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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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„Kennst du dich mit den Clubs aus, hier in Berlin?“

„Ähm, ja…ein wenig.“

„Dann zeig mir einen guten Club zum Tanzen – natürlich einen für Schwule.“

Das hat Heinrich zu ihm gesagt, nachdem er dem Jungen erklärt hat, wieso sie nicht die U-Bahn nehmen, sondern lieber die S-Bahn.

Eine Schwulenbar also. Naja, dass er sich „ein wenig“ damit hier in Berlin auskennt, entspricht wohl nicht so sehr der Wahrheit. Heinrich weiß zwar, dass er schon etliche Male was mit anderen Männern hatte, aber sicherlich kann er sich das Ausmaß davon nicht vorstellen. Sicherlich kann er sich das Ausmaß der gesamten Schwulenszene Berlins und deren Verschleiß nicht vorstellen…!

Alexander hat sich für einen Club entschlossen, der noch zu den dezenteren gehört, in dem nicht alle zwei Minuten jemand zu zweit (oder zu dritt) auf dem Klo verschwindet und in dem auch nicht so viel Lack und Leder oder Drag getragen wird.

„Das da vorne?“, fragt Heinrich aufgeregt, als er die leuchtenden Buchstaben an einem der Häuser erkennt.

„Mhm.“, entgegnet Alexander nur.

Der Junge beschleunigt seinen Schritt, zieht voller Vorfreude an der Hand seines Freundes.

Vor dem Eingang geht’s plötzlich nicht weiter, der Ältere ist stehengeblieben.

Heinrich sieht ihn fragend an.

„Was ist?“

Alexander versucht nicht seinem Blick auszuweichen. Nach einer Weile gelingt es ihm.

„Ich…ich war hier schon mal.“

„Ja, das…das dachte ich mir.“, meint Heinrich mit einem unsicheren Lächeln, „Sonst hättest du nicht so schnell hergefunden, nicht?“

Alexander beißt sich auf die Unterlippe.

„Früher bin ich… Ich…ich bin fast jedes Wochenende nach Berlin und…“

„Und in solche Clubs.“, beendet Heinrich seinen Satz.

Der Ältere nickt.

„Und du bist nicht alleine wieder raus.“

Wieder nickt er, sieht zu Boden.

Da drückt Heinrich seine Hand fester.

„Ist doch nicht schlimm.“, meint der Junge mit einem Lächeln, „Ich erwarte ja nicht von dir, dass du dein ganzes Leben lang nur auf mich gewartet hast, hm?“

„Ja, schon nur…“

Alexander weiß nicht wieso, aber er fühlt sich immer noch so unwohl.

„Wenn mich einer wiedererkennt…“

„Dann kannst du mich ihm vorstellen.“, entgegnet Heinrich mit einem Grinsen.

Alexander lächelt erleichtert zurück. Sein Freund scheint also damit klar zu kommen. Das beruhigt ihn.

„Na komm.“, fordert ihn der Junge auf, und gemeinsam betreten sie den Club.

Es läuft laute Musik, kein Techno, die Lichter sind nicht zu bunt und nicht zu grell. Heinrich gefällt die Atmosphäre jetzt schon.

Die Tanzfläche ist gut gefüllt, an der Seite stehen ein paar Tische, an der Bar ist noch ausreichend Platz.

„Bar oder Tisch?“, fragt Alexander.

„Bar!“, kommt es freudig von Heinrich, der gerade wie ein Kind in der Spielzeugabteilung wirkt.

Lachend schiebt ihn Alexander vor sich her, durch die Leute, und sie nehmen auf den Barhockern Platz. Heinrich schlägt die Beine übereinander – und auch wenn diese nicht sonderlich lang sind, machen sie ihn attraktiv. Für Alex jedenfalls. Und das reicht ja schon.

„Wie hieß dieser supersüße Cocktail, den du in New York hattest? Gibt’s den hier auch?!“

Alexander zögert ein wenig, doch dann verrät er seinem Freund den Namen, damit dieser sich also besagten Cocktail bestellen kann. Er selbst ordert ein Bier.

„Du bist langweilig.“, kommt es von Heinrich mit einem aufgesetzten Schmollmund.

„Und du bist süß, wenn du so schaust.“, kontert der Ältere und lässt es sich nicht nehmen eben jenen Schmollmund zu küssen.

„Gefällt’s dir hier, ja?“, fragt Alexander, als sie ihre Getränke haben.

Heinrich nickt bekräftigend, während er sich umschaut.

Plötzlich wird sein Sichtfeld eingeschränkt, da sich ein junger Mann zu ihnen gesellt hat.

„Hey, Alex! Das is ja ne Überraschung dich nochmal hier zu sehen!“

Etwas irritiert blickt Alexander den Fremden mit den schwarzen Locken an.

„Sorry, kennen wir uns?“

Sein Gegenüber stemmt die Hände in die Hüften und sieht ihn schmunzelnd an.

„Marc.“, sagt er.

Alexander hat immer noch nicht verstanden.

„Der, mit dem du angeblich nicht vor Drei fertig sein wolltest.“

Der Professor merkt, wie Heinrich ihm einen skeptischen Blick zuwirft, und lacht ein wenig nervös.

„Tut mir Leid, das…das ist auch nicht wirklich ein Anhaltspunkt; das hab ich schon zu so einigen gesagt.“

So langsam ziehen sich Marcs Augenbrauen zusammen.

„Im Hotel Orion?! Wir haben’s zweimal– “

„Danke, aber das hilft mir auch nicht weiter.“, unterbricht ihn Alexander.

„Du weiß nicht mehr, dass wir über deinen Job geredet haben – über deine Bräune?!“

„…Nein…?“

„Dass du schon so früh gehen musstest?“

Alexander schüttelt den Kopf. „Nein, sorry.“

Marc winkt ab. Seufzend wendet er sich an Heinrich.

„Pass auf, der is nur auf Sex aus. Deinen Namen, wann ihr euch getroffen habt und wo und über was ihr geredet habt vergisst er wieder. Ist ihm scheißegal. Du hast’s ja eben gehört.“

Heinrich grinst den jungen Mann an, schaut amüsiert zu Alexander.

„Ja, das…“, fängt der Ältere an, „Das ist in diesem Fall ein wenig anders.“

Marc sieht verwirrt aus.

„Heinrich ist mein Freund.“, ergänzt Alexander und legt Heinrich eine Hand auf den Oberschenkel.

Marc sieht ganz schön erstaunt aus. Baff wendet er sich an den Jungen.

„Wann hast du ihm gesagt, wie du heißt?“, fragt er.

„Öhm…So vor nem halben Jahr…?“, antwortet Heinrich mit einem Lächeln.

Marc grinst ihn kopfschüttelnd an.

„Dann Glückwunsch.“, meint er noch, bevor er sich – doch ein wenig niedergeschlagen – von dannen macht.

„Soso…“, kommt es von Heinrich, der sich nun wieder seinem Freund zuwendet, „Vor Drei wolltet ihr also nicht fertig sein, hm?“

Alexander öffnet schon seinen Mund, um etwas zu erwidern, seinem schuldigen Gesichtsausdruck nach wohl, um sich zu entschuldigen, doch der Junge lehnt sich zu ihm hinüber und verschließt ihre Lippen zu einem Kuss.

„Will ich nicht hören.“, haucht er, „Hab doch gesagt, es ist in Ordnung.“

Alexander nutzt den Kuss, um seinem Freund zu zeigen, wie sehr er ihn liebt. Nur ihn liebt.

Heinrich gefällt die Idee.

Schließlich lösen sich die beiden wieder voneinander, nehmen ihre Umgebung wieder wahr. Bevor Heinrich jedoch seinen Blick erneut sehnsuchtsvoll auf die Tanzfläche lenken darf, hebt ihm Alexander einen Finger entgegen und sieht ihn eindringlich an.

„Heinrich Kleist; Anfang Mai, montags im Seminarsaal nach Philosophie, Thema Stoa; du hast dich entschuldigt, dass dir dein Ordner runtergefallen ist und du mich damit rausgebracht hast; ich hab gemeint, es wär nicht so schlimm, schließlich würd ich nach so vielen Jahren wohl noch den Faden wieder finden; du hast das falsch verstanden und bist abgehauen. Donnerstags die Verabredung im Café, weil ich mich für mein Verhalten am Montag entschuldigen wollte; du trugst ein lilanes Shirt mit V-Ausschnitt; zuerst ging es darum, dass ich dacht, ich wär zu spät und – “

„Es reicht!“, lacht Heinrich mit deutlich roten Wangen und boxt dem anderen an die Schulter.

„Soll ich dir nicht noch sagen, was du bestellt hast?“

„Nein…!“

Grinsend wischt sich der Junge möglichst unauffällig über die Augen, schüttelt den Kopf.

„Du bist so süß…“, nuschelt er und hat schon längst das unwohle Gefühl vergessen, das ihm zuvor Marcs Worte bereitet hatten.

Beide wenden sie sich wieder ihren Getränken zu. – Bis der DJ ein neues Lied auflegt.

„Auja!“, ruft Heinrich begeistert, „Ich will tanzen!“

Bevor Alexander sich irgendwie wehren kann, wird er auf die Tanzfläche gezogen.

„Heinrich, muss das– “

„Jaaa!“

„Es war doch grade so gemütl– “

„Du wolltest doch sehen, ob ich tanzen kann, jetzt schau!“

Und Alexander schaut.

Und staunt.

Dass Heinrich seine Hüften auf diese Weise bewegen kann, das hat er schon in anderen Situationen mitbekommen, ja, aber dass er das zum Rhythmus der Musik kann, zusammen mit dem Rest seinen Körpers…das lässt ihn doch eine Weile erst mal nur…starren.

Der Junge holt ihn aus seiner Trance, als er ihn anlacht, „Genug gegafft, jetzt will ich aber was von dir sehen!“, und ihn antanzt.

Alexander bewegt sich mit ihm, legt ihm seine Hände an die schmale Hüfte, während Heinrich seine an seine Brust legt.

„Du bist auch nicht so übel…“, stellt der Junge fest.

„Danke.“

Heinrich dreht sich herum, reckt seinen Kopf nach hinten, um zum Älteren aufzusehen.

Alexander erinnert das an seinen Traum mit dem Bastrock…

In dem Moment, als sein Freund sich enger an ihn drückt, nicht aufhört, sich zur Musik zu bewegen, verflucht Alexander die knallenge Jeans, zu der er überredet worden ist.

Aber er lässt seine Hände auf Heinrichs Bauch wandern, bewegt sein Becken im Einklang mit dem seines Freundes.

„Und? Wie sind meine Tanzkünste?“, will der Junge wissen.

„Wunderbar.“, antwortet ihm Alexander.
 

Nachdem sie ein paar Songs miteinander durchgetanzt haben, schlägt der Ältere vor, sich wieder zu setzen.

Heinrich protestiert natürlich.

„Also, an deiner Ausdauer müssen wir noch üben, mein Freundchen.“, kündigt ihm der Junge an, „Kann ja nicht sein, dass du schon schlapp machst.“

Gerade will Alexander etwas erwidern, da legt sich Heinrich von hinten eine Hand auf die Schulter.

Ein Mann mit längeren Haaren lehnt sich zu ihm hinunter, bevor er ihm die Arme um den Bauch schlingt.

„Darf man den Kleinen mal ausleihen?“, fragt er mit einem Zwinkern.

„Nein, sorry, er ist bereits in festen Händen.“, entgegnet Alexander sofort, woraufhin ihn der Fremde mit einem „Schade“ wieder loslässt.

Noch etwas überrumpelt sieht Heinrich zu seinem Freund auf, der ihn fester an sich gezogen hat.

„Oh, tut mir Leid. Wenn du mit ihm tanzen wolltest…?“

„Nee.“, meint der Junge mit einem Lächeln, „Hast du schon richtig gemacht. – Was aber dann ja wohl heißt, dass du noch ein wenig mit mir tanzt, ja?“

Alexander gibt nach. Jetzt, wo Heinrich weiß, dass sein Freund ihn auf der Tanzfläche nicht alleine lassen kann, nutzt er das natürlich schamlos aus.
 

Es ist halb Zwei, als Heinrich, ein wenig betrunken und todmüde, ins Bett fällt. Er hat sich noch lachend umgezogen und gewaschen, hat Witze darüber gerissen, dass er tatsächlich öfters als sein Freund angebaggert worden ist, doch jetzt schläft er von einer Sekunde auf die nächste ein, das erste Mal wieder in seinem Disney-Pyjama (, über den sich der Ältere dreister Weise lustig gemacht hat).

Lächelnd legt sich Alexander neben ihn und deckt ihn zu. Er hat gesehen, wie viel Spaß diese Nacht dem Jungen bereitet hat – dass sie noch eine kleine Überraschung für sie übrig hat, das weiß noch keiner von beiden.
 

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Was das wohl ist…? :3
 

Ich sammel gerne Vorschläge dafür, welche Disney-Figuren auf dem Pyjama zu sehen sein sollen, falls ich ihn nochmal erwähn... XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-07-08T19:51:37+00:00 08.07.2011 21:51
Wahh...ein schönes Kapitel und das Ende...da nennt ihr mich fies?
Das klingt doch mindestens genauso fies wie meines, wir sind wohl Cliffhangerattentäter :3

Was die Disney-Figur angeht, dann müssen da meiner Meinung nach die Aristocats drauf. Ich liebe <3 die Aristocats ^^
Von:  Ran34
2011-07-06T14:11:10+00:00 06.07.2011 16:11
Mickey und Donald... oder neee das ist zu leicht :P
Wie wärs mit Rapunzel und ihrem Prinzen? ^^

Hmmm~ ich hab überhaupt keinen Plan, was die beiden wohl stören könnte...
Entweder Alex`s Bruder oder Heinrichs Schwester oder Tim?
Da fällt mir wirklich nicht mehr ein.^^"

Ich fand das Kapi richtig toll!
Und ja, ich habs mir wie im Film vorgestellt und Heinrich war echt sexy! >////<

lg~


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