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Birds of a Feather flock together vs. Extremes meet

Diven vs. Antidiven
von

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Birds of a Feather flock together

Genre (FF): AU (Schul-FF) Zeitvertreib etc. etc. >_>

Rating (FF): irgendso’n Quatsch wie PG-13 oder so was <.<

A/N (Kapitel/FF allgemein): Hakuei und Kiyoharu sind doof. (aber ich mag sie)

Viel Spaß beim Lesen! ^^
 

~♥~♥~♥~
 

Die Kirschbäume blühten zwar noch nicht, aber er konnte seinen Blick trotzdem nicht von ihnen nehmen. Sie waren es, die ihn in solchen Zeiten der Langeweile noch beschäftigten, sie waren es, die ihm Zugang verschafften zur Vergangenheit. Er dachte immer an Vergangenes, wenn er abwesend die Kirschbäume betrachtete. An den vergangenen Sommer, daran, wie er früher den Sommer wahrgenommen hatte. Er hing gerne seinen Gedanken nach, vor allem, wenn er sonst nichts Besseres zu tun hatte.

Seitdem er von Kiyoharu weggesetzt worden war, waren die Unterrichtsstunden beinahe unerträglich langweilig für ihn geworden.

„HIROHIDE!!!“

Er hob genervt seinen Blick und schenkte seinem Lehrer einen ‚Ich war gerade dabei, an etwas Wichtiges zu denken, also lassen Sie mich gefälligst in Ruhe, Sie Arsch’-Gesichtsausdruck. „Was ist?“, fragte er desinteressiert.

Der Lehrer wirkte, als wäre er kurz davor, das Stück Kreide nach Hakuei zu werfen. Nicht, dass er es nicht schon einmal versucht hätte, aber da hatte Kiyoharu es aus der Luft abgefangen und den Lehrer mit den Worten ‚Also bitte, behandelt man so seine Schüler?’ getadelt. (Danach waren sie auch beim Direktor gelandet, aber das war es ihnen wert gewesen.) „Würdest du bitte weiterlesen?“, knurrte der ältere Mann mit zusammengebissenen Zähnen.

„Och, jetzt, wo ich schon mal wach bin“, murmelte Hakuei und sah fragend zu seinem rechten Nachbarn.

„Zeile 65“, meinte der freundlich.

„Vielen Dank“, erwiderte Hakuei lächelnd.

„Wird das heute noch mal was?!“, fauchte der Lehrer ungehalten.

„Ich hätte ja schon angefangen zu lesen, wenn Sie mich nicht unterbrochen hätten“, gab Hakuei ruhig zurück und las schnell vor, bevor der Lehrer noch mehr seiner schlechten Laune an ihm auslassen konnte.

Etwa eine Viertelstunde später landete ein Zettel auf seinem Tisch. Hakuei erkannte die Schrift sofort und sah auf, um ein Grinsen von Kiyoharu zu erhaschen. Er faltete den Zettel auseinander, wie schon einige vor ihm. Es war eine Art Spiel von ihnen – sie schrieben Zettelchen, falteten sie absichtlich so locker zusammen, dass man sie ohne Probleme schnell auf- und wieder zufalten konnte, und gaben sie dann durch die Reihen. Obwohl sie auf die Rückseite ihre Namen geschrieben hatten, sodass eigentlich ein Austausch nur zwischen ihnen beiden hätte stattfinden sollen, bekam mindestens die Hälfte der Klasse mit, was sie schrieben. Da Kiyoharu und Hakuei für ihren Humor bekannt waren, hofften die anderen, ebenfalls gelangweilten Schüler, dadurch an etwas Unterhaltung zu kommen. Und sie wurden eigentlich nie enttäuscht.

Als Hakuei las, was der andere geschrieben hatte, musste er unwillkürlich grinsen: ‚Am liebsten würde ich jetzt XXX oder XXX mit dir anstellen, weißt du das?’ Er kritzelte schnell seine Antwort darunter: ‚Und weißt DU, was ICH am liebsten mit dir anstellen würde?’ Dann gab er den Zettel wieder zurück.

Die Gegenantwort ließ nicht lange auf sich warten: ‚Ich glaube, ich kann es mir schon vorstellen..... aber sag es trotzdem, ich liebe es, wenn du obszön wirst.’

‚Also, eigentlich würde ich gerne deinen XXX und dein XXX XXXen, aber noch viel lieber hätte ich dein XXX an meinem XXX und mein XXX in deinem XXX.’

Obwohl Hakuei nur Kiyoharus Rücken sehen konnte, wusste er, dass der andere sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen konnte. Er selbst hatte genug Übung, ernst auszusehen, und so ignorierte er fachmännisch die irritierten, amüsierten und entgeisterten Blicke, die er von seinen inoffiziellen Mitlesern bekam. Er genoss die Aufmerksamkeit natürlich trotzdem.
 

Nach der Stunde trafen Hakuei und Kiyoharu sich auf dem Gang wieder, beide ein breites Grinsen im Gesicht.

„Ich glaube, spätestens morgen wird es ein neues Gerücht über uns geben“, stellte Kiyoharu fest und hob belustigt eine Augenbraue.

„Gerücht?“ Hakuei legte dem anderen einen Arm um die Taille und schnurrte ihn an. „Ich würde es eher die Wahrheit nennen, Baby...“

„Oh nein, jetzt haben die anderen von unserer geheimen Beziehung erfahren!“, erwiderte Kiyoharu theatralisch und täuschte eine Ohnmacht vor. „Wir werden für den Rest unseres Lebens in Schande leben müssen!“

Hakuei musste lachen. „Keine Sorge, Julia, ich, dein Romeo, werde einen geeigneten Platz für unsere verbotene Liebe finden, und dann können wir vögeln, so oft wir wollen!“, gab er nicht weniger dramatisch zurück.

Dann erst bemerkten die beiden, dass sich jemand anderes zu ihnen gesellt hatte und sie mit einem äußerst befremdeten Blick musterte. Sie fingen beide an zu lachen.

„Schwult hier nicht so rum, das ist peinlich“, knurrte Gara. „Habt ihr zu viel Zitronentee getrunken?“

„Zitronentee?“ Kiyoharu runzelte die Stirn. „Warum- ... oh. Ach so.“

Hakuei knuffte ihn in die Seite. „Spätzünder, hm? Wie war denn Mathe, Gara? Hat dich dieser eine Typ wieder dumm angemacht?“

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Seitdem ich ihm gezeigt habe, dass ich nicht nur gut saufen, sondern auch gut zuschlagen kann, lässt er mich in Ruhe.“

„Ach ja, ich erinnere mich“, bemerkte Kiyoharu lächelnd. „Danach ist er eine Woche nicht in die Schule gekommen, weil er sich entweder nicht getraut hat oder die Scham nicht ertragen konnte.“

„Apropos“, schaltete Hakuei sich grinsend ein und reichte Gara den Zettel, den er und Kiyoharu in ihrer Japanischstunde geschrieben hatten. „Wir haben einen neuen Weg gefunden, unsere Mitschüler zu unterhalten.“

Gara las ihn sich durch und schüttelte dann wieder den Kopf. „Ihr seid krank“, stellte er fest. „Oder besser, DU bist krank, Kiyo. Wer weiß, was dieser Perverse noch alles mit dir anstellt...“

„Hey, ich bin überhaupt nicht pervers!“, protestierte Hakuei. „Und ich kann mich doch ziemlich gut zurückhalten, oder? Wenn du wüsstest, wie oft ich kurz davor war, dich zu küssen...“ Er sah Gara vielsagend an.

Der trat wortlos einen Schritt zurück, eine Augenbraue hochgezogen.

„Du wolltest IHN küssen?!“, entrüstete Kiyoharu sich. „Obwohl WIR zusammen sind!? Das reicht mir, ich mache Schluss!“

„Du hast nicht mal eine Freundin, mit wem willst du Schluss machen?“, schaltete sich nun jemand anderes verwirrt ein, der ebenfalls zu ihnen getreten war.

Jetzt mussten sie alle drei lachen.

„Hakuei hat mich angeschwult!“, beschwerte Gara sich bei Daisuke.

„Ja! Obwohl WIR zusammen sind!“, fuhr Kiyoharu fort.

„Hilf mir, Dai, die beiden halten mich für pervers!“, fügte Hakuei noch in einem weinerlichen Tonfall hinzu.

Daisuke blickte beunruhigt vom einen zum anderen. „Uhm... Gara? Pech gehabt. Kiyoharu? Verzeih ihm, er ist so. Hakuei? Du BIST pervers.“

„Bin ich gar nicht!“

„Bist du wohl!“, erwiderte Daisuke.

Hakuei streckte ihm die Zunge raus. „Ich steh nur auf Männer, macht mich das automatisch schwul?!“ Er dachte einen Moment über seine Worte nach. „....pervers, wollte ich sagen.“

Die anderen drei lachten.

„So, und WARUM seid ihr jetzt zusammen?“, wollte Daisuke dann irritiert von Kiyoharu wissen. Der drückte ihm den Zettel in die Hand. Daisuke überflog ihn und schaute die beiden anschließend schweigend an.

„Sieh uns nicht so vorwurfsvoll an, es war eine langweilige Stunde!“, beschwerte Hakuei sich grinsend.

„Euch muss echt langweilig gewesen sein“, nickte Daisuke.

„Hey, habt ihr heute direkt nach der Schule Zeit?“, wechselte Gara das Thema.

„Wenn du wieder eine neue Bar ausprobieren und dich besinnungslos betrinken willst und hinterher erwartest, dass wir dich nach Hause schleppen, dann... vielleicht“, erwiderte Kiyoharu lächelnd. „Ansonsten auf jeden Fall.“

„Bei mir geht’s nicht allzu lange, meine Oma hat heute Geburtstag“, meinte Daisuke und verzog das Gesicht.

„Klingt nach noch mehr Langeweile“, meinte Hakuei mitfühlend zu ihm. „Aber ich hab auch Zeit. Hast du irgendwas Bestimmtes vor?“

„Gammeln?“, schlug Gara vor. Sie lachten wieder.

„Hört sich nicht schlecht an“, grinste Kiyoharu.

„Und wenn uns gammeln zu gammelig wird, dann können wir immer noch improvisieren“, merkte Daisuke belustigt an.
 

Einige Schulstunden später saß Hakuei auf einem Geländer vor der Schule, betrachtete die Kirschbäume und rauchte. Eigentlich hätte er im Unterricht sein sollen, aber er war mal wieder zu aufmüpfig gewesen. Na ja, sollte nicht seine Sorge sein. So konnte er noch einmal vollkommen in seine Gedanken versinken, bevor er mit seinen Freunden die Stadt verwüstete. Er liebte es, mit ihnen zusammen zu sein. Und er wusste, dass sie anderen drei es auch so empfanden – als äußerst angenehm. Sie hielten zusammen, egal, was war. Und dabei waren sie noch nicht einmal in einer Klasse oder einer Stufe. Natürlich, Hakuei und Kiyoharu waren gleich alt und hatten mehrere Kurse zusammen, aber Gara war eine Stufe unter und Daisuke eine über ihnen. Sie hatten sich auf der Mittelschule kennen gelernt und beschlossen, nicht mehr getrennt zu werden. Daran hatte sich nichts geändert.

Das Schöne bei ihnen war, dass jeder so akzeptiert wurde, wie er war. Hakuei stand auf Männer, na und? Er ist trotzdem ein cooler Typ. So dachten sie. Das beruhigte Hakuei ungemein. Er war schon oft auf Ablehnung, Ekel, Hass, Wut und Gewalt gestoßen, einfach nur dadurch, dass er kein Interesse an Frauen hatte. Mit seinen Freunden konnte ihm das nicht passieren.

Auch, wenn sie auf den ersten Blick wie eine feste Clique wirkten, so waren sie doch eigentlich ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Daisuke war der Älteste von ihnen, und auch der Beste in der Schule. Er lernte sogar für Tests. Er war so etwas wie ein Anführer, auch, wenn er es niemals zeigte. Daisuke wurde von ihnen allen respektiert und war wahrscheinlich der vernünftigste und erwachsenste von ihnen. Gara war so ziemlich sein Gegenteil – die Schule interessierte ihn nicht, er war hinter Frauen her, wo er konnte, und am unvernünftigsten. Er betrank sich regelmäßig mithilfe des Ausweises seines großen Bruders, der ihm sehr ähnlich sah, er rauchte wie ein Schlot und schlug sich von Zeit zu Zeit.

Und dann blieben noch Hakuei und Kiyoharu. Sie waren sich eigentlich am Ähnlichsten, zusammen machten sie den größten Mist, ob im Unterricht oder sonst wo. Und man konnte sich sicher sein, dass sie es überall schafften, den bestmöglichen Spaß zu haben. Dabei passten sie allerdings auf, dass sie es selten auf Kosten anderer (es sei denn, sie konnten ebenjene nicht leiden) taten und es nicht zu sehr überzogen. Sie rauchten und tranken zwar auch, allerdings nicht so viel wie Gara. Hakuei unterschied sich nur insofern krass von Kiyoharu, als dass er eben auf Männer stand, vollkommen verrückt nach Piercings war (Tattoos hatten sie beide bereits ziemlich viele) und bereits konkrete Zukunftsaussichten hatte. Er wusste als einziger von den vieren, was er später machen würde, da sein Vater ihm seit Jahren einen Job in seiner Firma frei hielt. Als Stylist.

„Hiya, Haku“, wurde er unvermittelt angesprochen.

Er öffnete die Augen, wobei er nicht wusste, wann er sie geschlossen hatte, und lächelte, kaum dass er die Person vor sich erkannte. „Hi, Süßer.“

„Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich so nennst“, gab Rose unzufrieden zurück und lehnte sich neben ihm ans Geländer. „Hast du schon Schulschluss?“

Hakuei schüttelte den Kopf. „Bin nur rausgeflogen, weil ich ‚aus Versehen’ ein paar Kanji falsch gelesen habe.“ Er grinste leicht. „Dadurch wurde die Geschichte wenigstens ein bisschen interessanter, um nicht zu sagen anzüglicher. Ich weiß gar nicht, warum sich der Lehrer so darüber aufgeregt hat.“

Rose, der selbst leicht lächelte, legte den Kopf in den Nacken, um den anderen ansehen zu können. „Selbst Schuld. Erwarte kein Mitleid.“

„Wenn du so da stehst, bekomme ich Lust, an deinem Hals zu knabbern“, murmelte Hakuei und ließ seinen Blick einmal an dem Blonden auf und ab wandern.

Der schnitt eine Grimasse. „Hör doch mal auf damit. Das ist langsam nicht mehr lustig, wenn du mich ständig anmachst.“

„Es wäre nicht lustig, wenn ich es lustig meinen würde“, widersprach Hakuei ihm. „Ich meine es aber nicht lustig. Das weißt du. Ich meine jedes meiner Worte so, wie ich es sage.“

Rose schwieg einen Moment. „Was machst du eigentlich noch hier, wenn du sowieso nicht mehr in den Unterricht kommst?“, wechselte er dann das Thema.

„Ich warte auf die anderen“, antwortete Hakuei und warf dem Blonden einen Blick zu. „Und du?“

„Hab jetzt schon frei.“ Eine kurze Stille trat ein.

„Sag mal, warum stellst du dich extra zu mir? Ich meine, nicht, dass ich dich loswerden will, ich finde es schön, alleine mit dir zu reden, aber...“ Hakuei ließ das ‚aber’ in der Luft stehen. Beide wussten, was er meinte.

„Ich weiß nicht“, gab Rose zurück und schaute ihn wieder an. „Vielleicht, weil du der einzige hier bist, mit dem ich vernünftig reden kann.“

Hakuei lachte leise. „Also wenn ICH der einzige bin, mit dem du VERNÜNFTIG reden kannst, dann kannst du einem echt leid tun!“ Er knuffte den anderen an die Schulter. „Nein, mal ehrlich – meinst du das ernst?“

„Ziemlich ernst, ja.“ Rose rümpfte die Nase. „Die anderen hören mir nicht zu und DEINE Leute... na ja, du weißt, was sie von mir halten.“

„Und deshalb gehst du zu jemandem, der dich anmacht und dem du schon mal eine gescheuert hast, als er dir Blätter aus den Haaren gezupft hat?“, grinste Hakuei.

Rose lief rot an. „Das war ein Versehen“, verteidigte er sich leise. „Du hast auf einmal in meinen Haaren rumgefummelt und dein Gesicht war so nah vor meinem.“

„Hey, meinst du, ich würde dich einfach ohne Vorwarnung küssen?“, fragte Hakuei belustigt. „Auch, wenn du es gar nicht willst? So zum Beispiel?“ Er beugte sich zu dem anderen herunter, hatte aber keine Sekunde später eine Hand auf dem Mund.

„Vergiss es“, murrte Rose ungehalten. „Der Trick funktioniert nicht bei mir.“

Hakuei schob die Hand des anderen beiseite, der sie auf der Stelle wieder weg zog. „Hast du schon gesehen? Der eine Kirschbaum da vorne trägt wieder Blüten.“

„Was? Kann gar nicht sein“, erwiderte Rose und drehte sich in die angegebene Richtung. Schnell lehnte Hakuei sich wieder zu ihm hin und drückte ihm einen Kuss in den Nacken. Mit einem erschrockenen Laut machte der Blonde einen Satz zur Seite und starrte den Schwarzhaarigen erst überrascht und dann verärgert an. „Hey!“

„DER Trick scheint noch zu funktionieren“, lachte Hakuei. „Entschuldige.“

Rose zog einen Schmollmund. „Idiot.“ Er streckte dem anderen seine Hand hin. Hakuei ergriff sie verwirrt und wurde keine Sekunde später mit einem Ruck vom Geländer gezogen.

„Hey, der war nicht fair“, beschwerte er sich beleidigt und schüttelte seine Hand. „Du kannst ganz schön feste ziehen, obwohl du so dünn bist.“

„Unterschätz mich nicht“, gab Rose selbstzufrieden zurück. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich allerdings, als Hakuei seine Zigarettenschachtel wieder heraus kramte. Missmutig beobachtete er den anderen dabei, wie er sich eine Zigarette anzündete.

Hakuei bemerkte seinen Blick, konnte ihn jedoch nicht ganz zuordnen. „Willst du auch eine?“, fragte er höflich.

„Nein, danke“, erwiderte Rose schneidend.

Oh, dachte Hakuei, Das waren definitiv Minuspunkte. „Überzeugter Nichtraucher?“

„Wenn es solche Leute wie dich nicht gäbe, dann sogar kein Passivraucher“, gab Rose schnippisch zurück. „Rauchen ist widerlich. Ich weiß nicht, was ihr alle daran findet, es schmeckt nicht, es ist widerlich, ihr teert eure Lunge damit und sterbt in fünfzig Jahren an Krebs.“

„Aber es sieht cool aus“, wandte Hakuei mehr scherzhaft ein.

„Tut es nicht!“, widersprach Rose heftig. „Es ist abartig! Ich weiß nicht, wie jemand Verständnisvolles wie du nur rauchen kann!“

„Soll ich es mir abgewöhnen?“, fragte der Schwarzhaarige und hob eine Augenbraue.

Rose zögerte. „Das wäre ein Anfang, ja.“

„Hilfst du mir dabei?“

Dieses Mal dauerte sein Zögern länger. „Inwiefern helfen?“, wollte er dann misstrauisch wissen.

„Ich hab gehört, dass es beim Aufhören hilft, wenn man jedes Mal, wenn man Lust auf eine Zigarette hat, jemanden küsst“, antwortete Hakuei grinsend. „Mit Zunge, natürlich.“

„VERGISS ES!“

„Erst sagst du, ich soll aufhören, und dann willst du mir nicht einmal dabei helfen, das ist inkonsequent, Rose“, merkte er tadelnd an.

Rose überlegte eine Weile. „Okay... für jeden Monat, den du ohne Zigarette aushältst, kriegst du einen Kuss. Ohne Zunge, versteht sich.“

„Jeden Tag“, widersprach Hakuei. „Sonst sind das doch viel zu große Zeiträume, das kannst du selbst nicht überblicken.“

„Nein, ganz bestimmt nicht jeden Tag.“

„Jede Woche?“, schlug er vor. „Das klingt humaner, oder?“

Rose schien ernsthaft darüber nachzudenken. „Und wie weiß ich, dass du nicht schummelst?“

„Du wirst mir wohl einfach vertrauen müssen.“ Hakuei lächelte. „Aber es ist doch auch in meinem Interesse, oder? Von daher wäre ich schön blöd, wenn ich mich da selbst verarsche. So was mache ich nicht.“

„Meinetwegen.“ Rose schien nicht ganz glücklich darüber zu sein, stimmte aber dennoch zu.

„Und... wenn ich es schaffe aufzuhören, darf ich dann mit dir schlafen?“, schnurrte Hakuei ihn an. Er konnte nicht so schnell reagieren, wie Rose ihm eine Ohrfeige verpasste. Das Gesicht verziehend rieb er sich über die Wange. „Das war nicht nett. Du schlägst ziemlich hart zu.“

Rose musterte ihn finster. „Das war auch nicht das erste Mal, dass so was von dir kommt. Ich hab es dir schon vor Wochen gesagt – hör auf mit so was!“

„Hat er dich geschlagen?“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Der Blonde drehte sich zu Gara um.

„Ich bitte dich, wenn, dann sprich Rose doch wenigstens richtig an“, kritisierte Kiyoharu denselben.

„Entschuldige“, meinte Gara zu Kiyoharu und wandte sich dann wieder an Hakuei. „Hat sie dich geschlagen? Warum schlägst du nicht zurück?“

„Ich bin ein Mann“, korrigierte Rose ihn spitz.

„Natürlich“, gab Gara in einem Tonfall zurück, der vor Ironie troff.

„Kommt, lasst ihn in Ruhe“, schaltete Hakuei sich ein.

„Wo hast du denn deine Freundinnen gelassen?“, fragte Gara Rose nun direkt und überging Hakuei geflissentlich. „Du hättest sie mit her bringen sollen, dann hättet ihr Hakuei nicht nur schlagen, sondern ihm auch noch die Augen auskratzen können.“

Rose zeigte ihm lediglich den Mittelfinger, wandte sich ab und stapfte davon.

„Was habt ihr hier gemacht, warum hat er dir eine verpasst?“, wollte Daisuke wissen.

„Haben uns nur ein bisschen unterhalten.“ Hakuei zuckte die Achseln. „Er wollte mich dazu bringen, mit dem Rauchen aufzuhören, und ich hab ihn gefragt, ob ich dann mit ihm schlafen darf.“

Kiyoharu verdrehte die Augen. „Du stehst doch nicht etwa immer noch auf ihn?“

„Rose ist heiß“, gab Hakuei zurück. „Und obwohl er der Jüngste ist, finde ich, dass er am meisten im Kopf hat. Er ist nicht so hohl.“

„Wie alt ist er noch mal?“, wollte Daisuke stirnrunzelnd wissen.

„Sechzehn, ein echtes Küken“, gab Hakuei lächelnd zurück. „Ich bin mir sicher, dass ich ihm noch viel beibringen kann....“

„Du bist pervers“, sagten Kiyoharu und Gara gleichzeitig.
 

~♥~♥~♥~
 

to be continued~

im nächsten Kapitel kommen endlich die Diven =D

Extremes meet

A/N: Kaya ist.... tschirpig >_>
 

~♥~♥~♥~
 

„Guten Morgen, Rose“, tschirpte Kaya, als Rose in Hörweite aufgetaucht war, und schenkte ihm ein freundliches Lächeln.

„Morgen, Kaya“, erwiderte der Blonde müde und stellte sich zu dem anderen. „Wo ist Mana?“

„Er hatte noch seinen Spiegel in seinem Fach vergessen und geht ihm jetzt eben schnell holen“, antwortete Kaya und gestikulierte in die entsprechende Richtung. „Hast du nicht gut geschlafen? Du siehst so erschöpft aus.“

„Hm. Hab noch ziemlich viel nachgedacht vorm Einschlafen gestern“, Rose zuckte die Schultern.

„Aber zerbrich dir nicht allzu sehr den Kopf, davon bekommst du graue Haare“, merkte Kaya sanft an und lächelte. „Was hat dich denn so lange noch wach gehalten?“

„Ach, Hakuei hat gestern wieder so einen Spruch abgelassen“, winkte der Blonde ab. „Und du kennst mich ja, ich denk über alles viel zu viel nach. War die Mühe wahrscheinlich gar nicht wert, ich wette, heut hat er’s eh wieder vergessen.“

„Es ist schon manchmal wirklich gemein, was er zu dir sagt“, stimmte Kaya ihm eifrig zu. „Vor allem, da du immer wiederholen musst, dass er es einstellen soll. Und er hört einfach nicht auf dich, das ist bestimmt nicht angenehm.“

„Ja...“ Rose nickte nachdenklich. „Und ich weiß nie, was genau er gerade ernst meint. Obwohl er behauptet, er würde immer alles ernst meinen.“

„An deiner Stelle würde ich mich überhaupt nicht mehr mit ihm unterhalten“, merkte Kaya entrüstet an – was bei Kaya nun entrüstet war: Bei anderen würde man es eher einen Hauch von schnippisch nennen, aber bei Kaya war das schon echte Entrüstung. „Dann kann er überhaupt nicht mehr so roh zu dir sein.“

Rose schwieg einen Moment. „Das ist nicht das Problem“, murmelte er. „Es ist nicht so sehr das Problem, dass mir das, was er sagt, nicht gefällt, es ist eher so, dass... ich mir nicht sicher bin, ob er mich nur verarscht oder nicht.“

„Es gefällt dir, was er sagt?“, wiederholte Kaya beinahe entsetzt. Bei ihm merkte man sein Entsetzen daran, dass sich seine Augen etwas weiteten und sein Tonfall eine Spur ins Ungläubige rutschte. Nicht zu verwechseln mit seiner Ungläubigkeit, die sich dadurch äußerte, dass seine Augen sich etwas weiteten und sein Tonfall eine Spur ins Erstaunte rutschte. Nicht zu verwechseln mit dem Erstaunen, bei dem er einfach nur erstaunt wirkte. „Das kann doch nicht dein Ernst sein, solche frechen Worte von so einem Fiesling...“

„Ach, ich weiß es doch auch nicht!“, gab Rose beinahe hilflos wieder zurück, um den anderen zum Schweigen zu bringen.

„Guten Morgen, Rose“, meldete sich eine leise Stimme hinter ihm.

Der Blonde drehte sich um und lächelte schwach. „Morgen, Mana.“

„Hast du ihn gefunden?“, fragte Kaya sofort.

Mana gesellte sich zu den beiden. Er stellte sich immer so nah wie möglich an seine Freunde heran, damit er nicht so laut sprechen musste, dass auch andere ihn hören konnten. „Ja, habe ich“, erwiderte er und blickte finster auf die Handtasche, die er in der Hand hielt. „Und ratet mal, was noch.“ Er zog seinen Handspiegel heraus und drehte ihn um. Jemand hatte einen leuchtend pinken Notizzettel auf die Rückseite geklebt, auf dem man ‚Gehört das dir? Hab es gefunden und musste gleich an dich denken’ lesen konnte. „Und DAS war noch dabei.“ Mana zog noch ein Stück Stoff hervor. Nein, kein Stück Stoff. Es war eine Spitzenunterhose in einem dezenten Rosaton.

„Bitte?“, fragte Rose irritiert. „Wo hat er DIE denn her??“

„Ich möchte nicht wissen, wo man als Kerl solche Reizwäsche kaufen kann“, erwiderte Mana spitz. „Was mich viel eher interessiert, ist, wie er an mein Fach gekommen ist.“

„Das ist doch...“ Kaya fand nicht einmal einen passenden Ausdruck. Rose war kurz davor, ihm mit dem Wort ‚skandalös’ auszuhelfen.

Mana stopfte die Unterwäsche zurück in seine Handtasche und warf einen eiskalten Blick über Roses Schulter. „Gehen wir“, murmelte er und stakste in die Richtung los, in der Rose Daisuke vermutete.

Richtig geraten, dachte er, als er Daisuke, Gara, Kiyoharu und Hakuei am Ende des Ganges stehen sah. Sie unterhielten sich lachend, nur Gara wirkte ein wenig übernächtigt.

Der Schwarzhaarige mit den Plateauschuhen blieb erst stehen, als er nur noch einen halben Meter von Daisuke entfernt war. Er musterte den anderen mit einem durchdringenden und geringschätzigen Blick.

Daisuke sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm auf. (Nicht nur, dass Mana größer war als er, er trug auch noch Schuhe mit einer ziemlich hohen Sohle.) „Guten Morgen, Ladies“, wünschte er freundlich.

Mana und Kaya deuteten lediglich eine Verbeugung an, Rose seufzte unhörbar und warf einen kurzen Blick zu Hakuei. Als dieser das bemerkte, zwinkerte er dem Blonden zu. Rose errötete leicht, halb vor Ärger und halb vor Verlegenheit, und wandte sich dann wieder Daisuke zu.

„Findest du deine Scherze eigentlich selbst komisch?“, wollte Kaya vorwurfsvoll wissen, nachdem er und Mana einen kleinen Schritt zurückgetreten waren und Mana ihm etwas ins Ohr geflüstert hatte.

„Sag ihm, dass ich keine Ahnung habe, was er meint“, lächelte Daisuke zurück. Er persönlich fand es lächerlich, dass Mana Kaya als Sprachrohr verwendete, aber bitte schön, das konnte er auch.

Mana wisperte Kaya wieder etwas zu. „Wir meinen das Stück Damenunterwäsche, das du – auf welchem Weg auch immer – zu seinem Spiegel hast schmuggeln können.“

Gara musste lachen. „Wieso, passt doch!“, war sein einziger Kommentar.

„Wahrscheinlich wollte er dein Repertoire nur etwas erweitern“, warf Kiyoharu grinsend ein.

„Oder es war eine Aufforderung an dich, dass er dich darin sehen will“, fügte Hakuei lachend hinzu.

„Gefällt es dir? Hast du es schon an?“, fragte Daisuke mit einem anzüglichen Grinsen.

„Das ist geschmacklos“, betonte Kaya unamüsiert. Sogar seine sonst unheimlich weiche und sanfte Stimme klang härter als normal.

„Oh, eine Diva wird wütend“, meinte Gara. „In Deckung, gleich kratzt sie uns die Augen aus. Mit ihren Satinhandschuhen.“

„Ich krieg schon richtig Angst“, fügte Daisuke belustigt hinzu.

„Wie hast du überhaupt Zugang zu seinem Eigentum bekommen?“, wollte Kaya ernst wissen. Wenn er wütend wurde, sprach er noch geschwollener als gewöhnlich. Rose irritierte das seit jeher. Hieß das, dass Kaya normalerweise so sprach und sich im Alltag lediglich zurückhielt?

„Durch den besten Freund von euch Frauen“, antwortete Daisuke lachend. „Eine Haarklammer, was sonst?“

Mana flüsterte Kaya noch etwas zu. „Das wirst du bereuen, Daisuke. Erst einmal wird der Direktor davon in Kenntnis gesetzt und anschließend folgt etwas, das ihr Gesindel wahrscheinlich Selbstjustiz nennen würdet.“

Während Mana beziehungsweise Kaya und Daisuke (unterbrochen von Kommentaren von Garas, Hakueis und Kiyoharus Seite) weiterhin Drohungen, Beleidigungen und Spott austauschten, wünschte Rose sich innerlich, einfach woanders sein zu können. Er hatte eigentlich nichts gegen Daisuke, Gara oder Kiyoharu, das Problem war, dass sie etwas gegen ihn hatten. Hätten sie sich unter anderen Umständen getroffen, dann wäre es ganz bestimmt anders gelaufen. Aber ob er damit glücklicher gewesen wäre? Vielleicht würde er dann zwar nicht auf der Seite der Diven stehen und sich wünschen, teilhaben zu können an diesem natürlichen und ungezwungenen Zusammenleben der anderen vier.... sondern würde auf der anderen Seite stehen und sich wünschen, teilhaben zu können an dieser Eleganz, Anmut und diesem Charme der ‚Diven’, die alle Blicke auf sich zogen...

Als er sich wieder aus seinen Gedanken hervorgekämpft hatte, bemerkte er, dass Hakueis Blick offenbar schon seit einiger Zeit auf ihm lag. Rose erwiderte ihn nicht, sondern sah geflissentlich an Hakuei vorbei und täuschte vor, der Unterhaltung zu folgen. Irgendwann konnte er aber nicht anders und schaute kurz zu dem Schwarzhaarigen. Der schenkte ihm auf der Stelle ein breites Lächeln und ein weiteres Augenzwinkern. Als ob er mit Rose flirten wollte... Gut, das wollte er wahrscheinlich auch, aber musste er es ausgerechnet vor Mana und Kaya so offensichtlich machen?

„Ach wirklich? Und was macht ihr, wenn ihr die Wette verliert?“, wollte Daisuke herausfordernd wissen.

„Dann müsst ihr euch ganz leidenschaftlich küssen!“, schlug Gara begeistert vor.

Mana bedachte ihn mit seinem blutrünstigsten Blick und wandte sich noch kurz an Kaya.

„So was müssen wir uns nicht bieten lassen!“, empörte der sich, dann wandten er und Mana sich ab und schwebten davon, begleitet, verfolgt und überschüttet von neugierigen, abschätzigen, bewundernden und beinahe liebevollen Blicken des umherstehendenden Publikums.

Rose hatte sich nicht vom Fleck gerührt und sah ihnen nur wortlos nach.

„Aber da heißt es, ICH sei pervers“, warf Hakuei belustigt ein.

„Hey, wenn die beiden am Knutschen sind, ist das fast so geil wie bei zwei Europäerinnen!“, verteidigte Gara sich. „WENN sie schon aussehen wie Weiber, dann darf ich das doch wohl ausnutzen, oder?“

„Ich finde es so niedlich, wie er redet, wenn man ihn ärgert“, meldete Daisuke sich grinsend zu Wort. „Dann redet er immer wie ein Schulbuch oder so was...“

„Wer, Kaya?“, wollte Kiyoharu wissen. „Das ist nicht niedlich, der bildet sich unheimlich was darauf ein.“

„Doch, das ist total niedlich!“, widersprach Daisuke ihm beharrlich. „Und wenn er dabei dann noch solche total schwulen Gesten dazu macht und einen mit seiner hellen Stimme anflötet...“ Er schüttelte grinsend den Kopf. „Bei ihm finde ich das unheimlich putzig. Auch, wenn er einem ‚schwul’ nur so entgegenkreischt, im Gegensatz zu unserem Macho Hakuei hier.“

„Macho?!“, wiederholte Hakuei entgeistert. „Wer ist hier ein Macho!?“

„Sieh dir doch nur mal deinen Bauch an!“, meinte Kiyoharu. „Also wenn dein angedeutetes Six-pack kein Macho ist, dann weiß ich auch nicht.“

„Also bitte, wenn wir nach Aussehen gehen, dann ist Rose mindestens genauso Macho wie ich!“, protestierte Hakuei und deutete auf den Blonden. Dann runzelte er die Stirn und sah Rose an. „Was machst du eigentlich noch hier? Deine beiden Puppen-Freunde sind schon abgehauen, das hast du mitgekriegt? Nicht, dass du dich so sehr in meinem Anblick verloren hast...“

Rose zog eine Schnute. „Wovon träumst du nachts? ... Halt, warte, das will ich überhaupt nicht wissen. Na ja, ich...“ Er suchte nach einer Ausrede, fand allerdings keine gute, deshalb wechselte er das Thema. „Du riechst nach Zigarettenrauch.“

„Sollte ich nicht?“, fragte Hakuei schulterzuckend.

„Ich dachte, wir hätten einen Deal.“

Daraufhin wirkte Hakuei erst verwirrt, dann ungläubig, dann zufrieden und schließlich amüsiert. „Haben wir?“, fragte er langgezogen. „Ich dachte, du wolltest dich nicht darauf einlassen.“

„Jede Woche“, gab Rose zurück. „Jede Woche einen. Aber ohne, wenn ich bitten darf.“

„Meinetwegen.“ Hakuei lächelte freundlich. „Danke. Und du willst wirklich nicht noch über mein allerletztes Angebot nachdenken? Wenn ich es schaffe, ganz aufzuhören...?“

„Halt doch endlich mal die Klappe!“, rief Rose so laut, dass sich nicht nur Daisuke, Gara und Kiyoharu zu ihm wandten, sondern auch einzelne andere auf dem Gang. Und allein dadurch wurde Rose irgendwie ärgerlich. Nicht nur dadurch, dass Hakuei wieder so einen Spruch abgelassen hatte, sondern auch dadurch, dass Rose selbst sich so darüber aufregte. „Reicht es dir nicht, wenn ich dich küsse?! Und außerdem solltest du es nicht nur deshalb tun, sondern um der Sache wegen! Das ist nämlich widerlich! Genau wie ihr, ihr tut es auch, und ihr wollt auch nicht aufhören!“, fuhr Rose wütend fort, nun an die anderen drei gerichtet. „Das ist eklig! Ihr seid abartig! Und erwartet nicht von mir, dass ich euch küsse, wenn ihr endlich aufhören wollt!“ Damit drehte er sich um und stapfte aufgebracht davon.

Während Daisuke, Gara und Kiyoharu dem Blonden äußerst befremdet und irritiert hinterher sahen, bekam Hakuei einen regelrechten Lachanfall, nachdem er das erste Erstaunen überwunden hatte.

„Was zur Hölle...“, murmelte Daisuke.

„Was war DAS??“, wollte Kiyoharu wissen.

„Der Kleine steht auf mich“, antwortete Hakuei breit grinsend und rief Rose dann hinterher: „ROSE!“

Der Angesprochene drehte sich um, noch immer verärgert.

„DU BIST SÜß!“, fügte Hakuei lächelnd hinzu.

„WIR LIEBEN DICH!“, schaltete Kiyoharu sich noch ein.

„WIR WOLLEN EIN KIND VON DIR!!“, rundete Gara das Bild ab.

„Hey, hey“, murmelte Hakuei mahnend.

„F***T EUCH!“, schrie Rose zurück und rauschte davon.
 

Noch immer innerlich über Hakuei fluchend, eilte Rose den Gang entlang und wäre fast in Hizaki hinein gelaufen, hätte dieser ihn nicht rechtzeitig gestoppt.

„Guten Morgen, Rose“, begrüßte Hizaki ihn höflich und lächelte. „Hast du wieder mit Hakuei gesprochen?“

„Morgen, Hizaki“, seufzte der Jüngere resigniert. „Entschuldige, dass ich dich fast umgerannt habe. Ja, habe ich... merkt man mir das an?“

„Ein bisschen“, gab Hizaki vorsichtig zurück und lächelte wieder. „Du unterhältst dich seit den letzten paar Wochen schon häufiger mit ihm, und jedes Mal kommst du recht aufgewühlt zurück. Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?“

„Ja, weiß ich.“ Rose zögerte. „Nein, weiß ich eigentlich nicht.... ach, ich weiß es selbst nicht!“

„Verletzt er dich denn in irgendeiner Weise?“

„Nein. Ja! Ich weiß nicht. In meinem Selbstwertgefühl höchstens... und in meiner Intimsphäre. Weil er mich ständig anmacht und sagt, dass ich mit ihm schlafen soll...“ Rose schüttelte den Kopf. „Ach, keine Ahnung. Ich muss das selbst hinkriegen.“

„Ich glaube, das Beste ist, wenn du dir erst einmal selbst über deine Gefühle im Klaren wirst“, meinte Hizaki sanft.

„ROOOOOOOOOOOOOOSE!!!!!“

Noch bevor Rose die Chance bekam, irgendetwas zu tun, wurde er von etwas sehr Pinkem angesprungen, umarmt und gedrückt. Er lächelte leicht und erwiderte die Umarmung kurz. „Morgen, Yue.“

„Ich hab schon gaaaanz lange auf dich gewartet!“, beschwerte sich Yue und zog einen Schmollmund. „Wo warst du denn? Selbst Mana und Kaya wussten nicht, wo du abgeblieben bist, deshalb sind sie jetzt schon zu ihrem Raum gegangen.“

„Entschuldige, ich habe noch mit Hakuei geredet“, gab Rose zurück und wuschelte dem anderen durch das am vorderen Fünftel rosa-pink gefärbte und ansonsten schwarze Haar.

Yue kniff kurz ein Auge zusammen. „Bist du jetzt mit ihm zusammen?“, wollte er langgezogen wissen und blinzelte neugierig zu dem Blonden hinauf.

„Was bin ich?!“

„Wenn du nicht dabei bist, erzählt Hizaki immer von dir und Hakuei so, als wärt ihr ein Paar“, erklärte Yue und sah zu Hizaki. Rose folgte seinem Blick, allerdings nicht so aufgeweckt wie Yue, sondern eher mordlüstern.

Hizaki räusperte sich leise. „Ich habe überhaupt nichts gesagt“, meinte er. „Ich habe nur angemerkt, dass es doch durchaus möglich sein könnte.“

„Nie im Leben!“, protestierte Rose vehement. „Vergiss es, auf keinen Fall lasse ich mich auf diesen... Lustmolch ein! Komm, Yue, wir müssen zum Unterricht.“ Er wandte sich ab und stapfte nun schon zum zweiten Mal an diesem Morgen verärgert davon.

Yue wirkte ein wenig hin- und hergerissen. „Bis dann, Hizaki, wir sehen uns später!“, sagte er schnell und küsste den Angesprochenen kurz auf die Wange, ehe er Rose hinterher stolperte. „Rose, warte!“, bat er und ergriff dann die Hände des Blonden, als dieser stehen blieb. „Nicht wütend sein, ja?“, murmelte er kleinlaut, als wäre er die Quelle für Roses Ärger.

Rose seufzte geschlagen. „Nein, tut mir Leid. Aber auf dich war ich sowieso nicht wütend, du hast nichts angestellt, Yue.“

„Das ist gut.“ Der pink-weiß Karierte lächelte zufrieden und drückte dem anderen einen Kuss auf die Lippen.

„Weißt du, Yue, du solltest nicht herumgehen und alle Leute küssen“, lächelte Rose und tätschelte dem Älteren den Kopf. „Das könnte... auch mal in die Hose gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Ha? Was meinst du?“, wollte Yue verwirrt wissen. „Aber ich küsse doch nur dich und Hizaki und Mana und Kaya, und ihr seid doch meine Freunde, das ist doch okay, oder?“

„Solange du nur uns küsst, ja.“ Rose ließ zu, dass Yue seine Hand nahm, und folgte ihm dann weiter zu ihrem Klassenraum.

„Aber du bist der einzige, der sich auch auf den Mund küssen lässt“, überlegte Yue laut. „Woran liegt das?“

Daran, dass ICH Gefallen daran finde, von Männern geküsst zu werden, fuhr es Rose durch den Kopf, Auch, wenn das Wort ‚Mann’ bei dir etwas fehl am Platze ist. „Ach, die anderen haben dich nur nicht so lieb wie ich“, antwortete er leichthin und ließ sich ein zweites Mal küssen.

Just in dem Moment rempelte jemand die beiden an und ging weiter, als wäre nichts passiert.

„Pass doch auf, wo du hingehst, Gara!“, fauchte Rose ihn an.

„Wenn du nicht zu Brei geschlagen werden willst, dann hör auf, mit ihm zu spielen“, knurrte der Angesprochene lediglich in die Richtung der beiden und verschwand dann in ihrem Klassenraum.

„Aber ich spiele gerne mit dir“, widersprach Yue leise und blinzelte mit großen Augen zu Rose hoch.

„Er meint nicht dich“, murmelte Rose zurück. Was? Er sollte aufhören, mit Hakuei zu spielen? Das tat er gar nicht. Was meinte Gara? Obwohl... wenn Hakuei sehen würde, wie Rose und Yue sich küssten...
 

~♥~♥~♥~
 

tbc~

ENDLICH geht es weiter T_T

tut mir leid, dass es so lange gedauert hat |D Kommentare sind er- und gewünscht und werden geschätzt =3

Opposites attract

A/N: die Lehrerin hat mir schon beim Schreiben Leid getan (arme Frau Suzuki >_>)
 

~♥~♥~♥~
 

„Und? Hat Mana sich schon wegen der Unterhose beschwert?“, wollte Hakuei am nächsten Morgen von Daisuke wissen.

Der musste lachen. „Als ob. Glaubst du, dass er mit so was zum Kirito hinrennt? Der ist doch selbst so eine geile Sau und lässt ihn sie noch vor seinen Augen anziehen.“

„Whow, ich glaube, wir sollten gehen“, merkte Kiyoharu an und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Die Stunde fängt gleich an.“

„Keine Panik, unsere geliebte Mathelehrerin soll doch sowieso für die nächsten paar Wochen fehlen“, erwiderte Hakuei schulterzuckend.

„Aber die werden doch ganz bestimmt...“ Kiyoharu brach ab und für einen Moment sahen die beiden sich wortlos an. Dann breitete sich ein honigkuchenpferdähnliches Grinsen in ihren Gesichtern aus.

„Vertretung!“, strahlten sie beide gleichzeitig und sprangen auf.

„Na, dann wünsche ich euch mal viel Spaß“, meinte Daisuke, selbst grinsend. „Und erzieht ihn oder sie mal schön.“

„Worauf du dich verlassen kannst!“, erwiderte Kiyoharu und gab ihm einen Thumbs up.

Als die beiden an ihrem Klassenraum ankamen, war die Vertretung noch nicht da. Sie überredeten Hakueis Nachbarn, sich nach vorne auf Kiyoharus Platz zu setzen, änderten dies auf dem Sitzplan um und machten es sich in der letzten Reihe gemütlich.

„Das kann ja was werden“, grinste Hakuei.

„Vor allem mit den beiden Puppen“, stimmte Kiyoharu ihm zu und deutete mit dem Kopf nach vorne.

Mana und Kaya waren in keinem einzigen Kurs getrennt. Da Mana den Direktor sowieso schon so weit gebracht hatte, dass er ihnen erlaubte, ihre Kleider auch in der Schule anzuziehen (Manas Argument: Wir sorgen dafür, dass auch unsere Mitschüler weiterhin gerne zur Schule gehen und sind somit eine Art Attraktion, die auch die Öffentlichkeit interessieren wird), war es ein Leichtes gewesen, dafür zu sorgen, dass er keine Stunde von seinem geliebten Kaya getrennt war. In jedem einzelnen Klassenraum hatten die beiden ihre Tische direkt nebeneinander geschoben, damit Mana Kaya besser ins Ohr flüstern konnte.

Und nun saßen die zwei da, Mana die schwarzen Haare gewohnt lockig hochgesteckt, das Gesicht beinahe weiß, die Augen schwarz und die Lippen dunkelrot geschminkt, in einem bauschigen schwarz-weißen Lolitakleid; Kaya trug ebenfalls ein Kleid, seins war tiefschwarz, taillenbetont, unten bauschig und oben herum etwas fülliger, in seinen Haaren steckte eine Haarklammer mit einer großen roten Rosenblüte darauf, auch seine Augen waren schwarz und sein Gesicht hell geschminkt. In ihrem Umfeld aus Durchschnittsjapanern wirkten sie eindeutig wie zwei Puppen, weshalb sie andauernd Blicke auf sich zogen.

Hakuei und Kiyoharu drehten sich erwartungsvoll zur Tür, als diese geschlossen wurde. Sie wurden nicht enttäuscht – was sie sahen, entsprach vollkommen ihren Vorstellungen. Eine junge Lehrerin, die etwas eingeschüchtert und nervös wirkte, wahrscheinlich direkt von der Universität kam und sich spätestens in einer Viertelstunde wünschen würde, dass sie niemals den Lehrerberuf ergriffen hätte.

Sie schritt mit kleinen, schnellen Schritten nach vorne zum Pult, blieb dort stehen und wartete, bis alle Schüler aufgestanden waren. Hakuei und Kiyoharu bissen sich auf die Zunge, um nicht bei ihrem entgeisterten Gesichtsausdruck, als sie Mana und Kaya erblickte, loszulachen.

„G-Guten Morgen“, wünschte sie verunsichert. Die Schüler erwiderten den Gruß (bis auf Mana natürlich), und setzten sich wieder. Der Blick der Lehrerin blieb weiterhin auf den beiden Puppen haften, die sie vollkommen unschuldig ansahen. Zumindest Kaya tat es, Kaya schaute immer unschuldig, Manas Blick konnte am ehesten mit abweisend oder kühl beschrieben werden. „Ich... dachte, das hier wäre eine Jungenschule“, begann die Lehrerin zögernd und erntete leises Gekicher.

Sie hat wirklich keine Erfahrung, dachte Hakuei schadenfreudig, Sagt nicht einmal ihren Namen. „Ist es auch!“, rief er ihr zu und schenkte ihr ein Lächeln, als sie ihn ansah.

„Aber...“, begann sie und blickte erneut zu Mana und Kaya.

„Wir sind auch Jungen“, erklärte Kaya hilfsbereit und zeigte der armen Frau ein freundliches Lächeln. So, wie er es sagte, mit seiner hellen, sanften und ziemlich femininen Stimme, klang es nicht sonderlich überzeugend. „Sie sollten sich nicht immer nur vom Äußeren täuschen lassen.“

„Aber... warum... tragt ihr keine... Uniformen?“, fragte die Lehrerin irritiert weiter.

Kaya holte einmal tief Luft und gab den anderen Schülern Zeit, sich entsprechend vorzubereiten. Diejenigen, die ihn anhimmelten, konnten sich auf noch mehr Niedlichkeit seinerseits einstellen und diejenigen, die ihn als eine Nervensäge ansahen, beschäftigten sich mit etwas anderem. „Das ist eine etwas längere Geschichte, wissen Sie, aber im Grunde sind wir so etwas wie Unterhaltung für die gesamte Schule, Sie wissen bestimmt, dass es auf einer reinen Jungenschule schnell langweilig werden kann, und wenn man dann doch zwischendurch einen Blick auf uns werfen kann, geht es einem gleich besser“, erläuterte Kaya gestikulierend und lächelte anschließend wieder.

Die Lehrerin schien nur noch verwirrter. „Du hast...“

„Kaya stopft nur gerne aus!“, meldete Kiyoharu sich jetzt zu Wort. Hakuei schaffte es nicht, ein leises Lachen zu unterdrücken.

„Wie bitte?“

„Sie können gerne anfassen, seine Oberweite ist nicht echt“, fuhr Hakuei grinsend fort.

Mana wisperte Kaya etwas zu. Der drehte sich zu den beiden um. „Es ist ziemlich unhöflich, einfach in die Klasse zu rufen“, mahnte er sie streng. „Wenn ihr nicht gefragt werdet, dann seid bitte still. Ich spreche gerade sicherlich nicht nur für mich und die Frau Lehrerin, sondern auch für andere Mitschüler in dieser Klasse.“ Mana nickte zustimmend und warf den Störenfrieden (die sich mit Mühe das Lachen verkneifen konnten) einen vernichtenden Blick zu.

Die Lehrerin wirkte immer hilfloser. „Und... das habt ihr mit dem Rektor abgesprochen?“, wollte sie zweifelnd wissen.

Mana flüsterte Kaya erneut etwas zu. „Natürlich, es spielt sich alles auf der legalen Seite ab“, wiederholte Kaya das, was Mana ihm höchstwahrscheinlich in einfacheren Worten mitgeteilt hatte.

„Ach so?“ Die Frau blinzelte erstaunt. „Na ja, ich werde mal mit ihm darüber reden. Sagt ihr mir mal eure Namen?“

„Mein Name ist Kaya und das ist Mana“, gab Kaya hilfsbereit zurück. Mana deutete eine höfliche Verbeugung an und flüsterte seinem Sitznachbarn noch etwas zu. „Oh, Sie müssen ihn auch nicht Mana-sama nennen, auch, wenn Ihnen das ein paar Lehrer empfehlen.“

„Wir müssen überhaupt nichts machen“, flüsterte Hakuei Kiyoharu zu. „Die beiden kriegen sie schon alleine klein.“

Kiyoharu grinste breit. „Stimmt, eigentlich praktisch.“

„Mana-sama?“, wiederholte die Lehrerin, nun vollkommen aus der Fassung geraten.

„Na ja, so nennen ihn sein Fanclub, einige Lehrer, der Direktor...“ Kaya überlegte eine Weile. „Und natürlich noch einige andere Schüler. Aber Sie brauchen ihn nicht so zu nennen, Sie sind ja sowieso nicht allzu lange hier, nicht wahr?“

Die junge Frau ließ sich an das Pult sinken. „Warum redet ... er denn nicht?“

„Wissen Sie, Mana mag es nicht so gerne, wenn andere Leute seine Stimme hören“, gab Kaya zurück. „Er findet, dass es nicht zu seinem Äußeren passt.“

„Eine Puppe kann schließlich auch nicht sprechen“, bemerkte Hakuei laut.

Mana drehte sich zu ihm um und fixierte ihn kalt, wisperte Kaya dann noch etwas zu, welcher es laut aussprach: „Wenn du dein großes Mundwerk nicht halten kannst, würden wir dir vorschlagen, dass du es zuklebst.“

„Besser unfreiwillig ein zugeklebtes Mundwerk als freiwillig nichts sagen“, erwiderte Kiyoharu. „Zicke.“

„Und... wer seid ihr?“, wollte die Lehrerin wissen, die sich keine Mühe gab, die vier vom Reden abzuhalten.

„Wir sind die Puppenspieler“, grinste Kiyoharu.

„Ich bin Kiyoharu und das ist Hakuei“, antwortete Hakuei.

Kiyoharu sah ihn an. „He, ICH bin Kiyoharu!“

„Wir haben unsere Körper getauscht!!“, meinte Hakuei entgeistert und schaute an sich herunter. „Entschuldigt mich mal bitte, ich muss auf die Toilette.“ Er erntete Gelächter und glaubte, aus den Augenwinkeln ein Lächeln einer Puppe zu erhaschen. Er war sich nur nicht sicher, ob es Mana oder Kaya gewesen war.

„Das lässt du schön bleiben!“, fuhr Kiyoharu ihn ungehalten an. „Das ist MEIN Körper, du hast kein Recht, damit anzustellen, was du willst!“

„Soll ich mir auf dem Klo die Augen verbinden, oder was?!“

„Wäre doch zumindest mal ein Anfang!“

„Und was, wenn ich dann nicht treffe??“ Erneutes lautes Gelächter. Dieses Mal warf Hakuei rechtzeitig einen Blick zu den Puppen, um Mana lächeln und Kaya eine sanft geschwungene Augenbrauen heben zu sehen. (Mana lächelte?)

„Ist ja wohl nicht dein Problem, sondern das der Putzfrauen, oder nicht?“

Hakuei schob sein Shirt etwas hoch. „He, zumindest hab ich jetzt deinen Machobauch.“

„Meine Vögel sind weg!“, beschwerte Kiyoharu sich weinerlich und zog den Kragen seines Shirts so weit nach unten, dass man den Schmetterling auf seiner Brust sehen konnte. „Dafür hab ich diesen langweiligen Piss-Schmetterling, ist doch mal voll öde!“

„Was soll ich erst sagen?! Meine Arme sind volltätowiert! Und nicht nur das, ich hab auch noch Piercings in der Nase, in der Lippe und in der Augenbraue, das ist doch wohl mal voll eklig!“

„Gib mir meine Piercings zurück!“

„Und du mir meinen Schmetterling!“

Die beiden sprangen auf und versuchten, sich gegenseitig das Shirt auszuziehen. Dabei landeten sie erst auf dem Boden und zwei Minuten später beim Direktor.

„Was für eine Spielverderberin“, murmelte Hakuei beleidigt.

Kiyoharu bekam sich immer noch nicht ein vor Lachen. „’Wir haben unsere Körper getauscht’.... du bist göttlich, Haku!“

Der Angesprochene musste grinsen. „Was denn?“

„Gib’s zu, du wolltest dir nur nicht eingestehen, dass du dich mit unseren Namen vertan hast. ... Au!“
 

„Hiya, Hakuei.“

Hakuei drehte sich verwirrt zu Rose um. „Morgen, Schätzchen. Was gibt’s?“

„Soll ich wieder gehen?“, fragte der Blonde leicht gereizt.

„Sei doch nicht immer gleich eingeschnappt, wenn ich dir Spitznamen gebe, Rose ist doch genauso ein Spitzname, oder nicht?“

„Ja, aber jeder nennt mich Rose, das ist was anderes.“

„Also dürfte ich dich Schätzchen nennen, wenn dich jeder andere auch Schätzchen nennt?“, lächelte Hakuei.

„Nein“, erwiderte Rose knapp. „Was ich eigentlich wollte... Mana und Kaya wollten mir nicht erzählen, wie die neue Lehrerin war und meinten, ich sollte dich fragen.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen.

„Sie ist genau das, was ich ein verschüchtertes Mäuschen nennen würde“, grinste der Schwarzhaarige. „Und da sind zum Teil auch deine Puppen-Freunde Schuld. Pass auf, erst mal hat es sie natürlich total irritiert, dass die beiden in Kleidern dasaßen, und vor allem Kaya, der sich ja gerne oben rum was ausstopft, und als...“

Während die beiden sich unterhielten, bemerkten sie nicht, dass sie von vier aufmerksamen Augenpaaren beobachtet wurden.

„Das gefällt mir nicht“, sagte Kaya besorgt. „Ganz und gar nicht.“

„Warum nicht?“, wollte Hizaki lächelnd wissen. „Schau sie dir doch an, sie lachen zusammen, sie haben Spaß...“

„Das ist es ja gerade, was mich beunruhigt“, murmelte Mana. „Was, wenn er ihn uns wegnimmt?“

„Wer wen?“, fragte Yue mit großen Augen. „Hakuei nimmt uns Rose weg? Das kann er nicht machen! Rose gehört zu UNS! Rose kann mich nicht alleine lassen!“ Er schob die Unterlippe vor und wirkte, als wäre er kurz davor zu weinen.

„Ich bezweifle, dass man es ‚wegnehmen’ nennen kann“, wandte Hizaki ein. „Nur, weil Rose und Hakuei irgendeine Art von Beziehung, sei es Freundschaft oder mehr, haben, werden Daisuke, Kiyoharu und Gara ihn doch nicht akzeptieren. Allerhöchstens tolerieren, aber nicht mehr.“

Mana sah ihn einen Moment schweigend an. „Ich glaube aber, dass es das ist, was Rose sich wünscht – von ihnen akzeptiert zu werden. Und was, wenn er dafür in Kauf nimmt, uns zu verlassen?“

„Ich mag Rose!“, bekräftigte Yue verzweifelt. „Er kann mich doch nicht verlassen, dann bin ich ganz alleine...“

„Freuen wir uns doch einfach für ihn“, versuchte Hizaki es noch einmal.

„Ich kann mich aber nicht für ihn freuen, wenn er beschließt, weiterhin freundschaftlichen Kontakt mit solch einer groben und bösen Person zu halten!“, widersprach Kaya aufgebracht.

Schweigend beobachteten die vier Rose und Hakuei noch eine Weile. Hakuei gestikulierte wild herum und Rose schien das ganze mehr als nur zu amüsieren.

„Ah, bevor ich es vergesse – kannst du mir heute ein bisschen von deiner Zeit schenken, Hizaki?“, fragte Mana.

Hizaki lächelte wieder. „Lass mich raten – Mathematik?“

Mana nickte. „Die neue Lehrerin ist mehr als unfähig, und wenn ich weiterhin Klassenbester sein will, dann muss ich auch etwas dafür tun. Es tut mir leid, dass ich dir in keinster Weise behilflich sein kann und ständig von dir Hilfe erbitte...“

Der Angesprochene winkte ab. „Keine Ursache, wirklich. Ich bin nun mal der Älteste hier, und es macht mir nichts aus, euch zu helfen. Möchtest du auch mitlernen, Kaya?“

Kaya nickte sofort freudig. „Ja, das wäre äußerst liebenswürdig von dir, Hizaki, danke schön!“

„Ach ja, kann mir jemand noch mit Biologie helfen?“, wollte Yue kleinlaut wissen.

„Das würde ich machen, aber ich habe das Thema, was ihr zur Zeit habt, leider nicht durchgenommen“, antwortete Hizaki entschuldigend.

„Frag doch Rose, er scheint es begriffen zu haben“, meinte Mana und nickte in Roses Richtung.

„Okay!“, strahlte Yue und hüpfte zu dem Blonden hin.

Hizaki blickte Mana wortlos an.

„Sag nichts, ich habe es schon verstanden“, murmelte dieser leise und hob eine Hand.

„Ich weiß, dass du ihn nervig findest, aber musst du ihn deshalb gleich so abschieben?“, seufzte Hizaki.

„Er ist so naiv, dass es mich manchmal richtiggehend wütend macht“, erwiderte Mana ruhig. „Außerdem hat er einmal eins von meinen Kleidern ruiniert. Das teuerste! Er hat Tusche darauf gekippt, erinnerst du dich? Ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal passiert.“

„Er konnte doch nichts dafür, Mana“, betonte Hizaki.

„Nein, das bestreite ich auch nicht. Aber das heißt doch auch nicht, dass ich das Risiko ein weiteres Mal eingehen muss, oder?“

„Darf ich mal deinen Spiegel haben?“, bat Kaya und betrachtete sich anschließend in demselben, blinzelte ein paar Mal und runzelte dann ganz leicht die Stirn.

„Was ist?“, wollte Mana wissen.

„Ich habe heute mal neue Wimpern ausprobiert, nur bleiben meine Haare andauernd darin hängen“, klagte der Schwarzhaarige und zupfte an ein paar seiner Ponysträhnen. „Und dann fühlt es sich so an, als würden sie in meinen Haaren kleben...“

„Ich sage dir Bescheid, falls es soweit sein sollte“, versicherte Mana ihm.

„Die Pause ist fast zuende“, meinte Rose, der gerade eben mit Yue wieder zu den anderen drei getreten war. „Nur noch eine kurze Frage – habt ihr morgen schon was vor?“

„Kommt darauf an, was du machen willst“, antwortete Mana.

„Ich kann leider nicht, ich gehe tanzen“, schüttelte Hizaki den Kopf.

„Welchen Part übernimmst du denn morgen?“, fragte Kaya ihn lächelnd.

„Morgen tanze ich mal wieder Mann“, erwiderte Hizaki, selbst fast grinsend. „Ich habe so lange Frau getanzt, dass die Typen teilweise richtig aufdringlich geworden sind, deshalb wage ich mich mal wieder an die Frauen heran.“

„Von denen auch mindestens die Hälfte auf dich steht“, grinste Rose. „Habt ihr denn Zeit, Mana, Kaya, Yue?“

„Ich wollte ursprünglich ein bisschen einkaufen gehen“, meinte Kaya nachdenklich.

„Dann können wir doch zusammen gehen“, schlug Rose vor.

„Jaaaa, dann komm ich mit!“, strahlte Yue glücklich.

Mana nickte ergeben auf einen erwartungsvollen Blick von Hizaki hin. „Meinetwegen.“

„Was hat Hakuei dir denn erzählt?“, wollte Hizaki von Rose wissen.

„Ach“, erwiderte der Blonde und grinste. „Nur, was für einen Mist er und Kiyoharu wieder angestellt haben. Die arme Lehrerin...“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Was habt ihr Yue denn davon erzählt, dass ich ihn allein lassen wollte?“ Neugierig sah er in die Runde.

„Nichts.“ Mana schüttelte den Kopf. „Er hat nur etwas falsch verstanden. Und wir sollten jetzt gehen.“

Rose sah ihm und Kaya einen Moment nach und blickte dann zu Hizaki. Der seufzte nur leise. „Yue, kannst du schon mal vorgehen? Ich muss noch was besprechen, ja?“ Rose tätschelte Yue den Kopf, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und sah ihm dann noch kurz hinterher, wie er davon hüpfte.

„Was hast du auf dem Herzen?“, fragte Hizaki sanft.

„Ich...“ Rose druckste etwas herum, weshalb der andere sich bei ihm einhakte und mit ihm schon mal losging. Beim Gehen konnte Rose besser nachdenken, außerdem musste er Hizaki dann nicht direkt ins Gesicht schauen. Er war dem anderen dafür dankbar. „Weißt du, ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich mit euch nicht über das reden kann, was MIR wichtig ist. Ich kann ja nachvollziehen, dass ihr nicht versteht, warum ich mich noch mit Hakuei unterhalte, obwohl er ständig solche Sachen zu mir sagt, aber ... ich weiß nicht. Irgendwie sind Kaya und vor allem Mana in letzter Zeit so... abweisend zu mir. Und wenn ich versuche...“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht gut in Worte fassen. Ich fühle mich abgeblockt. Ich weiß ja, dass ich nie so ganz zu euch gehört habe, aber Freunde sind doch Freunde, oder?“ Fragend sah er Hizaki an.

„Die beiden – oder vielmehr Mana – haben, glaube ich, Angst, dass du sie ‚verrätst’. Das heißt, dass du die Privilegien, die du als einer von uns hast, für Hakuei aufgeben würdest“, begann Hizaki zu erklären.

„Wie bitte?!“, meinte Rose entrüstet. „Für so einen Idioten würde ich doch nicht-“

„Du hältst ihn nicht für einen Idioten, Rose, oder?“, fragte Hizaki nachsichtig und lächelte.

„Nein, tu ich nicht“, murmelte der andere Blonde. „Aber wie gesagt, Freunde sind Freunde, ich würde euch nicht so einfach sitzen lassen. Ich finde nur, dass ich mich mit euch nicht über... wichtige Dinge unterhalten kann. Also, dich ausgenommen.“ Er schenkte Hizaki ein schwaches Lächeln. „Du hörst immer zu und sagst, was du denkst, egal, bei was. Danke.“

„Keine Ursache, Rose.“ Der andere lächelte zurück. „Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Was wären denn für dich wichtige Dinge, zum Beispiel?“

„Meine Gedanken und Gefühle... ich habe das Gefühl, dass ich bei euch zu kurz komme. Und ich bin nicht jemand, der einfach zu euch hingehen und sagen könnte, dass es mir meinetwegen total schlecht geht, weil irgendwas passiert ist. Ich gehe auch nicht so gerne zu euch hin und erzähle euch, was mir Tolles passiert ist, weil ich denke, dass euch das eigentlich nicht interessiert.“

„Geben wir dir das Gefühl? Sind wir es?“, fragte Hizaki freundlich nach.

Rose schüttelte langsam den Kopf. „Nicht ihr alle. Yue interessiert sich schon für mich, ihm würde ich es am ehesten erzählen, aber ich bezweifle, dass er mit seiner Weltfremdheit so viel von dem verstehen würde, was ich ihm sage. Und Kaya... bei ihm weiß ich nie, ob es echtes oder geheucheltes Interesse ist, und oft schätzt er Dinge einfach falsch ein.“ Er überlegte kurz. „Und Mana..... Er ist nicht jemand, dem ich mich in irgendeiner Weise anvertrauen möchte.“

„Warum?“, bohrte Hizaki weiter.

„Na ja... er ist so... kalt“, antwortete Rose zögernd. „Er lacht fast nie, er sieht immer so ernst aus, ich habe ihn selten richtig überrascht oder geschockt gesehen, sondern eher milde erstaunt. Seine Gefühlsregungen sind einfach...“

„Sprich mit ihm darüber“, gab Hizaki zurück. „Rede mit ihm darüber, und wenn er versucht, dich abzublocken, dann mach ihm klar, wie ernst es dir ist. Ich bin sicher, dass er nicht halb so kalt ist wie er tut. Das gehört alles irgendwie zu der Rolle, die er sich angeeignet hat. Aber du bist mit ihm befreundet, dir gegenüber kann Mana er selbst sein. Versuch es wenigstens mal. Und wenn das nichts bringt, dann rede doch mal mit Kaya darüber.“

Rose nickte langsam. „Ja, das sollte ich wahrscheinlich tun.“ Er lächelte den anderen an. „Danke, Hizaki.“

„Kein Problem. Bis später.“
 

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tbc~

Harm set, harm get

A/N: Die Szene kurz vor Schluss bitte NICHT vorstellen. Hab ich auch nicht gemacht. Ich wundere mich, wie ich sie habe schreiben können >_>
 

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Wenn irgendeiner der Schüler an Hakueis Schule gefragt würde, was das Besondere an ihrer Schule sei, dann würde jeder von ihnen antworten: ‚Wir haben Diven.’

Es gab (nicht nur in Mangas) viele Jungenschulen, deren weiblichste Schüler als ‚Prinzessinnen’ bezeichnet und diese dann von Zeit zu Zeit in Frauenkleider gesteckt wurden, sehr zur Freude der anderen Schüler. Bei Hakueis Schule war es anders. Sie hatten Diven.

Die allererste Diva überhaupt war Hizaki gewesen. Er war auf die Schule gekommen und hatte gleich Aufsehen erregt, weil er sich nicht nur schminkte, die Haare färbte und lang wachsen ließ, sondern auch dafür plädierte, dass es Jungen erlaubt sein sollte, Mädchenschuluniformen zu tragen. Er kämpfte ein gesamtes Jahr für dieses Recht, bis Mana und Kaya auf die Schule kamen. Sie kannten sich zu dem Zeitpunkt bereits, und auch sie schminkten sich und waren sehr für Hizakis Vorschlag.

Mana schließlich gab den Ausschlag. Eines Tages kam er einfach mit einem seiner damals noch schlichteren, schwarzen Lolitakleidchen und Plateauschuhen zur Schule. Er wurde noch vor der ersten Stunde zum Rektor zitiert. Niemand wusste, was in dieser Zeit vor sich ging, aber man sagt, dass der Direktor sich so sehr in Manas Anblick verliebt habe, dass er ihm jeden Wunsch gewährte. Manas Wunsch war klar: Für ihn, Kaya und Hizaki die Erlaubnis erteilen, tragen zu dürfen, was sie wollten.

Die drei fanden einen riesigen Anklang. Hizaki fand sehr viele Anhänger, weil er so freundlich und hübsch war – er schenkte jedem ein Lächeln, wenn man ihn nur grüßte. Weil er sozusagen der Begründer der ‚Diva-Kultur’ war, wurde er von vielen Mama Hizaki genannt. Mana bekam sogleich einen gesamten Fanclub, weil er so distanziert und schön war – er strahlte eine kühle Schönheit aus, die Leute davor zurückschrecken ließ, ihn nur anzusprechen. Er fasste niemanden an, nicht einmal Kaya, sprach nicht und lächelte so gut wie nie. Daher (und weil er eine Zeit lang eisblaue Haare hatte) bekam er den Namen Ice Queen. Kaya war nicht weniger beliebt als die beiden, weil er so mädchenhaft und niedlich war – er gestikulierte niedlich, er schürzte niedlich beim Nachdenken die Lippen, er lächelte niedlich und er redete niedlich. Und obwohl er so offen homosexuell war, sich seine Kleider oben herum präparierte und sich so niedlich verhielt, wäre niemand auf den Gedanken gekommen, ihn als niedlich oder gar putzig zu beschreiben, sondern eher als aufregend schön. Nicht umsonst bekam er den Spitznamen Hime, Schönheit.

Hizaki, Mana und Kaya waren sozusagen die Ur-Diven der Schule und wurden von allen mindestens respektiert, wenn nicht sogar bewundert, angehimmelt und angeschmachtet. Es gab sehr wenige, die es wagten, schlecht über sie zu reden, obwohl es natürlich einige gab, die den gesamten Aufzug lächerlich und übertrieben, gar hässlich fanden, sie wussten, dass sie mit ihren Diven einzigartig waren. Es war ähnlich wie Paris mit dem Eiffelturm – so betrachtet war der Eiffelturm ein Turm aus Metall, eigentlich nicht fotogen, und doch sagte niemand in Paris etwas gegen ihn, weil alle wussten, dass er ihr Wahrzeichen und auf der gesamten Welt bekannt war.

Im darauffolgenden Jahr wurde die Schule jedoch geteilt. Es gesellte sich noch eine neue Diva zu den dreien hinzu – allerdings war es keine Diva in dem vorherigen Sinne. Yue zog sich zwar auch Kleider an, aber komplett andere als die anderen drei. Seine waren meistens rosa, rosa-weiß, pink, pink-schwarz und so weiter, er trug oft unheimlich viele bunte Armbänder, Halstücher, Haarklammern, -schleifen oder Zopfbänder, schminkte sich seiner Kleidung entsprechend und scheute auch nicht vor Glitzer, Leopardenmustern, Buttons, schottenrockkarierten Mustern, Strasssteinen, Halsketten und Ringen zurück. Er stellte einen sehr starken Kontrast dar zu Hizaki, Mana und Kaya, nicht nur vom Aussehen – die anderen drei waren in ihrem Verhalten und Auftreten stets zurückhaltend, erhaben, anmutig und bezaubernd. Yue war hyperaktiv, recht extrovertiert, ständig guter Laune, unheimlich naiv und ging auch auf andere Leute zu.

Zuerst sträubte Mana sich vehement dagegen, dass Yue in ihren Kreis aufgenommen wurde, da er so anders war als sie, aber irgendwann musste er feststellen, dass Yue schon als eine inoffizielle Diva gezählt wurde. Da gab er nach und machte ihn auch zu einer offiziellen. Dadurch erweiterte sich ihre Anhängerschar noch einmal um einiges, da es nicht mehr nur den netten Hizaki, den unnahbaren Mana und den schönen Kaya, sondern auch den süßen Yue gab, der einige Herzen höher schlagen ließ, ohne, dass er es selbst bemerkte. Man hatte mehr Auswahl, kurz gesagt.

Viele versuchten daraufhin, selbst eine Diva zu werden, aber, wie Mana es einmal ausdrückte, man war entweder zur Diva geboren, oder man konnte es gleich vergessen. Sie vier waren geborene Diven, mit dem entsprechenden Aussehen und (bis auf eine Ausnahme) den passenden Manieren.

Der Kreis bekam ein neues Mitglied, als Rose ein halbes Jahr nach Yue auf die Schule wechselte. Niemand hätte vermutet, dass er jemals eine Diva werden könnte – er war zwar ganz hübsch, aber mehr auch nicht. Er stach nicht aus der Menge hervor, er hatte weder Manas prinzessinnengleiche Wohlerzogenheit noch Yues putzige Naivität. Das einzige, was er hatte, war Charisma und dieselbe Aura, die auch Kaya besaß. Kurz: Potenzial. Dadurch, dass er so ‚normal’ und doch nicht normal war, wurde er gleich zum Klassensprecher gewählt und weckte Manas und Kayas Aufmerksamkeit. Auf ihr Raten hin färbte er sich die Haare blond und ließ sich ein paar Mal von ihnen schminken, probierte toupierte Haare sowie Kleidungsstücke wie bauchfreie Tops, Mäntel und pinke Sachen wie Schals, Oberteile und Hüte aus. Da er mit dem Ergebnis äußerst zufrieden war und es auch seinen Mitschülern präsentieren wollte, schloss er sich den vier Diven an und wurde zur fünften und bis jetzt letzten. Obwohl er und Yue nicht Diven im eigentlichen Sinne (wie Mana es ausdrückte) waren, so wurden sie doch voll und ganz von allen anderen Schülern als solche akzeptiert.

Dass Rose und Yue jedoch keine Diven nach Manas Definition waren, ließ er sie von Zeit zu Zeit spüren. Er hatte Yue zwar aufgenommen, aber doch nie ganz akzeptiert, und ihm gefielen Roses zu jungenhaftes Verhalten und seine negative Einstellung zu Kleidern nicht. Tatsächlich hatte er Rose nur ein einziges Mal in ein Kleid stecken können, und diese Erfahrung hatte den Blonden so abgeschreckt, dass dieser sich schwor, nie wieder so etwas anzuziehen. Aber trotz allem fand auch Rose viele Fans. Zwar ungewollt, aber auch ihn begleiteten bewundernde Blicke, wohin er ging.
 

Jedoch konnte man nicht die Geschichte der Diven erzählen, ohne Daisuke, Hakuei, Kiyoharu und Gara (kurz: die Antidiven) zu erwähnen. Daisuke hatte es hautnah mitbekommen, wie Hizaki für Röcke gekämpft hatte, und sich schon damals darüber lustig gemacht. Er war der einzige gewesen, der es gewagt hatte, Hizaki öffentlich auszulachen. Hizaki hatte es sich allerdings nie zu Herzen genommen, hatte er doch die stille Zustimmung aller anderen Schüler. Im nächsten Jahr, als nicht nur Mana und Kaya, sondern auch Daisukes gute Freunde Hakuei und Kiyoharu auf die Schule kamen, spitzte sich die gesamte Situation zu. Mana sah Daisukes Spott als direkten Angriff auf seine gesamte Existenz und reagierte dementsprechend radikal und oft beleidigend. Zwischen den beiden entwickelte sich eine leidenschaftliche Feindschaft, die so lange andauerte, bis Mana endlich die offene Zustimmung für sein Tun vom Direktor bekam. Daraufhin stoppte Mana seine Offensiven gegen Daisuke komplett und bedachte ihn nur noch mit kühler Geringschätzung. Daisuke gefiel es gar nicht, so ignoriert zu werden, und er reizte Mana so lange, bis dieser ihm vor den anderen Diven und Antidiven eine Ohrfeige verpasste und ihn zusammenschrie. Daraufhin kehrte erst einmal Ruhe ein.

Während Daisuke weiterhin einen Groll gegen Mana aufgrund dessen fanatischer Überzeugtheit für sein Tun hegte, hatten Hakuei und Kiyoharu einfach nur Spaß. Es gefiel ihnen, die Diven zu triezen, ein bisschen zu ärgern und sich über sie lustig zu machen. Vor allem, weil sie damit ganz alleine waren – alle anderen wagten es nicht, sich ihnen anzuschließen, auch die nicht, die genauso dachten wie sie. Sie fürchteten Manas Zorn. Die beiden passten allerdings auf, den Diven genug Spielraum für Gegentore zu lassen und sie nicht allzu ernsthaft anzugreifen oder sie wirklich zu verletzen. Sie mochten einige Male zu weit gegangen sein, aber das war keinesfalls ihre Absicht gewesen. Sie wollten nur ein bisschen Unterhaltung und Aufmerksamkeit.

Das änderte sich allerdings, als Gara ihnen auf die Schule folgte. Er griff die Diven offen an, wurde regelrecht gemein zu ihnen und brachte Yue mehrere Male zum Weinen. Zuerst schloss Daisuke sich ihm an, um sich so an Mana zu rächen, aber nach einiger Zeit übernahm er eine andere Rolle – nämlich die, Gara zurückzuhalten. Seitdem war die Beziehung der Diven und der Antidiven zwar noch angespannt, aber nicht mehr feindselig. Daisuke hasste Mana, was auf Gegenseitigkeit beruhte, gab aber zu, gegen die anderen vier nicht wirklich etwas zu haben. Gara mochte sie alle nicht. Hakuei und Kiyoharu fanden die Diven aufgedonnert und völlig überflüssig und fuhren fort, sie zu ärgern.

Von denDiven her sah es nicht viel anders aus, auch wenn Hizaki, Mana und Kaya die Antidiven gänzlich unsympathisch fanden. Viel mehr allerdings auch nicht. Yue hatte überhaupt nichts gegen die Antidiven, aber er hatte auch überhaupt nichts gegen IRGENDJEMANDEN, deshalb zählte das nicht. Wenn man ihm sagte, er solle bei Gara nachfragen gehen, was sie letzte Stunde durchgenommen hatten, tat er es jedes Mal, auch, wenn er eine verletzende und unfreundliche Antwort bekam. Er vergaß es einfach wieder. Und Rose... Rose wusste nicht einmal selbst, wie er zu den Antidiven stand. Er wusste, dass von ihm erwartet wurde, sie nicht zu mögen, aber auch, wenn sie ihn nicht mochten, so fand er doch die Art, wie sie miteinander umgingen, sehr entspannt und angenehm. Manchmal ertappte er sich dabei, wie er sich wünschte, zu ihnen gehören zu können, und manchmal dachte er sich, dass er zum Glück kein Teil von diesem schnatternden Hühnerhaufen war.

Und der Rest der Schule? Man konnte den beiden kleinen Grüppchen nicht neutral gegenüberstehen. Entweder man bewunderte eine oder mehrere Diven und/oder Antidiven, oder man mochte sie nicht. Bemerkenswert zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass die Antidiven ähnlich viele Anhänger gewonnen hatten. Ohne, dass sie es darauf angelegt hatten, natürlich. Ein großer Faktor dabei war gewesen, dass Hakuei gleich in seinem allerersten Jahr deutlich gemacht hatte, an Frauen nicht interessiert zu sein. Seitdem gab es alle möglichen Gerüchte, dass er eine heimliche Affäre mit Kaya hatte (Schließlich waren ihre beiden Anführer verfeindet, deshalb wäre es eine verbotene Liebe, und die beiden waren schwul, konnte es noch deutlicher werden?), dass Kaya und Rose zusammen waren oder, in letzter Zeit das Hauptthema, dass Hakuei und Rose eine geheime Beziehung hatten. Es gab wenige, die nicht von der Eleganz, Extravaganz, Schönheit, Kühle, Niedlichkeit, Lässigkeit, Coolness, Offenheit oder dem Humor der Diven oder Antidiven angezogen wurden.
 

„Hey, Mana!“

Der Angesprochene blieb zusammen mit Kaya, Rose, Hizaki und Yue stehen und blickte Daisuke abweisend an.

„Bist du immer noch nicht zum Direx gegangen?“ Daisuke grinste breit. „Du traust dich wohl nicht, hm?“

„Aber ganz ehrlich, was sollten auch die anderen denken, wenn du mit einer Mädchenunterhose zum Kirito gehst...“, warf Kiyoharu belustigt ein.

Mana flüsterte dieses Mal nicht Kaya, sondern Hizaki ins Ohr, da sein ursprüngliches Sprachrohr zu weit von ihm entfernt stand. „Er war der Meinung, dass er die Sache auch alleine regeln könnte“, sprach Hizaki es laut aus.

„Selbstjustiz, hm?“, meinte Gara spöttisch.

„Ach was, du hast nur nicht genug Mut dazu“, winkte Daisuke ab.

„Ich würde an deiner Stelle vorsichtig sein, was du sagst“, erwiderte Mana durch Hizakis Mund.

„Du traust dich doch eh nicht!“, zuckte Hakuei mit den Schultern.

„Genau wie du dich nicht trauen würdest, eine deiner Freundinnen zu küssen“, sagte Gara herausfordernd. Daisuke warf ihm ein Grinsen zu.

Mana musterte die beiden kühl und wandte sich erneut an Hizaki, welcher ihn befremdet ansah. Mana bedeutete ihm mit einer Geste, dass er es aussprechen sollte. „Und wenn doch?“, gehorchte Hizaki und sah Mana irritiert an.

„Dann machen wir alles, was du willst“, antwortete Daisuke sofort.

„Hey, mal halblang!“, schaltete Hakuei sich ein. „Ganz bestimmt nicht, ja?“

„Okay, dann.... such dir was aus“, schlug Gara vor.

Mana dachte einen Moment nach und Daisuke und Gara tauschten einen ungläubigen Blick. Dass Mana sich darauf einließ, war eine Premiere. Vielleicht hatte er einen guten Tag.

„Also an deiner Stelle würde ich nicht auf diese perversen Säcke hören“, murmelte Rose und warf unwillkürlich einen Blick zu Hakuei.

Der hob die Augenbrauen. „Es war nicht meine Idee“, flüsterte er in Roses Richtung.

„Mit Zunge, natürlich“, fügte Daisuke schnell hinzu.

„Mit Zunge?“, wiederholte Yue verwirrt. „Was meint ihr?“

„Das... zeig ich dir ein anderes Mal“, sagte Rose zögernd und nahm Yues Hand, zog ihn an seine Seite. „Wenn ich dir sage, dass du wegschauen sollst, machst du die Augen zu, Yue, ja?“

„Hey, lass ihn doch, ein bisschen Aufklärungsunterricht schadet doch nicht“, grinste Gara.

Mana beugte sich zu Hizaki und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe er ihn es langsam wiederholen ließ. „Also, wenn er es macht, dann müsst ihr ganz alleine eine gesamte Nacht in der Schule verbringen, ab dann, wenn die Sonne untergeht, also so gegen acht Uhr.“ Hizaki lauschte wieder einen Moment auf Manas Worte. „Und ihr dürft nichts mitnehmen, außer das, was ihr auch jetzt in euren Taschen habt, ausgenommen ist alles zu essen und zu trinken. Was zu essen schon, aber keine zusätzlichen Taschenlampen oder so etwas.“

„Okay“, stimmten Gara und Daisuke ohne zu zögern zu.

„He, vielleicht fragt ihr uns mal?“, grinste Hakuei. „Meinetwegen können wir’s machen, ich hab nichts dagegen. Kiyo?“

„Klingt nach Spaß“, erwiderte der und lächelte.

„So, dann such dir mal jemanden aus, Mana“, schnurrte Gara.

„NICHT Rose“, fügte Hakuei sofort hinzu. Alle sahen ihn an. Entschuldigend lächelnd zuckte er die Achseln. „Der gehört mir.“

„Tu ich nicht!“, protestierte Rose heftig.

„NICHT Rose“, wiederholte Hakuei lediglich.

„Und Yue auch nicht, das wäre Pädophilie“, lachte Daisuke.

„Was?“, fragte Yue irritiert.

„Ich stelle mich für so etwas nicht bereit“, wehrte Hizaki jeden Versuch sofort ab.

Mana und Kaya sahen sich an.

„Jackpot!“, flüsterte Gara glücklich. „Bingo! ...... Aua!“ Er rieb sich den Hinterkopf.

„Und ICH bin pervers“, meinte Hakuei ironisch und hob eine Augenbraue.

„Einen Moment bitte“, sagte Kaya leise und begann, in seiner Tasche zu wühlen. Unzufrieden bat er Mana, sich seine Tasche mal ansehen zu dürfen, und kramte darin herum. Irgendwann hellte sich sein Gesicht auf. „Okay. Ist alles da. Meinetwegen können wir.“

Mana blinzelte ihn fragend an.

Kaya lächelte. „Ersatzlippenstift“, erklärte er. „Und Abschminktücher.“

Oh Mann, dachte Hakuei, Oder auch nicht.

Und noch bevor irgendjemand die Chance bekam, etwas zu sagen, hatte Mana seinem Gegenüber eine behandschuhte Hand auf die Wange gelegt, kurz zärtlich darüber gestrichen, und seine Lippen auf Kayas gedrückt. Kaya wirkte erst ziemlich überrascht und blinzelte ein wenig, bis er dann die Augen schloss und anfing, den Kuss zu erwidern. Es schien alles noch recht vorsichtig und ungewohnt, aber nachdem Mana eine von Kayas Händen ergriffen und ihre Finger miteinander verschränkt hatte, wurde dieser etwas entspannter und öffnete endlich seine Lippen. Bereits nach kurzer Zeit legte er seine freie Hand an Manas Taille.

Hakuei hatte neugierig zugesehen, aber als zu viel Zunge sichtbar wurde, verlor er das Interesse und sah stattdessen zu Daisuke und Gara. Beide wirkten, als würden sie sich gerade einen Porno anschauen und überlegen, ob sie sich jetzt schon einen runterholten oder erst später, wenn die Bilder in ihrem Kopf und nicht mehr auf dem Schirm waren. Hakuei verstand es nicht. Er war hier der Schwule, und obwohl er den Anblick ganz nett fand, waren ausgerechnet die vollkommen straighten Typen die begeistertsten. Auch Kiyoharu schien nicht ganz abgeneigt. Interessant. Da hatte er etwas, womit er den anderen später aufziehen konnte. Von Daisuke und Gara wusste Hakuei sowieso schon, dass sie so versaut waren.

Seine Aufmerksamkeit schwenkte zu den anderen drei Diven. Hizaki schaute zwar auch zu, aber sichtlich missbilligend. Yue hingegen hatte den Kopf schief gelegt und schien zu überlegen, was dort gerade vor sich ging und warum man so etwas tat. (Zumindest sah er so aus.) Und Rose... Rose war gleichermaßen geschockt wie fasziniert von dem Schauspiel. Unwillkürlich stieg in Hakuei der Gedanke auf, wie es wohl wäre, wenn er Rose so küssen könnte. Er schaute wieder zu Mana und Kaya, die sich immer intensiver küssten, und stellte sich vor, dass er Mana und Rose Kaya sei. Rose wäre zuerst noch recht schüchtern, aber je länger Hakuei ihn küsste, desto selbstbewusster würde er...

Nur am Rande bekam er mit, wie Rose Yue die Augen zuhielt, so sehr vertieft war er in seinen Tagtraum. Ihm fiel nicht einmal auf, dass Mana und Kaya sich irgendwann wieder voneinander lösten. Die beiden betrachteten die Antidiven vor sich.

„Fangt nicht an zu sabbern“, murmelte Hizaki unamüsiert. „Alle zusammen.“

Rose schaute zu Hakuei, musste feststellen, dass auch er den gleichen weggetretenen Gesichtsausdruck hatte wie die anderen drei, drehte sich mit Yue um und stapfte wortlos davon. Bitte, wenn Hakuei die beiden so heiß fand...

„Seid ihr jetzt zufrieden?“, wollte Kaya herausfordernd wissen und betrachtete sich im Spiegel. „Du hast meinen Lippenstift ruiniert, Mana...“

„Mehr als zufrieden“, stimmte Daisuke ihm gurrend zu.

„He, ich hab einen Vorschlag“, meldete Hakuei sich zu Wort, dem überhaupt nicht aufgefallen war, dass Rose sie bereits verlassen hatte. „Was haltet ihr davon, wenn wir noch eine Wette machen. Wenn wir es schaffen, Mana zum Lachen zu bringen, dann müsst ihr alle uns die gesamte Nacht begleiten und mit uns in der Schule bleiben, unter den selben Bedingungen wie wir. Okay?“

„Das schaffen wir doch nie“, protestierte Kiyoharu.

Mana dachte kurz nach und flüsterte Kaya dann etwas ins Ohr. „Und was macht ihr, wenn ihr es bis heute Nachmittag nicht fertig bringt?“, wollte Kaya wissen.

„Bis heute Nachmittag?!“, fragte Daisuke.

„Dann bleiben wir die Nacht über nackt in der Schule und filmen uns dabei“, antwortete Hakuei ernst.

„Bist du bescheuert??“, fuhr Kiyoharu ihn an.

Gara hätte wahrscheinlich an der Diskussion teilgenommen, wäre er nicht im La La Land gewesen.

Hakuei warf Kiyoharu einen beruhigenden Blick zu, der ihm deutlich sagte, dass er bereits einen Plan hatte.

„Einverstanden“, lächelte Kaya und wischte Mana etwas Lippenstift weg.
 

~♥~♥~♥~
 

tbc~

No pain, no gain

A/N: LA LA LAND RULEZ. UND ANPANMÄN AUCH -w-V Aber Kirito ist immer noch am Besten. <3
 

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„Du willst Mana zum Lachen bringen?!“, wiederholte Gara ungläubig. Er war endlich aus La La Land zurück und wirkte ziemlich geschockt. „Mana?? Die Ice Queen!?“

„Hört mir doch mal zu, ich weiß genau, was-“

„Und wenn wir es nicht schaffen, dann müssen wir diese Nacht nackt und mit einer Kamera überstehen“, bemerkte Daisuke und hob eine Augenbraue.

„BITTE??“

„Jetzt seid doch mal leise!“, grinste Hakuei. „Also, passt auf. Besonders du, Kiyo, du spielst nämlich eine tragende Rolle.“

„Das will ich doch wohl hoffen!“, erwiderte Kiyoharu gespielt eingebildet.

Hakuei erklärte ihnen seinen Plan und erntete Zustimmung von Kiyoharu, Zweifel von Daisuke und strikte Ablehnung von Gara.

„Kann man die Wette nicht wieder zurücknehmen?“, fragte Gara.

„Ach komm, das wird schon“, versicherte Hakuei ihm.

„Genau, wir kriegen das hin.“ Kiyoharu grinste breit. „Vertrau uns.“

„Warum hast du die Wette überhaupt vorgeschlagen?“, wollte Daisuke wissen.

„Aus einem ganz egoistischen und für euch trivialen, für mich aber existenziellen Grund“, antwortete Hakuei und lehnte sich etwas zurück. „Vielleicht krieg ich Rose dadurch endlich rum.“

Gara verdrehte die Augen. „Und deshalb musstest du uns da mit reinziehen? Warum hast du das nicht irgendwie anders arrangiert?“

„Weil Rose sich sicherlich dagegen gesträubt hätte“, erklärte Hakuei ihm ernst. „Wenn ich ihn um ein Treffen gebeten hätte, dann wäre er weiter davon gelaufen, und er wird weiter davonlaufen, bis ich ihn irgendwann einfange und festbinde. Und das habe ich vor zu tun. Er soll sich nur anhören, was ich zu sagen habe, danach binde ich ihn wieder los.“

„Ich wusste gar nicht, dass du auf so was stehst“, bemerkte Kiyoharu trocken.

Hakuei knuffte den anderen in die Seite und sie mussten beide lachen. „Im metaphorischen Sinne gemeint, natürlich!“

„Dann hoffe ich für euch, dass es klappt“, merkte Daisuke an.
 

In der nächsten Unterrichtsstunde betraten Hakuei und Kiyoharu getrennt voneinander den Klassenraum. Hakuei als erster, er setzte sich auf seinen Platz und holte demonstrativ etwas zu Lesen heraus. Eine Minute später folgte Kiyoharu, der sich ganz vorsichtig auf seinen Stuhl sinken ließ und dann etwas unzufrieden hin- und herrutschte. Nicht wenige Blicke lagen auf ihnen, es wurde bereits getuschelt und auch Mana und Kaya warfen ihnen misstrauische Blicke zu. Nun ja, Mana skeptisch und Kaya erstaunt.

Als Frau Suzuki, die Mathematikvertretung, den Raum betrat, standen alle Schüler gehorsam auf, lediglich Kiyoharu musste sich vom Stuhl hoch kämpfen und verzog etwas das Gesicht. Frau Suzuki begrüßte die Klasse, die Klasse begrüßte Frau Suzuki und alle setzten sich wieder.

„So, wer möchte denn mal eine Zusammenfassung der letzten Stunde geben?“, fragte die Lehrerin, motiviert wirkend.

Hakuei schluckte sein ‚wir haben Sie auf das vorbereitet, was Sie den Rest Ihres Lebens erwarten wird’ herunter und sagte stattdessen laut: „Das möchte Kiyoharu ganz bestimmt.“

Der Betroffene warf ihm einen kurzen, halb wütenden und halb eingeschüchterten Blick zu, den Hakuei geflissentlich ignorierte. Das Getuschel wurde etwas lauter.

„Sehr schön, dass du dich freiwillig meldest, Hakuei“, lächelte Frau Suzuki freundlich. Wahrscheinlich hatte sie sich einige Tricks von ihren Kollegen abgeschaut.

Hakuei erwiderte ihr Lächeln säuerlich und gab eine perfekte Zusammenfassung der vorigen Stunde – obwohl er nicht da gewesen war. Nicht nur die Lehrerin war beeindruckt.

Während der nächsten zehn Minuten sagten weder Hakuei noch Kiyoharu ein einziges Wort, obwohl sie sonst immer quatschten, wenn sie nebeneinander saßen. Selbst Kaya drehte sich kurz zu ihnen um, wie um sicherzugehen, dass sie noch da waren. Mana ignorierte sie.

Dann allerdings, als die Lehrerin eine Frage stellte, meldeten sich die beiden gleichzeitig. Frau Suzuki schaute irritiert zwischen den beiden hin und her und rief schließlich Hakuei auf.

Es gab ein lautes Geräusch, als Kiyoharu aufsprang und dabei seinen Stuhl umwarf. Alle drehten sich zu ihm um. „Warum nehmen Sie diesen Bastard dran?!“, regte er sich auf und zeigte auf Hakuei. „Er hat schon einmal in die Klasse gerufen, er war schon einmal dran, warum nehmen Sie nicht mich??“

„Kiyoharu, beruhig dich!“, fuhr Hakuei ihn ungehalten an. „Jetzt mach keine Szene, Herrgott!“

„ICH?? ICH soll keine Szene machen!?“, schrie Kiyoharu. „Ich habe doch wohl alles Recht dazu, eine Szene zu machen!! Nach allem, was du mir angetan hast!!“

„Was ICH DIR angetan habe??“, wollte Hakuei laut wissen und stand nun ebenfalls auf. Erschrockene Blicke folgten ihm. „Was habe ich dir denn angetan, hm? Du hast es doch alles genossen, so laut, wie du immer warst, oder irre ich mich da?“

„Genossen???“, wiederholte Kiyoharu entgeistert. „Hast du auch nur irgendeine Ahnung davon, wie ich mich dabei gefühlt habe?! Soll ich es dir mal erzählen, du herzloser-“

„Kiyoharu, jetzt halt gefälligst deine große Klappe!“, unterbrach Hakuei ihn. „Was redest du überhaupt, hörst du dir noch selbst zu? Jetzt beruhig dich endlich, können wir das nicht später klären?“

„NEIN, können wir nicht! Ich will, dass alle hören können, wie du mich misshandelt hast!“

„Oh, ‚misshandelt’...“ Hakuei verdrehte die Augen. „Wie habe ich dich denn ‚misshandelt’, Kiyoharu, hm?“

„Du hast mich gezwungen!“, erwiderte Kiyoharu aufgebracht. „Jede Nacht, wirklich, jede Nacht, bis morgens, kein Wunder, dass ich in der Schule fast eingeschlafen bin! Du bist unersättlich, weißt du das eigentlich?!“

Das Getuschel schwoll immer mehr an, die Blicke wurden entweder fassungsloser und/oder amüsierter.

„Also bitte, so laut, wie du gestöhnt hast, KANNST du es gar nicht so schlimm gefunden haben!“

„Wenn du wenigstens noch gut im Bett wärst!“, gab Kiyoharu wütend zurück.

Hakuei sah Mana aus den Augenwinkeln unterdrückt grinsen. Perfekt, dachte er. „ICH nicht gut im Bett?? Hey, wer hat mich denn bitteschön gefragt ‚Du willst WAS WO reinstecken?!’?“

Einzelnes beherrschtes Kichern folgte. „Hakuei, Kiyoharu, setzt euch bitte wieder hin!“, rief Frau Suzuki schwach.

„Wenigstens wusste ICH, was 69 ist!“, fuhr Kiyoharu unbeirrt fort.

„DU weißt aber auch, wie die besten Freunde von Hello Kitty heißen!“, erwiderte Hakuei und jubelte innerlich, als Mana sich eine Hand vor den Mund hielt. „Und Anpanman“, fügte er noch hinzu.

„Aber ICH werde nicht von Blumentöpfen geil!“

„Hey, wenn sie so eine wunderschöne und elegante Form haben, ist das durchaus legal!“, verteidigte Hakuei sich.

„Hakuei, Kiyoharu, Schluss jetzt, setzt euch wieder hin!“, rief Frau Suzuki erfolglos.

„Mir reicht es, Hakuei, mir reicht es ein für alle Mal!“, fauchte Kiyoharu. „Du bist einen Schritt zu weit gegangen, die Netzstrümpfe haben das Fass zum Überlaufen gebracht!“

Das brachte auch bei Mana das Fass zum Überlaufen. Er versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen, aber man sah deutlich, dass er lachte.

„Seid ruhig und setzt euch wieder hin!!!“, befahl Frau Suzuki, die es immer noch nicht aufgegeben hatte.

„Was reden Sie da die ganze Zeit von HINSETZEN?!“, fragte Kiyoharu wütend. „Ich KANN nicht mehr sitzen!!“
 

„Wir haben’s geschafft!“, freute Kiyoharu sich breit grinsend.

„Und ob“, erwiderte Hakuei, der sich vor Lachen immer noch den Bauch hielt. „Oh mein Gott...“

„Aber what the fuck, Hello Kitty??“, wollte Kiyoharu wissen und lachte jetzt auch.

Das brachte Hakuei nur noch mehr zum Lachen. „Sollte ICH nicht eher fragen what the fuck, BLUMENTÖPFE???“

Kiyoharu kriegte sich nun auch nicht mehr ein. „Mir ist nichts... nichts Besseres eingefallen... hätte ich Regalbretter nehmen sollen?!“

„Besser als Netzstrümpfe!!“

„Wenn die Herren dann auch mal fertig wären“, meldete sich eine unamüsierte Stimme über ihnen.

Die beiden standen auf und mussten sich gegenseitig festhalten, um nicht vor Lachen umzufallen. Sie stolperten in das Büro des Direktors und ließen sich auf die Stühle vor dem Schreibtisch fallen, noch immer leise kichernd.

Der Rektor betrachtete sie seufzend. „Mindestens jeden zweiten Tag stört ihr mich, weil ihr entweder den Chemietrakt in die Luft jagt, eure Lehrer in den Wahnsinn treibt, ‚aus Versehen’ eine Wasserbombe durch mein Fenster schmeißt, mein Fenster gleich mit einem Stein einschlagt und hinterher behauptet, es wäre der Wind gewesen, oder aber sagt, ihr wärt der Hausmeister und ihr sollt das hier abstellen, mir eine Flasche Wasser in die Hand drückt und kommentarlos wieder geht.“

Hakuei bekam einen weiteren Kicheranfall und keine Luft mehr, weshalb Kiyoharu ihm, selbst grinsend, auf den Rücken klopfte. „Das mit der Wasserbombe war wirklich keine Absicht!“, verteidigte er sich und den halb erstickenden Hakuei neben sich.

Der Direktor wartete so lange, bis Hakuei wieder tief durchatmen konnte, und seufzte dann ein weiteres Mal. „Ich mag euch Jungs. Das wisst ihr. Ansonsten wärt ihr schon mindestens sieben Mal von der Schule geflogen.“

„Acht Mal, wenn Sie das Huhn in der Geburtstagstorte mitrechnen“, korrigierte Kiyoharu ihn, woraufhin Hakuei ein weiteres Mal fast zusammenbrach.

„Oh, richtig. Das verdränge ich immer wieder“, erwiderte der Direktor trocken.

„Kein Problem“, lächelte Kiyoharu und beugte sich zu Hakuei. „Alles in Ordnung?“

Hakuei richtete sich wieder auf, nickte grinsend, legte sich eine Hand auf den Bauch und holte tief Luft. „Geht schon“, flüsterte er.

„Nicht, dass du ihn überanstrengst“, warf Kiyoharu ein und erntete einen fragenden Blick. „Deinen Machobauch.“

Nachdem die nächste Lachsalve vorüber war, sprach der Rektor weiter. „Ihr solltet meine Geduld nicht überstrapazieren. Es fehlt nur noch, dass ihr die gesamte Schule über Nacht auseinander nehmt.“

Hakuei prustete los, fing sich aber schnell wieder und tat ernst. „Das wird nicht passieren, Kirito“, sagte er nachdrucksvoll und überlegte kurz. „Habe ich Sie schon mal gefragt, ob ich Sie Kirito nennen darf?“

„Nein, hast du nicht“, erwiderte der Direktor knapp.

„Oh. Darf ich Sie Kirito nennen?“

„Nein, darfst du nicht.“

Hakuei schmollte. „Warum nicht? Wir kennen uns doch schon so lange.“

„Nicht, dass ihr auf falsche Gedanken kommt, als ich mich habe befördern lassen, wusste ich NICHT, dass IHR auf dieser Schule sein würdet“, sagte der Rektor.

„Dann wären Sie auf unserer alten Schule geblieben?“, grinste Kiyoharu.

„Dann hätte ich euch den Hals umgedreht“, murmelte der noch recht junge Mann ihnen gegenüber.

„Wie auch immer, kommen wir zum Thema zurück, wir wollen ja keinen Unterricht verpassen“, mischte Hakuei sich ernst ein.

„Dann erzählt mir doch mal, warum GENAU ihr jetzt hier seid, ja?“, seufzte der Schulleiter ergeben.

„Wir haben eine Szene gemacht“, begann Kiyoharu. „Und zwar wollte Hakuei viel zu viel Sex von mir, und das fanden ich und mein Hintern nicht ganz so toll, deshalb hatten wir gerade eine kleine Auseinandersetzung, in der Hello Kitty, Anpanman, Blumentöpfe, Netzstrümpfe, 69, aber leider keine Regalbretter eine tragende Rolle spielten.“

„Und dann ist Frau Suzuki ausgeflippt und hat uns hergeschickt“, beendete Hakuei beleidigt. „Völlig übertrieben. Wir hätten ja weiter Unterricht gemacht. Kiyo zwar im Stehen, aber...“ Sie tauschten einen Blick aus.

„Wisst ihr was? Verschwindet einfach. Verschwindet und kommt frühestens übermorgen wieder hierher. Versprecht ihr mir, dass ihr das hinkriegt?“

„Wir... können es versuchen.“

„Ja, aber versprechen können wir nichts.“

„Je nachdem, wie sehr Hakuei in dieser Nacht mein Gesäß strapaziert oder-“

„HAUT AB!!!!“
 

„Ich kann es nicht fassen“, Mana schüttelte immer wieder den Kopf. „Ich glaube es einfach nicht.“

Kaya sah ihn besorgt an. „Das war Situationskomik, Mana, das ist entschuldbar“, versuchte er den anderen zu beschwichtigen.

„Ich hätte dich auch mal gerne lachen sehen“, merkte Rose an und lächelte.

Mana warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ich kann es nicht fassen! Erst bringen sie mich dazu, dich zu küssen, und dann bringen sie mich noch zum Lachen!“

„Sieh es doch mal so, wenigstens können wir sie heute Nacht überwachen“, warf Hizaki ein. „Ist doch eigentlich viel praktischer, nicht wahr?“

„Also DAS werde ich ihnen auf jeden Fall heimzahlen“, murmelte Mana verärgert.

„Wo gehen wir hin?“, fragte Yue, der hinter ihnen her hüpfte. „Was machen wir da?“

„Wir gehen zu Daisuke, Hakuei, Kiyoharu und Gara und klären mit ihnen, wo und wann genau wir uns heute Abend treffen“, erklärte Rose ihm geduldig. „Wegen der Wette, das habe ich dir doch schon erzählt, nicht wahr?“

„Ach ja, richtig“, nickte Yue lächelnd. „Das wird bestimmt lustig!“

„Es wird die Hölle“, knurrte Mana.

„Wir können ihnen irgendwelche Fallen stellen oder sie verarschen oder so was“, schlug Rose vor.

„Dazu bleibt uns nicht mehr ausreichend Zeit“, erwiderte Kaya nachdenklich. „Wenn es schon diese Nacht sein soll, dann haben wir zu wenig Zeit, um noch etwas vorzubereiten. Und ich möchte nicht in eine von uns aufgestellte Falle tappen.“

„Mistkerle“, sagte Mana leise.

„Mana!“, mahnte Kaya ihn entrüstet.

„Ist doch wahr“, verteidigte der andere sich unzufrieden.

Sie blieben vor den anderen vier stehen, deren lautes Lachen und deren Gesten darauf hindeuteten, dass Gara und Daisuke gerade über Details informiert wurden. Mana wisperte Kaya ins Ohr, welcher wie immer laut übersetzte: „Seid bitte heute Abend um halb neun vor dem Haupteingang der Schule, tragt außer zu essen nichts bei euch, was ihr nicht normalerweise auch in euren Taschen habt. Ja?“

„Und wie kommen wir in die Schule rein?“, merkte Daisuke stirnrunzelnd an.

Wortlos zog Mana einen Schlüsselbund aus seiner Tasche und lächelte ironisch.

„Hast du die... nachgemacht?“, fragte Gara beinahe beeindruckt. „Kannst du mir die beizeiten mal ausleihen...?“

Mana nickte den anderen zu und ohne eine Antwort zu geben, wandten die fünf sich zum Gehen.

„Rose?“, fragte Hakuei laut. Der Blonde drehte sich zu ihm um. „Hast du mal kurz Zeit?“

„Nicht für dich“, erwiderte der Angesprochene und ging weiter.

Hakuei starrte seinen Rücken an. „Hey, was soll das denn jetzt? Rose, hab ich irgendwas gemacht?“

„Nein, bis auf dass du zwei meiner Freunde hinterher gesabbert hast“, rief Rose wie beiläufig und verschwand mit den anderen um die Ecke.

„Zwei seiner Freunde?“, wiederholte Hakuei und überlegte. „Was.... oh!“ Er schlug sich vor die Stirn. „Scheiße....“

„Was meint er?“, wollte Kiyoharu wissen.

„Als Mana und Kaya da so rumgeknutscht haben, da hab ich wahrscheinlich genauso bescheuert ausgesehen wie ihr“, erklärte Hakuei.

„Verständlich“, warf Gara ein.

„Nein, nicht wegen den beiden! Ich hab an ihn, an Rose, denken müssen, und er glaubt jetzt... ah, verdammt.“ Hakuei schüttelte den Kopf. „Mist. Erinnert mich mal bitte heute Abend daran, dass ich ihn darauf anspreche, ja?“

„Hakuei“, sprach Daisuke ihn leise an, als sie sich bereits zum Gehen wenden wollten. „Ich muss mal mit dir reden, ja? Es ist wichtig, ziemlich wichtig. Und ich glaube, nur du kannst mir dabei helfen...“
 

„Er ist ein Arsch... er ist kein Arsch... er ist ein Arsch... er ist kein Arsch...“

„Es ist bereits zwanzig vor neun“, meinte Kaya beinahe besorgt. „Meint ihr, sie kommen wirklich?“

„Sie können es sich nicht erlauben, nicht zu kommen“, erwiderte Mana.

„Er ist ein Arsch...“, murmelte Rose.

„Schließlich war es so abgemacht!“, nickte Yue eifrig. „Und sie können sich nicht einfach nicht an die Abmachung halten, nicht wahr?“

„Er ist kein Arsch...“

„Wahrscheinlich denken sie einfach nur, dass zu-spät-kommen cool sei“, merkte Hizaki an.

„Er ist ein Arsch...“

„Wir warten bis zehn vor, und wenn sie dann nicht da sind, können wir sie als Feiglinge auslachen“, meinte Mana unamüsiert.

„Er ist kein Arsch...“ Rose hielt inne und betrachtete die Pflanze mit den noch übrig gebliebenen Blütenblättern in seiner Hand stirnrunzelnd.

„Und? Was hat es ergeben?“, wollte Hizaki lächelnd wissen.

Rose warf sie zur Seite. „Er ist ein Arsch“, antwortete er. „Schon die vierte Blume. Scheint, als wären sie sich einig.“

„Wer ist ein Arsch?“

Der Blonde drehte sich um und schob herausfordernd die Unterlippe vor. „Den kennst du nicht“, antwortete er. „Er ist ungehobelt, pervers, überall tätowiert und gepierct und hält sich für was Besonderes.“

„Doch, das klingt nach jemandem, den ich kenne“, erwiderte Hakuei nachdenklich.

„Wir dachten schon, ihr kommt gar nicht mehr“, merkte Hizaki ruhig an.

„Komisch, WIR dachten, dass ihr noch nicht da wärt“, gab Daisuke zurück und betrachtete die fünf von oben bis unten. „Was ist, alle hübschen Kleider in der Wäsche, Mädels?“

Mana trug lediglich ein sehr schlichtes, eng anliegendes schwarzes Kleid, Kaya war auf einen schwarzen Rock mit einer weißen Rüschenbluse umgestiegen und selbst Hizaki hatte ein nicht allzu aufwändiges Kleid an. Yue hatte sich mit seinem Rock nicht umgezogen, nur Rose trug eine Hose, wie immer. Eine ihm viel zu weite weiße Hose.

„Ist die neu? Ich hab dich noch nie in einer Baggy gesehen“, fragte Hakuei und hob anerkennend die Augenbrauen. „Steht dir.“

Rose ignorierte ihn komplett. „Können wir dann endlich reingehen? Hier draußen wird es langsam etwas kühl.“

„Sagt der ohne Strumpfhose“, lächelte Hizaki sanft.

„Ist denn jetzt noch jemand drin?“, wollte Gara wissen. „Die Lichter sind noch alle an...“

„Mana meint, es könne noch der Hausmeister sein“, klärte Kaya ihn freundlich auf.

„Ich bin der Hausmeister, ich soll das hier abstellen“, lachte Kiyoharu.

Hakuei stimmte in sein Lachen ein. „Wie Kirito da ausgesehen hat... als ob ihm das Ding gleich in der Hand explodieren würde.“

Daisuke hob eine Augenbraue. „Ich glaube, ich frag besser nicht.“

Die beiden lachten erneut. „Nein, ist besser so“, stimmte Hakuei ihm grinsend zu.

Mana hatte inzwischen das Schultor aufgeschlossen und stakste bereits auf seinen Plateauschuhen zur Schule.

„Gehen wir“, meinte Hizaki und folgte ihm.

„Au ja!“, strahlte Yue, der in der Zwischenzeit damit beschäftigt war, so viele verschiedene Blumen zu sammeln wie möglich.

Kaya ging als letzter und schloss das Tor wieder hinter ihnen ab. Da er etwas zurückgefallen war, beeilte er sich, um die anderen einzuholen, stolperte allerdings mit seinen hochhackigen Plateauschuhen und wäre hingefallen, hätte Daisuke ihn nicht im letzten Moment instinktiv aufgefangen. „Oh, Entschuldigung“, murmelte Kaya verlegen und ließ sich wieder auf die Beine stellen.

Daisuke schüttelte den Kopf. „Kein Problem“, erwiderte er lächelnd.

Kaya erwiderte sein Lächeln kurz und eilte dann weiter, zu Mana nach vorne.

„Er ist so leicht“, flüsterte Daisuke Hakuei zu, der sich ebenfalls hatte zurückfallen lassen.

Hakuei grinste. „Natürlich, er hat ja auch die passende Figur für seine Kleider. Wie hat es sich angefühlt, hm?“

„Ich hätte ihn am liebsten nicht wieder losgelassen“, seufzte Daisuke.

„Warte nur ein bisschen. Du weißt ja, Frauen neigen dazu, im Dunkeln Angst zu kriegen“, lächelte Hakuei und knuffte ihn in die Seite.

Daisuke lächelte gequält. „Du sagst das so einfach...“

„Hey, das gerade war schon ein großer Schritt vorwärts. Kaya hat mal gesagt, glaube ich, dass er auf seinen Prinzen wartet, einen echten Gentleman. Verhalt dich einfach nur ein bisschen prinzlicher und schau, was dabei heraus kommt“, schlug Hakuei schulterzuckend vor.
 

~♥~♥~♥~
 

tbc~

Every cloud has a silver lining

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„Also ich finde, es hat schon etwas Unheimliches, eine völlig verlassene Schule gegen Abend zu betreten“, sagte Kaya laut und sah sich in der Eingangshalle um, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Sie schritten langsam in verschiedene Richtungen.

Irgendwann blieb Hizaki stehen. „Was sollen wir eigentlich jetzt machen?“, sprach er den Gedanken aus, den höchstwahrscheinlich alle anderen auch hatten.

„Was IHR macht, ist mir vollkommen egal“, antwortete Gara. „Wir werden auf jeden Fall-“

„Mana ist der Ansicht, dass wir zusammen bleiben sollten“, widersprach Kaya ihm zögernd.

„Weil uns sonst die wilden Tiere anfallen?“, grinste Hakuei ihn an.

„Nein, weil wir uns sonst gegenseitig Fallen stellen könnten“, erklärte Rose gelangweilt und streckte sich einmal ausgiebig, als würde er nach Hause kommen. „Und damit wir wissen, dass wir auch wirklich die gesamte Nacht hier verbringen, und damit wir uns nicht ein- oder aussperren können.“

„Aber die Fallen machen das Ganze doch erst interessant“, meinte Kiyoharu enttäuscht.

„Und was, wenn du eine vergisst und es rauskommt, dass wir die ganze Nacht hier gewesen sind?“, wollte Hizaki wissen.

„Dann kriegen wir Anschiss vom Kirito“, stimmte Hakuei ihm grinsend zu. „Und das wollen wir doch nicht, oder?“

Kiyoharu lachte. „So geil, haut er uns noch rein ‚das letzte, was uns jetzt noch fehlt, ist, dass ihr über Nacht die ganze Schule auseinander nehmt’!“

Gara grinste. „Also, dann habt ihr ja was vor heute Nacht, nicht wahr?“

„Und er vergisst ständig dein Huhn, Daisuke“, fügte Hakuei hinzu.

„Mein Huhn?“, fragte Daisuke.

„Ja, dein Huhn!“

„Erinnerst du dich nicht mehr?“, grinste Gara. „Als der Direx vor einem Jahr Geburtstag hatte, da haben wir ihm eine grooooße Torte ‚gebacken’...“

„Und er hat sich so lange gefreut, wie er sie noch nicht angeschnitten hatte“, lachte Kiyoharu.

„Wisst ihr noch, wie wir sie gemacht haben?“, fragte Hakuei amüsiert. „Einfach nur aus Pappe eine Art Torte gemacht, in die Mitte ein Huhn gesetzt und auf die Pappe dann rosa gefärbten Quark, sodass es wie eine Creme aussah... und er ist noch drauf reingefallen.“

„Wir mussten zwei ganze Wochen nachsitzen“, nickte Kiyoharu lachend. „Und er hat uns extra in verschiedene Räume gesetzt.“

„Könntet ihr bitte endlich mal euer dummes Mundwerk halten?!“, fuhr Mana die vier unvermittelt an.

Sofort wurde es totenstill im Saal. Alle, ohne Ausnahme, starrten Mana entgeistert an.

„Vielen Dank“, fügte er spitz hinzu, drehte sich auf dem Absatz um und schritt in Richtung Klassenräume davon. „Gehen wir uns einen Klassenraum suchen, in dem wir diese Nacht überstehen können.“

Keiner rührte sich.

„Hat er......“, begann Gara fassungslos.

„....gesprochen???“, beendete Kiyoharu den Satz für ihn.

„Irgendwie ist er gerade um einiges sexier geworden“, murmelte Hakuei. Alle Augenpaare wandten sich ihm zu. „Was denn?“, fragte er lächelnd. „Er hat so eine männliche Stimme. Klingt gar nicht schlecht. Ich hätte so eine erwartet wie bei dir, Kaya.“

Kaya blinzelte ein paar Mal und versuchte offenbar herauszufinden, ob das eine Beleidigung oder ein Kompliment gewesen war.

„Kannst du auch mal an was anderes denken?!“, wollte Rose gereizt wissen und folgte Mana.

Hakuei eilte ihm hinterher. „He, Rose, können wir uns mal kurz unterhalten?“

„Nein, können wir nicht“, murmelte der Blonde.

„Das, was du meintest, von wegen dass ich scharf auf Mana und Kaya gewesen sei, das ist ein Missverständnis“, versuchte Hakuei es trotzdem.

„Natürlich.“

„Sieh mich doch wenigstens an, wenn ich mit dir spreche“, bat Hakuei sanft.

Rose blieb wie angewurzelt stehen und sah den anderen an. „Warum folgst du mir?“, fragte er leise. „Warum rennst du mir immer hinterher, obwohl ich dich immer wieder wegschiebe, warum empfängst du mich mit offenen Armen, wenn ich selbst dazu nie bereit bin, warum bist du immer so nett zu mir? Weißt du... ich habe dich jetzt schon zwei Mal geschlagen, ich zicke dich andauernd an, ich sage dir, dass du aufhören sollst, mich anzumachen und so weiter und so fort. Und trotzdem gibst du nicht auf. Warum nicht? Was soll das alles?“

„Kannst du dir das nicht denken?“, erwiderte Hakuei in einem beinahe zärtlichen Tonfall. „Zeige ich es dir nicht oft genug?“

„Nein, das tust du nicht!“, rief Rose. „Denn du zeigst oft genug das Gegenteil!“ Und damit drehte er sich von dem Schwarzhaarigen weg und rannte los, in einen Seitengang und anschließend die Treppe hinunter.

Hakuei wollte ihm bereits folgen, aber jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass ihn besser“, murmelte Hizaki. „Wenn du ihm jetzt nachläufst, wird er nur noch bockiger. Lass ihn etwas nachdenken, dann kommt er schon von alleine zurück.“

„Warum nur habe ich das Gefühl, dass du und Rose die einzigen beiden in diesem Haufen seid, die noch einigermaßen vernünftig sind?“, seufzte Hakuei.

„Oh, Mana und Kaya sind auch sehr vernünftig, sie zeigen es nur nicht allzu oft“, lächelte Hizaki. „Ich gehe schon mal vor und suche Mana, hol du am Besten erst einmal die anderen, ja?“

„Okay.“ Hakuei und Hizaki gingen in verschiedene Richtungen, Hizaki den Gang hinab und Hakuei zurück in die Eingangshalle. „Hey, Jungs, kommt mit!“

„DU solltest dich nicht angesprochen fühlen“, sagte Gara lächelnd zu Kaya. „Er hat ‚Jungs’ gesagt.“

„Warum behauptest du immer, dass ich kein Mann sei?“, wollte Kaya eingeschnappt wissen. „Das ist nicht nett, das weißt du?“

„Ich meine... guck dich doch mal an!“, grinste Gara. „Du läufst sonst mit einem Kleid herum, hast Oberweite, schminkst dich ziemlich extrem, trägst Schuhe mit Absätzen, machst ständig total weibische Gesten und Gesichtsausdrücke und du redest total schwul, das sind alles Dinge, die normale Männer NICHT tun!“

„Das hat doch nichts damit zu tun, ob man ein Mann ist oder nicht!“, widersprach Kaya aufgebracht. „Es gibt doch auch Frauen, die Hosen anziehen, sich nicht schminken, ständig Kraftausdrücke gebrauchen und Männer unter den Tisch trinken können – sind solche Frauen für dich auch Männer?“

„Ach, du redest Schwachsinn“, winkte Gara grinsend ab. „Lass gut sein.“

„Kommt ihr jetzt mal endlich?“, wollte Hakuei augenrollend wissen.

Daisuke, Kiyoharu, Gara und Kaya setzten sich in Bewegung, Daisuke und Kiyoharu feixend und Gara und Kaya weiter diskutierend.

„Warum sagst du jetzt, dass ich Schwachsinn reden würde?“, bohrte Kaya weiter nach, noch immer gekränkt.

„Bei Frauen ist das was anderes“, antwortete Gara. „Frauen sehen auch in Hosen sexy aus, und außerdem hat sich das so eingebürgert, dass Frauen Hosen anziehen. Aber dass Typen Kleider anziehen, das ist einfach unnormal und krank.“

„Warum denn?“, fragte Kaya weiter. „Du kannst nicht etwas behaupten und dann keine Begründung dafür bringen! Du misst mit zweierlei Maß, Frauen dürfen anziehen, was sie wollen, aber Männer nicht? Es heißt doch Gleichberechtigung von Mann und Frau, oder nicht?“

„Jetzt halt endlich deine Klappe“, fauchte Gara ihn an. „Du nervst mich mit deinem blöden Gelaber!“

„Hey, Gara“, murmelte Daisuke.

„Sieh’s doch einfach ein, du dumme Transe, das, was du machst, ist einfach geistesgestört!“

„Gara!“, schaltete Hakuei sich nun ebenfalls ein. „Es reicht, klar?“

„Was denn??“, wollte Gara gereizt wissen. „Wenn er so bekloppte Fragen stellt und dann so eine verdrehte Logik hat?!“

„Warum denn verdreht?“, fragte Kaya hilflos. „Was ist an meiner Logik verdreht?“

„Jetzt sei verdammt noch mal still!“, rief Gara verärgert. „Und hör endlich auf, so bescheuerte Fragen zu stellen, du regst mich auf!“

„Aber du-“

„Weißt du, was ich am wenigsten leiden kann auf dieser Welt??“, fauchte Gara und blieb stehen, packte Kaya am Kragen und schüttelte ihn. „So dumme, zurückgebliebene und eingebildete Schwuchteln wie dich! Glaubst du, dass du mehr wert bist als wir, nur, weil du Scheißkleider und verf***te Röcke anziehst?!“

„Gara, lass ihn los!“, befahl Hakuei ihm und versuchte, die beiden voneinander zu lösen, da Kaya inzwischen wirklich eingeschüchtert aussah.

„Ich bin keine Schwuchtel“, flüsterte Kaya trotzdem noch.

„UND OB DU DAS BIST!“, schrie Gara außer sich vor Wut. Und dann schlug er zu. Erst einmal in Kayas Gesicht, dann einmal in seinen Bauch, und dann stieß er ihn auf den Boden.

Bevor Gara sich auf den am Boden liegenden, entsetzten Kaya stürzen konnte, packte Hakuei Gara hinten am Kragen und riss ihn zurück. „SAG MAL, GEHT’S DIR NOCH GUT?!“, fuhr er ihn wütend an. Daisuke kniete sich sofort neben Kaya und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei, klopfte ihm auf den Rücken und legte ihm einen Arm um die Schultern.

„Ihr seid doch auf der Seite von diesen Transen!“, schrie Gara weiter und versuchte, nach Hakuei zu schlagen. „Gebt’s doch zu!! Ihr seid doch genauso durchgeknallt wie sie!!!“

Das reichte Hakuei. Dieses Mal schlug er zu, und er war um einiges stärker als Gara, weshalb dieser nur durch diesen einen Schlag schon rückwärts zu Boden fiel.

Just in dem Moment ging das Licht aus.

Eine Weile sagte niemand etwas, und Hakuei rührte sich auch nicht von der Stelle. Er hörte jemanden schwer atmen, wahrscheinlich Gara, jemanden leise schniefen, wahrscheinlich Kaya. Und, wenn er genau hinhörte, dann waren da noch Schritte. Ganz am Ende des Ganges, leise Schritte, wie wenn jemand versuchte zu schleichen, aber zu schwer war dafür. Sie kamen langsam immer näher. Und dann waren die Schritte plötzlich verschwunden.

„Daisuke? Gara?“, fragte Hakuei leise und hockte sich langsam hin.

„Scheiße“, murmelte Gara. Man hörte Kleidung rascheln. „Scheiße, verdammte Scheiße, es tut mir leid, Kaya, es tut mir leid, ich wollte dich nicht schlagen, entschuldige... Hakuei, es tut mir leid, du hast genau das Richtige gemacht... Scheiße...“

„Schon okay“, schniefte Kaya leise. „Ist schon gut.“

„Gara? Daisuke? Gebt mir mal bitte eure Hände“, sagte Hakuei zögernd. Er streckte seine aus, in die Richtungen, in denen er die beiden vermutete, und nach einigem Tasten konnte er die Hände der beiden spüren. „Schön, dass ihr noch da seid.“

Kaya gab einen erschrockenen Laut von sich. „Wo ist Mana?“, wollte er geschockt wissen. „Und Rose? Er hat Angst im Dunkeln, das hat er mir mal gesagt, zumindest, wenn er sich nicht auskennt...“

„Oh nein“, wisperte Hakuei und schüttelte den Kopf. „Verdammte.... Er ist weggelaufen, weil ich mit ihm sprechen wollte.“

„Und jetzt ist er ganz alleine?“, fragte Kaya beunruhigt. „Das ist nicht gut...“

„Mana hat wenigstens noch Hizaki“, sagte Hakuei, noch immer kopfschüttelnd. „Zumindest, wenn die beiden sich gefunden haben. Und...“ In der nächsten Sekunde traf ihn irgendetwas im Rücken, und unvermittelt schrie er leise auf, was Kaya dazu brachte, ebenfalls aufzuschreien, was Daisuke und Gara zusammenzucken ließ.

„Hey, beruhigt euch, ich bin’s nur!“, meinte Kiyoharu und hockte sich neben Hakuei. „Tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe, ich wollte eigentlich nur was überprüfen, dann hab ich euch schreien gehört und mit einem Mal konnte ich nichts mehr sehen. Ich bin nicht plötzlich blind geworden, oder?“

Hakuei atmete einmal tief durch. „Mann, hast du mich erschreckt... nein, bist du nicht, das Licht ist aus.“

„Yue!“, rief Kaya alarmiert. „Wo ist Yue?? Hat jemand von euch Yue gesehen?“

„Also ich nicht“, antwortete Kiyoharu.

„Ist er nicht irgendwohin weggehüpft, als wir noch in der Eingangshalle waren?“, überlegte Daisuke.

„Das heißt, wir haben vier Grüppchen, wenn man es so nennen kann“, schlussfolgerte Gara. „Einmal uns, dann Mana und eventuell Hizaki bei ihm, dann Rose und noch Yue.“

„Genau“, stimmte Hakuei ihm zu. „Und Rose hat Angst im Dunkeln.“

„Oh Scheiße“, murmelte Kiyoharu.

„Sollen wir ihn zuerst suchen gehen? Wohin ist er gelaufen?“, wollte Kaya wissen.

„Ich glaube nicht, dass es viel bringt, wenn wir alle ihn suchen gehen“, erwiderte Hakuei. „Das behindert nur, wenn jeder einzelne in der Dunkelheit herumstolpert. Ich gehe ihn suchen und ihr bleibt hier, ihr könnt ja nach Mana, Hizaki und Yue rufen.“

„Du kannst doch auch nicht alleine losgehen“, protestierte Kiyoharu sofort. „Wenn, dann komme ich mit.“

„Ich möchte nach Mana suchen“, murmelte Kaya.

„Wir können uns aufteilen“, schlug Gara vor. „Haku, Kiyo und ich suchen nach Rose und Yue und ihr beiden nach Mana und Hizaki, okay?“

„Das ist unpraktisch, wenn wir alle einzeln durch das Gebäude irren“, widersprach Daisuke ihm.

„Das stimmt“, meinte Kiyoharu. „Wir brauchen irgendeinen festen Platz, wo wir wieder hin zurückkehren können.“

„Seid mal leise“, wisperte Kaya. Sofort war es wieder still. Bis auf leise Schritte, die man entfernt hören konnte....

„Die hab ich gerade auch schon gehört“, flüsterte Hakuei.

„Ich auch“, stimmte Gara ihm zu. „Aber ich hab gedacht, dass ich sie mir einbilde.“

Sie lauschten eine Weile auf die Schritte, bis sie wieder verschwunden waren.

„Ich habe Angst“, hauchte Kaya und schniefte wieder leise. „Ich habe wirklich Angst, und bitte, lacht mich nicht aus, aber das Ganze ist... unheimlich.“

„Mir geht es nicht viel anders“, gab Hakuei zu. „Ich frage mich nur, warum das Licht vorher an war und so plötzlich ausgegangen ist...“

„Der Hausmeister ist auch nicht mehr da“, meinte Kiyoharu. „Das bin ich nachschauen gegangen. Er ist nicht da gewesen.“

Kaya wimmerte leise. „Ich will hier raus...“, sagte er verängstigt.

„Halt dich an mir fest“, murmelte Daisuke.

Gegen seinen Willen musste Hakuei lächeln. Zum Glück konnten die anderen ihn gerade nicht sehen. Aber Daisuke begann, seine Rolle gut zu spielen. Und dennoch merkte man die Unsicherheit, mit der er Hakuei auch schon an diesem Nachmittag gebeichtet hatte, dass er sich sicher sei, irgendetwas an Kaya zu finden.

„Wir brauchen Licht“, stellte Gara überflüssigerweise fest.

„Ach, wirklich?“, fragte Kiyoharu spöttisch.

„Gara hat schon Recht“, meinte Hakuei. „Taschenlampen oder Kerzen, zur Not reichen auch Feuerzeuge.“

„Ich hab ein Feuerzeug“, erwiderte Daisuke stolz. „Einen Moment...“

„Und das fällt dir erst JETZT ein?“, fragte Kaya.

Mit einem Mal wurde es etwas heller um die fünf.

„Besser“, murmelte Gara.

„Das ist gut, damit können wir Rose suchen gehen“, nickte Hakuei.

„Du willst das Licht wieder mitnehmen?“, fragte Kaya ungläubig.

„Ich werde ganz bestimmt nicht im Dunkeln da rum tappen, ohne zu sehen, wohin ich trete“, entrüstete Kiyoharu sich.

„Aber bitte, beeilt euch“, bat Daisuke Hakuei und Kiyoharu, als sie das Feuerzeug an sich nahmen und aufstanden.

„Wir versuchen es“, gab Hakuei zurück. Dann gingen die beiden los. Sie gingen erst den Gang entlang, unterbrochen von Pausen, weil Hakuei das Feuerzeug nicht die ganze Zeit brennen lassen konnte, und nahmen dann die Treppe, die Rose zuvor herunter gestürmt war.

„Was ist denn eigentlich mit Daisuke und Kaya?“, wollte Kiyoharu irgendwann wissen.

Hakuei grinste. „Ich dachte schon, du würdest mich das nie fragen. Daisuke scheint ein Faible für ausgestopfte Brüste entwickelt zu haben.“

„Nicht ernsthaft, oder?“ Kiyoharu machte große Augen. „Was??“

„Doch.“ Der Schwarzhaarige grinste noch breiter. „Hat er mir heute gesagt, als ihm aufgefallen ist, dass er ziemlich eifersüchtig auf Mana war. Anscheinend hat er Mana auch nur geärgert, damit Kaya sich aufregen und dabei so niedlich sein konnte.“

„Ich glaub’s nicht“, Kiyoharu lächelte schief. „Damit hat sich die Zahl der Schwulen bei uns schlagartig verdoppelt.“

Hakuei musste lachen. „Ach komm, so schlimm ist es doch nicht. Und ein bisschen schwul angehaucht bist du doch auch, gib’s zu.“ Er knuffte den anderen in die Seite.

„Also bitte!“, erwiderte Kiyoharu empört. „Wenn du mich andauernd anschwulst, was bleibt mir da für eine Wahl, hm?“

Hakuei lachte erneut. „Das stimmt.“ Dann hielt er mit einem Mal inne und lauschte. „Hörst du das auch?“, wisperte er.

Kiyoharu war für eine Weile still, bis ein leiser Ruf ertönte. „Da vorne.“

„Rose?“, rief Hakuei zurück. „Ruf weiter!“ Sie folgten der Stimme und bogen auf dem Weg einige Male ab, bis jemand mit weißblonden Haaren sich irgendwann unvermittelt an Hakueis Hals warf. Der drückte Rose sofort fest an sich und Kiyoharu das Feuerzeug in die Hand.

„Gott, Hakuei“, flüsterte der Blonde vollkommen fertig und machte keine Anstalten, seinen Griff zu lockern. „Ich hatte so eine Angst... danke, dass ihr mich suchen gekommen seid... das ist... danke....“

Hakuei lächelte leicht und strich über den Hinterkopf des anderen. „Keine Ursache. Beruhig dich erst mal, ja? Alles in Ordnung?“

„Wir sollten am Besten so schnell wie möglich zurück“, merkte Kiyoharu an. „Die Wiedersehensfreude könnt ihr auf später verschieben, ja?“

Auf dem Rückweg beeilten sie sich so sehr wie möglich. Sie liefen zwar die meiste Zeit ohne Feuerzeug, aber Rose sagte trotzdem nichts. Er klammerte sich nur fest an Hakueis Arm und lief mit ihm.

Als sie endlich wieder bei den anderen drei ankamen, mussten sie feststellen, dass es fünf geworden waren.

„Rose! Geht es dir gut?“, wollte Hizaki auf der Stelle besorgt wissen und schloss den Blonden in die Arme.

„Jetzt schon“, gab Rose schwach lächelnd zurück und drückte sich sofort wieder an Hakuei, kaum wurde er losgelassen. Sie setzten sich zu den anderen auf den Boden. Auch hier ließ Hakuei es nicht zu, dass Rose Abstand von ihm nahm, sondern zog ihn weiter eng an sich. Es war eine unheimliche Erleichterung, den anderen so in den Armen halten zu können, es beruhigte ihn mehr als alles andere es gekonnt hätte. Und seltsamerweise schien es Rose auch nicht zu stören.

„Wie habt ihr denn hierher gefunden?“, fragte Kiyoharu und klang neugierig, aber tatsächlich wollte er lediglich die Stille verdrängen.

„Ohne Probleme“, antwortete Hizaki und man hörte das Lächeln aus seiner Stimme. „Als das Licht ausgegangen ist, hat Mana nach meiner Hand getastet, gemeint, dass wir euch finden müssen, und ist dann losgegangen. Wir haben euch schon von etwas weiter weg gehört, von daher war es wirklich nicht schwierig gewesen.“

„Wie lange habt ihr denn gebraucht?“, stellte Hakuei eine Zwischenfrage.

„Nicht lange, vielleicht eine Minute“, gab Hizaki zurück.

„Aber wir saßen doch eine Weile hier, oder nicht?“, überlegte Kiyoharu.

„Es kann sein, dass bei euch das Licht früher ausgegangen ist“, meinte Hizaki nachdenklich. „Wir haben nämlich ein Geräusch gehört, als würden irgendwo Lampen ausgeschaltet, und erst etwa eine oder zwei Minuten später wurde es bei uns dunkel.“

„Also hat sie jemand ausgemacht?“, fragte Kaya beunruhigt.

„Fragt sich nur, wer es war“, sprach Gara die Gedanken vieler aus.

„Mana, bist du noch da?“, wollte Rose vorsichtig wissen.

„Nein, ich bin in der Zwischenzeit verdunstet“, kam die ruhige Antwort.

„Deine Stimme klingt in der Dunkelheit sehr schön“, stellte Hizaki fest.

Schweigen.

„Da kann ich zustimmen“, meinte Rose. „Oh, was ich noch fragen wollte – wo ist eigentlich Yue?“

„Oh!“, machte Kaya.

„Wie, oh?“, fragte Rose.

„Ihn wollten wir auch noch suchen“, erklärte Daisuke.

„Wie, ihn wolltet ihr auch noch suchen?!“

„Er ist... verloren gegangen“, sagte Hakuei leise.

Rose löste sich aus seiner Umarmung und stand auf. „Also ICH gehe ihn jetzt suchen, ist mir egal, was ihr macht! Kann ich das Feuerzeug haben? Es geht doch nicht, dass ihr mich sucht und Mana und Hizaki und Yue nicht!“

„Ich komme mit“, schloss Mana sich ihm zur Überraschung aller an und richtete sich ebenfalls auf.

„Ich auch“, meinte Kaya und kämpfte sich scheinbar auch aus einer Umarmung hervor.

„Ich mache mir auch Sorgen um ihn“, merkte Hizaki an.

„Dann können wir es uns ja gemütlich machen“, freute Gara sich.

Und da ging mit einem Mal das Licht wieder an.
 

~♥~♥~♥~
 

tbc~

A/N: warum schreib ich Gara eigentlich oft brutal? >_>

(Antwort von Tattoo: "weil du in deine ffs immer bestimmte charas einbindest [...] und der brutale fiesling passt so gut zu gara! ^_~"

mit der lösung kann man sich anfreunden, oder?)

danke fürs Lesen! <3

All's fair in love and war

A/N: ich verlier langsam selbst den Überblick xD teilweise hab ich vergessen, wo die einzelnen Leute waren >_>;;
 

~♥~♥~♥~
 

„Whow“, machte Kiyoharu und sah sich um. Die anderen blinzelten geblendet.

„Also JETZT wird es langsam wirklich gruselig“, meinte Rose und hob eine Augenbraue. „Erst macht jemand das Licht aus und jetzt geht es plötzlich wieder an. Stromausfall kommt auch nicht infrage. Komisch.“

„Ich finde aber, wir haben jetzt andere Sorgen, als uns um Lichter zu kümmern“, merkte Hizaki ernst an. „Wir müssen Yue finden.“

„Wir teilen uns auf“, beschloss Mana kurzerhand. „Und zwar immer in Zweiergruppen. Wer hat alles eine Uhr? Perfekt. Wir suchen etwa zwanzig Minuten und kommen dann genau hierhin wieder zurück. Kaya, du kommst mit mir, Hizaki und Rose suchen zusammen, Daisuke und Gara und ihr beiden, Hakuei und Kiyoharu. Wir nehmen uns die beiden obersten Stockwerke vor, ihr die beiden darunter, Daisuke und Gara, ihr kümmert euch um das Erdgeschoss und ihr euch um den Keller, da die beiden Etagen recht groß sind. Wenn ihr fertig seid mit Suchen, dann kommt ihr sofort wieder hierhin, wenn ihr etwas länger braucht, nehmt euch die Zeit, aber bitte nicht länger als eine halbe Stunde. Noch Fragen oder Anmerkungen, habe ich irgendetwas im Gesicht, Gara?“ Kühl schaute der Schwarzhaarige den Angesprochenen an.

„Es ist... nur so ungewohnt, dich reden zu hören“, murmelte Gara entschuldigend.

„Sind alle einverstanden?“, wollte Mana wissen und blickte in die Runde. Zustimmendes Gemurmel folgte.

„Kann ich das Feuerzeug haben?“, bat Rose. „Wenn es wieder dunkel werden sollte, dann geht irgendwo zu einem Treppenhaus, wir kommen euch dann einsammeln. Ja?“

„Hoffentlich finden wir ihn“, sagte Kaya besorgt.

„Dann würde ich sagen, machen wir uns mal auf die Suche“, lächelte Kiyoharu motiviert und sprang auf.

„Bis spätestens um viertel vor zehn!“, fügte Hakuei grinsend hinzu und folgte dem anderen den Gang entlang und bog anschließend ins Treppenhaus ab. Bereits nach wenigen Sekunden konnte man sie wieder lachen hören.

„Wir hauen dann auch mal ab!“, verkündete Gara und zog Daisuke am Ärmel mit sich.

Die restlichen vier Diven sahen ihnen wortlos hinterher.

„Meint ihr, dass sie ernsthaftes Interesse daran haben, Yue zu finden?“, fragte Kaya besorgt.

„Ich hoffe doch, dass wenigstens ihr das habt“, entgegnete Hizaki und schaute zu Mana.

Der erwiderte seinen Blick finster. „Denk, was du willst. Komm, Kaya, wir gehen.“

Zusammen gingen auch sie zum Treppenhaus, doch bereits nach dem ersten Treppenabsatz blieben sie stehen.

„Es ist stockfinster da oben“, merkte Rose an. „Warum war nur auf dem Erdgeschoss das Licht an?“

„Vielleicht weiß derjenige, wer auch immer da ist, wo wir waren“, überlegte Hizaki.

„Mach mir keine Angst!“, sagte Kaya eingeschüchtert.

„Weiß jemand, wo die Lichtschalter sind?“, wollte Rose wissen.

„Gib mir das Feuerzeug.“ Mana ging die Treppenstufen hoch. Man hörte ihn noch etwas weiter schreiten, dann verstummten seine Schritte.

„Das ist unheimlich“, flüsterte Kaya. Er zuckte zusammen, als mit einem Mal das Licht wieder anging.

„Gehen wir weiter“, beschloss Hizaki.
 

„Weißt du, ich verstehe es nur nicht“, versuchte Rose zu erklären, als er und Hizaki, bereits mit dem zweiten Stockwerk fertig und auf dem ersten angekommen, herum liefen und immer mal wieder nach Yue riefen. „Er behauptet, er würde alles ernst meinen, und gerade hat er nicht einmal den Versuch unternommen, mit mir alleine suchen zu wollen...“

„Das wäre aber auch wirklich unpassend gewesen“, bemerkte Hizaki. „Mana hatte zumindest einen Plan und brachte etwas Ordnung in das Ganze, und da wäre es fehl am Platze gewesen, wenn Hakuei es nur, damit er zwanzig Minuten ungestört mit dir verbringen könnte, über den Haufen geworfen hätte. Oder?“

„Ja, stimmt schon“, räumte Rose ein und drehte sich um, da er glaubte, eine Bewegung hinter ihm gespürt zu haben. „Aber, weißt du, er zieht mit Kiyoharu ständig solche Sachen ab wie heute Mittag, dass sie zusammen wären und er zu viel Sex von ihm wollte oder so was... und dann denke ich mir, hey, wenn er so was mit ihm macht, woher willst du dann wissen, dass er dich nicht auch nur verarscht?“

„Er hat doch versucht, mit dir zu reden, nicht wahr?“, fragte Hizaki sanft. „Gib ihm doch einfach mal die Chance dazu, block nicht ab. Hör dir zumindest an, was er zu sagen hat.“

Rose seufzte einmal tief. „Wenn du das sagst, dann klingt es so einfach und so vernünftig....“ Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. „Hizaki.. sieh mal...“ Er deutete auf ein Bein, das man am Ende des Ganges sehen konnte. Weiße Strümpfe und Schuhe mit einem rosa-weiß karierten Muster. Rose und Hizaki sahen sich kurz an und rannten dann gleichzeitig los.

Yue lag auf dem Bauch am Boden, den Kopf etwas zur Seite gedreht und die Augen geschlossen. Er wirkte, als würde er schlafen.

„Was ist mit ihm?“, wollte Rose beinahe panisch wissen.

„Moment.“ Hizaki kniete sich neben Yue und tastete nach seinem Puls, kontrollierte seine Atmung und nickte dann langsam. „Soweit scheint alles okay, er ist nur bewusstlos, glaube ich.“ Er hielt kurz inne und tastete dann nach Yues Haaren. „Seine Haare sind nass. Hat es geregnet?“

Rose griff nach Hizakis Handgelenk, blass geworden. „Das ist kein Regen“, flüsterte er. „Das ist Blut.“

„Oh...“ Hizakis Gesichtsausdruck wurde noch etwas geschockter. „Hol die anderen, und beeil dich bitte, ja? Du kannst schneller laufen als ich. Sie müssten eigentlich fertig sein.“

Der Blonde nickte sofort, sprang auf und stürmte los. Er verschwendete keinen Gedanken mehr daran, was wäre, wenn es plötzlich dunkel würde, sondern lief einfach. Außer Atem kam er unten am Treppenhaus an, wo Mana, Kaya, Daisuke und Gara bereits warteten.

„Habt ihr ihn?“, wollte Kaya beunruhigt wissen.

„Er ist verletzt“, keuchte Rose zur Antwort. „Er liegt im ersten Stock, wir haben ihn gefunden, als er schon ohnmächtig war. Er hat eine Wunde am Kopf. Wo sind Hakuei und Kiyoharu?“

„Hoffentlich noch immer im Keller“, erwiderte Gara und warf einen Blick nach unten.

„Geht schon mal nach oben, direkt links und dann den Gang runter, ja? Ich hol die beiden anderen“, beschloss Rose und lief den ersten Treppenabsatz hinunter. Weiter traute er sich nicht mehr. „HAKUEI! KIYOHARU!!“, schrie er so laut er konnte und lauschte dann auf eine Antwort.

„Was ist?“, rief Hakuei zurück.

„Bewegt eure Ärsche hierher!!“

„Aber wir haben ihn gefunden! Er rennt hier rum!“

Rose war sprachlos. Und dann wurde ihm kalt. Sie hatten ihn gefunden? Das ging doch nicht, er lag doch oben auf dem Boden... oder nicht? „Kommt her!“, befahl er laut und hielt sich am Treppengeländer fest. Er wollte nicht zulassen, dass er Angst bekam, doch je mehr er darüber nachdachte... Erst schaltete jemand die ganzen Lichter aus, dann wurde Yue verletzt und jetzt sollte es zwei Yues geben?

„Was ist denn, verdammt?“, fluchte Kiyoharu. Er und Hakuei tauchten unten an der Treppe auf.

„Yue liegt ohnmächtig im ersten Stock“, antwortete Rose unsicher. „Er ist am Hinterkopf verletzt.“

Die beiden sahen sich an, und man merkte, dass ihr Erstaunen echt war. „Kann nicht sein“, schüttelte Kiyoharu den Kopf.

„Er hatte doch irgendwas weiß-pinkes an, oder?“, wollte Hakuei wissen. „So jemand ist gerade vor uns weggelaufen, gerade, als wir die Suche aufgeben wollten. Wir sind natürlich hinterher, aber irgendwie haben wir ihn dann verloren.“

„Das kann nicht sein“, widersprach Rose. „Wir haben ihn erst gerade gefunden, und wenn er sich nicht beamen kann...“

„Also JETZT wird es mysteriös“, merkte Kiyoharu an und schaute wieder zu Hakuei.

„Sind die anderen schon oben?“, fragte Hakuei. Rose nickte. „Okay, dann gehen wir auch und lassen das Ganze auf sich beruhen.“

Sie stiegen die Treppe hinauf und gingen zu den anderen.

„WAS FÜR KEIN EMPFANG?!“, schrie Gara in dem Moment. „Und OB du Empfang hast, du Scheißteil, sonst funktionierst du doch auch immer!“ Er schüttelte sein Handy, als würde das etwas bringen.

„Kein Empfang?“, wollte Hakuei irritiert wissen.

„Wir wissen nicht, wie schwer er verletzt ist“, antwortete Hizaki besorgt. „Deshalb wollten wir das Ganze hier abbrechen und einen Krankenwagen rufen, denn die Blutung ist ziemlich stark...“

„Hat einer von euch noch ein Handy mit?“, fragte Mana, der etwas unbeteiligt an der Seite stand.

„Ich glaube schon“, erwiderte Kiyoharu und kramte in seinen Taschen herum. Er zog erst eine Schachtel Zigaretten, dann etliche Zettel, ein Pflaster, eine Haarklammer, einen kleinen Bleistift, ein Feuerzeug („Oh, ich hätte DOCH eins gehabt“), einen Anstecker in Form eines X, einen Ohrring und schließlich einen Schlüssel hervor. „Hm, doch nicht.“

„Ach deshalb klimperst du ständig beim Gehen“, warf Hakuei breit grinsend ein.

Kiyoharu erwiderte sein Grinsen und stopfte alles in seine Hosentaschen zurück.

„Kann ich eine Zigarette haben?“, bat Gara. „Ich glaube, ich kann jetzt eine gebrauchen.“

„Ich auch“, stimmte Daisuke ihm zu.

„Ihr raucht jetzt NICHT“, widersprach Rose bestimmt. „Im Sekretariat ist noch ein Telefon. Kommt jemand freiwillig mit?“

„Gerne“, meldete Mana sich auf der Stelle. „Gehen wir.“ Bevor irgendjemand noch etwas sagen konnte, hatte Mana sich bereits bei dem Blonden untergehakt und zog ihn mit sich. „Dann muss ich zumindest nicht mehr diesen Schwachsinn ertragen“, murmelte er leise. „Gerade haben Gara und Daisuke darüber diskutiert, ob sie Yue mal unter den Rock schauen sollten oder nicht.“

Rose lächelte mitfühlend. „Und so was hätten wir den Rest der Nacht noch ertragen dürfen...“

„Ganz bestimmt nicht.“ Mana schüttelte den Kopf. „Jetzt, da Yue verletzt ist, werde ich nicht die Nacht hier verbringen. Und das ist noch nicht alles, weißt du, was Gara alles zu Kaya gesagt hat?“

In der Zwischenzeit überprüfte Hizaki immer wieder, ob Yue noch atmete. Er traute sich nicht, den anderen zu bewegen, da er nicht wusste, wie schwer die Verletzung war.

„Da schwindet er dahin“, bemerkte Kiyoharu theatralisch und machte eine Geste in die Richtung, in der Rose und Mana verschwunden waren.

„Verdammt, ich brauche einfach nur ein bisschen Zeit mit ihm alleine!“, regte Hakuei sich leise auf. „Ist das denn so schwer? Er schafft es doch auch!“ Er nickte mit dem Kopf in Daisukes Richtung, welcher sich gerade mit Kaya unterhielt.

„Kiyo.... ich will eine Zigarette“, bettelte Gara.

„Herrgott!“, meinte Kiyoharu und wühlte in seinen Taschen. „Warum habt ihr keine eigenen mitgebracht?“ Er zog seine Schachtel heraus und drückte erst Gara und dann Hakuei eine Zigarette in die Hand.

„Ich will gar keine!“, protestierte Hakuei.

„Hörst du jetzt doch auf?“, fragte Kiyoharu ungläubig.

„Ich versuch es zumindest.“ Hakuei zuckte die Schultern. „Und hey, wenn es mit Rose nicht klappt, dann komm ich dadurch wenigstens an ein paar Küsse ran. Dai!“ Daisuke sah ihn fragend an. „Deine Zigarette.“ Hakuei reichte dem anderen seine.

„Wenn ihr rauchen wollt, geht bitte raus“, meldete Hizaki sich zu Wort und bedachte sie alle mit einem bösen Blick. „Nur, weil ihr euch die Gesundheit ruinieren wollt, heißt das nicht, dass ihr uns auch dazu bringen könnt.“

„Meinetwegen“, seufzte Gara. „Dai, komm, wir gehen kurz raus.“ Er packte den Angesprochenen am Ärmel und zerrte ihn ungeachtet seiner Proteste mit sich.

„Er soll sich nicht so aufregen“, murmelte Hizaki missbilligend, als die beiden außer Sichtweite waren.

„Wenn er rauchen will, soll er Rücksicht auf andere nehmen“, stimmte Kaya ihm zu.

„Er wäre trotzdem sicherlich lieber hier in netter Gesellschaft geblieben“, meinte Hakuei und zwinkerte Kaya zu.

Dieser blinzelte ihn verwirrt an. „Wie bitte?“

„Wenn Kaya nicht mal mitgekriegt hat, dass Dai mit ihm flirtet, dann macht Dai irgendetwas falsch, glaube ich“, wisperte Kiyoharu Hakuei zu.

Hakuei lachte leise. „Ich glaub auch.“ Er hockte sich neben Hizaki. „Wird dein Kleid nicht dreckig?“

„Um das Kleid mache ich mir gerade weniger Sorgen“, erwiderte der Angesprochene ernst. „Habt ihr euch eigentlich nicht gefragt, wodurch die Wunde entstanden ist?“

Kiyoharu schaute sich um. „Durch nichts, was hier in der Gegend ist, zumindest.“

„Und das heißt?“, fragte Hizaki.

„Dass jemand es entfernt hat?“, flüsterte Kaya entsetzt.

„Oder dass jemand ihn niedergeschlagen hat“, fügte Hakuei hinzu und fuhr sich durch die Haare. „Himmel, das wird immer ungemütlicher hier.“

„Warum sollte jemand so etwas tun?“, wollte Kaya wissen.

„Sicher ist nur, dass wir nicht alleine hier sind“, bemerkte Hizaki.

„Im Keller“, begann Kiyoharu zögernd, „Da haben wir jemanden rumlaufen sehen, der irgendwas pink-weißes anhatte, und es war nicht Yue, denn den hattet ihr schon gefunden. Wir wollten ihn verfolgen, aber da hat Rose nach uns gerufen und wir haben ihn verloren.“

„Und außerdem muss jemand die Lichter ausgemacht haben“, meinte Hakuei. „Und der Hausmeister war es nicht.“

„Vielleicht will der Kirito uns ja einfach nur Angst einjagen“, kicherte Kiyoharu. „Stell dir das mal vor, wie er als Yue verkleidet durch die Schule rennt!“

Hakuei lachte leise. „Ein klasse Bild, wirklich, so nach dem Motto ‚ich sorge dafür, dass sie nie wieder die Schule betreten MUAHAHAHA’!“

„Das ist nichts, worüber man Scherze machen sollte“, unterbrach Hizaki die beiden nachdrücklich. „Wir wissen nicht, wer noch hier ist. Vielleicht sind es Einbrecher, und Yue hat irgendetwas gesehen, was er nicht hätte sehen sollen. Das wissen wir nicht. Und solange wir es nicht wissen, solltet ihr nicht-“

„Wir versuchen doch nur, die Stimmung etwas aufzulockern, Mama“, fiel Hakuei ihm ins Wort und zwinkerte auch ihm zu.

„Wir haben ein Problem!“, meldete sich in dem Moment eine Stimme hinter ihnen. Rose und Mana hatten sich offenbar beeilt, denn sie waren etwas außer Atem.

„Ach ja?“, fragte Kiyoharu.

„Die Leitung ist tot“, erwiderte Mana.

„Wo sind Daisuke und Gara?“, wollte Rose beunruhigt wissen.

„Sie sind rauchen gegangen“, antwortete Kaya. Der Blonde verdrehte die Augen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Hizaki.

„Wir schaffen ihn nach draußen“, schlug Hakuei vor.

„Wenn ihr ihn tragt, dann müsste es gehen“, stimmte Mana ihm zu. „Aber ihr müsst vorsichtig sein, wir wissen immer noch nicht, ob er eine Gehirnerschütterung hat.“

„Das ist ungünstig“, räumte Kiyoharu ein. „Dann würde ich sagen, beeilen wir uns mal. Wenn wir keine Möglichkeit haben, das Krankenhaus zu uns zu holen, dann gehen wir eben einfach hin.“

„Wäre es nicht besser, wenn ihr einfach an umliegenden Häusern anschellt und bittet, kurz das Telefon benutzen zu dürfen?“, fragte Rose.

„Das wäre tatsächlich besser, aber dann solltet ihr euch wirklich beeilen“, nickte Hizaki.

„Dann gehen wir am Besten sofort“, meinte Hakuei. Kiyoharu nickte, und zusammen liefen sie los.

„Mir gefällt das alles nicht“, murmelte Kaya leise.

„Wir kommen hier schon heil wieder raus, keine Angst“, versuchte Mana ihn zu beruhigen.

Rose setzte sich neben Hizaki auf den Boden und betrachtete Yue schweigend.

„Wenn ich wenigstens wüsste, wer außer uns noch hier ist...“, fuhr Kaya fort und sah sich nervös um.

„Wer auch immer hier ist, wir sind in der Überzahl“, erwiderte Mana.

„Ja, aber diejenigen, die uns verteidigen könnten, sind nicht hier...“

„Stimmt es, dass Gara dich wirklich geschlagen hat?“, wollte Rose wissen und sah zu Kaya hoch.

„Was hat er?“, wollte Hizaki entgeistert wissen. Kaya nickte leicht und gab dann eine kurze Zusammenfassung des Geschehens.

„Mir gefällt nicht, dass Daisuke ständig um dich herumscharwenzelt“, merkte Mana leise an.

„Das tut er doch gar nicht, er ist lediglich nett zu mir“, widersprach Kaya ihm und lächelte dann. „Ich wüsste auch nicht, was er sich davon versprechen könnte.“

„Ist er nicht dein Traummann?“, wollte Mana spöttisch wissen. „Ein richtiger Prinz?“

Kaya errötete leicht. „Was implizierst du da?“

„Es war eine Scheißidee herzukommen“, murmelte Rose, um das Thema zu wechseln. „Bis jetzt waren die anderen vier diejenigen, die überhaupt Spaß daran hatten, und wir? Gara hat Kaya eine reingehauen, ich hab einen halben Anfall gekriegt in der Dunkelheit und Yue wurde niedergeschlagen. Scheißspiel.“

„Rose, ich verbitte mir solche Ausdrücke!“, meinte Kaya empört.

„Ist doch wahr“, erwiderte der Blonde unzufrieden und strich abwesend über Yues Bein. „Was machen wir, wenn er ernsthaft verletzt ist?“

Daraufhin folgte eine lange Stille.

„Darüber möchte ich nicht nachdenken“, sagte Hizaki irgendwann leise.

„Wie wollen wir überhaupt erklären, was wir zu dieser Uhrzeit hier machen?“, fragte Rose.

„Es war eine Wette“, gab Mana knapp zurück. „Ganz einfach. Die Lehrer wissen, dass Daisuke Wetten liebt.“

„Das heißt, wir schieben alle Schuld auf die anderen?“, schlussfolgerte Rose. „Das finde ich nicht fair, auch, wenn wir bis jetzt diejenigen waren, die leiden mussten.“

„Willst du einen schlechten Eindruck hinterlassen?“, wollte Mana ernst wissen. „Willst du, dass die Lehrer schlecht von dir denken?“

„Hab ich die Wette vorgeschlagen?“, fuhr Rose ihn an. „Nein, habe ich nicht, und trotzdem stehe ich dazu, dass ich mitgemacht habe, wir hängen alle zusammen drin, und ich werde nicht zulassen, dass du dich aus deiner Verantwortung herauswindest, Mana! Ich gebe dir nicht mehr Schuld als mir oder Kaya oder Hizaki, aber ich gebe dir genauso viel Schuld wie uns allen!“

„Zickenterror“, meinte Gara amüsiert.

Die vier wandten sich zu den anderen vier um.

„Wir haben noch ein Problem“, meinte Hakuei und lächelte ironisch. „Ein klitzekleines zwar, aber...“

„Sagt nicht...“, begann Mana.

„Die Eingänge sind abgeschlossen“, nickte Kiyoharu.

„Und zwar ALLE, wir haben alles überprüft“, fügte Daisuke hinzu.

„Scheiße“, flüsterte Rose.

Mana schob eine Hand in die Tasche seiner Jacke, erstarrte, suchte dann seine Taschen ab und sah sich um. „Mein Schlüsselbund ist weg!“, sagte er aufgebracht.

„Ich glaub’s nicht!“, rief Gara. „Das heißt, wir hängen hier fest, können keinen Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen, hier ist jemand, von dem wir nicht wissen, WER, und wir haben einen Verletzten unter uns, der besser ins Krankenhaus gehört?!?“

„So sieht’s aus“, meinte Hakuei.

„Ich will nicht mehr“, wisperte Kaya und schüttelte den Kopf.
 

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tbc~

(wäre blöd wenn nicht |D)

A friend in need is a friend indeed

A/N: Hach ja... Haku und Kiyo sind ein Kapitel für sich |D
 

~♥~♥~♥~
 

„Meint ihr, die Toiletten sind abgeschlossen?“, wollte Kiyoharu zweifelnd wissen.

„Die Ausgänge sind abgeschlossen, warum sollte jemand das noch bei den Klos machen?“, fragte Daisuke schulterzuckend.

„Jetzt sag nicht, dass das an diesem Zeug liegt, was du dir vorher reingezogen hast!“, bemerkte Hakuei entrüstet. „Wie hieß das noch?“

„Sambucca“, antwortete Gara hilfsbereit.

„Ich hab zu viel getrunken!“, beschwerte Kiyoharu sich verteidigend. „Und JA, ich weiß, dass ihr mir gesagt habt, ich soll nicht-“

„Wie wäre es dann, wenn du einfach verschwindest und nachschaust?“, fuhr Mana gereizt dazwischen. Die vier sahen ihn einen Moment wortlos an.

„Das wäre ja witzlos“, gab Kiyoharu zögernd zurück.

Hakuei musterte ihn. „Sag nicht, du hast Angst.“

Kiyoharu machte den Mund auf. „Nicht, du hast Angst?“, versuchte er, der Frage auszuweichen.

Der andere begann zu lachen. „Ich glaub’s nicht! Du machst Drogendealer dumm an, legst dich mit allem an, was nicht schnell genug wegläuft, überredest MICH, nachts um drei mit ein paar Prostituierten zu flirten und bist mehrere Male fast halb tot geschlagen worden, und jetzt hast du ANGST, alleine aufs KLO zu gehen??“, fragte Hakuei, noch immer lachend.

„So würde ich es nicht ausdrücken“, widersprach Kiyoharu ihm beleidigt.

Hakuei knuffte ihn in die Seite. „Würdet Ihr Euch sicherer fühlen, wenn ich Euch beim Austreten begleitete?“, wollte er grinsend wissen.

„Oh ja, das wäre mir eine sehr große Erleichterung, meinen herzlichsten Dank“, erwiderte Kiyoharu, nun selbst lächelnd.

„Bleibt nicht zu lange weg!“, rief Daisuke den beiden hinterher, als sie den Gang entlang marschierten.

„Ich dachte, nur Weiber gehen zusammen aufs Klo“, bemerkte Gara, hob eine Augenbraue und warf einen Blick zu den Diven.

„Wer weiß, was die beiden vorhaben zu tun“, murmelte Rose geringschätzig mit hochgezogenen Augenbrauen.

Daisuke hockte sich vor den Blonden. „Glaubst du, dass die beiden so was machen würden?“, fragte er interessiert.

Rose zuckte unbehaglich mit den Schultern. „Etwa nicht?“, stellte er herausfordernd eine Gegenfrage.

„Da liegst du ganz falsch“, schüttelte Gara den Kopf und spielte mit der Zigarette in seiner Hand herum. „Haku hat Kiyo noch nie in irgendeiner Weise ernsthaft angemacht, und umgekehrt auch nicht. Sie sind bescheuert, aber sie sind mehr wie Brüder.“

„Sie wollen nichts voneinander“, betonte Daisuke und lächelte leicht. „Aber was meinst du, von wem Haku in letzter Zeit fast ständig spricht?“

Rose blickte die beiden misstrauisch an. „Wie viel habt ihr von ihm gekriegt, dass ihr so was sagt?“

Gara grinste breit. „Du vertraust ihm nicht, daran liegt’s.“
 

„Also so langsam werde ich wirklich neugierig, wer uns hier verarscht“, meinte Hakuei nachdenklich und betrachtete sich skeptisch im Spiegel, zupfte etwas an seinem Lippenpiercing herum.

„Vielleicht haben irgendwelche anderen Schüler von unserer Wette mitgekriegt und haben Spaß daran, uns.... obwohl, dann hätten sie Yue nicht niedergeschlagen“, kam Kiyoharus Antwort zögernd. „Ach, keine Ahnung. Ich kann mir auch keinen Reim drauf machen.“

Der Schwarzhaarige drehte sich zu dem anderen um, als dieser die Toilettenkabine wieder verlassen hatte. „Aber unheimlich ist es schon, wenn jemand nicht nur Mana die Schlüssel klaut, sondern uns auch noch mit einem Verletzten einsperrt. Wir sollten mal überprüfen, ob wir nicht durch ein Fenster nach draußen kommen. Notfalls auch im ersten Stock. So hoch ist das ja auch nicht.“

„Pff, wenn du dir ein paar Knochen brechen willst, ist es wirklich nicht hoch, das stimmt“, winkte Kiyoharu gespielt gleichgültig ab.

Hakuei grinste. „Hey, du weißt, was ich alles aushalten kann.“

„Oh ja, nur zu gut“, erwiderte Kiyoharu, selbst grinsend.

„Gehen wir wieder? Nicht, dass die anderen noch anfangen über uns zu lästern“, schlug Hakuei lächelnd vor.

„Warte, ich wollte noch eine rauchen, wenn wir schon nicht raus können“, gab Kiyoharu zurück und begann wieder, in seinen Taschen zu wühlen.

Hakuei stöhnte leise und gequält auf. „Bring mich nicht in Versuchung, jetzt, wo Rose mich nicht sehen kann... ich könnte auch eine gebrauchen.“

„Kannst du doch ruhig.“ Kiyoharu zuckte die Achseln. „Petzen werd ich ganz bestimmt nicht. Und rausreden kannst du dich immer noch, dass wir uns mit Zunge geküsst haben und du deshalb nach Rauch riechst, zum Beispiel.“

Der andere musste lachen. „Genau so, und DAS macht es besser, Kiyo.“

Kiyoharu öffnete erwartungsvoll die Zigarettenschachtel und spitzte die Lippen. „Problem“, merkte er an.

„Nur noch eine da?“, riet Hakuei. „Und Dai und Gara werden ihre ganz bestimmt nicht abgeben.“

„Was hältst du von einem Intelligenzduell?“, schlug Kiyoharu grinsend vor.

„Was hältst DU von dem Fehdehandschuh?“, gab Hakuei ebenfalls amüsiert zurück.

„Hm“, machte Kiyoharu und betrachtete die letzte Zigarette grüblerisch.

„Und ich kann dir nicht irgendwie irgendeinen Gefallen tun und sie dafür kriegen?“, überlegte Hakuei laut.

Kiyoharu wirkte mit einem Mal betreten, sagte aber nichts.

Hakuei musterte ihn. „Spuck’s aus, was auch immer du auf der Seele hast.“

„Uhm...“ Kiyoharu versuchte, überall hinzusehen, nur nicht in das Gesicht des anderen.

Langsam breitete sich ein Grinsen in Hakueis Gesicht aus. „Darf ich dir Starthilfe geben? Es ist schon eine Weile her, seitdem du eine Nacht mit einer Frau verbracht hast...“ Als Kiyoharu noch verlegener wurde, wuchs Hakueis Grinsen nur noch mehr. „...und deshalb willst du mich vögeln?“

„NEIN!“, erwiderte Kiyoharu entgeistert und starrte den anderen aufgebracht an.

Hakuei lachte wieder. „Nicht? Wie langweilig.“

„Verarsch mich nicht“, knurrte der andere.

„Würde ich nie tun“, gab Hakuei gespielt ernst zurück. „Du kennst mich doch.“

„Eben drum.“

„Also.... wie hättest du’s denn gerne?“, fragte Hakuei lächelnd. „Soll ich mein großes Mundwerk einsetzen?“

Kiyoharu schüttelte sofort den Kopf und fasste sich dann an die Stirn. „Ich komme mir gerade ziemlich bescheuert vor, weißt du das?“

„Kann ich mir vorstellen“, grinste der andere belustigt. „Also reicht dir meine Hand vollkommen?“

„Hör auf, solche Sachen zu sagen!“, beschwerte Kiyoharu sich.

„Was denn, ich muss doch wissen, was du von mir willst“, verteidigte Hakuei sich schulterzuckend. „Und das braucht dir auch nicht peinlich zu sein, du weißt, dass ich alles für dich machen würde, wenn du mich drum bittest.“

„Schon, aber du... bist etwas geübter in solchen Dingen!“, erwiderte Kiyoharu, noch immer etwas verlegen.

„Tja, dann sollte ich dir wohl etwas beibringen“, gab Hakuei zurück und zwinkerte ihm zu. „Darf ich dich denn wenigstens küssen, wenn du meinen Mund nicht an deinem besten Stück haben willst?“

„Nein“, antwortete der Braunhaarige geradeheraus.

„Hey, ich hab dir das Küssen erst beigebracht!“, warf Hakuei ihm vor. „Da kannst du jetzt nicht einfach ‚nein’ sagen!“

„Du küsst aber so dominant!“, widersprach Kiyoharu ihm.

„Ich BIN nun mal immer oben“, merkte Hakuei an und seufzte dann frustriert. „Aber wenn ich dich nicht küsse, wie soll ich dich dann angemessen scharf kriegen?“

„Hörst du bitte endlich mal auf, da drum herum zu reden?!“, fuhr Kiyoharu ihn an.

„Ach, halt die Klappe“, murmelte Hakuei, trat ein paar Schritte auf den anderen zu und begann, sich seitlich an dessen Hals herunter zu küssen.

„Das kitzelt“, murrte Kiyoharu und versuchte, den anderen wegzuschieben.

„Herrgott, stell dir halt vor, ich wäre ein Weib!“

„Geht nicht. Ich kann dein Piercing spüren.“

Hakuei richtete sich auf und betrachtete Kiyoharu finster. „Also entweder lässt du mich jetzt zur Sache kommen oder du machst es selbst!“, beschwerte er sich.

„Wenn du endlich mal aufhören würdest, solche Sachen zu-“ Weiter kam Kiyoharu nicht, da hatte Hakuei ihre Lippen bereits aufeinander gedrückt. Kiyoharu machte ein unwilliges Geräusch und drückte gegen die Brust des anderen, hatte allerdings keinen Erfolg damit. „Ha-“, versuchte er sich noch verbal zu wehren, aber Hakuei nutzte diese Gelegenheit, um ihm die Zunge in den Mund zu schieben. Er hatte einige Momente gegen Widerstand zu kämpfen, aber Kiyoharu sah schnell ein, dass er erstens keine Chance hatte und zweitens irgendwo auch selbst Schuld war.

Während Hakuei den anderen küsste, drängte er ihn weiter nach hinten und drückte ihn anschließend an die Wand, streichelte über Kiyoharus Oberschenkel und gab dessen Mund erst wieder frei, als sie beide beinahe keine Luft mehr bekamen.

„Gott, Haku!“, keuchte Kiyoharu und drehte gleich seinen Kopf zur Seite. „Ich hab doch gesagt-“

„Wie sonst hätte ich dich am Reden hindern können?“, fragte Hakuei lächelnd und küsste sich Kiyoharus Kiefer entlang, bis zu seinem Ohr. „Und jetzt entspann dich einfach und überlass mir den Rest, ja?“, flüsterte er.

„Wie bitteschön soll ich mich entspannen, wenn ich halb ersticke?“, wollte Kiyoharu vorwurfsvoll wissen und rutschte etwas unbehaglich hin und her.

„Ganz einfach“, grinste Hakuei und griff ohne Vorwarnung nach Kiyoharus Schritt. „Indem du dich darauf konzentrierst.“

„Darauf, dass mein bester Freund mich gerade angrapscht?“, gab der andere ungehalten zurück, um seine Überraschung zu kaschieren.

„Darauf, dass dir eben das gefällt.“ Hakuei grinste wieder und strich beinahe liebevoll über die langsam wachsende Beule. „Genieß es doch einfach und hör auf zu meckern.“

„Dann komm endlich mal zum Punkt“, murmelte Kiyoharu bittend.

„Nicht so ungeduldig.“ Hakuei begann, am Hals des anderen zu knabbern und dessen Hose aufzumachen. „Wenn ich so was mache, dann mit Stil.“
 

„Ich habe Angst“, wiederholte Kaya nun schon zum unzähligsten Mal leise. Er hatte sich zusammen mit Mana zu Hizaki und Rose auf den Boden gesetzt.

„Es wird schon nichts passieren“, beruhigte Hizaki ihn nachsichtig.

„Zumindest müssen wir nicht mehr dieses hirnverbrannte Gerede ertragen“, bemerkte Mana leise.

Rose warf ihm einen Blick zu. „Weißt du eigentlich, dass du schizophren bist, Mana? Manchmal hab ich das Gefühl, dass du dich wegschießen könntest über das, was die anderen sagen, und heute Mittag hast du ja wirklich gelacht, und andererseits beschwerst du dich dauernd über ihr ‚dummes Gelaber’ und machst sie dumm an. Was soll das?“, wollte er wissen. „Wenn du es doch so ‚hirnverbrannt’ findest, warum lachst du dann drüber? Und vor allem – warum fauchst du sie dann an? Manchmal denke ich wirklich, dass du sie zum Schweigen bringen willst, damit sie nicht merken, dass du es insgeheim schon lustig findest, was sie machen.“

„Ich ziehe es vor, auf diese Frage nicht zu antworten“, gab Mana kühl zurück.

„Also hab ich genau ins Schwarze getroffen?“, schlussfolgerte Rose und hob eine Augenbraue.

„Nein, hast du nicht, nur, damit du es weißt.“ Manas Stimme war pures Eis.

„Aber-“ Rose brach ab, als Hizaki ihm einen Blick schenkte, der ihm deutlich zeigte, dass er es besser auf sich beruhen ließ. Unzufrieden schwieg er.

„Ich verstehe es ja, wenn Daisuke und Gara etwas länger brauchen, um eine Zigarette zu rauchen“, warf Kaya ein. „Aber um Hakuei und Kiyoharu beginne ich mir langsam Sorgen zu machen.“

„Es ist schon seltsam, dass sie so lange brauchen“, stimmte Hizaki ihm beunruhigt zu.

„Um die beiden würde ich mir keine Gedanken machen“, murmelte Mana abschätzig.

„Dann gehen WIR eben nachschauen, wenn’s sonst keinen interessiert“, beschloss Rose kurzerhand, stand auf, ergriff Kayas Hand und zog ihn mit sich hoch. „Wir sind sofort wieder da.“ Damit verschwand der Blonde, Kaya mit sich ziehend.

„Irgendwie gefällt mir das Ganze hier nicht“, stellte Mana leise fest. „Und wenn die beiden jetzt auch nicht wieder zurückkommen?“

„Dann haben wir ein Problem“, nickte Hizaki. „Und die, die wir im Moment haben, die reichen mir eigentlich schon.“

„Und wir wissen immer noch nicht, was der Kleine hat.“ Mana betrachtete Yue nachdenklich.

„Machst du dir gerade wirklich Gedanken um ihn?“, wollte Hizaki ruhig wissen und lächelte schwach.

Mana musterte ihn einen Augenblick wortlos. „Auch, wenn ich ihn nicht allzu sehr mag, ich wünsche ihm nichts Schlechtes. Es würde mich auch treffen, wenn er ernsthaft verletzt wäre. Ich bin kein Unmensch, Hizaki.“

„Na das tut gut zu wissen, Lady“, warf Gara ein und ließ sich neben dem Angesprochenen auf den Boden fallen.

„Die Fenster sind alle zu“, fügte Daisuke hinzu, der stehen blieb. „Zumindest hier auf dem ersten Stock. Wir könnten es ja noch mal im Erdgeschoss probieren, allerdings habe ich da wenig Hoffnungen. Wo sind die anderen beiden Mädels?“

„Nachschauen, wo eure beiden Rüpel geblieben sind“, antwortete Mana unfreundlich und war unschlüssig, ob er sein Kleid einfach unter Garas Hintern hervorziehen oder ebenjenen zur Seite schubsen sollte.

„HOLY SHIT!“, rief in genau dem Moment jemand von etwas weiter entfernt.

„Rose?“, fragte Hizaki alarmiert und sprang auf der Stelle auf, um in die entsprechende Richtung zu laufen. Mana stieß Gara von sich weg (woraufhin dieser lautstark protestierte, allerdings ignoriert wurde) und folgte Hizaki sofort, offenbar um Kaya besorgt.

„Gara, bleib mal hier“, murmelte Daisuke und eilte den beiden anderen hinterher, höchstwahrscheinlich aus dem selben Grund wie Mana.

Und Gara saß auf dem Boden und starrte den anderen ungläubig nach. „Jetzt lasst ihr mich hier alleine? Na danke schön!“, zischte er unzufrieden und schüttelte den Kopf. Er war kurz davor ebenfalls aufzustehen, als sich mit einem Mal etwas neben ihm bewegte.
 

„ICH vertraue ihm nicht?? Da hab ich ja wohl allen Grund zu, oder?!“, fauchte Rose in keine bestimmte Richtung. Er wirkte, als wäre er kurz davor, etwas oder jemanden auseinander zu nehmen.

„Jetzt beruhig dich erst mal und sag uns, was passiert ist“, redete Hizaki sanft auf ihn ein. Er, Daisuke und Mana hatten Rose und Kaya in der Nähe der Toiletten gefunden, wo Rose nicht mehr viel zu einem Wutanfall fehlte, Kaya hingegen eher geschockt wirkte.

„Hat er irgendwas gemacht?“, wollte Mana in einem Tonfall wissen, der deutlich machte, was Hakuei erwarten würde.

„Haben die beiden irgendwas gemacht?“, präzisierte Daisuke die Frage skeptisch.

„Ob die beiden IRGENDWAS gemacht haben?!“, fuhr Rose ihn gleich an. „Soll ich dir mal sagen, was die beiden gemacht haben?? Die beiden ‚Brüder’, wie ihr sie nennt!?!“

„Rose“, versuchte Hizaki es wieder. „Komm erst einmal runter, ja?“

„Ich hatte eigentlich gedacht, dass Inzest verboten ist!“, skandierte Rose weiter.

„Was??“, wollte Mana entsetzt wissen. „Sie haben...“

„Kann ich mir nicht vorstellen.“ Daisuke schüttelte den Kopf.

„Und dabei hat er noch GERAUCHT!“, regte Rose sich weiter auf.

„Rose!“

Diese eine Stimme ließ sie alle verstummen. Keine Sekunde später hatten sich alle zu Hakuei hingedreht.

Der sah beunruhigt vom einen zum anderen. „Whow“, machte er leise und hob abwehrend beide Hände. „Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor.“

„Schieb dir dein Missverständnis in den Arsch!“, zischte Rose auf der Stelle.

„Hey, mal ganz langsam, warum bist DU jetzt sauer?“, wollte Hakuei stirnrunzelnd wissen. „Wir sind nicht zusammen, du hast keinen Anspruch auf mich, oder sehe ich das falsch?“

„Nein, habe ich auch nicht, aber du hast mich trotzdem nach Strich und Faden verarscht!“, rief Rose wütend. „Du erzählst mir ständig, wie viel ich dir doch bedeuten würde, und hinter meinem Rücken machst du mit ihm rum! Du behauptest ständig, dass es dir ernst wäre, und trotzdem machst du SO WAS hier und sabberst halb rum, wenn Mana und Kaya sich küssen!“

„DAS war auch ein Missverständnis“, stellte Hakuei ruhig klar. „So leid es mir auch tut, das sagen zu müssen, aber ich finde weder Mana noch Kaya attraktiv. Als die beiden sich geküsst haben, musste ich daran denken, wie es wäre, dich so zu küssen.“

„Natürlich“, murmelte Rose und verschränkte die Arme.

„Und das gerade geht dich zwar eigentlich nichts an, aber ich habe Kiyo nur einen Gefallen getan“, fuhr Hakuei unbeirrt fort.

„Klar, ich hol meinen Freunden auch ständig einen runter, um ihnen einen ‚Gefallen’ zu tun“, nickte Rose. Seine Stimme troff vor Sarkasmus.

Daisuke klappte glatt der Mund auf. Ungläubig sah er zu Hakuei. „Du...“

„Kiyo hatte in letzter Zeit nicht so viel Glück mit den Frauen“, erklärte Hakuei. „Und da bin ich als Platzhalter eingesprungen. Mehr nicht. Er hat mich drum gebeten, und ich bin nicht jemand, der Bitten abschlägt.“

„Würdest du mal bitte aufhören, meine Lebensgeschichte hier auszubreiten?“, meldete sich noch jemand anderes.

„Ich versuche nur zu erreichen, dass die anderen nicht denken, dass ich dich doch noch verschwult hätte“, erwiderte Hakuei entschuldigend.

„Stimmt das denn?“, wollte Daisuke wissen.

„Was stimmt?“, fragte Kiyoharu misstrauisch zurück.

„Dass... Hakuei als Platzhalter...“

„Platzhalter??“ Kiyoharu sah Hakuei empört an.

„Mir ist kein besserer Vergleich eingefallen!“, verteidigte der sich.

„Und das soll ich euch abkaufen?“, fragte Rose verärgert.

„Warum um alles in der Welt ist DER jetzt sauer?“, fragte nun auch Kiyoharu. „Ihr seid doch nicht mal zusammen, oder sehe ich das falsch?“

„Aber er macht mich schon seit Wochen an!“, protestierte Rose.

„Und deshalb sollst du einen Anspruch auf ihn haben?“, wollte Kiyoharu irritiert wissen.

„Hakueis Worte“, warf Daisuke ein und sah zu dem Blonden hin. „Ich glaube, er ist einfach nur eifersüchtig.“

„Ich bin NICHT...“ Rose schaffte es nicht einmal, vor Entrüstung weiterzusprechen.

„Könnten wir dann bitte jetzt das Thema wechseln?“, bat Kiyoharu.

„Können wir nicht!“, fuhr Rose ihm dazwischen.

„Wo liegt eigentlich gerade dein Problem?“, griff Daisuke ihn von der Seite an.

„Er glaubt dir nicht“, meldete Kaya sich zum allerersten Mal in den letzten Minuten zu Wort und sah dabei Hakuei an.

„Du glaubst mir nicht?“, wiederholte Hakuei, dieses Mal an Rose gerichtet.

„Ich glaub dir nicht!“, stimmte Rose ihm zu. „Am einen Tag sagst du, dass du mich gerne küssen würdest, und am nächsten Tag machst du mit ihm da Scherze drüber! Ich glaub dir einfach nicht, dass du es ernst mit mir meinst!“

„Ich soll es nicht ernst mit dir meinen?“, fragte Hakuei ungläubig. „Rose, ich liebe dich!“

Darauf folgte eine lange, mit Spannung gefüllte Stille. Mana, Kaya, Hizaki, Daisuke und Kiyoharu schauten erwartungsvoll von Rose zu Hakuei und wieder zurück.

„Was?“, flüsterte Rose leise.

„Ich liebe dich“, wiederholte Hakuei fest und ließ den anderen dabei nicht aus den Augen.

„Ich liebe dich doch auch, du Sack!“, rief Rose beinahe wütend zurück. „Warum dauert das so lange, bis ich das von dir höre?!“

„Was?“, wollte Hakuei nun irritiert wissen.

„Das hast du mir kein einziges Mal gesagt!“, beschwerte der Blonde sich.

„Hab ich nicht?“ Hakuei überlegte.

„Nein! Und das war doch das einzige, was ich von dir hören wollte!“

Hakuei traute seinen Ohren nicht. „Und wenn ich es dir früher gesagt hätte, dann hätten wir uns die ganze Scheiße ersparen können?“

„Nein“, erwiderte Rose, schwach lächelnd. „Dann hätte ich dir nicht geglaubt.“

Die beiden sahen sich eine Weile nur schweigend an.

„Herrgott, braucht ihr eine Starthilfe, oder was?“, fragte Kiyoharu und verdrehte die Augen. „Ihr habt euch schon gesagt, dass ihr euch liebt, und jetzt knutscht, bis euch die Luft weg bleibt.“ Er schubste Hakuei in Richtung Rose.

Mehr brauchten die beiden nicht. Rose fiel dem anderen um den Hals, Hakuei schlang seine Arme um Roses Taille, und dann küssten sie sich. Bis ihnen die Luft weg blieb.

„Wäre es nicht eigentlich romantischer ohne Publikum?“, wollte Kaya wissen, der sein glückliches Lächeln nicht verbergen konnte.

„Wo ist eigentlich Gara?“, meldete Kiyoharu sich dann wieder zu Wort.
 

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tbc~

The dogs have not eaten up the end of the day

A/N: wie auch immer Kiyo ‚Love is in the air’ ausgesprochen haben mag |D
 

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Zusammen liefen die sieben (Mana, Kaya, Hizaki, Rose, Hakuei, Daisuke und Kiyoharu) zurück zu Gara und dem bewusstlosen Yue, der offenbar doch nicht so bewusstlos war wie zuvor. Er hatte zumindest die Augen geöffnet, sich aufgesetzt und sich gegen Gara gelehnt. Und obwohl der rosa-weiß Angezogene etwas mitgenommen wirkte, blinzelte er erst irritiert und strahlte den anderen dann freudig entgegen, als er sie erkannte. Es war ein interessantes Bild, wie er so zwischen Garas Beinen saß und sich mit dem Rücken an dessen Brust schmiegte. Gara selbst sah das Ganze etwas anders, er wirkte sowohl genervt, hilflos und verärgert als auch beinahe beleidigt.

„Wo wart ihr?“, strahlte Yue die anderen gleich an. „Wie geht’s euch, alles okay?“

„Sollten WIR das nicht eher fragen?“, murmelte Mana leise und hob eine Augenbraue.

„Hey, wurdest du zu einem Babysitter umfunktioniert?“, stellte Kiyoharu grinsend fest. „Die Rolle passt zu dir, Gara.“

„Sei DU bloß still!“, knurrte Gara ihn an. „Ihr habt mich ja alle hier einfach zurückgelassen, und dann ist er einfach aufgewacht!“

Hizaki hockte sich vor die beiden und strich Yue kurz über die Wange. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte er besorgt wissen.

Yue nickte sofort eifrig und verzog dann etwas das Gesicht. „Alles okay!“, erwiderte er wieder lächelnd. „Ich hab nur ein bisschen Kopfweh, aber sonst geht’s mir blendend. Gara hat sich ganz lieb um mich gekümmert!“

„Hab ich nicht!“, protestierte Gara auf der Stelle.

„Kannst du dich denn erinnern, wer dich niedergeschlagen hat?“, versuchte Hizaki sanft sein Glück.

Yue runzelte angestrengt die Stirn. „Nein“, antwortete er dann enttäuscht. „Das weiß ich nicht mehr. Es hat kurz wehgetan, und dann bin ich gerade wieder aufgewacht, mehr weiß ich nicht.“

„Bist du denn schlimm verletzt?“, meldete sich Rose nun ebenfalls zu Wort. Er stand hinter Hizaki und hatte Hakuei mit sich gezogen, nicht willens, dessen Hand loszulassen.

„Nein, mir geht’s eigentlich ganz gut!“, gab Yue glücklich zurück. „Und Gara ist auch schön warm.“

„Könnte mir ihn jemand mal bitte abnehmen?“, beschwerte der sich sofort und betrachtete den Haarschopf an seiner Schulter missbilligend.

„Wir sollten nachschauen, ob die Fenster im Erdgeschoss verschlossen sind“, schlug Kaya nachdenklich vor. „Notfalls können wir ja von dort entkommen.“

„Ich komm mit“, mischte Daisuke sich auf der Stelle ein.

„Wir können ja auch gehen, Mana“, machte Hizaki den Vorschlag. „Schließlich haben wir bis jetzt nicht allzu viel gemacht, und ich möchte so schnell wie möglich raus hier.“

„Meinetwegen“, erwiderte der Angesprochene kühl und warf einen kurzen Blick zu Kaya, der sich gestikulierend mit Daisuke unterhielt.

Keinen Moment später waren die vier verschwunden. Hakuei, Rose und Kiyoharu setzten sich zu Gara und Yue auf den Boden.

„Und ihr beiden habt’s endlich geschafft?“, fragte Gara mit einem schiefen Lächeln und legte abwesend einen Arm um Yues Taille, als dieser sich beschwerte, er würde nach unten rutschen.

Hakuei und Rose tauschten einen Blick aus. „Nach einigen Strapazen, ja“, grinste Hakuei.

„Halt bloß die Klappe“, murmelte Kiyoharu leise.

„Hey, er wird’s wahrscheinlich sowieso von Daisuke erfahren“, bemerkte Rose, selbst grinsend.

„Eben, wäre es da nicht besser, du sagst es ihm selbst?“, stimmte Hakuei ihm zu.

„Nein, dann kann er mich wenigstens nicht direkt auslachen“, erwiderte Kiyoharu trotzig.

Hakuei musste lachen und knuffte den anderen in die Seite. „Soll ich als Entschädigung noch mal....?“

„NEIN!“, sagten Kiyoharu und Rose gleichzeitig und grinsten sich dann an.

„Zumindest bei einer Sache haben wir die gleiche Meinung“, bemerkte Rose amüsiert.

„Ich glaube, ich frag besser nicht“, warf Gara ein und hob eine Augenbraue. „Muss ich mich jetzt mit ihm anfreunden, Haku?“ Er deutete mit dem Kinn zu Rose.

„Du sollst ihn nicht gleich heiraten, das bleibt mir überlassen“, gab Hakuei grinsend zurück. „Aber wenn du ihn tolerieren würdest, dann wäre ich bereits vollauf zufrieden. Ihr müsst ihn auch nicht akzeptieren, das verlange ich nicht von euch.“

„Und selbst wenn nicht, wehren kann ich mich genug“, lächelte Rose und drückte Hakuei einen Kuss auf die Lippen. „Und sei es verbal.“

„Oh ja, da wäre ich vorsichtig“, meinte Kiyoharu grinsend.

„Solange er mich nicht anschwult...“ Gara zuckte mit den Schultern. „Aber du rauchst nicht, oder?“

„Ich trinke auch nicht“, nickte Rose.

Die drei musterten ihn wortlos.

„Was denn?“, fragte der Blonde beunruhigt.

„Also ihr beiden werdet noch viel Spaß miteinander haben“, merkte Kiyoharu mitfühlend an und klopfte Rose auf die Schulter.

„Hey, was soll DAS denn heißen?!“, wollte Hakuei wissen.

„Ich wette darauf, dass er dich sitzen lässt, nachdem er dich das erste Mal betrunken erlebt hat“, grinste Gara. „Das willst du nicht, Rose, glaub mir.“

„Wechseln wir das Thema“, beschloss Hakuei schnell.

„Nicht so voreilig, das interessiert mich“, widersprach Rose ihm und grinste, bis der andere ihn ein paar Mal küsste, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Love is in the air“, murmelte Kiyoharu.

„Haben sie sich auch endlich gesagt, dass sie sich lieben?“, fragte Gara nach.

„Ich zitiere: ‚Ich liebe dich doch auch, du Sack’“, entgegnete Hakuei. Sie mussten alle lachen.

„Awww, guck mal, Yue ist sogar schon eingeschlafen“, meinte Rose lächelnd.

Gara warf einen kurzen Blick zu dem Schwarzpinkhaarigen an seiner Brust. „Soll ich jetzt hier so sitzen bleiben, oder was?!“, fauchte er dann leise. „Das ist unbequem!“

„Wie kommt es, dass jeder jemanden zum Kuscheln hat, nur ich nicht?“, wollte Kiyoharu schmollend wissen.

„Schlechte Planung“, antwortete Hakuei und zwinkerte ihm zu. „Solange wirst du dich wohl mit mir zufrieden geben, hm?“

„Du kannst ihn gerne haben!“, meinte Gara bereitwillig.

Und mit einem Mal ging das Licht wieder aus. Als hätte er es geahnt, sprang Hakuei auf der Stelle auf und rannte los. Er war sich ganz sicher, etwas gesehen und auch etwas gehört zu haben, und dieses Mal würde er wen auch immer nicht so einfach davon kommen lassen. Er lief in die Richtung, in der er vermutete, dass die Person dorthin flüchten würde, und hielt dabei seine Hände ausgestreckt, um nicht irgendwo gegen zu laufen. Dann konnte er hören, wie jemand die Treppen herunterlief. Er bog ab ins Treppenhaus und flog beinahe die Treppen herunter. Dort verlor er die Gestalt, er blieb einen Moment keuchend stehen, hörte dann etwas rascheln, wahrscheinlich Kleidung, und stürzte in die entsprechende Richtung. Er hätte nicht erwartet, sofort in jemanden hineinzulaufen, weshalb sie beide auf der Stelle zu Boden fielen.

Aber irgendwie war es nicht das, was Hakuei erwartet hatte. Er tastete nach dem anderen unter sich und runzelte die Stirn. Moment mal.

Als das Licht wieder angeschaltet wurde, bohrten sich Manas kalte Augen vernichtend in Hakueis. „Geh von mir runter!“, zischte er leise.

Hakuei brauchte einen Moment, um den Schock zu überwinden, und setzte sich anschließend auf. „Wart ihr das?“, wollte er verwirrt wissen und blickte zu Hizaki, der am Lichtschalter stand.

Mana stand auf und klopfte demonstrativ sein Kleid ab. „Wenn du meinst, ob wir es waren, in die du hineingerannt bist, dann ja. Wenn du allerdings meinst, ob wir es waren, die du gehört hast, dann nein. Wir haben jemanden die Treppe herunterlaufen hören und sind losgelaufen, und keine Sekunde später lag ich auf dem Boden“, antwortete er spitz.

„Alles okay?“, wollte Hizaki überflüssigerweise wissen.

„Die Tür ist offen!“, rief da jemand. Nun kamen auch Daisuke und Kaya angelaufen.

„Habt ihr auch jemanden gehört?“, wollte Daisuke wissen.

„Haben wir“, nickte Hizaki.

„Wie, die Tür ist offen?“, fragte Hakuei.

„Die Eingangstür ist wieder offen“, erklärte Daisuke ihm geduldig. „Wir können wieder raus. Holt mal die anderen, wir sollten Yue wahrscheinlich trotzdem besser zu einem Arzt bringen.“

„Kaya“, begann Mana langsam. „Dein Lippenstift...“

„Oh“, machte Kaya und fing an, sich ebenjenen zurecht zu wischen.

„.....ist DA“, beendete Mana seinen Satz und schenkte Daisuke einen Blick, der ihm deutlich mitteilte, was Mana am liebsten mit ihm angestellt hätte.

Daraufhin lief Kaya tiefrot an und er und Daisuke schienen nicht so recht zu wissen, was sie sagen sollten.

„Komm, Dai, wir gehen die anderen holen“, beschloss Hakuei kurzerhand, schnappte sich den Angesprochenen und zog ihn mit sich die Treppe hinauf. „Ihr habt gleich rumgeknutscht?“, flüsterte er ihm anerkennend zu.

„Es war dunkel“, erwiderte Daisuke verteidigend und wischte sich verlegen den Lippenstift weg. „Und er hat sich an mich geklammert, und dann konnte ich nicht anders.“

Hakuei schüttelte lächelnd den Kopf. „Also ihr beiden seid schnell. Pass nur auf, dass du ihn nicht doch noch verschreckst.“

„Noch mehr als jetzt geht wohl nicht“, grinste Daisuke. „Als das Licht wieder an war, hat er mich angestarrt, als hätte ich ihm gleich einen Heiratsantrag gemacht.“

„Na ja, wer weiß, wie er so einen Kuss interpretiert“, bemerkte Hakuei lachend.

„Wir müssen runter!“, sagte Daisuke, als sie bei Kiyoharu, Rose, Gara und Yue angekommen waren.

„Wo wart ihr?“, wollte Rose fast vorwurfsvoll wissen.

Hakuei küsste ihn kurz. „Entschuldige, ich hatte jemanden gehört, aber im Endeffekt hab ich ihn dann doch nicht erwischt. Schade eigentlich. Stattdessen hab ich Mana über den Haufen gerannt. Ich glaube, jetzt hasst er mich.“

„Ach, mach dir da keine Gedanken“, erwiderte Rose abwinkend. „Das hat er seit jeher getan. Von daher...“

„Wie auch immer“, mischte Daisuke sich grinsend ein. „Die Eingangstür ist offen, wir können also wieder raus. Gara, kannst du ihn runtertragen?“

„Einen Scheiß werd ich tun!“, empörte der Angesprochene sich. „Haku, nimm DU ihn lieber, du bist wenigstens stärker als wir.“

„Wenn ihr mir die Türen aufhaltet, dann gerne.“ Hakuei hob Yue vorsichtig hoch, einen Arm um seinen Rücken und einen in seinen Kniekehlen. Zusammen gingen sie die Treppe herunter, während Gara Daisuke erst irritiert fragte, ob er neuerdings Lippenstift trüge und dieser ihm erst einmal das Ganze erklären musste.

Einige Minuten später konnten die neun – Yue war inzwischen aufgewacht und konnte wieder auf eigenen Beinen stehen – endlich wieder frische Luft einatmen. Vielen von ihnen merkte man die Erleichterung deutlich an.

„Das war lustig!“, strahlte Yue zufrieden. „Machen wir so was noch mal?“

„Ganz bestimmt NICHT“, murmelte Mana recht unbegeistert und verschränkte die Arme. Er schien der einzige zu sein, der fror, Kaya hatte Daisukes Jacke bekommen und der Rest hatte sich warm genug angezogen.

„Warum denn nicht?“, wollte Hakuei wissen und hielt Mana kommentarlos seine Jacke hin. „Eigentlich war es doch sogar wirklich lustig. Oder?“

Wortlos nahm Mana seine Jacke und zog sie sich an, machte sogar den Reißverschluss bis obenhin zu.

„Also von mir aus können wir so was gerne noch mal machen“, grinste Kiyoharu, der sich mit der Idee anzufreunden schien.

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich etwas getan hat“, meldete Hizaki sich nachdenklich zu Wort und lächelte in die Runde. „Dass irgendein Stein ins Rollen gebracht wurde, der etwas Großes in Gang gesetzt hat. So fühlt es sich an.“

Eine Weile dachten sie alle schweigend nach, wie sie dort standen, vor der Eingangstür ihrer Schule – Rose und Hakuei aneinander gekuschelt, Daisuke und Kaya zu nah nebeneinander, als dass man es hätte Zufall nennen können, Hizaki besorgt an Yues Seite, Mana mit Hakueis Jacke, Kiyoharu und Gara über die anderen feixend.

„Tja, dann würde ich sagen, lösen wir die Runde mal auf“, beschloss Mana irgendwann leise.

„Ich bringe ihn noch zum Arzt, wenn es etwas Ernstes ist, sage ich euch gleich Bescheid“, ließ Hizaki ruhig verlauten und strich Yue vorsichtig über die Stirn.

„Du kannst die Jacke ruhig bis morgen behalten“, meinte Hakuei lächelnd zu Mana.

„Das ist ein Grund, warum ich keine Kleider mag – es ist so kalt an den Beinen“, bemerkte Gara, eine Grimasse schneidend.

„Woher weißt DU das denn??“, wollte Kiyoharu gespielt geschockt wissen. Er, Gara, Hakuei, Daisuke und Rose mussten lachen, die anderen lächelten nur. Selbst Mana konnte sich ein schwaches Lächeln nicht verkneifen.

„Also, wir sehen uns dann morgen in der Schule, ja?“, lächelte Kaya.

Die anderen nickten und so langsam löste sich die Runde auf, Daisuke machte es sich zur Aufgabe, Mana und Kaya noch nach Hause zu bringen, Hizaki und Yue machten sich auf den Weg zum Arzt, Hakuei, Kiyoharu und Gara gingen zusammen, da sie sowieso in derselben Gegend wohnten, und Rose folgte ihnen mit der Begründung ‚lieber penn ich heute bei Haku und behaupte hinterher bei meinen Eltern, dass ich ihnen gesagt hätte, dass ich bei jemand anders übernachte, als dass ich mitten in der Nacht zuhause aufkreuze’. Aber sowohl Kiyoharu als auch Gara ersetzten die Präposition ‚BEI Haku pennen’ durch ein ‚mit’ und amüsierten sich köstlich darüber, bis Hakuei ihnen Schläge androhte, würden sie nicht aufhören.

Niemand verschwendete mehr einen Gedanken an die seltsamen Vorkommnisse in dieser Nacht.
 

~♥~♥~♥~
 

tbc~

He who laughs last laughs longest

~♥~♥~♥~
 

Ihm fielen viele Veränderungen auf. Nicht nur, dass die regelmäßigen Besuche von Hakuei und Kiyoharu zu unregelmäßigen wurden, sie verhielten sich auch nicht mehr so... unreif wie vorher. Hatte er sie zuvor mehrere Male in der Woche ertragen müssen, so ging dies zurück auf allerhöchstens einmal pro Woche. Er bekam den Eindruck, dass sie langsam auf dem Weg waren, erwachsener zu werden.

Die Beziehung von Hakuei und Rose breitete sich bereits am allerersten Morgen wie ein Lauffeuer aus. Eine Zeitlang gab es einen ziemlichen Wirbel um die beiden, dieser legte sich allerdings verhältnismäßig schnell wieder – die anderen Schüler akzeptierten die beiden zusammen und freuten sich sogar teilweise mit ihnen.

Bei Daisuke und Kaya hingegen hatte er das Gefühl, dass sich niemand so richtig an das Pärchen gewöhnen konnte. Er war selbst darüber überrascht gewesen, und mit ihm alle anderen ebenfalls. Es war ja beinahe skandalös, dass an einem Morgen nicht nur Hakuei und Rose zusammen zu sein schienen, sondern auch noch Daisuke und Kaya. Das hieß, dass alle Diven und Antidiven, die an Männern interessiert waren, bereits vergeben waren. Aber trotz allem wirkten die beiden, als wären sie glücklich miteinander, und das war doch die Hauptsache.

Ansonsten veränderte sich das gesamte Klima zwischen den beiden Gruppen. Die unterschwellige Feindlichkeit verschwand zusehends. Daisuke und Mana schienen Waffenstillstand, vielleicht sogar Frieden geschlossen zu haben – selbst Gara hielt sich mit seinem Mundwerk zurück. Er machte zwar noch immer einige verletzende Kommentare, aber manchmal entschuldigte er sich sogar und überhaupt unterhielt er sich ernsthafter als je zuvor mit den Diven. Ein seltenes Bild. Er betrachtete Yue auch nicht mehr, als wäre dieser ein besonders ekliges Insekt.

Was ebenfalls bemerkenswert war – die Freundschaften litten offenbar nicht unter den ganzen Veränderungen. Hakuei und Kiyoharu waren noch immer beste Freunde, und das merkte man ihnen auch konstant an. Mana und Kaya sah man genauso häufig zusammen wie zuvor und Rose kümmerte sich zusammen mit Hizaki weiterhin liebevoll um Yue. Sie alle schienen ausschließlich Vorteile davon getragen zu haben.

Der einzige, der vielleicht einen kleinen Nachteil hatte, war er, Kirito. Denn nun waren seine Tage langweilig, nicht mehr so stressig und nervenaufreibend wie vorher. Er erwischte sich viel zu oft, wie er sich wünschte, dass die beiden Störenfriede einfach in sein Büro geplatzt kamen, ihm irgendeine unglaubwürdige und doch wahre Geschichte auftischten, sich wie ungezogene kleine Jungen aufführten, denen man sowieso nichts anhaben konnte, ihn, Kirito, etwas unterhielten und dann unter anhaltendem Lachen wieder verschwanden. Irgendwo vermisste er sie ein bisschen, das musste er zugeben. Aber er war froh, dass sie endlich merkten, worauf es im Leben wirklich ankam.

Er wusste, dass aus ihnen mal etwas werden würde. Nicht nur aus Hakuei und Kiyoharu, aus den anderen auch. Mana, Kaya und Hizaki würden sich unter allen Umständen anstrengen, um ihren extravaganten Lebensstil nicht aufgeben zu müssen. Und Rose, Gara und Daisuke wussten es besser, als ihr Leben zu verschwenden.

Kurz gefasst: Sie hatten alle einen großen Schritt gemacht.

Und er? Er konnte ihnen nur dabei zusehen.

Das tat er.
 

Über die Wochen, Monate hinweg sah er ihnen dabei zu, wie sie sich immer mehr zu verantwortungsbewussten, reifen und ernsten – bei den einen mehr, bei den anderen weniger – Individuen entwickelten. Er verfolgte, wie Daisuke und Kaya sich anscheinend in gegenseitigem Einverständnis wieder trennten, wie Daisuke und Gara eine Krise mittleren Grades erlebten, wie Hakuei und Rose urplötzlich großen Abstand voneinander hielten, wie dadurch die gesamte Atmosphäre litt, wie Yue sich immer mehr an Rose hängte und wie Mana und Daisuke wieder anfingen, sich anzufeinden. Es waren Streits, die durch nichts hätten vermieden werden können, dazu waren sie alle zu verschieden, und trotzdem hielten sie noch irgendwie zusammen.

Nach einer Weile konnten Hakuei und Rose wieder normal miteinander reden, als Daisuke und Hizaki die Schule bereits erfolgreich beendet hatten. Jeder vermisste Hizaki, als er die Schule verließ, bekam er seine eigene riesige Abschiedsfeier. Er war so gerührt, dass er anfing zu weinen. Daisuke hingegen musste sich ohne Feier zufrieden geben. Wie es schien, hatte er ein nicht mehr allzu freundschaftliches Verhältnis zu den anderen gehabt.

Eine Weile wirkte es, als würden Hakuei und Kaya umeinander herum tänzeln, aber der Eindruck täuschte offenbar, es kam das Gerücht auf, dass Hakuei das Ganze inszeniert haben sollte, um Rose eifersüchtig zu machen. Es war keine leichte Zeit, für keinen von ihnen. Ein Jahr später wurden Mana, Kaya, Hakuei und Kiyoharu verabschiedet. Diese vier hatten sich bis zuletzt ohne große Probleme verstanden. Sie bekamen eine noch größere Feier als Hizaki im Vorjahr. Weder Rose noch Yue erschienen, dafür kamen Hizaki und natürlich er, Kirito. Erneut gab es Tränen, nicht nur von den vieren, die endlich ihre Schullaufbahn abschließen konnten, sondern auch besonders von allen anderen, die sie schmerzlichst vermissen würden. Selbst Kirito war erstaunt, wie viele Fans sie gesammelt hatten.

Und ein Jahr später waren Rose und Yue an der Reihe. Beide betonten, dass sie keine Feier haben wollten, und so bekamen sie keine. Das Ganze wurde knapp geregelt, beinahe geschäftsmäßig.

Nach ihnen allen folgten natürlich neue Diven, neue Antidiven, wieder andere Diven und wieder andere Antidiven, es setzte sich immer wieder fort. Aber niemand reichte je auch nur ansatzweise an die Ur-Diven und die Ur-Antidiven heran. Niemand schaffte es, Kiritos Herz dermaßen zu erwärmen, wie die ersten es bewerkstelligt hatten.
 

Und die ganzen Jahre trug Kirito ein Geheimnis mit sich herum.

Auf jeder Abschlussfeier trug Frau Suzuki ihr rosa-weiß kariertes Kleid, aber niemand, wirklich niemand zog die richtigen Schlüsse.

Sie hatte sich ausführlichst bei Kirito entschuldigt, am nächsten Morgen war sie völlig aufgelöst zu ihm gegangen und hatte gebeichtet. Sie hatte erzählt, dass sie sich mit dem Gebäude hatte vertraut machen wollen, aber nur in der Nacht Zeit gehabt hatte, und dann hatte sie auf einmal Stimmen gehört. Sie hatte mehrere Male das Licht ausgemacht, um die Personen – Einbrecher, wie sie vermutete – zu verschrecken, aber als sie auch dann nicht verschwinden wollten, schloss sie mit einem gefundenen Schlüsselbund alle Türen ab und wollte die Polizei verständigen. Mehrere Male war sie fast entdeckt worden. Einmal hatte sie aus Angst mit dem erstbesten zugeschlagen, das ihr in die Finger gekommen war. Dann erst war ihr aufgegangen, dass sie es nicht mit Einbrechern, sondern mit Schülern zu tun hatte. Prompt schloss sie alle Türen wieder auf, konnte es sich aber nicht verkneifen, sie alle noch etwas zu belauschen, um zu hören, ob sie bereits einen Verdacht hatten.

Unter Tränen hatte sie Kirito ihre Geschichte erzählt, dass es ihr unheimlich Leid tue, dass sie es bereue und sich auf der Stelle bei Yue entschuldigen würde, falls nötig. Das habe sie alles nicht gewollt.

Kirito hingegen hatte abgewunken. Es sei nicht so wichtig, Yue sei nicht ernsthaft verletzt worden, es sei ja nichts passiert, und eigentlich waren sie alle selbst Schuld, wenn sie nachts alleine in der Schule herumschlichen.

Und insgeheim war er Frau Suzuki dankbar gewesen.
 

~♥~♥~♥~
 

Yeah. Und das war's. =D

[Eine reine Zeitvertreib-FF, was man daran erkennt, dass sie sich mit nicht allzu ernsten Themen beschäftigt und die Dialoge meistens nur um der Dialoge Willen da sind |D]

Das allergrößte Lob geht selbstverständlich an Tattoo, die jedes einzelne Kapitel akribisch, geduldig und liebevoll gebeta'd hat, wofür ich sie schon abgrundtief liebe xD <33 Wo wär ich ohne dich, Süße? ღ

Dann möchte ich noch Mado-chan und Shireikan danken, die bis jetzt (zusammen zumindest ;) jedes Kapitel kommentiert und mir deshalb einen Grund gegeben haben, das hier weiter hochzuladen xD Danke! <3

Und natürlich noch ein großes Dankeschön an alle anderen Kommentarschreiber! (Falls sich jemand ungerecht behandelt fühlt, kann er sich ja beschweren oder einfach mehr Kommentare schreiben - ich leb davon ;)
 

Aber allgemein - vielen Dank fürs Lesen!!



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von:  ChiChii
2012-05-20T16:46:37+00:00 20.05.2012 18:46
Oh mein Gott, ich hab so Lachen müssen, als Kiyoharu und Hakuei im Unterricht losgezetert haben, um Mana zu amüsieren! Ich bin lachend durch die Wohnung gerannt, ernsthaft!
Ich fand die Geschichte auch so interessant und toll und woah!
Eindeutig eine meiner Lieblingsstories!
Aber das Ende war traurig. Daisuke und Kaya getrennt? Kann man überleben - Hakuei und Rose getrennt? Willst du mich umbringen?! Q___Q

Trotz allem so genialst!
Ich musste total oft lachen und war richtig gefesselt~
FETTES Plus in meiner imaginären Autorenkartei ^^
Von:  Trace
2011-04-16T17:07:17+00:00 16.04.2011 19:07
Die FF ist mit einem Wort zu beschreiben...GÖTTLICH!
Ich liebe sie...!
*nick*
Ich hab seltenst so gelacht...heilige Scheiße mir tut der Bauch noch jetzt weh...
*lachtränen wegwischen muss*
Huii, mir ist heißXD"
Also jetzt mal zu der FF
Die Chraras sind dir total gut gelungen! So verdammt geil, insbesondere immer die Dialoge von Haku und Kiyo... ich konnt nicht mehr!
Wäre es makaber zu sagen mich bei dem Satz von Rose '„Und dabei hat er noch GERAUCHT!“' mit am meisten einen abgelacht hab?xD"
Hach ich kann es mir so gut vorstellen... wie Kiyo lustvoll den Kopf in den Nacken legt und dabei unterdrückt aufstöhnt, während Haku ihm den Rauch mitten ins Gesicht pustet...XDDD
*hust*
*wieder viel zu perverse Gedanken hab*
lecker...
Wie sagt man so schön...Freundschaft mit Extras...xD Die würden sich auch gegenseitig die Schwänze beim pinkeln halten, wie meine beste Freundin mal sagte...xD"

Aber du hast es auch wirklich gut zuende gebracht...<3
*nick*
Es war die ganze Zeit spannend zu lesen und nicht zu sehr in die Länge gezogen...find ich sehr gut!

Aber die Pairs waren auch echt knuffig..** Aber Haku und Rose hatten sich nicht einmal geküsst oder? Jedenfalls wurde es glaub ich nicht einmal beschrieben...xD Kann mcih jedenfalls nicht daran erinnern.

Aber der Rektor is ja auch mal endgeil, oder? Vermisste die...geil..xD
aber auf was für Ideen die auch immer kamen...allein bei der Vorstellung könnte ich mich wieder auf dem Boden kringeln...xD
Aber echt geil! Bin begeistert, weiter so!
Von: abgemeldet
2011-03-28T05:14:31+00:00 28.03.2011 07:14
Nein!!! T___________________T
Es ist vorbei...*drop*
Ich hasse es wenn gute FFs zuende gehen...
*sfz*

Es ist irgendwie traurig so aus der Sicht des Direktors~
Ich würd die verrückte Bande vermutlich auch total vermissen an seiner Stelle...*nick nick*

Und das sich Daisuke & Kaya wieder getrennt haben...naja die Beiden waren irgendwie eh total verschieden...^^'
Aber bei Hakuei und Rose war es ne Tragödie T^T
Naja keine Beziehung hält ewig hm? *schnüff*
Q//////Q

Aber KRASS~
Von der Lehrerin hätt ich es am wenigsten erwartet O3OY
Ich kanns garnicht glauben...die Olle hatte ich schon wieder völlig vergessen und verdrängt xD *lach*

DANKE für diese süße FF ♥
(Ganz besonders für Hakuei & Rose >D)
<3<3<3
Von: abgemeldet
2011-03-28T05:07:09+00:00 28.03.2011 07:07
Haha~
Rose schläft mit Haku >D *gg*
Liebe für die Beiden ♥

Wenigstens haben es alle heil überstanden...is ja bei deinen FFs nicht immer der Fall xDDD *lach*

Hizaki is echt voll die Mama *___* Wie lieb er sich um das pinke Etwas kümmert <3 Total süß~

Und Daisuke & Kaya sind auch irgendwie niedlich zusammen~
Nur Mana...naja...*hüstel* xD
<3
Von: abgemeldet
2011-03-28T04:57:47+00:00 28.03.2011 06:57
*______________________________________________*
<3<3<3
OMG...ENDLICH~♥♥♥
Hakuei & Rose *Q*
LIEBÄ ^////^
Wurd ja auch mal Zeit die beiden Bakas ey~ xD
*anluv*

Aber hauptsache Kiyoharu und der Platzhalter xD Die Beiden sind einfach nur EPIC zusammen xDDDDD Ich glaub von denen könnte man ne perfekte Comedy-Sendung machen und es wäre niemals langweilig *lach*

Kaya gewinnt grad immer mehr an Sympatie-Punkten ♥
Wobei ich Mana wohl noch immer nicht mag~ Er is mir zu abgebrüht und kalt...uû
Tya und Gara wurde zurückgelassen xD Geschieht dem Idioten ganz recht! >P
Von: abgemeldet
2011-03-28T04:46:00+00:00 28.03.2011 06:46
Das is....OMG >/////<
Also in deren Haut möchte man jetzt echt mal nicht stecken O3O
Und das arme kleine pinke Bonbon...auch wenn ich ihn bisher nur nervig fand jetzt tut er mir leid. Q////Q

Aber hauptsache Daisuke denkt selbst in so ner Situation noch ans flirten xD Männer~

Ich wüsste nur zu gerne wer da unten im Keller rumglaufen ist...das macht einem ja richtig Angst ey... ._______.
Hoffentlich kommen die da Alle wieder heil raus~ *nick nick*
Von: abgemeldet
2011-03-28T04:35:50+00:00 28.03.2011 06:35
Awwwwwwwwwwwww ♥♥♥
Wie süß das is als Hakuei nach Rose sucht *___*
Und wie er sich an ihn klammert....LIEBE <3<3<3

Das Szenario is ma mega unheimlich...ich hätt auch voll schiss so mitten in der Nacht in ner riesigen Schule zu hocken und dann geht das Licht aus...ALTAH! xD
Daisuke versucht sich ja auch ma gaaaaaarnicht an Kaya ranzumachen hm? xD
Aber Gara ey...und schon sind meine Sympatien für ihn wieder verschwunden. =A= Er is echt ein Idiot....*sfz*
Da tat mir sogar Kaya leid und den mag ich auch nicht besonders xD

Das das pinke Etwas fehlt is mir nichtma aufgefallen xD Naja bin mal gespannt ob sie ihn finden...und vorallem wer das Licht an und ausgemacht hat...ob das wohl der Hausmeister war? O3O
Von: abgemeldet
2011-03-28T04:22:05+00:00 28.03.2011 06:22
Unnormal! Ich hab mich bei Hakueis und Kiyoharus Aktion erstmal geschlagene 5 Minuten nur bepisst vor Lachen XDDDDDDDDDDDDDD
Man ich konnt nicht mehr ne? Wie GEIL das war XD
Hello Kittys Freunde...Blumentöpfe...*lach*
Nee man~ XDDDD <3

Die Beiden sind einfach nur der Burner~ Da wünscht man sich direkt vor Ort zu sein und mitzumischen xD

Rose und Hakuei~♥ Liebe ^~^ (Ich weiß nicht wie oft ich das noch schreiben werde =3)

Und hauptsache Daisuke steht auf Kaya O3OY Irgendwie süß~ Kaya ist mir durchaus noch ein wenig sympatischer als Mana xD Aber ich werd die Beiden wohl nicht mehr anfangen zu mögen...obwohl..mal sehen ^^'

Ich finds gut dass die Wette so ausgegangen ist...aber wer hätte sich angesichts der Darbietung von Hakuei und Kiyoharu nicht weggeschmissen?! <3
Von: abgemeldet
2011-03-28T04:07:06+00:00 28.03.2011 06:07
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Ich kann nicht mehr *wegpiss*
Hakuei und die Jungs sind so GEIL. ♥♥♥

Naja ich fand den Kuss zwischen Mana & Kaya jetzt nicht unbedingt heiß, kann aber auch daran liegen dass ich solche abgehobenen Diven nicht mag und sie mir deshalb unsympatisch sind XD Hizaki scheint noch relativ in Ordnung zu sein~
Aber von denen mag ich definitiv Rose am liebsten~ Seine Art ist zumindest locker und nicht ganz so abgehoben <3

Die Jungs sind aber ma notgeile Böcke xD Besonders Gara und Daisuke LOL

Hakuei war ja echt süß wie er sich den Kuss zwischen ihm und Rose vorgestellt hat ♥______♥ <3

Ich bin ja ma echt gespannt ob das ne lustige Nacht mit allen zusammen in der Schule gibt oder ob Hakuei & Co. nachher nackt da rumgammeln XD
(Das Video hätt ich gerne btw *Q*) xD
Von: abgemeldet
2011-03-28T03:53:26+00:00 28.03.2011 05:53
Roooooseeeee ♥
Ach wie süß er einfach nur ist *Q*

Und Kaya & Mana sind einfach nur zum lachen ey xDDDD
Voll die geborenen Mobbing-Opfer...*hust* >D
Und Kaya stopft sich aus XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
*lachflash*
Ich kann nicht mehr ey~ xDDDD
Hakuei und Kiyoharu sind einfach nur GEIL. ♥
Die Lehrerin hat mir kein Stück leid getan ich fand die Aktion lustig XD Die vertauschten Körper *lach*
OMG ey~ Ich krieg mich nicht mehr ein xD

Aber dieses komische pinke Flauschbällchen xD kann ich noch immer nicht richtig einordnen...ich weiß nicht ob ich ihn mögen oder einfach nur extrem nervig finden soll xD


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