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I'm on your side...

von

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Tadaimaa - I'm back

„Wir machen uns Sorgen um dich! Wir wissen ja eigentlich, dass es dir gut geht, aber man kann es einfach nicht vermeiden. Wir haben übrigens dein Zimmer aufgeräumt. Das sah ja aus wie bei Hempels unterm Sofa! Wir hatten dir doch noch gesagt, dass du aufräumen sollst, bevor du abgereist bist!“

„Aber ich hab doch aufgeräumt, Mama!“, versuchte ich mich vor dem Telefonhörer zu verteidigen. Doch es war nutzlos. Meine Mutter hatte schon immer einen etwas anderen Sinn für Sauberkeit gehabt, als ich.

„Habt ihr denn eine Feier für dich geplant? Wie haben heute die Verwandtschaft eingeladen, auch wenn du nicht da bist. Wir dachten auf diese Art können wir dich trotzdem feiern. Immerhin ist es dein Geburtstag, das ist auch für uns ein Grund zum feiern.“

„Haha, danke, das ist lieb! Ach ja,... wie sieht's aus? Hat Nadine endlich ihre Wohnung eingeräumt?“

„Du kennst doch deine Schwester: Es muss immer alles sofort passieren! Wir haben letzte Woche die letzten Kartons zu ihr herüber gefahren. Sie hat ne schöne Wohnung gefunden, muss ich sagen!“

„Heh, ich glaube auch kaum, dass sie sich die nächst Beste ausgesucht hätte. Egal, dafür krieg ich ja jetzt ihr Zimmer, hehe!“

„Eben! … Hast du dich gut eingelebt? Diese Frau Hino, wie ist sie so? Und du hast mir doch von ein paar netten Kollegen erzählt... ich hoffe du kommst mit allen gut zurecht?“

Ich hatte ihr noch nicht erzählt, wer diese Kollegen wirklich waren oder was genau Yumiko jetzt beruflich tat. Ich wusste, dass sie diese Tatsache beunruhigte, doch ich war mir sicher, dass die Wahrheit ihr noch mehr Sorgen bereiten würde. Auch Nee-chan war es lieber, wenn so wenige wie möglich davon wussten.

„Sie ist wirklich sehr lieb, mach dir darüber keine Sorgen.“

Sie schwieg darauf hin kurz, bis sie sagte: „Aber hör mal wegen...-“

„Es ist okay!“, unterbrach ich sie.

„Wir tun nichts Illegales, oder so. Yumikos Beruf ist einfach sehr... speziell und daher ist es nicht so einfach darüber zu reden, da die Medien sehr mit drin hängen, verstehst du? Ich kann dir ja etwas erzählen, wenn ich zurück bin, das macht es auch einfacher, als am Telefon.“ Ich hörte das Zögern am anderen Ende der Leitung.

Dann erwiderte sie nur: „Ich muss dann langsam mal Schluss machen! … Ganz liebe Grüße auch vom Papa, er ist leider schon auf der Arbeit und hätte dir gerne selbst gratuliert. Aber ich denke er wird dir später bestimmt schreiben. Pass gut auf dich auf, ja? Und mach deinen mysteriösen Freunden das Leben nicht so schwer!“

Ich kicherte in den Hörer und empfing ein genauso herzliches Lachen. Sie war dem Thema ausgewichen. Allerdings war ich unsicher, ob sie das aus eigenem Unbehagen, oder aus Verständnis für meine Lage getan hatte. Oder sogar wegen Beidem.

„Du kennst mich doch: Ich bin ein liebes Mädchen!“

„Ich weiß, ich weiß! Mach's gut, ne? Hab dich so lieb, mein Schatz! Bis dann!"

„Ich dich auch! Bis dann, grüß alle von mir! Ciao!" Ich legte auf.
 

Heute war der 18 März, mein Geburtstag. Ich wurde 19 Jahre alt und hatte mich schon lange auf diesen Tag gefreut, immerhin war das der erste Geburtstag, den ich im Ausland feierte. Die Frage war jedoch, ob ich überhaupt feiern würde? Ich wusste gar nicht, ob Nee-chan es wusste und KAT-TUN hatte ich es nicht erzählt...

Ups, ganz vergessen!

Ich schlüpfte in meine braun-weißen Sneakers und band mir die knallpinken Schnürsenkel zu. Ich griff nach meiner Tasche, die auf der Kommode lag, hing sie mir über die Schulter und verließ die Wohnung. Meine Eltern überwiesen mir jeden Monat etwas Geld auf ein Konto, das mir Yumiko vorübergehend eingerichtet hatte. Also dachte ich mir ich könnte ja mal ein wenig Einkaufen gehen. Ich hatte mir lange nichts mehr gegönnt und das war besser, als den ganzen Tag in der Wohnung zu sitzen und mein Hirn mit Fernsehen in eine unnütze Masse zu verwandeln. Yumiko hatte mal wieder einen ihrer Topsecret-Jobs und unsere Idols waren über ganz Tokyo für individuelle Fotoshootings, Interviews oder was auch immer verteilt.

Heute interessierte es mich ausnahmsweise mal nicht. Es gab öfters mal Zeiten in denen ich sie mal einige Tage nicht sah. Ist mir auch ganz Recht so! , dachte ich mir, als ich über die Straße ging.
 

Ich befand mich nun auf dem Bahnsteig und stieg hastig in die ankommende Bahn der Yamanote Linie in Richtung Shibuya ein. Sehr voll war es zum Glück nicht, obwohl ich stehen musste. Doch das war nichts im Vergleich zur Rushhour. Gott sei Dank musste ich das bisher noch nicht erleben. Ich hasste die Bahn. Sie war eng, stickig und das „unauffällige" Geschiele auf mich machte mich nervös. Als stünde ich von allen Seiten unter Beobachtung und dann war es den Fahrgästen auch noch peinlich, wenn ich sie dabei erwischte. Anfangs war das ja noch ganz lustig gewesen, aber manchmal gab es Zeiten, da wünschte ich mir mal nicht blond zu sein und wollte einfach nicht gesehen werden, so wie alle anderen. Ich schaute zu Boden und ließ meine Haare in mein Gesicht fallen. Die Ansage meldete die Station Shibuya und ich versuchte mich hastig aus dem Wagon hinauszuquetschen.
 

Unangenehm? Hmm...

So würde ich Tokyo nicht unbedingt beschreiben. Trotz gigantischer Menschenmassen, die sich rücksichtslos aneinander vorbeischoben, konnte ich keinerlei Beklommenheit in mir feststellen. Ich fühlte mich eher ein wenig losgelöst von dem ganzen Getümmel. Je mehr Menschen auf einem Fleck versammelt waren, desto mehr konnte ich mich ganz allein auf mich konzentrieren und mich in meine eigenen Gedanken zurückziehen. Ich kam selbst aus einer hektischen Großstadt, daher war ich mit diesen abweisenden Gesichtern vertraut, die sich auch hier auf den Straßen tummelten. Der einzige Unterschied lag in der Masse und der fast einheitlichen Haarfarbe, bis auf ein paar gefärbte Ausnahmen. Die Gebäude waren höher und bunter als bei uns und die Straßen breiter.

Zielstrebig betrat ich das Größte der hier gelegenen Einkaufszentren: Shibuya 109. Es war ein hohes Bauwerk, dessen Eingang einen großen, schmalen Zylinder bildete, der in dem Gebäude zu stecken schien. Ich klapperte fast jeden Laden ab, in dem Klamotten in den Schaufenstern hingen. Obwohl ich eigentlich genügend Geld hatte griff ich ausschließlich nach reduzierten Sachen. Ich hatte oftmals ein schlechtes Gewissen, wenn ich zu viel Geld ausgab. Das hatte meine Mom mir Jahrelang eingetrichtert, mit Erfolg. Am Ende blieb ich dann bei insgesamt ungefähr 13.500 Yen. Das waren so um die 100 Euro. Die Läden waren hier viel schöner und ordentlicher, als bei uns.

Und auch die Angestellten waren sehr zuvorkommend. In Deutschland hätten mich die meisten ignoriert und gehofft ich würde sie nicht ansprechen. Zumindest glaubte ich das jedes Mal. Hier jedoch bettelten die Verkäufer nur darum dir zu sagen, wie toll und schlank man doch in diesem Top aussah, auch wenn ich sie oftmals nicht ernst nehmen konnte. Normalerweise hasste ich es einkaufen zu gehen, besonders wenn ich alleine war, doch heute war mir das ganz Recht. Dabei ist mein Geburtstag, hmm... Naja, ne Feier wäre schon ganz nett... Bin aber auch wirklich selbst schuld dran, wenn ich es ihnen nicht sage, tse! Baka!! Was soll's, sie sind vermutlich viel zu beschäftigt um sich darum kümmern zu können.
 

Ich fand in einer etwas engeren Straße außerhalb des Einkaufzentrums ein kleines Café, in das ich mich hineinsetzte. Die Inneneinrichtung war in hellen Tönen gehalten, die mit ihren rosa, hellblau und Cremefarben sehr an eine Torte erinnerte. Eine junge Frau in einem Rüschen-Outfit, wie man es beim Cosplay oft sieht, kam vorbei und fragte mich sehr zögerlich und verschüchtert nach meiner Bestellung. Sie ahnte wohl nicht, dass ich ihre Sprache sprechen konnte.

„Ich hätte gerne einen Latte Macchiato, danke sehr!“, sagte ich in meinem besten Japanisch. Ich lächelte ihr zu und sofort nickte sie sichtlich erleichtert, was mich innerlich zufrieden schmunzeln ließ, bevor sie hinter dem Tresen verschwand.

Bling!!!

Ich schreckte kurz zusammen, als der schrillen Ton meines Handys ertönte und mir die Ankunft einer SMS verkündete. Sofort packte ich das flache, braune Gerät aus meiner Hosentasche aus.
 

Shirley

19.03.2009 14:56

Happy birthday, Sora!!!!

Meine Süße ich vermisse dich so und ich wünschte wir könnten zusammen feiern. :(

Naja aber ich sollte dich jetzt echt nicht deprimieren, immerhin sollst du heute deinen Spaß haben, ne?

Ich gehe heute Abend rüber zu deinen Eltern und wir stoßen

dort auf dich an.

Also... ich wünsche dir noch einen schönen Tag und lass dich mal von deiner O-nee-chan feiern, okay? Grüß sie von mir! :D
 

Bis dann.

Hab dich lieb!
 

„Hah... ach nee...“ Ich war sprachlos vor Rührung und hätte am liebsten geweint. Ich hasse diesen Geburtstag wohl ab jetzt...huh?, dachte ich mir im Stillen. Dieses Jahr im Ausland zu feiern war wohl doch kein Grund gewesen sich zu freuen.

Es war einsamer als ich dachte...

Ich riss mich zusammen, als die junge Frau mit meiner Bestellung zurückkam.

„Arigatou gozaimasu!“, bedankte ich mich bei ihr und schlürfte einen kleinen Schluck des heißen Getränks aus der blauen Tasse heraus. Dabei betrachtete ich liebevoll die kleinen Zeichen auf meinem Display. Ich wollte sie wäre hier, sodass ich sie in den Arm nehmen konnte, um mich bei ihr zu bedanken, dass sie heute an mich gedacht hatte. Ich packte mein Handy zurück in meine Hosentasche und trank weiter meinen Kaffee.
 

Ich schlenderte noch ein wenig umher, kleine Läden betrachtend, in denen etliche Fanartikel von verschiedenen Idols prangten. KAT-TUN waren nicht zu übersehen. Einige Oberschülerinnen in Schuluniform standen daneben und kicherten. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mich früher genauso verhalten habe,... Eine peinliche Erkenntnis, wie ich feststellen musste. Das DIN A2 große Poster von Jin, welches mich von der Wand höhnisch angrinste machte es auch nicht besser. Sofort hätte ich ihn dafür imaginär eine scheuern können und dabei verspottete ich mich nur selbst und nicht er. Jin konnte doch gar nichts dafür. Ich hasste mich dafür. Dafür, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte, meine Schwäche, dass ich das zuließ und dass ich ihn dafür verantwortlich machte. Warum bist du nur so?, schimpfte ich mit ihm in Gedanken. Das war wohl der einfachste Weg sich selbst die Dinge leichter zu machen, auch wenn es unfair war. Ist ja nicht so, als ob er das mit Absicht macht...

Zu viel unnützes Zeug schoss mir durch den Kopf, während ich ziellos durch Shibuya schlenderte und meine so langsam schmerzenden Füße dabei vollkommen ignorierte.

19 Jahre, huh? Das sind 5 Jahre Unterschied zu ihm. Aber er hat im Juli Geburtstag, dann sind es wieder 6. Ist das hier viel? … Moment warum denke ich an so was?

Sofort wurden meine Gedanken von dem schrillen Klingeln meines Handys unterbrochen, wofür ich ziemlich dankbar war. Hektisch holte ich es aus meiner Hosentasche heraus und nahm den Anruf durch einen Knopfdruck an.

„Moshi, moshi? Main Sora desu!“, meldete ich mich.

„Hi, Sora-chan! Na wie geht’s dir? Wo bist du gerade? Ich war schon etwas früher mit dem Meeting fertig, war auch schon in der Wohnung, doch du warst nicht da.“

„Ach, hey, Nee-chan! Gomen! Ich bin gerade in Shibuya und hab mir ein paar Sachen gekauft. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du schon so früh zu Hause bist, sonst hätte ich dir eine Nachricht da gelassen.“

„Ist schon gut! In Shibuya? Wo denn genau? Ich bin gerade mit dem Wagen unterwegs. Soll ich dich abholen?“
 

Ein großer schwarzer BMW parkte in der kleinen Seitenstraße, in der ich auf Yumiko wartete. Die zierliche Frau winkte mit ihrem Arm aus dem offenen Autofenster und rief mich zu ihr hinüber.

„Hallo!“, begrüßte ich Nee-chan, während ich mich auf den beigefarbenen Beifahrersitz zwängte.

Sie lächelte mich an. Das war ungewöhnlich. Normalerweise besaß sie einen sehr emotionslosen Ausdruck und zeigte nur dann Gefühle, wenn sie es für angemessen oder notwendig hielt. Doch ich machte mir weiterhin keine großen Gedanken darüber.

„Was hast du dir denn gekauft?“, fragte sie mich plötzlich, als wir über eine große Brücke fuhren, von wo aus man ganz Tokyo erblicken konnte. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir gar nicht nach Hause fuhren.

„Ähm... ein paar T-Shirts, Rock und Shorts. Aber sag mal wo fahren wir eigentlich hin?“ Verwirrt blinzelte ich aus dem Fenster, als hoffte ich die Windschutzscheibe würde mir eine Antwort geben.

„Ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Ist doch okay, dass ich dich mitnehme, oder?“

„Seit wann machst du denn Besorgungen?“, entgegnete ich ihr skeptisch.

„Jetzt mal nicht frech werden, hörst du? Ob du's glaubst oder nicht, aber auch ich hätte mal Lust etwas Hausgemachtes zu essen.“ Ihr gespielt beleidigter Tonfall war nicht zu überhören und machte mich noch stutziger.

„Ach, kannst du etwa kochen?“

„Nein, aber ich hatte gehofft du könntest es. So ein gutes, deutsches Gericht wäre bestimmt mal eine nette Abwechslung.“

Oh, Mann... was ist heute denn nur los? Sie benimmt sich merkwürdig.

Ist etwas auf der Arbeit passiert?

Aber anstatt sie danach zu fragen, ging ich erst einmal auf ihr Spiel ein. Wenn etwas nicht in Ordnung war, würde sie es mir früher oder später schon erzählen.

„Wann hab ich jemals erwähnt, dass ICH kochen könnte? Vielleicht Nudeln mit Tomatensoße, aber das ist weder deutsch, noch etwas Besonderes.“

„Zum Überleben reicht es, oder? Dann brauchen wir aber Nudeln, … ähm... und den Rest an Zutaten den man halt dafür braucht.“

„Heh,... wie du meinst. Dann halt Spaghetti!“ Und damit stand es fest. Ich wusste zwar nicht woher ihr plötzlicher Einfall kam, doch mir war es doch ganz recht. Ob Spiel oder nicht:

Es war immer noch besser als ständig Fast-Food zu sich zu nehmen.

Nun herrschte Stille. Ein paar Minuten verstrichen, in denen wir dem Radio lauschten. Es lief gerade „Okaeri“ von Ayaka, einer bekannten japanischen Sängerin. Es bedeutet „Willkommen zu Hause!“. Eines der schönsten japanischen Wörter, wie ich fand.
 

Nach ungefähr einer Stunde ungefähr kamen wir zu Hause an.

„Und du bist sicher, dass wir soviel brauchen? Ich bekoche ja schließlich keine Fußballmannschaft!“, fragte ich Yumiko, als wir aus der Tiefgarage kamen.

„Irgendetwas lässt sich doch bestimmt damit machen!“, antwortete sie nur knapp, was meine Frage nicht einmal annähernd befriedigend beantwortete.

„Außerdem kann man das doch aufheben und du könntest öfters für uns kochen. Für irgendwas musst du doch gut sein, oder?“, grinste sie mich an. An solchen Kommentaren merkte man erst, dass sie ihr halbes Leben im Ausland verbracht hatte. Keine Japanerin würde es wagen so unhöflich zu sein, selbst wenn es nicht ernst gemeint war. Inzwischen war es schon langsam dunkel geworden. In Japan ging die Sonne sehr rasch unter und um 19 Uhr war es schon tiefste Nacht. Momentan hatten wir um die 18:30 Uhr und der Himmel war in ein tiefes Rot und Violett getaucht, das der Metropole eine beruhigende Wärme verlieh, obwohl es trotz März noch recht kühl war. Mich faszinierte es, wie die letzten Sonnenstrahlen die Fenster unseres Hochhauses reflektierten. In diesem Moment bekam selbst die kalte, abweisende Großstadt einen Hauch Geborgenheit.

„Hey, Sora-chan! Komm endlich, es wird kalt!“

Sofort riss ich mich los und bemerkte, dass Nee-chan Recht hatte. Der Wind hatte aufgefrischt und ich folgte ihr zum Eingang. Dieser bestand aus schwarzem Stein und runde Lampen waren darin montiert. Er bildete einen eckigen Torbogen, der die metallische Eingangstür umschloss. Das gesamte Gebäude war in einem sehr modernen und luxuriösen Stil gebaut worden. Es umfasste 15 Stockwerke. Unser Apartment lag im 7. Stock, also benutzten wir den Aufzug.

Dort angelangt mussten wir zunächst an das andere Ende des Flurs gehen, wo sich unsere Wohnung befand. Ich kramte den Schlüssel aus meiner Jacke und öffnete die Tür. Sofort verkündete ich unserem Apartment, dass ich zu Hause war und rief in den Dunklen Raum hinein: „Tadaimaa!!“
 

„Okaeri!!!“

„Häh? Was ist hier...?“ Sofort stolperte ich die einzelne Stufe am Eingang hoch. Ich erreichte nur knapp den Lichtschalter im Dunkeln, da ich mich vor Schreck kaum noch halten konnte. Außerdem war ich zu hektisch aus meinen Schuhen geschlüpft. Ich hatte nämlich nie im Leben eine Antwort erwartet. Vollkommen verwirrt stand ich im Wohnzimmer und blickte entsetzt auf die sechs jungen Männer, die dort in unserer Wohnung standen.

„Ich glaub ich spinne!“, sagte ich in meiner Muttersprache zu mir selbst, wie im Trance. Mehr brachte ich nicht heraus. Ich starrte nur unverständlich auf die Szenerie vor mir. Yumiko stand plötzlich hinter mir und legte ihre kleine Hand sanft auf meine Schulter.

„Meine Güte, hättet ihr das nicht etwas schonender machen können? Das arme Kind kriegt ja noch einen Herzinfarkt! Aber ich muss sagen die Überraschung ist gelungen!“

Nun starrte ich Yumiko an. Sie lächelte zufrieden und drückte vorsichtig meine Schulter.

„Omedetou, Sora-chan!“, sagte sie und sah mich voller Güte an, wie eine Mutter ihr Kind. In diesem Moment bemerkte ich, wie hübsch sie doch eigentlich war und man ihr ihr Alter kaum ansah.

Nun kamen auch KAT-TUN zu uns herüber.

„Omedetou, Sora-chan!! Gomen ne, falls wir dich erschreckt haben“, sagte Kame mit entschuldigendem Blick und einem Lächeln, um das jedes Fangirl betteln würde.

„Omedetou!!!“ Koki klopfte mir auf den Rücken, Taguchi und Maru grinsten über beide Ohren. Nur Jin und Ueda hielten sich etwas zurück, als wäre es ihnen unangenehm, oder sie waren einfach nur verlegen.

„Omedetou...!“ Jin klang so leise und schaute zu Boden, der Ältere von ihnen lächelte.

„Also ich... ähm...! Ich geh und mache uns Pasta!!!“ Hektisch griff ich nach der Tüte mit den Einkäufen und rannte in die Küche. Ich schloss die Tür.

Mein Gesicht war knallrot angelaufen und mein Puls hallte in meinen Ohren wieder. Wie Donner prallte mein Herz gegen die Innenseite meiner Brust. Heiße Tränen liefen mir die Wangen herunter und ich fing an zu schluchzen. Ich war glücklich... So unglaublich glücklich, dass es mich überwältigte. Ich lächelte. Ich konnte mich nicht entsinnen jemals so viel Glück empfunden zu haben, dabei hatte ich mich vorher so einsam gefühlt.

Jemand klopfte an die Tür. Schnell wischte ich mir die Tränen weg und begann damit die Einkäufe auszupacken.

Ano... Sora-chan...? Ist alles in Ordnung?“ Jin kam herein. Ich stand mit dem Rücken zu ihm an der Arbeitsplatte.

„Ähm... ja! Alles... ist okay! Danke, … ich war nur etwas überfordert eben. Und... überrascht“, stotterte ich unsicher vor mich hin, während ich ein Schneidebrett herausholte und begann Zwiebeln zu schneiden.

„Aber du weinst!“ Er redete leise. Er hatte so etwas schon einmal gesagt und wir beide wussten, wie das damals geendet hatte.

„Ja, ich schneide auch Zwiebeln! … Nein,... du hast Recht!“ Ich schluchzte kurz.

Jin kam etwas näher. Er stellte sich neben mich, neigte seinen Kopf, um mir ins Gesicht zu sehen. Er hob vorsichtig seine Hand und kam mir immer näher. Zärtlich strich er mir meine blonde Strähne zur Seite und sah mir in die Augen. Ich hatte keine Angst seinen Blick zu erwidern. Dieses Mal nicht, denn ich lächelte.

„Ich weine, weil ich glücklich bin! Also ist es nicht schlimm, oder?“, murmelte ich und strahlte ihn schließlich von ganzen Herzen an. Auch wenn ich mir dämlich vor kam ich konnte nicht aufhören zu grinsen. Er erwiderte mein Lächeln und mein Herzschlag beruhigte sich.

„Dann ist es ja gut, ne?“, sagte er.

„Hai!!“
 

„Hier du kannst mir ja ein bisschen helfen.“ Ich drückte ihm eine Tomate in die Hand.

„Eh? Wieso? Und überhaupt, wieso kochst du jetzt eigentlich?“, fragte er mich und studierte misstrauisch die Tomate, als wäre sie ein Fremdobjekt.

„Erstens: Ich weiß auch nicht, aber mir fiel nichts besseres ein, um erst einmal von euch loszukommen. Das war so eine Kurzschlussreaktion... Sorry übrigens deswegen. Die anderen wundern sich bestimmt. Ich hoffe das muntert sie wieder auf. Und Zweitens: Du bist schon mal hier, also kannst du mir auch helfen, oder? Schadet ja nicht, wenn ein Kerl auch mal kochen lernt. Obwohl ich zugeben muss, dass Pasta das einzige Gericht ist, das ich zubereiten kann.“

Ich seufzte.

„Ich kann auch nur Pasta kochen. Also ist Punkt Zwei nutzlos...“, sagte er zwar, doch begann schon längst mit dem Schneiden.
 

„Okay Tanaka-kun, der nächste ist für dich!“ Yumiko torkelte ein wenig und hielt Koki die Flasche mit Sake hin.

„Nee-chan was hast du denn alles getrunken, während ich in der Küche war?“ Ich kam mit Jin zusammen ins Wohnzimmer. Er trug Topf mit den Nudeln in den Händen und ich trug die Soße ins Wohnzimmer.

„Ich bin noch nicht betrunken falls du das meinst.“ Doch ihre geröteten Wangen und die wackelige Haltung ließen etwas anderes vermuten. Auch Koki schien schon etwas angeheitert zu sein, während die anderen Jungen noch recht vernünftig aussahen.

„Sie verträgt wohl kein Alkohol, oder?“, fragte mich Jin von der Seite.

„Sieht wohl nicht so aus“, seufzte ich.
 

„Das ist so lecker!!“ Maru stieß einen Freudenschrei aus und packte sich direkt noch eine Portion auf den Teller.

„Wirklich? Das freut mich!“ Ich errötete.

„Ich hab noch nie so leckere Pasta gegessen!“

„Ist doch nichts dabei. Das ist doch ganz einfache Tomatensoße.“ Mein Gesicht glich langsam der roten Farbe meines Tellers.

Vorsichtig schielte ich zu Jin hinüber, der mit gekreuzten Beinen neben mir saß.

„Ich koche auch oft Pasta, aber mit Peperoni“, meinte er.

„Aber warum schmeckt deine so anders?“

Verwundert blinzelten ihn meine grünen Augen an.

„Vielleicht weil ich keine Peperoni benutze?“

„Nein, das ist es nicht! Ich verstehe nicht, was du jetzt so viel anders gemacht hast, als ich.“

„Wenn du es nicht essen willst, dann lass es!“ Meine Bemerkung klang selbst für mich entschuldigender, als beabsichtigt. Dabei machte es mir wirklich nicht so viel aus.

„Doch, doch ich esse es! Ich hab nicht gesagt, dass es nicht gut ist... Es ist lecker!“

Nun war ich erstrecht überrascht. Es war mir egal, wenn wenn es ihm nicht schmeckte. Ich hätte ich es akzeptiert und beim nächsten Mal einfach besser gemacht, doch umso glücklicher stimmte es mich, dass er es mochte.
 

„Hey, trink nicht so viel!“ Jin riss mir abrupt das Glas mit Sake aus der Hand.

„Warum nicht? Heute habe ich Geburtstag, also lass mich auch mal etwas trinken! Du betrinkst dich ja eh ständig!“

„Schwachsinn!! Es ist kein Verbrechen das bisschen Freizeit, das ich habe zu genießen. Aber du bist noch ein Kind, du solltest gar keinen Alkohol trinken!“

„Spinnst du? Ich bin volljährig und zwar jetzt schon ein Jahr darüber hinaus! Also her damit!“ Sofort riss ich das Glas zurück und nahm zum Protest einen tiefen Schlucken der süßlichen Flüssigkeit. Eigentlich trank ich nicht viel Alkohol, doch hier ging es vielmehr um Stolz. Ich würde mich von dem Riesenbaby doch nicht als Kind abstempeln lassen.

„Noch einen Koki-kun!“ Ich streckte ihm mein Glas entgegen und er füllte es bereitwillig auf. Triumphierend warf ich Jin einen Seitenblick zu. Die Beleidigung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er nahm sich einen eigenen Becher und füllte ihn mit einen anderen alkoholischen Getränk auf. Ex und weg.

Der gesamte Abend verlief auf diese Weise. Während Jin und ich uns ein Wettsaufen lieferten und dabei zwischen Necken und Gespräch wechselten, lief Musik. Ueda und Maru tanzten und alberten herum, während Kame eher gelangweilt dabei zusah. Junno aß ein Stück Torte, das die Jungs mitgebracht hatten.

Yumiko zockte Koki währenddessen beim Poker ab.

Um zwei Uhr Morgens waren Kame, Ueda und Junno schon gegangen. Maru, Koki schliefen auf dem Boden und Nee-chan hatte sich auf die Couch gelegt. Sie hatte mich sehr erstaunt. Ich hätte nie gedacht, dass meine sonst so verantwortungsvolle Nee-chan ein Saufgelage mit ihren Schützlingen abhalten würde.

„War sie früher auch schon so? Ich meine... bevor ich da war?“, murmelte ich vor mich hin. Jin und ich saßen Rücken an Rücken auf dem Boden. Beide sichtlich angeschlagen, doch einschlafen konnte wir wohl nicht, obwohl meine Augenlider am liebsten zufallen wollten. Alles drehte sich um mich herum. Ich für meinen Teil hatte wohl etwas übertrieben.

„Eigentlich nicht.“ Jin klang sehr leise und nuschelte ein wenig.

„Sie war eigentlich sonst sehr streng... und abweisend. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie ziemlich einsam und zurückgezogen war.“ Er gähnte.

„Hmm... “

„Du musst sie ganz schön verändert haben.“

Ich blickte hoch und sah auf die schlafende Gestalt auf dem Sofa. Ihre Haare waren ganz zerzaust, doch auf ihrem Gesicht lag etwas Seliges.

„Soll das heißen ich habe sie unprofessionell gemacht?“ Ich kicherte ein wenig. Anders konnte man es nicht beschreiben und ich glaube Johnny hätte ihr dafür den Kopf abgerissen.

„Heh, … nein! Ich würde sagen menschlich.“ Ich konnte ihn zwar nicht sehen, doch ich spürte, dass er lächelte.

Schweigen folgte. Ich schloss meine Augen und fühlte die Bewegung seines Atems an meinem Rücken. Sein Körper war hart und seine Muskeln angespannt. Sein Puls schien zu rasen unter dem Einfluss des Alkohol. Ich war entspannt, lehnte mich an ihn und nahm seinen Duft auf. Er roch sehr nach Schweiß, doch sein süßlicher Eigenduft durchbrach den bissigen Geruch. Ich spürte seine Wärme und hätte sie am liebsten in mich aufgenommen, wie Sonnenstrahlen.

„Weißt du...“, begann ich zaghaft.

„... ich bin damals dein Fan gewesen.“ Ich wartete kurz auf eine Reaktion, doch die blieb aus.

Ich weiß nicht mehr ob es an der Stimmung oder am Alkohol lag, doch nichts hinderte mich daran fortzufahren:

„Du hast mich inspiriert. Deine Stimme klang so wundervoll. Du besitzt so viel Talent – ich habe selbst mal gesungen, daher kann ich das beurteilen. Du warst so gut. Also habe ich mehr geübt, mehr gesungen. Ich wollte nicht gegen dich verlieren. Ich wollte dir ebenbürtig sein... das war alles.“

Ich merkte wie meine Stimme absackte und meine Lider zufielen. Ich wusste nicht, ob Jin mich gehört hatte, doch nun war es egal, denn ich war eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von: abgemeldet
2009-11-21T17:45:51+00:00 21.11.2009 18:45
Kommentar zum 7. Kapitel ist online. ^^
http://www.pi-pu.com/?attachment_id=2931&cpage=1#comment-836

Schade, dass hier noch nicht online ist. Sonst hätte ich ihn auch hier gepostet.
Kann ich nachträglich machen. ^^
Liebe Grüße!
Von:  chiyo-
2009-08-24T10:10:22+00:00 24.08.2009 12:10
Echt super! (wie immer ^.~)
Vorallem deine Beschreibung von Tokyo war sehr real^^
Hoffentlich passiert bald was zwischen Sora und Jin.
Bis dann und mach weiter so!
Chiyo-
Von: abgemeldet
2009-08-17T17:31:26+00:00 17.08.2009 19:31
Ah, auch schon online. ^^
Ich schreibe dazu bald ausführlichen Kommentar. :D
Wie viele Favoriten hast du schon?


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