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Woge der Dunkelheit

von

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Visionen

Visionen
 

„Lord Fudo, einer unserer Spione ist zurückgekehrt und wünscht euch zu sprechen“, teilte ein Digimon mit.

„Schickt es rein, damit ich den Spion befragen kann“, sagte der Junge ohne von seinen Plänen aufzublicken.

Das Digimon verschwand wieder und wenige Augenblicke später trat der Spion ein. „Ihr habt nach mir rufen lassen, Mylord?“ fragte es. „Ninjamon zu Diensten.“

„In der Tat, das habe ich“, sagte Fudo. „Sprich, meine Zeit ist kostbar und ich habe noch viel zu tun.“ Noch immer blickte der Junge nicht auf sondern studierte seine Karten.

„Ich komme von der verlorenen Burg, Mylord“, teilte Ninjamon mit. „Ich habe einige Informationen erhalten. Die Digiritter wollen ihre Truppen zusammenziehen und gegen diese Burg marschieren. Noch diese Woche sollen die Truppen bereit sein und die Mauern dieser Burg erstürmen.“

Nun blickte Fudo doch auf. „Sie haben was vor?“ fragte er. „Sie haben wirklich vor, eine besetzte Burg mit annähernd gleicher Truppenstärke anzugreifen? Wie verzweifelt müssen sie denn sein?“

Nachdenklich blickte der Ninja auf seine Karte. „Ninjamon, du bist entlassen. Such dir eine Unterkunft, lass dir was zu Essen geben, wir brauchen dich ausgeruht und fit im Einsatz. Deine nächste Mission wird möglicherweise eine Schlacht sein.“

„Wie ihr wünscht Mylord“, sagte der Spion ehe er den Raum verließ.

„Gazimon, ich wünsche, dass du Sakura und Raidon aufsuchst und ihnen mitteilst, dass wir uns hier besprechen müssen.“

Das Digimon nickte und verschwand.
 

Yokato und die anderen diskutierten seit Stunden darüber, wie man die gegnerische Streitmacht hinhalten könnte. Noch immer hatte niemand eine zündende Idee und auf alle Vorschläge gab es gute Gründe, die dagegen sprachen, diese Idee weiterzuverfolgen. Die Laune der Kinder sank immer weiter, die Luft war stickig und die Mägen knurrten.

„Wie wäre es mit einer Pause?“ schlug Rai vor. „Ich meine, wir drehen uns immer im Kreis und langsam werden wir alle gereizt. Lasst uns was essen, lasst uns lachen und eine Nacht schlafen. Vielleicht kommen uns dann neue Ideen.“

„Auch wenn ich gerne ablehnen würde, aber ich muss gestehen, dass das eine gute Idee ist“, sagte Yokato. „Lasst uns das ganze vertagen. Wenn wir noch weiter diskutieren, hauen wir uns sonst noch die Schädel ein, das ist sicherlich nicht das, was wir bezwecken wollen.“

„Aber Essen ist eine gute Idee“, lachte Ely. „Mein Magen knurrt bestimmt bald ganz laut und dann bekommt ihr alle Angst.“

„Es reicht mir schon, wenn ich dadurch immer wach gemacht werde“, brummte Riro und die anderen Kinder lachten. „Hey, das ist nicht komisch, wenn man aufwacht weil man denkt, ein wildes Tier würde einen anfallen wollen.“

„So schlimm klingt mein Magen auch nicht“, schmollte das junge Mädchen.

„Sieh es doch mal so“, meinte Yokato grinsend. „Nicht viele können von sich behaupten, ihren Gegner in die Flucht schlagen zu können, ohne etwas tun zu müssen.“

Erneut lachten die anderen Kinder und auch Ely konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Dann wechselten die Digiritter in den Speisesaal, wo einige Digimon bereits das Abendmahl aufgetragen hatten und höflich nickten, als die Kinder eintraten. Hungrig setzten sie sich an den Tisch und begannen zu essen.

„Irgendwie ist es schon ziemlich praktisch, nicht alles selbst machen zu müssen“, meinte Atoeru. „Zu Hause haben wir keine Diener, die uns die Arbeit abnehmen, wir müssen alles selbst machen.“

„Nach den Berichten, die ich kenne, ist das ziemlich unüblich“, sagte Yokato. „Eigentlich heißt es, haben die meisten Familien ihre Bediensteten für die niederen Arbeiten, selbst die Ärmeren.“

„Eine arme Familie sind wir nicht“, erwiderte der Gelehrte. „Auch wenn wir sicherlich nicht zu den wirklich Reichen gehören, geht es uns doch ganz gut. Aber meine Eltern sind der Meinung, dass das Halten von Dienern von schlechtem Charakter zeuge.“

„Wir haben auch keine Diener“, meldete Rai sich zu Wort. „Meine Eltern trauen anderen Menschen nicht, deswegen lassen sie auch niemanden bei uns arbeiten.“

„Werdet ihr denn nicht dann von den anderen komisch angesehen?“ fragte Ely. „Wer keine Diener hat, ist bei uns in der Gegend nichts wert und wird von den anderen ausgelacht. Angeblich zeigt das, dass man nichts erreicht hat.“

„Dann mach doch mal die ganze Hausarbeit selbst“, hielt Atoeru gegen. „Dann weißt du am Ende des Tages, was du alles erreicht hast.“

„Nicht streiten“, ging Jeanne dazwischen. „Es bringt doch nichts, sich darüber die Köpfe heiß zu reden, wie viele Diener man braucht, um in der Gesellschaft anerkannt zu werden. Lasst uns einfach voneinander lernen, das hilft allen weiter.“

„Solange wir nicht immer lernen, wie man kämpft“, brummte Ely. „Ich weiß ja, dass es notwendig ist, aber ich mag es trotzdem nicht.“

„Aber du hast doch Spaß an der Jagd oder nicht?“ fragte Rai.

„Das ist doch was ganz anderes als ein Krieg“, meinte das jüngere Mädchen. „Da muss man nicht kämpfen und um sein Leben fürchten, man braucht einfach nur ein bisschen Geduld, ein gutes Auge und dann fängt man das Abendessen.“

„Aber die Grundlagen des Kampfes beherrschst du bereits“, sagte das andere Mädchen. „Mit dem Bogen vermagst du ja bereits ganz gut umzugehen, zumindest besser als die meisten von uns. Und aus der sicheren Entfernung braucht man eigentlich auch nicht um sein Leben fürchten.“

Ein Schaudern durchfuhr das Mädchen und Yokato wusste sofort, woran Ely dachte. Behutsam legte er ihr eine Hand auf die Schulter und sah sie an.

„Belaste dich nicht mit deiner Angst“, sagte er leise. „Du hast dich tapfer geschlagen und ich bin stolz auf das, was du da vollbracht hast, selbst wenn du das anders sehen magst. Nicht viele ungeübte Kämpfer bestehen gegen einen Ninja und dir habe ich mein Leben zu verdanken.“

Auch wenn sich Ely's Gesicht aufhellte, wusste der Samurai, dass das Mädchen noch lange nicht über diese Erinnerungen hinweg war, doch er ließ es auf sich beruhen.
 

Fudo brütete schon wieder über irgendwelchen Karten und Plänen, als Sakura in den Raum trat.

„Schläfst du eigentlich irgendwann mal?“ fragte sie. „Das ist ja lästig, egal wie früh man aufsteht, du bist schon auf den Beinen.“

Der Junge zuckte teilnahmslos mit den Schultern. „Das Leben eines Ninja's“, meinte er. „Wir stehen früh auf und wenn es sein muss bleiben wir bis tief in die Nacht auf. Ich habe nachgedacht.“

„Auch das scheinst du andauernd zu tun“, erwiderte das Mädchen. „Lass mich an deinen Überlegungen teilhaben.“

„Nun denn“, meinte der Ninja. „Wird Raidon auch zu uns stoßen? Falls ja, gestatte mir noch einige Augenblicke zu warten, damit ich nicht alles wiederholen muss. Ansonsten werde ich meine Überlegungen, soweit sie die anderen Kinder betreffen, mit euch teilen, so sie denn relevant sind.“

„Nun, ich habe Grund zu der Annahme, dass mit uns zusammenarbeiten wird“, erwiderte das Mädchen. „Auch wenn ich nicht damit rechne, dass er sich zurückhalten kann, es ist verdammt impulsiv.“

„Ist mir nicht entgangen“, meinte Fudo trocken, ehe Raidon dann den Raum betrat.

Der Gesichtsausdruck des Jungen wirkte finster, jedoch für den Moment nicht mehr feindselig, der Ninja war sich jedoch darüber im Klaren, dass sich das jederzeit ändern konnte.

„Was ist mit Ryoudo?“ fragte Sakura. „Soll er auch dabei sein wenn wir unsere Taktik besprechen?“

„Das ist ein wildes Tier“, kommentierte der Samurai. „Dem reicht es, wenn wir sagen, auf was er einschlagen soll, alles andere ist Verschwendung von Zeit. Also leg los.“

„In diesem Punkt muss ich Raidon zustimmen“, nickte Fudo. „Wir übernehmen das Denken und er das draufschlagen. Aber gut, legen wir los. Ich habe nachgedacht über das, was ich von Spionen gehört habe. Angeblich haben die anderen vor, einen Angriff zu wagen, und zwar auf dieses Schloss.“

„Falschinformationen“, brummte der Samurai. „Mein Bruder wird sicherlich keinen Angriff auf eine Burg wagen, die über etwa die gleiche Truppenstärke verfügt wie er. Vollkommen ausgeschlossen.“

„Zu einem ähnlichen Urteil bin auch ich gekommen“, sagte der Ninja. „Wieso sollte jemand, der sich offensichtlich mit Kriegstaktik auskennt, eine solche Aktion wagen wenn nicht aus purer Verzweiflung? Soweit ich das beurteilen kann, haben die Kinder Rückenwind und sind nicht verzweifelt, also wird es sich um gezielt gesetzte Fehlinformationen handeln, um uns in die Irre zu lenken. Aber was soll das bringen?“

„Ablenkungsmanöver“, sagte Sakura. „Wenn wir an einen Angriff denken, werden wir die Burg nicht schutzlos lassen, was unsere Kräfte bindet. In der Zwischenzeit reisen sie wo ganz anders hin, vermutlich zu Dörfern, von denen sie sich Verstärkung erhoffen.“

„Richtig“, nickte Fudo. „Ich bin mir sicher, dass auch die Gegenseite über vernünftige Spione verfügt, demnach müssen sie wissen, dass wir von der reinen Truppenstärke her überlegen sind. Allerdings gibt es noch diverse Digimon, die neutral sind, auf deren Hilfe können sie hoffen. Damit wäre das Kräfteverhältnis wieder ausgeglichen.“

„Das Meer“, murmelte Raidon und blickte auf die Karte. „Nennt mich verrückt, aber ich glaube, sie wollen zum Meer.“

„Wieso sollten sie zum Meer wollen?“ fragte das Mädchen. „Dort stehen sie mit dem Rücken zur Wand falls wir überlegen sein sollten. Und ich zweifel keineswegs daran, dass wir das Blatt noch wenden werden.“

Kommentarlos deutete der Samurai auf eine Karte. „Schau hin“, meinte er. „Wir haben hier überall Meer und vielleicht ein paar kleinere Inseln, aber sieh dir mal hier hinten den Kontinent an.“

„Kontinent der Elemente“, las Fudo. „Du meinst, sie könnten dorthin wollen, um uns gegenüber einen Vorteil zu erringen?“

„Das macht Sinn“, murmelte Sakura. „Dort scheint es mehr Digimon zu geben, die gegen Deemon sind als hier. Kommen sie erst einmal dort an, könnten wir ganz schnell ins Hintertreffen geraten. Vor allem wenn sie dort schon einen Posten errichten können, ehe wir dort ankommen, sind wir im Nachteil.“

„Hier sind wir das auch noch“, ermahnte Fudo. „Wir müssen erst noch einen Vorteil erringen, ehe wir davon sprechen können, diesen auch wieder zu verlieren. Aber wie lassen sich diese Informationen zu unseren Gunsten einsetzen?“

„Nicht großartig“, meinte das Mädchen. „Sollten sie jetzt ausziehen, haben sie uns mehrere Tage voraus, die sie näher am Meer liegen. Und sollten wir nach einem Gewaltmarsch dennoch eher am Strand ankommen, haben wir keine kampffähige Streitmacht mehr hinter uns, sondern werden ziemlich niedergemetzelt.“

„Mein Bruder ist ein Schwächling“, spukte Raidon aus. „Wenn wir unschuldige Digimon bedrohen, wird er dorthin reisen, um sie zu verteidigen.“

„Damit haben wir dann wohl einen Schlachtplan“, meinte Fudo. „Jetzt lasst uns Einzelheiten ausarbeiten.“
 

Atoeru und Riro hatten sich bereits ins Bett verabschiedet, die anderen Kinder saßen noch beisammen.

„Erzähl mal“, sagte Jeanne in Richtung Ely. „Was machen Kinder bei euch so den ganzen Tag? Bisher klang es so, als würdet ihr den ganzen Tag nichts machen.“

„Wir erledigen die Aufgaben, die uns aufgetragen werden“, antwortete die Gefragte. „Das hängt normal davon ab, ob man Mädchen oder Junge ist, wobei das bei uns ziemlich anders ist. Normalerweise sind wir Mädchen für die Arbeiten im Haus zuständig, kochen, nähen, putzen, die Klos leeren und was es sonst noch so alles gibt. Die Männer sind für die Arbeiten draußen zuständig. Die Jagd, was ich mache, ist eigentlich auch eine Arbeit der Männer, aber meine Eltern brauchten einfach die Hilfe und so musste ich lernen, mit Pfeil und Bogen umzugehen. Tiere häuten kann ich auch, aber das ist eine ekelhafte Aufgabe. Kochen und Nähen hab ich auch lernen müssen, aber sowas machen oft unsere Diener. Ich muss das nur können, damit ich einfacher verheiratet werden kann.“

„Egal um welchen Kulturkreis es sich handelt, irgendwie sind es immer die Männer, die die bevorzugte Stellung haben“, brummte die Samurai.

„Wie läuft das Leben denn bei euch?“ wollte Rai wissen. „Ich meine, ihr seht mir nicht gerade aus, als würdet ihr die normalen Haus- und Hofarbeiten verrichten.“

„Das ist tatsächlich nicht unsere Aufgabe“, nickte Yokato. „Nach einigen kaiserlichen Reformen, die das Militärwesen umkrempelten, waren die Truppen nicht mehr dazu in der Lage, im ganzen Land für die Sicherheit zu sorgen. Um die Sicherheit der Bauern auch in abgelegenen Gebieten zu sichern, kamen einige Großbauern auf die Idee, selbst Truppen auszubilden. Und das war dann die Geburtsstunde der Samurai.“

„Also seid ihr eigentlich nur Wächter?“ hakte Ely nach.

„Nicht ganz“, antwortete Jeanne. „Anfangs war es so, doch dieses Model hat sich so gut bewährt, dass selbst der Tenno die Samurai in seinen Diensten hat.“

„Wir Samurai stellen die Palastwachen, werden aber auch zur Unterstützung des Heeres herangezogen“, fügte der Samurai hinzu. „Der Tag beginnt meist noch vor Sonnenaufgang. Wir kleiden uns an, wie es sich für den jeweiligen Clan gehört, dann beginnen wir unser Morgenritual um uns auf den Tag vorzubereiten. Wir beten und beginnen unser persönliches Training, ehe wir uns alle versammeln und dann gemeinsam trainieren. Das persönliche Training dient eigentlich nur dazu, die Gelenke biegsam zu machen, die Muskeln zu erwärmen und den Körper darauf vorzubereiten, alles zu geben. Danach üben wir mit verschiedenen Waffen, trainieren verschiedene Kampfformen, Taktiken, üben immer wieder, bis der Tag sich dem Ende entgegen neigt. Diejenigen, die nicht kämpfen können, dienen der Gemeinschaft. Sie helfen dabei, die Rüstung anzulegen, bereiten die Speisen vor, versorgen uns mit Getränken. Andere helfen den Bauern auf den Feldern oder beim Vieh.“

„Irgendwie klingt das alles spannend“, meinte Rai. „Aber den ganzen Tag lang nur trainieren muss doch anstrengend sein. Außerdem wirkst du viel zu gebildet, um einfach nur ein Krieger sein zu können. Irgendwann müsst ihr das doch auch lernen.“

„Wir bekommen Unterricht“, sagte Jeanne. „Es gibt immer wieder Pausen, in denen man unterrichtet wird, in denen man Nachrichten erfährt.“

Zwischen den Kindern kehrte eine nachdenkliche Stille ein und jedes hing seinen Gedanken nach.
 

Lange starrte Atoeru in die Dunkelheit. Sein Körper war müde, sein Geist jedoch war aus einem ihm unbekannten Grund unruhig. Seine Gedanken wirbelten durcheinander, zu viele und zu schnell, dass er sie begreifen konnte, zu wild um sich zu konzentrieren. Wann immer er meinte, einen Gedanken fassen zu können, verschwand er bereits wieder im Wirrwarr der anderen Gedanken, vergessen, ehe er richtig verschwunden war. Der Junge runzelte die Stirn, normalerweise ging es in seinem Kopf nicht so zu. Erklären konnte er sich das Ganze nicht, er wusste nur, dass es ihn beunruhigte. Da er nicht wusste, was er tun sollte, blieb er einfach liegen und versuchte sich auf seinen Atem zu konzentrieren. Mit Sicherheit war es einfach nur so, dass sein Gehirn in der jetzigen Ruhephase versuchte, die ganzen Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten. Seit er diese Welt betreten hatte, hatte der Gelehrte so vieles erlebt, was ihn erstaunte, überraschte und ein wenig ängstigte, doch bislang hatte es nie viele Momente gegeben, in denen er drüber nachdenken konnte. Oft war er einfach zu erschöpft um die Eindrücke wirklich verarbeiten zu können. Zu den verwunderlichsten Phänomenen gehörte, dass alle Kinder keine Probleme damit hatten, sich zu unterhalten, obwohl sie doch eigentlich aus verschiedenen Ländern kamen und keiner von ihnen diese Sprachen beherrschte. Dennoch gab es nie Probleme. Dann gab es noch diese ganzen fremden Wesen, die Digimon, von denen er nie in seinem Leben gehört hatte. Er war sich fast sicher, dass auch seine Eltern damit nichts anfangen konnten, aber das war noch so ein Punkt, den ihn beunruhigte. Er schien in einer vollkommen fremden Welt gestrandet zu sein, ohne zu wissen, wo genau er war oder wie er wieder nach Hause kommen sollte. In einem Teil seines Herzens gab es nur die nackte Angst, Angst, für immer hier gefangen zu sein, Angst davor, sein Leben hier lassen zu müssen, ohne dass seine Eltern es je erfahren würden. Flüchtig fragte er sich, was die anderen dazu denken mochten. Ely schien ein fröhliches Wesen zu sein, das am liebsten den ganzen Tag nur herumtollen würde, doch hin und wieder war sie ruhig, richtig in sich gekehrt und der Blick war in die Ferne gerichtet, sie schien eher traurig als verängstigt zu sein. Riro war seiner Cousine in dieser Hinsicht ziemlich ähnlich, bisweilen wirkte er sogar richtig verloren in dieser Welt, selbst in der Gruppe schien er sich nicht wirklich wohl zu fühlen. Wann immer es ging, blieb er in Ely's Nähe und manchmal blitzte sogar der fröhliche Teil seines Charakters durch. Auch Rai wirkte nicht so, als würde sie wirklich in diese Gruppe gehören, doch das mochte auch an den Streitereien mit Yokato liegen. Auch wenn die beiden sich in letzter Zeit besser verstanden, so war es noch immer so, dass die beiden einander versuchten aus dem Weg zu gehen. Dass das Mädchen hier unglücklich war, war deutlich zu merken, selbst wenn sie es nicht aussprach. Blieben eigentlich nur noch die beiden Samurai übrig, doch während Jeanne keinen Hehl darum machte, wie besorgt sie war, so war dem älteren Krieger meistens nicht anzumerken, was er dachte oder fühlte. Dennoch war Atoeru sich sicher, dass selbst der Krieger seine Welt vermisste. Von allen Digirittern glaubte er, Yokato am besten zu kennen, sie waren sich in einigen Belangen sehr ähnlich.

Während er so nachdachte, fiel er in einen unruhigen Schlaf. Der Junge wälzte sich in seinem Lager hin und her, sein Atem ging schnell und er wirkte alles andere als entspannt.
 

Waffenklirren überall. Die Luft war erfüllt mit Staub und dem Geruch von Schweiß, Schmerzensschreie erklangen überall. In den vorderen Reihen war Jeanne zu sehen, wie sie sich verzweifelt dem Ansturm entgegen warf, ihre Waffe unablässig in Bewegung und doch schienen ihrer Gegner nicht weniger zu werden. Ely und Riro hatten sich einen Platz ausgesucht, der vom direkten Kampfgeschehen entfernt war, sodass sie ungestört mit ihren Bögen arbeiten konnten. Irgendwo neben Jeanne tauchte auf einmal Rai auf, ein Kampfmesser in jeder Hand und von Erschöpfung gezeichnet. Ein wütender Schrei ließ ihn herumfahren, was er sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Yokato befand sich in einem direkten Zweikampf mit einem Jungen verwickelt, der eine schwere Axt mit beiden Händen schwang. Mit Mühe und Not erwehrte sich der Samurai gegen die schwere Waffe des Gegners, wich immer wieder aus, setzte zu Hieben an und es sah tatsächlich so aus, als könne er den Kampf sogar gewinnen. Doch gerade als der Junge wieder einige Schritte rückwärts gelaufen war, brüllte er auf und ein rotes Leuchten umhüllte seinen Körper, der an Muskelmasse zuzulegen schien. Yokato nutzte die kurze Verschnaufpause und ließ sein Katana vorschnellen, traf den Gegner am Arm, doch statt diesen abzuhacken prallte die Waffe an der Haut ab. Entsetzt starrte der Samurai seinen Kontrahenten an, wich einige Schritte zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm prallte. Der andere Junge, dessen Körper noch immer von einem roten Schimmer umgeben war, kam näher, die schwere Kampfaxt nun in einer Hand schwingend als wöge sie gar nichts. Grinsend kam er auf den Samurai zu und holte aus.

Unvermittelt wechselte die Szene, verzweifelt traten Digimon den Rückzug an. Jeanne lief durch die Reihen und gab den Befehl zum Rückzug weiter, das Dorf, um das sie kämpften, war nicht mehr zu halten. Viele Digimon hatten ihr Leben bei der Verteidigung gelassen, nahezu alle wiesen irgendwelche Verletzungen auf und alle waren erschöpft. Als Atoeru an sich herunterblickte, bemerkte er, dass seine Kleidung überall Risse und Löcher hatte, die anderen Digiritter sahen nicht besser aus. Immer mehr Angreifer stürmten auf das Dorf zu, dass der Rückzug gelang schien unwahrscheinlich.

Im Hintergrund erklang Meeresrauschen. Für den Moment schien alles ruhig zu sein, doch das konnte sich jederzeit wieder ändern. Zu viele Kämpfe mussten sie in den letzten Wochen ausfechten, hatten immer mehr Boden und Digimon verloren. Die Erschöpfung stand allen ins Gesicht geschrieben, doch in den Blicken nahm er auch neue Hoffnung war. Viel Zeit blieb nicht, der Feind hatte immer wieder bewiesen, wie schnell sie vorstoßen konnten.
 

Verschwitzt wachte der Junge auf, sein Atem ging schnell, sein Herz raste und über seine Augen huschten unruhig hin und her. Die Bilder, die er gerade eben gesehen hatte, hatten sich in sein Gehirn eingebrannt und ihm war klar, dass er wieder eine Vision gehabt hatte. Er zündete eine Kerze an, griff nach einer Feder und schrieb seine Visionen auf. Ehe diese verblassen konnten, wollte er sie niederschreiben, dann konnte er die anderen Digiritter immer noch informieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-11-21T20:12:40+00:00 21.11.2011 21:12
stimmt ich hab mich auch gefreut :)
Von:  darkfiredragon
2011-11-21T11:48:02+00:00 21.11.2011 12:48
Wow, ich hab schon fast nicht mehr damit gerechnet dass du noch weiterschreibst. Ist auch ein sehr gutes Kapi geworden, auch wenn sich ab und an noch ein paar kleine Fehler eingeschlichen haben. Ich bin gespannt wies weitergeht, hoffentlich brauchst du diesmal nicht so lange^^


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