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Glück auf Umwegen

von

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Reisepläne

Disclaimer: siehe Prolog
 

Kapitel 4: Reisepläne
 

Nachdem sie ihre Entscheidung einmal getroffen hatte, fühlte Marian sich immerhin ein wenig besser. Sie sorgte sich nicht darum, was ihre Eltern zu ihrem Vorhaben sagen mochten. Lord und Lady Lancaster wußten um den Zwist, der zwischen dem einstigen Liebespaar herrschte und kannten auch als einzige den Grund, weshalb Marian damals bei Nacht und Nebel geflohen war und Robin verlassen hatte.
 

Im Stillen war die junge Frau froh, wenigstens ihren Eltern nichts vormachen zu müssen. Als sie auf das Schloss zurückgekehrt war, hatte sie den beiden von ihrer Flucht und dem darauffolgenden Zerwürfnis mit Robin erzählt und beide hatten ihr viel Mitgefühl und Verständnis entgegengebracht. Besonders ihre Mutter hatte sie immer wieder ermutigt, hinauszugehen und sich wieder dem Leben zuzuwenden. Bei der Erinnerung an die vielen vertraulichen Gespräche, die hinter ihnen lagen, stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es war ein schönes Gefühl, eine Familie zu haben, von der man geliebt wurde.
 

Ein Blick aus dem Fenster zeigte Marian, dass sie sich beeilen mußte, wenn sie nicht zu spät zum Frühstück kommen wollte. Mit schnellen Schritten ging sie zu ihrem Kleiderschrank und entschied sich nach sorgfältiger Suche ein bodenlanges, dunkelgrünes Kleid aus. Als sie fertig angekleidet war, betrachtete sie sich erneut eingehend im Spiegel. Das Kleid war weit geschnitten und floss weich über ihren Körper. Auch als sie noch einmal prüfend über ihren Bauch strich, stellte die junge Frau erleichtert fest, dass die Wölbung unter dem Stoff noch nicht zu sehen war. Aber das würde nicht mehr lange dauern. Schon bald würde ihr Bauch so stark gerundet sein, dass sie neue Kleider brauchen würde und spätestens dann wäre ihr Zustand kein Geheimnis mehr. Diese Erkenntnis bestärkte sie zusätzlich in ihrer Entscheidung, das Schloss morgen zu verlassen.
 

In aller Eile begab sich Marian nun zu den Privatgemächern ihrer Eltern, wo die Familie gemeinsam zu speisen pflegte. Lord und Lady Lancaster saßen bereits bei Tisch und begrüßten ihre Tochter, als diese eintrat. "Bitte verzeiht meine Verspätung", sagte sie lächelnd. "Ich habe heute Morgen länger geschlafen als gewöhnlich." "Das ist schon in Ordnung, mein Kind", antwortete ihr Vater mit einem nachsichtigen Lächeln. "Wir haben uns selbst gerade eben erst zu Tisch gesetzt." "Aber dir geht es doch gut, nicht wahr?" warf ihre Mutter besorgt ein. "Wenn du dich krank fühlst, mußt du es uns sagen." "Mach dir keine Sorgen, Mutter", wehrte die junge Frau freundlich ab. "Ich war heute Morgen nur noch etwas müde."
 

Zu Marians großer Erleichterung gaben sich die Eltern mit ihrer Erklärung zufrieden und stellten keine weiteren Fragen. Während des Frühstücks lauerte die junge Frau geradezu auf den richtigen Moment, um ihre Eltern und ihre Reisepläne einzuweihen. Sie hoffte inständig, dass die beiden keine Einwände vorbringen würden. Sollte der Ernstfall eintreten, wäre sie gezwungen, das Schloss heimlich zu verlassen und würde dann einen Weg finden müssen, nach London zu kommen.

Aber im Stillen glaubte Marian nicht daran, dass ihre Eltern etwas dagegen haben würden, denn bisher hatten sie ihr immer viele Freiheiten gelassen. Was sollte also dagegen einzuwenden sein, dass sie eine alte Freundin besuchen wollte?
 

Auf die passende Gelegenheit zu warten hinderte die junge Frau jedoch nicht daran, eifrig dem Essen zuzusprechen. Schon bevor sie gewußt hatte, dass sie ein Kind erwartete, hatte sie sich öfter über ihren gesteigerten Appetit gewundert. Zuerst hatte sie es als Einbildung abgetan, aber nachdem ihr bewußt geworden war, dass sie in anderen Umständen war, war ihr alles klar. Ihr Körper hatte lange vor ihr erkannt, dass sie nicht länger nur für sich allein sorgen mußte.

Wenn Marian sich auch vom Leben im Schloss zurückzog, erschien sie dennoch regelmäßig zu den Mahlzeiten, denn sie wußte, dass ihr Baby verhungern würde, wenn sie nicht genug aß. Als ihre morgendliche Übelkeit schließlich nachgelassen hatte, war ihr das Essen auch nicht mehr schwergefallen. Sie hoffte nur, dass ihre Eltern ihren gesteigerten Appetit nicht bemerkt hatten.
 

Endlich, als ihr Vater gerade im Begriff war, die Tafel aufzuheben, kam für Marian die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. "Ich wollte euch noch um etwas bitten", begann sie ohne Einleitung. "Vor einigen Tagen habe ich einen Brief von Cleo bekommen. Sie bat mich darin, sie zu besuchen." "Und nun möchtest du nach London fahren", folgerte ihr Vater. Marian nickte. "Sie ist die meiste Zeit alleine und fühlt sich oft einsam, wenn ihr Bruder auf Reisen ist." "Das verstehe ich", warf nun auch ihre Mutter ein. "Bestimmt freut sich deine Freundin, wenn du ihr für einige Zeit Gesellschaft leistest. Wie lange willst du denn in London bleiben?" "Ich weiß es noch nicht", erwiderte die junge Frau vorsichtig. "Ein paar Wochen oder vielleicht auch ein paar Monate."
 

Bei diesen Worten horchte Lord Lancaster auf und sah seine Tochter aufmerksam an. "Ist mit dir wirklich alles in Ordnung, mein Kind?" fragte er sanft. "Ja, Vater", gab die junge Frau in einem - wie sie hoffte - überzeugenden Tonfall zurück. "Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich dachte nur, es würde mir gut tun, für eine Weile von zuhause fort zu sein und auf andere Gedanken zu kommen, nach allem was geschehen ist."

Die Erklärung seiner Tochter schien den Lord zu beruhigen und er nickte verständnisvoll. "Ein guter Einfall", stimmte er zu. "Deine Mutter und ich haben uns Sorgen gemacht, weil du in letzter Zeit so bedrückt und verschlossen warst. Diese Reise ist sicher gut für dich. Wir stellen dir eine Kutsche zur Verfügung, mit die dich nach London bringen wird. Du kannst so bei Cleo bleiben, so lange du willst."
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xmichirux
2010-09-01T14:12:22+00:00 01.09.2010 16:12
das wird ja immer besser.:-)


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