Zum Inhalt der Seite

Durch die Zeiten

oder die Wahrheit dahinter
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Unterbrechung einer Sitzung

Der Mond schien silbern über dem Anwesen, Harry konnte ihn durch die Krone der Bäume gut erkennen, er war nicht ganz voll, aber mehr als drei Tage würde er nicht mehr dafür brauchen. Er war sehr hell und eigentlich war die Luft eisig kalt. Er erinnerte ihn an eine der Nächte, an denen sein Onkel ihn aus dem Haus geworfen hatte, als er noch klein gewesen war und er im Geräteschuppen Unterschlupf gesucht hatte, wo ein altes Schaffell ihn wenigstens so weit gewärmt hatte, dass er nicht erfroren war. Durch einige Lücken in den schlecht verarbeiteten Holzbrettern hatte er damals auch den Mond sehen können. Er war eine Art Trost gewesen, der Einzige, den er damals gehabt hatte. Immer mit dem Gefühl, wie vertraut ihm diese Situation gewesen war, was eigentlich unmöglich hätte sein sollen, vor allem beim ersten Mal, als es passiert war.
 

„Harry?“, fragte Tom, er hatte seinen Geliebten schon seit einer Weile gesucht, sie hatten sich früh von der Hochzeit zurückgezogen, die, trotz Lucius’ Unwille schön geworden war, da sein Kind beschlossen hatte, seinen Mann zu quälen, es hatte gestrampelt, wie verrückt, bis Harry bei einem besonders gut gezielten Tritt in die Leber fast zusammengebrochen wäre. Komisch nur, dass das Kleine sofort wieder ruhig gewesen war, als sie nach Hause gekommen waren. Harry hatte sich dann schlafen gelegt und Tom war noch mal zurück gegangen, um Lucius bescheid zu sagen, der nur mit miserablem Lächeln gezwungen genickt hatte, sichtlich wenig begeistert über die Flut Rothaariger, die sein Haus belagert hatte.
 

Als er zurückgekommen war, hatte er Harry aber nicht mehr im Bett gefunden. Er hatte sich Sorgen gemacht, ohne zu wissen, warum. Vielleicht, weil er wusste, dass die Schwangerschaft oft Harrys eigene Erinnerungen an seine Kindheit wieder wach gerufen hatten, auch seine Alpträume waren seither wieder öfter aufgetreten, er hatte Angst, dass ihrem Kind etwas ähnliches zustoßen konnte, da konnte Tom noch so viel beteuern. Es war eine Angst, die dank der Brutalitäten, die sein Kleiner erfahren hatte, tief in ihm verwurzelt war.
 

Er hatte fast das gesamte Haus abgesucht, als Dobby ihm erzählt hatte, dass Harry, trotz der Kälte, nur in Hausschuhen, Hemd und Hose, im Garten stand. Nicht im Wintergarten, sondern draußen, wo es fror.
 

Und genau da stand der Jüngere gerade, den Blick auf den Mond gerichtet, eine Hand auf seinem Bauch. „Harry, “ rief er, riss sich seine eigene Robe herunter und legte sie über die Schultern, die leicht zitterten. „Was machst du hier? Es ist eisig kalt! Willst du etwa krank werden?!“
 

Erst, als der schwere, warme Stoff sich auf seine Schultern legte, wandte Harry sich um, deutete auf den Mond. „Es ist, wie... eine Erinnerung, als... hätte ich früher schon hier gestanden und den Mond beobachtet, nicht, als ich noch kleiner war, sondern... viel früher und... Ma, ... als ich gestorben bin, sie hat so was gesagt, die Bindung, dass wir verheiratet sind, ohne Hochzeit, ich...“
 

Ja, Tom erinnerte sich, wie oft er Godric im früheren Leben gefunden hatte, auf dem Astronomieturm, am Fenster, im Freien, den Mond beobachtend. Warum der Andere es getan hatte, wusste er nicht, nur, dass der in der Nacht von Godrics Tod einen blutroten Kreis gehabt hatte. Er zog Harry an sich, sprach einen leisen Wärmezauber. „Das ist kein Grund, sich zu Tode zu frieren, “ schalt er sanft.
 

Harry lächelte etwas, sah zu Tom, runzelte dann aber die Stirn: „ Du... weißt etwas, oder?“, fragte er dann leise. „Über... das, was ich früher war, wer ich gewesen bin?“
 

„Ja.“
 

„Bitte, kannst du... es mir nicht sagen?“
 

Tom schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du dich aufregst, außerdem ist es besser, wenn du es selbst herausfindest, “ erklärte er sanft. „So habe ich es auch erfahren. Aber je mehr du es versuchst, an die Oberfläche zu zwingen, umso weiter wird es sich dir entziehen.“
 

„Ich würde es so gern wissen... ich... es ist, als wäre es wichtig! Tom, was, wenn es das ist und ich es nicht weiß? Wenn.. ich es wissen muss, um Dumbledore...!“
 

Automatisch verstärkte sich Toms Griff. „Er soll nicht deine Sorge sein, “ sprach er leise, aber bestimmt. „Du hast mehr als genug getan, du musst nicht kämpfen, es gibt Andere, die dafür da sind.“ Er strich leicht über den Bauch seines Geliebten. „Du hast doch erst mal andere Dinge, um dich zu befassen, nicht wahr? Ich passe auf dich auf, auf euch.“
 

Harry lehnte sich an den Anderen. Kurz kam das Aufbegehren hoch, er wollte etwas sagen, dass er auch was tun konnte und musste, dass er es nicht nur dem Älteren überlassen konnte, doch er war auch froh um diese Worte, dass niemand erwartete, dass er wieder kämpfen musste, dass er nicht verantwortlich war, dass er nicht wieder Dinge tun musste, die er so verabscheute. Tom wollte auf ihn achten. „Manchmal... hab ich Angst, aufzuwachen und… alles, all das... ist nichts, als ein Traum, “ flüsterte er. „Dass du nicht da bist, dass... ich immer noch bei meinen Verwandten leben muss und... dich bekämpfe.“ Er schauderte leicht.
 

Im ersten Moment war Tom über diese Worte entsetzt, denn das, was Harry da als schönen Traum bezeichnete, hatte auch schon seine Schattenseiten gehabt. Immerhin war der Grünäugige inzwischen auch unter seiner Obhut drei Mal fast gestorben und bei der Krankheit war es mehr als knapp gewesen. Es führte ihm nur zu deutlich wieder vor Augen, wie Harry gelitten haben musste, um schon das hier als einen Traum zu empfinden. Sanft hob er den Jüngeren auf, trug ihn zurück ins Warme, befahl unterwegs einer Hauselfe, ein warmes Bad vorzubereiten, er wollte nicht, dass Harry krank wurde. „Es ist kein Traum, “ sprach er nur leise. „Ich bin da, ich würde nie gegen dich kämpfen, ich würde es einfach nicht tun, Punkt. Und deine Verwandten werden weder dir noch unserem Kind je etwas tun, das verspreche ich.“
 

Harry lächelte. Er wusste, das hier war die Realität, aber manchmal konnte er es nicht fassen. Dann kam ihm das hier nur vor, wie ein Traum. Geliebt zu werden, sicher zu sein und wahre Freunde zu haben. Wenn da nur nicht Granger wäre... Er versteckte seinen Kopf an der Brust des Älteren, versuchte, das zu verdrängen. Der Prozess, bei dem auch er würde aussagen müssen.
 

„Harry?“, fragte Tom leise, als er sah, wie das Gesicht des Anderen von einem dunklen Schatten heimgesucht wurde, er stellte seinen Mann auf den Boden, begann, ihn aus den Klamotten zu schälen.
 

„Ich... musste nur an den Prozess denken, “ erklärte der Grünäugige, während er in die Wanne stieg, erleichtert, als die Hitze seine eisige Haut wieder aufzuwärmen begann. „Ich will… sie nicht mehr sehen, ich will sie einfach nur vergessen...“
 

Tom runzelte die Stirn, kletterte selbst in die Wanne und zog den Jüngeren an sich, küsste ihn sanft, ausgiebig. „Mach dir keine Sorgen, “ bat er, strich leicht über Harrys Bauch. „Ich werde mit dir in den Zeugenstand gehen. Ich lasse dich das sicher nicht allein durchmachen.“ Er hatte gewusst, dass er nichts von dem Prozess hätte sagen sollen, nicht, bevor er nicht stattfinden würde. Nun würde der Jüngere sich die nächsten beiden Wochen selbst wahnsinnig machen.
 

„Das tue ich nicht, “ gab Harry zurück: „Ich weiß, dass sie nichts mehr tun kann, aber... ich... ich will sie einfach nicht mehr sehen...“
 

„Es wird nur ganz kurz sein, das verspreche ich.“
 

Harry lächelte einfach nur. „Ich bin froh, dass du da bist...“
 

„Das freut mich, “ gab Tom sanft zurück, während er zum Schwamm griff, um Harry etwas zu waschen. Er wollte nur, dass der Jüngere sich absolut sicher fühlte, das war das war für ihn das Wichtigste. Er wollte seinem Geliebten geben, was er so sehr brauchte und was er bisher nicht gekannt hatte. Eine Familie, Geborgenheit. Er hasste nichts mehr, als wenn der Jüngere zu grübeln begann und sein Blick sich verdunkelte. Das war ihm gar nicht recht. Er fühlte sich jedes Mal, als habe er schlicht versagt.
 

Harry wandte sich kurz zu Tom um, er lächelte den Älteren an, der immer so sanft zu ihm war, wohl wissend, dass er auch ganz anders sein konnte. Er küsste diesen, lehnte sich dann wieder gegen ihn und döste schließlich, durch die sanften Bewegungen, ein.
 

„Ich achte auf dich, “ flüsterte Tom nur sanft, während er Harry aus der Wanne hob und ihn in ihr Bett brachte. Es war ohnehin langsam Zeit, sich hinzulegen. Und am nächsten Tag... begann wohl oder übel wieder das normale Leben, er musste arbeiten, Harry zur Schule. Nur Ron und Draco würden einige Tage länger frei haben, bis Mittwoch oder so. Es war wichtig, dass Tom da war, es ging immerhin um Versuche, Dumbledore aufzuschrecken, seine Unterstützer zu finden, sie zu bremsen und vor allem zu verhindern, dass es weitere blutige Angriffe geben würde, denn lange würde der Irre sicher nicht mehr still sitzen und Tom wusste, wenn er jemanden würde treffen wollen, dann Harry, durch dessen Verschwinden er immerhin gestürzt worden war. Rasch deckte er den Jüngeren zu, schlüpfte zu ihm unter die Decke und beobachtete, wie der sich, wie immer, in seine Arme kuschelte und er spürte, wie dessen Schwanz sich um sein Bein wickelte.
 


 


 


 

„Gib es sofort wieder her! Ich hatte es zuerst!“
 

„Pech, du hast es nicht festgehalten,“ konterte Harry nur und träufelte in Ruhe einige Tropfen Tabasco in seinen Traubensaft, bevor er die Flasche wieder weiter gab und der schnaubende Draco sie sich krallte, um seinen kalten Kaffee reichlich damit zu würzen. Es war einer der wenigen Tage, an denen Harry über Mittag in Hogwarts blieb, weil er nachmittags noch drei Stunden hatte. Er saß zusammen mit Ron und dem Blonden an einem der Tische, wobei sich sonst noch niemand zu ihnen getraut hatte, was mit dem reichlich komischen Essen hier zu tun haben konnte.
 

„Du bist ein Ekel! Ein riesiges! Ich hatte ihn zuerst!“
 

„Gleich zwing ich dich, die gesamte Flasche zu trinken, “ knurrte Harry nur, der von Stunde zu Stunde missmutiger wurde. Er fand es unfair, dass Draco seinen Lover dauernd bei sich haben konnte und er seinen die letzten beiden Tage fast gar nicht zu Gesicht bekommen hatte! Weder ihn noch einen der Anderen, Lucius, Siri, Remus, Fenrir, seinen Dad, dauernd waren sie weg, sie hatten ständig irgendwelche Sitzungen und mehr als einige kurze Worte waren nie drin. Und Tom... den hatte er nur in der Nacht mal bemerkt. Er musste für eine Weile bei ihm gewesen sein, dann aber war er allein aufgewacht, das hatte auch die Orchidee nicht besser gemacht, die er auf seinem Kopfkissen gefunden hatte.
 

„He ihr zwei! Bekommt eure Hormone wieder in den Griff! Aber etwas plötzlich!“, verlangte Ron, inzwischen ernsthaft genervt. Er hatte sich ja schon irgendwie an die Abartigkeiten gewöhnt, die die Beiden in sich hinein stopften, oder an beider Anfälle, ausgelöst durch Hormonschübe, aber im Moment wurde es selbst ihm zu viel. Die zwei kabbelten sich schon seit dem Morgen, als der erste Streit ausgebrochen war. Über einen verdammten, entkommenen Schokofrosch, den Beide hatten haben wollen!
 

„He! Du solltest meine Partei ergreifen!“, schmollte Draco augenblicklich: „Immerhin bist du Schuld, dass ich...!“
 

„Wer ist wann zu wem gekommen?“, fragte Ron sehr ruhig. „Und soweit ich informiert bin, sind bei solchen Sachen immer noch zwei Leute schuldig! Und ihr beide, ihr vertut euch um nichts! Okay, Harry ist launischer, aber du bist auch nicht...“
 

„Du bist gemein!“, heulten Beide zeitgleich auf, doch während Draco sich damit begnügte, seinem Lover und Ehemann einen Tritt zu geben, war Harry aufgesprungen und weggerannt, mal wieder.
 

Ron stöhnte nur leise auf, nicht so sehr wegen des Schmerzes, sondern weil Harry heut schon das dritte Mal einfach wegrannte. Doch er wusste auch, woran es lag, warum er Harry nicht wirklich böse sein konnte. Er hatte von Bill erfahren, dass eine Konferenz die Nächste jagte und Tom kaum noch Zeit zum Atmen blieb, geschweige denn dazu, etwas Zeit mit seinem Mann zu verbringen. Es musste für den Grünäugigen die Hölle sein, denn Draco hatte einen Vorteil – er war da, er hatte auch immer Zeit. Sie hatten sogar ein gemeinsames Zimmer von Snape bekommen. „Ihr Zwei macht mich wahnsinnig!“
 

„Aber er ist so gemein! Ich hatte es zuerst!“
 

„Harry steht unter konstantem Stress, “ gab Ron ruhig zurück. „Überleg mal, du bekommst seit Tagen keine Antwort von deinem Vater und er hetzt von einer Konferenz zur Nächsten. Was meinst du, was dann der Minister macht? Ich bin hier, du kannst mich schlagen und im nächsten Moment heulen – was ist mit Harry? Sirius muss Bill in seiner gesamten Freizeit mit den Auroren helfen, Fenrir und Remus meistens auch noch. Und Snape... ich hab Harry nicht in Richtung seines Büros laufen sehen, du etwa?“
 

„Toll, “ knurrte Draco missgelaunt. „Du hast es geschafft!“
 

„Und was genau habe ich geschafft?“
 

„Jetzt hab ich auch noch ein schlechtes Gewissen! Dabei hat er mir meinen Tabasco geklaut!“

„Draco – manchmal bist du wirklich ein selbstsüchtiges, verwöhntes Kind, “ gab Ron zurück, packte den Anderen aber, bevor er abhauen konnte. Er hatte nicht den Nerv, seinen Mann durch die Schule zu jagen, wenn er wegrannte. „Das schlechte Gewissen hast du gar nicht so zu Unrecht, “ fügte er an. „Aber schön, dass du es einsiehst. Und jetzt komm. Wir haben gleich wieder Unterricht bei Flittwick und ich will nicht schon wieder zu spät kommen.“
 

Draco grummelte in seinen nicht vorhandenen Bart und verfluchte Harry in Gedanken mit jedem Schimpfwort, das ihm einfiel. Er mochte den Anderen ja wirklich, aber in den letzten beiden Tagen war er unerträglich, er hatte auch mehr als drei Stunden geschwänzt und keinem gesagt, wo er sich in der Zeit verschanzt hatte.
 

Severus hingegen hatte den Streit an dem Tisch beobachtet, von dem alle anderen Schüler sich fern gehalten hatten, weil die letzten Tage wohl regelmäßig Fetzen und Zauber geflogen waren. Es war ein mittleres Weltwunder, dass er die Zeit gehabt hatte, ein Mal das Mittagessen zu überprüfen, denn seine Pflichten ließen ihm kaum noch Zeit zu atmen. Er war nur noch am Rennen, nicht nur wegen der Schule, sondern vor allem, wegen all der Neuerungen und der Tatsache, dass niemand ihm mehr half. Jeder, der irgendwie entbehrlich war, war auf der Jagd nach dem Irren.
 

Nur schienen sie alle mal wieder vergessen zu haben, dass Harry nicht so viel auf ein Mal ertrug, dass er in einer schweren Situation war, ganz generell nur eine gewisse Zeit ohne Kontakt zu Tom auskam. Wobei einige Stunden nachts wenn er schlief nur sehr bedingt zu reichen schienen. Sein Sohn litt, mal wieder so still er es nur eben ertragen konnte, ohne um Hilfe zu bitten, oder etwas zu sagen. Aber wenn man genau hinsah, musste man es erkennen, Harry hatte kleine, dunkle Ringe unter den Augen, er war unkonzentriert und schien schon mehrfach geschwänzt zu haben. Wenn er den Unterricht besuchte, war er nicht konzentriert, schrieb teilweise nicht mit und sah fast immer aus dem Fenster.
 

Der Tränkemeister rieb sich sein Nasenbein, bevor er aufstand. Er hatte einen Sohn zu finden, der sich selbst mal wieder zu Grunde zu richten versuchte, weil er seine Klappe nicht auf bekam. Oh, und er hatte einen Schwiegersohn zu rupfen, dafür, dass der immer beteuerte, dass Harry an erster Stelle stand und der doch regelmäßig zu vergessen oder zu verdrängen schien, wie sehr sein Sohn von ihm abhängig war.
 

Aber jetzt, wo er auf dem Gang stand, sah Severus ein ganz anderes Problem. Wo zum Henker sollte er den Bengel suchen, der dieses Käseloch von einem wurmstichigen Schloss ungesund gut kannte und der nicht gefunden wurde, wenn er es nicht wollte?! Er fragte mehrere Gemälde, die aber auf einmal wenig redefreudig wurden, oder die versuchten, ihn in ein Gespräch über Zitronenbonbons zu verwickeln. Selbst die Geister waren wenig kooperativ. Toll – wie zum Henker hatte Harry denn die Geister und Portraits erpresst? Ließen die sich etwa auch von den Launen eines schwangeren Teenagers fertig machen? Aber die hatten doch sonst auch kein Problem damit! Immer zog er die Arschkarte!
 

Nun gut, ruhig nachdenken, wie viele Orte gab es denn, die in der Regel eher gemieden wurden? Die Bücherei? Nein, da war Madame Prince und ein Haufen Ravenclaws. Die Gryffindorquartiere? Noch unwahrscheinlicher, vor Allem, da Harry vermutlich noch nicht mal das dumme Passwort hatte. Gut, dann vielleicht... der Astronomieturm? Nun, einen Versuch war es wert. Immerhin war es da oben im Moment so erbärmlich kalt, dass nicht mal die Astronomiestunden da stattfanden.
 

Und er hatte Glück – einmal in seinem Leben. Da saß Harry, auf der Bank und nur in seine Schulrobe gehüllt, er zitterte auch etwas, saß nah am Abgrund und starrte blicklos hinunter, sein Atem bildete kleine, weiße Wölkchen.
 

„Ich will ja nichts sagen, aber wenn dir nach einer Lungenentzündung ist, bist du mit Sicherheit auf dem besten Weg dazu.“
 

Erschrocken wandte Harry sich um – und wäre vermutlich gefallen, tief gefallen, hätte sein Vater nicht blitzschnell zugegriffen und ihn ins Innere gezogen. „Warum... hast du mich denn so erschreckt?!“
 

„Weil ich finde, dass du verdammt leichtsinnig bist!“, knurrte Severus, er zog seinen Sohn hinter sich her, bis hin zu seinem Büro, durch Selbiges hindurch und in sein Wohnzimmer, wo er ein großes Feuer entfachte und Harry erst mal davor setzte. „Du kannst dich doch nicht so in die Kälte setzen! Ist dir klar, dass die Mittel, die man dir geben müsste, damit du eine Lungenentzündung überstehst, dem Kind permanenten, schweren Schaden zufügen könnten?“, schimpfte er.
 

„Das… wusste ich nicht,“ schniefte Harry betroffen, er wollte doch seinem Baby nicht schaden! Er wollte nur... er hatte doch nur allein sein wollen! Alles war ihm zu viel gewesen, die Hitze, die Lautstärke, der Geruch nach Essen, daran, krank werden zu können, hatte er gar nicht gedacht.
 

Oh, Merlin! Nicht auch noch Tränen, stöhnte Severus innerlich. Er war nicht gut in so was, verdammt, er war nicht Derjenige, der es tun sollte! Tom war für diese Sachen verantwortlich! Oder die verdammten Herumtreiber und deren Gefolge! Aber doch nicht er! Doch dann riss er sich zusammen, kniete sich zu dem Jüngeren und schloss ihn, sichtlich unbeholfen in die Arme, dankte allen Göttern, dass niemand sie so sehen konnte. Sein schwer erarbeiteter Ruf wäre endgültig den Orkus herunter gegangen. Und was jetzt? Was tat man mit einem hysterischen, schwangeren, nebenbei auch noch männlichen Teenager, der mit der Situation, in der er sich befand, vollkommen überfordert war? Er tätschelte hilflos den Rücken seines Kindes, bis das endlich aufhörte zu weinen – und er feststellen musste, dass Harry eingeschlafen war. Toll, wirklich. Stöhnend richtete er seine morschen Knochen wieder auf, hörte, wie die wieder knirschten, um an ihre Stellen zu hüpfen. Er hob seinen Sohn auf, legte ihn auf das Sofa und streifte ihm die Schuhe hab, bevor er eine dicke Decke über ihn ausbreitete, er hatte einige Büschel Haar zu rupfen!
 

Entschlossen stampfte er zum Kamin, stieg von da direkt ins Ministerium, vorbei an einer hysterischen Sekretärin, die allen Ernstes im Sinn gehabt zu haben schien, ihn aufzuhalten, die aber vor seinem Blick erschreckt zurückwich. Hufflepuff, vor sechs Jahren, teilte ihm sein nerviges Hirn mit, während er die Tür aufzog, mitten in den kleinen Rat stürmte, auf Tom zuschoss – und ihm erst mal eine wischte, so, dass seine eigene Hand pochte, wie blöd.
 

Erschrocken schoss Lucius auf, zusammen mit Bill und Sirius, alle mit gezogenen Stäben, die Anderen waren zu beschäftigt damit, den Mann anzustarren, der stinksauer, hochgefährlich und irgendwie verrückt geworden aussah. Selbst Tom starrte den Anderen ungläubig an, während seine Wange ein wunderschönes Dunkelblau annahm.
 

„Sag... sag mal, hast du sie noch alle?“, fragte Tom nach einigen Momenten tödlich ruhig. Er war ohnehin geladen und genervt, was auch die Anderen bereits gemerkt hatten, aber er konnte nichts dafür, er musste zu den Sitzungen, obwohl er sich nichts weiter wünschte, als ein schönes, entspannendes Bad mit Harry, dann einen romantischen Abend vor dem Kamin, kuscheln, vielleicht Sex. Aber stattdessen musste er sich mit Dumbledore herumschlagen! Und jetzt tickte auch noch sein Tränkemeister durch!
 

„Du.. du hast gesagt, du würdest dich um ihn kümmern!“
 

„Was? Was bitte redest du da, Severus?“, donnerte Tom, der nun doch über seine übel pochende und schmerzende Wange strich.
 

‚Oh, oh, ’ dachte hingegen Lucius. Ihm war nur zu klar, um was es ging und er würde in so einem Fall nichts Anderes tun, als in Deckung zu gehen. Aber ja, Severus war gar kein väterlicher Typ, nie, nein, nimmer nicht!
 

„Nicht mal das weißt du?!“, brüllte Severus, dem es inzwischen vollkommen gleich war, wen er mit seinem Gebrüll unterhielt, vermutlich gut und gern das gesamte Ministerium. „Harry, du Schwachkopf! Der Junge, den du mit kaum siebzehn Jahren geschwängert hast! Der Junge, der Probleme mit eurer Bindung hat, die sich nicht setzt! Der Junge, der seit Tagen Schulstunden schwänzt, weil er sich nicht mehr konzentrieren kann! Der, den du offenbar vergessen hast!“
 

„Was?“, fragte Tom entsetzt. „Was ist mit Harry? Was hat er?!“
 

„Was er hat? Er fühlt sich beschissen und versucht mal wieder, es zu verstecken! Er ist mal wieder am Ende! Er hat sich auf dem Astronomieturm verkrochen! Ich musste ihn wieder aufwärmen! Er hat verdammte Ringe unter den Augen!“
 

„Er....“, schlagartig kroch das schlechte Gewissen über ihn, er schauderte. „Aber warum hat er nichts gesagt?!“
 

„Wann?!“, brüllte Severus. „Wenn du dich mal für drei Stunden zu ihm ins Bett schleichst, während er schläft?! Was an das reicht nicht hast du nicht verstanden?! Du hast einen beschissenen Stab, der sich um die scheiß Jagd nach dem Irren kümmert! Was ist so schwer daran, sich zwei verfluchte Stunden am Tag um den Jungen zu kümmern, wenn er wach ist?! Hat er das nicht verdient oder was?!“
 

Wow! Bill rückte etwas weiter aus der Schusslinie, in der er sich direkt zu befinden schien. Er stand nämlich hinter den Beiden, die sich anpflaumten, wie ein paar Irre und er hing an seinem Leben. Ihm war mal wieder klar geworden, dass es Leute gab, mit denen er sich wirklich, wirklich nicht anlegen wollte und die ihm schlicht unheimlich waren. Und Snape gehörte eher in diese Reihe, als Tom – im Moment. Wobei Tom es in den letzten Tagen auch in sich gehabt hatte, was sich jetzt aber wohl auch erklärte. Kein Wunder, wenn er keine Zeit mit seinem Kätzchen verbracht hatte...
 

„Was....?“, fragte Tom, entsetzt über das, was er da schon wieder angestellt hatte. Er hatte doch nur versucht, Harry zu schützen, indem er diesen Irren fand! Automatisch glitt seine Hand zu der Taschenuhr, die der Jüngere ihm zu Weihnachten geschenkt hatte und mit der er fast die gesamte Zeit gespielt hatte.
 

„Mach, dass du deinen Arsch zu Harry schwingst! Und zwar plötzlich, bevor ich mich vergesse!“, donnerte Severus weiter. „Jetzt!“
 

Zur Verwunderung aller flitzte der Minister wie von Taranteln gestochen zum Kamin und verschwand, schneller, als auch nur irgendwer etwas hätte sagen können. Hatte der Mann etwa Angst vor seinem Schwiegervater? Irgendwie kam das gerade ganz extrem so rüber.
 

„Was?“, fragte Severus, nun tödlich freundlich. „Habt ihr alle nichts zu tun? Habt ihr keinen Irren mehr, der hinter meinem Sohn und Enkel her ist? Solltet ihr eure Ärsche nicht auch endlich mal in Bewegung bekommen?!“ Am Ende war Severus wieder sehr, sehr laut geworden, wirbelnd wandte er sich herum und stürmte einfach aus dem Raum, hoch erhobenen Kopfes, während seine Roben wild um ihn herum flatterten.
 

„Alle Hände hoch, die das wirklich komisch fanden, “ murmelte Bill und hob seine, dicht gefolgt von allen Anderen in diesem Raum.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (13)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kaya17
2010-09-16T20:07:17+00:00 16.09.2010 22:07
Klasse Kapitel. Snape wird ja noch so richtig sympatisch^^
Von:  ai-lila
2010-09-05T20:38:09+00:00 05.09.2010 22:38
Hi~~

Selbst Dumbo würde vor Severus angst bekommen, bei dessen Laune. ^^°
Hoffe der alte Zausel mit weißem Filzbart wird bald einkassiert und weggesteckt in eine herrlich dunkle und nasse Zelle. Direkt neben Granger.

Das war wieder ein klasse Kapi.
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  AngelHB
2010-09-03T16:30:56+00:00 03.09.2010 18:30
HI!

Wieder ein super Kap. Bin schon aufs nächste gespannt.

LG Angel
Von:  strify09
2010-09-03T13:34:29+00:00 03.09.2010 15:34
super kapitel
fand ich sher gut, freu mich aufs nächste ^-^

lg strify
Von:  Dranza-chan
2010-09-03T12:21:21+00:00 03.09.2010 14:21
Ein super Kapi!
Besonders der Schluss an dem Severus Tom zusammenstaucht ist toll geschrieben!
Freu mich total auf's nächste Kapi!
lg
Von: abgemeldet
2010-09-02T18:31:03+00:00 02.09.2010 20:31
das hat ja mal wider lange gedauert bis severus sich al einmischt. alle wissen doch wie harry unter der situation leidet, aber doch vergessen sie es wieder. alle wissen doch das harry nie seine probleme offen legt. wenigstens hat es einer mitbekommen und ein machtwort gesprochen.
hät ja gerne toms gesicht gesehen als sev ihm eine geknallthatte, oder das der anderen.
hoffentlich wird es jetzt langsam mal besser mit harry und tom.

LG yuuhi111
Von:  Omama63
2010-09-02T18:11:35+00:00 02.09.2010 20:11
Ein klasse Kapitel.
Endlich hat Severus seine Vaterrolle übernommen.
Bin schon gespannt wie weiter geht.
Von:  sann
2010-09-02T18:08:10+00:00 02.09.2010 20:08
tolles kapi
hat mir sehr gefallen
schreib schnell weiter
Von:  Caratinu
2010-09-02T17:03:39+00:00 02.09.2010 19:03
Tolles Kapitel
lg cara
Von: abgemeldet
2010-09-02T14:56:43+00:00 02.09.2010 16:56
Endlich zeigt Sev mal was er so drauf hat xD
Aber der arme Tom... Irgendwie kann er einem ja auch Leid tun ^-^
Das hier fand ich am besten: >dieses Käseloch von einem wurmstichigen Schloss< x"D
Oh oh, leidet der arme Severus etwa an Altersschwäche? >seine morschen Knochen wieder auf, hörte, wie die wieder knirschten, um an ihre Stellen zu hüpfen.<
Sev hat Tom ja richtig fertig gemacht =D
Und Bill hat total Recht ^^ >„Alle Hände hoch, die das wirklich komisch fanden, “ murmelte Bill und hob seine, dicht gefolgt von allen Anderen in diesem Raum.< *hand auch heb*

das Kapitel war mal wieder echt lustig und schön C=

glg




Zurück