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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Alexander entlässt seinen Kurs fünf Minuten früher, damit ihm noch genügend Zeit bleibt, hinüber zum Physiktrakt zu laufen. Die Vorlesung des Kollegen Eggebrecht müsste in exakt einer Minute Fünfundzwanzig enden. Ein sehr penibler Mann. Alexander vermutet fast, Eggebrecht schwatzt ihn nur immer so oft bei seinem Bruder an, weil er selbst gerne so gut beim weiblichen Geschlecht ankommen würde. Alexander würde diese Eigenschaft liebend gerne gegen Heinrich eintauschen.

Es klingelt, und wie vorherzusehen öffnet sich Sekunden später die Tür.

Alexander hofft darauf, mit Heinrich nach draußen flüchten zu können, bevor Eggebrecht sie zusammen sieht. Das würde ihm morgen früh einiges an Diskussion mit seinem Bruder ersparen.

Es sind schon einige Studenten an ihm vorbeigelaufen, die meisten sind Jungen, da erscheint endlich Heinrich in der Tür.

„Heinrich“

Der Kleine erschrickt sich fast.

„H-Herr Professor Humboldt…!“

„Hast du Zeit? Kannst du kurz mit in mein Büro kommen?“

Heinrich umklammert seinen Ordner fester. Er trägt wieder ein braunes, langärmliges Hemd.

„J-Ja, ich…Ja.“, gibt er von sich, bevor er Alexander zögerlich folgt.

Als sie durch die Gänge der Universität laufen, muss der Professor feststellen, dass der Junge wie schon zuletzt irgendetwas vor sich hin murmelt: „darfst du nicht denken“, „Schande“ und „Jawohl, ist in Ordnung, jawohl“. Dagegen muss eindeutig etwas unternommen werden.

Alexander schließt seine Tür auf und bittet Heinrich ins Büro. Während er dem Studenten den Stuhl vor seinem Schreibtisch anbietet, ordnet er seine Gedanken. Das folgende Gespräch wird privat werden, also muss erst einmal eine neue Grenze her: Er kann mit dem Jungen über alles reden; solange er ihn nicht anfasst, ist alles in Ordnung.

Also gut.

„Heinrich, pass auf, es ist so…“, beginnt er vorsichtig.

„Ich hab niemandem davon erzählt!“, platzt der Kleine dazwischen.

Verwirrt sieht Alexander sein Gegenüber an, das wie ein zitterndes Häufchen Elend vor ihm sitzt.

„Was…was meinst du?“

„Das mit Berlin! Falls Sie jemand drauf angesprochen hat, ich – ich weiß, dass das was Privates war, was Sie mir erzählt haben, so was würd ich doch niemals weitererzählen!“

Da muss Alexander lachen. Einfühlsam sieht er den Jungen an.

„Heinrich, wer hat denn gesagt, dass so etwas vorgefallen ist? Du hast rein gar nichts falsch gemacht. Dass du hier sitzt, hat einen anderen Grund.“

„Ah…E-Entschuldigung.“, stottert der Student und senkt seinen Kopf.

Alexander kämpft mit sich. Der Junge tut ihm Leid, er will ihm die Hände an die Wangen legen und ihn zwingen wieder aufzuschauen. Ihn zum Lächeln bringen.

Ein Glück steht der Schreibtisch zwischen ihnen.

„Heinrich, bitte, zerbrich dir nicht deinen Kopf, du musst dich bei mir für nichts entschuldigen, und ich bin auch nicht wegen irgendwas böse auf dich.“

„O-okay.“ Zögerlich sieht er wieder auf.

„Also, ich…ich habe bemerkt, dass du wenig Anschluss findest, ist das so?“

Heinrich kratzt sich an seiner Nase. Fast undeutlich nickt er.

„Du…kann das sein, dass du ab und zu nicht ganz bei der Sache bist?“

Die blauen Augen starren auf den Boden vor Alexanders Schreibtisch. Eine Antwort bleibt aus.

Der Professor sieht ein, dass das so nicht geht und steht auf.

Sofort wirkt Heinrich wieder hellwach, seine Augen folgen Alexander sogar, bis er sich direkt vor ihn auf den Schreibtisch setzt.

„Heinrich“

„Hm?“

„Wohnst du hier in der Stadt?“

„Ja.“

„Alleine?“

„Bei meinen Eltern.“

„Ah.“ Alexander freut sich, dass sich so langsam wieder ein Lächeln auf das Gesicht des Jungen legt.

„Darf ich euch mal besuchen kommen? Ich würde die Berlinbilder mitbringen.“

„J-Ja! Gerne!“, stimmt Heinrich begeistert zu.

„Wann darf ich denn dann vorbeikommen?“

„Hm, heute – nein, da ist er – morgen – Morgen gegen Abend würde gehen. Morgen um Fünf, wenn Sie da schon Zeit haben?“

Alexander nickt.

„Ja, das hört sich gut an.“ Er läuft wieder um seinen Schreibtisch herum.

„Sagst du mir grad noch deine Adresse?“

Heinrich steht auf und stellt sich vor den Schreibtisch, bevor er zu diktieren beginnt.

Alexander will ihn zum Abschied küssen.

„Dann bis morgen Nachmittag.“

„Bis morgen Nachmittag, Herr Professor Humboldt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-01-19T08:03:00+00:00 19.01.2011 09:03
Ich stimme Ryosae da voll zu - schade dass die Kapitel kurz sind.
Aber das Tempo indem du sie veröffentlichst ist bewundernswert :D
Kapitel 7 gefällt mir auch wieder sehr ~ besser als Kap.6 ^-^
Aber warum der Hausbesuch? *hehe*
Von:  Ryosae
2011-01-18T15:17:15+00:00 18.01.2011 16:17
bin mal gespannt ob sich der herr von humbold bei heinrich zuhause beherschen kann... xDD
ich hoffe ja nicht... ^.^
boah... schade, das die kapitel so klein sind, ich freu mich (mal wieder) total auf das nächste!
also her damit! :D


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