun wieder Techi zu.

„Wir sollten einfach aufhören mit diesem dummen Auftrag! Das ist doch einfach nur bescheuert! Zwietracht unter den Klosterbewohner streuen! Solch einen Mist kann sich auch nur Efal ausdenken.“

Die Magierin verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was schlägst du vor.“

Raven nickte nun in Richtung Sam. „Sie hat sich etwas ausgedacht.“
 

Dunkle Schatten warf das Mondlicht auf die Straßen von Eridá und keiner der Bewohner wagte sich um diese Uhrzeit noch hinaus, außer einer Person.

Naminés Magen rebellierte immer häufiger, desto weiter sie ihren Weg fortsetzte.

Sie war auf dem Weg zum Priesterhaus, in der Nähe des Klosters. Dort in einer Unterkunft wohnte Amos.

Die Elbin hatte Angst – sehr große Angst!

Sie überprüfte immer wieder ihre Waffen: Ein kleiner Jagddolch, den ihr damals ihr Vater geschenkt hatte und ein Schwert, das ihrem eigenen sehr ähnlich sah, dass sie im Gefängnisturm von Nâge zurücklassen, hatte müssen.

Naminé sah sie kurz um. Niemand folgte ihr. Sie war ein wenig darüber enttäuscht.

Die Waldelbin hatte gehofft das Sias ihr beistehen würde.

Naminé seufzte tief und band ihr Tuch neu, das sie sich um Nase und Mund gelegt hatte.

Ihr blondes Haar verschwand unter einem dunklen Cape.

Ihre Waldläuferkleidung umhüllte ein langer Mantel.

Die Waldelbin kam dem Haus immer näher. Sie konnte sogar schon den religiösen Schriftzug lesen, der in die Hauswand geschrieben war.

Die Elbin blieb kurz stehen und umschloss Aryls Anhänger fest. Ihr Hände zitterten.

„Verzeih mir bitte“, flüsterte sie kaum hörbar.

Dann trat sie in eine Seitengasse hinter dem Haus.

Dort wartete schon jemand auf sie. Efal lehnte an der Hauswand, neben einer Dachrinne.

Er grinste breit. „Na? Traust du dich, Spitzohr?“
 

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Bald begeht Naminé ihren ersten Mord! *kreisch*

Oder vielleicht auch nicht ...

Lasst euch überraschen ^^
 

cucu

Azahra

Mörderin (überarbeitet)*

39.Kapitel

Mörderin
 

Naminé beachtete ihn zuerst nicht. Unbeirrt ging sie an ihm vorbei, und sah die Dachrinne hinauf.

Sie war mindestens 25 Meter hoch und führte direkt an einem Fenster vorbei, das offen stand. Sehr töricht, wie sie fand.

Efal beobachtete sie aufmerksam. „Die Rinne könnte dich tragen, bei deinem Gewicht“, bemerkte er kurz und grinste nun listig.

Die Elbin sah ihn aus blauen Augen genervt an. Sie konnte sich vorstellen das sich Sias ebenfalls solche Bemerkungen in seiner Ausbildung angehören musste.

„Warum seit Ihr hier?“, fragte sie ihn, während sie mit der rechten behandschuhten Hand über das kalte raue Metall strich.

„Ich habe dir doch gesagt, dass es mir eine Freude sein wird zuzusehen, wie du versagst!“, antwortete er ihr knapp und strich sich durch sein schwarzes Haar.

Naminé schüttelte den Kopf und setzte einen Fuß, auf die Eisenstücke, die die Dachrinne an der Wand befestigt hielten.

Das Eisen trug sie und so kletterte sie lautlos und geschickt nach oben.

Als sie auf dem Fensterbrett mit dem rechten Fuß stand und sich in das Innere des Hauses rein schwang, sah sie noch einmal kurz zu Efal nach unten.

Der Elbenjäger rührte sich nicht.

„Wenn ich ihn töte, dann müsst Ihr mir versprechen, dass Ihr verschwindet, und das für immer!“

Ohne auf eine Antwort zu warten, zog sie den Kopf zurück und wandte dem Fenster den Rücken zu.

Der Gang war leer und lang.

Die Hausgröße außerhalb hatte getäuscht. Das Innere war mindestens doppelt so groß. Naminé sah niemanden in den Gängen und hörte auch sonst nichts. Alles war still.

Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und steuerte auf das Zimmer zu, in dem dieser Amon wohnte.

Naminé hatte Glück, denn die Zimmer waren alle beschriftet und somit sparte sie sich unnötigen suchen, denn sie hatte Schwierigkeiten in der Dunkel Richtungen zu erkennen.

Einmal hörte die Elbin ein Geräusch, und so verharrte sie in ihrer Bewegung und versteckte sich hinter einer Skulptur, die sie sehr an eine der Götterstatuen im Tempel erinnerte.

Ein Priester schlürfte an ihr vorbei. Er hielt in der rechten Hand eine weiße Perlenkette, an der ein göttliches Zeichen hing.

Er murmelte leise etwas und ließ die Perlenkette durch seine Hand wandern.

Naminé wartete geduldig, bis er außer Sichtweite war, dann verließ sie ihr Versteck.

Die Waldelbin ging auf Amons Tür zu.

Sie stand lange so dar und ihre rechte Hand zitterte wie Espenlaub, als sich diese um den Griff der Tür schloss.
 

Efal sah immer noch die Dachrinne hinauf zum Fenster.

Er erwartete zwar nicht das Naminé diesen Weg zurück nehmen würde, aber er traut ihr alles zu.

Vielleicht spaziert sie auch durch die Haustür raus, dachte er leicht ärgerlich und seufzte tief. Er sah kurz zum Kloster, wovon er von seinem Platz aus, nur die gläserne Kuppel erkennen konnte.

Er fragte sie, wie es Raven und Techi wohl ging.

Ich glaube ich besuche die beiden morgen, nahm er sich vor und gähnte, bevor er es sich unter der Dachrinne bequem machte.
 

Naminé erschrak als sie die Tür, nach langem Zögern nun doch öffnete, und sie Amon sah, der an seinem Schreibtisch saß und sie auffordernd ansah.

Die Elbin blinzelte leicht und sie war froh, dass sie die Kapuze so tief im Gesicht hatte, Sodas er ihre Verwunderung nicht sah.

„Ich dachte schon das Ihr niemals kommen würdet“, sagte er und klang gelangweilt.

„Ich habe seit einiger Zeit schon die Ahnung, dass mich jemand loshaben will, doch nie hätte ich gedacht das man eine Frau damit beauftragt.“

Der Priester, der einen Federkiel in der rechten Hand hielt und an einem Blatt Pergament saß, tunkte die Spitze seines Schreibwerkzeuges in ein kleines Tintenfass, bevor er weiterschrieb.

„Wenn ich damit fertig bin, können wir gerne kämpfen.“

Blitzschnell zog Naminé ihren Jagddolch und hielt diesen Amon unter die Kehle.

„Euer Tod trägt den Namen Naminé und er wird grausam sein“, flüsterte sie ihn in sein rechtes Ohr.

Der Priester verharrte in seinem Tun, nur um aufzulachen.

„Ihr seid ungeduldig, Naminé“, erwiderte er darauf nur schlicht.

Die Kerze, die am Tisch stand, ließ die Tätowierung auf seinen kahlen Schädel aufblitzen.

Die Elbin hielt immer noch ihren Dolch an seine Kehle.

Amon schrieb unbeeindruckt weiter. Als er nach einer ganzen Weile seinen Federkiel zur Seite legte und das Pergament zusammenrollte und mit Wachs ihm sein Siegel aufdrückte, ließ Naminé den Dolch sinken.

Amon stand auf und seufzte tief.

„So … Ihr wollt mich also töten?“, fragte er sie nun kniff leicht die dunklen Augen zusammen.

Naminé umklammerte ihren Dolch fester und nickte.

Amon entging dabei nicht, dass sie sehr stark zitterte.

Er grinste nun listig. „Habt Ihr Angst, Naminé? Bin ich Euer erster Mord?“, fragte er sie nun direkt und der Priester zog zwei dünne Silette aus den Ärmeln seiner Robe.

„Ich werde es Euch nicht leicht machen, Elbenjägerin.“

Dann griff er an. Naminé wich einen Schritt zurück und die Silette verfehlten knapp ihr rechtes Auge.

Mit ihrem Dolch stach sie nach dem linken Handgelenk des Priesters, doch dieser bemerkte das und drehte sich von ihr weg.

Amon schüttelte den Kopf.

„Ihr seid viel zu vorhersehbar“, antwortete er ihr in schon einen fast gelangweilten Ton. Naminé duckte sich und schaffte es sich hinter Amon zu bringen, wo sie ihn dort den Dolch in die rechte Hüftseite rammte.

Der Priester schrie nicht auf, obwohl sich die Elbin vorstellen konnte, dass diese Wunde sehr schmerzhaft sein musste, wenn auch nicht tödlich.

Doch der Blutverlust würde ihn umbringen.

Amon warf eines seiner Silette nach ihr, verfehlte aber Naminé um weiten.

Die junge Frau schloss kurz die Augen und rannte auf Amon zu, der Dolch zielte auf sein Herz. Amon jedoch ging einen Schritt zur Seite und so traf ihn der Dolch an der rechten Schulter, die war tief und blutete stark.

Er ließ seine Silette fallen und hob abwehrend die Hände.

Naminé sah ihn aufmerksam an.

Amon stutzte zu Boden und hielt sich beide Hände vor die blutende Wunde an seiner Hüfte. In seinem Gesicht sammelte sich Schweiß. Die Elbin kniete sich zu ihm hinunter.

„Na los! Tut es!“, verlangte Amon und Naminé sah die Angst in seinen Augen.

„Ein Stich und es ist vorbei!“

Zögernd hob Naminé den Dolch.

Sie positionierte ihn direkt über sein Herz.

Die Elbin schloss die Augen und ließ die Waffe mit voller Kraft sinken.
 

Ein Schrei ertönte.

Ein Todesschrei.

Efal sah verwirrt nach oben. Er konnte nicht glaube, dass sie es wirklich getan hatte! Geschwind stand er auf und fluchte. Er war sich so sicher gewesen, dass sie versagen würde! Sein Plan war fehlgeschlagen!

Wütend verließ er die Seitengasse und machte sich auf den Weg in seine Unterkunft.

Das würde Rache geben, und zwar Fürchterliche.
 

Wie versteinert saß Naminé vor Amon und sah ihn an. Seine Augen waren leer, glasig.

Er erinnerte sie an Cyon.

Die Elbin hob die Hände und strich über die Stellen, an der seine Wunde waren.

Sie waren weg, nur das Blut an seiner Kleidung zeugte von ihrem Kampf.

Plötzlich huschte die dunkle Iris des Priesters in ihre Richtung.

„Warum?“, fragte er und seine Kehle war trocken. Naminé zog mit ihrer linken, unverletzten Hand ihre Kapuze vom Kopf.

Sie lächelte.

„Weil es das richtig war“, antwortete sie ihm nur.

Die Elbin umschloss mit ihrer linken Hand den Griff ihres Dolches und zog in aus ihrer rechten Hand, die sie damit am Boden festgenagelt hatte.

Sie stöhnte vor Schmerzen auf, und als sie das Loch sah, das die Klinge in ihrer Hand hinterlassen hatte, verschwamm ihre Sicht ganz kurz.

Sie sprach leise einen Heilzauber und die Wunde schloss sich, dennoch wurde eine schwarze Narbe davon zurückbleiben, über die sie ehrfürchtig strich.

Ihre Handschuhe waren hinüber.

„Ihr seid keine Elbenjägerin, richtig?“, fragte Amon nun der sich aufgerichtete hatte und einen tiefen Schluck aus einer Weinflasche nahm, die auf der Kommode neben seinem Bett stand. Er bot der Elbin ebenfalls die Flasche an doch Naminé lehnte dankend ab.

„Nein. Ich bin keine“, erwiderte sie und verstaute ihren Dolch wieder.

„Ich werde auch niemals eine sein.“

Amon stellte die Flasche Wein ab. „Warum macht ihr das dann?“

„Um mich zu rächen, doch ich wollte niemals ernsthaft andere töten. Dann wäre ich selbst eine Mörderin.“

Der Priester seufzte tief und ließ sich erschöpft auf den Stuhl seines Schreibtisches fallen.

„Ihr seid wahrlich dumm! Wisst Ihr nicht, was Euch jetzt für eine Strafe bevorsteht?“

Naminé sah auf und lächelte Amon breit an.

„Diese Strafe ist besser, als Euch das Leben zu nehmen.“

Ohne ein weiteres Wort stand sie auf und verließ das Haus, auf den gleichen Weg, wie sie gekommen war.

Sie betrat ohne zuzögern die Hauptstraße und die ersten Sonnenstrahlen wanderten schon durch diese.

Die Waldelbin schloss genießerisch die Augen, als ein Sonnenstrahl ihr Gesicht streife.

Das allerletzte Mal in meinem Leben.
 

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Na? Überrascht? Oder Vorhersehbar?

;)
 

cucu

Azahra

Pfand (überarbeitet)*

40.Kapitel

Pfand
 

Es wurde immer geschäftiger auf den Straßen, während Naminé sich viel Zeit ließ um zurück zu Sias und den anderen zukehren.

Die Elbin blieb immer wieder an kleinen Ständen stehen und besah sich die Ware oder sie betrat neugierig einen Laden.

Obwohl die Elbin wusste, was ihr bevorstand, sobald sie nach Hause kam, war sie glücklich wie nie zur.

Bald bin ich bei Cyon, dachte sie freudig und macht einen kleinen Luftsprung.

Die Verkäuferin der Bäckerei sah sie leicht verwundert an, sagte aber darauf nichts.

Naminé lächelte sie an, setzte sich dann an einem Tisch und bestellte sich eine Tasse heißen Kaffee – Naminé kannte dieses dunkle Gebräu nur vom Hören sagen – und ein großes Stück dunkle Schokotorte mit Rumkirschen darin.

Genüsslich aß sie das Stück Torte und trank dazu ein paar Schlucke Kaffee.

Die Waldelbin fand, dass er ziemlich bitter schmeckte.

Die Verkäuferin bemerkte das und brachte ihr ein kleines Schälchen Milch und ein Töpfchen mit Zucker. Naminé nickte ihr dankend zu und gab von beiden Zutaten etwas hinzu.

Nachdem Naminé ihren Kaffee, der endlich so schmeckte, wie sie es sich vorstellte, ausgetrunken hatte und auch die Torte in ihrem Magen, platz gefunden hatte, stand sie auf. Sie legte der Frau am Tresen ein paar Silberstücke hin und verließ dann das Geschäft.

In der Zwischenzeit hatte es angefangen zu nieseln.

Die Elbin lächelte und streckte die Hand nach dem Regen aus.

Bald kann ich den Regen von oben sehen, dachte sie zuversichtlich und sie setzte ihren Weg fort, Richtung Gasthaus.

Dort betrat Naminé fröhlich den Schankraum.

„Morgen!“, rief sie lauthals und alle dasitzend sahen sie erst verwundert an, bevor sie leise murmelnd oder mit einem Kopfnicken, ihr antworteten.

Gerade als sie die Stufen zu den Zimmern hinaufgehen wollte, sagte der Wirt plötzlich: „Deine Freunde … sie warten im Hinterhof auf dich. Du solltest bitte … rauskommen.“

Er wirkte nervös und sah immer wieder zu einer der jungen Schankmägde.

Naminé nickte und ging hinaus zur Hintertür.
 

Naminé erschrak als sie Raven, Techi und ein ihr unbekanntes Mädchen sah.

„W … Was macht ihr beide hier?“, fragte sie sie und ging auf die Drei zu.

„Wir sind ausgebrochen. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten!“, gestand Techi ihr und zu Naminés Überraschung umarmte die Hochelbin sie.

Die Waldelbin erwiderte dies zögerlich.

„Wer ist das?“, fragte Naminé nun und meinte damit das ihr unbekannte Mädchen.

„Ihr Name ist Sam. Sie ist stumm, aber sie ist magisch begabt!“, verkündete Raven und lächelte besonnen.

„Und … ihr seid … ausgebrochen?“, fragte Naminé nun und die Drei nickten.

„Ja! Sias und Efal haben es noch nicht mitbekommen“, erklärte Techi ihr und ließ Naminé nun los. Erst jetzt bemerkte sie die dunkle Kluft, die sie trug.

„Oh … Warum … Trägst du diese … Kleidung?“, fragte sie stotternd.

Naminé seufzte tief und erzählte Techi und den anderen schließlich, was los war.

Als sie geendet hatte, sahen sie Raven und die Magierin entsetzt an.

„Du … Du hast ihn nicht umgebracht?“, fragte die Hochelbin sie nun atemlos und sprach diese Worte so langsam, als würde sie jedes Wort einzeln durchkauen.

Naminé nickte. „Und dafür wird mich Sias töten müssen“, sagte sie nun.

Raven blinzelte. „Was heißt, dass er wird, dich töten?“

„Wenn ein Elbenjäger, in Ausbildung, seinen ersten Mord … nicht vollzieht, dann muss er als Strafe … selbst sterben“, erklärte ihm Techi und sie sah ihn aus roten Augen wehmütig an. „Es ist eine grausame Tradition.“

„Und das lässt du dir gefallen?!“, brachte nun Raven aufgebracht hervor und ging auf Naminé zu.

Seine blauen Augen wirkten wässerig.

Sam, die unschlüssig unter dem Baum im Hinterhof stand tätschelte kurz Naminés rechten Arm.

„Ja … ich lasse es mir gefallen.“

Die Elbin ging einige Schritte durch den Hof, dann drehte sie sich um und sah die Drei an. „Ich habe abgeschlossen, mit all dem hier. Ich wollte meinen Bruder rächen, doch ich kann es nicht. Dafür bin ich zu schwach, wie ich gesehen habe. Daher möchte ich zu meinem Bruder und bei ihm sein, für immer.“

Plötzlich trat Sias auf Naminé zu. Die Elbin hatte gar nicht bemerkt, dass der Elbenjäger stumm in einer Ecke des Hofes gestanden hatte. Als er vor ihr stand, holte er mit der rechten Hand aus, um ihr eine Ohrfeige zu verpassen.

„Du … Du …! Wie kannst du nur so einen Schwachsinn reden?! Glaubst du wirklich das Ich dich umbringe, nur weil du Amon nicht getötet hast! Ich bin nicht wie Efal!“, schrie er sie nun an und seine blauen Augen funkelten förmlich.

„A … Aber du bist doch ein Elbenjäger und ich deine Schülerin! Du MUSST mich töten! Ich habe versagt und somit deine Ehre beschmutzt!“, beharrte sie nun und Naminé spürte die Ohrfeige gar nicht.

Sias packte sie mit den Händen an die Schultern und sah ihr tief in die Augen.

„Ich werde dich nicht töten, egal was passiert und außerdem, habe ich schon lange keine Ehre mehr. Ich bin ein Elbenjäger, der sich auf Elben einlässt! Das Einzige was ich bin ist eine Witzfigur.“

Techi räusperte sich kurz, doch Raven sah sie warnend an.

„I … Ich will das alles nicht mehr. Ich möchte aufhören, andere zu töten. Ich will … frei sein“, flüsterte Sias ihr leise zu und die Elbin bildete sich ein das seine Augen einen glänzenden Ausdruck bekamen.

„Aber … es ist Tradition!“, meldete sich Techi zu Wort und schlug die Hand vor den Mund, als sie sich ihrer Worte bewusst wurde.

Raven sah sie wütend an, während Sam leicht irritiert hin und her sah.

Die junge Frau war mit allem einfach überfordert.

Sias drückte Naminé fest an sich. „Ich werde dich nicht töten“, flüsterte er leise und strich ihr sanft über den Kopf.

„Das musst du aber noch mit Efal abklären“, brachte Naminé hervor und schluckte schwer. Sie war den Tränen nahe.

„Efal hat sich in dieser Sache schon genug eingemischt! Ich will nicht mehr, dass er über alles bestimmt! Du gehörst mir, doch ich will, dass du nicht mehr meine Schülerin bist.“

Die Waldelbin horchte auf und sah ihn neugierig an. „Was meinst du damit?“

Sias holte tief Luft und wollte etwas sagen, doch er wurde unterbrochen.

Jemand klatschte laut in die Hände.

Alle drehten sich verwirrt um und Techi war kurz davor, einen Feuerball in das breit grinsende Gesicht des Elbenprinzen zu werfen.

„Linth!“, zischte Raven und Sam sah den Elben neugierig an.

Sias ließ Naminé los, zog sein Schwert und rannte auf Linth zu.

Der Elb zog nur leicht die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.

Kurz bevor Sias Klinge ihn berühren konnte, erschien Efal.

Sias sah seinen Meister erschrocken an. Efal hingegen wirkte kalt und - überzeugt.

Efal schlug mit seinem Schwert Sias Klinge weg und Sias wirkte auf einmal so verstört, dass er das Schwert fallen ließ und er mit den Rücken auf den Boden landete.

Efal trat mit seinem linken Stiefel auf Sias Brust und drückte ihn wieder auf den Boden, als er aufstehen wollte.

„Du bleibst schon liegen, Spitzohrliebhaber“, sprach sein alter Meister grinsend und seine smaragdgrünen Augen sahen ihn triumphierend an.

„E … Efal … was soll das?!“, fragte Sias.

Er zitterte am ganzen Körper. Der Elbenjäger wusste nicht, was hier plötzlich gespielt wurde!

„Dein treuer, liebender Meister hat dich verraten, Sias. Er ist übergelaufen zu mir. Ich habe ihm einen Deal vorgeschlagen: Wenn er es schafft, Naminé und dich auseinander zubringen, dann werde ich ihn zu meinem persönlichen Leibwächter, zum Heerführer meiner kleinen Armee machen. Eine sehr große Ehre für ihn“, erklärte ihm Linth mit einem breiten Lächeln. Er trat hinter Sias und kniete sich zu ihm hinunter.

Der Elbenjäger sah ihn angsterfüllt an. „Und jetzt … werde ich dich töten.“
 

Naminé stand da, wie angewurzelt.

Sie sah auf Sias hinab, der auf dem Boden lag und nicht weniger unbeweglich wirkte.

Seine Augen spiegelten all die Gedanken wider, die sich in seinem Kopf abspielte.

Efal … hat uns verraten!, dachte sich die Elbin langsam.

Sie musste diese Worte immer und immer wiederholen.

Sie hatte schon immer gewusst das Efal ein arroganter, selbstsüchtiger, hinterhältiger Mistkerl war, doch dies hatte sie ihm nie zugetraut!

Sie sah, wie Linth ein Messer zog und es über Sias Brust absetzte. Dann blickte sie ihn Efals Gesicht.

Schlagartig war sie wieder in der Realität, und die Elbin wusste, was zu tun war.
 

Efal sah zu Naminé. Die Elbin bewegte sich und erwachte aus ihrer Starre.

Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

Komm schon, Naminé! Du weißt, dass du es kannst. Enttäusche Sias nicht!, dachte er anstrengend und er spürte, wie einige Schweißperlen über seine Stirn rannen.

Er drückte seinen Fuß fester auf Sias Brust, als dieser sich mit aller Kraft aufrichten wollte.

„Efal … das kannst du doch nicht machen“, flüsterte Sias ihm atemlos entgegen.

Der Meister sah zu ihm hinunter.

Er konnte förmlich die Angst riechen, die von ihm ausging.

„Doch … das kann ich“, erwiderte dieser trotzig, dann sah er wieder zu Naminé, und die Waldelbin tat endlich genau das, was er von ihr erwartete hatte.

Sie hielt ihren Bogen in ihren Händen.

Efal hatte keine Ahnung, wo sie ihn herhatte.

Wahrscheinlich hatte sie diesen irgendwo im Hinterhof versteckt gehalten.

Ein Pfeil lag in der Sehne, die bis zum Anschlag zurückgezogen war. Die Spitze des Pfeiles zeigte auf Linths Hinterkopf.

Naminé öffnete den Mund und sprach laut und deutlich etwas in der Sprache der Elben.

Efal sah sie mit gerunzelter Stirn an. Er verstand kein einziges Wort …

Techi rief etwas in der Elbensprache dazwischen.

Ihre Stimme wirkte ungewöhnlich aufgekratzt und hysterisch.

Efal glaubte das Naminé sie ignorierte, denn sie hörte nicht auf, weiter zureden.

Linth rührte sich plötzlich. Ruckartig drehte er den Kopf zu Naminé.

Die Miene des Elbenprinzen wirkte plötzlich wie ausgewechselt.

Er stand auf. Sias war auf einmal völlig vergessen.

„Was hast du gesagt?“, fragte Linth leise.

Seine Stimme war drohend - kalt. Er ging immer näher auf Naminé zu, bis der Pfeil dicht auf seiner Brust lag. Naminé musste nur die Sehne loslassen …

„Was hast du gesagt!“, forderte er erneut, diesmal härter.

Die grünen Augen durchbohrten sie.

Naminé verzog die Lippen zu einem Grinsen und wiederholte ihre Worte.

Techi ließ sich auf den Boden fallen und sah Naminé und Linth an.

„Sie ist verrückt geworden“, murmelte sie leise.

„Was hat sie zu ihm gesagt?“, wollte Raven nun wissen. Er war neugierig endlich zu erfahren, warum Linth sich urplötzlich von seinem Erzfeind abwendete!

„Das willst du lieber nicht wissen“, antwortete Techi ihm nun und die Hochelbin schloss kurz die Augen.

„Das willst du nicht wissen.“

Sam zeigte auf Efal und machte danach mit ihren Händen noch andere Zeichen.

Raven, sah ihr dabei aufmerksam zu. Er nickte.

„Ah … gute Idee!“, sagte er zu Sam und die Gleichaltrige nickte begeisternd.

Der Alchemist wandte sich nun an Techi und flüsterte ihr leise etwas ins Ohr.

„Das ist nicht euer Ernst?“, fragte sie Raven leicht entgeistert.

Doch dieser nickte. Die Magierin seufzte niedergeschlagen und stand auf. „Na gut … es ist ja nur mein Leben, das davon abhängt“.
 

Linths Augen loderten förmlich. Der Pfeil auf seiner Brust störte ihn kaum.

Er wusste das Naminé ihn töten konnte, doch das würde sie nicht tun.

„Wiederhole es noch einmal, meine hübsche Waldelbin, und ich werde deinen Geliebten nach dir töten.“

Naminé öffnete zum Trotz dem Mund schloss ihn aber wieder.

„Nein. Ich habe es einmal gesagt und ein zweites Mal werde ich es nicht sagen!“

Linth begann plötzlich laut, zu lachen.

Die Waldelbin hob nun den Bogen und schoss ihn in die Luft ab.

„Ich werde euch nicht töten, und ihr werdet Sias auch nicht töten“, sagte sie plötzlich zu ihm.

„Ach? Wirklich?! Und wie kommst du darauf?“

Linths Gelächter erstarb und er sah sie belustigend an.

Naminé senkte ihren Bogen und kniete sich vor Linth auf den Boden.

„Ich werde euer Pfand sein, wenn ihr Sias am Leben lässt. Ihr dürft mit mir tun und lassen ihr wollte, und ich werde euch keinen Widerstand leisten.“
 

Techi murmelte leise einen Zauber und kleine grüne Kügelchen sammelten sich auf ihren Fingerspitzen.

Raven sah immer wieder zu Efal, doch dieser sah gebannt Naminé und Linth zu.

Die kleinen Kügelchen sammelten sich zu einer großen Kugel und die Elbin ließ sie auf Haselnussgröße schrumpfen.

Die Magierin warf die Kugel in Richtung Efals Nacken und traf.

Der Elbenjäger ächzte kurz und fasste an die Stelle, an der Techi ihn getroffen hatte.

Er spürte und fühlte nichts. Die magische Kugel war in seinen Nacken eingedrungen.

Er würde sie nicht spüren, bis Techi den Befehl geben würde, zu wachsen.

Die Hochelbin strich sich ihr rotes Haar aus dem Gesicht.

„Das wollte ich immer schon einmal machen!“

Dann sah sie wieder zu Naminé und Linth. Die Elbin kniete vor ihm am Boden.

„Ich werde euer Pfand sein, wenn ihr Sias am Leben lässt“, sprach sie zu ihm und ihr Blick war fest auf den Erdboden gerichtet.

Techi riss die Augen auf und sah sie an.

„Nein!“, rief Sias und der Elbenjäger schaffte, es endlich sich von Efals Fuß zu befreien.

Er rannte auf Linth und Naminé zu. „Nein! Das wirst du nicht tun.“

Linth drehte sich zu Sias um.

„Doch … sie wird das tun. Ich nehme ihr Angebot an“, sagte er ruhig zu ihm und lächelte.

„Efal … wir gehen!“, befahl er dem Meister und dieser ging nickend auf ihm.

Grob packte er Naminé am rechten Oberarm und zog sie hoch.

„Los komm mit, Spitzohr!“, zischte er wütend zu und schleifte sie aus dem Hof hinaus.

Sie blickte nicht zu Sias um, als dieser ihren Namen rief.

„Naminé! Lass den Mist! Naminé!“

Sias wollte ihr nachlaufen, doch Efal versetzte ihn einen harten Stoß in die Magengegend.

„Es ist aus, Sias. Ich habe dir doch von Anfang an gesagt, lass die Finger von ihr“, säuselte er ihm leise zu, dann drehte er ihm ebenfalls den Rücken zu und folgte Linth.

„Naminé … ich liebe dich“, flüsterte er noch leise, bevor alles um ihn herum schwarz wurde und er auf dem Boden sank.
 

Naminé saß gefesselt in dem Frachtraum eines Schiffes.

Sie spürte die sanften Wellen, die gegen den Bug des Schiffes schlugen.

Sie beruhigten die Waldelbin. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon unterwegs waren. Ihr Zeitgefühl war verloren gegangen …

Gegenüber von ihr saß Efal. Er musste auf sie aufpassen. Er wirkte sehr angespannt.

„Efal … du hast ihn getötet richtig?“, fragte sie ihn nun.

Das blonde Haar fiel der Elbin ins Gesicht und verdeckte dies.

„Du hast meinen Bruder getötet, richtig?“

Efal regte sich kurz. Er beugte sich zu Naminé vor und hauchte ihr ganz zärtlich ins Ohr: „Ja. Und weißt du was: Ich werde dich und Sias genau so töten, falls er auf die Idee kommt dich, zu retten.“

„Warum musste Cyon sterben?“, fragte Naminé nun und versuchte ihre Stimme stark klingen zu lassen.

„Er war eben zur falschen Zeit am falschen Ort“, erwiderte dieser lachend.

Dann setzte er sich wieder an seinen Platz.

„Schlaf endlich, Spitzohr! In 5 Tagen sind wir in der Hochelbenburg!“
 

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War hats gewusst das Efal war?? War bestimmt naheliegend, oder ^^"
 

cucu

Azahra

Unter Feinden(überarbeitet)*

41.Kapitel

Unter Feinden
 

Die Fesseln um ihre Handgelenke schmerzten höllisch.

Immer wieder stieß sie mit dem Kopf gegen ihr enges Gefängnis.

Die Waldelbin hatte furchtbare Panik. Sie wusste nicht, wo sie war, sie kannte aber ihr Ziel: die Burg der Hochelben.

Efal hat ihr verraten, wo es hinging und die junge Frau fühlte sich gefühlsmäßig betäubt.

Naminé fröstelte es und sie nieste kurz.

Wie lange dauert es denn noch?, dachte sie genervt und plötzlich erschrak sie, als sie erneut mit dem Kopf, gegen die Decke der engen Kutsche schlug.

Die Tür, die kein Fenster hatte, wurde aufgerissen und Efal packte sie grob am Nacken und zog sie nach draußen.

Beinahe wäre sie hingefallen und sie rappelte sich gerade noch auf, sonst hätte Efal ihr eine geklatscht.

Mit großen blauen Augen sah Naminé die Burg aus Sandstein an. Sie schluckte schwer.

Der Palast war riesig. Die hohen Türme ragten in den Himmel empor, und die Waldelbin erkannte, das ein großer Garten sich um das Gebäude erstreckte.

„Wir sind da, Spitzohr. Das ist die Burg der Hochelben“, flüsterte Efal ihr ins Ohr und seine Stimme hinterließ bei ihr eine Gänsehaut.

Naminé holte tief Luft, dann stieß sie der Elbenjäger grob durch das Palasttor.

Dort warf er sie in die Arme eines anderen Hochelben.

Naminé schlug wild um sich, als dieser seinen rechten Arm um sie schlang und sie den Gang entlang zog.

Efal grinste breit und wandte sich dann ab, auf den Weg in den Thronsaal.
 

Der Elb schleifte Naminé mit sich, die aufgehört hatte sie zu wehren.

Sie hatte erfahren, dass der Elb Kaeló hieß. Bis jetzt hatte er noch kein einziges Wort zu ihr gesprochen. Mit jedem Schritt, den sie tat wurde, sie unruhiger.

„Wohin bringt ihr mich?“, fragte sie Kaeló schließlich.

„Zu einer Freundin“, antwortete er ihr schließlich.

Nach weiteren 5 Minuten Schweigens blieb Kaeló vor einer großen weißen Tür stehen, die mit Blattgold verziert war. Der Hochelb klopfte dreimal gegen den rechten Türflügel, dann öffnete er diesen.

Cirra stand inmitten des prunkvoll ausgerichteten Raumes und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

Sie sah Naminé aus blauen Augen ernst an.

Kaeló schloss die Tür, ließ aber Naminé immer noch nicht los.

„Ich hoffe die Reise war nicht besonders anstrengend für dich“, begrüßte Cirra sie und lächelte schließlich. Die Waldelbin antwortete darauf nichts.

Die Prinzessin strich sich durch ihr Haar.

„Ich habe einige Nachforschungen über dich gemacht Naminé. Ich weiß, dass du die Tochter eines Fürstens bist, der an der Grenze des Waldelbenreiches herrscht. Du bist niemanden versprochen, was mich aber sehr irritiert hat. Gefällst du etwa niemanden in deinem Volk?“

Naminé zog leicht die Augenbrauen hoch. „Ich habe ganz spezielle Ansprüche.“

Cirra musste leicht lächeln.

„Aber ein Mensch entspricht eher deinen Vorstellungen?“

„Da redet aber die Richtige! Du warst auch mit Sias zusammen“, hielt nun Naminé dagegen.

Cirra zog die Stirn in Falten: „Das ist etwas anderes. Unsere Beziehung beschränkte sich mehr auf … andere Dinge.“

Kaeló warf der jungen Hochelbin einen kurzen Blick zu.

„Euer Bruder hasst Sias dafür. Er wird sicher seine Freude habe, wenn er dich befreien wird“, sagte er an Naminé gewandt.

„Sias wird mich nicht retten“, sagte Naminé ernst. „Er wird es nicht tun.“

Cirra sah sie aufmerksam an. „Wie kommst du denn darauf?“

Naminé antwortete daraufhin nichts und sah nur weg.

„Kaeló! Ruf eine Wache und bring sie fort! Ich kann ihr Gesicht nicht mehr ertragen!“, befahl Cirra und drehte Naminé den Rücken zu.
 

Linth saß auf seinem Thron und sah auf Efal hinab, der vor ihm kniete. Der Hochelb gab ihm ein Zeichen, um aufzustehen.

„Naminé wurde in den Kerker gebracht“, verkündete Efal.

„Dies wird aber nicht für lange sein und dann steht sie Euch … zur Verfügung“.

Linth nickte knapp. „Gut. Und jetzt warten wir nun auf Sias.“

Efal zuckte kurz mit den Mundwinkeln.

„Warum seid Ihr Euch so sicher das Sias sie retten wird?“

Linth horchte auf und legte den Kopf leicht schief.

„Warum sollte er dies nicht tun? Ihr solltet doch am besten wissen wie vernarrt er ihn sie ist. Er wird sie sicher retten.“

Efal nickte schließlich schwach. „Ja. Vielleicht habt Ihr Recht.“

Linth beugte sich ein wenig weiter vor und sah nun Efal genau an.

„Euer Verrat muss ihn sehr getroffen haben. Wir hätten ruhig noch ein weniger länger bleiben können, um ihn zu beobachten.“

Efal atmete einmal tief aus.

„Die Zeit wurde immer knapper, Elbenprinz. Solche Spielchen hätten uns nur von unserem Ziel abgebracht.“

Linth lächelte schwach.

„Du kannst gehen Efal. Ich lasse dich rufen, wenn du Naminé zu mir bringen kannst.“
 

Naminé nieste laut und rieb die Hände ineinander. Es war furchtbar kalt im Kerker.

Die Elbin hatte eine Zelle für sich alleine erhalten, ganz am Ende des Ganges. Die Tür war fest verschlossen und der Stein, aus dem der Raum bestand, war kalt und nass.

Naminé saß auf einem Bündel Stroh, das am Boden lag.

Sie hatte die Beine angezogen und die Arme darum gelegt.

Sie war müde, doch sie konnte nicht schlafen. Sie musste immer an Sias und die anderen denken.

Naminé würde niemals den Ausdruck in seinen Augen vergessen, als sie ihre Entscheidung getroffen hatte.

Er hat gesagt, dass er mich liebt, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf und ihr Herz wurde immer schwerer.

Sie schluckte. „Was habe ich nur getan?“, flüsterte sie nun leise und war den Tränen nahe. Mit dem linken Handrücken wischte sie sich kurz über die Augen.

„Nein! Ich werde jetzt nicht weinen!“, sprach sie hart zu sich selbst.

Plötzlich hörte sie ein leises knarren und die Tür ging auf. Aufmerksam sah sie ihren Gast an. Efal hielt eine große braune Decke in seinen Händen und warf sie ihr vor die Füße.

„Hier! Damit du nicht krank wirst“, antwortete er ihr mit monotoner Stimme.

Überraschend nahm die Waldelbin die Decke an sich. Sie war weich und roch nach Blüten.

„D … Danke“, antwortete sie ihm und raffte die Decke enger an sich, so als hätte sie Angst, dass sie man sie ihr sofort wieder wegnehmen könnte.

„Warum bringst du mir das?“

Efal sah sie aus smaragdgrünen Augen lange an.

„Linth möchte bestimmt nicht, dass du dir Erfrierungen holst. Es ist ziemlich kalt hier unten.“

Die junge Elbin senkte kurz den Kopf.

„Efal … Sias wusste das Du Cyon umgebracht hast richtig? Er hat mich also angelogen, die ganze Zeit.“

„Nein. Sias wusste nicht, dass ich es war. Er hat jemand anderen verdächtigt. Er hat mich zwar beobachtet, doch nicht erkannt“, erklärte er ihr schließlich und dann lachte er kalt auf, „Ich habe euch alle an der Nase herumgeführt!“

Naminé sah ihn wütend an.

„Ja! Das habt Ihr sehr gut gemacht!“, erwiderte sie sauer.

Efal kicherte. „Hab eine schöne Nacht, Fürstentochter.“

Die Tür fiel zu und Naminé war wieder alleine.

Die Elbin murmelte einen kleinen Fluch dann breitete sie die Decke über ihr aus.

Dabei rutschte ein kleiner Zettel aus dem Futter der Decke heraus und Naminé hob ihn neugierig hoch.

Die Schrift war klein und krakelig, doch sie konnte sie entziffern: Du bist zwar unter Feinden, Spitzohr, doch wenn du Glück hast, ist ein Freund unter ihnen für dich dabei.

Naminé lass sich den Zettel ein paar Mal durch. „Ein Freund unter Feinden?“, flüsterte sie leise und starrte auf die Tür, durch die Efal gegangen war.

„Und wer soll das sein?“

Mut (überarbeitet)*

42.Kapitel
 

Mut
 

Ein Blitz schlug in der Ferne ein, während Techi mit leeren Augen aus dem Fenster starrte. Sie war alleine in ihrem Zimmer im Gasthof. Die Magierin konnte sich zu nichts aufraffen.

Sie war innerlich fast wie Tod.

Techi hatte immer noch das Bild vor Augen, als Linth und Efal Naminé mitgenommen hatten.

Und die Hochelbin hatte danach, dass erste Mal gesehen, das Sias weinte.

Ich liebe dich, hallte es durch den Kopf der Rothaariger und sie seufzte tief.

Das hat er damals auch zu mir gesagt, doch bei Naminé habe ich gespürt, dass er es Ernst meint.

Sie schloss kurz die Augen. Was mache ich jetzt nur?

Die Tür zu ihrem Zimmer ging zaghaft auf und Raven und Sam traten ein.

Die beiden trugen jeweils eine große Tüte aus braunem Leder in den Händen. Sie waren wohl in Eridá einkaufen gewesen.

„Techi!“, mahnte Raven sie, als die Magierin ihn böse ansah.

„Was?“

„Du weißt was ich meine“, sagte Raven nun und stellte die Tüten auf einen kleinen Tisch ab, Sam tat es ihm nach.

„Wie geht es Sias?“, fragte Techi ihn nun.

Der Alchemist zuckte nur mit den Schultern. „Er ist sitzt im Hinterhof, unter dem Baum. Wie schon die anderen 10 Tage zuvor.“

Techi stand von ihrem Platz auf und ein erneuter Blitz schlug in zwischen den Häusern der Stadt ein.

„Dieses Herumsitzen geht mir langsam auf die Nerven!“, sprach Techi nun laut aus und sie schlug mit der Faust gegen das Fensterbrett.

„Mir reicht es!“

Sam zuckte leicht zusammen und sah Techi ehrfürchtig an.

„Und was hast du vor, oh große Magierin?“, fragte Raven sie nun und zog die Stirn in Falten. „Ich werde zu Sias gehen und ihn in seinem Arsch treten! So kann das nicht weitergehen! Er versinkt immer mehr im Selbstmitleid und vergisst das Wichtige!“

„Und was ist das Wichtige?“, fragte Raven nun neugierig.

Techi schnaubte: „Es geht um Naminé! Wir müssen sie retten, bevor ihr noch etwas passiert!“

Die Elbin rauschte an den beiden vorbei und verließ das Zimmer. Sam und Raven sahen ihr verdutzt nach.
 

Ich bin ein Versager und Idiot! Wie konnte ich es nur zulassen, das Efal uns verrät und Naminé Linths Pfand wird. Ich kann einfach gar nichts!, dachte Sias und mit jedem Gedanken wurde die Last auf seinen Schultern schwerer.

Ich bin so blöd!

Er vergrub den Kopf in seine Hände und er spürte nur vage, das der Regen durch das dichte Blätterdach drang und auf ihm herabregnete.

Seine Kleidung war schon lange durchnässt und ihm war kalt.

Doch der Elbenjäger wollte nicht aufstehen. Er hatte einfach keine Kraft mehr dazu.

Aus den Augenwinkeln sah er das Techi auf ihm zu trat.

Die Hochelbin sah ihn aus blutroten Augen ausdruckslos an.

„Es ist Zeit“, sprach sie nur. Der Regen prasselte auf sie nieder und ihre Robe sog sich in kürzester Zeit damit voll. Ihre Haare klebten an ihrem Kopf.

„Für was ist es Zeit?“, fragte Sias sie, ohne den Kopf zu heben.

„Es ist Zeit, Naminé zu retten“, antwortete Techi nun und sie trat vor Sias unter dem Baum.

Sias schluckte schwer. „Ich kann sie nicht retten“, gestand er ihr nun.

Techi horchte auf.

„Was heißt hier du kannst sie nicht retten?“

Ihre Stimme war ruhig. Sie wollte Sias nicht unnötig aufregen.

„Ich kann es einfach nicht! Ich bin ein Feigling und ein Nichtsnutz! Ich werde sie niemals retten können, denn dafür bin ich zu schwach“, erwiderte er.

Die Magierin kniete sich zu ihm hinunter. Sie strich mit ihrer rechten Hand durch sein nasses schwarzes Haar.

„Sias … Du kannst Naminé retten! Raven, Sam und ich helfen dir dabei! Du darfst nicht aufgeben. Du willst doch nicht, dass Linth oder Efal ihr etwas antun, oder? Bitte Sias … raff dich auf, du … Du liebst Naminé doch?“, sprach sie leise zu ihm.

Techi spürte das Sias sich verkrampfte.

„Ich kann sie nicht retten!“

Techi wurde nun wütend. Sie stand auf. Ihre Augen funkelten und dann schrie sie: „Sias Reged – ein geachteter Elbenjäger – kuscht und hat Angst vor einem Hochelben und lässt sich seine Beute von ihm wegnehmen?! Sias! Sieh mich an und sag mir das Du das nicht auf der sitzen lassen lässt! Wenn du nicht endlich aufstehst und deinen Arsch auf den Weg zur Hochelbenburg bewegst, werde ich mit den anderen beiden alleine gehen und sie retten! Denn so jemanden wie dich hat Naminé nicht verdient!“

Und nun hob der 24-Jährige den Kopf. Seine blauen Augen wirkten voller Hass und Verachtung. „Wage es ja nie wieder, so etwas zu mir zu sagen!“

Sias stand auf und ging bedrohlich auf Techi zu.

Die Magierin jubelte innerlich. Sie hatte es endlich geschafft, ihn aus seiner Trance zu befreien!

Sie rümpfte aber nur die Nase und schlug die Arme vor die Brust zusammen.

„Ach? Dann beweise mir das Gegenteil, Sias Reged!“

Der Elbenjäger sah ihn nur genau in die Augen.

„Beweisen? Du willst, dass ich es dir beweise?“

„Ja! Ich will sehen, ob der großartige Sias Reged den Mumm hat, um gegen den Prinzen der Hochelben anzutreten!“, sprach sie laut zu ihm.

Der Elbenjäger schnaubte wütend.

„Na gut! Komm pack deine Sachen. Wir gehen!“

Dann wandte er sich von ihr ab und betrat das Gasthaus.

Techi lächelte breit. Sie hatte es geschafft.

Im goldenen Käfig (überarbeitet)*

43.Kapitel
 

Im goldenen Käfig
 

Das Glas klirrte leicht als Linth es absetzte.

Er verschränkte seine Hände ineinander und stützte den Kopf darauf ab.

„Erzähl mir etwas von dir, Naminé.“

Die Elbin funkelte ihn wütend an. Sie kochte regelrecht vor Wut.

Naminé trug ein schlichtes weißes Kleid, das man ihr Extra für diesen Anlass gebracht hatte.

Ihr langes blondes Haar war hochgesteckt.

Vor ihr stand der immer noch volle Teller, doch die Waldelbin brachte keinen Bissen hinunter, auch wenn ihr vor Hunger schon ganz schlecht war.

Das Weinglas daneben ließ sie ebenfalls unberührt.

Der Raum war abgedunkelt worden, und auf dem langen Tisch standen 4 Kerzen, die Licht spendeten.

„Ich werde gar nichts erzählen“, antwortete sie trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das ist aber sehr Schade. Ich dachte, dass du heute bereit wärst, mir etwas zu erzählen.“

Naminé zog eine Augenbraue hoch.

„Ach? Darauf könnt Ihr lange warten!“, entgegnete sie.

Linth lächelte breit. Naminé sah das als Zeichen an, das sein Geduldsfaden bald riss.

„Wie ich sehe, rührst du dein Essen nicht an. Schmeckt dir der Kerkerfraß etwa besser?“, stichelte er nun und seine Augen blitzten auf.

Naminé legte provozierend den Kopf schief.

„Wenigstens weiß ich jetzt, was mit den Resten vom vorherigen Essen passiert.“

Linths Mundwinkel zuckten.

Die Elbin stand auf und strich sich ihr Kleid glatt. „Und dieses Kleid … soll ich es den Wächter wiedergeben, wenn ich zurück in meine Zelle gehe?“

Der Prinz der Hochelben schloss kurz die Augen.

„Du wirst nicht wieder in die Zelle gehen.“

Die Blondhaarige sah ihn aufmerksam an. „Wie bitte?“

„Du wirst ein Zimmer bekommen, Naminé. Ich möchte nicht, dass du weiterhin in diesem Loch haust.“

Naminé blinzelte. „Ein Zimmer? Nein danke! Dann schlaf ich lieber im Stall!“

Der Prinz schlug nun wütend mit der flachen Hand auf den Tisch.

„Du bist meine Gefangene und du wirst tun was ich dir sage!“, schrie er ihr nun entgegen.

„Ich bin Euer Pfand! Keine Gefangene“, korrigierte die junge Elbin ihn.

Der Elb atmete tief durch.

„Wachen!“

Die Tür öffnete sich und zwei Soldaten traten ein.

„Ihr wünscht, Herr?“

„Bringt sie auf ihr Zimmer! Vielleicht ist sie morgen gesprächiger.“

Ohne ein weiteres Wort nahmen die Soldaten Naminé jeweils an einem Arm und führten sie aus dem Saal hinaus.
 

Wütend riss sich die Waldelbin von den beiden Wachen los, als diese sie in ihr Zimmer brachten. Sie warf ihnen feindselige Blicke zu, als diese gingen und die Tür von außen zusperrten.

„Gefangen“, flüsterte sie leise und lehnte den Kopf gegen die geschlossene Tür.

Die Elbin sah sich nur gleichgültig in dem Zimmer um.

Es war schlicht und Naminé hatte die Zelle in diesem Moment bevorzugt.

Sias …. Wo bist du?, dachte sie verzweifelt und die Elbin hatte Mühe die Träne zurückzuhalten.

Sie vermisste ihn so sehr. Ihr Herz schrie förmlich nach ihm.

Sie wusste nicht, wie lange sie noch ihren Widerstand aufrechterhalten konnte.

Doch was sie am meisten verwunderte war, dass sie Techi vermisste.

Die nervige, besserwisserische, immer noch Sias liebende Hochelbin!

Die junge Elbin musste kichern bei diesem Gedanken.

„Ich vermisse Techi!“, sagte sie laut zu sich selbst und lachte leise.

„Ich bin verrückt geworden!“

„Nein. Das glaube ich nicht.“

Naminé wirbelte herum und sah Kaeló, der Elb, der sie in ihre Zelle geführt hatte, lehnte an einem der Fenster und sah sie grinsend an.

„Was macht Ihr hier? Seid Ihr mein Leibwächter?“, fragte sie ihn herausfordernd und verschränkte die Arme vor der Brust.

Kaeló sah sie aus rehbraunen Augen aufmerksam an. „Nein. Prinzessin Cirra möchte nur um Euer Wohl Bescheid wissen“, erklärte er ihr schließlich und ging auf sie zu.

„Ach? Sorgt sie sich etwa um ihre Gegenspielerin?“

„Cirra erzählt mir nicht alles, Naminé“, erwiderte er ihr.

„Aber Ihr dient Ihr dennoch“, stellte Naminé nüchtern fest und ging auf Kaeló zu.

Neugierig blieb sie stehen. „Sie dient mehr mir, als ich ihr“, antwortete er ihr mit einem breiten Lächeln.

„Wie soll ich das verstehen?“, fragte die Waldelbin ihn nun und runzelte die Stirn.

„Ich helfe Cirra sie aus den Fängen ihres Bruders zu befreien“, erklärte der Elb ihr.

„Cirra befreien? Ich glaube kaum, dass sie das nötig hat.“

„Da irrst du dich. Cirra ist in Linths Obhut wie eine Gefangene. Sie lebt in einem goldenen Käfig, wie man so schön sagt“.

„Wie kommt ihr darauf?“

„Seit die Eltern der beiden Tod sind, trägt Linth die Verantwortung für sie. Cirra ist die zukünftige Königin des Hochelbenreiches. Sie muss vor allen Gefahren beschützt werden, laut Linth. Am Anfang waren die Regeln etwas lockerer doch als Cirra sich auf Sias eingelassen hat, verschärfte er sie.

Sie darf das Schloss nicht mehr ohne Begleitung verlassen, geschweigeden alle durchs Land reisen. Ihr Bruder engt sie immer mehr und mehr ein und ich habe vor das Zubeenden, bevor er ihr endgültig die Luft abschnürt“, erklärte er ihr geduldig.

Naminé hatte ihn aufmerksam zugehört. „Ihr wollt Cirra also von ihrem Bruder befreien, sehe ich das richtig?“

„Ja das will ich. Aber ich brauche deine Hilfe dafür.“

„Meine Hilfe, warum? Ich bin selbst eine Gefangene, ich brauche selbst Hilfe.“

„Natürlich brauchst du Hilfe, Naminé. Ich werde dich befreien, wenn du mir hilfst, Cirra zu befreien“.

Kaeló steckte ihr seine rechte Hand entgegen.

„Wie sieht Eure Hilfe … aus?“, fragte sie ihn zögerlich.

„Ich weiß, dass deine Freunde auf den Weg zu dir sind. Sie wollen dich befreien, Naminé. Ich werde ihnen den Weg zu dir weisen.“

„Woher weißt du das?!“, erwiderte sie aufgeregt und ihr Herz machte einen Satz.

„Meine Augen und Ohren sind überall. Vertrau mir und es wird dein Schade nicht sein.“

Naminé schlug ein. „Gut! Aber ich will Linth töten!“

Kaeló lächelte breit. „Wer sagt denn das Wir ihn töten?“, antwortete er ihr geheimnisvoll.
 

Raven strich sich durch sein schlohweißes Haar. „Schöne Landschaft“, stellte er fest, während er auf den Rücken seines Pferdes alle überblickte.

Die vier Gefährten ritten durch hügelreiches Land. Das Gras war so grün wie die tiefsten Wälder der Elben und kleine Bäche plätscherten durch das Land.

„Ja. Sehr schön“, pflichtete Techi ihm bei, dir ihr langes rotes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte.

Sam, die auf einem alten Schecken neben Raven nickte zeigte aufgeregt auf ein paar Hasen, die durch die Felder hoppelte.

Sias, der an der Spitze ritt, starrte stur geradeaus. Er bekam die Gespräche der anderen nur am Rande mit.

Er machte sich große Sorgen um Naminé, die ihn fast den Verstand raubten.

Jede Sekunde dachte er daran, was Linth ihr antun könnte und seine Wut stieg mit jedem Gedanken.

Ich werde dich vierteilen und deinen Körper den Schweinen vorwerfen!, dachte er wütend und krallte seine Hände fester in die Zügel.

Techi sah ihn an, dass er mit sich kämpfte, und legte ihn behutsam die linke Hand auf den Oberschenkel.

„Wir retten sie. Keine Sorge! Es wäre nicht das erste Mal, das wir etwas Verrücktes tun“, sagte sie zu ihm und zwinkerte ihm zu.

„Wir werden nicht einfach ins Schloss reiten können“, antwortete er nur kühl.

„Das kriegen wir schon! Mit ein bisschen Magie und verkleiden, wird das ein Kinderspiel“, erklärte die Magierin.

„Ich hoffe, dass du recht hast.“

Techi kicherte. „Jetzt zieh nicht so ein langes Gesicht, Sias! Wir sind auf den Weg deine Elbin zuretten und wir werden es bestimmt schaffen! Sei ein wenig fröhlicher“, versuchte sie ihn aufzumuntern.

Der Elbenjäger sah sie schief an. „Du machst mir langsam Angst, Techi.“

Sie sah ihn verwundert an. „Warum das denn?“

Der junge Mann grinste nur.

„Das erzähl ich dir ein anderes Mal.“

Neuer Freund

45.Kapitel
 

Neuer Freund
 

Es war schon spät abends als Sias, Techi, Sam und Raven in einem Gasthof ankamen, der noch ein paar Meilen von der Hauptstadt der Hochelben, Arsë, mitten in der Landschaft lag. Die Kälte der Nacht war langsam in ihre Glieder gekrochen, und als sie die Tür zu dem Haus öffneten, schockte sie zuerst die Wärme, die von einem Kamin ausging, der im Schankraum des Gasthofes, loderte.

Techi stürmte regelrecht hinein und ließ sich direkt vor dem Feuer, auf dem Boden nieder.

Sie streckte ihre Hände dem Feuer entgegen und seufzte tief: „Ach … wie schön“, sagte sie und kam sich vor wie im siebten Himmel.

Raven räusperte sich: „Wie wäre es, wenn du das nächste Mal selbst ein Feuer entfachst, wenn dir kalt ist?“, schlug er vor.

„Das ist Magieverschwendung!“, gab diese aufmüpfig zurück und wandte sich wieder dem Feuer zu.

Raven schüttelte nur den Kopf und setzte sich neben Sam und Sias, die inzwischen einen Platz gefunden hatten.

Eisiges Schweigen herrschte zwischen den Dreien – bzw. zwischen Sias und Raven.

Sam nippte an einem heißen Tee und rieb sich die Finger warm.

Sias und Raven tranken Bier. Techi saß immer noch vor dem Kamin und döste.

„Hast du schon einen Plan?“, fragte Raven Sias leise.

Der junge Elbenjäger schlug kurz die Augen nieder.

„Nein. Ich habe keine Ahnung, wie ich, es anstelle. Efal würde wissen, was ich tun muss, um Naminé zu befreien“, gestand er und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier.

„Sobald wir in Arsë sind, wird uns schon etwas einfallen.“

Techi, die sich nun genug aufgewärmt hatte, setzte sich nun zu ihnen, nachdem sie vom Tresen ein Glas Wein geholt hatte.

„Der Wirt fragt ob mir heute nach hierblieben“, sprach Techi und setzte sich neben Sam, die die Magierin aus großen Augen ansah.

„Nein. Sobald wir uns gestärkt haben, reiten wir weiter“, verkündete Sias und nahm einen erneuten Schluck aus seinem Krug.

Sam gähnte wie auf Kommando und rieb sich die Augen. Die Hochelbin lächelte ihr aufmunternd zu.

„Wir sollten heute nicht hier rasten, Sias. Wir sind alle müde, und eine Pause tut uns sicher gut“, versuchte Techi ist und Sias nickte Ergebens.

„Ja. Vielleicht ist es doch besser, wenn wir heute hierbleiben.“

Techi stand auf. „Ich sag nur kurz dem Wirt bescheid!“

Sam gähnte erneut und nieste kurz.

Dann sah die junge Novizin direkt nach links. Dort an einem einzelnen Tisch saß ein Hochelb.

Er hatte lange brünette Haare und gleichfarbige Augen, die fest auf seinem Glas mit Wasser fixiert war.

Er trug einen weiten brauen Umhang über seine edle Reisekleidung.

Sam stupste Raven an und zeigte auf dem Hochelb. „Was ist mit ihm?“, fragte Raven sie und sah den Elb fragend an.

Sam fuchtelte wild hin und her doch Raven verstand nicht, auf was sie hinauswollte.

Sias sah sie ebenfalls verwirrt an. Sam schlug wütend mit der Hand auf den Tisch und sah die beiden schmollend an.

„Ich glaube sie regt sich auf, weil sie nicht reden kann“, erriet Raven und Sam warf ihm einen bösen Blick zu.

„Irgendetwas ist mit diesem Elb“, flüsterte Sias nun. Er beobachtete den Elb lange, bis dieser seinen Kopf zu Sias und den anderen wandte.

Er winkte ihnen zu und Sias erwiderte den Gruß.

„Er kommt hierher“, flüsterte Raven, als der Elb aufstand und sich auf den Weg zu ihnen machte.

„Darf ich mich zu Euch setzen?“, fragte dieser höflich und die Drei nickten.

Der Elb setzte sich neben Sias und Techi sah ihn verwundert an, als diese sich wieder zu ihnen gesellte.

„Mein Name ist Kaeló. Wohin reist Ihr?“, fragte der Hochelb, als die anderen sich vorgestellt hatten.

„Wir sind nach Arsë unterwegs und wohin führt Euer Weg?“

„Ich bin ebenfalls nach Arsë unterwegs! Wir könnten uns doch zusammenschließen? Alleine zu reisen ist nicht gerade amüsant“, gestand er schließlich und strahlte in die Runde.

Na? Was hält Ihr davon?“

Techi sah Sias an. Die Magierin sah in seinem Blick, dass er überlegte.

„Gut. Ihr könnt mitkommen. Aber Ihr besorgt Euch euren eigenen Proviant, damit das klar ist.“

Kaeló nickte übertrieben. „Natürlich! Das ist kein Problem für mich.“
 

Am nächsten Morgen zogen sie alle weiter.

Kaeló saß auf einem braunen Pferd, das einen sehr schmalen Körperbau hatte.

Raven sah immer wieder zu Kaeló. Der Elb kam ihm komisch vor.

Gestern Abend hatte er noch nicht viel über sich erzählt, außer dass er ein Händler sei, der von ein paar Banditen überfallen worden war.

Daher hat er sein ganzes Hab und Gut verloren, bis auf sein Pferd und ein paar Silbermünzen.

Der kann einem ja richtig leidtun, dachte Raven und lenkte sein Pferd näher zu Sam ran.

Die stumme Frau strich ihrer Stute sanft durch die Mähne.

„Was hältst du von ihr?“, fragte er Sam.

Sie legte den Kopf leicht schief und formte dann einige Zeichen mit ihren Händen.

Sam war genau seiner Meinung.

„Sagt mal Kaeló, woher kommt Ihr?“, fragte Raven ihn nun.

„Aus Osche. Das liegt am äußersten Rand von dieser Welt. Wahrscheinlich habt ihr noch nie davon gehört. Es ist ein kleines verschlafenes Dorf“, erklärte er Raven.

Der Alchemist runzelte die Stirn.

„Dieser Ort sagt mir wirklich nichts. Das muss ja ein richtiges Nest sein“, mischte sich nun Techi ein und sie sah den angeblichen Händler aufmerksam an.

„Ja. Das ist es auch.“ Kaeló lachte.

Plötzlich gab Techi ihrem Pferd die Sporen und dieses rannte an Kaeló vorbei und versperrte ihm den Weg.

„Ich weiß, dass du nicht aus Osche stammst! Dieses Dorf existiert seit über 400 Jahren nicht mehr! Und ich glaube kaum, dass du so alt bist! Wer bist du also wirklich?!“

Kaeló traten sofort Schweißperlen auf die Stirn und sah helfend Sias an.

Der 24-Jährige beobachtete das Schauspiel aufmerksam.

„Na los spuck es aus!“

„I … Ihr irrt Euch! Ich komme wirklich aus Osche“, stammelte der Elb und wich einige Schritte von Techi zurück. Ihre Augen funkelten.

„Hör endlich auch mich zu verarschen!“

„Kaeló. Sagt die Wahrheit“, sprach nun Sias ruhig.

Der Hochelb seufzte niedergeschlagen.

„Gut! Ihr habt gewonnen! Ich kommen aus Arsë, genauer gesagt komme ich direkt aus dem Königshaus. Ich bin der Sohn des Beraters Avu und … ich habe Euch gesucht.“

„Uns gesucht?“

Kaeló nickte. „Ja. Ich bin kein Feind, das müsst Ihr mir glauben! Ich bin hier um Euch zu helfen Naminé zu befreien.“

Sias horchte auf. „N … Naminé? Wie geht es ihr? Ist sie in Ordnung?“, fragte er aufgeregt und Angst schwang in seiner Stimme mit.

„Es geht ihr gut, und ich habe ihr versprochen, dass ich sie dort raushole, mit Eurer Hilfe, natürlich. Linth verfolgt ein sehr dunkles Ziel: Er besitzt einen schwarzen Magiestein und den möchte er … ausprobieren. Und dafür brauchte er ein geeignetes Opfer und das ist Naminé“, gestand er der kleinen Gruppe und sah niedergeschlagen umher.

„Ich versuche schon seit längerer Zeit das Cirra es ihm austreibt, doch sie ist genau so stur wie er und findet den Plan gut. Sie will sich somit an Sias rächen.“

Techi sah Sias an. „Glaubst du ihm?“

„Bitte! Ich will Euch helfen! Wenn ihr mir vertraut dann könnt Ihr Naminé befreien!“, warf nun Kaeló ein.

„Ja. Ich glaube dir.“

Techi trat mit ihrem Pferd zur Seite und beäugte Kaeló skeptisch.

„Und wie willst du uns helfen?“

Kaeló grinste nun. „Es ist ganz einfach. Ihr müsst nur das tun, was ich Euch sage!“

Die Wahrheit

46.Kapitel

Die Wahrheit
 

Naminé sah spöttisch das junge Menschenmädchen an, das sich ihr als ihre Zofe vorstellte. Sie war 14 Jahre alt und trug ein graues Dienstbotenkleid. Beschämend sah sie auf ihre Schuhe.

„Das ist nicht sein Ernst“, sprach sie nun laut zu dem Mädchen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„W … Was stimmt damit nicht, Herrin?“, fragte das Mädchen, die den Namen Lin trug nervös. Sie starrte immer noch auf ihre Füße.

„Ich will keine Zofe! Und nenn mich nicht Herrin!“

Lin zuckte zusammen. „A … Aber mein König besteht darauf. Er sagte ich soll Euch das Leben am Hofe zeigen“, nuschelte sie leise.

Naminé blinzelte. Warum habe ich nur das Gefühl, das mein Schwert gerade sehr nützlich wäre?,dachte sie und atmete einmal tief durch.

„Gut. Lin … du kannst nichts dafür. Kannst du mich zu Linth bringen?“, fragte sie das junge Mädchen nun.

Lin nickte erneut schwach. Dann ging sie voraus und Naminé folgte ihr – und eine Wache gesellte sich ebenfalls zu ihnen.

Wütend stapfte Naminé Lin nach und brodelte richtig, als sie vor Linths Arbeitszimmer stehen blieb. Lin redetet kurz mit den beiden Soldaten, die die Tür bewachten, dann winkte sie Naminé näher heran.

„Ihr könnt eintreten“, sprach der Hochelbensoldat zu ihr und musterte sie argwöhnisch.

Mit hocherhobenem Haupt stieß die Waldelbin die Tür auf und trat ein.

„Linth! Was soll das!“, rief sie laut und zeigte dabei auf Lin, die schüchtern hinter ihr eintrat.

Linth, der gerade an etwas schrieb, hob den Kopf und sah sie fragend an.

„Stimmt etwas nicht, meine Holde?“

Die junge Elbin knurrte. „Nennt mich nicht so! Und ich fordere von Euch das Ihr … Lin jemanden anderem anvertraut!“

Linth schrieb zuerst den Satz fertig dann legte er die Feder zur Seite. Er sah sie aus grünen Augen eindringlich an.

„Naminé ich dachte ich tue dir Gutes, wenn ich dir Lin als deine Zofe gebe. Sie ist sehr tüchtig und erledigt ihre Aufgabe gewissenhaft. Was hast du gegen sie?“

„Ich habe nichts gegen Lin, ich will nur nicht, dass Ihr glaubt, dass ich Euer braves Schoßhündchen spiele!“, erwiderte sie und trat auf Linth zu.

Sie stützte sie mit beiden Händen an seinem Schreibtisch ab und funkelte ihn an.

„Falls ihr das vergessen habt: Ich bin Eure Gefangene und solche kommen in den Kerker. Niemals bekommen sie ein prunkvolles Zimmer und vor allem nicht eine Zofe! Was wollt Ihr wirklich von mir!

„Lasst uns alleine.“

Linth sah an Naminé vorbei und die drei Wachen plus Lin an, die das Schauspiel mit gespitzten Ohren beobachteten.

Die Vier gingen seiner Bitte nach und schlossen die Tür. Kaum war diese zu, stand Linth auf.

Grob packte er Naminé an ihrem Haar und zog daran.

„Aua! Lasst das!“, schrie sie laut, doch der Prinz zog fester daran.

„Langsam hab ich die Schnauze voll! Ständig liegst du mir in den Ohren damit! Weißt du was, ich zeig dir jetzt den Grund dafür, warum du hier bist!“

Linth, der Naminé immer noch an ihren Haaren festhielt, ging zu einer Fackel an der Wand. Mit seiner freien Hand umschloss er die Fackel und drehte sie spielend leicht nach rechts. Naminé staunte, als die Wand sich in Bewegung setzte und diese einen dunklen Gang freigab.

„Ein Geheimgang“, flüsterte sie und vergaß mit einem Moment, das schreckliche ziehen an ihrer Kopfhaut.

Linth ging wortlos in den Gang und schleifte Naminé mit sich, die nun wieder lautstark protestierte.

Doch der Hochelb ignorierte sie und ging mit ihr bis ans Ende des Ganges. Dort war eine alte Holztür. Er öffnete diese und ließ Naminé nun los.

Die Waldelbin seufzte auf und rieb sich den Kopf.

„Komm“, sagte Linth zu ihr und betrat den Raum und Naminé folgte ihm.

Der Raum war dunkel – kalt. Sie sah nichts außer schwärze die alles umhüllte. Durch Naminés flache Schuhe drang das Wasser, das sich in den Rillen der Steine am Boden befand.

„Was wollt Ihr mir zeigen?“, fragte sie Linth nun und sie versuchte ihre Stimme stark klingen zulassen.

Erneut antwortete er ihr nicht und ging einfach weiter. Naminé seufzte frustriert auf.

„Ihr seid genau so gesprächig wie schlafender Bär“, spottete sie nun.

Linth blieb plötzlich stehen und Naminé tat es ihm nach. Der Prinz drehte sich um und sah sie ausdruckslos an.

Er schnippst mit den Fingern und Dutzend mal ertönte das Geräusch von Fackeln an den Wänden, die gerade entzünden wurden.

Der Raum war nun hell erleuchtet und Naminé konnte nun der Grund erkennen, warum Linth sie hier hergeführt hatte.

Ängstlich wich sie ein paar Schritte zurück. „Nein. Aber Techi hat gesagt, das, es so etwas nicht gibt“, sprach sie atemlos.

Ihre Hände zitterten.

Linth lächelte hingegen während auf die Nische in der Wand zu ging, in der der schwarze Magiestein lag.

Er strahlte ein schwaches Licht aus.

„Du hast diesen Stein damals gesehen, richtig? Du weißt, was er ist, Naminé doch du weißt nicht, was er alles kann“, erklärte er ihr und strich zärtlich über den glatten Stein. Er hauchte diesem einen Kuss zu.

„Ich möchte gerne seine Kraft nutzen, doch ich brauche etwas dafür das der Stein mir Zugang zu dieser gewährt.“

Urplötzlich begann Naminé, es zu frösteln. Sie hatte eine sehr üble Vorahnung.

Linth wandte den Blick von dem Stein ab und sah stattdessen Naminé an. Seine Hand ruhte immer noch auf dem Stein.

„Ich brauche jemanden der ein reines Herz – einen reinen Körper – besitzt. Dieser jemand muss auch über Magie verfügen, doch er muss kein richtiger Magier sein, es reicht ein ganz klein wenig davon. Und … Diese Person muss elbisches Blut in sich tragen.“

Naminé schluckte schwer.

„Und wer ist dieser … jemand?“, fragte sie ihn zögerlich, auch wenn sie die Antwort schon längst kannte.

Linth nahm die Hand von dem Stein und ging auf Naminé zu. Er küsste sie auf die Stirn.

Der Waldelbin wurde speiübel.

„Du weißt doch ganz genau, wer es ist, Naminé.“
 

Techi warf Kaeló immer wieder böse Blicke zu. Sie vertraute ihm nicht egal, was er sagte und egal wie weit sie inzwischen gekommen waren. In ihren Augen war ein Verräter und warum sollte er nicht auch sie verraten, wenn er es schon bei Linth tat?

Die Magierin schüttelte kurz den Kopf.

„Sag mal wie lange wollen wir hier noch sitzen?“, wandte sich nun an Kaeló.

Der Beratersohn zuckte nur mit den Schultern.

„Bleiben wir noch ein Weilchen“, erwiderte er schließlich und lächelt sie an.

Techi zog nur die Augenbrauen hoch und seufzte.

Die beiden Hochelben saßen am Ufer eines kleinen Flusses, während hinter ihnen regelrechtes Treiben an der viel befahrenden Hauptstraße herrschte.

Raven, Sias und Sam hielten sich in der Innenstadt auf, um dort die Lage auszukundschaften. Techi und Kaeló indessen warteten hier im ländlichen Gebiet von Arsë auf ihre Gefährten. Der Elb hatte sich eine Angel gekauft, um sich die Zeit besser zu vertreiben.

Techi sah daneben und sah ihn gelangweilt zu.

Mit Würmern würde er sich leichter tun, dachte sie und gähnte herzhaft.

„Weißt du was ich nicht verstehen?“, fing Techi nun an und streckte sich, „Es gibt so viele Elben, warum will Linth dann nur Naminé haben? Ich verstehe das nicht.“

„Naminé hat ein reines Wesen an sich, und genau das wird es sein, was er braucht. Der Stein trägt Schwarze Magie in sich – starke Schwarze Magie. Du bist Magierin Techi, du wirst also wissen, dass das gute, reine immer vom bösen Dunkeln angezogen wird und umgekehrt. Keiner dieser beiden Seiten kann ohne einander existieren.“

Die Rothaarige nickte stumm. „Ja. Das Gute und das Böse können nicht ohne einander leben.“

Kaeló warf ihr einen kurzen Blick zu.

„Leider ist es das so.“

Die beiden schwiegen und jeder hin wieder seinen Gedanken nach.

„Glaubst du, dass du heute noch was fängst?“, fragte sie ihn und rutschte einwenig näher zum Wasser vor.

Kaelós Antwort erübrigte sich als die Schnurr seiner Angel begann wie wild auf und ab zu hüpfen. Mit aller Kraft zog Kaeló daran doch der Fisch war stur. Techi eilte ihm zur Hilfe und mit gemeinsamer Kraft zogen sie den Fisch aus dem Wasser.

Er war riesig und so lange wie Kaelós Arm. Wild schlagen und nach Wasser japsend, lag der Fisch vor ihnen im Gras und sah sie bittend aus schwarzen Augen an.

„Das ist … ein guter Fang“, lobte sie Kaeló und lächelte ihn an.

Der Elb hob den Fisch an seiner Schwanzflosse hoch, der inzwischen aufgehörte hatte vergebens in Richtung Wasser zu hüpfen.

Techi wollte nach dem Fisch greifen, doch Kaeló warf ihn mit einer eleganten Bewegung zurück ins Wasser.

Mit einem lauten Plätschern verschwand dort der Fisch wieder und die Magierin glaubte, er winkte ihnen als Dank mit seiner Schwanzflosse zu.

„Ich finde dieser Fisch ist ein guter Vergleich. Er ist das Licht und wir sind die Schatten. Der Fisch kann sich nicht gegen uns wehren und deswegen finde ich habe wir nicht das Recht, in sein Leben zu nehmen.“

„Glaubst du Kaeló, Linth wird Naminé das Leben nehmen, wenn sie sich weigert, das zu tun was er von ihr verlangt?“, fragte Techi ihn nun und sie hatte das Gefühl, das die Angst ihr die Kehle zuschnürte.

Der braunhaarige Elb sah Techi nun eindringlich an.

„Ja. Das befürchte ich. Und Linth wird sehr grausam zu ihr sein. Die Einzigen, die ihn aufhalten können, sind wir … und Cirra.“

Die Elbenmagierin atmete kurz aus. „Das ist leider die Wahrheit.“

„Was ist leider die Wahrheit?“

Sias, Raven und Sam standen hintern den beiden. Alle trugen ein Lederbündel in den Händen. „Das Schloss ist gut bewacht, doch es gibt einen Hintereingang“, sprach Raven zu ihnen und zwinkerte.

Der Alchemist öffnete sein Bündel und zeigten den beiden Hochelben den Inhalt.

„Dienstbotenkleidung?“, fragte Techi und blinzelte ein paar Mal.

Diese Kleidung erinnerte sie sehr stark an den Tempel in der Priesterstadt.

„Wir haben nur diesen einen Versuch und dieser muss gelingen!“, stellte Sias nun klar und heftete seinen Blick Kaeló zu.

„Wir vertrauen Euch, Kaeló. Unser Leben liegt in Euren Händen.“

Der Elb senkte leicht den Kopf.

„Und dort ist es am sichersten.“

Techi schnaubte. „Hört auf zu quatschen!“ Sie entriss Sam ein Bündel und die Stumme sah sie ängstlich an.

„Wir müssen Naminé befreien!

Geschwind entledigte sie sich ihrer Kleidung und zog das Leinenkleid an.

Während Sias wegsah, Sam und Kaeló leicht rot anliefen, grinste Raven vor sich hin.

„Seit wann bist du so übermütig, Techi?“

Die Magierin sah ihn böse an, als sie ihre Haare unter einem Kopftuch versteckte.

„Ich möchte endlich das dieses Abenteuer vorbei ist und ich zurück in mein altes Leben kann.“

Sias seufzte. „Typisch Techi.“

Der Magiestein

47.Kapitel
 

Der Magiestein
 

Naminé zitterte am ganzen Leib.

Linth lächelte nur. Es war ein gefährliches Lächeln.

Die Waldelbin starrte den schwarzen Magiestein an. Sie spürte bis hier die dunkle, böse Macht, die dieses Artefakt umgab.

„Was ist Naminé? Du wirkst so verängstigt. Was ist denn los?“, fragte er sie und richtige Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.

Die junge Elbin starrte immer noch den Stein an.

„Nein. Das könnt Ihr nicht machen“, brach es plötzlich aus ihr hervor und sie trat hektisch einige Schritte von ihm zurück.

Linth hingegen sahen sie nun verständnislos an.

„Wo ist das Problem, Naminé? Dieser Stein ist wertvoll, wertvoller als du es bist! Du brauchst nur deine Seele – deinen Geist, opfern und diese Macht in dir aufnehmen. Fühle dich geehrt. Nicht jeder Körper ist dafür geeignet.“

Naminé schluckte schwer.

„Nein. Das werde ich nicht zulassen“, schmetterte sie ihm nun entgegen.

Ihre Haare bauschten sich auf.

„Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich meinem Körper freiwillig diesem verfluchten Stein zur Verfügung stelle!“

Der Prinz der Hochelben sah die Waldelbin an, als hätte diese ihn geschlagen.

„Aber warum nicht? Du glaubst doch nicht wirklich das Sias dich davor retten wird? Er wird nicht kommen, Naminé. Du bist ihm egal, genau, wie meine Schwester es für ihn war.“

Die Waldelbin atmete tief durch. Diese Worte prallten an ihr ab.

Sie hatte in den letzten Monaten viel zu viel erlebt. So leicht würde man sie nun nicht mehr zum Weinen bringen.

Dafür wurde ihr urplötzlich etwas anderes klar …

„Ihr seid in eurem Stolz verletzt, richtig? Weil ihr Cirra nicht vor Sias schützen konntet? Und dafür wollt Ihr Euch nun so an ihm rächen?“, erriet sie und sah ihn nun herausfordernd an.

„Ihr seid erbärmlich, Elbenprinz.“

Die Ohrfeige nahm Naminé gelassen auf. Sie spürte, wie ihre linke Wange brannte wie Feuer, doch in ihrem Inneren loderte ein anderes.

Sie fing an zu lachen. „Ihr schlagt eine wehrlose, junge Elbin? Ihr seid WIRKLICH erbärmlich.“

Linth, der nun hochrot war vor Zorn, wollte Naminé erneut eine Ohrfeige geben, als jemand seinen rechte Hand ergriff und ihn daran hinderte.

Es war Efal.

Naminé hatte gar nicht gemerkt, wie der Elbenjäger in den Raum geschlüpft war.

Lautlos wie ein Schatten, dachte sie nun ein wenig ehrfürchtig.

„Linth …. Ihr dürft … die Geisel nicht verletzen“, raunte er ihm zu und seine grünen Augen blickten dabei fest Naminé an.

Die Waldelbin war kurz davor ihm dankbar zuzunicken, doch dann besah sie sich eines besseren.

Der Hochelb sog scharf die Luft ein. Efal ließ ihn los.

Wütend warf der Elb dem Jäger einen bösen Blick zu.

„Ihr werdet im Thronsaal gebraucht, mein Herr. Irgendeine Auseinandersetzung mit ein paar Bauern. Ich werde Naminé zurück auf ihr Zimmer bringen.“

Linth fluchte etwas.

„Wir sprechen uns noch“, zischte er Naminé zu und verließ dann mit schnellen Schritten, den Raum.

Als die Tür ins Schloss fiel, ließ Naminé sich erschöpft auf den kalten Steinboden fallen.

Ihre Arme, mit denen sie sich am Boden abstützte, zitterten.

„Danke Efal“, flüsterte sie leise und war kurz davor zu erbrechen.

Der Elbenjäger horchte auf.

„Wie war das?“, fragte er sie nun neugierig und ging in die Hocke.

„Wiederhole es, bitte.“

Die junge Elbin sah ihn aus blauen Augen entsetzt an. Schon allein bei dem Anblick seines selbstsicheren Grinsens hätte sie ihm eine klatschen können.

Naminé holte tief Luft und sprach nun laut und deutlich: „Mein lieber großzügiger Efal, Meister der Tötungskunst! Ich danke Euch dafür, dass ihr mir den bösen Hochelben vom Leib geschafft habt! Ich werde ewig in eurer Schuld stehen!“

Naminé beherrschte sich. Sie merkte, wie ihr die Gallensäure den Hals hochkroch.

Efal lächelte selbstzufrieden.

„Ach Naminé. Du weißt gar nicht, wie lange ich auf diese Worte gewartet habe“, erwiderte er hocherfreut und seufzte.

Naminé würgte.

„Das bleibt unter uns, klar?!“

Die Waldelbin stand auf und trat vorsichtig auf den Magiestein zu.

Zögerlich streckte sie die rechte Hand nach diesem aus und ein kleiner schwarzer Blitz löste sich von dem Stein ab, der Naminé einen kleinen Schlag versetzte.

„Autsch.“

„Er spürt, dass du … rein bist.“

Efal trat hinter sie während Naminé ihre rechte Hand betrachtete.

„Ich glaube ich haben Schwarze Magie in mich aufgenommen“, flüsterte sie dem Elbenjäger zu und starrte ihre Hand immer noch an.

„Igitt!“ Wild wedelte sie mit ihrer Hand.

„Geh raus aus mir!“, schrie sie nun und ein kleiner schwarzer Strahl löste sich aus ihrer Hand und fuhr zurück in den Magiestein.

Erschrocken wie sie zurück und umklammerte dabei Efals linken Arm.

Der Ältere räusperte sich. „Du solltest ihn berühren.“

„Was? Damit mich seine Magie auffrisst? Sicher nicht!“, stellte sie klar und schnaubte wütend.

Efal legte den Kopf leicht schief. „Ich glaube kaum, dass er das tut.“

Naminé verstand nicht ganz. „Los. Tu es“, forderte er von ihr.

Seufzend ließ sie Efals Arm los und ging auf den Magiestein zu.

Die Elbin schluckte. Sie hatte das Gefühl als würde der Stein ihre ganze Magie aussaugen.

„Fass ihn an“, forderte Efal nun.

Widerwillig tat sie es.

Der Schmerz von eben blieb aus, doch dafür überkam sie schreckliche Angst.

Es stiegen schwarze Waben von dem Stein auf die sich um ihre rechte Hand schlangen und ihren Arm hinaufwanderten.

„Efal …“, sprach sie flehend, als ihr rechter Arm nun ganz bedeckt war.

Panik stieg in ihr auf, als der schwarze Nebel wie dunkle Finger ihren Körper umschlangen.

„Efal!“

Der Elbenjäger sah dem Schauspiel gebahnt zu. Es faszinierte ihm, wieviel Kraft in diesem kühlen, kleinen Stein steckte.

Es reicht.

„Naminé. Schüttelte es ab.“

Die Elbin blinzelte. „A … Abschütteln? Das ist ein Witz!“, erwiderte sie aufgebracht und langsam stieg in ihr die pure Panik hoch.

Der schwarze Nebel hatte sie fast komplett umschlungen.

Naminé schloss die Augen und konzentrierte ihre ganze magische Kraft auf den Magiestein.

Weiche!, dachte sie und die fremde Magie gehorchte ihr.

Der Nebel gab sie mit einem Seufzen frei und zog sich zurück in den Stein.

„W …Wow“, war das Einzige, was die Elbin sagen konnte.

„Gut, das Linth das nicht gesehen hat. Du kannst die Magie des Steines … abwehren. Aber nur wenn du es willst, mit deiner ganzen Willenskraft.“

Naminé sah den Elbenjäger entsetzt an. „Und was … heißt das?“

„Das heißt, dass das unser kleines Geheimnis bleibt. Linth wird staunen, wenn er sieht, was du kannst.“

Die junge Waldelbin war sehr verwirrt. Sie verstand die Welt nicht mehr.

„Ich will mich hinlegen und schlafen“, gestand sie leise.

Efal nickte. „Gut. Ich bringe dich auf dein Zimmer.“

Sanft schob er Naminé vor sich her.

Kurz warf er dem Magiestein noch einen Blick zu.

Ein kleiner Riss hatte sich auf der Schale gebildet.

Efal grinste breit.

Hoffnung

47.Kapitel
 

Hoffnung
 

Diese Kutte erinnert mich sehr an die Kluft im Kloster, dachte sich Sam und besah sich skeptisch. Sie strich über den rauen Stoff.

Ich werde diese Kleidung wohl niemals ablegen können.

Wehmütig sah sie zu Raven. Dieser unterhielt sich mit Sias und Kaeló.

Die Drei besprachen den Plan, wie sie vorgingen.

Techi, die Magierin, spielte mit einer kleinen blauen magischen Kugel.

Lange sah Sam Raven an. Der Alchemist gefiel ihr.

Er hatte eine naive, liebenswerte Art an sich.

Sie spürte, wie sie rot wurde.

Es war als so hätte Raven dies bemerkt, den genau in diesem Moment blickte er zu ihr.

Ihre Blicke kreuzten sich lange.

Sam sah dann weg und ging auf Techi zu.

Diese war ganz gebannt von ihrem kleinen magischen Spiel.

„Wir sind fertig“, verkündete Sias nun und nickte den beiden Frauen zu.

„Und wie sieht euer Plan aus?“, fragte Techi, die immer noch auf ihre blaue Flamme starrte.

„Kaeló wird euch drei zum Trakt der Dienstboten bringen. Ihr werdet versuchen, soviel über Naminés Aufenthalt rauszubekommen, wie ihr könnt. Aber macht dies bitte unauffällig.“

„Und was ist mit dir?“, wollte die Hochelbin nun wissen und sah Sias misstrauisch an.

„Ich werde mich bei den Wachen einschleichen.“

Die Magierin blinzelte. „Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Ich meine … du wirst kein unbeschriebenes Blatt sein in Linths Burg. Früher oder später fliegst du auf.“

Sias grinste nun breit. „Was ist, wenn ich es darauf anlege?“

Techi sah ihn immer noch blinzelnd an. „Du bist eindeutig … wahnsinnig.“

Die Hochelbin stand von ihrem Sitzplatz auf und streckte sich.

„Ich wusste schon immer, dass du eines Tages so wirst.“

Sias seufzte kurz.

„Warum überrascht mich das nicht?“

Raven räusperte sich.

„Wir sollten anfangen. Uns läuft die Zeit davon.“

Die vier Freunde sahen sich fest an.

„Wir müssen vorsichtig sein. Wenn wir auffliegen, dann ist alles vorbei.“

Kaeló lächelte schief. „Keine Sorge. Ich passe schon auf, dass ihr nicht auffliegt.“

Der Beratersohn strich sich kurz durch sein langes, braunes Haar.

„Bereit? Na dann los!“
 

Naminé stand neben Linth im Thronsaal und sah gelangweilt den Bauern an, der vor seinem Thron auf dem Boden kauerte.

„Ich bitte Euch, mein Prinz! Verschiebt den Tag der Abgabe. Ihr erhaltet den Anteil meiner Ernte, doch es dauert noch ein paar Wochen, bis diese gereift ist! Bitte.“

Naminé sah den kleinen Mann mitleidig an. Er musste um die 50 sein.

Seine Kleidung war alt und zerrissen. Unter seinen Fingernägeln sah sie Erde.

Er hat Angst vor Linth. Sein Überleben und das seiner Familie, hängt von der Entscheidung des Prinzen ab, dachte sie erschöpft und wartete auf Linth Urteil.

Der Elb saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf seinem Thron und hatte dem Bauer aufmerksam zugehört.

Diese wartete nun auf seine Antwort.

Linth kniff die Augen zusammen.

„Und Ihr wollte, dass ich den Abgabetermin verschiebe, nur weil Ihr zu spät gesät habt?“, fragte er nun und ein kaltes Lachen drang über seine Lippen.

Der Bauer fing an zu schwitzen.

„N … Nein, ich habe nicht zu spät gesät. Die Regenphase … sie dauerte über 2 Monate! Wenn ich früher auf meine Felder gegangen wäre, dann hätte ich überhaupt keine Ernte“, widersprach der Mann und sah kurz flehend zu Naminé.

Die Blondhaarige fühlte sich unwohl und der Drang machte sich in ihr breit, dass sie dem Mann unbedingt helfen musste.

Linth lachte kurz auf. „Das sind doch alles Lügen, die Ihr mir da erzählt! Haltet Ihr mich etwa für dumm? Ich kenne mich ein wenig mit der Landwirtschaft aus, Bauer!“

Der Mann zuckte in sich zusammen.

Der Elbenprinz wollte sich gerade aus seinem Thron erheben, doch Naminé kam ihm zuvor.

„Der König akzeptiert Eure Entscheidung. Ihr bekommt noch 2 Monate Zeit, um den Ertrag zum Schloss zubringen.“

Die Waldelbin sah an, dass ein gewaltiger Stein vom Herzen des kleinen Mannes fiel.

Er verneigte sich tief vor Naminé.

„Ich danke Euch, Herrin! Ihr seid ein Engel“, sprach er zu ihr und Naminé hörte, dass er den Tränen nahe war.

Er wandte sich um und verließ mit erleichterten Schritten den Thronsaal.

Linth sah Naminé an, als der Bauer außer Sichtweite war.

„Seit wann denkst du, dass du deine Entscheidung einfach so vor meine Stellen darfst?“, fragte er sie und klang gereizt.

Naminé sah ihn streng an. „Dieser Mann hat Euch nicht angelogen. Ich habe öfters bei den Entscheidungen meines Vaters beigewohnt und daher erkenne ich es, wenn jemand lügt und wenn jemand die Wahrheit sagt. Die Regenphase dauerte wirklich über 2 Monate an und daher konnte er nicht früher aussäen. Ihr solltet mir lieber danken. Dadurch werdet Ihr eine bessere Ernte bekommen“, stellte sie klar.

Der blondhaarige Hochelb sah sie fest an. Naminé merkte, wie eine kleine Ader auf seiner Stirn, zu Pochen begann.

Er atmete einmal tief aus.

„Dieses eine Mal verzeihe ich dir diesen Fehler. Doch wenn du dich erneut einmischst, blüht dir eine Strafe.“

Naminé verneigte sich leicht. „Ihr seid zu gütig.“

Die junge Elbin erstarrte plötzlich, als sie eine Dienstmagd sah, die ihr sehr bekannt vorkam.

Ihr Blick blieb an ihr heften, als diese näher auf Linth und sie zuging.

Sie trug ein silbernes Tablett in ihren Händen, auf dem ein Glas mit Rotwein stand.

Naminé sah das junge Mädchen mit weit aufgerissenen Augen an.

Diese erwiderte den Blick kurz, sah dann aber beschämt zu Boden, bevor sie sich Linth zuwandte.

Lächelnd streckte sie ihm das Tablett mit dem Weinglas entgegen.

Dieser nahm es ohne ein Wort und trank es in einem Zug leer.

Das ausgetrunkene Glas stellte er auf das Tablett zurück.

Die blonde Dienerin lächelte erneut, machte einen Knicks und ging.

Die Waldelbin starrte ihr nach.

„E … Entschuldigt mich kurz. Mir geht es nicht gut“, stammelte sie und folgte dem Dienstmädchen mit schnellen Schritten.

Naminé holte die Jüngere sehr schnell ein. Grob packte sie diese an den Schultern und drehte sie zu sich um.

„Sam!“

Sam sah sie aus blauen Augen verschwitzt an.

Die 23-Jährige umklammerte ihr Tablett zitternd.

„Sam. Was machst du hier? Bist du alleine?“, fragte sie diese und umarmte sie kurzerhand fest.

Sam rang kurze Zeit später japsend nach Luft und ließ ihr Tablett fallen.

„Tut mir leid.“

Naminé ließ sie los und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. „Ich bin so froh, dass du da bist.“

Sam hob ihr Tablett auf und richtete ihre Kleidung.

„Bist du alleine hier?“, wiederholte Naminé nun ihre Frage erneut.

Sam schüttelte den Kopf.

„Wer ist alles hier?“

Die junge Frau malte ein T und ein R in die Luft.

„Und wo ist Sias?“

Sam hielt sich den Zeigefinger an die Lippen.

„Ist er auch hier?“, bohrte sie nach.

Sam zuckte nur mit den Schultern und gab ihr dann ein Zeichen, weil sie weiterarbeiten musste.

„Natürlich. Ich halte dich nur auf. Ich bin wirklich glücklich, dass du hier bist.“

Sam zwinkerte ihr zu, dann winkte sie ihr zum Schluss, bevor sie wieder ihrer Arbeit nachging.

Naminé seufzte erleichtert auf und lehnte sich gegen die Wand.

Ich bin nicht alleine. Ich werde hier rauskommen, dachte sie voller Glück und einige Tränen rannen ihr Kinn hinab und tropften in ihr weißes Kleid.

„Weinst du etwa?“

Cirra hatte sich unbemerkt an sie herangeschlichen und sah sie neugierig an.

Naminé erschrak und rutschte auf dem Hosenboden.

„Das … das geht dich nichts an!“, zischte sie ihr zu und stand geschwind wieder auf.

Cirra kicherte.

„Sei nicht immer so misstrauisch zu mir. Ich möchte dir doch eine Freundin sein“, versuchte es Cirra nun.

Naminé begann wild zu husten. „Freunde? Wir zwei? Vielleicht im nächsten Leben.“

Die Elbenprinzessin schüttelte den Kopf.

„Ich weiß von Kaeló, dass er dir helfen will. Ich werde ihn und deine Freunde nicht daran hindern, doch Sias gehört mir“, drohte sie ihr nun mit einem süßen Lächeln.

„Das werden wir ja noch sehen, Prinzesschen“, antwortete Naminé ihr im gleichen Tonfall. Cirra streckte arrogant den Kopf in die Höhe und setzte ihren Weg fort

Die Waldelbin streckte ihr die Zunge raus.

„Doofe Ziege.“

Ein Name

48.Kapitel
 

Ein Name
 

Sias sah sich wachsam um, während Kaeló unbeschwert durch die Gänge des Palastes streifte.

„Könntest du bitte aufhören, dich so vorsichtig zu benehmen? Wir sind in einem der sichersten Paläste im ganzen Land. Als entspann dich, Sias“, versuchte es der Beratersohn erneute und schüttelte den Kopf.

„Du bist viel zu verkrampft.“

„Ich bin gar nicht verkrampft. Ich mache mir Sorgen um mein Wohlergehen. Und nenn mich gefälligst nicht so! Ich heiße Zôsi, wie oft den noch?!“

Kaeló atmete tief durch und schüttelte kurz den Kopf.

„Ein noch blöderer Name ist dir nicht eingefallen, oder?“

„Überleg dir doch in 10 Sekunden einen Namen, wenn du im Palast bekannt wie ein bunter Hund bist und du nicht willst, dass dich jemand erkennt! Wenn du einmal in diese Situation kommst, dann helfe ich dir sehr gerne dabei.“

„Du hättest dir doch vorher schon einen Namen überlegen können“, warf der Elb unbeeindruckt ein.

Sias grummelte nur etwas und ließ sich nicht weiter auf die Diskussion ein.

Der Elbenjäger fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.

Er hatte seine bequeme, dunkle Kleidung gegen einen leichten silbernen Brustpanzer getauscht, unter der er einen roten Wams trug. Dazu eine schlichte schwarze Hose und Stiefel aus leichtem Metall.

Überall sah Sias Gefahr, in Form von Linth und Cirra.

Kaeló entgegen verstand nicht ganz, warum er sich so benahm.

Bis jetzt verlief ihr Plan ganz gut. Der Hochelb war zuversichtlich das dies auch bis zum Ende gelingen würde.

„Techi und Sam gehen ihren Arbeiten gewissenhaft nach. Das hätte ich von der Magierin nicht gedacht. Raven macht sich auch übrigens gut im Krankensaal. Der Oberste der Heiler ist ganz begeistert von ihm. Seine Salbe und Tinkturen helfen den Verletzten viel schneller auf die Beine, als vorher“, erklärte er Sias und nickte einigen vorbeigehenden Hochelben zu.

Diese hielten Sias für seinen Leibwächter, weswegen sie kaum Notiz von ihm nahmen.

„Gut. Sie gehen in ihren Rollen auf, doch, wenn sie anfangen zu glauben, dass das hier ein Urlaub ist, dann haben sie sich aber gewaltig geschnitten“, erwiderte Sias wütend und schnaubte.

Kaeló verdrehte seine braune Augen.

„Du bist wirklich anstrengend. Wie hält das Naminé nur mit dir aus, und wenn wir schon bei dem Thema sind, warum hast du ihre Rüstung mitgenommen? Der Quartierwächter hat dir nicht gerade abgenommen, dass das deine Ersatzrüstung ist, vor allem wegen der zwei Ausbuchtungen in der Brustgegend.“

„Wenn wir fliehen, kann sie diese bestimmt gut brauchen. Für solche Fälle war auch diese Rüstung am Anfang gedacht. Eigentlich habe ich ihr nur aus Schikane diese Rüstung kaufen lassen“, gestand er dem Beratersohn.

„Für was Spontaneinkäufe alles nützlich sind, richtig?“

Plötzlich blieb Sias wie angewurzelt stehen. Geschwind dreht er sich um und rannte um die nächste Ecke.

Kaeló sah ihm perplex nach.

„Was soll das jetzt?“

„Oh! Meister Kaeló. Ihr seid wieder zurück?“, sprach Naminé laut und ging freudestrahlend auf ihn zu.

Kaeló lächelte. „Die holde Maid des Prinzen? Ich dachte nicht, dass Ihr alleine durch die Gänge gehen dürft?“, fragte er sie keck.

Naminé sah ihn kurz wütend an. „Ich bin nicht Linths Eigentum! Wie oft denn noch! Ich bin eine Gefangene im goldenen Käfig, so wie Ihr es selbst gesagt habt.“

Der Hochelb nickte.

„Natürlich seid Ihr das. Ich wollte Euch nur Bescheid geben, dass ich eine wichtige Angelegenheit außerhalb dieser Mauer, für Euch erledigt habe.“

Naminés blaue Augen hellten sich nun auf.

„Wirklich? Ihr habt für mich eine Möglichkeit gefunden, hier rauszukommen?“

Kaeló nickte schwach. „Ja. Das habe ich, doch Ihr müsst Euch gedulden. Es ist ein wenig kompliziert.“

Die Waldelbin hingegen klatschte begeistert in ihre Hände.

„Ach das ist schön! Egal wie lange es dauert, ich komme hier raus!“

Der Beratersohn räusperte sich kurz. „Ihr solltet Eure Freude zügeln. Nicht, dass Linth dahinter kommt.“

Die Fürstentochter verstand und nahm wieder ihre typische mürrische Art ein.

„In Ordnung, Sir.“

Der Hochelb verkniff sich ein Grinsen.

Er mochte die Waldelbin. Sie war einfach jemand, den man mögen musste, egal was dieser verbrach.

„Nun, da dies geklärt ist, werde ich nun meinen Weg fortsetzten genau wie Ihr den Euren, ja?“

Naminé nickte und verabschiedete sich von ihm. Die junge Elbin ging ihren Weg weiter, wirkte aber nun viel fröhlicher als vorher.

Kaum war sie verschwunden, erschien Sias wieder.

„Ist sie weg?“, fragte er Kaeló zur Kontrolle nach und dieser nickte.

„Warum bist du abgehauen? Sie hätte sich sicher gefreut, wenn sie dich gesehen hätte.“

Der Beratersohn runzelte die Stirn.

„Ich will nicht, dass sie weiß, dass ich da bin“, gestand er ihm schließlich.

„Ich danke dir, dass du deine erfolgreiche Mission so schön beschrieben hast.“

Kaeló zwinkerte ihm zu.

„Hoffentlich weißt du, was du tust. Ich habe ihr nicht verraten, dass deine Gefährten und du hier seit.“

Sias nickte. „Danke. Es ist das Beste, wenn sie es nicht weißt. Nicht, dass sie sich verplappert.“

„Was hast du gefühlt, als du sie gesehen hast?“, fragte der Hochelb ihn plötzlich.

Sias überraschte die Frage. „Ich habe mich … gefreut“, war seine knappe Antwort.

Ohne auf Kaeló zu warten, ging er weiter.

Der Elb folgte ihm kopfschüttelnd. „Du hast dich nur gefreut? Ist das alles?“, bohrte er nach.

Sias seufzte genervt auf. „Meine Gefühlswelt geht dich nichts an!“

Wütend stampfte er davon. Kaeló ließ ihn gehen.

Sias würde sich wieder beruhigen, das wusste er.

Der Beratersohn streckte sich genüsslich.

„Ach ja … Die Liebe.“
 

Efal saß auf den kalten Kachelboden und sah den Magiestein skeptisch an.

Dieser stand auf einen steinern Podest.

Obwohl Efal keine Magie in sich trug, spürte selbst er die dunkle Macht, die von diesem ausging.

Der Elbenjäger konnte sich vorstellen, was man alles mit diesem Artefakt machen konnte.

Es ist mächtiger, als Linth es zugeben will, dachte er zuversichtlich und sah auf sein Schwert hinab, das in seinem Schoß lag.

Liebvoll strich er über den abgewetzten ledernen Griff.

Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Sein Schwert und er – eine Einheit seit mehr als 10 Jahren.

Dieses Schwert hatte er sich damals, nach seinem ersten Mord, von einem fahrenden Zwerg erstanden.

Damals hatte Efal den Preis als Wucher empfunden, doch nun, da die beiden eine solange Zeit miteinander verbracht hatte, empfand seinen Aufstand von damals als kindisch.

Sein Schwert war sein Ein und Alles.

Doch zu seiner großen Verwunderung hatte er seiner Waffe noch nie einen Namen gegeben.

Vielleicht wäre es langsam Zeit, dir eine richtige Identität zu geben, ,überlegte er nun und nickte dann entschlossen.

Er zog das Schwert aus der schlichten Scheide.

Das Licht der Wandfackeln spiegelte sich in der silbernen Klinge wider.

Efal sah kleine Kerben und Kratzer, die von vielen Kämpfen stammten.

„Was wäre ein Name für dich?“, fragte er laut.

„Silberklinge? Elbenschlachter?“

„Blutbringer.“

Efal drehte sich leicht um.

„Techi. Ich dachte mir schon, dass ihr alle bald auftauchen würdet.“

Die Magierin ging auf Efal zu. Ihre blutroten Augen sahen ihn kalt an.

Sie trug die typische graue Kleidung einer Dienstmagd.

„Nenn es Blutbringer. Denn genau das ist es auch“, zischte sie ihm wütend zu.

Efal sah erneut sein Schwert an.

„Der Name passt. Danke Techi, du hast mir sehr geholfen.“

Der Elbenjäger steckte sein Schwert zurück in dessen Scheide und stand auf.

„Ich will gar nicht wissen, wie du den Gang entdeckt hast“, sprach er nun zu ihr und wischte sich kurz seine Hose sauber.

Die Hochelbin ging auf den Magiestein zu.

Das schwarze Licht, das leicht von ihm ausging, spiegelte sich in ihrem Gesicht wider.

„Es gibt solch einen Stein also wirklich“, flüsterte sie und besah sich den Stein ehrfürchtig.

„Die Magie, die von ihm ausgeht, stellt alles in den Bann, was ich je gesehen habe. Mit diesem Stein könnte man die ganze Welt zerstören.“

Efal horchte auf. „Die ganze Welt?“

Hastig trat er neben Techi. „Wie meinst du das?“

„Mit diesem Stein kann mal einfach ALLES kontrollieren. Jegliches Wesen, jegliches Leben hier. Wer diesen Stein besitzt, kann über Leben und Tod entscheiden.“

Der 32-Jährige hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl.

„Linth ist wahnsinnig“, wurde ihm klar.

Die Magierin sah ihn schief an. „Ach. Wird dir das jetzt erst klar?“

Efal murrte nur etwas als Antwort.

„Ich muss ihn vernichten.“

„Vernichten? Du? Ich glaube kaum, dass das geht. Naminé wäre dafür eher geeignet.“

„Warum Naminé“, fragte Techi ihn nun verständnislos.

„Weil Naminé den Stein … kontrollieren kann.“

Techi sah ihn an, als wäre er lebendig gewordener Toter.

„Das ist nicht dein Ernst“, erwiderte sie sprachlos.

„Nein. Das ist mein voller Ernst. Sie hat den Stein berührte und er hat ihr nichts getan. Sie kann ihn kontrollieren und daher auch bestimmt zerstören.“

Die Hochelben stieß einen genervten Schrei aus.

„DAS darf doch nicht wahr sein! Warum ist das Mädchen nur so unfähig, sich aus irgendwelchen Dingen rauszuhalten!“

„Linth hat sie ausgewählt. Sie verfügt über ein reines, gutes Herz. Doch er weiß nicht, dass der Stein sich davon beeinflussen lässt. Das sollte besser unter uns blieben. Damit können wir Linth das Handwerk legen.“

Techi zog die Augenbrauen hoch.

„Kannst du dich nicht mal für eine Seite entscheiden?“

„Wieso?“

„Weil keiner von uns weiß, ob du nun Freund oder Feind bist?“

„Ihr könnt mich als neutral sehen.“

Efal wandte ihr den Rücken zu, bereit zu gehen.

„Morgen wird Naminé vor Linth ihre Feuerprüfung ablegen. Wenn du willst, kann ich dich einschleusen.“

Techi überlegte nicht lange.

„Ich bitte darum.“

Efal hob die Hand zum Abschied und ging die dunkle Treppe wieder nach oben.

Techi sah ihm eine Weile nach, bevor sie den Stein wieder ansah.

Seine Aura machte der Magierin Angst.

„Ich werde Naminé helfen, dich zu vernichten. Das schwöre ich dir.“

Pläne schmieden

49.Kapitel
 

Pläne schmieden
 

Raven hielt die Phiole gegen das Licht, um zu überprüfen, ob der Trank auch richtig hergestellt worden war.

Der Alchemist drehte die Phiole und nickte.

„Gut. Ich bin fertig“, sagte er fröhlich und drehte sich um.

Raven stand im Krankensaal.

Es war ein großer, kahler grauer Raum, mit unzähligen Betten, die sich dicht an dicht reihten.

Nur zwei von diesen waren besetzt.

Neben Raven trat ein älterer Mann in einem langen weißen Kittel.

„Sehr schön, mein junger Freund, Du bist wirklich talentiert“, lobte ihn der alte Heiler und lächelte ihn aus seinem zahnlosen Mund an.

„Danke. Ihr könnt es dem Patienten einflössen. Sagt ihm aber, dass es einen scharfen Nachgeschmack hat. Er sollte ein Glas Wasser nachtrinken.“

Der alte Mann, der den Namen Olaf trug, nahm Raven die Phiole aus der Hand und schlürfte zu dem kranken Mann, der einen schlimmen Sturz nur um Haaresbreite überlebt hatte.

Raven lächelte, als der ältere Heiler auf dem Mann beruhigend einredete, und ihm das Getränk liebevoll einflößte.

Der Kranke begann wild zu husten, bevor ihm Olaf ein Glas mit Wasser reichte, dass der Mann hastig trank.

Olaf strich dem Mann kurz über den Kopf, dann ging er zurück zu Raven, der gerade die Flüssigkeiten und Essenzen ordentlich verschloss.

„Heute war wieder ein ruhiger Tag. Nicht wahr, Raven?“, fragte Olaf ihn nun und sah den 23-Jährigen aus braunen Augen freundlich an.

„Ja. Das stimmt. Ich mag es aber, wenn es so ruhig ist. Hektik ist nicht meine Stärke“, gestand er dem alten Mann und lächelte ihn an.

Olaf nickte und erwiderte das Lächeln.

„Du kommst aus den Eislanden, richtig? Das Klima hier muss dir doch wirklich zu schaffen machen.“

„Am Anfang war es schlimmer. Jetzt langsam gewöhne ich mich daran.“

Olaf nickte erneute. „Hast du kein Heimweh?“

„Nicht besonders. In der Gemeinschaft, in der ich aufgewachsen bin, fühlte ich mich nie besonders wohl. Außer meiner älteren Schwester und einer Freundin aus dem Dorf mochte ich niemanden.“

Olaf spürte, dass Raven dieses Thema traurig stimmte, weswegen wechselte er es sofort: „Die kleine Blonde, ist dass zufällig deine Freundin? Sie schwänzelt ständig um dich herum, wenn sie nicht arbeiten muss. Bestimmt wartet sie draußen schon auf dich. Sie ist ziemlich wortkarg. Jedes Mal lächelte sie mich nur an.“

„Sam ist stumm“, erklärte Raven und zuckte mit den Mundwinkeln. „Und nein. Sie ist nicht meine Freundin.“

Olaf klopfte ihm auf die Schultern. „Wenn ich du wäre, würde ich mir einen Ruck geben. Sie wird sich bestimmt freuen.“

Der junge Alchemist räusperte sich. „Mal sehen.“

Olaf zwinkerte ihm zu. „Ich entlasse dich für heute.“
 

Wie Olaf es vermutet hatte, wartet Sam draußen auf ihm.

Sie stand mit dem Rücken zu ihm und starrte aus einem der Fenster hinaus. Die Sonne versank und tränkte den Garten in ein dunkles Orange.

Dieser Anblick zog sie magisch an.

Raven ging auf sie zu und trat hinter sie.

Sam war so vertieft, dass sie ihn nicht bemerkte.

Der Eisnomade sah, dass ihre blauen Augen glänzten.

Raven lächelte. Er streckte seine rechte Hand aus und berührte sie zögerlich an ihrer Schulter.

Sam erschrak dadurch so, dass sie ein paar Zentimeter hoch in die Luft sprang.

Ihr Kopf war hochrot. Raven kicherte leise.

„Heute bist du aber wieder sehr schreckhaft“, sprach er zu ihr und stellte sich nun neben sie.

Sam warf ihm nur einen halbbitteren Blick zu, dann sah sie wieder aus dem Fenster hinaus.

Raven folgte ihrem Blick.

„Hast du schon was von Sias gehört?“, fragte er Sam und diese schüttelte den Kopf.

„Ich auch nicht. Von Kaeló weiß ich nur, dass er sich als Leibwächter ganz gut macht. Sobald ich ihn sehe, werde ich ihm ans Herz legen, dass er diesem Beruf nach unserer Mission nach gehen soll.“

Sam blinzelte ihn an.

„Sias sollte nicht länger als Elbenjäger arbeiten. Er liebt Naminé, und daher wäre es beide besser, wenn er sich ein anderes Handwerk sucht. Er kann kämpfen und töten, daher denke ich, dass er als Leibwächter gut geeignet ist.“

Die Stumme lächelte. Sie schmiegte sich plötzlich an ihm.

Raven lief leicht rot an und verkrampfte sich ein wenig.

Dem Alchemisten fielen die Worte von Olaf ein.

Soll ich es wirklich wagen? Ich mag sie ja eigentlich ganz gerne, dachte er plötzlich und strich sich verlegen seine Haare hinter die Ohren zurück.

Sam drehte sich leicht zu ihm und sah ihn an.

Raven räusperte sich.

„Schön, nicht wahr?“, fragte er sie nun und sah ihr in die dunklen, blauen Augen.

Sam lächelte und sah ihn wartend an.

Raven spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg.

Ist das schwer!

„Sag mal, Sam – Ach verdammt! Du kannst ja nicht reden. Das vergesse ich immer wieder. Nun ja … ich will dir sagen, dass ich dich eigentlich, also ich meine nicht eigentlich, sondern damit will ich dir sagen, dass ich- …!“

Raven stottern wurden von Sam unterbrochen.

Die Gleichaltrige hatte ihn kurzerhand ihre Lippen auf seine gedrückt.

Sie hatte genau gewusst, was er vorhatte, doch sie hatte nicht mehr länger warten können.

Sam löste sich nach einer Weile von ihm und lächelte ihn schüchtern an.

Raven blinzelte.

Er brauchte ein wenig, bis er wieder in die Realität zurückgefunden hatte.

„Ja. So kann man es auch machen“, sagte er nun zu ihr und klang sehr kleinlaut.

Sam kicherte. Die frühere Novizin umarmte ihn und drückte sich an Raven.

Der Alchemist erwiderte die Umarmung.

Ihre Zweisamkeit hielt nicht lange an.

Techi klopfte Raven auf die Schultern, und dieser erschrak dabei so, dass er mit Sam gegen das Fensterbrett stieß.

Er ließ Sam aber nicht los.

„Was sollte das denn, Techi?!“, fragte er sie wütend.

Die Magierin kicherte.

„Störe ich euch zwei etwa? Entschuldigung, doch ich möchte euch etwas Wichtiges mitteilen! Ich habe Efal getroffen, und er wird mich morgen zu Naminés Feuerprüfung einschmuggeln“, verkündete sie und klatsche dabei in die Hände.

„Und du hast ihn nicht umgebracht?“, fragte Raven sie und runzelte die Stirn.

„Nein. Ich bin noch einmal in mich gegangen. Der Alte kann doch noch ganz nützlich sein.“

„Hast du schon einen Plan?“

„In etwa. Ich werde versuchen, Sias und euch beide, ebenfalls reinzuschmuggeln. Dann können wir Naminé befreien, Linth das Handwerk legen und ab nach Hause!“

Der junge Mann sah Techi immer noch mit gerunzelter Stirn an.

„Du bist wirklich sehr von dir überzeugt“, gab Raven nuschelnd zu.

Er ließ Sam nun los.

Die 23-Jährige sah ihn ein wenig mitleidig an.

Techi winkte ab. „Eine große Portion Selbstvertrauen schadet nie.“

„Sie hat recht. Wenn man alles schwarz sieht, kommt man nie an sein Ziel.“

Sias und Kaeló stießen zu den Dreien.

„Sias weiß, wovon er spricht. Er hat Erfahrung damit“, erwiderte Kaeló.

„Und das reichlich“, fügte Techi lachend hinzu.

„Ihr habt einen komischen Humor.“

Sias und Techi grinsten sich an.

„Nenn es lieber abfärbend.“
 

Naminé seufzte tief und strich das schlichte hellblaue Kleid glatt, dass sie trug.

Dazu hatte man ihr passend Sandalen gegeben.

Ihr blondes Haar lag offen da und fiel ihren Rücken entlang.

Kleine, weiße Perlen waren sanft darin eingeflochten.

Ist das mein Totenkleid?, dachte sie sarkastisch und holte einmal tief Luft.

Alles um sie herum war einfach nur erdrückend.

Die 17-Jährige schloss kurz die Augen.

In ein paar Minuten würde man sie holen, und dann dem Magiestein vorführen.

Naminé sollte mit ihm, die sogenannte Feuerprüfung, durchführen.

Ein alter Zauber, mit dessen Hilfe man, Magie aus einem Objekt ziehen konnte, und es auf andere Dinge anwenden konnte.

Ein sehr gefährlicher Zauber, bei denen die meisten umkamen.

Naminé hatte von einer Hofmagierin, die in Linths Diensten stand, ein paar Übungen gezeigt bekommen, mit der ihr dieses Kunststück gelingen sollte.

Eigentlich konnte nichts schieflaufen, doch die junge Elbin hatte Angst.

Todesangst.

Sie umfasste Aryls Kette und musste an Cyon denken.

Er wäre sich enttäuscht von ihr, wenn er ihr jetzt gegenüberstehen würde.

„Warum tust du das, Naminé? Du bist doch sonst immer so kämpferisch und weißt, was du willst! Warum auf einmal gibst du auf?“

Naminé spürte, wie ihr Augen feucht wurde.

„Weil ich aufgegeben habe zu kämpfen, Cyon. Es gibt nichts für mich mehr in dieser Welt, was mich hier hält. Du bist Tod und es kann noch Wochen dauern bis Sias und die anderen mich befreien. Bis dahin habe ich keine Kraft mehr“, antwortete sie Cyons Stimme, die ihr durch den Kopf hallte.

Sie hörte, dass Cyon lachte.

„Naminé, Naminé. Gib nicht auf. Du kannst es schaffen. Ich glaube an dich und weiß es. Zeig allen bei dieser Feuerprüfung, dass du es bist, die die Zügel in der Hand hält.“

„Und wie soll ich das anstellen?“

Doch die Stimme ihres Bruders antwortete ihm nicht.

Resigniert seufzte sie auf. „Ich rede schon mit Toten. Langsam bin ich wirklich verrückt.“

Ein dumpfes Klopfen an der Tür ertönte und jemand trat ein.

Die Waldelbin drehte sich um und war erleichter, als sie sah, dass es eine Dienstmagd war.

Diese hatte eine Kapuze und somit war ihr Gesicht verdeckt.

„Holst du mich ab?“, fragte sie die Magd.

Diese schüttelte den Kopf und ging mit schlürfenden Schritten auf sie zu.

Naminé sah sie verwundert an.

„Ist was?“

Die Frau hob die Hand und Naminé sah, dass ihre Haut schneeweiß war.

Sie hielt den Atem an, als diesen die Kapuze zurückschlug und sie rote durchdringende Augen ansahen.

„Einen Mucks und ich stopf dir das Maul, Waldelbin!“, sprach Techi zu ihr.

Naminé sah Techi eine Weile lang ungläubig an, bevor sie ihr um den Hals fiel und die Magierin an sich drückte.

Techi erwiderte die Umarmung herzlich.

„Hast du mich etwa so vermisst?“, fragte die Hochelbin sie keck und verkniff sich ein Grinsen.

Naminé ließ Techi los und wischte sich die Freudentränen aus den Augen.

„Ja. Das habe ich“, gestand sie ihr ohne Scham.

Die Magierin knuffte sie leicht in die rechte Seite.

„Ich habe dich auch vermisst, aber verrate das niemanden, ja?“

Naminé nickte.

„Efal wird gleichkommen, und dich mitnehmen. Er hat mir Angeboten ihn und dich zu begleiten. Ich habe dafür gesorgt das Sias, Raven und Sam ebenfalls eingeschleust werden“, erklärte sie Naminé breit.

„Du musst also keine Angst haben. Sobald die Prüfung anfängt, werden wir einschreiten und dich retten.“

Als Naminé das hörte, fiel ihr ein großer Stein von ihrem Herzen.

Zwar hatte ihr Kaeló mit seiner Antwort, vor ein paar Tagen, eine große Last abgenommen, doch diese von Techi zu hören, erfüllte sie mit noch mehr Zuversicht.

„Ich werde Linth töten“, verkündete sie plötzlich.

Techi sah sie mit großen Augen an.

„Was? Naminé … wir wollen ihm nur an seinen Vorhaben hindern und ihn nicht töten“, antwortete sie verwirrt.

„Und ich will Efal töten!“, fügte sie hinzu.

Die Magierin blinzelte sie nun an.

„Naminé … wir wollen hier keinen Massenmord veranstalten. Das ist nicht Sinn und Zweck des Ganzen.“

„Efal hat meinen Bruder getötet! Und dafür werde ich ihn bestrafen!“, schrie die aufgebrachte Waldelbin ihr entgegen.

„Ich werde diese Burg nicht verlassen, ohne dass er tot ist!“

Techi versuchte Naminé zu beruhigen: „Ich verstehe deine Wut auf ihn, doch gleicht ein Mord wirklich einen Mord aus? Glaubst du nicht, dass du dich danach schlechter fühlst, als du es dir vorstellst? Naminé, ich spreche aus Erfahrung. Du kannst Efal töten, doch nicht aus Rache. Dies ist der falsche Weg.“

Naminé wollte etwas erwidern, als Efal auf einmal im Raum stand.

„Es ist Zeit, Spitzohr“, sprach er geheimnisvoll zu ihr.

Naminé schluckte und richtete sich ihr Haare, bevor sie Efal folgte.

Er warf Techi einen auffordernden Blick zu.

Diese zog die Kapuze über den Kopf und verhüllte somit ihr Antlitz, bevor sie den beiden folgte.
 

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So ... wir rücken dem Finale immer näher :)

Noch 1 (2) Kapitel werden kommen und dann der Epilog, und dann ist es aus!

Hier an dieser Stelle würde ich gerne wissen, was ihr von eine Vorgeschichte haltet, die von Sias und Efal handelt??

Dazu habe ich eine Umfrage erstellt, die ihr in meinem Profil findet.
 

cucu

Azahra

Die Feuerprüfung

50. Kapitel
 

Die Feuerprüfung
 

Linth strich sich sein blondes Haar zurück und stülpte die Ärmel seines Hemdes nach hinten. Das Licht der Fackeln schien auf seine schneeweiße, makellose Haut.

Seine grünen Augen blitzten gierig auf.

Er streckte die Arme aus und sprach: „Heute ist der Tag, an dem sich die Welt verändern wird. Ab heute werden meine Schwester und ich, die Könige sein, die den Verlauf der Geschichte ändern. Unser Reich, das Reich der Hochelben, wird das allermächtigste von allen sein!“

Cirra, die hinter ihrem Bruder stand, klatschte.

„Bravo! Würdest du bitte aufhören, vor dem Spiegel zu üben. Das ist … peinlich“, gestand sie ihm.

Cirra trug, gegen ihre Gewohnheit, ein hochgeschlossenes Kleid mit einem spitzen Kragen, der mit goldenen Ornamenten verziert war.

Das Kleid trug die Farbe Mitternachtsblau.

Ihr rotblondes Haar war kunstvoll nach oben gesteckt. Ein paar Strähnen berührten ihre Schultern.

Linth betrachtete ihre Kleidung wie immer skeptisch.

Diesmal fand er das Aussehen seiner Schwester, sehr zufriedenstellend.

„Ich muss doch eine perfekte Rede parat haben, wenn es soweit ist“, erwiderte Linth schließlich. Er ging auf Cirra zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Ich an deiner Stelle würde mich nicht in Sicherheit wiegen. Dein kleines Vögelchen könnte immer seine Flügel ausbreiten und davon fliegen.“

Der Elbenprinz grinste. „Wie will sie das machen, wenn ihr Wille bereits zu brechen droht. Naminé war stark, doch ich spüre, wie sie mehr und mehr zu einem Häufchen Elend wird. Sobald sie den Stein berührt, wird sie ihn Wahnsinn verfallen und genau das tun, was wir ihr sagen. Sie wird unsere stärkste Waffe sein.“

Kaeló hatte recht. Mein Bruder IST wahnsinnig, dachte Cirra überzeugt, lächelte ihn aber zustimmend an.

„Ich vertraue auf dein Wort, Bruder. Und was wirst du machen, wenn du dein – unser – Ziel erreicht hast? Wirst du Naminé töten, sie behalten wie ein Haustier oder sie gar freilassen, damit das gemeine Volk sie lynchen kann?“

Der Hochelb zuckte mit den Schultern. „Das überlege ich mir noch. Erstmal muss unser Plan klappen. Danach sehen wir weiter.“

Cirra nickte. Es klopfte zaghaft an der Tür und die beiden öffneten diese.

„Naminé befindet sich unten in der Halle.“

Kaeló stand in der Tür, mit einem Leibwächter, der sein Gesicht unter einem Helm versteckte.

„Gut. Dann können wir.“

Cirra und Linth verließen das Zimmer. Die junge Hochelbin warf Kaeló einen zaghaften Blick, und als dieser sie streng ansah, sah sie schnell weg.

Ihr Bruder bemerkte den Blickwechsel nicht. Darüber war sie sehr froh.

Kaeló war gestern zu ihr gekommen und hatte ihr ins Gewissen geredet.

In ihrem Kopf hallten seine Worten wider:
 

„Ihr solltet Euch von eurem Bruder lossagen, Prinzessin Cirra. Es ist Euer Thron, auf den er sitzt. Er wird ihn Euch niemals geben, wenn ihr soweit seit. Ihr müsst ihn stürzen, mit meiner Hilfe.“

Cirra schüttelte den Kopf. „Nein. Das kann ich nicht. Er ist mein Bruder. Ich liebe ihn. Ich vertraue ihm, so wie er mir vertraut. Ich kann ihn nicht hintergehen.“

Der Beratersohn runzelte die Stirn. „Ihr hintergeht ihn doch nicht, Herrin. Ihr holt Euch nur dass, was Euch gehört, zurück“, versuchte es Kaeló erneut.

Cirra biss sich auf die Lippen. Sie war sich nicht sicher, was sie von Kealós Worten hallten, sollte. „Mein Bruder ist immer ehrlich zu mir. Er tut alles für mich, dass es mir gut geht. Er ist für mich da, wenn ich ihn brauche. Ich kann das nicht tun!“

Der ältere Elb ging vorsichtig auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie sah ihn aus blauen Augen fest an.

„Cirra. Euer Bruder ist wahnsinnig. Er weiß nicht, was er tut. Er ist schon lange nicht mehr der, der er früher einmal war. Ich will Euch doch nur helfen, Cirra. Linth wird das ganze Reich – die ganze Welt – ins Chaos stürzen.“

Die Prinzessin schloss kurz die Augen. Er hat recht. Mein Bruder hat sich stark verändert. Ich muss das Volk vor ihm retten.

Die Rotblonde wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln, die sich einen wenig hinab bahnte.

„Ich werde Euch helfen ihn aufzuhalten, doch ich schwöre Euch, dass ich nicht zulassen werde, dass ihr ihm etwas antut! Habe ich Euer Wort, dass ihr meinem Bruder kein Haar krümmen werdet?“

Der braunhaarige Elb nickte. „Ja. Ihr habt mein Wort. Linth wird kein Leid geschehen. Morgen, wenn Naminé beginnt, den Stein zu aktivieren, werden wir ihn stürzen.“
 

Cirra war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie sie eine Treppe hinunterging und auf einer Stufe abrutschte.

Eine starke Hand packte sie grob am Oberarm und hielt sie fest.

Cirra erschauderte bei der Berührung. Sie sah sich zu ihrem Helfer. Es war der Leibwächter Kealós.

„D … Danke“, sprach sie stotternd zu ihm. Der Soldat ließ sie los und ging ihr vorbei, die Treppe nach unten.

Die Elbenprinzessin folgte ihm stumm.

Als die beiden den unterirdischen Raum betraten, blickten die bereits Anwesenden sie aufmerksam an.

Cirra kam auf insgesamt neun Personen. Mit ihr waren es zehn.

Sie murmelte etwas, dann gesellte sie sich zu ihrem Bruder.

Der Prinzessin fiel auf, dass drei Personen bis ins kleinste vermummt waren. Sind das Priester?, dachte sie. Vielleicht hatte ihr Bruder sie hierherbestellt um den Schutz der Götter zu erbeten.

Cirra sah nun Naminé an. Die Waldelbin trug ein schlichtes Kleid, in dem sie aussah wie ein Engel. Ein Engel, der einen Todesblick in seinen Augen hatte.

Neben Naminé stand Linths Hofmagierin. Cirra war der Frau nur selten begegnet, denn sie hatte große Angst vor ihr. Sie war eine unheimliche, kalte Person.

Die Magierin, die den Namen, Snow trug, wegen ihrer langen, schneeweißen Haare und den hellen fast weißlichen Augen redete ständig auf Naminé ein.

Diese aber ignorierte ihre Worte und sah dabei fest Efal an, und die vermummte Person, die neben ihm stand.

„Was sind das für Leute?“, fragte Cirra ihren Bruder nun.

„Efal sagte mir, dass es Elbenjäger in Ausbildung sind. Er will ihnen zeigen, zu was ihre Feinde fähig sind.“

Cirra nickte, gab sie aber nicht mit der Antwort zufrieden.

Naminé wandte sich nun von der Magierin ab und sah Linth fest an.

„Können wir beginnen, Herrscher der Hochelben?“, fragte sie ihn provokativ und Snow zog scharf die Luft ein.

Der Elb musterte sie. Zuerst warf er Efal einen fragenden Blick zu, und dieser nickte. Dann gab Linth sein Einverständnis.

Die Waldelbin wandte sich ab, dem Magiestein zu. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. Ihre Hände zitterten, als sie diese dem Stein entgegen streckte.

Sie spürte die dunkle Magie, die pulsierend auf sie eindrang.

Snow neben ihr flüsterte ihr leise Worte zu, doch Naminé ignorierte sie. Sie hielt nichts von dieser Frau.

Dann sprach sie das Wort. „Evigilas.

Naminé spürte, wie die dunkle Energie gegen sie drückte, und versuchte ihren Körper zu erobern. Alles um sie herum verschwamm. Sie nahm nur noch sich und den Stein wahr.

Du wirst mich nicht bekommen, flüsterte sie dem Stein zu und schloss die Augen.

Sie konzentriere ihre ganze magische Kraft und versuchte gegen die dunkle Magie anzukämpfen, die sie für sich haben wollte.

Die Waldelbin spürte bald, dass es klappte. Die dunkle Magie wurde immer schwächer und schwächer. Niemand bemerkte es, außer sie.

Naminé bemerkte, dass sie wieder kleine Details wahrnahmen konnte und das der spuck vorbei war.

Der Stein hatte aufgehört zu pulsieren. Er nicht mehr schwarz, sondern grau wie ein Stein.

Alle im Raum starrten sie gebannt an.

Die Waldelbin drehte sich um. Sie sah nun Linth an.

Dieser hatte ein selbstgefälliges Grinsen auf dem Gesicht.

Das wird dir gleich vergehen.

„Gut gemacht, Naminé. Und jetzt demonstriere deine Macht.“

Er zog Cirra zu sich her und schob sie auf Naminé zu.

Die junge Elbin war verwirrt. „Bruder … was soll das?“

„Keine Angst, Cirra. Es wird nicht wehtun.“

Panik stieg in den Augen der Jüngeren auf. „W … Was?! Linth bist du verrückt geworden!“

Doch ihr Bruder antwortet ihr darauf nicht. „Beginne, Naminé.“

Die Waldelbin ging auf sie zu. Sie legte die rechte Hand auf Cirras Stirn.

Die Rotblonde zitterte am ganzen Leib. Sie konnte sich nicht bewegen, nichts sagen, sondern sie nur anstarren.

„Keine Angst, Cirra. Ich tue dir nichts. Ich werde dich für eine unbestimmte Zeit schlafen legen. Du wirst wieder aufmachen, versprochen“, flüsterte Naminé ihr zu.

„W … Warum?“

Die junge Frau lächelte leicht. „Mein Herz ist zu rein für die schwarze Magie. Sie kann mir nichts anhaben, Cirra. Vertraue mir. Du wirst wieder aufwachen, ich gebe dir mein Wort.“

Die Hochelbin nickte schwach. Ja. Sie musste Naminé vertrauen. Anders ging es nicht.

Cirra schloss die Augen und wenig später merkte sie, dass alles um sie herum schwarz wurde und sie in eine unbestimmte Tiefe abglitt.
 

Naminé fing Cirra auf und legte sie sanft zur Seite. Sie strich ihr kurz über den Kopf, dann sah sie Linth an.

„Es ist Zeit zu gehen, Elbenprinz.“

Linth verstand zuerst nicht, doch als ihm ihre reche Hand entgegen streckte und diese langsam zu einer Faust ballte, passierte es.

Sein Herz fühlte sich an als würde es in einem Schraubstock stecken. Er begann wild nach Luft zu japsen und sank auf den Boden. Sein Gesicht wurde immer bleicher.

„W … Was tust du?“, fragte er atemlos und war kurz davor zu sterben, doch jemand ließ das nicht zu.

Der Leibwächter, der neben Kaeló stand, griff ein.

Er riss sich den Helm vom Kopf und zog sein Schwert.

Naminé erstarrte, als sie Sias erkannte. Sie ließ ihre Hand sinken und Linth seufze erleichtert aus, als er merkte, dass der Zauber vorbei war.

„Sias.“ Naminé spürte wie ihr Tränen in die Augen tragen.

Sie ging auf ihm zu und umarmte ihn. Eng drückte sie sich an ihm und hatte vor ihn nie wieder loszulassen.

Techi, Raven und Sam entledigten sich ebenfalls ihrer Verkleidung und stellte sich vor Linth auf. „Deine Zeit ist abgelaufen, Elbenprinz.“

Dieser lächelte. Er hatte sich wieder erholt.

„Das glaubt ihr doch selbst nicht. Snow, Efal, tötet sie alle.“

Das Ende vom Lied

51.Kapitel
 

Das Ende vom Lied
 

Techi grinste böse, als Efal und Snow Kampfstellung bezogen.

„Das wird ein Kinderspiel.“

Die Magierin streckte ihre rechte Hand aus, in Efals Richtung. Der Elbenjäger sah sie aufmerksam an. „Ist das wieder ein billiger Zaubertrick, Spitzohr?

„Nein. Diesmal ist es ein echter.“

Efal durchfuhr ein brennender Schmerz in seiner Nackengegend. Er öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, als aus seinem Körper kleine blaue Kügelchen drangen, die Techi dort versteckt hatte. Sie pulsierten vor Macht. Efal war wie gelähmt.

Die Magierin hatte das Gift, das in den Kugeln war, freigelassen. Efal würde sterben, wenn er nicht schnellstmöglichst Hilfe erhielt.

Wie ein steifes Brett fiel er um und krümmte sich vor Schmerzen.

Snow sah zu Efal hinab und ihre Augen wirkten mit einem Mal ängstlich.

Techi nutze diesen Moment aus. Sie bildete mit ihren Händen zwei Kugeln aus Eis und warf sie der gegnerischen Magierin entgegen.

Snow konnte den Angriff nicht abwehren und sank stöhnend zu Boden.

„Schnee zu Schnee“, sprach Techi grinsend.

Dann sah sie Linth an. Der Elbenprinz wirkte mit einem Mal sehr unsicher. Sie wollte auf ihm zu gehen, doch Sias hinderte sie daran.

„Nein. Er gehört mir.“

Der junge Mann zog sein Schwert und stürmte auf ihn los. „Jetzt bist du dran!“

Linth zog ebenfalls sein Schwert und wehrte den Angriff ab. Sias knurrte. „Heute werde ich dich töten!“

„Nein. Das wirst du nicht tun“, sprach Kaeló nun. „Ich hab es Cirra versprochen. Du wirst ihn weder töten, noch verletzten.“

Sias sah nun genervt zu dem Beratersohn. „Das ist nicht dein Ernst, oder?! Warum versprichst du so etwas?!“

„Linth wird im Kerker verrotteten, Sias. Das ist Strafe genug.“

Sias biss sich auf die Lippen, er senkte sein Schwert. „Na gut. Techi! Leg ihn Kette an.“

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und prompt ließ sie zwei Fesseln erscheinen, die sich um Linths Hände legten.

Der Hochelb stieß einen wütenden Schrei aus. „Verrat! Das könnt Ihr nicht machen!“

„Doch. Das kann ich. Eure Schwester hat mir die Erlaubnis dafür gegeben. Sie ist die rechtmäßige Herrscherin dieses Reiches. Ihr wart nur der Warmhalter.“

Linth wollte erneut protestieren, doch zwei Wachen erschienen und führten ihn ab.

Sias rümpfte die Nase. Er war mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Er wandte sich wieder Naminé zu.

Diese kniete neben Efal. Er sah den Hass in ihren Augen. Der Elbenjäger zuckte am ganzen Körper. Schaum und Blut rannen aus seinem Mund.

„Er hat Cyon getötet.“ Naminé zog einen Dolch hervor und setzte ihn dort an, wo Efals Herz war.

Der Totgeweihte sah sie aus smaragdgrünen Augen flehend an. „Er hat es verdient“, flüsterte die Waldelbin leise. Ihre Hände zitterten.

Sias kniete sich neben sie. Er legte ihr beruhigend die rechte Hand auf die Schultern. „Naminé, damals im Wald, als ich dich geprüft habe, habe ich zu dir gesagt, dass du genau das tust, was ich dir Befehle, richtig?“

Die junge Elbin nickte.

„Bitte töte ihn nicht, Naminé. Er ist es nicht wert. Wenn du ihn tötest, wirst du selbst zur Mörderin. Ich möchte diese nicht. Ich will, dass deine Seele rein bleibt.“

Tränen rannen der Waldelbin übers Gesicht und tropften auf Efal. Sie legte den Dolch weg und ließ sich mit den Rücken, gegen Sias sinken.

Der Schwarzhaarige nickte Raven zu.

Der Alchemist eilte zu Efal und gab ihn einem Trank. Sein Todeskampf stoppte.

Er atmete tief ein und aus, und sein Blick wurde klarer.

„Danke“, brachte er kaum hörbar hervor. Raven antwortete nichts, sondern stand einfach auf. Er ging auf Sam zu und nahm sie in den Arm.

Kaeló war inzwischen an Cirras Seite und redete beruhigend auf sie ein. Die junge Hochelbin war wieder erwacht. Sie sah sehr blass aus, wirkte aber ansonsten in Ordnung.

„Es ist vorbei, Naminé“, flüsterte Sias ihr zu und strich ihr einige Haare aus dem Gesicht, bevor er sie auf die linke Schläfenseite küsste.

„Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bleibe ab jetzt immer bei dir, für immer.“

Die Waldelbin seufzte hörbar auf. Er merkte, dass sie immer noch stark zitterte.

„Weißt du, dass ich mir schreckliche Sorgen um dich gemacht habe? Ich liebe dich, Naminé, das ist mir klar geworden. Ich möchte, immer mit dir zusammen sein.“

Die Elbin wandte sich leicht zu ihm und küsste ihn lange.

„Ich liebe dich auch Sias, und ja, ich werde immer bei dir bleiben. Egal was passiert.“

Epilog

Epilog
 

Es regnet, während Naminé vor seinem Grab standen. Es lag mitten im Wald, an dem Ort, an dem er gestorben war.

Das Grab war schlicht. Ein einfacher Stein zierte den Erdhügel, der über und über mit Blumen besetzt war. Naminé sah, dass an dem Stein ein Amulett lehnte, das ihr Vater Cyon einmal geschenkt hatte.

Sie lächelte und kniete sich zu seinem Grab hinunter. Sie legte ihre rechte Hand auf dieses. Naminé glaubte dadurch, in besser spüren zu können.

„Na, wie geht es dir Großer? Ich hoffe, du schläfst schön. Vater und Mutter haben Sias inzwischen angenommen. Zwar hat Vater immer noch seine Zweifel daran, dass er nicht nachts durch das Haus schleicht und uns alle umbringt, doch wie ich ihn kenne, wird er dies sicher auch bald ablegen.“

Die Elbin schwieg kurz und strich sich ein paar Strähnen ihres Haares zurück, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten.

„Techi, Raven und Sam sind in Arsë geblieben. Techi ist die neue Meistermagierin am Hofe, während Sam und Raven im Krankentrakt arbeiten. In einem Brief habe ich erfahren, das Raven bald zum Obersten Heiler beförder, wird.“ Naminé kicherte.

„Sam und Raven werden bald heiraten. Ich weiß aber nicht, ob Sias und ich daran teilen nehmen werden. Es kommt ganz darauf an, wann unser Kind kommt.“

Die Waldelbin strich kurz über ihren gewölbten Bauch.

„Aryl sagt, dass es in einem Monat so weit ist. Durch einen Geisterseher haben wir erfahren, dass es ein Junge sein wird. Und weißt du, wie wir ihn nennen werden? Er wird deinen Namen tragen, Cyon.“

Eine einzelne Träne rann aus ihrem linken Augen. Naminé wischte diese weg.

Sie stand nun wieder auf, als sie sah das Sias sich ihr näherte.

Der frühere Elbenjäger lächelte. „Wusste ich doch, dass ich dich hier finde.“ Er küsste sie, dann sah er auf das Grab hinab, während er Naminé sanft über den Bauch streichelte.

„Ich würde gerne wissen, was dein Bruder über uns denkt.“

Die Elbin schmiegte sich an ihm.

„Er wäre sich Stolz auf all das, was wir geleistet haben.“

Sias nickte. „Efal hat mir geschrieben. Es geht ihm gut. Er bereut seine Taten, doch es kann noch Jahre dauern, bis er wieder frei sein wird. Kaelós Strafe, ihn in die Eislanden zum Arbeiten zu schicken, war eine gute Idee.“

„Kaeló macht sich gut, an Cirras Seite. Wann die beiden wohl heiraten werden?“, überlegte Naminé nun laut.

Sias grinste und umfasste ihre rechte Hand. Er küsste dort ihren Ehering.

„Ich weiß es nicht. Aber solange du bei mir bleibst, ist es mir auch Herzlichts egal.“

Die Fürstentochter lehnte sich an ihm.

„Du weißt doch, dass ich dich niemals verlassen würde. Dafür liebe ich dich viel zu sehr, Sias.“
 

ENDE
 

-----------------------------------------------------
 

Danksagung
 

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht ein wenig traurig stimmt, das Naminé nun beendet ist.

Die Geschichte hat mir sehr viel Spaß gemacht und vielleicht, werde ich irgendwann noch einmal in diese Welt, mit einigen bekannten Charakteren, zurückkehren.

Ich danke vor allem Sabrina Schulz ( NicoNicoNito), ohne die ich wohl niemals Naminé fertig geschrieben hätte. Sie hat mir das wunderbare Cover gezeichnet, sowie die Charakterbilder von Naminé und Sias. Auch wird sie mir Naminé im Anschluss überarbeiten und auch irgendwann wird sie Naminé als Visuel Novel zeichnen, was sie sich schon seit Langem wünscht.

Die Geschichte wird, nachdem sie überarbeitet wurde, von Animexx,de und FanFiktion.de, bis auf ca. 10 Kapitel, verschwinden. Da ich vorhabe, die Geschichte auf Amazon.de zu veröffentlichen, muss ich leider diesen Schritt wagen.

An dieser Stelle danke ich auch meinen Lesern sowie fleißigen Kommentarschreiben, über die ich mich immer sehr freue.
 

Bis bald!
 

Azahra



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Kommentare zu dieser Fanfic (122)
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Von:  Thuja
2015-04-24T17:54:07+00:00 24.04.2015 19:54
Ooooh nein.
Sam und Raven?????????!!!!???
WIIIIESSSOOO????!!
WIESO NUR???
Das ist bitter. Ich mag die beiden als Paar nicht besonders. Hab soooo gehofft, das Techi und Raven ein Paar werden :(

ABER das Namine und Sias jetzt verheiratet sind UND ein Kind erwarten. Das ist ein Traum!!! Hach. Ich freu mich für die beiden
Schon komisch, dass die Geschichte jetzt vorbei ist.
Ich glaub, mir wird wirklich etwas fehlen. Ich hab es genossen, jede Woche ein Kapitel zu lesen und mich schon immer darauf gefreut. Ich bin nur froh, dass es noch viele weitere Geschichten von dir gibt und das du immer fleißig weiter schreibst :)
Und noch einmal vielen Dank für diese tolle und spannende Geschichte ♥♥

Von:  Thuja
2015-04-19T15:48:22+00:00 19.04.2015 17:48
Ups. Das ging ja schnell. Ich dachte schon, jetzt entbrennt ein spannender Kampf, aber die Gegner waren ja mehr als nur chancenlos O_o

Aber dickes fettes Lob an Namine. Sie hat mal wieder Größe gezeigt. Es ist toll, dass sie Efal verschont hat. Das hat sicher einiges an Überwindung gekostet.
Schön, dass es so ein Happy End gibt. Vielen Dank dafür :). Linth bekommt die Strafe, die er verdient und Namine und Sias können endlich zusammen sein. Ich gönn es den beiden sooooo. Sie sind ein tolles Paar <3
Von:  Thuja
2015-04-08T20:12:23+00:00 08.04.2015 22:12
Na, ob Efal dem Befehl folgen wird?
Ich glaube es kaum. Er hat sie ja schließlich alle dorthin gelassen
Schätze, Linths Ende ist gekommen.
Das Kapitel war noch nicht überarbeitet, oder? Es waren nämlich noch so einige Rechtschreibfehler drin und der Satzaufbau war teilweise sehr eintönig und schlicht. Da weiß ich, dass du das besser kannst ^_-
Dafür fand ich es aber inhaltlich hochspannend. Und JUUUUHUU. Endlich sind alle wieder vereint. *freu*. So cool, das Namine diese schwarze Energie kontrollieren kann

Von:  Thuja
2015-04-02T22:55:21+00:00 03.04.2015 00:55
*seeeeufz*
Wäre es nicht so spät und ich so müde, ich würde mich sofort gierig auf das nächste Kapitel zu stürzen.
An so einer spannenden Stelle aufzuhören…. gemein ist das!!!
Das Ende war echt cool geschrieben *_*. Ich find es fantastisch, dass aus der einstigen „Feindschaft“ zwischen Techi und Namine inzwischen eine Freundschaft geworden ist. Und ich kann Namine so verstehen, dass sie Rache will. Aber Techi hat recht. Besser würde sich Namine deswegen nicht fühlen.
*snief*
Ich fand es übrigens sehr rührend, wie sie in sich die Stimme ihres Bruders hört, wie sie sich denkt, was er sagen würde
Auch der Anfang mit Olaf war top geschrieben. Absolut und total super

Nur diesmal kann ich mich nicht für das ganze Kapitel erwärmen. Die Szene zwischen Sam und Raven hat mir nicht so gefallen. Sie wirkte irgendwie aufgezwungen und nicht sehr authentisch. Allgemein find ich die beiden als Paar nicht besonders schön. Irgendwie ist zwischen den beiden alles so lau und wenig gefühlsmäßig. Selbst der Kuss war unromantisch. Raven und Techi fände ich persönlich zusammen schöner.

Von:  Thuja
2015-03-29T06:31:58+00:00 29.03.2015 08:31
Ich weiß nicht
ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich weiß nicht *kopf schüttel*
Ob das so eine gute Idee ist, Efal zu trauen?? Ich kann es mir nicht vorstellen. Der Kerl hat schon zu oft gezeigt, dass er eiskalt sein kann

Aber zumindest eine Sache weiß ich gaaaanz sicher. Und zwar, dass das Kapitel toll war. Sehr schön geschrieben. Hach, war das schön, dass Sias und Namine sich mal wieder nah waren. Ich hab mir fast gewünscht, dass Sias aus seinem Versteck springt und sie in die Arme schließt. Aber jaaa, das wäre unvernünftig gewesen. Wenn sie sich verplappert, wäre der ganze Plan ruiniert

Besonders mochte ich aber auch die Szene mit Efal und seinem Schwert. Daumen hoch. Die war super geschrieben . Und ich muss sagen, der Name“ Blutbringer“ hat schon was. Passen tut er auf jeden Fall, wenn ich mir vorstelle, wie vielen Leuten dieses Schwert schon das Leben gekostet hat

Ich bin schon gespannt auf das Kommende. Der Höhepunkt ist zum Greifen nah!!

Von:  Thuja
2015-02-28T23:05:55+00:00 01.03.2015 00:05
Oh je.
Oh je, oh je, oh je
Sam hat Gefühle für Raven. Das hab ich mir schon länger gedacht, aber in diesem Kapitel wurde es bestätigt. Aber ich bin eindeutig für Techi und Raven. Die beiden zusammen sind einfach toll ♥ Wie heißt es so schön: Gegensätze ziehen sich an

Der Bauer konnte sich echt glücklich schätzen, dass Namine mit da war. Ansonsten wäre das gar nicht gut für ihn ausgegangen. Mal wieder hat sie ihren Mut bewiesen. Und lange muss sie nicht mehr aushalten. Ihre Freunde sind jetzt schon ganz nah

Es war richtig bewegend, wie erleichtert und glücklich Namine war, Sam zu sehen. Das war seeeeehr schön geschrieben. Das ganze Kapitel hat mir mal wieder sehr gefallen *Fähnchen schwenk* Zweifelsohne ist das eine Geschichte, die sich lohnt zu lesen :). Ich danke dir wirklich sehr für die tolle Story und die tollen Charaktere

Von:  Thuja
2015-02-20T18:32:13+00:00 20.02.2015 19:32
YEAH!!
Wie Namine Linth Paroli bietet, das war mal wieder mehr als super. Sie hat sich wirklich entwickelt und ist stark geworden. Auch als Linth mit Sias anfängt, kann er Namine nicht weich kochen. Das fand ich toll ^___^

Ebenso toll wie das ganze Kapitel
*anerkennend nick*
Sehr sehr sehr schön geschrieben.

*schauder*
Aber was hat Efal nur vor? Warum hat er Namine den Stein berühren zu lassen? Was hat er davon, wenn sie die Magie abwehren kann. Sein Grinsen kann nichts Gutes bedeuten. Ich traue ihm einfach nicht.

Von:  Thuja
2015-02-14T18:52:11+00:00 14.02.2015 19:52
Der Name des Kapitels passt ja wie die Faust aufs Auge. Endlich bin ich der Wahrheit ein Stück näher, warum Linth sich ausgerechnet Namine herausgesucht hat.
Das Namine da nicht mitmachen wird, ist wohl klar. Aber ich will mir gar nicht vorstellen, was er dann mit ihr anstellen wird. O_o
Zum Glück sind Sias und sein Team so gut wie da.

Ich fand es richtig, richtig geil, wie Namine Linth die Meinung sagt wegen der Dienstbotin und so. Super von ihr
Und nicht minder genial war es, wie Techi sofort zur Tat schreitet. Die beiden Frauen muss man einfach mögen.
Ich bin ja auch gespannt, welche Bedeutung Sam eigentlich hat. Es gibt sicher einen Grund, warum der Charakter in die Geschichte gebracht wurde. Bisher scheint sie wie eine unnötige Randfigur.

Genauso toll wie den Inhalt war auch dein Stil. Ein seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr schön geschriebenes Kapitel *_*. Manchmal merke ich beim Lesen deiner Geschichte gar nicht, wie die Zeit vergeht. Und ich freue mich jedes Wocheneende schon im Voraus darauf, ein Kapitel von dir lesen zu können:)

Von:  Thuja
2015-02-08T07:38:26+00:00 08.02.2015 08:38
Und wieder sind sie der Rettung ein Stückchen näher *freu*
Das Ende strebt immer mehr dem Höhepunkt entgegen. Auch wenn Sias und Co. nun einen Verbündeten im Schloss haben, wird es dennoch irre schwer werden, Namine zu befreien.
Das Kapitel war gut. Ich mag Techi inzwischen wirklich total. Das kann ich gar nicht oft genug sagen. Sie hat sich echt entwickelt.
Und Sam ist irgendwie putzig. Wie sie sich aufgeregt hat, als sie keiner verstanden hat :-)). Sehr süß.
*lach*
Ein besonders guter Lügner ist Kaeló ja nicht. Hätte er doch irgendein x-beliebiges Dorf genannt, anstatt eines, dass es nicht mehr gibt

Von:  Thuja
2015-02-01T18:29:50+00:00 01.02.2015 19:29
So toll
So toll, so toll, so toll ♥ ♥ ♥
Bei dir zu lesen, macht immer wieder Spaß
Ich fand es klasse, wie Namine Linth die Stirn geboten hat. Das ist sehr mutig von ihr. Und mit so etwas wie Kleidern und tollen Essen kann er sie schon gar nicht locken. *freu*
Interessant fand ich auch, dass Kaeló Cirra aus den Fängen ihres Bruders befreien will. und er hat recht. Sie ist wirklich wie eine Gefangene und es würde ihr gut tun, von ihrem Bruder wegzukommen. Eigentlich mochte ich Cirra vorher nicht. Doch ich denke, wenn sie freier und eigenständiger ist, ist sie ein besserer Mensch
Etwas negativ aufgefallen sind mir die recht vielen Rechtschreibfehler. Aber ansonsten ein super Kapitel



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