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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Alexander trägt eine Krawatte. Eine Krawatte, richtig gebunden, das Hemd bis oben zugeknöpft. Man sollte ihn loben.

Er vermisst irgendwie den Blumenstrauß in seiner Hand, als er bei Familie Kleist klingelt. Es ist ein bescheidenes, aber herausgeputztes Reihenhaus.

Ein großer Mann mit dunklen Haaren öffnet. Er sieht so aus, als wäre er vor ein paar Jahren noch so kräftig gewesen, wie Alexander.

„Guten Tag, ich bin Professor Humboldt von der Universität. Ihr Sohn hat mich schon angekündigt?“

Der Mann nickt und reicht ihm die Hand.

„Leutnant Kleist“

Alexander erwidert den festen Händedruck.

„Oh, Leutnant. Sie sind bei der Bundeswehr?“

„Ich war, bis vor drei Jahren.“

Alexander nickt und wird von dem Mann hereingebeten.

Im Flur hängen zahlreiche Urkunden, Medaillen und eine Militärmütze.

„Heinrich ist in seinem Zimmer oben, soll ich ihn rufen?“

„Nein, ich würde gerne erst mit Ihnen alleine sprechen, wenn das möglich wäre.“

Der Mann bleibt stehen.

„Mit mir? Davon hat er nun wieder nichts gesagt. Was hat er denn verbrochen?“

Alexander lacht halbherzig.

„Nein, nein, Heinrich hat nichts verbrochen. Keine Sorge.“ Das liegt wohl in der Familie…

„Gut, dann…Setzen wir uns am Besten ins Wohnzimmer.“

Leutnant Kleist läuft voraus und führt Alexander in das größte Zimmer des Hauses, in dem dunkle Möbel stehen, weiße Gardinen hängen. Alles ganz sauber und ordentlich.

Auf dem Ledersofa sitzt eine zierliche Frau mit schwarzen Haaren, die ihr über die Schulter fallen. Sie klappt das Buch zu, in dem sie bis eben gelesen hat, und sieht auf. Eindeutig Heinrichs blaue Augen und sein schüchternes Lächeln.

„Meine Frau.“

„Guten Tag.“ Alexander reicht ihr höflich die Hand.

„Das ist Professor…“

„Humboldt.“

„Ja, von der Universität. Er ist hier wegen Heinrich. Stört es, wenn meine Frau dabei ist?“

„Nein, nicht im Geringsten.“

„Nehmen Sie doch auf dem Sessel Platz.“

Alexander setzt sich, während sich Herr Kleist gegenüber auf dem Sofa zu seiner Frau gesellt.

Nun, wie fängt er das am Geschicktesten an…?

„Ich habe mich dazu entschlossen, Sie aufzusuchen, nachdem ich mitbekommen habe, wie es Ihrem Sohn so an unserer Universität ergeht.“

„So? Die Noten sind doch akzeptabel.“, wirft Herr Kleist ein.

„Seine Leistungen meinte ich auch nicht. Es geht um die soziale Komponente. Und um die psychische.“

„Moment.“, unterbricht ihn der Vater ein weiteres Mal.

„Sie sind Professor für…?“

„Nein, nicht Psychologie. Philosophie.“, antwortet Alexander und merkt, wie sein Gegenüber ihn schon einmal eine Stufe herabsetzt. Aber er lässt sich nicht beirren.

„Kommt es hier zuhause auch vor, dass Heinrich, zum Beispiel beim Essen, Selbstgespräche führt?“

Die Mutter nickt stumm, aber der Vater sieht Alexander nur an, als wäre der von einer anderen Welt.

„Selbstgespräche?! Mein Sohn ist doch nicht verrückt!“

„Das habe ich auch mit keinem Wort behauptet, Herr Kleist.“

„Was wollen Sie eigentlich?“

„Ich will Ihrem Sohn helfen.“

„Helfen?! Tut mir Leid, aber ich wüsste nicht, wobei Sie Heinrich helfen wollen. Und ich sehe es auch nicht ein, dass Sie meinen, sich in meine Erziehung einmischen zu müssen.“

Alexander versucht ruhig und höflich zu bleiben.

„Es ist einigen Schülern und mir aufgefallen, dass Heinrich manchmal ziemlich abwesend ist und sich etwas seltsam benimmt. Ich würde das gerne genauer beobachtet haben, man muss ihn ja nicht gleich zum Psychologen– “

„Das wäre ja noch schöner!“, bringt Kleist heraus.

„Mein Sohn ist weder verrückt noch seltsam, Herr…Professor! Er ist ein disziplinierter junger Mann und kann sich glücklich schätzen, dass er von seinen Eltern so unterstützt wird. Wäre es nach seinem Großvater gegangen, wäre er zur Bundeswehr gegangen, aber ich war so großzügig und habe auf seinen Wunsch, frei zu studieren, reagiert.“

„Sehr schön.“, meint Alexander dazu nur, wobei er es noch nicht einmal so denkt.

„Aber verstehen Sie nicht, dass– “

„Verstehen Sie nicht, Herr Professor, dass wir das alleine hinbekommen?! Ich mische mich ja auch nicht in die Erziehung Ihrer Kinder ein.“

So langsam wird es ungemütlich.

„Erstens ist Heinrich ein erwachsener Mann, zweitens habe ich keine Kinder, tut mir Leid.“

„Dann haben Sie aber etwas anderes, um das Sie sich sorgen – Ihre Frau, zum Beispiel– “

„Ich habe keine Frau.“

Herr Kleist verstummt. Frau Kleist schaut nervös auf den Fußboden.

Alexander kostet es einige Überwindung, aber er weiß, was er zu antworten hat, um dieses Gespräch noch zum gewünschten Ziel führen zu können.

„Ja, um meine Verlobte mache ich mir natürlich Sorgen.“, meint er.

„Aber gerade deswegen würde ich etwas unternehmen, wenn sie sich so benehmen würde wie Heinrich, verstehen Sie?“

Kleist entweicht ein Seufzer, der sich nach einem Grummeln anhört.

„Wir behalten ihn im Auge.“

Das ist zwar nicht das, was Alexander erreichen wollte, aber bei dieser nicht vorhandenen Kooperation ist das schon ein kleiner Erfolg.

„Dankeschön.“

Kleist nickt, seine Frau lächelt erleichtert.

„Ich bin noch mit Heinrich verabredet, kann ich zu ihm raufgehen?“

Herr Kleist erhebt sich.

„Ja, es ist das zweite Zimmer rechts.“

„Danke.“

„Ich muss jetzt los, also sehen wir uns nachher nicht mehr.“, meint der Mann und reicht Alexander die Hand.

„Okay, dann Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben. Schönen Abend noch.“

„Danke, Ihnen auch. Und grüßen Sie mir Ihre Verlobte.“
 

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Eben weil die Kapitel so kurz sind, kann ich sie so schnell hochladen.

Wenn ich mir mal mehr Zeit nehm, werden sie etwas länger ^^
 

Bei der Gelegenheit bedank ich mich aber für die tollen Kommentare! Freut mich, dass es euch anscheinend bis jetzt gefällt :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryosae
2011-01-20T19:07:22+00:00 20.01.2011 20:07
jaa gut. xD
ok. besser kurz und schnell ein neues kappi als laang und ein monat drauf warten! ^^

also mir gefällt heinrichs vater überhaubt nicht... irgendwie. xDD
mh.. hoffentlich hat der arme nicht mitbekommen das sich alexander eine "verlobte" angeschaft hat! :D
wär nicht wirklich gut! ^^


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