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Küchengeflüster

von

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...oder vielleicht doch vier!

Hier ist es also, stellte Kouya nüchtern fest, als er die Klingel ein drittes Mal drückte.

Die Gegend ist ruhig, ein angrenzender Park und Sportplatz. Die Uni eine dreiviertel Stunde entfernt. Einkaufsmöglichkeiten gleich um die Ecke. Wirklich vielversprechend. Okay, die Miete hat es zwar in sich, ist aber zu verschmerzen. Jetzt kommt es wohl nur drauf an, ob die Mitbewohner mich mögen bzw. ich sie. Ich werde wohl gleich Punktabzüge fürs zu Frühkommen ernten. Ich hoffe, sie sehen es mir nach, ungewollt ihre Spontaneität zu testen, dachte sich Kouya gerade, als eine angenehm klingende Stimme an der Gegensprechanlage ertönte.

„Ja, wer ist da?“

Kouya wurde aus den Gedanken gerissen und war nicht sofort in der Lage zu antworten, als die Stimme schon ein zweites Mal erklang.

„Hallohooo!? Wenn das wieder so ein dämlicher Klingelstreich ist, dann macht euch auf was gefasst! Hier wohnt nämlich jemand, der im Umkreis von 50m alles trifft, was er anvisiert, und der Balkon bietet dafür eine sehr gute Plattform!“, schmetterte Kagerou genervt in die Sprechanlage.

„Kiaaaaaa! Renn mal-“, setzte Kagerou gerade an, als er unsanft unterbrochen wurde.

„Hey, spinnst du! Ich mag nicht beschossen werden! Ich will doch nur die Wohnung besichtigen. Mehr nicht. Ich weiß, dass ich zu früh gekommen bin, aber muss ich dafür gleich bestraft werden?“, sprach Kouya aufgeregt in die Sprechanlage.

Einen kurzen Moment lang war völlige Stille. Kouya befürchtete schon, es wäre niemand mehr da, und die Worte würden in die Tat umgesetzt, als plötzlich eine weitere Stimme erklang.

„Hallo, bist du Kouya?“, fragte Kia, als erneut Kagerous, nun aufgebrachte Stimme, zu hören war.

„Der hat mich Spinner genannt! Ich glaubs nicht! Kia, was redest du noch...“

„Beruhige dich und denk doch mal nach, Kagerou! Wie würdest du reagieren, wenn dir jemand so etwas aus heiterem Himmel androht? Und apropos Androhen!“,

Kouya hörte schweigend zu,

„Du kannst mich doch nicht einfach zu deinem Komplizen machen! Ich werfe doch nicht wildfremden Personen einen Ball an den Kopf! Was denkst du dir eigentlich?“, kam Kia zum Ende.

„Äh...also, na ja, ich dachte, ein wenig Zusatztraining schadet nicht.“

Kouya, der der Diskussion schweigsam und leicht amüsiert gelauscht hatte, wollte etwas entgegnen, als eine dritte Stimme zu hören war.

„Hallo Kouya?! Noch da? Hier spricht Shino, der dritte Mitbewohner. Die anderen zwei hast du ja schon kennen gelernt – zumindest verbal. Ich mach dir mal die Tür auf, dann kannst du dir die beiden Chaoten auch ansehen.“

„Vierter Stock bitte“, sagte Shino zu Kouya, der im Hintergrund Kias und Kagerous empörte Stimmen vernahm, die aber im Summen des Türöffners untergingen.

Gedankenverloren und etwas unsicher machte sich Kouya auf den Weg nach oben.

Das hat ja super begonnen, dachte er sich. Zu früh kommen, einen möglichen Mitbewohner Spinner nennen. Kouya seufzte. Kann ja eigentlich nur besser werden!
 

Durch die Eingangstür kommend, stand er sofort im Hausflur des Gebäudes. Dieser strahlte Sauberkeit aus, gleichzeitig aber auch etwas Absurdes durch die vielen verschiedenen Plakate und gemalten Bildern an allen möglichen freien Plätzen der Wand, den vielen bunten Flyern auf dem Tisch in der Nähe der Fahrstühle, etlichen Fahrrädern und einem Kinderwagen, vor allem, wenn er an das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes dachte.

Passt irgendwie nicht zusammen....

Er inspizierte das ein oder andere Plakat etwas genauer. Viele waren veraltet, andere kündigten kommende Veranstaltungen an. Es gab welche zu Veranstaltungen an der Universität, welche zu Sportveranstaltungen, zu Partys, Konzerten und so weiter. So verhielte es sich auch mit den Flyern auf dem Tisch neben den Fahrstühlen. Er empfand, dass die gemalten Bilder irgendwie nicht hierher passten, aber gerade das machte es wieder interessant. Auf den Bildern waren Landschaften zu sehen. Realistisch und in wunderschönen Farben gehalten.

„Gefallen mir“, sagte Kouya laut, als er im Fahrstuhl nach oben verschwand.
 

Er stieg im vierten Stock aus und hatte das Gefühl, er hätte den Flur einer Wohnung betreten. Es waren zwar keine Plakate an den Wänden zu finden und es gab auch keinen Tisch mit Flyern, dafür aber zwei große bis an die Decke reichende Regale voll mit verschiedensten Dingen. Der Hauptteil davon bestand aus Filmen auf DVDs und Büchern. Ansonsten gab es dazwischen noch Ordner, CDs, Kerzen, Farbtuben, Pinsel und so weiter. Der Flur endete auf der einen Seite an einer Wand, an der sich ein großes Bild befand, welches er aber nicht genau erkennen konnte, und auf der anderen in einem Fenster, auf dessen Fensterbrett sich mehrere Pflanzen in der untergehenden Sonne räkelten.

Kouya schaute sich nach der Wohnungstür um und steuerte, als er sie entdeckt hatte – es gab nur eine einzige Tür auf dem kompletten Flur – direkt darauf zu, als sie auch schon geöffnet wurde. Drei Personen, alle annährend gleich groß, standen plötzlich vor ihm. Irgendwie hatte Kouya fast befürchtet, einer würde eine Waffe auf ihn richten, aber dem war glücklicherweise nicht so. Ihre Hände waren entweder in den Hosentaschen versteckt oder ruhten verschränkt auf der Brust. Schweigen breitete sich aus.
 

Kouya schaute von einer Person zur anderen. Die erste war etwas kleiner als die beiden anderen und trug eine kleine, runde Brille, die ein schmales, feingeschnittenes Gesicht mit dunklen Augen zierte. Lange schwarze Haare waren zu einem Zopf nach hinten geschnürt und ein einzelner Ohrring, bestehend aus einem schwarzen Stein, schmückte das rechte Ohr. Die Person trug eine schwarze lange Hose aus einem dünnen Stoffe, die sehr teuer schien, und ein weißes Hemd, welches zu einem viertel aufgeknöpft war und den Blick auf eine einfache Silberkette mit einem kleinen Medaillon freigab.

Die minimal größere Person, so mutmaßte Kouya, ist vielleicht der mögliche Scharfschütze. Kia hieß er, wenn er den Namen richtig zugeordnet hatte. Er schaute genauer hin. Er trug dunkle, kurze Haare, dessen Pony bis zu Nasenspitze reichte. Hellbraune Augen zierten sein kantiges Gesicht und ein Grübchen erschien auf der rechten Seite des Mundwinkels, wenn er lächelte, was er gerade tat. Er trug eine verwaschene Jeanshose und ein helles T-Shirt, auf dem der Spruch ‚Caution! Gender Construction Ahead’ zu lesen war.

Die dritte Person im Bunde, die von der Größe her zwischen den beiden lag, stach schon allein durch ihre Haarfarbe heraus. Schulterlanges, leicht gestuftes silberweißes Haar umspielten ein aufgewecktes und äußerst attraktives Gesicht. Zwei dunkelgraue Augen funkelten in Kouyas Richtung, die Arme dazu verschränkt auf der Brust. Eine graue Hose und ein schwarzes leichtes Hemd machten den Anblick perfekt.

Das ist bestimmt Kagerou, der als erstes an der Gegensprechanlage zu hören war. Den habe ich also Spinner genannt und so wie er schaut, ist er wohl noch immer etwas aufgebracht darüber, befürchtete Kouya.
 

Er dachte schon, dass sich das Schweigen weiter in die Länge ziehen würde und überlegte seinerseits es zu brechen, als die Person mit den langen schwarzen Haaren ihm zuvor kam.

„Hallo, schön, dass du dich getraut hast nach oben zu kommen! Wäre ich an deiner Stelle gewesen, hätte ich bestimmt das Weite gesucht nach so einer Begrüßung von Ka-chan“, sagte Shino und grinste in Kagerous Richtung, der durch Shinos versteckte Rüge und der Verwendung des Kosenamens etwas Farbe ins Gesicht bekam.

Kagerou wollte etwas erwidern, als Kia sich seufzend zu Wort meldete.

„Okay. Vielleicht sollten wir die letzten Minuten einfach streichen und von vorn beginnen. Also. Es freut mich dich kennen zu lernen, Kouya! Mein Name ist Takahashi Kia. Nenn mich einfach beim Vornamen. Ist hier so üblich bei uns in der WG. Ich bin der zweitälteste hier. Der mit den langen schwarzen Zotteln hier ist Itou Shino, der Ruhepol und älteste unserer Gemeinschaft. Aber ich sag nur, stille Wasser sind tief, oder so ähnlich.“

Kia musste lachen, als ihm Shino einen abfälligen Blick zuwarf.

„Ja, und der vermeintliche Spinner hier ist Suzuki Kagerou.“

Jetzt war es Kouya, der betroffen dreinschaute.

„Musst dir keine Vorwürfe machen. Kagerou ist in Gedanken noch auf der Suche nach einem Täter, der es ihm nicht leicht macht ihn zu fassen zu kriegen“, sagte Kia, als Kagerou ihn unterbrach.

„Kia, was soll das? Das spielt hier keine Rolle!“

Kouya, der durch diese Bemerkungen etwas irritiert blickte und das nicht unbemerkt blieb, war froh über die nächste Ankündigung.

„Ja, was stehen wir also noch im Flur rum! Rein in die gute Stube“, sagte Kia freundlich und gab den Weg frei zur Wohnung. Kouya ging als erstes, dann Kia, ihm folgend Shino und Kagerou schloss die Wohnungstür hinter ihnen.



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