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Lost Prince

Krieg auf Aira
von

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Der Ausbruch

Die Nacht brach allmählich über Desteral herein. Im Inneren der Festung bekam man die schnell sinkende Sonne nur flüchtig mit, da es nur wenige, unvergitterte Fenster gab, die groß genug waren, um Richtig nach draußen sehen zu können.

Während Siri alleine im Verhörraum saß und auf die Rückkehr von Knight Tarrence, zusammen mit dem Schattenpriester wartete, wurde Lyze in seine Zelle gebracht.

Gerade als die dämonische Wache ihn um die Ecke führte, ging Tarrence an ihnen vorbei. Während sich die Wache unterwürfig verbeugte und zur Seite trat, sah Lyze diesem unheimlich wirkenden Ritter nach. Wenn er ihn auch nicht kannte, sah der Halbengel auf den ersten Blick, dass er das höchste Tier in diesem Gefängnis sein musste. Einen kurzen Moment später wurde er weitergedrängt, den Gang hinunter.

Müde und verletzt setzte sich Lyze freiwillig in seine kleine Zelle in die Ecke, in der Stroh ausgelegt war. Als die Wache hinter ihm zugesperrt hatte und gähnend den Gang zurückging, drehte er erneut an seinen wunden Handgelenken.

Er hatte Glück im Unglück – die Schläge, die die Pilotin während des Verhörs ausgeteilt hatte, waren großteils oberflächlich und würden wohl keine bleibenden Schäden hinterlassen.

Gerade wischte Lyze sich mit dem weißen Hemdärmel über die Nase, da bemerkte er, dass Blut unter ihr klebte. Da seine Kleidung sowieso schon dreckig war, wischte er sich auch den Rest, der unter der Nase klebte, in seinen Ärmel.

„Da ist noch etwas.“, Lyze sah überrascht auf, als er eine helle Frauenstimme vernahm. Ihm gegenüber, in der Zelle auf der anderen Seite des Ganges, saß eine junge Frau, die auf ihre linke Backe deutete. „Ungefähr hier.“

Lyze wischte sich daraufhin fest über seine Wange, „Danke dir…“, und sah anschließend wieder zur jungen Frau. Er musste überlegend blinzeln, ehe er glauben konnte, dass die Schläge von vorhin nicht doch heftiger waren als gedacht und sie Halluzinationen verursacht haben: die Frau hatte doch tatsächlich weiße Katzenohren auf ihrem Kopf! Sie lächelte ihm zu, als sie aus der Ecke hervor kam und sich näher bei den Stäben setzte – dabei wedelte hinter ihr ein weißer Schweif auf und ab. Auch in ihrem Gesicht waren deutliche Anzeichen einer Katze zu erkennen: die Nase war schwarz, ebenso die Schnurrbarthaare und ihre Schulterlangen, fein geschnittenen Haare. Allein ihre Augen waren grün, wie ihr dreckiges, zu lang getragenes Gefängnis-Kleid.

Sie musste über Lyzes ungläubigen Blick kichern, ehe sie begann zu sprechen: „Mein Name ist Tracy – und wie heißt du? Was haben die mit dir angestellt?“

„Ich… uhm…“, er setzte sich auf, „Ich heiße Lyze Noshyru… die Dämonen haben mich verhört.“

„Wurdest du von so einer komischen Hexe verhört? Ich nämlich, aber es hieß, sie hätten einen ‚wichtigeren Fall’ und sperrten mich hier ein.“

„War die Frau schlank und hatte einen langen schwarzen Zopf?“

„Ja, genau die; ist die einzige hier, die halbwegs menschlich aussieht – abgesehen von diesem Ritter mit stechenden Augen…“

„Oh, ich glaube, den habe ich auch gesehen.“

„Der war echt unheimlich, nicht wahr? Ich denke, er ist hier der Boss; zumindest scheinen die ganzen Wachen um ihn herum kräftig zu schleimen.“

Die junge Frau schien sich, dank ihres langen Aufenthaltes, sehr gut in der Festung auszukennen. Lyze beschloss die Gesellschaft zu nutzen und setzte sich näher zu den Gitterstäben. „Ich habe eine Frage an dich, Tracy… Hast du hier drinnen ein kleines, blondes Mädchen gesehen? Etwa zehn Jahre alt?“

Auch Tracy kam näher zu den Stäben, schüttelte aber den Kopf. „Nein… Kinder werden hier auch nicht gefangen gehalten…“

„Hm.“, Lyze senkte den Blick, „Verstehe.“

„Aber der Ritter ging angeblich zu einer ‚Siri’, die soll auch helle Haare haben.“

„Siri?“, er schaute auf, „Ein Glück, dann ist sie also auch hier.“

„Eine Freundin von dir?“, Tracy wurde neugierig, „Was habt ihr denn angestellt?“

Lyze suchte nach Worten, um es ihr am Besten zu erklären. „Ich bin ein Halbengel, weshalb die Schwachköpfe glauben, aus mir Informationen über das Reich der Engel heraus quetschen zu können – und was die Typen von Siri wollen, kann ich nur erahnen. Und… darf ich dich fragen, warum du hier bist? Du siehst nicht so aus, als ob du aus Desteral kämst… du bist ein Tiermensch, habe ich recht?“

Tracy senkte kurz den Kopf, ehe sie lächelte. „Ja, ein Tiermensch… auch wenn die Bezeichnung stimmt, so hat mein Volk einen eigenen Namen – nenn mich doch bitte ‚Animo’. Katzen-Animo, wenn man so will.“

„Animo? Herrje… dann kommst du von der nördlich gelegenen Insel Palooza? Wahnsinn…“, Lyze schmunzelte, „Ich habe noch nie einen Animo mit eigenen Augen gesehen; in Desteral erzählt man sich Geschichten und Mythen über euer Land. Eure Regierung soll ja ziemlich streng sein. Stimmt es, dass Palooza in ganze vierzehn Reiche unterteilt ist?“

„Jap.“, sie nickte freudig über seinen Wissensdrang, ehe sie begann auf den Fingern aufzuzählen: „Es gibt das Königreich der Kälte, des Wandelns, des Rudels, der Dürre, der Schuppen, der Lüfte, der Katzen, des Meeres, der Fische, der Tatzen, des Krabbelns, des Beißens, der Nacht und der Träger!“

„Und du stammst aus dem Reich der Katzen?“

„Natürlich!“, kurz überlegte Tracy, mit welcher Frage das Gespräch begonnen hatte, „Ach, du wolltest ja wissen, wieso ich hier bin… na ja, es war wohl noch am ehesten eine Verwechslung …“

„Eine Verwechslung?“

„Ja, ich wurde für einen anderen Katzen-Animo gehalten, die Verbindung zum Adelshaus hat.“, sie redete im Flüsterton weiter, „Ich glaube, die Dämonen wollen das neutrale Palooza erpressen, auf der Seite von Azamuth, gegen Desteral zu kämpfen…“

„Und… hast du denn Verbindungen zum Adelshaus…?“

Tracy kicherte, bevor sie den Kopf schüttelte. „Ooh nein, das habe ich nun wirklich nicht.“, sie flüsterte abermals, „Aber ich kenne jemanden, der das hat…“

„Hm, wenn das die Dämonen wissen, wird der Aufenthalt in dieser Festung für dich noch sehr ungemütlich werden…“

Die Katzenfrau musste seufzten. „Wem sagst du das…“

„Na ja…“, Lyze stand langsam auf und krümmte sich dabei ein wenig, „Ich hatte nicht vor, hier zu bleiben. Was ist mit dir? Würdest du mitkommen?“

„Na ja, wenn das ginge… sage ich natürlich nicht nein.“

„Wir brauchen einen guten Plan, um aus diesen Zellen raus zu kommen…“

„Leichter gesagt, als getan.“, Tracy spielte nebenbei mit einem Essenstablett aus massiven Stahl, „Ich weiß, dass es für unsere Zellenabteilung eine bestimmte Wache gibt, die immer wieder einmal vorbei schaut. Auch weiß ich, dass sie sich jeden Tag abwechseln, aber immer den gleichen Schlüsselbund um einen Gürtel tragen.“

„So ist das also…“, überlegend hielt sich der Halbengel die Hand an sein Kinn, „Das heißt, wir müssen die Wache bei seiner nächsten Kontrolle überrumpeln…“, er blickte zu Tracy, die Schulter zuckend das Tablett leicht auf und ab warf. „Hm…“, dann schnipste er mit den Fingern, „Ich weiß, wie wir hier rauskommen – du müsstest dazu allerdings mitspielen.“

„Kein Problem!“, sie nickte lächelnd, „Sage mir, was zu tun ist und ich werde es erledigen.“
 

Langsamen Schrittes und mit einem prüfenden Blick ging ein einsamer Wächter über den Flur. Er soll vor dem Morgengrauen noch einmal nach den Gefangenen sehen, bevor auch er sich in seinen Wachstuhl schwingt und schläft – pardon, Wache hält.

Seinen Speer hatte er immer in der rechten Hand, an seinen Stiefelriemen war für Notfälle ein kleiner Dolch gebunden. Er betrat Zellenabteilung B65, ehe er den schmalen Pfad immer geradeaus ging. Überall, links und rechts von ihm, war Gefängniszelle an Zelle gereiht, die meisten verrostet und mit kalten Steinboden. In Zellenabteilung B65 befanden sich für normal nur Sonderfälle, weshalb der Wächter sich auch fragte, wann immer er für das Abteil eingeteilt wurde, wieso es hier so viele Zellen gab. Gähnend hielt er sich brav die Hand vor den Mund, als ihn plötzlich jemand von der rechten Seite ansprach:

„Hey! Hey, schauen Sie doch, links von Ihnen!“, Lyze zeigte hinüber.

Unbeeindruckt schielte der Wächter zu ihm runter, dann zu Tracys Zelle. Sie lag am Boden und zuckte überaus merkwürdig.

Sofort stemmte er die Hände in die Hüften: „Was'n mit dir los?! Aufstehen, aber sofort!“

„Schauen Sie doch, sie hat wohl einen Anfall-“, Lyze hielt sich entsetzt die Hände vors Gesicht, „Oh nein, was ist, wenn das eine sich schnell verbreitende Krankheit ist? Hier, in einer vollen Festung!?“

„Waaas?“, der Wächter zückte den Schlüsselbund und sperrte die Zelle sofort auf. Er schnaufte, als er sich mit schweren Schritten der am Boden kauernden Tracy näherte.

„Uwahh ein Monster!“, sie winkte mit den Armen umher.

„Monster?“, der Wächter schaute an sich runter, zu seinen Pferdebeinen, „Hey-!“

„Nein, sie halluziniert!“

„Ach ja…? prüfenden Blickes beugte er sich zu Tracy hinab. Den schlimmsten Fehler in seiner Karriere als Gefängniswächter beging er, als er, Augen zu schlitzen geformt, sich mit dem Kopf Tracys Gesicht näherte.

„Jetzt, Tracy!“, auf Lyzes Ausruf hin griff sie zur Seite und knallte ihm schwungvoll das massive Essenstablett an den Kopf.

Er kippte sofort um, als Tracy aufstand, ihr dreckiges Kleid abputzte und den Schlüsselbund, der noch in ihrer Tür steckte, an sich nahm. Anschließend sperrte sie den Kerl in ihre Zelle ein, ehe sie zu Lyze lief.

„Gut gemacht!“, rief er, „Sperr bei mir auf, dann können wir fliehen!“

„Einen Moment noch-“, sie durchsuchte den Schlüsselbund nach dem richtigen Schlüssel, „Ah, das ist er!“, und drehte ihn im Schloss, sodass die Tür aufsprang und Lyze heraustrat; gekrümmt.

„Aw… geht es dir auch gut?“

„Es geht schon.“, er richtete sich vorsichtig auf, „Ich werde mich, wenn wir hier erst mal raus sind, ein wenig ausruhen. Aber wichtiger ist jetzt, dass wir Siri finden, bevor der eingesperrte Wächter zu Bewusstsein kommt und Alarm schlägt.“

Tracy nickte, schnappte den Halbengel bei der Hand – der darauf hin äußerst verwundert zu ihr blickte – und zog ihn den langen, schmalen Gang entlang.

„Keine Sorge, dank meines guten Gehörs werden wir sie ganz schnell finden!“, dabei wackelte sie mit ihren weißen Katzenohren.

„In Ordnung…“, Lyze stellte sich am Ende des Ganges zur Wand, ebenso die Katzenfrau, bevor er um die Ecke schielte. „Ich hoffe, sie ist im selben Stockwerk wie wir gefangen… Tracy, kannst du jemanden hören?“

„Nein, nichts. Weder eine weibliche Stimme, noch eine Wache. Die Luft ist rein, um weiter zu gehen.“

„Wunderbar.“, so schlich er weiter, um die Ecke, Tracy hinter ihm her.
 

Inzwischen war der Schattenpriester im Verhörraum von Siri eingetroffen. Tarrence hatte ihm erklärt, er solle ihr alles aus den Gedanken lesen, was er finden kann. Als das Mädchen stumm und gefesselt zu dem Ritter aufsah, legte der Priester seine Hände auf ihren Kopf und murmelte unverständliche Worte – höchstwahrscheinlich in einer dämonischen Sprache. Die Prozedur dauerte nicht lange und verlief völlig schmerzlos. Siri sah überrascht zwischen Tarrence und dem Priester hin und her: „Ist es schon vorbei? Das war alles?“

„Das war alles.“, bestätigte der Ritter, ehe er zum Schattenpriester sah. Dieser flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf hin Tarrence nickte – anschließend verließ der Priester den Raum.

„Und?“, wollte Siri wissen, „Hat er etwas in Erfahrung bringen können?“

Auf ihre Frage hin schüttelte er den Kopf. „Noch ist es nicht so weit. Er muss die gesammelten Gedanken aus seinem Geist auf ein Papier bringen, ehe er eine Antwort geben kann. Durchaus merkwürdig Siri…“, er ging leicht auf und ab, „Du wirkst beinahe, als ob dich deine eigenen Gedanken interessieren würden…“

„Das liegt daran, dass ich nichts mehr weiß! Und eventuell ist da irgendetwas tief in meinem Unterbewusstsein, das doch eine Ahnung haben könnte, wer ich bin und was geschehen ist.“, sie sah beleidigt von ihm weg, „…Wenn Sie mir schon nicht sagen, was Sie über mich wissen.“

„Eines kann ich dir sagen, Siri… wenn der Priester sehr wohl auf all deine Gedanken zugreifen kann und ans Tageslicht kommt, dass du mit mir die ganze Zeit Spielchen getrieben hast, bringe ich dich persönlich nach Azamuth zur Hinrichtung.“

Siri schluckte auf seine schroffe Drohung. Sie hoffte nun doch inständig, der Schattenpriester konnte nicht einmal ein Fünkchen ihrer Gedanken lesen. „Moment… nach Azamuth? Ist das Ihr Ernst?“, sie verdrehte den Kopf, „Bringt man Gefangene nicht für normal gleich um?“

Gerade, als Tarrence den Mund zur Antwort öffnete, klopfte jemand an die Eisentür, bevor sich ein Dämon unterwürfig verbeugte. „Herr, ich komme mit einer dringenden Meldung zu Euch…“

„Dann sprich, schnell.“

„Die Nahrung, die wir aus Azamuth haben einfahren lassen, ist wohl schlecht geworden – nach dem Abendessen klagten zwei Wächter über große Schmerzen. Nun sind es bereits sieben, die sich übergeben müssen!“

„Und was um alles auf Aira soll daran dringend sein…?“

„Herr, Sir Grimlad, unser Gruppenanführer, bat Euch in die Küche zu kommen; er hofft auf euren Rat!“

Tarrence gab ein überaus tiefes Grummeln von sich, worauf hin der Dämon ein paar Schritte aus der Tür machte. Schließlich seufzte der Ritter, ehe er dem Dämon nachging: „Na schön, führe mich zu ihm. Der Schattenpriester braucht bestimmt noch etwas Zeit.“, kurz schaute er noch zu Siri, „Ich lasse dich jetzt alleine. Hoffentlich fürchtest du dich nicht.“, bei seinem letzten Satz schmunzelte er, ehe die Eisentüre ins Schloss fiel.
 

Lyze und Tracy waren währenddessen schon eine Weile in der Festung unterwegs. Sie hatten es geschafft, sich unbemerkt durch das gesamte Stockwerk zu schleichen und eine Wendeltreppe ins Erdgeschoss zu finden – jetzt fehlte nur noch Siri.

Gerade als der Halbengel die Idee hatte, unten weiter zu suchen, wackelten Tracys Katzenohren: „Lyze, warte kurz! Ich höre Schritte, sie sind auf den Weg hierher!“

Sogleich schaute er sich um, auf der Suche nach einem unauffälligen Versteck. Schließlich hatte Tracy einen kleinen Raum gefunden, dessen Türe nicht versperrt war und in dem niemand saß. Sie wank nach Lyze, sodass er schnell zu ihr huschte und die knarrende Tür bis auf einen Spalt zulehnte. Als nun auch er die Schritte hören konnte – und zusätzlich Stimmen vernahm – sah er, durch den kleinen Spalt, wie Ritter Tarrence mit einem Dämon über den Gang schritt, die Wendeltreppe hinab.

„Das war der Ritter!“, so Tracy, im Flüsterton, „Denkst du, die haben Siri alleine gelassen?“

„Schon gut möglich, eine Chance wäre es… Tracy, hast du mitbekommen, woher die zwei gekommen waren?“

„Ja – gleich von dahinten.“, sie deutete den letzten verfügbaren Gang entlang.

„Hervorragend… komm, das Stück schaffen wir auch noch unbemerkt.“

Gesagt, getan. Es waren unterwegs keine Wächter mehr anzutreffen; nicht einmal vor Siris Eisentür, die unverschlossen war, stand jemand. Wahrscheinlich hatte Tarrence nicht damit gerechnet, dass genau in der Zeit, wo er abwesend war, es zwei Gefangene den Weg unbemerkt durch das gesamte Stockwerk schaffen würden, bis zu Siri – aber vermutlich hatte er es auch für unmöglich gehalten, dass überhaupt jemand ausbrechen könnte.

Siri saß gefesselt da, am Stuhl und klopfte mit den Füßen gegen die Stuhlbeine, nebenbei summte sie. Zwischendurch schaute sie im dunklen Raum umher und hoffte insgeheim auf Tarrences Rückkehr. Nicht, dass sie ihn großartig vermissen würde, aber mit der Wartezeit wurde ihr schnell langweilig.

Ein Glück für sie, dass gerade, als sie gähnend den Kopf hob, hastig die Eisentüre aufgerissen wurde und – Überraschung für sie – der Halbengel vor ihr stand.

„Lyze! Was machst du denn hier?“, sie sah ihm nach, als er ohne weitere Worte hinter ihrem Stuhl verschwand und am Knoten arbeitete. „Geht es dir auch gut? Die Dämonen haben gesagt, sie würden dich foltern, wenn du nicht redest! Hast du denn geredet?“

Er schmunzelte, schüttelte den Kopf. „Nicht ein Wort.“

„Wow und dennoch kannst du stehen? Die Dämonen hier sind Weicheier!“

Da huschte Tracy zu dem Halbengel und sah ihm über die Schulter, bei seinem Versuch, Siri von den Fesseln zu befreien. „Also ich finde ja, dass nicht die Folterungen das Schlimmste an der Gefangenschaft sind, sondern die enorm lange Wartezeit in der kleinen Zelle!“

Auf ihren Satz hin, drehte Siri den Kopf so weit wie möglich rüber, um auf Tracys Katzenohren zu gaffen: „Ja spinne ich denn!? Was hat der Schattenpriester denn mit mir gemacht?“

Darauf hin musste die neue Freundin kichern. „Ich bin ein Katzen-Animo, also ist mit dir alles in Ordnung. Mein Name ist übrigens Tracy – freut mich, dich kennen zu lernen, Siri!“

„Können wir das auf später verschieben?“, so Lyze, der am Knoten zog, ehe er zu sich selbst murmelte: „Wer zu Desteral hat diesen Knoten gemacht…?“

„Ach, richtig!“, Siri hob den Kopf, „Lyze, rate mal, was ich dank den Dämonen erfahren habe: gar nichts! Ich weiß immer noch nicht, wer ich bin!“

„Welch eine Überraschung.“

„Aber dieser Tarrence, er kennt mich! Da bin ich mir sicher, er weiß genau, wer ich bin!“

„Du meinst diesen Dämonen-Ritter mit dem eiskalten, stechenden Blick?“

„Ja! Wenn du das sagst, klingt das irgendwie abwertend…“

„Das ist es auch, Siri.“

„Aber Tarrence ist gar kein so übler Kerl!“

„Siri…“, Lyze seufzte, „Wenn der Dämon nicht so übel ist… wieso bist du dann an diesen Holzstuhl gefesselt?“

„Na weil, äh… es ist so Vorschrift!“

„Dieser Ritter kann dich auch kennen und trotzdem ein Feind sein. Was ist, wenn du ihm in der Vergangenheit einfach schon mehrmals über den Weg gelaufen bist?“

„Hm, gut möglich…“, sie senkte den Kopf. „Tarrence behauptet fest, er wüsste nicht, wo der Prinz steckt – und das ich an seinem Verschwinden beteiligt wäre… Aber wie kann ich das denn sein, wenn ich selbst nach ihm suche?“, sie sah zu Lyze auf, „Glaubst du, der Prinz hält sich absichtlich versteckt, um nicht von Dämonen gefunden zu werden? Oh nein… was ist, wenn Tarrence ihn töten will, damit er nicht in den Krieg funkt!?“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht.“, der Knoten, an dem Lyze arbeitete, war endlich offen, „Da kannst du wohl nur Vermutungen anstellen – egal ob es wahr ist oder nicht, wir sollten den Prinzen unbedingt vor diesem Ritter finden… aber dazu-“, er und Tracy banden Siri los, „Sollten wir hier schnell verschwinden!“
 

Nur einige Minuten später kam Tarrence zurück. Sein erster Blick, als er den Gang nach hinten betrat, fiel auf die Eisentür, die einen Spalt weit offen stand. Sogleich schritt er schneller voran, ehe er die Tür aufriss und in den leeren Raum hinein starrte.

„Mein Herr-“, der Schattenpriester kam endlich nachgelaufen, „Ich habe die Ergebnisse bei mir.“

Tarrence, ihm den Rücken zugekehrt, nickte und deutete damit an, dass er sprechen soll.

Der Priester räusperte sich: „Herr, sie lügt nicht. Sie hat keinerlei Erinnerungen an ihre Vergangenheit… ich konnte nur wage Fetzen und Bruchstücke erkennen; und diese sind so weit in ihrem Unterbewusstsein vergraben, dass sie nichts davon weiß. Ich habe die Vermutung, sie ist einem Vergessensfluch zum Opfer gefallen – denn wenn sie sich den Kopf gestoßen hätte und ‚nur’ an Gedächtnisverlust leiden würde, könnte ich zumindest ihre Vergangenheit erkennen.“, der Priester stoppte an dieser Stelle, „Aber…“, und sah an Tarrence vorbei, in den leeren Verhörraum. „Wo ist sie denn…?“

„Wie du gesagt hast.“, so Knight Tarrence, der mit starren Blick am Schattenpriester vorbei ging, den Gang zurück. „Sie hat keine Erinnerungen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Azahra
2012-04-15T12:06:47+00:00 15.04.2012 14:06
Hi ^^
Hier kommt dein Kommi :D (mit einem Tag Verspätung ><)

Siri weiß immer noch nichts über ihre Vergangenheit :/ Und wird auch wahrscheinlich nichts in der nächsten Zeit darüber erfahren. Die arme ....

Ich mag Tracy :) Sie ist ... ulkig :D

cucu
Azahra
Von:  SunnyFlower
2009-07-23T18:19:37+00:00 23.07.2009 20:19
Halli Hallo ^^

Lyze war nun die Engel los? Oo Mag er etwa nicht seine Engelskollegen? x3 *kicher*
Tracy ist ja ein richtiger Sonnenschein :D Das finde ich toll ^-^ Und sie wurde fast von einen Schattenpriester verhört? Oo Oh nein! xD
Es ist rührend, dass sich Lyze solche Sorgen um seine kleine Schwester macht, obwohl er sie kaum kennt :3

Ich finde es klasse, dass du auch mal die Perspektive in die Sicht des Wächters gewechselt hast, das liest man nicht alle Tage x3 Wenigstens hat der Kerl Manieren! xD
Und Wachen austricksen macht doch immer wieder Spaß ;D

Siri tut mir Leid; Sie wollte sogar bei den Bösen bleiben, weil diese wissen, wer sie ist >< Jetzt muss sie erstmal wieder ohne einen Schimmer weiterziehen óo Hoffentlich erinnert sie sich bald wieder an etwas^^° *sich das gruselig vorstell*

Tracy ist so verträumt bei dir, das gefällt mir :3~

Mach weiter so, ich bin schon gespannt, wie es weitergeht :D

Deine Leseratte

Sunny ^^



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