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Im Wirbel der Zeit

von

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Im Wirbel der Zeit
 

Ein lautes Piepsen drang an die Ohren von Sherlock Holmes und hinter seinen geschlossenen Lidern erkannte er, dass etwas sehr Helles auf ihn gerichtet war. Ganz natürlich hob er seine Hand und legte sie sich über die Augen, wobei er bemerkte, dass etwas aus ihm heraus kam und mit einem Schlauch irgendwo hin lief. Er hörte wie sich eine Tür öffnete und schloss, bevor sich ihm eine Person auf Absatzschuhen näherte.

„Guten Morgen, Mr. Holmes! Ich sehe sie sind endlich wach!“

Der Angesprochene runzelte die Stirn und setzte sich auf, bevor er sich von dem Licht nicht mehr geblendet fühlte und die Augen öffnete. Doch dann starrte er auf seinen Gast. Eine gleichgültig aussehende Frau, in ihren Vierzigern stand an seinem Bett und hielt ein Klemmbrett in der Hand. Neben ihrer Kleidung, ein Knie langer Rock, Bluse und Kittel, schockierte auch, dass sie offensichtlich Ärztin war, wofür ihr Stethoskop sprach.

„Ich würde gerne ihre Motorik testen, bevor ich sie entlassen kann.“

„Wo bin ich hier und wer sind sie?“, fragte Holmes skeptisch nach und holte sich nicht gerade sanft den Infusionschlauch aus dem Arm.

„Mein Name ist Dr. Gray und sie sind hier in meinem Labor im London Bridge Krankenhaus.“ Sie besah sich kühl wie er den Schlauch entfernte und reichte ihm ein Stück Moll, damit er die Blutung stoppen konnte.

Da er mit Nadeln umgehen konnte, nahm Holmes den Moll und versorgte sich, bevor er wieder amüsierte zu der Ärztin sah. „Tut mir leid, Mrs! Ich habe noch keinen auf den Kopf bekommen und weiß, dass sie keine Ärztin sein können! Ebenso sind mir alle Ärzte des von ihnen benannten Krankenhauses bekannt.“ Ruhig sah er sich bei seinen Worten um und fixierte am Schluss die Lampe, die noch immer so grell schien, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte.

Die ältere Dame kicherte unterkühlt. „Das mag richtig gewesen sein im Jahre…“ Sie sah auf ihren Block, „…1890. Allerdings haben wir heute den 29 September 2089.“

Holmes schien gelassen zu bleiben, was sogar sein Herzschlag auf dem Kontrollmonitor bestätigte und er nickte. „Und warum bin ich hier? Wie bin ich her gekommen?“

Wieder sah sie auf ihr Klemmbrett. „MI5 hat ihre Wiederbelebung in Auftrag gegeben. Ihren Angaben nach haben wir sie mit dem mentalen Alter von 36 und dem körperlichen Alter von 28 wieder erweckt.“ Weil der inländische Geheimdienst der Briten jedoch erst neun Jahre nach dem aktuell geistigem Alter des Detektiven gegründet wurde, konnte er mit dem Begriff nichts anfangen..

„Wer ist MI5?“

„Eine Abteilung des Secret Service“ erklärte die gelassen. „Sie haben für sie gezahlt.“

„Also bin ich jetzt Privateigentum.“, stellte Holmes fest und stand auf. Dabei rutschte die Decke von seinem nackten unversehrten Körper.

„Durchaus“ erklärte sie unbekümmert. „Man wird ihnen neue Papiere aushändigen, wenn man sie abholen kommt. Nun muss ich aber überprüfen, ob sie fehlerhaft sind.“

„Und wenn das nicht in meinem Interessen ist?“, fragte der Schwarzhaarige weiter, ließ sich aber untersuchen.

„Dann schaltet man sie wieder aus.“ Mit einer kleinen Lampe testete sie die Reflexe seiner Augen.

„Gut zu wissen.“, stellte Holmes klar und ließ sie weiter machen. Sie machte einige Standardtests, um seine Motorik zu überprüfen, bevor sie etwas auf ihrem Brett notierte.

„Sie scheinen in bestem Zustand zu sein. Ich werde es dem Auftraggeber überlassen, sie in die Geschehnisse der letzten 200 Jahre einzuweihen.“

„Wie lange wird das dauern, bis ich diesen kennen lerne?“, stellte das Genexperiment weiterhin Fragen.

„Ich werde sie sofort benachrichtigen, dass sie fertig sind, dann sollte jemand in einigen Stunden hier sein.“

„Bekomme ich auch Kleidung?“

Sie deutete auf einen Schrank, der am Ende des Zimmers stand. „Darin sollten sie alles finden, was sie brauchen.“

„Danke, Mrs.“, erklärte Holmes nun und sah sie neugierig an. „Darf ich ihre Notizen mal sehen?“

Sie hob eine fein gezupfte Augenbraue. „Wenn sie das unbedingt wollen.“ Sie reichte ihm das Brett. Da setzte sich Holmes wieder und studierte alles was er lesen konnte.

„Aufschlussreich?“ fragte sie nun, tatsächlich amüsiert, nach.

„Es sagt mir, dass sie mit ihrer Arbeit verheiratet sind. Dass sie morgens mit dem linken Bein über die rechte Seite ihres Bettes aufstehen. Außerdem verrät es mir, dass es nicht das ist, was sie sich vorgestellt haben. Eine Familie und Kinder wären ihr Traum gewesen.“

Die Ärztin errötete pikiert und entriss ihm das Brett. „Ich bitte sie solche Dreistigkeiten zu unterlassen!“

„Entspricht es denn nicht der Wahrheit?“, war Holmes nun doch überrascht und ging zu dem Schrank um nach Kleidung zu suchen.

„Das geht sie ja wohl nicht das Geringste an!“ Sie presste sich das Klemmbrett gegen die Brust. „Ich werde jetzt die entsprechenden Anrufe machen! Warten sie hier!“ Doch Holmes hielt sie noch einmal auf.

„Wo ist denn die restliche Kleidung?“

Sie musterte die Kleidung, die er in Händen hielt. „Wir haben einen warmen September. Sie werden also nicht mehr benötigen.“

„Ich soll also nackt in meine Oberbekleidung schlüpfen?“, fragte er irritiert nach.

„Wieso nackt? Da ist doch ein Shirt, das sie unter dem Hemd tragen können!“

„Und das Unterhemd? Eine Unterhose? Wo sind die Sockenhalter? Das Halstuch oder eine Krawatte? Das Jackett fehlt auch.“, zählte Holmes auf.

Die Ärztin rieb sich frustriert das Nasenbein. „Männer aus dem 19. Jahrhundert, ich hätte es wissen müssen. Ziehen sie an was da ist und belästigen sie später jemand anderes damit!“ Als sie das Zimmer verließ sah Holmes ihr mit einer erhobenen Augenbraue nach, bevor er sich dann etwas umständlich versuchte aus geh fertig zu machen.

Es dauerte keine halbe Stunde, bevor es an seiner Tür klopfte und jene schwungvoll geöffnet wurde. Holmes warf einen schnellen Blick auf den Neuankömmling und fühlte sich sofort wieder in einen Traum versetzt. Er war sich doch sicher gewesen, dass er träumte und nun hatte er seinen Beweis. „Kannst du mir mal erklären, wie das funktionieren soll, Watson? Es gibt keine Hosenträger. Die Hose kann gar nicht halten! Und dieses Leder hier, gehört zwar an die Hose, kann diese aber bestimmt niemals halten!“

Der junge Mann der in der Tür stand blinzelte ihn aus überraschten blauen Augen an. „Man hat mich angekündigt?“

Mit seinen Händen die offene Hose haltend, sah Holmes ihn nun richtig an. „Was haben sie Watson? Es ist doch alles nur ein Traum, das ist doch offensichtlich! Oder was glauben sie, warum sie sonst im Jahr 2089 sind?“

„Ich bin im Jahr 2089, weil ich 2061 geboren wurde“ erklärte der Andere schmunzelnd und trat zu ihm. Er nahm Holmes den Gürtel ab und fädelte ihn in die Hose ein. „Hosenträger trägt schon lange keiner mehr.“ Dabei wurde er hart in die Seite gekniffen. „Au!“ beschwerte sich Watson da und rieb sich die geschundene Stelle. „Was soll das?“ Ihm wurde nun noch ein paar Mal in den Arm gepiekt, bevor Holmes die Lippen schürzte.

„Sie sind echt. Haben sie eine Zigarette?“

Watson zog eine verschweißte Packung hervor. „Rauchen müssen sie aber draußen, es ist im Krankenhaus verboten.“

„Man darf hier nicht rauchen? Aber es beruhigt doch die Nerven!“ Holmes legte den Kopf schief und nahm die Packung entgegen. Doch so sehr er es versuchte, er konnte sie nicht öffnen.

„Sie müssen erst das Plastik abmachen“ wies Watson ihn an und holte seine Schuhe aus dem Schrank. „Das Rauchen ist in allen öffentlichen Gebäuden verboten, sowie Restaurants und anderen gastronomischen Lokalitäten. Das dient dem Nichtraucherschutz. Blödsinn wenn sie mich fragen, aber der Gesetzgeber will es so.“

Noch immer bekam Holmes die Packung nicht auf. „Was ist Plastik? Und warum raucht die königliche Familie nicht mehr? Sie haben doch vor dem zu Bett gehen alle sehr gern geraucht!“

„King William ist 107 Jahre alt, sein Leibarzt lässt ihn nicht mal mehr allein auf die Toilette!“ grinsend nahm ihm der andere Mann die Packung ab und wickelte das durchsichtige Papier ab. „Das hier ist Plastik. Es ist ein Kunststoff, eine Weiterentwicklung des Kautschuks, wenn man es grob umfassen will.“

„Gut.“, gab Holmes von sich und zeigt so, dass er verstanden hatte. Dann nahm er endlich eine Zigarette. Er wollte es nicht verstehen, dass Dinge, die Menschen gut taten verboten werden sollten. „Haben sie auch Feuer, mein lieber Watson?“

Jener grinste und zog ein Feuerzeug hervor. „Hoffen wir mal, dass sie noch unter Welpenschutz stehen.“ Er erzeugte eine Flamme. Doch der Schwarzhaarige zündete seine Zigarette nicht an, viel eher starrte er auf die Flamme.

„Welch interessanter Mechanismus!“

„Sie können das Teil später gerne auseinander nehmen.“

„Sehr gern!“, stimmte Holmes zu und nahm ihm das Feuerzeug ab um es zu untersuchen. Dabei verbrannte er sich auch gleich die Finger. „Au!“ Sein Begleiter lachte auf.

„Feuer ist auch im Jahre 2089 noch heiß!“

Er lachte mit und entzündete sich dann endlich die Zigarette. Sein Weg führte ihn danach zu einem Stuhl, indem er sich fast bewegungslos hinsetzte. Verwirrt starrte der Blauäugige ihn an.

„Ähm… ich sollte sie eigentlich abholen kommen…“

„Ich denke!“, antwortete der Detektiv da kurz und knapp und sogar etwas abweisend.

Eine blonde Augenbraue hob sich skeptisch. „Na dann!“ Da wurde Watson erklärt, was dem Anderen durch den Kopf ging.

„Ich kann nicht in einer realen Welt sein. Also bleibt die Frage offen, ob ich nächtige, oder ob meine Medikamente in der neuen Dosis ein wenig zu stark für meinen Körper sind.“

Watson nickte anerkennend. „Eine logische Schlussfolgerung. Ich kann ihnen aber versichern, dass sie weder träumen noch im Rausch liegen. Um ehrlich zu sein, sind sie tot!“

Da fasste sich Holmes demonstrativ an den Hals. „Das kann unmöglich stimmen, ich habe ein regelmäßig schlagendes Herz!“

„Dennoch sind sie 1919 an der spanischen Grippe gestorben“ erklärte Watson ruhig. „Ihre Überreste wurden aber gehegt und gepflegt, weshalb wir jetzt, 170 Jahre später, in der Lage waren sie zu klonen. Sie wurden quasi wieder erweckt, mit intakten Erinnerungen und Fähigkeiten.“

„Sie haben mich also gezüchtet?!“, stellte Holmes fest. „Diese Mrs. vorhin hat so etwas schon gesagt. Wer glaubt denn jetzt, mein Besitzer zu sein? Sie hat eine Bezeichnung erwähnt, MI5.“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist genau so unglaubwürdig, wie die Tatsache, das die Kirche den Menschen den Himmel verkaufen will!“ Dann nahm er den letzten Zug seiner Zigarette. „Wohin wollen sie mich denn bringen, wenn sie mich schon abholen?“

„Ich soll sie zu Scottland Yard bringen, denn wie sie sich sicher denken können, hat man sie nicht ohne Grund wieder auferstehen lassen.“ Dass Holmes nicht an seine Geschichte glaubte, überging er einfach.

„Und was ist ihre Rolle in dem Spiel, Watson?“, fragte Holmes nach.

„Ich soll als ihr Ansprechpartner dienen, sie in alles einweihen und sie rum führen.“ Er grinste breit. „Ich bin quasi ihr Kindermädchen!“

„Ihnen ist schon klar, warum sie den Job bekommen haben?“, hackte der Detektiv nach.

„Sicherlich.“ Gut gelaunt nickte Watson.

„Ihre Blutlinie ist die Selbe.“, erklärte Holmes.

Der Blauäugige nickte. „Ihr John Watson war mein Ur-ur-urgroßvater. Es muss Schicksal sein, dass ich genau nach ihm benannt worden bin!“

„Sie heißen John Hamish?“, fragte der Schwarzhaarige und glaubte sich entgegen seines Schmerzes beim Feuer nun doch wieder in einem Traum.

Der junge Mann nickte. „Ich hoffte Jahre lang meine Mutter hätte sich bei dem mittleren Namen einen üblen Scherz erlaubt!“

„Ich finde ihn sehr schön!“, gestand Holmes und zog sich nun endlich die Schuhe an.

„Bereit für einen Spaziergang?“

„Nun, wenn man von meinen unfertigen Kleidern absieht, ja.“, entgegnete Holmes und wartete darauf geführt zu werden.

Watson schmunzelte. „Man hat für sie einige Kleidungsstücke anfertigen lassen. Sie können sich also nachher umziehen.“

„Wenigstens etwas!“ Als sie dann gingen ließ sich der Detektiv führen. Gezielt ging Watson voran und zwinkerte im Vorbeigehen noch den Krankenschwestern am Empfangstisch zu. Das brachte Holmes zum Schmunzeln. „Sie sind ihrem Ur- Großvater sehr ähnlich!“ Ein strahlender Blauäugiger drehte sich ihm zu.

„Tatsächlich? Inwiefern?“

„Viele ihrer Gestiken, ihre Art zu sprechen und ihre Wirkung bei Frauen!“, erklärte Holmes lächelnd und blieb wie angewurzelt stehen, als er die Welt außerhalb des Gebäudes erblickte.

„Ich wirke allerdings nur“ versicherte der junge, blonde Mann, dann bemerkte er den Blick des Wiederbelebten. „Nicht mehr ihr London, was?“

Langsam sah sich Holmes um und staunte. „So sauber...“ Dann ging er auf ein metallisches Vehikel zu und glitt langsam mit seinen Händen darüber. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass diese Geräte die Weiterentwicklung der Automobile sind? Ich vermute, sie haben die Kutschen ersetzt. Aber ist das nicht zu teuer?“ Er sah sich weiter um bevor er seinen Blick wieder auf Watson richtete. „Diese Mrs. vorhin sagte, man hätte für mich bezahlt. Das heißt, es gibt noch Geld, aber Automobile sind doch so viel teurer als Kutschen!“

„Das ist eins der neusten Automodelle“ erklärte Watson und trat neben ihn. „Ihre Entwicklung ist so fortschrittlich, dass sie im Gebrauch günstiger sind als Pferde, außerdem sind sie schneller.“ Dem Detektiv wurde das dunkle Dach gezeigt. „Das sind Solarzellen, sie speichern die Energie der Sonne und betreiben so das Auto.“

Ohne Bedenken befühlte Holmes das Dach und seine Augen leuchteten. „Ich habe selbst mit der Kraft der Sonne experimentiert. Jedoch ging es eher darum ihre Wärme in Flammen zu wandeln.“

Watson lachte auf. „Ich hab als Kind immer versucht Zeichen in Papier zu brennen, indem ich ein Vergrößerungsglas benutzt habe!“

„Ich hoffe sie haben eines der Stärke 20 benutzt. Weniger hätte nicht funktioniert und mehr würde wohl das Papier gänzlich in Brand setzen.“, lachte Holmes mit.

„Nun, das weiß ich nicht mehr.“ Der Blonde drückte auf den Schlüssel, um das Auto zu entriegeln, dann öffnete er Holmes eine Tür. „Steigen sie ein.“

Bevor dieser das tat, nahm er Watson aber erst einmal den Schlüssel aus der Hand und probierte die Knöpfe darauf. Ganz nebenbei schaltete er damit auch die Alarmanlage ein. Fluchend wurde ihm der Schlüssel wieder entrissen und die Alarmanlage ausgeschaltet.

Holmes hielt sich die Ohren zu und sah Watson groß an. „Was ist das für ein Lärm?“, schrie er auch wenn es wieder leise war. Ihm wurden die Hände von den Ohren gezogen.

„Das war die Alarmanlage, die soll verhindern, dass man den Wagen klaut.“

Da lächelte der Detektiv und nickte um zu zeigen, er hatte verstanden. „Ich würde mir jetzt gern das Innere dieses Automobils ansehen.“

„Dann setzen sie sich rein!“

Wieder reagierte Holmes anders als es Watson erwartete. Denn er kletterte mitten ins Auto, so dass er mit jeweils einem Bein auf einem der Vordersitze war und in dieser Position alles inspizierte.

Frustriert fuhr sich Watson mit der Hand über das Gesicht. „Hat das nicht auch später Zeit?“

„Nein! Ich muss mir das alles ansehen!“, erklärte Holmes und drückte auf die Hupe. Sein Begleiter lief unterdessen rot an, als er bemerkte, dass die Leute begannen zu starren. Ganz nebenbei wurden Watson auch Löcher in den Bauch gefragt, weil der Schwarzhaarige alles wissen wollte.

Watson bemühte sich alle Fragen, zu Mechanik, Karosserie und allem anderen zu beantworten. „Wie wäre es einfach, wenn wir fahren würden und sie den Wagen in Aktion sehen?“

„Gern!“, bestätigte Holmes und setzte sich hinters Steuer.

Watson räusperte sich. „Ich fahre!“ Er wurde enttäuscht angesehen. Wollte Holmes doch selbst gern alles probieren.

„Man brauch einen Führerschein, um fahren zu dürfen“ erklärte der Andere ihm. „Also vielleicht ein anderes Mal.“

„Nun gut.“ Er gab nur widerwillig seinen Platz auf und nahm auf dem Beifahrersitz platz.

Erleichtert stieg nun auch Watson ein. „Bitte anschnallen.“

„Was?“, fragte Holmes verwirrt.

Watson zog den eigenen Gurt hervor und zeigte ihm was er tun sollte. „Sicherheitsmaßnahme.“

Sein Begleiter tat es ihm gleich und zupfte anschließend an dem Gurt herum, der seinen Oberkörper am Sitz hielt. „Verstehe...“ Als er zu lange brauchte half Watson ihm.

„Und jetzt halten sie sich fest, denn ich zeige ihnen, was in diesem Baby steckt!“ Er wurde mit erhobener Augenbraue betrachtet.

„Baby?“

Watson strich über das Armaturenbrett. „Ein Kosename!“

„...für. Ein. Ding?“ Holmes klang so gar nicht begeistert.

„Für ein unglaubliches Auto!“ korrigierte Watson grinsend und startete den Motor. Als er dann losfuhr, starrte Holmes wie gebannt nach draußen.

„Soll ich mal Gas geben?“

„Es geht noch schneller?“, kam sofort die Gegenfrage. „Ich habe noch nie ein Pferd je so schnell laufen gesehen!“

„Das hier ist ja auch eine Maschine!“ Der Fahrer grinste breit und verließ die viel befahrenen Straßen, um das Tempo erhöhen zu können.

Holmes sah weiter wie gebannt nach draußen, als er staunte. „In diesem Tempo lässt sich doch bestimmt die Welt schnell erkunden! Fahren auch die Schiffe so schnell? ... Bestimmt! Dann bräuchte man ja keinen Tag um bei A zu starten und wieder anzukommen.“

„Man braucht auf jeden Fall keine achtzig Tage mehr um die Welt einmal zu um runden! Und ein Schiff müssten sie auch nicht besteigen. Setzen sie sich in ein Flugzeug und fliegen sie einmal rum.“

„Also kann jeder Mensch heute fliegen?“, fragte Holmes begeistert und kniff die Augen zusammen, als sie auf eine dunkle Mauer zufuhren.

„Wenn er einen Flug bucht, dann ja.“ Unbekümmert fuhr Watson weiter.

Da fuhr der sonst so ruhig Detektiv ihn an. „Wollen sie uns umbringen? Halten sie sofort das Vehikel an!!!“

„Wovor haben sie Angst? Sie waren doch schon mal tot“ erklärte der modernere Mann schmunzelnd.

In dem Augenblick, indem Holmes seine Augen öffnete um ihn ernsthaft und verstimmt an zu funkeln, erreichten sie die dunkle Mauer und sie stellte sich als Tunnel dar. „Den Humor ihres Ur- Großvaters haben sie nicht!“, knurrte er.

Der junge Mann lachte vergnügt auf. „Das wäre ja auch schlimm, der wäre inzwischen nämlich schon sicher eingestaubt!“

Damit konnte er Holmes aber auch nicht aufheitern. „Genau so verstaubt wie ich!“, schnaubte er, verschränkte seine Arme vor der Brust und ignorierte Watson. Jener ließ ihn schmollen und drückte lieber das Gaspedal durch. Doch Holmes hatte noch nicht einmal wieder gesprochen, als sie ihr Ziel erreichten.

„Willkommen bei New Scottland Yard!“ Watson hatte vor einem blank polierten Hochhaus gehalten. Sein Begleiter schien unbeeindruckt und versuchte verzweifelt aus dem Auto zu kommen.

„Der Knopf in der Mitte“ wurde es ihm hilfreich erklärt, während Watson selbst ausstieg.

„Ich danke ihnen!“, erklang es freundlich aber unwillig, als Holmes ihm folgte.

Bevor sie aber in das Hochhaus gehen konnten kramte Watson zwei Klemmausweise hervor und reichte Holmes einen davon. „Machen sie sich den ans Hemd, damit man sie auch rein lässt.“ Der Detektiv tat, was man ihm sagte und folgte ihm dann.

Das erste was sie sahen, war eine große Rezeption, die hinter kugelsicherem Glas verborgen war. An einer Seite davon tummelten sich Menschen, die eine Anzeige machen wollten, die andere Seite war frei und genau diese steuerte Watson nun an. Noch immer sprach Holmes nicht, sah sich jedoch sehr genau um, damit er sich alles einprägen konnte.

„Hy, Susi! Der Chef erwartet uns!“ Flirtend lächelte Watson die alternde Dame an der Rezeption an.

„Ich weiß bescheid!“, lächelte sie verlegen zurück und musterte Holmes. „Nette Wiederbelebung!“

„Mrs!“, grüßte Holmes anständig und sah sich weiter um.

„Heißes Fahrgestell, ich weiß“ grinste Watson und zwinkerte ihr zu.

„Ich glaub, er weiß nicht, wovon du sprichst!“, kicherte sie vergnügt zurück und betrachtete Holmes Gesichtsausdruck amüsiert. „Ich wünsche euch viel Spaß!“

„Werden wir haben!“ Ihr wurde eine Kusshand zugeworfen, bevor er Holmes durch eine Tür lotste, die sie ihnen elektronisch öffnete. Kurz darauf kamen sie an eine weitere Tür. „Nicht erschrecken. Sie müssen erst ihren Ausweis vor diesen Sensor halten und dann das Kinn auf dieser Halterung ablegen, dabei ja nicht blinzeln!“

„Würden sie mir das mit dem Blinzeln erklären?“, fragte der Detektiv ihn distanziert.

„In der Tür ist ein Gerät, welches quasi ein Bild ihres Auges macht und dieses speichert. So erkennt man sie wieder.“

„Also wie ein Fingerabdruck.“, zeigte er, dass er verstanden hatte und das ihm bewusst war, dass jedes Auge genau so einzigartig war.

„Sie haben es durchschaut!“ lobte Watson und deutete ihm an es auszuprobieren.

Das tat Holmes auch und sogar genau nach Anweisung. Er hielt seinen Ausweis von seinem Hemd an das Gerät und hielt dann sein Gesicht vor die angegebene Stelle. Doch als seine Augen gescannt waren, taumelte er zurück und rieb sich die Augen. Watson verkniff sich ein Grinsen und fing ihn quasi auf.

„Vorsichtig!“

„Ich bin blind!“, erklärte Holmes und tastete nach der Wand, die Augen weiter zusammen gekniffen.

„Sie sind nicht blind! Sie haben sich nur erschreckt!“ versicherte sein Begleiter und hielt ihn aufrecht.

Holmes massierte sich noch einmal die Nasenwurzel, bevor er langsam und blinzelnd seine Augen öffnete. „Ich werde da nicht noch einmal hinein sehen!“

„Sie müssen davor keine Angst haben, ihren Augen kann überhaupt nichts passieren.“

„Meine Augen sind mir zu schade dafür! Ich werde es nicht mehr machen.“, erklärte Holmes und trat endlich durch die Türe. Jene schloss sich direkt wieder hinter ihm und ließ Watson erst durch, nachdem er dieselbe Prozedur über sich hatte ergehen lassen.

Da sah Holmes bereits neugierig in einen kleinen Fensterlosen Raum, dessen Tür sich immer wieder schließen wollte, doch durch seine Anwesenheit gehindert wurde.

„Sie haben den Fahrstuhl gefunden!“ lobte Watson und trat neben ihn. Nun traf ihn ein noch größerer, beleidigter Blick.

„Das ist ein Raum und kein Stuhl! Außerdem glaube ich nicht, dass Räume fahren können!“

Der Arm des Detektivs wurde ergriffen und er in den ‚Raum’ geführt.

„Ich zeig es ihnen.“

Als sich die Türe hinter ihnen schloss, sahen sich graue Augen intensiv um und warteten darauf, was geschehen würde. Watson drückte den Knopf für die oberste Etage und schon setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Er wurde mit großen Augen angesehen.

„Was...?“

„Das Büro des Polizeichefs ist im 20. Stock, irgendwie muss man da ja hinkommen.“

Bereits kurz danach hielt der Fahrstuhl wieder und Holmes flüchtete regelrecht aus diesem, als sich die Türe öffnete.

Gelassen verließ Watson hingegen den Fahrstuhl. „Wenn sie wollen. können wir nach dem Gespräch machen, was immer sie sich aussuchen.“

„Auch das Gebäude zu Fuß verlassen?“, fragte Holmes nach. Für einen Moment sah Watson ihn an, als hätte er den Verstand verloren, dann gab er nach.

„Na gut.“

„Danke sehr!“

Holmes hatte kaum zu Ende gesprochen, als er auch schon hörte, wie sie angesprochen wurden. „Da sind sie ja, Dr. Watson! Wo bleiben sie denn so lange? Ah und da ist mein Mann!“

„Hier, wie bestellt, Chef!“ erklärte Watson und trat zur Seite, damit der Polizeichef den Detektiv begrüßen konnte.

Der trat auch gleich näher und reichte dem Wiedergeborenen seine Hand. „Guten Tag, mein Name ist William Lestrade und ich habe sie in Auftrag gegeben.“ Im Gegensatz zu dem Polizeichef konnte Watson sehen, dass das den Detektiv nicht im Geringsten beeindruckte.

„Ich habe Mr. Holmes bereits gesagt, dass er aus einem Grund hier ist.“

„Ah, ja! Wieso gehen wir nicht in mein Büro, dann können wir alles in Ruhe besprechen!“
 

Sie kamen eine knappe Stunde später wieder aus dem edlen Büro des Polizeichefs und Holmes seufzte. „Es wird sich nie ändern!“

„Was wird sich nie ändern?“ fragte Watson, als er ihn zum Treppenhaus führte.

„Lestrade gibt sich als Polizeichef aus und hat noch nicht mal ein Buch in seinem Büro!“, erklärte sich der Detektiv und war froh, dass er die Treppe benutzen konnte.

„Auf seinem Schreibtisch lag ein Ebook, darin kann man über 100 Bücher speichern.“

„Was auch immer das ist, man sah deutlich, dass er es noch nie verwendet hat!“, schnaubte Holmes abfällig und wurde etwas schneller. Kichernd folgte Watson ihm flicken Schrittes.

„Lassen sie ihn das nur nicht hören!“

„Ich hab es ihm nie gesagt!“, schmunzelte Holmes nun auch wieder und lächelte dem anderen zu.

Der Blonde strahlte ihm entgegen. „Wissen sie was? Sie dürfen sich aussuchen, wo es hingeht, denn laut ärztlicher Anweisung, müssen sie sich noch akklimatisieren!“ Er wurde mit einem schiefen und amüsierten Blick betrachtet.

„Es ist zwar mein Traum, aber ich kenne mich hier nicht aus! Jedoch wäre ich dankbar, wenn ich vernünftige Kleidung bekäme.“

„Dass lässt sich bewerkstelligen!“ Watson griff nach seiner Hand und zog ihn schneller die Treppen runter und Holmes ließ sich bedenkenlos ziehen.

„Ich danke ihnen!“

„Ich hab mir erlaubt, die Sachen, die man für sie beschafft hat, mit zu mir zu nehmen. Wenn ihnen das nicht passt, suchen wir ihnen was Eigenes.“

Wieder bedankte sich der Schwarzhaarige und wurde langsamer, als sie das Erdgeschoss erreichten. „Das heißt, wir fahren nun zu ihnen?!“

„Wenn es ihnen recht ist…“ ließ Watson die Einladung offen.

„Sehr gern sogar!“, bestätigte Holmes und war wirklich begeistert und neugierig.

„Dann kommen sie!“ lachend zog Watson ihn aus dem Haus heraus, nicht ohne Susi zweideutig zu zuzwinkern.

„Sie haben diese Mrs. Susi sehr gern!“, stellte Holmes am Auto fest und stieg ein.

„Sie ist eine herzensgute Frau und kann toll backen“ erklärte Watson als Bestätigung.

„Es ist nichts ungewöhnliches daran, wenn sich Menschen mit großem Altersunterschied mögen. Nur das ich es noch nie so in der Öffentlichkeit präsentiert gesehen habe.“, gab Holmes zu.

„Sie müssen bedenken, in welchem Jahr sie sind. Heutzutage ist es nicht mehr ungewöhnlich. Die Teenager knutschen sogar auf offener Straße!“ Der Arzt fuhr los und das schnell, aber sicher. Er wurde empört betrachtet.

„Wie ungehörig!“

„Es stört sich keiner daran, also was solls.“

„Meinen sie es denn ernst mit Mrs. Susi?“, fragte Holmes kopfschüttelnd nach. „Oder ist eine feste Verbindung heute nicht mehr von Wichtigkeit behaftet?“

Gäbe es in dem Wagen kein Sicherheitssystem, wäre Watson beinahe gegen einen Baum gefahren. „Ich und Susi?? Also selbst wenn das Alter nicht wäre, so ist sie doch so überhaupt nicht mein Typ!!“

„Es sah mir aber danach aus.“, erklärte Holmes unbedarft.

„Da haben sie sich eindeutig versehen!“ erklärte der andere bestimmt.

„Sie waren sich sehr vertraut und zugewandt. Außerdem war ihr Augenkontakt auch sehr zärtlich miteinander.“, berichtete Holmes seine Beobachtung weiter.

„Ich mag sie, sie ist eine Art mütterliche Freundin, aber da ist nicht das geringste sexuelle Interesse!“ versicherte Watson ihm.

„Oh.“ Holmes grinste verlegen. „Verzeihen sie bitte!“

„Schon ok, es gibt schlimmeres.“

Der Detektiv bedankte sich und sah aus dem Fenster. „Es ist alles so anders...“

„Es muss schwer sein. Ich könnte mir ja nicht mal vorstellen in ihrer Zeit zu leben.“ Aus dem Augenwinkel wurde Holmes mitfühlend angesehen. „Wenn ich ihnen helfen kann, sag mir einfach bescheid.“

„Wir könnten uns nach einer Bleibe für mich umsehen und sie könnten mir verraten, wie ich meinen Beruf hier ausführen kann, damit ich die Wohnung bezahlen kann.“, bat Holmes nun.

„Sie können gerne erst einmal bei mir bleiben, ich habe mehr Platz als ich brauchen kann!“

Das Lächeln das Watson nun gezeigt wurde, war allein für diesen bestimmt, denn Holmes erinnerte sich nur zu genau daran, dass er schon einmal eine ähnliche Unterhaltung mit einem anderen Watson gehabt hatte. „Wenn sie mit mir leben können, will ich es gern annehmen.“

„Dann sollten wir es versuchen! Ich bin sicher wir kommen toll zurecht!“ Strahlend gab der junge Arzt Gas. Derweil krallte sich Holmes doch ein wenig in den Sitzt.

„Davon bin ich auch überzeugt!“

Da näherten sie sich auch schon ihrem Ziel. „Sehen sie die Häuser dahinten? Da wohne ich.“

„Ich kann mich erinnern, wann sie gebaut wurden.“, erzählte Holmes stolz und war zufrieden.

„Man bemüht sich alles vom alten London zu erhalten, dass die Kriege und die Zeit überstanden hat. Drinnen ist es dagegen wesentlich moderner.“

Sie stiegen aus, als sie das Haus erreichten und Watson traf wie so oft ein fragender Blick. „Kriege?“

Der Arzt schlug sich gegen die Stirn. „Das können sie ja gar nicht wissen. Es gab drei Weltkriege“ wurde es ihm ruhig erklärt.

„Die ganze Welt hat Krieg geführt? Alle Länder? Und das ganze drei Mal?“ Holmes erschauerte und fühlte sich mit einem Mal sehr unwohl.

„Nun, zumindest die großen Länder waren involviert. Idiotisch wenn sie mich fragen. Als würde es etwas geben, dass wichtig genug wäre, um dafür massenweise Menschen in den Tod zu schicken.“ Als Watson wieder neben dem Detektiven stand, hielt sich dieser automatisch an dessen Arm fest und ließ sich ins Haus führen.

„Ich mag ihre Einstellung!“

„Man wünscht sich nur jeder Mensch würde so denken?“ fragte Watson schmunzelnd nach und schloss die Haustür auf.

„Dann wäre ich wohl arbeitslos.“, versuchte sich Holmes abzulenken. Der Arzt ergriff seine Hand.

„Kommen sie, ich zeige ihnen die Wohnung.“

„Gern!“, erwiderte Holmes und staunte schon im Flur. „Das sind ja sehr helle Gaslaternen und so klein! Ich hatte mich schon bei dieser Mrs. Gray gewundert. Da war so ein helles Licht, als ich aufwachte.“ Dann zuckte er zusammen, als eine Stimme Watson begrüßte und niemand da war, dem eine Stimme zuzuordnen war. Beruhigend wurde ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.

„Keine Panik, sie halluzinieren nicht. Das war Jane. Sie ist die Stimme einer künstlichen Intelligenz, die sich um die Wohnung kümmert.“

„Eine künstliche... Intelligenz?“ Watson wurde fragend angesehen.

„Schwer zu glauben, was? Aber fragen sie, sie nur, was sie wollen!“ Der Arzt hing seine Jacke auf und streckte sich.

„Sagen sie, Jane, hätten sie nachher Zeit, einen Tee mit mir zu trinken, damit wir uns einmal ausgiebig unterhalten können?“, fragte Holmes, der jetzt lieber weiter bei Watson bleiben wollte.

Wieder erklang die, neutral klingende, Frauenstimme. „Ich stehe jederzeit für eine Konversation zur Verfügung, Tee allerdings wäre schlecht für meine Schaltkreise.“

Und wieder runzelte Holmes die Stirn. „Was auch immer Schaltkreise sind...“, murmelte er leise, bevor er laut antwortete. „Gut, wie sie möchten. Wie kann ich sie erreichen, wenn ich mit ihnen sprechen möchte?“

„Sie können mich überall in dieser Wohnung erreichen, indem sie einfach das Wort an mich richten oder über einen Internetzugang.“

„Danke sehr, Jane!“ Holmes trat wieder näher an Watson. „Sie sagten, sie hätten Kleidung für mich?“

„Na klar!“ kommen sie nur mit, sie liegen im Gästezimmer!“

So ließ er sich ins Gästezimmer führen und sah sich um. „Ich nehme an, dass ist der Kleiderschrank?“, fragte er Watson und deutete auf eine Türe.

„Sie haben es erkannt. Wenn was fehlt schreien sie, ich mach uns solange Tee fertig.“ Watson zwinkerte ihm zu. „Natürlich nur, wenn sie mir sagen, was für Tee sie wollen.“

Da knöpfte sich Holmes bereits das Hemd auf und ließ es von seinen Schultern gleiten. „Ich überlasse ihnen die Wahl des Tees.“

Blaue Augen wanderten über den Entblößten. „Irgendwelche… Allergien, von denen ich wissen sollte?“

Holmes entkleidete sich weiter und schüttelte den Kopf. „Völlig unempfindlich gegen fremde Stoffe.“, erklärte er dabei ruhig und ließ die Hose zu Boden gleiten.

„Ekel? Gegen irgendwas?“

„Nein, sie haben vollkommen freie Hand!“, bestätigte Holmes sich noch einmal und zog seine Schuhe und seine Socken aus.

Watson verließ den Raum und wedelte sich kühle Luft zu, während er flüsterte: „Jane, Mach mir ein paar Fotos von dem Anblick.“

„Sie sind ein Spanner, John!“, flüsterte sie zurück bevor sich ihre Stimme abschaltete.

Fröhlich pfeifend schlenderte Watson nun in die Küche und füllte dort den Wasserkocher. „Wasser erhitzen.“ Das Gerät schaltete sich ein, bevor sich wieder Janes Stimme meldete.

„Ihr Auftrag ist erfüllt. Möchten sie das Ergebnis sehen?“

„Heute Abend, wenn ich ungestört bin“ bestimmte er. „Sag mir lieber ob ich Emails bekommen habe oder jemand angerufen hat.“

„Sie haben mehrere Anrufe von der Arbeit bekommen und ich soll ihnen ausrichten, dass sie sich ausschließlich um Mr. Holmes kümmern sollen, bis der Fall abgeschlossen ist. Natürlich dürfen sie ihm alles in der Pathologie zeigen, wenn er Interesse zeigen sollte. Außerdem haben sie mehrere Emails von ihrer Mutter erreicht. Sie ist die nächsten Wochen auf den Luft gepolsterten Seschellen mit ihrem neuen Freund.“

Da wurde der junge Mann hellhörig. „Neuer Freund? Wer und der wievielte ist es?“

„Es ist der fünfzehnte.“, kam es monoton. „Sein Name ist John Barrowman. Er ist dreißig und der Sohn eines Großindustriellen.“

„Momentane Vermögenslage?“

„Unbekannt.“

Ihr Eigentümer brummte nachdenklich. „Behalte das im Auge und setz für mich eine Antwort auf, von wegen ich wünsche einen schönen Urlaub, sie soll mir was mitbringen etc.“

„Natürlich John, ich werde alles zu ihrer Zufriedenheit erledigen!“, versprach Jane und schaltete sich wieder ab.

Watson bereitete inzwischen die Tassen vor und holte Teebeutel hervor. Doch genau da schaltete sich seine elektronische Haushälterin wieder ein. „Verzeihen sie, wenn ich mich wieder einschalte, John. Aber bei jemandem wie Sherlock Holmes sollten sie keine Teebeutel verwenden, sondern frische Blätter brühen. Sie finden sie im 3. Schrank, zweite Ablage, dritte Dose.“

Er kramte alles hervor. „Und wie genau mach ich das jetzt?“

„Ich werde ihnen das Wasser auf 80 Grad erhitzen. Sie geben dieses mit den Blättern in die Teekanne. Dann lassen sie das ganze ruhen, bis das Wasser in der Kanne 64 Grad hat. So können sie ihn servieren. Wenn sie dabei die Teekanne ihrer Großmutter verwenden, haben sie ein eingebautes Sieb, dass die Blätter später nicht mit in die Tassen lässt.“

„Meine Güte, dass ist ja viel zu aufwendig“ grummelte der Arzt, tat aber was Jane ihm gesagt hatte.

„Das ist die gute, englische Art, Tee zuzubereiten.“, erklärte ihm diese und schaltete sich wieder ab, genau in dem Augenblick, als das Wasser heiß genug war. „Sie haben nun 80 Grad Wassertemperatur!“

„Ok, dann wollen wir mal.“ Er goss das Wasser in die vorbereitete Kanne und dann in seinen Becher.

„Wenn ich ihnen noch einen Tipp geben darf, John?“, meldete sich Jane wieder.

„Immer her damit!“

„Legen sie Mr. Holmes noch Zitronenscheiben dabei und Zuckerstücke. Es wäre für einen wahren Engländer zwar ein Frevel Zucker zu verwenden, doch es kann möglich sein, dass er welchen möchte.“

„Wird gemacht!“ erklärte der Arzt und kramte die Utensilien hervor.

„Dann wünsche ich ihnen eine angenehme Teestunde mit dem berühmtesten Detektiven aller Zeiten!“, verabschiedete sie sich wieder.

„Jaja, lass mich nur allein“ murmelte der junge Mann und schnitt die Zitrone.

Als er schließlich wieder bei Holmes an der Zimmertüre klopfte, war dieser bereits fertig gekleidet und fühlte sich nun wieder deutlich sichtbar wohl in seiner Haut. So öffnete der Detektiv die Türe und lächelte ihn an. „Ihr Tee duftet köstlich, Watson!“

„Ich hoffe er ist so in Ordnung, Jane sagte mir, dass sie keinen Teebeutel haben wollen würden.“ Watson trug das Tablett hinein und stellte es auf einen Beistelltisch, in einer kleinen Sitzecke.

„Teebeutel?“ Holmes überlegte, bevor er vehement den Kopf schüttelte. „Ich habe von dieser Erfindung gehört, doch ich kann mir nicht vorstellen, einen ordentlichen Tee mit solchen Dingern serviert zu bekommen!“ Er schnaubte. „Danke, keine Teebeutel sind völlig in Ordnung.“

„Nun, ich kann mir nicht vorstellen ihn so zu trinken wie sie.“

Watson wurde mit einer erhobenen Augenbraue betrachtet. „Schließen sie die Augen!“ Gehorsam tat der junge Mann was ihm gesagt wurde. Dann füllte Holmes seine Tasse mit Tee, gab noch einen Spritzer Zitrone hinzu und blies ihn etwas kühler. Schließlich hielt er die Tasse an Watsons Lippen. „Versuchen sie!“

Vorsichtig nahm der Arzt einen Schluck und nickte dann. „Nicht schlecht.“

„Möchten sie eine ganze Tasse davon trinken?“, fragte Holmes nun lächelnd und zog seine Tasse wieder zurück.

Watson hob seinen eigenen Becher an. „Ich hab, aber vielen dank.“

Sie blieben ein paar Minuten still und tranken genüsslich ihren Tee, bevor Holmes wieder die Stimme erhob. „Mit vernünftiger Kleidung am Leib fühle ich mich gleich besser.“

„Mir reichen meine Jeans und meine Shirts“ grinste Watson und zupfte sich an seinem weißen Shirt rum. Daraufhin schüttelte sein Gegenüber den Kopf.

„Ich kann nicht nachvollziehen, wie man so freizügig herum laufen kann.“

„Es ist bequem“ konterte der Arzt.

„Es ist nackt!“, stellte Holmes fest. „Ganz besonders diese jungen Frauen die ich auf unserem Weg gesehen haben. Selbst bestimmte Damen in verschiedenen Etablissements sind besser gekleidet!“

Watson verfiel beinahe in einen Lachanfall. „Das mag wohl sein, aber wenn sie das einer Frau von heute sagen würden sie es bereuen!“

„Bereuen?“, fragte Holmes nach.

„Haben sie die Schuhe gesehen, die diese Frauen tragen? Stellen sie sich mal vor, so ein Absatz bohrt sich an eine bestimmte Stelle!“

„Trotzdem ist ihre Kleidung sehr billig gehalten!“, bestand Holmes und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem er seinen Tee abgestellt hatte. „Ich bin mir hingegen sicher, dass sie in einem entsprechenden Anzug sehr gut aussehen würden und sich präsentabel in der Partnersuche geben würden.“

Grinsend streckte Watson sich, so dass ein wenig Bauch entblößt wurde. „Ich kann auch so nicht klagen.“ Er wurde gemustert, als der Detektiv grinste.

„Sie machen Sport?“

„Wenn ich Zeit habe“ erklärte Watson gelassen.

„Ich boxe gelegentlich.“, erzählte ihm Holmes da freiwillig von sich.

„Boxen? Dafür ist ihre Nase aber noch ziemlich grade“ erklärte Watson grinsend. „Ich trainiere bloß ab und zu als Ausgleich für die Arbeit.“

„So ähnlich geht es mir auch!“, lächelte der Andere und schüttete sich Tee nach.

„Und boxen hilft ihnen sich zu entspannen?“

„Ja. Ich habe zwar schon lange keinen guten Gegner mehr gehabt. Doch es ist sehr entspannend und wohltuend.“, erklärte er weiter.

„Ich habe ein Trainingszimmer, wenn sie wollen können wir da einen Sandsack aufhängen.“

„Das wäre sehr zuvorkommend!“, lächelte Holmes und wechselte Abrupt das Thema. „Was für ein Doktor sind sie eigentlich?“

„Ich bin Pathologe“ erklärte Watson stolz. „Ich bin aber auch ausgebildeter Chirurg.“

„Und sie sind es gern!“, stellte Holmes grinsend fest.

„Es ist ein toller Job und ich hatte bis jetzt noch keine Patienten, die sich beschwert haben!“ Grinsend fuhr sich der Arzt durch die Haare.

„Dann wäre der Patient auch beim falschen Arzt!“, grinste der Andere fröhlich mit.

Watson kicherte. „Ich würde wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen, wenn eine der Leichen plötzlich ‚Au!’ schreit!“

„Dann ist es ja gut, dass ich nicht bei dir erwachte.“

„Stimmt, dann könnten wir jetzt nicht Tee trinken.“

„Was können sie mir denn empfehlen, was wir heute machen können?“

Genüsslich trank Watson seinen Tee leer, bevor er antwortete. „Das kommt darauf an, wonach ihnen der Sinn steht. Ich bin von offizieller Seite angewiesen worden auf sie aufzupassen, ich habe also alle Zeit der Welt. Wir könnten uns London ansehen, oder wir könnten daran arbeiten ihnen einen Überblick zu geben über die vergangenen 200 Jahre.“

„Vielleicht bekommen sie ja eine Kombination von Beidem hin.“, grinste Holmes zurück.

„Wir gehen rum und ich erzähle ihnen was ich weiß?“

„So in der Art dachte ich mir das!“, stimmte er zu und nickte.

Überlegend nickte Watson. „Wir könnten zu erst die nähere Umgebung erkunden, dann sind wir nicht weit weg, sollte es ihnen zu viel werden.“

„Wenn sie meinen das es richtig ist, werde ich mich dem anschließen.“

„Schön! Dann ziehen wir gleich mal um die Häuser!“

Sie erhoben sich und Holmes stieg über seine auf dem Boden liegen gelassene Kleider, als er zur Tür ging. Schon kurz darauf standen sie auf der Straße und Watson ergriff seinen Arm.

„Links oder rechts?“

Holmes führte ihn elegant nach links, weil ihm das miteinander gehen bekannt war. War das in seiner Zeit doch nichts besonderes, dass auch Herrn so etwas taten. „Frage beantwortet?“

„Absolut.“ Grinsend sah der Arzt ihn an. „Davon ist übrigens der Supermarkt.“

Holmes Blick glitt zu dem was Watson ihm sagte. „Ein Geschäft?“

„Genau, da kann man Lebensmittel und alles andere kaufen, was man so braucht.“

„Alles?“

Der Arzt nickte. „So gut wie.“

„Ich würde mir das gern betrachten!“, erklärte Holmes und sah ihn fragend an. „Ist das für sie in Ordnung?“

„Klar!“ Unbekümmert zog Watson ihn in den Supermarkt. Doch bei den Einkaufswagen blieben sie wieder stehen.

„Wofür ist das?“

„Die benutzt man, um die Waren während des Einkaufs bequem zu transportieren. Wollen sie einen benutzen?“

„Ja!“, bestimmte Holmes, fragte aber dennoch weiter, als er versuchte so ein Ding an sich zu nehmen und zu fahren. „Was ist mit einem ganz normalen Korb?“

„Die gibt es auch noch, aber besonders, wenn man viel kaufen muss, ist es leichter zu schieben, als zu tragen.“ Watson zog seine Geldbörse hervor und holte eine Münze raus, mit der er den Wagen löste.

Der Detektiv gab ein Geräusch von sich, das zeigte, er hatte verstanden, dann versuchte er endlich den Wagen. „Gibt es heute nur noch Großfamilien?“

„Ganz im Gegenteil, die Geburtenraten gehen zurück, aber viele kaufen nur einmal die Woche ein und brauchen dem entsprechend viel.“

„Aber die frischen Waren, wie Wurst, Käse und Fleisch verderben doch so schnell!“, stellte Holmes fest.

„Dagegen gibt es inzwischen Mittel und Wege“ versicherte der junge Mann und trat vorweg an die automatische Schiebetür.

„Faszinierend!“, hauchte der Detektiv und folgte ihm, wobei er aus dem Staunen nicht mehr heraus kam.

„Gefällt es ihnen?“ Watson strahlte wie ein Kind im Süßigkeitenladen, bei dem Erstaunen seines Begleiters.

„So viele Sachen!“, begeisterte sich Holmes und fasste alles an, an das er heran kam. Watson ließ ihn machen, auch wenn sie manche Leute begannen seltsam anzusehen. „Was ist das?“, fragte er auch immer mal wieder und hielt die unterschiedlichsten Früchte hoch, was in diesem Fall eine Pitahaya war.

„Eine Drachenfrucht, sie kommt glaube ich aus Mittelamerika.“ Watson besah sich die Äpfel. „Sie werden importiert, schmecken fürchterlich wenn sie nicht reif geerntet werden.“

„Bei der Geschwindigkeit, welche die Fortbewegungsmittel haben, kann man natürlich exotische Früchte aus aller Welt herholen.“, stellte Holmes fest. „Ich wüsste zu gern, wie sie schmeckt.“

„Dann kaufen wir sie!“

Da legte Holmes die Frucht wieder weg. „Es tut mir leid, aber ich habe hier kein Geld.“

„Machen sie sich darüber keinen Kopf, Scottland Yard zahlt ihre Ausgaben.“ Watson packte zwei Früchte ein. „Was wollen sie noch probieren?“

„Alles was ich noch nicht kenne!“, kam es prompt zurück.

Der junge Mann lachte auf. „Dann packen sie alles ein!“

So gingen sie durch den Supermarkt und Holmes packte tatsächlich alles in den Einkaufswagen, was er probieren wollte. Doch an der Kasse stockte er und erblasste sogar etwas, als er den Preis erblickte. „Das ist ja...!“ Doch sein Begleiter zuckte nicht mal mit der Wimper, sondern zahlte brav.

„Ich hoffe ihnen schmeckt auch alles, was sie da eingekauft haben.“

„Wer weiß...“ Holmes beobachtete, wie ihr Einkauf verpackt wurde und staunte, als es ihnen dann nicht übergeben wurde. „Ähm...“

„Man liefert sie direkt nach Hause. So müssen wir sie nicht schleppen“ erklärte Watson ihm ruhig.

„Und woher...? Die Adresse...?“

„Die ist auf meiner Kreditkarte gespeichert.“ Watson hielt das Plastikgeld hoch. „Damit zahlt man auch.“

„Das ist Geld?“, verblüfft, nahm Holmes ihm die Kreditkarte ab und betrachtete sie genau.

Watson führte ihn unterdessen nach draußen, wo sie den Wagen wieder abstellten. „Quasi. Mein Geld ist auf der Bank und mit dieser Karte habe ich Zugang zu meinem Konto.“

„Ich finde es ist keine gute Erfindung! Die Gefahr sich damit in Schulden zu begeben ist viel zu hoch! Alternativ muss man ständig seine Finanzen im Kopf haben.“, stellte Holmes fest.

„Sollte man das nicht eh?“ fragte Watson grinsend nach und nahm ihn wieder am Arm. „Jeder sollte doch wissen, wie er im Leben steht, auch finanziell. Kann man sich die Miete leisten oder das neue Sofa? Dafür muss man die Zahlen doch eh im Kopf haben.“

„Sehr wohl, das sollte jeder vernünftige Mensch. Doch ich sagte lediglich, dass die Gefahr für Schulden mit so einer Karte sehr groß ist, weil es genügend Menschen gibt, die der Versuchung nicht widerstehen können.!“

„Da haben sie natürlich recht. Aber diese Gesellschaft kümmert sich nicht um die Gefahren, solange es das Leben bequemer macht.“ Der Junge Arzt nickte zu einer Häuserwand, wo eine Kamera befestigt war. „Damit wird die Straße hier überwacht, diese Kamera sendet Bilder in eine Zentrale, wo sie jederzeit angesehen werden können. Wen interessiert unsere Privatsphäre, wenn es doch so ‚sicherer’ ist. Diese Welt ist leider nur technologisch fortschrittlich.“

Sein Freund schürzte die Lippen. „Seltsame Zeit! Warum sollte man mich bei so einer Überwachung brauchen? Außerdem...“ Er schüttelte sich. „...ich bin nicht der Typ, der sich derartig überwachen lässt!“

„Tja, der Nachteil einer Demokratie ist, dass auch die Idioten wählen gehen und dann denen die Macht geben, die so was veranlassen.“

„Politik ist eben nun einmal die Herrschaft der Dummen über die Blöden.“, beendete Holmes dieses doch zu ernste Gespräch für ihre Unternehmung und sah die Straße entlang. „Ich bin viel mehr gespannt, was sie mir noch so alles zeigen werden, Watson!“

„Ochlokratie, was?“ Der junge Arzt schmunzelte. „Aber sie haben recht, wir sollten weiter gehen!“ So gingen sie weiter und Holmes war von den unterschiedlichsten Fahrzeugen beeindruckt, die an ihnen vorbei kamen. Manch einmal musste Watson ihn sogar daran hindern, hinter etwas her zulaufen. Dann wurde er immer missbilligend angesehen.

„So lassen sie mich doch!“

„Sie werden noch überfahren“ erwiderte Watson ruhig und zog ihn weiter. Daraufhin brummte der Detektiv nur und sah von weitem etwas das mit viel Licht warb. Watson folgte seinen Blick und wandte dann den Kopf, etwas verlegen ab. „Watson?“, fragte er nach.

„Ich weiß nicht, ob das was für sie ist.“

„Erklären sie sich!“

„Das… ist ein Gay Club…“

„Aber das ist doch hervorragend!“, begeisterte sich Holmes und ging weiter auf den Club zu. Doch der junge Arzt hielt ihn zurück.

„Ich glaube sie verstehen nicht.“

„Was sollte es da nicht zu verstehen geben?“, bekam er sofort eine Gegenfrage.

„Mit Gay meine ich Homosexuell!“

Noch immer wurde Watson fragend angesehen, war das Wort Homosexuell doch in dem Sinne eine Erfindung der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. „Mh? Ich muss gestehen, dass ich diesen Begriff hin und wieder mal hörte, doch man ihn mir nie erklären konnte.“

„Nun, die offensichtliche Herleitung beschreibt es schon gut.“ Watson fuhr sich durch die Haare und zerwühlte diese. „Im Klartext: Das hier ist ein Club für Männer, die sexuelle Kontakte zu anderen Männer suchen.“

Holmes hingegen blinzelte und fand es niedlich, wie er mit den zerzausten Haaren aussah. „Nun, für ein geheimes Etablissement ist es aber ganz schön offensichtlich!“

„Wieso geheim?“ Watson sah ihn verwirrt an. „Die verteilen sogar Kondome am Eingang, daran ist nichts geheim.“

„So eine Liebschaft ist gesetzlich verboten!“, stellte der Detektiv sofort klar. Blaue Augen blinzelten ihn verwirrt an.

„Es war mal verboten?“

Dem konnte Holmes nur nickend zustimmen. „Es stand unter Strafe und man landete dafür gut und gern einige Jahre im Zuchthaus!“

„Das wusste ich gar nicht“ erklärte Watson sich. „Also heutzutage ist es legal! Gleichgeschlechtliche Paare dürfen sogar heiraten!“ Dafür erntete er ein Lächeln.

„Ich mag ihre Toleranz!“

Der Arzt zuckte die Schultern. „Ist doch das natürlichste der Welt.“

„Das gab es zu meiner Zeit noch nicht.“, erklärte sich Holmes noch einmal und sah ihn wieder fragend an. „Was ist eigentlich ein Kondom?“

„Ein Verhütungsmittel.“ Watson kramte sein Portmonee hervor und zog ein kleines silbernes Päckchen hervor. „So was hier.“ Neugierig wurde es ihm aus der Hand genommen und Holmes fühlte, dass sich darin etwas glitschiges befand.

„Und wie funktioniert das?“

„Ich glaub so was gab es in ihrer Zeit auch, nur aus Tierdärmen. Man streift es sich über und hat so Schutz vor Krankheiten und Schwangerschaft.“

Holmes bekam es aufgerissen und zog eine Augenbraue hoch. „Schutz? Die Dinger sind so sicher wie eine Granate in den Händen eines Kindes!“

„Die hier sind zu 99% sicher. Ich wollte nur erklären, dass die Handhabe dieselbe ist.“

Noch immer war der Detektiv nicht überzeugt und betrachtete sich das Kondom genauer, bevor er es begann aufzublasen. Schmunzelnd wurde er angesehen.

„Ich glaube das macht jeder beim ersten Mal.“

Er entließ die Luft wieder und packte es in seine Jackentasche. „Ich werde das in meinem Zimmer genau prüfen. Kommt Luft heraus, ist es undicht!“

„Ich hab zu Hause noch mehr, falls sie mehr Material benötigen.“

„Davon können sie ausgehen.“, erklärte Holmes lächelnd. Watson erwiderte den Blick grinsend.

„Wollen sie mal rein sehen?“

„In diesen Club?“, fragte Holmes nach.

Watson nickte und zuckte dann die Schultern. „Falls es sie interessiert.“

„Ich bin an allem interessiert und wenn es nur daher ist, um Informationen zu sammeln!“, erklärte der Detektiv und schlug den Weg ein.

„Seien sie nur nicht schockiert“ bat der Blonde ihn, als er zu ihm auf schloss. „Und gehen sie mit niemandem in einen Hinterraum.“

„Was auch immer sie damit meinen...“ Vor der Tür des Clubs richtete Holmes noch einmal seine Jacke und nahm seinen Hut ab.

Um diese Zeit war nicht viel los, weshalb auch der Eintritt frei war. Nicht einmal der Türsteher hatte bereits seinen Dienst angetreten. „Dann kommen sie, verpassen wir ihnen einen Kulturschock.“

Im Innern fanden sie einen modernen Nachtclub vor, der dennoch fast 24 Stunden am Tag geöffnet hatte und Holmes sah sich staunend um. Sein Arm wurde da wieder ergriffen.

„Und? Wohl nicht das, was sie erwartet haben?“

„Es ist...“ Holmes fand nicht die richtigen Worte und ließ sich zur Bar ziehen. „...so etwas kenne ich nicht.“

„Das macht nichts, das Leben wäre ja auch langweilig würde man alles kennen.“

Der Barkeeper lächelte sie an und trat zu ihnen. „Schon so früh am Tag in Feierlaune, meine Herzchen?!“

„Das Leben ist eine einzige Party!“ erwiderte Watson grinsend und zwinkerte dem anderen Mann zu. „Trotzdem will ich nur ein Wasser.“

„Gern!“ Er zwinkerte zurück und lächelte Holmes dann eindeutig an. „Und was kann ich für dich tun, Schätzchen?“ Der stutzte etwas und fragte dann höflich nach der Karte, die ihm auch sofort gereicht wurde.

„Danke, ich werde ihnen gleich sagen, was ich möchte.“ Dann wand er sich an Watson. „Was können sie mir empfehlen?“

Der Arzt lehnte sich ihm entgegen und studierte die Karte. „Was trinken sie denn unter normalen Umständen?“

„Bis jetzt habe ich noch alles überlebt!“, schmunzelte Holmes.

„Dann…“ Watson ließ einen Finger über der Karte kreisen. „Versuchen sie das hier!“ Er deutete auf einen Drink.

„Ein Swimmingpool?“, fragte Watson nach und nickte. „Gut!“ Dann wandte er sich an den Barkeeper und bestellte den Cocktail. Zur selben Zeit bekam der Arzt sein Wasser.

„Ich hoffe es wird ihnen schmecken.“

„Ich bin gespannt!“ Holmes lächelte und sah sich von seinem Platz aus weiter um. Ganz nebenbei kommentierte er die verhältnismäßig leise Musik, die er eher für schlechten Krach hielt und Watson fragte, woher sie kam. Jener deutete auf mehrere Lautsprecher.

„Die funktionieren quasi wie der Trichter bei einem Grammophon.“

„Interessant!“ Holmes überlegte. „Gibt es auch die Möglichkeit, kleinere Trichter aufzuhängen?“

„Janes Stimme ertönt über Lautsprecher und die sind so gut wie nicht zu sehen“ erklärte Watson zustimmend.

Holmes schüttelte nun den Kopf. „Ich dachte eher, ob man es auch leiser machen kann!“

„Das hat nichts mit der Größe zu tun, aber man kann es tatsächlich leise drehen, wenn man wollte.“

Er nickte und bekam endlich seinen Drink. „Danke sehr!“

Watson hob sein Glas Wasser. „Dann auf ein neues Erlebnis!“

„Auf eine neue Zeit!“ Auch wenn er von seiner Traumidee noch nicht abgebracht war, stieß Holmes lächelnd mit ihm an.

„Auf ein neues Leben!“ stimmte der Arzt zu und trank von seinem Wasser gespannt auf Holmes Reaktion, bezüglich des Drinks. Jenem schmeckte es sogar besonders gut, weshalb er den Cocktail schnell leerte.

„Köstlich!“

„Schön, dass ihnen etwas ihrer neuen Zeit so mundet!“

„Ihre Begleitung ist auch sehr angenehm!“, lächelte Holmes und bestellte noch einmal nach.

„Ja?“ Geschmeichelt lächelte Watson und lehnte sich gegen den Tresen. „Sie haben also nichts dagegen mit mir durch London zu wandern?“

„Warum sollte ich?“, fragte der Schwarzhaarige nach und lächelte offener.

Watson zuckte die Schultern. „Vielleicht werde ich ihnen bald lästig.“ Ihm wurde auf die Schulter geklopft.

„Das hat ihr Ur- Großvater auch zu Beginn gehofft.“

Watson lachte auf. „Das kann ich kaum glauben.“

Holmes bekam seinen zweiten Drink und lachte mit. „Wer weiß...“

„Ich weiß das, ich hab schließlich seine Notizbücher gelesen, da wirkt es nicht so.“

Nun errötete der Detektiv und wand kurz seinen Blick ab. „Führen sie auch Notizbücher?“

„Nur sporadisch“ erklärte der Blonde. „Ich führe genau Buch über meine Arbeit und habe einen privaten Blog… Verzeihung, damit meine ich, dass ich es nicht niederschreibe. Ich arbeite mit einem Computer, wo ich meine Notizen auch gespeichert habe.“

„Was auch immer ein Computer ist...“

Der Barkeeper lachte, hatte er das doch mitbekommen und gesellte sich wieder zu ihnen. „Du scheinst wie ein Kind, Süßer! Woher kommst du, dass du all das nicht kennst?“

„Er kommt vom Land“ warf Watson da schnell ein, bevor Holmes antworten konnte.

Holmes selbst rümpfte daraufhin die Nase und erhob das Wort. „Ich hätte gern noch so einen Saft!“

„Wenn sie es vertragen, Süßer!“ erklärte der Barkeeper und mixte ihm noch einen.

Da rutschte der Detektiv etwas näher zu seinem Begleiter und flüsterte in sein Ohr. „Sind die Bedienungen in dieser Zeit alle so aufdringlich?“

„Nur, wenn man einen süßen Hintern hat“ versicherte Watson ihm.

Dennoch stimmte ihn das nicht zufrieden und er sah zum Ausgang. „Ich würde gleich gern gehen!“ Sein Begleiter nickte gelassen.

„Das können wir gern machen, wollen sie dann gleich zurück?“

Wieder sah sich Holmes um, bevor er nickte. „Ich würde gern zurück!“

„In Ordnung. Wollen sie noch auf ihren Drink warten oder lieber gleich gehen?“

„Der Drink ist sehr lecker, ich werde ihn noch schnell trinken.“, erklärte Holmes und wirkte trotz allem sehr entspannt.

„Dann sollten sie es sich munden lassen!“

Und das tat Holmes auch, nachdem er ihn bekommen hatte, genau in einem Zug. „Mhhh, sehr gut!“

Watson zahlte die Drinks und erhob sich dann. „Wollen wir dann?“ Sein Begleiter erhob sich ebenfalls und nickte.

„Gern!“

Automatisch wurde Holmes Arm wieder gegriffen. „Nur nicht hetzen.“

Dennoch ging Holmes schnellen Schrittes aus dem Club. „Draußen ist es bestimmt angenehmer!“

„Draußen ist es recht frisch“ warnte Watson ihn da aber bereits vor und kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, wurde der Schritt des Detektiven schon nicht mehr ganz so gerade.

„Sehr angenehm!“

„Dann gehen wir jetzt ganz gemütlich zurück zu meinem Haus.“

„Wissen sie, dass hat ihr Ur- Großvater auch immer gesagt, wenn wir Abends spät unterwegs waren.“, erzählte Holmes dabei vergnügt.

„Hatten sie da auch immer getrunken?“

„Oh nein, ich trinke nicht so oft!“, versicherte Holmes. „Es gibt wesentlich bessere Wege, den Geist zu erweitern!“ Watson hatte eine gute Vorstellung davon, was er meinte.

„Wollen sie mir sagen, welche das sind?“

„Das kommt ganz auf die Situation an. Wenn ich keinen Fall habe, benutze ich gern Morphium. Kokain ist in einer 7%tigen Variante auch sehr angenehm.“, erklärte Holmes da ganz unbedarft.

Nervös fuhr Watson sich durch die Haare. „Ich sage es ja nur ungern, aber inzwischen sind diese Substanzen illegal…“ Da wurde er vergnügt im Gehen angestoßen.

„Den Witz finde ich gut!“

„Das war kein Witz“ wurde es dem Detektiv ruhig erklärt.

Holmes lachte und schüttelte den Kopf. „Das können sie gern jemand anderes erzählen!“

Watson seufzte nur frustriert, als er merkte, dass er gegen eine Wand redete. „Wir reden morgen noch mal drüber.“

„Sie geben zu schnell auf, mein Freund!“, stellte sein Begleiter fest und hatte inzwischen wirklich mit seinem Gleichgewichtssinn zu kämpfen.

„Ich weiß einfach, wann ich geschlagen bin.“ Watson nahm seinen Arm und legte ihn sich um die Schultern. „Sie sind ganz schön groß für nen Mann aus dem 19ten Jahrhundert.“

„Und sie sind ganz schön clever für einen Mann aus ihrer Zeit!“, konterte der Wiederbelebte und schmiegte sich perfekt an Watson, ganz so, wie er es früher immer getan hatte.

„Ich gebe mein Bestes!“ versicherte ihm der Arzt und stützte ihn auf dem Weg zurück.

Im Haus angekommen, hielt sich Holmes gleich an einer Wand fest und begann die Stirn zu runzeln. „Seltsamer Alkohol! Er schmeckt gar nicht danach.“

„Das liegt daran, weil die anderen Zutaten im Geschmack dominanter sind.“ Sanft umfassten ihn die Arme des Arztes. „Ich helfe ihnen in ihr Zimmer.“

Er sah diesen mit roten Wangen an, aber kicherte. „Hinterhältig!“

„Sehr hinterhältig“ stimmte der Blonde zu und zog ihn von der Wand weg. „Kommen sie, nur schnell die Treppe hoch.“

Für einen Mann dieser Zeit und seines Formates, schmiegte sich Holmes unglaublich sanft an Watson, als dieser ihn ein Stockwerk höher brachte. „Sie wollen mich jetzt aber nicht zum Schlafen bringen?“

„Nicht doch. Sie legen sich bloß etwas hin. Schlafen können sie wann immer sie es wollen.“

„Aber ich will doch mit Jane Tee trinken!“, bestand Holmes. „Und ich wollte von ihnen noch so viel erfahren!“

„Dafür haben sie doch alle Zeit der Weilt“ erklärte Watson ihm ruhig. „Also nur nicht hetzen.“

Sie erreichten das Zimmer des Detektiv und der lachte. „Nur so lange, bis ich erwache!“

„Wollen sie denn aufwachen? Wenn das hier tatsächlich nur ein Traum ist, warum ihn dann nicht bis aufs letzte auskosten?“

Da glitzerte etwas in Holmes Augen und als Watson ihn aufs Bett setzen wollte, zog er diesen einfach mit. Nebeneinander liegend, nutzte dieser die Gelegenheit und antwortete. „Sie haben Recht, warum nicht...!“ Dann küsste er den Arzt.

Blaue Augen weiteten sich, bevor sie sich gänzlich schlossen und sich Arme wieder um den Wiedererweckten legten.

Der Kuss war kurz und unbeholfen, vor allem da sie beide nicht genau wussten, wie der Andere weiter reagieren würde. Dennoch grinste Holmes danach breit. „Das wollte ich schon immer mal tun!“

„Du wolltest immer schon mal jemanden küssen?“ fragte der Andere ihn außer Atem.

„Nein, ich wollte schon lange einmal mit dir küssen!“, erklärte Holmes und sah ihn an.

Watson kicherte und blieb weiter neben ihm. „Solange kennst du mich gar nicht!“

Da wiederholte Holmes seine Tat und strich ihm danach über die glatt rasierte Wange. „Du warst es, der mir sagte, ich könne hier alles tun, was ich schon immer tun wollte. Also habe ich das getan, was ich in der Realität nie machen würde!“

„Ach und in deiner Realität würdest du nie mit einem so hübschen Kerl wie mir rum knutschen?“

„Dafür kämen wir ins Zuchthaus, mein lieber Watson!“, erklärte er ruhig und wollt ihn erneut küssen.

Blonde Brauen zuckten zusammen und der Arzt wich ihm aus. „Mich gibt es in deiner Realität nicht…“

„Aber dich gibt es hier...“, säuselte der Betrunkene und hielt ihn am Hals fest. Seufzend zog Watson ihn fest in die Arme.

„Wieso schläfst du nicht erst einmal deinen Rausch aus?“

Er hörte ein leises schnauben, auch wenn sich der Detektiv zufrieden an seine Brust schmiegte. „Das sagst du immer...“ Sanft begann Watson ihm durch das Haar zu streichen.

„Ja? Und was mach ich noch immer?“

„Du hältst mir den Rücken frei und bist immer da...“, erzählte Holmes und gähnte.

„Ich muss wohl auf dich aufpassen“ erwiderte der Blonde ruhig, ohne das Streicheln zu unterlassen.

„Du bist meine Familie!“, säuselte der Schwarzhaarige nun und begann langsam einzuschlafen.

„Und du bist meine“ versicherte Watson, in dem Wissen, dass sein Vorfahre wirklich so gefühlt hatte.

„Nur deine Weibergeschichten... das solltest du unterlassen!“, kam es noch einmal gegrummelt, bevor Holmes endgültig im Land der Träume versunken war.

„Darüber musst du dir bei mir wirklich keine Sorgen machen“ murmelte Watson dem Schlafenden noch zu.
 

Am nächsten Morgen wurde Watson unsanft geweckt, denn ein Alarm von Jane drang penetrant an sein Ohr und die hübsche Stimme rief eindringlich seinen Namen. „John, sie müssen erwachen!!!“

Unwillig öffneten sich da seine blauen Augen. „Was willst du?“

„Mr. Holmes ist in Gefahr, er braucht dringend einen Arzt!“

„Ich bin Arzt…“ nuschelte Watson und taumelte aus dem Bett. „Wo ist er?“

„Zur Zeit befindet sich Mr. Holmes im Badezimmer, das an sein Schlafzimmer angrenzt. Sein Puls ist in den vergangenen Minuten auf über 180 Schläge die Minute gestiegen. Das wird er nicht lange durchhalten, besonders, da es immer schneller wird!“, erklärte Jane, was ihre Sensoren maßen. Erst dann ging er zur Tür des Bades und klopfte.

„Mr. Holmes? Alles in Ordnung? Kann ich rein kommen?“

„Ja...“, erklang es matt durch die Türe.

Vorsichtig, weil er nicht wusste, wo Holmes stand, öffnete Watson die Tür. „Alles ok?“ Er fand diesen am Rand der Badewanne sitzend, leicht blass bläulich und schwer atmend.

„Ich... ich... sie...“

Der Arzt trat neben ihn und legte ihm die Hände auf Brust und Rücken. „Können sie für mich mal tief durchatmen?“ Das versuchte der Detektiv auch, wobei es äußerst zittrig wirkte.

„Ganz ruhig, atmen sie ganz langsam und ruhig. Konzentrieren sie sich nur auf meine Hände.“ Wieder tat Holmes was der Arzt ihm sagte und so schafften sie es nach einigen Minuten, dass sich sein Atem beruhigte. Dennoch blieben sie noch eine ganze Weile zusammen und Watson unterstützte mit seinen Händen die Atembewegungen.

„Würde ich träumen, hätten sie mir niemals gesagt, dass es so ist...“, flüsterte Holmes noch eine Weile später und fühlte sich wie ein Häufchen Elend.

„Die Realität hat sie etwas schnell eingeholt, oder?“ Watson ließ ihn los, nur um sich neben ihn zu setzen. „Wollen sie darüber reden?“

„Alles ist weg, alles ist anders. Ich bin in einer völlig fremden Welt und kann nicht zurück!“

Vorsichtig wurde nach Holmes Hand gegriffen. „Ich kann verstehen, was das für ein Schock sein muss, deshalb will ich ja helfen.“

„Ich fühle mich gerade, als wäre ich ein Sandkorn im Nichts. Ohne Vergangenheit und was wird sein, wenn ich den Grund meines Hierseins gelöst habe?“ Holmes sah Watson an und zitterte.

„Ich weiß nicht, was die Zukunft für sie bereit hält, ich kann ihnen nur durch die Gegenwart helfen, Schritt für Schritt.“

„Ich danke ihnen sehr, Watson!“, erklang es ehrlich und Holmes versuchte ein Lächeln, dass doch sehr unsicher wirkte.

„Sie müssen einfach erst einmal Fuß finden, dann klappt der Rest schon von ganz allein.“

Graue Augen wurden weich und wandten sich ab. „Sie kennen meine Zeit, vielleicht sollten sie mir alles Wichtige das sie zu dieser Zeit unterscheidet, der Reihe nach erklären, damit ich mich ein wenig zurecht finden kann...“

„Das klingt gut. Damit sie sich schnell zu Recht finden erkläre ich ihnen am Besten erst mal, was neu ist und wie sie damit zu Recht kommen. Wie alles funktioniert oder entwickelt wurde kann man später noch durchnehmen.“

„Verzeihen sie, Watson. Ich weiß nicht genau wie sie mich kennen, aber ich will ehrlich sein.“, warf der Dunkelhaarige da ein.

„Nur zu.“

Da erklärte Holmes, dass es nicht ganz so einfach werden würde. „Ich bin jemand der alles genau wissen will, vom Ursprung, bis hin zum aktuellen Zeitpunkt. Ich würde daher gern alles von ihnen lernen. Nicht nur, was Jane genau ist, sondern auch, wie sie entstand und all das andere technische was heute von Bedeutung ist. Außerdem würde ich gern lernen, wie man heute so ist, wie man lebt und all so etwas. Können sie mir das beibringen?“

„Ich will es gerne versuchen. Ich werde sicher nicht alle Fragen beantworten können, aber dann kann Jane sicher aushelfen.“ Lächelnd drückte Watson seine Hand. „Passen sie nur auf, im Nu sind sie ein richtiger Mann des 21ten Jahrhunderts!“

„Danke sehr!“ Holmes sah ihn an und erwiderte den Händedruck.

„Dann kommen sie, raus aus dem kalten Bad und rein in den neuen Tag!“ Watson stand auf und zog ihn mit sich. Doch er wurde noch einmal aufgehalten.

„Sagen sie, Watson...“

„Ja?“

„Es geht um gestern.“, erklärte Holmes. „Was ist passiert, nachdem sie mir sagten, dass ich hier tun kann, was ich möchte?“

Watson war bemüht die Röte aus seinem Gesicht zu halten. „Sie waren ziemlich betrunken und wurden sentimental, da habe ich sie zu Bett gebracht.“

„Und warum lagen sie so wenig bekleidet heute Morgen neben mir?“

„Wie ich sagte, sie waren sehr sentimental und betrunken, da wollte ich sie nicht allein lassen. Außerdem ist es schön neben einem warmen Körper zu schlafen.“ Dem hätte Holmes zustimmen können, doch er tat es nicht. Statt dessen ließ er sich von Watson hinaus bringen, damit sie Frühstücken konnten. Danach wollte er sich frisch machen und ließ einen lauten Schrei los, als er das Wasser im Bad aufdrehte. Selbst nur im Bademantel, stürmte sein Mitbewohner kurz darauf ins Bad. „Geht die Welt unter??“

Holmes deutete auf die Decke. „Sie haben einen üblen Wasserschaden!“

Watson sah nach oben und grinste dann erleichtert. „Nein, nein. Das ist die Dusche.“

Der Detektiv schüttelte den Kopf. „Die gibt es nur im Zuchthaus und in der Arme! Außerdem sind es kleine Metallköpfe, aus denen das Wasser sprüht! Hier tropft es eindeutig aus der Decke!“

„Das hier funktioniert genauso, wie damals, nur dass der Duschkopf versteckt in der Decke liegt.“ Watson drehte das Wasser ab. „Wenn sie genau hinsehen, entdecken sie die Löcher.“ Das tat Holmes auch und staunte nicht schlecht. Er kletterte sogar etwas um sich alles genauer zu betrachten.

„Drehen sie das Wasser noch einmal an?“

Watson antwortete nicht, sondern drehte den Hahn auf.

Ganz begeistert hielt Holmes immer wieder eine Düse zu und begann auch mit ihr zu üben. Als Zielscheibe nahm er Watson und wenn er diesen traf, kicherte er vergnügt, was er versuchte hinter studierenden Lauten zu verstecken.

„Wuah!! Ich hatte schon noch vor zu duschen!“ lachte der Arzt und versuchte immer wieder ihm auszuweichen. Doch Holmes hatte es schnell raus ihn zu treffen und machte ihn somit klatsche nass.

„Zu meiner Zeit waren Duschen in Gemeinschaftsräumen, also, lassen sie uns den Ursprung des Duschens nutzen!“

Wie angewurzelt blieb der Arzt stehen. „Sie… sie wollen mit mir duschen?“ Da traf ihn ein weiterer Wasserstrahl und Holmes stand kurz danach wieder auf dem Boden.

„Dafür sind Duschen doch da, sonst verwendet man eine Badewanne.“

Watson zögerte nur kurz, bevor er grinsend den Bademantel fallen ließ. „Ok!“

Holmes fingerte derweil wieder an den nostalgisch angehauchten Drehknöpfen am Wasserhahn um das Wasser auf eine angenehme Temperatur zu bringen. „Das freut mich!“

„Ist Rückenschrubben im Service inbegriffen?“ fragte der Blonde, wartend, das er sich umdrehte. Als Holmes das tat, blieb er erst einmal stehen und sein Blick musterte den nackten Körper vor sich genau, war er doch völlig glatt rasiert.

„Also?“ Erwartend grinste der Arzt ihn an. Nur schwer konnte ihm der Andere wieder in die Augen sehen, bevor er nickte.

„Natürlich!“

Der Blonde zwinkerte ihm zu und stieg dann unter die Wasserfalldusche.

„Ist es ihnen so angenehm?“, fragte Holmes nach der Wassertemperatur und folgte ihm.

„Es ist perfekt“ stimmte Watson zu.

„Das freut mich!“ Holmes lächelte und ließ es sich unter dem Wasser gut gehen.

„Ich liebe diese Art zu duschen“ säuselte Watson da und räkelte sich unter dem Wasser. Er wurde aus den Augenwinkeln genau betrachtet.

„Das ist nicht zu übersehen.“

„Ich finde es fühlt sich an, wie ein heftiger Sommerregen. Sehr sinnlich und intensiv.“

Holmes begann nun selbst das Wasser zu genießen und stimmte dem mit wohligen Geräuschen zu. Da rückte der Arzt etwas näher zu ihm.

„Wären sie so freundlich mir das Shampoo zu geben? Die schwarze Flasche da vorne.“

Wieder gab er ein zustimmendes Geräusch von sich und tat, worum er gebeten wurde. „Bitte sehr!“

„Vielen Dank“ hauchte Watson dich an seinem Ohr.

Holmes überkam eine Gänsehaut und schüttelte sich leicht, bevor er dem Arzt seine Privatsphäre zum Waschen lassen wollte. „Gern geschehen.“

Jener füllte sich etwas Shampoo in die Hand und reichte ihm die Flasche dann zurück. „Ich habe noch drei andere zur Auswahl, sie können sich einen Duft aussuchen.“

Neugierig öffnete Holmes die Flaschen und schnüffelte, wobei sein Blick immer wieder zu Watson glitt, als dieser sich den Kopf wusch.

Der Blonde summte genießerisch, als er sich die Kopfhaut massierte und Holmes tat es ihm gleich, nachdem er sich für einen Duft entschieden hatte. Da strichen die Ellbogen des Arztes über seine Schultern, als sich jener die Haare ausspülte. Sofort richtete er seinen Blick wieder auf diesen und lächelte. „Sie machen das wirklich gern!“

„Es gibt nichts besseres, als einen gepflegten Körper.“

„Sie sind überall unbehaart.“, erklärte Holmes daraufhin, dass er aufgepasst hatte.

„Es gibt viele Dinge, die so angenehmer sind.“ Watson lehnte sich ihm wieder entgegen. „Jetzt hätte ich gerne diese Flasche dort. Wenn es keine Umstände macht.“ Natürlich bekam er erneut, was er wollte, als Holmes sich nun neugierig umsah.

„Wo ist denn die Seife?“

Watson wedelte mit der Flasche vor seinem Gesicht. „Flüssige Seife. Wenn es ihnen lieber ist, können wir später Feste kaufen.“

„Ich probiere es gern aus!“ Holmes lächelte und klaute ihm die Falsche.

„Hey!“ lachte Watson und wollte ihm die Flasche wieder abnehmen. Vergnügt wich der Detektiv ihm aus.

„Ich bin zu erst dran!“ beharrte der Arzt amüsiert und griff, um den Anderen herum, nach der Flasche. Dabei rieben sich ihre Körper verspielt aneinander und Holmes lachte.

„Sollte ich ihnen nicht den Rücken schrubben?“

„Schaffen sie das denn?“ wurde es da dicht an seinem Ohr gehaucht.

„Ich glaube nicht, dass es so schwer sein sollte!“, grinste der Schwarzhaarige zurück und errötete. Blaue Augen trafen intensiv auf graue, bevor Watson sich von ihm löste und ihm den Rücken zudrehte.

„Dann bitte.“

Holmes presste die Lippen aufeinander und drückte sich etwas von der Seife auf die Hand. „Riecht gut!“, stellte er fest, als er daran roch und dann hauchzart über den Rücken strich.

„Deshalb habe ich es ausgesucht“ hauchte Watson und ließ genießerisch den Kopf nach vorne sinken. Jede seiner Muskelpartien wurden dabei eingeschäumt uns Holmes prägte sie sich genau ein.

„Ist es so, wie sie wollten?“

„Mhh… sehr angenehm.“

So wurde der Arzt noch etwas weiter verwöhnt, bis kein Schaum mehr da war. „Ihr Rücken ist fertig!“

„Schon? Wie schade“ säuselte Watson und drehte sich lächelnd wieder zu ihm um.

„Ihr Rücken ist halt nicht größer.“, lächelte Holmes zurück und reichte ihm die Seife. „Möchten sie auch?“

„Gern.“ Watson nahm erst die Seife an und griff den Detektiv dann an den Schultern, um ihn umzudrehen und der wartete darauf, was ihn jetzt erwarten würden. Ohne zu zögern begann da auch der Blonde ihn einzuseifen, allerdings ging das bei ihm schon in eine Art Massage über. Das brachte Holmes zum seufzen und er lehnte sich den Fingern entgegen. Jene schienen sich auch nicht gänzlich an die Grenzen des Rückens halten zu wollen. „Gut so?“

„Wunderbar!“, hauchte Holmes zur Antwort.

„Sie sind ganz schön muskulös“ hauchte Watson und fuhr mit den Fingern über die Rückseite von Holmes Armen.

„Das liegt am Boxen...“, hauchte der Detektiv genießend zurück.

„Ich habe bis jetzt noch keinen Boxer kennengelernt, der eine so schöne Rückenmuskulatur hat.“

„Sie schmeicheln mir, Watson!“, kicherte Holmes nun.

„Ich sage nur die Wahrheit!“ versicherte der junge Arzt ihm. Er traf eine besonders empfindsame Stelle bei Holmes, der sofort erschauerte. Watson grinste und wiederholte sein Tun.

„Sie sind wirklich sehr gut!“, keuchte es danach.

„Ich tue bloß mein möglichstes“ hauchte der Blonde und strich federleicht über den Rücken.

Da fiel Holmes leicht nach vorn und hielt sich an der Wand fest. „Sie sollten ihren Berufsstand überdenken!“

„Sie meinen jeder sollte in den Genuss meiner Hände kommen?“ wurde es da zart in das Ohr des Detektivs gehaucht.

„Nein!“, erwiderte Holmes und drehte ihm mit geröteten Wangen den Kopf zu. „Nicht jeder!“

„Dann wollen sie mich engagieren?“ fragte der Blonde grinsend nach.

„Sie sind eingestellt!“, bestätigte Holmes, als er noch immer diese talentierten Finger fühlte und drehte sein gerötetes Gesicht dem Wasser von oben entgegen. Dabei rieb sich seine Wange an der Stirn des Arztes.

„Dann gehören meine Hände jetzt ganz ihnen.“

„Wie schön!“ Holmes lächelte und ließ sich Wasser in den Mund laufen. Die Hände wanderten da zu seinen Schultern und kneteten diese sanft, weshalb er weiterhin Genusslaute von sich gab. Watson lehnte sich dabei so dicht an ihn, dass er ihm über die Schulter sehen konnte.

„Ihnen scheint es ja sehr zu gefallen.“

„Verziehen sie, Watson. Aber ich nehme nicht an, dass es ihnen etwas ausmacht. Es ist offensichtlich, dass sie eher auf das männliche Geschlecht stehen. Daher lasse ich die Gefühle in diesem neuen, so empfindlichen Körper zu. Sollten sie sich doch daran stören, kann ich verstehen, wenn sie gehen!“ Holmes erschauerte unter seinem Blick und sah dann doch beschämt zur Seite. Da bekam er einen zarten Kuss auf die Wange, doch bevor Holmes darauf reagieren konnte hatte Watson ihn bereits fest im Griff.

„Ist es das, was sie wollten?“

„Oh...!!“ Fast hätten die Knie unter dem Detektiv nachgegeben und er lehnte sich gegen den starken Körper hinter sich. Watson hielt ihn, indem er ihn mit einem Arm umfasste, die freie Hand strich derweil über intimere Stellen.

„Ja!“, keuchte Holmes und schloss genießend die Augen. Ein fast ähnliches Keuchen erklang neben seinem Ohr, bevor Watson zart in sein Ohrläppchen biss. Da drehte er diesem sein Gesicht zu und küsste ihn brennend, während er sich in die Hand drückte. Watsons Arm um ihn festigte sich und er brachte so auch sein eigenes Verlangen ans Licht. Automatisch bewegte Holmes seinen unteren Rücken so, dass er dieses dabei immer wieder streifte.

„Gott…“ hauchte Watson da verlangend gegen seine Lippen.

„Ich will den Verstand verlieren!“, erklärte Holmes, was er von dem Arzt erwartete und stieß in dessen Hand.

„Dann weiß ich genau das Richtige.“ Grinsend drehte Watson ihn um und drückte ihn gegen die Wand, bevor er auf die Knie ging.
 

In kuschelige Handtücher gewickelt saßen die Beiden eine Weile später auf dem Boden der Dusche, jeweils an den Anderen gelehnt und grinsend.

„Für einen Mann, von 235 Jahre, warst du gar nicht schlecht“ erklärte Watson dabei und streckte sich gegen ihn. Er lachte und stupste den Arzt an.

„Ich bin und bleibe der Beste! Aber für einen jungen Hüpfer, wie du es bist, warst du auch nicht schlecht!“

„Ich habe ja auch schon 15 Jahre Erfahrung!“ erklärte der Blonde fast schon stolz.

Holmes kicherte und küsste ihn. „Das merkt Mann!“ Watson stimmte ins Kichern ein.

„Ich schwöre auch, dass ich besser bin als damals!“

„Ich kann dir auch versichern, dass dein Ur- Großvater auch niemals so mutig gewesen war, wie du!“, erzählte ihm Holmes von seinem Mut. „Er hätte das niemals getan!“

Eine blonde Augenbraue wurde skeptisch gehoben, doch Watson ging nicht weiter darauf ein. „Nun, scheinbar hat sich mein Mut bezahlt gemacht.“

„Ich würde eher sagen, dass es äußerst befriedigend war.“ Holmes legte seine Arme um den Arzt und kuschelte sich an. „Eine äußerst schönes Möglichkeit den Tag zu beginnen!“

„So sollte jede Dusche sein!“ stimmte Watson ihm gerne zu.

„Und wie geht es heute weiter?“, fragte Holmes nun neugierig.

„Nun, wir ziehen uns an, frühstücken und starten dann die Schulzeit!“
 

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so, für alle die, welche es noch interessiert... wie auch schon in der ff 'Nichts ist endgültiger als der Tod' geschrieben:

holmes und watson sehen aus wie im film... nur das Holmes größer ist als watson, also wie im buch

So begannen sie mit dem Unterricht. Jeden Tag ließ sich Holmes erklären, was zum Alltag gehörte und wie es dazu gekommen war. Die Geschichte des Computers, bis hin zu Jane; die Entwicklung des Automobils und vieles mehr. Doch er lernte noch mehr, als Watson ihm erzählte, denn er ließ sich nachts, wenn dieser Schlief, von Jane die Geschichte der vergangenen 200 Jahre berichten und schlief daher sehr wenig. Deshalb geschah es auch, dass er hin und wieder neben Watson einnickte, wenn er Dinge gezeigt bekam und sein Kopf dabei auf dessen Schulter fiel. Watson ließ sich davon nicht stören, weshalb sie auch oft am nächsten Tag noch zusammen geschmiegt waren. Da der Arzt dazu neigte Frühsport zu machen erwachte er immer recht zeitig und genoss nun die schlafende Gesellschaft. Sie entwickelten dabei eine angenehme Vertrautheit, auch wenn sie seit dem ersten Morgen nicht mehr intimer geworden waren. Holmes begann sogar Watson so selbstverständlich zu behandeln, wie dessen Ur- Großvater und er wachte gern an dessen Seite auf. Diesen Morgen erwachte er sogar, weil Watson ihm vergnügt durch die Haare fuhr und diese zerwuschelte.

„Ich wünsche dir einen guten Morgen!“ Holmes lächelte und streckte sich. „Verzeih, wenn ich wieder eingeschlafen war. Aber Jane hat mir die Nacht zuvor vom dritten Weltkrieg erzählt und wie die Asiaten ihn beendet haben. Ich konnte sie einfach nicht unterbrechen!“

„Ist doch völlig in Ordnung“ versicherte Watson und kraulte weiterhin durch die schwarzen Haare.

„Was wolltest du mir denn gezeigt haben, bevor mir die Augen zugefallen sind?“, fragte der Detektiv nach und genoss die Zuwendung.

„Eine Erfindung, die um deine Zeit gemacht wurde, aber erst im 20 Jahrhundert groß raus gekommen ist!“

„Und das wäre?“, fragte Holmes neugierig.

Grinsend ließ Watson von ihm ab und griff nach einer Fernbedienung vom Nachttisch. Mit Knopfdruck öffnete sich die Wand gegenüber des Bettes und entblößte einen großen Flachbildschirm.

„Noch ein Computer?“, fragte der Detektiv tatsächlich etwas gelangweilt.

„Nein, ein Fernseher!“

Holmes legte den Kopf schief und pikte ihm in den Bauch. „Was ist das?“

„Schau es dir an!“ Watson schaltete ihn an.

Der Detektiv sah einige Sekunden auf den Fernseher. Er kannte das Gerät bereits kleiner, von einem Computer, doch dort konnte er nur lesen und schreiben. Zumindest hatte er nicht mehr benötigt, daher nicht nachgefragt und kannte nicht mehr. Doch hier sah er Menschen, die er hören konnte und die sich bewegten. Staunend stand er auf und begann den Fernseher zu betasten. „Ihr habt Minimenschen gezüchtet? Wie kommen die da rein und wie leben und ernähren sie sich dort?“

„Nicht ganz, das sind quasi Bilder von ganz normalen Menschen. Die werden so schnell abgespielt, dass es für das Auge so aussieht, wie eine fließende Bewegung. Der Ton wir parallel dazu abgespielt.“

Holmes versuchte noch immer in das Gerät zu greifen um die Personen zu greifen. „Das ist doch Unfug! Natürlich lässt sich das menschliche Auge bis zu einem gewissen Grad täuschen. Aber das geht doch zu weit!“

Watson kicherte, begeistert, Holmes wieder fasziniert zu haben. „Das läuft inzwischen digital, wie beim Computer. Du siehst an die 30 Bilder pro Sekunde!“ Der versuchte nun zu sehen, was ihm gesagt wurde um zu verstehen und zu glauben, doch es war unmöglich.

„Wie soll das möglich sein?“

„Sei ein Schatz und hol mir Stift und Papier, dann zeig ich es dir.“

„Ja, Mama!“, kam es kindlich zurück, bevor Holmes tat, worum er gebeten wurde und schließlich zu Watson zurück kam. „Bitte sehr!“

Watson nahm beides an und klopfte dann auf dem Platz neben sich. „Komm, ich zeig dir was ich meine!“ Vergnügt begann der Arzt ein Daumenkino anzufertigen und malte dazu einen springenden Ball auf die Papierseiten. „Und jetzt schau!“

Als sich die Seiten bewegten, nickte Holmes und kuschelte sich wieder an, nachdem er dem Arzt das Papier geklaut hatte. „Doch, das kenne ich!“

Ganz automatisch kraulte Watson ihm wieder durch die Haare. „So funktioniert auch Fernseher und Film, nur noch schneller.“

„Du sagst das so, als ob es noch mehr gibt, als das!“, stellte Holmes fest und deutete auf das Programm. Watson reichte ihm die Fernbedienung und zeigte ihn die Knöpfe.

„Da kannst du hin und her schallten.“

Und das tat Holmes auch begeistert. „Wie kann man bei so viel positivem Freizeitangebot überhaupt noch auf die Idee kommen, Verbrechen zu begehen?“

„Verbrechen werden aus denselben Gründen begangen wie immer. Gier, Eifersucht und Langeweile!“

„Du bist gut informiert!“, lächelte Holmes und sah gebannt auf das Fernsehgerät.

„Gehört zur Berufsbeschreibung!“ erklärte Watson grinsend und zog verspielt an seinen Haaren. Da wedelte der Detektiv mit seiner Hand.

„Nur weil man zur Polizei gehört, heißt es nicht, dass man auch denken kann!“

„Nun, man sollte zumindest darauf hoffen!“

„Wenn jeder diese Einstellung hätte, würde die Welt untergehen!“, tadelte Holmes nun sanft. „Hoffnung bringt niemanden weiter!“

Watson lachte und beugte sich hinab, um spielerisch in Holmes’ Nase zu beißen. „Dann bist du wohl ganz hoffnungslos, was?“

Ein kleiner Schatten huschte über Gesicht, bevor er ernsthaft zustimmte. „Du hast mich durchschaut, das hast du wahrhaft!“ Besorgt runzelte Watson die Stirn und strich ihm über beide Wangen.

„Was ziehst du denn für ein Gesicht?“

Genießend schloss Holmes die Augen und brummte. „Gar nichts...“

„Habe ich was Falsches gesagt?“ Das Kraulen wurde wieder aufgenommen.

„Nein, du hast nur die Wahrheit gesagt.“ Holmes seufzte und sah wieder auf den Fernseher. „Ich hab mich mit Jane auch über die Bücher unterhalten, die dein Ur- Großvater unter dem Pseudonym Arthur Ignatius Conan Doyle geschrieben hat. Was ich da über mich gelesen habe, stimmt. Aber es fehlt auch sehr viel...“

Das Kraulen ging in liebevolles Streicheln über. „Ich weiß was du meinst. Die Bücher waren für die damaligen Massen geschrieben, deshalb diese Darstellung. Ich habe die Notizbücher gelesen und die strotzten nur so mit deiner Seele. Es gab keine Seite auf der du nicht mindestens zwei Mal erwähnt bist.“

„Da sagst du es...“ Holmes lächelte müde und zeigte so, wie sehr ihn die letzte Zeit angestrengt hatte. „Und ich fühle mich, als ob all das in der damaligen Zeit zurück geblieben ist. Auch meine Hoffnungen...“

Traurig sah Watson auf ihn hinab. „Und niemand hat dich gefragt, ob du her kommen willst oder ob du hier zurecht kommen würdest. Jetzt bleibt dir nichts anderes übrig, als damit zu Recht zu kommen.“

„Ich hab doch meinen Watson, der das für mich übernimmt!“ Holmes schmuste sich richtig an und seufzte gegen dessen Bauch, als er mit dem Gesicht dagegen lag.

„Ich muss mich also um dich kümmern?“ So gut es in ihrer Position ging, legte Watson die Arme um ihn.

„Tust du das nicht schon seit der ersten Minute?“, kam es leise zurück.

„Da scheine ich ja direkt in die Falle gegangen zu sein“ lachte der Blonde leise. „Das hast du sehr geschickt eingefädelt.“

„Alles reine Berechnung!“, murmelte Holmes gegen Watsons Bauch. Jener kicherte, weil es ihn kitzelte.

„Dann bin ich wohl jetzt dein Gefangener!“

„Hm mh!“, brummte der Detektiv weiter zustimmend gegen ihn und festigte seinen Griff.

„Nun, da ich für dich verantwortlich bin, muss ich jetzt aber auch dafür sorgen, dass du wieder bessere Laune hast!“ Sanft wurde an den schwarzen Haaren gezogen. „Irgendwelche Vorschläge, wie ich das anstellen soll?“

„Weiß nicht! Is gerade so bequem hier!“, nuschelte es nun gegen Watson.

„Du willst also so bleiben?“

„Wenn du keine besseren Ideen hast!“ Holmes kicherte und änderte seine Position so, dass nicht nur sein Gesicht gegen Watsons Bauch lag, sondern sein restlicher Körper auch noch zwischen dessen Beine glitt.

„Hm… mir kämen so schon ein paar Ideen.“

„So, so...“ Holmes küsste den Bauch unter sich. Watson zuckte kichernd zusammen.

„Ich bin kitzelig!“

„Nicht bewegen!“, gebot der Detektiv und küsste ihn erneut. „Sonst fall ich doch runter!“

„Dann muss du dich…“ wieder begann Watson zu kichern, „…festhalten!“

Das tat er auch, wobei er dabei äußerst anregend über den anderen Rücken strich. „Hmm…“ Stillhalten tat Watson dennoch nicht, viel mehr begann er sich nun etwas unter dem Detektiv zu winden. Dennoch war Holmes zufrieden, was er mit einem Seufzen ausdrückte und Watson einen erneuten Kuss auf den Bauch drückte. „Ich bin gern bei dir!“ Ein Strahlen breitete sich auf Watsons Gesicht aus.

„Das geht mir genauso!“

„Aber wollten wir nicht fern sehen?“, fragte Holmes verspielt und streichelte ihn weiter.

„Neihein! Ich wollte dir den Fernseher nur zeigen!“ erklärte der Blonde genüsslich.

„Das ist aber gemein! Erst lockst du mich und dann lenkst du mich ab!“, grinste der Detektiv zurück.

„Die Frage ist doch aber“ warf Watson ein, „was ist die Lockung und was die Ablenkung?“

Die Finger kraulten ihn weiter, während die Lippen dieser Finger auf seinem Bauch wanderten. „Muss ich dir die Frage wirklich beantworten?“

„Möglich, dass du das schon tust“ antwortet Watson gurrend.

„Es war schön in der Dusche...!“, schien sein Freund das Thema zu wechseln.

„Ja, sehr schön“ wurde ihm zugestimmt.

„Hast du schon mal daran gedacht, dass zu wiederholen?“, hauchte es nun, als eine Zunge seinen Bauchnabel umkreiste. Ein wimmerndes Geräusch verließ den Blonden.

„Mehrfach!“

„Vielleicht sollten wir es dann tun?“

Die Zunge stach nun in den Bauchnabel und Holmes saugte die Haut darum in seinen Mund. „Das müssen wir unbedingt!“ stimmte Watson keuchend zu. Da glitten Holmes Hände zum knackigen Hintern des Arztes.

„Dann entspann dich!“

„Völlig entspannt“ gurrte der junge Arzt.

Das brachte Holmes zum grinsen und er begann sich tiefer zu küssen und dabei die eng anliegende Hose mit sich zu ziehen. Watson biss sich auf die Unterlippe und drückte den Kopf zurück ins Kissen. Dann fühlte er den ersten Kuss auf sein Intimstes. Ein Keuchen entwich daraufhin Watsons Kehle und er erschauerte.

Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass der Arzt jemandem so nahe wahr, ganz im Gegenteil, doch in diesem Moment hätte er geschworen, dass er nie etwas so intensives erlebt hatte. Hauchzarte Berührungen ließen seinen Körper abwechseln kalt und heiß erzittern und sein Herz schlug ihm schon jetzt bis zum Hals. Er krallte eine Hand neben sich ins Bettlacken und ließ die anderen in die schwarzen Haare des Detektivs wandern. „Ohh… das ist echt gut…“

Wie zur Belohnung saugte Holmes seine Härte da tief in die Hitze seines Mundes und bearbeitete dabei seine Eichel mit seiner Zunge. Watson spürte mehr, als dass er hörte, wie er selbst stöhnte und sich dem Anderen entgegen streckte. Deshalb wurde er noch weiter bearbeitet und hin und wieder knabberte Holmes sogar elektrisierend an ihm. So dauerte es nicht lange, bis Watson unter diesem entflammt zuckte. Ihm wurde sogar noch verführerisch der Hoden gekrault. Blaue Augen wurden fest zusammengekniffen. „Oh, oh, oh! Ich…oh!“ Da entließ ihn Holmes aus seinem Mund und massierte ihn mit Hand und Daumen verführerisch weiter.

„Ja, komm für mich!“

Watson konnte gar nicht anders, als diesem Befehl folge leisten. Lächelnd rutschte Holmes leben ihn und küsste ihn zufrieden.

„Du machst jedem Vulkan Konkurrenz!“

Glücklich und zufrieden strahlte Watson ihn an. „Das ist ein Kompliment für dich!“ Er bekam noch einen Kuss, als Holmes ihm etwas gestand.

„Du bist der Erste, bei dem ich das mache!“ Es klang deutlich mit, dass das in allen Bereichen galt, zumindest wenn es darum ging, einen Mann als Partner zu haben.

„Ernsthaft?“ Erstaunt sah der Arzt ihn an. „Du bist so gut beim ersten Mal? Ich hab mich völlig blamiert, als ich es das erste Mal probierte!“

„Du hast mich inspiriert!“, erklärte Holmes grinsend und küsste ihn. Hatte er doch den Wunsch, dass sich der Arzt revanchierte. Glücklich zog Watson ihn an sich.

„Dann soll ich dich mehr inspirieren?“

„Ich bin ein gelehriger Schüler!“, lächelte Holmes eindeutig zweideutig zurück.

„Hm und was soll ich dir beibringen?“

„Das überlasse ich dir!“, hauchte der Detektiv, bevor er den Arzt verlangend küsste. Watson nutzte das, um sie zu drehen, so dass er oben auf lag und Holmes ließ ihn willig gewähren.

Ein Weile später lagen sie beide gesättigt in den Armen des jeweils anderen. Auch wenn es nicht zum äußersten gekommen war, hatten sie es heiß getrieben und Watson strich glücklich durch Holmes Haare. Der war in einem Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit, wobei er zufrieden genoss, was ihm geschenkt wurde. Der Blonde wollte ihn nicht daraus reißen und hielt seine Berührungen so zart. Dabei ließ er sich durch den Kopf gehen, wie unglaublich gut ihn ein einfacher Blowjob hatte fühlen lassen und auf einmal war es, als würden ihm die Schuppen von den Augen fallen.

„Ach du scheiße.“ Nach nur ein paar Wochen hatte er sich bereits, bis über beide Ohren in Sherlock Holmes verliebt. Der grunzte aufgrund des Geräusches und rollte sich näher an.

„Hmmmmhh?“

Watson fuhr sich sorgenvoll mit der Hand übers Gesicht und zog den Anderen dann näher. „Du hast mich ganz schön in Bredouille gebracht.“

„Du bringst mich auch um den Verstand...“, nuschelte der Halbschläfer zurück.

Leise auflachend wurde der schwarze Schopf geküsst. „Dann haben wir wenigstens was gemeinsam.“ Damit weckte Watson Holmes aber richtig und der sah blinzelnd zu ihm hoch.

„Gemeinsam?“

„Ja, ich dachte wir baden zusammen. Meine Wanne ist nämlich was ganz feines“ erklärte der Blonde, wie aus der Pistole geschossen.

„Gern!“, erwiderte Holmes und küsste ihn. „Ein Bad ist jetzt genau das Richtige!“ Er deutete auf ihre klebrigen Körper und lachte. Holmes wurde lächelnd die Nase geküsst.

„Dann komm. Schwing deinen knackigen Hintern aus dem Bett.“

Watson wurde mit gezogen, als der Detektiv aufstand, da dieser den Körperkontakt nicht verlieren wollte. „Ich bin gespannt, was mich jetzt erwartet!“

„Nun, es wird eindeutig Zeit, dass ich dich mit dem luxuriösesten, was ich habe bekannt mache!“ Der Arzt zog seine Arme um sich und trottete so mit ihm ins Bad, wo eine riesige Badewanne den größten Platz einnahm.

„Sie bietet auf alle Fälle genügend Platz für uns beide!“, grinste Holmes und küsste ihn beim Gehen.

„Sie bietet noch mehr als das!“ wurde es ihm versichert.

Holmes beobachtete nun, wie Watson die Wanne füllte und das sich im warmen Wasser sofort Schaum bildete und es wohl duftend roch. „Mhhh!“

„Vanilleöl wird direkt mit eingelassen, sogar die Temperatur lässt sich exakt einstellen.“

„Schön!“, erklärte Holmes und klatschte dem Arzt sanft auf den Hintern, bevor er in die noch nicht vollständig gefüllte Wanne stieg. Watson folgte ihm grinsend und machte es sich direkt zwischen seinen Beinen bequem, so dass er sich gegen Holmes’ Brust lehnen konnte. Sofort legten sich zwei Arme um den Arzt und hielten ihn.

„Wenn die Wanne voll ist, zeige ich dir einen Trick!“

„Gern!“, brummte Holmes zufrieden und legte seinen Kopf auf Watsons Schulter ab. So konnte er sitzen bleiben, bis der Blonde sich vorbeugen musste, um das Wasser auszustellen und etwas anderes anzustellen.

„Oh!“, entwich es da dem Schwarzhaarigen und er bewegte seinen Hintern über den Wannenboden. „Ohhh!“, wiederholte er dann noch einmal angenehm überrascht.

„Gut?“ fragte Watson, nach hinten gewandt, nach und grinste dabei breit.

„Uuuund wie...!“, stimmte Holmes zu und ließ sich intim massieren. „Ohhh... jaa... schöönn...!“

„Das ist meine Definition von Luxus!“ erklärte Watson und schmiegte sich an ihn.

„Das ist... etwas anderes!“, hauchte der Detektiv ihm da ins Ohr und ließ sich vom Wasser verwöhnen.

„Sauerstoff, wird durch kleine Düsen in die Wanne gepumpt“ erklärte der Blonde entspannt, den Wissensdurst seines Freundes kennend.

„Es ist mehr...!“, stellte Holmes klar und streichelte ihn.

„Beschreib es“ forderte jener grinsend.

„Es massiert.“, tat Holmes das und verdeutlichte seine Erklärung indem er Watson noch näher an sich zog um ihm die Auswirkungen spüren zu lassen.

„Hmm…“ Genüsslich drückte der Arzt sich ihm entgegen. „Das tut es.“

„Du hättest mich warnen können!“, keuchte Holmes schmunzelnd.

„Wo wäre da der Spaß?“

„Du wolltest mich also erneut verführen?“

„Ich gestehe, dass ich dir eigentlich nur eine Freude machen wollte.“

Watson wurde nun etwas angehoben, damit er danach gänzlich auf Holmes Schoß zum sitzen kam. „Das hast du, mein lieber Watson, das hast du!“

„Da bin ich froh!“ Lächelnd wandte der Arzt den Kopf so weit nach hinten, dass er Holmes küssen konnte.

„Es ist wunderbar hier drin!“, bestätigte der noch einmal und legte seine Arme fest um Watson um zu genießen.

„Deshalb habe ich die Wanne gekauft, weil es nichts Besseres gibt, um mich nach einem harten Arbeitstag zu entspannen!“

Watson hatte seinen Satz kaum beendet, als es an der Haustüre klingelte. „Was zum…!?“ frustriert lehnte der Arzt seinen Kopf nach hinten auf Holmes Schulter. „Wer ist an der Tür, Jane?“

„Ihre werte Frau Mutter, Mrs. Elisabeth Susanne Watson.“

Entsetzt schloss der Arzt die Augen. „Ach scheiße! Was will die Frau hier??“

„Das kann ich ihnen nicht beantworten, John.“

Da klingelte es wieder und zwar mehrfach, bis Watson kapitulierte. „Lass sie rein.“ Er drehte sich zu Holmes um und küsste ihn. „Tut mir leid, ich versuche sie abzuwimmeln!“ Der schmunzelte und erwiderte den Kuss.

„Schon gut, ich wäre erfreut, sie kennen lernen zu dürfen!“

„Dann solltest du dich besser anziehen, sonst versucht sie noch dich weg zuschnappen!“

Da stand Holmes widerwillig auf und griff sich ein Handtuch. „Ich werde dann in ein paar Minuten zu euch stoßen.“

„Ist gut!“ Auch der Arzt hüpfte aus dem Wasser und warf sich einen Bademantel über. „Erwarte aber nicht zuviel, sie ist…anstrengend…“

„Ich bin einiges gewohnt!“, zwinkerte Holmes und verließ wie er war das Bad.

Der Blonde war gerade dabei in seine Jeans zu steigen, als sich ihm bereits ein „Johnny!“ näherte. Eine Frau, die nicht älter aussah als er selbst, jedoch bereits die 50 Jahre erreicht hatte, stürmte auf ihn zu und zog ihn an sich. „Johnny, mein Junge!“

Mit leidender Miene erwiderte der junge Arzt die Umarmung. „Mum, du erdrückst mich!“

„Es ist so fürchterlich!“, erklang sie da leidend und schob ihn ins Wohnzimmer. „Aber sag mir, warum hast du so lange gebraucht um mich zu begrüßen?“

Er deutete auf seine nassen Haare. „Ich war im Bad.“ Da erstarrte er plötzlich, weil sich in seinem Wohnzimmer die Koffer stapelten.

„Aber du sollst doch nicht zu lange baden, mein Schatz! Das geht auf den Kreislauf!“, betüddelte sie ihn sofort und befühlte seine Wangen.

„Ich war keine fünf Minuten im Bad, dank deiner Störung!“ Grummelnd wich er ihren Händen aus. „Erklär mir lieber was das Zeug hier soll!“

Sofort erklang ihre Stimme wieder leiden und sie sah völlig verzweifelt aus. „John... er... er...“ Ihr Sohn schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

„Ist es schon wieder vorbei?“

„Ja!!!“, weinte Elisabeth und klammerte sich an ihn. Seufzend tätschelte ihr Sohn ihr den Rücken.

„Das ist ja alles ganz fürchterlich, aber deshalb kannst du nicht hier einziehen.“

„Natürlich kann ich das! Schließlich bist du mein größter Schatz!“, bestätigte sie sich und hielt sich weiter an ihrem Sohn fest.

„Du kannst nicht bleiben, dafür ist die Wohnung viel zu klein!“ beharrte ihr Sohn da weiter.

„Natürlich kannst ich das!“, versicherte sie erneut. „Das habe ich doch schon öfter!“

„Ja“ bestätigte Watson und dachte sich das ‚leider’ lieber nur. „Aber dieses mal geht es nicht!“

„Ach und warum nicht?“ Elisabeth zog die Nase hoch und sah ihren Sohn an wie ein kleines Mädchen.

„Weil das Gästezimmer schon belegt ist!“

Ihr Blick wurde ungläubig, hatte Watson doch sonst nur Besuch, der auch mit diesem in einem Bett zusammen schlief. „Und wer soll das sein?“ Antworten musste ihr Sohn ihr nicht mehr, da in diesem Moment ein Räuspern erklang.

„Verzeihen sie, Mrs. Watson, dass ich das Gästezimmer belege.“, begrüßte sie Holmes höflich und trat auf sie zu. Die gutaussehende blonde Frau musterte ihn ausgiebig, bevor sie zum Gruß die Hand ausstreckte.

„Nicht doch. Dafür freue ich mir viel zu sehr, sie kennen zu lernen.“

Ihre Hand wurde ergriffen und sie erhielt einen höflichen Handkuss zur Begrüßung. „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Mrs. Watson! Mein Name ist Sherlock Holmes.“ Sie blinzelte ihn irritiert an.

„Das ist ein schlechter Scherz, oder?“

„Nein, Madame, das ist mein Geburtsname!“, erwiderte Holmes freundlich.

„Wer ist denn auf diese Idee gekommen??“

„Mein werter Bruder, Mycroft hat meinen Eltern gesagt, wie toll er den Namen findet und so wurde ich unter dem Namen getauft.“, erklärte Holmes weiter zuvorkommend.

„Das ist doch…“

Ihr Sohn unterbrach sie mit einem Räuspern. „Mum, das ist DER Sherlock Holmes!“

„Wuha?“, entfleuchte es da der vornehmen Frau. Vorsichtshalber ergriff ihr Sohn sie beim Arm, damit sie nicht zu Boden ging.

„Alles ok?“

„Du willst mich veralbern, mein Schatz!“, lächelte Mrs. Watson unsicher.

„Ich meine es völlig ernst“ versicherte ihr Sohn und steuerte sie in Richtung Sofa.

Holmes ließ sich derweil auf einem Sessel und musste schmunzeln, als er ihren Blick sah, der von Abscheu, Lust und Neid auf John Watson sprach.

„Aber wie kannst du dich nur mit so jemandem abgeben, mein Schatz?“

Die Augenbrauen ihres Sohnes wanderten in die Höhe. „Jetzt hör mal!“

„Das sind doch keine normalen Menschen! Binnen kürzester Zeit aus der Retorte gezüchtet!“, plusterte sie sich auf.

„Mum!“ rief ihr Sohn da schockiert. „Das ist doch jetzt wirklich nicht der Ort, solche Vorurteile zu verbreiten! Holmes ist aus gutem Grund hier und das sollte dir genügen!“

„Wie lange wird er dir auf der Tasche liegen? Und was geschieht nach diesem Grund, mein Sohn!“, fragte sie etwas verärgert nach.

„Er liegt mir weniger auf der Tasche, als du es regelmäßig tust!“ grollte Watson ihr entgegen. „Und wie die Zukunft aussieht, sieht man dann!“ Entschuldigend sah er Holmes an. „Tut mir leid, dass du das hören musst. Sie benimmt sich wirklich unmöglich.“

„Du brauchst dich nicht entschuldigen!“, lächelte Holmes zurück. „Ich kann ihre Vorurteile verstehen. Ich komme aus dem Nichts, soll mich einleben und einen Fall lösen und was danach kommt ist ungewiss. Sie weiß nicht, dass deine Unkosten für mich, von Scottland Yard übernommen werden und du weißt selbst, dass ich mit all dem noch meine Schwierigkeiten habe.“, versuchte er Verständnis zu zeigen, auch wenn ihn das Psychisch wieder sehr weit zurück warf. Watson bemerkte sein Unwohl, weshalb er vorwurfsvoll seine Mutter ansah.

„Das ist kein Grund jemanden so zu behandeln.“

Elisabeth seufzte und lenkte ein, weil sie sah, wie wichtig Holmes ihrem Sohn bereits geworden war. „Nun gut, ich werde meine Stadtwohnung vorerst beziehen. Aber ich komme dann heute Abend zum Dinner und wir besprechen noch einmal alles in Ruhe, ja?!“

„Ist gut…“ Noch immer nicht wieder gut gestimmt erhob der Arzt sich. „Soll ich dir mit den Koffern helfen?“

„Gern, mein Schatz!“, lächelte seine Mutter und nickte, als sie vorging und ihm die Türen aufhielt. Seufzend raffte Watson ihre Koffer zusammen und schleppte sie aus der Wohnung.

Auf der Straße angekommen, wartete Mrs. Watson darauf, dass John die Koffer abstellte. Dann nahm sie seine Hand und streichelte diese. „Ich wollte dir vorhin nicht zu nahe treten. Aber ich mache mir Sorgen um dich!“

„Du machst dir immer sorgen“ erwiderte ihr Sohn, nun etwas besänftigt. „Aber auch wenn du es gut meinst, schießt du gerne über das Ziel hinaus.“

„Wenn ihr es wirklich ernst meinen solltet, kann ich darüber hinweg sehen, was er ist. Aber ich habe solche Angst, dass er dir auch das Herz bricht! Und das kann er, ich habe gesehen, wie du ihn ansiehst!“, versuchte sie ihm zu erklären.

„Mach dir keine Gedanken, wenn mir das Herz gebrochen wird, weine ich mich dieses Mal halt bei dir aus. Außerdem hört ein Herz nicht auf zu schlagen, nur weil es gebrochen wurde.“

Zärtlich strich sie ihm über die Brust. „Sei vorsichtig, mein Schatz, ja?“

„Bin ich doch immer!“ versicherte er ihr.

„Dann bis heute Abend!“, verabschiedete sie sich jetzt, gab ihm einen Kuss und stieg in ein Taxi. Dessen Fahrer wies sie noch an, die Koffer zu verstauen. Ihr Sohn trottete unterdessen zurück ins Wohnzimmer.

„Holmes?“

Der saß noch immer im Sessel und sah aus dem Fenstern. „Bin hier.“ Unschlüssig trat Watson neben ihn.

„Alles ok?“

Sanft wurde nach Watsons Hand gegriffen und er auf den Schoß des Schwarzhaarigen gezogen. „Du bist ein bisschen durch den Wind...“

„Nicht nur ich, oder?“ Watson schloss die Augen und schmiegte sich an den Anderen.

„Deine Mutter hat Recht...“, seufzte Holmes jetzt leise und küsste den Hals des Arztes.

„Meine Mutter ist bloß übervorsichtig!“ versicherte der Arzt ihm.

„Sie hat dich sehr gern.“, stellte Holmes fest.

„Ich bin der Einzige den sie noch hat.“ Watson seufzte schwer. „Deshalb klammert sie auch so.“ Sein Freund lächelte.

„Ist schon gut! Es ist immer wichtig, die eigene Familie zu schützen!“

Mitfühlend wurde der Detektiv geküsst. „Trotzdem…“

„Kann es sein, dass du dich um mich sorgst?“, kam es leise zurück.

„Ich dachte wir hatten festgestellt, dass das mein Job ist!“ Leicht schmunzelnd sah er Holmes an. „Aber mal ehrlich, du siehst wochenlang niemanden außer mir und dann ist der erste andere Mensch so … unhöflich zu dir!“

„Es wäre schön, wenn es nicht nur dein Job wäre...“, flüsterte Holmes zu erst, bevor er den Kopf schüttelte. „Ganz unrecht hat sie nicht. Es ist widernatürlich...“ Das Gesicht des Schwarzhaarigen wurde ergriffen und jener geküsst.

„Nichts an dir ist falsch oder widernatürlich! So was darfst du nicht sagen!“

Zuerst erwiderte er den Kuss voller Hingabe und hielt Watson dann fester. „Du bist so lieb zu mir!“

„Das ist nun nicht nur mein Job, sondern meine Freude!“

Glücklich streichelte Holmes seinen Freund und schmiegte sich an. „Dann kann ich dir ja ein Geheimnis anvertrauen...“

„Ein Geheimnis?“ Neugierig und fragend sah Watson ihn an.

„Du wirst es noch nicht einmal aus den Notizbüchern deines Ur- Großvaters erfahren haben!“, erklärte Holmes und senkte traurig den Blick.

„Du hattest ein Geheimnis vor ihm?“ fragte Watson da erstaunt nach.

„Er hatte mich sehr gern!“ Holmes seufzte und ihn überzog eine tiefe Trauer des Verlustes. „Und ich liebe ihn auch! Aber ich wollte ihn nicht verletzen!“ Watson umarmte ihn da, vielleicht auch, um das Gesicht vor ihm zu verbergen.

„Während Watson mit Mary verheiratet war, war ich natürlich auch nicht unschuldig...“, begann der Detektiv da zu berichten.

„Du warst in einer Beziehung?“

„Nicht wirklich und doch auch...“ Holmes schmunzelte, konnte seine Trauer aber nun nicht mehr verbergen. „Es gab da eine Frau...

„DIE Frau?“ fragte der junge Arzt da sogleich.

„Sie hieß Irene Adler und war ein äußerst intelligentes Weibsbild!“, bestimmte Holmes gleich.

„Sie wird in den Büchern erwähnt“ erklärte der Arzt ruhig und kraulte ihm nebenbei den Nacken. „Warst du in sie verliebt?“

„Ja und nein. Sie war überdurchschnittlich für eine Frau, bildhübsch, intelligent und eine gerissene Betrügerin. Wir hatten auch immer ein wenig für einander übrig.“ Holmes seufzte. „In Watsons Hochzeitsnacht, hat sie mich getröstet... Sie war auf einmal da und ihre Arme waren so warm!“

„Es ist völlig in Ordnung, dass du dich hast trösten lassen“ wollte Watson ihm seine vermeintlichen Schuldgefühle nehmen. Aber so etwas war es nicht, dass den Schwarzhaarigen plagte und er schüttelte den Kopf.

„Neun Monate später bekam ich einen Brief, indem zwei kleine Hände mit Tinte abgebildet waren.“

Abrupt löste Watson sich von ihm, um ihn anstarren zu können. „Moment mal, du hattest ein Kind??“

„Sie war mit Christine selten in meiner Nähe, dennoch durfte ich mein Mädchen immer sehen, wenn sie in der Stadt waren!“ Holmes schloss die Augen und drehte seinen Kopf weg. „Ich wollte Watson seine Ehe nicht zerstören, ihn verletzen oder sonst etwas, daher habe ich es ihm nie gesagt... Aber...“

Watson spürte, dass etwas nicht stimmte und umfasste so zärtlich sein Gesicht. „Aber?“

„Christine weilte nicht lange unter uns. Sie starb am plötzlichen Kindstod.“, kam es da monoton.

„Oh…“ Da wurde der Detektiv fest umarmt. „Es tut mir so leid.“

„Sie war die perfekte Kombination von diesem Weib und mir! So ein liebes und aufgewecktes Kind!“ Holmes lies sich halten. „Irene hat es gestattet, dass ich sie in meinem Familiengrab beisetzen durfte.“

„Sie hätte sicher keinen besseren Vater haben können“ versicherte der Blonde ihm ruhig.

„Danke!“ Holmes lächelte mit Tränen in den Augen und küsste ihn. „Das ist mir wichtig!“ Zärtlich wurden ihm die Tränen fort gewischt.

„Jetzt besser?“

„Ich wollte gern, dass du es weißt.“, lächelte Holmes schüchtern und traurig. „Denn niemand außer Irene wusste, wer Christine war.“

„Jetzt kann ich mich mit dir erinnern.“ Er küsste Holmes die Stirn. „Hast du Bilder von ihr?“ Damit entlockte er diesem tatsächlich ein abfälliges Lachen.

„Dein Witz ist äußerst amüsant!“

Watson errötete verlegen, weil er nicht auf seine Worte geachtet hatte. „Ich meine, hattest du Bilder? Dann sind die vielleicht bei all den alten Sachen…“

Nun sah Holmes stutzig auf. „Mh?“

„Na ja, nach deinem Tod ging all dein Eigentum an meinen Ur-ur-urgroßvater und nach seinem Tod hat er testamentarisch festgelegt, dass nichts verkauft werden darf. Tja, alles ist nicht mehr erhalten, aber vieles habe ich noch.“

Da leuchteten graue Augen auf. „Darf ich es sehen?“

„Natürlich!“ versicherte der Arzt und rutschte von seinem Schoß. „Einiges steht in meinem Arbeitszimmer, anderes ist auf dem Dachboden eingelagert, damit es nicht zerfällt.“ Ihm wurde nun vergnügt auf den Hintern geschlagen.

„Die einzigen beiden Räume, die ich noch nicht gesehen habe, in diesem Haus!“

„Ey!“ Lachend hielt Watson sich das Hinterteil. „Sei brav!“ Er wurde an den ebenfalls nun stehenden Holmes gezogen und geküsst.

„Bin ich doch immer!“

„Dann komm, ich zeig dir, was ich noch habe!“

Gemeinsam gingen sie ins Arbeitszimmer des Arztes und Holmes sah sich dort neugierig um, die Glasvitrine die in einer Ecke stand, übersah er dabei zu Beginn. Doch genau darin waren die interessantesten Stücke aufbewahrt und luftdicht verschlossen. Natürlich fand der Detektiv sie schließlich und wand sich begeistert an Watson. „Meine Geige!!! Mein Pfeife!“ Erkannte er seine Sachen doch sofort.

Watson, der ihn bis jetzt nur stumm beobachtet hatte, zog nun einen Schlüssel hervor und reichte ihm Holmes. „Hier, mach ruhig auf. Denk aber dran, dass die Sachen nun wesentlich älter sind, als damals.“ Die Warnung schien der Schwarzhaarige zu ignorieren, weshalb er die Vitrine aufschloss und direkt nach dem Kasten mit der Geige griff.

„Glaub mir, die ist unverwüstlich!“

Nervös trat Watson neben ihn. „Sie ist über 200 Jahre alt!“ Ihm wurde zugezwinkert.

„Vertrau mir!“ Dann hielt ihm Holmes den Kasten entgegen. „Wie mach ich ihn auf, ohne ihn kaputt zu machen?“

„Da sind zwei Knöpfe auf der Seite. Drück sie gleichzeitig, dann kannst du den Kasten ganz normal öffnen.“

Holmes tat, was Watson ihm sagte und kam so an seine Geige heran. Sofort zupfte er auf ihr herum und runzelte die Stirn. „Sie ist verstimmt!“

„Kannst du sie nicht wieder stimmen?“

„Sicherlich!“ Sofort ließ sich Holmes in einen Stuhl nieder und begann mit der Arbeit. „Gibst du mir eben den Bogen?“

„Klar.“ Watson holte den Bogen aus der Vitrine und reichte ihn an Holmes.

„Danke!“ Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde, dann sprang Holmes strahlend auf. „Es ist perfekt!“ Watson, der ihn die ganze Zeit beobachtete hatte, streckte sich und grinste ihn breit an.

„Dann lass hören.“

„Nur zu gern!“ Und schon begann Holmes zu spielen.

Watson verstand nicht all zu viel von klassischer Musik, auch wenn ihm gefallen hatte, was auf den Hochzeiten seiner Mutter gespielt worden war. Doch was Holmes da spielte traf ihn mitten ins Herz und er schloss die Augen, um den Klang zu genießen. Deshalb spielte Holmes besonders lange und liebevoll, bis er fertig war und das Musikinstrument glücklich an seine Brust schmiegte.

„Schön…“ hauchte der blonde Mann und schlug seine Augen auf. „Das war wirklich schön.“

Da lag die Geige bereits auf dem Schreibtisch und Holm küsste ihn. „Es freut mich, dass es dir gefallen hat!“

„Natürlich hat es mir gefallen, schließlich bist du richtig gut!“ Lachend erwiderte Watson den Kuss. „Es war etwas ganz Eigenes!“

„Dir ist aber jetzt schon klar, dass ich rund um die Uhr spielen werde?!“, klärte Holmes ihn schmunzelnd auf.

„Stört mich nicht und wenn es mir irgendwann zu viel wird, fessele ich dich halt ans Bett!“

Jetzt lachte der Detektiv und begann wieder zu spielen. „Da bin ich ja gespannt!“ Watson schloss die Augen und lauschte ihm genießend. Doch auch dieses Spiel endete irgendwann und Holmes ging wieder an die Vitrine. „Jetzt brauch ich eine gute Pfeife!“

Müde öffnete Watson die Augen. „Ich weiß nicht, ob die noch brauchbar ist…“ Dem musste Holmes zustimmen, als seine Finger das Mundstück der Tonpfeife bearbeiteten und dieses zerfiel.

„Oh nein!“

Watson verzog das Gesicht, wusste er doch, wie viel die Pfeife im heilen Zustand wert gewesen war. „Wir… können eine neue kaufen.“

„Das geht nicht! Aus dieser Pfeife zu rauchen ist einmalig!“ Holmes trat zu ihm und reichte ihm das Tonstück. „Riechen sie selbst! Auch wenn sie regelmäßig von Mrs. Houdson gesäubert wurde, gibt es unterschiedliche Schichten von altem, gerauchtem Tabak. Das lässt sich nicht nachahmen!“

„Aber jetzt kannst du doch nicht mehr mit ihr rauchen, oder?“ Mitfühlend lächelte Watson ihn an.

„Wenn du ein gutes Tabakgeschäft in einer der nächsten Straßen hast, kann ich sie schnell wieder funktionsfähig machen!“, versicherte Holmes und fummelte bereits an der Pfeife um das kaputte Mundstück zu entfernen.

„Hm, da wüsste ich keines.“ Der Arzt streckte sich. „Jane, finde alle Tabakläden in der näheren Umgebung.“

Kaum eine halbe Sekunde später, erklang die Stimme des Computers und nannte eine Reihe von Geschäften.

„Danke Jane!“, erklang nun Holmes. „Ich würde es gern eingrenzen. Wir brauchen ein Geschäft mit losem Tabak und Hand geschnitzten Pfeifen und importierten Zigarren. Außerdem muss es Tropenholzstäbchen vorrätig haben.“

Einen Moment herrschte Schweigen, bevor Jane sich wieder meldete. „Ich habe drei Geschäfte gefunden, die jene Dinge anbieten. Eins davon, wird aus mehreren Quellen, als bester Tabakladen Londons bezeichnet. Er befindet sich in der Manchester Street, direkt bei den Public Gardens.“

Da leuchteten die grauen Augen des Schwarzhaarigen auf und er wurde unruhig. „Ich danke dir, Jane!“

„Das heißt du willst da hin?“

„Ja, das würde ich gern!“, bestätigte Holmes und sah Watson bittend an. „Vielleicht kann ich dann ja kurz zu Hause vorbei schauen...“

„Zu Hause?“ Verwirrt sah der junge Watson ihn an.

„Die Baker Street ist direkt um die Ecke...“, erklärte er verträumt.

Dem Arzt entgleisten alle Gesichtszüge. „Oh… Holmes, also da gibt es ein kleines Problem…“

„Ja?“, fragte Holmes vergnügt nach und wirklich positiv aufgeregt seiend.

„Deine alte Wohnung, na ja… also, dass ist keine Wohnung mehr…“ Nervös sah Watson auf seine Hände. Da wurde der Schwarzhaarige blass und er musste sich setzen.

„Was?“

„In der Baker Street 221b ist jetzt ein Museum und wenn ich ehrlich bin sogar ein ziemlich kitschiges…“ Beinahe schon schuldbewusst, wurde der Detektiv angesehen.

Holmes drehte den Kopf weg und stand auf um zum Fenster zu gehen. Dort sah er hinaus und es wuchs ihm ein großer Kloß im Hals. „Verstehe...“ Vorsichtig trat Watson hinter ihn und berührte zart seinen Rücken.

„Willst du es trotzdem sehen?“

Daraufhin zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß nicht...“ Die Rückseite des Detektivs wurde gekrault.

„Das können wir ja spontan entscheiden.“

„Ja...“, stimmte Holmes leise zu.

Nun umarmte ihn der Arzt von hinten. „Dafür kannst du nachher diene Pfeife reparieren.“

Wieder stimmte der Schwarzhaarige zu und lehnte sich in die Umarmung.

„Dann geht es dir sicher wieder besser.“

„Lass uns gehen!“, bat Holmes jetzt.

„Ist gut.“ Holmes wurde der Nacken geküsst, bevor er losgelassen. „Ich zieh mir nur schnell noch etwas mehr über.“

„Willst du etwa nicht halb nackt auf die Straße?“, stichelte der Detektiv und wollte sich ablenken.

Watson zog an seinem Shirt, so dass sein Bauch hervor blitzte. „Ich sprach eigentlich von Socken und Schuhen, aber ich könnte auch noch über eine Jacke nachdenken!“

Da krabbelte Holmes verspielt mit seinen Fingern über den durchtrainierten Bauch. „Du wirst wohl nie lernen, dich vernünftig zu kleiden!“

„Dann wirst du es mir vielleicht beibringen müssen!“ grinste Watson.

„Das werde ich wohl machen!“, bestätigte Holmes und zog ihn an sich.

„Soll ich jetzt etwa noch nackter raus gehen?“

„Oh, nein! Ich werde dir jetzt erst mal zeigen, wie du dich richtig anziehen kannst!“, bestimmte er statt dessen.

„Jetzt?“ fragte der Arzt verblüfft nach.

„Warum nicht?“, konterte Holmes vergnügt.

„Ich dachte, du hättest es eilig?“

„Jetzt gerade nicht mehr und dich Kleiden kann auch interessant sein!“, wich er aus.

„Und wie willst du das machen? Ich weiß nicht, was mein Kleiderschrank so her gibt.“

„Och... mir wird da schon noch etwas einfallen!“, grinste er und küsste Watson. Jener erwiderte den Kuss nur all zu gerne, ließ der es in seinem Magen doch so angenehm kribbeln.

„Dann lass deinen Zauber sprühen!“

Der junge Arzt wurde da in sein Schlafzimmer gezogen und Holmes begab sich sofort an seinen Kleiderschrank. „Mal sehen, ob was Brauchbares dabei ist!“

„Tob dich nur aus!“ lachte der Blonde und ließ ihn wühlen wie er wollte.

Nur kurz darauf landeten bereits unterschiedliche Sachen bei ihm auf dem Bett. „Nimm zu erst die Socken!“

Lachend fing Watson das Paar Socken, welches ihm zugeworfen wurde. „Zu Befehl!“

Derweil suchte Holmes weiter und irgendwann guckte sein Kopf aus dem Schrank. „Hast du keine Strumpfhalter? Wie ist es mit Unterhemden, Westen und Halstücher?“

„Die Socken haben Gumizug, die brauchen keine Halter“ erklärte der Blonde, während er sie überzog. „Und was soll ich mit dem Rest?“

„Ich dachte, ich darf dich richtig kleiden?!“ Holmes blinzelte ganz lieb.

Watson grinste und wackelte vor ihm mit den bekleideten Füßen. „Ich meinte damit eigentlich, dass ich nie einen Grund hatte so etwas zu kaufen.“

„Nun, dann sollten wir die Tage einen Schneider konsultieren. Du kannst es ruhig auf meine Rechnung schreiben, die meine Besitzer zahlen!“, grinste Holmes verschmitzt. „Muss ja keiner wissen, dass ich nicht ganz so viele Kleider brauche...“

Die Brauen des Blonden wurden gerunzelt. „Sie zahlen für dich, was nicht heißt, dass sie dich besitzen! Es gibt doch schon ewig Gesetze gegen Sklaverei!“

„Diese schreckliche Ärztin sagte was anderes.“, erklärte sich Holmes.

„Nun, deshalb ist sie auch schrecklich!“ beharrte Watson auf seinem Standpunkt.

„Ohne sie und das ganze Geld wäre ich nicht hier...“

„Na und? Du bis ein Mensch und gehörst damit nur dir selbst!“

Nun lächelte Holmes, küsste den Arzt und streichelte ihn. „Wie gern ich an so etwas glauben würde. Aber ich verwette mein Selbst darauf, dass sich Menschen mit Macht, in den letzten 200 Jahren nicht derartig verändert haben...“ Er küsste Watson erneut und lächelte.

„Rede nicht so“ nuschelte der Blonde da. „Ich lasse gar nicht zu, dass dich irgendwer besitzt.“

„Und was ist mit dir?“, hauchte Holmes sanft.

„Was soll mit mir sein?“ Unschuldig blinzelten ihn die blauen Augen.

„...wenn du mich besitzt...?“, fragte der Detektiv.

Noch immer schien Watson ihn nicht zu verstehen. „Warum sollte ich dich besitzen?“

Deshalb wurde er geküsst und ihm wurde das Jackett gereicht. „Schon gut, lass uns Tabak kaufen gehen!“ Noch immer nicht wissend, was in dem Anderen vorging nickte Watson und zog sich an.

„Gut so?“

Da knöpfte Holmes ihn noch vernünftig zu und nickte. „Ist in Ordnung!“

„Dann kannst du mich so mit rausnehmen?“ Lächelnd drehte Watson sich vor ihm.

„Ja!“, bestätigte er und zog ihn an sich. „Auf geht’s!“ Eng umschlungen verließen sie so die Wohnung und trennten sich erst am Auto wieder.

Sorry das es im Augenblick etwas länger dauert... unser Weblog verrät warum...
 

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„Mach dir keine Sorgen, ich werde deine Mutter überleben!“, versicherte Holmes schon zum 20. Mal. Er hatte sein altes Haus an diesem Tag noch nicht besucht und erwartete nun mit Watson dessen Mutter, die bereits am Haus vorfuhr.

„Bist du sicher? Noch können wir so tun, als wären wir nicht da!“

Sanft wurde Watson geküsst. „Ja, mach dir keine Sorgen um mich!“

Da klingelte es bereits an der Tür und der Arzt seufzte. „Ich entschuldige mich jetzt schon für sie. Jane, lass sie rein.“

Nur wenige Sekunden später trat Mrs. Watson zu ihnen und umarmte ihren Sohn sofort. „Ich wünsche einen schönen guten Abend!“ Dann tat sie das Selbe bei Holmes, wobei sie ihren gemachten Busen besonders an ihm rieb.

„Schön, dass du da bist, Mum. Willst du etwas Wein?“ warf da ihr Sohn ein, um sie von dem Anderen weg zu bekommen.

„Ich hätte gern einen Scotch!“, lächelte sie ihm zu und zog Holmes zum Tisch.

„Noch vor dem Essen?“ Ihr Sohn runzelte die Stirn, füllte ihr aber etwas ein.

„Als guten Einstand für den Abend!“ Sie lächelte und sah Holmes fragend an. „Trinken sie einen mit mir?“

„Gern, Mrs. Watson!“, erwiderte der freundlich. So wurde auch ihm eingeschenkt, während Watson bei einem Wasser blieb.

„Wehe ihr seid vor dem Dessert betrunken!“

„Wir doch nicht, mein Schatz!“ Elisabeth zwinkerte ihm zu und hob ihr Glas zum Anstoßen. Ihr Sohn sah sie skeptisch an, stieß aber mit ihr an.

„Na ich will es hoffen.“

„Auf einen schönen Abend!“, versuchte nun Holmes ein angenehmes Thema anzuschneiden.

„Auf einen schönen Abend!“ wiederholte da auch Watson mit einem Lächeln und stieß auch mit ihm an.

Nachdem sie getrunken hatten, begann die anwesende Dame zu schnuppern. „Was ist das?“ Auch ihr Sohn roch nach.

„Also den Braten kann man noch nicht riechen.“

„Rauch!“, spukte sie verächtlich aus. „Tabak!“ Dann sah sie Holmes vorwurfsvoll an. Doch ihr Sohn unterbrach sie bereits Augen rollend.

„Wir sind alle erwachsene Menschen, du hast also keinen Grund dich hier so aufzuregen.“

„Natürlich ist das ein Grund! Rauchen ist Gefährlich und ungesund, ob aktiv oder passiv! Es ist gefährlich für dich...“

„Mum!!“ rief ihr Sohn da aufgebracht. „Lass es bitte sein!“ presste er hervor, bemüht sich zu beruhigen. Zärtlich nahm Holmes da seine Hand und streichelte sie, als auch Elisabeth einlenkte.

„Bitte verzeih, mein Schatz!“

„Können wir dann jetzt einfach nur ein nettes Dinner haben?“ bat der Arzt da ruhig und drückte dankbar die Hand des Detektivs.

„Natürlich!“ Elisabeth zwinkerte ihm zu und wand sich dann wieder an Holmes. „Wie kommen sie denn in unserer Zeit zurecht?“

„Soweit es möglich ist.“, antwortete der Gefragte und trank aus seinem Glas.

„Wir betreiben in letzter Zeit so eine Art Unterricht, damit er auf den neuesten Stand kommt“ warf da Watson wieder ein, um das Gespräch am laufen zu halten.

„Die Menschheit ist ganz schön faul geworden in den letzten 200 Jahren.“, versuchte sich Holmes an einem ernst gemeinten Witz. Elisabeth lächelte ihn schwach an.

„Wir sind fortschrittlich genug, um es uns zu erlauben!“

Er wollte etwas typisches für ihn erwidern, sah aber zu Watson und tat es ihm zu liebe nicht. „Nun, ich bin mir sicher, dass sich jeder die Zeit anders zu vertreiben weiß...“

„Oh, das allerdings!“ Sie griff erneut nach ihrem Glas, wobei sie sich so weit vorbeugte, dass Holmes ihr tief in den Ausschnitt sehen konnte. Der wand aber höflich den Blick ab und erhob sich.

„Wie wäre es nun mit der Vorspeise?“

„Eine entzückende Idee!“ flötete Mrs. Watson. Holmes nickte und holte die Suppe. Er füllte jedem einen Teller.

Im laufe des Dinners, wurde es immer offensichtlicher. Dass Elisabeth mit dem Detektiv flirtete, sehr zum Leidwesen ihres Sohnes, dem das mehr als peinlich war. Doch dann wurde es Zeit zum Gehen und Holmes blieb aufmerksam, auch wenn er nicht auf Mrs. Watsons Flirterei einging. „Darf ich ihnen noch in die Jacke helfen?“

„Wie liebenswürdig“ säuselte sie und ließ ihn die Jacke holen, was sie nutzte, um sich richtig von ihrem Sohn zu verabschieden. „Mum! Keine Lippenstiftflecken!“ Kichernd wischte sie ihm den Lippenstift wieder von der Wange.

„Ich glaube, wenn er nicht dieser Holmes wäre, hättest du einen Glücksgriff gemacht!“

„Du solltest das Ganze nicht so negativ sehen“ warf ihr Sohn da verlegen ein.

„Er ist ein Wiedergeborener!“, kam es doch mit Vorurteil zurück. „Aber davon abgesehen, könnte ich ihn mögen!“ Elisabeth zwinkerte.

„Das habe ich gesehen, so wie du ihm die Brüste unter die Nase gehalten hast!“

Sie kicherte und schüttelte den Kopf. „Es gibt nur zwei Arten von Männern, mein Schatz! Entweder sind sie scharf auf dich oder auf mich. Ich musste wissen, ob er dir zumindest treu sein kann!“

John Watson lief rot an. „Mum, bitte!“ Ihm wurde sanft in die Wange gekniffen.

„Pass auf dich auf, ja?“

„Ich bin immer vorsichtig!“ versicherte ihr der Blonde, als Holmes endlich mit der Jacke zurückkehrte.

„Das kann ich ihnen versichern, Mrs. Watson!“, lächelte der und hielt ihr die Jacke so, dass sie problemlos hinein gleiten konnte.

„Nun, eine Mutter sorgt sich immer um ihr Kind“ erklärte sie und ließ sich in die Jacke helfen.

„Das ist gut!“, lächelte Holmes und trat wieder von ihr zurück.

„Dann wünsche ich euch beiden heute Abend noch viel Spaß!“ Eindeutig zwinkerte sie ihrem Sohn zu.

Das verstand Holmes natürlich nicht und er bedankte sich herzlich. „Ich danke ihnen, Mrs. Watson. Ich hoffe selbstverständlich, dass sie auch noch einen schönen Abend haben werden!“

Nachdem alle Floskeln zum Abschied gesprochen waren, waren die beiden endlich wieder allein. „Endlich!“

Holmes schmunzelte. „Sie ist sehr... Aufmerksamkeits bedürftig.“, stellte er dabei fest.

„So kann man es auch sagen!“ lachte der Blonde und fuhr sich übers Gesicht. Er wurde an den Detektiv gezogen und geküsst.

„Du fandest es sehr anstrengend, ja?“

„Ich finde sie immer sehr anstrengend“ erklärte Watson und schmiegte sich an den Anderen.

„Wollen wir es uns jetzt lieber bequem machen?“, schlug sein Freund vor und legte seine Arme um ihn.

„Oh ja, bitte!“

„Was hältst du davon, dass wir uns zu dir ins Bett legen und den Fernseher laufen lassen?“, fragte Holmes nach.

„Du hast die besten Ideen!“ seufzte Watson zufrieden und löste sich dann von dem Detektiv.

„Dann bringen wir dich mal ins Bett!“, grinste der vergnügt und griff nach der Hand des Arztes um ihn ins Bett zu ziehen. Jener folgte ihm amüsiert und ließ sich in seinem Schlafzimmer auch gleich in die weichen Kissen fallen. Sofort krabbelte Holmes über ihn und begann seine Kleider aufzuknöpfen.

„Du solltest es dir auch bequem machen!“

So dauerte es nicht lange, bis er nur noch in seiner Unterhose unter Holmes lag, der ihn kichernd küsste. „Das sieht bequem aus!“

„Es wäre noch viel bequemer, wenn du diese lästigen Kleider auch noch los wirst!“

„Hilf mir doch!“, forderte Holmes und begann bereits selbst. Lachend begann Watson an seiner Kleidung zu ziehen. Sie spielten dabei so stark, dass Holmes fast vom Bett fiel und sich mit Mühe davor abfangen konnte. Dennoch erhaschte er einen Blick unter das Bett.

„Vorsichtig!“ lachte der Arzt und wollte ihn wieder richtig aufs Bett ziehen. Als Holmes wieder neben ihm war, hatte er einen äußerst stark ausgeprägten, neugierigen Gesichtsausdruck.

„Alles gut!“

Die Augenbrauen des Blonden wanderten nach oben. „Du siehst aus, als hättest du das Monster unter dem Bett entdeckt und wolltest es jetzt sezieren!“

„Ja, das würde ich gern!“, stimmte Holmes zu und nickte unter das Bett. „Was ist in der versteckten Kiste?“, platzte er dann mit dem Grund seiner Neugier heraus.

„Kiste?“ Verwirrt runzelte der Arzt die Stirn und rutschte zum Rand des Bettes, um selbst darunter zu spähen. „Ach das alte Ding!“ Grinsend zog Watson eine alte Hutschachtel hervor und sofort hing ihm Holmes auf der Pelle.

„Und? Was ist da drin?“

„Böse Erinnerungen!“ erklärte Watson mit einem breiten Grinsen. Zart wurde er gestreichelt.

„Dann... will ich dir nicht zu nahe treten!“

Der Detektiv wurde zu dem Anderen gezogen und geküsst. „So wild ist das nicht! Guck nur rein und tob dich aus.“ Das musste Watson ihm nicht zwei Mal sagen, denn schon schnappte sich Holmes die Kiste und öffnete sie. Darin befanden sich allerlei Dinge, die von verflossenen Beziehungen sprachen: Fotos, Briefe und verschiedene andere Erinnerungsstücke. Holmes schwieg einen Moment und sah auf, um Watson zu mustern. Jener lächelte ihm noch immer milde entgegen. „Frag, was du fragen willst.“

„Der wievielte bin ich?“

Mit schief gelegtem Kopf musterte Watson ihn. „Das kommt darauf an, welche Zahl du meinst. Beziehungen oder Sex!“

„Sowohl als auch...“, erklärte Holmes und betrachtete die Bilder der unterschiedlichsten Männer.

„Beziehungen, wenn man es denn so nennen will, hatte ich bis jetzt acht. Was körperliche Bekanntschaften angeht, kann ich dir keine Nummer nennen, da ich sie nicht weiß.“

Der Schwarzhaarige nickte und zeigte Watson ein Bild, von einem Teenager von knapp 16 Jahren. „Wer war das?“

„Oh, das ist Jason! Er war der beste Freund meines Cousins und hat jenen mal mit zu uns begleitet. Als keiner hinsah küsste er mich!“ Beinahe verlegen errötete der Arzt. „Und an meinem dreizehnten Geburtstat blieb er über Nacht. Meine Mutter ist ausgerastet, als sie von der ganzen Sache erfahren hat.“

„Mit 13?“, wiederholte der Detektiv ein bisschen geschockt.

Unbekümmert zuckte der Blonde die Schultern. „Ich war reif für mein Alter und da ich als Kind nie viel tun durfte, hab ich mich dann halt so ausgelebt.“ Zärtlich wurde ihm über die Wange gestrichen.

„Hat er dir viel bedeutet?“

Watson drehte den Kopf und küsste ihm die Hand. „Das schöne ist, wir sind bis heute befreundet. Ich war auf seiner Hochzeit und war bei jedem Kind mit ihm anstoßen. Er hat inzwischen vier!“

„Ich denke, das ist gut, glaube ich!“, wollte Holmes etwas positives dazu sagen. Wusste aber nicht, was seinem Gefühl entsprach und richtig gewesen wäre.

„Das ist es.“ Der Blonde beugte sich zu ihm und küsste ihn kurz. „Willst du noch mehr wissen?“

„Alles und noch mehr!“, bestätigte Holmes begeistert.

„Dann lass uns gemeinsam alles ansehen.“ Watson packte die Schachtel und kippte sie auf dem Bett aus.

Holmes betrachtete die Bilder und sortierte sie sich selbst ein bisschen. Dabei fielen ihm sofort wieder ein paar Bilder auf, die er zuvor schon gesehen hatte. Es war immer der selbe Mann drauf zu sehen, wo im Gegensatz die anderen Herrn immer nur einmal vorhanden waren. „Er ist dir wichtig!“, stellte er dabei fest.

Der Arzt nahm eins der Bilder und verzog das Gesicht. „Das ist Frederik ‚Freddy’ Thompson! Der größte Fehler meines Lebens und leider ein Fehler den ich mehrfach begangen habe!“

Rein zufällig nahm Holmes da ein Bild, wo Freddy und Watson eindeutig zusammen waren. „Fehler?“

Der Arzt schien zu schaudern. „Er ist ein Charmeur! Er wickelt einen um den Finger und bringt das Herz zum rasen und dann ist man über beide Ohren verliebt und er langweilt sich und haut ab!“ Seufzend fuhr er sich durch die Haare. „Jedes Mal habe ich mir gesagt, dass er mir nie wieder das Herz brechen würde, doch wenn er dann vor der Tür stand waren alle guten Vorsätze vergessen!“

Watson wurde an den Schwarzhaarigen gezogen, der ihn auch sofort brennend küsste. „Von jetzt an beschütze ich dich vor solchen Kerlen!“

Dankbar wurde der Detektiv umarmt. „Das ist lieb von dir!“

„Die Frauen deines Ur- Großvaters habe ich auch immer durchleuchtet...“, erzählte dieser ganz unbedarft und kuschelte sie glücklich zusammen. Der Arzt bemühte sich zu lächeln, dachte er doch im Moment nicht im Geringsten an eine andere Beziehung.

„Ich weiß, es steht in den Notizbüchern.“ Watson wurde zwischen Holmes Beine gezogen, so dass sich Rücken und Brust trafen und er küsste das Ohr vor sich, als er auch die Brust des Arztes streichelte.

„Darf ich dich etwas fragen?“

„Alles“ erklärte der Blonde bereitwillig. Der Halt um ihn festigte sich und die Streicheleinheit wurde zärtlicher.

„Wie krank bist du wirklich?“ Hatte Holmes die Andeutungen von Elisabeth doch genau verstanden und auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie man eine so lange Narbe über dem Brustbein, so fein hatte werden lassen, hatte er sie dennoch gesehen.

Zärtlich wurde die Hand, die auf seiner Brust lag ergriffen. „Ich bin nicht krank, nicht mehr zumindest. Meine Mutter ist nur über vorsichtig.“

„Was war denn mit dir?“, fragte Holmes sanft.

Watson kuschelte sich an ihn und schloss die Augen. „Ich bin nicht so gezeugt worden, wie du es dir vielleicht vorstellst. Ich bin wie du im Reagenzglas entstanden. Meine Mutter hat mich zwar ausgetragen und geboren, aber die eigentliche Zeugung war außerhalb ihres Körpers. Ein Genetiker war involviert und hat für sie alles ausgeschlossen, was sie ‚Dads schlechte Eigenschaften’ nannte. Sie wollte das perfekte Baby, aber sie hat nicht alles vorbestimmen und ausschließen lassen, weshalb ich mit einem schweren Herzfehler geboren wurde. Sie glaubt bis heute, dass wäre ihre Schuld…“

Da begann Holmes sie sanft hin und her zu wiegen. „Zu meiner Zeit gab es Versuche, am Herz zu operieren... Du kannst dir bestimmt denken, wie das in 9 von 10 Fällen geendet ist... Aber heute, kann ich mir vorstellen, dass es möglich ist.“ Er küsste Watson. Jener genoss den Kuss, bevor er nickte.

„Möglich ist es, auch wenn eine solche OP ein zu großes Trauma für ein Kind ist. Trotzdem wurde ich kurz nach der Geburt operiert. Mein Herz schlug danach normal, war aber schwach, weshalb ich nie mit den anderen Kindern draußen spielen durfte und für jeden Schnupfen gleich der Kinderarzt gerufen wurde. Ich verstand das nie, bis es schlimmer wurde.“ Watson rieb sich die kaum sichtbare Narbe. „Ich war elf, als ich zum zweiten Mal am offenen Herzen operiert wurde. Ich hatte fürchterliche Angst und dachte, ich würde sterben, aber das bin ich nicht.“ Der Blauäugige drehte den Kopf, um Holmes anzulächeln. „Ich bin gesund. Das einzige, was bei mir ist, ist dass ich ein Risikofall bin. Es besteht eine 30%ige Chance, dass irgendwann wieder etwas mit einem Herzen nicht stimmen kann, deshalb lebe ich auch so gesund. Ich rauche nicht, ich trinke nicht und achte auch sonst auf meinen Körper. Ich achte auf mich, trotzdem tut meine Mutter so, als könnte ich jeden Moment tot umfallen.“

Watson wurde zärtlich geküsst und gestreichelt. „Mit dieser Genetik, dass ist alles noch zu neu für mich, um mir da bewusst machen zu können, ob deine Mutter eine Schuld trägt, oder nicht. Aber ich würde mir an ihrer Stelle auch große Sorgen machen. Um ehrlich zu sein, tue ich das auch, jetzt nachdem ich es weiß. Trotzdem ist es viel wichtiger, dass ich daran glaube und darauf vertraue, dass du weißt, was du tust und dir nicht schadest!“ Holmes lächelte und kicherte dann. „Auch wenn ich nicht verstehe, was am Rauchen und an anderen Dingen...“ Er meinte bestimmte Dinge, die er gern zu sich nahm. „...ungesund sein soll!“

„Sie sind es“ behaarte der Blonde. „Auch wenn du mir das sicher nicht glauben wirst.“

„Lass einem alten Mann sein Vergnügen!“, bat Holmes nun und streichelte seine Brust weiter. „Die Narbe verbindet dich noch mehr mit deinem Ur- Großvater. Er hatte auch ein Leiden, dass ihn begleitete.“

„Du meinst seine Schusswunden?“

„Ja und sie haben ihm das Leben manchmal zur Hölle gemacht.“, erzählte Holmes leise weiter.

„Und das beim damaligen Stand der Medizin. Es war sicher nicht einfach.“ Ruhig kuschelte sich Watson dichter an den Anderen.

„Er hatte es gern, wenn ich ihm den Oberschenkel sanft massiert habe. Das tat ihm gut, wenn sein Bein besonders steif war.“, berichtete der in Erinnerungen schwelgend weiter. Der Arzt drehte das Gesicht so, so dass Holmes es nicht sehen konnte. So richtig wohl fühlte er sich nicht, wenn er diese Geschichten hörte.

„Du warst ihm sicher eine große Hilfe.“

Da begann Holmes den Nacken von Watson mit zärtlichen Küssen zu übersähen und schnurrte dabei vergnügt. „Lass uns doch die alten Geschichten ein anderes Mal erzählen... Wir waren gerade bei dir... und deinen Liebhabern...“

„Über welchen willst du denn noch etwas wissen?“ fragte der Blonde ihn da mit einem Lächeln.

Da überlegte Holmes eine kleine Weile, bevor ihm etwas einfiel. „Wer hat denn als nächstes die Chance, in deine Kiste zu kommen?“

Die Augenbrauen des Arztes wanderten nach oben. „Wieso? Hast du jemanden gesehen, der in Frage kommt?“ Ihm wurde kichernd ins Ohr gebissen.

„Na ja, vielleicht halte ich dich ja davon ab, ihn zu sehen... Vielleicht bist du mir körperlich nur so nahe, weil du ihn vermisst...“

„Ich versichere dir, dass ich frei und ungebunden bin, sonst würde ich all diese Dinge gar nicht mit dir anstellen! Ich bin nämlich treu!“

Da verstand Holmes und ihm ging ein Licht auf. Sein Lächelnd wurde da ganz weich und seine Lippen suchten die des Arztes. „Ich möchte aber nicht, dass noch ein Bild in der Kiste landet!“ Gerne gab der Blonde sich dem Kuss ihn und sah den Anderen danach zart an.

„Und wieso nicht?“

„Wenn ich nicht in der Kiste lande, dann bleibe ich an deiner Seite...“, lächelte der Detektiv weiter und hatte ein unglaubliches warmes Gefühl in den Augen stehen.

„Meinst du das ernst?“

„Das ist doch die Kiste deiner Verflossenen, oder?“, frage Holmes zurück.

Watson nickte. „Und du willst kein Verflossener werden.“

„Genau das!“ Der Schwarzhaarige legte den Kopf schief und hoffte auf eine Reaktion. Ohne Erfolg versuchte Watson sein Strahlen unter Kontrolle zu haben.

„Gut!“

„Ja, das finde ich auch!“ Holmes zog ihn näher an sich und kuschelte sich an. Watson genoss seine Nähe und bemühte sich, dass man ihm nicht ansah, dass er Schmetterlinge im Bauch hatte. So genossen sie ein bisschen ihr Beisammensein, in der Holmes ihn auch immer mal wieder küsste. „Ich hätte jetzt Lust auf einen erneuten Nachtisch...“

„Ich hoffe damit meinst du mich!“ grinste der Arzt ihm entgegen. Er wurde verwirrt angesehen.

„Ich soll dich essen?“

Watson kicherte und streckte sich, um Holmes ins Ohrläppchen zu beißen. „Du kannst gern an mir knabbern!“ Er wurde noch immer fragend angeblinzelt.

„Ich küsse dich gern, ja!“

Enttäuscht, weil der Detektiv nicht verstand und auf den Zug aufsprang, verzog der Kleinere das Gesicht. „Ist es möglich, dass du das mit dem Nachtisch nicht zweideutig gemeint hast?“

„Ich wollte gern mit dir hier ein bisschen was naschen... und mich mit dir küssen... und so etwas...“, erklärte der doch im Vergleich recht unschuldige Holmes. Dafür bekam er einen zarten Kuss.

„Ich hol uns noch Pudding!“

„O... k...“ Holmes verstand zwar noch immer nicht wirklich, aber er freute sich und sah auch so aus.

„Dann warte hier auf mich!“ Watson rutschte aus dem Bett und eilte Richtung Küche. Als er zurück kam, lag Holmes auf seinem Bett um die Fotos. Er hatte seine Augen geschlossen und ein für Watson neues Lächeln auf dem Gesicht. Jener schlich sich neben ihn und strich dann mit einem Finger, der von Pudding bedeckt war, über die Lippen des Detektivs. Nur kurz darauf schnappten diese nach dem Finger und sogen sie ein um sie sauber zu lecken. „Mhhh!“, erklang es dabei genießend.

„Entspricht das deiner Vorstellung?“

Der Finger wurde nur ungern wieder entlassen, bevor Holmes seine Augen aufschlug und lächelnd nickte. „Das ist ein guter Anfang!“ Ihm wurde eine große Schüssel präsentiert in der zwei Löffel steckten.

„Dann ist das hier der Mittelteil!“

„Herrlich!“ Holmes klaute sich die Schüssel und begann begeistert zu löffeln. Nebenbei hielt er auch Watson einen vollen Löffel entgegen. Der Arzt krabbelte an seine Seite und ließ sich füttern.

„Mh!“

„Komm her!“ Holmes hielt die Arme auf und wollte, dass er wieder zwischen seine Beine kam. „So können wir viel besser essen!“ Mit vor Freude klopfendem Herzen rutschte Watson zu ihm.

„So ist es wirklich gut!“

Er wurde vergnügt gefüttert. „Das finde ich auch!“ Holmes bemerkte dabei nicht von Beginn an, wie sinnlich Watson an dem Löffel leckte. Als er es aber sah, leckte er sich selbst über die Lippen. „Hmm...“ Der Arzt tauchte da wieder seinen Finger in die Süßigkeit und hielt diesen dem anderen dann erwartend hin. Grinsend leckte der Detektiv den Finger wieder ab, wobei er Spaß daran bekam, den Finger mit seiner Zunge zu erkunden. Dem Blonden entwich ein leises Keuchen, als die Zunge über seine Fingerspitze glitt. Das Geräusch gefiel Holmes und er wiederholte sein Tun. Da wurde ihm jedoch der Finger entzogen und durch brennende Lippen ersetzt. Schon kurz darauf lag er unter Watson und intensivierte den Kuss. Watson strich unterdessen mit den Fingern über Holmes’ Seiten.

„Weißt du was ich will?“

„Sags mir!“, forderte der und wollte ihn wieder küssen. Gierig wurde der Kuss erwidert, während Watson ihre Lenden zusammen rieb. Jetzt war es an Holmes zu keuchen, weshalb er den Kuss lösen musste.

„Das hast du dir selbst zu zuschreiben, wo du mich so heiß machst!“ Grinsend biss Watson ihm verspielt ins Kinn. Automatisch bot sich ihm die Kehle des Schwarzhaarigen an.

„Ja...!“ So wurde nun auch an seinem Hals geknabbert.

„Du schmeckst gut!“

Holmes legte seine Hände auf Watsons Rücken und streichelte diesen. „Ich mag es, wenn du mich schmeckst!“

„Und ich will mehr davon!“ Die Lippen des Arztes pressten sich nun wieder auf seine. Er öffnete ihm auch bereitwillig seine Lippen um ihn mit der Zunge zu empfangen. So küssten sie sich eine Weile mit äußerster Leidenschaft, währenddessen Watson seine Hände über den größeren Körper gleiten ließ. Auch dessen Finger konnten nicht von ihm lassen und massierten inzwischen seinen Hintern. Schnurrend löste der Arzt da ihre Lippen.

„Weißt du, worauf du dich hier einlässt?“

Die Frage nicht verstehend, runzelte der Detektiv die Stirn und sah ihn fragend an. Begierig auf mehr leckte Watson sich über die Lippen. „Ein bisschen Gefummel und blasen reicht mir heute nicht!“

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Einige Stunden später als sich die beiden Herrn glücklich in den Armen lagen und mehr schliefen als wach waren, meldete sich Jane. „John, sie haben einen Anruf!“

Grummelnd öffnete Watson die Augen. „Wer stört?“

„Polizeichef Lestrade.“

Sofort saß der Arzt kerzengerade im Bett und griff nach dem Telefon, welches auf dem Nachttisch stand. „Stell ihn durch!“

„Ich wünsche einen guten Abend!“, grüßte Lestrade nur wenige Sekunden später. „Wie geht es meinem Detektiv? Hat er sich gut eingelebt?“

Müde rieb sich Watson die Augen. „Ja, recht gut. Doch das ist sicher nicht der Grund für ihren Anruf um…,“ er sah auf die Uhr, „...drei Uhr Morgens.“

„Ich brauche Holmes! Jetzt! Wir haben wieder eine Leiche!“

„Wo?“

Lestrade nannte die Adresse. „Sie haben 20 Minuten ihn her zu schaffen!“ Dann legte er auf.

Grummelnd tat das auch Watson, bevor er sich zu Holmes umdrehte. „Hey, bist du wach?“

„Jetzt schon!“, grinste der zurück und kuschelte sich auf zweideutige Weise an. Hatte er von dem Telefonat doch nichts mitbekommen und dachte jetzt, Watson wollte etwas spezielles von ihm. Der Arzt küsste ihn zart auf die Stirn und schob seine Hände fort.

„Der Chef hat angerufen. Wir müssen los.“

Holmes brummte und drehte sich weg. „Ich arbeite nie vor dem Aufstehen! Er soll keine Spuren verwischen und bis zum Morgen warten!“

„Die Spurensicherung wird längst vor Ort sein und alles sichern, aber die Leiche sollte jetzt untersucht werden!“ Mit diesen Worten schlüpfte Watson aus dem Bett und eilte in Richtung Bad. „Das gehört zum Job, also stell dich nicht so an!“

„Die sollen nichts anfassen und die Leiche zu den anderen in der Pathologie bringen!“, grummelte Holmes weiter.

Nach einer Katzenwäsche krabbelte der Blonde wieder neben ihn und küsste ihn schmatzend auf die Wange. „Na komm schon, willst du, dass ich meinen Job verliere, weil du so bockig bist?“

„Die wollen was von mir, nicht ich von ihnen!“ Holmes drehte sich weg und wollte schlafen. Doch die kühlen Lippen ließen ihn nicht ruhen, sondern schlichen sich immer wieder an die warme Haut.

„Und wenn ich ganz lieb bitte sage?“

Mit verzogenen Lippen drehte sich der Detektiv um und blinzelte ihn verschlafen an. „Du gibst erst Ruhe, wenn ich aufstehe!“

„So sieht es aus und wenn du dann noch brav mitkommst, darfst du dir später eine Belohnung aussuchen!“ So drehte sich Holmes widerwillig aus dem Bett und zog ungewaschen die Klamotten vom Vortag an.

„Danke!“ Watson lächelte ihm zu und eilte dann aus dem Zimmer, um seine Tasche zu holen. Bereits fünf Minuten später saßen sie in seinem Wagen und Holmes schloss die Augen um die Fahrt über zu schlafen. Er wollte unvoreingenommen den Tatort besichtigen und daher vorher nichts hören. Lange waren sie jedoch nicht unterwegs, da die Straßen leer waren und Watson, mit der Genehmigung der Polizei, besonders schnell fahren durfte. So maulte Holmes erneut, als er unwillig ausstieg.

Ein beleibter Körper kam bereits schnaufend auf sie zu gestürmt. „Wo bleiben sie so lange!! Ich sagte 20 Minuten!!!“

„Wir haben mitten in der Nacht!“, grollte Holmes gefährlich zurück. „Sie haben es nur Dr. Watson zu verdanken, dass ich hier bin! Normalerweise stehe ich für so etwas nie auf! Die Polizei hat alles so zu belassen wie es ist und hat zu warten!“ Der Polizeichef wich tatsächlich etwas von ihm zurück, bevor er sich fassen konnte.

„Wie reden sie denn mit mir?? Ich befehle, also haben sie zu kommen!“

Sein Gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann auch wieder gehen!“

Lestrade grollte, konnte aber nichts antworten, da Watson nun einschritt. „Wo ist denn die Leiche?“ Daher brummte er nur verstimmt und deutete ihnen den Weg.

Watson nahm Holmes am Arm und zog ihn mit sich. „Arschloch!“, murmelte der leise vor sich hin und ließ sich ziehen.

Der Pathologe musste schmunzeln. „Färbt diese Zeit schon auf dich ab?“ Überrascht wurde er angesehen.

„Sollte ich mich nicht anpassen?“

„Doch! Ich habe dich bloß bis jetzt noch nie so reden hören!“

„Ich hätte große Lust, wieder zu gehen!“, erklärte Holmes und nahm derweil alles um sich herum wahr.

„Dazu ist es jetzt zu spät!“

Holmes schnaubte und sah auf die Leiche runter. „Sie wurde erstickt!“, stellte er dabei fest, auch wenn der doppelte Schnitt über ihrem Handgelenk mehr als deutlich hervor lugte.

Watson nickte und kniete neben der jungen Frau nieder. „Vermutlich.“ Er öffnete seinen Koffer und zog eine kleine Taschenlampe hervor, mit der er nun ihre Augen kontrollierte. „Minimale Blutungen, deuteten deutlich auf das Ersticken hin.“

Noch immer war Holmes gelassen. „Sie wurde mit einem Kissen erstickt.“ Verwundert sah der Doktor zu ihm hoch.

„Woran erkennst du das?“

„Schau her!“ Nun kniete sich der Detektiv neben ihn und fuhr mit seinem Finger über das Gesicht des Opfers um ihm die Details zu zeigen. „Du hast hier zu erst die zu über 90% abgebrochenen Wimpern. Normalerweise sind diese Körperhaare sehr standhaft. Aber wenn mit Gewalt auf sie niedergedrückt wird, brechen sie. Die wenigen verbliebenen Wimpern sind alle verbogen. Außerdem erkennt man in ihrem leicht geöffnetem Mund, dass die Zunge ziemlich weit in den Hals geschoben wurde. Ein Opfer, dass erwürgt wird, hat zwar auch den Mund offen, doch nur ein Kissen kann sich beim Akt der Tat so weit verformen und kraftvoll bleiben, dass es in den Mund passt und die Zunge zurück drängt.“

Fast ehrfurchtsvoll sah der Arzt ihm bei der Erklärung zu. „Kein Wunder, dass man dich zur Hilfe geholt hat.“ Ihm wurde zugelächelt.

„Möchtest du sonst noch etwas wissen? Ich habe deinem Ur- Großvater schon immer gern alles erklärt und ihm hat es gefallen. Aber ich will dich nicht bevormunden!“, versprach Holmes.

„Leg nur los! Ich höre dir gerne zu“ wurde dem Detektiv versichert, während Watson ein Stabthermometer hervorzog.

Holmes lächelte und deutete zuerst auf die weibliche Leiche. „Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht mehr Spuren am Opfer finden werden. Es scheint sich um einen Serienmörder zu handeln und die Schnitte über dem Puls des Opfers wird das Markenzeichen dieses Mannes sein. Es kann nur ein Mann sein, der eine Art Mutterkomplex entwickelt hat. Das beweist bereits dieses tote Frau hier! Er erniedrigt sie, indem er sie in einem verkommenen Viertel abgelegt und sie zuvor entkleidet hat. Aber er hat diesen nackten Körper wunderschön zurecht gemacht.“ Holmes grinste siegessicher. „Der Täter hat ein gestörtes Verhältnis zu Frauen. Aber wie ich bereits sagte, er hat die Tat nicht hier begangen! Er hätte hier nicht die Ruhe und die Zeit gehabt, sein Opfer so herzurichten.“

„Nichts davon kann ich widersprechen, auch wenn ich all das für die Polizei noch beweisen und dokumentieren muss.“ Mit Gewalt stach er das Thermometer in den Bauch des Opfers und sah dann auf seine Uhr. „Sie ist ca. fünf Stunden tot, also wird sie zwischen 22 und 23 Uhr getötet worden sein. Es sei denn der Todeszeitpunkt wurde verschleiert, was auch nicht das erste Mal wäre.“

„Nun!“ Holmes erhob sich wieder und deutete zu ihrem Wagen. „Dann können wir wieder fahren. Mehr gibt es hier nicht zu tun!“

„Wenn ich die Leiche nicht direkt aufschneiden soll“ warf Watson ein und erhob sich seufzend. Er wurde mit einem mitleidigem Blick betrachtet.

„Du solltest deinen Aufgabenbereich wechseln!“

Der Arzt streckte ihm die Zunge raus. „Ich mag meinen Job und hier bekomme ich interessantere Fälle, als in der Pathologie eines Krankenhauses!“

„Dann lass uns an deinen Arbeitsplatz fahren, damit du nicht gefeuert wirst!“, kicherte Holmes um das Thema nicht zu ernst zu machen. Der Arzt nickte und deutete einigen Polizisten an, die Leiche einzupacken.

Als die Beamten das auch taten, stockte Holmes, der sie genau im Blick behielt. „Was ist das?“ Er hielt Watson an der Schulter und deutete auf einen Zettel, der mit einer Stecknadel im Rücken des Opfers befestigt war. Ein Beamter zog die Nadel aus ihr heraus, tütete sie ein und reichte das Blatt an Watson, da er von den beiden Handschuhe trug.

„Interessant!“, nuschelte Holmes, als er die Nachricht darauf las.
 

~‚Loser?‘~
 

Watson verzog das Gesicht. „Ich kann mir denken, was das soll“

„Erkläre es mir!“, verlangte sein Freund jetzt zu wissen.

„Die Profiler haben vor einer Weile eine Pressekonferenz gegeben und erklärt, was für ein Typ der Täter sein müsste. Sie nannten ihn einen Verlierer, der es im echten Leben zu nichts bringt, weshalb er seine ‚Macht’ durch das Morden sucht. Scheinbar gefiel ihm das nicht.“

„Nur weil er vermutlich einem langweiligen Beruf nachgeht, einen Mutterkomplex hat und die Polizei bis jetzt an der Nase herum führt, würde ich ihn nicht einen Loser nennen!“, stellte Holmes fest, da er keine Ahnung hatte, was ein Profiler war.

Watson zuckte mit den Schultern. „Es wurde ein umfassendes Täterprofil erstellt, aber wie genau das geht weiß ich nicht, da ich das nicht studiert habe.“

„Sie haben ihn verärgert, weshalb ich davon ausgehe, dass die Leichen nun schneller auftauchen. Wenn man keinen Verdächtigen hat, ist das äußerst unklug!“, beleidigte Holmes die Polizei weiter und nickte wieder zum Wagen. „Sollen wir?“

„Darum ging es vielleicht. Sie wollten ihn wütend machen, damit er einen Fehler macht.“

„Ein Profi macht keinen Fehler!“, stellte der Detektiv klar. „Damit hätten wir auch einen Ansatz, wo wir suchen müssen!“

„Einen Ansatz?“ Watson verpackte die Nachricht und reichte sie dem Beamten zurück, bevor er seinen Koffer zusammen packte.

„Ich hatte die Akten bestellt, als wir im Büro dieses Lestrade waren. Wir müssen bei den ersten Morden beginnen. Da wird der Täter noch kein Profi gewesen sein.“, wurde ihm erklärt.

„Die Akten sind bereits bei Jane im Zwischenspeicher.“ Watson ergriff seine Hand. „Na komm, fahren wir zu Yard und schnippeln was rum.“
 

In der Pathologie angekommen, war Holmes begeistert und begann bereits an allem herum zu fingern. „Wenn du dir einen Finger abhackst nähe ich ihn dir nicht wieder an!“ ermahnte Watson, als Holmes eine elektrische Säge hochhob.

„Gut, hiermit würde ich mir höchstens einen abschneiden!“, grinste Holmes zurück. Ihm wurde die Zunge raus gestreckt, bevor die Leiche hereingebracht wurde und er in seine professionelle Rolle verfiel. Kaum lag das Opfer auf dem Seziertisch, begann der Detektiv sie schon zu befingern und weiter zu untersuchen.

„Sag mir bescheid, wenn du fertig bist“ erklärte Watson gelassen und sortierte sein Besteck.

„Er ist ein Perfektionist!“ Holmes war ganz in seiner Arbeit vertieft und untersuchte nun die Beine der Frau.

„Leider ja. Er hinterlässt nie brauchbare Spuren oder ähnliches.“

Holmes befeuchtete einen Finger mit seinem Speichel und wusch das Make Up von einem Muttermal. „Er hat jeden Makel der Frau übermalt! Jeden Einzelnen! Sie ist bestimmt schon seit 3 Tagen tot, sonst hätte er nicht all das tun können! ...Die Spuren vernichten und sie so herrichten...“

Watson nickte. „Er wird sie eingefroren haben, damit das nicht auffällt. Ich werde ihre Daten an die Vermisstenstelle weiterleiten, vielleicht bekommt sie dann einen Namen. Und nimm bitte Wasser! Ich will deine DNA nicht auf meiner Leiche!“

„Zu spät!“, kicherte Holmes und legte den Kopf schief, als er innerlich auch realisierte, dass sich nicht nur Watson, sondern auch die Frauen aus dieser Zeit überall rasierten.

„Sie wird ca. zwanzig gewesen sein“ murmelte der Arzt und fuhr mit einem Scangerät über ihrem Körper. Dabei wurde er äußerst neugierig betrachtet und Holmes rückte ihm näher. Grinsend sah Watson zu ihm auf. „Ich suche nach Implantaten. Viele Leute tragen Computerchips im Körper, auf denen Daten gespeichert sind, die können in solchen Situationen recht hilfreich sein.“

Fast schon so positiv aufgeregt, wie es sonst nur kleine Kinder können, richtete sich der Blick des Detektiv auf ihn. „Ich finde dieses Gerät unglaublich interessant!“

„Ja? Dann sieh dir das erst mal an.“ Der Arzt drückte ein paar Knöpfe und auf einem großen Bildschirm erschien eine 3D Aufnahme der jungen Frau. Begeistert rückte Holmes ihm weiter auf die Pelle.

„Skelett!“ sprach Watson da und nur die Knochen der Leiche wurden gezeigt.

„Das ist unglaublich!“, begeisterte sich Holmes weiter.

„So kann man den Körper überprüfen, bevor man ihn beschädigt“ erklärte Watson ihm weiter.

Jetzt zog der Schwarzhaarige eine kleine Schippe. „Ist ja fast schon langweilig!“

Der Arzt lachte. „Willst du dir deine Knochen mal ansehen?“

„So lange ich meine Haut an behalten darf!“, grinste Holmes mit.

Grinsend schaltete Watson den Scanner wieder ein. „Still halten.“ Und das tat Holmes auch, wobei er aufgeregt grinste. Watson scannte ihn, bevor er das Bild der jungen Frau durch Holmes’ ersetzte. „Tada!“ Wieder war Holmes begeistert und betrachtete sich im Monitor. Sein Freund aber runzelte die Stirn, denn im Nacken der Animation blinkte es.

„Was ist das?“, fragte er diesen dann.

„Hm.“ Der Blonde drückte ein paar Knöpfe und zoomte so heran und leuchtete in den Körper hinein. „Ein Computerchip.“ Er zuckte die Schultern. „Vielleicht eine Art Seriennummer.“

„Seriennummer?“, fragte Holmes skeptisch und wenig begeistert.

„Die Leute im Resuscitation Labor sind arrogante Schnösel, es würde passen, dass sie irgendein Zeichen zurück lassen.“ Watson analysierte den Chip nicht weiter und zoomte davon weg. „Was willst du dir ansehen?“

Holmes war mit der Antwort gar nicht zufrieden, würde es aber vorerst ruhen lassen. „Ich hatte mal ein paar Rippen gebrochen. Kann man das noch sehen?“

Der Arzt schüttelte den Kopf. „Dein jetziger Körper ist im perfekten Zustand.“

Holmes verzog den Mund. „Dann kannst du mir bestimmt die kleinsten Knochen des Körpers zeigen?“

„Klar!“ Das Mittelohr wurde heran gezoomt.

„Und die einzelnen Hirnregionen?“, fragte Holmes weiter. Fast sofort wurde das Hirn angezeigt.

„Welche willst du sehen?“

„Zeig mir alles und erklär es mir, du hast du da doch viel mehr wissen!“ Holmes grinste. „Vielleicht kannst du mir auch bestätigen, dass die rechte Hirnhälfte dafür zuständig ist, jemanden zum Verbrecher zu machen! Die Wissenschaftlicher aus meiner Zeit sind nämlich der Überzeugung, es ist die Linke.“

„Ähm… ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber beides ist absoluter Blödsinn! Es wird zwar immer noch behauptet, dass es ein Gewaltgen gibt, aber ein Verbrecher ist sicher nicht an der Form seines Hirns zu erkennen! Das ist eher eine aktive Entscheidung!“

„Was ist ein Gewaltgen?“, fragte Holmes, der sich überhaupt nicht angegriffen fühlte.

„Schwachsinn, wenn du mich fragst, aber einige Wissenschaftler behaupten, dass es ein Allel der Monoamin-Oxidase A gibt, wer das hat soll angeblich eher zu Gewalttaten neigen.“

„Ich verstehe kein Wort!“, gab der Detektiv nun zu.

„Ich erkläre es dir nachher noch mal in ruhe, ok?“

„Gut!“ Holmes deutete auf die Leiche. „Können wir sie jetzt aufschneiden?“

„Absolut!“ Wieder in der Rolle des Arztes trat Watson an den Tisch und ergriff sein Skalpell. Ihm wurde die wiedergeborene Hand entgegen gestreckt.

„Darf ich?“

Zögerlich sah Watson ihn an. „Ich könnte dafür Ärger bekommen…“ Er bekam einen kleinen Kuss.

„Ich soll doch den Fall lösen. Also soll man mich auch arbeiten lassen, wie ich arbeite. Außerdem kann ich das!“, versprach er schließlich. „Wir beginnen mit einem Ypsilon Schnitt.“

„Dann überlass aber mir das Reden, damit es nicht auffällt.“ Watson reichte ihm das Skalpell. „Audioaufnahme starten.“ Holmes nickte und setzte das Messer über dem Brustbein an. Er machte den entsprechenden Schnitt, was Watson für die Aufnahme kommentierte. Als dieser lang genug war, setzte Holmes den zweiten Schnitt an, denn er zur rechten Seite der Toten zog. Jeder Handgriff wurde von seinem Partner festgehalten, der ihm auch sonst assistierend zur Seite stand.

Als es dann Zeit war die Rippen zu brechen, lächelte Holmes den Arzt an und bat ihn so um Hilfe. Außerdem wollte er gern mit ihm zusammen arbeiten.

Mit geübten Fingern griff Watson nach dem richtigen Instrument und setzte es an. Sie waren ein hervorragendes Team und erledigten die Obduktion schnell und gründlich. Daher streckte sich Holmes auch vergnügt als sie fertig waren und stahl Watson noch einen Kuss.

„Klasse Arbeit!“

„Ich bin halt gut in meinem Job!“ Watson deckte die Leiche zu und schob sie in ein Kühlfach. „Leider hat sie uns genauso wenig verraten, wie die anderen Opfer.“

„Dann können wir ja erst einmal wieder ins Bett und schlafen.“, stellte der Detektiv klar, hatten sie doch gerade halb sieben am Morgen. Watson räumte ihren Arbeitsbereich auf und nickte ihm zu.

„Klingt gut und nach einem guten Frühstück fangen wir an zu arbeiten.“

„Es kann aber lange dauern, bis ich wieder aufstehe!“, stellte Holmes klar und zog ihn an sich.

„Dann essen wir halt Mittag statt Frühstück!“

Er nickte und führte Watson zur Türe, die er ihm dann öffnete. „Bitte sehr, Dr. Watson!“

„Ich danke ihnen, Mr. Holmes!“ Watson trat hindurch und lächelte den Anderen dabei lieblich an. Doch auf der Treppe zum Ausgang hielt sie Polizeichef Lestrade noch einmal auf, indem er ihnen entgegen trat und sie ansprach.

„Und, irgendwelche Ergebnisse?“

„Nur die üblichen, Sir“ erklärte der Arzt sofort.

„Und er?“ Lestrade nickte zu Holmes. „Konnte er ihnen weiter helfen?“

„Natürlich“ kommentierte Watson trocken und schob den Detektiv an dem Chef vorbei. „Wir müssen jetzt dringend weiter, wir haben noch so viel zu hinterfragen und zu erforschen.“

„Ich erwarte bald gute Ergebnisse!“, rief der ihnen noch nach.

„Er ist der einzige Nachteil an meinem Job“ flüsterte Watson, als er Holmes Richtung Auto zog.

„Ich sollte ihm...!“, drohte der, als sie in jenem saßen.

„Stell dich hinten an, ganz Scotland Yard würde ihm gerne an die Kehle!“

„Ich glaube aber nicht, dass man mir etwas nachweisen könnte!“, grinste Holmes nun vergnügt.

Watson lachte vergnügt auf. „Sag mir, wenn du ein Alibi brauchst!“

„Werde ich bei Bedarf machen!“ Holmes lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Fährst du schnell?“

„Ich werde rasen!“ versprach der Blonde ihm und fuhr los. Dennoch schlief Holmes auf der Fahrt ein und ließ seinen Kopf auf Watsons Schulter fallen.

„Hey, schöner Mann. Aufwachen. Ich bekomme dich nämlich nicht in die Wohnung getragen.“

Holmes Gesicht zierte ein Lächelnd, als er blinzelnd aufwachte, denn zärtliche Finger weckten ihn und er lehnte sich der Berührung entgegen. „Kommst du mit in mein Bett?“

„Als ob du mich los werden würdest“ gurrte Watson und half ihm beim Abschnallen.

Zufrieden schmuste Holmes ihre Körper zusammen, als sie schließlich das Auto verlassen hatten und das Haus betraten. „Gut zu wissen!“

„Also ab ins Bett?“ fragte der Blonde grinsend.

„Sofort!“, bestätigte sein Detektiv und begann sich bereits auf dem Weg in sein Zimmer zu entkleiden. Lachend folgte sein Freund ihm, den Anblick genießend.

„Ich werde schlafen wie ein Stein!“, gähnte Holmes und grinste ihn an. „Aber von dir träumen!“ Watson errötete bei diesen Worten, strahlte ihm aber entgegen.

„Das wollte ich hören.“

„Ich weiß...“, säuselte der Schwarzhaarige und küsste ihn.

„Hm…Wenn du mich weiter so küsst, lasse ich dich nicht mehr schlafen.“

„Dann sollte ich mich jetzt hinlegen.“, entgegnete Holmes und begann ihn nun auszuziehen.

„Ja, dass solltest du wohl“ erwiderte der Blonde leise und ließ ihn nur zu gerne machen. Da landete sein Hemd bereits auf dem Boden und die Hose wurde geöffnet.

„Aber nicht ohne dich!“

Grinsend wackelte Watson mit dem Hinterteil, bis die Hose nach unten fiel. Dann wurde er ins Bett geschoben. „Braver Watson!“ Gut gelaunt schlüpfte der Arzt noch aus seinen Socken und hüpfte dann ins Bett. Dort kletterte Holmes zu ihm und kuschelte sich an.

„Jane?“

„Ja, Mr. Holmes?“ erklang da ihre melodische Stimme.

„Wir wünschen keine Anrufe oder Telefonate. Lass die Störenfriede einfach eine Nachricht hinterlassen!“, bestimmte er.

„Sehr wohl.“

„Ach und stell noch die Türklingel bitte aus!“

Watson kicherte und zupfte an Holmes’ Haaren. „Du willst ungestört schlafen?“

„Danke Jane!“, blieb Holmes höflich, bevor er sich wieder seinem Freund widmete. „Ja, genau das will ich!“ Dann küsste er ihn. „Und das solltest du auch! UND! Bevor du fragen solltest, ja, der Fall reizt mich, vor allem, mit dem was ich hier alles lernen kann. Aber dieser Lestrade...!!! Er kann warten!“

Der Blonde kicherte und zog die Decke über sie beide. „Dann sollten wir ihn warten lassen!“ Er bekam einen zärtlichen Kuss.

„Schlaf gut!“

„Du auch!“

Bereits nach wenigen Stunden erwachte Holmes wieder und lächelte verliebt, als er Watson an sich geschmiegt entdeckte. Jener hatte zwar etwas gebraucht, war aber nach einiger Zeit wieder richtig fest eingeschlafen und nutzte den Detektiv nun als Kopfkissen. Zart streichelte jener seinen Rücken und küsste ihn immer wieder zärtlich. Watson gab ihm nämlich das Gefühl komplett zu sein und im Gegensatz zu dessen Ur- Großvater, wies er ihn aus moralischen Gründen nicht ab, sondern forderte regelrecht, was ihnen gefiel. Im Schlaf begann der Blonde zu schnurren und drückte sich dichter an den Schwarzhaarigen.

„Jane?“, flüsterte der daraufhin leise.

„Ja, Mr. Holmes?“ erklang ihre Stimme ruhig und im gemäßigten Ton.

„Gibt es eine Möglichkeit, an die Akten vom Fall zu gelangen, ohne aufstehen zu müssen?“

Ein Fernseher fuhr aus der Wand gegen über. „Ich kann sie ihnen zeigen.“

„Danke, das ist sehr zuvorkommend!“, entgegnete Holmes. Er veränderte seine Position so, dass er Watson fast komplett auf sich liegen hatte, er selbst aber problemlos auf den Fernseher gucken konnte.

„Ich beginne chronologisch“ erklärte Jane und blendete die ersten Daten ein. So verbrachte Holmes einige Stunden damit, die Unterlagen zu lesen und bemerkte nicht, wie das Leben in seinen Freund zurück kehrte.

Watson begann sich zu räkeln und näher an den warmen Körper unter sich zu kuscheln. „Hm.“ Ganz automatisch wurde er wieder gestreichelt, während Holmes die nächste Seite las. Der Blonde begann zu schnurren und sich auf ihm zu strecken.

„Gut geschlafen?“, fragte der Detektiv leise.

„Wundervoll“ gurrte Watson und streckte sich, um dem Schwarzhaarigen das Kinn zu küssen.

„Das freut mich!“, lächelte Holmes und gab ihm auch einen Kuss. Zufrieden schmiegte Watson sich an ihn und kraulte ihm die Brust.

„Und du? Hast du auch gut geschlafen?“

„Ja, hab ich, ein bisschen.“, berichtete Holmes und las weiter. „Es war aber schön, dich als lebendige Decke zu haben!“

Der Arzt strahlte ihn an. „Hab ich gern gemacht.“

„Du hast es gar nicht realisiert!“, schmunzelte Holmes, wobei er immer wieder auf den Fernseher sah.

„Was guckst du da?“ Nicht ganz willig drehte Watson den Kopf weg von ihm und hin zum Fernseher.

„Oh, ich hab schon einen Großteil der wichtigsten Akten durch. Nämlich genau die, welche die Polizei für nutzlos hält!“, erklärte der Detektiv verschmust.

„Wow! Wie lange bist du denn schon wach?“

„Ein paar Stunden.“, erklärte er und grinste. „Steht in deinen Notizbüchern nichts darüber, dass ich während eines Falls kaum schlafe?“

„Doch, aber da es dein Vorschlag war, dachte ich, dass du es langsam angehst“ erklärte der Blonde und streckte sich, bevor er neben den Detektiv rutschte, um mit ihm zu lesen. „Hast du schon irgendwelche Geistesblitze?“

„Ich will noch einmal mit den Zeugen sprechen und sie wirklich bedeutende Dinge fragen!“, erklärte Holmes. „Ganz besonders den einen Verdächtigen, den es gab.“ Er zog Watson näher und küsste ihn auf die Nase. „Er scheint von großer Bedeutung, auch wenn ihm das nicht klar ist!“

„Ich dachte er hatte sich als unschuldig entpuppt?“ fragte Watson nach und rief sich alles ins Gedächtnis, was er über den Fall wusste.

„Oh ja, das glaubt man auch.“, beantwortete Holmes das und konnte nicht aufhören, dem anderen Körper Zärtlichkeiten zu schenken. Sein Freund gurrte und lehnte sich den Berührungen entgegen.

„Was erhoffst du dir, was er sagen könnte?“

„Das er uns sagt wer der Mörder ist...“, grinste Holmes. „Ich bin davon überzeugt, dass er mehr weiß, als sonst irgendwer!“ Überrascht blinzelte Watson ihn an.

„Aber er ist doch seit über acht Jahren nicht mehr bei den Ermittlungen aufgefallen.“

„Das hat nichts zu sagen. Wie wir bereits festgestellt haben, ist der Mörder mit den Jahren zum Profi geworden. Schließlich gab es beim ersten Mord sogar noch DNA spuren, auch wenn sie nicht auswertbar waren.“ Holmes zuckte die Schultern. „Er ist der Erste auf meiner Liste, von denen die ich sprechen will.“ Der Arzt kraulte über seine Brust und hörte ihm aufmerksam zu.

„Wann willst du ihn besuchen?“

„Nachdem wir aufgestanden sind, gefrühstückt haben und angezogen sind.“, grinste Holmes und genoss auch die Berührungen die ihm geschenkt wurden.

Watson lachte leise und schmiegte sich an. „Und dabei wirst du dich sicher nicht hetzen lassen.“

„Warum sollte ich nicht? Der nächste Mord geschieht eh erst nächste Woche.“ Holmes küsste ihn. „Danke Jane, du kannst den Fernseher jetzt ausmachen.“ Das Gerät wurde abgeschaltet und eingefahren.

„Willst du jetzt aufstehen?“

„Nein, ich finde es gerade sehr bequem.“, grinste Holmes ruhig.

„Das wollte ich hören“ lachte Watson und rutschte wieder auf ihn. Sofort hatte er Holmes Hände auf seiner Hüfte, die ihn dort massierten.

„Das ist noch sehr viel bequemer!“

„Das dachte ich mir.“ Strahlend beugte Watson sich vor und küsste ihn. Bevor der Detektiv ihm etwas ins Ohr säuseln konnte, wurden sie jedoch unterbrochen.

„Verzeihen sie, John, Mr. Holmes, dass ich mich gegen ihren Wunsch melde. Doch Polizeichef Lestrade hat sich in der vergangenen Stunde drei Mal gemeldet!“, erklang Janes Stimme.

Der Pathologe grollte und setzte sich auf. „Hat er Nachrichten hinterlassen?“

„Natürlich, John!“

Ihr Eigentümer verzog das Gesicht. „Und was sagt er?“

„Dass er sie sofort sprechen will, persönlich und allein!“

Watson ließ sich nach vorne auf Holmes fallen. „Ich will nicht.“ Der küsste ihm die Stirn. „Dann bleib hier! Sag ihm, ich brenne dir das Haus ab, jage London in die Luft oder sonst was.“, schlug er dann vor.

Wehleidig sah der Arzt ihn an. „Das klingt verlockend, aber ich will nicht gefeuert werden.“

Daher brummte der Detektiv. „Ich denke, ich bin zur Zeit dein Job!“

„Ja, aber er ist immer noch mein Boss, also habe ich keine Wahl!“

Er brummte und schob Watson von sich. „Bitte schön!“ Jener krabbelte direkt wieder neben ihn und küsste ihm die Wange.

„Ich beeile mich auch und ich bringe was zu essen mit!“

„Ja, ja...!“ Holmes sah nicht begeistert aus und drehte sich weg.

„Sei mir nicht böse“ bat Watson ihn da fast flehend.

„Geh schon arbeiten!“

Grollend verzog der Arzt das Gesicht. „Schmoll du solange nur weiter!“ Er hörte nur ein Schnauben, als sich die Decke über Holmes Kopf zog.

„Kleinkind“ murmelte der Blonde und rutschte vom Bett, um sich fertig zu machen. Als er im Büro seines Chefs eintraf, saß der hinter seinem Schreibtisch und kochte vor Wut.

„Guten Tag, Chef. Geht es ihnen gut?“ Watson überlegte ihm ein Mittel gegen zu hohen Blutdruck zu empfehlen.

„Haben sie unser Eigentum vielleicht nicht unter Kontrolle?“, entgegnete dieser nur zur Begrüßung und deutete ihm den Stuhl vor dem Schreibtisch.

Äußerlich ruhig nahm Watson platz. „Was meinen sie?“

„Er hat zu gehorchen und zu arbeiten, sonst können wir ihn nicht gebrauchen!“ Lestrade zog eine Augenbraue hoch. „Er hatte inzwischen knapp zwei Monate um sich einzugewöhnen. Sollte er sich nicht fügen, hat er und auch sie die Folgen zu tragen!“

Verärgert verzog Watson das Gesicht. „Er ist ein erwachsener Mann! Ich kann ihm ja kaum sagen, wie er sich zu benehmen hat, vor allem, wenn gewisses Verhalten seinem Wesen widerspricht!“

„Er hat sich zu fügen!“ Lestrade zierte ein kaltes Lächeln, als er aufstand und sich von Watson weg und zum Fenster seines Büros drehte. „Das ist natürlich ihr Verantwortungsbereich, Watson!“ Er drehte sich wieder um.

„Er arbeitet doch längst an dem Fall, aber er ist doch kein Tier, das man dressieren kann!“ machte sein Mitarbeiter weiter seinem Unmut Luft.

„Nun, wenn das so ist...“ Der Polizeichef drehte sich wieder zum Fenster und zog die Jalousie zu. „Vielleicht zeigt er sein begnadetes Talent noch...“ Dann grunzte er abwertend. „Wie auch immer... Sie haben eine Woche, damit er den Fall löst. Sollte er sich in der Zeit noch immer so unmöglich verhalten oder den Fall nicht lösen, wird er entsorgt. Was soll Scottland Yard mit einer Wiederbelebung, die unnütz ist und nach dem der Mörder gefasst ist, wird dieser Holmes sowieso überflüssig.“

Watsons Herz zog sich schmerzlich zusammen, als er diese Worte hörte. „Entsorgen? Eine Woche? Aber… der Fall wurde in 10 Jahren nicht gelöst…“ Ihm wurde die Tür gedeutet.

„Eine Woche und keinen Tag mehr!“

Mit schlotternden Gliedern stand Watson auf und verließ stumm das Büro.
 

Der Flur seines Hauses war leer, als Watson dort eintraf, jedoch blitzten ihn sofort zwei alte und wertvolle Manschettenknöpfe von einer Anrichte entgegen, die dort stand. Noch immer ganz blass um die Nase besah Watson sie sich genauer, konnte aber nichts mit ihnen anfangen. Da sie aber äußerst hübsch waren, ließ er erst von ihnen ab, als sich die Wärme des mitgebrachten Essens an seinem Bein bemerkbar machte. Im Zimmer von Holmes angelangt, lag dieser noch immer im Bett, auch wenn er ganz offensichtlich dieses bereits einmal verlassen hatte, da seine Hausschuhe im Zimmer verteilt waren. Außerdem zeigte er ihm noch immer die kalte Schulter.

„Ich habe Essen mitgebracht“ erklärte der Arzt deshalb als Begrüßung. „Vom Asiaten. Sind viele leckere Sachen dabei.“

Augenscheinlich noch immer schmollend, drehte sich Holmes zu ihm um, doch als er Watson erblickte, war seine nur noch gespielte schlechte Laune verschwunden und er kam sofort aus dem Bett um ihm das Essen abzunehmen. „Was ist los?“, fragte er sanft. „Du hast nicht nur Ärger bekommen!“ Kaum hatte er das Essen zur Seite gestellt, sah er Watson fest in die Augen und streichelte seine Wangen.

Der Arzt bemühte sich ihn anzulächeln und legte die Hände über seine. „Mach dir darüber mal keinen Kopf. Er hat sich bloß fürchterlich aufgespielt und gedroht mich zu feuern, wenn es nicht läuft wie er will.“ Da wurde er geküsst.

„Dann werde ich deine Arbeit nicht weiter gefährden!“, versprach Holmes. „Versprochen!“ Er grinste. „Nach dem Fall werde ich Lestrade einfach die Meinung sagen!“ Watson umarmte ihn und drückte ihn fest an sich.

„Ja, tu das.“ Er bekam einen zärtlichen Kuss.

„Ich hab mir auch überlegt, dass wir vor dem Zeugen noch etwas anders machen.“

Froh, sich auf etwas anderes konzentrieren zu können, lächelte Watson ihn an. „Vielleicht essen?“

„Oh ja, das auch...“ Holmes kicherte. „Das hätte ich jetzt vergessen!“

„Ich habe extra viel mitgebracht, damit du dich durchprobieren kannst.“

Watson wurde zu den Tüten gezogen, die Holmes zuvor zur Seite gestellt hatte. „Dann zeig mir, womit du mich vergiftest...“

Der Arzt musste darum kämpfen, dass das Lächeln in seinem Gesicht blieb. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen, dann zeig ich dir alles.“ Dort angekommen, stellte Holmes das Essen wieder weg und zog Watson erst einmal an sich.

„Hat dir Lestrade so viel Ärger gemacht?“ Natürlich hatte er das Verhalten des Arztes genau registriert.

„Ach, er war einfach nur… ein riesiges Arschloch!“ Seufzend ließ Watson sich auf sein Sofa fallen. „Und ich will mir gar nicht erst anhören, was Mum zu sagen hat, wenn ich meinen Job verliere…“ Sofort war Holmes neben ihm und zog ihn an sich. Ganz nebenbei begann er ihn mit Streicheleinheiten zu verwöhnen.

„Ich verspreche dir, dass alles gut wird!“

„Das hoffe ich“ hauchte der Blonde und genoss die Umarmung, bevor er sich lächelnd löste. „Schon mal mit Stäbchen gegessen?“ Dennoch konnte Holmes seine Finger nicht von Watson lassen und streichelte ihn weiter.

„Warum sollte ich mit Stäben essen? Wozu gibt es Besteck?“

Der Arzt lachte und küsste ihn, bevor er aufstand und aus der Küche normales Besteck und Essstäbchen aus Ebenholz mitbrachte. „Das ist asiatisches Besteck!“

Holmes blinzelte. „Davon habe ich gehört...“ Dann nahm er sich ein Stäbchen und betrachtete es.

„Soll ich dir zeigen wie es geht?“ fragte Watson, der ihn neugierig beobachtete.

„Gern!“, lächelte er zurück und nahm das Stäbchen in die Finger so das er es halten konnte. „Spieße ich das Essen auf?“

„Nicht im geringsten“ lachte der Blonde und packte das Essen aus. Eine Schachtel mit Sushi und mehrere Kartons mit asiatischen Köstlichkeiten. Ruhig ließ sich Holmes das Essen zeigen und erklären.

„Davon habe ich wirklich noch nie gehört!“

Watson öffnete die Schachtel mit dem Sushi und ergriff dann ein Paar der Stäbchen. „So musst du sie halten.“ Der Detektiv versuchte es ihm nachzuahmen, doch immer wieder verrutschten ihm die Stäbchen.

„Grr!“

„Warte, ich kenne einen Trick.“ Er holte schnell ein Gummiband aus der Küche und band dann Holmes’ Stäbchen oben zusammen. Nun klappte es schon etwas besser und Holmes lächelte.

„Na, ob das Essen klappt?“

„Versuch es einfach.“ Watson ergriff die Stäbchen und schob sich, mit ihrer Hilfe ein Maki in den Mund. Es wurde ihm nachgemacht, auch wenn der Detektiv wesentlich ungeschickter war. „Du bist besser, als ich beim ersten Mal!“ versicherte Watson ihm daraufhin. Er wurde mit einem unzufriedenen Blick angesehen, bevor Holmes die Stäbchen weg legte.

„Danke, aber ich bleibe lieber bei Messer und Gabel.“ Er lächelte entschuldigend und küsste Watson. „Ist das ok für dich?“

„Ich bin zufrieden, wenn du satt wirst!“

Der Schwarzhaarige küsste den Arzt erneut und nahm sich dann eine Gabel. Vorsichtig schob er sich mit dieser das ihm fremde Sushi in den Mund. „Hm...“

„Und?“ fragte der Blonde erwartend nach.

„Es schmeckt sauer und nach Fisch.“, erklärte Holmes.

„Es ist Fisch“ wurde er aufgeklärt. Er nickte und legte die Gabel zur Seite um sich die anderen Essen zu betrachten.

„Ich glaub, ich hätte gern etwas von den Nudeln.“

„Dann nimm sie dir. Iss sie einfach aus dem Karton raus!“

Wieder tat Holmes, was ihm gesagt wurde und diesmal sah man deutlich, dass es ihm schmeckte. So reichten sie die Kartons immer wieder hin und her und genossen, eng aneinander geschmiegt, ihr gemeinsames Mahl. Hin und wieder fütterten sie sich auch gegenseitig.

Alle dunklen Gedanken schienen auch von dem Arzt abzufallen und er blühte unter Holmes’ Berührungen regelrecht wieder auf. Aber schließlich war das Essen vertilgt und sie gesättigt.

„Das war köstlich!“

„Ich kann dich also nun öfter dazu bekommen zu experimentieren?“ fragte Watson fröhlich nach, der schon all seine Lieblingsrestaurants im Kopf durch ging, die er mit Holmes besuchen wollte.

„Doch, da kann ich drüber nachdenken!“, grinste der zurück.

„Eins fehlt noch!“ Grinsend zog Watson zwei knallrote Tütchen hervor. „Glückskeckse!“

„Was?“, fragte Holmes überrascht nach.

„Mach auf!“ wurde er angehalten. Das tat er auch und hielt schließlich einen normalen Glückskecks in der Hand. In diesen wollte er auch sogleich rein beißen. Doch Watsons erhobene Hand stoppte ihn.

„Zerbrich ihn in der Mitte!“

Holmes nickte und zerbrach den Keck. Dadurch kam ein kleiner Zettel zum Vorschein, den er sofort in die Finger nahm und las. „Manchmal ist das was wir wollen direkt vor unserer Nase.“ Er sah auf und Watson. „Komisches Ding!“

„Ein Glückskecks halt, in jedem Steckt eine Weisheit.“ Nun zerbrach er seinen eigenen. „Das Glück steht vor der Tür, also machen sie auf!“ Watson wurde kichernd geküsst.

„Die Dinger klingen fast so unglaubwürdig wie die Wahrsagerinnen oder Zigeuner aus meiner Zeit!“

„Sie sind ja auch nicht glaubhaft, aber sie gehören dazu.“ Kaum hatte er seinen Satz beendet, meldete sich Jane. „Es klingelt an der Tür, John!“

Der Arzt horchte amüsiert auf. „Hörst du das? Da ist mein Glück ja schon!“

„Dann sollten wir schnell nachsehen gehen!“, lächelte Holmes und deutete ihm die Türe.

Kichernd stand der Arzt auf und schlenderte Richtung Eingangstür, doch als er jene öffnete verschwand das Lächelnd wieder aus seinem Gesicht. Vor ihm stand Freddy, der Kerl, der ihm bereits mehrere Male das Herz gebrochen hatte. Doch das schien dieser vergessen zu haben, denn er zog Watson strahlend an sich und küsste ihn.

„John, mein Darling! Wie schön, dass ich dich antreffe!“

Vor Schreck ganz starr dauerte es einen Moment, bevor der Blonde sich von ihm weg drückte. „Ja sag mal, spinnst du?!“

„Hast du mich etwa nicht vermisst?“, fragte er nach und zog ihn wieder näher an sich. Watson jedoch erwehrte sich seiner Annäherung.

„Nicht im geringsten! Ich war froh, dass du weg warst!“

Er zog eine Augenbraue hoch und musterte Holmes. „Warum? Knallst du jetzt so nen Luftballon?“

Sein Ex-Freund verzog verärgert das Gesicht. „Mein Privatleben geht dich einen feuchten Dreck an!“

Freddy lachte. „Darling! Wir haben beide Fehler gemacht und ich habe dir deine verziehen!“ Er sah zu Holmes. „Schick ihn weg und ich werde dich zum glücklichsten Mann auf Erden machen!“

Watson schnaubte abfällig. „Hast du immer schon so gesülzt? Ich glaube mir wird schlecht!“ Demonstrativ ergriff er Holmes’ Arm, als innige Geste. Der schob ihn auch sogleich ein wenig hinter sich.

„Sie sind hier unerwünscht, Mr. Freddy!“

Verärgert runzelte jener seine schöne Stirn. „Jetzt hör mal zu, du Snob! Du hast hier keine großen Töne zu spucken, schließlich bist du hier in meinem Revier!“

„Ich denke schon, dass ich mich zu Wort melden darf.“, blieb Holmes höflich. „Schließlich wohne ich bereits seit einigen Wochen hier, im Gegensatz zu ihnen!“

Dem gutaussehenden Ex-Lover entgleisten die Gesichtszüge. „Was???“

„Nun, sie hören ganz recht, Mr. Freddy!“, lächelte Holmes. „Ich wohne hier und somit bin ich hier, nach ihren Worten, sehr wohl in meinem Revier!“ Doch natürlich hatte er den Störenfried sehr wohl verstanden, weshalb er Watson an sich zog. „Nicht wahr, mein Schatz?“

Lieblich sah der junge Arzt zu ihm auf. „Aber natürlich, Liebling!“ Da wurde dieser wieder zu dem Ex-Lover gezogen.

„Was willst du mit so einem Weichei? Du brauchst es hart, knall hart, das wissen wir beide!!!“

„Lass mich los!!“ Watson wollte sich wieder losreißen, war Freddy aber an Kraft unterlegen.

Nun ließ sich aber der schwarzhaarige Detektiv nicht mehr halten. Er ging dazwischen, befreite Watson und griff Freddy am Kragen um ihn die wenigen Stufen hinunter vor das Haus zu begleiten. „Sie sollten jetzt gehen, Mr. Freddy!“

„Du hast mir gar nichts zu sagen!!“ fauchte jener ihn an und schlug seine Hand weg. „Er gehört mir!!“

„John gehört nur sich selbst und entscheidet daher allein, was er mit wem und wann tut!“, grollte Holmes nun, wobei er den Vornamen seines Freundes äußerst zärtlich aussprach. Dennoch wurde er dabei körperlich noch aktiver, indem er Freddy daran hinderte, wieder zurück zum Haus zu gelangen.

„Du weißt überhaupt nichts, du Fatzke!! Ich weiß hingegen was er braucht und das ist sicher nicht so ne Lusche wie du!!“

Holmes erkannte, wie Freddy ihn nun schlagen wollte, wieviel Kraft er dafür einsetzte und begann zu lächeln. Er wich dem Schlag nämlich einfach aus, erwiderte ihn mit der flachen Hand gegen die Rippen seines Angreifers und knackste ihm direkt zwei der Knochen an. „Ahh!!“ Der Ex taumelte kurz zurück und wurde dann von einer neuen Welle Wut ergriffen, mit der er wieder auf Holmes zu stürmte. Doch diesen störte das nicht, parierte er einfach die Angriffe und schlug gekonnt zurück.

Freddy schickte er dabei zu Boden, wo er keuchend liegen blieb. „Mieses Arschloch!! Als wäre die kleine Fotze es wert!!“

Erneut sauste eine Faust auf ihn zu und stoppte nur Millimeter vor seiner Kehle. „Sollten sie es sich noch einmal wagen Watson gegen seinem Willen zu nah zu kommen, werde ich dafür sorgen, dass es das letzte ist, wofür sie in der Lage sind!“ Mit schmerzendem Körper krabbelte Freddy von ihm weg und kam schwerfällig auf die Beine.

„Die Schlampe kann mir mal gestohlen bleiben!“

Da tat Holmes so, als würde er noch einmal auf ihn losgehen wollen und als er endlich fort war, kam er zu Watson zurück und zog ihn in seine Arme. „Tut mir leid!“ Der Arzt hing relativ steif in seinen Armen.

„Können wir rein gehen, bevor die Nachbarn anfangen zu starren?“

Der Schwarzhaarige nickte und führte ihn rein um hinter ihnen die Türe zu schließen.

Beschämt legte Watson eine Hand über die Augen. „Oh man…“

Vorsichtig legte Holmes ihm eine Hand auf die Schulter. „Geht es dir nicht gut?“

„Ich bin ok, es ist nur… tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest…“

Zärtlich wurde der Arzt wieder an den Schwarzhaarigen gezogen. „Mir tut es leid, dass ich nicht schon früher dazwischen getreten bin!“ Zittrig klammerte Watson sich an ihn.

„Freddy ist mein Problem, du hättest dir nicht die Hände schmutzig machen müssen.“

Er wurde weiter ins Haus geführt und auf ein Sofa, dass in einem der Zimmer stand. Dort zog Holmes ihn ganz auf seinen Schoß. „Du bist mir wichtig! Ich konnte nicht zusehen!“

„Er hätte sich auch so wieder abgeregt“ versicherte Watson ihm und versuchte gefasst zu wirken, obwohl ihn der Besuch tief getroffen hatte. Ihm wurde fest in die Augen gesehen und Holmes war auf einmal viel mehr klar, als das was er vorher schon zwischen Watson und Freddy bemerkt hatte. Er küsste zärtlich den Arzt und zog ihn an seine Brust.

„Er wird dir nie wieder etwas tun!“

Der Blonde schluckte einen schweren Kloß herunter und hielt sich hilflos an Holmes fest. Der hielt und streichelte ihn und sprach ruhig auf ihn ein. „Ich werde dich von jetzt an immer beschützen!“

Watson blinzelte die aufkommenden Tränen weg und zitterte in den starken Armen. „Lass es raus!“, bat ihn da sein Freund leise und fürsorglich.

„Ich will nicht weinen“ hauchte ihm da der Blonde entgegen. „Das habe ich zu oft.“

„Wenn es dir hilft, tu es... Du solltest an dich denken.“ Noch während er sprach begannen die Tränen über Watsons Wangen zu perlen. Daher blieb Holmes jetzt still und streichelte und küsste ihn einfach nur sanft.

Nachdem der Damm gebrochen war, dauerte es fast eine halbe Stunde, bevor der Arzt sich wieder unter Kontrolle bekam und sich von Holmes löste. Beschämt wischte er sich da übers nasse Gesicht. „Tut mir leid, ich stelle mich an.“ Aber sein Freund schüttelte den Kopf und zog ihn noch näher an sich, wenn es denn möglich war.

„Nein, dass war nötig und ich bin froh, dass ich für dich da sein durfte!“

„Du denkst nicht…“ Watson zögerte, „…anders über mich?“

„Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte!“, erklärte Holmes und lächelte ihn an.

„Tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe, aber…“ Der Blonde wandte den Kopf ab. „Ist nicht grade das ideale Gesprächsthema.“ Sanft wurde sein Kinn angehoben und sein Kopf so gedreht, dass er Holmes wieder ansah.

„Hör auf dich zu entschuldigen! Es ist ok und ich verspreche dir, dass ich Freddy nicht mehr in deine Nähe lassen werde!“ Er lächelte. „Er hat nichts kaputt gemacht. Mach dir keine Sorgen! Mir ist nur wichtig, dass es dir gut geht, ja?!“

„Mir geht es gut, bzw. wird es das sicher bald wieder. Ich komme schon klar.“

Watson wurde wieder geküsst. „Wenn ich dir helfen kann, sagst du es mir?“

„Du hast mir schon geholfen“ versicherte Watson ihm und umarmte ihn. „Danke.“

Vorsichtig strich Holmes nun über die Stellen bei Watson, die sonst bei Frauen von ihren Männern zerschlagen wurden. „Ich werde dir so etwas niemals antun!“

„Ich weiß“ hauchte der Blonde und lächelte schwach. „Genauso wie ich wusste, dass er nicht aufhören würde, egal wie oft er es versprach.“ Er wurde wieder geküsst.

„Vielleicht sollten wir heute Arbeit, Arbeit sein lassen und es uns hier bequem machen. Was meinst du? Du und ich im Bett... Ein paar von den neumodischen Fernsehprogrammen... und all so etwas...“

„Wolltest du nicht Nachforschungen anstellen?“ fragte Watson vorsichtig nach, auch wenn ihm Holmes Vorschlag sehr zusagte.

„Du bist mir wichtiger!“, erklärte ihm der Schwarzhaarige lächelnd.

Zaghaft begann der Arzt wieder zu lächeln. „Danke.“ Er wurde verliebt angesehen und ihm wurde auf die Nase gestupst.

„Dein Lächeln ist wunderschön!“

Verlegen stupste Watson Holmes im Gegenzug, gegen den Arm. „Du schmeichelst mir!“

„Ich würde niemals lügen!“, schwor ihm Holmes, auch wenn er in Bezug auf seinen speziellen Gerechtigkeitssinn, die Wahrheit manchmal gern verbog. Doch sein Gedanke, wie wunderschön er Watson fand, war die pure und ungeschönte Realität.

Verlegen strich sich der Blonde durch die Haare. „Du tust meinem angeschlagenen Ego richtig gut.“ Holmes lächelte und küsste ihn und der Kuss wurde liebevoll erwidert. Nach dem Kuss, kuschelten sie weiter zusammen.

„Und was willst du jetzt machen?“

„Können wir einfach ne Weile zusammen sitzen bleiben?“

„Ja!“, bestätigte Holmes und schloss genießend die Augen.

Sie saßen eine ganze Weile stumm zusammen, bis Watson über seinen Schock hinweg kam und das Leben wieder in ihn zurückkehrte. „Ich bin dir dankbar, dass du dich so um mich kümmerst.“

„Das mache ich gern!“, lächelte Holmes und war zufrieden mit der Welt. Die Hand des Detektivs wurde ergriffen und seine Finger gekrault.

„Und das, während es dir doch eigentlich in den Fingern jucken muss.“

„Was meinst du?“, fragte er nach.

„Na ja, in den Notizbüchern stand, dass es dich immer ganz kirre machte keinen Fall zu haben, da dachte ich mir, dass es dich doch wurmen muss hier einfach nur rum zu sitzen.“

Gerötet wand Holmes den Blick und gleich das ganze Gesicht ab. „Ja, das war wahr...“

„Wie wäre es dann, wenn wir uns ne Dusch teilen und dann mit den Nachforschungen anfangen?“ Watson drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Die Ablenkung tut sicher gut.“

„Wenn es dir gut tut, bin ich einverstanden!“, erklärte er dem Arzt und lächelte einen Moment gequält. Wollte es doch unbedingt raus, was ihn bedrückte, traute er sich doch nicht und fand nicht den richtigen Moment. Das Gesicht des Detektivs wurde da sanft ergriffen.

„Alles ok?“

Watson wurde noch einmal voller Gefühl geküsst, bevor Holmes ihn ehrlich anstrahlte. „Wenn der Fall geklärt ist, muss ich etwas wichtiges mit dir besprechen!“

„Ok…“ Watson ergriff seine Hände. „Dann komm mit unter die Dusche.“

Grinsend ließ sich Holmes ins Badezimmer ziehen und begann sich dabei auch auszuziehen. „Ich hatte mir überlegt, dass wir zu erst die Arbeitsstelle des ersten Opfers aufsuchen und uns da einmal umhören...“ Er legte den Kopf schief. „Auch wenn ich gestehen muss, dass ich keine Ahnung habe, was eine Nachwuchsvorbereitungsklinik ist.“

„Hat sie nicht in einer Computerfirma gearbeitet?“ fragte der Blonde, während auch er sich auszog. „Und wolltest du nicht erst den Verdächtigen befragen?“

„Ja und ja...“, grinste Holmes und strich ihm über den Hintern. „Sie hatte zwei Berufe.“, erklärte er. „Und ich dachte mir, dass wir ganz am Anfang beginnen. Das heißt, ich möchte den Verdächtigen befragen, nachdem wir bei ihrer Arbeit waren.“

Watson nickte verstehend. „Es ist übrigens so etwas wie eine Fruchtbarkeitsklinik. Das heißt, da wird Leuten geholfen die Probleme beim Nachwuchs haben.“

„Das macht das Ganze schwieriger...“ Überlegte der Detektiv und stellte die Dusche an.

„Wieso schwieriger?“ Der Blonde stieg hinein und deutete Holmes an ihm zu folgen. Der tat das auch und kuschelte sich sofort Nähe suchend an.

„Mir kam der Gedanke, dass es vielleicht besser wäre, wenn wir uns nicht als offizielle Ermittler zu erkennen geben. Ich bin davon überzeugt, dass wir so mehr erfahren werden! Aber... Selbst wenn wir ein Paar sind... Zwei Männer können keine Kinder kriegen!“ Das nasse Haar hing ihm ins Gesicht, als Watson ihn strahlend anlächelte.

„Nicht im 19. Jahrhundert!“

Die grauen Augen des Schwarzhaarigen blinzelten ihn an. „Nicht komisch!“

„Ist kein Scherz!“

„Du willst mir allen ernstes erzählen, dass die Männer in dieser Zeit auch Kinder bekommen können?“, verlangte Holmes nach mehr Informationen.

„Wir können in dieser Zeit ja auch Tote wieder erwecken, da ist das doch nichts gegen.“ Grinsend legte sein Gefährte die Arme um ihn. „Es ist eigentlich ganz einfach. In einer kleinen OP wird der ausgewählten ‚Mutter’ eine künstliche Gebärmutter eingesetzt. Ein künstlich erschaffenes Ei aus der DNA der ‚Mutter wird befruchtet und dann eingesetzt. Neun Monate später gibt es dann einen Kaiserschnitt und das Baby ist da. Natürlich ist nicht jeder Mann geeignet, da es bestimmte körperliche und hormonelle Grundbedingungen geben muss.“

„Wir könnten uns da melden und sagen, wir würden uns gern testen, wer von uns beiden geeignet wäre...“, dachte Holmes nun laut. Doch Watson schüttelte den Kopf.

„Ich bin schon getestet, was in meiner Akte drin steht.“ Er wurde angeblinzelt, wobei der Detektiv wie von selbst über den Bauch des Blonden strich.

„Du könntest...?!“

„Ja ich könnte.“ Watson ergriff Holmes’ Hand und hielt sie gegen den Bauch. „Ich hatte sogar schon einen Termin für die OP.“ Der streichelte ihn dort ganz sanft und fasziniert, bevor er sich löste und Watson an sich zog und ihn umwerfend küsste.

„Das ist ja wunderbar!“

„Mh!“ Ganz überrumpelt sah der junge Arzt ihn an. „Du freust dich so, als wäre ich schwanger!“

Verlegen griff Holmes nach dem Shampoo und begann sich zu waschen. „Ich fände den Gedanken sehr schön, mit meinem Partner ein Kind bekommen zu können!“

Nachdenklich strich sich Watson über den Bauch. „Ich bin froh, dass ich noch kein Kind habe, aber mit dem richtigen Vater… Das ist ein schöner Gedanke.“ Er bekam einen zarten Kuss.

„Wir haben auf jeden Fall jetzt einen Plan! Wir fahren in die Klinik und geben vor, später gemeinsam Kinder haben zu wollen...“ Holmes ließ deutlich anklingen, dass er es nicht nur spielen wollen würde.

„Ich habe eine gute Idee, wie wir das machen!“ Watson grinste. „Die haben sicher auch ne Spermabank!“

„Was?“, fragte Holmes überrascht und lauschte dann den Ausführungen.

Die Nachwuchsvorbereitungsklinik war etwas abseits gelegen, wenn auch gut mit Auto oder Bahn erreichbar, dennoch war es deutlich, dass man sich dort auch unbemerkt Hilfe holen konnte.

Den Arm mit dem von Holmes verschränkt betrat nun John Watson diese Einrichtung und steuerte direkt auf die Rezeption zu. Dabei entging den Beiden nicht, das Bild des ersten Opfers, dass, mit einem schwarzen Band versehen, an der Wand hing. Sie hatten sofort die Aufmerksamkeit der Schwester an der Rezeption, die auf ihrem Namensschild Susannah hieß und sie sofort begrüßte.

„Ich wünsche einen guten Tag, meine Herrn!“

„Hallo!“ grüßte Watson strahlend und zog Holmes neben sich. „Mein Schatz und ich haben einen kleinen Überfall auf sie vor, da wir gehört haben, dass sie eine eigene Kühlanlage haben!“

Susannah stand auf und nickte fröhlich. „Ja, so sieht es aus!“ Sie deutete ihnen einen Raum. „Wollen wir uns nicht dort unterhalten?“

„Gerne!“ Strahlend zog Watson Holmes regelrecht hinein. Der kicherte und setzte sich mit ihm in dem Zimmer auf ein Sofa. Susannah war ihnen gefolgt und bot ihnen zuerst etwas Wasser. Dankend nahmen sie an und ließen sich von ihr einschenken. „Sie sind hoffentlich die richtige Adresse, an die wir uns wenden konnten!“

Die Schwester kicherte und breitete nun vor ihren Kunden eine ganze Reihe an Prospekten aus. „Wir sind im Gebiet der menschlichen Fortpflanzung eine der führenden Kliniken. Staatliche und private Auszeichnungen sind natürlich selbstverständlich! Wir bieten für gleichgeschlechtliche Paare wie ihnen, das Einfrieren des Samen, das Einsetzen der künstlichen Gebärmutter, bis hin zur künstlichen Befruchtung und dem Einsetzen des Eis. Die Wahl, welchen Embryo und welche Eigenschaften er haben soll, sowie die gesamten Vor- und Nachuntersuchen sind inbegriffen. Und zu guter Letzt, die Krönung einer großen Liebe, die Geburt über den Kaiserschnitt des so erwünschten Kindes!“

„Wir sind erst Mal nur am Einfrieren interessiert“ erklärte Watson ihr mit lieblichem Augenaufschlag. „Wir wollen sicher gehen, dass die kleinen Schwimmer noch so wollen wie wir, wenn wir Zeit für das Kind haben!“ Sein Lächeln wurde erwidert und Susannah öffnete die entsprechende Broschüre.

„Das ist kein Problem! Es funktioniert einfach und schnell...“ Sie sah entschuldigend zu Holmes. „Wenn sie denn damit klar kommen, dass sie in einen Becher ejakulieren...“ Dann wand sie sich wieder an Watson. „Das Finanzielle haben wir hier und wenn ihnen die Preise zusagen, können wir gleich beginnen!“

„Das Finanzielle ist kein Problem!“ erklärte Watson, ohne einen Blick auf den Preis zu werfen.

„Sehr gut!“, lächelte Susannah und bekam nun von Holmes eine Frage.

„Muss ich bestimmte Vorbereitungen für meine Abgabe machen?“

„Vor einigen Jahrzehnten hätten sie eine ganze Weile vorher auf den Beischlaf verzichten müssen, aber jetzt müssen sie einfach nur die Probe abgeben!“

„Gut.“ Holmes lächelte und küsste Watson. „Dann bin ich für alle Schandtaten bereit!“

„Wunderbar!“ Die Schwester erhob sich und kehrte mit einem Plastikbecher zurück. „Dann würde ich ihnen gerne den Raum zeigen, wo sie ungestört sind.“

„Ich danke ihnen!“ Holmes schenkte seinem Freund noch einen Kuss und folgte dann der Schwester.

„Denk ja an mich, Schatzie!“ rief Watson ihm noch hinterher und folgte den beiden zumindest noch bis in die Eingangshalle.

Aber schließlich war Holmes in diesem Raum, in den er gebracht wurde und sah sich um. Er fand viele einschlägige Hefte, Filme und andere Dinge, die allerlei Vorlieben beinhalteten und einen Stuhl. Doch es war ziemlich steril und er tat sich schwer, in Stimmung zu kommen. Nur Watsons bitte in der Eingangshalle, an ihn zu denken, half dem Detektiv und er begann sich vorzustellen, wie sie auf natürlichem Wege ein Kind zeugen würden...

Der Mann, der ihm in den Gedanken rumspuckte, machte zur selben Zeit Anstalten die Schwester in ein Gespräch zu verwickeln.

„Arbeiten sie eigentlich schon lange hier?“

„Seit knapp 20 Jahren!“, lächelte sie zurück. „Ich gehöre mit zu den am längsten hier Arbeitenden!“, gab sie dann stolz von sich.

„Wow, das ist eine enorme Leistung, dann haben sie sicher schon so manches Gesicht kommen und gehen sehen.“

„Oh ja, selbstredend! Vor allem die jungen Leute wollen doch erst einmal testen, was sie im Leben machen wollen!“, lachte sie vergnügt. Verschwörerisch lehnte Watson sich ihr entgegen.

„Sie kennen sicher die Geschichten von allen, die sich hier so rum treiben!“ Savannha lachte weiter und zwinkerte ihm zu, um ihr Ja zu signalisieren. „Sie machen das ja richtig geheimnisvoll“ kicherte Watson und sah sich dann im Raum um, so dass sie auf jeden Fall bemerkte, dass er das Bild mehr als nur wahrnahm.

„Jedes Gesicht, das einmal hier war erkenne ich wieder!“, erklärte sie ihm nun.

„Wirklich? Das ist beeindruckend!“ Watson sah wieder zu dem Bild. „Verzeihen sie, ich will ihnen nicht zu nahe treten, aber…“ Es schien, als ob die Schwester hoffte, dass er etwas anderes wissen wollte, weshalb sie sich dumm stellte.

„Ja...?“

„Das Gesicht der jungen Dame kommt mir bekannt vor, deshalb wollte ich fragen, wer das ist.“

Savannha nickte und seufzte. „Ich bin mir sicher, dass ihnen die junge Frau bekannt vorkommt. Das ist Marie Juliana Johnson. Sie war das erste Opfer...“ Die Schwester wurde leiser und ehrlich traurig. „...dieses Serienmörders, den die Polizei nicht zu fassen bekommt.“

Erschrocken griff Watson sich an die Brust. „Wie fürchterlich! Kannten sie, sie gut?“

Sie nickte. „Wir waren Kollegen und haben gern mal abends noch einen Absacker getrunken. Wenn das denn möglich war. Schließlich hatte sie zwei Jobs...“

„Gleich zwei? Was für ein fleißiges Mädchen. Ihr Verlust muss schwer für sie gewesen sein und man hat wirklich nie herausgefunden, wer ihr das angetan hat?“

Watson hörte nun ein Seufzen. „Es gab einen Verdächtigen, soweit ich weiß. Er hat kurz vor dem Mord um Marie geworben. Aber er war es wohl nicht...“

„Tatsächlich? War er ihr Verehrer?“ Neugierig trat der Arzt näher an sie heran und ergriff verschwörerisch ihren Arm. „So richtig, wie in den alten Filmen?“

Vergnügt und neidisch nickte die Krankenschwester. „Ja! Er hat Rosen und Pralinen geschickt. Außerdem hat er sie nach einiger Zeit zum Essen eingeladen und die Beiden waren wohl öfter mit einander aus. Marie hatte es richtig erwischt!“

„Oh, wie romantisch! Ich kriege nie Rosen!“ Die beiden kicherten miteinander, bevor Watson wieder ernster wurde. „Und dann so ein tragisches Ende, wie in einem Liebesroman.“

Susannah nickt und begann zu flüstern. „Es ist ein Jammer! Und zugegeben, ich war am Anfang auch der Überzeugung, dass der Verdächtige der Mörder ist...“ Sie steckten tuschelnd die Köpfe zusammen.

„Wirklich? Und jetzt denken sie es nicht mehr?“

„Genau!“, bestätigte sie. „Doch mir ist eingefallen, nachdem er aus der Untersuchungshaft war, wie er geguckt hat, als er ihr das erste Mal Rosen schickte!“

„Und wie hat er geguckt?“ fragte Watson sofort nach.

„Heute glaube ich, die Blumen damals waren nicht von ihm. Denn er wirkte, als ob er keine Ahnung hätte, wovon ich rede! Doch er hat es gut genutzt. Ich bin mir sicher, er meinte es genau so ernst wie Marie! Außerdem hat sie mal eine Andeutung gemacht, dass sie glaubt, verfolgt zu werden...“

„Ein Stalker?“ fragte der Jüngere fast atemlos. „Woran hat sie denn bemerkt, dass sie verfolgt wurde?“

„Es war nur ein Gefühl, dass sie mir mal erzählt hatte, mehr nicht.“, erklärte sie nun.

„Hm, wirklich mysteriös…“ Watsons Gedanken schlugen bereits Purzelbäume und er wollte Holmes alles schnell berichten. Susannah bemerkte das, deutete es aber falsch.

„Wenn sie ihrem Mann helfen wollen, können sie gern zu ihm gehen!“

Tatsächlich errötete ihr Kunde da. „Er ist ein großer Junge, ich bin sicher, er schafft das.“

„Es gibt Männer, die mit der sterilen Atmosphäre Schwierigkeiten haben...“

„Dann sollte ich ihm vielleicht wirklich helfen…“ erklärte der Jüngere verlegen.

„Sie können mir ihre Kreditkarte in der Zeit hier lassen, dann werde ich die Formulare ausfüllen, für das weitere Verfahren!“

„Wie liebenswürdig.“ Nervös händigte Watson seine Karte aus und trat dann zu dem Raum, in dem Holmes war. Nachdem er angeklopft hatte, hörte er ein leises „Herein!“ Eiligst schlüpfte Watson ins Zimmer. „Schon fertig?“ Auf einem Schrank fand er den gut gefüllten Becher und Holmes selbst saß in einem Stuhl und hatte aller Hand ‚Spielzeug‘ bei sich, dessen Bedeutung er ergründete.

„Ja, ich hoffe, das reicht...“ Er sah verlegen zur Wand. „Gar nicht so leicht, das Ding so richtig zu füllen!“ Watson betrachtete sein Werk schmunzelnd.

„Ein Schuss hätte schon gereicht.“ Er wurde mit einer erhobenen Augenbraue wieder angesehen.

„Das sagst du mir jetzt?“ Ganz nebenbei legte sich Holmes einen Ring um den Penis und überlegte, wozu der da war.

Der junge Arzt lachte vergnügt. „Willst du noch einen Becher?“

„Wofür?“, fragte der Schwarzhaarige irritiert und begann Watson anzustarren. Jener deutete auf den Ring.

„Merkst du es?“

Keuchend, weil der Ring äußerst leidenschaftliche elektrische Impulse an Holmes kompletten Genitalbereich sendete, biss sich der auf die Lippen und versuchte das Ding wieder abzulegen. „Ich... ich kann nicht... mehr!!“ Doch seine Finger zitterten und sein Körper wollte nachgeben. Der Andere trat neben ihn und legte Hand an, um den Ring auszuschalten. Dankbar ließ sich Holmes seinen Kopf gegen Watsons Bauch plumpsen. „Danke!“

„Kommst du jetzt wieder runter?“ wurde er sanft, aber auch neckisch gefragt.

Er lachte leise und hielt sich fest. „Lass mich das nie wieder allein tun!“

„Keine Sorge, nächstes Mal reiche ich dir eine Hand“ versicherte Watson grinsend.

Holmes schmunzelte noch immer und erschlaffte schon, da er wirklich nicht mehr konnte. Deshalb packte er sich ein und ließ seinen Kopf an dem schönen Bauch des Arztes. „Nächstes Mal ist das hier dein Job!“ Er deutete auf seine eigene Hose und dann auf den gefüllten Becher.

Holmes wurde sanft durchs Haar gestrichen. „Nur, wenn du mir dann auch hilfst.“

„Hö?“, verdutzt sah er nach oben.

Watson grinste zu ihm runter. „Aus dem Genmaterial meines Spermas wird das Ei geschaffen.“

„Ah!“, erklärte Holmes, dass er verstanden hatte, auch wenn er nicht wusste, was Watson meinte. „Und was sagt die Krankenschwester?“

„Sie hält mich zwar jetzt für eine Tratschtante, aber unsere Unterhaltung war aufschlussreich! Der Verdächtige und das Opfer waren wohl in den ersten Zügen einer Beziehung, weshalb sie öfter Blumen und Geschenke bekam. Das interessante ist aber, dass Susannah glaubte, dass die Geschenke nicht von ihm waren und Maria hat ihr sogar anvertraut, dass sie sich verfolgt fühlte!“

Der Detektiv brummte um zu zeigen, er hatte verstanden. „Dazu habe ich nichts in den Unterlagen gefunden!“

„Sie sagt, sie hätte sich erst daran erinnert, als der Kavalier aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.“

„Mh...“ Holmes nickte. „Dann sollten wir jetzt meine Probe abgeben und zum Zeugen fahren. Ich denke nicht, dass wir noch so eine gute Information in der Sicherheitsfirma bekommen!“

„Sicher, dass du dafür fit genug bist?“ Eindringlich wurde der Detektiv gemustert.

„Körperlich oder seelisch?“, grinste dieser selig.

„Beides!“

„Nein!“, seufzte Holmes. „Aber wir könnten es trotzdem tun...“

„Morgen“ beschloss Watson da. „Dann kannst du den Verdächtigen mit all deinem Scharfsinn konfrontieren.“

Unwillig stimmte sein Freund zu und stand auf. „Na gut... Aber nur weil du es so willst!“

„Das ist sehr gütig von dir.“ Grinsend griff Watson sich seinen Becher. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und Holmes suchte nach Susannah. Jene stand wieder an der Rezeption und erwartete sie lächelnd.

Grinsend reichte Watson ihr den Becher. „Wir überlegen eine Großfamilie zu haben.“ Ihm wurde verschwörerisch zugezwinkert.

„Ich hätte ihnen auch einen weiteren Becher geben können!“

„Na, irgendwas muss ich mir doch noch für zu Hause aufbewahren“ kicherte Watson ihr zu.

Susannah klebte einen Aufkleber auf den Becher mit dem Sperma und räumte diesen auf ein Tablett. Dann reichte sie Watson seine Kreditkarte zurück und ein Dokument. „Hier ist die Nummer für die Samen drauf. Sie werden in ein paar Tagen einen Chip erhalten und ein weiteres Dokument. Dort werden die Daten noch einmal bestätigt und es wird vermerkt sein, wie viel des Spermas verwendet werden kann. Mit dem Chip können sie dann jeder Zeit herkommen, den Samen abholen oder sich gleich hier befruchten lassen, wenn ihre Gebärmutter eingepflanzt ist.“

„Wunderbar! Wir melden uns dann!“ Watson ergriff Holmes Arm. „Komm Schatzie, lass uns nach Hause gehen.“

„Auf Wiedersehen, Mrs. Susannah!“, verabschiedete sich auch der Detektiv und verließ mit Watson das Gebäude.

Der Arzt hing noch immer kichernd an seinem Arm. „Weißt du eigentlich, wie viele potentielle Kinder in dem Becher gelandet sind?“

„Eins?“

Das Kichern wurde heftiger. „Ich würde eher sagen 100 Millionen! Aber nur damit das klar ist, die bekomme ich nicht alle!“ Nun kicherte Holmes mit und küsste ihn.

„Schade, aber damit werde ich wohl leben müssen!“

„Ich bin aber bereit mit mir über die Anzahl diskutieren zu lassen“ grinste Watson und schloss das Auto auf. Sie setzten sich und Holmes grinste gewinnend.

„Ich möchte mindestens zwei!“

„Mit zwei könnte ich leben, vielleicht auch drei, aber nicht mehr.“

„Klingt gut!“, bestätigte der Detektiv und gähnte.

„Na komm, Daddy. Wir bringen dich ins Bett.“ Grinsend gab der Arzt Gas.

Ein stolzes Lächeln schlich sich auf Holmes Lippen. „Der Gedanke gefällt mir!“
 

Nachdem Holmes sicher im Bett verstaut war notierte Watson für ihn die neuen Erkenntnisse und setzte sich dann an seinen Computer. „Jane, ich brauche Zugang zu der medizinischen Datenbank bei Scottland Yard. Zugangscode: John Hamish Watson 315764.“

„Zugang gewährt!“, erklang nur wenige Tausendstel Sekunden später ihre Stimme.

„Ruf meinen privaten Ordner auf.“ Nervös fuhr Watson sich durch die Haare. „Bild 3.“

Vor ihm erschien, was er verlangte.

„Stimmt etwas mit Mr. Holmes nicht?“, fragte Jane hingegen. Sie war mit den Jahren von Watson umprogrammiert worden. Das bedeutete, dass sie sich zwar nur ausschließlich um ihre Arbeit kümmerte, aber dennoch mehr konnte, als der übliche Hauscomputer und auch auf die Personen einging, die in dem Haus wohnten, in welchen Computer sie gerade eingespeist wurde.

„Möglich. Kannst du den Scann auf Unregelmäßigkeiten untersuchen?“

Vor ihm drehte sich der Körperscan, den Holmes in der Pathologie von sich hat machen lassen und den Hauptcomputer, auf dem sich Jane befand, hörte man deutlich arbeiten. „Keine Schäden der inneren Organe. Sämtliche Weichteile und Knochen des Körpers sind ebenfalls in Ordnung.“, erklärte sie kurz darauf, doch völlige Entwarnung gab sie nicht.

„Und nicht körperliche Substanzen?“

„Mr. Holmes hat einen Chip im Nacken.“, berichtete sie ihm.

„Ich weiß.“ Watson begann nervös an seinem Daumennagel zu knabbern. „Ist etwas Bedeutendes an ihm?“

„Der Chip sitzt exakt auf dem verlängerten Rückenmark zwischen Kleinhirn und Rückenmark. So etwas ist laut Datenbank nur bei Tieren erlaubt.“, erklärte sie ihm.

„Wieso ist diese Position bei Menschen verboten?“ Besorgt runzelte Watson die Stirn.

„Diese Position wird bei Tieren gewählt und direkt nach der Geburt wird der Chip dort eingesetzt. Es dient dazu, das jeweilige Tier humaner als in vergangenen Zeiten einzuschläfern, wenn es von Nöten sein sollte. Auf dem Chip gibt es nur die Programmierung Hirn und Nervenbahnen, die den gesamten Körper mit Befehlen versorgen, auf einen Schlag über einen Elektroschock zu trennen.“ Jane zeigte Watson parallel zu Holmes Scan, Bilder von Hauskatzen und was sie erklärte. „Wenn der Tierarzt dem Besitzer die Diagnose auf eine unheilbare und qualvolle Krankheit stellt oder das Tier einen schrecklichen Unfall hatte, entscheiden sich die Besitzer dazu den Chip zu aktivieren. Das bedeutet, sie geben dem Tierarzt einen Code, den sie mit dem Tier erhalten haben. Dieser loggt sich damit auf dem Chip ein und dieser tut automatisch seinen Dienst. Das Tier ist auf der Stelle tot.“ Wieder erschienen Watson Bilder, die zeigten, wie eine Katze einfach umfiel und keine Vitalfunktionen hatte. „Es ist bei Menschen verboten, so einen Chip zu benutzen, weil es natürlich einem Mord gleichkommt, diesen einzusetzen. Daher ist der Platz des Chips bei Mr. Holmes ungewöhnlich.“

Watson erschauerte und er musste die Arme um sich selbst schlingen, um das Zittern zu unterdrücken. „Ist der Chip in Holmes von der Bauart mit den Tierchips vergleichbar?“

„Es tut mir leid, John, dass kann ich nicht sagen.“

Der Mensch seufzte und fuhr sich frustriert über das Gesicht. „Kannst du dich in den Rechner des Resuscitation Labors hecken?“

„Das wird einige Minuten in Anspruch nehmen.“, erklärte sie ihm.

„Tu dein Möglichstes, aber unauffällig bitte.“

„Aber selbstverständlich, alles so wie immer, John!“, versprach Jane und begann zu arbeiten. Ihr Besitzer versuchte unterdessen das Zittern in seinen Händen unter Kontrolle zu bekommen, da die Angst ihn langsam einzunehmen drohte.

„Ich habe eine Verbindung.“, meldete sich Jane nach einer viertel Stunde wieder.

Watson schreckte auf als er ihre Stimme hörte und schluckte. „Durchsuch die Datenbank über Informationen, über diesen Chip und generell über Holmes. Vielleicht haben sie seine Akten noch gespeichert.“

„Natürlich haben sie das!“, konnte Jane sofort bestätigen. „Er wurde in 5 Tagen hergestellt und hat den sogenannten Entsorgungschip eingebaut.“

Watson wurde schlecht. „Entspricht dieser … Entsorgungschip denen, die bei Tieren benutzt werden?“

„Nein, das tut er nicht!“

Der Arzt erlaubte sich nicht aufzuatmen. „Inwiefern?“

„Er ist wesentlich gefährlicher. Er ist nämlich so konstruiert, dass er nicht nur die Nervenbahnen trennt, sondern auch das Kleinhirn in seine Bestandteile auflöst.“

„Ich glaub mir wird schlecht…“ Keuchend hielt Watson sich am Tisch fest.

„Das Passwort für den Chip ist 15 Stellig und wurde an Polizeichef Lestrade übergeben.“, berichtete Jane weiter.

„Dieses miese Arschloch…“ Er legte eine zittrige Hand über seine Augen und da er das bekannte Herzproblem hatte, meldete sich seine weibliche Computerstimme, Jane wieder.

„Ihre Atmung ist unregelmäßig und ihr Herzschlag ist erhöht, John. Soll ich einen Notarzt rufen?“

Der Blonde atmete tief durch und schüttelte den Kopf. „Nein, ich… ich bin in Ordnung.“

„Wünschen sie denn sonst noch etwas zu wissen?“

„Gibt es…“ Watson musste mehrfach tief durchatmen, um sich unter Kontrolle zu bekommen. „Gibt es Informationen, wie der Chip sicher zu entfernen ist?“

„Es gab noch keine Versuche in diese Richtung.“

Der Blonde nickte verstehend. „Ich möchte, dass du die Rechtslage überprüfst. Die Machenschaften dieser Leute liegen sicher in einer Grauzone. Finde, alle Informationen, die für das Labor schädlich sein könnten und kopiere sie auf eine meiner externen Festplatten. Das gilt auch für den Kundenstamm und alle gespeicherten Dokumenten, über angeschlossene Verträge. Ich will alles, was ich gegen sie verwenden könnte.“

„Jawohl, John. Ganz wie sich wünschen. Ich werde die Festplatte auf meinem Motherboard benutzen. Sie hat genügend Platz, wird aber bei eventuellen Durchsuchungen nicht gefunden, da sich im Normalfall dort keine Speichermedien befinden.“

„Tu das.“ Erschöpft lehnte Watson sich im Stuhl zurück. „Such mir auch noch alle medizinischen Unterlagen von Holmes raus und speichere die direkt auf meinem Computer, damit ich leichten Zugang darauf habe.“

Wieder bestätigte Jane und begann seine Befehle von Beginn an zu verarbeiten. „Ihre Feststellung ist korrekt. Das Ganze befindet sich in einer gesetzlichen Grauzone. Mr. Holmes Wiederbelebung wurde mit den Geldern der Steuerzahler beglichen und vom MI5 über Polizeichef Lestrade in Auftrag gegeben. Das bedeutet, ihr Gast John, ist Eigentum der britischen Regierung unter der Obhut von Polizeichef Lestrade. Ebenso kann Lestrade völlig legal alles vernichten, was nicht mehr von Bedeutung für das Volk ist. Wenn Mr. Holmes also nicht das macht, wofür er Wiedererweckt wurde, ist Polizeichef Lestrade durchaus dazu befugt den Entsorgungschip zu aktivieren. Dennoch ist es fraglich ob die Entsorgung eines eigenständig intelligent denkendes- und fühlendes Wesen nicht doch Mord ist, auch wenn es einen Eigentümer besitzt.“

„Gibt es eine Möglichkeit, Holmes aus dieser Grauzone zu befreien und zu einem normalen, anerkannten Bürger zu machen?“

„Ja John, das ist möglich.“

Watson grollte frustriert, da es nicht gut um seine Geduld bestellt war. „Und wie??“

„Mit einer anerkannten Beziehung.“, erklärte Jane. Das war zwar eine ganz normale Partnerschaft, nur das in ihrer Zeit diese weltweit erst nach zwei Jahren anerkannt wurden. Ungefähr 40 Jahre zuvor wurde das auf dem gesamten Planeten so anerkannt, weil Menschen in immer kürzere und seltsamere Beziehungen glitten, welche die Behörden von der Anzahl so überforderten, dass man diese Regelungen traf. Natürlich war alles andere nicht verboten, doch es war für alle so sehr angenehm und vor allem die untreuen Gesellen brauchten in dieser Zeit ihrem Partner oder ihrer Partnerin keinen Abschied zu machen. Es sei denn, man war verheiratet.

Watson entwich ein Fluchen und fuhr sich durch die Haare. „Und bis sich der ganze Papierkram, für eine Eheschließung erledigt hat, ist die Woche abgelaufen!“

„Alle weiteren wichtigen Daten, die sie verlangten, John, sind jetzt auf der besprochenen Festplatte. Wenn sie möchten, kann ich sofort eine Verbindung zu den Familienanwälten herstellen und ihnen einen Termin für morgen verschaffen.“

„Ich weiß nicht, wie ich Zeit habe. Schick ihnen also alle wichtigen Daten und weihe sie in die Situation ein. Wenn es klappt rufe ich sie im Laufe des Tages an.“

Es dauerte exakt zwei Sekunden, bevor Jane wieder sprach. „Es ist alles so, wie sie wünschen, John!“

„Gut.“ Der Arzt atmete tief durch. „Öffne mein Chirurgie Simulationsprogramm, ich will üben den Chip zu entfernen.“

„Lass mich doch mal fahren!“, bat Holmes am nächsten Vormittag eindringlich. Wollte er doch endlich dieses Auto einmal näher kennenlernen. „Ich bekomm das schon irgendwie hin!!! Und du hast selbst gesagt, der ehemalige Verdächtige wohnt auch hier in London.“

„Aber der Straßenverkehr in London ist mörderisch und wir sind die Verkehrsregeln noch nicht durchgegangen!“ warf Watson ein, da er sein Auto noch nicht verlieren wollte.

„Der Stärkere gewinnt und dein Gefährt muss dabei ganz bleiben!“, erklärte Holmes das Wichtigste von dem, was er bei den ganzen Körben, die der Arzt ihm gegen hatte, verstanden hatte.

„Genau solche Worte sind es, die mich glauben lassen, dass ich eine Fahrt mit dir am Steuer nicht überlebe!“ Der Arzt setzte sich da lieber selber auf den Fahrersitz. Sein Freund verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und setzte sich trotzig wie ein Schuljunge auf den Beifahrersitz.

„Spielverderber!“

„Jetzt schmoll nicht“ wurde er ruhig ermahnt, als Watson losfuhr.

„Mache ich gar nicht!“, kam die beleidigte Diva zum Vorschein. Der Arzt kicherte und gab Gas. Holmes sah derweil gelangweilt aus dem Fenster seiner Seite. Watson hingegen pfiff fröhlich vor sich hin, bevor er plötzlich in eine freiere Gegend einbog und langsamer wurde. Doch sein Freund schien ihn nun zu ignorieren, ein Verhalten, dass er aus den Notizbüchern seines Ur- Großvaters bereits kannte.

„Wir sind da!“ flötete Watson ihm da entgegen.

„Dein Orientierungsinn scheint nicht der Beste zu sein!“, maulte der Detektiv.

„Er ist perfekt.“ Er deutete auf eine Schranke vor ihnen. „Da hinter ist ein Verkehrsübungsplatz!“

„Oh ja, natürlich!“, glaubte Holmes ihm kein Wort.

„Wenn du nicht fahren willst, kann ich gerne wieder umdrehen…“ Watson setzte bereits den Blinker.

„Nein!“ Sofort drehte der Schwarzhaarige sich ihm wieder zu. „Wenn du es ernst meinst, will ich fahren!“

„Das wollte ich hören!“ Grinsend fuhr Watson zu der Schranke und zahlte für die Nutzung, dann brachte er sie auf den Platz und stellte den Wagen ab. „Plätzetausch!“ Begeistert stieg Holmes sofort aus und lief um das Auto. Er war schneller an der Fahrertür, als Watson aussteigen konnte.

„Nicht so übermütig!“ lachte der Arzt und ließ sich aus dem Wagen ziehen. Er bekam einen Kuss, bevor sich der Schwarzhaarige an ihm vorbei und hinters Steuer drängte.

„Endlich!!!“

Watson beeilte sich auf den Beifahrersitz zu kommen und sich anzuschnallen. „Bist du so weit?“

Holmes grinste und startete bereits den Motor, hatte er sich doch eine Menge bei Watson abgeguckt. „Natürlich!“

„Du weißt wie du schallten musst?“ Sorgenvoll musterte Watson die Umgebung auf Hindernisse. Da trat Holmes die Kupplung durch und legte den ersten Gang ein.

„Klar! Hab ich bei dir gesehen!“ Doch als er losfahren wollte, machte der Wagen einen großen Satz nach vorn und der Motor wurde abgewürgt.

„Immer mit der Ruhe, junger Grashüpfer!“ kicherte Watson.

„Aber... ich habs so gemacht, wie du!“, beschwerte er sich bei ihm.

„Du musst die Kupplung langsam kommen lassen, mit Gefühl“ wurde es ihm ruhig erklärt.

„O... k...“ Holmes versuchte es erneut und brachte den Wagen zum Rollen.

„Und jetzt langsam Gas geben, aber pass auf, wo du hin fährst.“ Wieder tat er, was ihm gesagt wurde und begann wirklich, wenn auch langsam zu fahren. „Schön vorsichtig“ wurde er jedoch weiter ermahnt. „Ich liebe dieses Auto.“

Er fuhr auch vorsichtig, zumindest bis er glaubte das Auto unter Kontrolle zu haben und das Schalten beherrschte. Danach wurde er immer schneller, so dass sich Watson die Hände vor die Augen hielt. „Oh Gott!“

„Das macht Spaß!“, erklärte Holmes fröhlich.

„Nur solange du uns nicht umbringst!“ stöhnte der Blonde und zuckte bei einer besonders engen Kurve zusammen.

„Wir leben doch!“, lachte der Detektiv vergnügt und begann die Bremse zu suchen.

„Fahr doch etwas langsamer!“

„Wie denn???“, wurde Holmes panisch.

„Trete auf das mittlere Pedal!“ rief Watson genauso panisch. Einen Augenblick später ging ein Ruck durch das Auto, sie standen und der Motor war wieder abgewürgt. Erleichtert ließ Watson den Kopf auf das Armaturenbrett sinken. „Ich lebe noch!“

Doch schon startete Holmes den Motor erneut. „So und jetzt können wir üben, wie ich im Verkehr fahren muss!“

„Um Himmels Willen“ murmelte der Arzt und hielt sich an seinem Gurt fest. Aber diesmal fuhr Holmes vorsichtiger an und grinste breit.

„Ist das besser?“

„Wesentlich“ gestand der Blonde ihm zu.

„Dann lass uns diesen Parkur hier fahren, damit ich auf der Straße fahren kann!“

„Auf der Straße fährst du erst, wenn du einen Führerschein hast!“ erklärte Watson durchgreifend, „Aber du kannst hier dafür schon mal üben.“

„Das sehen wir ja noch!“, flötete Holmes fröhlich, als der Wagen auf einmal automatisch hielt. Bevor der Detektiv fragen konnte, was los war klingelte Watson Handy.

„Ja?“

„Hier ist Jane, John.“, meldete sich sein Homecomputer.

„Was gibt es?“

„Polizeichef Lestrade versucht sie zu erreichen. Die Frequenz seiner Stimme lässt darauf schließen, dass er äußerst erbost ist.“

„Ach Mist“ grollte Watson genervt. „Stell ihn durch.“

Nur Sekunden später erklang Lestrades Stimme und er war wirklich in heller Aufregung. „Dr. Watson! Wie schön, dass sie endlich erreichbar sind!!!“

„Nun, wir sind halt beschäftigt, genau wie sie es wollten.“

„Sie sind so beschäftigt, dass dieser dämliche Steinzeitdetektiv genug Zeit hat, unbescholtene Bürger krankenhausreif zu schlagen!“

„Wann soll das passiert sein?“ fragte Watson nach und runzelte besorgt die Stirn.

„Ein gewisser Frederik Thompson hat Anzeige erstattet. Er behauptet von diesem Möchtegern Schnüffler verprügelt worden zu sein. Der Amtsarzt hat bestätigt, dass er zwei Rippen angebrochen hat und auch weitere Verletzungen, die eindeutig von Schlägen stammen.“

Watson schnaubte. „Da haben sie aber keinen unbescholtenen Bürger. Lassen sie sich von Jane die Aufnahmen der Überwachungskamera geben, die den Hauseingang erfasst, dann sehen sie was los war.“

„Natürlich werde ich das tun!“, fauchte Lestrade. „Aber sie werden mir auch sofort Bericht erstatten!“

„Wie soll das gehen? Wir sind mitten in Ermittlungen! Wollen sie den Mörder nun schnappen oder nicht??“

„Ich kann sie auch von dem Fall abziehen, wenn sie jetzt frech werden!“, schnaubte der Polizeichef. „Ich werde Holmes so lange hier bei Scottland Yard verwahren und einen Ermittler findet, der ihn beaufsichtigt!“ Jetzt grinst er selbstgefällig, was an seiner Stimme zu hören war, vor allem da er Watson belehren konnte. „Außerdem sprechen wir gerade mit einander. Also, berichten sie!“

Grollend hielt Watson das Handy mit der Hand zu. „Warte hier.“ Er stieg aus dem Auto aus und schloss die Tür. „Sie kriegen ihren verdammten Bericht.“ Holmes selbst grinste ihn an und fuhr dann allein los. Missmutig sah Watson ihm nach und erklärte seinem Chef dann abgehackt, was passiert war. „…Wie sie hören, war es eine privat Sache!“

„Interessant!“, entgegnete Lestrade und schien auf einmal besserwisserisch. „Wenn das so ist, werde ich ihr Sicherheitssystem noch einmal prüfen. Aber ich will ihnen noch einen guten Rat, als ihr Vorgesetzter geben!“ Er hatte seinen Satz beendet, da hielt Holmes wieder neben Watson und lächelte ihn stolz an. „Binden sie sich nicht zu sehr an diesen Mann!“, fuhr Lestrade fort. „Er ist Staatseigentum und bald nicht mehr an ihrer Seite!“

Watson legte auf und grollte: „Ficken sie sich ins Knie!“ Da stieg Holmes aus und kam zu ihm herum und legte den Kopf schief.

„Stimmt was nicht?“ Er konnte deutlich sehen, dass sein Freund um seine Fassung kämpfte, da er schwer atmete und sein Körper vor Wut bebte.

„Der Kerl ist das wohl größte Arschloch, das mir je begegnet ist!“

Vorsichtig wurde Watson in die Arme genommen. „Kann ich was für dich tun?“

„Löse diesen Fall, denn so bald das alles vorbei ist, mache ich ihn fertig!“ grollte der junge Arzt und trat gegen die Abgrenzung des Parcours.

„Versprochen!“ Holmes streichelte ihn und deutete auf das Auto. „Dann solltest du uns jetzt fahren...“

Watson nickte. „Bist du denn gut zu recht gekommen?“ Er sah ein Strahlen.

„Phantastisch!“

„Dann melden wir dich für den Führerschein an, sobald wir alles geregelt haben. Dann darfst du sicher in null Komma nix selber fahren.“ Watson nahm wieder auf den Fahrersitz platz und fuhr sie vom Platz. „Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal au den Mörder.“

„Ja, Mama!“, kicherte Holmes und strich ihm übers Knie. Sein Begleiter grinste und schlug amüsiert nach ihm.

„Werd nicht frech!“

Er zog seine Hand zurück und lächelte zufrieden, dass Watson wieder besserer Laune schien. „Ich hab dich diese Nacht auch vermisst!“

„Wie das? Ich habe doch neben dir geschlafen.“ Er schaltete und bog nach links ab. „Wir sollten in 20 Minuten da sein.“

„Gut!“ Holmes musterte ihn ganz genau und spürte, dass etwas nicht stimmte. Doch er konnte es nicht definieren und würde beobachten und abwarten. „Wir sollten uns auf seiner Arbeit bedeckt halten und sagen, dass wir seine Hilfe brauchen. Ihn selbst können wir in einem ruhigen Gespräch aufklären.“ Hatten sie nämlich vor, diesmal zu sagen, wer sie wirklich waren.

„Wir sollten nicht erwarten, dass er gut auf uns zu sprechen ist“ ergänzte Watson da noch. „Er ist damals sehr gepiesackt worden.“

„Das ist verständlich. Aber er ist ein Mensch. Wenn wir ihm die positiven Aspekte unserer Arbeit nennen, wo er uns bei helfen kann, wird er mit uns zusammen arbeiten.“, erklärte der Detektiv.

„Hast du so ein positives Menschenbild?“ fragte der Andere ihn grinsend.

„Nein. Aber wenn er nichts zu verbergen hat, dann können wir auf ihn zählen!“

„Ich will hoffen, dass du Recht hast!“

„Es wird alles gut!“, versprach Holmes und legte ihm wieder die Hand aufs Knie.

„Das muss es auch“ stimmte Watson ihm leise zu.
 

Die Chefin eines gut situierten Restaurants persönlich brachte sie in den ruhigen Pausenraum, nur um einige Minuten später den ehemaligen Verdächtigen der Serienmorde zu ihnen zu geleiten. „Dies ist Martin Smith. Ich werde sie dann wieder allein lassen.“

„Vielen Dank.“ Lächelnd deutete Watson ihm an sich zu setzen. „Wir hoffen uns kurz mit ihnen unterhalten zu können Mr. Smith.“

Der äußerst adrette Mann tat, worum er gebeten wurde, auch wenn er skeptisch aussah. „Was wollen sie?“ Holmes lehnte sich derweil gegen das Fenster des Zimmers und schien uninteressiert.

„Wir wollen ihn keinesfalls zu nahe treten, aber wir sind von Scottland Yard beauftragt worden, die Suicide Morde zu untersuchen. Wir hoffen, dass sie uns ein paar Fragen beantworten könnten, um die Akten zu vervollständigen.“

„Ich habe nichts damit zu tun! Ich bin unschuldig!“, fuhr Martin sofort hoch und stand wieder. „Sie können sofort wieder gehen, wenn sie nichts anders zu sagen haben!“

Beschwichtigend hob Watson die Hände. „Wir wissen, dass sie keine der Frauen auch nur angerührt haben, aber, dass sie so eindeutig in Verdacht geraten sind, deutet darauf hin, dass sie den eigentlichen Täter möglicherweise begegnet sind.“

„Ich weiß von nichts!“, blieb der Koch weiterhin aufgeregt.

„Bitte beruhigen sie sich doch“ erklärte der Arzt erneut ruhig. „Es ist möglicher Weise nichts offensichtliches, aber wir hoffen, dass sie einen entscheidenden Hinweis liefern könnten.“

Frustriert seufzte Martin und setzte sich wieder. „Aber ich hab doch schon alles gesagt!“

„Es ist möglicherweise nur eine Kleinigkeit, die den anderen Beamten entgangen ist.“

„Haben sie meine Aussage nicht gelesen, Mr?“, maulte der Koch und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dr. Watson“ stellte jener sich vor. „Und ja, ich habe ihre Aussage gelesen. Jede einzelne.“

„Also, was wollen sie noch wissen? Ich meine, es liegt schon so viele Jahre zurück!“

Zufrieden, ihn umgestimmt zu haben, sah Watson ihn nun an. „Sie waren ja mit Maria, dem ersten Opfer, liiert, nicht wahr?“

„So kann man es sagen. Wir waren bereits über die ersten Dates hinaus und kamen uns schon sehr nahe.“

„Hat sie ihnen gegenüber mal erwähnt, dass sie sich verfolgt fühlte?“

„Nein. Sie hatte zwar zu Beginn unserer Treffen erzählt, dass sie Rosen geschickt bekommen hatte, aber dachte, dass sie von mir wären. Das schien sie zu freuen... und mal ehrlich, ich wäre schön blöd gewesen, wenn ich das abgestritten hätte!“

„War mal eine Karte bei den Blumen oder gab es eine Besonderheit an ihnen?“

„Nein, es waren immer 23 Rosen. Ihr Alter eben.“

Watson nickte und tauschte einen Blick mit Holmes. „Erwähnte sie mal andere Männer? Jemand, der Interesse an ihr zeigte?“

„Nein!“, kam es knapp und genervt. Hatte Martin diese Fragen doch schon alle einmal beantwortet, glaubte er das doch zumindest, da er vor 10 Jahren unglaublich viele Fragen gestellt bekommen hatte.

„Hatten sie dann vielleicht Kontakt zu ihrem Bekanntenkreis? Arbeitskollegen und Freunden? Wenn ja, haben sie nach ihrem Tod noch einmal jemanden wieder gesehen?“

„Selten.“, gestand Martin. „So lange ging unsere Beziehung noch nicht.“ Dann runzelte er die Stirn. Natürlich entging das dem Arzt nicht.

„Ist ihnen etwas eingefallen?“

„Nun ja... Eine ganze Weile, nachdem meine Unschuld erwiesen war, tauchte einer ihrer Freunde bei mir auf... Zumindest gehe ich davon aus, dass es einer war...“

Der Arzt wurde hellhörig. „Wieso glauben sie das?“

„Die Vertraute Art, wie er ihren Namen sagte.“ Martin verzog das Gesicht. „Er warf mir vor, dass ich doch Schuld an ihrem Tod hätte und war dabei völlig hasserfüllt. Auch wenn ich jetzt als unschuldig galt... Das tue ich doch noch, oder?“ Watson nickte ihm versichernd zu.

„Wir wissen, dass sie nicht der Täter sind.“

Da schaltete sich auch Holmes wieder ein. „Würden sie den Mann wiedererkennen?“

Der Koch zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht, ist solange her. Ich erinnere mich allerdings, dass er unglaublich fett und groß war, wie so ein Grizzlybär. Auf der anderen Seite sah er aber auch wie das totale Mamasöhnchen aus, mit Strickpullover und allem.“

Eine Augenbraue des Detektivs zuckte. „Haben sie so eines der tragbaren Bücher mit den Akten dabei, Watson?“

„Immer doch.“ Der Arzt öffnete seine Aktentasche und zog einen tragbaren Minicomputer hervor.

„Ich brauche die Bilder der ersten Zeugen, Befragten u.s.w.“, wurde ihm erklärt. Der Arzt stellte ihm alles ein und reichte das Gerät dann an ihn. Dafür bekam er einen zärtlichen Blick. „Danke!“ Dann zeigte Holmes Martin das Gerät. „Ist der Mann vielleicht hier mit bei?“

Der Zeuge nahm das Gerät entgegen und blätterte die Bilder durch. „Hm… Das hier ist der Einzige, der passt.“

„Ist es der Mann oder nicht?“, wollte Holmes genau wissen.

„Er könnte es sein!“ erwiderte Martin verstimmt. „Ich merke mir doch acht Jahre lang kein Gesicht!“

„Dann sehen sie sich das Bild noch einmal an!“, verlangte der Detektiv.

Grollend sah der Koch sich das Bild noch mal an. „Ja, dass ist er.“

„Hat er sonst noch irgendwas zu ihnen gesagt?“, fragte Holmes noch einmal nach.

Martin schüttelte den Kopf. „Erst dachte ich, dass er sich auf mich stürzen würde, aber dann hat er nur noch geflennt und ich hab ihn vor die Tür gesetzt.“

„Danke!“ Holmes lächelte ihn an. „Sie haben uns wirklich sehr geholfen!“

„Dann hoffe ich mal, dass sie nicht wieder hier auftauchen!“ Grummelnd stand der Koch auf. „Einen schönen Tag noch!“

„Ihnen auch!“, stimmte Holmes zu. Kurz darauf waren die Ermittler allein.

„Hoffen wir mal, dass wir seine Aussage nicht vor Gericht brauchen.“

„Das brauchen wir nicht!“, erklärte der Schwarzhaarige voller Überzeugung. „So langsam bekomme ich nämlich ein Bild.“ Er trat zu Watson und reichte ihm seine Hand. „Wollen wir weiter?“

„Gern und wohin als nächstes?“ Der Arzt ließ sich hochziehen und grinste den Detektiv an.

„Zu unserem nächsten Verdächtigen!“, lächelte der und führte ihn aus dem Gebäude.

Watson nahm den Computer wieder an sich und suchte die Daten des Mannes heraus. „Harold Wilson, 41… er wohnt etwas außerhalb…mit seiner Mutter.“

Holmes erkannte den Ton in der Stimme des Freundes, der sich lustig machte und runzelte die Stirn. „Was ist daran so ungewöhnlich?“

„Das klingt doch eindeutig nach Hotelmama!“ erklärte Watson grinsend. „Nicht unbedingt selbstständig würde ich sagen.“

„Hotel Mama?“ Holmes schüttelte den Kopf. „Also ich kann da nichts Ungewöhnliches dran finden.“ Mit erhobener Augenbraue sah Watson ihn an.

„Welcher normale Mann lässt sich denn mit 40 Jahren noch von Mami aushalten?“

„Also zu meiner Zeit war das für einen Junggesellen nicht ungewöhnlich.“

„Schlimm genug!“ erklärte der Arzt grinsend. „Na komm, lass uns fahren.“ Noch immer nicht verstehend, stimmte Holmes dem Vorschlag zu und setzte sich ins Auto.

Sie fuhren über eine halbe Stunde, bevor sie am Haus von Mrs. Wilson ankamen. „Nachdem, was wir bis jetzt wissen, könnte er eindeutig ins Profil passen.“

„Wir werden sehen.“ Als sie endlich standen, küsste Holmes seinen Freund. „Und danach haben wir Feierabend für heute!“

„Den haben wir auch nötig!“ versicherte der Blonde ihm.

„Dann lass uns arbeiten!“ Holmes erhob sich und verließ so das Auto. Kurz darauf standen sie vor der Tür und läuteten.

Eine ergraute Frau mit billiger Kleidung öffnete ihnen. Sie war klein und zierlich und außerdem schien sie ihre Lockenwickler nur selten abzunehmen. Ihre gutherzigen Augen musterten die Fremden und sie wischte ihre Hände an ihrer Schürze ab. „Was kann ich für sie tun?“

„Wir würden gerne mit ihrem Sohn sprechen, Madam.“

„Mit Harold?“, fragte sie irritiert nach. Brachte ihr Sohn doch nie gutaussehende Männer nach Hause, die sie auch noch Madam nannten. Watson lächelte sie äußerst charmant an, damit sie sich nicht sorgte.

„Genau. Ist er denn zu Hause?“

„Harold!“, rief sie jetzt und drehte sich um. „Du hast Besuch!“

Es dauerte eine Weile, bevor man lautes Poltern von oben hörte. „Wer ist es, Mum?“

„Zwei junge Männer!“

Kurz darauf erschien hinter ihr ein großer stämmiger Mann, der missmutig drein blickte. „Ich habe nichts bestellt!“ Holmes sah zu ihm auf und überlegte unweigerlich, wie er seine körperliche Unterlegenheit aufwiegen konnte.

„Wir sind auch keine angestellten der Post!“

Grantig wischte Harold sich mit dem Ärmel über die Nase und wurde sofort von seiner Mutter ermahnt. „Das gehört sich nicht, Spatzie! Außerdem ist es unhöflich Gäste draußen warten zu lassen!“

„Rein kommen!“, bestimmte er daher und drehte ihnen den Rücken zu um sie ins Esszimmer, das auch den Salon darstellen sollte, zu führen. Er wedelte mit einer fetten Hand in die Richtung des Esstisches. „Sie können sich hinsetzten.“ Das taten Holmes und Watson auch, wobei bereits wieder Harolds Mutter um sie herum schwirrte.

„Darf ich ihnen etwas zu Trinken anbieten, meine Herrn?“

„Nein danke, Madam. Wir sind ihnen aber sehr verbunden für ihre Gastfreundschaft“ erklärte der Arzt höflich, bevor er seinen Blick auf den Verdächtigen legte. Er musste sich ein Schmunzeln verkneifen, als diesem von seiner kleinen und zierlichen Mutter mit einem Stofftaschentuch, welches sie in ihrem Mund an einer Ecke befeuchtete, die Wange gereinigt wurde.

„Du musst dich besser Waschen, mein Spatzielein!“

„Mum!! Lass das, dass ist peinlich!!“ jammerte der beleibte Mann und erwehrte sich ihrer Zuneigung. Sie lächelte und ging zur Tür des Zimmers.

„Wenn ihr irgendwas brauchen solltet, sagt mir ruhig bescheid!“

„Vielen Dank, Madam!“ Der Sohn der netten alten Dame, war voll Scham auf seinem Stuhl zusammen gesunken und man sah nichts mehr von seiner eigentlichen Größe. Dann ging die Dame des Hauses und Holmes musterte Harold.

„Nun denn, ich möchte ihnen danken, dass sie uns empfangen!“

Unschlüssig zuckte der Verdächtige die Schultern. „Mum hat sie reingelassen.“

„Ihre Mutter ist eine sehr... bestimmende Frau, nicht?“, fragte Holmes.

Wieder zuckte der Mann die Schultern, nickte aber auch. „Kann schon sein.“

„Wir sind auf jeden Fall hier, weil wir ihnen gern ein paar Fragen stellen würden.“, erklärte der Detektiv da.

Die fettige Stirn runzelte sich. „Worüber?“

„Sie hatten eine Kollegin in ihrer Sicherheitsfirma, die vor einigen Jahren leider auf schreckliche Art ums leben gekommen war.“, beschrieb er vorsichtig.

Der Verdächtige schien plötzlich viel reservierter. „Ja…“

„Wie gut kannten sie, sie?“

„Wir waren Kollegen und Freunde“ murmelte der gewichtige Mann und scharrte unter dem Tisch mit den Füßen. Natürlich bekamen das seine Besucher bis aufs kleinste Detail mit.

„Das heißt, sie hatten sehr engen Kontakt?“

„Kann man sagen… bis sie diesen Kerl kennen gelernt hat“ erklärte er grummelnd.

„Welchen Kerl?“, fragte Holmes nach.

„Na der, der sie umgebracht hat!“ fuhr Harold auf.

„Sie kennen den Mörder also?“, erklang der Detektiv nun überrascht.

„Klar!“ brauste der Verdächtige auf. „Die Polizei hatte ihn doch und hat ihn dann wieder laufen lassen!!“

„Er ist eindeutig unschuldig!“, wurde ihm erklärt.

Vehement schüttelte Harold den Kopf. „Er ist schuld!“

Da wechselte Holmes ein wenig seine Strategie. „Wie kommen sie denn darauf?“

„Er hat sie doch verführt und sonst was erzählt!“ brauste Harold weiter auf.

„Wollen sie uns lieber erzählen, wie ihre Bindung mit dem Opfer gewesen war?“

Noch immer aufgebracht sah der beleibte Mann ihn an. „Ich sagte doch, dass wir Freunde waren!!“

„Ja.“, bestätigte Holmes. „Sie sagten aber auch, dass sich alles änderte, als Mr. Smith in ihr Leben trat. Wie war es vorher? Was genau änderte sich dann?“

Es war deutlich, dass Harold nicht wusste, wie er reagieren sollte, weshalb er begann sich aufzuregen. „Was geht sie das eigentlich alles an??“

„Gibt es denn sonst etwas, das sie uns dazu sagen können?“

Er verschränkte die dicken Arme vor der Brust. „Das geht sie alles gar nix an!!“

„Nun, wir rollen die Ermittlungen neu auf und hoffen auf ihre Hilfe. Der Mörder ist jemand aus ihrem näheren Umfeld, das bedeutet, dass Mr. Smith auch heute noch sehr wohl zu den Verdächtigen zählt.“, legte Holmes ihr angeblich verdecktes Anliegen offen. „Weil sie ebenfalls dieser Meinung sind, hatten wir uns gewünscht, dass sie uns helfen könnten.“ Das schien Harold sich zu beruhigen und er wirkte richtig geschmeichelt.

„Ich bin sicher, ich kann helfen!!“

„Dann erzählen sie mir einfach, was damals geschah und wir werden ihnen zuhören.“, bat Holmes nun.

Mit geschwollener Brust begann Harold zu erzählen, wie gut sich die beiden verstanden haben und dass Maria was von ihm gewollt hatte, bis der böse Martin sie verführt hatte. „Und dann hat er sie umgebracht!“

„Ihre Mutter hätte sie bestimmt gern als Schwiegertochter gehabt...“

Harold stimmte nickend zu. „Auf jeden Fall!“

„Mein Kollege gibt ihnen seine Karte, rufen sie uns an, falls ihnen noch etwas einfällt.“, sagte Holmes als Letztes. Lächelnd reichte Watson ihm besagte Visitenkarte.

„Sagen sie Mr. Wilson, ist das ihr Wagen da draußen? Der alte MG Montego.“

„Ja, der ist von mir, warum?“, fragte der Beleibte nach.

Lächelnd zuckte Watson die Schultern. „Ist halt ein schöner Wagen, mein Vater hatte auch mal so einen. Fährt ihre Mutter den Wagen auch?“

„Er ist ein Oldtimer! Er fährt sogar ausschließlich noch mit dem veraltetem Dieselkraftstoff!“, lächelte er stolz, bevor er den Kopf schüttelte. „Natürlich fährt meine Mutter ihn nicht!“

Verschwörerisch zwinkerte Watson ihm zu. „Ich würde meine Mutter den auch nie fahren lassen!“

„Eine Frau gehört nicht hinters Steuer!“, flüsterte Harold ihm zu und erhob sich. „Dann bringe ich sie zur Tür, meine Herrn.“ Gut gelaunt watschelte Harold voran, bis zur Tür und öffnete diese für sie. „Ich meld mich, wenn mir noch was einfällt.“

„Das freut uns, Mr. Wilson!“ Holmes nickte ihm zu und verließ das Haus.

„Grüßen sie noch einmal ihre werte Frau Mutter von uns“ verabschiedete sich auch Watson von ihm.

Als sie wieder im Auto saßen, grinste Holmes selbstgefällig. „Ein Kinderspiel!“

„Na, noch müssen wir ihn überführen!“ lachte Watson und sah noch einmal zu Harolds Wagen, bevor er seinen eigenen startete. Er wurde mit einem komischen Seitenblick bedacht.

„Was sollte eigentlich diese offensichtliche Lüge?“

„Welche Lüge?“ fragte ihn Watson, der unschuldig mit den Wimpern klimperte,

„Die wegen dieses hässlichen Automobils!“, klärte Holmes ihn auf.

Der Arzt begann zu lachen. „Das ist wirklich hässlich, oder? Kann uns aber nützlich werden!“ Er grinste Holmes zu. „Als ich es mir ‚genauer angesehen’ habe, habe ich daran einen Peilsender versteckt. Jane kann uns ab jetzt sagen wo sich das Auto befindet.“

„Du meinst so ähnlich, wie dein ähm... Handy... funktioniert?“, versuchte sich Holmes erst einmal das Wichtigste zu erklären.

„Fast. Es ist ein kleiner Sender, der ein ganz bestimmtes Signal ausstrahlt, dass nur Jane empfangen kann. Ich hab mein Handy damit versehen, damit ich es finde, sollte es geklaut werden… und ich gestehe ich hab die Dinger auch schon für andere Dinge genutzt.“

„Du bist ausgesprochen gerissen!“, grinste Holmes stolz. „Ich bin beeindruckt!“ Stolz strahlte Watson ihn an.

„Danke schön!“

Ihm wurde zärtlich das Knie getätschelt, bevor sich ein Glitzern in die grauen Augen des Detektiv schlich. „Und wo hast du die Dinger schon eingesetzt?“

„Naja, ich habe einen… Ex-Freund ausspioniert…“

Bevor Holmes aber genaueres Fragen konnte, meldete sich Jane bei ihnen. „John?!“

Irritiert sah Watson kurz auf einen Lautsprecher. „Was gibt es, Jane?“

„Sie haben eine Email erhalten, ohne zurück zu verfolgenden Absender.“

Watson runzelte die Stirn. „Ist der Inhalt Besorgnis erregend?“

„Sie werden beschimpft und bedroht.“

Nervös packte Watson das Lenkrad fester. „Gibt es irgendeinen Hinweis auf den Absender?“

„Haben sie einen Moment Geduld!“, bat Jane und arbeitete, bevor sie antwortete. „Ja. Die Art des Satzbau, die Verwendung der Wörter und die Formulierungen selbst sind eindeutig jemandem zuzuordnen, der in ihrer Adressenliste steht, John.“

„Und wem?“ fragte ihr Besitzer, obwohl es sich jener denken konnte.

„Frederik Thompson.“

Watson atmete tief durch, bevor er wieder sprach: „Löschen!“

„Sie haben die Email aber noch nicht gelesen.“, machte sie ihn aufmerksam.

„Löschen!“ wiederholte der Arzt grimmig.

„Wünschen sie eine vollständige Löschung aus allen Ordnern, auch aus jenen, die zu ihrer Sicherheit dienen?`“, fragte Jane weiter.

Watson zögerte und sah aus dem Augenwinkel kurz zu Holmes. „Lass sie ruhig im Sicherheitsspeicher...“

„Sehr wohl, John!“

Jener starrte nun stur gerade aus und beschleunigte sein Tempo.

„Jane!“, meldete sich da Holmes. „Schalte bitte den Selbstfahrer ein!“, bestimmte er. Gab es doch Situationen, in denen ein Fahrer nicht mehr in der Lage war, das Auto zu steuern und in dieser Zeit gab es bereits eine Möglichkeit, damit es keine Gefahr im Straßenverkehr bedeutete.

Seufzend nahm Watson die Hände vom Lenkrad. „…Danke.“

Sanft wurden diese an Holmes gezogen. „Ich weiß erst seit kurzem davon, aber... so kann das nicht weiter gehen! Seit dem sein Name das erste Mal fiel, merke ich, dass er nicht nur der Falsche für dich ist. Nein, er macht dich auch fertig, nicht nur körperlich!“

„Er ist ein absoluter Mistkerl“ bestätigte der Blonde ruhig. „Es kann dauern, bis er wieder Ruhe gibt.“

„Du darfst ihn aber nicht so über dein Leben bestimmen lassen!“, bat Holmes eindringlich.

„Ich weiß, aber da lässt sich momentan nichts machen.“

Sanft küsste er Watson. „Vielleicht sollte ich noch einmal mit ihm reden?“

Sofort schüttelte der Arzt den Kopf. „Bloß nicht!“

Nun lächelte Holmes sanft. „Ich kann auch mehr als reden! Du brauchst keine Angst um mich haben!“, versprach er.

„Das sagst du jetzt und morgen schreit Lestrade mich wieder zusammen, weil du eine neue Anzeige bekommen hast!“ Erst nachdem er gesprochen hatte viel Watson ein, dass er dem Detektiv noch gar nichts über die Anzeige erzählt hatte. Daher sah dieser ihn auch verdattert an.

„Anzeige?“

Seufzend fuhr Watson sich durchs Haar. „Freddy hat dich wegen Körperverletzung angezeigt.“

„Warum?“

„Weil du ihn verprügelt hast? Und er sich rächen wollte?“

Holmes wollte grinsen und lachen, doch Watsons Situation und Gesichtsausdruck hielt ihn davon ab. Deshalb streichelte er ihn nur und küsste ihn. „Ich hab uns nur verteidigt und das werden die Passanten auch bestätigen können!“

„Deshalb wurde die Klage auch abgeschmettert, aber so was kann immer nach hinten losgehen“ erklärte sein Freund ihm ermattet.

„Weißt du, wir gehen zu Hause in deine besondere Badewanne und lassen es uns gut gehen, ja?“, schlug Holmes vor und hielt ihn weiter, während das Auto an einer inzwischen wieder grünen Ampel los fuhr.

„Das klingt sehr verlockend und wir lassen Jane jede Störung verhindern.“

„Genau!“, lächelte Holmes verliebt und hörte nicht auf, ihn zu streicheln. Watson lächelte ihn, emotional erschöpft, an.

„So machen wir es.“

Nur kurz darauf hielt der Wagen, auch wenn Holmes seinen Freund nicht los lies. „Ich kann dir auch was kochen...“

Blaue Augen legten sich skeptisch auf ihn. „Du kannst kochen? Seit wann?“

„Oh, ich mache es hin und wieder ganz gern!“, lächelte der Detektiv. „Stand davon nichts in den Notizbüchern?“

„Darin stand eher das Gegenteil…“ Watson sah ihn unsicher an, nicht wissend, ob er ihn in seine heilige Küche lassen sollte.

Pikiert drehte der Schwarzhaarige den Kopf weg. „So, stand das da...“

„Wir könnten zusammen kochen“ schlug Watson ihm da vor.

„Nein danke, ich brauche keinen Babysitter!“ Holmes lies ihn los und stieg aus dem Auto.

„Holmes! Jetzt sein nicht sauer!“ Frustriert, weil wieder etwas aus dem Ruder lief, seufzte der junge Arzt und stieg ebenfalls aus.

An der Eingangstür angekommen, erreichte er den Gerufenen, der ihn auf einmal besorgt musterte. Watson ging jedoch nicht auf seine Blicke ein und schloss lieber die Tür auf. Im Flur griff Holmes nach ihm und zog ihn an sich.

„Hey...“

Ohne Widerstand ließ Watson sich ziehen. „Ja?“

„Du bist blass!“, stellte Holmes leise fest und strich ihm über die Wange.

„Bin ich das?“ fragte der Blonde ruhig nach. „Nun, ich fühle mich auch etwas matt.“ Er wurde mit Schwung auf Holmes Arme gehoben, der ihn problemlos durchs Haus und in sein Schlafzimmer trug.

„Dann bekommst du jetzt eine laaaange Pause!“ Doch bevor der Detektiv das getan hatte, schob er sich noch die Manschettenknöpfe die im Flur lagen, in die Hosentasche.

Watson entwich ein müdes Kichern. „Was machst du mit mir?“

„Du warst die letzten Wochen für mich da... Jetzt bin ich für dich da!“, erklärte der Schwarzhaarige und legte ihn ins Bett.

„Süß von dir“ hauchte der Arzt ihm entgegen.

Da wurden schon seine Klamotten entsorgt. „So bin ich halt...“

Es wurden plötzlich Holmes Hände aufgehalten. „Tust du mir einen Gefallen?“ Der nickte unbedarft und setzte sich ruhig neben Watson.

„Aber sicher!“

„In meinem Badezimmerschränkchen ist ein oranges Röhrchen. Könntest du mir das, zusammen mit einem Glas Wasser bringen?“

Er nickte und gab Watson noch einmal einen Kuss, bevor er sich erhob und holte, was der Arzt brauchte. „Hier, bitte!“

„Danke.“ Watson holte eine Pille aus dem Röhrchen und spülte jenes mit Wasser runter. Besorgt blieb Holmes an seiner Seite.

„Dein Herz?!“

Beruhigend lächelte Watson ihn an. „Keine Sorge, dass ist nur vorsorglich, wegen dem Stress.“

Aber Holmes war besorgt und in seinem Innern brodelte es. Ebenso wollte er den Grund für Watsons Zustand beseitigen. Er wollte Freddy nicht töten, aber ihm ein für alle Mal klar machen, das er so mit dem Pathologen nicht umgehen konnte. Watson war so wichtig für Holmes geworden, er fühlte sich so wohl und wollte ihn beschützen. Er fühlte sich einfach vollkommen, wenn der andere bei ihm war.

„Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“

Mit einer Fingerbewegung deutete der Arzt ihm an näher zu kommen. „Du könntest mich weiter ausziehen und mit mir baden.“

„Gern...“, säuselte Holmes und kam zu ihm um ihn an sich zu ziehen.
 

Amüsiert ließ sich Watson, nach einem entspannenden Bad, in einen gemütlichen Flanellpyjama helfen. Dabei ließ er sich immer wieder küssen.

„Ich mag diesen Schlafanzug! So einen ähnlichen hatte dein Ur- Großvater auch...“ Holmes lächelte und griff in seine Hosentasche, welche nicht unweit von ihm weg lag. So sah er nicht, wie Watson kurz sein Lächeln verlor. Doch diesem wurde kurz danach die mitgenommenen Manschettenknöpfe unter die Nase gehalten. „...Daher wollte ich dir diese hier geben... Sie gehörten deinem Ur- Großvater.“

Zögerlich nahm Watson sie an. „Oh… danke…“

Holmes lächelte und nahm seine Hand. „Ich hatte sie schon früher in den Flur gelegt... nachdem wir uns gestritten hatten... Als... Entschuldigung...“

„Die sind wirklich hübsch.“ Der Arzt musste schlucken. „Eine wirklich liebe Geste von dir.“

„Danke!“

Watson beugte sich vor und gab ihm einen kurzen Kuss. Er lächelte und erzählte ein bisschen. „Er hat sie gern zu seinem grauen Anzug getragen.“

„…Das sah bestimmt gut aus“ stimmte Watson mit sehr ruhiger Stimme zu, wollte eigentlich aber nichts mehr von dem ‚anderen Watson’ hören. Natürlich bemerkte Holmes eine Veränderung und sah ihn fragend an.

„Stimmt was nicht? Hab ich was falsches gesagt?“

„Nein, alles ok.“ Bemüht lächelte er Holmes an.

„Ich glaub dir nicht!“, gestand der und nickte um seine Aussage zu bekräftigen.

Da fasste Watson einen Entschluss und sah Holmes fest an. „Wen siehst du, wenn du mich ansiehst?“

„Ich versteh die Frage nicht.“, gestand der Schwarzhaarige ein. Mit zittriger Stimme versuchte Watson es ihm zu erklären.

„Manchmal habe ich das Gefühl, du siehst nicht mich, sondern den Mann, dem ich so ähnlich sehe…“

„Du meinst deinen Ur- Großvater!“ Holmes lächelte und seine Augen spiegelten zuerst große Trauer wieder. „Seit dem Moment an, in dem du mich in der Dusche angefasst hast, habe ich nur noch dich gesehen!“, schwor er. „Es tut mir leid, wenn ich einen anderen Eindruck gemacht habe!“ Schließlich hob er Watsons Hand und küsste diese. „Es fällt mir schwer, im Heute zu leben. Aber immer wenn ich glaube zu Fallen, bist du da! Ihr seht so gleich aus, aber seid doch so unterschiedlich! Du bist viel offener und freier und das nicht nur mit deinem Körper. Bei dir bin ich trotz der heutigen Zeit, zu Hause angekommen und ich will nicht mehr weg, auch wenn ich es mir manchmal wünsche.“ Dann bekamen Holmes Augen ihren verliebten Glanz zurück. „Du bist Dr. John H. Watson. Pathologe aus einer Zeit, die lange nach meiner Geburt ihren Ursprung nahm. Du liebst Männer, hast das Herz am rechen Fleck und bist so warm, dass ich mir zum ersten Mal in meinem Leben wünsche, eine Familie zu gründen. Aber vor allem will ich, dass es dir gut geht! Dein Großvater und ich haben vieles geteilt... Nur du und ich, das hat eine Zukunft!“ Holmes wurde ein wenig rot. „Wenn ich dir sage, was dir steht an Kleidung, oder dir Dinge gebe oder dich tragen lasse, was er trug, hat das nichts damit zu tun, dass ich nicht dich sehe. Es liegt viel eher daran, dass ich mich dann etwas besser fühle... Nicht mehr so allein im hier.“

Blaue Augen schwammen regelrecht in Tränen, als der Blonde noch einen Schritt auf Holmes zu trat und ihn fest umarmte. „Du bist nicht allein, denn mich wirst du nicht mehr los!“

„Ich weiß!“, hauchte der Detektiv und erwiderte die Umarmung. „Aber die Kleider helfen mir auch ein wenig...“

Watson löste sich und wischte sich lächelnd die Wangen trocken. „Dann bin ich ab jetzt deine Kleiderpuppe.“ Er wurde zärtlich geküsst.

„Tut mir leid, wenn ich den falschen Eindruck geweckt hab!“

„Mir tut es leid, wenn ich dich falsch verstanden habe!“

Holmes schwieg einen Moment und dachte nach. „Du hattest schon Recht. Ich glaube, ich hätte das Selbe gedacht, wie ich an deiner Stelle...“ Der Arzt griff nach seinem Gesicht und küsste ihn sanft.

„Jetzt weiß ich ja, woran ich bin.“ Er wurde wieder hochgehoben und erneut ins Bett getragen.

„Wollen wir es uns denn jetzt gemütlich machen?“

„Gern“ hauchte Watson und ließ ihn nicht los, als er im Bett abgesetzt wurde. Daher krabbelte Holmes sofort an seine Seite und schien glücklich.

„Soll ich dir was sagen?“ hauchte Watson ihm da sanft lächelnd entgegen. „Mein Herz hat sich seit langem nicht so gut angefühlt!“ Er wurde unschuldig und lieb angeblinzelt.

„Dann war es gut, dass ich dir die Tabletten gegeben habe! Ich werde sie von nun an immer in deiner Reichweite haben.“

Der Blonde kicherte und küsste ihn. „Ich bezog mich damit eher auf deine lieben Worte.“ Verlegen kicherte Holmes mit ihm.

„Das war ehrlich gemeint!“

„Das ist ja das Beste daran.“

Nun wurde Holmes rot. „Ich habe großes Glück! Stell dir vor, einer meiner Vorgänger hätte dir so gefallen, wie meine Ehrlichkeit...“

„Hätte gar nicht passieren können, denn in dieser Zeit gibt es keinen anderen Mann von deinem Kalieber!“ Es folgte ein peinlich berührtes Brummen, das ein Danke darstellen sollte. Kichernd rollte Watson sich auf ihn und küsste ihn. Er genoss den Kuss und schloss die Arme um Watson. Genau das brauchte er jetzt. Einige Zeit waren sie so zusammen geschmiegt, ohne lange von den Lippen des jeweils anderen zu lassen. Doch dann streichelte Holmes seinen Freund nur noch. „Du bist nicht mehr blass!“, stellte er zufrieden fest.

„Du scheinst mir neue Lebenskraft zu geben“ säuselte Watson zurück. Das brachte Holmes zum lächeln und er küsste den Arzt nun doch wieder.

„Das ist gut, sehr gut!“

„Diese Küsse sind gut!“ schnurrte der Blonde als Antwort.

Holmes kicherte und in ihm wuchs ein Wunsch. „Kannst du eine Stunde auf sie verzichten?“

„Kommt ganz darauf an…“

„Ich würde gern das Grab deines Ur- Großvaters sehen.“, gestand Holmes, in dem Wissen, dass Watson wusste, dass er für diesen auch Gefühle hegte. „Ich möchte mich... verabschieden...“ Er stockte bei der Vorstellung, dass dieser Watson seit 200 Jahren bereits tot war. Da wurde er wieder zart geküsst.

„Wir können gleich gehen, wenn du willst.“

„Du kommst wirklich mit?“, fragte Holmes vorsichtig.

„Nur, wenn du mich dabei haben willst“ versicherte ihm sein Freund.

„Ja, das wäre schön!“, zeigte sich ein dezentes Lächeln wieder bei dem Detektiv und er wirkte fast wie ein Knabe, als seine fast raus gewachsenen Grübchen zum Vorschein kamen. Wieder wurde Holmes liebevoll umarmt.

„Wenn du willst gehen wir vorher auch Blumen kaufen.“

„Nein.“ Holmes schüttelte den Kopf und sah Watson fragend an. „Du hast eine Kommode in deinem Arbeitszimmer... von mir...“, merkte er beschämt an. „Hast du je alle Fächer öffnen können?“

„Einige, aber nicht alle“ gestand Watson ihm.

„Hast du zufällig einmal einen kleinen Beutel mit Knöpfen gefunden?“

„Knöpfe?“ fragte der junge Arzt ihn verwirrt.

„Nicht?“ Holmes kicherte erst und bekam dann rote und feuchte Augen. „Ich ähm...“ Er schniefte und senkte den Blick. „Wir haben uns einmal gestritten, nicht ernst, aber ich wollte ihn bei mir behalten. Da hab ich ihm von sämtlichen Hose die Knöpfe abgeschnitten...“

„Das muss ihm peinlich gewesen sein, denn davon stand nichts in den Notizbüchern“ erwiderte Watson flüsternd und strich durch das schwarze Haar.

„Ich hab die Knöpfe in meiner Kommode versteckt...“, erzählte Holmes weiter. „Vielleicht kann ich diese Differenz ja zwischen uns bereinigen, wenn ich sie ihm zurück gebe.“

„Das ist eine unglaublich süße Idee.“

„Findest du?“, fragte der Detektiv.

„Ja, das finde ich.“ Er wurde geküsst, bevor Watson von ihm rutschte. „Geh die Knöpfe suchen, ich zieh mich solange an.“
 

Etwas später am Tag, betraten Holmes und Watson den Friedhof, auf dem der Detektiv selbst und dessen Wegbegleiter ruhten. Er fühlte sich daher etwas unwohl und hielt sich dicht an seinen Freund. „Wer starb zu erst? Dein Ur- Großvater oder... ähm... ich?“

„Du bist 1919 an der spanischen Grippe gestorben und er hat sich um dich gekümmert. Am Tag deiner Beerdigung schrieb er das letzte Mal in sein Notizbuch. Nicht mal zwei Jahre später starb er im Schlaf.“

Holmes erschauerte und ballte eine Hand zu einer Faust. „Ich glaub, dass wollte ich jetzt doch nicht wissen...“ Er sah Watson leidend an.

„Tut mir leid“ murmelte jener und ergriff seine Hand.

„Ich hab doch gefragt!“, versuchte Holmes ihm das zu erleichtern. Watson beugte sich zu ihm und küsste ihm die Wange.

„Dann beantworte ich einfach keine Fragen mehr!“

„Wo geht’s denn zu seinem Grab?“, fragte der Detektiv nun mit einem Grinsen und küsste auch ihn. Watson hielt sich mit der freien Hand den Mund zu, zog ihn aber in eine bestimmte Richtung. Schon von weitem erkannte man eine Grabstätte, an der regelmäßig und viele Blumen niedergelegt wurden und Holmes fand daher den Weg, auch ohne weiter gezogen zu werden. So befanden sie sich kurz danach, vor einem kleinen Mausoleum, über dessen Tür der Name Watson eingraviert war.

„Das stammt aber nicht von Watson!“, stellte Holmes sofort fest. „Viel zu... aufgeblasen...“ Sein Begleiter kicherte.

„Ich denke, es war ein Enkel, der das Ding hat errichten lassen und hat ihn dann umbetten lassen.“

„Weißt du, wo er ursprünglich begraben wurde?“

Watson musste einen Moment überlegen. „Er lag glaube ich ein Stück weiter, nah bei deiner Grabstätte.“

„Das ist schön zu wissen!“, lächelte Holmes melancholisch und stand nun vor der Tür der Grabstätte.

„Willst du hinein?“ wurde er da ruhig gefragt.

„Ja, ich möchte gern direkt vor ihm ‚lebe wohl‘ sagen.“, bat er genau so ruhig. Das verstand sein Freund nur zu gut und zog einen Schlüssel hervor, mit dem er das Mausoleum öffnete. Hinter ihnen hörten sie ganz aufgeregt Leute tuscheln, da es selten war, dass das zweit berühmteste Grab dieses Friedhofes geöffnet wurde. Watson öffnete seinem Freund die Tür und trat dann hinter ihm ein. „Ich mache uns etwas Licht.“

„Danke!“, lächelte Holmes und suchte bereits im Dunkeln nach dem passenden Namen im Stein, hinter dem die Leiche seines langen Wegbegleiters war. Sein jetziger Begleiter fand den Lichtschalter und erhellte so die Gruft.

„Er liegt hinter dieser Wand.“ Er deutete an die Endwand. Wieder bedankte sich Holmes und fand, was er suchte. Ganz vorsichtig strich er danach über dem Namen im Stein. Anstandshalber hielt der junge Arzt sich im Hintergrund.

Dann holte Holmes den kleinen Beutel aus seiner Jackentasche und legte sie nieder. „Ich weiß, es ist lange her... Aber ich hab dir was mitgebracht!“ Der Nachkomme beobachtete Holmes einen Moment, bevor er den alten Freunden ihre Privatsphäre ließ und die Gruft verließ.

Wenn er später ehrlich mit sich selbst sein würde, müsste Holmes gestehen, dass er das nicht mit bekam. Viel eher ging er auf die Knie und hielt seine Hand auf dem Stein. „Tut mir leid, wenn ich dich mit den Knöpfen in Verlegenheit gebracht hatte... Aber du warst... bist mir sehr wichtig!“ Er seufzte und weinte stille Tränen. „Vieles was geschehen ist, zwischen uns, mit uns, hat mir dein Ur- Enkel erzählt. Er hat mich bei sich aufgenommen, als man mich in diese Zeit brachte. Wenn man von deinem guten Aussehen absieht, hat er nicht viel mit dir gemein, aber du kannst stolz auf ihn sein! Er hat sein Herz am rechen Fleck und weiß was richtig und gut ist!“ Holmes streichelte sogar den Stein. „John ist mir sehr wichtig, weißt du Watson... Ich bin schon eine ganze Weile bei ihm. Er hat mir alles erklärt, was ich wissen muss und er hat mich nie allein gelassen, auch wenn ich nicht immer der einfachste Geselle bin, wie du weißt... Ach verdammt!“ Seine stillen Tränen wurden mehr und der berühmte Detektiv, der in seiner Zeit doch immer zu den Menschen gehörte, die für Fremde absolut gefühllos waren und dessen engste Vertraute auch immer nur erahnen konnten, was sie wirklich fühlten, bekam seine Gefühle nicht mehr in den Griff. Er stellte fest, dass alles in dieser Zeit, ihn so in Aufruhe brachte, dass er sie nicht in sich behalten konnte und er bemerkte, dass seine damalige Verschlossenheit der Grund für seine enge und doch distanzierte Beziehung für seinen verstorbenen Freund war.

So brauchte es seine Zeit, bis er sich einiger maßen gefasst hatte. „Du hättest wohl nie für möglich gehalten, dass ich um dich weine, was John?!“ Er schaffte es sogar unter seinen Tränen ein wenig zu kichern. „Das hat mir dein Ur- Enkel bei gebracht! Er hat auch deinen Namen, John Hamish. Ich weiß, wenn du ihn kennen würdest, dass du ihn lieben würdest und nur sein Bestes wollen würdest... und ich fühle mich schuldig! Ich habe das Gefühl, dass ich dich hintergehe, weshalb ich es ihm noch nicht sagen konnte. Aber er gibt mir mehr als Hoffnung und ein Wohlgefühl, von dem ich ihm erzählt habe. Ich liebe ihn! ... Ich wünschte, du wärest hier und könntest mir sagen, was ich tun soll... könntest mir sagen, dass du mich hasst, dass du mich liebst, dass du uns Glück wünschst... Aber du bist es nicht mehr und daher kann ich dir nur schwören, dass ich ihn glücklich machen werde und unsere Fehler nicht wiederhole!“ Mit diesem Schwur, verstummte Holmes und blieb noch eine Weile bei seinem Freund.

Der moderne John Watson stand unterdessen außerhalb des Mausoleums und vertrieb sich die Zeit, indem er die Inschriften der umstehenden Grabsteine las und ausrechnete, wer wie alt geworden war. So trat Holme schließlich und nach über einer Stunde zu ihm und war innerlich sehr aufgewühlt.

„Danke!“

Watson erwartete ihn bereits mit offenen Armen. „Hat es geholfen?“

„Möglich.“, wusste es Holmes selbst nicht genau und lehnte sich der Umarmung entgegen. „Aber es tat gut!“ Wärme spendend wurde er gehalten.

„Das ist das Wichtigste.“

„Ich hab ihm auch von dir erzählt!“, berichtete der Detektiv leise.

„Hoffentlich nur Gutes“ flüsterte der Blonde zurück.

„Nur das Beste!“, versprach Holmes und küsste ihn leidenschaftlich.

„Hm, knutschen auf einem Friedhof, sexy!“ kicherte Watson und umarmte ihn.

„Und ich hab ihm von uns erzählt...“, berichtete er weiter.

Ruhig suchten blaue Augen seinen Blick. „Und? Bist du zufrieden mit der Antwort?“

„Wenn ich mein Versprechen nicht halte, wird er mich in die Hölle bringen.“, erklärte Holmes. „...Sonst hätte er mich schon geholt!“

„Und was für ein Versprechen hast du gegeben?“ wurde es neugierig nachgefragt.

„Das du glücklich wirst!“

„Dann wirst du also auf ewig bei mir bleiben müssen?“

„So sieht es aus!“, stimmte Holmes zu und küsste ihn lächelnd. Watson erwiderte jenes strahlend.

„Dann kann ich wirklich nur glücklich werden!“

„Wollen wir gehen?“, fragte Holmes nun.

„Wohin du willst!“ versicherte Watson ihm, bevor er das Mausoleum wieder zu schloss. Danach griff Holmes nach seiner Hand und lachte.

„Wolltest du mir nicht mehr die Fragen beantworten?“

Lachend schlug sich Watson gegen die Stirn. „Stimmt ja!“ Er wurde zum Auto geführt.

„Na ja, ich werde einfach mein Grab für eine Weile meiden.“

„Ist eine kluge Idee“
 

Als sie am Abend ins Bett gingen, schlief Holmes schnell und glücklich ein. Er hatte nämlich nach einer Weile einen inneren Frieden gespürt, so als ob der alte Watson ihnen seinen Segen gegeben hätte.

Watson hingegen verließ das Bett schnell wieder, um mit seinem Computerprogramm den Eingriff zu üben, bis jetzt hatte er nicht viele Erfolge zu verzeichnen. Dazukam, dass Jane ihm berichtete, dass Lestrade mehrfach versucht hatte ihn zu erreichen, scheinbar nur, um ihn zu kontrollieren. Als er Stunden später wieder ins Bett kroch, war er frustriert und verzweifelt.

Am nächsten Morgen wurde er mit Streicheleinheiten und Küssen geweckt. Da er die Nacht nicht so viel Schlaf bekommen hatte, erwachte Watson nur widerwillig. „Hm…“

„Hast du nicht gut geschlafen?“, säuselte es an seinem Ohr.

„Können wir nicht noch schlafen?“ wurde es müde erwidert.

„Wir haben schon 10 Uhr!“, erklärte Holmes sanft.

„Is noch mitten in der Nacht…“

Da meldete sich Jane. „John hat diese Nacht kaum...“

„Ruhe auf den billigen Plätzen!“ grollte der Arzt da sofort und unterbrach sie so. Sanft wurde er gestreichelt.

„Dann schlaf noch etwas. Ich bin mir sicher, dass Jane mir ein Taxi rufen kann, mit dem ich zu Lestrade fahre.“

Sofort saß Watson aufrecht. „Wieso das?“

„Weil ich mit ihm absprechen will, wann wir wie den Mörder auffliegen lassen können und wie wir an das nächste Opfer heran kommen.“, wurde ihm lächelnd erklärt.

Nervös biss Watson sich auf die Unterlippe. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Er ist nicht gerade gut auf dich zu sprechen…“

„Na ja, er will bestimmt ein paar Ergebnisse sehen und es wäre doch gut für ihn, wenn ich ihn in die Ermittlungen mit einbinde und ihn das Opfer ausfindig machen lasse...“, erklärte Holmes lächelnd.

„Ich weiß ja nicht, wo er doch die ganze Zeit stört…“

Watson bekam einen zarten Kuss. „Also lösen wir den Fall ganz allein?“

„Das wäre mir nur recht“ erklärte jener und schmiegte sich an ihn.

„Gut, ich muss mich nur mit Lestrade einen Tag vor der Tat absprechen, wie wir ihn hochgehen lassen., ok?“

„Das sollte nicht schwer sein, ruft er doch eh alle zwei Sekunden hier an.“

Holmes streichelte Watson und nickte. „Die nächsten Tage nehmen wir eine Auszeit! Du bist erschöpft!“

„Können wir uns das leisten? Wo doch der nächste Mord bald passieren kann“ wich Watson aus, denn seine Erschöpfung konnte er nicht leugnen.

„Ja!“, erklärte der Detektiv. „Ich kenne den Mörder, weiß wann er wieder zuschlagen wird und was die Beweislage angeht, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als ihn bei frischer Tat zu ertappen. Also haben wir Zeit!“

„Und dann muss er nur noch die anderen Morde gestehen, dann kommt er nie wieder aus dem Knast.“

„Das braucht er noch nicht einmal. Ich werde alles so einfädeln, dass die Beweise und die Zeugen ausreichen werden.“, versprach Holmes.

„Und du wirst damit ganz Scottland Yard blamieren“ ergänzte Watson grinsend. Er wurde geherzt und geküsst.

„Warum hab ich nur den Eindruck, dass dir das gefällt?“

„Vielleicht, weil es das tut?“ kicherte der Blonde und küsste nun ihn. „Wir sollten die baldige Blamage feiern gehen!“

„Gern!“, stimmte Holmes zu und strahlte.

„Lass uns richtig schön frühstücken gehen, ich lad dich ein und…“ Watson machte einen Lufttrommelwirbel, „…du darfst mich sogar anziehen, wie es dir gefällt!“

Der Detektiv hatte keine Ahnung, was dieser Trommelwirbel war, dennoch fand er es niedlich und nickte. „Einverstanden!“

„Wunderbar!“ Lachend stürzte Watson sich auf ihn und küsste ihn.

„Sollen wir uns denn dann gleich fertig machen?“, fragte Holmes nach diesem umwerfenden Kuss.

„Ja, denn ich bin am verhungern!“

Begeistert schlüpfte Holmes in seine Kleider und strich sich durch die Haare. „Abmarschbereit!“

Watson musterte ihn kichernd. „Darf ich mich wenigstens noch frisch machen?“

„Natürlich, mein Schatz, natürlich!“, kam es ganz selbstverständlich zurück. Watson schob sich aus dem Bett und küsste ihn, bevor er im Bad verschwand.

Eine halbe Stunde später verließen sie das Haus und Holmes konnte nicht von seinem Freund lassen. „Und was wollen wir danach den restlichen Tag machen?“

„Ich finde, dass sollten wir ganz spontan entscheiden“ erklärte Watson und hielt sich am Arm des Detektivs fest. Doch bevor sie wirklich weit kamen, hörten sie eine bekannte Stimme hinter ihnen her rufen.

„Ey du Schlampe!“

Watson Schultermuskeln verkrampften sich und er packte Holmes’ Arm fester. „Lass uns schneller gehen…“ Aber genau da traf ihn ein Stein am Hinterkopf. „Ah!“ Der Arzt strauchelte nach vorne. Sofort wurde er von seinem Freund gehalten, der sich zu dem Angreifer umdrehte, nachdem er sicher war, dass Watson sicher stand.

Es war Freddy, der sich auch Verstärkung mitgebracht hatte. „Ey Schlampe!“, wiederholte er da erneut. „Ich hab dir geschrieben, ich weiß, dass du mich erkannt hast! Du bist nicht zurück gekommen, also hast du jetzt die Konsequenzen für euch zu tragen!“

Der Blonde hielt sich den verwundeten Hinterkopf und funkelte seinen Exfreund wütend an. „Mein Leben geht dich nichts mehr an!!“

„Du gehörst mir, merk dir das!“, grollte dieser zurück und da gingen die Schläger auf ihn und Holmes los. „In dem Augenblick, indem du dich das erste Mal auf mich eingelassen hast, bist du zu meinem Eigentum geworden und hast zu tun, was ich sage!“ Watson konnte ihm nicht antworten, war er doch viel zu sehr damit beschäftigt sich die Angreifer vom Leib zu halten. Doch jedes Mal, wenn ihn ein heftiger Schlag treffen konnte, fing Holmes diesen für ihn ab. So blieb der Arzt zumindest einigermaßen unverletzt. So gut erging es den Schlägern nicht, da sie ordentlich einstecken mussten.

Schließlich erreichte Holmes, den verletzten Freddy und packte ihn sich an der Kehle. Mit Schwung drückte er ihn an die nächste Wand und bohrte seinen Blick in ihn. „Ich sollte dir einmal zeigen, was mit Menschen wie dir, in meiner Zeit geschah!“ Der gewalttätige Mann schien es da mit der Angst zu tun zu bekommen und versuchte seine angeheuerten Schläger zu sich zu rufen, ohne viel Erfolg. Die Hand an seiner Kehle drückte etwas zu. „Wirst du tun, was ich dir sage?“ Freddy krächzte zustimmend, da ihn langsam Panik befiel.

Holmes festigte seinen Griff noch einmal, was bedeutete, er würde Freddy den Kehlkopf zerdrücken, wenn dieser sich jetzt noch einmal bewegen sollte. „Du wirst John jetzt in Ruhe lassen! Du wirst ihn in Zukunft nicht mehr belästigen, weder persönlich noch anderweitig. Du wirst ihn einfach vergessen, damit John dich vergessen kann!“ So gut er konnte nickte sein Gefangener. Da wurde Freddy losgelassen und weg geschubst, als Holmes wieder zu Watson kam. „Ach und pfeif deine Bluthunde zurück!“ Das musste er gar nicht mehr tun, da sie bereits mit ihm zusammen die Beine in die Hand nahmen.

Vorsichtig nahm der Detektiv seinen Freund in den Arm und führte ihn zurück zum Haus. „Geht es?“

„Ich… ich bin ok, nur etwas zittrig…“ gab der Arzt zu verstehen und befühlte sich den Hinterkopf, wo er Blut ertastete. „Mist.“

Jenes hatte Holmes schon längst bemerkt, da es ihm auch während des Kampfes den Nacken herunter gelaufen war und er ihm so gut es ging im Auge behalten hatte. Zärtlich schob er deshalb Watsons Hand weg und hielt ihn weiter. „Freddy wird dich jetzt nicht mehr belästigen! Das verspreche ich dir!“

„Diese Meinung hast du ziemlich eindrucksvoll kund getan“ erklärte der Blonde und versuchte zu lächeln. Das Lächeln wurde erwidert und Holmes brachte sie in Watsons Arbeitszimmer.

„Hast du irgendwo Verbandsmaterial?“

„Ich habe glaube ich, den größten erste Hilfekasten, den es gibt. Er ist im Badezimmer, in dem Schrank unter dem Waschbecken.“

„Gut!“ Watson wurde geküsst und auf einen Stuhl gesetzt. „Fass deinen Hinterkopf nicht an, ich versorge dich jetzt!“, mit dieser Aussage ließ Holmes ihn allein. Watson reagierte mit einem zustimmenden Geräusch, da er beschäftigt war, gerade auf dem Stuhl zu bleiben.

Nur wenige Augenblicke später kam der Detektiv zurück und hielt den großen Verbandskasten in den Händen. Mit ruhiger Hand stellte er diesen neben dem Arzt ab und öffnete ihn. Dann begann er sich ruhig den Hinterkopf des Freundes anzusehen. „Halt still, ich muss alles in Ruhe ansehen!“

„Ich hatte wohl Glück, es fühlt sich nicht, nach einer Gehirnerschütterung an“ erklärte Watson da, inzwischen ruhiger.

„Dennoch solltest du dich gleich hinlegen.“ Holmes gab ihm einen Kuss in den Nacken. „Ich muss das hier eben nur nähen.“

„Nähen?“ fragte der Arzt da entsetzt. „Wie groß ist die Wunde denn?“

„Keine Angst, du müsstest aus den Notizbüchern wissen, dass ich das schon öfter getan hab und kann.“ Holmes streichelte ihn beruhigend. „Es werden auch nur zwei Stiche. Es ist nicht groß, nur eben bis ins Fleisch. Deshalb muss ich es nähen.“

„Dafür brauchst du doch nicht nähen.“ Er deutete auf den Kasten. „Gib ihn mir mal.“

„Aber...“ Holmes runzelte die Stirn, tat aber, was ihm Watson sagte. Jener zog eine kleine Sprühflasche hervor.

„Besser als jeder Faden!“

„Sicher?“, fragte der Schwarzhaarige nach und nahm erst einmal ein Stück Mull und eine Flasche Jod um die Wunde zu reinigen.

„Ganz sicher. Es brennt zwar ein bisschen, aber danach ist die Wunde dicht und kann sich nicht entzünden.“

„Nun gut.“, stimmte Holmes zu und begann die kleine Platzwunde vom Stein zu reinigen. Auch wenn das Jod ziemlich unangenehm war, verzog Watson keine Miene. Danach nahm Holmes die Sprühflasche. „Einfach drauf sprühen?“

„Vorher gut schütteln“ wurde er angewiesen und das tat er auch, bevor er die Wunder mit dem durchsichtigen Spray verschloss. Watson wartete kurz, bevor er die Wunde betastete. „Perfekt!“

„Gut!“ Holmes lächelte und küsste ihn, bevor auch er sich setzte. Sein Gesicht begann inzwischen anzuschwellen, die Aufgeplatzte Lippe und die ganzen Prellungen machten sich nun bemerkbar. Was er zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass er einen kleinen Milzriss hatte, von einem Schlag, den er für Watson abgefangen hatte. Jener strich ihm vorsichtig über das Gesicht.

„Du siehst aber auch nicht sonderlich gut aus. Hast du irgendwelche Schmerzen?“

„Ich werd es überleben!“, versuchte der starke Detektiv diese abzutun.

„Nun, ich weiß nicht, ob ich es darauf ankommen lassen möchte.“ Da wurde Watsons Finger von dem lädiertem Gesicht zu den anderen Stellen an Holmes Körper geführt, die ihm besonders im Torsobereich schmerzten.

„Hier...“

Mit gerunzelter Stirn tastete Watson ihn ab. „Jane, kannst du einen Scann machen?“

„Natürlich John!“, bestätigte sein Hauscomputer, als Holmes unter seiner Berührung zusammen zuckte. Der Arzt wartete ihr Ergebnis nicht ab, sondern suchte bereits einige Pillen heraus.

„Watson?“, fragte Holmes leise.

„Es ist möglich, dass du innere Blutungen hast. Wenn sie nicht zu schlimm sind, kann ich sie ambulant behandeln und wir müssen nicht ins Krankenhaus.“

„Der Scann ist komplett.“, meldete sich da wieder Jane. „Möchten sie, dass ich ihn diesen auf den Monitor übertrage, John?“

„Ja, das möchte ich“ bestätigte er und schon wurde ihm das Bild auf seinem Arbeitsmonitor gezeigt.

„Ah, genau wie ich es mir gedacht habe.“ Er deutete auf den Monitor. „Siehst du das?“ Holmes nickte, auch wenn er nicht wusste, was genau das sein sollte, was ihm gezeigt wurde. „Deine Milz ist minimal angerissen. Das kann ich hier behandeln.“

„O... k...“, stimmte der inzwischen von starken Schmerzen geplagte zu.

„Schluck diese Tablette hier.“ Sie wurde ihm in den Mund gesteckt. „Aber vorsichtig, die schlägt ganz schön zu.“

Holmes tat, was ihm gesagt wurde. „Wofür ist die?“

„Sie stillt die Blutung. Jetzt gebe ich dir was gegen die Schmerzen.“ Ihm wurde eine weitere Pille in den Mund geschoben. Wieder tat Holmes, was er sollte und suchte sich derweil eine angenehmere Position. „Gleich geht es dir besser“ wurde ihm versichert, während Watson begann sich um seine anderen Wehwehchen zu kümmern.

Immer wieder zuckte Holmes, ganz besonders als er die blutende Lippe behandelte, doch der Arzt konnte sehen, als die Tabletten zu wirken begannen, denn die grauen Augen wurden etwas glasig, während der Geist benommen reagierte und das Zucken aufhörte. Dennoch wurde er äußerst zärtlich behandelt und auch wenn er nicht mehr viel davon mitbekam, sprach Watson beruhigend auf ihn ein.

Ein Grinsen, das davon zeugte, wie weit ihn die Tabletten wegtrugen, zierte inzwischen das Gesicht des Schwarzhaarigen, als sich Jane wieder meldete. „Verzeihen sie, John. Polizeichef Lestrade hat wieder angerufen. Außerdem wollte ich sie darauf hinweisen, weil der Körper von Mr. Holmes noch sehr neu ist, dass die Tabletten, die sie ihm gegeben haben, ihn mehrere Stunden geistig abwesend sein lassen.“

„Das ist mir klar, danke Jane!“ Watson küsste eine unverletzte Stelle auf Holmes’ Stirn. „Und was wollte Lestrade?“

„Er will sich nach den aktuellen Ermittlungsergebnissen erkundigen und wie lange Mr. Holmes wohl noch brauchen wird. Er klang äußerst ungehalten, wenn ich nach seinem Stimmuster gehe.“

„Er geht mir mit seinen Kontrollanrufen tierisch auf die Nerven!“ grollte ihr Besitzer da vor.

„Dann werde ich seine Anrufe weiterhin aufnehmen und nicht durch stellen.“, bemerkte sie.

„Bitte tu das!“

Zu der Zeit sah Holmes, teilweise nur noch verschwommen, was um ihn herum geschah. Die Worte, die gesprochen wurden, drangen schon nicht mehr richtig zu ihm durch und wenn, dann nur noch, wenn Watson ihm direkt, nah und fest in die Augen sah. Doch selbst dabei war es mehr ein Rauschen, als das er genau hätte sagen können, was zu ihm gesagt wurde. Es war sein tiefes Vertrauen in den Arzt, dass dafür sorgte, dass dieser alles mit ihm tun konnte. So realisierte Holmes auch nicht, wie er eine ganze Weile später neben Watson in dessen Auto saß und sie irgendwo hin fuhren. Als er das nächste Mal wieder klar wurde, bemerkte er, dass er in einem fremden Bett lag, mit einem schlummernden Watson neben sich.

Noch leicht benommen setzte sich Holmes auf und versuchte sich zu orientieren. Daher weckte er Watson auch zärtlich. „Watson?“

„Hm?…“ Benommen setzte sich der Arzt auf.

„Was ist passiert, wo bin ich...?“ Das und weitere Fragen wurden diesem sofort und noch leicht lallend gestellt.

„Ich wollte, dass du dich richtig erholen kannst und da Lestrade bei uns andauernd anrief, hab ich dich eingepackt und bin mit dir zu meiner Mutter.“

„Aber... ich kann mich an nichts erinnern...“, erklärte Holmes und legte sich noch etwas schwerfällig wieder hin.

„Das liegt an den Medikamenten“ erklärte Watson ihm und strich ihm durchs Haar.

„Medikamente?“ Vieles war ab dem Kampf mit dem Schlägern bereits in Holmes verschwunden und löchrig, doch eigentlich ging es Holmes gerade darum, umsorgt zu werden. Alles weitere würde er sowieso erst später wirklich verstehen, sagte ihm noch die leichte Benommenheit. Außerdem hatte er noch leichte Schmerzen auch wenn er zugeben musste, dass was immer Watson ihm gegeben hatte, ihm wohl geholfen hatte, denn Holmes wusste, dass er sich wesentlich schlechter fühlen musste. Zart wurde ihm die Stirn geküsst und die Decke über ihm zurecht gerückt.

„Du bist verletzt worden und ich hab dich versorgt. Du kannst auch gern noch Schmerzmittel haben, wenn du es brauchst.“

„Nein danke...“, nuschelte der Verletzte und lehnte sich der Berührung entgegen. „Du warst auch verletzt!“, fuhr er dann erschrocken hoch. Vorsichtig wurde er zurück ins Bett gedrückt.

„Nur eine kleine Platzwunde. Du hast mich gut versorgt.“

„Dir geht es gut, ja?“, fragte Holmes da und genoss wieder die Berührung, auch wenn seine Nase bei der Berührung leicht zuckte.

„Mir geht es sehr gut“ versicherte sein Freund, als er sich neben ihn kuschelte. „Aber wie steht es mit dir?“

„Ich fühle mich noch leicht benommen und mir fehlt wohl ne ganze Zeit an Erinnerung.“, berichtete er und lächelte, als er Watsons Stirn küsste.

„Das klingt nicht all zu beunruhigend. Ruh dich jetzt einfach richtig aus, dann wirst du schon wieder.“ Vorsichtig kuschelte der Arzt sich an ihn.

„Ich hätte mir nie verziehen, wenn dir etwas passiert wäre!“, säuselte Holmes glücklich, als sein Magen unter Watsons Ohr blubberte. Zärtlich wurde der Bauch gekrault.

„Hunger?“

„Ein bisschen, ja.“, lächelte er zu ihm runter. „Aber ich mag mich gerade nicht rühren!“

„Soll ich dir vielleicht was her holen?“ schlug der Blonde mitfühlend vor.

„Nur wenn du willst...“, erklärte Holmes. „Weil ich dich gern gerade im Arm hab!“

„Dann habe ich die perfekte Lösung“ erklärte Watson lächelnd. „Pablo!“

„Ich wünsche einen guten Abend, Sir John!“, grüßte da eine lateinamerikanisch klingende männliche Stimme und genau wie bei Jane schreckte Holmes zusammen und sah sich um.

„Wer...?“

Watson streckte sich zu ihm hoch und küsste ihm die Wange, bevor er ihm ins Ohr flüsterte: „Er ist quasi Mums Jane.“

Da entspannte sich der Detektiv wieder. „Ach ja... deine Mum...“ Er lächelte. „So lange wir hier sind, sollte ich ihr wohl besser aus dem Weg gehen. Bevor unser erstes Treffen wiederholt wird...“

„Sorg dich einfach nicht um sie.“ Zart küsste Watson ihn. „Pablo, sag doch bitte der Köchin, dass sie ein leichtes Mahl für zwei zubereiten soll.“

„Sehr wohl, Sir John!“, erklang wieder seine Stimme.

„Vielen Dank!“ Der Blonde grinste Holmes an. „Recht so?“ Der grinste zurück und küsste Watson.

„Sehr gut!“

Den Rest des Tages verbrachten sie zusammen im Bett und Holmes wurde liebevoll umsorgt. Doch, als der nächste Morgen anbrach wachte Holmes alleine auf. Er blinzelte zuerst verwirrt, wagte es aber nicht, seine Stimme an den neuen Computer zu richten, weshalb er sich etwas überzog und seinen Freund suchte. Da das Haus noch im Dunkeln lag, war es nicht so schwer, eine Lichtquelle am Kellereingang auszumachen. So folgte er der Spur und entdeckte eine riesige Poolanlage, die angenehm beleuchtet und warm war. Weil er auch leise gewesen war, entdeckte ihn der Schwimmende Watson nicht und er konnte diesen überrascht eine Weile beobachten, bis ihn ein, ebenfalls leises Geräusch, hinter sich umdrehen ließ.

Dort stand Elisabeth Watson, noch in Nachthemd und Morgenmantel gehüllt. „Er ist ein begabter Schwimmer und liebst das Wasser. Während seiner Ausbildung schwamm er am Vorabend von schweren OPs immer einige Stunden.“

Wieder richtete sich Holmes Blick auf das große Becken, indem der Arzt schwamm. „Er sieht sehr entspannt aus!“

„Weil er es ist“ erwiderte die Frau gelassen. „Diese Ruhe hat er nur hier.“

Jetzt seufzte der Detektiv verliebt. „Er wirkte die letzten Tage äußerst angespannt!“

„Was geht er auch diesem fürchterlichen Beruf nach? Er ist einer der besten Chirurgen Londons und könnte überall eine gute Anstellung finden!“

„Nun, ein Beruf ist keine Berufung...“, entgegnete er ruhig nach.

„Das kann sein Leichengeschnippel ja auch nicht sein“ konterte sie.

„Ich denke, dass sollte er selbst entscheiden!“ Holmes lächelte und deutete zu dem Schwimmenden. „So wie er weiß und entscheidet, dass ihm das Schwimmen gut tut! Aber sie sollten nicht vergessen, Ma’am. Menschen ändern sich...“

„Ich will es doch hoffen“ murmelte sie und wandte sich zum Gehen.

„Vertrauen sie ihm, er liebt sie!“, lächelte Holmes ihr nach und ging dann zu Watson. Jener schwamm gerade in seine Richtung und stoppte, als er ihn erblickte.

„Guten Morgen!“

„Morgen!“, lächelte Holmes zurück und hockte sich ans Wasser. „Hast du nicht gut geschlafen?“

„Wie sollte das neben dir möglich sein?“ lachte Watson und schwamm zu ihm an den Beckenrand.

„Du bist so früh wach...“, erläuterte er seine Beobachtung der letzten Tage und zwinkerte.

„Ich liebe es so früh zu schwimmen, weil ich dann den Sonnenaufgang durch die Glasfront beobachten kann.“ Besagte Glasfront lag seitlich vom Pool und führte direkt hinaus in den Garten.

Holmes besah es sich und nickte. „Das ist bestimmt ein schöner Anblick!“

Watson stützte sich am Beckenrand ab, um hoch genug für einen Kuss zu kommen. „Ich kann dich morgen gerne rechtzeitig wecken!“

Noch einmal sah Holmes hinaus zu der aufgegangenen Sonne. Im Haus war das gar nicht zu sehen gewesen, wegen der schweren, zugezogenen Vorhänge. „Ja, gern!“

„Willst du nicht jetzt schon mal ins Wasser kommen?“

„Eigentlich gern.“, stimmte Holmes zu, schüttelte aber den Kopf. „Du solltest eher das Wasser verlassen. Die Wunde auf einem Hinterkopf wird noch nicht verheilt sein.“ Watson streckte ihm den Kopf entgegen.

„Alles dicht, da kommt kein Wasser durch!“

„Dann komm ich gern mit rein!“, stimmte Holmes jetzt guten Gewissen zu.

Diese Antwort zauberte ein Strahlen auf das Gesicht seines Freundes. „In dem Schrank dahinten ist Badekleidung, wenn du welche willst.“ Schnell stand der Detektiv auf und ging zum angegebenen Schrank. Doch er wühlte äußerst unbefriedigt darin herum.

„Ist nichts in deiner Größe da?“ wurde er deshalb gefragt.

Prompt wurde Watson ein paar Badehosen gezeigt. „Was soll das sein?“ Holmes Stimme klang deutlich pikiert.

Da stieg der Arzt aus dem Wasser und trug noch ein knapperes Modell. „Das sind Badehosen.“

„Das ist nichts!“, erklärte der Detektiv aus einer anderen Zeit.

„Was hast du denn erwartet?“ wurde er da amüsiert gefragt.

„Kennst du keinen vernünftigen Badeanzug?“, erwiderte Holmes.

Watson entgleisten die Gesichtzüge. „Du meinst diese hässlichen Dinger aus dem Geschichtsunterricht? Die hat tatsächlich jemand getragen?“ Daraufhin verzog sein Freund das Gesicht und fühlte sich beleidigt.

„Das ist modern!“

„Falsch! Das WAR modern!“

Holmes ließ sich auf einem Stuhl nieder. „Dann noch viel Spaß beim Schwimmen!“

Da bemerkte Watson seinen Fehler und er trat entschuldigend zu ihm. „Ich bin sicher, du sahst sehr sexy darin aus, so wie in all den anderen Kleidern aus deiner Zeit.“

„Ich glaub dir kein Wort!“, maulte der Detektiv.

Da beugte sich der Blonde, noch tropfend, zu ihm und drückte die Lippen gegen sein Ohr, bevor er flüsterte: „Ohne diese Kleider siehst du natürlich noch besser aus.“ Er gab ein Grunzen von sich und drehte den Kopf weg. Um das Ignorieren zu sabotieren biss Watson ihm sanft ins Ohrläppchen. Da wurde er mit vorgeschobener Lippe angesehen.

„Du wolltest doch noch schwimmen!“

„Ich wollte mir dir schwimmen“ korrigierte der Arzt ihn lächelnd.

„Dann muss ich dich enttäuschen, ich mag nicht mehr schwimmen!“

„Sicher, dass ich dich nicht umstimmen kann?“ gurrte der Arzt und küsste das Ohr wieder.

„Ja!“, maulte der Detektiv beleidigt.

„Selbst, wenn ich die perfekte Lösung für das Badehosenproblem habe?“

„Ja!“, wiederholte Holmes.

„Hm… sicher?“ Watson löste sich von ihm und entledigte sich, direkt in seinem Blickfeld, von seiner Badehose.

„Ja...“, kam es jetzt nicht mehr so sicher zurück.

Der Arzt ließ die Hüften kreisen. „Wie schade, wo wir so viel Spaß im Wasser haben könnten!“

„So lange du mich auslachst, bestimmt nicht...“, nuschelte Holmes.

„Ich lache nie wieder“ versprach ihm der Arzt da und streckte sich vor ihm.

„Wirklich?“

„Ich schwöre es dir hoch und heilig!“

Da stand Holmes auf und kam zu Watson. „Dann zeig mir, was ich tragen soll...“ Der Arzt grinste und kam wieder auf ihm zu, um ihn von Hose und Hemd zu befreien. Das entlockte ihm ein Lächeln und er ließ ihn gern gewähren. Als der Detektiv endlich nackt war, wurden seine Hände ergriffen und er zum Wasser gezogen. Natürlich war Holmes von der Idee begeistert, doch erst jetzt ließ er es sich anmerken, weshalb er gleich auf mit dem Arzt blieb.

„Luft anhalten!“ gab jener dann als einzige Warnung, bevor er ihn mit sich zog, als er ins Wasser sprang. Holmes tauchte dann sofort wieder auf und atmete durch, weil er zu wenig Luft geholt hatte, dennoch lachte er dabei vergnügt.

Direkt vor ihm schoss dann auch Watson aus dem Wasser. „Und? Magst du sie?“

„Was?“, fragte er irritiert nach. Sein Freund grinste und tauchte ihn unter Wasser. Zuerst wehrte sich Holmes, bis er bewegungslos unter seiner Hand im Wasser blieb. Als er sich nicht mehr wehrte ließ Watson ihm los und tauchte mit nach unten. Denn unter Wasser war angenehme und beruhigende Musik, die Holmes in Erstaunen versetzte. Sein Begleiter grinste ihn an, bevor er schnell weg tauchte und er erwiderte das Grinsen, bevor er ihm folgte. So jagten sie sich durch den Pool, über und unter Wasser. Schließlich fing Holmes seinen Liebsten aber und umschlang ihn mit Armen und Beinen.

Lachend ließ Watson sich an den Beckenrand drücken. „Ich ergebe mich!“ Kaum ausgesprochen, wurde er geküsst. Kichernd erwiderte der Blonde den Kuss und umschlang die starken Schultern mit seinen Armen.

„Mhhh... herrlich!“, säuselte Holmes vergnügt.

„So macht schwimmen spaß“ bestätigte Watson das.

„So viel Spaß hatte ich noch nie beim Schwimmen!“, lachte Holmes jetzt.

„Ich rechne, dass mal mir an“ gurrte Watson und küsste ihn nun selbst wieder.

„Und wie du das kannst!“ Holmes schlang seine Beine fester um den Arzt und streichelte seinen Rücken.

„Mh!“ Der Blonde gab wohlige Geräusche von sich und drückte sich ihm entgegen.

„Wollen wir nicht irgendwo hin, wo es angenehmer ist?“

„So was wie unser Bett?“

„Klingt gut!“, stimmte Holmes zu.
 

Vor sich hin dösend kuschelte Watson sich in seine Decke und genoss die Träume, die ihn im Halbschlaf aufsuchten. Derweil begann sich Holmes einmal ausgiebig in seiner neuen Unterkunft umzusehen und ein paar Ausdrucke erweckten dabei seine Neugier. Diese studierte er ausgiebig und sie verwirrten ihn. So kam er nach einer Weile zu Watson zurück, legte die Papiere auf den Nachttisch und kuschelte sich zu ihm.

„Hm…“ Jener begann sich zu regen und schmiegte sich der Wärmequelle entgegen. Diese legte seine Arme um ihn und lächelte ernst. Blaue Augen sahen das nur verschwommen.

„Wieso bist du wach?“

„Ich wollte mich etwas umsehen.“, erzählte Holmes und kuschelte sie zusammen.

„Ganz allein? Du hättest mich doch wecken können, dann hätten wir uns zusammen alles angesehen.“ Watson bekam nun einen Kuss auf die Stirn und fühlte dann wie Holmes den Kopf schüttelte.

„Du hast die letzten Nächte bereits kaum geschlafen. Ich wollte dich nicht wecken, denn du brauchst deinen Schlaf!“

„Wie lieb von dir“ murmelte Watson und zog seine Arme enger um sich. Diese hielten ihn auch, selbst wenn er spüren konnte, dass Holmes angespannt war. Liebevoll wurden die Arme gestreichelt. „Alles ok?“

„Ich dachte, ich bin ok...“, flüsterte Holmes und erwiderte die Streicheleinheit. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob du das auch denkst...“ Watson drehte den Kopf zu ihm und sah ihn fragend an.

„Was meinst du?“

Bevor Holmes antwortete, küsste er seinen Freund einmal leidenschaftlich. „Ich hab... deine Papiere Gefunden...“

Es dauerte eine Weile bis Watson verstand, doch dann wurde er blass. „Oh…“ Er wurde noch einmal geküsst und weiter gestreichelt.

„Ich vertraue dir! Aber... Ich hab gemerkt, wie wenig du die letzte Zeit geschlafen hast. Deine Mutter war vorhin auch am Pool und hat mir gesagt, wann du früher immer geschwommen bist. Dann bist du mir immer ausgewichen, wenn ich dich nach kleinen Dingen und deinem Schlaf gefragt hab... und dann jetzt die Papiere... Willst du mir nicht sagen, was los ist?“

Niedergeschmettert schloss Watson die schönen, blauen Augen und wagte es eine Weile nicht Holmes anzusehen. „…Erinnerst du dich an den Chip, den wir bei deinem Scann gefunden haben?“ Er wurde in dieser Zeit ruhig verwöhnt.

„Natürlich. Du hast gesagt, er ist nicht weiter von Bedeutung.“

„Ich habe mich geirrt…“ hauchte Watson und musste schwer schlucken.

„Was kann denn so schlimm sein, dass es dich so erschreckt?“, fragte Holmes sanft.

Da platzte es aus dem jungen Arzt heraus und er erzählte Holmes alles, was er über den Chip in Erfahrung gebracht hatte, wobei er immer hysterischer wurde. „… Mit einem Programm bin ich die OP am üben, aber… aber 80% der Eingriffe gehen schief!!“

Einen Moment schwieg Holmes, denn er bekam ein seltsames Gefühl. Es war nämlich das eine, ständig von irgendwem auf den Tod bedroht zu werden und das andere, zu wissen, dass jemand nur ein paar Buchstaben oder Zahlen drücken musste, damit man tot umfiel. Dann aber festigte er seinen Griff um Watson und gab ihm einen festen Kuss. „Du bleibst jetzt ganz ruhig! Ich sagte bereits, dass ich dir vertraue! Wir werden bis zum anstehenden Mord alles tun, was schön ist und uns ablenkt! Wenn ich den Mörder dann überführt habe, wirst du die Operation machen. John, ich weiß, dass du das schaffen wirst und es wird alles gut, das verspreche ich dir!“

Der Blonde brach erneut in Tränen aus und fiel ihm um den Hals. Sanft wurde er gehalten und gestreichelt.

„Wenn du möchtest, kannst du auch gern an mir üben, soweit es möglich ist... Also falls du das noch einmal möchtest...“

Noch immer ganz aufgelöst nickte Watson und drückte sich an ihn. „Ich werd… so oft ich kann üben…“

„Aber wir werden aufpassen, dass du nicht zu viel machst, ja?“

„Du darfst mir immer sagen, wann ich aufhören soll“ schniefte Watson zustimmend.

Er sah ein zartes Lächeln, bevor er geküsst wurde. „Dann möchte ich, dass du jetzt erst einmal alles raus lässt, was dich die letzten Tage bedrückt hat.“ Watson nickte und klammerte sich fest an ihn.

„Ich lass dich nicht mehr allein, das hab ich doch versprochen!“, flüsterte Holmes da beruhigend auf ihn ein.

„Wir schaffen das?“ wisperte Watson unsicher zurück.

„Wir schaffen das!“, versicherte Holmes ihm überzeugend und zuversichtlicher, als er war, hatte er doch tatsächlich Angst. „Und wenn wir alles überstanden haben, können wir ja ernsthaft über Kinder nachdenken...“, schlug er vor um seinem Freund einen positiven Aspekt der Zukunft zu zeigen. Der Blonde zog die Nase hoch und lächelte ihn gequält an.

„Bei den Genen, werden wir sicher bildhübsche Kinder haben.“

„Und sie werden hoch intelligent!“, lächelte Holmes zurück.

Da entwich dem Arzt tatsächlich ein Kichern. „Die Welt wird sich in Acht nehmen müssen!“ Dafür wurde er geküsst.

„Da ist ja wieder dieses wunderschöne Lächeln!“

„Ob ich das auch vererben kann?“ Verlegen kicherte sein Freund und drückte das Gesicht gegen dessen Brust.

„Ja, davon bin ich überzeugt!“ Holmes lachte und hielt ihn ganz fest. „...Und du wirst deine unglaublich tief blauen Augen vererben!“

„Wie wäre es, mit einem mit deinen Augen und eins mit meinen Augen?“ säuselte Watson vergnügt, wenn auch noch immer etwas zittrig.

„Ja, warum keine Zwei...“, grinste sein Freund und küsste ihn zärtlich.

„So viele wir wollen“ stimmte Watson glücklich zu.

„Dann bekommen wir eine richtige Familie, Watson!“ Es war klar und deutlich, dass Holmes dieser Gedanke sehr gefiel.

„John“ korrigierte der Arzt ihn da sanft. „Wenn du schon ausrechnest, wie oft du mich schwängern willst, dann solltest du mich auch bei meinem Vornamen nennen.“ Verlegen strich Holmes ihm über die Wange.

„Ganz sicher?“

„Würde ich es dir sonst anbieten?“

Da erschien Watson gegenüber ein schüchternes Lächeln. „Ich will es gern versuchen... John...“ Jener strahlte ihn an und küsste ihn.

„Das klingt gut aus deinem Mund.“

„Ich mag meinen Vornamen nicht...“, erklärte Holmes dann, warum er ihm das nicht anbot.

„Wie wäre es denn mit Schnuckelchen?“ gurrte Watson neckend.

„Nicht lustig machen!“, beschwerte sich Holmes.

Er wurde zart geküsst. „Ich bin sicher ich finde noch den perfekten Kosenamen für dich!“

„Bestimmt... John...“ Holmes grinste und erwiderte den Kuss hingebungsvoll. Der Arzt genoss die Liebkosung und rutschte auf Holmes’ Schoß.

Sie verließen das Schlafzimmer erst wieder am frühen Abend, als Elisabeth zum Abendessen rief.

Eindeutige Blicke flogen regelmäßig über den Tisch hinweg und machten es so sinnlos, dass Elisabeth das neue Pärchen auseinander gesetzt hatte. Ganz besonders, als Holmes mutig wurde und unter dem Tisch mit Watson füßelte. Jener strahlte ihn über sein Weinglas hinweg an. So seufzte die Hausdame und kicherte. „Ach, wie schön!“ Ihr Sohn schreckte ein wenig hoch und sah sie an.

„Wie bitte?“

„Es ist ein herrlicher Abend!“, umschrieb sie ihre Beobachtung. „Man könnte meinen, es sei Frühling!“

John errötete, verstand er die Anspielung doch. „Wir haben September!“ Da strich ihm ein Fuß zwischen den Beinen empor.

„Nun, nur weil der Monat nicht passt, heißt das nicht, dass sie Unrecht haben, Ma’am...“

Der Blonde errötete und rutschte etwas auf dem Stuhl hin und her. Da erlöste ihn der Fuß auch schon, indem er sich wieder zurück zog.

„Nun, in mein Haus scheint der Frühling eindeutig schon eingezogen zu sein“ säuselte da die Dame des Hauses.

„Ich hoffe doch, sie fühlen sich deshalb nicht gestört, Ma’am?“, fragte Holmes lieblich lächelnd nach.

Sie seufzte theatralisch. „Das verliebte Lächeln meines Sohnes überwiegt alle meine Einwende!“ Ihre Worte ließen John erröteten. „Mum!“

„Vielleicht kann ich diese Einwende ja eines Tages gänzlich zerstreuen.“ Holmes war ehrlich und wirkte fast, wie der Schwiegersohn in spe, der bei den Eltern seiner Liebsten um deren Hand anhalten wollte. Ein Bild, das dem jungen Arzt mehr als nur gut gefiel.

„Wir werden sehen“ erwiderte seine Mutter da noch ungläubig.

„Sie sollten nicht vergessen, Ma’am. Menschen ändern sich...“, wiederholte Holmes sanft, was er schon am Pool gesagt hatte, nur das es diesmal auf ihn selbst gemünzt war.

Sie kräuselte kurz die Nase behielt ihren Kommentar aber für sich, weshalb John sich gezwungen sah die Unterhaltung am Laufen zu halten. „Der Braten ist übrigens sehr gut, Mum. Viktoria muss mir unbedingt das Rezept geben.“

„Danke mein Schatz! Ich werde sie bitten, es dir aufzuschreiben!“, lächelte Elisabeth und sah Holmes wieder an. „Sag mal, mein Schatz. Willst du ihn wirklich behalten?“

Wieder errötete ihr Kind, diesmal jedoch, weil er verärgert war. „Das hat doch nichts mit behalten zu tun, Mum!“ Um ihn zu beruhigen, streichelte Holmes ihm wieder die Wade.

„Wenn doch, mein Schatz, ich könnte ihm für dich die Nase richten!“, schlug Elisabeth hingegen unbeeindruckt vor.

Johns blaue Augen wurden groß. „Mum!“

„...Oder die Haare weg lasern, wie bei dir.“, grinste sie weiter. „Oder hast du andere Wünsche?“

„Ich hätte gerne eine neue Mutter, eine die so etwas wie Taktgefühl besitzt!“ grollte der Blonde ihr entgegen. Sie lachte und zwinkerte ihm zu.

„Wir sind ja schon beim Dessert, ihr habt ja gleich wieder Zeit für euch!“

„Du bist fürchterlich! Der Grund, warum ich dir nie jemanden vorgestellt habe!“

Elisabeth lachte weiter und stand auf. „Schon gut, schon gut... Ich lass euch ja jetzt schon allein!“ Gut erzogen, wie er war, stand Holmes automatisch mit auf.

„Ich will sie nicht vertreiben, Ma’am!“

„Nicht doch!“ lachte sie. „Ich ziehe mich mit einem schönen Glas Wein und einer Soap zurück.“

„Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Abend in der Wanne, Ma’am!“

Sie winkte ihnen und verschwand dann, während John das Gesicht in den Händen vergrub. „Das ich noch nicht in der Klapse sitze…“

„Sie will dich nur beschützen!“, versuchte Holmes sie zu verstehen und schob sein Fuß wieder zwischen Watsons Beine. Diesmal ließ jener es gerne geschehen.

„Sie erdrückt mich dabei! Aber keine Sorge, mein Vater ist nicht so.“

„Wie ist er denn so?“, fragte Holmes sanft nach.

„Er ist ein richtig lieber Kerl, wenn auch etwas unterkühlt. Mum nennt ihn ein Weichei.“ John grinste. „Sie haben sich früh getrennt und ich habe ihn nie oft gesehen, er ist nämlich im Exportgeschäft, aber wir verstehen uns gut, wenn auch oft ohne Worte.“

„Das klingt doch nach zwei echten Männern!“, schmunzelte Holmes und drückte sanft mit seinen Zehen zu. „Das freut mich für dich!“

„Uhh… ich finde wir sollten jetzt nicht mehr über Verwandte reden!“ gurrte sein Freund.

„Dann schlag ein anderes Thema vor!“, grinste Holmes und wiederholte, was er getan hatte.

John keuchte auf. „Wie wäre es mit Fußfetischismus?“ Doch eine Antwort bekam er nicht, verschwand sein Freund doch unter dem Tisch. Blaue Augen wurden groß. „Holmes?“ Aber auch darauf bekam er keine Antwort, als inzwischen geübte Finger seine Hose öffneten.

„Oh.“ Der Arzt schluckte und stützte sich am Tisch ab. Nur kurz danach wurde sein Intimstes an die frische Luft gesetzt und danach von warmen Lippen geschluckt.

„Oh, oh, oh!“ keuchte John und ließ eine Hand unter den Tisch und in seine Haare gleiten. So wurde diesem äußerst anregend einen geblasen.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Am nächsten Morgen weckte ihn die Stimme von Pablo, wie nicht anders zu erwarten war pünktlich und wie verlangt früh. Grummelnd drehte sich der Pathologe enger in die Arme seines Partners. „…Is noch mitten in der Nacht…“ Aber genau jener war ausnahmsweise einmal vor ihm wach und begann ihn sanft zu streicheln.

„Wenn du noch mit mir frühstücken willst, solltest du wach werden.“

Müde begann sich Watson zu strecken. „Frühstück im Bett?“

„Mit Marmelade.“, bestätigte Holmes lächelnd.

Ein müdes Strahlen breitete sich auf Johns Gesicht aus. „Mit Marmelade!“

„Dann setz dich mal auf deinen hübschen Popo und geh unser Frühstück holen!“

John verzog das Gesicht. „Wenns denn sein muss.“

Besorgt wurde ihm über die Wange gestrichen. „Ich hab dir doch weh getan!“ Der Arzt beugte sich zu ihm und küsste ihn.

„Keine Sorge, es ist ein guter Schmerz. Ich mag es, wenn ich noch lange nachfühlen kann, wie gut die Nacht war.“

Holmes genoss den Kuss und nickte. „Ich glaube dir!“

Errötetet sah John ihn an. „Ich hoffe, du hältst mich jetzt nicht für pervers…“

„Ich denke nicht...“, gab Holmes zu und küsste nun ihn. „Ich finde es auch immer sehr schade, wenn du nicht mehr in mir bist.“ Sein Liebster wurde verlegen und küsste ihn noch mal.

„Ich freue mich, dass zu hören.“

„Dann lass uns essen!“, bestimmte der Detektiv und stand auf um ihr Essen zu holen.

John bemühte sich, sich aufzusetzen und polsterte sein Hinterteil mit einem Kissen. Als sein Freund das Zimmer verlassen hatte, hörte er wieder die Stimme des Computers seiner Mutter.

„Ich kann ihnen eine gute Salbe empfehlen, Sir!“

Der Blonde zog die Nase kraus. „Mein Hintern geht weder dich, noch meine Mutter etwas an, Pablo!“

„Es würde Mr. Holmes wesentlich besser gehen, wenn er sicher wäre, dass es ihnen richtig gut geht.“

„Es wäre mir sehr recht, wenn du dich da raus halten würdest!“

„Ganz wie sie wünschen, Sir. Wenn sie oder Mr. Holmes aber bestimmte Wünsche haben, stehe ich ihnen gern zur Verfügung!“

„Ja, ja!“ grollte der Blonde, der den Computer genauso penetrant fand, wie seine Mutter.

„Dann wünsche ich einen erfolgreichen Tag!“, verabschiedete sich Pablo weiterhin freundlich.

Seufzend fuhr John sich mit einer Hand über das Gesicht, bevor er nutzte, dass er alleine war und nach seinem Handy griff. „Jane?“

„Ja John, wie geht es ihnen?“, grüßte sie ihn.

„Gut, hast du Pauli rein gelassen, wie ich es dir gesagt hatte?“

„Natürlich, John, ganz wie sie wollten!“

„Und hat er bereits alles aufgebaut?“

„Er ist vor einer Stunde fertig geworden und hat sich in ihr Bett gelegt um sich etwas zu erholen.“

„Sag ihm, dass er das Bett frisch beziehen muss, wenn er was Unanständiges anstellt.“

„Er ist allein, John.“, erklärte sie ihm ruhig.

„Das hält ihn möglicherweise nicht ab.“ Watson grinste. „Behalt ihn einfach im Auge.“

„Soll ich ihnen ein Video anfertigen?“

„Bloß nicht!“ Watson schüttelte sich.

„Wie sie wünschen! Ich soll sie auch etwas Fragen wenn sie sich melden, John.“

„Und was?“

„Ob sie für die Operation einen Assistenten brauchen, der sich um die Narkose kümmert oder ihnen anderweitig zur Hand geht.“

„Ich mache es alleine, es ist besser, wenn er nicht noch weiter hineingezogen wird, als eh schon.“

„Gut, ich werde es ihm ausrichten und wie von ihm gewünscht, ihn in zwei Stunden wecken.“

„Vielen Dank.“ Müde fuhr John sich durch die Haare. „Warst du in der Lage die Blockade zu errichten?“

„Es tut mir leid John, es war mir bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich eine Blockade im Haus zu errichten, die Funkwellen die etwas steuern, abwehrt.“

„Shit!“ Watson grummelte. „Versuch es weiter!“

„Natürlich John, ganz wie sie wünschen!“

Jane hatte kaum ihren Satz beendet, da kam Holmes wieder zu seinem Freund und hatte ein Tablett voll mit Frühstück dabei. Strahlend sah John ihm entgegen und legte auf. „Das sieht lecker aus!“ Bevor sich Holmes aber setzte, stahl er sich einen Kuss.

„Pablo hatte alles veranlasst und mir gesagt, wo ich es finde ... Mit wem hast du denn schon so früh telefoniert?“

„Jane, ich hab nachgefragt, ob alles in Ordnung ist.“ John nahm das Tablett an und stellte es sich auf den Schoß. Sein Freund kam sofort neben ihn und nahm sich noch einen Kuss.

„So wie du wirkst, ist fast alles zu deiner Zufriedenheit.“

„Gut kombiniert!“ lachte der Blonde.

„Ich muss mich ja warm laufen, für gleich...“, grinste Holmes.

„Ich kann kaum erwarten dich in Aktion zu sehen!“ Grinsend steckte John einen Finger in die Marmelade. Mit schnalzendem Geräusch wurde ihm tadelnd auf die Finger geklopft.

„Das macht man nicht.“

„Ich schon!“ Die Marmelade wurde vergnügt abgeleckt. Holmes lachte und machte es ihm nach.

„Meine Großmutter hat immer selbst Marmelade gemacht und ich durfte als Erster probieren, daher hab ich das wohl.“ Watson lächelte sanft und begann sich ein Brot zu bestreichen. Ihm wurde vergnügt ein bisschen Marmelade auf der Nase verteilt.

„Der Geschmack eurer Familie hat sich in den 200 Jahren nicht geändert. Dein Ur- Großvater mochte schon die selbe Marmelade sehr gern und sie schmeckt noch immer gleich!“

Mit der Zunge versuchte John an die Nase zu kommen und amüsierte sich dabei köstlich. „Vielleicht sind Geschmacksnerven ja erblich. So wissen wir wenigstens, was unsere Kinder mögen werden.“ Bevor seine Zunge erreichte, was er wollte, beugte sich Holmes vor und nahm seine Nase in den Mund. Danach schmatzte er genüsslich und grinste Watson an.

„Möglich...“

Ihn so grinsend zu sehen bewegte den jungen Arzt und ihm kam eine Idee. „Weißt du was?“ Er griff wieder nach seinem Handy.

„Gedanken lesen kann ich noch nicht.“, gab Holmes zu.

„Ich sollte den Vater meiner zukünftigen Kinder doch meinem eigenen Vater vorstellen, oder?“

Er zog ungläubig eine Augenbraue hoch. „Am Telefon?“

„Na, wir können ja nicht mal eben nach Australien tingeln, oder?“

Mit einem weichen Blick, zog Holmes seinen Freund näher, ohne das Tablett auf seinem Schoß umzuschmeißen. Für den Detektiv hörte es sich so an, als ob Watson wusste, dass er den Tag nicht überleben würde, eben auf die Art, dass er die OP nicht schaffte. Aber Holmes fand die Geste unglaublich nett, weshalb er Watson liebevoll küsste. Seine innerliche Angst wuchs in dessen, dennoch war er dankbar, diesen John Watson kennen gelernt haben zu dürfen. „Ich werde mein Bestes geben um einen guten Schwiegersohn in Spe abzugeben... Auch wenn ich das nie war.“ Sein Freund konnte ihm nicht antworten, da in diesem Moment, jemand am anderen Ende der Leitung abhob.

„Hi Dad! Hier ist dein Lieblingssohn!“

„John!“, antwortete eine männliche Stimme mit starkem australischem Dialekt. „Was verschafft mir um die Uhrzeit denn die Ehre? Ihr habt doch mitten in der Nacht!“

„Ach weißt du, ich bin wach und da überkam mich gerade der Drang dir jemanden vorzustellen.“ Nervös und aufgeregt rutschte der Blonde auf seinem Kissen etwas hin und her und hätte beinahe das Tablett abgeworfen.

„Du willst mir doch nicht etwa diesen Freddy vorstellen?!“, entsetzte sich sein Vater fast schon ein bisschen. Sein Sohn konnte ihn sofort beruhigen:

„Keine Panik, das Thema ist endgültig abgeschlossen. Ich dachte daran, dir eher jemand besonderes vorzustellen.“

„Und wenn dieser Freddy morgen bei dir vor der Tür steht?“, hackte der Ältere nun noch einmal nach und sein gespielter Dialekt war verschwunden, denn es ging um das Herz seines (erwachsenen) Sohnes.

„Dad“ unterbrach John ihn da sanft. „Habe ich dir je, jemanden vorstellen wollen?“

„Nein!“, stellte sein Vater fest und seufzte. „Tut mir leid, ich mach mir nur Sorgen um dich!“

„Ich weiß“ versicherte der Blonde ihm gutmütig. „Dann darf ich fortfahren?“

„Gern!“, erklang es jetzt wieder australisch und freundlich.

„Gut, kannst du die Webcam anstellen?“ Watson hörte ein lautes Rauschen und Knacken, bevor das Display seines Handy ansprang.

„Bin live dabei!“

John hob das Handy vor sich und lächelte, als er das Bild eines gut aussehenden älteren Mannes sah. „Hi Dad!“

„Hi John.“, winkte der zurück. „Schön dich mal wieder zu sehen!“

„Geht mir genauso… aber sehe ich da ein paar graue Haare?“

„Was? Wo? Ich hab doch alle Haare so bearbeiten lassen, dass es unmöglich ist!“, stellte sein Vater entsetzt fest.

Sein Sohn kicherte. „War nur ein Scherz!“

„Genau so schlecht, wie dein dicker Knutschfleck am Hals! ...Oder war das eine Türklinke?“, grinste der Ältere nun.

Der Jüngere errötete etwas. „Nein, dass war der gutaussehende Mann, den ich dir vorstellen will!“ Sein Vater lachte und nickte.

„Ein kleiner Vampir also?!“

Blaue Augen schielten kurz zu Holmes. „Definitiv ein Untoter…“ Der runzelte ein bisschen die Stirn, verstand er den Wortwitz doch nicht wirklich. Da zog sein Sohn den anderen Mann neben sich und so ins Bild. „Dad, darf ich dir Sherlock Holmes vorstellen?“

Der englische Australier lachte und es fiel ihm schwer, ernst zu bleiben. „Ein untoter Detektiv also?“

„Naja…“ Nervös sah sein Sohn ihn an. „Er ist schon sehr lebendig und bevor du fragst, ja er ist DER Sherlock Holmes!“

„Wie bist du denn an einen Wiederbelebten gekommen?“, ging der Ältere noch gar nicht auf die neue Beziehung ein.

„Scottland Yard, hat es in Auftrag gegeben und ich hab mich um ihn gekümmert.“ Strahlend sah John seinen Partner an. Sie wurden stirnrunzelnd von dem Vater betrachtet.

„Du siehst glücklich aus!“

„Weil ich es bin“ versicherte der Jüngere. „Sehr sogar.“

Nun wurde Holmes gemustert, der sich sichtlich unwohl fühlte. Um ihn zu beruhigen küsste John ihm die Wange. „Schatz, ich möchte dir meinen Vater vorstellen Ewan Whitterbe.“

„Sehr erfreut, Sir... Mr. Whitterbe.“, stotterte der Detektiv leise.

Aufmunternd strich sein Freund ihm über den Arm, während dessen Vater ihn kritisch musterte. „Mh. Sie sind also der neue Freund meines Sohnes? Ein Mann aus dem… welchem Jahrhundert genau?“

„Aus dem 19. Jahrhundert. Ich kannte seinen Ur- Großvater.“, erklärte Holmes.

„Du hast ein paar Urs vergessen, Schatz“ ergänzte John lächelnd, während sein Vater Holmes intensiv musterte. Sein Lächeln wurde erwidert, auch wenn Holmes sich noch immer unwohl im Blick des Vaters fühlte.

„Ich denke, es dürfte bekannt sein, von welchem Watson ich spreche.“

„Gibt genügend Filme“ warf Ewan bestätigend ein.

Holmes seufzte. „Warum tu ich mir das eigentlich an?“

Johns Vater lachte kurz auf. „Na hoffentlich, weil ihnen was an meinem Sohn liegt!“ Dann sah er wieder seinen Sohn an. „Hast du ihn deiner Mutter schon vorgestellt?“ Er sah ein Nicken und starrte dann verblüfft zu Holmes. „Und sie leben noch? Hut ab, dann kann ja nicht viel Falsch an ihnen sein.“

Der Detektiv hatte inzwischen eine Augenbraue hochgezogen. „Ich habe bisher vieles überlebt. Aber ich denke, es sollte für sie weniger von Bedeutung sein, wie ich mit Johns Mutter klar komme, als damit, dass er sich wohl bei mir fühlt und ich es ehrlich mit ihm meine! Das wiederum können sie weder über ein Telefon herausfinden, noch über ein kurzes Gespräch. Sie müssen eher darauf vertrauen, was sie in diesem kurzen Einblick unsrer Beziehung bemerken und wie sich dieser im Laufe der Zeit entwickelt.“

Ewan lächelte seinen Sohn an. „Ich mag ihn. Ich komme in zwei Monaten vorbei, dann gehen wir essen!“ Es sah den Detektiv gut gelaunt an. „Es war mir eine Freude sie kennen zu lernen.“

Der grummelte zwar noch, erwiderte das Lächeln aber dann. „Ganz meinerseits!“ Dann griff er nach Watsons Hand, denn nun hatten sie noch mehr Gründe dafür, dass Holmes den Tag überleben musste.

„Bye, Dad.“ John winkte seinem Vater noch mal, bevor er auflegte und Holmes küsste. „Das lief toll!“

„Toll?“, fragte der verwirrt nach, genoss aber die Zärtlichkeit.

„Absolut! Ich glaube ich hab mich noch nie so viel mit meinem Vater unterhalten!“ John strahlte und hielt Holmes sein Brötchen her. „So beginnt ein guter Tag!“ Lächelnd biss dieser hinein, auch wenn er das noch nicht ganz verstand.

„Dann ist ja gut...“
 

„Lass uns heute siegreich sein, damit wir morgen unsere Zukunft beginnen können.“

Nun wurde Watson wieder geküsst. „Wir werden immer gewinnen, so lange wir für einander da sind!“

Watson warf sich seine Jacke über und folgte seinem Partner dann zur Eingangstür des Anwesens. „Ich hab Mum nur noch schnell eine Nachricht dagelassen, sonst bekommt sie vor Sorge noch graue Haare.“

„Dann hast du ihr nicht geschrieben, was wir vorhaben.“, stellte der Detektiv fest und öffnete ihm die Türe.

„Natürlich nicht!“ erklärte der Arzt und marschierte direkt zu seinem Wagen. Sein Begleiter kicherte selbstgefällig.

„Wusste ich es doch!“, murmelte er, als er einstieg.

Watson befestigte sofort einen kleinen Bildschirm in der Mitte der Konsole. „An. Peilung des Senders 3ZX4.“ Es dauerte keine Sekunde, als sich eine Straßenkarte auf dem kleinen Monitor zeigte, auf dessen Mitte ein roter Punkt immer wieder aufleuchtete.

„Der Wagen steht noch bei Mami vor der Tür.“ Watson startete den Wagen. „Dann auf zur Observation.“

„Kannst du mich auf dem Weg mit Lestrade ... telefonieren?“, fragte Holmes, der mit der ganzen Technik noch nicht wirklich zurecht kam.

„Klar.“ Watson zog sein Handy hervor und wählte die Nummer, bevor er es Holmes reichte. „Wünsch ihm einen guten Morgen von mir“ erklärte er dann grinsend. Holmes nickte und hielt sich das Telefon ans Ohr, als er darauf wartete, dass jemand in die Leitung kam. Es dauerte eine ganze Weile bis jemand abhob.

„Was???“

„Sherlock Holmes hier.“, erklärte der Detektiv ruhig ohne auf den aggressiven Ton einzugehen. „Wollen sie anwesend sein, wenn ich den Serienmörder auf frischer Tat ertappe?“

Ein Schnaufen erklang durch das Telefon. „Und das planen sie um 5 Uhr morgens zu tun??“

„Ich gedenke ihm zu folgen, wenn er jetzt das Haus verlässt, zu beobachten, welches Opfer er sich schnappt und dann zuzugreifen, wenn er es töten will. Dann gäbe es auch genügend Beweise.“, erklärte Holmes ruhig. „Oder soll ich mich mit einer anderen Abteilung der Polizei zusammen tun?“ Er hörte ein gefährliches Grollen.

„Und wo stecken sie??“

„Wir sind auf dem Weg nach...“ Holmes nannte ihm die Adresse. „Und kommen sie undercover! Wir können ihn erst festnehmen, wenn wir ihn auf frischer Tat ertappen, sonst haben wir keinerlei Beweise!“

„Wenn sie falsch liegen…“ erklang da eine deutliche Drohung.

„Das tu ich nie!“, antwortete Holmes nun verstimmt.

„Die Männer werden da sein!“ bellte Lestrade und legte auf.

Holmes sah das Handy an und blinzelte schließlich zu Watson. „Tut mir leid, ich konnte ihm deine Grüße nicht ausrichten...“

„Du hast ihn aufgeweckt, dass reicht mir schon.“ Watson grinste ihn an. „Hauptsache er kommt.“

„Er wird da sein...“ Holmes seufzte frustriert. „Ich hab ein schlechtes Gefühl!“

Der Blonde umfasste das Lenkrad fester. „Warum?“

„Dieser Lestrade, ich weiß nicht wie er arbeitet, aber wenn er so stümperhaft ist, wie ich vermute, könnte er uns alles kaputt machen. Er könnte uns auffliegen lassen...“ Besorgt sah sein Partner gerade aus.

„Das müssen wir auf jeden Fall verhindern.“

Eine Hand wurde zärtlich auf Watsons Knie gelegt. „Auch wenn mir das gerade völlig widerstrebt, habe ich eine Idee...“

Der Blonde lächelte ihn kurz an. „Was für eine Idee?“

„Du lässt mich in der nähe des Hauses aus dem Wagen, damit ich beobachten kann. Wir bleiben über dein Telefon in Verbindung. Du wirst Lestrade und sein Gefolge abfangen und dafür sorgen, dass sie nichts vermasseln.“

Watson nickte. „Klingt gut. Du weißt, wie du mit dem Handy umgehen musst?“

Holmes zeigte etwas umständlich wie er an die letzte gewählte Telefonnummer kam und wählte. „Richtig?“

„Richtig.“
 

Nach einigen nervenaufreibenden Stunden, in denen Lestrade sich kaum von Watson halten ließ, rief Holmes sie nun ein letztes Mal an. Er war ihrem Verdächtigen mit einem Taxi gefolgt und dieser hatte tatsächlich nichts gemerkt, weil er sich, wie Holmes bereits angenommen hatte sicher fühlte. Doch nun gab er den Befehl.

„Zugriff!“

Man war Holmes mit Abstand gefolgt, zu einem leeren Lagerhaus, dass abseits aller bisherigen Fundorte lag und welches nun, scharenweise von Polizisten umlagert wurde. Auf Lestrades Kommando stürmte zuerst das Sonderkommando die Räume. Holmes verwehrten sie so den direkten Eintritt, doch kaum war das Team drinnen folgte er ihnen. Es ging hinab in die Kellergewölben, hinein in einen Raum, der direkt aus einem Krankenhaus stammen könnte, so klinisch rein war er. Dort wurde Harold Wilson von fünf Mann zu Boden gedrückt, die ihn gerade von seinem letzten Opfer gezogen hatten. Sie hatten alle Hände voll zu tun, da der riesige Mann voll Adrenalin gepumpt war und sich aus Leibeskräften wehrte. Während Holmes zu dem Opfer eilte, gab einer der Männer, der freie Hände hatte, Entwarnung und forderte einen Notarzt an, woraufhin Watson, fast sofort den Raum stürmte. Derweil kümmerte sich Holmes bereits um das Opfer und sorgte für eine regelmäßige Atmung über die Mund zu Mund Variante, die er kannte.

Watson unterbrach diese nicht, sondern überprüfte währenddessen, Puls und Herzschlag. „Sie ist schwach, aber lebt noch.“ Er tastete ihren Hals ab. „Die Luftröhre schwillt zu!

„Was soll ich tun?“, fragte sein Freund während er Luft holte.

„Lass mich ran, ich muss intobieren.“ Watson hatte die Rettungsausrüstung mitgebracht und schob ihr nun, gekonnt einen Schlauch in den Hals, den er direkt mit einem Blasebalg verband und sie so beatmete. „Kannst du das Klebeband rausholen und den Schlauch befestigen?“

Holmes nahm sich die Tasche, doch dabei sah er den Arzt bereits fragend an. „Was ist ein Klebeband?“ Watson seufzte und fühlte es mit einer Hand hervor.

„Das hier!“

Danach tat der Detektiv, was der Arzt ihm sagte und ließ sich dabei über Erklärungen leiten. Als sie die Atmung dann sicher gestellt hatten, kam endlich das Notarztteam, mit einer Trage. Nur kurz danach traten sie vor Lestrade und Holmes grinste siegessicher. „Nun, jetzt haben sie ihren Serienmörder.“

„Das wissen wir erst, wenn der Richter ihn verurteilt hat“ grollte der Polizeichef, scheinbar nicht 100% glücklich, über den Triumph des Wiederbelebten.

„Die Beweise hier werden eindeutig sein. Sein Motiv ist seine Mutter und die Ablehnung des ersten Opfers. Einer ihrer Psychologen wird das bestätigen können. Er brauchte die Macht über seine Opfer und über die Polizei. In ihren Worten, ist ihm dabei wohl einer abgegangen.“ Holmes grinste überheblich. „Wenn sie die Akten vernünftig durchgearbeitet hätten, währe ihnen der Verdächtige schon früher ins Netz gegangen und es hätte nicht so viele Leichen gegeben. Er war Zeuge im ersten Mordfall. Er war der Arbeitskollege des ersten Opfers. Einige Zeit später hat er ihren damaligen Verdächtigen auch aufgesucht, nachdem dieser offiziell als unschuldig betitelt wurde. Er hat ihm dennoch auf offensichtliche Art die Schuld gegeben. Mein lieber Lestrade, sie hätten nur die richten Fragen zur richtigen Zeit stellen müssen.“

„Da Mr. Smith mit dem ersten Opfer liiert war, war er in Wilsons Sicht der Schuldige für die Abfuhr. Aus Rache stammten dann auch die Opfer zwei bis vier aus Smiths Bekanntenkreis“ ergänzte Watson, der das rote Gesicht seines Chefs genoss.

„Das wird der gute Lestrade schon allein feststellen. Wenn sie mich jetzt zurück bringen würden, Watson. Ich habe heute noch etwas vor.“ Verabschiedete sich der Detektiv überheblich. Mit erhobener Nase marschierte er aus dem Raum, doch als Watson ihm folgen wollte, hielt Lestrade diesem am Arm gepackt.

„Sie werden jetzt mit ihm gehen und ihn in den nächsten zwei Stunden zurück nach Scottland Yard bringen. Dann sind sie von dem Fall Holmes abgezogen und verbringen ab morgen ihre Tage wieder im Keller, in der Pathologie!“

Irgendetwas in Watson sprang da über und er sah den Polizeichef aus überschäumenden Augen an. „Sie vergessen sich und sie vergessen wer ich bin! Der Name Watson hat noch immer Gewicht in diesem Land! Ein Anruf bei den richtigen Leuten und sie sind ihren Job los!“ Grob schüttelte er Lestrades Arm ab. „Sie sind bloß ein inkompetenter Nichtsnutz, vergessen sie das nicht!“

Genau so hasserfüllt sah der Polizeichef zurück. War er doch lediglich ein Namensfetter des Inspektor Lestrade, der regelmäßig von dem Detektiv Holmes vorgeführt wurde in seinen Augen und trotzdem wurde er als Blödmann abgestempelt und man hielt sie für verwand, auch wenn er es bis zum Polizeichef geschafft hatte. „Treiben sie es nicht zu weit, Watson, sonst...!!“

„Sonst was?? Sie können mir gar nichts mehr, ich kündige nämlich!!“ Da drehte Watson sich weg von ihm und marschierte aus dem Lagerhaus hinaus. Der Polizeichef brüllte ihm noch etwas nach, doch er war kaum zu verstehen, da er so wütend war.

Mit leichtem und schwerem Herzen zugleich eilte der Blonde zum Auto, wo sein Partner auf ihn wartete. „Wo bleibst du?“, fragte der lächelnd und stieg ein.

„Ich… ich hab grad gekündigt“ erklärte Watson und setzte sich auf den Fahrersitz. „Das hat verdammt gut getan.“

„Du hast was?“, fragte Holmes irritiert. „Aber... ich dachte... du magst deinen Job...“

„Tue ich, aber ich hasse meinen Boss!„

„Wir werden etwas neues für dich finden!“, versprach der Detektiv und streichelte Watsons Hand.

„Das werden wir sicherlich“ bestätigte der Arzt lächelnd. „Aber jetzt lass uns nach Hause.“

„Das sollten wir!“, bestätigte Holmes und spannte kurz die Kiefermuskeln an. Nun wurde kurz seine Hand gedrückt, bevor Watson losfuhr.

„Es wird alles gut.“
 

Sie erreichten schnell ihr Ziel und genau so schnell verließen sie das Auto und gingen ins Haus. Ihre Hände hielten sich dabei gegenseitig fest. „Ich hab das Arbeitszimmer herrichten lassen. Da ist jetzt alles steril.“ Auf ihrem Weg zu diesem Zimmer sah Holmes immer wieder zu Watson und streichelte dessen Hand. Doch vor jenem, blieb er stehen.

Nervös drückte der Arzt immer wieder seine Hand. „Wir müssen noch einiges vorbereiten. Ich gebe dir gleich ein Abführmittel, damit dein Darm leer ist, dann will ich noch schnell einen kleinen Bluttest machen, damit ich die Narkose richtig dosieren kann und dann muss ich dir noch den Nacken rasieren.“

Bevor Holmes antwortete, zog er Watson ganz fest an sich, hielt und streichelte ihn. „Ist gut, das machen wir!“ Er lächelte den Arzt an und gab ihm einen sanften Kuss. „Du musst keine Angst haben, alles wird gut!“

„Das muss es“ flüsterte der Blonde zurück, wusste er doch nicht, was er ohne den Anderen machen sollte.

„Du bist der Beste, das hat mir deine Mutter erzählt und ich weiß, dass sie Recht hat. Wir ziehen das jetzt durch und danach sehen wir uns gleich wieder!“ Holmes lächelte aufmunternd. „Ich vertraue dir, mehr als ich je irgend jemandem vertraut habe. Das solltest du auch tun!“

„Ich habe trotzdem Angst“ gestand ihm der Blonde da ein. Er bekam einen weiteren Kuss.

„Das ist ok! Denk nur immer daran, dass wir das Schaffen, zusammen, egal was kommt!“

„Und das werden wir! Damit wir Lestrade zusammen in den Arsch treten können!“

Holmes nickte zufrieden und ließ seinen Freund los um das Arbeitszimmer zu betreten. „So, ab hier ist dein Gebiet. Du gibst Anweisung und ich mache!“

John nickte und überprüfte zuerst, ob alles zu seiner Zufriedenheit war. Die Möbel waren raus geräumt worden und der ganze Raum war steril versiegelt. In der Mitte des Raumes stand eine Liege, die an eine Massagebank erinnerte, daneben stand ein Rolltisch, mit verschweißten Instrumenten darauf. „Zieh dich bitte direkt hier aus, es darf nichts kontaminiert werden.“

„Gut!“ Holmes nickte und zog sich schnell und komplett aus, damit sie nicht zu viel Zeit verloren.

John selbst entledigte sich auch einiger Sachen und zog über den Rest Schutzkleidung. „Ich gebe dir jetzt was und danach solltest du es dir auf der Toilette bequem machen.“ Wieder gab Holmes eine Zustimmung und wartete darauf, was er jetzt bekommen würde. Schnell wurde ihm eine kleine Pille gereicht. „Ich mache hier solange alles fertig.“ Ihm wurden auch noch Papierschuhe gegeben. „Damit du nichts von draußen rein trägst.“

„Danke!“ Holmes nahm und schluckte die Tablette, bevor er Watson küsste. „Ich beeil mich!“ Dann zog er die Papierschuhe über und verschwand auf die Toilette.

Etwa eine halbe Stunde später konnte dann endlich das Blutbild gemacht werden und Watson konnte ihm den Nacken rasieren. „Das wird einige Zeit ziemlich ulkig aussehen.“

Holmes kicherte. „Es wird doch nachwachsen!“

„Genau, dann siehst du schnell wieder so gut aus wie jetzt.“

Nun drehte er dem Arzt den Rücken zu und präsentierte ihm seinen Nacken. „Dann leg los.“

Kaum legte der den Rasierer an, war alles Zittern aus seinen Händen verschwunden und er tat schnell seine Arbeit. „So, bildhübsch!“

Wieder drehte sich Holmes und nahm dann Watsons Hände. „Sollen wir jetzt anfangen?“ Jener nickte ihm zu.

„Ich lege dir jetzt eine Infusion, ok?“

„Ist gut, soll ich schon mal...?“ Holmes deutete auf die Liege.

John nickte. „Ja, das wäre gut.“ Kaum saß er, klebte ihm der Arzt einen Sensor an die Brust. „Damit behalte ich deine Vitalfunktionen im Auge.“ Danach legte er die Infusion.

Sofort als der Sender ihn berührte, hörte und sah man über einen Monitor, der neben der Liege stand, wie hoch Holmes Blutdruck war, wie stark sein Blut mit Sauerstoff angereichert war, seine Herzschläge und noch einige, wichtige andere Funktionen. Aber Watson konnte nun endlich auch erkennen, dass sein Freund auch äußerst nervös war, denn seine Funktionen waren alle gut erhöht.

„Du bist so nervös, wie ich, oder?“ hauchte John da und lächelte ihn schwach an.

„Ich denke, es wäre nicht normal, wenn es nicht so wäre...“ Holmes erwiderte das Lächeln und legte sich hin.

Der Blonde atmete durch und besann sich wieder auf seine Arbeit. „Du bekommst jetzt eine Kochsalzlösung mit Beruhigungsmitteln und dann die Narkose und wenn du dann nachher aufwachst, ist alles wieder in Ordnung.“

„Dauert es lange, bis es anfängt zu wirken?“, fragte der Detektiv da neugierig nach.

„Nein, es sollte ganz schnell gehen.“

Und schon kurz nachdem Holmes sah, wie Watson ihm das Beruhigungsmittel mit über den Infusionsschlauch verabreicht hatte, wurde ihm leicht duselig. „Huu...“

„Gut?“ Vorsichtig wurde er auf die Seite gelegt.

„Besser als mein Kokain!“, grinste Holmes nun und Watson sah und hörte am Monitor, dass sich seine Angst legte und das Medikament die Oberhand gewann. „Aber niemand ist besser für mich als du...“

„Das ist süß von dir.“ Ihm wurde durch das schwarze Haar gestrichen. „Ich leite jetzt die Narkose ein.“

Holmes sah ein wenig verschwommen, wie sein Freund eine weitere Flüssigkeit in den Schlauch spritzte, wollte aber noch unbedingt etwas los werden, daher konzentrierte er sich, soweit es noch möglich war. „Ich will... dir... n... sagen...“

„Du kannst mir alles sagen, wenn du wieder wach bist“ erklärte John ihm sanft.

„Ich will... v... her...“, nuschelte der Detektiv und schüttelte den Kopf, als die Schwere immer mehr Herrschaft über seinen Körper gewann.

Sein Freund seufzte. „Was willst du mir sagen?“

Ein Lächeln schlich sich auf das benommene Gesicht und dessen Besitzer tastete unbeholfen nach Watsons Hand. „Egal das Zukunft macht noch...“, lallte er nun. „Du darfst ... nicht... traurig sein! Denn ich... ich...“ Lider schlossen sich über wunderschöne graue Augen, auch wenn Holmes seinen Satz noch beenden konnte, bevor die Narkose ihm völlig das Bewusstsein nahm. „Ich werde dich... immer... lieben...!“ Er hatte seinen Satz kaum beendet, als Jane dem Arzt bekannt gab, dass Holmes nun völlig narkotisiert war.
 

Grollend ließ Polizeichef Lestrade sich in seinen Bürostuhl fallen und schaltete seinen Computer an. Während dieser hochfuhr holte er eine Akte aus seinem Safe, aus der er einen schriftlichen Code hervorholte. Danach öffnete er ein bestimmtes Programm über seinen Sprachgenerator. „Zulassungscode William Lestrade PZ5698C, Sherlock Holmes.“

„Zugriff gewährt“ erklang eine erotische Frauenstimme.

Danach gab der Polizeichef den geforderten Sicherheitscode für den Chip in Holmes Nacken ein und drückte Enter.

So, dass wird nun ein möglicher Epilog... Wir hoffen, er gefällt euch und auf Wunsch (!) haben wir noch ein anderes Ende in peto...
 

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Zwei Gestalten lagen auf Watsons großem Bett, regungslos und still, als wären sie tot. Doch die kleinere Figur blinzelte hin und wieder träge und lag mit dem Kopf auf der Brust des Anderen und schien dem Herzschlag zu lauschen.

Es war inzwischen dämmrig und die Straßenlaternen hatten sich eingeschaltet, doch sonst war kein Ton zu hören in dem Haus des Arztes. Nichts davon schien jenen zu interessieren, auch nicht, als Jane Alarm schlug, nur Sekunden bevor seine Tür aufgebrochen wurde.

Einige schwarz vermummte Polizisten stürmten sein Schlafzimmer und umstellten das Bett um ihn und seinen Partner auseinander zu reißen. Da schien die Lethargie von John Watson abzufallen und er schrie und zeterte, als man ihn vom Bett zog.

Zwei starke Arme hielten ihn, als man Holmes in einen schwarzen Sack packte. „Sie haben kein Anrecht auf diesen Zurückgeholten, Dr. Watson. Er gehört dem Staat und ist nun nicht mehr von Nöten.“, wurde ihm dabei erklärt. Blaue Augen funkelten die Polizisten giftig an.

„Das ist Mord!! Jeder einzelne von ihnen wird dafür büßen!!“

„Beruhigen sie sich!“, wurde ihm befohlen und ein anderer Polizist spritzte ihm etwas. „Sie werden sich an ihren Vertrag halten und die Betriebsgeheimnisse für sich behalten!“

Watson begann zu schwanken. „Hab gekündigt… und jetzt werde ich Scottland Yard in die Knie zwingen!“

„Sie werden gegen Polizeichef Lestrade nicht angekommen!“ Der Polizist schob ihn zurück aufs Bett und ließ ihn liegen. „Gute Nacht, Dr.!“

„…sie feuer ich als… erster…“ murmelte der Blonde, bevor er das Bewusstsein verlor. Als er dann am nächsten Morgen erwachte, war er tatsächlich allein und nur ein paar wenige Kratzer an seiner Haustüre erinnerten daran, was am vergangenen Abend geschehen war und die Aufzeichnungen von Jane, die man durch Watsons Spezialprogrammierung nicht löschen konnte.

Mit schmerzendem Kopf setzte John Watson sich auf und sah sich um. „Holmes?“

Doch nur Jane konnte ihm antworten. „Es tut mir leid, John, er wird nicht wiederkommen...“ Ihr Besitzer kam wackelig auf die Beine und sah sich suchend um.

„Aber… aber er wollte doch hier sein. Mit mir zusammen sein…“

„Sie müssen sich erinnern, John! Mr. Holmes starb während der Operation gestern, noch bevor sie das Muskelgewebe unter der Haut mit dem Skalpell erreichten.“, erklärte ihm sein Computer.

„Nein… nein… er hat doch gesagt es wird alles gut.“ Der junge Mann begann schwer zu atmen und stützte sich an einer Wand ab.

„Sie müssen sich setzen, John! Ihre Tabletten sind direkt in ihrem Nachttisch, nehmen sie die Pille!“, redete Jane jetzt ernst auf ihn ein. „Oder ich muss den Arzt rufen!“

Der blonde Mann begann zu schluchzen. „Was mach ich jetzt?? Was mach ich jetzt??“

„Sie nehmen jetzt eine ihrer Herztabletten!!“

John zuckte zusammen und wankte dann zu seinem Nachtisch, um seine Tabletten mit zittrigen Fingern hervor zu holen.

„Setzen sie sich und nehmen sie die Tablette!“, wies Jane ihn weiter an.

Er sackte auf den Boden und verschüttete die Hälfte seiner Pillen bevor er eine zufassen bekam und schluckte.

„Jetzt atmen sie tief durch!“, erklang nun weiterhin ihre Stimme, die ihn mit ihrem Klangmuster, welches sich hart aber fürsorglich eingestellt hatte, beschwor.

John keuchte mehr, als das er atmete, dennoch versuchte er ihren Anweisungen zu folgen. „Wo ist er? Wieso haben sie ihn mir weggenommen?“

„Konzentrieren sie sich auf sie selbst und ihre Atmung!“, bat Jane weiter.

Tatsächlich kam der Blonde langsam zur Ruhe. „Sie haben ihn mir weggenommen, Jane.“

„Die Polizei hat die Leiche abgeholt, das ist korrekt, John!“

„Wo haben sie ihn hingebracht??“

„In die Leichenhalle von Scottland Yard.“

Schwankend kam John auf die Beine. „Ist die L… ist er noch da?“

Jane arbeitete einen Moment, bevor sie antwortete. „Mr. Holmes Leiche soll in zwei Stunden eingeäschert werden und die Asche soll danach entsorgt werden.“

„Verhindere das! Schieb irgendwelche Termine dazwischen, pfusch in ihren Kalendern rum, nur verhindere es!“

„Ganz wie sie wünschen! Ich werde die Einäscherung bis zum Abend heraus zögern können.“

Er atmete tief durch, um sich endgültig zu fassen. „Welcher von Mums Exfreunden war der Anwalt?“

„Mr. Gladstone.“

„Verbinde mich mit ihm und suche mir auch gleich schon die Nummer, von ihrem anderen Ex raus, der, der die London Times herausbringt!“

„Wie sie wollen, John!“
 

Polizeichef Lestrade fühlte sich, als hätte er im Lotto gewonnen. Er hatte den Suicide Killer geschnappt und war noch am selben Tag den Mann losgeworden, der ihn seinen Erfolg hätte streitig machen können. Dafür würde er sich jetzt bei der offiziellen Pressekonferenz feiern lassen. Mit geschwollener Brust trat er vor die geladene Presse im Konferenzraum und vor sein Rednerpodest. „Willkommen! Ich heiße sie herzlich willkommen, meine Damen und Herrn!“

Sofort gingen die Blitzlichter los und die Arme der Reporter schnallten in die Höhe. „Eine Frage!! Eine Frage!!“ Doch Lestrade beantwortete noch keine Fragen, sondern wollte erst verkünden, was ihn so strahlen ließ.

„Ich habe sie heute eingeladen um nun offiziell zu verkünden, dass wir den Suicide Killer festgenommen haben!“

Da konnten die Reporter es nicht mehr an sich halten. „Ist es wahr, dass der berühmte Sherlock Holmes den Fall gelöst hat??“

„Wie sind sie in die Tod von Mr. Holmes verwickelt??“

„Ist es wahr, dass sie die Ermordung unseres Nationalhelden in Auftrag gegeben haben??“

Überrumpelt runzelte der Polizeichef die Stirn und stotterte einen Moment. „Bitte woher glauben sie solche Informationen zu haben? Das ist doch absoluter Schwachsinn!“ Auf sein Handzeichen her erhob sich ein Reporter.

„Henry Morgan, London Times! Sie leugnen diese Anschuldigungen also? Obwohl das Internet bereits mit beweisen überquillt? Ist es nicht so, dass sich die Leiche von Mr. Holmes gerade in diesem Augenblick im Keller dieses Gebäudes befindet? War ihnen bewusst, dass Resuscitation Labor zwar keine Gesetze missachtete aber auch keine legale Grundlage für ihre Eliminierungschips hat?“

In dem Polizeichef begann es zu brodeln und er suchte mit seinen Blicken den Raum ab. Nur einer konnte die Wahrheit verbreiten und hätte Beweise dafür gehabt und er würde diesem zutrauen, seiner Ansicht nach, staatliche Geheimnisse zu verbreiten. „Ich kann ihnen leider diese Frage nicht beantworten, da ich nicht weiß, wovon sie sprechen!“ Und tatsächlich lehnte John Watson am Ende des Raumes an einer Wand und sah ihn aus grimmigen Augen an.

„Es sind Dokumente aufgetaucht, welche die Wiederbelebung von Sherlock Holmes beauftragen. Trage diese etwa nicht ihre Unterschrift??“

Bevor Lestrade noch etwas sagte, flüsterte er einem Beamten etwas zu, nämlich das Watson in sein Büro gebracht werden sollte. Danach wand er sich wieder an die Reporter. „Ab hier gibt es keine weiteren Kommentare!“ Eine Aussage, welche die Fragen nicht stoppte.

„Sie können also nichts zu ihrer Entlastung sagen??“

„Kommt das nicht einem Schuldgeständnis gleich??“

Solche Fragen folgten ihm, bis er den Raum verließ, um in seinem Büro auf den Übeltäter zu warten und es dauerte keine zehn Minuten, bis Watson zu ihm stieß.

„Sie elender Hund!“, wurde ihm sofort zur Begrüßung entgegen geschmettert.

Mit Ekel sah der junge Arzt auf ihn herab. „So etwas muss ich mir von einem Mörder nicht sagen lassen!“

„Ich bin kein Mörder, ich habe lediglich getan, was für das Land am besten war!“, lächelte Lestrade überheblich zurück und deutete ihm mit Nachdruck den Platz vor seinem Schreibtisch.

„Das sieht die Öffentlichkeit aber ganz anders. Sie haben vergessen, dass es neben Sherlock Holmes nur noch ein weiteres englisches Idol von solcher Bedeutung gibt und das ist Shakespeare!“ Watson verschränkte die Arme vor der Brust. „Es gibt bereits Unterschriftenaktionen gegen sie und auch die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet! Ihre Zeit ist vorbei!“

„Ich habe nichts gesetzwidriges getan. Es war lediglich ein Körper der zurück geholt wurde um das Volk zu schützen. Es gehört hier nicht her und wurde daher wieder ausgeschaltet!“, erklärte Lestrade und sah schon in Gedanken, wie er nun Watson aus dem Weg räumen konnte, indem er ihn hinter Gitter brachte.

„Und in den letzten Zuckungen versucht er sich noch zu verteidigen!“ schnaubte Watson abfällig. „Wenn einer das Gesetz auf seiner Seite hat, dann ich!“ Er war aber schon durchschaut, weshalb sich Lestrade als siegessicher sah.

„Jemand wie dieses Ding ist gesetzlos. Es gehört seinem Besitzer und dieser ist völlig für ihn verantwortlich. Die Frage, die sich mir nun stellt ist, warum sie das so persönlich angreift. Aber auch das habe ich schon durchschaut! Ihre Blicke zu diesem Ding waren eindeutig... Nun, sie haben sich damit in ihr eigenes Verderben gestoßen, denn ich werde sie hiermit festnehmen. Sie haben die öffentliche Sicherheit in Gefahr gebracht, als sie geheime Unterlagen an die Öffentlichkeit brachten. Damit wandern sie in den Knast, Watson!“

Der Trauernde lachte trocken auf. „Und welche Beweise haben sie? Keinen einzigen und sie werden auch keine finden!“ Er lachte Lestrade nun offen aus. „Wenn sie mich verhaften, passiert folgendes: Meine geliebte Mutter ruft ihre alte Jugendliebe an, der inzwischen Premierminister ist und der reißt ihnen dann den Arsch auf. Auch sonst ist mir das Parlament gut gesonnen, da diese lebenslustige Frau mit endlichen Parlamentsmitgliedern, aus beiden Häusern, liiert war!“

„Das Volk wird bestimmt sehr interessiert daran sein, wie eine Hure ihren Sohn frei kauft. Diesen Skandal wird sich niemand aufhalsen. Nur weil ihr Name einmal von Bedeutung war, Watson, haben sie keinen Freibrief um machen zu können, was sie wollen. Sehen sie es ein, sie sind zu weit gegangen!“

„Oh, üble Nachrede. Dafür können wir sie auch gerne anzeigen!“

Da erklang die Stimme von Lestrades elektronischer Sekretärin. „Sir, der Premierminister ist hier und wünscht sie zu sprechen.“

Dieser erhob sich und holte Handschellen aus seinem Schreibtisch. „Sag ihm, er kann eintreten, ich nehme nur gerade noch eine Festnahme vor!“ Dann trat er zu Watson. Jener grinste ihn nur an, als Joseph Gordon, der gewählte Premierminister, das Büro betrat. Da wurden dem Arzt schon die Handschellen angelegt. Doch Lestrade stand schnell vor Gordon stramm und grüßte ihn angemessen.

„Premierminister, Sir, ich wünsche einen guten Tag!“

Der Gefangene sah den Neuankömmling ebenfalls freundlich an. „Hallo, Onkel Joe!“

„John, mein Lieber! Was geht denn hier vor?“

Aufgrund der persönlichen Anrede runzelte der Polizeichef zwar die Stirn, trat aber dennoch stolz vor seinen Vorgesetzten. „Dr. Watson hat die öffentliche Sicherheit in Gefahr gebracht und wird daher in Gewahrsam genommen und in ein paar Tagen dem Richter vorgeführt.“

„So?“ Der Premierminister sah ihn skeptisch an. „Dürfte ich vielleicht den Haftbefehl sehen?“

„Der Haftbefehl wird in den nächsten Stunden hier eintreffen, Sir!“, erklärte Lestrade noch ruhig.

Sein Vorgesetzter nickte bedächtig. „Und welche Beweise haben sie vor dem Richter vorzulegen?“

„Ich wollte gerade veranlassen, dass man seine Räumlichkeiten durchsucht. Dabei werden Beweise gefunden werden, die davon zeugen, dass er geheime Unterlagen bezüglich der Suicide Killer Fall Lösung an die Presse weiter gegeben hat.“

Wieder sah er ein Nicken. „Sie haben ihn also festgenommen, bevor sie auch nur einen Beweis hatten?“ Missmutig sah der Premierminister ihn an. „Das lässt sie in keinem guten Licht dar stehen, vor allem jetzt, wo wegen Mordes gegen sie ermittelt wird. Das sind Ärgernisse, die sich ein Polizeichef nicht leisten kann.“

„Ich habe nichts gesetzloses getan und erst recht keinen Mord begangen!“, verteidigte sich der Polizeipräsident sofort. „Ich habe zwar in einer gesetzlichen Grauzone gearbeitet, aber das hat auch bereits mein Vorgänger und andere hohe Beamte getan!“

„Ihre Vorgänger waren aber nicht so dumm sich erwischen zu lassen!“ erwiderte sein Vorgesetzter nun wirklich verstimmt. „Außerdem sollten sie wissen, dass eine Grauzone nur solange eine ist, bis sich das Volk auf eine Seite schlägt! In den Augen der Öffentlichkeit sind sie ein Mörder und das Resuscitation Labor Frankensteins Keller. Beides nicht tragbar für Krone und Reich! Also tun sie ihre Pflicht, lassen sie meinen Patensohn frei und treten sie, so ehrenvoll, wie es noch möglich ist, von ihrem Amt zurück, bevor ich sie entlassen muss!“

Der Polizeipräsident schnaubte. „Ich habe nichts unrechtes getan! Das kann ihnen jeder Jurist bestätigen!!!“

„Gut, dann werde ich sie suspendieren müssen!“

„Alles Vetternwirtschaft hier!“, grollte Lestrade und knallte die Handschellenschlüssel auf den Schreibtisch. „Tun sie, was sie nicht lassen können!“, dann verschwand er mit knallender Tür aus dem Büro.

Kurz darauf war Watson wieder frei. „Danke, Onkel Joe.“

„Ich hoffe du weißt, dass du dabei bist einen Krieg anzuzetteln. Ist er das wert?“

Entschlossene blaue Augen sahen ihn an. „Er ist alles wert!“
 

Einige Stunden später, nachdem Watson sogar persönlich die Polizisten entlassen hatte, die ihm Abends die Leiche seines Liebsten genommen hatten, wurde ihm diese nun offiziell übergeben, damit er sie nach seinem Ermessen bestatten konnte. Den Anblick konnte Watson kaum ertragen und da er Sherlock Holmes ja nicht ein zweites Mal bestatten konnte ließ er ihn einäschern und nahm die Urne danach an sich.

Kaum hatte er mit ihr die schützenden Mauern seines Heimes betreten klammerte er sich an das Marmorgefäß, als wäre es sein einziger Halt in dieser Welt. Mit dem, was von der Liebe seines Lebens noch übrig war, in den Armen, sackte er zu Boden und begann hilflos zu weinen.

Als er sich dort nicht mehr rührte und einfach liegen blieb, behielt Jane seine Vitalfunktionen im Blick und als er selbst am nächsten Abend noch dort kauerte, benachrichtigte sie Elisabeth, seine Mutter, die sich auch sofort auf den Weg machte.

Problemlos wurde Mrs. Watson von dem Computer die Haustüre geöffnet und sie sah sofort ihren Sohn. Aus den Augenwinkeln sah sie ebenfalls einen Brief, der ungeöffnet auf der Kommode im Flur lag, doch sie kniete zu erst bei Watson nieder. „Mein Junge!“, hauchte sie sanft und zog ihn auf ihren mütterlichen Schoß.

„Mama“ hauchte er und zitterte. „Sie haben ihn mir weggenommen…“

„Schhh...“ Sie wog ihn zärtlich in ihren Armen und versuchte ihn etwas zu wärmen. „Ich weiß...“

„Wieso haben sie das gemacht? Wir waren doch so glücklich“ keuchte ihr Sohn und schluchzte. „Er sollte doch für immer bei mir bleiben.“

„Ich weiß nicht mein Schatz, aber ihr wart so ein tolles Paar!“, versicherte Elisabeth und küsste ihn mütterlich warm.

„Ich hätte ihn geheiratet“ bestätigte ihr Sohn, bevor er endgültig zu weinen begann.

Als er nach einer ganzen Weile etwas ruhiger wurde, erinnerte sich Elisabeth an die Handschrift auf dem Brief. Niemand aus ihrer Zeit hatte mehr eine so feine Linienführung, daher schloss sie von wem dieser war. „Er hat dir etwas hier gelassen!“ Verweint sah er erst sie und dann die Urne an.

Da lächelte sie sanft. „Auf der Kommode liegt ein Brief, möchtest du ihn lesen?“ Ihr Sohn zog die Nase hoch und umklammerte Holmes’ Überreste fester.

„Könntest du ihn vorlesen? Ich kann nicht…“

„Wenn du mich dich danach ins Bett bringen lässt und etwas isst?“, erwiderte sie nun voll mütterlicher Sorge.

Er nickte. „Alles…“

„Gut.“ Elisabeth gab ihm einen Kuss und stand auf, um den Brief zu ihnen zu holen. Diesen zeigte sie zu erst ihrem Sohn. „Das ist doch seine Handschrift, oder?!“ Er nickte, brachte aber kein Wort mehr hervor und da las sie vor:
 

Liebster John,
 

du magst jetzt traurig sein und an dir selbst zweifeln. Aber genau deshalb habe ich dir diese Nacht, wenige Stunden, bevor unserem letzter gemeinsamer Tag begann, geschrieben.

Es ist mir wichtig, dass du weißt, was ich von dir denke. Das du der liebevollste, wärmste und vertrauenswürdigste Mensch bist, den ich je kennenlernen durfte. Du bist ehrgeizig und weißt, wo du in deinem Leben stehst. Ich muss zugeben, dass ich es sehr schade finde, nicht noch länger an deiner Seite sein zu dürfen. Aber ich werde dich niemals vergessen, egal was nach diesem Ende auf mich wartet!
 

Als ich nach den 200 Jahren zurück in dieses Leben geholt wurde, warst du der erste Lichtblick in meinem „Traum“ und du hast ihn schließlich zu einem wahren Traum gemacht.

Ich wünsche mir, dass du unsere Zeit nicht vergisst und dir sagst, dass wir mehr Raum mit einander hatten, als uns zustand. Bewahre diese Zeit in deinem Herzen und ich werde immer bei dir sein, so wie die Kinder, die ich mir mit dir erträumt hatte.

Wir werden immer bei dir sein!
 

Ich werde dich immer vor den Freddys dieser Welt beschützen, denn wenn du deine Augen schließt, bin ich bei dir, du wirst mich sehen und wenn du sie wieder öffnest, wirst du erkennen, wer dir gut tut und wer nicht.
 

Bitte vergiss nie, was du mir bedeutet hast, aber vor allem, dass es mein größter Wunsch ist, dass du ein glückliches Leben führst über das ich wachen kann. Und vielleicht finden wir uns in einer anderen Zeit wieder.
 

Ich liebe dich!
 

Dein
 

Sherlock Holmes
 

Da brach John Watson erneut in Tränen aus. „Ich liebe ihn auch! Ich liebe ihn!“

„Das wusste er!“, versicherte seine Mutter, packte den Brief wieder ein und brachte ihn in sein Bett um sich nicht nur in jener Nacht, sondern in der nächsten Zeit um ihn zu kümmern und für ihn da zu sein, als sei er wieder ihr kleiner Junge.

Es dauerte einige Tage, bevor John sein Bett wieder verließ und tat dies auch nur, weil seine Mutter ihn zwang. Verloren saß er am Küchentisch mit der Urne immer in Griffnähe. Da legte ihm seine Mutter die angekommene Post vor. „Willst du nichts öffnen? Es könnten wichtige Sachen sein?“, fragte sie sanft und hoffend, das er ein bisschen ins Leben zurück fand. Ohne wirklich auf seine Umwelt zu reagieren blätterte John die Briefe durch und stockte erst, als er den Brief der Samenbank fand, worin seine Daten bestätigt wurden.

„Schatz, so kann das nicht weiter gehen.“, versuchte sie daher ein Gespräch mit ihm zu beginnen. „Ich kann mir vorstellen, dass es unglaublich schwer sein muss für dich... Aber du kannst doch nicht ewig so leblos in deinem Haus bleiben! Holmes hat es dir doch selbst geschrieben, er wünscht sich, dass du ein glückliches Leben hast... Denk doch darüber nach, was die Zukunft für dich bereit hält, mh?“

„Ich weiß, was die Zukunft für mich bereit hält“ erklärte ihr Sohn ihr da unsagbar ruhig.

Elisabeth Blick musterte ihn nun zum Teil auch beunruhigt, weil sie sich sehr stark sorgte. „Bitte?“

„Ich bekomme ein Baby!“
 

Die Sonne strahlte Watson hell und warm entgegen, als er 6 Monate später aus einem Flugzeug stieg und sein Vater ihm bereits entgegen trat. „John!“, freute er sich und hatte dennoch einen mahnenden Klang in der Stimme, als er ihm das schwere Handgepäck abnehmen wollte um es selbst zu tragen. Dieser hielt es jedoch eisern fest.

„Ich bin nicht invalid Dad!“

„Aber du bist schwanger!“, stellte er bei dem leicht gerundeten Bauch fest und hatte auch ein stolzes Lächeln im Gesicht, als er es noch einmal versuchte. „Das ist die nächsten Monate nicht gut für dich!“ Missmutig verzog sein Sohn das Gesicht.

„Weißt du, was für ein Kampf es war Holmes im Handgepäck mitzunehmen? Da lass ich ihn doch jetzt nicht los!“

Ewan verzog einen Moment das Gesicht, als er realisierte, dass sein Sohn so eine Art Leiche mit sich herum schleppte, bevor er nachgebend nickte. „Aber sollte es dir zu schwer werden, dann sagst du mir bescheid, ja?“ John strahlte ihn an.

„Werde ich, Daddy!“

Nun wurde der Arzt endlich umarmt. „Herzlich willkommen in Australien! Es ist schön, dass du hier bist! Wie war dein Flug?“

„Der Flug war in Ordnung, auch wenn ich das Essen nicht lange bei mir behalten konnte.“ Er tätschelte sich den Bauch. „Jr. hat halt einen erlesenen Geschmack.“

Ewan lächelte und befühlte auch den Schwangerschaftsbauch. „Dann hoffe ich, dass es dir jetzt besser ergeht! Ich habe auch schon einen Arzt, der dir bei den weiteren Untersuchungen und der Geburt beistehen kann, wenn du ihn möchtest...“

„Das ist lieb von dir. Liegt die Praxis in der Nähe des Hauses, dass ich mir übers Netz angesehen habe?“

„Natürlich, John. Alles ist für dich erreichbar. Ich habe mir auch ein Loft in der Nähe gesucht, dass ich immer schnell bei dir sein kann, wenn du was brauchst!“, versicherte sein Vater.

„Du willst bloß in der Nähe sein, um dein Enkelkind zu verwöhnen!“

Jetzt wurde John in die Wange geknufft. „So sieht es aus, mein Sohn!“
 

Fünf Monate später brachte John Watson einen gesunden Sohn zur Welt und drei Jahre später zwei weitere. Seine Kinder waren es auch, die ihn selbst wieder mit Leben füllten, denn wenn er auch Jahre später die Kraft für Affären wieder hatte, schloss er doch keinen anderen Mann je wieder richtig ins Herz.

So sprach er immer voller Liebe, wenn er seinen Söhnen von ihrem anderen Vater erzählte, der zusammen mit ihrer großen Schwester, auf sie hinab sah und sie beschützte.
 

ENDE? Oder doch eine Alternative?

So, hier haben wir noch ein alternatives Ende... wir hoffen es gefällt euch und wenn ja, würden wir uns freuen, wenn ihr uns eure Gedanken dazu schreibt :)
 

lg
 

Phai8287
 

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Zwei Gestalten lagen auf Watsons großem Bett, regungslos und still, als wären sie tot. Doch die kleinere Figur blinzelte hin und wieder träge und lag mit dem Kopf auf der Brust des Anderen und schien dem Herzschlag zu lauschen.

Es war inzwischen dämmrig und die Straßenlaternen hatten sich eingeschaltet, doch sonst war kein Ton zu hören in dem Haus des Arztes. Nichts davon schien jenen zu interessieren, auch nicht, als Jane Alarm schlug, nur Sekunden bevor seine Tür aufgebrochen wurde. Einige schwarz vermummte Polizisten stürmten sein Schlafzimmer und umstellten das Bett um ihn und seinen Partner auseinander zu reißen. Da schreckte Watson aus seiner Trance auf und versuchte den Körper zu schützen.

„Bewegen sie ihn nicht!! Er ist gerade operiert worden!!“

„Er lebt?“, fragte sofort einer der Polizisten die wichtigste Frage für sie und sie ließen die beiden Personen erst einmal los.

Watson hielt sich die selbst verbundene Hand und kroch wieder neben Holmes aufs Bett. „Natürlich lebt er, ihr Trottel! Auch wenn ihr hier gerade versucht einen Mordanschlag zu vertuschen!“

Einer der Polizisten befühlte sofort Holmes Puls und gab dann seinen Kollegen ein Handzeichen, dass sie zum Rückzug befahl. „Unser Befehl unterliegt bestimmt einem Irrtum. Daher wird sich unser Vorgesetzter mit ihnen morgen in Verbindung setzen!“, sprach er und begann sich auch zurück zu ziehen. „Wir werden den Schaden an der Türe selbstverständlich übernehmen!“

Watson schnaubte giftig. „Morgen ist euer Vorgesetzter seinen Job bereits los!“ Als er dann endlich wieder mit dem Detektiv allein war, meldete sich Jane.

„Verzeihen sie, John. Sie trugen ein Gerät bei sich, weshalb mir erst zu spät ihre Vitalfunktionen auffielen.“

„Ist schon ok, sie konnten ja nichts ausrichten.“ John schmiegte sich wieder an Holmes und lauschte seinem Herzschlag. Dieser wurde nur Momente später etwas kräftiger und dessen Besitzer begann sich leicht zu rühren. Unbewusst reagierte John darauf, indem er ihn fester umarmte.

„Ahhh...“, meldete sich Holmes dann leise und noch völlig benommen, als er seine Augen aufschlug. Sein blonder Liebster setzte sich da auf und sah, zart lächelnd, auf ihn hinab.

„Hi.“

Watson wurde angeblinzelt, da Holmes ihn nicht klar sehen konnte. Dann gab er ein paar sinnlose Worte von sich, die keine darstellten, bis er sich etwas verständlich machen konnte. „Es... al... gut...!“, versprach er, nicht realisierend, dass alles bereits überstanden war.

Der Arzt beugte sich hinab und küsste ihn. „Es ist alles gut!“

Wieder versuchte Holmes etwas von sich zu geben, doch er merkte, dass er das nicht schaffte, also versuchte er es anders. „Au... ung... lieb du!“

Lächelnd rieb John ihre Nasen zusammen. „Ruh dich noch etwas aus, du hast schließlich noch viel Zeit mir alles zu erzählen, was du willst.“ Da sah er einen leidenden Gesichtsausdruck und Holmes fielen die Augen schon fast wieder zu, durch die Nachwirkungen der Narkose.

„Ieb ung Au!!!“

Zärtlich wurde ihm durch das schwarze Haar gestrichen. „Dein Nacken tut weh? Daran kann ich leider nichts machen, bis die Narkose ganz ihre Wirkung verliert.“

Holmes seufzte frustriert, genoss aber die Berührung und versuchte sich trotz Halskrause ihr zur nähern. „Üde...“

„Schlaf noch etwas, wenn du aufwachst ist alles gut.“

Es antwortete auch nur noch ein Grunzen das davon zeugte, das Holmes bereits wieder weggetreten war. Erst am nächsten Tag, bevor die Sonne aufgegangen war, erwachte Holmes wieder, den Nacken noch immer mit einer Krause geschützt und mit dem schlafenden Arzt an seiner Seite. Dieses mal aber war er klar im Kopf und er fühlte sich ausgeschlafen und gut, wenn man davon absah, dass ihm der Nacken noch immer Schmerzen verursachte. Dennoch lächelte er und legte einen Arm schützend um seinen Liebsten. Jener seufzte glücklich und kuschelte sich dichter an ihn.

„Jane?“, fragte Holmes leise und krächzend, weil er ihn nicht wecken wollte.

„Ja, Mr. Holmes?“ erklang ihre Stimme da gedämpft.

„Ich möchte John nicht wecken. Kannst du mir sagen, ob ich aufstehen darf?“, flüsterte er leise.

„Tut mir leid, Mr. Holmes. Ich bin nicht programmiert auf ärztliche Empfehlungen, die mein Notfallprotokoll übersteigen.“

„Danke!“ Holmes seufzte und versuchte sich von Watson zu lösen ohne ihn zu wecken. Doch jener hatte ihn eisern im Griff. Das zauberte wieder ein Lächeln auf sein Gesicht, auch wenn er nun die Finger einzeln von sich lösen wollte.

Da begann sich der kleinere Körper zu regen. „…Holmes?“

„Schhh... schlaf weiter!“, hauchte er zurück. „Ich möchte nur aufstehen.“

„…Ws?“ Schlaftrunken richtete sich John auf.

„Du sollst weiter schlafen...!“, bat Holmes und wollte sich nun ebenfalls aufsetzen. Automatisch legte sich eine Hand auf seine Brust und hielt ihn auf.

„Was tust du?“

„Ich muss auf Klo.“, wollte er sich erklären.

John nickte und streckte sich. „Dann helfe ich dir auf.“

Lächelnd strich Holmes ihm über die Hand. „Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid! Aber du wolltest mich nicht loslassen.“ Sein Freund errötete und lächelte ihn verlegen an.

„Ist doch gut so, schließlich solltest du dich nicht so viel bewegen. Du hast eine schwere OP hinter dir.“

Er nickte und sah dann die andere Hand des Arztes, nach welcher er vorsichtig griff und den Verband betrachtete. „Was hast du denn da gemacht?“

John zuckte die Schultern und versuchte es runter zu spielen. „Ist halb so wild. Ich hatte bloß den Chip in der Hand, als er aktiviert wurde.“

„Was?“ Entsetzt wurde er angesehen. „Du bist von dem Ding verletzt worden?“

„Es ist nicht schlimm“ versuchte der Arzt ihm da zu versichern.

„Dann würdest du keinen Verband tragen, wenn es nicht schlimm wäre!“ Holmes drehte ihm sein Gesicht zu und bereute es, als er noch mehr Schmerzen bekam, weshalb er es auch verzog. „Du hast die volle Ladung abbekommen, stimmts?“

„Beweg dich nicht so viel“ wurde er da gleich ermahnt.

„Wir haben wohl gleich starke Schmerzen...“, wollte Holmes noch nicht aufgeben. Da gab sein Freund seufzend nach.

„Ja, es tut ziemlich weh.“

„Dann sollten wir etwas dagegen tun, damit es uns beiden wieder gut geht.“, lächelte Holmes sanft.

„Erst tun wir was für deine Blase, ok?“

„Gern!“, stimmte er zu und wollte endlich aufstehen.

John fasste ihn an den Schultern und half ihm vorsichtig in eine sitzende Position. „Beweg nur den Hals nicht.“

„Ja, Herr Doktor.“, lächelte Holmes und ließ sich führen. Behutsam stützte John ihn.

„Geht es, oder ist dir schwindelig?“

„Mir ist schon etwas schwindlig.“, gab er zu. „Aber es ist lustig, es dreht sich.“, wollte er es nicht so ernst werden lassen. Sein Freund und Arzt kicherte.

„Solange du mir nicht umfällst ist es in Ordnung.“

„Ich sag dir vorher bescheid!“ Im Bad von Watson angekommen atmete Holmes erleichtert aus, als er das Klo sah.

„So schlimm?“ wurde er da mitfühlen gefragt.

„Ich muss eben!“, grinste Holmes und löste sich um den Klodeckel zu heben.

„Wenn du Hilfe brauchst…“ bot John da an, wollte ihm aber nicht zu nahe treten.

„Besser nicht...“, lehnte Holmes ab. „Wenn du mich berührst, dann hab ich andere Dinge im Kopf, als mich zu erleichtern...“

John errötete. „Ist gut, ich warte draußen.“

„Danke!“ Holmes zog ihn zu sich und küsste ihn. „Ich ruf dich, wenn ich fertig bin, ok?“

„Ist gut.“ Der Blonde lächelte ihm zu und ließ ihn allein. Nur wenige Minuten später, wurde er wieder gerufen und als er das Bad betrat, fand er Holmes auf dem Boden vor dem Klo sitzend. Sofort wurde er an den Armen gegriffen. „Alles ok??“

„Es hat sich ein bisschen viel gedreht...“, erklärte nun der leidende Mann. Ihm wurde wieder auf die Beine geholfen, damit er sich fertig machen konnte.

„Wieder ab ins Bett mit dir!“

„Ja...“, jammerte Holmes und hielt sich fest.

„Wenn du willst, können wir dir auch einen Schlafanzug anziehen, oder willst du im Adamskostüm bleiben?“

„Ein Schlafanzug wäre gut!“, stimmte er zu und lächelte.

Der Detektiv wurde ins Schlafzimmer geführt und vor dem begehbaren Kleiderschrank abgestellt. „Ich hold dir einen!“

„Danke!“ Holmes hielt sich an einer Wand fest und wartete artig. Es dauerte nicht lange, bevor John wieder neben ihm stand.

„Der Blaue ist dir recht?“

„Ja, danke!“ Der Detektiv deutete aufs Bett. „Lass uns, uns hinlegen gehen...“ Ihm wurde aufs Bett geholfen und dann auch in den Schlafanzug.

„Geht es jetzt besser?“

„Wärmer.“, lächelte Holmes und legte sich vorsichtig wieder hin. „Und deine Hand?“

„Ist versorgt und kann noch ein paar Stunden warten.“ Lächelnd krabbelte John wieder neben ihn und deckte sie dann beide zu.

„Bekomme ich dann auch etwas gegen die Schmerzen?“, fragte Holmes ruhig nach.

„Jetzt? Oder willst du erst noch etwas schlafen?“

„Jetzt bitte.“, erklärte er und warf Watson einen äußerst leidenden Blick zu.

John hatte bereits auf seinem Nachtisch die richtigen Pillen zu Recht gelegt und gab Holmes nun eine. „Das sollte erst mal reichen.“

Der kicherte und nahm sie. „Letztes Mal, als du das gesagt hast, bin ich im Haus deiner Mutter wach geworden.“ Dann schluckte er sie.

„Keine Sorge, wir bleiben genau hier“ versprach der Blonde und kroch wieder unter die Decke.
 

Als sie etwas später am Tag wieder erwachten, meldete sich Jane bei Watson. „Bei Scottland Yard hat sich etwas getan, John.“ Ihr Besitzer streckte sich genüsslich.

„Wurde schon irgendwer gefeuert?“

„Nein, John. Polizeichef Lestrade ist zurück getreten.“, berichtete sie lediglich.

Er grinste siegessicher. „Das heißt der Premierminister hat ihn gefeuert.“

„Davon ist auszugehen, da der Premierminister zuvor bei ihm war.“, berichtete sie Insiderwissen. „Und er hat sogar sie in seiner Abschiedsrede erwähnt, John.“

„Hat er mich verflucht?“ fragte ihr Besitzer amüsiert nach.

„Er hat Mr. Holmes Aufenthaltsort bei ihnen bekannt gegeben. Offizielle Angaben sprechen von einem Versehen.“

Der Arzt verzog ärgerlich das Gesicht. „Dieser Arsch wollte sich wohl rächen.“ Nachdem die Polizisten am Vortag wieder abgezogen waren hatte John die Zeit genutzt, in der Holmes schlief, um Presse und Justiz auf seine Gegner anzusetzen.

„Seinem Stimmuster nach zu urteilen, haben sie Recht.“, erklärte Jane.

„Wie viele Leute lagern vor der Tür?“

„Jede Redaktion in Großbritannien hat einen Reporter oder eine ganze Crew geschickt. Zur Zeit sind es knapp 200 Leute und mehr in Anreise.“

„Ach scheiße!“

Sanft wurde Watsons Rücken da gekrault. „Was bedeutet das?“

„Das bedeutet, wir sind belagert“ seufzte John und kuschelte sich wieder an seine Seite. „Wir werden keinen Schritt mehr unbeobachtet machen können.“

„Kann man das nicht verbieten?“, fragte der Detektiv und streichelte seinen Freund.

„Leider nein.“ John strich durch die schwarzen Haare. „Wie geht es dir?“

„Viel besser!“, lächelte Holmes und bewegte seinen Kopf etwas in der Halskrause. „Kaum noch Schmerzen.“

„Das liegt an der Pille. Beweg also den Kopf nicht so viel!“ Mahnend wurde Holmes in die Nase gekniffen. „Dein Hals brauch noch mindestens eine Woche Ruhe.“
 

Bereits drei Tage später wühlte sich Elisabeth Watson einen Weg durch die Reporter, welche noch immer vor dem Haus ihres Sohnes rund um die Uhr lauerten und noch nicht ein Bild bekommen hatten. „Fotografieren sie ja meine Schokoladenseite!“ flötete sie flirtend, bevor sie im Haus verschwand.

Im Flur fand sie eine ganze Menge wild durcheinander liegende Briefe, welche sie einsammelte und auch einen von der Kommode nahm und dann nach ihrem Sohn suchte. „John, mein Schatz? Wo seid ihr?“

„Wohnzimmer!“ erklang die einsilbige Antwort.

Lächelnd folgte sie der Stimme. „Na, nicht so trübsinnig!“ Sie fand das Paar vor dem Fernseher auf der Couch. Holmes saß ziemlich steif da und John war an seine Seite geschmiegt.

„Sei du nicht so gut gelaunt.“

Doch Elisabeth kicherte nur, besonders bei der Haltung von Holmes in ihrem Blickfeld. „Warum denn nicht? Die letzten Tage waren hervorragend für meine Klinik!“

„Wie schön, dass aus unserer Gefangenschaft einige neue Brüste für dich rausgesprungen sind“ grummelte ihr Sohn und umarmte seinen Freund fester.

„Na, na, nicht so grimmig! Stell dir vor, deine besondere Aktion wäre anders verlaufen? Wenn ihr gesund seid, könnt ihr wieder raus, dass verspreche ich dir, schließlich habe ich die besten Anwälte Englands darauf angesetzt!“, stellte sie fest und setzte sich.

John griff nach Holmes Hand und seufzte. „Hoffentlich!“

„Und wenn nicht, entführe ich dich!“, versprach der daraufhin sanft und versuchte sich ein bisschen zu bewegen, ohne von seinem Arzt gleich Ärger zu bekommen, weil sein Nacken sich dabei zu stark rührte. Fast sofort begann der Blonde zu schnurren.

„Versprochen?“

Noch bevor Holmes antworten konnte, mischte sich wieder Elisabeth ein. „Das könnt ihr dann entscheiden, aber jetzt bin ich erst einmal als Ärztin hier. Also mein Schatz, zeig mir, wofür du meine Hilfe brauchst!“ Ihr Sohn setzte sich auf und reichte ihr, über den Couchtisch hinweg, seine bandagierte Hand.

„Danke!“, lächelte sie und legte die Hand erst einmal auf den Tisch. Danach öffnete sie ihren kleinen Koffer, den sie mitgebracht hatte und holte eine Schere hervor, mit der sie den Verband vorsichtig aufschnitt. „Welche Verbrennungsstärke war es und wie tief ging sie?“, fragte sie professionell.

Mit deutlichem Unbehagen scharrte John mit den Füßen und sah bewusst keinen der beiden Anwesenden an. „Es sind Verbrennungen 2ten bis 3ten Grades. Also sind Epidermis, Dermis und Subkutis verletzt.“

„Heftiger kleiner Kerl!“, murmelte seine Mutter eine Bewunderung für den Chip und legte nun die Hand frei, was Holmes deutlich zucken ließ, als er sah, wie stark die gesamte Handinnenfläche verbrannt war.

„Kannst du es nun richten oder nicht?“ murmelte ihr Sohn, der das Ganze hinter sich haben wollte. Doch sie antwortete ihm nicht, sondern zog einen sterilen Tupfer hervor, den sie auf unterschiedliche Stellen der Handinnenfläche drückte. „Tut das weh?“ Ihr Sohn zog zischend die Luft ein, nur um ihr dann immer wieder den Grad der Schmerzen zu beschreiben, wenn sie eine neue Stelle prüfte.

„Sehr gut!“ Elisabeth legte den Tupfer zur Seite und dann die Hand auf den Tisch. „Ich werde dir jetzt ein örtliches Nakotisiakum spritzen. Danach werde dir die kaputten Hautschichten abziehen!“ Sie lächelte und sah, wie Holmes das Gesicht verzog, als er ihrem Sohn den Rücken kraulte. „Schlussendlich werde ich dir einen künstlichen Zellstoff auf das rohe Fleisch verteilen und eine Haut darüber spannen. In ca. 14 Tagen wird das abfallen und die vollständig regenerierte Haut, natürlich Narben frei offenlegen.“

„Wenn doch, muss ich dich halt verklagen!“ John grinste sie schief an, was nicht so wirkte, wie es sollte, weil ihm der Schmerz bereits den Schweiß auf die Stirn getrieben hatte.

„Für dich arbeite ich kostenlos!“, stellte seine Mutter ernst fest und lächelte, als Holmes sich zu ihm bewegte und ihn fester hielt. Dann holte sie ein schwarzes Etui hervor, indem sie ihre Spritzen aufbewahrte und schließlich zwei kleine Fläschchen. „Ich fange dann sofort an!“

„Ja…“ Blaue Augen sahen überall hin, nur nicht auf die Hand.

„Gleich ist alles gut!“, versprach die Mutter und band den Unterarm ab um dort in eine Vene einen kleinen und schmerzstillenden Stimmungsaufheller zu spritzen, bevor sie mit einer zweiten Nadel die Nervenbahnen zur Hand lahm legte um sämtliche Schmerzen völlig auszuschließen.

Als letzteres schnell zu wirken begann verzog John das Gesicht. „Schrecklich. Es fühlt sich wie amputiert an.“

„Wenn man von der intakten Blutversorgung absieht, ist das der Sinn des Mittels. Die Hand muss absolut ruhig sein, damit ich korrekt arbeiten kann, mein Schatz!“ Sie lächelte den Pathologen nun verschmitzt an. „Aber das dürfte dich in ein bis zwei Minuten nicht mehr stören!“ Blaue Augen funkelten sie böse an.

„Will ich wissen, was du mir gespritzt hast?“

„Nur etwas für deine miese Laune!“ Sie zwinkerte ihm zu. „Jetzt lehn dich schon zu deinem Schatz, lass dich umarmen und mich arbeiten, ja?!“ Ihr wurde die Zunge rausgestreckt, bevor John ihren Anweisungen folgte und sich an Holmes lehnte. Der legte einen Arm zärtlich um seinen Liebsten und grinste.

„Genieß es ein bisschen!“

„Ich mag soooo was nicht“ erklärte John ihm da ernst, auch wenn das nicht mehr ganz so klang.

„Nächstes Mal machen wir es allein!“, versicherte ihm Holmes nun zweideutig.

„Soooo willst du mich dann rum kriegen?“ hauchte der Arzt und blinzelte ihn an, als wollte er wieder einen klaren Blick bekommen. Holmes verneinte das und säuselte Dinge in sein Ohr, die sie in diesem Zustand anders erleben würden. Derweil spülte Elisabeth die Haut aus und begann die ersten Schichten abzuschälen.

„Das hört sich ja interessant an, was ihr so treibt...“

„Mummy!“ maulte der Blonde und schob schmollend die Unterlippe hervor. Ganz langsam verschwand die Haut in seiner Handinnenfläche und die plastische Chirurgin konzentrierte ihren Blick auf ihre Arbeit.

„Lass das Denken und entspann dich, ja?!“

„Isch mag Denken“ protestierte der Blauäugige da lallend.

„Ich tu dir nie wieder was gutes!“, grollte da die Ärztin. Sie legte ihren Schaber und das Messer zur Seite und spülte die Hand erneut aus. Ihr Sohn runzelte verwirrt die Stirn.

„Hö?“ Dann sah er unschuldig zu Holmes auf. „Das ist mein Wohnzimmer!“

Der lächelte zu ihm hinab und gab ihm einen Kuss. „Ja, dein Wohnzimmer!“

„Ist hübsch!“ John kicherte.

Elisabeths Gesicht zierte ein mütterliches Lächeln, als sie wieder eine Spritze aufzog. Sie hatte nämlich den Zellstoff und die künstliche Haut in der Hand verteilt. Mit dieser konnte Watson die nächsten zwei Wochen ohne Schmerzen oder ähnliches leben. Dann setzte sie die Spritze und somit brachte sie die Nervenbahnen wieder in gang. „So, du bist fertig!“ Sie zwinkerte und versorgte noch den Einstich der Nadel, bevor sie ihren Sohn los ließ.

„Fertig!“ lachte jener und wackelte mit seiner, noch toten, Hand. „Jetzt is weg!“

„Sei vorsichtig, nicht das du dir noch die Knochen brichst.“, mahnte seine Mutter sanft. „Das Gefühl ist in wenigen Minuten wieder da, bis dahin tu dir nicht weh!“

Der Blonde lächelte und lehnte sich an seinen Freund. „Nichts tut weh.“ Seine Mutter beugte sich vor und knuffte ihm sanft und lieb in die Wange.

„Siehst du, mein Schatz, alles ist gut!“

Der Blauäugige schnurrte und kuschelte sich an seinen Freund.

„Ich werde dann morgen noch einmal nach dir sehen!“ Elisabeth erhob sich und zwinkerte Holmes zu. „Macht euch noch einen schönen Tag!“ Erst beim zweiten Versuch winkte ihr John mit der heilen Hand zu.

„Bye Mum!“

Sie hörten noch ein amüsiertes Kichern, bevor sie endgültig verschwand. Da zog Holmes seinen Liebsten auch wieder näher an sich. „Ich denke, ich mag deine Mum!“

„Sie ist hübsch und riecht nach Seife“ bestätigte John das scheinbar.

„Sie hat dich sehr lieb.“, beschrieb Holmes, was er gesehen hatte.

„Sie ist meine Lieblingsmum!“ erklärte John mit einem ernsten Nicken.

„Ich hab dich auch sehr lieb...“, hauchte sein Freund nun an seinem Ohr.

Ein breites Strahlen breitete sich auf Johns Gesicht aus. „Ich weiß!“

„Ja?“, fragte Holmes nun verdutzt. War er sich doch sicher, dass er gegen die Narkose nicht mehr angekommen war und es daher nicht geschafft hatte, ihm zu sagen, wieviel er ihm bedeutete. Der Blonde nickte fröhlich und schmiegte sich an ihn.

„Hast du längst gesagt!“

Holmes kicherte und legte sich mit ihm aufs Sofa. „Dann bin ich froh, dass du es weißt!“

Wie eine schmusebedürftige Katze schmiegte John sich an ihn. „Mhhhh!“

„Wollen wir etwas schlafen?“, wurde er leise gefragt.

Der Blonde kicherte. „Du willst mit mir schlafen?“

Daraufhin seufzte Holmes und strich ihm leidend über die Wange. „Das würde ich auch gern, sehr gern sogar! Aber ich dachte daran, dass wir ein bisschen die Augen zumachen und schlafen.“

„Ok!“ Artig machte der Kleinere die Augen zu. Die Art, wie er es machte, brachte seinen Freund zum Kichern, dennoch versuchte Holmes für sie so eine Position zu finden, in der sie gut schliefen. John verbrachte die Zeit, indem er fröhlich summte, bis er, von einem auf den anderen Moment, verstummte und einschlief. Als er wieder erwachte, lag Holmes noch immer unter ihm, seinen Körper fest in den Armen, damit er nicht fror, trotzdem war auch er eingeschlafen. Stöhnend öffneten sich die blauen Augen und starrten die muskulöse Brust unter sich an. „Huch…“ Daraufhin brummte der schlafende Detektiv nur und kraulte Watson weiter. Jener rieb sich nun erst mal den Schlaf aus den Augen und starrte dann seine versorgte Hand an. „Sie kann mir sagen was sie will, ganz echt sieht das nicht aus.“

„Das kommt in den nächsten zwei Wochen...“, murmelte Holmes nun erwachend.

Der Blonde streckte sich und küsste ihn. „Ich weiß. Mum tut nur immer so, als würde ihre künstliche Haut aussehen wie die Echte.“

„Sie will nur dein Bestes!“, erklärte Holmes, unwillig weiter zu erwachen. Er wurde noch einmal geküsst, bevor John von ihm runter robbte.

„Soll ich uns was kochen?“

„Tut dir denn deine Hand nicht mehr weh?“, fragte er nach und kuschelte sich dann anders aufs Sofa.

„Es fühlt sich etwas ungewohnt an, aber es schmerzt nicht“ versicherte der Arzt ihm und griff die Briefe, die seine Mutter auf den Couchtisch gelegt hatte, um sie mit in die Küche zu nehmen. „Hast du Appetit auf etwas Bestimmtes?“

„Ein schönes Steak wäre nicht schlecht...“, erklärte der Detektiv und tastete unter dem Sofa nach der Decke.

„Gut, ein Steak für den Herren.“ John wandte sich zum gehen. „Übrigens, wenn du weiter solche Verrenkungen machst, darfst du von jetzt an nur noch alleine duschen!“

„Aber...“ Holmes sah ihm leidend nach. „Ich hab doch keine Schmerzen mehr... und kalt ist mir jetzt auch, wo du gehst!“, versuchte er sich sofort zu verteidigen. Sein Arzt drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn, mit vor der Brust verschränkten Armen, ernst an.

„Muss ich dich daran erinnern, was für eine schwere OP du hinter dir hast? Alles was die optimale Heilung gefährdet ist das Risiko nicht wert!“

„Aber mir wird kalt!“, jammerte Holmes auch wenn er sich artig und komplett gerade hinlegte. „Besser?“ John kam zu ihm zurück getrottet und küsste ihn erneut.

„Wesentlich!“ Dann holte er Holmes die Decke hervor und deckte ihn zu.

„Danke!“ Er lächelte wieder und bekam einen fragenden Blick. „Wann darf ich mich denn wieder bewegen?“

„Vier Tage wirst du noch aushalten müssen, bevor die Krause abkommt.“ Dem Schwarzhaarigen wurde die Nase geküsst. „Hab noch etwas Geduld.“

„Du bist ja bei mir!“, lächelte Holmes und ließ ihn nun endlich gehen.

Besser gelaunt, als seit Tagen, wohl weil er keine Schmerzen mehr hatte, ging der junge Arzt in die Küche und suchte alles für ihr Abendessen zusammen, als dann alles dabei war warm zu werden ging er die Post durch und stieß auf etwas Ungewöhnliches. „Du hast mir einen Brief geschrieben??“

„Ja... nein... Nein!!!“, rief Holmes zurück und verfluchte seine OP, weil er jetzt gern in die Küche laufen würde. „Bring das Ding bitte mal her!“

Samt Brief kam Watson zurück zu ihm ins Wohnzimmer, war allerdings bereits dabei den Umschlag zu öffnen.

„Nein, nicht!“, bat Holmes und streckte ihm die Hand entgegen. „Lies ihn nicht, bitte.“

„Wieso nicht? Er ist doch an mich, oder etwa nicht?“ Lächelnd zog John den Brief hervor.

„Ja, aber bitte, warte einen Moment, bevor du ihn liest...“, versuchte es der Detektiv erneut.

Tatsächlich hielt John inne. „Warum?“

Ihm streckte sich eine Hand entgegen, damit er zu Holmes kam und sich neben ihn setzte. „Ich muss dir dazu etwas sagen, wenn du ihn unbedingt lesen willst.“

Kaum saß der Arzt sah er ihn aus seinen blauen Augen sanft an. „Du tust ja sehr geheimnisvoll.“

Holmes streichelte nun Watsons Hand und seufzte. „Du darfst das jetzt alles nicht falsch verstehen!“

Verwirrt runzelte der Blonde die Stirn. „Was nicht falsch verstehen? Was ist das für ein Brief?“

„Es ist wegen meiner Operation. Ich habe ihn vorher geschrieben...“

Da begann es dem Arzt zu dämmern. „Ist das ein Abschiedsbrief?“

Holmes schüttelte den Kopf und wand seinen Blick ab. „Es war 50/50 ob die Operation klappt. Nicht wegen dir. Ich wusste, dass du 100% gibst und ich vertraue dir blind.“, erklärte er. „Aber es war fraglich, ob wir schneller sind als Lestrade... Deshalb wollte ich dir etwas da lassen und weil ich keinen eigenen Besitz habe, dachte ich, wären meine Gefühle und Hoffnungen das Beste...“ Ängstlich sah Holmes auf. „Also bitte, versteh nichts falsch, ich habe ganz fest an dich geglaubt, aber...“ John Watson beugte sich zu ihm und küsste ihn zart.

„Das weiß ich doch, du hast mehr an mich geglaubt, als ich selbst.“

Jetzt lächelte er vorsichtig. „Dann... dann... möchtest du ihn lesen?“

„Wenn ich darf…“

„Er ist doch für dich!“

Fast schon schüchtern entfaltete der Blonde da den Brief.
 

Liebster John,
 

du magst jetzt traurig sein und an dir selbst zweifeln. Aber genau deshalb habe ich dir diese Nacht, wenige Stunden, bevor unserem letzter gemeinsamer Tag begann, geschrieben.

Es ist mir wichtig, dass du weißt, was ich von dir denke. Das du der liebevollste, wärmste und vertrauenswürdigste Mensch bist, den ich je kennenlernen durfte. Du bist ehrgeizig und weißt, wo du in deinem Leben stehst. Ich muss zugeben, dass ich es sehr schade finde, nicht noch länger an deiner Seite sein zu dürfen. Aber ich werde dich niemals vergessen, egal was nach diesem Ende auf mich wartet!
 

Als ich nach den 200 Jahren zurück in dieses Leben geholt wurde, warst du der erste Lichtblick in meinem „Traum“ und du hast ihn schließlich zu einem wahren Traum gemacht.

Ich wünsche mir, dass du unsere Zeit nicht vergisst und dir sagst, dass wir mehr Raum mit einander hatten, als uns zustand. Bewahre diese Zeit in deinem Herzen und ich werde immer bei dir sein, so wie die Kinder, die ich mir mit dir erträumt hatte.

Wir werden immer bei dir sein!
 

Ich werde dich immer vor den Freddys dieser Welt beschützen, denn wenn du deine Augen schließt, bin ich bei dir, du wirst mich sehen und wenn du sie wieder öffnest, wirst du erkennen, wer dir gut tut und wer nicht.
 

Bitte vergiss nie, was du mir bedeutet hast, aber vor allem, dass es mein größter Wunsch ist, dass du ein glückliches Leben führst über das ich wachen kann. Und vielleicht finden wir uns in einer anderen Zeit wieder.
 

Ich liebe dich!
 

Dein
 

Sherlock Holmes
 

Blaue Augen füllten sich mit Tränen, als John den Brief zur Seite legte. „Das… das ist ein wirklich schöner Brief…“ Vorsichtig streichelte Holmes seine Hand wieder.

„Ich wusste nicht, was ich dir sonst hätte da lassen können... und es ist die reine Wahrheit!“, schwor er leise.

Der Blonde schniefte und wischte sofort die Tränen fort, die sich aus seinen Augen befreit hatten. „Ich weiß. Das spüre ich ganz tief in mir drin…“

„Nicht weinen!“, flehte Holmes jetzt und übernahm es selbst, die Tränen zärtlich zu entfernen.

„Tut mir leid, es ist nur so rührend.“ Schniefend bemühte sich der Blonde um ein Lächeln, bevor er Holmes küsste.

„Also gefällt es dir?“, fragte der Detektiv nun unsicher und genoss die Berührung.

„Wie könnte es nicht?“ fragte der Kleinere mit feuchten Augen nach. „Jeder wäre glücklich, wenn er hört, dass er so geliebt wird, wie er selbst liebt.“ Nun wurden graue Augen wässrig und Holmes konnte nicht anders, als sich aufzusetzen und Watson unglaublich leidenschaftlich zu küssen. Jener umfasste sein Gesicht zärtlich und erwiderte den Kuss mit allem was er hatte. Doch nun war es Holmes, der sie unterbrach. „Au... Au...“ Er sah gleichzeitig schuldig und entschuldigend drein, als er versuchte eine gute Position zu finden, die seinem Nacken nicht zu sehr schadete.

„Tut mir leid!“ Sofort rückte John etwas von ihm ab. „Wir holen das nach, wenn es dir besser geht, ok?“

„Aber...“, wollte er protestieren und unterbrach sich sofort wieder um sich an den Nacken zu fassen. Liebevoll wurde ihm über sein Bein gestrichen.

„Wie wäre es so: Du bist heute noch ganz brav und schonst dich und ich überlege mir was für heute Nacht, wobei du dich nicht bewegen musst.“

„Entschuldige! Ich wollte nicht, nicht auf dich gehört haben...“

Ihm wurde die Nase geküsst. „Dir sei verziehen!“

Vorsichtig legte sich Holmes wieder auf das Sofa und deckte sich zu. „Bekomme ich beim Essen vielleicht noch etwas gegen Schmerzen?“

Besorgt wurde ihm über die Stirn gestrichen. „Ist es so schlimm?“

„Ja...“, jammerte er leise.

„Dann bekommst du deine Pille!“ versicherte ihm sein Leibarzt.

„Du bist ein Schatz!“, lächelte Holmes nun wieder.

„Ich weiß!“ Dem Detektiv wurde zugezwinkert. Watson stand auf, wischte sich die letzten Spuren von den Tränen weg und verschwand dann wieder in der Küche. Als er sich dort wieder um das Essen gekümmert hatte, damit es nicht anbrannte, nahm er wieder seine Post. Neben vielen Anfragen für Interviews war auch ein Schreiben dabei, dass für sie Beide von Interesse war. „Die Fruchtbarkeitsklinik hat sich mit deinen Daten gemeldet!“ rief Watson deshalb in Richtung des Wohnzimmer.

„Dann ist unsere Zukunft ja gesichert!“, rief Holmes zurück und beschloss zu schlafen, bis das Essen fertig war.
 

Erwartend wurde der Detektiv angesehen. „Bist du bereit?“ Der strahlte und gab seine Zustimmung.

„Bloß weg damit!“

John lächelte und griff ihm in den Nacken, um die Halskrause zu öffnen. Ein erleichtertes Gefühl überkam Holmes und er seufzte wohlig, als er genießend die Augen schloss. „Vorsichtig. Überanstrenge jetzt nicht die Muskeln“ wurde er ruhig angewiesen, während die Krause entfernt wurde. Als sie dem Hals und vor allem dem Nacken keinen Halt mehr bot, starrte Holmes seinen Freund einen Moment mit großen Augen an, bevor ihm der Kopf nach vorn fiel. Der Arzt verkniff sich ein Grinsen und nahm den Kopf dann in seine Hände.

„Alles ok?“

Holmes selbst grinste aber, wenn auch komisch. „Mein Kopf hält nicht mehr!“

„Die Nackenmuskulatur ist bloß etwas unbenutzt, weil du dich daran gewöhnt hast, nicht auf sie angewiesen zu sein.“

Ganz langsam bewegte er seinen Kopf in Watsons Hände und bewegte sich dabei auf diesen zu um ihn zu küssen. „Dann muss ich üben, ja?“

Kichernd erwiderte der Blonde den Kuss. „So sieht es aus. Versuch jetzt mal den Kopf ganz grade zu halten, damit ich mir die Narbe ansehen kann.“

„Ok, ich versuch es...“, versprach Holmes.

Der Arzt trat hinter ihn und tastete über den Nacken. „Sieht gut verheilt aus, auch wenn man die Narbe noch eine Weile sehen wird.“

Immer wieder wankte der Kopf des Schwarzhaarigen zu allen möglichen Seiten, weil er ihn nicht halten konnte. „Sie braucht nicht ganz zu verschwinden...“, erklärte er dabei leise und peinlich berührt.

„Du willst sie behalten?“ wurde es überrascht nachgefragt.

„Sie ist doch nichts schlimmes...“, versuchte sich der 200 Jahre Mann zu verteidigen, in dessen Zeit Narben noch eine Bedeutung hatten. „Sie zeugt davon, was wir durchgestanden haben und wie stark ich dich liebe!“ Da wurde ihm die Narbe geküsst.

„Du bist ja ein richtiger Romantiker.“

„Narben waren zu meiner Zeit nicht immer etwas schlechtes...“, versuchte sich der Detektiv zu rechtfertigen.

„Das sind sie auch heute nicht, auch wenn die meisten sie als Makel sehen.“ Unbewusst rieb John sich über die Brust. „Wenn die Haare ganz nachgewachsen sind, wird man aber eh nicht mehr viel sehen, dann ist es wie ein Geheimnis, dass nur wir kennen.“

„Im Endeffekt ist es egal.“, versuchte sich der Detektiv jetzt heraus zu reden.

„Wenn du es sagst…“ John strich ihm mit den Daumen über den Nacken. „Tut irgendwas weh?“

„Es brennt ein wenig und zieht.“, erklärte Holmes leise.

„Das ist normal, sollte es schlimmer werden sagst du mir einfach bescheid.“ Der Arzt ließ von ihm ab und bat Jane um einen Scann der betroffenen Partie. Nur wenige Sekunden gab sie grünes Licht und erklärte, dass alles in Ordnung sei. „Dann bist du jetzt offiziell geheilt!“ verkündete John und küsste ihm noch einmal den Nacken.

Schnurrend drehte sich Holmes um und versuchte seinen Kopf gerade zu halten. „Das ist gut zu wissen!“ John umarmte ihn da innig.

„Damit neigt sich der Spuck jetzt auch endlich seinem Ende. Die Reporter müssen nur noch verschwinden.“

„Für die werden wir auch schon eine Lösung finden!“, versprach der Detektiv und festigte ihre Umarmung.

„Die Welt muss sich wohl erst mal daran gewöhnen, dass du wieder da bist.“ Wie nebenbei begann der Blonde über die Arme des Detektivs zu streicheln. „Vielleicht sollten wir es einfach riskieren und mal wieder das Haus verlassen.“

Der schnurrte und zuckte die Schultern. „Keine Fotos!“ Sein Liebster kicherte.

„Wie willst du sie davon abhalten?“

„Bis jetzt hab ich immer einen Weg gefunden!“, lächelte Holmes stolz, als ihm der Kopf auf Watsons Schulter fiel.

„Das heißt, du willst mit mir vor die Tür kommen?“

„Später...!“ Auch wenn sich sein Kopf noch nicht wieder hob, nutzt er die Stellung um die Halsbeuge des Arztes überaus zärtlich zu küssen.

„Mh…“ schnurrte da der Blonde. „Du willst vorher was anderes machen?“

„Könnte mir in den Sinn kommen!“, grinste Holmes an der Haut und biss leicht zu.

Der Blonde erschauerte. „Es sollte dir unbedingt in den Sinn kommen!“ Ihm wurde nun in den Hintern gekniffen.

„Dann ab ins Bett mit uns!“

„Wuah!“ Lachend sprang John in die Luft. „Frechheit!“ Wieder griff Holmes nach seinem Hintern und brachte seinen Kopf in schlängelnden Bewegungen in Position.

„Ich darf das!“

„Nur du!“ versicherte John und küsste ihn. „Und jetzt lass uns ins Bett!“ Auf ihrem Weg befummelte Holmes ihn immer wieder und bekam auch etwas mehr Kontrolle über seinen Nacken. Kichernd entwich der Blonde ihm immer wieder und wackelte dann anregend mit seinem Hinterteil, vor seiner Nase. Da knurrte er verspielt und leckte sich über die Lippen. „Mach weiter und wir kommen nicht ins Bett!“

Als Antwort begann sich der Blonde, auf dem Weg, seiner Kleider zu entledigen. So wurden sie langsamer, denn Holmes zog ihn immer wieder an sich um ihn erotisch zu befummeln. Direkt außerhalb des Schlafzimmers landeten sie dann an einer Wand. Brennend presste Holmes seine Lippen auf die von Watson und strich fest über seinen nackten Körper. „Ich will dich!“ Der junge Arzt zog ihn fest an sich und rieb ihre Lenden zusammen.

„Hier oder sollen wir die letzen Schritte zum Bett machen?“

„Mir egal!“, keuchte Holmes und griff begierig an Watsons Intimstes. Jener stöhnte auf und küsste ihn.

„Vergiss das Bett!!“

Die Finger des Arztes wurden an die Hose seines Begleiters gelegt. „Dann nehme ich dich hier!“ Seine Beinkleider wurden ihm da regelrecht vom Körper gerissen.

„Dann lass uns keine Zeit verlieren!“

Schon wurde Watson ein kleines Bisschen angehoben. „Nie!“, versprach Holmes heiser und drückte sich zwischen dir heißen Schenkel. Der Blonde stöhnte und rutschte dann selbst an der Wand etwas höher, damit Holmes gut Platz hatte.

„Bitte!“

Und da wurde er langsam auf ihm niedergelassen, wodurch sie sich vereinigten. Keuchend klammerte John sich an seinen Schultern fest und atmete tief durch. „Gib mir einen Moment.“ Diesen Moment nutzte Holmes um ihn wieder zu küssen. Der Kuss machte es John leichter sich zu entspannen und den Eindringling in sich zu genießen, weshalb er seine inneren Muskeln neckisch zusammenzog. Da löste sein Liebster den Kuss wieder um genüsslich zu stöhnen, bevor er sich langsam in ihm bewegte. Es dauerte einen Moment, bevor es richtig angenehm für John wurde und er sich mit seinem Partner bewegte. Danach wurde es richtig wild, aber kurz, da beide Männer nun einige Tage ganz abstinent sein mussten. Als sie sich dann nur noch keuchend aneinander klammerten hatte ihr Stelldichein bereits seine Spuren hinterlassen. Holmes’ Rücken zeigte Striemen von Johns Fingernägeln und jener hatte von der Wand wunde Schulterblätter.

Ermattet ließ sich der Detektiv mit dem Arzt auf den Boden nieder und hielt sie weiter zusammen. „Mhhh... schön!“

„Das war vor allem nötig!“ kicherte der Blonde und kuschelte sich an.

„Nachher wirst du wieder wund sein...“, stellte Holmes fest.

„Sollte mich das stören?“ wurde jener da grinsend gefragt.

„So lange es dich nicht stört, dass du gleich den Teppich voll tropfst...“, grinste er zurück.

„Das kommt darauf an…“

Holmes runzelte die Stirn. „Worauf?“

John grinste und küsste ihm die Nase. „Ob ich den Teppich putzen muss.“

„Ich mach es nicht!“, lachte er zurück und grinste frech.

Wieder wurde Holmes amüsiert geküsst. „Gut, dass wir das Haus nicht selber putzen.“

„Wollen wir dann noch etwas ins Bett?“, grinste dieser und kuschelte sie wieder fest zusammen.

„Nur wenn du nicht schlafen willst!“

Er lachte und befummelte Watson wieder. „Käme mir nie in den Sinn! Außerdem ist es im Bett für meinen Kopf auch angenehmer...“

Der Detektiv wurde innig geküsst. „Dann ab ins Bett mit uns!“
 

Die nächsten Stunden verbrachte das junge Paar damit, ihrem Körperkult zu frönen und sich zu lieben. Am Ende lagen sie dann wie immer im Arm des anderen und kuschelten.

„Du siehst fast zu gut aus, um dich vor die Tür zu lassen!“

„Ich mach das nur für dich! Damit wir in Ruhe leben können.“, erklärte Holmes und richtete sich noch mal die Kleidung. Er hasste die Presse und vor allem Fotos von sich in der Zeitung. Der Schwarzhaarige wurde sanft geküsst.

„Wir müssen ja gar nicht mit der Presse reden. Wir gehen einfach raus und fahren dann ins Restaurant.“

„Wenn die sich uns in die quere stellen, oder uns bedrängen, werde ich ihnen die Kameras zerschlagen!“, stellte Holmes aber noch klar.

„Darüber freuen sie sich sicher“ erklärte ihm der Arzt da. „Solche Bilder sind noch mehr wert.“

Er seufzte. „Gibt es keine Möglichkeit, sie ruhig zu stellen? Früher ging mir die Presse auch nur auf die Nerven, wenn ich wieder einen Fall gelöst habe. Mein Privatleben war mir!!“

„Sie regen sich bestimmt wieder ab“ wollte John ihn aufmuntern und nahm seine Hand. Er seufzte, küsste Watson aber liebevoll.

„Dann auf in den Kampf!“

Jener hielt weiter seine Hand und atmete tief durch, bevor er die Vordertür öffnete. Sofort begann es heftig zu blitzen und Holmes hielt sich die freie Hand vor die Augen. Ebenso wurden sie mit Fragen bombardiert. Keine einzige wurde beantwortet, da Watson seinen Freund direkt weiter zum Auto zog.

„Aber Dr. Watson! Mr. Holmes! Nur ein paar Fragen!“, jammerten sie und die Paparazzi sorgten bereits dafür, dass sie einen fahrbaren Untersatz hatten, mit denen sie dem Paar folgen konnten.
 

Ein paar Wochen später kam John glücklich vom einkaufen nach Hause. „Gute Nachrichten! Es war nur noch ein Fotograf vor der Tür!“ Doch er fand seinen Freund nur auf dem Boden des Wohnzimmers vor sich hin vegetierend, die Vorhänge zugezogen und leise brummend. Die Laune des Detektivs war in der letzten Zeit immer schlechter geworden, aber das war bis jetzt der Tiefpunkt. „Schatz?“ Besorgt kam der junge Arzt zu ihm.

„Lass mich!“, grummelte es leise und Holmes drehte sich weg. Er war schon in seiner Zeit immer sehr depressiv geworden, wenn er keine Arbeit hatte, doch die Reporter, die ganze Ära in der er sich befand und was dazu gehörte, hinderte ihn nicht nur am arbeiten, sondern auch daran, er selbst sein zu können. Genau das war auch der Grund, weshalb er sich in dieses Problem fallen lies.

Irritiert wich John etwas zurück. „Willst du mir nicht beim Essen machen helfen?“

Sein Freund zog sich einen Läufer über den Kopf. „Will gar nichts!“

Blonde Brauen zogen sich sorgenvoll zusammen. „Aber du hast schon nicht richtig gefrühstückt…“

„Ist irrelevant und egal!“ Holmes erhob sich ein bisschen um mit dem Läufer, weiter über seinem Kopf, hinter den Vorhang zu krabbeln.

Hilflos wurde ihm nachgesehen. „Willst du nicht wenigstens mit in die Küche kommen und mir Gesellschaft leisten?“

„Nein!“, nuschelte es leise und unglaublich quälend zurück.

Seufzend kniete sich der junge Arzt neben den Vorhang. „Wie wäre es dann, wenn ich uns was Leichtes koche und wir, zusammengekuschelt, im Bett essen?“

Holmes lehnte sich ihm entgegen. „Nein...“

„Dann nur so kuscheln?“ wurde er da fast flehend gefragt.

„Nein...“, antwortete er leise. „...bleib einfach hier...“

John seufzte schwer. „Dann rück ein Stück.“ Holmes nickte und rutschte noch mehr in die Ecke unter dem Fensterbrett. Da krabbelte der Arzt neben ihn und zog ihn an sich. „Gut so?“ Wieder brummte der Detektiv, diesmal aber zur Zustimmung, als er sich ankuschelte und die Augen schloss.

Als sich Holmes’ Zustand die nächsten Tage nicht besserte und er auch seinen Platz hinterm Vorhang nicht aufgab, wusste sein Liebster, dass er etwas tun musste. „Schatz! Ich würde mich gerne mit dir unterhalten.“

„Nicht jetzt!“, erklang es leidend unter der Fensterbank hervor.

„Doch, genau jetzt!“ wurde es eisern erwidert.

„Neihhheinnn...“, jammerte Holmes zurück und klammerte sich an den Vorhang.

„Verzeih, wenn ich es so habe klingen lassen, als hättest du eine Wahl!“ Mit einem Ruck wurde ihm der Vorhang entrissen.

Mit großen, kindlichen Augen sah Holmes auf und versuchte den Vorhang wieder zu bekommen. „Nicht!“ Als es ihm jedoch nicht gelang, krabbelte er zur anderen Seite des Fensters um sich dort hinter und im Vorhang zu verkriechen.

„Holmes! Jetzt benimm dich wenigstens wie ein erwachsener Mann und komm raus da!!“

„Aber... aber... aber...“ Unwillig krabbelte der Detektiv ein bisschen hervor. „Was machst du...?“ Mit verschränkten Armen sah Watson auf ihn runter.

„Ich will mit dir reden und zwar mit deinem erwachsenen Selbst und nicht diesem wehleidigen Kleinkind!“

„Du verstehst das nicht!“, nuschelte Holmes und wollte wieder zurück.

„Ich verstehe, dass du dich vollkommen gehen lässt!“

„Was hast du denn auf einmal?“, fragte er nun und wirkte neugierig.

Frustriert rieb sich der Arzt die Stirn. „Ich bin am Ende meiner Geduld, dass ist los!“

„Aber ich mach doch gar nichts!“, maulte der Depressive und verkündete somit auch sein Problem. „Ich bin eben nutzlos!“ Sein Liebster bemühte sich unterdessen seine Frustration nicht gewinnen zu lassen.

„Das ist nicht wahr, du musst dich einfach nur aufrappeln und dir eine Beschäftigung suchen!“

„Die kam sonst immer zu mir, oder Watson hat sie mir gebracht!“, erklärte Holmes kleinlaut und krabbelte weiter nach vorn um sich an Johns Beine zu kuscheln.

„Ich habe nicht vor dir deinen Hintern hinter her zu tragen“ wurde es hart erwidert, auch wenn der Blonde ihm den Kopf tätschelte.

„Aber ich hab doch nichts und niemanden außer dir!“, jammerte Holmes und schmuste sich richtig an.

Der Blonde verzog das Gesicht. „Schön zu wissen, dass das nicht ausreicht.“

„Ich will doch auch niemand weiteres!“, erklärte Holmes verzweifelt seine Gefühle. „Aber ich fühle mich so nutzlos!!!“ Da wurde der Größere an den Armen gepackt und auf die Beine gezogen.

„Dann tu etwas!!!“

„Aber es gibt nichts für mich zu tun!“

„Du könntest erst einmal duschen, dass wäre doch schon mal was!!“

Nachdenklich kratzte sich Holmes an dem sehr lang gewordenen drei Tage Bart. „Komm mit mir!“

Frustriert rieb sich der junge Arzt über das Gesicht. „Wenn du wieder wie ein Mensch riechst finden wir schon was für dich!“ Sanft und selbständig griff Holmes nach seiner Hand.

„Kommst du mit duschen?“

Beinahe wäre John da rot geworden, da Holmes die letzten Nächte nicht mal bei ihm geschlafen hatte. „Irgendwer muss dir ja den Rücken schrubben!“

„Wenn du möchtest, darfst du mich auch rasieren...“, bot Holmes ihm sein Leben an. Denn in seiner alten Zeit war Rasieren noch gefährlich gewesen.

„Wird auch dringend nötig!“ erklärte John und nahm den Auftrag an.
 

Nach dem Duschen, sah Holmes zumindest schon einmal wieder menschlich aus, auch wenn er noch nicht wieder ganz auf der Höhe war. Dennoch ließ er sich noch beim Anziehen helfen. „Und du willst mich wirklich verlassen?“

„Ich muss, schließlich habe ich ein wichtiges Vorstellungsgespräch!“ Ihm wurde die glattrasierte Wange geküsst. „Ich bin auch schnell wieder da.“

„Ich drücke dir ganz doll die Daumen, dass alles gut geht!“, versprach Holmes und fing schnell Watsons Lippen ein. Genießerisch schloss jener die Augen, bevor er sich von dem Größeren löste.

„Das ist lieb. Ich hoffe aber, dass du nicht wieder hinter dem Vorhang verschwunden bist, wenn ich zurück bin.“

„Ich werde auf dich warten!“, versprach Holmes und grinste verschmitzt. „Wenn du wieder da bist, nehme ich dich mit!“

Verwundert sah der Blonde ihn an. „Mit? Wohin denn?“

„Hinter den Vorhang!“, erklärte Holmes und küsste ihn noch einmal.

„Andere Plätze wären mir lieber“ versuchte der Arzt ihm da zu erklären, dass er ihn nie wieder hinter dem Vorhang sehen wollte.

„Du solltest jetzt gehen, sonst kommst du noch zu spät.“, erklärte Holmes sanft, das Thema übergehend, da er sich noch nicht wieder ganz normal fühlte.

„Ok.“ John holte sich noch einen Kuss ab und richtete dann noch mal seine Kleidung. „Bis nachher.“

„Viel Glück!“, rief Holmes ihm nach und verkroch sich doch erst einmal wieder hinter dem Vorhang, als er wieder allein war. Doch nach einer halben Stunde lugte er vorsichtig wieder hervor. „Jane?“

„Ja, Mr. Holmes?“

„Hat John Recht?“, fragte er leise.

„Womit, Mr. Holmes?“ fragte sie ruhig nach. „Ich brauche eine genaue Aussage, um diese auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.“ Diese einfache Logik tat ihm gut und er nickte.

„Sollte ich das Haus verlassen?“

„Ihrer Gesundheit würde es sehr zuträglich sein, Mr. Holmes. Ihr Kreislauf würde in Schwung kommen und es wird gesagt, dass Sonnenschein dazu beiträgt, dass der Körper Glückshormone ausschüttet.“

„Glaubst du, das würde Watson gefallen?“, fragte er weiter.

„Ihrer Gesundheit würde es sehr zuträglich sein, Mr. Holmes. Ihr Kreislauf würde in Schwung kommen und es wird gesagt, dass Sonnenschein dazu beträgt, dass der Körper Glückshormone ausschüttet.“

Der Detektiv nickte und kam wieder auf die Beine. „Könntest du mir erklären, wie diese Kreditkarten funktionieren und wo John seine Ersatzkarte hat, die ich benutzen darf...?“

„Gerne, Mr. Holmes…“
 

John H. Watson wusste nicht, ob er sich wirklich glücklich fühlte, als er seine Wohnung betrat und das, obwohl er einen neuen Job in der Tasche hatte. „Ich bin wieder da!“

„Willkommen zu Hause!“, grüßte ihn Jane, doch von seinem Freund kam keine Antwort.

„Danke Jane. Kannst du mir sagen wohin er sich jetzt verkrochen hat?“

„Sie meinen Mr. Holmes, John?“

„Wen sonst?“

„Mr. Holmes ist außer Haus, John.“

Dem Blonden klappte der Mund auf. „Wie ? Er ist raus gegangen? Freiwillig?“

„Ja, das ist er. Als er allein war, hat er wieder den Vorhang aufgesucht. Dann hat er sich mit mir unterhalten und ist vor ungefähr 2 Stunden gegangen.“

„Hat er gesagt wohin?“ John legte seine Tasche beiseite und versicherte sich im Wohnzimmer noch mal selbst, dass Holmes nicht da war.

„Nein, das hat er nicht. Jedoch nahm er noch in meiner Reichweite ein Taxi.“

„Hm. Das ist ja ziemlich geheimnisvoll.“

Es dauerte noch zwei Stunden, bis Holmes nach Hause kam und er hatte bereits einige Fotografen im Schlepptau. Dennoch war er bester Laune, als er die Haustüre wieder hinter sich schloss. „John? Bist du wieder zu Hause?“

„Ich bin im Wohnzimmer!“

Nur Sekunden später trat Holmes in dieses und hatte einige Tüten in den Händen. „Hallo!“, grüßte er lächelnd. Sein Liebster wollte die Begrüßung gerade erwidern, als ihm die Gesichtszüge entgleisten und er beinahe von der Couch rutschte.

„…“

Der Schwarzhaarige kam näher und stellte die Tüten ab, bevor er Watson küsste. Seine Erscheinung war dabei noch immer äußerst sexy. Holmes trug eine eng anliegende blue Jens, die seinen knackigen Arsch perfekt betonte und ein ebenfalls enges T-Shirt mit kurzen Ärmeln, in weiß. Sein Haarschnitte hatte sich ebenfalls ein wenig verändert, denn er wirkte jetzt frecher und außerdem trug er Turnschuhe. „Alles in Ordnung?“

„Du siehst…du siehst… wow…“ hauchte der Blonde und kam auf die Beine. Er kam sich in seiner zerschlissenen Jeans und seinem einfachen Shirt gerade sehr schlabberig vor.

Zärtlich wurde er an seinen Freund gezogen, der ihn hielt und küsste. „Du bekommst das Geld für die Sachen natürlich wieder!“, versprach Holmes und gab ihm noch einen Kuss. „Aber möchtest du mir nicht erzählen, wie dein Gespräch verlaufen ist?“

„Was für ein Gespräch?“ fragte ihn der Arzt, noch immer ganz verblüfft über sein Auftreten.

„Wegen deines Jobs...“, fragte Holmes weiter. Zuerst sahen blaue Augen ihn nur verständnislos an, bevor John ein Licht aufging.

„Oh!“ Er wurde rot. „Das Gespräch lief sehr gut, ich habe den Job.“

Holmes hob ihn hoch und drehte ihn begeistert im Kreis. „Das ist doch wunderbar! Dann haben wir beide Arbeit!“

„Wie? Du auch?“ John lachte. „Wie hast du das denn angestellt?“

„Ein gerissener Dieb hat während der Laden voll war die Kasse geklaut. Ich hab ihn gefasst!“, erzählte Holmes stolz und küsste ihn wieder. Stolz erwiderte sein Partner den Kuss.

„Du warst also in deinem Element?“

„Ja und ich hab auch schon mehrere weitere Aufträge. Deshalb weiß ich auch, dass ich dir das Geld für die Kleidung zurück geben kann!“, versprach Holmes.

„Vergiss das Geld! Hauptsache du bist wieder glücklich!“ Der Detektiv wurde fest umarmt. „Ich bin stolz auf dich!“

Die Nähe genießend, runzelte Holmes die Stirn. „Wenn du bei mir bist, bin ich immer glücklich!“, schwor er ehrlich. Dafür wurde er geküsst.

„Ich weiß, mir geht es genauso.“

„Gefällt dir denn, was ich an habe? Ich dachte, vielleicht magst du es und... es ist... eben um mich ins Heute zu holen...“, lächelte Holmes schüchtern und präsentierte sich noch einmal ausgiebig. „Ich kann dir den Rest auch noch zeigen. Ach... und natürlich hab ich dir auch was mitgebracht!“

„Du siehst so gut aus, dass ich nicht weiß, ob ich dich so aus dem Haus lassen kann!“ erklärte sein Partner grinsend. „Aber jetzt will ich erst mal mein Geschenk!“

Er lachte und küsste Watson. „Gern doch!“ Dann kramte er in einer edlen Papiertüte mit der Aufschrift Armani, bevor er noch einmal zu dem Arzt sah. „Augen zu!“

Die blauen Augen versteckten sich hinter Chirurgenhänden. Holmes kicherte, denn er fand dieses Bild unglaublich niedlich. Dann holte er ein Shirt aus der Tüte und hielt es vor Watson. „Augen auf!“

John sah wieder hin und staunte. „Wow, das sieht gut aus.“

Jetzt strahlte Holmes. „Das freut mich!!“

Der Blonde zog sich sein Kuschelshirt aus. „Ich probiere es gleich an!“ Da wurde es ihm direkt an die Brust gelegt.

„Gern! Ich hoffe es passt...“

Sofort zog er es sich über. „Es ist glaube ich eine Nummer zu klein.“ John sah an sich hinab, auf das Shirt, das wie eine zweite Haut anlag.

„Es sitzt doch perfekt!“, lächelte Holmes und umgarnte seinen Oberkörper mit seinen Händen.

„So? Das war also geplant?“ fragte der Blonde und grinste seinen Freund wissend an.

„So ein bisschen...“, gab der zu und streichelte ihn weiter. „Ich hab mir auch solche neumodischen Unterhosen gekauft. Aber ich muss zugeben, ich finde sie äußerst unangenehm und möchte sie nicht noch einmal tragen!“

Mit hochgezogener Augenbraue sah John ihn an und griff nach seiner Jeans. „Das will ich sehen.“

Lachend ließ sich der Detektiv die Hose öffnen und nach unten ziehen, damit Watson seinen Stringtanga begutachten konnte. „Schreckliches Ding! Der Herr in dem Unterwäschegeschäft meinte aber, es sei äußerst sexy für den Betrachter...“ John grinste und kniff dem Schwarzhaarigen in die blanken Pobacken.

„Er steht dir wirklich gut, aber wir besorgen dir trotzdem mal richtige Unterwäsche.“

„Oh ja!“, stimmte Holmes begeistert zu und zog seine Hose wieder hoch.

„Für diesen Hauch von Nichts finden wir aber sicher auch noch eine Verwendung“ gurrte John grinsend, bevor er ihn küsste.

Holmes schnurrte und schmiegte sie zusammen. „Willst du jetzt die anderen Sachen sehen?“

Begeistert nickte der Blonde. „Eine Modenshow!“
 

Es ging inzwischen auf Holmes ersten Geburtstag in dieser Zeit zu. Um genau zu sein, sollte es am nächsten Tag sein. Doch da schien das Problem auch zu sein, denn Holmes lebte bereits seit zwei Tagen wieder unter dem Fenster und hinter dem Vorhang. Für das Gemüt seines Lebensgefährten war das nicht gerade zuträglich, da jener bereits mitten in der Planung für den ‚anderen Geburtstag’ stand und nun fürchtete, dass es vergebene Lebensmüh gewesen war.

„Kommst du da auch irgendwann wieder raus?“

„Lass mich!“, jaulte der Depressive und vergrub seinen Kopf mit geschlossenen Augen unter seinem Läufer.

„Was bitte bringt es dir, dich da zu verstecken?“ wurde es gegrollt und ihm der Läufer vom Kopf gezogen.

„Nicht!!“ Holmes versuchte den Läufer wieder zu bekommen. „Meiner!“

„Du darfst ihn behalten, wenn du da endlich wieder raus kommst!“

„Nein! Meiner!“, maulte Holmes jämmerlich und bekam einen Zipfel des Läufers zu fassen.

„Holmes! So kann das doch nicht weiter gehen!“

Weil er hinter dem Vorhang hervor gekommen war um den Läufer zu bekommen, rollte sich der Detektiv mit diesem auf den Boden. „Es gibt doch nichts zu machen!“

„Natürlich!“ grollte der Blonde. „Gott bewahre, dass du deshalb Zeit mit mir verbringst!“

Seine Beschwerde erreichte Holmes tatsächlich und der krabbelte zu ihm um seinen Kopf auf Johns Füße zu legen. „Ich bin gern mit dir zusammen! Aber die Zeit ist jetzt so schrecklich!“

„Wie kannst du das sagen, wo ich mir doch extra, für deinen ersten zweiten Geburtstag, freigenommen habe!“

„Du bist so lieb!“, jammerte Holmes weiter. „Und ich bin so nicht lieb!“

John seufzte und hockte sich neben ihn. „Du bist sehr lieb, nur manchmal sehr anstrengend.“ Wärme suchend, klammerte sich der Schwarzhaarige so gut es ging an ihn.

„Ich will mit dir feiern! Aber ich würde auch gern die Familie haben... Ich würde dir gern deinen Ur- Großvater vorstellen... Irene... Mrs. Houdson... Christine.... einfach alle! Sie würden dich so lieben und endlich sagen, dass ich mein Glück gefunden habe...“ Zart wurde dem Detektiv der Nacken gekrault.

„…Und wenn du das könntest? Zumindest zum Teil…“

„Aber wie soll das gehen?“, jammerte Holmes leise und lehnte sich weiter gegen ihn.

Nervös biss sich Watson auf die Unterlippe. „Wartest du hier kurz mal auf mich?“

Unsicher sah Holmes zurück in sein Versteck. „Lauf nicht weit weg, ja?“

„Ich beeile mich!“ Und tatsächlich war John nur fünf Minuten weg. Sein Freund hatte derweil sein Versprechen gehalten und war nicht zurück gekrabbelt, sondern er war an der selben Stelle auf dem Boden geblieben.

Unsicher setzte sich der Blonde wieder neben ihn und reichte ihm einen Brief. „Hier.“

„Danke...“, hauchte Holmes und nahm den Umschlag. Als er jedoch darauf den Absender erkannte, runzelte er verärgert die Stirn. „Was soll das?“

Beschwichtigend hob Watson die Hände. „Denk nicht gleich das Schlimmste! Das Resuscitation Labor ist durch die neuen Gesetze komplett überarbeitet worden und ist jetzt auch unter neuer Führung. Wiederbelebung wird nur noch unter ganz strikten Bedingungen erfüllt und man muss einen lebenden Verwandten haben, der einwilligt oder einen Gerichtsbeschluss.“ Nervös leckte sich der Blonde über seine trockenen Lippen. „Ließ den Brief.“ Unwillig nickte Holmes, vor allem, da er so langsam glaubte zu verstehen. Deshalb öffnete er den Umschlag und begann zu lesen. Dabei begannen seine Augen feucht zu werden und er legte seine verärgerte Haltung ab.

Unsicher sahen blaue Augen ihn an. „Es ist noch nichts gemacht… es heißt nur wir könnten… wenn du willst…“

Es brach der Damm und der sonst so männliche Detektiv begann zu weinen, als er sich an seinen Liebsten warf. „Oh John!!“ Irgendwie erleichtert fing jener ihn auf.

„Heißt das du willst…?“

Verängstigt schüttelte Holmes den Kopf und erblasste sogar. „Sie... sie wird so schnell wieder gehen können...“ Die Hände des Detektivs wurden fest ergriffen.

„Es gibt genug medizinische Wege um das zu verhindern, deshalb vergiss das und sag mir bloß, ob du deine Tochter wiederhaben willst!“

„Kannst du das versprechen?“, hauchte Holmes leise und hoffend.

„Ja, man kann den plötzlichen Kindstod inzwischen verhindern.“

„Ja...“, kam es jetzt unglaublich sanft. Der Schwarzhaarige wurde da fest umarmt.

„Ok…“ Schniefend hielt er sich fest und war so unglaublich dankbar, dass er Watson nie wieder loslassen wollte.
 

John hielt die Hand seines Liebsten, als sie über den verlassenen Friedhof schlenderten. „Ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen, weshalb ich erst habe prüfen lassen, ob genug DNA vorhanden ist, um sie zurück zu holen.“

Holmes lächelte ihn an, bevor er seine Hand küsste. „Es wird so unglaublich schön! Ich habe sie die letzte Zeit ihres Lebens nicht gesehen und darf sie jetzt doch wieder bei mir haben... Sie muss unglaublich gewachsen sein. Zumindest hatte Irene das geschrieben.“ Vorsichtig wurde seine Hand gedrückt.

„Es wird noch etwas dauern, bevor du sie wieder sehen kannst und… ich dachte eher, dass wir sie als Neugeborene zu uns holen… wenn dir das Recht ist.“

„Aber... Sie war doch noch so jung...“, verstand der Vater nicht.

„Ich dachte mir, dass du sie vielleicht von ihrem ersten Tag an haben willst, um alles mitzuerleben.“

„Dann kannst du sie auch von Anfang an kennenlernen!“, bemerkte Holmes glücklich und sah ein ihm in dieser Form doch unbekanntes Familiengrab.

„Es ist vor ca.100 Jahren neu hergerichtet worden“ wurde es ihm auf seinen Blick hin erklärt.

„Wo genau liegt Christine denn jetzt?“, fragte ihr Vater und war auch ein bisschen verletzt. Seine Hand wurde gedrückt.

„Ich zeig es dir.“

Ruhig folgte er Watson und verschränkte ihre Finger mehr miteinander. „Ich muss dir danken! Ich will dir danken, so sehr!“

„Du bist draußen, an der frischen Luft. Was will ich mehr?“ John lächelte und küsste ihm die Wange. Er wurde näher gezogen, als sie vor ‚Christine‘ standen und Holmes war richtig glücklich.

„Wir werden Eltern!“
 

Zwei Tage später saßen sie vor einem Stapel Papieren, die sie alle für Christines Wiedererweckung ausfüllen mussten. „Holmes?“ Der Angesprochene gab einen Laut von sich um zu zeigen, dass er zuhören würde, auch wenn seine Aufmerksamkeit gerade in einem der wichtigsten Dokumente war.

„Das kommt jetzt vielleicht ein bisschen spät, aber ich hab mir Gedanken gemacht und… ich will eine Bedingung stellen.“

„Weswegen und welche?“, fragte der Detektiv, selbst wenn er nicht aufsah.

Nervös rutschte John auf seinem Stuhl hin und her. „Du hattest in letzter Zeit öfter deine… schlechten Phasen“ versuchte der Arzt sich zu erklären. „Mit einem Kind im Haus geht so etwas nicht, deshalb…“ Er räusperte sich unangenehm. „Ich möchte, dass du eine Therapie machst.“

Bei dem Wort Therapie war Holmes fast vom Stuhl gerutscht und er starrte Watson an. „Würde mir diese Zeit meine Medikamente nicht verweigern, würde es diese „schlechten Phasen“ nicht geben!“, wehrte er danach ab und rappelte sich wieder auf.

„Nun, diese Zeit nimmt Eltern auch ihre Kinder weg, wenn sie auf Drogen sind, also kannst du dir das gleich aus dem Kopf schlagen!“ Watson legte Stift und Papier zur Seite. „Du könntest wenigstens mal mit einem Psychiater sprechen.“

„Ich nehme keine Drogen!“, bestritt Holmes weiter und schüttelte vehement den Kopf. „Außerdem werde ich bestimmt nicht zu so einem Typen gehen! Ich bin doch nicht bescheuert und lass mir unberechenbar Strom direkt ins Hirn jagen oder so etwas! Hinterher verliere ich wirklich noch den Verstand oder der Quacksalber verkauft mich so und behält mich in so ner Zelle für seine Versuche!“

Sofort griff John über den Tisch nach Holmes’ Hand. „Schatz! Ich spreche von einer ambulanten Psychotherapie, nicht von Folter!“

„Ja und nach dem ersten Termin wird dich dieser ‚Arzt‘ davon überzeugen, dass ich in die Zelle gehöre, damit er mich richtig ‚behandeln‘ kann! Die sind doch alle gleich, vor allem, seit sie die Elektroschock Therapie zur ‚Heilung‘ gefunden haben! Hast du schon mal jemanden gesehen, der anschließend in den Augen der Ärzte normal war???“

Beruhigend wurde ihm über die Hand gestrichen. „Elektroschocks werden schon lange nicht mehr eingesetzt und man kann auch niemanden so leicht einweisen. Das verspreche ich dir.“

„Ja, so und so ähnlich hat man das in meiner Zeit den Angehörigen auch schon verkauft!“, kam es ironisch zurück.

„Du kannst mir ruhig glauben“ versicherte sein Liebster ihm. „Ich war schließlich selbst schon in Behandlung!“

„Dann hast du Glück gehabt...!“, nuschelte Holmes und kam ihm näher.

„Das hat nichts mit Glück zu tun und wenn es dir lieber ist komme ich auch mit.“

Er seufzte. „Ja und du musst mich auf jeden Fall wieder mit nach Hause nehmen! ... Und wir bekommen Christine!“

„Einverstanden!“

Sich innerlich nicht besser fühlend, schenkte Holmes seinem Freund einen Kuss, bevor er ihm einen Fragebogen unter die Nase hielt. „Was ist das?“

John warf einen Blick darauf. „Adoptionspapiere.“

„Wofür? Ich bin doch ihr Vater, oder nicht mehr?“, erwiderte der Schwarzhaarige ruhig.

„Doch, aber diese Papiere sind ja auch nicht für dich“ erklärte sein Partner ihm vorsichtig.

„Du meinst...?“, begann Holmes da zu verstehen.

John nickte. „Ohne diese Papiere habe ich keine Rechte an dem Kind.“ Er wurde zu seinem Freund gezogen und geküsst.

„Das finde ich ganz toll von dir!“

„Das ist doch selbstverständlich, schließlich wollen wir doch eine Familie sein, oder?“

„Ich liebe dich!“, hauchte Holmes zur Antwort.

„Und ich liebe dich, mit allen Macken und Neurosen!“ versicherte ihm der Blonde und küsste ihn.
 

Die Wochen zogen ins Land und Holmes ging wenn auch widerwillig zu einem Therapeuten, den Watson speziell für ihn ausgewählt hatte. Zu Beginn, bestand der Detektiv darauf, dass sein Freund mit in die Sitzungen kam, doch inzwischen war es so, dass Watson nur noch vor der Tür anwesend sein musste und der Arzt seine Arbeit mit Holmes richtig beginnen konnte. Doch an diesem Tag waren sie aus einem anderen Grund unterwegs zur Klinik.

„Zappeln hilft uns nicht einen Parkplatz zu finden!“ neckte John seinen Freund, als sie an der Klinik vorbeifuhren.

„Aber... sie soll uns doch sofort sehen, wenn sie erwacht!“, merkte der werdende Vater nervös an.

„Das wird sie auch, versprochen.“ Trotz seines ruhigen Auftretens war Watson innerlich auch unglaublich aufgeregt. Er hatte sich die letzten Wochen in die Vorbereitungen für den Zuwachs gestürzt, um ja elterliche Gefühle zu entwickeln, dennoch war er panisch, dass dies nicht geglückt haben könnte.

„Da! Da! Eine Parklücke!“, bemerkte Holmes nun aufgeregt an.

„Ich seh sie, ich seh sie“ beschwichtigte ihn der Blonde und parkte gelassen ein. Kaum standen sie, sprang Holmes bereits raus und lief um den Wagen um Watson zu helfen, damit sie schneller waren. Lachend ließ sich jener aus dem Wagen ziehen. „Man könnte meinem, du wärst dabei Vater zu werden!“ Ebenfalls lachend wurde er geküsst.

„Bin ich doch auch!!“

Der Wagen wurde verschlossen und Holmes’ Hand ergriffen. „Na komm, lass uns zu deiner Tochter gehen.“

Ungeduldig wie er war, zog er Watson und sah dann an der Rezeption des Krankenhauses unentschlossen aus. „Wo müssen wir denn jetzt hin, nachdem das Labor so verändert wurde?“

„Ich frage nach.“ Nachdem Watson sein Anliegen vorgetragen hatte wurde ihnen ein privater Warteraum gezeigt, indem sie sich Aufhalten sollten. Dort angekommen, tigerte Holmes nervös durchs Zimmer.

„Ob sie es uns in Rechnung stellen, wenn du ein Loch in den Boden läufst?“

„Mach dich nicht lustig!“, beschwerte sich der Detektiv und lief weiter.

„Ich finde es bloß süß“ neckte ihn sein Liebster und lehnte sich in seinem Plastikstuhl zurück.

Eine halbe Stunde später kam eine junge Frau ins Wartezimmer und hatte ein sich bewegendes Bündel in den Armen. „Mr. Holmes?“ fragte sie und sah lächelnd zwischen den beiden Männern hin und her.

„Ich bin hier!“, kam es zurück geschossen und Holmes trat aufgeregt und hibbelig zu ihr. Sie trat ihm freundlich entgegen und legte ihm das Bündel in die Arme.

„Herzlichen Glückwunsch. Sie haben eine kerngesunde Tochter.“

Sofort vergaß der große Detektiv die Welt und hatte nur noch Augen für den Säugling. „Christine!“, hauchte er dabei und hatte Tränen in den Augen. Als die Krankenschwester sich zurück zog, trat John neben ihn und sah sich das rosa Etwas an.

„Sie hat deine Augenform.“

„Ist sie nicht hübsch?!“, fragte und stellte Holmes fest, als er seine Tochter seinem Freund vorsichtig in die Arme legte.

„Das ist sie“ stimmte jener zu und hielt das kleine Mädchen unsicher fest. „Sie wird sicher mal eine Herzensbrecherin.“

„Bloß nicht!“, erschrak sich Holmes und streichelte seiner Tochter über die Wange. John kicherte und streckte sich ihm für einen Kuss entgegen. Diesen sollte er bekommen, doch er wurde unterbrochen, als das Mädchen in seinen Armen zu weinen begann.

„Oh.“ Überrumpelt sah John nach unten. „Hast du aber kräftige Lungen.“

„Sie hat bestimmt Hunger.“, erklärte ihnen da die Krankenschwester, als sie durch das Schreien gelockt wieder hereingekommen war.

„Daran haben wir gar nicht gedacht.“ Die Sachen, die sie mitgebracht hatten, waren nämlich nur Kleidung und ein Tragesitz.

"Das ist kein Problem, sie bekommen natürlich hier etwas!", lächelte sie und winkte Holmes zu sich. "Kommen sie, Mr. Holmes, ich zeige ihnen, wo sie die Muttermilch selbst anrühren können!" Und somit verschwand sie mit dem frisch gebackenem Vater.

Verdutzt und unsicher blieb John zurück und sah auf das schreiende Kind. „Du bekommst ja gleich etwas zu trinken.“ Er sollte noch einige Minuten mit ihr allein bleiben, bis Holmes mit einer Flasche in der Hand zurück kam.

„Bin da! Bin da!“

„Gott sei dank!“ entwich es da dem Blonden, der sich inzwischen ziemlich überfordert fühlte.

„Darf ich?“, fragte Holmes nun und wollte seine Tochter wieder an sich nehmen.

„Natürlich!“ Eilig wurde ihm das Kind überreicht. Und da sah Watson, dass sich Holmes tatsächlich ein bisschen mit Christine auskannte. Er nahm sie gekonnt in die Arme und sie wurde schon leiser, als sie bereits mit Übung die Flasche bekam.

„Siehst du, mein Schatz, jetzt geht’s dir gleich besser!“

„Durftest du das beim letzten Mal auch machen?“ wurde er da neugierig gefragt.

„Die seltenen Male wo ich mich mit Irene und Christine getroffen habe, ja.“, gab Holmes zu und kam näher um es ihm zu zeigen. „Willst du auch?“

Der blonde Schopf schüttelte sich. „Jetzt sollte sie erst mal in Ruhe essen.“

„Ja.“, stimmte der Detektiv zu und sah beim weiteren Füttern verliebt auf Christine.

Vorsichtig strich der Arzt über den kleinen Kopf, auf dem es bereits von schwarzen Haaren wimmelte. „Ich hatte auch so viele Haare bei der Geburt, Mum scherzt immer, dass ich keinen Tag alt war, als ich meinen ersten Haarschnitt bekam.“ Er wurde angelächelt.

„Du hast auch tolle Haare! Christine wird dir in nichts nachstehen, sie wachsen bei ihr wie Unkraut.“

„Dann wird es wohl nicht lange dauern, bis meine Mutter anfängt sie zu frisieren.“

Holmes kicherte und sah auf die Flasche mit künstlicher Muttermilch, die sich geleert hatte. „Wollen wir dann nach Hause fahren?“

„Vergiss das Bäuerchen nicht“ wurde er da angewiesen. „Sobald sie dann angezogen ist und wir die Entlassungspapiere unterschrieben haben, können wir gehen.“

So dauerte es noch eine Stunde, bis Holmes, mit seiner Tochter im Arm und seinem Liebsten an der Seite aus dem Krankenhaus ging und mit der Sonne um die Wette strahlte. So führte John die beiden regelrecht zu ihrem neuen Familienwagen. „Ich mach schon einmal den Kindersitz fest.“

„Mach das!“, stimmte Holmes zu und beschäftigte Christine indem er ihr den Bauch kitzelte.

Da John es bereits schon mehrfach geübt hatte, brauchte er nur ein paar Handgriffe, um den Sitz zu befestigen. „So, du kannst sie reinsetzen.“

Der Detektiv tat, was er sagte und schenkte ihm dann einen kleinen Kuss. „Ist sie nicht toll?“

„Sie ist bezaubernd“ bestätigte John und schnallte sie an. „Du kannst dich ja hinten neben sie setzen.“

„Sie hat gern Daddys Finger bekaut.“, erzählte Holmes ganz nebenbei und setzte sich dann neben Christine.

„Soweit ich weiß, stecken sich kleine Kinder gerne alles in den Mund.“

„Ja, aber Irene hat mir auch immer gesagt, dass sie meinen Finger am liebsten mochte...“

Watson grinste in den Rückspiegel. „Das tu ich ja auch!“ Ihm wurde zugelächelt und ein paar Lippen senkten sich in seinen Nacken.

„Bring uns nach Hause. Großmutter und Großvater warten schon!“

„Sofort, Sir!“ Der Blonde grinste und fuhr los.

Während der Fahrt, schlummerte Christine ruhig ein, immer genau beobachtet von ihrem Vater. „Der Wagen scheint sie zu beruhigen...“, hauchte dieser zu seinem Freund.

„Das ist die Vibration“ erklärte ihm jener da. „Deshalb gibt es auch so viel Kinderzubehör, das das Baby in Schwingungen versetzen kann.“

„Aha...“, hörte Holmes nun doch nicht richtig zu, sondern betrachtete einfach nur seine Tochter weiter. John fühlte sich deshalb, als würde er Selbstgespräche führen.

„Wir sollten auch gleich da sein.“

„Ist gut!“, versicherte sein Freund und konnte sich einen Augenblick von seiner Tochter lösen um Watsons Nacken zu verwöhnen.

„Ich liebe dich!“

„Ich liebe dich auch“ erwiderte der Blonde zärtlich, als ihr Haus in Sicht kam.

Als der Wagen dann endlich hielt, stieg Holmes aus und ging um das Auto herum, um dort seine schlafende Tochter in die Arme zu hieven. „Sie kann gleich ihr Bettchen einweihen!“

„Nun, erst wird sie das Begrüßungskommando überstehen müssen.“ John verschloss den Wagen und steuerte die Tür an. Sein Freund folgte ihm, doch die Tür wurde schon von allein geöffnet und Elisabeth trat strahlend heraus.

„Da kommt ja mein Enkelchen!!!“

Bevor man ihr auch nur sagen konnte ruhig zu sein, hatte sie Christine bereits geweckt. Schreiend lag das Kind in den Armen seines Vaters und aufs tiefste erschrocken. „Oh, mein Schatz! Ist doch alles gut!“, wurde sie da ruhiger, nahm sich das Kind und wiegte es zärtlich und gekonnt. Ganz die strahlende Oma beruhigte sie das Kind wieder. „Sie ist ja wirklich wunderschön!“ Doch da schritt Holmes wieder ein und nahm sich Christine zurück.

„Ja, das ist sie!“ Dann schob er ihr ihren Lieblingsfinger in den Mund und seine Tochter verstummte sofort, schien den Finger zu erkennen, auch wenn sie es nicht wusste und nuckelte fröhlich.

Elisabeth klatschte fröhlich in die Hände und scheuchte dann alle ins Haus, wo sie von einem riesigen Transparent mit „Willkommen zu Hause“ begrüßt wurden.

Interessiert sah sich Holmes um. „Das ist nett.“

„Das ist ja noch nicht alles!“ flötete seine Schwiegermutter in spe. „Warte bis du die Geschenke siehst!“ Fragend richtete Holmes seinen Blick nun von ihr zu Watson. Jener zuckte die Schultern.

„Ich hab ihr gesagt, dass wir nichts brauchen!“

Da wurde dem Arzt ein Arm um die Schultern gelegt. „Du wirkst fast wie ich am Anfang!“ Überraschte sah dieser zur Seite und begann zu strahlen.

„Dad!“ Fest wurde der ältere Mann umarmt. „Ich wusste gar nicht, dass du kommst!“

„Ich konnte mir doch nicht entgehen lassen, zu sehen, wie du Vater wirst!“, lachte dieser und drückte John.

„Es ist schön das du da bist“ hauchte jener und ließ sich einen Moment, einfach von seinem Vater halten.

„Na komm...“, lächelte dieser weiter und deutete ins Wohnzimmer. „Bis deine Mutter deinem Freund all ihre Sachen gezeigt hat, kann es noch dauern. Wollen wir nicht ins Wohnzimmer?“ Elisabeth schob Holmes und Christine nämlich langsam und bestimmt ins Kinderzimmer.

Fast erleichtert, dass er nicht mit musste folgte er seinem Vater ins Wohnzimmer. „Bist du schon lange wieder im Lande?“

„Ich bin letzte Nacht gelandet.“, berichtete dieser. „Schließlich wollte ich deinen ersten Tag als Vater nicht verpassen. Elisabeth und ich haben uns sogar abgesprochen. Wenn du möchtest, bleibe ich eine Woche bei euch, bis ich mich hier in London ums Geschäftliche kümmern muss.“, bot er danach an.

„Das würdest du machen?“ John begann zu strahlen, wie ein Kind zu Weihnachten.

„Deshalb bin ich hier!“, lachte Ewan und umarmte ihn.

„Ich freue mich, danke!“

„Gern geschehen, John!“, erklärte sein Vater und musterte ihn dann. Da sie nie sehr viel miteinander sprachen und sich eigentlich stumm verstanden, genoss Watson einfach nur die Nähe seines Vaters und ignorierte dessen Blicke. Doch dieser brach ausnahmsweise die Stille. „Du siehst wirklich aus wie ich, als mir deine Mutter sagte, dass sie dich geboren hatte.“

Überrascht blinzelten ihn blaue Augen an. „Wie? Du wusstest gar nicht, dass ich unterwegs war?“

„Wir trennten uns ungefähr fünf Monate vor deiner Geburt. Man sah deiner Mutter bis dahin nichts an und danach trafen wir uns nicht mehr. Eines Morgens stand sie dann mit dir vor meinem Haus.“ Ewan zuckte mit den Schultern. „Wir haben es danach noch einmal miteinander versucht, aber wie du weißt, klappte es nicht.“ Sein Sohn musste grinsen.

„Ihr ward ja auch eine Katastrophe! Die meisten Schimpfwörter habe ich in den ersten drei Jahren meines Lebens gelernt!“

„Und trotz allem liebe ich dich, mein Sohn.“, blieb der englische Australier ernst.

„Aww, Dad! Werd jetzt nicht sentimental.“ Lächelnd stieß John ihre Schultern zusammen.

„Doch, denn es gibt etwas, dass du wissen solltest. Weil ich mir sicher bin, dass es dir gerade genau so geht, wie mir damals.“, erklärte Ewan ruhig. Da wurde auch sein Sohn stiller und rutschte verlegen hin und her.

„Und wie wäre das?“

„Du scheinst dich auf den Säugling sehr gut vorbereitet zu haben, zumindest wenn ich dem Kinderzimmer und allem glauben darf, das ich gesehen habe, als wir auf euch gewartet haben.“, berichtete er ruhig. „Das konnte ich natürlich nicht. Dennoch bist du so distanziert, wie ich es zu Beginn war. Wir haben weder die Schwangerschaft miterlebt, noch konnten wir uns wahrhaftig auf das neue Leben vorbereiten. Du weißt, die Kleine ist nicht dein leibliches Kind und ich muss ehrlich sein, weshalb ich ganz am Anfang einen Vaterschaftstest habe machen lassen.“

„Du dachtest ich wäre nicht dein Sohn?“ fragte John nach und umging so die Konfrontation mit seinen eigenen verworrenen Gefühlen.

„Wir wissen beide, wie freilebig deine Mutter ist und ich war noch jung. Woher hätte ich wissen können, dass sie mich speziell ausgewählt hatte, die Verhütung absetzte und von mir ein Kind wollte?“, entgegnete Ewan ruhig.

Der Blonde lehnte sich gegen seinen Vater. „Sie war immer schon… unorthodox…“ Und dieser erzählte unbeirrt weiter.

„Ich habe dich die erste Zeit aufwachsen sehen, war für dich da und habe dir die Windeln gewechselt. Aber trotzdem tat ich mich schwer, wahre Gefühle für dich zu entwickeln. Bis...“

„Bis?“ Hoffnungsvoll sahen blaue Augen den älteren Mann an.

Jetzt kicherte Ewan. „Du warst so ungefähr 1,5 Jahre alt, vielleicht auch knapp 2... Auf jeden Fall ist dir aus irgendeinem Grund ganz spontan sehr schlecht geworden, als ich dir beim Essen half und du hast mich kräftig bespuckt. Aber du hast nicht angefangen zu weinen, weil du etwas falsch gemacht hast, oder dir der Bauch weh tat. Du hast mich ganz schuldbewusst angesehen, deinen kleinen Händchen an meine bespuckte Brust gelegt und gerieben, so als würdest du sie sauber machen wollen. Dabei hast du „Bah! Böse!“ gesagt und wir haben gelacht. Seit dem Augenblick an, konnte ich gar nicht mehr anders und ich wusste nicht nur, dass du mein Sohn warst, sondern ich liebte dich auch aus tiefstem Herzen so.“

Der junge Arzt schmunzelte. „Mum wäre ausgeflippt…“ Er sah sich um, ob sie auch wirklich alleine waren, bevor er sich dann seinem Vater anvertraute. „Und du meinst, es kommt noch?“

„Du kannst es nicht erzwingen, aber ich kenne dich, John. Daher kann ich dir deine Angst nehmen, du wirst sie irgendwann lieben wie deine leibliche Tochter! Lass dir Zeit, das ist wichtig!“, beantwortete er die Frage mit seinem Bauchgefühl.

„Das hoffe ich“ hauchte da der Jüngere und sah auf seine Hände, die nervös an seinem Shirt zwirbelten. „Wir haben so oft über Kinder gesprochen und das mit Christine war meine Idee, da dachte ich… es wären gleich alle Gefühle da.“ Ihm wurde ein Arm um die Schultern gelegt.

„Gefühle können sich immer nur entwickeln. Bei einer werdenden Mutter in der Schwangerschaft, bei einem Vater der ihr beisteht. In einer Beziehung zu Beginn des Kennenlernen und so weiter. Du kannst sie nicht anschalten wie einen Lichtschalter oder umgekehrt.“

„Da hast du wohl recht.“ John lehnte den Kopf auf die Schulter seines Vaters. „Außerdem ist sie süß, da sollte es doch nicht so schwer werden.“

„Am besten lernst du sie einfach kennen. So wie ich dich kenne, wird sie dein Herz spätestens erobern, wenn sie dich umarmt, weil sie dich liebt!“, kicherte der Ältere und sah lächelnd zu seinem Sohn.

„Ich hoffe es!“ gestand ihm dieser.

„Und wenn nicht...“ Ewan hielt Johns Schultern fest. „Dann geht dadurch nicht die Welt unter. Es wäre ein völlig menschlicher Wesenszug. Du magst sie und beschützt sie, das ist genau so wichtig!“ Dem Händler wurde ein melancholisches Lächeln geschenkt.

„Ich bin echt froh, dass du hier bist.“

„Vielleicht magst du mir ja deinen neuen Babyflitzer zeigen, während dein Mann noch beschäftigt ist.“, wechselte Ewan nun belustigt das Thema.

Grinsend kräuselte John die Nase. „Ist nicht so ansehnlich, wie mein Sportwagen!“

„Aber den kannst du ja auch behalten!“, erwiderte sein Vater zwinkernd.

„Ich hätte ihn auch nicht aufgegeben!“

„Dann hast du ja bestimmt nichts dagegen, ihn mir mal zu leihen!“, grinste Ewan und boxte ihm leicht in die Seite.

„Nur, wenn du ihn heil wieder bringst!“ lachte sein Sohn.
 

Einige Wochen später waren Holmes und Watson endlich wieder allein, zumindest fast, denn Christine hielt sie gut auf trab, denn sie war äußerst lebhaft. Doch an diesem Tag versuchte Holmes sie ruhig zu halten, denn er wollte mit seinem Liebsten sprechen. Jener war gerade von der Arbeit gekommen und lag nun ermattet auf der Couch. „Will sie heute wieder viel Aufmerksamkeit?“

„Oh nein, sie ist ganz lieb!“, erklärte Holmes und setzte sich zu ihm, wo Christine auch ganz ruhig auf seinen Armen blieb.

Wie beiläufig hob der Arzt die Hand und strich ihr über die Wange. „Schön.“ Das schien ihr zu gefallen und sie drängelte sich näher gegen seine Finger.

„Du siehst erschöpft aus!“

„Bin ich.“ John nahm das Kind an, als es ihm gereicht wurde und hielt es gekonnt fest. „Ich würde dir ja erzählen, was war, aber die Wörter, die ich für meine Kollegen benutzen müsste sind nichts für Babyohren.“

Glücklich kuschelte sich Christine an und schloss die Augen.

„Der Job tut dir nicht gut.“, stellte Holmes daraufhin fest.

Watson seufzte schwer. „Es ist ein guter Job und die Arbeitszeiten sind ideal, wenn man eine Familie hat. Bei Scottland Yard musste ich 24 Stunden am Tag abrufbar sein.“

„Aber er macht dir keinen Spaß und du bist nicht glücklich.“, erklärte der Detektiv seine Beobachtung. Blaue Augen sahen ihn da fast erleichtert an.

„Ist das sehr offensichtlich?“

„Seit du bei deinem Vorstellungsgespräch warst.“, erklärte Holmes und küsste Watson sanft. „Ich hatte gehofft, dass du von selbst zu mir kommst und mit mir sprichst. Aber ich war ja auch nicht immer leicht. Daher dachte ich, dass ich es jetzt anspreche.“

„Der Job ist fürchterlich eintönig“ gestand der Blonde da leise. „Ich bin aber auch niemand, der immer zu Hause sitzen kann.“

„Das ist mir klar!“, lächelte Holmes und streichelte über das Köpfchen seiner Tochter. Die Kleine gurgelte und sabberte so gegen Johns Hals.

„Tja… was soll man machen.“

„Du könntest kündigen...“, schlug der Schwarzhaarige mit glitzernden Augen vor. „...und mein gleichberechtigter Partner werden... Ich hätte alles, was du willst und brauchst um weiterhin Pathologe zu sein.“, gestand er schließlich.

„Was?“ Verwundert sah der Blonde ihn an. „Hast du irgendwelche Pläne von denen ich nichts weiß?“

„Ein Vorschlag... Eine Bitte... Eine Idee...“, sprach Holmes sanft. „Als ich sah, wie schlecht es dir in deinem Job geht, habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Wenn du ja sagst, habe ich sogar ein Haus gefunden, in dessen Keller ganz schnell einige Räume für eine Pathologie hergerichtet werden können. Im Erdgeschoss könnten wir Büros einrichten, darüber noch ein Labor und unter dem Dach hätte ein Kinderzimmer platz. Dann brauchen wir Christine nicht bei jemand lassen, wenn wir länger arbeiten müssen. Sie könnte dann dort schlafen und wir nehmen sie nachts mit nach Hause...“ Immer noch ganz verdattert musterte der Arzt ihn.

„Du willst selbstständig werden?“

„Ich kann das, ich hab das früher schon getan!“, verteidigte er sich sofort. „Und es würde dir gefallen, denn du wärst völlig frei und könntest dich entfalten.“

„Schatz!“ John lehnte sich gegen ihn. „Ich finde, dass klingt alles nach einer sehr guten und durchdachten Idee.“ Er wurde vorsichtig betrachtet.

„Findest du wirklich?“

Sein Liebster nickte und lächelte. „Das klingt nach einer Idee, der man nachgehen sollte.“ Er wurde geküsst, als Holmes zu strahlen begann.

„Dann kündigst du gleich morgen?!“

„Noch besser“ erklärte sein Freund. „Ich rufe gleich meinen Chef an und schicke die Kündigung dann per Mail!“

„Und ich werde gleich den Vertrag für das Haus unterschreiben gehen und gebe den Keller in Auftrag!“, bestimmte Holmes und sprang auf.

„Gut, bringst du Essen mit, oder soll ich etwas kochen?

„Ich werde euch etwas gutes bringen lassen!“, versprach er, küsste Watson noch einmal bevor er aus dem Haus verschwand.

John brachte Christine da erst einmal in ihr Bettchen, um sich selbst einen Augenblick hinzulegen. Wahrscheinlich würde er auch erst am nächsten Tag begreifen, was Holmes da eigentlich plante.
 

Die nächsten drei Wochen verbrachten sie damit, das von Holmes gekaufte Haus ihren Wünschen entsprechend herzurichten und Watson bekam eine Pathologie, die ihres gleichen suchte. Das eigentliche Startkapitel hatte Holmes selbst finanziert. Sein Name hatte ihm nämlich sämtliche Türen bei jeglichen Banken geöffnet. Aber sie hatten auch vieles gemeinsam gezahlt, da es ihre Detektei wurde. Die Genehmigungen für das Recht, Tote zu obduzieren, hatte Holmes über den Namen Watson und mit Elisabeth Hilfe bekommen, sowie die schnelle Abwicklung der Formalitäten um die Detektei schließlich zu eröffnen.

Danach konnten sie sich vor Aufträgen kaum retten. Doch Holmes war wie schon zu seiner Zeit im 19. Jahrhundert sehr wählerisch und nahm nur die kompliziertesten Fälle an. Diese brachten dann aber auch genug Geld ein, dass sie bereits nach drei weiteren Monaten später, nicht mehr vom Vermögen der Watsons leben mussten, sondern die Kredite und ihr gutes Leben von den Einnahmen bezahlen konnte.

Dann aber kam ein Fall, den Holmes nur schweren Herzens angenommen hatte. Natürlich hatte er bemerkt, dass sein Liebster nicht so gut mit Christine zurecht kam, wie die Ausführungen mit dem er mit dem Säugling umging eigentlich zeigten. Das war auch der Grund, warum er dafür sorgte, dass John nachts nicht von ihr belästigt wurde, sondern Holmes selbst bei jedem Weinen aufstand und so oft Nächte lang nicht schlief, oder neben der Wiege im Kinderzimmer auf einem Stuhl einnickte.

Dieser Fall aber würde ihn einige Tage von zu Hause fort bringen und so setzte er sich seufzend zu Watson. „Ich muss dir etwas sagen...“

Der Blonde schloss die Geschirrspülmaschine und stellte diese an, bevor er sich seinem Mann zu drehte. „Was gibt es denn?“

„Es gibt einen neuen Fall...“

Erleichtert lächelte John ihn da an. „Na das wurde auch Zeit, du wurdest schließlich langsam nervös!“

Holmes, der seine Tochter spielerisch auf seinen Armen wippte seufzte erneut. „Ich werde ein paar Tage weg müssen...“

„Oh.“ Der Arzt trat neben ihn und presste seine Stirn gegen die des Detektivs. „Wann musst du weg?“

„In ein paar Stunden, mein Flugzeug geht um 18 Uhr.“, erklärte Holmes und schloss die Augen.

Der Blonde rieb ihre Nasen zusammen. „Hast du schon gepackt?“

„Noch nicht. Ich wollte vorher mit dir abklären, ob ich dich mit Christine allein lassen soll. Sie ist ja im Augenblick so unruhig.“, erklärte der Detektiv.

„Darum musst du dir nun wirklich keine Sorgen machen. Ich komme schon mit ihr klar.“

„Wirklich?“, fragte Holmes vorsichtig und küsste Watson zärtlich.

„Natürlich.“ Der Arzt grinste. „Warum sollte es nicht klappen?“

„Hätte ja sein können, dass du noch nicht mit ihr allein sein willst.“, erklärte Holmes kurz und wechselte das Thema. „Ich werde nach Spanien fliegen und vermutlich in ein paar Tagen schon zurück sein. Das Königspaar hat mich höchst persönlich heute um Hilfe gebeten.

John kicherte. „Dann stehst du demnächst wieder in der Klatschpresse?“ Ihm wurde verspielt die Zunge heraus gestreckt.

„Vermiss mich nur nicht so doll!“

Grinsend wurde nach seiner Zunge geschnappt. „Wie sollte ich? Wenn du weg bist habe ich endlich mal Zeit meinen Liebhaber hier her einzuladen!“

Nun blitzte Eifersucht und Versagen in grauen Augen auf. „Seit wann?“ Entschuldigend wurde er da geküsst.

„Das war ein Scherz!“

Holmes seufzte erleichtert, doch weiter kam er nicht, da sich nun Christine meldete und quakte. Vorsichtig strich Watson ihr über den Kopf. „Was hat sie denn?“

„Sie sieht und fühlt uns beide. Ich gehe davon aus, dass sie jetzt auch unsere Aufmerksamkeit will.“, grinste Holmes und küsste sein Töchterchen.

„Na dann begnügt sie sich die nächsten Tage hoffentlich mit mir.“

„Ganz bestimmt!“, war er weiter guter Hoffnung und reichte Christine an seinen Freund. „Kommt ihr mit? Dann kann ich packen.“

„Aber natürlich.“ Watson schob die Kleine so zu Recht, dass sie ihren Kopf auf seine Schulter lehnen konnte. „Sollen wir dich auch zum Flughafen bringen?“

„Das fände ich klasse!“, gab Holmes zu und marschierte vor.
 

Einige Stunden später kehrten John und Christine alleine in ihr Haus zurück. „So Süße, jetzt ist dein Daddy weg.“ Seine Worte nicht verstehend, begann sie ihr Gesicht zu verziehen, weil sie Schmerzen hatte. „Huch.“ Ihr Adoptivvater begann sie in seinen Armen zu wippen. „Was ist den plötzlich mit dir los?“ Die Bewegungen taten ihr gut und sie entspannte sich wieder etwas. Doch ganz beruhigen tat sie sich nicht.

Nachdem sie Stunden lang durchgehend quengelte, hatte John den Kinderarzt kontaktiert, nur um die Diagnose Kolik zu hören und dann mit einem schreienden Kind allein zu sein. Christine wechselte sich zwischen Wimmern und Schreien ab, während sie von Watson gehalten wurde und krallte sich mit ihren kleinen Händchen dabei an ihm fest. Jener bemühte sich, sie zu beruhigen, während er das Internet nach Hilfe durchsuchte, nur um Tipps zu finden, die allesamt nicht bei Christin anschlugen. Sein T-Shirt war inzwischen von ihren Tränen und dem Sabber durchnässt und es war deutlich, dass der Säugling übermüdet war, doch beruhigen tat er sich nicht.

„Nun komm schon Schätzchen. Das kannst du mir doch nicht antun“ maulte John und trug sie durch die Wohnung. „Wir beide wollen doch, dass wir die nächsten Tage heil überstehen.“ Kaum begann er zu sprechen, hörte das Schreien auf und Christine wimmerte, als sie ihn mit ihren großen hübschen Augen ansah.

„Hey, so ist gut, jetzt musst du nur noch schlafen.“ Er wurde selbst wieder ruhig und wiegte sie nur noch sanft. Aber genau an dem Punkt, als er aufhörte zu sprechen, wurde sie wieder laut. Frustriert stöhnte John. „Tu mir das nicht an!“ Und wie auf Knopfdruck wurde sie wieder leiser, nur ein Pups übertönte das Wimmern.

„Boah! Eine Lady sollte nicht so stinken, Spätzchen!“

Auch wenn durch ihre gekrümmte Haltung deutlich war, dass sie weiterhin Bauchschmerzen hatte, begann Christine nicht wieder zu Schreien, sondern kicherte sogar, solange John sprach.

Jener sah sie nun fest an. „Du stehst also auf meine Stimme? Na dann hoffe ich mal, dass ich nicht heiser bin, wenn dein Daddy wiederkommt.“ Es schien fast, als währe Christine glücklich, als sie wieder pupste und ihm entgegensah. In kreisenden Bewegungen wurde ihr da der Bauch gestreichelt. „So, worüber wollen wir beiden uns unterhalten? Irgendwelche Vorschläge? Nein? Na so geht das ja nicht, eine gute Konversation sollte nie einseitig sein.“ Sie kicherte sogar und entspannte sich etwas bei der sanften Massage.

„Ach, dass findest du nicht? Na gut, dann werde ich dich wohl unterhalten müssen…“ Und er begann zu erzählen, über alles, was ihm gerade so in den Sinn kam. Noch eine Weile später meldete sich Jane, die ein Telefonat ankündigte.

„Wer ist es?“

„Mr. Holmes.“, erklärte sie ruhig.

„Ich habe keine Ahnung wo er das Telefon vergraben hat, also schallt ihn einfach auf Lautsprecher.“

„Hallo? John?“, erklang es kurz darauf.

„Hi Schatz! Bist du schon gelandet?“

Holmes lachte. „Schon vor einer ganzen Weile. Ich richte mich gerade ein. Meine Zimmer sind riesig!“

„Du wirst es dir schon gemütlich machen, leer deine Tasche einfach komplett über den Fußboden aus!“ erklärte der Arzt lachend und wippte Christin auf seinem Schoß herum.

„Hab ich schon, doch es ist noch immer so viel Boden übrig!“, lachte Holmes mit.

John kicherte. „Vielleicht geht es dir besser, wenn das erste Zimmermädchen einen Nervenzusammenbruch bekommen hat.“ Während er sprach, kuschelte sich Christin an ihn, pupste hin und wieder und gähnte.

„Vielleicht sollte ich damit anfangen, die Schränke auszuräumen...“

„Das solltest du vielleicht…boah…“ John versuchte mit der Hand den Gestank weg zu wedeln.

„Was ist?“, fragte Holmes sofort nach.

„Deine Tochter versucht mich zu vergasen!“

„Was?“, fragte er weiter verdutzt.

„Sie hat Blähungen!“

„Oh, mein armes kleines Schätzchen!“, säuselte Holmes durchs Telefon zu seiner Tochter, die nun quiekte.

„Hey! Wenn hier einer bemitleidet werden sollte, dann ja wohl ich, schließlich leide ich am meisten darunter!“ Ein lautes Pupsen erklang. „Ja, genau das meine ich!“ Zuerst lachte Holmes allein, bis Christine mit einstimmte.

„Ja was? Werde ich hier etwa ausgelacht?“

„Niemals!“, versicherte Holmes kichernd.

„Das wäre ja auch noch schöner und du?“ Er kitzelte Christine am Bauch. Sie lachte und pupte noch lauter.

„Ja, was macht ihr denn da?“

„Sie testet aus, was lauter ist, furzen oder lachen.“

„Ihr habt also Spaß, das ist schön!“

Sein Liebster kicherte. „Nun, zumindest einer von uns scheint den zu haben.“

„Dann melde ich mich also morgen wieder und ihr macht euch einen schönen Abend?!“

„Klingt nach einem Plan.“ Christine wurde angestupst. „Sag auf wiedersehen zu deinem Daddy!“ Das Anstupsen behagte ihrem Bauch gar nicht und sie verzog eher wieder das Gesicht.

„Shh, shhh! Nicht wieder weinen.“

„Was? Weinen? Wieder?“, hakte da der Vater panisch nach.

„Keine Sorge, sie ist nur etwas quengelig. Erledige du nur in Ruhe deinen Fall, wir kommen hier schon klar. Vergiss aber nicht die Sonnencreme, damit dich die spanische Sonne nicht verbrennt.“

„Ich bin bald zurück, meine kleine Prinzessin!“, versprach Holmes und wand sich noch einmal an Watson. „Mach ich, John, versprochen. Ich liebe und vermisse dich jetzt schon! Bis morgen!“

„Bis morgen!“ kaum war aufgelegt sackte John auf der Couch zusammen und hielt Christine über sich. „Jetzt sind wir wieder allein, du kleines Stinkmonster!“

Wie um diese Aussage zu bestätigen, pupste die Kleine erneut und lachte herzhaft. Es gefiel ihr, die Stimme des Arztes zu hören und bei ihm zu sein. Aber vor allem, dass er sich mit ihr beschäftigte. Grinsend ließ sie jener nun etwas hin und her fliegen. „Magst du das?“

„Ohhh...“, gab Christine einen Babylaut von sich und sah sich begeistert um.

Wie es in den Elternbüchern empfohlen wurde wiederholte John ihren Laut. „Ohhh! Hast du Spaß da oben?“

„Ohhh!!!“, wiederholte auch das Baby und breitete ihre Arme aus.

„Air Christine setzt zur Landung an! Schließen sie ihre Sicherheitsgurte und klappen sie die Tische hoch!“ John senkte sie ab, nur um die Arme schnell wieder durch zu strecken. „Oh nein, wir müssen durch starten und jetzt kommen Turbulenzen!“ Er ließ sie in seinen Händen wackeln. Sie lachte und gab weiter Babylaute von sich.

„Wir stürzen ab! Wir stürzen ab!“ John ließ sie trudeln, bis sie auf seiner Brust ‚landete’. Kurz vorher quiekte Christine laut und hielt sich dann an seiner Brust fest. “Ahhh!“

„Notausstiege öffnen!“ Er kitzelte ihre Seiten. „Verlassen sie nun geordnet das Flugzeug und beehren sie uns bald wieder!“ Lachend hielt sich Christine fest und wand sich, bis er aufhörte zu kitzeln. Dann riss sie ihren Mund groß auf und gähnte.

„Ja, was haben wir denn da? Wird da endlich jemand müde?“ Sanft wurde ihr über den Rücken gestrichen. „Schlaf du nur schön, dann geht es dir morgen wieder gut.“

Zufrieden schmatzte sie mit ihrem zahnlosen Mündchen und kuschelte sich glücklich an. „Huuu...“ Damit sie ja nicht wieder anfing zu schreien begann John zu summen, dabei streichelte er sie weiter, in der Hoffnung, dass sie einschlafen würde und das geschah schließlich auch einige Minuten später von einer Sekunde auf die andere. Erleichtert schloss auch der Blonde die Augen, was durch ein lautes Pup untermalt wurde.

Mehr als zwei Stunden Schlaf bekamen sie beide nicht, da das Geschreie nicht lange abzustellen war. Über längere Zeit war Christine nur ruhig zu stellen, wenn Watson mit ihr sprach und das nonstop. Doch es wurde mit der Zeit besser und es reichte schließlich aus, dass sie einfach nur Kontakt mit Watson hatte. Dennoch war es für beide eine äußerst anstrengende Zeit, weshalb sie, einige Tage später, erschöpft im Schaukelstuhl von Christines Zimmer saßen, mit jener an Johns Brust gekuschelt, und immer wieder einnickten.

Da schlich sich aber eine zweite Gestalt ins Zimmer und beobachtete sie einige Momente glücklich und zufrieden, bis ein lautes Pupsen erklang. Ein Kichern erklang und Holmes trat näher. „Haben wir hier etwa einen kleinen Stinker?“

„Hm?“ Watson blinzelte und erwachte aus seinem dahindämmernden zustand. „Oh, du bist schon wieder da?“

„Schon ein paar Minuten!“, flüsterte Holmes, um Christine nicht zu wecken und kam näher.

„Lief alles gut?“ wurde es genauso leise erwidert, auch wenn die Erschöpfung deutlich in Johns Stimme mitschwang.

„Alles ist gut!“ Holmes küsste seinen Liebsten und strich seiner Tochter über das Köpfchen. „Du siehst müde aus. Soll ich sie ins Bett legen, dann kannst du ins Bett!“

„Bett? Das klingt so unglaublich verlockend.“

Schmunzelnd wollte Holmes seine Tochter auf die Arme nehmen. „Dann komm, bringen wir euch ins Bett!“ Vorsichtig wurde ihm das Kind gereicht.

„Weck sie nur nicht, es war so schwer sie zum schlafen zu bekommen.“

Etwas besorgtes schlich sich in die Augen des Vaters und er brachte seine Tochter ins Bett. Zärtlich deckte er sie zu und kam dann zurück zu seinem Freund um ihn in seine Arme zu ziehen. „Und jetzt du!“

Schwerfällig ließ John sich hochziehen. „Uff…“ Er wurde mehr in ihr Schlafzimmer getragen, als das er selbst lief und dort half Holmes ihm beim ausziehen und hinlegen.

„Schlaf dich nur aus, mein Schatz!“

„Noch glaube ich nicht dran…“ murmelte der Blonde und gähnte. Watson bekam einen Kuss und wurde zugedeckt.

„Träum was schönes!“

John murmelte etwas Unverständliches und schlief sofort ein. Holmes kuschelte sich zu ihm und streichelte ihn, als er auch begann zu schlummern.

Lange bekamen sie keine Ruhe, bevor das Babyphone Alarm schlug. Sofort setzte sich Holmes auf und ging ins Kinderzimmer um Christine auf die Arme zu nehmen und sie zu beruhigen. Die stockte zwar kurz, als sie merkte wer sie da hoch hob, stellte aber nur Sekunden später fest, dass das nicht die Person war, die sie wollte. So versuchte sie Holmes weiter zu beruhigen und erklärte ihr ganz nebenbei, dass sie Watson doch schlafen lassen sollte. Doch gerade das schien nicht nach ihrem Sinn zu sein, da sie noch lauter wurde, bis endlich schlürfende Schritte im Flur erklangen.

„…Will sie nicht?“

Entschuldigend wurde Watson angesehen, während Christine bereits ruhiger wurde, nachdem sie die gewünschte Stimme gehört hatte. „Ich weiß nicht, was sie hat...“

„Sie hat eine Kolik“ erklärte John müde und reckte sich. „Sie hat die letzten Tage nur geschrien und nie mehr als zwei Stunden am Stück geschlafen.“

„Jetzt weiß ich, warum du so fertig bist.“, stellte Holmes fest und wurde von einem Furz seiner Tochter fast umgehauen. Sein Liebster kicherte heiser.

„Das kommt noch dazu.“

Zärtlich strich Holmes über Christines Köpfchen. „Aber mein Engelchen... Wir sind doch bei dir.!“ Da sie wieder die falsche Stimme ansprach verzog das Mädchen das Gesicht und brüllte los. Holmes sah Hilflos zu seinem Liebsten. „Was kann ich denn jetzt machen??“

„Rede mit ihr, dass war das Einzige, was sie ruhig gestellt hat.“ Kaum das Watson wieder sprach, wurde Christine wieder leiser. Doch als es der Detektiv versuchte gefiel ihr das nicht. Da trat der Arzt nun vollständig neben sie. „Na komm, Süße. Halt doch endlich mal deinen kleinen Schnabel.“

„Ohhh!!!“, verlangte sie, nachdem sie abrupt aufhörte zu schreien und streckte John die Arme entgegen. Jener ergriff unschlüssig ihre Händchen.

„Ohhh?“

Hätte Holmes sie nicht gehalten, währe sie ihm direkt entgegen gesprungen. „Ohh!!!“

„Man bräuchte jetzt wirklich einen Babyübersetzer“ grinste John und schwang ihre Hände hin und her.

„Wenigstens weint sie nicht mehr!“, seufzte Holmes zufrieden und kam ihm näher um ihn zu küssen. Gerne ließ der Arzt das auch geschehen, leider zogen sie damit Christines Eifersucht auf sich. Deshalb krallte sie ihre kleinen Hände in die von Watson, streckte sich ihm weiter entgegen und wiederholte das Geräusch mit Nachdruck. Ihr zweiter Vater verzog das Gesicht, da ihre Fingernägel scharf waren und löste sich, wenn auch ungern, von Holmes.

„Das ist aber nicht nett.“

Schon begann sie wieder zu schniefen und hielt sich an beiden Eltern fest.

„Na komm. Beruhig dich jetzt wieder.“ John küsste ihr die kleinen Hände.

„Vielleicht will sie ja in deine Arme.“, stellte Holmes fest und übergab seine Prinzessin. Die nahm sofort ihren Platz an Johns Brust ein.

„So, wolltest du das? Schläfst du dann wenigstens?“

„Ohhh...“, nuschelte Christine und wollte eigentlich wieder fliegen. Doch ein Pups und ein großes Gähnen zeugten von etwas anderem. In einem sanften Rhythmus wog der Blonde sie da hin und her. „Na komm, schlaf endlich.“

„Du machst das toll!“, erklärte Holmes sanft und löste sich von ihnen. „Ich komm gleich wieder!“

„Ist gut.“ Mit Christine setzte John sich wieder in den Schaukelstuhl. „So, bei welchem Märchen waren wir stehen geblieben? …“ Glücklich schmuste sie sich an und war schon lange wieder eingeschlafen, als Holmes mit Tüchern, einer Schüssel mit dampfendem Wasser und Kräutern zurück kam. Sein Liebster hielt sich einen Finger gegen die Lippen, um ihn anzudeuten, ruhig zu sein. Er nickte und begann am Wickeltisch mit seinen mitgebrachten Utensilien zu arbeiten. Bereits ein paar Minuten später kam er mit einem vorbereiteten Kräuterwickel zurück.

„Das half in meiner Zeit gegen Blähungen.“, flüsterte er dabei. „Es ist sehr warm und daher angenehm für sie. Außerdem haben die Kräuter gute Wirkungen auf den Darm.“ Sein Liebster nickte und flüsterte:

„Dann schläft sie vielleicht durch.“

Holmes nickte und nahm seine schlafende Prinzessin an sich um ihr den Kräuterwickel umzulegen. Dabei war er so behutsam, dass sie weiter schlief. Sein Freund beobachtete ihn dabei so aufmerksam, wie man es mit Schlafentzug konnte. Schließlich legte Holmes Christine in ihr Bettchen und kam zu Watson. „Und jetzt stecken wir dich ins Bett!“ Müde streckte ihm jener die Arme entgegen und er wurde dann wieder ins Bett gebracht.
 

Es waren12 Stunden Schlaf von Nöten, um Watson wieder völlig auf die Beine zu bringen, doch als alle wieder fit und gesund waren schien eine positive Veränderung durch die Familie gegangen zu sein. Diese Veränderungen besah Holmes zufrieden und er hoffte, dass sie bleiben würden. Daher strahlte er von innen heraus, als er am Nachmittag im Park mit seinen beiden Liebsten spazierte und immer wieder Seitenblicke zu Watson warf. Jener schob den Kinderwagen, erwiderte die Blicke seines Liebsten, aber immer wieder mit einem Lächeln.

„Der Tag ist sehr warm und schön...“, begann Holmes da irgendwann, belangloses von sich zu geben. „Wollen wir uns nicht ein bisschen auf die Wiese in die Sonne setzens?“

John nickte und drehte den Wagen in die entsprechende Richtung. „Das klingt gut.“

„Du und Christine, ihr steht euch jetzt sehr nahe, ja?“, fragte Holmes nun leise.

Watson lief flammendrot an, hatte er doch trotz allem gehofft, dass dem Anderen seine Schwierigkeiten nicht aufgefallen waren. „…Ja.“

„Das finde ich sehr schön und ich freue mich!“, gab Holmes zu.

„…Du bist nicht böse, weil ich mich so schwer getan habe?“ fragte der Blonde vorsichtig nach.

„Nein, warum? Es ist doch völlig normal, dass erst die Zeit einem zeigen kann, wen man liebt, wen nicht... und ob es überhaupt möglich ist.“, wollte Holmes ihn beruhigen.

„Ich kam mir dabei aber ziemlich mies vor“ gestand ihm da der Arzt.

„Du hast es doch versucht, das habe ich gemerkt, daher bin ich sehr stolz auf dich!“, erklärte Holmes ehrlich. Verlegen schielte John ihn von der Seite an.

„Ich mach mich also nicht mehr so schlecht?“

„Du bist ganz fabelhaft als Vater!“, versicherte er ihm und lächelte.

Der Blonde lachte stolz und griff in den Wagen, um Christin besser zu zudecken. „Hoffentlich sieht sie das als Teenager auch so.“

„Sie liebt dich, über alles!“, erklärte Holmes nun ein bisschen eifersüchtig. Etwas, was seinem Liebsten nicht entging, auch wenn es ihn wunderte.

„Ich bin momentan bloß so etwas wie ein neues Spielzeug, deshalb ist sie so fasziniert.“

„Das denke ich nicht.“, gab der Detektiv zu. „Sie ist ihrer Mutter und mir sehr ähnlich. Daher kann ich dir sagen, wen sie einmal mag, gibt sie nie wieder her!“

Da brach John in leises Gelächter aus. „Heißt das, sie und ihr Daddy haben den gleichen Männergeschmack?“

„So wie es aussieht, ja.“, erwiderte Holmes und lachte mit.

„Na, dann kannst du aber auch nicht meckern, wenn sie ihren ersten Freund mit nach Hause bringt!“ grinste der Blonde vergnügt und sah, wie sich der Detektiv blass an die Brust fasste. Zärtlich wurde ihm da der Arm getätschelt. „Keine Sorge, ein paar Jahre hast du schon noch.“

„Vielleicht auch nicht...“, wechselte Holmes indirekt das Thema und setzte sich mit ihm ins Gras.

„Nicht?“ wunderte John sich und lehnte sich an ihn.

„Ein Freund bedeutet, dass sie auch irgendwann eine eigene Familie gründen wird und... heiratet...“, erklärte sein Freund leise und steckte sich eine Hand in seine Hosentasche.

„Das könnte tatsächlich passieren“ bestätigte der Blonde und hielt das Gesicht in die Sonne.

„Ich finde, wir sollten ihr da ein gutes Beispiel sein...“, nuschelte Holmes und wurde immer angespannter.

„Hm?“ John öffnete ein Auge und sah ihn von der Seite an.

„Aber ich denke, es sollte nicht nur ein Beispiel sein... Viel eher ist es, weil ich es möchte, so wie ich noch nie etwas zuvor gewollt habe...“, nuschelte er schnell weiter. Sein Liebster wandte sich ihm nun wieder völlig zu und sah ihn verwirrt an.

„Holmes?“ Der änderte nun seine Position, indem er vor seinem sitzenden Liebsten niederkniete. Dabei holte er seine Hand aus seiner Jeans.

„Ich ähm...“ Er hörte wie der Blonde überrascht einatmete.

„Du ähm...“, versuchte er es erneut.

„…Ja?“

„Du weißt, dass du mir alles bedeutest?!“, fragte Holmes vorsichtig und nahm eine von Johns Händen. Jener schluckte und nickte dann. „Das bedeutet auch, das ich für immer mit dir zusammen bleiben will!“, erklärte Holmes weiter. Dabei bemerkte er nicht, wie die Hand in seiner zitterte. „Deshalb ist es mir wichtig, dass du weißt, dass ich es ernst mit dir meine und das jeder es wissen und sehen darf.“ Holmes räusperte sich und zeigte seinem Liebsten nun den Inhalt seiner verschlossenen Hand. „John Hamish Watson, möchtest du mich heiraten?“

Auch wenn er mit dem Antrag gerechnet hatte klappte John der Mund auf und er starrte seinen Liebsten überrumpelt an. „Ich…ich…ok…“

Mit leuchtenden Augen nickte Holmes, fragte aber noch einmal nach. „Wirklich?“

Noch immer ziemlich überrumpelt nickte der Blonde. „Ja.“ Da wurde ihm der immens teure Ring über den Finger gestreift und der Detektiv küsste ihn überschwänglich. John brauchte einen Moment, bevor er in den Kuss kicherte und Holmes mit sich ins Gras zog. Dabei kamen ihnen Paparazzi, die ihnen noch immer gern auflauerten sehr nahe und machten begeistert Fotos.

„War das ein offizieller Antrag?“

„Werden sie bald heiraten?“

„Machen sie das für das Kind?“

Der junge Arzt grollte und hielt sich an Holmes fest. „Shit.“ Holmes hielt ihn schützend und sah panisch zu Christine.

„Verschwinden sie, sofort!!!“

Doch das Blitzen ging weiter und ein Kameramann stieß gegen den Kinderwagen und weckte so das Baby auf, welches direkt zu schreien begann.

„Verdammt!“, fluchend stand Holmes auf, stieß die Fotografen weg und nahm Christine an sich um sie zu beruhigen. Gleichzeitig griff er nach Watson. „Komm, wir gehen!“ Fluchtartig verließ die kleine Familie da den Park, dicht gefolgt von den Reportern. Frustriert kümmerte sich Holmes um seine Tochter, als Watson fuhr, nachdem sie im Auto saßen. „Das ist ja ganz fürchterlich!“ Der Blonde tätschelte ihm da das Knie.

„Sicher nicht, wie du es dir vorgestellt hast.“

„Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Vorstellung...“, gab Holmes zu. „Ich hatte viel zu sehr Angst, dass du ablehnst! Aber... diese Reporter... Schrecklich!!!“

„Ich hatte gehofft, dass sie endlich Ruhe gegeben hätten.“ John bemühte sich einen Umweg zu fahren, damit niemand direkt folgte. „Haben sie Christine sehr erschreckt?“

„Sie hätten sie fast aus dem Kinderwagen geschmissen!“, beschwerte sich der Detektiv und hielt sie zärtlich in seinen Armen. Ihr Adoptivvater nahm eine Hand vom Lenkrad und strich über ihren Rücken.

„Ist sie ok?“

„Sie hat sich nur erschreckt, denke ich...“, erklärte Holmes. Erleichtert atmete sein Verlobter aus.

„Wie gut.“

„Wir könnten ja zu deiner Mutter fahren und uns dort ein paar Tage entspannen. Dann kann ich dir auch die Geschichte deines Rings näher bringen.“, schlug Holmes nun vor.

Johns blaue Augen wanderten automatisch zu seinem Ringfinger. „Klingt nach einer Idee. Sie würde sich freuen.“

„Sie würde uns was antun, wenn wir ihr nicht als erstes berichten, was heute vorgefallen ist.“, stellte Holmes fest und meinte damit die Verlobung als auch der Unfall mit Christine und den Paparazzi.

John verzog das Gesicht. „Müssen wir ihr was sagen?“

„Sie wird es spätestens morgen aus der Zeitung erfahren...“ Der Detektiv nahm seine Hand und küsste sie. „Oder hast du Angst?“

Unschlüssig zuckte der Blonde die Schultern. „Sie wird völlig durchdrehen.“

„Warum sollte sie? Es gibt doch nichts, was sie noch stören könne...“, überlegte sein Freund laut.

„Wer sagt was von stören?“ John schnaubte. „Die Worte sind noch nicht mal aus unserem Mund, da werden wir von Themen- und Blumenwahl überschwemmt werden.“

„Was?“, fragte Holmes verdattert nach.

„Die Frau war fünf Mal verheiratet! Nicht, weil sie ihr Leben mit diesen Männern verbringen wollte, sondern weil sie das ganze drum herum so liebt!“

Er zuckte die Schultern. „Aber das wird unsere Hochzeit!“

Wieder schnaubte der Arzt. „Ich will sehen, wie du ihr das beibringst.“ Er bekam einen zarte Kuss.

„Dann ist das mein Verlobungsgeschenk an dich!“

Da lief der Blonde plötzlich rot an und sah wieder starr auf die Straße. „Ok…“

„Ich denke, wir sollten ans Meer fahren, sofort!“, bestimmte Holmes nun.

„Wie?… Jetzt?“

„Ja!“, erklärte er. „Wir drei, irgendwo im Nirgendwo. Ich denke, das brauchen wir jetzt!“

„Ok… sag mir bloß, wo du hin willst.“

„Ich bin für die wunderschöne schottische Küste und irgendeinen kleinen Ort den wir da finden.“, stellte Holmes fest und lächelte aufmunternd.

„Ist gut, dann halten wir aber unterwegs bei einem Supermarkt, für mehr Windeln.“

„Machen wir!“, stimmte Holmes zu und beschäftigte Christine, die ihnen nun neugierig zuhörte.

„Dann wird sie ja das erste Mal das Meer sehen. Schade, dass es noch zu kalt zum baden ist.“ John kitzelte die Kleine an den Füßen.

„Sie wird ein anderes Mal schwimmen lernen, nicht wahr, mein Schatz?“ Holmes lachte und seine Tochter stimmte mit ein, als ihr der Bauch geküsst wurde.

Nachdenklich fuhr der Arzt auf die Autobahn. „Sie ist noch nicht zu alt, um sie beim Babyschwimmen anzumelden.“

„Was ist Babyschwimmen?“, hackte Holmes sofort nach. Sein Liebster grinste ihm zu.

„Schwimmunterricht für Babys. Die sind richtige Naturtalente, weil sie noch Erinnerungen ans Fruchtwasser haben.“

Auf halber Strecke mitten ins Nichts hielten sie an einem Supermarkt, da Christine sich in die Windel gemacht hatte. Außerdem plagte sie der Hunger und auch ihren Vätern erging es nicht anders. Auf dem Parkplatz des Geschäftes meldete sich auch Jane bei ihnen, die eine aufgeregte Elisabeth am Telefon ankündigte.

John stöhnte und drückte seinem Liebsten die Kreditkarte in die Hand. „Geh schon mal vor, ich übernehme die Drachentötung!“ Doch zuvor wurde er von Holmes und Christine gedrückt.

„Wir suchen auch was schönes für dich raus, du Held!“

Der Blonde winkte ihnen nach, bevor er sich wieder in seinen Sitz zurück lehnte. „Stell sie durch.“

„John mein Schatz, was ist mir gerade zugetragen worden?!!“, erklang sie sofort.

„Woher soll ich wissen, was du und deine Tratschtanten so bereden?“

„Mir ist neu, dass die London Times eine Tratschtante ist!“, fauchte sie beleidigt zurück. „Ich bekam nämlich gerade einen Anruf mit der Frage, ob ich eine Stellungnahme abgeben wolle.“ Ihr Sohn verzog verärgert das Gesicht.

„Presse ist Presse.“

„Also, was hast du mir zu erzählen?“, konterte Elisabeth tief verletzt.

Blaue Augen sahen auf seinen Ring. „Nichts, was du nicht eh schon weißt.“

Sie runzelte die Stirn und sofort änderte sich ihre Stimme, indem sie fürsorglich wurde. „Du fühlst dich nicht wohl in deiner Haut!“

„Es ist alles bloß etwas neu, also verlier die Fährte wieder, du Bluthund!“

„Du kannst mir ja sagen, wenn du Hilfe bei der Organisation brauchst. Ich kenne mich ja ein bisschen aus.“, stellte Elisabeth fest und zeigte nun eine Seite an sich, die sie nur selten offen legte. „Wenn die Hochzeit nämlich so abläuft, wie du es wirklich möchtest, wirst du dich immer lächelnd daran erinnern!“

Verdutzt starrte John den Lautsprecher an. „Ähm…ok…“

„Dann gewöhn dich mal an deinen neuen Status und lass dich von deinem Verlobten verwöhnen!“, kicherte sie nun. „Ach und ich will ein scharfes Bild von deinem Ring! Die Paparazzibilder sind ganz fürchterlich!“

„Werde ich tun, Mum! Versprochen.“
 

Inzwischen konnte Christine gut krabbeln und entfleuchte ihren Eltern gern um alles in ihrer Umgebung zu erkunden. So auch an diesem besonderen Tag, an dem sie ein blendend weißes Kleidchen trug. Mit Schwung wurde sie vom Boden in Johns Arme gehoben.

„Du sollst dich doch nicht schmutzig machen, sonst hat dein Daddy noch einen Nervenzusammenbruch.“

„Daddy bruch?“, fragte sie gut gelaunt, die ersten Worte bereits nachplappern und ihre Eltern benennen könnend.

„Genau. Er will nämlich, dass seine kleine Prinzessin heute perfekt aussieht.“ Der Blonde kitzelte sie am Bauch und küsste ihre Stirn. Sie lachte und schmuste sich an, als es an der Tür klopfte.

„Bist du soweit?“

Blaue Augen suchten graue. „Sind wir soweit, meine Süße? Ja?“

Der Blick berührte Christine sehr tief und sie nickte unschuldig. „Mama lieb!“

John errötete und hielt ihr eine Hand über den Mund. „Über diese Anrede hatten wir doch gesprochen!“

„...Mama“, nuschelte sie gegen seine Hand und sabberte diese dabei voll.

John seufzte schwer und küsste sie. „Na komm, lass uns deinen Daddy heiraten.“

„Eiraten!“, bestätigte sie und lachte.

„Dann komm.“ Der Blonde festigte den Griff um sie und verließ das Zimmer. Im Flur wartete bereits seine Mutter auf ihn und strahlte über das ganze Gesicht.

„Du siehst umwerfend aus, mein Junge!“

„Ach, das ist bloß der Anzug.“ Unschlüssig grinste ihr Sohn sie an. „Ist der Standesbeamte schon so weit?“

„Alles wartet nur auf euch, John!“ Sie bekam Tränen in die Augen und umarmte Vater und Tochter.

„Dann ist es also so weit?“ fragte jener und man sah nun endlich die Nervosität, die ihn schon seit der Verlobung ergriffen hatte. Deshalb wurde die Umarmung fester.

„Ja, es ist alles fertig!“ Elisabeth sah ihn an und legte den Kopf schief. „Aber wenn du dir nicht sicher bist, solltest du es nicht tun!“, warnte sie auch.

„Ich will ihn und nur ihn, deshalb bin ich doch hier“ erklärte der jüngere und löste sich sanft von ihr.

Ein enttäuschtes und doch auch stolzes Glitzern trat in ihre Augen und sie nickte. „Dann komm, ich bring dich zu ihm!“

„Nun, da wirst du dich mit Christine streiten müssen, nicht wahr Schatz?“ er tippte der Kleinen gegen die Nase. „Sie will mich zum Altar führen oder eher zum Schreibtisch des Beamten.“

„Oh ha, da hab ich ja große Konkurrenz bekommen.“, lachte sie und zwinkerte ihrer Enkelin zu. „Dann bringen wir dich eben zusammen zu deinem Liebsten!“ Ihr Sohn schien abzuwiegen, bevor er nickte.

„Klingt nach einem Kompromiss.“

Und sie hakte sich bei ihm ein. „Find ich auch.“ Dann ging sie los. Als sie dann Holmes vor der Tür des Standesbeamten sahen, bekam John doch weiche Knie.

„Ich halte die Türe auf!“, flüsterte ihm seine Mutter sofort begeistert zu, die das natürlich bemerkte. Dafür wurde ihr ein bitter böser Blick zu geworfen.

„Ich zieh das durch.“

„Ich weiß!“, jammerte sie und wollte Christine an sich nehmen, damit sich das zukünftige Ehepaar endlich begrüßen konnte. Nur zu gerne, wurde ihr ihre Enkeltochter gereicht, bevor sich das Paar gegenüber trat.

„Du siehst gut aus.“

„Du auch!“, hauchte Holmes verliebt und küsste ihn. Sie trugen die selben seidenen Anzüge und der Detektiv hatte sich nicht nur die Haare geschnitten und gekämmt, sondern sich auch sonst sehr gut zurecht gemacht. Verlegen lächelnd musterte der Blonde ihn.

„So wie du dich herausgeputzt hast, könnte man meinen, es wäre ein besonderer Anlass.“

„Ich wollte die Liebe meines Lebens heiraten!“, säuselte Holmes und hatte ebenfalls kalte Füße. „Aber vielleicht kannst du mich ja eines besseren belehren...“, versuchte er mit zu scherzen.

John entwich ein leises Lachen. „Mum sagt, sie hält die Tür auf…“ Sein Verlobter schenkte besagter Mum einen Seitenblick, bevor er Watson anlächelte.

„Das sieht ihr ähnlich!“

Da wurden Holmes Hände fest ergriffen. „Na komm, wir haben einen Termin.“

Bevor sie den Raum aber betreten konnten, hörten sie ihre Tochter nach ihrem Vater rufen. Als sie sich ihr zuwandten konnten sie auch sehen, wie die Kleine in Elisabeths Armen strampelte.

Holmes sah grinsend zu seinem Liebsten. „Sie will dich auch heiraten!“

„Na, dann sollten wir es ihr erlauben, oder?“

Glücklich sammelten sich Tränen in Holmes Augen und er küsste John überschwänglich. „Ja, das sollten wir.“ Also wurde das Kind auf die Arme des Vaters gehoben, bevor sie zusammen das Zimmer des Standesbeamten betraten. Der war sehr stolz darauf, Watson und Holmes offiziell verheiraten zu dürfen und war daher nicht weniger nervös wie die beiden Herrn selbst. Dennoch hieß er sie willkommen und deutete ihnen ihre Plätze. Kaum saßen sie begann der Beamte zu sprechen und all die Nervosität und Sorge waren verflogen.
 

Als sie das Gebäude verließen, war es nicht zu verhindern, dass ihnen ein paar wenige Reporter auflauerten, aber Elisabeth hatte ihren Namen eingesetzt und die meisten fernhalten können. Aber es waren auch die wenigen Freunde von John gekommen, die sie mit Reis und liebevollen Worten erwarteten. Das frisch getraute Paar strahlte ihnen allen entgegen, während Christine versuchte Reis und Blütenblätter aufzufangen und sich in den Mund zu stecken, denn das war die letzte Zeit schon ihre Lieblingsbeschäftigung gewesen, sich alles in den Mund zu schieben. Lachend wurde ihr das immer wieder verwehrt, während sich die Familie zu ihrem Auto vorschlug.

„Wehe ich sehe Fotos von meiner Tochter in der Zeitung!“ ließ John den Reportern noch als Drohung da. Da wurde ihm von einem der jüngeren Fotografen ein flirtendes Augenzwinkern zugeworfen.

„Ihre Tochter wird nicht veröffentlicht, Mr. Holmes!“

Der Blonde grinste ihm zu. „Netter Versuch raus zu bekommen, wie wir das mit den Nachnamen geregelt haben!“

„Ein Versuch war es wert!“, lachte er zurück und zwinkerte erneut, als sich Holmes grimmig dazwischen schob.

„Alles weitere werden sie aus unserer Presseerklärung erfahren!“

John winkte den Fotographen noch einmal und stieg dann in ihr Auto.
 

Die Sonne strahlte auf das glasklare Meer, den weißen Strand und das glücklich verheiratete Ehepaar hinab. Sie waren in ihren paar Tagen Flitterwochen, die sie sich gönnten zu den Seychellen aufgebrochen, um genau zu sein auf die La Digue. Jeder Wunsch wurde ihnen im Hotel von den Augen abgelesen, doch die meiste Zeit verbrachten sie im, am oder unter Wasser.

„So sollte das Leben immer sein“ gurrte da der blonde Ehemann.

„Absolut tödlich für jegliche Denkansprüche...“, stellte Holmes daraufhin fest und er vermisste Christine sehr, die sie bei der Oma gelassen hatten.

„Du denkst manchmal einfach zu viel“ hauchte der Arzt und genoss die warme Sonne.

„Ich kann nicht anders!“, erklärte sein Ehegatte und seufzte, als er Johns Rücken begann zu kraulen.

„Das hier sind unsere Flitterwochen, also entspann dich einfach.“ Der Blonde begann zu schnurren. „Oder noch besser, mach das weiter.“ Holmes tat, worum er bat und verwöhnte ihn weiter.

„Weißt du, was man in den Flitterwochen noch machen kann...?“, hauchte er ganz beiläufig.

„Rhythmische Bettgymnastik?“ fragte sein Ehemann anrüchig grinsend.

Er grinste und massierte jetzt Johns Hintern. „Oh ja, das gehört dazu...!“

„Mh! Hier am Strand?“

Auch wenn seine Finger nun noch tiefer wanderten, weil sie hier am Strand völlig allein waren und niemand kommen würde, solange man niemanden rief, schüttelte Holmes den Kopf. „Leider nicht...“ Er leckte sich über die Lippen und folgte dann mit diesen seinen Fingern.

Ein wohliges Wimmern entwich der Kehle des Arztes. „Das ist gemein, wo du dich doch so gut machst mich hier zu verführen!“

„Ich will ein Kind von dir!“, erklärte Holmes seinen Gedanken, nur Sekundenbruchteile, bevor seine Finger den Hoden und seine Zunge Johns Innerstes eroberten.
 

Nervös ließ John Watson die Sohle seines rechten Schuhs immer wieder gegen die Fließen klacken und sah in einem 30 Sekunden Takt zwischen der Uhr, die im Wartezimmer seines Arztes hing und seiner eigenen Armbanduhr hin und her. Zärtlich wurde da seine Hand ergriffen und gestreichelt. „Es wird alles gut!“, versprach sein Detektiv.

„Das sagst du so leicht“ grummelte sein Ehemann, von nun fast einem Jahr. „Dir schieben sie gleich keine Spritze durch den Bauchnabel!“

Holmes wurde noch zärtlicher. „Wenn du Angst hast... Ich kann auch für uns....“

Ein Lachen platzte aus dem Blonden hervor, das unterschwellig auch ein wenig hysterisch klang. „Deine Stimmungen können so schon schlimm genug sein, da will ich dich nicht vollgepumpt mit Hormonen sehen!“ Das beleidigte Holmes zwar ein wenig, doch er zog John näher und hielt ihn fest.

„Danke, ich liebe dich auch! Aber nur weil du nervös bist, kommen wir nicht schneller an die Reihe.“ Sein Liebster lehnte sich seufzend an ihn.

„Wir könnten die Krankenschwester bestechen.“

Doch er sollte nicht länger warten müssen, denn als sein Satz gerade beendet war, kam eine Schwester ins Wartezimmer und lächelte sie an. „Der Arzt ist jetzt bereit für sie, Dr.“

Nervös stand John sofort auf. „Ist gut.“ Er ergriff Holmes Hand und zog diesen mit sich hinter der Schwester her. Im Behandlungszimmer wartete bereits ein Arzt auf sie und begrüßte sie freundlich, nachdem er sich mit dem Namen Lentos vorgestellt hatte. Doch nicht mal sein wohlgeformter Hintern konnte John die Panik nehmen, die ihn ergriff, als er auf dem Behandlungstisch saß.

„Sollen wir noch einmal alles besprechen?“, wurde er daher von dem Facharzt gefragt.

Der blonde Schopf wurde geschüttelt. „Ich weiß, worauf ich mich einlasse.“ Da hielt ihm der Arzt eine Tablette und ein Glas Wasser entgegen, als er ihm einen Sender an den Hals setzte.

„Sie sollten trotzdem etwas zur Beruhigung nehmen.“

Nur widerwillig wurde beides angenommen. „Ist ja gut.“ Holmes streichelte John dabei zärtlich und wollte für ihn da sein. Jener ergriff seine Hand eisern und suchte seinen Blick. Da wurde John mit unglaublich viel Liebe geküsst.

„Es wird alles gut!“, versprach Holmes dabei.

„Das muss es auch“ murmelte sein Ehemann als Antwort.

„Ich bin bei dir!“, hauchte er noch einmal, bevor sich Lentos räusperte.

„Ich würde sie dann jetzt betäuben, Dr.“

„Legen sie nur los“ wurde ihm die Erlaubnis dazu erteilt.

Johns Bauch wurde nun freigelegt und der Bauchnabel und dessen gesamte Umgebung mit einem Spray befeuchtet. Dieses massierte der Facharzt dann mit einem Tupfer ein und mit jeder Sekunde mehr konnte John spüren, dass er dort nichts mehr fühlte. Auch wenn er den Eingriff selbst nicht spüren würde behagte ihm der Gedanke an das Kommende nicht und er drückte die Hand seines Mannes fester. Der erwiderte seinen Handgriff und lächelte aufmunternd.

„Ich werde ihnen dann wie geplant zwei befruchtete Eizellen einsetzen und die entsprechenden Hormone darum verteilen, damit die Möglichkeit einer Schwangerschaft äußerst hoch ist.“

John nickte, hatte er das doch alles auch selbst berechnet. „Damit haben wir eine 89% Chance, dass zumindest ein Ei ansetzt.“

„Bei ihren körperlichen Gegebenheiten sogar eine 91%ige Chance.“, bestätigte der Facharzt. „Wir haben eine wunderbare Höhle gefunden, in der wir die Gebärmutter einsetzen konnten und ihr Körper verträgt die Hormone sehr gut.“ Er setzte die Nadel und sah dann auf einen Monitor, der ihm genau zeigte, wo er mit dieser hin wanderte. Blaue Augen wurden geschlossen, um das nicht beobachteten zu müssen. Bereits wenige Minuten später zog Lentos die Nadel wieder heraus und versorgte die kleine Wunde, die er verursacht hatte.

„So, das war es schon, wir sind fertig! Der Rest ist Mutter Natur überlassen.“

Erleichtert atmete John aus und sah wieder zu dem Arzt. „Ich kann also gehen?“

„Natürlich. Sie sollten sich die nächste Zeit nur nicht aufregen. Außerdem ist es möglich, dass diese ersten Hormone, die ich ihnen gegeben habe, sie die nächsten Stunden in eine Art Höhenflug versetzen.“, erklärte ihm der Facharzt und lächelte, als er seine Gummihandschuhe auszog und wegschmiss. „Ich würde sie dann gern in 14 Tagen wiedersehen um zu sehen, ob sie schwanger sind oder nicht.“

„Ist gut, wir sehen uns dann, Dr. Lentos.“ John richtete seine Kleidung und ließ sich von der Liege helfen. Holmes half ihm und zog ihn danach sofort an sich.

„Ich danke ihnen, Dr.“

„Nichts zu danken! Ich sehe sie dann in zwei Wochen!“

Auf ihrem Weg nach Hause wurden sie wie so oft fotografiert. Doch es war so gut gewesen, dass sich das Ehepaar nicht darüber bewusst war.
 

„Wir sind gleich wieder zu Hause und ich bin am verhungern, also wäre es nett, wenn du das Wasser schon aufsetzen würdest“ erklärte John, der gerade mit dem Wagen in ihre Straße einbog.

„Kein Problem, John, ich bereite alles vor! Bis gleich!“, hörte er durch den Lautsprecher bevor Holmes aufgelegt hatte.

„Wir sind gleich zu Hause meine Süße.“ Er grinste seiner Tochter, die in ihrem Sitz auf der Beifahrerseite saß, zu. „Dann kannst du Daddy erzählen, was du heute alles in deiner Spielgruppe erlebt hast.“

„Barbie kann reiten!“, strahlte Christine und hüpfte in ihrem Sitzt.

„Und wie toll sie das kann“ bestätigte ihr Vater, bevor er das Gesicht verzog, als er die Reporter vor seiner Haustür sah. „Willst du mir nicht gleich mal zeigen, wie toll du laufen kannst?“

Daraufhin verzog sie das Gesicht. „Laufen ist doof!“ Hatte sie sich beim letzten Versuch schnell zu laufen das Knie schmerzlich aufgeschürft, als sie dabei hingefallen war.

„Das ist aber jetzt ganz wichtig, Schatz. Wenn ich es dir sage, läufst du ganz schnell zur Haustür, verstanden?“ Ernst sah ihr Vater sie von der Seite an. Da hielt sie ihm die Arme entgegen und lächelte.

„Mama tragen!“

„Es heißt Papa und du weißt, dass ich dich nicht tragen darf, Daddy hat es verboten.“ Der Blonde lächelte ihr zu. „Wenn du läufst besorge ich deiner Barbie das neue Kleid, das du so hübsch fandest.“

Nun klatschte Christine in die Hände. „Kleid für Barbie von Mama!“, stimmte sie schließlich zu.

„Nur wenn du jetzt gleich ganz schnell läufst!“

„Ok!“, stimmte Christine zu und wartete auf ihr Los.

„Anruf nach Hause“ erteilte er da einen Befehl, während er einparkte. und nur Sekunden später hörte er die Stimme seines Liebsten.

„Ja John, was gibt es?“

„Wir sind direkt vor dem Haus, aber hier wimmelte es nur so vor Reportern. Mach also die Tür auf, wenn Christine kommt, damit sie schnell da durchkommt.“ John schnallte sich ab und befreite auch schon seine Tochter von ihren Gurten. Holmes fing unanständig an zu fluchen und stimmte nebenher zu, bevor er auflegte.

„Tu mir den Gefallen und merk dir diese Worte ja nicht.“ Er strich ihr durch die schwarzen Locken. „Ich helfe dir gleich aus dem Auto und dann läufst du, ok?“

„Ok!“, stimmte sie wieder zu und machte sich bereit. Ihr Vater stieg aus und lud als erstes die Kleine aus dem Auto aus.

„Lauf!“

Das tat Christine auch und zwar durch die Reporter in die Arme ihres Vaters. „Daddy!!! Barbie bekommt ein neues Kleid!!“

John ging sicher, dass sie im Haus war, bevor er ihre Tasche griff und sich selbst einen Weg durch die Menge bahnte. „Lassen sie mich bitte durch.“

„Ist es wahr, dass sie erneut schwanger sind, Dr.?“, wurde er von der Menge gefragt, die noch immer nicht wusste, wie denn nun der Nachnahme von ihm oder dem Detektiv war.

Der Blonde begann sich zwischen den Menschen hindurch zu drücken. „Erneut? Na das wüsste ich aber…“ murmelte er da zu sich selbst.

„Die Bilder vor der Fortpflanzungsklinik beweisen es ja bereits, es fehlt nur noch ihre Zustimmung!“, wurden einige Reporter aufdringlicher.

„Lassen sie mich durch!“

Da entstand auch ein Gedränge zwischen den Reportern, die alle die beste Position wollten. Dabei fiel ein Fotograf nach vorne und riss den blonden Mann mit sich zu Boden. „Ahh! Passen sie doch auf!“ John stieß den Mann von sich und kam wieder auf die Beine. Als er in Reichweite war, zog Holmes ihn an sich und schloss sofort die Tür hinter ihnen.

„Schatz?!“

Beruhigend legte John ihm die Hände auf die Brust. „Keine Panik, ich bin ok.“

„Du bist gestürzt!“, stellte Holmes fest und wollte sich nicht so ganz beruhigen.

„War nicht weiter schlimm. Ich hab nicht mal eine Schramme!“

Da zog auch schon Christine an Holmes Hose. „Mama kauft Barbie ein neues Kleid!!!“

John errötete. „Ein Bestechungsversuch, damit sie läuft.“

„Hat doch geklappt!“, zwinkerte Holmes zurück.

„Als Einziges. Sie ist ganz schön gerissen.“ Der Blonde wuschelte ihr durch das Haar. „Kocht das Wasser schon? Dann mache ich die Nudeln.“

„Alles für dich bereit!“, erklärte der Detektiv zustimmend.

„Gut, dann gibt es gleich Mittagessen!“ Lächelnd verschwand der Arzt in der Küche. Seine Familie konnte ihm nur langsam folgen, denn Holmes bekam von seiner Tochter alles erzählt, was ihre Barbie mit ihrem Pferd erlebt hatte. Alles ergab ein harmonisches Bild, bis John einen Topf hervor holte, nur um diesen scheppernd zu Boden fallen zu lassen.

„Schatz?“

„Mama!“

Sofort eilten seine Liebsten zu ihm, als sie sahen, wie er sich an der Theke festhielt und etwas in die Knie ging. Zittrig lächelnd sah John die beiden. „Ich bin ok, Spätzchen. Geh doch schon mal in dein Zimmer und bring deine Barbie zurück zu den anderen, ok?“

Während Christine sich sofort beruhigen ließ, kam Holmes panisch noch näher und hielt ihn. Doch er fragte erst nach, nachdem ihre Tochter weg war. „Was ist los?“

„Unterleibsschmerzen…“ presste der junge Arzt hervor. „…Lass bitte einen Arzt kommen…“

„Jane!“, gab Holmes den Befehl sofort weiter. „Ruf den Arzt, er soll schnell kommen!“ Dann hob er John auf seine Arme und trug ihn ins Wohnzimmer, wo er ihn auf ein Sofa legte. „Kann ich was für dich tun?? Irgendwas??“ Zittrig griff John nach seiner Hand und atmete schwer.

„Sprich mit mir, halt mich ruhig. Ich… ich darf mich nicht aufregen!“

So begann Holmes ihn zu streicheln und wie er gebeten hatte ruhig auf ihn einzureden, so lange, bis es an der Tür klingelte und er aufsprang um, unter Blitzlichtgewitter den Arzt einzulassen und ihn zu John zu führen. Jener versuchte den Mann freundlich zu begrüßen.

„Hallo Doktor.“

„Sie haben mich rufen lassen?“, fragte der Arzt und stellte seine Tasche ab.

Der Blonde nickte. „Ich bin gestürzt und habe jetzt Unterleibsschmerzen. Das bereitet uns Sorgen, da ich vor knapp zwei Wochen eine künstliche Befruchtung hatte.“

„Verstehe!“ Der gerufene Arzt machte eine Handbewegung und holte danach ein Gerät aus seiner Tasche. „Darf ich sie untersuchen?“

„Ich bitte darum!“

So wurde John erst einmal gescannt, bevor darum gebeten wurde, dass ihm ein wenig Blut abgenommen werden durfte. Blaue Augen waren inzwischen feucht geworden, als ihr Besitzer auf das Ergebnis wartete. „Nun?“ Als der Arzt ihn streng ansah, begann Holmes wieder Johns Hand zu streicheln.

„Ich kann ihnen gratulieren, sie sind schwanger! Aber der Sturz heute war nicht gut.“

Der Schwangere schluckte schwer. „Stimmt was nicht mit dem Baby?“

„Die ersten Monate sind die gefährlichsten für ein ungeborenes Kind.“, wurde ihm erklärt. „Und die Erschütterung des Aufpralls nach dem Fall war weder für das Kind, noch für die künstliche Gebärmutter gut. Es ist nicht wirklich etwas geschehen, doch die Schmerzen die sie haben sind Krämpfe und stammen daher, dass die eigentlich hergestellte Haltung des für die Schwangerschaft an gedachten Platzes sich leicht gelöst und daher verschoben hat.“ Der Arzt seufzte. „Das bedeutet, dass sie die nächsten Wochen Bettruhe halten müssen, bis sich die Lage stabilisiert und auch danach sollte weiterhin jegliche Gefahr und Aufregung vermieden werden.“

Missmutig verzog der Blonde das Gesicht. „Nun gut, wenn es nichts anders geht…“ Er seufzte schwer. „Darf ich sie noch etwas fragen?“

„Es ist nur zu ihrem und zum Schutz des Kindes.“, versicherte der Arzt und erklärte auch so, dass eine Fehlgeburt auf so eine Weise äußerst gefährlich für John wäre. „Und natürlich dürfen sie mich alles fragen!“

„Ich habe einen Herzfehler. Mir ist klar, dass ich während der Schwangerschaft meine Notfallpillen nicht nehmen kann, da sie zu stark sind. Da wollte ich fragen, ob sie mir ein ähnliches Präparat verschreiben können.“

„Ich werde ihnen etwas entsprechendes mischen lassen. Machen sie sich keine Sorgen!“, wurde versprochen, als sich ein fürsorgliches Lächeln erschien. „Dann würde ich ihnen gern auch noch etwas über ihr Kind sagen.“

„Stimmt doch etwas nicht?“ wurde er da sofort gefragt.

„Doch, doch!“, versicherte der Arzt. „Ich wollte ihnen nur die freudige Botschaft verkünden, dass sie Zwillinge erwarten!“

Ein Strahlen erschien da in den blauen Augen. „Zwillinge? Wirklich?“

„Ja, es sind zwei Embryonen, die bereits lebensfähig sind und bei gutem Verlauf der Schwangerschaft überleben!“, versicherte der Arzt.

Vorsichtig legte sich John eine Hand auf den Bauch, bevor er seinen Mann ansah. „Hörst du das?“ Der war inzwischen nicht nur verstummt, sondern auch erblasst und als er angesprochen wurde, fiel er um.
 

Abwesend strich sich John über seinen Bauch, während er, an seinen Ehemann gekuschelt, in ihrem Bett saß und mit ihm fern sah. „Ich hasse Bettruhe.“

Daraufhin schmunzelte der Schwarzhaarige und küsste ihn. „Es ist aber zu deinem Besten! Zu deinem und dem der Zwillinge.“ Nach anfänglichen Schwierigkeiten über die Nachricht, dass sie gleich zwei weitere Kinder bekamen, hatte er sich schnell an den Gedanken gewöhnt und freute sich.

„Mag alles sein, aber wenn mich der Arzt nicht bald aus dem Bett lässt drehe ich durch!“ grollte der Blonde und kraulte sich selbst am Bauch. „Ich will sie sicher nicht hier im Bett bekommen.“

„Das wird wohl auch nicht möglich sein!“, hauchte Holmes besorgt und half ihm beim Kraulen.

„Schon klar.“ John seufzte schwer. „Ich will bloß wieder aufstehen!“

„Das wirst du bald wieder dürfen, ganz gewiss!“, versicherte Holmes und küsste ihn. Er konnte sogar mit ihm fühlen, wusste er doch, dass er selbst eingehen würde, wenn er schon seit über zwei Monaten im Bett läge.

„Naja, vielleicht sollte ich es positiv sehen, wenn die beiden erst mal auf der Welt sind, werden wir sicher nicht mehr viel von unserem Bett sehen.“

„Mhhh... ich könnte es dir ja noch schmackhafter machen...“, schlug Holmes schnurrend vor. Blaue Augen funkelten ihn böse an.

„Ich bin voll gepumpt mit Hormonen. Wenn du mich nur neckst, töte ich dich, langsam und schmerzvoll!“

Kichernd wurde John auf die Seite gedreht, während Holmes ihn küsste streichelte und dabei seine Kleider zu entsorgen begann. „Ich würde dich doch nie aufziehen, mein Liebster!“

„Ohh!“ Der Schwangere erzitterte begierig. „Bitte… ich brauche es so sehr.“ Da wurde schon an sein Intimstes gegriffen und Holmes schenkte ihnen eine lustvolle Kurzweil, wobei er den Begriff Löffelchen kennenlernte. Danach lagen sie nackt aneinander gekuschelt und genossen die Nähe. „Gott, ich hatte gar nicht geahnt, wie nötig ich es hatte.“ Kichernd wurde ihm am Ohrläppchen geknabbert.

„Ich habs gemerkt und du bist viel heißer als sonst!“

„Notgeil meinst du wohl.“

„Nein, ich hab fast den Verstand verloren!“, erklärte Holmes sich genauer. „Wenn du die nächsten Monate immer so heiß bist, wird Christine eine Nanny brauchen und ich lasse dich nicht mehr aus dem Bett!“

„Auch mit Sex würde ich das nicht so lange aushalten!“ erwiderte der Blonde grinsend.

„Oh, ich würde dich schon festnageln!“, kicherte Holmes und gab ihm einen dicken Knutschfleck in den Nacken.

„Mhh… du willst noch mal?“

Da er das in John nicht verbergen konnte, grinste der Detektiv nur und schenkte ihnen noch mehr Spaß, bis er schließlich nicht mehr konnte.

„Das war sooooo gut…“ säuselte der Blonde und trennte ihre Verbindung.

Holmes seufzte enttäuscht, als er die Wärme verließ, kuschelte sie aber wieder zusammen. „Das war eindeutig nötig!“

„Jap, ganz weit oben auf der Liste von Dingen die Nötig sind!“ stimmte auch John zu.

Kichernd änderte sein Ehemann ihre Positionen so, dass der Arzt wieder auf dem Rücken lag und sich der Detektiv mit seinem Kopf auf seine Brust legen konnte um den Bauch kraulte. „Eine ganze Liste?“

„Ich will endlich raus, ich will Sachen für die Babys kaufen und so.“ Nun wurde er etwas verlegen. „Und da ist so ein Drang… du könntest einen Nestbaudrang nennen.“

„Nest?“, fragte Holmes sanft und war ganz aufmerksam und aufgeschlossen.

„Hier ist nicht genug Platz, für zwei weitere Kinder…“ erklärte John ihm da und wurde etwas unruhig.

„Und du willst, dass wir umziehen?“, fragte sein Liebster sanft weiter.

„Natürlich, wir brauchen schließlich noch zwei Kinderzimmer!“

„Dann ziehen wir um!“, stimmte er zu. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Deine Mum hat mich letzte Woche darauf angesprochen, als sie hier war. Sie könnte uns einen guten Makler empfehlen.“

„Ich hab mich auch schon informiert und dabei…“ John brach ab und sah fast schuldbewusst aus.

„Schatz?“, fragte Holmes ruhig nach.

„Ich… ich will unbedingt aufstehen und raus, aber…“ Der Blonde fuhr sich über das Gesicht. „Wenn ich mir dann vorstelle wirklich das Haus zu verlassen… Ich will nicht, dass die meinen Babys wieder was tun.“

„Oh!“ Holmes begann zu verstehen und herzte ihn so gut es im liegen möglich war. Er konnte es auch verstehen, denn die Reporter vor ihrer Türe waren nicht mehr weniger geworden. Doch er hatte auch eine Idee. „Ich könnte dich in den Garten tragen, dort haben wir Ruhe und frische Luft. Christine würde sich auch freuen, wenn du ihr beim Spielen zusiehst.“

„Das ist eine wundervolle Idee“ stimmte John zu, konnte aber nicht verhindern, dass ein Aber mit schwang. Der Detektiv hörte es sofort und sah ihn fragend an.

„Da ist noch mehr, nicht?!“

Sein Ehemann seufzte und nickte. „Ich weiß nicht, ob ich mich hier je wieder 100% sicher fühle.“

„Dann ziehen wir eben ein bisschen aus London heraus. Das wäre für die Kinder sowieso gut, wenn sie viel Natur beim Aufwachsen haben!“, schlug Holmes sofort vor.

John biss sich nervös auf der Unterlippe herum. „…Wie gefällt dir Australien?“

„Da war ich noch nie. Willst du da Urlaub machen? Das wäre bestimmt schön!“, erklärte sein Freund unschuldig naiv.

„Na ja… nicht gerade Urlaub… Dad hat Bilder von seinem neuen Haus geschickt und da hab ich mich informiert, weil ich es so schön fand. Es gibt in der Gegend noch einige leere Häuser.“

Holmes blinzelte. „Australien?“

„Währe weit genug weg von den englischen Reportern…“ nuschelte der Blonde unschlüssig.

„Kein Großraum London... Australien schwebt dir vor...“, fasste der Detektiv noch einmal zusammen.

„Es war nur so ein Gedanke!“ wurde es sofort eingeworfen, da ihm John nichts aufzwingen wollte.

„Hat dir dein Gedanke auch gesagt, wo ich in Australien arbeiten kann?“, führte der Detektiv den Gedanken weiter.

„Es gibt viele sehr große Städte und viel Land! Du kannst es dir also aussuchen!“ Es war deutlich, dass sich John darüber Gedanken gemacht hatte.

„Aber am liebsten hättest du ein Haus in der Nähe deines Vaters.“, stellte Holmes fest. „Außerdem möchtest du bestimmt auch wieder arbeiten gehen, wenn die Zwillinge da sind. Darfst du mit deiner Zulassung auch in Australien arbeiten?“

„Ich müsste eine extra Prüfung ablegen, aber die ist gar nicht schwer… zumindest für mich.“

„Und ich bin mir sicher, dass du auch gute Schulen für die Kinder gefunden hast, stimmts?“, fragte Holmes weiter.

„Die Besten!“ versicherten der Blonde.

„Und Ärzte für dich gäbe es auch gut?!“ Da Holmes Gesicht noch immer zum Bauch des Schwangeren gedreht war, sah dieser dessen Lächeln nicht, sondern hörte nur den Ernst in der Stimme.

Der Blonde setzte sich auf und hielt sich den Bauch. „Da würde sich niemand für unsere Namen interessieren oder unseren Kindern zu Nahe treten.“

„Und deshalb werden wir auch nach Australien gehen.“, stimmte Holmes zu. Er hatte zwar noch nie mit dem Gedanken gespielt, England zu verlassen, doch für seine Familie würde er es tun.

Die blauen Augen leuchteten auf. „Ist das wirklich dein ernst??“

„Chemischen Botenstoffen zu folge, liebe ich meinen Beruf und weiß, dass ich einzigartig darin bin. Ebenso ist es mein biologisches Selbst, dass mir ein unbehagliches Gefühl gibt, wenn ich mein angeborenes Revier verlasse. Aber... wie wir bereits festgestellt haben, hast du vieles in mir geweckt, dass nicht mehr wirklich über naturwissenschaftliche Erklärungen zu beweisen ist. Daher kann ich dir versichern, dass ich mit dir und den Kindern nach Australien gehen werde, weil ich euch liebe und euch in Sicherheit wissen will!“, erklärte Holmes monoton.

„Ich will nur, dass wir alle glücklich sind“ erklärte der Arzt und griff nach Holmes Händen.

„Und deshalb gehen wir nach Australien!“, bestätigte dieser und küsste ihn liebevoll.
 

Die Sonne strahlte ihnen hell und warm entgegen, als sie 6 Monate später aus einem Flugzeug stiegen und Ewan ihnen bereits entgegen trat. „John!“, freute er sich sehr darüber seinen Sohn zu sehen und hatte dennoch einen mahnenden Klang in der Stimme, als er ihm das Handgepäck abnehmen wollte um es selbst zu tragen. Auch Holmes hatte dies schon versucht und bereits am Londoner Flughafen aufgegeben, denn auch wenn John schwanger war, invalid war er nicht und so hatte er keine Argumente, da selbst der Arzt gesagt hatte, dass er ein bisschen Anstrengung brauchte, damit er auch die Geburt nun gut überstehen würde.

„Hallo, Dad!“ grüßte der Blonde ihn, während er eisern an seiner Tasche fest hielt. „Es ist schön dich zu sehen!“ Da zog Christine an seiner Hand und streckte ihm die Arme entgegen.

„Arm!“

John grinste und reichte seine Tasche nun doch seinem Vater, um Christine hoch zu heben. „Wir sind jetzt zu Hause, Spatz.“

„Hallo Opa!“, lachte sie und sprang wieder vom Arm des Arztes um dessen Hand und die von Holmes zu nehmen, der Ewan ebenfalls grüßte.

„Es ist hier ziemlich heiß!“

„Das liegt am Wetter!“ grinste der Geschäftsmann und klopfte ihm auf die Schulter.

„Dann funktioniert unsere Klimaanlage im Haus wenigstens!“, lachte der Detektiv.

„Ich hoffe, dass Haus gefällt euch. Ich habe bereits alles provisorisch einrichten lassen.“ Ewan deutete zum Ausgang des Flughafens. „Wir können direkt hin.“

„Sehr gut, John sollte sich etwas hinlegen. Die Reise war doch sehr lang. Hast du schon mit einem Arzt gesprochen, der Nachher vorbei kommt? Die Geburt kann nicht lange auf sich warten lassen.“, fragte Holmes nach und folgte ihm mit seiner Familie.

„Keine Sorge. Ich habe mich um alles gekümmert, ihr könnt ganz unbesorgt sein.“

„Das ist gut!“ Holmes lächelte zu seiner Familie und war mit einem Schlag sehr erleichtert. „Dann auf nach Hause!“
 

Sie bezogen noch am selben Tag eine Villa in guter Lage und in direkter Nachbarschaft von Johns Vater. Keine Woche später bekamen sie bereits Besuch von Elisabeth. Pünktlich zum Termin des Kaiserschnitts. Auch wenn Mutter und Vater sehr nervös waren, da zu Beginn der Schwangerschaft so viele Komplikationen aufgetreten waren, traten nun keine weiteren Schwierigkeiten auf und die Zwillinge die beide die Namen des berühmten Ehepaares weiter leben lassen würden, wurden um 16 Uhr Ortszeit geboren.
 

Ende
 

Diesmal wirklich! ;)



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von:  AzurSmoke
2012-08-15T12:48:30+00:00 15.08.2012 14:48
Eine süße Geschichte. Vieleicht ein bischen sehr OOC im letzten Kapitel [ Ich hab halt eine Vorliebe für traurige Enden und ziehe deshalb Ende 1 vor ;-)]Aber ich finde auf jeden Fall das die
ganze Geschichte erfrischend originel und auch sehr schön umgesetzt ist.

LG
AzurSmoke
Von:  Kaiserin
2011-10-23T21:00:54+00:00 23.10.2011 23:00
TOT
wie wundertollig~
so ist es viiiiiel schöner!!
*nicknick*
Von:  Vallarie
2011-10-21T12:51:12+00:00 21.10.2011 14:51
Hallo Ihr Lieben ^^

Erst mal ein ganz großes Dankeschön dafür das ihr das alternative Ende hochgeladen habt.

Die Fanfic hat mir wirklich gut gefallen und ich hab auch immer auf neue Kapitel gelauert. Am Anfang war ich mir ehrlich erstmal nicht sicher was ich von einem Sherlock Holmes in der Neuzeit halten soll, aber da ich schon einige eurer Geschichten kenne habe ich einfach mal reingeschaut und mich prompt festgelesen.
Natürlich verhält sich Holmes anders als in seiner Zeit und ich finde das ihr diesen 'Kulturschock' auch ganz gut rübergebracht habt. Ich finde es nämlich ziemlich nachvollziehbar, dass Holmes anfangs erstmal von einem Traum ausgeht, womöglich ausgelöst durch seine Rauschmittel und erst später von der Realität förmlich überrollt wird.
Ich schließe mich der Meinung an, dass wenn man Geschichten mit dieser Charakterristika nicht mag sie einfach nicht lesen soll. Immerhin habt ihr ja deutlich darauf hingewiesen das es nicht nur um Liebe zwischen Männern geht (=> Shonen ai) sondern die Geschichte auch anders als im Original verläuft (=> Alternatives Universum).
Außerdem braucht es eine gehörige Portion Mut ein solch festverankertes Thema in ein neues Umfeld zu setzen, von den Problemen es dann noch realistisch rüberzubringen ganz zu schweigen. Meiner Ansicht nach habt ihr euch, mit Erfolg, sehr viel Mühe gemacht und auch Einzelheiten und scheinbare Kleinig- und Nebensächlichkeiten gut rübergebracht. Und zudem wer kann denn bitte schön sagen wie ein Charakter, der schon in seiner vertrauten Zeit und seinem gewohnten Umfeld sehr instabil und Sprunghaft ist auf einmal reagiert, wenn er 200 Jahre in die Zukunkft katapultiert wird. Wenn er realisiert, dass viele Einschränkungen und Zwänge nicht mehr existent sind, und er sich, vielleicht zum ersten Mal, wirklich so entfalten kann wie er will, ganz frei und ungezwungen, quasi eine zweite Chance. Selbstverständlich ist Holmes ein Genie und ein großartiger Kopf, aber gleichzeitig verbirgt sich dahinter auch ein sehr empfindlicher und verletzbarer Charakter.

Sorry ich wollte mich eigenlich nicht so breit auslassen, aber wenn ich mir manchmal so einige Kommentare antue dann platzt mir der Kragen. ;P

Ich finde beide Enden sind gut geworden, aber wenn ich ganz ehrlich bin gefällt mir das zweite besser, bin halt ein Happy-End-Freund.

In diesem Sinne ihr Hübschen, lasst euch von den abfälligen Kritiken net fertig machen und/oder runterziehen, wichtig ist in aller erster Linie das EURE Geschichten auch EUCH gefallen, und dann erst den anderen. Und ich bin mir sicher das es noch einige gibt die eure Geschichten auch mögen.

Also haltet die Ohren steif und macht weiter so

Viele liebe Grüße

Vallarie
Von:  LadyShigeko
2011-09-16T19:54:12+00:00 16.09.2011 21:54
Oh, das ist so traurig, am ende hab ich geheult...

Von:  Kaiserin
2011-08-08T21:03:16+00:00 08.08.2011 23:03
TOT
aber~

ichw ollte doch noch mindestens FÜÜÜÜNF kapitel
voller liebe und leienschafft und lebenden leuten T__T
Von:  Kaiserin
2011-07-22T21:31:43+00:00 22.07.2011 23:31
aaach dem soll sein pc
umme fresse fliegen .A.

ich will noch mindestens
5 kapitel mit viel viel viiiiel intensiever liebe °^°/
Von:  Kaiserin
2011-07-16T17:41:10+00:00 16.07.2011 19:41
uhiii :DDD
schöööön
Von: abgemeldet
2011-06-13T09:32:30+00:00 13.06.2011 11:32
Guten Morgen!

Aus welchen Grund auch immer, bin ich bis eben nie auf die Idee gekommen, mal nach Sherlock Holmes zu suchen. Komisch.
Dein Titel, wie auch die Kurzbeschreibung, finde ich sehr angenehm. Dass deine Kapitel keine Titel haben ist etwas, was ich selten bis nie sehe, aber nicht schlimm finde. Viele Bücher haben auch nur Kapitel 1 und so weiter, es ist also kein Zwang.
Lassen wir das Philosophieren sein... dann lese ich mal dein erstes Kapitel.

In den ersten Zeilen erkenne ich Sherlock! Wer sonst könnte so viele Dinge auf einmal feststellen und das auch noch kurz nach dem Aufwachen?

Eine gleichgültig aussehende Frau, in ihren Vierzigern stand an seinem Bett und hielt ein Klemmbrett in der Hand.
Das Komma verwirrt mich, ehrlich gesagt. Also, da müsste noch eines nach Vierziegern stehen, oder?

Da er mit Nadeln umgehen konnte, nahm Holmes den Moll und versorgte sich, bevor er wieder amüsierte zu der Ärztin sah.
Gut, ich gestehe, ich kapiere den Zusammenhang nicht ganz. Und Moll könnte Mull sein, oder? Ich kenne mich damit nicht so gut aus, aber Moll ist für mich immer was mit Musik, eine Tonlage?

Die ältere Dame kicherte unterkühlt.
Normalerweise nenne ich nur wirklich ältere Damen, ältere Damen, weil andere schnell beleidigt sein können - es ist nicht sehr höflich. Natürlich ist das nicht falsch, für sich betrachtet, aber... man könnte annehmen, es sein eine noch ältere Frau anwesend.

„Also bin ich jetzt Privateigentum.“, stellte Holmes fest und stand auf.
Der Punkt in der wörtlichen Rede ist überflüssig, wenn nicht falsch.

Abgesehen von kleinen Umgereimtheiten, finde ich die Idee allein schon interessant. Sie hätten für solche Fälle diese schicken Broschüren vorbereiten sollen. Oder so tolle transparente Brettchen, die mit Leuchtbuchstaben verraten, was man unterschrieben haben könnte und was einem bevorsteht. Vielleicht ein bisschen Geschichtsunterreicht.
Okay, ich höre schon auf zu faseln, das passiert mir - manchmal.

...bevor er sich dann etwas umständlich versuchte aus geh fertig zu machen.
Also "aus geh fertig" heißt es bestimmt nicht. ausgehfertig? Ausgeh fertig? Keine Ahnung, aber ersteres ergibt einfach keinen Sinn.

„Ihnen ist schon klar, warum sie den Job bekommen haben?“, hackte der Detektiv nach.
Heißt es nicht nachhaken? Also hakte er nach. Ein sehr beliebter Fehler... warum eigentlich?

Allzuviel erfährt man noch nicht, also kann ich zum Inhaltlichen noch nicht viel loswerden. Ich finde nur, dass Sherlock etwas übertrieben dargestellt ist. Besonders das Schmollen am Ende will mir nicht gefallen.
Trotzdem ist es nicht schlecht geschrieben und verdient Beachtung. Vielleicht schaue ich mal, was es hier noch zu entdecken gibt. Zumindest will ich wissen, welcher Fall im Jahr 2089 Scotland Yard dazu gebracht hat, Sherlock auferstehen zu lassen.

Liebe Schreibziehergrüße,
Gaemon
Von:  Kaiserin
2011-05-16T15:50:46+00:00 16.05.2011 17:50
öhö höhö
ich mag den schluss ~


nein ernsthaft es ist ein schönes
kapitel und ich freu mich das
wieder eins da ist :3~

hoffentlich gehts bald weiter ^-^
Von:  Kaiserin
2011-03-26T15:55:28+00:00 26.03.2011 16:55
looos weiter weitert °O°
*wältz*


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