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Lost Prince

Krieg auf Aira
von

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2. Gefangenschaft

Die Zeiten in Desteral waren hart. Wer das Pech besaß, in einem Dorf zu leben, an dem zufällig Krieger aus Azamuth vorbeiwanderten, konnte damit rechnen, sein Heim zu verlieren. Dämonen waren grob und schubsten einen Menschen schon so manches Mal zum Spaß umher.

Wer noch dazu kein großartiges Einkommen besaß, welches den Soldaten angeboten werden konnte, durfte sich zusätzlich darauf gefasst machen, von seiner Familie getrennt zu werden; schon oft wurden Leute schuldlos ins Nachbarland verschleppt, um in einem Gefängnis dahin zu vegetieren – wenn man nicht das Glück besaß, sich gleich vom Leben zu verabschieden.

Da die Gefangenen mit der Zeit immer mehr wurden, während stetig Kutschen und Transportmittel ausblieben, entschieden die Dämonen kurzerhand ein großes Gefängnis, in Form einer Festung, in Desteral einzunehmen.

Siri und Lyze hatten das Glück, genau in dieser Festung zu landen. Während der Halbengel seine Ohnmacht ausschlief, wurde Siri zum Verhör in einen kleinen Raum gesperrt. Dieser war kalt und die Wände feucht; es gab keine Fenster und Licht spendete nur eine einsame Fackel neben der schweren Eisentüre.

Das Mädchen hob den Kopf und sah umher, während sie von einem Dämon an einen Holzstuhl gefesselt wurde. Sie hatte nur wenig Angst um sich selbst. Viel wichtiger war die Frage für sie, was die Dämonen mit Lyze vor hatten; er war ein Halbengel und wurde daher sicherlich nicht mit Samthandschuhen angefasst.

So klopfte sie nervös mit den Füßen gegen die Stuhlbeine und wartete darauf, endlich mit jemanden sprechen zu können.

„Das wars.“, die Wache putzte sich die Hände ab und schmunzelte stolz über den Knoten, der Siri fest an den Stuhl hielt.

„Weißt du, was ich nicht verstehe?“, begann Siri, die den Kopf zur Wache hinter sich drehte.

„Muss das sein?“, der Dämon seufzte, „Was denn?“

„Wieso nehmen Leute wie du so einen miesen Job an?“

„Hä? Wie meinst du das?“

„Na ja, ich meine; du arbeitest in nem finsteren Gefängnis, musst auf zierliche Frauen aufpassen, die keinesfalls entkommen könnten und sie an Stühle binden…“

„Das ist Anordnung von oben.“, die Wache stellte sich neben die Tür, „Außerdem ist der Job großartig! Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte es nur mit so kleinen Mädchen wie dir zu tun?“

„Hey, langsam. Ich bin nicht klein.“, sie verzog die Miene zu einem trockenen Schmunzeln, „Und mal ehrlich: du hast es bisher nur mit waffenlosen Menschen zu tun gehabt, oder?“

„Da-das-“, er verschränkte die Arme, „Na und? Hauptsache ich hab dem Job! Ich werde gut bezahlt, hörst du!? Vor ner Woche war ich noch in Azamuth, das war langweilig gegen hier!“

„Ja, da gab es keine Opfer zu foltern.“

„Ganz genau!“

„Du sag mal – um das Thema zu wechseln – wo hält ihr denn die Engel gefangen?“

„Was? Engel?“

„Wie bringt ihr sie zum sprechen? Foltert ihr sie?“

„Jetzt halt aber mal die Luft an, Mädel! So viele Fragen – du sitzt doch hier im Verhörstuhl!“

„Das… ist kein Verhörstuhl.“, Siri sah kurz um sich her, „Ein richtiger Verhörstuhl hätte so was wie Hand- und Fußfesseln. Aber ich bin ja nur die Gefangene hier.“

„Haargenau!“, das Mädchen beobachtete den Dämon, wie er zu einem Tisch in der Ecke ging und nach etwas kramte. Dann kam er zu ihr rüber, ehe er ihr den Mund mit einem Tuch zuband. „Und jetzt sei still; ich habe dein Gefasel langsam satt.“

Da das Tuch noch nicht festgezogen war, konnte Siri noch einen letzten Satz hervorbringen: „Und wie willst du mich verhören, wenn ich geknebelt bin!?“

„Das ist ja das Gute an der Sache!“, die Wache machte nun einen festen Knoten an Siris Hinterkopf, „Ich bin der Aufpasser, mein Herr persönlich wird dich verhören!“

Nun lachte der Dämon, freudig über seine clevere Idee, während Siri den Kopf neigte und an der Wache vorbei sah, zur Eisentür, in der ein Mann stand.

Ein großer Mann, mit rückenlangem, pechschwarzes Haar und ebenso schwarzen, großen Hörnern auf dem Kopf. Er trug eine stattlich verzierte, silberne Rüstung, darüber einen schwarzen Umhang.

Er warf der lachenden Wache einen stechenden Blick zu, der aus seinen unheimlichen, gelben Augen fiel. Siri zog den Kopf ein und schluckte; ihr Aufpasser sah sie dabei fragend an, ehe er sich überrascht zu dem Mann umdrehte.

„Herr…!“, sogleich verbeugte er sich unterwürfig, „Ihr seid schon da, welch eine Freude!“

Der Mann musste nur stumm zu Siri sehen, da sprach die Wache weiter: „I-ich äh, habe ihr den Mund verbunden, da sie- uhm, sie hat immer- weil äh- …ich nehme es ihr ab.“, sogleich huschte die Wache rüber und zog Siri, deren Stimmung langsam den Bach runter ging, hastig das Tuch vom Kopf. „So Herr, weg ist es!“

Immer noch wortlos starrte der Mann den Dämon an, ehe dieser sich abermals verbeugte und zur Tür schlich. „Ich… warte dann vor dem Raum auf weitere Befehle…“, so ging er ab und schloss die Tür hinter sich.

„Siri…“, das erste Wort von dem Mann; und schon zog das Mädchen wieder den Kopf ein. „Lange ist es her. Zu lange, wenn du mich fragst.“

„S-Sie kennen meinen Namen…? Wer sind Sie?“

„Dass du mich schon vergessen hast…“, der Mann bewegte sich im Raum, ehe er begann, um Siris Stuhl zu gehen. „Knight Tarrence, werde ich genannt.“

„Knight? Also sind Sie ein Ritter?“

„Exakt. Einer von drei Auserwählten, auf Stufe 2.“

„Das bedeutet ja-“

„Ich stehe direkt unter dem König von Azamuth.“

„Äh.“, begann Siri, „Dann ist Stufe 1 der König und auf Stufe 3 stehen die Wächter und Soldaten unter Ihrem Kommando? Was ist dann Stufe 4? Bauern?“

„Siri.“, Tarrence, der seine Runde fertig gegangen war und nun vor ihr stand, stützte sich auf den Stuhllehnen ab und schaute ihr dicht vor dem Gesicht in die Augen, „…Wo ist der Prinz?“

„Wa-was?“, sie verstand nicht, „Wie ‚Wo ist der Prinz’? Das sollte ich Sie fragen!“

Tarrence schmunzelte, nahm Siri nicht ernst. „Du bist gut – aber nicht gut genug. Wo hält ihr ihn versteckt?“

„I-ich versteh Ihre Frage nicht! Wer ist ‚wir’? Woher kennen Sie mich?“

Tarrence schüttelte den Kopf und ging wieder im Raum umher; er nahm sie immer noch nicht ernst. „Wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, muss ich Gewalt anwenden, Siri. Das wollen wir doch beide nicht, oder?“

„Sie sind ja ein Scherzkeks – ich sage die Wahrheit und habe keine Ahnung, wo der Prinz ist. Ich dachte, ihr Dämonen habt ihn absichtlich aus dem Land gebracht.“, sie sah zur Tür, dann wieder zu Tarrence, „Hey, ich habe da eine Frage an Sie, ehe das Verhör so richtig losgeht.“

Tatsächlich blieb der Ritter stehen und nickte. „Sprich schnell.“, dies war erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Siri als Gefangene in einer riesigen Festung von Dämonen saß. Tarrence wirkte mit seiner Reaktion, als ob er Siri wirklich schon lange kennen würde.

„Erm, was habt ihr mit Lyze vor?“

„Du meinst diesen Engel, der mit dir eingeschleppt wurde? Er wird am anderen Ende des Ganges verhört.“

„Ihr tut ihm aber nichts an, oder?“

„Nur, wenn er nicht redet. Aber Engel haben die verblüffende Eigenschaft, ausnahmslos ehrlich zu sein – er wird sicher schon alles ausgeplaudert haben, was er weiß.“
 

In Wirklichkeit aber, war Lyze alles anderes als zum sprechen bereit. Man sollte nicht vergessen, dass in ihm nur zur Hälfte ein Engel steckte – und dieser sich weitaus kleiner zeigte, als der Mensch.

Die Pilotin war es, die den Greifvogel geflogen war und Lyze vor dem Aufschlag „gerettet“ hatte, die nun Informationen aus ihm rausquetschen sollte. Vermutlich hatte sie gedacht, dass sie für ihren Gefangenen, zusätzlich zu Siri, eine ordentliche Belohnung kriegen würde und die Drecksarbeit jemand anderen überlassen konnte. Wie man sich denken kann, war sie deswegen sehr gereizt. So ging sie unruhig im kleinen Raum, mit ihren hohen Schuhen, auf und ab und band sich nebenbei ihren langen, dunklen Zopf neu zusammen. Immer wieder einmal gab sie dabei ein grummeln von sich, ehe sie zu Lyze blickte, der stumm den Kopf hängen ließ.

Schon seit längerem wurde er nicht mehr nur mit Fragen gelöchert, sondern bekam ab und an Schläge von der Dämonin verpasst. Er war an der Wand gefesselt, weshalb er manchmal seine Hände drehte, da die schweren Eisenketten an den Gelenken scheuerten.

„Du kannst deinem Elend ein Ende bereiten.“, sprach die Pilotin und schritt auf ihn zu, „Verrate mir, wo die Stützpunkte der Engel liegen…“, sie hob sein Kinn und flüsterte: „Oder willst du, dass ich die Peitsche hole…?“

„Hehe.“, neben der Tür lehnte eine einzelne Wache, die begann den Kopf zu schütteln. „Du und deine Foltermethoden…“

Auf seine Aufsage hin, seufzte die Pilotin und blickte zu ihm nach hinten. „Was willst du damit ausdrücken, hä? Dass ich zu weich mit meinen Gefangenen umgehe?“

„Nein, eigentlich nicht…“, der Dämon hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht zu lachen, „Aber deine Methoden erinnern mich oft… an… na ja, an merkwürdige Vorlieben eben.“

„Mach mich nur wütend-“, sie schlug Lyze in die Brust, „Du bist es ja nicht, der das ausbaden muss!“

„Nicht so toll, der Engel kriegt ja fast keine Luft mehr-“

„Na und!?“, sie schlug erneut zu, „Na los, meine Geduld ist am Ende! Sprich endlich, Engel, bevor ich dir die Seele aus dem Leib prügle!“

„Lass das sein, bevor er-“

„Hol mir die Peitsche! Ich befehl es dir!“, nebenbei prügelte sie noch einmal auf ihn ein.

„Genug jetzt.“, die Wache trat nach vorne, „Halte ein, bevor du ihn umbringst – tot sind die Informationen auch verloren. Und wann kriegen wir wohl das nächste Mal die Chance, einen Engel auszuquetschen?“

„Hmpf-“, die Pilotin starrte wütend zu dem Dämon, dann zu Lyze, der sichtlich keine Luft bekam. „Na schön… sperr ihn bis morgen früh weg.“

„Gute Entscheidung.“, so die Wache, ehe er sich aufmachte, den Halbengel von den Ketten zu befreien. „Würdest du nicht so schnell gereizt sein, sondern die Folterungen langsam angehen, würden die Gefangenen viel eher sprechen.“

„Ts.“, die Pilotin drehte sich bei der Aussage, Arme verschränkt, zur Seite.

Inzwischen holte der Dämon Lyze von der Wand. Er konnte nicht mehr gerade stehen, so zog ihn die Wache am Arm zur Tür. „Doch klar, da bin ich mir sicher. Komm Engel, beweg dich, zeit für ein Schläfchen.“

Ehe der Dämon ihn aus dem Raum drängte, sah Lyze noch einmal zurück zur Pilotin, die schmollend an der Seite stand. Ihm entfleuchte ein „Sadistin…“, wobei ihm die Dämonin in Gedanken mit Sicherheit an die Gurgel gesprungen war.
 

Während die Dämonin sich mit Lyze umher ärgerte, ging das Verhör mit Siri weiter. Egal wie oft das Mädchen ihre Worte wiederholte, Tarrence war im festen Glauben, sie sei am Verschwinden des Prinzen beteiligt. Sie spricht in seinen Augen nicht die Wahrheit, wenn sie behauptete, sich an nichts erinnern zu können.

„So glauben Sie mir doch!“, flehte sie, „Ich bin in einem Wald aufgewacht und wusste nicht, wer ich bin – um genau zu sein, weiß ich es auch jetzt noch nicht… Aber Sie, Sie wissen, wer ich bin, nicht wahr?“

„Ich kann deine Worte nicht einfach so hinnehmen, Siri…“

„Aber das müssen Sie-“

„Warte… mir kommt gerade eine Idee in den Sinn…“ Tarrence ging kurz überlegend durch den Raum, „Ja, das könnte funktionieren…“, ehe er wieder vor Siri stand. „Du behauptest fest, dich nicht erinnern zu können?“

„Ja – ja, das tue ich!“

„Wir werden sehen…“, nun ging er ab, zur schweren Eisentüre und öffnete diese.

Siri schaute ihm dabei nach, ehe er verschwinden konnte: „Mo-moment! Wohin gehen sie? Was haben sie vor?“

„Falls dir auch das entfallen sein sollte: wir besitzen einen so genannten ‚Schattenpriester’. Neben dunklen Ritualen und Gebete für verlorene Seelen sprechen, besitzt dieser ein Talent dafür, die Gedanken von anderen lesen zu können. Wenn es wirklich wahr ist, was du behauptest, dann kann unser Priester in dir nichts lesen.“, er schloss langsam die Tür, „In diesem Fall wäre deine Aussage bewiesen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Azahra
2012-04-11T19:01:38+00:00 11.04.2012 21:01
Ach ... ich liebe Siri! Ihre freche, sture Art ... ich liebe es!!!!!
Dieser Tarrence ... ich mag ihn nicht!
Er ist komisch @.@
Mich interessiert wirklich wo Lyze hin ist??
Vielleicht steht im nächsten Kapitel etwas davon drin hihi :)
Diese Schattenpriesten hören sie sehr ..... >liebevoll< an.
Mit so einem würde ich auch gerne einmal meine Zeit verbringen :D

cucu
Azahra
Von:  SunnyFlower
2009-07-22T13:07:24+00:00 22.07.2009 15:07
"Wo ist Lyze?" - Genial, so kann man einen Dämonen auch schaden! xD

Knight Tarrence ist genauso, wie ich mir so einen "Ich-stehe-unter-den-König-Typ" vorstelle ^^ Gruselig, dass Siri ihn schonmal getroffen hat und es nichtmehr weiß Oo Und er ist so übertrieben freundlich zu ihr - Gah! ><

Glaubt er etwa, Siri hat den Prinzen entführt? Das ist irgendwie putzig ^-^ So ein Dämonenprinz kann doch schon auf sich aufpassen, oder? xP *kicher*

Tja, alle Engel plappern gerne aus, was sie wissen, aber Lyze nicht :D *Fahne schweng* Ich dachte auch ersteinmal "Hö?", als die Dämonin sagte, sie möge ihn XXD Und es scheint, als wäre die Peitsche ein sehr beliebtes Folterinstrument bei den Dämonen - - x3 *sich da an was erinner* Da kann man wirklich sagen, dass sie eine Sadistin ist xD

Siri ist wirklich taff, ich glaube, ich hätte Angst, wenn mir so einer wie Knight Tarrence begegnen würde und ich wüsste nichts mehr óo Ich hoffe, der Schattenpriester findet wirklich nichts in ihren Gedanken >.< *Daumen drück*

Bis zu den nächsten Kapitel! x3

Sunny


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