Zum Inhalt der Seite

Woge der Dunkelheit

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Ruhe vor dem Sturm

Die Ruhe vor dem Sturm
 

„Sakura“, meinte Fudo vorsichtig. „Bist du dir auch wirklich sicher, dass du dein Digimonpartner danach aussuchen willst, wie süß es ist?“

„Hast du etwa etwas gegen meine Wahl“, fauchte das Mädchen und der Junge zog den Kopf zurück.

„Selbstverständlich nicht“, murmelte er, als er das gefährliche Blitzen in den Augen des Mädchens sah. „Ich hatte nur irgendwie andere Auswahlkriterien bei dir vermutet.“

„Egal“, winkte Sakura ab. „Ich werde mich jetzt mit meinem neuen Partner vertraut machen!“

Das Digimon sah die beiden Menschen irritiert an, dann wurde es jedoch von dem Mädchen mitgewunken und die beiden verschwanden.

„Manchmal frag ich mich, ob ich nur von Verrückten umgeben bin“, seufzte der Junge als er sich sicher war, dass Sakura ihn nicht mehr hören können würde. Er gähnte herzhaft und stellte fest, dass er sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte. Im Vertrauen darauf, dass diese Burg aufgebaut war wie die, die sie an Yokato und seine Freunde verloren hatten, wankte er in die Richtung, in die er die Schlafgemächer vermutete. Seine Vermutung erwies sich als richtig und noch ehe er es wirklich bis ins Bett geschafft hatte, war er schon eingeschlafen.
 

„Wie sehen unsere nächsten Schritte aus?“ fragte Rai Yokato. „Ich mein, auch wenn ich es gerne glauben würde, habe ich Zweifel daran, dass es das mit dem Krieg schon gewesen ist.“

„Leider“, seufzte der Krieger. „Mein Bruder wird stinksauer sein und nicht eher ruhen bis er sich bei mir gerächt hat. Wir sollten zuerst herausfinden, was die nächsten lohnenden Ziele sind, dann sollten wir zusehen, dass wir unsere Truppen auffrischen. Ich bin mir sicher, dass unsere Feinde nicht damit nicht warten wollen, bis wir ähnliche Schritte unternehmen. Vielleicht finden wir auch etwas über die Gegnerischen Digimon heraus,es kann nie schaden, die Stärken und Schwächen des Feindes zu kennen. Wir sollten noch heute ein Treffen einberufen.“

„Können wir uns nicht einfach ein gutes Versteck suchen?“ fragte Gabumon. „Ich will nicht mehr kämpfen.“

„Leider nein“, sagte Jeanne bedauernd. „Für ein paar Tage, vielleicht sogar Wochen könnten wir sicher sein, aber früher oder später wird der Krieg uns einholen und dann müssen wir kämpfen, ob wir wollen oder nicht.“

„Aber warum führen wir überhaupt Krieg? Und was genau ist das?“ wollte Renamon wissen.

„Ein Krieg ist ein mit Waffen ausgetragener Kampf um Macht, Ressourcen und Territorien“, sagte Atoeru, der gerade den Raum betrat und die letzte Frage mitbekommen hatte. „Denen, die die Macht anstreben, ist dabei egal, wie viele Wesen leiden, wie viel Zerstörung es gibt. Wehrt man sich nicht dagegen, wird man einfach verdrängt, vernichtet und verliert alles, selbst wenn man seine Ressourcen, seine Macht und Gebiete freiwillig abgibt. Wehrst du dich, gibt es Krieg.“

„Aber das ist doch unfair“, rief Gabumon. „Kann man denn nichts dagegen machen?“

„Doch“, meinte Rai bitter lachend. „Man kann den Krieg gewinnen um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. „Wenn du den Krieg nicht gewinnst, stehen deine Chancen eher schlecht, daran was zu ändern.“

„Warum kann Deemon denn nicht damit zufrieden sein, was er hat?“ fragte Agumon. „Er hat doch schon viel, mehr als alle anderen wenn die Karten richtig sind.“

„Das wird wohl niemand außer Deemon wissen“, antwortete Atoeru. „Vielleicht ist er einfach Machthungrig, vielleicht fühlt er sich ungerecht behandelt und will sich rächen, es kann aber auch Gründe haben, die wir nicht einmal ansatzweise erahnen können.“

„Fakt ist, wir müssen uns was einfallen lassen, damit wir diesen Krieg beenden können“, warf Yokato ein. „Er wird sich nicht auf Gespräche einlassen, und Raidon wird nicht eher ruhen, bis er seine Rachegelüste an mir ausleben konnte. Deswegen brauchen wir weiter Verbündete, damit wir diesen Krieg auch gewinnen können.“

„Hier sind einige Legenden über Deemon im Umlauf“, warf Guilmon ein. „Vielleicht schaut und hört ihr sie euch selber an, aber es klingt so, als wäre er unbesiegbar.“

„Niemand ist unbesiegbar“, erwiderte Yokato. „Jeder hat Schwächen und sobald jemand eine wirksame Methode gefunden hat, dagegen vorzugehen, wird unweigerlich eine Niederlage eintreten.“

„Wird uns das auch passieren?“ fragte Agumon. „Ich mein, es lief doch immer so gut.“

„Auch uns wird irgendwann eine Niederlage blühen“, antwortete Jeanne. „Kriege zeichnen sich dadurch aus, dass mal die eine Seite verliert, mal die andere und am Ende gewinnt die Seite, die insgesamt weniger Verluste erlitten hat.“

„Das gefällt mir nicht“, brummte Agumon. „Ich mein, im Großen und Ganzen sind Digimon friedliebende Wesen und kämpfen nur dann, wenn es sich nicht vermeiden lässt.“

„Leider lässt es sich nun nicht mehr vermeiden“, sagte Yokato. „Die Welt befindet sich bereits im Krieg, die File Insel war nur die erste Schlacht einer lange Reihe von Schlachten.“

„Lasst uns das Gespräch auf später vertagen“, schlug Jeanne vor. „Darüber können wir immer noch sprechen, wenn wir den Kriesenrat abhalten.“

Die anderen Kinder stimmten diesem Vorschlag zu und sahen sich in der Burg um. Yokato und Atoeru blieben im Archivraum hängen und überflogen die Rollen. Als sie Rollen zu Truppenstärken, Strategien und Kommandostrukturen fanden, belegten die Jungen die Tische, platzierten die Rollen und vergaßen über ihre Recherchen komplett die Zeit. Ebenso wenig bemerkte einer der beiden, dass die Tür aufging und Rai eintrat. Das Mädchen sah, wie konzentriert die Digiritter lasen und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

„Wäre ich ein Feind gewesen, wäret ihr jetzt tot“, sagte sie und bemühte sich, nicht loszulachen.

Atoeru japste erschrocken auf und fiel vor Schreck vom Stuhl und Yokato sprang auf, sein Katana gezogen und kampfbereit in der Hand. Dieser Anblick sorgte dafür, dass Rai die Beherrschung verlor und herzhaft zu lachen begann.

„Ihr seid mir vielleicht Helden“, lachte sie. „Ich hab noch nie jemanden so konzentriert gesehen.“

„Das waren halt wichtige Informationen“, maulte der Gelehrte während er sich aufrappelte. „Außerdem waren es interessante Lektüren.“

„Yoki, steck dein Katana bitte weg“, grinste Rai. „Ich glaube nicht, dass Angewomon sich besonders drüber freuen würde, wenn du mit einem Katana in der Hand vor sie trittst. Ich glaube, sie ist da ein wenig nervös.“

Der Krieger brummte zwar, steckte seine Waffe jedoch ohne weiteren Kommentar wieder weg, dann folgten die beiden Digiritter dem Mädchen, welches sie zur Ratskammer führte.

„Ah, unsere verlorengegangenen Freunde“, grinste Ely, als die Gruppe zu den anderen stieß. „Dann können wir ja loslegen, ich hab gehört, danach gibt es Essen und Spiele.“

Die anderen Kinder verdrehten die Augen, setzten sich hin um sich den wichtigen Dingen zuzuwenden.

„Ihr wolltet wichtige Dinge besprechen“, sagte Angewomon. „Beeilt euch, ich habe nicht viel Zeit, viele Angelegenheiten erfordern meine Aufmerksamkeit.“

„Was könnte wichtiger sein als die Frage, wie wir diesen Krieg gewinnen können“, meinte Yokato und er machte sich nicht die Mühe, seine Ungeduld aus der Stimme zu verbannen. „Von allen, die hier in dieser Burg weilen, solltet ihr diejenige sein, die uns am meisten zu unserem Gegner erzählen kann. Viel wird davon abhängen, wie gut wir unsere Gegner kennen.“

„Dann stellt eure Fragen“, zischte das Digimon. „Doch erwartet nicht, dass ich diesen Krieg führen werde, das ist nicht meine Aufgabe.“

„Vielleicht wird der Krieg eure Aufgabe, wenn ihr um euer Leben kämpft“, hielt der Samurai gegen. „Doch nun erzählt uns alles zu Deemon und seiner Armee, was ihr wisst. Wenn ihr schon nicht kämpfen wollt, lasst uns wenigstens wissen, wie wir diesen Krieg führen können.“

„Wage nicht, so mit mir zu sprechen“, donnerte der weibliche Engel. „Du hast keine Ahnung, welche Aufgaben mir obliegen oder wie wichtig sie sind. Wenn du nicht meine Macht am eigenen Leib erfahren willst, so mäßige dich.“

Yokato sprang auf und zückte sein Katana. Aus seinen Augen blitzten förmlich Blitze und er baute sich vor Angewomon auf.

„Droht mir noch einmal Angewomon und von euch bleibt nichts denn Staub zurück“, drohte er. „Sollten euch eure Aufgaben wichtig sein, so überlegt, wie ihr mit mir sprechen wollt.“

„Yokato“, rief Rai und sprang zwischen die beiden Kontrahenten. „Ihr hört jetzt beide auf, einander zu drohen und konzentriert euch auf das wesentlichste. Wie ihr beide schon festgestellt habt, bleibt nicht viel Zeit, lasst uns diese nutzen, uns vorzubereiten!“

Angewomon und Yokato sahen beide weiterhin grimmig aus, doch der Junge steckte seine Waffe weg und setzte sich hin.

„Niemand weiß, wann genau Deemon zu dem wurde, was er heute ist“, setzte das Digimon an. „Was wir jedoch wissen ist, dass er ursprünglich zu meinem Orden gehörte, doch statt dem Licht zu dienen, ließ er seiner Ungeduld freien Lauf und setzte seine Macht dazu ein, seine Ziele zu verfolgen und andere Wesen zu foltern. Als wir erkannten, was er tat, verbannten wir ihn aus dem Orden, doch irgendwie fand er einen Weg, seine Macht weiter zu mehren. Seitdem sind wir Engeldigimon damit beschäftigt, Mittel und Wege zu suchen, ihm diese Macht zu nehmen und gleichzeitig herauszufinden, wie wir verhindern können, dass weitere Digimon diese Macht erlangen und die Welt ins Dunkel zu stürzen versuchen. Indessen treibt Deemon sich irgendwo herum, stürzt Welten in den Krieg und ins Dunkel, doch wir wissen nicht, wo er sich aufhält.“

„Wir wissen jedoch, dass er andere Menschen in diese Welt gebracht hat“, sagte Atoeru. „Ebenso wissen wir, dass sie eine Armee anführen, die diese Welt und dessen Bewohner auslöschen soll. Was könnt ihr über diese Armee sagen?“

„Nicht besonders viel“, gestand das Digimon. „Viele Spione haben wir verloren, ehe sie ihren Bericht übermitteln konnten. „Die Zahl der Digimon wechselt stetig, mal sind es mehr, mal sind es weniger. In manchen Zeiten sind sie erfolgreicher und zielgerichteter als zu anderen Zeiten, besonders gerne bedient sich Deemon der Commandramon und Sealsdramon, seine Truppen anzuführen. Sie sind fähige Kommandanten und wissen, wie man Krieg führt. Ebenso sind sie mächtige Krieger, ihre einzige Schwäche ist die Defensive. Können sie angreifen, sind sie eine ernste Bedrohung, findet man eine Gelegenheit, zum Gegenangriff überzugehen, dreht man den Kampf schnell. Soweit ich es beurteilen kann, sind die Truppen weit verteilt, sie werden eingesetzt, die friedliebenden Digimon einzuschüchtern.“

„Wie schnell können unsere Gegner die Truppen an einem Ort verteilen?“ fragte Jeanne. „Und wie viele Digimon unterstehen zur Zeit dem Feind? Wie viele Truppen können wir zusammenziehen und wie lange würde das brauchen?“

„Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen“, meinte Angewomon. „Ich denke, binnen Monatsfrist würden alle Truppen versammelt sein können, das Heer würde unseres bei weitem übertreffen. Viele Digimon hätten Angst, sich uns anzuschließen, würden wir eine Heerschau einberufen, sodass wir viel Zeit benötigen würden und dennoch hätten wir bedeutend weniger kampfbereite Digimon an unserer Seite.“

„Wir werden also viel Überzeugungsarbeit leisten müssen“, schlussfolgerte Rai. „Wir müssen viel reisen und beweisen, dass wir dazu in der Lage sind, die Digimon zu beschützen. Wie ließe sich das am einfachsten bewerkstelligen?“

„Reist nach Norden, bis ihr zu einem riesigen Gebirge, das wir Thangorodrim nennen, erreicht, dort folgt ihr den Ausläufen der Gebirgskette nach Osten, bis ihr an ein riesiges Meer gelangt. Ich werde Boten entsenden, die unsere Verbündeten auffordern werden, sich dort zu versammeln. Auf diesem Kontinent habt ihr gegen Deemons Truppen keine Chance, sie sind zu mächtig, doch der Kontinent der Elemente ist von ihm unberührt, dort werdet ihr am ehesten Digimon finden, die euch unterstützen. Als letzte Bastion muss Song herhalten, denn dort ist noch eine Macht versammelt, die Deemon trotzen kann, doch wird sie solange ruhen, bis die Würdigen erscheinen um sie zu entfesseln. Rastet hier, solange ihr möchtet, doch bedenkt, dass eure Zeit begrenzt ist. Mein Wirken hier neigt sich vorerst dem Ende entgegen, ich werde euch all meine Digimon unterstellen und ins geheime Reich des Ordens zurückkehren. Ich weiß nicht, ob wir uns wiedersehen werden, doch wenn es soweit ist, wird der entscheidende Kampf nicht mehr lange auf sich warten lassen.“

Auch wenn Yokato schwieg, war ihm deutlich anzusehen, was er von der Sache hielt. Seine Augen blitzten zornig, seine Körperhaltung war aggressiv. Doch er hielt sich zurück, denn er wusste, dass es keine Einigung geben würde.

„Nun denn Digiritter“, sagte Angewomon. „Meine Zeit neigt sich rasch dem Ende entgegen und ich muss noch viele Angelegenheiten bearbeiten. Ich werde euch unseren fähigsten Spion schicken, ich denke nicht, dass Petitmamon noch weiterhin Informationen für uns wird sammeln können.“ Dann stand der weibliche Engel auf und schwebte aus dem Raum.

„Es scheint so, als würde es keine weiteren Informationen mehr geben“, meinte Ely nach einer Weile des Schweigens. „Bis auf das, was der Spion hoffentlich sagen kann. Ansonsten stehen wir genau da, wo wir vorher standen.“

„Nicht ganz“, warf Atoeru ein. „Angewomon hat einige Informationen gegeben, von denen vielleicht nicht alle zum jetzigen Zeitpunkt einen Wert haben, dennoch können diese Informationen uns wertvolle Dienste leisten.“

„Dennoch sollten wir uns jetzt auf die militärischen Informationen konzentrieren“, sagte Yokato. „Wir haben zum einen erfahren, dass Deemon diesen Krieg nicht selbst führt, weil er sich noch anderen Welten zuwendet, des weiteren sind wir nicht die Einzigen, die versuchen, ihn zu bekämpfen. Und auch wenn wir keine Informationen zu Truppenstärken erhalten haben, so wissen wir, wer geeignet ist, seine Armee anzuführen, ebenso wie wir sehen, dass Deemon den Commandramon nicht zutraut, gegen uns zu bestehen.“

„Inwiefern ist das für uns denn hilfreich?“ wollte Riro wissen.

„Ganz einfach“, erklärte der Samurai. „Wir wissen, dass wir es mit Menschen zu tun haben, die uns ziemlich sicher ebenbürtig sein werden. Vor allem können wir davon ausgehen, dass Raidon und seine Kameraden den Wert der Commandramon erkennen und ihn einzusetzen wissen werden.“

„Worauf müssen wir uns denn gefasst machen?“ fragte Ely. „Ich meine, es ist ja gut und schön, dass wir eine ungefähre Ahnung haben, was uns erwartet, aber was wollen wir damit anfangen?“

„Wir wissen auf jeden Fall, dass wir es nun deutlich schwerer haben werden“, sagte Jeanne finster. „Angewomon rechnet damit, dass wir es nicht schaffen, Server zu halten, sodass wir uns zurückziehen sollen.“

„Ich denke nicht, dass wir diesen Kontinent kampflos aufgeben sollten“, meinte Yokato. „Wir sollten versuchen, eine Armee auf die Beine zu stellen, die der Deemons das Wasser reichen kann.“

„Wie willst du das erreichen?“ wollte Riro wissen. „Hier sollen die Digimon soweit eingeschüchtert sein, dass uns niemand unterstützen wird. Das klingt so, als würden wir auf verlorenem Posten stehen.“

„Und was wird überhaupt aus der Armee der Gegner?“ fügte Ely hinzu. „Du denkst doch, dass dein Bruder nicht länger als Truppenführer eingesetzt werden wird. Somit wird es doch deutlich schwieriger, die Taktik vorherzusehen.“

„Trotz allem denke ich, dass Yokato recht hat“, mischte Rai sich ein und überraschte alle damit, dass sie Yokato unterstützte. „Ich mein, zum einen wissen wir nicht, wie viel Unterstützung wir erhalten, zum anderen glaube ich nicht, dass wir Unterstützung erfahren werden, wenn sich herumspricht, dass wir fliehen. Außerdem könnte ich den Gedanken nicht ertragen, wie viel Leid entstehen könnte, wenn wir einfach fliehen. Ich will nicht kämpfen, aber ich will alles in unserer Macht stehende tun, diese Digimon zu retten.“

Der Samurai nickte dem Mädchen zu. „Ich denke, Rai hat recht“, stimmte er ihr zu. „Unser Eingreifen wird vielleicht viele Leben retten, Leben, die in jedem Fall verloren sind, wenn wir nicht kämpfen.“

„Wenn wir nicht helfen, könnten sich die Digimon, die vielleicht bereit wären, uns zu unterstützen, aus Angst Deemons Armee anschließen“, ergänzte der Gelehrte. „Alles in allem sollten wir wenigstens unser Bestes geben.“

Die Tür ging auf und ein Digimon trat ein, das aussah wie ein Ball auf Beinen. „Lady Angewomon schickt mich“, erklärte es. „Ninjamon zu euren Diensten.“

„Sei willkommen“, grüßte Jeanne das eingetretene Digimon. „Uns wurde erzählt, dass du uns genauere Informationen über Deemons Truppen geben könntest.“

„Zumindest hoffe ich, dass ich euch korrekte Informationen liefern kann“, meinte Ninjamon. „Bevor die Anführer der Truppen gegen euch zu Feld gezogen sind, standen etwa 1.500 Digimon zum Kampf bereit, wovon jedoch nur eine sehr geringe Anzahl diese Kämpfe überlebt halt, ungefähr 300 schätze ich. In der Zwischenzeit hat es jedoch in Deemons zweiter Burg, genannt Wüstenburg, die am Rande der großen Wüste liegt, eine weitere Heerschau auf Geheiß von dem Jungen, den man Fudo nennt, gegeben. Nach ungefähren Schätzungen sind diesem Ruf bislang etwa 2.000 Digimon gefolgt, jede Woche treffen jedoch einige weitere hundert ein. Auch in anderen Burgen gibt es Heerschaun, die letztendlich alle in der Burg an Ladron, welche an einem riesigen See liegt, gesammelt werden. Hier werden binnen Monatsfrist ungefähr 5.500 kampfbereite Digimon geben, die derzeitige Truppenstärke Lady Angewomons Truppen in dieser Burg beträgt 3.500 Digimon.“

„Das heißt, noch haben wir einen Vorteil“, überlegte Yokato. „Wir sollten rasch handeln, wenn wir diesen Vorteil ausnutzen wollen. Agumon, ich möchte, dass du veranlasst, dass bei Morgengrauen alle Digimon abmarschbereit sind. Du, Ninjamon, wirst zu diesem Fudo reisen und bekannt geben, dass wir diese Woche noch eine Armee zu Felde führen werden und die Wüstenburg angreifen.“

Der Spion verbeugte sich und verschwand durch die Tür, Agumon hüpfte auf und schickte sich an, dem anderen Digimon zu folgen.

„Warte“, meinte der Samurai. „Ich traue Ninjamon nicht, ich möchte nicht, dass du alleine in seiner Nähe bist. Sobald er diese Burg verlassen hat, gibst diese Order bekannt.“

„Wir werden sicherlich auch nicht Wüstenburg angreifen, denn es steht zu erwarten, dass Fudo und das Mädchen uns eine Falle stellen werden“, meinte Atoeru. „Wir sollten uns auf die andere Burg konzentrieren, dort sind unsere Erfolgsaussichten am vielversprechendsten.“

„Nein“, widersprach Yokato. „Noch mag unsere Streitmacht vielleicht die größere sein, aber wir haben nicht genug Digimon, um diese Burg zu halten, Verbündete zu suchen und gleichzeitig auch noch eine Burg anzugreifen. Wir können nur hoffen, Raidon, Fudo und die anderen lange genug hinzuhalten, bis wir die Digimon für uns gewinnen können, die noch keiner Seite folgen wollen. Wir brauchen Karten und Späher.“
 

Sakura lief durch das Schloss und suchte Raidons Zimmer. Sie war sich zwar sicher, dass sie und Fudo auch ohne ihn Schlachten schlagen konnten, doch als Kämpfer war er immer noch besser als alle ihnen bislang unterstellten Digimon. So wollte sie jetzt versuchen, den Zorn des wütenden Jungen auszunutzen und sie war sich sicher, dass der Junge ihr nichts entgegenzusetzen haben würde. Bald schon war sie vor der Tür angelangt, von der der Quartiermeister meinte, dass sie zu Raidons Raum führte. Ohne anzuklopfen stieß sie die Tür auf und erblickte Raidon, der auf irgendwelche Papyri starrte.

„Was willst du?“ knurrte der Junge wütend. „Ich hab dich nicht hergebeten“

„Ich weiß“, meinte Sakura gleichgültig. „Ebenso wenig interessiere ich mich dafür, ob du mich hierhaben willst oder nicht, wir müssen reden.“

„Was hast du mir noch zu sagen?“ fauchte Raidon. „Spar dir deine Luft und verschwinde, ehe ich mich selbst vergesse.“

„Meinst du, es wird dir helfen, mich umzubringen?“ fragte das Mädchen. „Ich weiß, warum du sauer bist, auch wenn du es scheinbar nicht weißt.“

„Ach ja?“, erwiderte der Krieger herablassend. „Was könnte ein minderwertiges Stück Abschaum wissen, was ich nicht weiß?“

Äußerlich blieb das Mädchen ruhig und gefasst, doch innerlich schäumte sie vor Wut. Niemals zuvor hatte jemand es gewagt, so mit ihr zu sprechen und es kostete sie große Mühe, nicht nach ihrer Waffe zu greifen.

„Du denkst, du seist sauer auf Fudo und mich, weil wir unmittelbar in deiner Nähe sind, es fällt dir leichter, deinen Hass auf uns zu konzentrieren, da du uns greifen kannst“, erklärte Sakura. „Doch in Wirklichkeit bist du sauer auf deinen Bruder.“

„Warum sollte ich auf Yokato sauer sein?“ lachte Raidon auf und drehte sich um.

Sakuras Zorn war verflogen, hatte einem Triumpfgefühl Platz gemacht. Sie wusste, dass sie es schon geschafft hatte, Raidons Gefühle auszunutzen, auch wenn der Junge davon noch nichts wusste.

„Ganz einfach“, sagte sie, bemüht jede Emotion aus ihrer Stimme rauszuhalten. „Seit jeher ist er das Einzige, was zwischen dir und deinen Wünschen steht und das, soweit du zurückdenken kannst. Er war immer der Günstling deines Vaters, er hat immer die besseren Waffen bekommen, die schöneren Rüstungen und nun hat er dich noch auf dem Schlachtfeld gedemütigt. Es geht ihm nicht darum, irgendwen zu beschützen, alles, was er tut, tut er, um dich zu erniedrigen, um zu nehmen, was dir zusteht.“

In Raidons Augen glomm gnadenloser Hass auf. Was Sakura gesagt hatte, erschien im logisch zu sein, richtig zu sein.

„Lass Fudo und mich dir helfen“, sagte Sakura und streckte die Hand aus. „Lass uns deinem Bruder zeigen, wie schwach er in Wirklichkeit ist. Lass uns ihm zeigen, mit wem er sich angelegt hat.“

Der Junge ergriff die ihm dargebotene Hand und nickte grimmig.

„Und jetzt verschwinde damit ich schlafen kann.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  darkfiredragon
2011-05-13T12:45:50+00:00 13.05.2011 14:45
Oha, das verspricht spannend zu werden, jetzt wo die Bösen sich zusammengerauft haben und ihre Taktik wohl nicht mehr so vorhersagbar ist.
Bei dem Kapi hier haben sich aber ein paar Fehler eingeschlichen, schau vielleicht einfach nochmal drüber^^

Bis zum nächsten mal


Zurück