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Twilight in the Shadow

von

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Erstes Buch der Ältesten

Schweißgebadet wachte ich auf. Was war das nur für ein schrecklicher Traum gewesen? Ein Traum, in dem ich meine Brüder verriet und mich gegen meinen Herren auflehnte. Ich schüttelte den Kopf um die Bilder der Nacht zu vertreiben. Solche Gedanken konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Mich erwartete eine wichtige Aufgabe.

Ich erhob mich von meinem Lager und schlug die Zeltplane zur Seite. Der Morgen war kühl und feucht. Ein widerliches Wetter. Lange blickte ich auf das, noch in tiefes Schweigen gehüllte, Lager. Dann zuckte mein Arm zurück. Was war das gewesen? Düster sah ich zu der Zeltplane hinauf, von der es tropfte. Verdammtes Wasser!

Ich verließ meinen Beobachtungsposten und streifte durch das Lager. Die meisten Vampire schliefen noch, wenige hielten Wache. Wenn sich Menschen unserem Lager nähern würden, würden wir es spüren. Kein Grund Wachen aufzustellen. Außerdem waren die Menschen eh viel zu feige dazu.

Am Rand des Lagers blieb ich stehen und schaute auf das Tal, dass jetzt noch friedlich vor mir lag. Jetzt noch. Aber spätestens nach Sonnenaufgang würde die Erde um mich herum mit Blut getränkt sein. Und dort, am Rande meines Blickfeldes, von den Nebeln umschlossen lag Meridian. Die Hauptstadt von Nosgoth. Die letzte große Festung der Menschen.

Heute würde sie fallen. Heute würden meine Brüder und ich das Schicksal der Menschheit besiegeln. Wir würden in die Stadt eindringen und die Tore öffnen. Und bis diese dummen Sterblichen begriffen was passiert war, würden wir Vampire schon über sie herfallen und diese unnütze Rasse endlich vom Angesicht dieser Welt getilgt haben.

"Und Raziel, kannst du auch nicht schlafen?" Mein Bruder Turel trat neben mich. Er war nach mir der Älteste und stärkste von Kains Satthaltern.

"Nein. Ich hab nur schlecht geträumt." Erwiderte ich mürrisch. Eigentlich war ich hier her gekommen um allein zu sein.

"Also doch schlecht geschlafen. Sorgst du dich wegen der Schlacht?" Er schaute mich von der Seite an.

"Nein." Ich drehte mich zu ihm um. "Aber du solltest dir Sorgen machen. Wenn du denn Angriff nicht richtig koordinierst, dann sitzen Dumah und ich in Meridian fest und Kain wird nicht sehr erfreut darüber sein, wenn er hört, das der Angriff fehl ging." Ich hatte die Worte scharf und verletzend hervor gebracht. Turel hatte sich bei unserem letzten Angriff schon einen Fehler erlaubt und Kain war Niemand, der so etwas ein zweites mal geschehen ließ.

Ich drehte mich um und ging. Denn wütenden Blicken, die mir Turel hinterher warf, wohl bewusst. Wir mochten zwar Brüder sein, aber trotzdem herrschte zwischen uns ein ewiger Kampf um die Gunst unseres Herren, Kain. Und da ich sie nun mal von Anfang an besessen hatte und sich das über die Jahrhunderte auch nie geändert hatte, waren meine Brüder auch nicht gut auf mich zu sprechen.

Gerade der stolze Turel, der nach mir in der Reihenfolge der Statthalter kam, konnte es nicht verkraften, immer nur der ewig Zweite zu sein. Aber seiß drum, was konnte ich dafür, dass ich als einziger die Wünsche unseres Herren immer zur vollen Zufriedenheit erfüllte?

Der einzige unter meinen Brüdern, der mir die Gunst unseres Herren nicht neidete war Dumah, der Dritte in der Rangordnung. Und auch aus diesem Grund hatte ich mich für ihn entschieden. Bei ihm war ich mir sicher, dass er mir nicht in den Rücken fallen würde, wenn wir in der Stadt waren.

Es würde ein gefährlicher Einsatz werden. Denn Meridian war gut bewacht. Da musste ich mich auf meine Begleiter verlassen können und die vier Anderen wahren noch unzuverlässiger als Turel. Mein Gott, manchmal frage ich mich wirklich, was sich Kain dabei gedacht hat, solche Vampire zu erschaffen, die sich manchmal aufführten wie Menschen.

Das einzige, was schlimmer war als einer dieser dummen Sterblichen, war ein Vampire, der sich wie einer aufführte. Und das taten meine Brüder oft genug. Vor allem die vier Jüngsten. Melchiah, Zephon, Malek und Rahab. Wobei Rahab noch der schlimmste war. Wenn ich mir nur dieses hochmütige Gesicht ansah, dass fast nie etwas zu Stande brachte, dann war ich schon nah dran, mein Schwert zu zücken, und es ihm in sein untotes Herz zu stoßen.

Ich hoffte nur, dass sie sich heute alle etwas zusammen reißen würden. Immerhin ging es hier um die Entscheidungsschlacht und nicht um irgend ein kleines Scharmützel mit den Menschen. Wenn heute etwas schief ging, dann würde Kain ausrasten. Und es gab nichts was schlimmer war, als einen wütenden Gott. Doch, einen wütenden Gott, der den Namen Kain trug.

Inzwischen war ich bei meinem Zelt angekommen. Mein Blick schweifte kurz über Belock, meinen höchsten General, der mich immer begleitete, fast wie ein Schatten, außer heute. Ich nickte ihm kurz zu und verschwand in meinem Zelt.

Belock hatte ich einen Ersatzplan gegeben, falls Turel es wieder vermasseln würde. Wovon ich fast ausging. Denn wenn man von Turel etwas erwartete, was mit Strategie zu tun hatte, dann konnte man sich darauf verlassen, das man verlassen war. Er war stark, gar keine Frage. Aber wenn es um Strategie ging, dann musste man sich an Zephon wenden. Nach mir, versteht sich.

Ja, Zephon war der Stratege. Turel der Stärkste, Melchiah kannte sich mit Magie aus und Malek war ein guter Spion. Rahab hatte sich eine gewisse Beständigkeit gegen Wasser angewöhnt, worum ich ihn, ehrlich gesagt, beneidete. Würde ich allerdings nie zugeben! Er konnte für kurze Zeit im Regen sein, ohne das sich gleich seine Haut unter der Berührung auflöste.

Und dann war da natürlich noch Dumah. Dumah hatte von allen Fähigkeiten etwas. Er war zwar in keinem der Beste, aber er konnte von allem etwas einsetzen. Das war auch noch ein Grund, warum ich mit ihm gehen wollte. Er konnte mir einfach am Besten helfen, diesen Auftrag zu erfüllen.

Diesen Auftrag, den eigentlich Turel mit Rahab erledigen sollte, während die anderen Drei den Angriff leiten würden und Kain und ich mit der Nachhut vorrücken sollten. Aber nachdem Desaster, das Turel in Arotas angerichtet hatte, wollte Kain das ich in die Stadt ging. Aber ganz sicher nicht mir Rahab.

Ich zog mein Kettenhemd an. Langsam wurde es Zeit mich fertig zu machen. Kurz nach Sonnenaufgang, würde der Angriff statt finden. Bis dahin mussten die Tore offen sein. Ich legte meinen leichten Harnisch und die Bein - und Armbeschläge an. Band mir mein Schwert um die Hüfte und schnallte meinen Umhang fest. Von schweren Rüstungen hatte ich noch nie viel gehalten, so wie meine Brüder, die jeden Zentimeter ihrer Haut panzerten. Leise verließ ich mein Zelt.

"Du weißt, was du zu tun hast?" Belock nickte und verschwand in der Dunkelheit. Er würde Dumah und mir den Rücken decken, wenn etwas schief gehen sollte. Ich schlang den Mantel zum Schutz vor dieser dämlichen Feuchtigkeit enger um mich und ging zum Zelt von Dumah.

Allerdings wurde ich von lauten Stimmen, in die Richtung des Zeltes von Turel gelenkt, wo sich Dumah aufzuhalten schien. Schon von weitem hörte ich wie Dumah, Rahab und Turel sich laut unterhielten und nicht weit entfernt konnte ich auch meine anderen Brüder kommen hören.

Warum waren sie noch nicht auf ihren Plätzen? Das war ja echt spitze, die Schlacht hatte noch nicht mal angefangen und es ging schon alles schief. Als ich auf den Vorplatz von Turels Zelt trat, verstummten Rahab und Dumah und nur Turel sprach noch weiter.

"Wir bleiben bei dem Plan. Es würde eh nichts mehr bringen ihn jetzt noch umzuwerfen." Ich sah von Turel zu Rahab und Dumah.

"Was umwerfen?" Fragte ich verärgert.

"Der Angriff auf die Nordseite der Stadt, wenn wir sie etwas früher losschicken, dann hätten es die Truppen, die von Westen angreifen einfacher. Da sich dann das Hauptfeuer auf die nördlichen Truppen konzentrieren würden." Rahab sah mich überzeugt an.

"Das geht nicht. Erstens würde das zu, zu viele Opfer unter den Truppen von Malek und Melchiah führen und zweitens ist das Gelände dort zu schwierig. Das würden sie zeitlich nicht schaffen, Rahab. Außerdem hat Turel recht. Wir können nicht in letzte Minute noch alles umwerfen." Wies ich den Vorschlag ab. "Es wird eh langsam Zeit, für Dumah und mich, aufzubrechen. Es dauert nicht mehr lange bis die Sonne aufgeht. Und bis dahin muss das Tor offen sein. Sonst aktivieren sie wieder denn Sonnenbann und wir müssen nochmals einen Tag warten. Und unser Gebieter Kain," fuhr ich fort, als Rahab etwas erwidern wollte. "Würde davon garantiert nicht begeistert sein. Alles weitere überlasse ich dir Turel. Halte dich an Kains Plan und es wird nichts schief gehen."

Damit drehte ich mich um und verließ die Gruppe. Dumah folgte und ging schließlich neben mir. "Raziel, ist mit dir alles in Ordnung?" Dumah schaute mich fragend an.

"Ja, ich hab nur schlecht geschlafen." Ich sah es ihm an, dass er mir das nicht glaubte, aber egal. Wir mussten uns beeilen, um noch rechtzeitig dort zu sein.
 

Dumah versteckte sich etwa hundert Meter entfernt in einem weitern Busch. In ein paar Minuten würden sie die Luke öffnen um ihren Müll nach draußen zu kippen und das war unsere Chance. Vielleicht glaubten die Menschen ja, das sie durch den großen Wassergraben und die bewässerten Mauern sicher vor uns wahren, aber dann würden sie eine herbe Überraschung erleben.

Der Wassergraben war zwar für Menschen und Pferde unüberwindbar, aber nicht für Vampire. Zugegeben, die bewässerte Mauer war wirklich schwer zu knacken. Dadurch das rund um die Stadt, an der Stadtmauer hinab, immer Wasser floss, konnten wir an ihr nicht hoch klettern und auch keine Leitern anlegen. Und da die Stadt auch noch eine Verbindung zu Meer hatte und man das Wasser somit nicht abstellen konnte, war es wirklich schwer hinein zu kommen.

Aber die Menschen fühlten sich mittlerweile zu sicher. Sie begannen leichtsinnig zu werden und das nutzten wir aus. Ich gab Dumah ein Zeichen und er erwiderte es. Keine fünf Minuten später öffnete sich die Luke und Dumah erhob sich aus seinem Versteck. Die Wachen, die den Müll raus brachten ließen ihn sofort fallen und wendeten sich mit gezogenen Waffen Dumah zu.

Ihr Fehler. Ich erhob mich und setzte mit einem lautlosen Sprung über denn Wassergraben, unterdrückte ein Fluchen, als ich mit diesem widerlichen Zeug in Behrrührung kam und landete leise. Ein Blick zu den Wachen, zeigte mir, das sie mich nicht gehört hatten. Menschen. Mit einem weitern lautlosen Gleitsprung war ich hinter dem Ersten und brach ihm mit einem schnellen Ruck das Genick.

Im selben Moment setzte Dumah herüber und schnappte sich den Zweiten. Dem Dritten schlug ich meine Reißzähne in den Hals und genoss das Gefühl des seltenen Saftes. Auch wenn ich ihn nicht mehr brauchte um zu überleben, war er doch ein Genuss. Während ich trank, schaltete Dumah die Beiden anderen aus. Genauso lautlos wie zuvor.

Dann schlug auch er seine Fangzähne in die Venen der Gefallenen und trank sich satt. Als er fertig war, zogen wir die Leichen so dicht wie möglich an die Mauer. Dann stellten wir uns unter die Luke, die das Wasser links und rechts an uns vorbei fließen ließ und schlüpften durch die Mauer. Während Dumah die Gassen im Auge behielt, schloss ich unseren Eingang.

"Drin sind wir und wo geht es jetzt lang?" Fragte er leise.

"Wir befinden uns jetzt in der Unterstadt von Meridian. Sie umschließt in einem Ring die Oderstadt. Und wenn wir weiter Richtung Osten gehen, kommen wir in das Industrieviertel, das Schmugglerviertel, das Hafenviertel und die Slums. Wir beide, Dumah müssen aber in diese Richtung." Damit zeigte ich nach Westen.

"Dort ist das Haupttor. Wir müssen quer durch die Unterstadt, dass ist der kürzeste Weg." Dumah nickte und wie huschende Schatten machten wir uns auf den Weg.
 

Meridian war eine alte Stadt. Voller verwinkelter Gassen und Straßen. Der ideale Platz um sich ungesehen an seine Opfer heran zu schleichen. Gerade sie Straßen der Unterstadt und der Slums ähnelten einem wahren Labyrinth aus Mauern und Häusern.

Das war auch der Grund, warum sich Dumah und ich für den Weg über die Hausdächer entschieden hatten. Hier bestand zwar Gefahr, von den Wachen, die auf denn Mauern pattroulierten, entdeckt zu werden, aber so hatten wir das Westtor immer im Blick und konnten uns nicht verirren.

Und diese dummen menschlichen Wachen würden eh nicht gleich, wenn sie glaubten einen Schatten zu sehen, ihren Posten verlassen, nur um auf ein Hausdach zu klettern, auf dem sie dann sowieso nichts mehr finden würden. Also war dies noch der sicherste Weg.

Dumah sprang einige Meter entfernt von mir gerade auf das Dach einer alten Kirche und packte das Kreuz. Ich musste schmunzeln. Dieser dumme Aberglaube der Menschen, das Kreuze und Knoblauch und vernichten würden. Ich schüttelte den Kopf und landete lautlos auf dem nächsten Dach.

Das einzige was uns wirklich vernichten konnte, war Wasser. Wasser und einen Gegenstand im Herzen. Selbst die Sonne, hatten wir über die Jahre hinweg gelernt, nicht mehr zu fürchten, ihre Strahlen konnten uns nichts mehr anhaben. Aber trotzdem hatten die Zauberergilde von Meridian einen Weg gefunden, die Sonnenstrahlen als Verteidigung zu nutzen. Irgend so ein dämlicher Zauber, der die Strahlen verstärkte und die Mauern dadurch schützte. Deshalb mussten wir vor Sonnenaufgang in der Stadt sein.

Ich gab Dumah ein Zeichen und ließ mich lautlos in die Gassen hinab gleiten. Von hier aus würden wir getrennte Wege gehen. Dumah würde sich von Norden und ich von Süden an das Lagerhaus heranschleichen, in dem der Mechanismus für das Haupttor bewacht wurde.

Sollte Einer von uns entdeckt werden, was ich bezweifelte, konnte immer noch der Andere das Tor öffnen. Aber wahrscheinlich würden wir drei schlafende Wachen vorfinden, die mehr betrunken, als alles andere waren.

Diese Menschen. Eine absolut unvollkommende Rasse, die nichts auf dieser Welt zu suchen hatte. Ich hatte in meinem, über Jahrhunderte andauerndem Leben, noch keinen Menschen getroffen, der sich auch nur Ansatzweise, wie ein echter Herrscher benahm. Selbst die großen Könige vielen verzweifelt vor Kain auf die Knie und baten um ihr wertloses, sterbliches Leben. Einfach eine widerliche Rasse, ohne Moral.

Ich sprang an eine Mauer und hielt mich fest, kletterte weiter nach oben, bis ich auf einem kleinen schrägen Dach stand. Mein Blick schweifte über die dunkle Stadt und blieb schließlich auf der alten Festung in der Stadtmitte hängen.

Dies war die alte Feste der Sarafan. Eines untergegangenen Ordens, fanatische Priester, die es sich einmal zum Ziel gemacht hatten, Nosgoth von der Plage der Vampire zu befreien. Na offensichtlich war ihnen das nicht ganz gelungen.

Meine Augen wanderten weiter nach Westen und ich spürte die erste Wärme der Sonne, noch bevor ich sie sah. Mit einem kräftigen Sprung stieß ich mich ab und schwebte über die nächsten Hausdächer.

Als ich mich langsam dem Tor näherte wurden meine Vampirsinne unruhig. Etwas stimmte hier nicht. Ich hielt an. Es war viel zu ruhig. Ich verstand es ja, dass die Menschen sich so weit wie möglich von der Mauer zurück gezogen hatten. Aber diese unnatürliche Stille konnte hier nicht herrschen.

Ich vernahm nicht einmal einen Atemzug eines Lebewesens. Alles was ich hörte, waren die leise Geräusche die Dumah machte, als er sich auf den Boden sinken ließ. Ich sprang auf das nächste Dach und hielt erneut inne. Eine ungute Vorahnung hatte sich meiner bemächtigt.

Und meine Vorahnungen trogen mich selten. Hier war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Da spürte ich die ersten Sonnenstrahlen in meinem Genick. Ich schaute nach Westen und sah denn roten Feuerball über den Horizont steigen.

Auch wenn ich ein ungutes Gefühl hatte, ich musste mich jetzt beeilen. Wenn die Tore nicht offen waren und der Angriff fehl ging... . Nein, diese Blöße würde ich mir vor meinen Brüdern nicht geben. Mit einem lautlosen Sprung ließ ich mich in die Gassen hinab gleiten.

Hier unten herrschte noch die Dunkelheit. Schnell huschte ich durch die Gassen, bis ich schließlich nur noch einen Häuserblock von dem Lagergaus entfernt war. Das ungute Gefühl verstärkte sich, je näher ich mich unserem Ziel näherte.

Konnte es vielleicht sein, dass sie Menschen wussten das wir kamen? Diesen Gedanken verscheuchte ich so schnell wie irgend möglich. Wie sollten sie denn wissen, das wir kamen. Unsere Magier hatten schon vor einiger Zeit die Fähigkeiten der menschlichen Hellseher blockiert und außerdem wahren wir Vampire eh immun gegen die stümperhaften Versuche der Menschen unsere Gedanken zu lesen.

Vorsichtig näherte ich mich dem Gebäude. Zwei Wachen standen vor dem Eingang. Seltsam, dass ich ihre Atemzüge nicht gehört hatte. Vorsichtig beobachtete ich die Umgebung und suchte nach weiteren Menschen. Als ich keine Verspürte, drückte ich mich in den Schatten und näherte mich meiner Beute.

"Was glaubst du, ob die Vampire heute Angreifen werden?" Fragte der Eine.

"Ach was, die haben doch keine Chance gegen den Zauber der Alten. Hier werden sie nie hereinkommen. In Meridian sind wir vor ihren Angriffen sicher." Im selben Moment merkte er, dass er Unrecht hatte.

Ich verschwendete keine Zeit und brach auch dem Anderen das Genick. Schwächlinge. Ich ließ sie einfach liegen, in ein paar Stunden würden sie eh Gesellschaft haben. Mein Blick wanderte noch mal nach westen. Wenn alles glatt gegangen war, dann müssten jetzt eigentlich... .

Die Alarmglocken wurden geläutet und aus Norden drangen die Stimmen der Wachen zu mir, die Verkündeten das die Vampire angriffen. Sehr gut, also hatten es Melchiah und Malek geschafft. Dann müssten gleich... .

Und da erschalten auch die Glocken im Süden. Zephon hatte seinen Angriff also auch wie geplant durchgeführt. Mit einer schnellen Bewegung riss ich das Schloss des Lagerhauses ab und betrat es. Es war dunkle hier drinnen. Aber das sollte mir nur recht sein.

Mit schnellen Schritten durchquerte ich die Stapel von Kisten, die teilweiße bis zu der Decke reichten und ganze Gänge bildeten. Manchmal musste ich sogar umkehren, weil diese Gänge an einer Wand endeten.

Verflucht, das war ja ein einziges Labyrinth hier drinnen. Plötzlich drückte ich mich in den Schatten einer der Kiste. Vor mir war ein Soldat aufgetaucht, der um die Ecke gebogen kam. Warum um alles in der Welt hatte ich ihn nicht gespürt? Egal. Ich trat aus den Schatten und durchbohrte ihn.

Dann folgte ich dem Gang aus dem er gekommen war. Schließlich fand ich eine Treppe die nach oben führte. Ich ließ noch mal meine vampirischen Sinne die Umgebung abtasten. Und als sie nichts war nahmen betrat ich die Treppe, die mich in den zweiten Stock des Lagerhauses brachten.

Hier oben war es heller als unten und es standen auch nicht so viele Kisten herum. Allerdings immer noch genug, um den Bereich nicht voll einzusehen. Hinter einem dieser Kisten bewegte sich etwas und ich machte mich schon zum Sprung bereit, als der Mensch tot zu Boden fiel und Dumah aus den Schatten trat.

"Hast du den Mechanismus gefunden?" Dumah schüttelte den Kopf. Er war von oben gekommen und hatte das Dachstockwerk untersucht.

Langsam wurde ich unruhig. "Hier stimmt etwas nicht. Es war zu einfach dieses Haus zu erreichen." Ich blickte mich in den Schatten um. Es war viel zu einfach gewesen.

Ein plötzliches Surren ertönte und ich konnte gerade noch dem Pfeil ausweichen, der sich jetzt in die Wand gegenüber bohrte. Mit einem schnellen Sprung war Dumah bei dem Schützen und brach im das Genick.

"Hast du ihn gespürt?" Ich schüttelte den Kopf.

"Etwas läuft hier falsch Dumah. Ich bin vorhin Wachen begegnet, die ich auch nicht wahrnehmen konnte."

"Könnte es sein, das jemand unsere Fähigkeiten blockiert?" Dumah sah mich an.

"Das kann nicht sein," antwortete ich überzeugt. "Wie sollten die Menschen denn unsere Fähigkeiten blockieren, wenn sie nicht einmal wissen, dass wir... . Raus hier Dumah. Sofort!" Ich stieß ihn von mir und konnte gerade noch zur Seite weichen, als die Decke plötzlich herunter kam.

Natürlich! Warum war ich da nicht schon viel früher drauf gekommen. Ein Hinterhalt. Jemand hatte uns in einen Hinterhalt gelockt. Ich erhob mich hustend und räumte die Balken aus dem Weg. Durch den Einsturz der Decke war viel Staub aufgewirbelt worden, aber ich brauchte nichts zu sehen, um zu wissen, das es draußen um die Lagerhalle vor Menschen nur so wimmelte.

Wir hatten uns also wirklich in eine Falle locken lassen! Neben mir bewegte sich etwas und ich sprang kampfbereit herum. Aber es war nur Dumah, der aus dem Rauch auf mich zukam.

"Raziel? Ist mit dir alles in Ordnung?" Ich fuhr auf.

"Mach das du raus kommst! Du musst Rahab und Turel warnen. Wenn sie mit ihrer Hauptstreitmacht jetzt gegen Meridian vorrücken, reiben wir die Truppen nur unnötig auf."

"Aber ich kann dich doch nicht... ."

"Tu es! Ich komme nach und decke deinen Rückzug. Es ist wichtig, das die Truppen gewarnt werden. Kain wird toben, wenn er davon erfährt. Aber wenn die Armee nicht zu stark aufgerieben wird, können wir den Verräter finden und bald einen neuen Angriff wagen. Geh schon!" Fügte ich hinzu, als Dumah immer noch zögerte.

Schon hörte ich die ersten Soldaten die Treppe hoch stürmen. "Geh!"

Dumah drehte sich um und schwang sich auf das Dach. Mit einem letzten ernsten Nicken, stieß er sich ab und verschwand in den Gassen Meridians.

Inzwischen hatten die ersten Soldaten den zweiten Stock erreicht. Ich zog mein Schwert und fletschte die Zähne. Wenn sie unbedingt sterben wollten, dann sollten sie nur herkommen. Ihr Anführer brüllte Befehle und versuchte eine Strategie fest zu legen. Lächerlich. Ich sprang aus den Schatten heraus und spaltete seinen Schädel. Mit der anderen Klaue entriss ich ihm sein Schwert und tötete einen anderen Soldaten. Dann riss ich mein Schwert aus dem Schädel des Hauptmannes und durchbohrte den Dritten. Die anderen wichen zurück.

"Kommt her!" Fauchte ich und fletschte meine Reißzähne. Aber die Soldaten wichen zurück. Was für Schwächlinge! Ich sprang nach vorne, rammte einem das Schwert in den Körper und enthauptete einen Zweiten. Die anderen flohen panisch in die untere Halle des Lagerhauses.

Gut, wenn sie es unbedingt auf einen Kampf in diesem Labyrinth ankommen lassen wollten, dann war mir es recht. Mit einem einzigen lautlosen Sprung landete ich in der unteren Etage. Schlitze einem die Kehle auf und versteckte mich in den Schatten.

Ich konnte sie hören jeden einzelnen Atemzug. Jedes einzelne Herzklopfen. Sie waren die Beute und ich das Raubtier. Mit schnellen Schritten durchquerte ich das Labyrinth. Menschen waren einfach keine Herausforderung. Ich tötete noch drei von ihnen und trank mich an ihrem Blut satt. Dumme Sterbliche.

Doch dann blickte ich zu der Decke auf, die im selben Moment erzitterte und ein Teil von ihr einbrach. Ich sprang zur Seite und sah auf den Schutthaufen vor mir. Und endlich stieg mir der leichte brennende Geruch von Feuer in die Nase. Mit einem schnellen Sprung wollte ich mich aus diesem brennenden, einstürzenden Gebäude retten. Aber es war schon zu spät. Das Ganze Lagerhaus brach über mir zusammen.

Als ich die Augen wieder öffnete, fand ich mich begraben von Holz, Eisen und Schutt, eingeklemmt zwischen den Trümmern des Lagerhauses, wieder. Ich versuchte mich aufzurichten, aber ein grässlicher Schmerz durchzuckte meinen Körper.

Ich räumte mit einer Bewegung denn Schutt von meinem Gesicht und meinem linken Arm, beugte mich leicht nach rechts und erstarrte. Mein rechter Arm war dreimal von Holzbalken durchbohrt worden und auch in meiner rechten Schulter steckte ein Eisenstück. Das hätte schief gehen können.

Ich packte sie und riss einen nach dem anderen heraus. Sogleich fingen die Wunden an sich zu schließen. Das änderte aber nichts daran, dass es immer noch verdammt weh tat und ich unheimlich geschwächt war. Denn das regenerieren von Wunden kostete Kraft.

Mit einer weiteren Geste fegte ich die Trümmer bei Seite, die mich bedeckten und richtete mich auf. Was sich augenblicklich als Fehler erwies. Die Soldaten, die in den Trümmern herumgesucht hatten, wendeten sich bei meinem Auftauchen um und zückten ihre Waffen.

Meine Augen verengten sich und ich krümmte meine Krallen. Nervende Menschenbrut. Schon wollten sich die Soldaten auf mich stürzen, als eine befehlende Stimme durch das Zwielicht drang.

"Halt! Keiner rührt diesen Vampir an. Unser Herr will ihn lebend haben!" Eine Stimme, die ich nur zu gut kannte.

"Belock? Was hat das zu bedeuten?" Ich richtete mich schließlich ganz auf. Und eben jener Vampir trat auf mich zu. Jener Vampire, der mich schon seit Jahrhunderten begleitete.

"Nicht nur unter den Menschen gibt es Verräter Raziel. Auch unter unseres Gleichen." Er lachte und ich fletschte die Zähne.

"Das wirst du bereuen Abtrünniger! Dafür werde ich dich zerreisen Verräter!" Ich machte mich zum Kampf bereit. Für diesen schändlichen Verrat würde er bezahlen.

"Lass es Raziel. Du bist nicht in der Lage jetzt gegen mich anzutreten. Außerdem darf ich dich nicht verletzen."

"Dann stirb!" Fauchte ich und sprang. Mitten im Flug jedoch bemächtigte sich ein brennender Schmerz meiner Gedanken. Ich vergrub die Krallen an meinem Kopf und schlug unsanft auf dem Boden auf. Belock lachte und trat zur Seite. Hinter ihm kam eine alte, in weiß gekleidete Frau zum Vorschein die, die Augen geschlossen hatte und leise eine Beschwörung vor sich hinmurmelte.

Die Schmerzen in meinem Kopf nahmen unaufhörlich zu, mittlerweile glaubte ich, dass er jeden Moment platzen würde. Wer auch immer diese alte Frau war, sie war Mächtig, denn ich war ein alter Vampire und normalerweise machten mir die Beschwörungen der Menschen nichts aus.

Aber diese Magie war fürchterlich. Belock lachte und trat näher an mich heran. "Siehst du Raziel, die Vampire sind nicht die einzigen mächtigen Zauberer." Er gab einer Wache einen Wink und sie trat näher. Langsam beugte sie sich zu mir hernieder und packte mein Handgelenk.

Ich fuhr auf, schnappte mir diesen Menschen und schlug meine Krallen in seinen Hals. Augenblicklich nahmen die Schmerzen in meinem Kopf erneut zu und ich schrie auf, als ich wieder auf den Boden sank.

Belock beugte sich erneut zu mir und hob die Ketten auf, die im Blut der Wache lagen. Er griff nach meinen Armen und legte sie mir an. Mir! Ketten! Das war unverzeihlich. Ich bin ein Vampir. Der stärkste und höchste Vampir nach Kain und mich würden keine von Menschenhand gemachten Ketten aufhalten, diesen Verräter zu töten!

Langsam ebbte der Schmerz in meinem Kopf ab und ich konnte meine Gedanken wieder ordnen und auf ein bestimmtes Ziel richten. Aber noch bevor ich mich erheben konnte, um diese dummen Ketten zu zerreisen und meine Klauen in das Fleisch des Verräters zu schlagen trat die Frau an mich heran und berührte meinen Kopf und augenblicklich fielen mir die Augen zu und eine unnatürliche Müdigkeit überkam mich.

Ich wehrte mich nach Kräften und ich bin weiß Gott kein schwacher Vampir, aber wer auch immer diese Frau war, sie war stärker als ich. Die Sinne schwanden mir weiter, bis ich schließlich nichts mehr um mich herum wahr nahm. Ich war besiegt worden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-02-02T23:47:42+00:00 03.02.2009 00:47
heyyyyyyyyy endlich habe ich mal eine vernünftige ff zum lesen gefunden :) freue mich auf weitere kapis, da ich die ersten beiden schon echt klasse fand. werde mich mal jetzt an das nächste setzen...hoffentlich updates du bald :D

lg greenyfox
Von:  heli222
2009-01-28T13:59:11+00:00 28.01.2009 14:59
hy!
Deine FF ist sehr interessant und es macht spaß sie zu lessen!
Ich freu mich auf weitere Kapitel
Gruß heli


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