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Lost Prince

Krieg auf Aira
von

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Ein vergessener Freund

Laute Schritte waren zu hören. Sie klangen trotz des Lärms der Autos zur späten Stunde durch die Gassen. Die Sonne färbte die Stadt orange, das Wasser im Brunnen glänzte in warmen Farben.

Siri hatte keine Zeit um diese Schönheit zu bewundern. Sie lief dem Klang nach. Dem Klang, der sie seit Einbruch der Dämmerung zu rufen schien.

Es war eine traurige Melodie gewesen, die vom Konzert des Hauptplatzes ausging. Für normal war man von Rockbands harte Lieder gewohnt, doch dieses war anders. Siri konnte nicht sagen, was es war, oder was sie dort vorfinden würde, aber sie wusste, dass sie sich beeilen musste, ehe das Konzert zu ende ging.

Langsam erreichte sie das Ende des Parks, durch den sie jetzt gelaufen war. Es war ein Hürdenlauf, um Frauen mit Kinderwägen, langsam trottenden Männern, Pärchen beim Picknicken und sogar um einen Hund.

Da war plötzlich ein kleiner Zaun im Weg; Siri wollte keinen Umweg machen und den Durchgang suchen, drum sprang sie mit aller Kraft darüber.

Sie war auf der anderen Seite angekommen. Völlig aus der Puste stand sie da und erblickte vor sich gerade Wegs die große, jubelnde Menschenmasse – und die Bühne.
 

Inzwischen gingen Avrial, Lyze und Tracy langsam die Straße vor dem Hotel entlang. Es wurde finster und das Katzenmädchen musste zurück zu ihrem Bruder Ricci; nicht, dass er nicht alt genug wäre, um auf sich selbst aufzupassen, aber Tracy war bereits den ganzen Tag unterwegs und er würde sich bestimmt Sorgen machen.

Zum Abschied winkten die beiden Jungs ihr nach, ehe sie um die Ecke bog und verschwand.

„Komm.”, sprach Lyze, der den Arm senkte und den Rückweg zum Hotel antritt. Doch da fehlte etwas… Avrial war ihm nicht nachgekommen.

Noch bevor er nach ihm fragen konnte, sah er ihn auf der anderen Straßenseite, den Blick neugierig bei einem Stand hinab auf die Sachen gerichtet.

„Was… tust du denn da?”, Lyze kam zu ihm, „Andenken. Wofür brauchst du denn Andenken an Destercity…?”, er schaute ihn fraglich an.

„Na, hör mal Noshyru.”, war die Antwort, „Wer weiß, wann ich das nächste mal wieder hier vorbeikomme? Bis dorthin könnte die Stadt schon wieder ganz anders aussehen.”

„Ich dachte, du wirst nur doppelt so alt wie ein Mensch…?”

„Das hat doch nichts damit zu tun.”, er begutachtete eine Grußkarte, „Destercity wandelt sich so schnell. Wer weiß, vielleicht gibt es in vierzig Jahren Schwebeautos…?”

„Ok…”, Lyze seufzte tief und verschränkte die Arme. Er blieb neben dem Arcaner stehen und wollte warten, bis er fertig war. Auf Andenken hatte der Halbengel nun wirklich keine Lust; erstens fand er, sie wären unnötige Staubfänger, zweitens drehten sich seine Gedanken momentan nicht um ‚Plunder’, sondern um die Frage, ob Siri wirklich alleine zu recht käme.

Und plötzlich…

Lyze schaute überrascht auf, als er einen weißen Schein um die Ecke laufen sah – waren das Federn…?

Ehe er es von selbst herausfinden konnte, schaute jemand um die Ecke hervor: es war ein Engel. Um genauer zu sein, ein ernst dreinblickender, männlicher Engel mit langen Flechtzopf, der direkt in Lyzes Richtung spähte und ein „Komm her” mit seiner Hand andeutete.

„Ich ähm-”, begann er zu Avrial, „Ich bin gleich zurück.”, ehe er losging.

„Ist gut.”, war die schnelle Antwort. Der Arcaner war viel zu beschäftigt, sich für ein Andenken zu entscheiden, als auf den grimmigen Engel zu achten, der Lyze zu sich wank.
 

Es war klar, dass Siri von vorne, bei so einer großen Masse, keinen Erfolg erzielen würde, darum versuchte sie ihr Glück und schlich hinten herum rein.

Für normal gelangte man nicht ohne V.I.P.-Ticket hinter die Bühne und auch für sie gab es keine Ausnahme. Der Türsteher war ein Mensch. In Verhältnis zu Siri sehr groß, breite Schultern und leicht reizbar aussehend. Drum versteckte sie sich anfangs hinter zwei Mülltonnen, bis der Schrank von einem Mann seine Position an der Tür kurz verließ, um sich sein Abendessen – ein Hotdog – abzuholen. In dem Moment kam Siri aus ihrem Versteck hervor, schlich geduckt die drei Stufen hinauf und drehte den Knauf, dessen Türe zum Haus hinter der Bühne führte.

Dort angekommen, schloss sie eilig die Tür hinter sich und versteckte sich beim nächstmöglichen Stützbalken. Anschließend schielte sie in den Gang vor sich hervor: es schien niemand da zu sein, die Luft war also rein.

Mit diesem Gedanken schritt Siri eine Weile lang voran, drehte sich bei jedem kleinen Geräusch, das nicht zur Musik der Rockband gehörte um und durchsuchte nebenbei den scheinbar leeren Gang. Nur ein paar Truhen, Kisten und Koffer standen herum, sonst nichts.

Gerade, als Siri ein schwarzes Tuch von einer länglichen Kiste zog, hörte sie plötzlich Schritte. Eilig schwang sie die Arme beim laufen; die nächste kleine Kiste musste ihr einfach als niedriges Versteck reichen. Da war sie nun, geduckt auf allen Vieren und ganz klein hinter der Kiste, damit sie bloß nicht entdeckt werden konnte – leider war ihr nicht bewusst, dass ein Zipfel ihres kurzen Kleides sichtbar war.

Die Schritte kamen näher. Näher und näher; knapp einen Meter vor Siri verstummten diese schlagartig. Sie schluckte panisch. Wurde sie entdeckt?

Die Schritte drehten sich, als ob die Person etwas suchen würde.

Dann erklang eine vertraute Stimme. „Siri?”

Ruckartig musste sie dabei aufschauen. Es war ihr, als ob der Klang, der den ganzen Abend nach ihr rief, persönlich nach ihr fragte.

Sie erhob sich, putzte ihre Kleidung ab und starrte in ein aus ihren Träumen bekanntes Gesicht.

„Mica…”, der Name fiel leise. Leise und erwartungsvoll.

Der junge Mann, der vor ihr stand, trug einen dunklen Anzug, passend für ein Konzert. Jedoch weniger passend war sein schwarzes Halsband, in denen drei blitzgrüne Steine funkelten. Ebenso hatte er gleichfarbige, grüne Augen und schulterlange, violette Haare… sehr ungewöhnlich für einen Menschen.

Siri konnte nicht anders. Ihr schossen die Tränen in die Augen, ehe sie auf ihn zulief und in die Arme fiel. „MICA!”

„Siri…”, er erwiderte die Umarmung und redete dabei in ruhigem Ton. „…zum Glück. Ich bin so froh dich endlich wieder zusehen.”

Von Siris Seite her war es ein ganz seltsames Gefühl. Sie war so glücklich, dass sie weinen musste, jedoch erkannte sie nicht, bis auf seinen Namen, wer er eigentlich war.
 

„Was suchst du hier?”, Lyzes Frage an den Engel war kühl.

„Das sollte ich dich fragen, Noshyru.”, er verschränkte die Arme, „Sagt dir zufällig der Satz ‚Sie ist nur ein Mensch, der zufällig in die Arme der Dämonen lief.’ etwas?”

Lyze verzog die Miene bei seiner Feststellung: „Ihr habt uns überwacht…”

„Du hast gelogen.”, der Engel ging einmal um ihn her, „Uns hast du belogen.”

„Für Menschen ist es doch üblich zu lügen-”, er lächelte dabei.

„Du bist kein Mensch!”, der Engel stieß ihn, „Unsere Herrin gab dir die Ehre, dich uns anzuschließen – so dankst du uns? Verräter, vor das Kriegsgericht sollte man dich stellen!”

„Ihr seid im Unrecht.”, war die Antwort, „Manchmal muss man schattig erscheinende Wege beschreiten, um festzustellen, dass dieser der Richtige ist.”

„Willst du dich etwa gegen uns stellen?”

„Ich will mich nicht gegen euch stellen.”, er sah den Engel ernst an, „Aber auch ihr seid nicht besser als Menschen, Tiermenschen, Arcaner oder Dämonen. Siri wird bald wissen, wo sich der Prinz von Azamuth befindet. Wir werden ihn finden. Und wenn es so weit ist, kann er zurückkehren und dem Krieg ein Ende-”

„Falsch.”, der Engel schmunzelte, „Du glaubst doch nicht wirklich, dass, wenn der Prinz zu seinem Vater zurückkehrt, bei uns der Frieden einkehren wird. Nein, Noshyru.” Der Engel schritt näher an Lyze heran und legte die Hand auf seine Schulter. „Du wirst mit mir kommen. Wenn du dich weigerst, habe ich die Anweisung, dich im Namen unserer Herrin, als einen Verräter zu töten.”
 

Inzwischen brach die Nacht herein. Das Konzert am Hauptplatz war im vollem Gange, das Publikum jubelte, die Türsteher waren im vollem Einsatz und hinter der Bühne haben sich Siri und ihr lang gesuchter Freund Mica auf eine Kiste gesetzt, um in Ruhe zu reden.

Siri hatte ihm gerade erklärt, dass sie sich an nichts erinnern konnte und darum nur mit Hilfe von Puzzelstücken aus Träumen zu ihm gefunden hatte.

„So ist das also…”, er senkte den Kopf, „Darum bist du nicht mehr gekommen.”

„Ja…”, sie kramte in ihrer Seitentasche und zog den goldenen Knopf heraus, den sie seit beginn ihrer Reise bei sich trug. „Das ist alles, was ich bei mir hatte.”

„Oh-”, Mica nahm den Knopf in die Hände und musste schmunzeln: „Den hast du noch bei dir?”

Siri sah ihn überrascht an: „Kennst du ihn?”

„Er gehört zu meiner Uniform… na ja, gehörte. Du wolltest ihn mir wieder annähen.”

„Ich kann nähen…?”

Er lachte. „Ja! Oh je, du hast tatsächlich alles vergessen.”

„Mica…”, sie blickte traurig, „Es tut mir leid, aber… ich habe auch vergessen, wer du bist. Ich meine – du bist mir immer im Traum erschienen, ganz verschwommen und hast mir den Weg gewiesen. Aber ich frage mich die ganze Zeit… wieso?”

„Du musst nachdenken.”, er legte seine Hand auf ihre Schulter – einige seiner Finger waren mit Verband umwickelt, was Siri erst jetzt auffiel. Dann stand er auf und präsentierte sich selber: „Siri – ich bin eine Muse!”

„Eine Muse…?”, sie zog eine Braue hoch.

„Du sahst mich in deinen Träumen, weil noch immer ein Rest der Inspiration dich begleitete.”

„Häh? Färbst du etwa ab, oder so?”

„Nein, nicht ganz.”, er setzte sich wieder schmunzelnd neben sie, „Aber alles, was du mich in deinen Träumen hast sagen hören, war ein Echo von dem, was du bereits wusstest und vergessen hattest. Kannst du mir folgen?”

„Ein wenig… sag… spielst du auch in dieser Rockband? Als Muse musst du doch unglaublich begabt sein!”

„Ich spiele Gitarre, ja. Aber nicht in dieser Band. Ich verstecke mich.”

„Huh?”

„Es gibt kein besseres Versteck, als eine Rockband. Sie lebt von meiner Inspiration, im Gegenzug bietet sie mir Schutz. Diese Stadt, die Bodyguards, die Türsteher… hier bin ich vor den Dämonen sicher.”

„Dich jagen sie also auch?”, Siri sah ihn ganz überrascht an.

„Wir werden beide gejagt… weil wir unser Land ‚verraten’ haben.”

„Könntest… du dich mal klar ausdrücken?”

„Hach, Siri.”, er stand auf und streckte die linke Hand nach ihr aus. Als sie nach Zögern sie ergriff und nun vor ihm stand, legte er beide Hände auf ihre Wangen. „Ich glaube… es wäre das Beste, wenn ich es dir zeige.”

„Mir zeigen? Heißt das, du kannst mir helfen mich zu erinnern?”, sie lächelte hoffnungsvoll.

„Genau das.”, er drückte die Daumen an ihre Schläfe, ehe er seine Stirn gegen ihre legte. „Schließe deine Augen.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Azahra
2013-04-28T13:14:23+00:00 28.04.2013 15:14
Von meiner Seite gibt heute nicht viel :3
Dieser Mica klingt sehr interessant, aber ich trau ihm nicht ... Er will helfen, dass Siri sich wieder erinnert; gut und schön aber ich kein gutes Gefühl dabei .... :/

Bis bald
*wink*
Azahra
Von:  SunnyFlower
2010-04-05T20:48:47+00:00 05.04.2010 22:48
"Der Arcaner war viel zu beschäftigt [...]Lyze zu sich wank."

Oh man Avrial! xD° Ich kann mir gut vorstellen, dass er auf solche Andenken-Kleinigkeiten abfährt - Sein Schloss ist so riesig, da wirkt es sicherlich unendlich leer, wenn da kein SchnickSchnack steht! ^.^ xD

Siri ist ein böses Mädchen, dass sie sich kurzerhand hinter die Bühne schleicht! :P Aber was hätte sie auch sonst machen sollen?^^°

"leider war ihr nicht bewusst, dass ein Zipfel ihres kurzen Kleides sichtbar war."

Oh Oh! Oo

"Siri konnte nicht anders. Ihr schossen die Tränen in die Augen, ehe sie auf ihn zulief und in die Arme fiel. „MICA!“"

Awwwww~ <3 Das ist so schön, endlich gefunden ^-^

"„Sagt dir zufällig der Satz [...] etwas?“"

Gruselig, dass der Engel das noch so genau weiß ôo >< Wie fies, dass die Engel sie überwacht haben! òo Ob sie auch Lyzes "Black-Out" mitbekamen...?

"„Für Menschen ist es doch üblich zu lügen-“, er grinste dabei."

Dann fühlt sich Lyze mehr Mensch als Engel? x3 Oder will er den Engel nur provozieren?^^

"„Aber auch ihr seid nicht besser als Menschen, Tiermenschen, Arcaner- oder Dämonen."

So wie der Engel spricht, glauben Engel wirklich, sie seien etwas besseres, ohje^^° Dabei sind Engel doch das Sinnbild des Guten, aber Arroganz (bzw. Hochmut) ist eine Todsünde! xD

"„Du glaubst doch nicht wirklich [...] Noshyru.“"

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Engel ihm nicht alles sagt, was er weiß ôó Argh! ><

"Wenn du dich weigerst, habe ich die Anweisung dich im Namen unserer Herrin, als einen Verräter zu töten.“"

Versuch das mal, Mistkerl >:D *Fähnchen schweng* Avrial, lass die Schneekugeln und hilf Lyze verdammt! xD°

"„Ich kann nähen…?“" - Awww, das ist so putzig, dass Siri das vergessen hat, aber auch ziemlich ..ärgerlich ^^° Dass sie nähen kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen - Sie ist so ein Wirbelwind und nähen eine Geduldssache |3

"„Eine Muse…?“, sie zog eine Braue hoch."

Eine Muse? °o° Was kann eine Muse denn genau? :3 *neugierig ist* Außer scheinbar und glücklicherweise auf Siri abfärben? x3

"weil wir unser Land ‚verraten’ haben."

UNSER LAND?! °-° Halt! Stop, wenn er von dem Dämonen gejagt wird und angeblich sein Land verraten haben soll, dann muss Siri ja auch aus dem Land kommen?! °-° Aber Wie, in welchen Zusammenhang?! ><

"„Schließe deine Augen.“" ....Irgendwann muss ich eine TOP 10-Liste deiner fiesesten Cliffhanger schreiben, wirklich~ - -° :P Bin schon gespannt, wie es weitergeht^^

Das Kapitel ist von seinem Aufbau sehr gut - Lyze und Siris Handlungsteil halten sich gut die Waage^^ Auch erfährt man viel, ohne gleich von Information erschlagen zu werden x3

*Schneekugel von Destercity dalass* hihi x3

Sun^^


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