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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Während alle Welt über den Campus rennt, laufen Heinrich und Tim gemütlich nebeneinander her, denn der Rothaarige hat noch so einiges loszuwerden, bevor sie den Physikhörsaal erreichen.

„Und jetzt hab ich ihre Telefonnummer und darf sie jeden Abend anrufen.“, erzählt er stolz, „Gestern hat sie sich sogar gemeldet.“

Heinrich grinst ihn an.

„Ein Glück ist am Mittwochabend dieser Bonpland aufgetaucht und hat Clara ein wenig abgelenkt.“, erwähnt Tim den Franzosen nun schon wieder. Am liebsten würde er ihm wohl eine Schachtel Pralinen als Dankeschön schenken. (Wobei man dem lieber eine Schachtel Kondome schenken sollte…)

„Und das Wetter war so schön, und der See…! Ich hätte mich beinah nicht getraut, aber ich hab ihre Hand in meine genommen und dann haben– “

„- habt ihr euch geküsst, ich weiß. Hast du mittlerweile schon ein paar Mal erzählt.“

„Sie ist einfach traumhaft! Hast du gemerkt, wie wunderbar reif sie manchmal sein kann? Gut, sie ist fünf Jahre älter als ich, aber – hach! Dann könnte ich sie grad nehmen und…!“

„Du hast nen Ödipuskomplex.“, wirft Heinrich ein.

Tim sieht ihn mahnend an. „Sagt der, der mit nem achtzehn Jahre älteren Mann zusammen ist.“

„Das heißt dann Elektrakomplex.“

„Du gibst es also noch zu!“

Heinrich boxt ihn grinsend gegen die Schulter.

„So ne Fernbeziehung stell ich mir ziemlich hart vor.“, meint er, als sie im Physiksaal sitzen.

„Nicht mit Adele.“, entgegnet Tim, „Außerdem kommt sie mich bald wieder besuchen. Und nach den Examina reis ich für mindestens ne Woche nach Stuttgart.“

„Ohjeh. Du musst ja sehr verliebt sein.“

„Na, klar!“

„So sehr, dass du in letzter Zeit vergisst, mich über mein Sexualleben auszufragen.“

Blinzelnd sieht der Rothaarige seinen Kumpel an.

„Tatsächlich.“, fällt es ihm auf, „Verdammt! Das muss nachgeholt werden!“

Heinrich sieht ihn schmunzelnd an. „Du hast Glück, dass ich ausnahmsweise mal Lust hab, drüber zu reden.“, meint er.

Tim will sich ihm gerade gespannt zuwenden, da betritt Frau Eichendorff den Saal.

„Nachher in der Pause.“, verspricht Heinrich.
 

Besagte Pause verbringen die beiden bei einer heißen Schokolade draußen auf dem Campus.

„Und?“, kommt der Rothaarige wieder aufs Thema zu sprechen, „Was ist jetzt bei euch so tolles abgegangen, dass du’s mir unbedingt erzählen willst?“

Heinrich grinst ihn an und lehnt sich ein wenig zu ihm herüber.

„Alex hatte Geburtstag.“

„Ohhh…“ Tim zieht seine Augenbrauen in die Höhe. „Lass mich raten, was du ihm geschenkt hast: Dich, nackt und willig.“

Heinrichs Grinsen wird breiter. „Das erste: ja. Die beiden anderen: Nein. Ich hatte was an und ich hab den Ton angegeben.“

Sein Gegenüber sieht ihn scheinbar anerkennend an. „Tatsächlich?“

„Ja, und es war sooo toll! Ich…“ Der Junge blickt sich kurz prüfend um, bevor er sich noch ein wenig näher zum anderen lehnt. „Ich war so gut, er ist schon gekommen, bevor wir…na, du weißt schon.“

„Echt?!“ Dem Rothaarigen fallen bald die Augen aus.

„Naja“, redet Heinrich weiter, „Könnte daran gelegen haben, dass ich mein Kleid angehoben hab, damit er zusehen konnte, wie ich ihn in mich– “

„Kleid?!?“, unterbricht ihn Tim irritiert.

Heinrich lächelt ihn verlegen an.

„Jaa…ich hab ein Kleid angehabt. Ein sehr kurzes. Mit Rüschen und Schleifen…Ich mag Kleider und Röcke, darfst du gerne auf meine Freak-Liste schreiben.“

Der Rothaarige kann ihn nur angrinsen. „Das ist wirklich abgefahren. Aber lustig. Vor allem, dass du’s so schaffst, unserem Professor völlig den Verstand zu vernebeln, dass er schon bei– “ Er sieht sein Gegenüber nachdenklich an. „Bei was eigentlich? Was hast du gemacht?“

Heinrich lehnt sich freudig wieder zu ihm. „Ich hab ihn mit Handschellen ans Bett gefesselt, ihn mit Händen und Mund am ganzen Körper bearbeitet…“

„Mit ganzer Körper meinst du auch…?“

Kichernd kneift Heinrich seinem Kumpel in den Arm.

„Natürlich mein ich das. Bloß hab ich seinen kleinen großen Alex mit Karamell versüßt. Das war lecker, sag ich dir…“

Tim erwidert sein Grinsen. „Na, da hast du ihm ja wirklich nen tollen Geburtstag beschert.“, meint er, „Nur schade, dass du nicht viel davon hattest.“

„Oh, doch!“, entgegnet der Junge schmunzelnd, „Ich hab mir natürlich noch genommen, was mir zusteht, egal wie bereit oder nicht er war. Hat nicht lange gedauert, da war er wieder willig.“

Der Rothaarige schüttelt den Kopf. „Also, Heinrich, damit hast du für ewig meinen vollsten Respekt. Dass du das fertig gebracht hast…! Beim Professor Humboldt! Bei dem!“

Heinrich wird ein wenig rot.

„Ob ich das bei Adele auch mal schaff?“

Angesprochener spuckt sein Getränk wieder aus.

„Was?! Bei Frauen ist das schwieriger.“

„Aber…! Adele! Die ist nicht der Typ für…“

„Sex?“

Heinrich erwidert hierauf nichts mehr.

Tim grinst ihn zuversichtlich an. „Ich werd sie schon überzeugen können…“
 

Heinrich konnte im Laufe der Woche Alexander überzeugen, dass sie mal zusammen ins Theater gehen sollten. Die Verschwörung des Fiesko zu Genua wollte er sich gerne anschauen. Geschrieben von einem jungen, aufstrebendem Autor, beziehungsweise Dramatiker. So wie er selbst. Er verspricht sich davon Inspiration für seinen Kohlhaas.

Und heute ist es tatsächlich soweit: Sie haben Karten für die Prämiere diesen Abend bekommen. Heinrich freut sich schon riesig.

„Natürlich den Anzug!“, besteht der Junge auf die festliche Garderobe, „Schau, ich zieh auch einen an.“

Irritiert sieht Alexander seinem Freund zu, wie dieser einen sorgfältig in Folie eingepackten dunklen Anzug aus dem Schrank holt.

„Wo hast du den her? Von deiner Konfirmation?“

Heinrich wirft dem anderen einen mahnenden Blick zu. „Ein kleines Stückchen bin ich seitdem schon noch gewachsen.“

„Sorry.“

„Außerdem hat den Anzug damals mein Vater rausgesucht. Mausgrau und viel zu konventionell geschnitten! Hässlich…“ Heinrich holt das Kleidungsstück aus der Folie. „Nein, den hier hab ich mir gestern in der Stadt gekauft, extra für unsere bald häufigeren Theaterbesuche.“

„Oho.“, kommentiert Alexander, „Und den hast du dir leisten können?“

„Grade so.“, gibt der Junge zu, „Aber einen passenden nach meinem Geschmack zu finden war gar nicht schwer, da mich ein netter, kompetenter junger Mann so zuvorkommend beraten hat.“

Der Professor zieht eine Augenbraue nach oben. „Ein Typ von der Sorte „Ich schmeiß mich an alles ran, was männlich ist, egal ob schwul oder hetero“?“

„Jap. Aber ich hab ihm erzählt, dass ich den Anzug brauch, weil ich mit meinem Freund ins Theater geh, dann war er zwar noch offensichtlicher schwul, aber seine Flirtversuche zu ertragen.“

Lachend wendet sich Alexander wieder dem Schrank zu. Also auch für ihn einen Anzug.

„Den beigen, bitte.“, kommt es von Heinrich, der nur noch in Unterhose im Zimmer steht.

„Den? Wirklich?“

„Ja…“, entgegnet der Junge, fast schon träumerisch, „Den hast du paar Mal an der Uni angehabt…ich hätte mir beinah ein Bild von ner nackten Frau auf meinen Block kleben müssen, so sehr hast du mich darin wuschig gemacht…“

„Oh“, gibt der Ältere von sich, „Na, dann zieh ich den doch an, hm?“

Heinrich grinst ihn zufrieden an.

Also zieht sich auch Alexander aus und schlüpft in den Anzug. Er ist dabei, sich den Gürtel zuzumachen, da erblickt er seinen Freund, der sich gerade in seinem Anzug vor dem Spiegel dreht und sich betrachtet. Das schwarze Kleidungsstück ist wirklich passend und eng geschnitten, die Ärmel haben auch genau die richtige Länge, und hinten fällt der Stoff fast wie ein Frack über den wohlgeformten Hintern.

„Und?“, fragt der Junge und wendet sich zum Älteren um.

Auf Alexanders Gesicht schleicht sich ein Grinsen, als er seinen Gürtel aus den Händen fallen lässt und diese stattdessen an Heinrichs Wangen legt, um ihm einen schmatzenden Kuss auf die Lippen zu drücken.

„Darf ich dich nachher, wenn wir wieder hier sind, ausziehen…?“, fragt er.

Heinrich lacht. „Sieht’s so schlimm aus?“

„Mmm…“, entgegnet Alexander und lässt seine Hände auf den Hintern des anderen wandern, „so gut…“

Kichernd schiebt ihn der Junge ein wenig von sich und schließt ihm den Gürtel.

„Ich hab sogar ne Fliege.“, meint er, „Die darfst du mir dann als letztes ausziehen.“

„Ohja…“, nuschelt Alexander und sucht die Lippen des Jüngeren wieder mit seinen.

„Ich glaub, das wird ein aufregender Theaterbesucht.“, vermutet Heinrich.

„Das glaub ich auch…“
 

Zum Theater fahren sie mit Alexanders Wagen, da sie sich in ihrer feinen Garderobe nicht unbedingt in die U-Bahn setzen wollen. Zwischen all den vornehmen Schlitten sieht der Jeep zwar etwas fehl am Platz aus, die beiden stört das jedoch weniger.

Das Theatergebäude ist eine Neuheit für Heinrich, denn dieses haben sie auf ihrer Sightseeingtour damals ausgelassen. Der Eingang mit seinen Säulen und Statuen ist schon beeindruckend, als sie die großen Treppenstufen hinaufgehen.

Innen stellen sie jedoch rasch erleichtert fest, dass sie mit ihren Anzügen wenigstens nicht fehl am Platz sind, denn fast alle hier sind so festlich gekleidet. Auch erkennt jedenfalls Alexander, dass die halbe High-Society der Kulturlandschaft anwesend ist. Nur mit seinem jungen Alter fällt vielleicht Heinrich etwas auf, vor allem, da er ja noch jünger aussieht, als er ist.

„Guten Abend.“

Mit einem Sekt werden die beiden von einem Bediensteten empfangen; Alexander nimmt seinem Freund einen mit Orangensaft gemischten vom Tablett. Damit stellen sie sich im Foyer an einen der Stehtische, die fast alle belegt sind.

„Großartig.“, kommt es von Heinrich, der sich beeindruckt umsieht, „So hab ich mir das vorgestellt.“

„Willst du jetzt in die Oberschicht aufsteigen, oder wie?“, lacht Alexander leise.

„Ja, natürlich.“, antwortet ihm der Junge grinsend, „Damit ich mit Wilhelm mal in die Oper gehen kann.“

Der Ältere zieht eine Augenbraue in die Höhe.

„Ah“, gibt er plötzlich von sich, und als Heinrich seinem Blick folgt, landet er bei einem älteren Mann, so Mitte Fünfzig, der an einem der Tische steht und sich mit einem etwa gleichaltem Mann in feinster Robe unterhält.

„Das ist Goethe.“

Der Junge sieht ihn verblüfft an.

„Ja, der da hinten, der sich mit dem Bürgermeister von Weimar unterhält.“

Heinrich beginnt zu stottern und Alexander nimmt ihm sanft das Sektglas aus der Hand, die zu zittern beginnt.

„D-der Goethe, der…?!“

„Der Erfolgsautor, der den Literaturnobelpreis bekommen hat, genau. Aber er ist auch Verleger.“

„Ich weiß!“, zischt der Junge.

Alexander lacht leise, als er seinen Freund so völlig hin und weg sieht.

„Willst du, dass ich dich ihm als jungen Autor mal vorstell?“

„B-bist du verrückt?!“ Heinrichs Wangen färben sich langsam rot.

„Wieso nicht?“

„I-ich… - Wie willst du mich ihm überhaupt vorstellen?! Wir können doch nicht einfach hingehen und…!“

„Ich kenn ihn persönlich.“

Heinrichs Augen drohen auszufallen, als er seinen Freund anstarrt und keinen gescheiten Satz mehr zustande bringt.

„Ja, von früher.“, erklärt Alexander, „Er hat mich gefördert, als ich noch zur Uni ging.“

„Oh, mein…!“

Der Ältere gibt seinem Freund grinsend das Glas zurück in die Hand, nachdem er diese kurz in seine genommen und ein wenig zur Beruhigung gestreichelt hat.

„Was ist jetzt? Soll ich euch bekannt machen?“

Heinrich schüttelt energisch den Kopf. Jetzt sind seine Wangen knallrot.

„N-nein, das…! Dazu bin ich noch nicht bereit! Da muss ich mich drauf vorbereiten, das…!“

„Okay, schon gut.“, meint Alexander und fährt ihm über den Rücken, wobei er ihm eigentlich gerne einen Kuss auf die Stirn gedrückt hätte.

Die beiden stehen nicht mehr lange im Foyer, denn da werden die Türen zum Theatersaal geöffnet.
 

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Bin nicht so weit gekommen; die Theatervorstellung gibt's im nächsten Kapitel ;)

Ist übrigens einer der vielen Vorschläge von euch, was die beiden noch so mit ihrer Freizeit anfangen können – danke nochmal :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  BloodyMary1342
2011-08-25T18:08:08+00:00 25.08.2011 20:08
Mist... ich dachte echt Tim währ zu beschäftigt....^^
Oh man ich musste so lachen an der stelle:
>„Aber…! Adele! Die ist nicht der Typ für…“
>
>„Sex?“
Die idee mit dem Theaterbesuch finde ich wirklich toll^^
und das sie Goethe getroffen haben auch xD (ich frag mich wann sie auf schiller treffen ^^)
aber ich hoffe, das sich Heinrich und Goethe hier ein bisschen besser verstehen als in EKM xD^^

Ich freu mich schon auf das nächste kapitel^^

LG x3
Von:  Ran34
2011-08-24T17:19:18+00:00 24.08.2011 19:19
„Nicht mit Adele.“, entgegnet Tim, „Außerdem kommt sie mich bald wieder besuchen. Und nach den Examina reiß ich für mindestens ne Woche nach Stuttgart.“
da müsste es reis heißen.^^"
[...]Den hast du als an der Uni angehabt…[...]
??? meinst du damals? Das war mir nicht ganz klar^^"

Ich fand das Kapi auch ganz gut^^
Ja, der Goethe hat mich dann wahrscheinlich genauso überrascht, wie kuro >.<

lg~

PS:Deine Karte ist angekommen!!!! *kreisch*
Die ist sooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo​ooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo toll!!!!!! >.<
Ich bin sprachlos! Du bist die Beste! >/////<
Von: abgemeldet
2011-08-24T15:47:15+00:00 24.08.2011 17:47
Goethe? Also ist das tatsächlich ein Paralelluniversum zum EKM?
Ich dachte du hättest nur die beiden in die Gegenwart versetzt...hat mich ein bisschen überrascht^^

Aber ein gelungenes Kapitel wie eh und je^^


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