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Glück auf Umwegen

von

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Marians Entschluss

Disclaimer: siehe Prolog
 

Kapitel 3: Marians Entschluss
 

Wie es ihre Gewohnheit war, erwachte Marian auch an diesem Morgen bereits vor Sonnenaufgang. Als sie in einer halb unbewußten Geste über ihren Bauch strich, glaubte sie, eine kleine aber deutliche Wölbung zu spüren.
 

Seit jener Nacht waren inzwischen vier Monate ins Land gezogen. Nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie guter Hoffnung war, hatte die junge Frau sich immer mehr vom Leben im Schloss zurückgezogen und verbrachte die meiste Zeit des Tages in ihren Gemächern. Jeden Tag fürchtete sie mehr, dass man ihr ihre Schwangerschaft anmerken würde, doch ihr fehlte der Mut, sich ihren Eltern oder irgendjemandem sonst anzuvertrauen. Sie fürchtete, dass binnen einer Stunde der ganze Haushalt über ihren Zustand Bescheid wissen würden und dann des Geredes kein Ende wäre.
 

Marian seufzte leise. Was sollte sie nur tun? Sie fühlte sich so unendlich allein und von aller Welt verlassen. Wie gerne würde sie jemandem ihr Herz ausschütten und über alles reden, was sie bedrückte. Aber an wen konnte sie sich wenden?

Ihre beste Freundin Winniefred, deren Geschwister oder die übrige Sherwood Bande kamen nicht in Frage, denn sie lebten alle in Robins unmittelbarer Nähe und dass er etwas erfuhr, wollte sie unter allen Umständen vermeiden.
 

Einen Moment kam der jungen Frau der Gedanke, Bruder Tuck um Hilfe zu bitten, doch sie verwarf ihn sofort wieder. Zwar würde ihr alter Freund sie in ihrer schwierigen Situation gewiss nicht verurteilen, doch er würde mit Sicherheit von ihr verlangen, dass sie Robin reinen Wein einschenkte. Eine innere Stimme sagte Marian auch, dass er als Vater durchaus ein Recht hatte, von seinem Kind zu erfahren, aber sie scheute sich vor seiner Reaktion. Vielleicht glaubte er am Ende gar, dass das Baby, das sie unter dem Herzen trug, gar nicht von ihm war! Ob er, nach allem war geschehen war, ihren Worten Glauben schenken würde, war mehr als fraglich.
 

Nach einer Weile hielt es die junge Frau nicht länger im Bett. Sie stand auf und ging hinüber zu einem großen Spiegel, der sich auf der anderen Seite des Raumes befand. Dort angekommen zog sie sich ihr langes weißes Nachtgewand über den Kopf und betrachtete ihr verändertes Spiegelbild eingehend. Nun sah sie mit eigenen Augen bestätigt, was ihre Hand ihr bereits verraten hatte: ihr zuvor flacher Bauch war ein wenig, aber deutlich sichtbar gerundet und auch ihre Brüste waren voller und schwerer als früher.
 

Falls sie noch irgendeinen Zweifel gehabt hätte, wäre er spätestens jetzt ausgeräumt gewesen. Sie würde Mutter werden! Bei diesem Gedanken stahl sich ein verträumtes Lächeln auf Marians Gesicht. In den Wochen seit sie herausgefunden hatte, dass sie guter Hoffnung war, hatte sie kaum glauben können, dass wirklich ein Baby in ihr heranwuchs. Diese zuvor bloße Ahnung nun bestätigt zu sehen, ließ ein ungeheures Glücksgefühl in der jungen Frau aufsteigen. Das war ihr Kind! Beinah ohne dass es ihr bewußt wurde, legte sie ihre Hand sanft auf ihren Bauch, als wollte sie das werdende Leben in sich schützen. Wenn Robin sie so sehen könnte!
 

Dieser Gedanke trübte Marians unbändige Freude und erfüllte sie ein weiteres Mal mit Wehmut. Was würde Robin sagen, wenn er sie jetzt sehen würde, guter Hoffnung mit seinem Kind? Wäre er dann endlich in der Lage, seinen Groll gegen sie zu vergessen und sie wieder in seinem Herzen aufzunehmen? War in seinem überhaupt noch Liebe für sie geblieben? Oder würde er sich gezwungen sehen, sie zu ehelichen, um sein eigenes Ansehen zu wahren?
 

Die junge Frau konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Zwar hatte sie insgeheim gehofft, dass Robin eines Tages um ihre Hand anhalten würde, aber über eine Heirat oder gar eine eigene Familie hatten die beiden nie gesprochen. Vielleicht wollte er gar keine Kinder und würde ihre Schwangerschaft nur als unerwünschte Belastung empfinden.

Beim bloßen Gedanken an die Kälte und Ablehnung, mit der Robin ihr begegnen würde, wurde Marian fast schlecht vor Angst. Nein, es war das Beste, wenn sie ihrem Liebsten nicht mehr unter die Augen trat und er niemals von dem Baby erfuhr. Irgendwie würde sie es auch allein schaffen. Hab keine Angst, mein kleiner Schatz", flüsterte sie traurig. "Ich werde dich beschützen, das verspreche ich dir. Wenn schon keinen Vater, dann sollst du wenigstens eine gute Mutter haben."
 

Ihre Gedanken ließen Marian jedoch keine Ruhe und kreisten unaufhörlich um die Frage, was die Zukunft ihnen beiden bringen mochte. Eines war ihr klar: wenn ihre Eltern nichts erfahren sollten, mußte sie das Schloss möglichst bald verlassen, denn lange würde sie ihren Zustand nicht mehr verbergen können. Sie mußte einen ruhigen und sicheren Ort finden, an dem sie ihr Baby zur Welt bringen und dann darüber nachdenken konnte, wie es weitergehen sollte.
 

Voller Sehnsucht dachte Marian an den Sherwood Forest, den sie so oft mit Robin und den anderen durchstreift hatte. In Gedanken wanderte sie die verschlungenen Pfade entlang bis zu ihrem Unterschlupf. Beinah glaubte sie, das Rauschen des Wasserfalls und der Blätter zu hören. Im Schatten der Bäume, verborgen vor neugierigen Blicken und abschätzigen Reden, würde sie sich geborgen fühlen.

Aber wer würde ihr zur Seite stehen, wenn ihre Zeit gekommen war und das Kleine auf die Welt wollte? Eiskalte Furcht umklammerte Marians Herz bei dem Gedanken, dass ihr Baby ohne jeglichen Beistand geboren werden würde. Woher sollte sie wissen, was sie zu tun hatte? Andererseits liebte die junge Frau den Sherwood Forest, umso mehr, da die Wälder sie an Robin erinnerten. Was sollte sie nur tun?
 

Plötzlich fiel Marian ihre Freundin Cleo ein. Seit König Richard auf den Thron Englands zurückgekehrt war, lebte sie mit ihrem Bruder in einem großen Haus in London. Die Geschwister waren nah an den Hof gezogen, da Gilbert als Ritter des Königs oft in dessen Auftrag unterwegs sein mußte. Weil ihr Bruder häufig auf Reisen war, lebte Cleo die meiste Zeit allein. Marian wußte, dass ihre Freundin dem höfischen Leben nicht viel abgewinnen konnte und sich in London oft einsam fühlte. In den Briefen, die sie bekommen hatte, seit sie wieder auf Schloss Lancaster war, hatte Cleo sie bereits mehrmals gebeten, sie zu besuchen. Bislang war Marian zu sehr in ihre eigenen Sorgen verstrickt gewesen, um an irgendetwas anderes zu denken.
 

Doch nun erschien ihr eine Reise nach London als der rettende Ausweg. Ihre Freundin würde sich bestimmt über etwas Gesellschaft freuen. Außerdem hatte sie einige Zeit im Kloster verbracht und verfügte über umfassende medizinische Kenntnisse. Dort wäre mit Sicherheit ein guter Ort für sie und das Baby.
 

Marians Entschluss war gefasst. Noch beim Frühstück würde sie ihren Eltern von ihren Reiseplänen berichten und mit ihrer Erlaubnis schon morgen nach London aufbrechen.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xmichirux
2010-08-29T19:37:57+00:00 29.08.2010 21:37
*freu* dankeeeeeeeeeeeeeeeee *umknuddel* mach weiter so.


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