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Regenfänger

von

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Fehlstart


 

Durch die Balkonfenster warfen die Sterne ein silbernes Licht, welches Vivis Gesicht streifte. Ace konnte immer noch nicht schlafen, obwohl die Reise nach Alabasta für ihn ziemlich nervenaufreibend gewesen war, da er es immer wieder mit Seekönigen und anderen Piraten zu tun hatte, die gerade auf die Grandline gekommen waren. Trotzdem lag er wach in dem großen Bett der Prinzessin, den Kopf auf die Hand gestützt und beobachtete sie.

"Sie ist ein so zartes Geschöpf. Jetzt wo sie schläft, sieht man ihr richtig an, wie friedlich und verletzlich sie ist. Sie wird immer bewundert als die temperamentvolle und ambitionierte Prinzessin und jeder fordert von ihr, dass sie das ununterbrochen ist, dass sie immer stark und klug handelt und dass sie mit ihrem sonnigen Gemüt andere umstimmt. Aber keiner sieht, dass sie auch mal eine Pause braucht von dem enormen Druck, der auf ihren Schultern lastet. Es macht ihr zu schaffen, da sie sich um vielerlei Dinge kümmern muss und dabei eigentlich Hilfe gut gebrauchen könnte. Ich hoffe, dass ich sie in den nächsten Wochen ein wenig aufmuntern kann und ihr ein Stück Unbeschwertheit zurückgeben kann. Sie gibt alles für ihr Volk und opfert sich auf. Vor einem Jahr noch war sie verzweifelt, aber stark und doch ein wenig naiv, in ihrem Glauben alle retten zu können und doch macht es etwas Gutes aus ihr. Zwar war sie gutgläubig, aber sie wollte Andere mit ihrem Leben schützen. Und innerhalb nur eines Jahres ist sie erwachsener geworden, reifer und noch anmutiger. Und noch schöner. Sie ist ausgelassener, locker und kann sich auch mal fallen lassen. Damals war sie anders. Aber woher sollte sie diese Ausgelassenheit auch kennen, als Prinzessin wird man eben so erzogen, ob man es möchte oder nicht. Sie hat es wirklich nicht leicht."

Ein leiser Seufzer entfuhr Ace' Mund. Wie würde er mit so vielen schwierigen Aufgaben zugleich umgehen? Könnte er sie bewältigen? Doch am heutigen Tag, in den Momenten, in denen sie miteinander gesprochen und gefühlt hatten, hatte er gemerkt, dass sie sich fallen lassen konnte. Er hatte ihr zwar nicht alle Sorgen nehmen können, aber er konnte für sie da sein. Und das gefiel ihm ausgesprochen gut.

Noch lange betrachtete er sie. Das offene blaue Haar umspielte ihre weichen Gesichtszüge und das friedliche Lächeln auf ihren Lippen ließ auch Ace lächeln. Urplötzlich verspürte er den intensiven Drang ihre weiche Haut zu berühren und ihr einmal durch das Haar zu fahren. Vorsichtig, beinahe ehrfürchtig, nahm er eine blaue Strähne zwischen Daumen- und Zeigefinger und spielte mit ihr. Genau wie er es vermutet hatte, duftete sie wundervoll, fruchtig, ein wenig nach Süßholz und einer undefinierbaren Duftnote; nach großer Verführungskunst. Die Strähne wickelte sich spielend weich um seine schlanken Finger, während er mit dem Gedanken spielte einmal über ihre Haut zu streichen. Er wusste nicht, wieso er dieses Bedürfnis dazu verspürte, doch er wollte auf keinen Fall die ganze Nacht wach liegen, nur weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er es ausprobieren sollte oder eben nicht. Also ließ er kurzerhand von ihrem Haar ab und näherte seine rechte Hand ihrer Wange. Diese kurze aber sanfte Berührung war elektrisierend, aber er fühlte, dass sie wieder eine gesunde Körpertemperatur erreicht hatte und er spürte die weiche Haut, die sich so glatt und makellos unter seinen Fingern anfühlte.

"Jetzt wo ich das erledigt hätte, wäre es auch für mich mal Zeit zu schlafen", dachte die Feuerfaust müde, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Doch bevor er seinen Kopf zurück in die Kissen sinken ließ, deckte er Vivi bis zum Kinn zu und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.

***

„Prinzessin Vivi! Mimimii.. Das Frühstück wartet“, hörte sie Igarams Stimme durch die Tür. Sie blinzelte dem glitzernden Sonnenlicht, welches durch ihre Fensterfront am Balkon fiel, entgegen. Erst als sie neben ihr ein leises, gleichmäßiges Atmen vernahm, drehte sie den Kopf und blickte direkt in Ace‘ Augen. Dieser grinste sie überlegen an. „Guten Morgen, Prinzessin.“ „Immer wenn ich aufwache, ist das Erste, was ich sehe, dein Gesicht“, sagte sie lächelnd. „Sei froh“, meinte er schulterzuckend. „Stell dir vor, du würdest merken, dass du dich im Bauch eines.. Wals..“ Er grinste süffisant. „.. befindest.“ Jetzt musste sie gänzlich lachen. Die Anspielungen auf ihre Arbeit als Baroque Agentin waren irgendwie komisch in dem Zusammenhang. Sie konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie sie gemeinsam mit Mister 9 La Boum hatte töten sollen. Damals war es ihr schwer gefallen, ihren Unmut darüber zu verbergen. Sie hatte nie vorgehabt diesen Wal selbst zu töten, sowas hätte sie nicht gewollt.

„Prinzessin Vivi, bitte! Das Büffett wird kalt!“, quengelte Igaram heiser. „Das wird problematisch“, meinte diese. „Ich kann nicht einfach mit dir aus dem Zimmer kommen und Igaram in die Arme laufen, wonach sieht das denn aus?“ Als sie Ace von einem Ohr zum anderen grinsen sah, bildete sich ein leichter Rotschimmer auf ihren Wangen. „Was sollte er denn denken?“, fragte er daraufhin provokant. „Ace!“, rief sie gespielt empört und knallte ihm ein Kissen ins Gesicht. „Du hast recht, das würde für viel Verwirrung sorgen“, beeilte er sich zu sagen – und warf das Kissen zurück. Gerade als die Situation zu einer wilden Kissenschlacht ausarten wollte, hörte sie Igarams vernehmliches Räuspern. „Igaram? Gib bitte meinem Vater Bescheid, dass ich gleich nachkomme“, rief sie mit klarer Stimme. „Ich muss mich noch umziehen“, fügte sie hinzu, als sie keine Antwort bekam. „Sehr wohl, Prinzessin.“

„Du willst dich also umziehen?“ „Das hatte ich zumindest vor“, meinte sie. „Lass dich nicht davon abhalten.“ „Das hättest du wohl gern“, schnaubte sie und deutete mit einem Grinsen auf das Bad. "Natürlich", meinte Ace mit ehrfürchtigem Unterton und verschwand. Vivi ging zu ihrem Kleiderschrank und öffnete diesen. Darin waren etliche säuberlich aufgehängte und prachtvolle Kleider. Es kam ihr am heutigen Tag falsch vor ein solches zu tragen, da sie in ihrem Inneren wünschte, sie könnte frei sein, wie ein Pirat. Sie wusste, dass das töricht war. Denn sie liebte ihre Aufgaben als Prinzessin. Wehmütig sah sie auf die verschlossene Schranktür daneben und widerstand der Versuchung Shorts und ein ausgeschnittenes Shirt anzuziehen. Es wäre falsch jetzt etwas derartiges zu tragen, denn sonst dachte ihr Vater noch, dass Ace sie um den Verstand brachte und sie dazu beeinflusste, Piratin zu werden und ein unsittliches Benehmen an den Tag zu legen. Das wäre kein guter Start. Deshalb griff sie nach einem schlicht gehaltenen Kleid mit kurzen gerafften Ärmeln, dessen Rock und die Ärmel weiß waren, während der komplette Brustteil bronzefarben war. Als sie sich vor den Spiegel stellte, wunderte sie sich über ihr ordentliches Haar.

"Ich muss wohl sehr friedlich geschlafen haben", sagte sie leise. "Normalerweise drehe ich mich im Schlaf doch ständig von einer Seite auf die andere. Das liegt sicher daran, dass ich mich heute Nacht nicht gefürchtet habe."

"Vivi?", ertönte es aus dem Bad. "Du kannst wieder reinkommen", entgegnete sie schnell und zupfte ihr Kleid zurecht, als auch schon Ace seinen Kopf durch die Tür steckte.

"Sag mal, was machst du da?", fragte Vivi belustigt, als sie Ace' argwöhnischen Gesichtsausdruck, der dem eines Detektiven verblüffend ähnelte, sah.

"Ich wollte nur auf sicher stellen, dass du auch wirklich schon so weit bist", meinte er unschuldig.

"Natürlich", erwiderte sie schmunzelnd. "Wir sollten meinen Vater nicht allzu lange warten lassen, sonst wird er noch misstrauisch. Du wartest dann vor der Tür, bis ich dir ein Zeichen gebe."

"Sag mal Ace, was meintest du eigentlich gestern mit dieser 'Sache mit der Marine'?", fragte Vivi. Anscheinend war es Ace etwas unangenehm darüber zu sprechen, denn die Antwort fiel ein wenig knapp aus. "Du kennst ja sicher Blackbeard. Und du weißt auch, dass ich ihn schon lange suche. Aber Whitebeard hat vor langer Zeit die Information bekommen, dass er sich einer starken Teufelsfrucht bemächtigt hat und dass er mich erledigen möchte. Deswegen hielt er es für besser, wenn ich ein paar Wochen an Land gehe, bis er die Lage einschätzen kann." "Ist vielleicht wirklich besser so", mutmaßte sie. "Aber das scheint dir nicht so recht zu gefallen, oder?" "Naja, einerseits finde ich es schön dich wiederzusehen, aber andrerseits bin ich ein Pirat und da gehören solche Dinge eben dazu. Ich möchte mich wegen einem Verbrecher wie Blackbeard nicht in meinem Tun einschränken lassen." Vivi betrachtete ihn prüfend mit einem Seitenblick. Auf seiner Stirn hatten sich jetzt einige Sorgenfalten gebildet. Er musste bedrückter sein als er es zugeben wollte. Dabei konnte sie es doch so gut nachvollziehen. Sie nahm sich fest vor, der Sache noch auf den Grund zu gehen.

Innerhalb von weniger als drei Minuten, waren sie vor der besagten Tür angelangt.

"Ich hoffe mal, dass mir etwas Überzeugendes einfällt", murmelte Vivi. "Aber mein Vater ist da nicht so streng. Denke ich." Die Wachen vor dem Speisesaal beobachteten Vivis Unterhaltung ungläubig. Ein Pirat im Königshaus? Davon hatte ihr Gebieter gar nichts verlauten lassen! Einer von ihnen räusperte sich unbeholfen.

"Prinzessin Vivi, entschuldigt, dass ich Euch unterbreche, aber ist es offiziell, dass das Königshaus einen Piraten beherbergt?" "Nein, bis jetzt noch nicht. Aber ich werde es sofort mit meinem Vater abklären." "Aber wie sollen wir denn da Sicherheitsvorkehrungen treffen, wenn wir nicht wissen, weswegen dieser Mann hier ist?" Vivi lächelte fröhlich. "Keine Sorge, er tut nur Gutes." Mit diesen Worten wandte sie sich wieder an den Schwarzhaarigen.

"Ich geh jetzt rein."

Erst jetzt fiel ihr auf, dass Ace einen langen Mantel trug und seine Haare in Ordnung gebracht hatte. Bevor sie durch die Tür trat, drehte sie sich noch einmal um. "Übrigens: Gut siehst du aus." Und mit einem Grinsen verschwand sie.

***

"Guten Morgen, Vivi", entgegnete Kobra gut gelaunt. "Wie ich sehe, hast du den Weg hierher doch noch gefunden." Er schmunzelte. "Tut mir leid, ich musste noch etwas erledigen", antwortete sie aufrichtig. "Wo wir schon dabei sind.. ich habe nämlich ein Anliegen." Der König wischte sich mit einer Serviette den Mund ab, legte diese beiseite und schob den Teller von sich.

"Ja, was gibt es denn?"

Bevor sie mit der Erklärung begann, atmete sie noch einmal tief ein. Es brachte nichts herumzustottern und die ganze Sache somit unnötig in die Länge zu ziehen. Sie musste klar und deutlich sagen, was sie wollte. Das war eines der Dinge, die die Leute an ihr so sehr schätzten.

"Du weißt ja, dass ich mich gestern Abend etwas krank gefühlt habe und ich deswegen nicht zu dem Dinner erschienen bin. Und da bin ich dann an den Strand gegangen, weil ich dachte, dass mir die frische Luft gut tun würde."

Kobra nickte, doch er sagte nichts, denn er wusste, dass seine Tochter etwas Wichtiges zu bereden hatte.

"Du kennst doch sicher noch Ruffy? Der Sir Crocodile erledigt hat."

"Natürlich, ihn und seine Bande werde ich wohl niemals vergessen", lachte er. "Aber warum fragst du?"

"Weil ich am Strand seinen Bruder getroffen habe, Portgas D. Ace. Naja, weniger getroffen.. Er hat mich sozusagen gerettet." Sie beschrieb die gestrige Situation bewusst übertrieben. Im Grunde hatte er sie vor einer Erkältung bewahrt. Aber andrerseits waren die Wellen schon ziemlich weit ans Ufer gedrungen, immerhin war ihre gesamte Kleidung nass gewesen. Also hatte er sie doch auf eine besondere Weise 'gerettet'. Und so sagte sie es ihrem Vater auch.

"Als ich am Strand aufgewacht bin, hat er mich auf mein Zimmer gebracht", fügte sie rasch hinzu.

"Dem Himmel sei Dank, dass dir nichts passiert ist. Das verdient natürlich besondere Anerkennung. Wo ist er denn jetzt?" "Naja, er wartet vor der Tür." "Gut, dann lass ihn doch bitte eintreten... Er hat in deinem Zimmer geschlafen?!" Erst jetzt spielte sich die Szene vor den Augen des Königs ab.

"Ja, aber es ist nichts passiert", entgegnete die Prinzessin abwehrend. Sie hoffte inständig, dass sie nicht rot im Gesicht wurde.

"Auf jeden Fall bleibt er für ein paar Wochen in Alabasta und da wollte ich dich bitten, ihm ein Zimmer zu geben."

"Aber wir haben keine Zimmer, Vivi. Demnächst werden verstärkt Verbündete und Abgeordnete zu uns kommen, ich fürchte, da ist kein Platz." Vivi sah enttäuscht auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. Ihr Vater grinste. "Es sei denn, wir räumen das Zimmer neben deinem." Schlagartig begannen die Augen der Blauhaarigen zu leuchten.

"Das war doch Absicht", protestierte sie wissend. "Ja, es macht aber Spaß, dich zu ärgern", gab Kobra zu. "Und jetzt lass ihn nicht so lange warten und hol ihn endlich zu Tisch."

"Vielen Dank, Vater!"

Erleichtert stand sie auf und wollte Ace hereinholen, doch da traf sie der Schlag. Er war verschwunden!

"Hey! Wo ist Portgas D. Ace hin?", verlangte Vivi zu wissen. Die Wachen sahen die aufbrausende Prinzessin entschuldigend an.

"Er ist aus dem Palast geeilt, als Lord Peruh uns mitteilte, dass Blackbeard sich in Alabasta aufhält." "WAS?!" Auf der Stirn der Prinzessin hatten sich Schweißperlen gesammelt.

Das durfte doch nicht wahr sein! Kaum traf sie einen ihrer langersehnten Freunde wieder, da passierte auch schon etwas Unvorhergesehenes. Und damit nicht genug, schien es diesmal noch gefährlicher zu sein.

"Sagt meinem Vater, dass ich ihn suchen werde!", befahl sie und lief davon. Wenn das nicht ein regelrechter Fehlstart war.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: RuffysKreationen
2012-01-22T17:47:03+00:00 22.01.2012 18:47
Großes Lob! Du hast Ace super dargestellt. Echt süß, wie er Vivi aufmuntern will :)
Hier hast du mehr Absätze eingebracht, es war sehr gut zu lesen^^
Freu mich auf das nächste Kapitel! :D
Von:  Pi
2011-02-06T21:04:29+00:00 06.02.2011 22:04
Das nächste Kapitel. <3
Wirklich schön und es scheint los zu gehen. Blackbeard ist da. >o< Uah~

Was ich wirklich süß fand, war zum einen die Szene mit Ace, der die schlafende Vivi beobachtet und sich erst schlafen legt, nachdem er mit ihrem Haar gespielt hat. XD Wirklich total süß und zum anderen natürlich als sie morgens aufgewacht sind. Die Kissenschlacht, wie sie ihn aus dem Zimmer geschickt hat. Supi.

Was ich auch gut fand war, dass Vivi sich nach dem Meer sehnt und nach ihrer Zeit als Piratin. Sie will ihre Freiheit zurück und den Zwängen des Königshauses entfliehen, auf der anderen Seite ist sie sich ihrer Verantwortung als Prinzessin bewusst. Dann kommt Ace und macht alles noch viel schlimmer. XD Ich mag so zwiespältige Situationen. :D

Am Ende kam ein böser Cliffhänger. Sie ist jetzt los ihn zu suchen. Findet sie ihn bevor er Blackbeard findet? Wird sie von Blackbeard gefunden? >.<

Schreib schnell weiter. :D


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