Zum Inhalt der Seite

Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

„Na, wieder pünktlich?“

„Jaja.“

Alexander nimmt bei seiner Kaffeetasse Platz.

Wilhelm schaut ihn abwägend an, das verunsichert ihn.

„Was ist?“, fragt er nach.

Der Universitätsleiter faltet seine Hände. Das heißt nichts Gutes.

„Eggebrecht hat dich gestern hier auf dem Campus gesehen.“

„Hm, kann passieren, ich war bei der Arbeit.“

Wilhelm verdreht die Augen.

„Gestern Abend. Mit einem Jungen.“

„Mist!“, gibt Alexander von sich.

„Jetzt hab ich bestimmt mein anständiges Bild, das er von mir hatte, zerstört.“

„Alexander, nimm das doch bitte etwas ernster.“

Der Jüngere seufzt.

„Ich nehm es ernst genug, Wilhelm, da musst du keine Bedenken haben. Ich hab Heinrich nur eingeladen– “

„Heinrich?!?“

„Ja, das ist sein Vorname. Menschen haben Vornamen, auch unsere Studen– “

„Du hast ihn eingeladen?!?“

„Ja, ich hab mich bei ihm damit für eine ungerechte Behandlung im Seminar entschuldigt.“

Wilhelm schaut immer noch skeptisch über seinen Schreibtisch hinweg.

„Alexander. Wie lange kenne ich dich jetzt schon?“

„Ich nehm an, das war eine rhetorische Frage?“

Wilhelm ignoriert seinen Einwurf.

„Ich weiß, dass du so was nicht ohne Hintergedanken machst.“

Alexander seufzt.

„Was willst du hören? Dass ich ihn mit nach Hause genommen und dort vergewaltigt hab? Da kann ich dich beruhigen, ich hab die Nacht alleine verbracht und mich nur mit dem Gedanken an ihn selbstbefriedigt.“

Entrüstet schaut Wilhelm seinen Bruder an.

„Was ist mit deiner Moral, Alexander?! Ich dachte, es wäre für dich selbstverständlich, dass du dich nicht auf einen Studenten einlässt.“

Da muss Alexander lachen.

„Mich auf ihn einlassen?! Wilhelm, da wird schon allein aus dem Grund nichts zwischen uns passieren, da ich wohl verdammtes Glück haben müsste, dass der Junge gleichzeitig schwul und an zwanzig Jahre älteren Herren wie mir interessiert ist.“

„Also gibst du zu, dass du dir eine Beziehung zu ihm vorstellen kannst!“, stellt Wilhelm klar. Er ist aufgestanden.

Alexander rauft sich verzweifelt die Haare.

„Ja, verdammt! Es ist passiert, Bruder, du hast Recht! Du hast immer Recht! Ich bin – ich hab mich…ich bin ernsthaft interessiert an ihm, sagen wir’s so; ich mag ihn, okay?“

Wilhelm hat dafür nur einen mahnenden Blick übrig.

„Du setzt deinen Beruf aufs Spiel, Alexander.“

„Jaja.“ Er versucht wieder runterzukommen und nimmt einen Schluck Kaffee.

„Ich will nicht weiter drüber reden, ja?“, versucht er es etwas ruhiger.

„Sprich mich wieder drauf an, wenn du mich wegen meiner auf dem Campus ausgelebten Beziehung zu Heinrich entlässt. Dann freu ich mich vielleicht sogar über meine Entlassung.“

Alexander stutzt, als von seinem Bruder ein leises Lachen kommt.

Kopfschüttelnd schaut ihn Wilhelm an.

„Ach, Alexander…mein Sorgenkind…“

Der Professor muss grinsen.

„Wer hat denn gesagt, dass du dir Sorgen um mich machen musst?!“

Wilhelm schaut dezent auf seine Armbanduhr.

„Wann musst du bei deiner Projektgruppe sein…?“

Alexander springt genervt auf.

„Deinen Job möchte ich haben!“, ruft er seinem Bruder zu, bevor er dessen Büro verlässt.

„Den ganzen Tag nichts zu tun haben und nebenbei den Moralapostel spielen!“
 

Die Gänge der Universität sind größtenteils leer, als Alexander auf dem Weg zu seinem Büro ist. Seinen von Wilhelm angesprochenen Termin hat er erst in einer Viertelstunde.

Schon wieder mit den Gedanken bei Heinrich schließt Alexander die Tür auf.

Er will sie gerade wieder hinter sich zumachen, da taucht die Studentin mit J und ihrem Minirock auf.

„Guten Morgen, Herr Professor.“

„Morgen.“, grüßt sie Alexander zurück, und sie drängelt sich an ihm vorbei ins Büro.

„Du bist heute doch gar nicht bei mir, oder?“, hakt er leicht verwirrt nach.

Sie schüttelt lächelnd den Kopf.

„Nein, ich bin wegen etwas anderem hier.“

„Ah“ Er zögert kurz.

„Willst du dich setzen?“, bietet er ihr dann den Stuhl vor seinem Schreibtisch an.

Sie wirft ihm nur einen Blick zu, bevor sie Platz nimmt.

Als Alexander auf seinem Schreibtischstuhl sitzt, schlägt sie demonstrativ die Beine übereinander.

„Was kann ich also für dich tun?“

Die junge Frau grinst hierauf, und Alexander bereut die Frage.

Aber sie scheint heute wirklich einen anderen Grund zu haben, zu ihm gekommen zu sein.

„Ich möchte nachfragen…auch wenn es mich vielleicht nichts angeht, aber…Wir haben Sie gestern Abend im Café hier auf dem Campus gesehen und da haben wir uns gefragt…Warum haben Sie sich denn da mit diesem Studenten getroffen?“

Alexander setzt ein unechtes Lächeln auf. Na, super. Noch ein Kreuzverhör?

„Du meinst…Heinrich?“

Sie zuckt mit den Schultern.

„Ja, keine Ahnung wie der heißt, aber das würde passen. Der Typ ist einfach nur ein Freak.“

Alexander schaut sie fragend an.

„Was? Wieso?“

Die Studentin sieht ihn verständnislos an.

„Sagen Sie bloß, Sie haben nichts gemerkt?! Der ist doch total komisch.“

„Wie, komisch?“

„Na, er führt laufend Selbstgespräche, ist dauernd abwesend, hat keine Freunde…Bei Gruppenarbeiten is er total unfähig und er ist übelst abweisend gegenüber Mädels. Außerdem zieht er bei jedem Wetter was Langärmliges an, der hat doch Komplexe der Junge!“

Alexander weiß nicht, was er dazu sagen soll. Er weiß nur, dass er seinem Gegenüber gerne ins Gesicht schlagen würde.

„Und…“, beginnt er so gelassen wie möglich.

„Und da unternehmt ihr nichts dagegen?“

Sie schaut ihn irritiert an.

„Bitte?“

„Na, wenn euch schon auffällt, dass er solche Probleme hat, wieso redet ihr nicht mal mit ihm, oder sagt wenigstens irgendeinem der Professoren bescheid?“

Die Studentin winkt ab.

„Mit dem Freak will ich lieber nichts zu tun haben. Soll er doch selbst schaun, von welcher Brücke er springt.“

Mit einem Ruck steht Alexander auf.

Die junge Frau zuckt unter seinem Blick zusammen.

„Würdest du jetzt bitte mein Büro verlassen, ich habe in fünf Minuten einen Termin.“

„Aber, ich wollte doch– “

„Geh. Bitte.“

Sie hebt abwehrend ihre Hände und macht sich davon.

Alexander jedoch kommt zu spät zum Unterricht, da er noch einige Zeit an seinem Schreibtisch sitzt und über das nachgrübelt, was er soeben erfahren hat.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ryosae
2011-01-16T17:10:51+00:00 16.01.2011 18:10
booah ich hass die studentin mit J so dermaßen!
um ein haar hätte ich ihr auch ins gesicht geschlagen! |D
bin mal gespannt was alexander jetzt so macht...
ich freu mich aufs nächste kapitel! :D


Zurück