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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Alexander reißt einen Stuhl fast um, als er aus dem Saal stürmt; ihm ist es scheißegal, was ihm der Richter da grade androht, er will nur zu Heinrich!

Wenn dieses Arschloch seinem Kleinen auch nur ein Haar gekrümmt hat, auch nur…! –

„H-Heinrich?!“

Alexander hätte den Polizisten am Ausgang fast umgerannt, der vor Heinrich das Gerichtsgebäude betritt.

Unbeschreiblich erleichtert sieht Alexander den Jungen an.

„Heinrich, ist alles in Ordnung? Was…was machst du hier? Was ist mit deiner Lippe, wieso…ein Polizist?“

Sein Freund, der ungewöhnlicherweise in Jogginghose und Alexanders Trainingsjacke gekleidet ist, weicht seinem Blick aus.

„Wo ist der Verhandlungsraum?“

Alexander ist so verwirrt, dass er einfach antwortet.

Als Heinrich ohne ein weiteres Wort an ihm vorbeiläuft, kann er ihm nur folgen.

Alexander weiß nicht genau, was es ist, aber er vermutet es ist der gefühlslose Blick in Heinrichs Augen, der ihm gerade die Kehle zuschnürt, sodass er nicht weiter nachfragen kann.

Heinrich starrt stur geradeaus, als er den Gerichtssaal betritt.

„Darf ich fragen, wer Sie sind?“, fragt der Richter etwas irritiert, als er auf dem Stuhl Platz nimmt, auf dem kurz zuvor noch der Blonde aus Berlin saß.

„Ich bin Heinrich Kleist. Und ich möchte eine Aussage machen, die den Anwalt meines Vaters belasten wird.“

Ein Raunen geht durch den Saal, und Brünning zieht beide Augenbrauen hoch. Alexander setzt sich leicht benommen auf seinen Platz.

„Dann…“, fängt der Richter an.

„Sie hatten darum gebeten, erst am zweiten Verhandlungstag auszusagen?“

„Ja, aber ich möchte jetzt aussagen.“, antwortet Heinrich bestimmt und legt seine Hände auf dem Tisch vor sich ab.

Alexander ist erstaunt; sie zittern kein bisschen.

„Sie sind also Heinrich Kleist, zwanzig Jahre alt, ledig, wohnhaft…bei Herrn Humboldt, stimmt das?“

„Ja.“

„Und der Angeklagte ist Ihr Vater.“

„Ja.“

Der Richter schaut kurz hinüber zum Polizisten, der Heinrich in den Saal begleitet hat, bevor er sich wieder an den Jungen wendet.

„Was wollen Sie uns erzählen, Herr Kleist?“

Heinrich fährt mit den Fingern seiner rechten Hand das Muster des Holzes nach und holt kurz Luft, als wäre es jetzt das Nebensächlichste der Welt, was er zu berichten hat.

„Es war elf Uhr dreiundvierzig, als es heute Morgen an der Wohnungstür geklingelt hat. Da ich dachte, dass es Herr Humboldt war, öffnete ich…“ Heinrich nickt kurz, wie um sich selbst zu bestätigen, dass es richtig ist, was er tut, „nur in einem T-Shirt, das ihm gehört. Aber es war nicht er, sondern es waren zwei fremde Männer, zwei große kräftige Männer. Sie wollten wissen, ob sie richtig bei Humboldt seien, ich bejahte, dann müsste ich ja Heinrich sein. Die beiden zwängten sich trotz meiner Verbote in die Wohnung, wie hätte ich ihnen auch Widerstand leisten sollen, schauen Sie mich an, egal, jedenfalls haben sie, verzeihen Sie, dass ich die Reihenfolge nicht mehr weiß; sie haben die Wohnung ein wenig verwüstet, haben mich ins Schlafzimmer gezerrt; während der eine mich geschlagen hat, hat der andere meine Kleider überall verstreut, dann haben sie“ Heinrich macht eine kleine Pause, in der er seine Hände vom Tisch nimmt und in seinen Schoß legt, „Dann haben sie das Blut von meiner aufgeschlagenen Lippe ans T-Shirt geschmiert und an meinen Bauch und, ja, keine Ahnung, sie haben das T-Shirt ein wenig zerrissen, lagen dann beide fast auf mir; jedenfalls hat dann der eine gemeint, es müsse authentisch aussehen, ich sei ja schließlich ein mehrfaches Vergewaltigungsopfer, worauf der andere angefangen hat, sich die Hose aufzumachen.“

Hier endet Heinrich und schaut das erste Mal zum Richter auf.

Der Saal ist ruhig, nur Frau Kleist, ihre Hände fest in Michaels, weint stumme Tränen, während man Alexander deutlich schluchzen hört. Verzweifelt presst er sich seine Hände aufs Gesicht. Noch nie hat er derartige Schmerzen gespürt, nicht als er über glühende Lava gerannt ist, nicht als er diesen Graben hinabgestürzt ist – Verdammt, man hat ihm das Herz aus der Brust gerissen!

„Herr Richter.“, fängt Heinrich wieder an, mit dieser verflucht monotonen und gefühlslosen Stimme.

„Sie werden das Blut an mir finden und die Schürfwunden der Schläge und auch die Druckstellen an meinen Handgelenken und Oberschenkeln. Aber all das ist nicht – ist nicht von Herrn Humboldt, sondern von den zwei Männern, die die Polizei festgenommen hat.“

Der Richter schaut hinüber zum Polizisten, der einen Schritt nach vorne macht.

„Ja, Herr Richter, eine ältere Frau aus dem Erdgeschoss hat uns gerufen, da sie die zwei Männer beobachtet hat, wie sie nach oben gingen. Sie hat uns dazu genötigt, in die Wohnung einzubrechen, und da haben wir die Situation so vorgefunden, wie der junge Mann seine Schilderung beendet hat. Wir konnten eine Vergewaltigung also gerade noch verhindern.“

Der Richter nickt. Er sucht Blickkontakt mit seinen Schöffen, schließlich wendet er sich Brünning zu, dem sein fieses Lächeln vergangen ist.

„Herr Verteidiger…“, beginnt er.

„Nun sieht es doch so aus, als wenn die Anklage von Anfang an die Wahrheit gesagt hat, und Sie, obwohl Sie – oder gerade weil Sie von der Schuld Ihres Mandanten überzeugt sind, uns hier Lügen aufgetischt haben, einen Zeugen zur Falschaussage bestochen haben, und um ihre Argumentation zu untermauern, zwei Männer auf den jungen Herrn Kleist losgehetzt haben, um ihm „authentische“ Verletzungen zuzufügen. Bedenkt man, dass Sie ein Rechtsanwalt sind, Herr Brünning, sind das schon ungeheuerliche Entwicklungen. Was sagen Sie dazu?“

Brünning atmet geräuschvoll aus, bevor er den Kopf schüttelt. Langsam schleicht sich wieder ein Lachen auf seine Lippen.

„Nein, nein, so einfach hängen Sie mir das ni– “

„Du verdammtes Arschloch!“

Alexander schreckt auf.

Ja. Das hätte er Brünning gerade gerne an den Kopf geworfen, und ja, er hätte ihm gerne eine reingehauen, genau so. Aber er ist es nicht, der von seinem Stuhl aufgesprungen ist.

Es ist Herr Kleist.

„Du solltest mich hier rausholen, damit ich wieder auf meinen Sohn acht geben kann, und nicht diese Scheißkerle auf ihn loslassen!“

„Herr Kleist…!“

„Das verzeih ich dir nicht, was du ihm angetan hast, du Dreckskerl! Ich darf ihn züchtigen, wenn es nötig ist, aber niemand – niemand fasst so meinen Sohn an, hast du gehört?!“

Schwer atmend starrt Kleist den am Boden liegenden Brünning an; er kann nur mit Mühe von dem Polizisten zurückgehalten werden.

„Davor wollte ich ihn bewahren, davor, vor solchen Schweinen! Deshalb hab ich ihn geschlagen, nur deshalb!“

Noch während der Schreiber das Geständnis notiert, rollen Kleist die ersten Tränen die glühenden Wangen hinab, Brünning will nicht mehr vom Boden aufstehen, Michael nimmt Frau Kleist fest in den Arm, und Alexander sieht weinend zu Heinrich hinüber, zu dem jungen Mann, der bis heute Morgen noch sein ein und alles war, und der jetzt ohne eine Gefühlsregung zu zeigen dasitzt und mit leeren Augen in die Ferne starrt.
 

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Achjeh, ich muss mich bei euch entschuldigen >/////<

Ich hab Heinrich doch auch lieb und er tut mir Leid, da er immer fürs Drama herhalten muss…!

Alex tut mir hier übrigens auch grad leid, aber da müssen sie durch^^
 

Ansonsten bin ich auf eure Kommis gespannt :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ryosae
2011-03-28T16:11:23+00:00 28.03.2011 18:11
Das ist... wow.
Ich glaube ich hatte noch nie bei so etwas so Gänsehaut bekommen wie bei diesem Kapitel.
...
Ich bin jetzt irgendwie sprachlos... Ich.. wow.
Als Heinrich bei seiner Erzählung halt gemacht hat, als er bei dieser einen Szene war... ich hab laut "Nein" gerufen. xD
Aber Herr Kleist´s Anwalt... dieser verdammte..!
Wenn nicht Alexander ihn verprügelt mach ich das gern für ihn! ^^

So~ Ich bin mal gespannt wie es jetzt weitergeht, ob Heinrich seinem Vater verzeihen wird -wohl eher nicht.
Ob Alexander Herr Kleist verzeihen wird -wohl eher nicht.
Ob Heinrichs Mutter mit Michael zusammen kommt? Hoffentlich! :D
Naja. Ich warte. xDD

lg
Von:  Ran34
2011-03-28T15:57:57+00:00 28.03.2011 17:57
Ich weiß nicht... ich... ich bin geschockt, aber... irgendwie find ichs toll, aber... irgendwie auch traurig
Das Kapi wühlt einen richtig auf! >.<

Jetzt muss es aber schnell weiter gehen!!!! >.<

Ganz, ganz lieben Dank für deine Kommis!!!^^
DC 5 dürfte bald freigeschaltet werden, du kannst dich auf einen guten Fanservice gefasst machen! >////<

lg~


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