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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Es ist Wochenende. Der zurückliegende Gerichtstermin ist nun fast eine Woche her. Ein weiterer Tag, an dem Alexander alleine in seinem Bett aufwacht.

Heinrich schläft seit besagtem Montag wieder im Arbeitszimmer, Alexander versucht so gut es geht, ihm den Freiraum zu lassen. Am Dienstag hat er ihn nachts weinen gehört, aber als er nachschauen gegangen ist, hat Heinrich ganz panisch reagiert und ihn angeschrieen. Jetzt zieht er sich immer nur die Decke über den Kopf, wenn er wieder das Schluchzen hört. Er selbst weint schon seit der ersten Nacht nicht mehr. Er sieht keinen Sinn darin.

Gefühlte tausendmal hat Alexander dieses Gespräch mit seinem Bruder geführt: Was kann man machen? Eine Psychologin? Er weigert sich. Sicher braucht er nur Zeit.

„Ich hatte ihn…ich hatte ihn da rausgeholt, Wilhelm. Ich hatte die Schnecke aus ihrem Schneckenhaus, aber dann…dann hat ihr jemand an die Fühler gestupst und…jetzt hat sie sich wieder verkrochen…“

Es ist nicht so, als wenn Heinrich sich in seinem Zimmer verschanzen würde. Nein, er geht noch zur Uni – dass er da keinen Kontakt zu irgendwem hat, ist leider ja nichts Neues, aber er redet nicht mehr mit Alexander, nicht mehr viel jedenfalls, und schon gar nicht lässt er sich anfassen.

„Ich hab Spaghetti gemacht, kommst du, Heinrich?“

Ausdruckslos sah der Junge von seinen Unterlagen auf.

„Kein Hunger.“, sagte er tonlos, bevor er sich seinen Büchern wieder zugewendet hat.

„Aber du musst doch was essen.“, versuchte es Alexander, doch er bekam keine Antwort.

Schließlich hat er ihm einfach den Teller neben auf den Schreibtisch gestellt. Als er ihn später wieder abgeholt hat, war er leer. Alexander sah das als kleinen Lichtblick.

Es ist Abend und der Professor sitzt vor dem Fernseher. Eigentlich sollte er die Lesung für Montag vorbereiten, aber ihm fehlt die Motivation dazu. Er schaut einen Indiana Jones und hofft, dass Heinrich aus seinem Zimmer kommt und sich zu ihm setzt. Aber seine Hoffnungen werden enttäuscht; er muss spät nachts ins Bett gehen ohne den Kleinen zu Gesicht bekommen zu haben.

Am Sonntagmorgen wird Alexander durch Geräusche im Flur geweckt. Es ist ungewöhnlich, dass Heinrich so früh wach ist, besser gesagt, sein Zimmer verlässt.

Schnell hebt sich Alexander aus dem Bett, er zieht sich noch an, da er das irgendwie rücksichtvoll Heinrich gegenüber findet, und öffnet seine Schlafzimmertür.

„Heinrich?“

Alexander hört es hinter sich Rumpeln und dreht sich um.

Mit weiten Augen starrt er seinen Studenten an, der seine Jacke an hat, einen Rucksack auf und einen gepackten Koffer neben sich.

Es dauert einige Sekunden, bevor Alexander begreift.

„N-nein, du kannst doch nicht…!“, stammelt er, in seiner Brustgegend zieht sich alles zusammen.

„Es ist die einzig logische Konsequenz.“, meint Heinrich hingegen ohne eine Miene zu verziehen.

„W-wieso?!?“, fragt Alexander, nicht laut, nur verzweifelt, und getraut sich nicht, einen Schritt auf den anderen zuzumachen.

„Aus dem einfachen Grund, da ich meinen Part in unserer Beziehung nicht mehr erfüllen kann.“

Alexander blickt ihn verwirrt an, und Heinrich schaut hinab auf seine Hand, die nach dem Koffer greift.

„Ich sehe mich nicht mehr dazu imstande, mich von dir berühren zu lassen. Das ist nicht die Form der Päderastie, die wir ausgemacht hatten.“

Alexander schüttelt hektisch den Kopf.

„Nein. Nein! Heinrich, ich – du hast Recht, ich hätte es viel lieber, wenn ich dir nah sein könnte, aber es geht mir doch nicht um den Sex!“

Als der Junge bei diesen Worten zurückweicht, macht Alexander einen Schritt auf ihn zu.

„Ich hab Gefühle für dich, Heinrich, die ich…die ich noch nie einem Mann gegenüber hatte. Du bedeutest mir so viel und…ich würde alles für dich tun, ich würde – das klingt unheimlich kitschig, aber ich würde mein Leben dafür aufs Spiel setzen, dass du glücklich bist und bei mir bleiben kannst! Tu mir das nicht an und geh, Heinrich, bitte. Ich…ich liebe dich doch.“

Erschrocken über seine eigenen Worte steht Alexander im Flur, sieht Heinrich mit angsterfülltem Blick an. Hoffentlich hat er ihn damit nicht ganz verstoßen! Bitte nicht! Er muss doch bleiben…!

Plötzlich sackt der Junge in sich zusammen und kauert sich weinend auf den Boden.

„H-Heinrich…!“

Besorgt stürzt Alexander zu ihm, und als er schon befürchtet, etwas falsch zu machen, indem er ihm eine Hand auf den Rücken legt, packt ihn Heinrich und wirft sich ihm an die Brust.

Schluchzend krallt sich der Kleine an ihm fest, und Alexander legt ganz vorsichtig seine Arme um ihn.

Langsam beruhigt sich der zitternde Körper und Heinrich hört auf zu weinen.

„E-“, er muss schlucken, „Es tut mir so Leid.“

„Nichts muss dir Leid tun.“, flüstert Alexander.

„Ich war egoistisch, ich– “

„Das ist nur verständlich, Heinrich. Es ist in Ordnung, wenn du nur weißt, dass ich dir helfen will.“

„Ja.“, bringt der Kleine heraus, seine letzte Träne versickert in Alexanders T-Shirt.

„Ich liebe dich.“, wiederholt der und ist vollkommen einverstanden damit, dass Heinrich diese Nacht wieder im Arbeitszimmer schläft, solange er morgen nur mit ihm Frühstückt.
 

Auch Mitte der Woche sitzt Alexander lächelnd am Frühstückstisch.

Heinrich hat ihn heute Morgen mit einer Umarmung begrüßt, und an der Uni reden sie hin und wieder nach Vorlesungen miteinander.

Und er hat einen Plan.

„Heinrich.“, sagt er sanft über den Küchentisch hinweg.

Der Jüngere schaut fragend zu ihm auf.

„Schau mal, was ich hier hab.“, meint Alexander und hebt seinem Freund ein Schreiben entgegen.

„E-eine Bescheinigung von meiner Krankenkasse…?!“

„Mhm. Damit bist du bis auf weiteres freigestellt. Du darfst deine Examina nächstes Jahr machen und hast bis zum Jahresende Urlaub.“

„A-Aber…!“, stammelt Heinrich voller Unverständnis und Besorgnis.

„Ich brauch doch Ablenkung und – das kannst du nicht machen, ich brauch Beschäftigung, ich…sonst…“

Alexander nimmt sanft die kleineren Hände in seine und sieht den Jungen lächelnd an.

„Deshalb werden wir beide zusammen verreisen.“

Heinrichs Augen weiten sich.

„W-wo – “

„Nach Südamerika. Weg von den ganzen Menschen. Nur wir beide und ein paar Moskitos. Was hältst du davon?“

Heinrich antwortet nicht. Unschlüssig sieht er den anderen an.

Alexander merkt, wie er selbst nervöser wird. Die ganze Zeit während seiner Planung hat ihn immer wieder die Angst überkommen, dass Heinrich nein sagen würde. Nein.

Bitte nicht.

„I-ich weiß nicht, das…das hört sich verrückt an.“

„Das tut es, aber du weißt doch, dass ich schon mal in Brasilien war, im Regenwald, und in Peru und – Dir wird nichts passieren, ich will nur, dass du mal…frei von allem sein kannst.“

Langsam legt sich ein Lächeln auf Heinrichs Lippen.

„Gut.“, sagt er leise.

„Wenn du dir schon solche Mühe gemacht hast…“

„Danke.“, bringt Alexander erleichtert heraus und zieht Heinrichs Hände ein wenig zu sich, um sie sanft zu küssen.

„Du wirst es nicht bereuen.“
 

„Nein, ich bin nicht verrückt geworden.“

„Aber, Alexander, so was muss man durchplanen, dazu braucht man Zeit! Weißt du überhaupt, ob der Junge geimpft ist gegen das Zeug, das man sich da überall einfangen kann?!“

„Ich bin nicht dumm, Wilhelm, ich weiß, was ich tu. Wenn ich dich dran erinnern darf: Das ist nicht die erste Reise, die ich dorthin unternehm, ich weiß, was auf uns zukommt. Und welche Vorkehrungen man im Vorfeld treffen muss.“

„Das heißt, ihr geht zum Arzt?“

Alexander seufzt.

„Du machst dir wieder viel zu viele Sorgen um mich. Ich weiß, wieso ich dir eigentlich nicht bescheid sagen würde, wollte ich dich nicht noch um diesen kleinen Gefallen bitten.“

„Kleiner Gefallen?!?“, wiederholt Wilhelm entrüstet.

„Du Untertreibst! Aber gewaltig! Weißt du, was mich das für Unmuss kosten wird?! Mindestens drei Tage gehen schon mal drauf, nur um diese beschissene Farbe aufzutreiben!“

„Nicht „beschissen“, Wilhelm, gut dass wir noch mal drüber sprechen, da hast du wohl was falsch verstanden: orange will ich haben, ein helles, freundliches Orange.“

„Jaja, ist gut.“

Alexander muss schmunzeln. Niemals würde es Wilhelm zugeben, aber er macht sich wirklich Sorgen um ihn.

„Dann…macht’s gut.“

„Werden wir.“

„Und meld dich mal.“

„Wird schwierig. Kein Netz.“

„WENN du wieder Netz hast!“

„Ja, natürlich. Halt Eggebrecht schön auf Trab, ja?“

„Hm. Bis dann.“

„Tschüss, Gruß an meine Schwägerin.“

„Gruß an meinen…ohmeinGott, ich sag es NICHT!“

Lachend legt Alexander auf.

Mit einem Grinsen auf dem Gesicht läuft er ins Wohnzimmer, wo Heinrich seinen Koffer packt.

„Gruß von meinem Bruder.“, sagt er und fährt seinem Freund kurz durch die Haare.
 

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Sot. Hier beginnt also sozusagen ein neuer Abschnitt in ihrer Beziehung :3

d.h. das Käthchen hat keine Ahnung, was in/nach Amerika noch alles passieren wird^^
 

Aber an dieser Stelle will ich mich mal bei meinen treuen Lesern bedanken!!! X3

Ich hoff doch, ihr kommentiert weiter so fleißig ;)

Ich würd mich auch sehr darüber freuen, wenn der ein oder andere, der sich bis jetzt noch nicht gemeldet hat, auch hin und wieder einen Kommi dalässt :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ryosae
2011-03-31T12:17:49+00:00 31.03.2011 14:17
Zwischenzeitlich hab ich wirklich Angst bekommen!
Irgendwie schaffst du es, mich immer nervöser zu machen.. xDD
Aber zum Glück sind die beiden jetzt FAST wieder wie vorher und verreisen!
Ich will mit! ;D
Hoffentlich wird Heinrich ganz genauso wie vor der Gerichtsverhandlung! ^^
Hey! Ich find den letzten Satz von Wilhelm einfach nur zum schießen! xDDD
Aber irgendwann.. irgendwann wird er es sagen!! xDDDD

lg
Von:  Ran34
2011-03-30T14:37:17+00:00 30.03.2011 16:37
waah~
du musst unbedingt weiterschreiben!!!
Ich dachte schon, jetzt wäre alles vorbei!!! >.<
Und was es wohl mit der Farbe auf sich hat? Will er etwa ein Zimmer seiner Wohnung neu streichen lassen? Vielleicht Heinrichs Zimmer??? O.O

Ich fänds toll, wenn Alex mal krank werden würde (vielleicht im Urlaub?)und Heinrich sich dann um ihn kümmern würde *hach*

lg~

PS: Ich bleibe dir und deinen Storys treu!!! >.<
Ach ja, fast hätte ich es vergessen! Es wird bal noch ein Extrakapitel von Young Hearts geben!!!^^
Von: abgemeldet
2011-03-30T13:25:11+00:00 30.03.2011 15:25
wuhu~!
jetzt ist alles fast wieder in Ordnung.
Hatte schon kurz angst dass die Geschichte hier endet, aber ein neuer Abschnitt klingt super ^^
und der Heilungsprozess von Heinrich wird sicher auch noch was dauern...
aah so dramatisch T^T Großartig <3
Danke danke danke~ für die Geschichte <3


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