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Starlight Express-Die Abenteuer von Casey Jones & Rusty

Nach Motiven des Musicals
von

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Die große Reise beginnt

Starlight Express

Kapitel 6

Die große Reise beginnt
 

Später, am Abend, sah Casey aus dem Fenster in den nächtlichen Himmel hinauf.

„Dad, ich hoffe, Du vermisst mich nicht allzusehr. Aber ich habe hier eine Aufgabe zu erfüllen. Ich wünschte, Ich könnte Dir irgendwie schreiben, das es mir gutgeht und alles okay ist. Mach Dir keine Sorgen. Der Starlight Express hält seine wachenden Sterne über mich.“
 

Am nächsten Morgen suchte Casey noch einmal Mr. Corell auf.

„Dann geht es also heute los.“

Der Junge nickte.

„Du siehst gut aus, mein Sohn. Ich hoffe, Du wirst Kommoran würdig vertreten!“

„Das verspreche ich, Sir! Sie werden nur Gutes von mir hören! Und ich werde immer fleißig lernen und mit Rusty trainieren!“

„Dann wünsche ich Dir alles Gute. Hier sind die Unterlagen, die euch berechtigen, euch für die Liga und die Meisterschaft zu qualifizieren. In diesem kleinen Buch dann findest Du die aktuellen Daten, welche Lok gerade in welcher Liga steht und in welchem Hauptbahnhof sie beheimatet ist. Loks der Ligen F-E findet Ihr nur in normalen Bahnhöfen. Erst ab der D-Liga werden sie in den Hauptbahnhof des jeweiligen Landes berufen. Dort laufen sie zusammen mit dem Favoriten, bis, bis sie Ihn bei der Meisterschaft schlagen. Geschieht das, nimmt die bessere Lok des Landes den Platz des Favoriten ein.Es sind eine ganze Menge und je höher die Liga, desto weniger werden es. Viele brauchen Jahre, um sich für die Meisterschaft zu qualifizieren, bei anderen geht es schneller. Und denke daran: In etwa einem Jahr musst Du wieder hier sein, um deine erste Zwischenprüfung abzulegen.“

„Verstanden. Das bedeutet also, wenn Rusty Greaseball bei der Meisterschaft schlagen würde, würde er seinen Platz einnehmen.“

„Das wäre richtig. Doch ob dies geschehen wird...nun, warten wir ab.“ lächelte Mr. Corell.

„Und hier-„ Mr. Banner überreichte Casey einen Umschlag „ist dein erstes Lehrgeld. Teile es Dir gut ein, denn erst auf dem nächsten Hauptbahnhof kannst Du wieder welches bekommen. Und das kann viele Tage dauern.“

„Ich weiß. Loisel hat es mir erklärt.“ nickte Casey und nahm den Umschlag in Empfang. Von Francis hatte er eine schöne Brieftasche geschenkt bekommen, mit je einem Foto von Ihm und Digger und Pop im Innern. Casey tat es nur leid, das er kein Foto von seinem Vater dabeihatte. Denn im inneren Deckel seiner neuen Taschenuhr konnte man ebenfalls ein Bild einsetzen.

„Und was noch sehr wichtig ist, in jedem Hauptbahnhof musst Du dich beim Bahnarzt melden und einen Routinecheck machen! Denn die Gesundheitskontrolle bei euch Lehrlingen ist sehr wichtig! Ein kranker Lehrling oder Lokführer darf keine Lokomotive fahren! Das wäre zu riskant! Wenn Du auf die Strecke gehst, musst Du immer topfit sein!“

„Verstanden, Sir.“nickte Casey.

„Du musst dich sowieso in jedem Hauptbahnhof beim Stationsvorsteher melden und Ihm deine Papiere und das Untersuchungsheft vorlegen. Er hat die Pflicht, sie zu prüfen und dich auf die Routinechecks hinzuweisen. Das selbe gilt für deine Lok und die Waggons. Nach jeder getaner Fahrt ist ein Rundumcheck vorgeschrieben und Du gehst die Checkliste durch. Wenn etwas nicht stimmt, meldest Du dich im nächsten Betriebswerk, damit der Defekt behoben werden kann!“

„Alles klar.“

„Gut. Das war dann alles, mein Junge. Ich wünsche Dir und Rusty eine gute Reise!“

„Ich danke Ihnen, Mr. Corell und Mr. Banner. In einem Jahr sehen wir uns wieder!“

Casey reichte zum Abschied den beiden Männern die Hand.
 

„Ein anständiger und gut erzogener Junge.“ bemerkte Mr. Banner, als Casey das Büro verlassen hatte. Sein Vorgesetzter nickte.
 

Nach dem Mittagessen war es dann soweit. Dustin trug einen von Caseys vollgepackten Rucksäcken, Rusty den zweiten mit dem zusammengerollten Schlafsack. Bei Dinah waren die Vorräte gebunkert.

Außer Francis, Digger und Pop waren noch Buffy und Sugar anwesend. Alle hatten sich neben dem äußeren Gleis eingefunden, das am alten Lokschuppen vorbeilief.

„Alles Gute, mein Zuckerschneckchen! Ich werde dich vermissen! Und dich auch, Rustyschätzchen!“ rief der goldfarbene Barwaggon aufgeregt und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

„Hah, Buffy, Du sollst mich doch nicht immer Rustyschätzchen nennen!“ maulte die kleine Dampflok und verleierte genervt die Augen.

„Uaah, drück mich nicht so doll, Buffy! Du brichtst mir ja noch die Gräten!“ keuchte Casey und versuchte sich aus Ihrer Umarmung zu winden. Dinah kicherte leise.

„Gute Reise.“ wünschte Sugar.

„Ja, gute Reise, Ihr beiden! Und wenn Ihr eure erste Plakette gewonnen habt, meldet euch!“rief Pop.

„Das wird wohl noch ein Weilchen dauern...“ murmelte Rusty.

„Alles Gute, mein Sohn.“ wünschte der Oldtimer und die beiden Dampfloks umarmten sich zum Abschied. Dann setzte Rusty seinen neuen Helm auf, der nun seinen ganzen Kopf bedeckte und begab sich auf das Gleis.

„Machs gut, Dinah!“ riefen Buffy und Sugar.

„Also, auf die Gleise mit euch!“ rief Digger. Rusty, Dinah und Dustin nahmen Aufstellung und transformierten. Digger half Casey beim zusammenkuppeln der Waggons und ermahnte den neuen Lehrling, bei solchen Tätigkeiten immer die ledernen Schutzhandschuhe zu tragen.

„Ich wünsche Dir alles Gute, mein Junge. Und gib gut auf dich acht.“ bat Francis.

„Das werde ich. Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen.“ lächelte der Junge und umarmte seinen Vormund. Dann wandte er sich an Pop. „Ich werde hart mit Rusty arbeiten. Du wirst sehen, wenn wir zurückkommen, wirst du Ihn nicht wiedererkennen!“

„Da bin ich mir sicher. Gebt gut auf euch acht.“

„Bis bald, großer Freund.“

Pop hob den Jungen hoch und es folgte auch hier eine herzliche Umarmung. Dann hob er Casey in Rustys Führerstand.

„Und denke daran, Dir öfters saubere Wäsche anzuziehen! Sei kein Schmutzfink!“ ermahnte Digger den Jungen.

„Okay, okay..“ seuftzte Casey und blickte aus dem Seitenfenster auf die Versammelten herab.

„Und höre auf den Rat der erfahrenen Kollegen!“ rief Loghead.
 

In diesem Moment schaltete das Signal auf Grün.

„Es geht los! Wir haben freie Fahrt!“ rief Rusty. Casey zog am Seil für die Pfeife und löste dann die Bremsen. Rusty setzte sich langsam in Bewegung.

Loghead zog sein Taschentuch hervor und winkte, die anderen benutzen Ihre Hände oder Mützen.

„Bis bald, Freunde!“ rief Casey und winkte zurück. Die Versammelten wurden immer kleiner und blieben schließlich in der Ferne zurück, ebenso wie der Hauptbahnhof von Kommoran.

„Endich geht es los! Das Abenteuer beginnt!“
 

Greaseball hatte die ganze Abschiedsszenerie von einem etwas erhöhten Punkt aus beobachtet. Neben Ihm standen Red Caboose und Steel.

„Das hätte ich nicht von Dinah gedacht! Sie hat sich tatsächlich Rusty angeschlossen! In Ihrer Not hat sie sich mit der niedersten Lok verbündet! Was für eine Schande! Gut, das ich sie los bin!“ sprach der große Diesel verächtlich.

„Jetzt haben wir endlich vor diesem wandelnden Rosteimer Ruhe!“ rief Steel.

„Ja-aber wen ärgern wir jetzt?“ fragte Greaseball schnippisch. Im nächsten Moment lachten alle Drei über diesen schlechten Scherz.

„Nur Mut, es wird sich schon jemand finden.“ bemerkte Red Caboose grinsend.

„Mein lieber roter Bremser, ich habe einen besonderen Auftrag für dich! Hast Du dich entsprechend vorbereitet, wie ich es Dir gesagt habe?“

Red Caboose nickte.

„Gut! Du wirst dich Rusty und seinen Freunden an die Puffern heften und versuchen, Ihnen Reise so beschwehrlich wie möglich zu machen! Vor allem darf sich dieser Rosteimer nicht für die Liga qualifizieren! Hast Du mich verstanden? Du bist der listigste und intriganteste von uns allen! Keiner ist für diesen Job besser geeignet als Du!“

„Was? Ich soll denen folgen? Was wird Mr. Corell dazu sagen, wenn ich so einfach verschwinde?“

„Keine Sorge, old Boy, darum kümmere ich mich schon! Aber jetzt geh, bevor Du sie aus den Augen verlierst!“

„Du spielst mit sehr hohen Karten, „Big G“! Nutze die Gutmütigkeit unseres Bosses nicht zu sehr aus!“ mahnte Steel.

„Was soll Mr. Corell schon tun? Mich ausmustern? Er braucht mich!“

„Okay, Greaseball! Ich werde denen ordentlich Steine auf die Schienen werfen! Verlass dich drauf!“

„Machs gut, Roter!“ wünschte Steel.

Hämisch grinsend beobachtete der große Diesel, wie Caboose die Verfolgung aufnahm.

„Ihr werdet euch noch wundern...“
 

Caseys große Reise mit seinen neuen Freunden hatte also begonnen. Was würde sie erwarten? Würden sie es schaffen, in die Liga zu kommen? Die Zukunft würde es zeigen...
 

Kommoran lag bald hinter Casey und seinen Freunden und der Junge ließ seinen neuen Partner schneller laufen.

„Vorwärts, Rusty! Zeig was Du kannst! Schneller!“ rief er und warf eine weitere Schippe voll Kohle in die Feuerbüchse. Dabei ließ er die Druckanzeige nicht aus den Augen. Es schaukelte ordentlich im Führerhaus, Rusty lief nicht besonders ruhig. Warscheinlich lag es daran, das er schon lange nicht mehr volle Pulle gefahren war. Immer wieder warf Casey einen Blick aus dem Fenster des Führerhauses, kontrollierte, ob die Strecke vor Ihnen frei war und ob die beiden Waggons auch brav folgten.

Sie passierten einige kleinere Bahnhöfe und Ortschaften und Casey ließ Rusty immer kräftig dampfen.
 

Aber auf einmal gab es ein häßliches, metallisches Geräusch und im nächsten Moment warf es den Jungen von den Füßen, als die kleine Dampflok plötzlich eine Notbremsung hinlegte! Dabei stieß sie einen saftigen Fluch aus!

„Uaaah! Was war denn das? Rusty, was ist los? Steht eine Kuh auf den Schienen?“

„Unsinn! Eine meiner Treibstangen auf der rechten Seite hat sich gelöst! Sieh bitte nach, ich kann so nicht weiterfahren!“

„Das fängt ja gut an...“ brummte Casey leise, schnallte sich seine Werkzeugtasche um und kletterte aus dem Führerstand. Dann lief auf die rechte Seite der Lok. Und tatsächlich: Eine der Treibstangen hatte sich von dem mittleren Rad gelöst und das eine Ende hing nun lose herab.

„Du darfst mit mir noch nicht so lange so schnell fahren! Das verträgt meine Maschine noch nicht!“ bemerkte Rusty. Der Junge seufzte und lief die Strecke ein Stück zurück, bis er im Gras eine Mutter und ein Stück einer Schraube fand. Mit den Teilen kehrte er zurück.

„Passiert das öfters, das Du deine Einzelteile verlierst?“

„Manchmal, bei starker Beanspruchung.-Verstehst Du jetzt, warum ich keine Rennen laufen kann?“

„Oh Mann, da kommt eine Menge Arbeit auf mich zu! -Auf jedenfall ist die Schraube, die die Treibstange hielt, gebrochen. Mal sehen, ob ich einen Ersatz in der Teilebox finde.“

Zum Glück fand sich eine neue passende Schraube, die Casey auch fachgerecht wieder anbringen konnte. Dabei half Ihm Dustin, der auf seine Bitte hin transformierte.

Nach dieser Panne konnte die Fahrt weitergehen, allerdings ein wenig gemäßigter.

Doch gegen Mittag blieb Rusty von selber auf einem kleinen Bahnhof stehen.

„Was ist denn?“ fragte Casey.

„Ich kann -huff-huff-nicht mehr, brauche dringend eine Pause! Wir sind seit heute Morgen unterwegs und mein Wasservorrat ist auch fast aufgebraucht!“

„Ach so, natürlich. Du hast Durst. Gut, wir füllen deinen Tank auf und dann fahren wir noch ein Stück.“ antwortete der Junge und kletterte aus dem Führerhaus.

„Vergiss es! -Hffhff! Ich bin erledigt! Laß mich etwas ausruhen.“

„Du machst jetzt schon schlapp?“

„Ich bin -kchkch-solche Strecken nicht mehr -huff-gewöhnt, Casey! Tut mir leid, aber ich muß mich langsam wieder an Fernfahrten gewöhnen! Und dann noch mit Dustin und Dinah im Schlepptau...“

„Schon gut. Da vorne ist der Wasserkran. -Roll noch ein Stück vorwärts. Und nach dem Auffüllen machen wir Mittagspause.“

Während dem Wasserfassen machte Casey Bekanntschaft mit dem Stationsvorsteher.

„Ihr seid also auf Reisen. Ich habe schon lange keinen Lehrling mehr mit einer Dampflok gesehen. Die zukünftigen Lokführer von heute wollen immer einen modernen Lokpartner.“ sprach der Mann.

„Stimmt. Aber ich bevorzuge die gute alte Dampfkraft.“
 

Nachdem Rustys Tank wieder voll war, transformierten er und die beiden Waggons Die kleine Dampflok keuchte noch immer vor Anstrengung, Dampf entwich zischend aus den Ventilen.

„Mann, Rusty, Du verträgst wirklich nicht viel! Das wird ein hartes Stück Arbeit, dich wieder in Form zu bringen!“

Rusty ließ sich auf einen Stapel Schwellen nieder, nahm seinen Helm ab und schöpfte ersteinmal Atem.

„Na, dann lass deinen Partner ersteinmal ausruhen, kleiner Lehrling. Ich werde in der Zwischenzeit etwas für dich kochen. Sie sind auch herzlich eingeladen, Mr...“ sprach Dinah und sah zum Stationsvorsteher hinüber.

„Navas. Danke für die Einladung. -Wenn Ihr mich jetzt aber entschuldigen würdet, gleich kommt der Mittagszug hier durch und ich muss die Weichen und Signale umstellen.“

Das Speisewaggonmädchen baute neben dem Bahnhofsgebäude Ihren tragbaren Kocher und einige Töpfe aus. Und eine halbe Stunde später zog ein köstlicher Duft durch den kleinen Bahnhof.
 

Der Mittagszug kam aus Kommoran und wurde ausgerechnet von Lead, einem von Greaseballs Dieselkumpeln gezogen.

„Hey, Rusty! Ist der Dampf schon raus?“ frozzelte die Lok.

„Mach das Du weiterkommst, Lead! Kümmere dich um deine Strecke!“ rief Dinah ärgerlich.

„Mach keinen Ärger, Partner, los, fahr weiter!“ ordnete Leads Lokführer an.

„Bis bald, Schwächling!“ rief die Lok Rusty noch hinterher.

„So bald bestimmt nicht mehr, Großmaul!“ konterte Casey.
 

Als der Zug mit Lead in der Ferne verschwunden war, gab es Mittagessen für Lehrling und Bahnhofvorsteher.

„Das schmeckt vorzüglich! Dein Speisewagen ist wirklich eine ausgezeichnete Köchin!“

Nach dem Mittagessen, als Casey half, den Tisch abzuräumen, fing es draußen an zu regnen.

Der Junge warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und entdeckte auf einmal Rusty, der draußen vorbeieilte.

Neugierig begab er sich nach draußen, um nach seinem Partner zu sehen. Er fand Ihn unter dem Vordach des Bahnhofsgebäudes hocken.

„Was ist denn los? Man könnte meinen, Du hättest Angst vor dem Regen!“

„Ist das nicht offensichtlich, Casey? Sieh mich doch an! Je mehr Regen und Nässe ich abkriege, desto mehr roste ich! Und desto mehr geht bei mir kaputt! Deshalb versuche ich, so oft wie möglich, direkte Nässe zu vermeiden!“

„Verstehe, Rusty. Aber wir können nicht warten, bis es aufhört zu regnen. Wir müssen bald weiter! Aber gegen deinen Rost werden wir etwas unternehmen, wie versprochen.“

„In Ordnung.“ nickte die kleine Dampflok.

„Und jetzt ruh´ dich noch etwas aus.“
 

„Mr. Naval, wo kann ich eigentlich den Kohlevorrat für meine Lok aufstocken?“ fragte der Junge, als er in das Bahnhofsgebäude zurückkehrte.

„Das nächste Depot liegt in Portho, im Nachbarland Vivania. Bei eurem gemäßigten Tempo werdet Ihr etwa zwei Tage bis dorthin brauchen.“

„Alles klar. Und wie komme ich dorthin? An den Weichen gibt es ja keine Wegweiser.“

„Du hast doch sicher einen Streckenatlas bekommen.“

„Genau.“

„Dann musst Du nur die Gleise auf der Karte verfolgen. Sie haben alle Kennummern, die Du auch auf kleinen Tafeln am Stellhebel der Weiche findest. Du musst dann nur die Weiche richtig einstellen. Kommst Du an ein Stellwerk, musst Du dem Personal sagen, wohin Du willst und die geben Dir dann weitere Anweisungen für deine Fahrroute, die sie für dich dann einteilen. Denn die einheimischen Züge haben immer Vorrang. Ihr seid ja außerfahrplanmäßig. Auch wenn Du einen Hauptbahnhof verläßt, mußt Du Dir bei der Leitzentrale einen neuen Routenplan geben lassen und diesen befolgen!“

„Stimmt, das haben Die in der Eisenbahnergilde mir auch erklärt. Nicht das es noch einen Zusammenstoß gibt! Na ja, für den Fall, das so etwas eintritt, können meine drei Freunde transformieren und schnell vom Gleis.“

„Eigentlich hat es noch nie größere Zusammenstöße gegeben, da unsere Loks immer gut aufpassen und durch Pfiffe warnen, falls es der Lokführer mal nicht tut. Wir sind immer doppelt abgesichert. Und jeder Bahnhofsvorsteher weiß, wie er sich bei einem außerplanmäßigen Zug verhalten muss.“
 

Eine halbe Stunde später waren die Freunde wieder unterwegs. Manchmal mussten sie auf einem Nebengleis vor einem Signal warten, bis ein Regelzug vorbeigefahren die Strecke wieder frei war.

Gegen Abend hörte es wieder zu regnen auf.

„Casey, wir sollten den nächsten Bahnhof aufsuchen. Es ist gleich fünf Uhr und für den Anfang solltest Du nicht zu lange am Führerstand stehen!“ bemerkte Rusty.

„Du hast recht, ich werde langsam müde. Ich sollte mich an meinem ersten Tag nicht gleich übernehmen.“

Die Endstation für Heute befand sich im Bahnhof einer kleinen Stadt nicht weit von der Grenze zu Vivania. Hier fanden die Freunde Platz im ansässigen kleinen Depot bei den beiden einheimischen Loks.

„Mann, Du bist ja ganz außer Atem, Dampfer! Hast wohl deine besten Tage schon hinter Dir, so wie Du aussiehst!“ bemerkte eine der beiden Dieselloks.

„Nein, ich bin es nur nicht mehr gewöhnt, den ganzen Tag zu fahren! Aber seit neuestem bin ich eine Lehrlok und mit meinem Lehrling auf Reisen.“ antwortete Rusty.

„Mit dem kleinen Steppke dort? Kriegt der überhaupt schon eine Kohlenschaufel hoch?“

„Besser als Du denkst, Mann!“

„Ich wollte dich nicht beleidigen, Kumpel. Aber eine Dampflok sieht man heute schließlich nicht mehr alle Tage. Und schon gar keine mehr mit einem Lehrling! Wie heißt Du eigentlich?“

„Rusty. Und meine Waggons sind Dinah und Dustin. Mein Lehrling heißt Casey Jones.“

„Ich bin Metalking. Und mein Partner dort heißt Rill.“ stellte sich der Diesel vor.
 

„Na, Casey, wie war dein erster Tag als Lehrling?“fragte Dinah.

„Hat Spaß gemacht. Doch mir tun auch die Arme und der Rücken weh vom Kohleschaufeln! Auch ich habe da einiges an Training nötig!“ antwortete der Junge müde und rieb sich die schmerzenden Muskeln.

„Eine Heiße Dusche wirkt da Wunder. Wasch´ Dir zuerst den Ruß und Schmutz ab, dann fühlst Du dich gleich besser.“ riet das Waggonmädchen.

„Meinst Du? Ich kanns ja mal versuchen.“ murmelte Casey und trottete mit seinem Waschzeug zu den Duschräumen.
 

Mit einem Ächzen ließ Rusty sich neben Dustin in Ihrer gemeinsamen Stellbox nieder.

„AAAHH! Meine Beine sind wie Blei!“ stöhnte er.

„Tun Dir deine Beine weh?“ fragte der Tenderwaggon unschuldig.

„Natürlich tun sie weh! Ich musste dich Schwehrgewicht und Dinah den ganzen Tag ziehen! Das habe ich schon sehr lange nicht mehr gemacht!“ knurrte die Kleine Dampflok. „Ihr seid mir ja nur hinterhergerollt und musstet nicht so hart arbeiten wie ich!“

„Etwas aus der Übung, wie?“ meldete sich Metalking und linste über den Rand der Stellbox-Trennwand.

„In der Tat!“

„Das wird besser. Warte nur, in drei-bis vier Tagen macht es Dir gar nichts mehr aus. Und gegen deine steifen Beine weiß ich was.“

Die Diesellok verschwand wieder hinter der Trennwand und kam kurz darauf in die Box zu Rusty.

„Leg dich auf den Bauch.“

„Was?“

„Na, mach schon! Es passiert Dir nichts!“

Seufzend legte sich Rusty auf seiner Matratze nieder und Metalking hockte sich neben seine Beine. Dann begann er mit seinen Fingern Diese gut durchzumassieren.

„Auuu! Bitte etwas vorsichtiger!“

„Sei doch nicht so wehleidig!-Pass mal auf!“

Metalking ergriff Rustys rechtes Bein am Knöchel und bog es so weit es ging nach oben! Die kleine Dampflok hätte an die Decke gehen können!

„Wuuuaaah! Willst Du mir die Beine brechen?“ zeterte sie.

„Quatsch! Aber das zieht doch gut durch, nicht wahr?“

„In der Tat!“

„Keinen Mumm in den Metallmuskeln! Aber das wird schon, wenn Du mehr Kilometer drauf hast!“

Als Metalking mit der Massage fertig war, bedankte sich Rusty artig, aber insgeheim war er froh, das diese Tortur vorbei war. Doch es wurde Ihm auch klar, in welch schlechter körperlicher Verfassung er war. Er musste wirklich stärker und ausdauernder werden. Und damit wollte er gleich morgen anfangen.
 

„Na, Casey, fühlst Du dich jetzt besser?“ fragte Dinah unterdessen. Sie befand sich mit Ihm in seinem Zimmer und räumte etwas auf.

„Ein wenig. Aber meine Muskeln tun immer noch weh.“

„Wenn Du willst, kann ich Dir den Rücken massieren. Das habe ich früher immer bei Greaseball gemacht, es hat Ihm immer gut gefallen.“ sprach das Waggonmädchen und für einen kurzen Moment huschte ein Schatten über Ihr Gesicht.

„Das glaube ich Dir. Okay, versuch es mal bei mir. Ich bin für jede Erleichterung dankbar.“

„Leg dich auf die Liege.“

Casey tat wie Ihm geheißen, Dinah kniete neben seiner Liegestatt nieder und begann an den Schultern.

„Auuu-nicht so fest! Ich bin nicht aus Stahl! Und drück nicht so arg!“ klagte er.

„Oh-entschuldigung! Du bist ja viel zarter gebaut. -Ist es so besser?“

„Ächz-noch etwas weniger Druck....ja, so geht’s.“

„Ich habe das vorher noch nie bei einem Menschen gemacht.“

„Das merkt man. Du hast ganz schön kräftige Finger, Dinah. -Okay, das reicht fürs Erste. Danke.“

„Gut, dann mache ich Dir jetzt etwas zu essen. Ich bin drüben in der Küche!“

Casey wartete, bis Dinah sein Zimmer verlassen hatte. Dann holte er ein sauberes Hemd aus seinem Rucksack.

„Au wei, jetzt tut mir der Rücken noch mehr weh nach dieser massiererei!“ murmelte der Junge, während er sich anzog.

An diesem Abend ging Casey früh schlafen, um für den morgigen Diensttag ausgeruht zu sein. Aber vor dem Einschlafen warf er noch einen kurzen Blick in den Streckenatlas. Sein nächstes Ziel war Portho im Nachbarland Vivania.
 

Am nächsten Morgen war der Muskelkater fast wieder weg. Nach einem kurzen Frühstück verabschiedeten sich Casey und die anderen von Metalking und Rill.

„Gute Reise!“ wünschten die beiden Dieselloks.

„Dank euch. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“ sprach Rusty und gab den Beiden die Hand.

„Na, das waren doch mal ganz nette Diesel, nicht wahr?“ lächelte Casey.

„In der Tat. Das bin ich gar nicht von meinen Lokkollegen gewöhnt. Na ja, ich bin ja so gut wie nie aus Kommoran herausgekommen. Und jetzt reise ich sogar in fremde Länder.“

„Wir füllen noch schnell deinen Wassertank auf. Kohle werden wir in Portho bekommen.“

Rusty und die beiden Waggons transformierten und Casey zog das Zulaufrohr des Wasserkrans über den Tank der kleinen Dampflok. Der Junge hatte festgestellt, das es nur noch wenige funktionsfähige Wasserkräne gab. Die Ära der Dampfloks war wirklich fast vorbei. In so einem Fall musste er sich mit einem dicken Schlauch behelfen, den Rusty in einem Kasten in seinem Führerhaus aufbewahrte.

„Wartet hier auf mich. Ich muß in das Stellwerk des Bahnhofs und mir eine Route nach Portho geben lassen.“ erklärte Casey, als der Wassertank voll war.

„Ist gut, wir warten hier.“
 

Eine halbe Stunde später kehrte der Junge zurück. Schon von Weitem konnte er sehen, das eine Gruppe Leute bei seinem kleinen Zug stand.

„Hallo Leute, gibt es irgendein Problem?“ fragte Casey.

Der Älteste drehte sich zu Ihm um. Hinter dem schnauzbärtigen, etwa fünfzig-jährigen Mann standen einige Körbe, Kisten und zwei Käfige mit Hühnern. Demnach schienen diese Leute Bauern zu sein.

„Ich habe von der Lok gehört, das Ihr nach Portho wollt! Bist Du Ihr Führer?“ fragte der Schnauzbärtige.

„Ich bin sein Lokführerlehrling.“

„Gut! Wir wollen auch nach Portho, aber haben unseren Zug verpasst! Und der nächste hält erst wieder in vier Stunden hier auf dem Bahnhof! Doch dann kommen wir nicht mehr rechtzeitig zum großen Markt in die Stadt, denn der hält auf jedem kleinen Bahnhof!“

„Ihr wollt mit uns fahren?“

„Erraten!“

„Aber ich habe keinen Personenwaggon! Nur einen Speisewagen! Und kein Personal für die Küche!“

„Das macht nichts. Wir sind zwar zu fünfzehnt, aber wenn wir zusammenrücken, passen wir und unser Gepäck schon rein! Und unser Essen haben wir selbst dabei!“

„Aber meine Lok ist nicht besonders schnell! Die Fahrt wird dauern!“

„Wir haben bis heute Abend Zeit! Bis dahin müssen wir in Portho sein, um einen Standplatz auf dem Markt zu bekommen! Es soll dein Schaden nicht sein, Junge. Du bekommst von uns natürlich eine Entschädigung.“

„Was meint Ihr, Freunde?“

„Fahrgäste? Warum nicht! Das ist schließlich unsere Arbeit!“ bermerkte Dinah.

„Wir können die armen Leute doch nicht hierlassen!“ meinte Dustin und Rusty bemerkte:“Von mir aus können die mitfahren, aber ich kann für nichts garantieren! Ich weiß nicht, ob meine Kraft bis Portho reicht!“

„Das wird sie schon! Gib Dir einfach Mühe!“ sprach Casey.“Okay, wir nehmen euch mit!“

„Alles einsteigen!“ rief Dinah und transformierte.

Zuerst wurde das ganze Gepäck eingeladen. Es war eine ganze Menge und bald gab es nicht eine freie Gepäckablage mehr. Der Rest stapelte sich in der Küche und auf der Theke. Die Hühner gackerten nervös.
 

„Können wir endlich abfahren?“ fragte Casey.“Das Signal steht schon auf Grün!“

„Es sind alle an Bord!“ vernahm der Junge Dinahs Stimme.

„Also los!“

Stampfend und schnaufend setzte sich Rusty in Bewegung und zog Dustin und die vollbesetzte Dinah hinter sich her.
 

Red Caboose hatte die Nacht auf einem Abstellgleis am Rand des selben Bahnhofs an einen Signalmasten gelehnt, verbracht. Spät in der Nacht war er erst angekommen, da ein Waggon alleine selbst im Humanoid-Modus nur sehr langsam vorankam. Aber jetzt weckte Ihn ein vertrautes Geräusch. Er öffnette die Augen und lauschte. Ja, das war das typische Stampfen von Rusty! Er kannte es genau, wie alle anderen Fahrgeräusche der Loks aus Kommoran.

Caboose zog sich auf die Beine und fuhr los. Aber Rusty war schon ein gutes Stück voraus.

„Mist, verpasst! Aber das macht nichts, dich hole ich schon noch ein So wie Rusty sich anhört, ist er voll beladen! Und damit auch nicht besonders schnell!“ murmelte er und heftete sich dem Zug an die Räder...
 

Rusty hatte beschlossen, es heute bis nach Portho zu schaffen, koste es was es wolle! Er wollte sich nicht vor den Fahrgästen blamieren. Die kleine Dampflok versuchte, Ihre Kraft richtig einzuteilen, damit sie nicht wieder ausser Puste geriet.

„Wenn wir dieses Tempo halten, könnten wir es bis heute Abend schaffen!“ meinte Casey.

„Vorausgesetzt, wir müssen nicht allzulange an einem Signal oder in einem Bahnhof warten!“

„Konzentrieren wir uns also auf die Strecke!“

Der Junge lugte aus dem Fenster der Führerkabine und starrte nach vorne, wo sich die zweigleisige Strecke in der Ferne verlor. Es ging meist geradeaus, ohne Steigungen. Aus gutem Grund hatte Casey gerade diese Strecke für den Anfang gewählt.
 

Aber er hätte besser auch nach hinten schauen sollen, denn dort wurde in der Ferne plötzlich ein roter Punkt sichtbar, der rasch größer wurde: Red Caboose war Ihnen auf den Fersen!

Als der rote Bremswaggon dem Schlußlicht Dinah bereits beträchtlich nahe gekommen war, fuhr er gebückt weiter, um ungesehen zu bleiben. Und im richtigen Moment bekam er die Kupplung des Speisewaggons zu fassen und ließ sich mitziehen!

„Na also! Schon viel besser!“ murmelte er und grinste.“Und jetzt werde ich Dir mal ein paar Kilo mehr zum Ziehen geben, Rusty!“

Red Caboose ging in die Hocke und begann abzubremsen, langsam immer ein bischen mehr. Das hatte zur Folge, das Rusty vorne einen immer stärker werdenden Widerstand spürte.

„Was ist denn das auf einmal? Ich habe das Gefühl, das Dinah und Dustin immer schwerer werden!“ bemerkte er.

„Das ist normal. Je länger man etwas zieht oder trägt, desto schwerer kommt es einem vor.“

„Verdammt, das wird ja immer schlimmer!-Dustin! Dinah! Habt Ihr vergessen, eure Bremsen zu lösen?“ keuchte Rusty.

„Nein, haben wir nicht!“

„Das kann doch nicht sein, das mich schon nach so kurzer Zeit diese Fahrt anstrengt! Wir sind noch keine zwei Stunden unterwegs! Ich bin doch schon früher immer wieder bis zu fünf Stunden am Stück gefahren und es hat mir nichts ausgemacht! Erst wenn es länger dauert, geht mir die langsam die Puste aus!“
 

Red Caboose hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.

„Hihi, und jetzt....volle Pulle!“

Er löste plötzlich seine Bremsen, gleichzeitig ließ er auch Dinahs Kupplung los! Im nächsten Moment ging ein heftiger Ruck durch den ganzen Zug, Rustys Treibräder drehten durch und schlitterten für einen kurzen Moment über die Gleise! Dann schoß die kleine Dampflok plötzlich nach vorne!

„Woooaaah! Was ist jetzt los?“ rief Casey. Der Ruck hatte Ihn auf sein Hinterteil fallen lassen, im Speisewagen purzelte das Gepäck der Fahrgäste durcheinander und die Menschen wurden ordentlich durchgeschüttelt!

Zur Sicherheit zog Casey jetzt selbst die Bremse und der Zug kam zum Stehen.

„Was zum Teufel war denn das?“

„Ich weiß auch nicht! Ganz plötzlich-war der Widerstand weg! Als hätte mich jemand festgehalten und dann plötzlich wieder losgelassen!“ antwortete Rusty und ließ überschüssigen Dampf ab.

„Ich seh besser mal nach!“

Der Junge kletterte aus dem Führerstand und lief nach hinten an das Zugende. Und dann konnte er den roten Bremswaggon sehen. Er saß nur wenige Meter weiter hinten mitten auf dem Schienen und hielt sich den Bauch vor Lachen!

„Red Caboose! Was treibst Du denn hier?“ rief Casey.

„Mann, seid Ihr blöd! Ihr habt mein kleines Mänöver gar nicht geschnallt!“

„Dann hast Du mit deinen Bremsen...jetzt kapier ich! Du Mistkerl hast uns diesen Streich gespielt! Mann, wir haben Fahrgäste an Bord! Wenn nun welche bei dem Blödsinn verletzt wurden?“

„Und ich habe dich Trickser gar nicht bemerkt!“ gestand Dinah.

Inzwischen war auch Rusty transformiert und zu Casey gestoßen, gleichzeitig hatte sich auch die hintere Tür an Dinahs Waggon geöffnet und einige der Bauern waren ausgestiegen. So wie es aussah, schien zum Glück niemand verletzt worden zu sein.

„Red Caboose! Was hast Du hier verloren!“ knurrte Rusty.

„Ich bin auf geheimer Mission!“

„In wessen Auftrag? Hat Greaseball dich geschickt?“

„Und wenn schon! Passt auf, was ich euch nun zu sagen habe!“ rief Red Caboose, richtete sich wieder auf und warf sich in Pose! Dann begann er zu rezitieren:

„Ich will über alle Gleise regieren

und mir mein eigenes Reich kreiren!

Liebe und Freundschaft-darüber lache ich!

mehr Macht und Einfluss, ist das Richtige für mich!

Ich bin Red Caboose und spiele nicht fair,

gebt lieber auf und wehrt euch nicht mehr!

genau!“
 

Und zum Abschluß warf er seinen Kopf hoch und stieß sein schrilles Lachen aus! Rusty presste die Hände auf seine Ohren. Nichts hasste er mehr als diese nervige Lache!

„Das soll wohl ein Witz sein!“ bemerkte Casey.

„Das ist meine Kampfansage, Ihr Idioten! Ich werde eure Reise zu einem Höllentrip machen!“

„Das werden wir ja noch sehen! Diesmal hast du uns reingelegt, aber das nächste Mal werden wir vorbereitet sein! Nochmal fallen wir nicht darauf rein!“

„Das werden wir ja sehen!“

Plötzlich landete etwas mit einem dumpfen Klatsch direkt in Cabooses Gesicht!

„Hör auf, den Jungen und seine Lok zu ärgern! Du solltest lieber deine Arbeit tun, statt solchen Unsinn zu treiben! Verschwinde, bevor zu Dir herüberkommen!“ rief ein junger, kräftiger Bursche, der auf der Galerie von Dinah stand. In der Hand hielt er eine gelbe Frucht, die er lässig hochwarf und wieder fing. Und genau so eine hatte gerade eben den roten Bremswagen getroffen!

„Du wagst es, einen Red Caboose mit Matschobst zu bewerfen?“ fauchte dieser und versuchte, die klebrige Pampe aus seinem Gesicht zu wischen.

„Na klar! Und hier kommt gleich der Nachschlag!“

Blitzschnell hatte der junge Bursche ausgeholt und mit einem kräftigen Schwung, der jeden Baseballstar vor Neid erblassen lassen würde, schleuderte er die zweite Frucht in Richtung des roten Bremswaggons! Die Frucht traf wieder mit voller Wucht Ihr Ziel und fegte Red Cabooses Mütze vom Kopf. Beifall und Jubel brandete von den anwesenden Bauern auf.

„Bravo, Julius! Du bist der beste Werfer!“ rief der alte Bauer mit dem Schnauzbart.

„Aua! Mann, das gibt sicher ne`Beule!“ schrie Caboose zornig. Erst jetzt zog er es vor, zu verschwinden. Schnell schnappte er sich seine Mütze und rollte in entgegengesetzter Richtung davon.

„Red Caboose kratzt wieder mal die Kurve!“ rief er zum Abschied und leise für sich knurrte er:“Wir sprechen uns noch, Rusty und Casey!“

„Danke, Julius! Den sind wir los!“ sprach der Junge.

„Keine Ursache! Wir wollen schließlich rechtzeitig in Portho sein! Und da lassen wir uns doch von so einem dahergerollten Bremswagen nicht aufhalten!“

„Du hast recht! Alles wieder einsteigen, die Fahrt geht gleich weiter!“
 

Gleich darauf konnte die Fahrt fortgesetzt werden.

„Ich wette, Greaseball hat Red Caboose hinter uns hergeschickt! Der wird uns sicher noch eine Menge Ärger machen!“ bemerkte Rusty.

„Und wenn schon! Dann vertreibst Du Ihn mit eine deiner Attacken!“

„Bis jetzt kann ich nur eine Attacke!“

„Schon gut. Der macht uns keine Angst!“

Rusty hatte eine Mordswut im Bauch. Nicht einmal in der Ferne würde er vor Red Caboose seine Ruhe haben! Und sicher war er nicht von sich aus aufgebrochen! Bestimmt hatte Greaseball Ihm diesen Befehl gegeben!

Die Fahrt ging nun zügig vorran und verlief ohne Zwischenfälle. Bald kam die Grenze nach Vivania in Sicht. Hier, im Grenzbahnhof mussten alle Züge halten und die Papiere wurden kontrolliert.

Zwei Stunden später konnte es weitergehen. Rusty hatte frisches Wasser gefasst und ratterte nun munter auf Potho zu.

„Geht’s noch, Rusty?“

„Jaja. Ich bin zwar etwas müde, aber ich werde bis zur Hauptstadt durchhalten!“
 

An einem größeren Knotenpunkt musste Caseys Zug halten und sich im ansässigen Stellwerk neue Anweisungen geben lassen.

„Es sind nur noch drei kleinere Bahnhöfe und dann sind wir am Ziel!“erklärte der Junge, als er zurückkehrte.

„Dem Starlight sei Dank! Langsam schwinden auch meine Kräfte!“

Zu seiner Überraschung fand er Julius im Führerstand vor.

„Ich will Dir helfen, Junge. Du hast bereits den ganzen Tag Kohlen geschaufelt und ich will Dir etwas unter die Arme greifen.“

„Danke, das ist nett von Dir, Julius.“

Langsam begann es zu dämmern.

„Ruh dich aus, wenn Du müde bist, Junge. Ich und dein Lokpartner passen schon auf.“ schlug der junge Mann vor, als er merkte, das Casey Mühe hatte, sich zu konzentrieren.

„Julius hat recht. Den Rest schaffe ich schon alleine.“ bemerkte Rusty.“Und wenn wir dich brauchen, wecken wir dich.“

„Okay. Danke, Freunde.“

Casey klappte einem Sitz an der Hinterwand des Führerstandes herunter, setzte sich und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand. Rustys schaukelnde Bewegungen und das gleichmäßige Fahrgeräusch schläferten den Jungen bald darauf ein.

„So ist es recht. Ruh dich nur aus, Junge. Du hast für dein Alter heute schon genug hart gearbeitet.“ murmelte Julius.
 

Rustys Pfeife riß Casey wieder aus seinem Schlaf.

„Hey, wir sind gleich in Portho! Wir haben es geschafft!“ rief Julius. Der Junge rieb sich den Schlaf aus den Augen und lief zum Fenster des Führerstandes. Tatsächlich konnte er bereits die ersten Lichter der Hauptstadt vorbeiziehen sehen.

Im Zentrum verliefen die Gleise als Hochbahnstrecke und endeten schließlich in der großen kuppelförmigen Hauptbahnhofshalle. Es war halb neun, als Rusty auf eines der Nebengleise geleitet wurde. Hier hielten immer die außerfahrplanmäßigen Züge von reisenden Lehrlingen und Lokführern, um den normalen Betrieb nicht zu stören. So wurde es auf jedem Bahnhof gehandhabt. Selbst der kleinste Bahnhof besaß mindestens ein Nebengleis für solche Fälle. So konnte der reguläre und der außerplanmäßige Verkehr immer gut abgefertigt werden.
 

„Endlich, am Ziel!“ schnaufte Rusty und stieß ein langgezogenes, zischendes Geräusch aus.

Casey stieg mit Julius aus um nach den Fahrgästen zu sehen. Diese waren bereits mit dem Aussteigen und Ausladen Ihrer Waren beschäftigt.

„So, da wären wir also wieder. Die Städter von Portho schätzen unsere guten Produkte direkt vom Land. In den Geschäften hier kriegen sie meistens Obst und Gemüse aus dem Gewächshaus.“ erklärte der schnauzbärtige Bauer.

„Das denke ich mir. Aber wo werdet Ihr den Rest der Nacht verbringen?“ fragte Casey.

„Auf dem Marktplatz. Dort gibt es große Zelte, wo die Bauern und Händler campieren können und morgen geht’s dann los! Den ganzen Tag ist Verkaufen und Handeln angesagt. Und übermorgen geht es dann zurück nach Hause!“

„Verstehe. Wir werden aber weiterfahren.“

„Eigentlich schade. Ihr habt uns gut bis hierher gebracht. Aber das ist nicht schlimm. Und für deine gute Beförderung sollst Du nun dementsprechend belohnt werden!“ sagte der älteste der Bauern und übereichte Casey einen Umschlag. „Es ist das Fahrgeld, das wir für einen der Regelzüge gezahlt hätten.“

„Hey, danke! Das ist sehr nett von euch! Das hier ist qasi mein erster Arbeitslohn!“

„Und im Speisewagen haben wir Dir noch etwas Proviant für den Weg gelassen.“

„Toll! Ihr seid wirlklich alle sehr nett!“

„Das bist Du auch, Casey.“
 

Rusty, der in den Humanoid-Modus transformiert war und sein Lehrling standen auf dem Bahnsteig und winkten den Bauern noch lange nach.

„Auf Wiedersehen und gute Geschäfte!“ rief der Junge.

„Mann, ich bin fix und fertig! Jetzt brauche ich wirklich Ruhe! Ich keinen einzigen Schnaufer mehr tun!“

„Dann bleiben wir doch hier über Nacht, Rusty. Es ist auch schon spät. Ich schlafe im Personalabteil von Dinah und morgen fahren wir ins Betriebswerk zur Restaurierung.“

Mit Restaurierung meinte Casey die üblichen Routinearbeiten, um eine Dampflok wieder fahrbereit zu machen. Das bedeutete die Feuerbüchse entschlacken, den Aschekasten entleeren, die Rohre duchzublasen, die Lager abzuschmieren, die Radreifen prüfen und natürlich Kohlen und Wasser fassen. Rusty übernahm selbst das Anfeuern mit seiner Lebensflamme. Oder er versetzte sie in den Ruhezustand, so wie jetzt.

„In Ordnung. Gute Nacht, Casey.“ nickte die kleine Dampflok und transformierte wieder in den Maschinenmodus. Der Junge begab sich nach hinten zu Dinah und betrat den Innenraum.

„Sieh nur, was diese netten Bauern uns alles dagelassen haben! Daraus werde ich Dir viele leckere Sachen kochen können!“ vernahm er die Stimme des Waggonmädchens. Drei Körbe voll mit Obst und Gemüse standen am Eingang zur Küche.

„Finde ich riesig nett von denen! Besonders der starke Julius war toll! So kräftig wie der will ich auch mal werden!“ sprach Casey, nahm eine Frucht aus einem der Körbe und biß hinein.

„Und er war so ein gutaussehender Bursche!“ schwärmte Dinah. Der Junge schüttelte lächelnd den Kopf.

„Okay, Dinah. Ich gehe schlafen. Morgen fahren wir ins Betriebswerk.“

„Gute Nacht, kleiner Lehrling.“

„Gute Nacht.“
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Venka
2011-11-23T20:05:35+00:00 23.11.2011 21:05
> In Ihrer Not hat sie sich mit der niedersten Lok verbündet! Was für eine Schande! Gut, das ich sie los bin!

Arschgeige... - Bist selber schuld, wenn du sie nicht zu schätzen weißt du aufgeblasenes Elvisimitat... (^^() ich lass mich glaube ich grade hinreißen...)

> Hämisch grinsend beobachtete der große Diesel, wie Caboose die Verfolgung aufnahm.

*Augenbraue heb* Wie kommt der denen eigentlich nach? Er hat doch keinen eigenen Antrieb und Dinah sagte ein Wagon ohne Lok ist wie ein Fluss ohne Wasser. Hm... - Na mal sehen.

Metalking macht mir die Diesel grade wieder sympathischer. ^^

> da ein Waggon alleine selbst im Humanoid-Modus nur sehr langsam vorankam.

Ah ja da haben wir die Erklärung für meine Frage von vorhin. :)

> „Ich will über alle Gleise regieren
> und mir mein eigenes Reich kreiren!
> Liebe und Freundschaft-darüber lache ich!
> mehr Macht und Einfluss, ist das Richtige für mich!
> Ich bin Red Caboose und spiele nicht fair,
> gebt lieber auf und wehrt euch nicht mehr!
> genau!“

*LACHFLASH* Nein wie geil!

Nein, hey... - Die Pokemonnummer ist der Kracher schlechthin. - Jetzt weiß ich auch wieder, was ich damals schon so zum Schießen fand. Caboose vs. Team Rohkost XDXD
Von:  Narrenkaiserin
2008-02-21T05:28:27+00:00 21.02.2008 06:28
Ja, zeigt es Red Caboose, von so einem blödmann dürft ihr euch nicht alles gefallen lassen!!
(am liebsten würd ich Caboose selber eine Frucht an den Kopf werfen)


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