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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Am nächsten Tag, nach der Uni, geht’s für Alexander und Heinrich auf die Spreeinsel. Nur nicht zuhause rumsitzen und sich zu viele Gedanken über das Ergebnis machen, das es sowieso erst morgen gibt.

Jedenfalls sind ihre Sightseeing-Pläne der Grund dafür, wieso Heinrich das Treffen mit Tim weiter verschieben musste.

„Sorry, geht heute nicht. Mein Freund will mir noch ein bisschen Berlin zeigen.“

„Aha…Berlin…“

Tims dreckiges Grinsen war vollkommen unangebracht.

Obwohl es tatsächlich in den Lustgarten geht. Nach dem vielversprechenden Namen ist Heinrich etwas enttäuscht darüber, nur eine gestaltete Grünanlage vorzufinden. Die Museumsinsel entlohnt ihn dafür nicht wirklich – obwohl Alexander ihn dazu bewegen kann, wenigstens eines der Museen zu betreten – doch ganz anders der Freitagmorgen.
 

Wieder sitzen sie händehaltend im Wartezimmer. Dieses Mal hat Alexander nicht die Nerven dazu, sich über die Behandlung durch die anderen Patienten aufzuregen. Heinrich weiß, dass sein Freund es gerne vor ihm verstecken würde, aber er merkt, wie angespannt der Ältere ist.

Was für eine Erleichterung es für ihn ist, als Dr. Fehling sie in seinem Zimmer mit einem deutlichen Lächeln auf dem Gesicht empfängt.

„Meine Herren: Beide Proben negativ.“

Alexander braucht noch eine Weile, die glückliche Neuigkeit zu verarbeiten, während ihn Heinrich schon freudig angrinst.

„Wie…wie sicher ist das jetzt?“, will der Professor wissen.

„Wann hatten Sie denn das letzte Mal sexuellen Kontakt außerhalb Ihrer Beziehung mit Herrn Kleist?“, fragt Dr. Fehling.

„Es müssen mehr als drei Monaten gewesen sein, vielleicht sogar fünfzehn Wochen…?“

Der Arzt sieht ihn wohlwollend an.

„Sehen Sie. Wenn Sie sich damit sicher sind, dann ist das Ergebnis ebenso sicher.“

Jetzt kann auch Alexander erleichtert aufatmen und greift nach Heinrichs Hand.

„Danke.“, sagt er und erhebt sich.

Dr. Fehling lächelt seine Patienten freundlich an.

„Ich wünsche Ihnen beiden noch alles Gute. Kommen Sie nicht so bald wieder!“
 

Kaum sind die beiden in der Tiefgarage, fällt Heinrich seinem Freund um den Hals. Stürmisch küsst er ihn.

„Ich wusste, dass du gesund bist.“, bringt er zwischen zwei Küssen heraus, „Ich wusste – es…!“

Lachend fährt ihm Alexander über die Wange, sieht ihm in die Augen.

„Gott, bin ich glücklich.“, meint der Junge.

„Und ich erst.“, entgegnet der Ältere.

Er gibt seinem Freund noch einen Kuss, bevor sie zum Wagen laufen.

Als sie im Auto sitzen und Alexander die Uhr ins Auge fällt, stellt er entsetzt fest: „Oh, shit! Wir kommen zu spät an die Uni!“

Heinrich zieht ihn zu sich, um ihn noch einmal ausgiebig zu küssen.

„Das ist mir gerade so was von scheißegal…“, nuschelt er.
 

Alexander lässt Heinrich zwei Minuten Zeit, bevor er nach ihm den Saal betritt. Die Philosophievorlesung hält er heute mit so viel Elan, dass man ihn doch schon wieder für krank halten könnte.

Heinrich bemerkt, wie Tims Blick neben ihm immer kritischer wird. Plötzlich weiten sich jedoch die Rehaugen und sehen ihn voller Erkenntnis an.

„Du warst heut Morgen bei ihm im Büro…!“

Heinrich muss lachen, was Alexander aus dem Konzept bringt; und schließlich auch zum Lachen.

Sämtliche Kursteilnehmer sind einigermaßen verwirrt. Eingeschlossen Tim.

„Nachher.“, flüstert ihm Heinrich zu.
 

Dieses „Nachher“ ist, als Alexander sein Seminar beendet und die Studenten den Saal verlassen.

„Was ist jetzt?“, fragt Tim ganz ungeduldig.

„Jaja, gleich.“, verspricht Heinrich, zieht ihn jedoch erst hinaus auf den Campus, wo er mit seinem Kumpel etwas abseits hinter einem Baum stehenbleibt.

„Setzen wir uns nicht ins Café?“, fragt der Rothaarige verwirrt.

„Nein, das darf keiner mitbekommen, was ich dir jetzt verrat, ja? Du musst mir auch versprechen, dass du’s niemandem, aber wirklich auch niemandem weitersagst!“

Auf Tims Gesicht schleicht sich die vermeintliche Erkenntnis.

„Du warst wirklich bei ihm im Büro und ihr habt…!“

„Nein!“, ruft Heinrich.

„Was dann?“

„Hast du verstanden, dass das niemand erfahren darf?“

Tim nickt. Endlich mit dem nötigen Ernst.

„Ja. Sorry. Ich versprech dir, dass ich’s nicht weitersag.“

Als Heinrich ihn noch etwas skeptisch anblickt, ergänzt er mit einem verständnisvollen Lächeln: „Wirklich.“

„Okay.“, fängt der Junge an, „Ich will dir nämlich sagen, dass…dass Professor Humboldt und mein Freund…schon seit einer Weile die gleiche Person sind.“

Tims Augen weiten sich. Stumm starrt er den anderen nur an.

Heinrich beißt sich auf die Unterlippe.

„H-hey, Tim…? Alles klar bei dir?“

Endlich löst sich der Rothaarige aus seiner Starre, klatscht sich die Hände an die Wangen, wuschelt sich durch die Haare.

„Oh – mein – Gott…!“

Heinrich wird es etwas unwohl.

„I-ich…! Ich wollte dich nicht so lange im Unklaren drüber lassen, ehrlich! A-aber…da’s doch niemand wissen darf und…!“

„Meine Fresse! Heinrich! Weißt du, wie ich mich ihm gegenüber verhalten hab?! Das ist peinlich!“

„E-es tut mir Leid, Tim! Das musst du mir– “

Der Rothaarige legt ihm einen Finger auf die Lippen. Das Grinsen kommt auf sein Gesicht zurück.

„Darum geht’s doch gar nicht.“, meint er, „Ich bin nur… Meine Fresse! Mit deinem Professor! Mit so einem gutaussehenden…heißen Professor! – Oh, wie du’s bestimmt genossen hast, mit mir zusammen über ihn zu schwärmen und einen auf unschuldig zu spielen…“

Heinrich öffnet seine Lippen, um zu widersprechen, aber da presst ihm Tim grinsend die ganze Hand auf den Mund.

„Nur eine Frage“, fängt der Rothaarige an, „Ist die unerwiesene Weisheit bei ihm erwiesen?“

Als Heinrich mit brennendroten Wangen nickt, lässt er von ihm am.

„Dacht ich‘s mir.“, lacht er und wuschelt dem anderen versöhnlich durch die Haare.

„Du…du bist mir also nicht böse?“, fragt Heinrich ein wenig eingeschüchtert nach.

„Spinnst du?! Ich find das genial! Oh, wie gern ich’s erleben würd, wie du das diesen aufgedonnerten Studentinnen vor die Stirn knallst!“

„Ohja“, entgegnet Heinrich, „Das würd ich auch gern. Aber Alex meint, es wär so besser, da er mir ja noch Noten machen muss. – Und dadurch die ganze Sache ja schon etwas illegal wird…“

„Alex? Er heißt Alexander?“

„Jap. Wunderschöner Name, nicht?“

Tim sieht ihn scheinbar grübelnd an, lässt schließlich seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden, nachdem er sich bei seinem Kumpel eingehakt hat.

„Ich find Heinrich schöner.“, meint er, „Nen Kakao?“

„Auja.“
 

Abends will Heinrich unbedingt etwas unternehmen. Eigentlich hätte er was mit Tim ausgemacht, aber jetzt hat der keine Zeit gehabt; sie haben sich dann für Montag verabredet, da er ja am Wochenende bei seiner Schwester arbeiten muss.

Während Alexander unbedingt sein Seminar für Montag vorbereiten will – was sein Freund ja gar nicht verstehen kann, dass so etwas notwendig ist – stöbert der Junge ein wenig durch die Wohnung. Das Wohnzimmer ist jetzt nämlich größer, als in der alten Wohnung, und so gibt es noch einige Schränke, in die er noch gar nicht geschaut hat, die aber doch von Wilhelm und seiner Frau eingerichtet worden sind.

In einem der Schränke, in der untersten Tür, entdeckt er eine Reihe Fotoalben. Das eine erkennt er sogar wieder.

Er nimmt es sich heraus und setzt sich damit aufs Sofa.

Berlin. Alexander und Alexanderplatz. Daran kann er sich noch gut erinnern.

Eine Weile blättert er sich durchs Album, sieht sich auch die Bilder an, die Alexander ihm nicht gezeigt hat. Außer Michael und Wilhelm entdeckt er keinen anderen Mann auf den Fotos, das findet er sehr beruhigend.

Es schleicht sich ein Grinsen auf sein Gesicht, als er sich vorstellt, dass er dann der erste ist, der an Alexanders Seite in so ein Album eingeklebt wird. – Sie müssen unbedingt mal zusammen ein Foto machen. Am besten vor dem Brandenburger Tor.

Als Heinrich weiterblättert und nun einige Fotos vom Nachtleben Berlins kommen, sieht er auf die Uhr. Schon Neun. – Ja, das wär doch mal ne Idee!

„Alex!“

Hastig klappt er das Album zu, stellt es wieder zurück in den Schrank und rennt zu seinem Freund nach oben. Er klopft nicht an dessen Arbeitszimmertür an, sondern stürmt einfach hinein und schmeißt sich dem Älteren auf den Schoß.

„Genug gearbeitet für heute! Es ist Zeit, dass du mir eines der anderen Gesichter Berlins zeigst!“

„Und das wäre?“, hakt Alexander etwas überrumpelt nach.

Heinrich nimmt ihm sanft den Stift aus der Hand und legt sich die Hand an die Wange.

„Das Nachtleben, die Clubs, die Bars. Ich hab Bock auf Tanzen.“

Der Ältere lacht ihn an.

„Du kannst tanzen, ja?“

„Jaha!“, ruft der Junge entrüstet, „Zum Standarttanzkurs wurd ich von Vater gezwungen, da war ich fünfzehn!, und wie man in den Clubs tanzt, das bekommt ja wohl jeder hin!“

„Na, da bin ich ja mal gespannt…“, bleibt Alexander skeptisch.

„Das heißt, wir können gleich los?!?“

Heinrich wartet gar keine Antwort mehr ab, sondern zieht seinen Freund am Hemdkragen mit sich ins Schlafzimmer.

„Ohja! Du musst die Weste aus New York anziehen! Unbedingt!“

„Aber mit was drunter.“

„Nein! Natürlich nicht!“

„Ich weiß nicht…“

„Was willst du sonst anziehen?! Deine anderen Sachen sind doch langweilig!“

Alexander dreht sich schmunzelnd zu seinem Freund herum.

„So? Hast du schon meinen ganzen Schrank inspiziert, ja?“

„Neiiin, nicht alles, aber das sieht man doch auf den ersten Blick!“

„Augen zu.“, sagt Alexander und stupst seinem Freund mit dem Zeigefinger gegen die Nase.

„Wieso– “

„Augen zu.“

Heinrich gehorcht etwas widerwillig. Es dauert eine Weile, bis er sie wieder öffnen darf.

„Langweilig, hm?“, meint Alexander.

Von Heinrich kommt erst mal nicht viel mehr als ein erstaunter Blick, gefolgt von Gestammel, das so viel wie „Nein, Alexander, ich war im Unrecht. Das, was du trägst, ist doch nicht so langweilig.“ heißen könnte.

Tatsächlich ist der Junge positiv überrascht. Ernsthaft beeindruckt betrachtet er seinen Freund in der ärmellosen Lederweste, die mit Flicken verschiedener Brauntönen übersät ist – und wunderbar eng sitzt.

„Du siehst zum Anbeißen aus.“, teilt sich Heinrich endlich mit und kann es nicht lassen, dem Älteren einmal über den Stoff an Brust und Bauch zu fahren.

„Dazu noch ne knallenge Jeans und ich werd überall, wo wir hinkommen, beneidet.“

Alexander legt ihm eine Hand in den Nacken und gibt ihm einen Kuss.

„Und was ziehst du an, damit ich auch beneidet werd?“

Heinrich macht sich von ihm los, um hinüber zu seiner Schrankwand zu laufen.

Es dauert mindestens eine Viertelstunde, bis er sich für das dunkelblaue, enge, bis zur Brust ausgeschnittene Top aus dem New-York-Einkauf entscheidet, worüber er ein blassgrünes, langärmliges Shirt zieht, das etwas weiter und ihm nicht nur an den Ärmeln zu lang ist, sondern auch fast ganz seine kurze Jeans verdeckt.

„Meinst du nicht, das ist etwas zu kalt?“, fragt Alexander besorgt und betrachtet die nackten Beine des anderen, „Wir haben zwar noch Ende August, aber nachts…?“

„Wenn mir kalt ist, kannst du mich ja aufwärmen.“, entgegnet Heinrich und schmiegt sich an seinen Freund, der dabei feststellt, wie schön weich der Stoff des blassgrünen Shirts ist…

„Außerdem zieh ich meine Winterschuhe an, okay? Sind die einzigen, die bisschen höher sind. Das passt gut.“

„Wie du meinst.“, gibt sich Alexander geschlagen. Dass sein Freund in den Sachen gut aussieht, daran gibt es gar keinen Zweifel.

„Können wir?!“ fragt Heinrich freudig, als er schon an der Tür steht.

„Wir können.“, antwortet Alexander und gibt ihm einen Kuss, bevor er seine Hand nimmt, ihre Finger ineinanderschiebt, und sie so gemeinsam die Wohnung verlassen.
 

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Ich denke, die Testergebnisse waren zu erwarten, oder? ;)
 

Im nächsten Kapi wird dann endlich Ryosaes Vorschlag umgesetzt, den sie so ungefähr bei Kapitel 50 gemacht hat – Sorry, dass es so lange gedauert hat! ^^'



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  BloodyMary1342
2011-07-20T17:52:52+00:00 20.07.2011 19:52
hmmm mir gibt der Satz von Tim irgendwie ein bisschen zu denken: „Ich find Heinrich schöner.“ (hatt er [Tim] mal eindeutig gesagt, dass er auf Frauen steht?? Wenn nicht dann sollte er dass gaaaanz schnell tun den wenn er versucht Alex und Heinrich auseinander zu bringen erschlage ich ihn und vergrabe ihn gaaaanz tief in irgendeinem Wald!!!) (wenn dieser Satz aber nur freundschaftlich gemeint ist dann: "Sorry Tim >.<")

ach ja und die idee von Heinrich und Alex stürzen sich zusammen ins Nachtleben von Berlin find ich toll^^xD

LG
Von: abgemeldet
2011-07-04T15:16:09+00:00 04.07.2011 17:16
Zu erwarten? Dir würde ich alles zutrauen XP
Nein Scherz, ja, war zu erwarten...schönes Kapitel^^
Von:  Ran34
2011-07-04T14:15:08+00:00 04.07.2011 16:15
Du bist ja so fies!
Ich sitz jetzt natürlich total hibbelig hier und will uuuunbedingt wissen, wie`s weitergeht! >.<

Ich finds toll, das Tim die Sache so locker aufnimmt, aber das, sowie das Testergebnis, habe ich ja schon vermutet.^^

Lass und nicht zu lange auf`s nächste Kapi warten!
*muhahaha* Du weißt doch, Rache ist süß!

lg~


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