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Im Wirbel der Zeit

von

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„Lass mich doch mal fahren!“, bat Holmes am nächsten Vormittag eindringlich. Wollte er doch endlich dieses Auto einmal näher kennenlernen. „Ich bekomm das schon irgendwie hin!!! Und du hast selbst gesagt, der ehemalige Verdächtige wohnt auch hier in London.“

„Aber der Straßenverkehr in London ist mörderisch und wir sind die Verkehrsregeln noch nicht durchgegangen!“ warf Watson ein, da er sein Auto noch nicht verlieren wollte.

„Der Stärkere gewinnt und dein Gefährt muss dabei ganz bleiben!“, erklärte Holmes das Wichtigste von dem, was er bei den ganzen Körben, die der Arzt ihm gegen hatte, verstanden hatte.

„Genau solche Worte sind es, die mich glauben lassen, dass ich eine Fahrt mit dir am Steuer nicht überlebe!“ Der Arzt setzte sich da lieber selber auf den Fahrersitz. Sein Freund verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und setzte sich trotzig wie ein Schuljunge auf den Beifahrersitz.

„Spielverderber!“

„Jetzt schmoll nicht“ wurde er ruhig ermahnt, als Watson losfuhr.

„Mache ich gar nicht!“, kam die beleidigte Diva zum Vorschein. Der Arzt kicherte und gab Gas. Holmes sah derweil gelangweilt aus dem Fenster seiner Seite. Watson hingegen pfiff fröhlich vor sich hin, bevor er plötzlich in eine freiere Gegend einbog und langsamer wurde. Doch sein Freund schien ihn nun zu ignorieren, ein Verhalten, dass er aus den Notizbüchern seines Ur- Großvaters bereits kannte.

„Wir sind da!“ flötete Watson ihm da entgegen.

„Dein Orientierungsinn scheint nicht der Beste zu sein!“, maulte der Detektiv.

„Er ist perfekt.“ Er deutete auf eine Schranke vor ihnen. „Da hinter ist ein Verkehrsübungsplatz!“

„Oh ja, natürlich!“, glaubte Holmes ihm kein Wort.

„Wenn du nicht fahren willst, kann ich gerne wieder umdrehen…“ Watson setzte bereits den Blinker.

„Nein!“ Sofort drehte der Schwarzhaarige sich ihm wieder zu. „Wenn du es ernst meinst, will ich fahren!“

„Das wollte ich hören!“ Grinsend fuhr Watson zu der Schranke und zahlte für die Nutzung, dann brachte er sie auf den Platz und stellte den Wagen ab. „Plätzetausch!“ Begeistert stieg Holmes sofort aus und lief um das Auto. Er war schneller an der Fahrertür, als Watson aussteigen konnte.

„Nicht so übermütig!“ lachte der Arzt und ließ sich aus dem Wagen ziehen. Er bekam einen Kuss, bevor sich der Schwarzhaarige an ihm vorbei und hinters Steuer drängte.

„Endlich!!!“

Watson beeilte sich auf den Beifahrersitz zu kommen und sich anzuschnallen. „Bist du so weit?“

Holmes grinste und startete bereits den Motor, hatte er sich doch eine Menge bei Watson abgeguckt. „Natürlich!“

„Du weißt wie du schallten musst?“ Sorgenvoll musterte Watson die Umgebung auf Hindernisse. Da trat Holmes die Kupplung durch und legte den ersten Gang ein.

„Klar! Hab ich bei dir gesehen!“ Doch als er losfahren wollte, machte der Wagen einen großen Satz nach vorn und der Motor wurde abgewürgt.

„Immer mit der Ruhe, junger Grashüpfer!“ kicherte Watson.

„Aber... ich habs so gemacht, wie du!“, beschwerte er sich bei ihm.

„Du musst die Kupplung langsam kommen lassen, mit Gefühl“ wurde es ihm ruhig erklärt.

„O... k...“ Holmes versuchte es erneut und brachte den Wagen zum Rollen.

„Und jetzt langsam Gas geben, aber pass auf, wo du hin fährst.“ Wieder tat er, was ihm gesagt wurde und begann wirklich, wenn auch langsam zu fahren. „Schön vorsichtig“ wurde er jedoch weiter ermahnt. „Ich liebe dieses Auto.“

Er fuhr auch vorsichtig, zumindest bis er glaubte das Auto unter Kontrolle zu haben und das Schalten beherrschte. Danach wurde er immer schneller, so dass sich Watson die Hände vor die Augen hielt. „Oh Gott!“

„Das macht Spaß!“, erklärte Holmes fröhlich.

„Nur solange du uns nicht umbringst!“ stöhnte der Blonde und zuckte bei einer besonders engen Kurve zusammen.

„Wir leben doch!“, lachte der Detektiv vergnügt und begann die Bremse zu suchen.

„Fahr doch etwas langsamer!“

„Wie denn???“, wurde Holmes panisch.

„Trete auf das mittlere Pedal!“ rief Watson genauso panisch. Einen Augenblick später ging ein Ruck durch das Auto, sie standen und der Motor war wieder abgewürgt. Erleichtert ließ Watson den Kopf auf das Armaturenbrett sinken. „Ich lebe noch!“

Doch schon startete Holmes den Motor erneut. „So und jetzt können wir üben, wie ich im Verkehr fahren muss!“

„Um Himmels Willen“ murmelte der Arzt und hielt sich an seinem Gurt fest. Aber diesmal fuhr Holmes vorsichtiger an und grinste breit.

„Ist das besser?“

„Wesentlich“ gestand der Blonde ihm zu.

„Dann lass uns diesen Parkur hier fahren, damit ich auf der Straße fahren kann!“

„Auf der Straße fährst du erst, wenn du einen Führerschein hast!“ erklärte Watson durchgreifend, „Aber du kannst hier dafür schon mal üben.“

„Das sehen wir ja noch!“, flötete Holmes fröhlich, als der Wagen auf einmal automatisch hielt. Bevor der Detektiv fragen konnte, was los war klingelte Watson Handy.

„Ja?“

„Hier ist Jane, John.“, meldete sich sein Homecomputer.

„Was gibt es?“

„Polizeichef Lestrade versucht sie zu erreichen. Die Frequenz seiner Stimme lässt darauf schließen, dass er äußerst erbost ist.“

„Ach Mist“ grollte Watson genervt. „Stell ihn durch.“

Nur Sekunden später erklang Lestrades Stimme und er war wirklich in heller Aufregung. „Dr. Watson! Wie schön, dass sie endlich erreichbar sind!!!“

„Nun, wir sind halt beschäftigt, genau wie sie es wollten.“

„Sie sind so beschäftigt, dass dieser dämliche Steinzeitdetektiv genug Zeit hat, unbescholtene Bürger krankenhausreif zu schlagen!“

„Wann soll das passiert sein?“ fragte Watson nach und runzelte besorgt die Stirn.

„Ein gewisser Frederik Thompson hat Anzeige erstattet. Er behauptet von diesem Möchtegern Schnüffler verprügelt worden zu sein. Der Amtsarzt hat bestätigt, dass er zwei Rippen angebrochen hat und auch weitere Verletzungen, die eindeutig von Schlägen stammen.“

Watson schnaubte. „Da haben sie aber keinen unbescholtenen Bürger. Lassen sie sich von Jane die Aufnahmen der Überwachungskamera geben, die den Hauseingang erfasst, dann sehen sie was los war.“

„Natürlich werde ich das tun!“, fauchte Lestrade. „Aber sie werden mir auch sofort Bericht erstatten!“

„Wie soll das gehen? Wir sind mitten in Ermittlungen! Wollen sie den Mörder nun schnappen oder nicht??“

„Ich kann sie auch von dem Fall abziehen, wenn sie jetzt frech werden!“, schnaubte der Polizeichef. „Ich werde Holmes so lange hier bei Scottland Yard verwahren und einen Ermittler findet, der ihn beaufsichtigt!“ Jetzt grinst er selbstgefällig, was an seiner Stimme zu hören war, vor allem da er Watson belehren konnte. „Außerdem sprechen wir gerade mit einander. Also, berichten sie!“

Grollend hielt Watson das Handy mit der Hand zu. „Warte hier.“ Er stieg aus dem Auto aus und schloss die Tür. „Sie kriegen ihren verdammten Bericht.“ Holmes selbst grinste ihn an und fuhr dann allein los. Missmutig sah Watson ihm nach und erklärte seinem Chef dann abgehackt, was passiert war. „…Wie sie hören, war es eine privat Sache!“

„Interessant!“, entgegnete Lestrade und schien auf einmal besserwisserisch. „Wenn das so ist, werde ich ihr Sicherheitssystem noch einmal prüfen. Aber ich will ihnen noch einen guten Rat, als ihr Vorgesetzter geben!“ Er hatte seinen Satz beendet, da hielt Holmes wieder neben Watson und lächelte ihn stolz an. „Binden sie sich nicht zu sehr an diesen Mann!“, fuhr Lestrade fort. „Er ist Staatseigentum und bald nicht mehr an ihrer Seite!“

Watson legte auf und grollte: „Ficken sie sich ins Knie!“ Da stieg Holmes aus und kam zu ihm herum und legte den Kopf schief.

„Stimmt was nicht?“ Er konnte deutlich sehen, dass sein Freund um seine Fassung kämpfte, da er schwer atmete und sein Körper vor Wut bebte.

„Der Kerl ist das wohl größte Arschloch, das mir je begegnet ist!“

Vorsichtig wurde Watson in die Arme genommen. „Kann ich was für dich tun?“

„Löse diesen Fall, denn so bald das alles vorbei ist, mache ich ihn fertig!“ grollte der junge Arzt und trat gegen die Abgrenzung des Parcours.

„Versprochen!“ Holmes streichelte ihn und deutete auf das Auto. „Dann solltest du uns jetzt fahren...“

Watson nickte. „Bist du denn gut zu recht gekommen?“ Er sah ein Strahlen.

„Phantastisch!“

„Dann melden wir dich für den Führerschein an, sobald wir alles geregelt haben. Dann darfst du sicher in null Komma nix selber fahren.“ Watson nahm wieder auf den Fahrersitz platz und fuhr sie vom Platz. „Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal au den Mörder.“

„Ja, Mama!“, kicherte Holmes und strich ihm übers Knie. Sein Begleiter grinste und schlug amüsiert nach ihm.

„Werd nicht frech!“

Er zog seine Hand zurück und lächelte zufrieden, dass Watson wieder besserer Laune schien. „Ich hab dich diese Nacht auch vermisst!“

„Wie das? Ich habe doch neben dir geschlafen.“ Er schaltete und bog nach links ab. „Wir sollten in 20 Minuten da sein.“

„Gut!“ Holmes musterte ihn ganz genau und spürte, dass etwas nicht stimmte. Doch er konnte es nicht definieren und würde beobachten und abwarten. „Wir sollten uns auf seiner Arbeit bedeckt halten und sagen, dass wir seine Hilfe brauchen. Ihn selbst können wir in einem ruhigen Gespräch aufklären.“ Hatten sie nämlich vor, diesmal zu sagen, wer sie wirklich waren.

„Wir sollten nicht erwarten, dass er gut auf uns zu sprechen ist“ ergänzte Watson da noch. „Er ist damals sehr gepiesackt worden.“

„Das ist verständlich. Aber er ist ein Mensch. Wenn wir ihm die positiven Aspekte unserer Arbeit nennen, wo er uns bei helfen kann, wird er mit uns zusammen arbeiten.“, erklärte der Detektiv.

„Hast du so ein positives Menschenbild?“ fragte der Andere ihn grinsend.

„Nein. Aber wenn er nichts zu verbergen hat, dann können wir auf ihn zählen!“

„Ich will hoffen, dass du Recht hast!“

„Es wird alles gut!“, versprach Holmes und legte ihm wieder die Hand aufs Knie.

„Das muss es auch“ stimmte Watson ihm leise zu.
 

Die Chefin eines gut situierten Restaurants persönlich brachte sie in den ruhigen Pausenraum, nur um einige Minuten später den ehemaligen Verdächtigen der Serienmorde zu ihnen zu geleiten. „Dies ist Martin Smith. Ich werde sie dann wieder allein lassen.“

„Vielen Dank.“ Lächelnd deutete Watson ihm an sich zu setzen. „Wir hoffen uns kurz mit ihnen unterhalten zu können Mr. Smith.“

Der äußerst adrette Mann tat, worum er gebeten wurde, auch wenn er skeptisch aussah. „Was wollen sie?“ Holmes lehnte sich derweil gegen das Fenster des Zimmers und schien uninteressiert.

„Wir wollen ihn keinesfalls zu nahe treten, aber wir sind von Scottland Yard beauftragt worden, die Suicide Morde zu untersuchen. Wir hoffen, dass sie uns ein paar Fragen beantworten könnten, um die Akten zu vervollständigen.“

„Ich habe nichts damit zu tun! Ich bin unschuldig!“, fuhr Martin sofort hoch und stand wieder. „Sie können sofort wieder gehen, wenn sie nichts anders zu sagen haben!“

Beschwichtigend hob Watson die Hände. „Wir wissen, dass sie keine der Frauen auch nur angerührt haben, aber, dass sie so eindeutig in Verdacht geraten sind, deutet darauf hin, dass sie den eigentlichen Täter möglicherweise begegnet sind.“

„Ich weiß von nichts!“, blieb der Koch weiterhin aufgeregt.

„Bitte beruhigen sie sich doch“ erklärte der Arzt erneut ruhig. „Es ist möglicher Weise nichts offensichtliches, aber wir hoffen, dass sie einen entscheidenden Hinweis liefern könnten.“

Frustriert seufzte Martin und setzte sich wieder. „Aber ich hab doch schon alles gesagt!“

„Es ist möglicherweise nur eine Kleinigkeit, die den anderen Beamten entgangen ist.“

„Haben sie meine Aussage nicht gelesen, Mr?“, maulte der Koch und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dr. Watson“ stellte jener sich vor. „Und ja, ich habe ihre Aussage gelesen. Jede einzelne.“

„Also, was wollen sie noch wissen? Ich meine, es liegt schon so viele Jahre zurück!“

Zufrieden, ihn umgestimmt zu haben, sah Watson ihn nun an. „Sie waren ja mit Maria, dem ersten Opfer, liiert, nicht wahr?“

„So kann man es sagen. Wir waren bereits über die ersten Dates hinaus und kamen uns schon sehr nahe.“

„Hat sie ihnen gegenüber mal erwähnt, dass sie sich verfolgt fühlte?“

„Nein. Sie hatte zwar zu Beginn unserer Treffen erzählt, dass sie Rosen geschickt bekommen hatte, aber dachte, dass sie von mir wären. Das schien sie zu freuen... und mal ehrlich, ich wäre schön blöd gewesen, wenn ich das abgestritten hätte!“

„War mal eine Karte bei den Blumen oder gab es eine Besonderheit an ihnen?“

„Nein, es waren immer 23 Rosen. Ihr Alter eben.“

Watson nickte und tauschte einen Blick mit Holmes. „Erwähnte sie mal andere Männer? Jemand, der Interesse an ihr zeigte?“

„Nein!“, kam es knapp und genervt. Hatte Martin diese Fragen doch schon alle einmal beantwortet, glaubte er das doch zumindest, da er vor 10 Jahren unglaublich viele Fragen gestellt bekommen hatte.

„Hatten sie dann vielleicht Kontakt zu ihrem Bekanntenkreis? Arbeitskollegen und Freunden? Wenn ja, haben sie nach ihrem Tod noch einmal jemanden wieder gesehen?“

„Selten.“, gestand Martin. „So lange ging unsere Beziehung noch nicht.“ Dann runzelte er die Stirn. Natürlich entging das dem Arzt nicht.

„Ist ihnen etwas eingefallen?“

„Nun ja... Eine ganze Weile, nachdem meine Unschuld erwiesen war, tauchte einer ihrer Freunde bei mir auf... Zumindest gehe ich davon aus, dass es einer war...“

Der Arzt wurde hellhörig. „Wieso glauben sie das?“

„Die Vertraute Art, wie er ihren Namen sagte.“ Martin verzog das Gesicht. „Er warf mir vor, dass ich doch Schuld an ihrem Tod hätte und war dabei völlig hasserfüllt. Auch wenn ich jetzt als unschuldig galt... Das tue ich doch noch, oder?“ Watson nickte ihm versichernd zu.

„Wir wissen, dass sie nicht der Täter sind.“

Da schaltete sich auch Holmes wieder ein. „Würden sie den Mann wiedererkennen?“

Der Koch zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht, ist solange her. Ich erinnere mich allerdings, dass er unglaublich fett und groß war, wie so ein Grizzlybär. Auf der anderen Seite sah er aber auch wie das totale Mamasöhnchen aus, mit Strickpullover und allem.“

Eine Augenbraue des Detektivs zuckte. „Haben sie so eines der tragbaren Bücher mit den Akten dabei, Watson?“

„Immer doch.“ Der Arzt öffnete seine Aktentasche und zog einen tragbaren Minicomputer hervor.

„Ich brauche die Bilder der ersten Zeugen, Befragten u.s.w.“, wurde ihm erklärt. Der Arzt stellte ihm alles ein und reichte das Gerät dann an ihn. Dafür bekam er einen zärtlichen Blick. „Danke!“ Dann zeigte Holmes Martin das Gerät. „Ist der Mann vielleicht hier mit bei?“

Der Zeuge nahm das Gerät entgegen und blätterte die Bilder durch. „Hm… Das hier ist der Einzige, der passt.“

„Ist es der Mann oder nicht?“, wollte Holmes genau wissen.

„Er könnte es sein!“ erwiderte Martin verstimmt. „Ich merke mir doch acht Jahre lang kein Gesicht!“

„Dann sehen sie sich das Bild noch einmal an!“, verlangte der Detektiv.

Grollend sah der Koch sich das Bild noch mal an. „Ja, dass ist er.“

„Hat er sonst noch irgendwas zu ihnen gesagt?“, fragte Holmes noch einmal nach.

Martin schüttelte den Kopf. „Erst dachte ich, dass er sich auf mich stürzen würde, aber dann hat er nur noch geflennt und ich hab ihn vor die Tür gesetzt.“

„Danke!“ Holmes lächelte ihn an. „Sie haben uns wirklich sehr geholfen!“

„Dann hoffe ich mal, dass sie nicht wieder hier auftauchen!“ Grummelnd stand der Koch auf. „Einen schönen Tag noch!“

„Ihnen auch!“, stimmte Holmes zu. Kurz darauf waren die Ermittler allein.

„Hoffen wir mal, dass wir seine Aussage nicht vor Gericht brauchen.“

„Das brauchen wir nicht!“, erklärte der Schwarzhaarige voller Überzeugung. „So langsam bekomme ich nämlich ein Bild.“ Er trat zu Watson und reichte ihm seine Hand. „Wollen wir weiter?“

„Gern und wohin als nächstes?“ Der Arzt ließ sich hochziehen und grinste den Detektiv an.

„Zu unserem nächsten Verdächtigen!“, lächelte der und führte ihn aus dem Gebäude.

Watson nahm den Computer wieder an sich und suchte die Daten des Mannes heraus. „Harold Wilson, 41… er wohnt etwas außerhalb…mit seiner Mutter.“

Holmes erkannte den Ton in der Stimme des Freundes, der sich lustig machte und runzelte die Stirn. „Was ist daran so ungewöhnlich?“

„Das klingt doch eindeutig nach Hotelmama!“ erklärte Watson grinsend. „Nicht unbedingt selbstständig würde ich sagen.“

„Hotel Mama?“ Holmes schüttelte den Kopf. „Also ich kann da nichts Ungewöhnliches dran finden.“ Mit erhobener Augenbraue sah Watson ihn an.

„Welcher normale Mann lässt sich denn mit 40 Jahren noch von Mami aushalten?“

„Also zu meiner Zeit war das für einen Junggesellen nicht ungewöhnlich.“

„Schlimm genug!“ erklärte der Arzt grinsend. „Na komm, lass uns fahren.“ Noch immer nicht verstehend, stimmte Holmes dem Vorschlag zu und setzte sich ins Auto.

Sie fuhren über eine halbe Stunde, bevor sie am Haus von Mrs. Wilson ankamen. „Nachdem, was wir bis jetzt wissen, könnte er eindeutig ins Profil passen.“

„Wir werden sehen.“ Als sie endlich standen, küsste Holmes seinen Freund. „Und danach haben wir Feierabend für heute!“

„Den haben wir auch nötig!“ versicherte der Blonde ihm.

„Dann lass uns arbeiten!“ Holmes erhob sich und verließ so das Auto. Kurz darauf standen sie vor der Tür und läuteten.

Eine ergraute Frau mit billiger Kleidung öffnete ihnen. Sie war klein und zierlich und außerdem schien sie ihre Lockenwickler nur selten abzunehmen. Ihre gutherzigen Augen musterten die Fremden und sie wischte ihre Hände an ihrer Schürze ab. „Was kann ich für sie tun?“

„Wir würden gerne mit ihrem Sohn sprechen, Madam.“

„Mit Harold?“, fragte sie irritiert nach. Brachte ihr Sohn doch nie gutaussehende Männer nach Hause, die sie auch noch Madam nannten. Watson lächelte sie äußerst charmant an, damit sie sich nicht sorgte.

„Genau. Ist er denn zu Hause?“

„Harold!“, rief sie jetzt und drehte sich um. „Du hast Besuch!“

Es dauerte eine Weile, bevor man lautes Poltern von oben hörte. „Wer ist es, Mum?“

„Zwei junge Männer!“

Kurz darauf erschien hinter ihr ein großer stämmiger Mann, der missmutig drein blickte. „Ich habe nichts bestellt!“ Holmes sah zu ihm auf und überlegte unweigerlich, wie er seine körperliche Unterlegenheit aufwiegen konnte.

„Wir sind auch keine angestellten der Post!“

Grantig wischte Harold sich mit dem Ärmel über die Nase und wurde sofort von seiner Mutter ermahnt. „Das gehört sich nicht, Spatzie! Außerdem ist es unhöflich Gäste draußen warten zu lassen!“

„Rein kommen!“, bestimmte er daher und drehte ihnen den Rücken zu um sie ins Esszimmer, das auch den Salon darstellen sollte, zu führen. Er wedelte mit einer fetten Hand in die Richtung des Esstisches. „Sie können sich hinsetzten.“ Das taten Holmes und Watson auch, wobei bereits wieder Harolds Mutter um sie herum schwirrte.

„Darf ich ihnen etwas zu Trinken anbieten, meine Herrn?“

„Nein danke, Madam. Wir sind ihnen aber sehr verbunden für ihre Gastfreundschaft“ erklärte der Arzt höflich, bevor er seinen Blick auf den Verdächtigen legte. Er musste sich ein Schmunzeln verkneifen, als diesem von seiner kleinen und zierlichen Mutter mit einem Stofftaschentuch, welches sie in ihrem Mund an einer Ecke befeuchtete, die Wange gereinigt wurde.

„Du musst dich besser Waschen, mein Spatzielein!“

„Mum!! Lass das, dass ist peinlich!!“ jammerte der beleibte Mann und erwehrte sich ihrer Zuneigung. Sie lächelte und ging zur Tür des Zimmers.

„Wenn ihr irgendwas brauchen solltet, sagt mir ruhig bescheid!“

„Vielen Dank, Madam!“ Der Sohn der netten alten Dame, war voll Scham auf seinem Stuhl zusammen gesunken und man sah nichts mehr von seiner eigentlichen Größe. Dann ging die Dame des Hauses und Holmes musterte Harold.

„Nun denn, ich möchte ihnen danken, dass sie uns empfangen!“

Unschlüssig zuckte der Verdächtige die Schultern. „Mum hat sie reingelassen.“

„Ihre Mutter ist eine sehr... bestimmende Frau, nicht?“, fragte Holmes.

Wieder zuckte der Mann die Schultern, nickte aber auch. „Kann schon sein.“

„Wir sind auf jeden Fall hier, weil wir ihnen gern ein paar Fragen stellen würden.“, erklärte der Detektiv da.

Die fettige Stirn runzelte sich. „Worüber?“

„Sie hatten eine Kollegin in ihrer Sicherheitsfirma, die vor einigen Jahren leider auf schreckliche Art ums leben gekommen war.“, beschrieb er vorsichtig.

Der Verdächtige schien plötzlich viel reservierter. „Ja…“

„Wie gut kannten sie, sie?“

„Wir waren Kollegen und Freunde“ murmelte der gewichtige Mann und scharrte unter dem Tisch mit den Füßen. Natürlich bekamen das seine Besucher bis aufs kleinste Detail mit.

„Das heißt, sie hatten sehr engen Kontakt?“

„Kann man sagen… bis sie diesen Kerl kennen gelernt hat“ erklärte er grummelnd.

„Welchen Kerl?“, fragte Holmes nach.

„Na der, der sie umgebracht hat!“ fuhr Harold auf.

„Sie kennen den Mörder also?“, erklang der Detektiv nun überrascht.

„Klar!“ brauste der Verdächtige auf. „Die Polizei hatte ihn doch und hat ihn dann wieder laufen lassen!!“

„Er ist eindeutig unschuldig!“, wurde ihm erklärt.

Vehement schüttelte Harold den Kopf. „Er ist schuld!“

Da wechselte Holmes ein wenig seine Strategie. „Wie kommen sie denn darauf?“

„Er hat sie doch verführt und sonst was erzählt!“ brauste Harold weiter auf.

„Wollen sie uns lieber erzählen, wie ihre Bindung mit dem Opfer gewesen war?“

Noch immer aufgebracht sah der beleibte Mann ihn an. „Ich sagte doch, dass wir Freunde waren!!“

„Ja.“, bestätigte Holmes. „Sie sagten aber auch, dass sich alles änderte, als Mr. Smith in ihr Leben trat. Wie war es vorher? Was genau änderte sich dann?“

Es war deutlich, dass Harold nicht wusste, wie er reagieren sollte, weshalb er begann sich aufzuregen. „Was geht sie das eigentlich alles an??“

„Gibt es denn sonst etwas, das sie uns dazu sagen können?“

Er verschränkte die dicken Arme vor der Brust. „Das geht sie alles gar nix an!!“

„Nun, wir rollen die Ermittlungen neu auf und hoffen auf ihre Hilfe. Der Mörder ist jemand aus ihrem näheren Umfeld, das bedeutet, dass Mr. Smith auch heute noch sehr wohl zu den Verdächtigen zählt.“, legte Holmes ihr angeblich verdecktes Anliegen offen. „Weil sie ebenfalls dieser Meinung sind, hatten wir uns gewünscht, dass sie uns helfen könnten.“ Das schien Harold sich zu beruhigen und er wirkte richtig geschmeichelt.

„Ich bin sicher, ich kann helfen!!“

„Dann erzählen sie mir einfach, was damals geschah und wir werden ihnen zuhören.“, bat Holmes nun.

Mit geschwollener Brust begann Harold zu erzählen, wie gut sich die beiden verstanden haben und dass Maria was von ihm gewollt hatte, bis der böse Martin sie verführt hatte. „Und dann hat er sie umgebracht!“

„Ihre Mutter hätte sie bestimmt gern als Schwiegertochter gehabt...“

Harold stimmte nickend zu. „Auf jeden Fall!“

„Mein Kollege gibt ihnen seine Karte, rufen sie uns an, falls ihnen noch etwas einfällt.“, sagte Holmes als Letztes. Lächelnd reichte Watson ihm besagte Visitenkarte.

„Sagen sie Mr. Wilson, ist das ihr Wagen da draußen? Der alte MG Montego.“

„Ja, der ist von mir, warum?“, fragte der Beleibte nach.

Lächelnd zuckte Watson die Schultern. „Ist halt ein schöner Wagen, mein Vater hatte auch mal so einen. Fährt ihre Mutter den Wagen auch?“

„Er ist ein Oldtimer! Er fährt sogar ausschließlich noch mit dem veraltetem Dieselkraftstoff!“, lächelte er stolz, bevor er den Kopf schüttelte. „Natürlich fährt meine Mutter ihn nicht!“

Verschwörerisch zwinkerte Watson ihm zu. „Ich würde meine Mutter den auch nie fahren lassen!“

„Eine Frau gehört nicht hinters Steuer!“, flüsterte Harold ihm zu und erhob sich. „Dann bringe ich sie zur Tür, meine Herrn.“ Gut gelaunt watschelte Harold voran, bis zur Tür und öffnete diese für sie. „Ich meld mich, wenn mir noch was einfällt.“

„Das freut uns, Mr. Wilson!“ Holmes nickte ihm zu und verließ das Haus.

„Grüßen sie noch einmal ihre werte Frau Mutter von uns“ verabschiedete sich auch Watson von ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kaiserin
2011-03-26T15:55:28+00:00 26.03.2011 16:55
looos weiter weitert °O°
*wältz*
Von:  Arkytior
2011-01-17T21:16:56+00:00 17.01.2011 22:16
hab die geschichte erst heute gefunden und finde sie einfach klasse
die idee sherlock in dieses jahrhundert zu bringen und wie du das umgesetzt hast einfach klasse
watson tut mir schon leid wenn holmes fährt aber wenn ich ehrlich sein soll ich wäre zu gerne dabei gewesen =) ist unser lieber sherlock doch einfach ohne watson losgefahren
hoffe mal das lestrade sich ändert so wie der jetzt ist ist der mir voll unsymphatisch
ich hoffe al das du so schnell wie möglich neue kapitel hochlädst bin so gespannt wie es weiter geht die ff ist einfach fantastisch

LG
Yukita

P.S.: hoffe mal das die beiden am ende zusammen sind und sherlock holmes nicht stribt wäre einfach viel zu traurig da stimmt mir bestimmt jeder zu auch der autor =)
Von:  Yukito_Nishii
2011-01-09T19:01:24+00:00 09.01.2011 20:01
Das war ja echt genial
Holmes fährt auto *lach* Ehrlich wenn ich
mit drin sitzen würde ich hätte mich übergeben.^^
Aber als Watson austieg und Sherlock alleine losfuhr
dachte Ich oh oh es geht schief aber das auto blieb ganz

Mir hat die FF wie immer sehr gefallen

Bitte schreibt ganz schnell weiter.^^


LG

DX


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