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Regenfänger

von

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Black Bell, der Rebell


 

Vivi rannte mit klackernden Absätzen über die marmorenen Treppenstufen, die ins Dorfinnere führten. Bevor sie losgelaufen war, erinnerte sie sich noch, ihre neue Waffe und einen Beutel mit Pulver mitzunehmen. Seit die Strohhüte abgereist waren, hatte sie, soweit es ihr Zeitplan zuließ, täglich trainiert, um stärker zu werden. Vielleicht würde ihr das jetzt zu Nutzen werden. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Ace sich dazu hinreißen ließ, Blackbeard zu suchen. Immerhin hatte Whitebeard ihn vorübergehend von der Moby Dick detachiert, um sicherzustellen, dass Blackbeard keine allzu große Bedrohung für den Kommandanten der 2. Division darstellte.

"Warum muss dieser Sturkopf auch so überstürzt handeln?", fragte sie laut mit gereizter Stimme. "Die lange Reise nach Alabasta ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Wenn er jetzt einen Kampf mit Blackbeard anfängt, dann könnte das seine Niederlage bedeuten."

Sie würde hier Stunden umherirren und die Feuerfaust trotzdem nicht finden. Wahrscheinlich war er schon längst in der Wüste verschwunden. Ein Mann wie Marshall D. Teach würde sich bestimmt nicht inmitten einer riesigen Menschenmasse aufhalten und so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber weshalb sorgte sie sich so um Ace? Immerhin war er selbst enorm stark, ja, sogar einer der stärksten Piraten.

Doch da keimte eine wage Vermutung in Vivi auf. Sie erinnerte sich daran, was Peruh vor einigen Wochen zu ihr gesagt hatte, als sie wieder auf einer ihrer gemeinsamen Touren waren. Sie hatte während diesem Jahr sehr viel Zeit mit dem stärksten Krieger Alabastas verbracht, einerseits zur Ablenkung, aber hauptsächlich, weil sie den Wächter sehr mochte und wie in Kindheitstagen mit ihm zusammen sein wollte.

"Prinzessin Vivi!" Die besorgte Stimme von Peruh verhallte in der Luft, ohne dass die Angesprochene darauf antwortete. Zu tief war sie in Gedanken versunken gewesen und hatte sich der Melancholie, die die nächtliche Umgebung ausstrahlte, hingegeben. Sie genoss den Moment der Einsamkeit aus vollen Zügen, obwohl sie sich in letzter Zeit, wie sie selbst fand, schon viel zu oft einsam gefühlt hatte. Die Blauhaarige wusste, dass das Quatsch war. Um sie herum hatte sie ihre Familie, ihre Freunde, das Volk, alle, die sie bewunderten. Aber Bewunderung machte einen Menschen noch lange nicht glücklich. Im Gegenteil. Wenn man bewundert wurde, hatte man vielen Erwartungen nachzukommen, um seinen Ruf aufrechzuerhalten. Das Mädchen musste stets die Basis für uneingeschränktes Vertrauen seitens dem Volk erneuern. Sie konnte gar nicht sagen, wie schwer ihr es manchmal fiel, nicht einfach mal für einen Tag alles hinzuschmeißen und die Etikette zu vergessen.

"Prinzessin Vivi, ihr solltet nicht allein und bei diesen Temperaturen hier draußen sein. Es ist mitten in der Nacht, da könnte Euch allerhand zustoßen", versuchte Peruh es erneut und trat neben sie an die Mauer, die die beiden von der finsteren Tiefe und dem sternenklaren Himmel trennte.

"Peruh. Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte sie, ohne erkennbare Gefühlslage und ohne ihren Blick vom Firmament abzuwenden.

"Ich kenne Euch sehr gut", meinte dieser lächelnd.

"Besser als jeder Andere", gab Vivi bedrückt zu und sah ihn endlich an. "Es ist lieb von dir, dass du dich um mich sorgst. Mir geht's gut. Mich faszinieren nur die Sterne. Sie sind so wunderschön."

"Das ist wohl wahr. Trotzdem ist es nicht ungefährlich für Euch. Ihr könntet Euch erkälten." Noch während er sprach, legte er einen Mantel um ihre Schultern. Dies entlockte der Prinzessin ein warmes Lächeln.

"Vielen Dank."

Einige Minuten vergingen, in denen beide nur die unendliche Tiefe des Himmels zu ergründen versuchten, ohne dabei miteinander zu sprechen.

"Lasst uns ein Stück zusammen gehen", schlug der Wächter vor.

"Jetzt?" "Gefällt Euch die Idee nicht?" "Doch, natürlich! Aber es ist dunkel und deshalb.." - "..genau der richtige Zeitpunkt für einen Spaziergang", beendete Peruh ihren Satz. Ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff er ihre Hand und führte sie solange mit sich, bis sie von alleine mitging. "Zeit auf andere Gedanken zu kommen. Ihr müsst Euch mal von dem stressigen, einsamen Alltag erholen", lächelte Peruh.

"Du hast recht, das dürfte mir zumindest nicht schaden. Aber wohin willst du denn gehen?"

"Wer hat denn was von Gehen gesagt?", grinste der Wächter scheinheilig. "Du vorhin!" "Hab ich das?" Schon verwandelte er sich in einen Falken. "Steigt auf."

Freudig kletterte Vivi auf seinen Rücken, ehe sich Peruh in Falkengestalt in die Lüfte erhob. Der kühle Wind fuhr ihr durch das lange Haar und die großartige, allesüberblickende Aussicht löste in ihr das unglaubliche Gefühl von Freiheit aus.

"Peruh, das ist toll!", hatte sie lachend gesagt. "Aber wieso hast du vorhin gesagt, dass es gefährlich ist? Es sind derzeit keine namhaften Piraten auf Sandy Island."

"Wisst Ihr, es gibt da einen Pirat, der untergetaucht ist. Ihr habt sicher schon von ihm gehört. Sein Name ist Blackbeard und er gehörte zu der Bande von Whitebeard, dem derzeit stärksten Pirat der Welt."

Vivi nickte heftig, als ihr auffiel, dass Peruh das nicht sehen konnte.

"Ja, damals, als ich mit der Strohhutbande unterwegs zur Oase Yuba war, hat Ace, Ruffys großer Bruder, erzählt, dass er ihn sucht. Aber ich habe bereits davor von ihm gehört. Er soll einen seiner Nakama getötet haben. Ein schweres Vergehen."

"Genau. Und das hat er nur getan, um an eine ungeheuer starke Teufelsfrucht zu kommen, deren Kräften er sich mittlerweile bemächtigt hat. Die Finster-Frucht, eine Logia-Frucht, die alles in sich verschlingt. Sie ist eine der stärksten Teufelsfrüchte", erklärte Peruh.

"Meinst du, Ace kann Blackbeard trotz dessen Teufelskräften besiegen?", fragte die Prinzessin besorgt.

"Das hängt davon ab, ob Ace die Stärken und Schwächen und das Ausmaß dieser Teufelsfrucht kennt oder zumindest einzuschätzen weiß. Falls er überhaupt weiß, von welcher Teufelsfrucht Blackbeard gegessen hat."

"Du denkst also, dass Ace das zum Verhängnis werden könnte?"

"Möglicherweise, ja. Aber er weiß sich schon zu helfen. Ace hat eine gewaltige Stärke und ist zudem ein exzellenter Stratege. Er wird Blackbeard sicher nicht unterschätzen", mutmaßte der Braunhaarige.

"Ich hoffe, du behältst Recht."

"Oh Gott! Das ist der Grund, weshalb ich mir solche Sorgen mache! Wenn er Blackbeard findet.. oder er von ihm gefunden wird.." Mit der Gewissheit, dass es zu einem erbitterten Kampf zwischen den beiden kommen würde, sollten die Männer aufeinander treffen, beschleunigte sie.

Sie steuerte direkt auf Nanohana zu, doch es würde eine gefühlte Ewigkeit dauern dorthin zu gelangen. Und ihre Beine würden da auch nicht mitspielen.

"Hoffentlich hält dieser Trottel seinen Übereifer in Grenzen."

Vivi wagte kaum sich auszumalen, wie es werden würde, wenn Ace und sein ehemaliger Untergebener sich eine erbitterte Schlacht liefern würden. Einem war sie sich jedoch bewusst: Sie musste ihn dazu bringen sein Temperament zu zügeln, zumindest was Blackbeard betraf.

Völlig atemlos machte sie nach wenigen Kilometern Halt. Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war, doch es konnte kaum später als Mittag sein, da die Sonne beinahe im Zenit stand.

Heftig atmend stemmte sie ihre Hände auf die Oberschenkel. "Wo kann er nur sein? Nanohana ist noch einige Kilometer entfernt, da brauche ich ewig. Aber anders geht es eben nicht. Ich darf nichts unversucht lassen", ermahnte sie sich.

Gerade als sie weitereilen wollte, hielt sie etwas zurück.

"Ihr solltet nicht so kopflos durch die Gegend rennen, Prinzessin", bemerkte eine männliche

Stimme.

Die Angesprochene wirbelte herum. "Oh, Peruh, du bist's! Was machst du hier?"

"Die Wachen haben mir berichtet, dass Ihr Hals über Kopf weggerannt seid, als Ihr gehört habt, dass Ace Blackbeard sucht. Da bin ich Euch gefolgt, weil es erstens meine Pflicht ist, Euch zu beschützen, zweitens Ihr nicht wisst, wohin Ihr müsst und drittens es zu Fuß Stunden dauern würde."

"Danke, Peruh. Einmal mehr wird mir jetzt bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, jemanden wie dich als Freund an meiner Seite zu haben." Für diese Aussage erntete die Prinzessin von dem Krieger ein Lächeln.

"Stets zu Diensten."

Nachdem dieser zu einem Falken geworden war, stieg Vivi auf und hielt sich an seinem Gewand fest.

"Und wohin fliegen wir jetzt? Sollten wir nicht nach Nanohana und von da aus den Sandora überqueren?"

"Wieso von dort aus? Wir können auch jetzt nach Westen fliegen und sofort den Sandora überqueren. Wir müssen vorher nicht nach Nanohana, um das zu können", erklärte Peruh.

"Aber was ist, wenn Ace sich in der Hafenstadt aufhält?" - "Unwahrscheinlich. Da wären zu viele Zuschauer, sollte es zu einem Kampf kommen. Wir fliegen nach Rainbase", bestimmte er.

***

In Rainbase angekommen, glitt Vivi von Peruhs Rücken und hielt sogleich Ausschau nach dem verschwundenen Pirat. Hoffentlich hielt er sich hier in der Nähe auf. Ohne sich großartige Gedanken darüber zu machen, lief Vivi durch die Hauptstraße der Stadt in Richtung Goldregen Casino. Um diese Uhrzeit war Markt in Rainbase, das bedeutete, dass es umso schwerer sein würde, hier jemanden zu finden.

"Das bringt doch alles nichts, ich muss jemanden fragen", dachte sie nach einigen Minuten.

"Entschuldigung. Haben Sie einen jungen, schwarzhaarigen Mann mit einem orangenen Cowboyhut und nacktem Oberkörper, auf dessen Rücken sich ein großes Tattoo befindet, gesehen?", erkundigte sich die Prinzessin höflich bei einem Mann hinter einem Verkaufsstand.

"Nein, tut mir leid, Prinzessin. Hier kommen mittags so viele Leute vorbei, da kann ich mir die Gesichter nicht alle merken."

Vivi nickte und ging weiter.

"Ihr sucht einen Mann mit Cowboyhut und einem Tattoo? Dem Zeichen für die Whitebeard Piraten? Ihr spricht von der Feuerfaust Ace, nicht wahr?", fragte sie jemand.

Suchend drehte sie sich um, doch hinter ihr stand niemand. Und erst jetzt fiel ihr auf, dass Peruh verschwunden war. Sie hatte in der Eile ganz vergessen auf ihren Freund zu achten.

Plötzlich trat eine Gestalt aus dem Schatten von einer der unzähligen Seitengassen in das Sonnenlicht.

"Ja, den suche ich. Aber woher kennst du ihn? Und wer bist du?" Misstrauisch beäugte die Blauhaarige den Mann vor ihr. Er war einige Zentimeter größer als sie, hatte blondes Haar und trug ein rosa Muscle Shirt. Zudem zierte ein breites, nicht unbedingt sympathisches Grinsen sein gebräuntes Gesicht. Auch die lange Narbe, die sich auf der rechten Stirnseite vom Haaransatz bis zur Augenbraue erstreckte, fiel ihr sofort ins Auge. Der Mann kam ihr seltsam bekannt vor. Kannte sie ihn etwa?

"Kennen wir uns vielleicht?", fragte Vivi vorsichtig.

"Das wäre durchaus möglich. Ich bin ein Freund von Corsa. Einer von den damaligen Rebellen, wenn man es so sagen will. Ich heiße Black Bell. Der Name ist merkwürdig, ich weiß. Aber leicht zu merken." Er zwinkerte.

"Du kennst Corsa? Er hat nie von dir erzählt", wunderte sie sich.

"Naja, selbst wenn Corsa von jedem seiner Freunde sprechen würde, dann hättet Ihr Euch sicher nicht alle Namen merken können", lächelte er mild. "Und jetzt zurück zum eigentlichen Thema. Portgas D. Ace kennt mittlerweile ein jeder. Und ich weiß wo er hin wollte, weil ich ihn vor Kurzem gesehen habe."

"Wo ist er jetzt?"

"Ihr müsst nach Süden in Richtung Oase Yuba laufen. Auf dem Weg werdet Ihr auf felsenartige Gesteinsbrocken treffen, die die Wege dicht machen. Da müsste er sein."

Vivi erinnerte sich. Das war der Ort, wo die Strohhutbande, Ace und sie auf Scorpion getroffen waren. Und dort sollte er sich jetzt aufhalten? Was zur Hölle machte er denn da? Und wie sollte sie da hinkommen? Einen Moment überlegte Vivi, ob sie diesem Black Bell trauen konnte. Doch was blieb ihr denn anderes übrig? Abwarten und Tee trinken? Nein, sie musste etwas unternehmen. Falls ihr unterwegs etwas zustoßen sollte, wusste sie sich gut zu wehren. Nicht umsonst hatte sie ein Jahr pausenlos trainiert.

"Kannst du mich vielleicht hinbringen?"

"Wenn Ihr das wünscht, sicher."

"Gut, dann lass uns gehen."

Unsicher sah sie sich nochmal um. Dieser Mann machte eigentlich einen freundlichen Eindruck und er war sicherlich nicht viel älter als Ace. Sie beschloss, ihm einfach soweit zu vertrauen, dass er sie an das gewünschte Ziel brachte. Alles andere war nebensächlich.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: RuffysKreationen
2012-01-23T15:44:17+00:00 23.01.2012 16:44
Hach, die Freundschaft zu Peruh ist wunderbar beschrieben^^
Joa, mehr kann ich nicht sagen. Lässt sich mal wieder super lesen ;)


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