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Twilight in the Shadow

von

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Zweites Buch der Ältesten

Ich erwachte aus meinem langen Schlaf. Verwirrt und geschwächt. Aber immerhin noch am Leben. Oder besser nicht am Leben. Mein rechter Arm schmerzte immer noch und auch mein Kopf hatte die Auswirkungen der Beschwörung noch nicht überstanden.

Ich versuchte mich zu Bewegen, was sich allerdings als unmöglich erwies, denn wer auch immer mich auf diesem Steinquader angekettet hatte, er hatte seine Sache gut gemacht. Trotz meiner vampirischen Kräfte, war es nicht möglich die Ketten zu sprängen.

Hoffentlich hatte Dumah es geschafft die Hauptstreitmacht noch rechtzeitig zu informieren. Kain würde sehr ungehalten darüber sein, wenn er erfuhr was geschehen war. Ein Vampire, der sich auf die Seite der Menschen geschlagen hatte, das war verabscheuungswürdig..

Aber was noch viel schlimmer war, ich wurde hier gefangen gehalten. Von diesen wertlosen Kreaturen war ich gefangen worden. Ich! Der höchste Vampirgeneral. Erstgeborener Sohn Kains. Oberster Satthalter. Wehe dir Belock, wenn ich dich in die Klauen bekomme.

Aber diese alte Frau war rätselhaft. Sie hatte mir nicht nur meine vampirischen Sinne blockiert, sondern es auch geschafft meine Gedanken zu unterwerfen. Diese Zauberin war gefährlich. Wenn sie es bei mir geschafft hatte, dann würde sie es auch bei allen anderen Vampiren schaffen. Unseren Herren Kain ausgenommen. Das konnte unter Umständen zu Problemen führen.

Nach einem weiteren vergeblichen Versuch mich zu befreien, ließ ich meine Kräfte ruhen und versuchte mich auf das zu konzentrieren, was sie mir sagten. Dem Raum nach zu urteilen, musste ich mich in einem Gefängnis oder einer Festung befinden. Wahrscheinlich die Festung der Sarafan in der Oberstadt.

Vor meinem Gefängnis hielten Menschen wache. Als ob die mich aufhalten könnten, wenn ich erst mal die Ketten losgeworden währe. Aber sollten sie sich doch sicher fühlen, sie konnten mich nicht ewig fest halten. Doch da irrte ich mich.

Es verging viel Zeit, vielleicht sogar ein ganzer Tag, bis ich schließlich erfuhr, was geschehen sollte. Ich fühlte sie, bevor ich sie sah. Menschen, die sich meinem Gefängnis näherten. Menschen und ein Vampire.

Als sich die Tür öffnete fletschte ich die Zähne. Wenn sich Belock wirklich dachte, mich einschüchtern zu können, dann würde er sich wundern. Als erstes jedoch betrat ein Mensch denn Raum. Wohl so etwas wie ihr König, denn er war in feine Gewänder gekleidet und hatte eine Krone auf dem Kopf.

Dieses Folk und ihre dumme zur Schaustellung ihrer Herrscher. Bei uns Vampiren erkannte man die mächtigen an ihrer Ausstrahlung und an ihrem Benehmen. Wir mussten uns nicht Kentzeichnen, um von unserem Folk als die erkannt zu werden die wir wahren. Aber was konnte man von solch einer jungen Rasse schon erwarten?

Hinter dem König betrat Belock und die alte Frau den Raum. Wollten sie mich etwa verhören? Das war lächerlich! Belock wusste genau, dass ich Kain niemals verraten würde. Also, was um alles in der Welt wollten sie von mir?

Der König oder wer auch immer er sein mochte, kam näher und betrachtete mich. Dann drehte er sich zu Belock um und sprach ihn gereizt an. „Was soll das Vampir? Du sagtest, du würdest mir Kain liefern und nicht irgend so einen wertlosen Blutsauger!“ Ich fauchte und er drehte sich zu mir um. „Fletsch du nur deine Reiszähne Vampir. Es wird dir nichts bringen.“

„Dies ist kein einfacher Blutsauger mein Herr. Das ist Raziel, der oberste Statthalter Kains. Sein ältester und liebster Sohn.“ Belock grinste auf mich hernieder.

„Dafür wirst du sterben Belock!“ Er versteifte sich kurz und ich war mir sicher, dass nur er es gehört hatte, denn es folgte ein langer Blick, mit dem er mich abzuschätzen versuchte. Dann wand er sich an den König, nickte und dann gab dieser seinen Soldaten ein Zeichen, dass sie anfangen sollten.

Aber ich begehrte gegen die Fesseln auf, die mich an den Stein banden und fauchte diese missratenen Kreaturen an. Sie sollten es sich zweimal überlegen mich noch mal anzufassen. Die Menschen wichen auch zurück, aber Belock blieb ruhig.

„Du kannst dich nicht befreien Raziel. Die Ketten sind magisch und einschüchtern kannst du mich auch nicht. Ich kenne dich. Ich habe dich über ein Jahrhundert lang begleitet!“

„Dafür, dass du mal ein Vampirgeneral warst, bist du ganz schön tief gesunken Belock. Verkaufst dich an die Menschen.“ Fauchte ich ihn wütend an.

Belocks Gesicht verdüsterte sich und wie beiläufig griff er nach einer Eisenlanze. „Du hast ja keine Ahnung Raziel. Du bist die rechte Hand Kains. Du hast keine Ahnung was es heißt, ein einfacher Vampir zu sein. Denn Launen der anderen ausgesetzt.“ Er blickte mich kalt an.

„Du hast keine Ahnung, was es heißt, gefoltert zu werden!“ Damit rammte er mir die Lanze in den Unterleib. Ich schrie auf und krümmte mich zusammen, soweit es die Ketten zuließen. „Siehst du, so ist das, wenn man nur ein einfacher Vampir ist.“

„Dafür werde ich dich töten!“ Stieß ich stockend hervor. „Ich werde dich bei lebendigem Leib zerreisen!“ Aber Belock lachte nur.

„Wirst du nicht. Dein Schicksal ist geschrieben Raziel. Es wird hier enden.“ Er trat zurück und machte der alten Frau Platz. „Und nun verrate uns die Geheimnisse von Kain. Oder wir werden sie uns hohlen!“ Ich presste meine Zähne zusammen. Ich würde ihnen nichts sagen. Nicht ein Wort! Und so trat die alte Frau hinter mich und legte mir ihre Hände auf den Kopf.

Mich überkam ein komisches Gefühl und langsam begannen mir die Sinne zu schwinden. Die Frau drang in meine Gedanken ein und unterdrückte meinen Geist. Lass meine Gefühle, meine Erinnerungen und egal wie sehr ich mich auch wehrte, sie war stärker als ich. Und als ich schon glaubte, das Bewusstsein zu verlieren und ihr meinen Geist überlassen zu müssen, löste sie mit einem schrillen Schrei ihre Hände von meinem Kopf und sprang zurück.

In der Zeit, in der ich wieder zu mir kam, richtete sich die Alte, gestützt von einem der Soldaten auf und trat an den König heran. Allerdings lag ihr Blick nicht auf ihm, sondern sie sah mich mit weit, vor schrecken Aufgerissenen Augen, an. Mir drängte sich die Frage auf was sie gesehen hatte, dass sie so in Entsetzten versetzte.

Dem König wohl auch, denn er fragte danach. Aber die Augen der Alten lagen gebannt auf mir und aus ihrem Blick sprach die blanke Angst und ein Schimmern, das nahe an den Wahnsinn heran reichte. Schließlich musste die Stimme des Königs doch zu ihr durchgedrungen sein, denn sie drehte den Kopf zu ihm.

„Was hast du gesehen, alte Frau. Rede!“ Aber ihre Augen wanderten wieder zurück zu mir und sie schlug das Kreuzzeichen, so als hätte sie Angst, das ich nach ihrer Seele greifen würde. „Was hast du gesehen?“ Fuhr der König sie erneut an.

„Das Böse... .“ Antwortete sie schließlich leise. „Die Zukunft... . Die Prophezeiung... . Der Soul Reaver… .“ Dann schlug sie die Arme vor ihr Gesicht, sah mich mit wahnsinnigen Augen an und wich zurück. „Komm nicht näher Dämon! Sie mich nicht an!“ Kreischte sie.

Nun schien es dem König zu viel zu werden, denn er packte die Alte und schüttelte sie. „Ich frage dich zum letzten mal, was hast du gesehen?“ Sie sah ihn panisch an.

„Das Schicksal ... Seelen die sich Begegnen ... Geschichte die sich wiederholt ... Legenden die zur Wahrheit werden... .“ Dann kehrte ihr Blick wieder in das hier und jetzt zurück und sie rannte kreischend aus dem Raum. „Hütet euch vor diesem Dämon! Hütet euch vor ihm!“

Der König drehte sich zu mir um. „Was hast du mit ihr gemacht? Rede Vampir!“ Ich sah diesen Sterblichen finster an.

„Nichts.“ Antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich war selbst überrascht. Was hatte diese Alte nur in meinen Gedanken gesehen, dass sie so erschreckt hatte?

„Was ist der Soul Reaver?“ Fragte der König schließlich.

„Dass kann ich euch erklären Herr. Der Soul Reaver ist ein mächtiges, seelenverschlingendes Schwert, dass Kain gehört. Es ist eine gefürchtete Waffe, die Selbst die Seelen der Vampire zerstören kann. Aber ich weiß auch nicht, was die alte Frau in seinen Gedanken gelesen hat.“ Selbst Belock schaute mich leicht verunsichert an.

„Das ist ja alles schön und gut,“ meinte der König. „Aber wir wissen immer noch nichts über die Pläne von Kain. Wie bekommen wir die jetzt?“ Er sah Belock scharf an. Dieser grinste nur und zog mit einem Ruck die Eisenlanze aus meinem Körper. Ich zog scharf die Luft ein, als sich die Wunde wieder begann zu schließen.

Der König schaute fasziniert zu. „Und was soll das jetzt heißen?“

„Ganz einfach.“ Und damit rammte Belock die Lanze durch mein Schultergelenk.

Als mein Schrei verebbt war wand er sich zum König. „Vampire spüren genauso Schmerzen, wie die Menschen. Aber ihre Wunden heilen, sobald man den Gegenstand daraus entfernt. Dadurch sind sie in der Lage viel länger einer Folter stand zu halten. Wenn wir die Informationen nicht über seine Gedanken erfahren, dann erfahren wir sie über seine Lippen!“

Der König lachte. „Ich werde meinen Bütteln bescheid geben. Wir werden uns wohl die nächste Zeit gut amüsieren!“ Damit verließ er lachen den Raum und ließ mich mit dem Verräter allein.

„Tja Raziel, sieht so aus, als währe deine Zeit bald gekommen.“ Meinte er lachend.

„Keine Angst, du wirst schon noch bekommen was du verdienst.“ Zischte ich.

„Mag sein, aber ich bin immer noch besser dran als du.“ Damit verließ auch er den Raum und lies mich zurück, die Eisenlanze immer noch durch die Schulter gerammt. Und so wartete ich.

Allerdings nicht sehr lange. Schon bald, nachdem Belock die Zelle verlassen hatte, kehrte er mit dem König und einigen anderen Menschen zurück. Diese trugen verschiedene Folterwerkzeuge. Offenbar hatten sie wirklich vor, Kains Geheimnisse mit Gewalt aus mir heraus zu holen. Aber da würde ich sie enttäuschen.

Lieber würde ich sterben, als meinen Herren zu verraten. Allerdings merkte ich schon bald, dass ich mich geirrt hatte. Viele Vampire denken, dass sie unverwundbar sind, dass ihnen nichts auf der Welt etwas anhaben konnte und das es nichts schlimmeres gab, als die ewige Verdammnis des Sterbens.

Aber an diesem Tag sollte ich lernen, dass ich mich geirrt hatte. Vampire wahren nicht die übernatürlichen Wesen, die niemals litten und denen Niemand etwas antun konnte. Sie empfanden Schmerz und das vielleicht noch in einer viel reineren Konsistenz als die Menschen. Und man konnte sie foltern und ihnen Schmerzen zufügen. Schmerzen, die ich niemals für möglich gehalten hatte zu empfinden. Aber viele währen überrascht, was man alles überleben konnte, wenn man etwas hatte, dass einem Kraft gab.

Belock trat an mich heran. „Letzte Chance Raziel. Verrate uns was Kain plant und du kommst davon.“

„Sicher,“ antwortete ich sarkastisch. „Mit einem Gegenstand im Herzen.“

Belocks Gesicht verfinsterte sich. „Wie du willst, wir werden sehen, wie stark dein Wille wirklich ist.“ Er riss mir das Hemd vom Oberkörper und packte mit der anderen Hand den Speer. „Wir werden sehen, wie stark der erste Sohn Kains wirklich ist.“ Ich fletschte die Zähne und wollte etwas erwidern, was dann aber in einem Schrei unterging, als Belock die Lanze aus meiner Schulter riss.

„Fangt an.“ Befahl der König und trat mit Belock etwas zurück. Zwei der Menschen näherten sich und stellte ihre Sachen auf den Boden. Dann bückte sich einer und brachte zwei Holzpflöcke zu Vorschein. Lächerlich, das hatten wir doch gerade eben schon mal. Aber ich irrte mich.

Während sich der Mensch über mich beugte, tropfte etwas von dem Pflock auf meine Haut und im selben Moment bemerkte ich, dass die Pflöcke mit Wasser getränkt waren. Mit einer weit ausholenden Geste rammte er mir erst den einen in die Eine und dann den anderen in die Andere Schulter und jedes Mal schrie ich auf, als das nasse Holz durch Fleisch und Knochen drang.

Hätten sie normales Holz genommen, währe der Schmerz mit der Zeit langsam verebbt, so aber fraß sich das Wasser langsam in meine Haut und durch mein Fleisch, verbrannte Sehnen und Muskeln. Ich keuchte, als der Schmerz mit der Zeit nicht besser sondern schlimmer wurde.

„Ich nehme nicht an, dass du uns jetzt sagen willst, was du weißt?“ Ich funkelte den Verräter an.

„Fahr zur Hölle!“ Das nächste was ich spürte, war die Hitze, als einer der Menschen, mir eine brennende Fackel gegen die Rippen hielt. Das Feuer verbrannte Fleisch und meine Hose begann zu brennen. Und immer weiter breiteten sich die Flammen über meinen Körper aus, verbrannten ihn, bis schließlich einer der Menschen einen Eimer Wasser hoch hob und ihn über die Flammen goss.

Ich bäumte mich auf, als das Wasser sich durch die Flammen in meine Haut drang und mir nur noch mehr Qual bereitete und ich spürte wie sich der Stoff meiner Hose voll sog und auf meiner Haut liegen blieb.

Dann stieß mir einer der Menschen eine Lanze durch mein Bein und ließ Wasser daran herunter laufen. Ich schrie erneut auf, als es mein Fleisch berührte. Schmerzen, Qualen wie ich sie noch nie in meinem, über Jahrhunderte andauernden Leben, gespürt hatte schossen durch meinen Körper. Ich schloss die Augen und schrie erneut auf, als mir Jemand einen Speer durch die Brust rammte und sich alles um mich herum aufzulösen begann, bis nur noch ich und der Schmerz existierte, der meinen Körper auffraß. Aber ich würde ihnen nichts sagen. Niemals!
 

Langsam nahmen die Schmerzen ab, als sie den letzen Speer aus meinem Körper zogen. Alles was immer noch brannte, wahren die Schultern, in denen nach wie vor die nassen Pflöcke steckten. Die Hose war zum größten Teil verbrannt worden und auch von meinem Hemd war nichts mehr übrig geblieben.

Die beiden Menschen die mich gefoltert hatten lehnten an der Wand und warteten. Interessiert trat der König näher heran und strich über meine, nun mehr unversehrte, Haut. „Erstaunlich, dass sich das Fleisch selbst nach solchen Verletzungen noch erholt.“ Er umkreiste mich und ich ignorierte seine Worte.

Sie hatten mich gefoltert. Stundenlang. Gedemütigt und erniedrigt. Schweiß war mir ausgebrochen und meine Schrei halten jetzt noch durch die Gänge. Aber ich hatte ihnen nichts gesagt. Nicht ein Wort von dem was sie wissen wollten.

„Aber so sehr ich diese Schauspiel auch genossen habe,“ er drehte sich zu Belock um. „Wir haben immer noch nichts von dem erfahren was wir wissen wollen!“

Belock trat an mich heran. Ich wusste nicht ob der Blick in seinen Augen Mitleid oder Bewunderung sein sollte. Aber ich wollte Beides nicht und drehte meinen Kopf weg. Belock lächelte, dann fuhr seine Hand nach vorne und seine Klauen gruben sich in meine Kiefer und er zwang mich ihn wieder anzuschauen.

„Einen Krug mit Wasser!“ Dieser wurde ihm auch sofort gereicht. „Wir werden sehen.“ Damit drückte er noch fester zu, durchbrach meine Mundhöhle und zwang seine Klauen zwischen meine Zähne. Und mit einem weiteren Druck öffnete er mir den Mund.

Und dann hob er langsam den Krug über mein Gesicht. „Rede Raziel!“

Ich schloss die Augen und im nächsten Moment merkte ich wie die Flüssigkeit über meine Lippen floss, meinen Rachen hinunter und alles auf ihrem Weg verbrannte. Mein Körper bäumte sich auf und versuchte die Schmerzen los zu werden, aber die fraßen sich immer weiter in meinen Leib und verbrannten mich. Ich schrie auf und schüttelte Belocks Klauen ab, ballte die Hände in stiller Pein und flehte lautlos um den Tod.

Und irgendwo zwischen diesem alles verschlingendem Schmerz und der Qualen die meinen Körper peinigten, verlor ich das Bewusstsein und glitt hinüber in die sanfte schwärze des Vergessens.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich Ohnmächtig gewesen war. Wie lange mein Körper versucht hatte, sich zu regenerieren um wieder zu Kräften zu kommen. Aber es musst sehr lange gedauert haben, denn die Pflöcke in meinen Schultern wahren mittlerweile getrocknet und nur noch sie selbst steckten in den Wunden.

Bei meinem erwachen verschwand sofort einer der Wachen aus meinem Verließ. Sie hatten wohl darauf gewartet und sollten nun dem König bescheid geben., damit sie mit dem Angefangenen fortfahren konnten. Ich hatte mich nicht getäuscht. Kurze Zeit später erschien der König und hinter ihm betrat Belock den Raum.

„Du bist also wieder wach Vampir. Sehr schön, dann können wir also weiter machen.“ Er gab seinen Wachen einen Wink und sie zogen die Pflöcke aus meinen Schultern. Langsam begannen sich die Wunden wieder zu schließen. Zu langsam.

Und als sich Knochen, Sehnen und Haut wieder zusammen schlossen, wusste ich, dass dieser Mensch etwas geschafft hatte, wovon ich geglaubt hatte, das es unmöglich war. Er hatte es geschafft einem Vampir Narben zuzufügen. Er hatte es geschafft mich zu Zeichnen. Das würde ich ihm niemals verzeihen.

Interessiert beobachtete er, wie sich die Wunden schlossen und nur noch vernarbtes Gewebe zurück blieb. „Das ist interrasant und es bringt mich auf eine Idee.“ Er trat an seine Wachen heran und sagte etwas zu ihnen. Sie verbeugten sich und einer verließ den Raum. Der Andere trat an mich heran und öffnete zu meiner Verwunderung die Schellen, die mich banden.

Sofort wollte ich aufspringen, aber nicht nur meine Kräfte verweigerten mir den Dienst, sondern auch Belock war sofort zur Stelle und drückte mich wieder nieder. Auf einen Wink des Königs stieß er mich herum und drückte mich nun mit der Brust auf den Quader. Sofort griff die Wache zu und schnallte mich wieder fest.

„Was soll das?“ Fauchte ich, bekam aber die Antwort erst später, als die Wache wieder zurück kam. Sie trug einen Tonkrug in der Hand, in dem ich das verhasste Element wittern konnte. Aber mein versuch die Ketten zu sprängen, war erfolglos, wie schon so oft zuvor.

Der König griff grinsend in den Krug und holte ein langes, mit Wasser vollgezogenes Seil zum Vorschein. „Bindet ihn.“ Und die Wachen griffen nach dem Seil.

Einer zog meinen Kopf zurück und der Andere schlang es mir um den Hals. Ich schrie auf, als sich das Wasser in meinen Hals fraß und der König begann zu lachen.

„Du wirst bald noch sehr viel mehr schreien Vampir, wenn du uns nicht endlich sagst, was wir wissen wollen.“ Ich schaute ihn nicht an. Sie konnten machen was sie wollten. Ich würde meinen Herren niemals verraten. „Wie du willst.“ Er gab den Wachen einen Wink und sie verknoteten das Seil an meinem Hals, zogen es zu und befestigten es auf einer Seite des Quaders.

Dann schlangen sie es über meinen Rücken und zurrten es auf der anderen Seite fest. Erneut gaben sie es auf die anderes Seite. Bis sie mich so fest an den Stein gebunden hatten, das ich mich nicht mehr bewegen konnte.

Jedes mal, wenn das Seil meinen Rücken berührte, zuckte ich zusammen und als sie schließlich fertig waren, spürte ich wie sich die Nässe durch meine Haut fraß und das Seil hinterher rutschte und sich in das Fleisch auf meinem Rücken grub. Erneut zogen die Wachen an den Seilen um sie straff zu halten und erneut schrie ich auf, als es sich noch tiefer in meinen Körper fraß.

Der König lachte. „Wie werden wieder kommen Vampir und bis dahin hoffe ich, dass du zur Vernunft gekommen bist, um deinet Willen.“ Er verließ den Raum, gefolgt von den Wachen.

Belock blieb noch. „Sag ihnen doch einfach was sie wissen wollen. Dann währe alles vorbei.“ Ich sah ihn nur verächtlich an.

„Du kannst deinem Herren ausrichten, dass ich es ihm nie sagen werde. Egal was er sich noch ausdenken mag.“ Belock lachte.

„Dein Wille ist beachtlich Raziel. Aber ich glaube nicht, dass er noch lange anhalten wird.“ Laut lachend verließ er den Raum und ließ mich allein. Allein mit diesen unendlichen Schmerzen, die meinen Körper zerrissen.
 

Sie kamen wieder. Tage später. Das Wasser aus den Seilen war bereits getrocknet und nur noch die Seile hingen in den Schrammen auf meinem Rücken. Der König fragte mich, ob ich ihnen jetzt alles sagen würde. Aber ich verneinte und sie erneuerten die Seile. Folterten mich weiter. Tagelang. Und aus Tagen wurden Wochen. Aus Wochen Monate. Monate, in denen meine einzige Empfindung der Schmerz war. Monate voller Qual und Pein und nichts schien die Schmerzen zu lindern, die meine Seele peinigten.

Sie hatten wohl irgendwann begriffen, das ich ihnen nichts sagen würde. Aber trotzdem folterten sie mich weiter. Belock kam irgendwann nicht mehr und ich ging davon aus, dass er tot war. Es war mir egal. Er hatte mich zwar lange begleitet. Aber zum Schluss war er doch als Verräter gestorben.

Manchmal kam der König zu mir und amüsierte sich. Oft brachte er Menschen mit, die ich nie wieder sah. Reiche Leute aus der Stadt. Es war mir egal. Ich wartete einfach nur auf den Tag, an dem sie mich töten würden. Ertrug die Schmerzen und vergaß das Leben.

Ich weiß nicht wie lange sie mich folterten. Ob es nun ein Jahr war oder länger. Keine Ahnung. Alles was ich weiß ist, das der König irgendwann nicht mehr kam und sie mich einfach in Ruhe ließen. Angekettet auf einem Steinquader und wartend, was als nächstes passieren würde. Und dann passierte es.

Soldaten kamen zu meinem Verließ, banden mich los und schleppten mich durch die Festung der Sarafan hinaus auf einen kleinen Innenhof, auf dem ein Scheiterhaufen errichtet war. Sie stießen mich zu ihm hin und banden mich fest.

Ich fand es war eine perverse Ironie darin, das sie mich über Monate mit Wasser gefoltert hatten und nun das Feuer mein Schicksal besiegeln sollte. Ich werde diese Menschen nie verstehen. Warum machten sie sich diese Mühe, wenn sie mich einfach nur in einen Brunnen hätten werfen müssen? Aber diesem Umstand verdankte ich, dass es nicht zu dem kam, was ich erhoffte.

Es wurde still auf dem kleinen Hof und der König trat aus einer Pforte, ging auf mich zu und griff schließlich nach der Fackel, die ihm einer der Wachen hin hielt. „Du hast dich als stärker erwiesen, als wir dachten Vampir. Aber nun sollst auch du dein Ende finden. Vielleicht wird es dich freuen, wenn du weißt, das der Verräter auf die selbe Art gestorben ist.“

Ich ignorierte ihn. Sollte er doch machen und denken was er wollte. Hauptsache, er würde endlich dieser Schmach ein Ende setzen. Ich war es leid den Menschen als Belustigung zu dienen. War es leid ihren Launen ausgesetzt zu sein. Und endlich senkte der König die Fackel. Es war vorbei.

Aber noch bevor die Fackel das trockene Holz berührte hallte ein Schrei über den Hof. „Nein!“ Der König drehte sich um und blickte der alten Frau düster entgegen.

„Was störst du altes Weib? Was soll dieses nein bedeuten?“ Die alte Frau kam näher, mit vor Panik gefüllten Augen.

„Ihr dürft ihn nicht töten! Wenn ihr es tut, wird großes Unheil über Nosgoth hereinbrechen. Wenn er stirbt erfüllt sich das Schicksal und die Vernichtung wird ihren lauf nehmen.“

„Was redest du da? Was sollen diese Worte bedeuten?“ Fragte der König verärgert. Das würde ich allerdings auch gerne wissen.

„Bitte mein König! Vertraut mir.“ Flehte sie. „Ich habe es gesehen. Die Alten haben es mir gesagt. Wenn dieser Dämon stirbt, werden fürchterliche Dinge geschehen. Er wird die Welt ins Chaos stürzen!“ Unsicher blickte der König zu mit, dann wieder auf die alte Frau.

„Und was soll ich dann mit ihm machen? Ihn frei lassen?“ Die Alte schüttelte den Kopf.

„Nein, sperrt ihn ein. Werft ihn in das tiefste Verließ der Feste. Ich werde einen Zauber spinnen, der ihn gefangen hält. Aber tötet ihn nicht. Diese Kreatur darf niemals sterben. Sperrt ihn ein und vergesst ihn! Begrabt ihn! Aber sorgt dafür, das er weiter lebt!“ Sie wandte sich an den König. „Das ist die einzige Möglichkeit die euch bleibt.“

Der König blickte zu mir. „Hast du gehört Vampir. Eine bessere Strafe währe mir auch nicht eingefallen Bedanke dich bei ihr. Sie hat so eben das Urteil über dich gesprochen.“ Er gab seinen Wachen einen Wink, mich von dem Scheiterhaufen zu holen, aber lieber würde ich mich freiwillig ins Wasser stürzen, als zu zulassen, das mich diese Menschen lebendig begraben würden.

Ich zerrte an den Fesseln und fauchte die Wachen an, die sich mir näherten, diese ließen sich dadurch auch zurück drängen. Aber dann trat die alte Frau an mich heran und begann wieder irgendeine Beschwörung zu murmeln. Ich werte mich. Werte mich nach Kräften, aber wieder verlor ich diesen ungleichen Kampf. Mein Geist glitt ab und ich verließ das Reich der Bewusstheit und in diesem Moment wusste ich, dass ich verdammt war. Verdammt zur ewigen Qual.
 

Langsam erwachte ich und hörte das klirren von Metall, spürte das zuschnappen von Eisenschellen an meine Gelenken und schlagartig wurde ich wieder wach, als ich mich erinnerte, was geschehen war.

Doch als ich mich aufrichten wollte, wurde mein Körper sofort wieder nach unten gedrückt. Ich wehrte mich und zerrte an den Ketten, aber nutzlos. Ich war zu schwach. Zu schwach um mich gegen eine Handvoll Menschen zu wehren.

„Lass es Dämon. Du wirst diese Fesseln nicht sprengen können. Ich habe sie mit einem Fluch belegt. Einem Fluch der dich ewig an diesen Ort binden wird.“ Ich blickte zu der alten Frau auf. Diese hatte vier Metallstifte in der Hand und murmelte etwas vor sich hin.

Meine Augen glitten durch den Raum. Er war groß, eine riesige Halle, allerdings ohne Fenster und dem Geruch nach zu Urteilen musste sie unter der Erde liegen. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer Becken, in dem ich Wasser wittern konnte und daneben stand ein Käfig. Sie hatten doch nicht etwa vor... .

Ich bäumte mich auf und versuchte die Wachen abzuschütteln. Aber wie zuvor gelang es mir nicht und zum ersten mal spürte ich ein Gefühl, das nahe an Panik heran kam. Wenn sie es schafften mich hier fest zu halten, war alles verloren. Dann bestand keine Chance, je wieder frei zu sein.

„Haltet ihn!“ Die alte Frau trat an mich heran und einer der Soldaten griff nach meinem Arm und hielt ihn fest. Die Frau beugte sich über mein Handgelenk und rückte die Eisenschelle zurecht, bis ich schließlich ein Loch in dem Ring erkennen konnte. Mit entsetzen sah ich zu, wie sie einen der Stifte nahm und ihn an das Loch ansetzte und mit einer Kraft, die ich ihr nie zugetraut hätte und einem uralten magischen Wort, durchbohrte sie mein Handgelenk.

Ich schrie auf, krümmte mich zusammen und versuchte mit der anderen Hand den Stift wieder heraus zu ziehen.

„Das wird dir nicht gelingen Dämon. Keiner kann diesen Stift erntfernen, außer dem König von Meridian.“ Ich sah zu der Alten auf und hätte sie am liebsten zerrissen. Dieser Schmerz war schlimmer, als alles was ich in den letzten Wochen empfunden hatte.

Sie beugte sich über das andere Handgelenk und verfuhr dort genauso, dann an den Fußgelenken. Und mit jedem Stift, den sie mir durch das Fleisch stieß, spürte ich wie meine Kräfte schwanden, spürte ich, wie die Welt um mich herum verschwamm und zum Schluss lag ich einfach nur noch zusammengekrümmt auf dem Boden und hielt mir die durchbohrten Gelenke, unfähig noch etwas anderes zu empfinden, als Schmerz.

„Sperrt ihn ein!“ Befahl der König und die Soldaten packten mich und schleiften mich in den Käfig. Warfen mich hinein und schlossen die Tür. Dann, als währe es noch nicht genug, beugte sich die alte Frau zu mir und legte mir ein Eisenband um den Hals, das mit einer Kette an dem Käfig befestigt war. Wie ein Hund, bei dem man verhindern wollte, das er weg lief.

Ich hob den Kopf und sah der Alten ins Gesicht. Und in diesem Moment begann ich sie zu hassen! Zu hassen wie nichts auf der Welt. Ich hatte Kain nie verstanden. Hatte nie verstanden, wenn er von seinem Hass auf die Menschheit sprach. Hatte nie verstanden, wie man eine Rasse hassen konnte, für das was ein einzelnes Exemplar dieser Spezies verbrochen hatte, doch nun verstand ich ihn.

Ich sah hinauf in das Gesicht der alten Frau und in das des Königs und wusste, das ich die Menschen hasste, die mich zu diesem Schicksal verdammt hatten. Verdammt zu ewigem Leid. Zu einem unsterblichen Leben in einem Käfig!

Und eben jener wurde mit einem Ruck nach oben gezogen und hing nun über der Mitte des Beckens. Der König warf noch einmal einen langen Blick herauf und verließ dann mit der alten Frau mein Verließ. Nach und nach gingen auch die Wachen und ließen mich allein zurück.

Ich betrachtete meine Handgelenke und sah die rote Flüssigkeit daraus tropfen. Ein kleines, unaufhörlichen Rinnsaal meines Blutes, das in das Bassin unter mir tropfte und ich legte den Kopf auf die Gitter und vergaß. Vergaß alles was ich je empfunden hatte und überließ meinen Körper dem Schmerz, der nie mehr aufhören sollte.

Eine Zeit lang spürte ich noch die Wachen vor meinem Gefängnis und Menschen die daran vorbeigingen, aber irgendwann kamen keine Wachen mehr und auch die Menschen wurden weniger, bis ich schließlich in meiner ganzen Umgebung kein Anzeichen von Leben mehr wahrnahm.

Und so wartete ich. Das Blut tropfte, nie versiegend, in das Wasserbecken und ich wartete. Wartete Tagelang. Und aus den Tagen wurden Wochen, aus den Wochen wurden Monate und aus den Monaten wurden Jahre, aus Jahren Jahrzehnte. Und irgendwann hörte ich auf zu zählen.

Mit der Zeit verdampfte das Wasser in dem Becken unter mir und der Wasserdampf stieg nach oben und legte sich auf meine Haut, fraß sich durch sie hindurch, über Jahre hinweg. Aber auch an diesen Schmerz gewöhnte ich mich. An den Schmerz der über die ganze Zeit, mein einziger Begleiter war. Der mir bewies, das ich noch am leben war, das ich noch fühlen konnte, das ich noch existiert.

Und so kam ich hier her. Hier her in mein Verließ, das zum meinem Grab wurde. Eingesperrt und vergessen, lebendig begraben für alle Zeiten. Dazu verdammt niemals zu sterben und niemals wieder aus diesem Grab heraus zu kommen.

Dazu verdammt ein Dasein zu fristen, dass man niemandem wünschte. Ich vergaß was es bedeutete zu kämpfen, vergaß was es bedeutete zu töten, vergaß was es bedeutete zu hassen, vergaß was es bedeutete zu leben. Und fand mich schließlich mit meinem Schicksal ab.

Lebendig begraben und vergessen für alle Zeiten!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-02-03T00:15:16+00:00 03.02.2009 01:15
ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh !!! Oh mein Gott!!!!! Ich hätte nie gedacht das ich raziel mal so hilflos erleben würde. die foltermethoden dieser verdammten menschen waren mehr als mies- du musst ihn da raus holen!!! Schert sich denn kain einen dreck um ihn?

Ich bin wirklich gespannt wie es weiter geht und ob raziel da jemals wieder raus kommt...bitte schreib ganz schnell weiter !!!!

ganz liebe grüße Greenyfox


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