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Deepening Friendships

Auf einem Ausflug der jungen Pros bilden und vertiefen sich Freundschaften [HikaAki]
von

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Go ist wie ein Mädchen

Als er am nächsten Morgen erwachte, lag er quer vor dem Goban, eine Decke über ihm ausgebreitet. Säuerlich dachte er, Touya hätte ihn ruhig auf seinem Futon schlafen lassen können, der bei weitem breit genug für bis zu drei Leute war. Mit schmerzenden Knochen richtete er sich auf. Das Goban war noch so aufgebaut wie am Vorabend, außer den Steinen, die noch an seiner Wange klebten, war keiner verschoben.

Hikaru betrachtete es. An seine letzten Züge konnte er sich nicht mehr erinnern. Sie waren auch kein Geniestreich gewesen. Vermutlich war er erschöpft zusammengesunken und sofort eingeschlafen.

Er rappelte sich auf und ging in Richtung Küche. Er traf Isumi und Asumi an und musste über die Namensähnlichkeit, die ihm vorher nicht aufgefallen war, kichern.

"Morgen, Shindo. Ich merke, auch du hast keinen Kater heute", lächelte das Mädchen ihn an. Er schüttelte den Kopf und sah ihnen kurz zu. "Wir essen erst in einer halben Stunde - genug Zeit sich frisch zu machen." Sie musterte ihn kurz und er wurde rot und machte sich auf die Suche nach dem Bad. Das war recht eindeutig gewesen.

~x~

Er trug eine kurze Hose, das Handtuch um die nackten Schultern, als er aus dem Bad kam. Von draußen hörte er laute Stimmen, denen er folgte. Vor dem Haus stand Yashiro bei einem silbernen Auto und winkte ihm zu, als er ihn sah. Neben ihm stand Ochi und schaute unbeeindruckt auf den Garten.

"Yashiro!!" Hikaru ging zu den beiden, die bereits von den anderen umringt waren. Er umarmte den Jungen, den er schon länger nicht gesehen hatte. Seit dem Hokuto-Pokal hatten sie nur noch per Telefon Kontakt gehabt. "Hallo Ochi." Der Angesprochene nickte ihm zu.

"Kommt doch rein, wir wollen gleich frühstücken", lud Isumi sie ein und schulterte Ochis Tasche. Während Ochi sich mit Waya unterhielt fing Hikaru an, mit Yashiro zu quatschen.

"Wie ist es dir nach dem Pokal ergangen?" fragte Hikaru.

"Super. Es war eine tolle Inspiration. Auch meine Eltern haben davon erfahren, obwohl wir ja nicht besonders gut waren. Ich habe meinen zweiten Dan und gegen ein paar ältere Pros vom Kansai-Institut gewonnen. Wie war es bei dir?"

"Fast genauso. Ich habe eine Menge Partien gegen Touya gespielt. Naja, du weißt ja, wie sie immer ausgehen. Aber dadurch habe ich mich wirklich verbessert, das wirst du ja nachher sehen." Er legte dem anderen den Arm um die Schulter und schob ihn nach drinnen. Hikaru war eindeutig gewachsen, denn nicht länger musste er sich verrenken, um die Schultern des anderen zu erreichen. Im Gegenteil, sie waren auf einer Höhe und das, obwohl Yashiro bei ihrem letzten Treffen um einiges größer gewesen war, dachte Hikaru verwundert.

Beim Frühstück ging es munter her. Le Ping war anscheinend schon früh wach gewesen und hatte Isumi geweckt, um Go zu spielen. Kurz darauf war Touya dazugekommen und irgendwann hatte der kleine Chinese sie alle mit seiner überschwenglichen Art geweckt. Nur Hikaru hatte fröhlich in Touyas Zimmer geschlafen. So hatten sie durch die morgendlichen Partien schon einiges an Gesprächsstoff.

~x~

Über ihren Partien vergaßen sie das Mittagessen und gegen vier Uhr nachmittags knurrte ihnen allen der Magen. Sie zogen die Sommeryukatas für die Gäste der Touyas an und gingen zu einem kleinen Ramen-Laden, in den sie zu acht kaum passten. Danach gingen sie zu den Quellen.

Die Jungen wuschen sich betont lange um Asumi Zeit zu lassen, vor ihnen in die Onsen zu steigen. Hikaru ließ sich von Waya den Rücken schrubben, bevor sie schließlich zu den Quellen gingen. Hikaru ließ sich in das heiße Wasser gleiten, lehnte sich auf die hölzerne Umrandung und genoss die Wärme. Während die anderen gedämpft schwatzten, steckte er die Ohren unter Wasser und lauschte auf die Geräusche.

Er war vorher nur selten in heißen Quellen gewesen, seine Familie hatte nicht viel für Ausflüge übrig gehabt. Stattdessen waren sie in Tokyo geblieben und hatten sich dort die Feiertage vertrieben. Wo er jetzt so hier lag bedauerte er es, andererseits, dachte er, hatte er ja noch sein ganzes Leben vor sich. Vielleicht sollte er auch ein Ferienhaus in einem Ort mit Onsen kaufen, wenn er älter war. Vielleicht auch mit einem anderen Pro zusammen. Seine Gedanken wanderten weit fort in die Zukunft und er träumte vor sich hin.

Schließlich stieß Asumi ihn an. "Shindo, wir sind die letzten hier drin. Du solltest mich unterhalten." Sie lächelte ihn kokett an.

"Was ist mit den anderen?" fragte er.

"Touya ging es nicht so gut. Ich glaube, er hat niedrigen Blutdruck, jedenfalls war er etwas unsicher auf den Beinen. Die anderen kümmern sich um ihn und bringen ihn zum Haus zurück."

"Du scheinst es hier aber gut auszuhalten."

Sie lächelte immer noch, schloss die Augen und verschränkte die Arme auf dem Quellenrand. "Meine Eltern lieben die Onsen, genau wie Touya Meijin. Wir haben zwar kein Ferienhaus, aber wann immer es ein verlängertes Wochenende gab sind wir mit Freunden zu den Quellen gefahren. Außerdem bin ich schon immer eher robust gewesen."

Es war angenehm mit ihr. Hikaru fand, dass man mit ihr wunderbar über alles reden konnte. Nicht nur über Go, wie mit Touya. Ihm fiel Waya ein und er fragte sich, ob er sie auf ihn ansprechen konnte. "Sag mal, Asumi... Denkst du übers Heiraten nach?"

Sie sah ihn seltsam an. Wurde sie röter? Er konnte es nicht einschätzen, es konnte auch einfach die belebende Wirkung des heißen Wassers sein. "Naja, ich bin auch schon achtzehn Jahre alt. Ich werde zwar mit Go meinen Lebensunterhalt verdienen können, aber ich kann nicht behaupten, nicht darüber nachzudenken. Wäre es nicht schön, seinen Kindern das Spiel beizubringen?"

Sie lächelte verträumt. Hikaru nickte, auch wenn er über so etwas nicht nachgedacht hatte. Es erinnerte ihn an Touya und seinen Vater, von dem er von Kindesbeinen an im Go unterrichtet worden war.

"Es soll aber auch nicht irgendjemand sein. Er soll sich genauso für das Spiel begeistern wie ich. Aber das brauche ich dir vermutlich nicht zu sagen, ich schätze, du verstehst das." Er nickte wieder, obwohl er sich damit nicht identifizieren konnte.

"Und, wen hast du im Auge?" Hikaru grinste, als sie seinem Blick auswich. "Ist es Waya?"

"Naja... irgendwie... vielleicht. Ich weiß nicht, er gibt mir einfach keine Hinweise, die mich hoffen lassen. Ich glaube langsam, ich sollte mich anderweitig umsehen, schließlich gibt es genug Pros in unserem Alter."

"Gib doch noch nicht auf. Vielleicht rede ich mal mit ihm. Er ist definitiv anders, wenn er mit dir spielt. Das muss doch was bedeuten!" Er versuchte, auch sich selbst davon zu überzeugen. Warum nochmal mischte er sich plötzlich in Wayas Liebesleben ein? Vielleicht, weil Asumi ein wirklich nettes Mädchen war, redete er sich ein. Er musste zugeben, dass sie ihn an Akari, seine Nachbarin und Sandkastenfreundin erinnerte.

"Danke... Hikaru." Sie grinste wieder auf diese kokette Art und er dachte: Wie könnte Waya da keine weichen Knie bekommen? "Ich darf dich doch so nennen, wo wir jetzt schon über solche privaten Dinge reden?"

"Warum nicht? Ich will ja nicht so verklemmt sein wie Touya." Sie lachten herzhaft.

"Und wie steht es mit dir? Welche Schönheit hat dein Herz erobert?"

Hikarus Blick schweifte über das dunkle Wasser, von dem dauerhaft Dampf aufstieg. "Sie ist... wunderschön. Vielfältig, einfallsreich, unberechenbar." Asumi sah ihn gespannt an. "Ihr Name ist Go." Er lächelte verträumt. "Für mich gibt es keine Andere."

~x~

"Go ist wie ein Mädchen", sagte Hikaru, als sie sich vor dem Goban in Touyas Zimmer gegenübersaßen. Touya sah auf und zog eine Braue in die Höhe um zu zeigen, dass er zuhörte, während er seinen nächsten Zug plante. "Go ist komplex. Man meint, es nie wirklich zu verstehen, und dabei kann es doch ganz einfach sein. Es kann wunderschön sein und in klaren Worten zu dir sprechen. Manchmal ist die werte Dame unberechenbar und hochmütig, manchmal geradlinig und einfach. Sie hat so viele Facetten, dass man bei jeder Berührung eine neue erfährt. Und wenn sie fort ist, muss man ständig an sie denken."

Touyas Hand ruhte über dem Brett, obwohl er seinen Stein schon abgelegt hatte. Er reichte über das Goban und klopfte Hikaru auf die Schulter. "Schön gesprochen", sagte er ernst.

"Danke", grinste Hikaru. "Ich habe Asumi vorhin etwas Ähnliches gesagt und musste die ganze Zeit darüber nachdenken. Schließlich hast du dich gestern auch schon an einer Go-Metapher versucht."

"Deine ist besser", gestand Touya ihm zu. "Wen hast du als Referenz herangezogen?" Der Junge warf ihm einen kurzen Blick über das Goban hinweg zu.

Hikaru kicherte. Sie hatte das gleiche gefragt. "Die wunderschönen Frauen dieser Welt, aber keine im Einzelnen. Wieso? Erinnert es dich an jemanden?"

"Wer weiß... ein bisschen vielleicht." Touya deutete ein Lächeln an, doch es verschwand mit dem Geräusch des Steins auf dem Goban. Hikaru fluchte innerlich auf Touyas Geheimniskrämerei. Warum konnte er nicht einfach frei heraus sagen, was er dachte? Er dachte an Asumi und wie leicht es war, mit ihr zu reden.

Er überlegte, Touya einen Rat in Liebesdingen zu geben, ließ es dann aber. Wenn Touya je ein Mädchen hätte, würden sie weniger spielen können. Es sollte ihn also nicht stören, wenn der andere für ein paar weitere Jahre nicht vergeben wäre.

Wortlos legte er den nächsten Stein.

"Gefällt es dir hier?" Hikaru sah auf und in Touyas fragende Augen.

"Natürlich, Touya. Das hab ich dir doch bei der Ankunft schon gesagt. Vor allem der Garten... an Stelle deines Vaters würde ich das ganze Jahr hier verbringen."

"Wenn die Kirschbäume nicht gerade blühen ist es nicht ganz so wunderschön", meinte Touya abschwächend. "Morgen sollten wir in den Park gehen und die Blüten genießen, solange sie noch da sind."

Hikaru stimmte ihm zu. Sie waren einige Zeit lang stumm und spielten konzentriert weiter. Nach einer halben Stunde gab Hikaru auf.

"Schade, zwischendurch sah es ganz gut aus für mich."

"Hier -", Touya deutete auf ein Areal, an dem ihre Steine sich umschlangen, "-hast du zu sehr gepresst. Wärst du ruhiger rangegangen hättest du mehr erreicht. Besonders hier." Er stieß auf einen Knoten, an dem er zuvor Hikarus Stein genommen hatte.

"Ich fand es angemessen", murmelte der Junge. Touya lächelte fast. Anscheinend war Shindo nicht in Streitlaune. Nicht, dass es ihn störte, wenn sie sich mal nicht in Maximallautstärke 'unterhielten'.

"Was ist los? Du hast plötzlich aggressiver gespielt als sonst."

"Ja? Hm... ich glaube, ich habe zu viel nachgedacht. Ich will noch mehr Metaphern für Go finden." Hikaru grinste. "In der Schule habe ich Japanisch immer gehasst. Es war wirklich mein miesestes Fach. Aber wenn man es mit dem Spiel zusammenbringt ist es gar nicht so schlecht."

"In Japanisch war ich auch keine Leuchte", gab Touya zu. Hikaru sah ihn überrascht an. Es war schwer vorstellbar, dass Touya in etwas nicht absolut überragend war.

"Wie lange gehst du schon nicht mehr zur Schule?"

"Kurz nachdem ich ein Pro wurde bin ich abgegangen. Mein Vater hatte Verständnis dafür, dass ich aufgehört habe. Er weiß selbst, dass Go eine Berufung ist, wieso sollte er mich also hindern?"

"Ich glaube, Yashiro würde ein Bein geben für einen Vater wie deinen", scherzte Hikaru, und Touya zeigte ein rares Lächeln.

"Es ist wirklich schade, dass seine Eltern sich querstellen. Er könnte sich noch viel schneller verbessern, wenn er mit uns im Institut Tokyo lernen würde." Hikaru ließ sich wieder auf den Rücken rollen und dachte darüber nach. Es wäre toll, dachte er, wenn Yashiro auch in Tokyo wäre. Besonders weil er sich mit dem Blonden sehr gut verstand, hätte er ihn auch gerne als Freund und nicht nur als Go-Pro dagehabt. Andererseits wollte er nicht, dass ihm jemand den Platz als Touyas Rivale streitig machte, und dazu hatte Yashiro vermutlich noch am meisten Potential.

"Wir müssen noch viel mehr Partien spielen, Touya." Er sagte es ganz selbstverständlich. "Wenn wir weiter so trödeln erreichen wir nie die Hand Gottes!"

Touya schüttelte den Kopf als wolle er diese Zweifel abschütteln. Ganz der Erwachsene, der er war, erwiderte er nichts. Stattdessen legte er sich auf die Seite, stützte den Arm auf den Boden und den Kopf auf die Hand. Sie sahen sich ein paar Sekunden an.

"Wir schaffen das schon", sagte Touya selbstsicher. "Wir beide werden es sein, die die Hand Gottes erringen." Sie beide, die bis in alle Ewigkeiten Go spielten.

"Und wenn wir sterben, dann werden wir zu Geistern und ewig weiterspielen."

"Du glaubst an Geister, Shindo?"

Hikaru grinste schief und erwiderte nichts. Gedankenversunken fühlte er an seiner Hosentasche, in der der Fächer steckte. Wie gewohnt zog sich seine Brust zusammen und seine Augen fingen an zu brennen. 'Sai...' Er fragte sich, ob der Geist den Ausflug genauso genossen hätte wie er.

Touya presste die Lippen zusammen, als er Hikarus Gesichtsausdruck sah. Was auch immer er gesagt hatte, er hatte wieder einen von Shindos Schwachpunkten getroffen. Das Gesicht des Jungen war irgendwo zwischen dem Grinsen von vorhin und einer verzerrten Grimasse hängen geblieben, während er in die Luft starrte. Touya räusperte sich, um die Gedanken des anderen zu unterbrechen. Hikaru blinzelte und nahm sein halbes Grinsen dann wieder auf, bevor er den Kopf ganz auf den Boden sinken ließ. Er hatte trotz hartem Boden nicht schlecht geschlafen letzte Nacht, also warum nicht wieder bei Touya schlafen?

"Touya, erzähl mir was bis ich einschlafe."

"Warum sollte ich?"

Hikaru öffnete die Augen kurz, um dem anderen einen beleidigten Blick zuzuwerfen. "Dann darfst du auch wieder im Doppel mit mir spielen."

Touya verdrehte die Augen, doch Hikaru sah es nicht, also legte er so viel Verdruss in seine Stimme wie er konnte. "Sollte das nicht eher für dich eine Belohnung sein? Bisher haben meine Doppel-Partner alle gewonnen und deine alle verloren mit dir im Team."

Hikaru verbiss sich ein Grinsen. Wo er Recht hatte... "Ich dachte, es würde dir gefallen, wenn wir unsere Gedanken aneinander anpassen müssen."

"Das tut es auch." Touya klang überrascht. Hikaru hätte seine Augen geöffnet um ihn anzusehen, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Doch seine Lider wogen Tonnen und er hatte das Gefühl, dass der Boden plötzlich verdammt weich war.

Eigentlich wollte er Touya noch eine gute Nacht wünschen, aber nichtmal das konnte er noch. Stattdessen mischten sich die Umgebungsgeräusche zusehends mit seinen beginnenden Träumen und als seine Decke über ihn gelegt wurde, war er längst eingeschlafen.

~x~

Seine Kopfhaut im Nacken prickelte und er war praktisch sofort wach. Mit leicht verklebten Augen sah er neben sich und sah Yashiro da liegen. Die katzenähnlichen Augen des Blonden waren auf ihn geheftet und sahen aus, als durchbohrten sie Hikaru.

"Unfair! Ich dachte, ich könne die Schönheit noch eine Weile schlafend sehen." Yashiro stieß ihn an, blieb aber weiter neben ihm liegen um ihn anzusehen.

"Unmöglich. Ich merke es, wenn jemand nah bei mir ist." Der andere murrte leise. Hikaru schloss wieder die Augen und döste vor sich hin.

"Aber nicht wieder einschlafen", ermahnte ihn Yashiro. Hikaru lächelte. Es war nicht so, als hätte der andere Pro ihn nicht schon schlafen sehen, schließlich hatten sie als Vorbereitung auf den Hokuto-Cup zu dritt bei Touya übernachtet. Vermutlich wollte er nur mal wieder mit ihm unter vier Augen reden.

"Du bist gestern mit Ochi gekommen?"

"Jap. Es hat sich so ergeben, wir wollten beide am gleichen Tag herkommen."

"Hat er dich auf der Fahrt um den Verstand gebracht?"

Yashiro kicherte und streifte ihn am Arm. "Er ist gar nicht so schlimm. Wir konnten uns gut unterhalten."

Hikaru lächelte ihn an und öffnete die Augen einen Spalt breit. "Du kommst ja auch mit jedem klar."

"Im Gegensatz zu dir, Mylady. Ich habe gehört, du und Touya haben schon für Aufruhr gesorgt?"

Hikaru verdrehte die Augen und schloss sie dann wieder. "Wer hat geredet?"

"Le Ping hat mir alles taufrisch erzählt."

"Wenn ich den erwische!" Er setzte sich auf und reckte die Faust spielerisch.

"Lass gut sein. Spiel lieber eine Partie mit mir, du bist mir ein paar schuldig geblieben gestern, als du dich mit Touya zurückgezogen hast. Ich hoffe doch, ihr schließt mich nicht aus, auch wenn wir uns lange nicht gesehen haben."

Wie hätte er das gekonnt? Er war froh, Yashiro dabei zu haben. Er ließ sich von dem anderen aufhelfen und gemeinsam gingen sie in die Küche, in der wieder Isumi und Asumi standen.

"Lasst uns helfen!" meinte Yashiro. Hikaru stellte bewundernd fest, wie präsent Yashiro war. Er strahlte ein so natürliches Selbstvertrauen aus, dass es Hikaru wundern würde, wenn im Kansai Institut nicht alle Frauen nur wegen Yashiro Go spielten. Ob Asumi vielleicht umschwenken wollte?

Er blieb in der Küche, während Isumi und Yashiro den Tisch deckten. Es sollte ein westliches Frühstück werden, und Asumi war gerade dabei, Eier in einer riesigen Pfanne anzubraten.

"Von mir aus könnten wir ewig hierbleiben", sagte sie lächelnd. Hikaru trat zu ihr an den Herd und sah ihr über die Schulter zu. An ihrer Seite fühlte er sich wohl.

Waya trat ein, er wirkte immer noch verschlafen und kratzte sich müde hinterm Kopf. Als er sie so nah zusammen sah, schaute er überrascht, drehte um und ging ins Wohnzimmer. Hikaru und Asumi sahen sich an und er zwinkerte. Dann lief er hinter Waya her.

"Hey Waya, lass uns noch kurz in den Garten gehen." Er zog den anderen zum Go-Zimmer, in dem gerade Ochi und Touya spielten, während Le Ping ihnen zusah. Touya lächelte sie an, als sie das Zimmer passierten.

"Gut geschlafen?"

Hikaru verzog das Gesicht. "Wie ein Stein." Damit waren sie aus der Glastür. Er zog Waya zu dem kleinen Teich, in dem mittlerweile ihre gefangenen Goldfische schwammen. Sie setzten sich an den Rand und Hikaru tauchte mit dem Finger ein und beobachtete die sich ausbreitenden Kreise, auf denen Blütenblätter tänzelten.

"Was denkst du... ob Asumi mich mag?" fragte Hikaru.

"W-was?"

"Naja, sie ist ein tolles Mädchen, oder nicht?"

"Ähm... ja, klar."

"Schön ist sie auch."

"Und intelligent", setzte Waya hinzu.

Hikaru warf ihm einen Blick zu. "Du machst mir doch keine Konkurrenz?"

Waya hob die Hände und grinste. "Ich hatte eher gedacht, du hättest nur Augen für Touya. Mich überrascht, dass du noch an etwas anderes als das Goban denkst, das muss ich erstmal verkraften."

Hikaru lächelte. Verdammt. Nicht nur, dass Waya nicht auf seinen ach-so-offensichtlichen Versuch, ihn zu offenbaren, einging, er hatte ihn auch noch absolut durchschaut. Er konnte tatsächlich nichts anderes sehen als das Brett, statt der Person dahinter.

"Du wirst darüber hinwegkommen, wenn wir zusammenkommen?"

"Das geht mir hier etwas zu schnell. Wieso fragst du mich sowas überhaupt?"

Hikaru biss sich auf die Lippe. Er konnte das nicht, ganz und gar nicht, also gab er auf. "Naja... ich wollte dir mal auf den Zahn fühlen. Immerhin verbringt ihr so viel Zeit miteinander, und ich dachte, du magst sie vielleicht."

Waya warf ihm einen verstohlenen Blick zu. "Sie ist etwas Besonderes. Ich verbringe einfach gern Zeit mit ihr. Aber das bleibt unter uns, ja?"

"Unmöglich", grinste Hikaru und fing sich eine Kopfnuss von Waya ein. "Wirklich, es geht nicht. Asumi hat mich selbst gebeten, mit dir zu reden."

"Was?! Im Ernst?"

"Jap. Du scheinst gutes Beziehungsmaterial zu sein." Er stieß den anderen an und setzte hinzu: "Obwohl du ruhig noch ein paar Zentimeter wachsen könntest."

"Nur weil du plötzlich einen Meter in die Höhe geschossen bist, kann das nicht jeder so einfach!"

"Du strengst dich nur nicht genug an!"
 

Als Asumi rauskam um sie zu rufen war Hikaru gerade dabei, an Wayas Armen zu zerren und zu lachen, während der andere ihn halb im Scherz anbrüllte.

"Kinder, kommt essen!"

Sie lachte die beiden an, die zahm zu ihr gelaufen kamen und mit ihr gemeinsam ins Haus gingen. Als Waya vor ihnen ins Haus ging nahm Hikaru kurz ihre Hand und drückte sie, um sie wissen zu lassen, dass er Erfolg gehabt hatte.

Er sah nicht, dass Touya sie beobachtet hatte und nun verwundert den Kopf schieflegte.



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