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Dear Tagebuch

Ein anderer 4. Band
von

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Tag 10 - Mit versuchter Glaubensbekehrung, einem Megadinner und einem nacktem Hai

Tag 10 - Mit versuchter Glaubensbekehrung, einem Megadinner und einem nacktem Hai
 

Dear Tagebuch,
 

heute waren einige des Glaubens mir weiß zu machen, dass ich ja doch an Gott glauben würde, oh denen habe ich aber was erzählt. Jetzt weiß ich wenigstens was der Nachteil daran ist, in einer Klasser voller Christen zu sein. Nieder mit dem Glauben an Gott!! Ja, ich weiß, das ist Rassismus, aber das musste ich mal klar stellen! Die haben versucht mir weiß zu machen, dass ich an Gott glauben würde! Nichts gegen Kirchen, die sind eindrucksvoll und wunderschön, aber wenn mir irgendwelche Spinner weiß machen wollen, jeder würde an Gott glauben, da lernen sie mich aber kennen. Ich hätte es ja nicht mal als schlimm empfunden, wenn da nicht noch meine Klasse rein gebuttert hätte. Die sollen sich merken, dass ich an Engel glaube, nicht an Gott! Der kann mich mal kreuzweise und von hinten durch die Mitte!

Ok, ich hab mich wieder beruhigt und jetzt können wir von vorn anfangen:

Also erst mal vor weg: Wir mussten nicht ausziehen.

Die letzte Nacht war eindeutig zu kurz, nein, nicht was du denkt, weil wir haben nicht, allerdings haben wir bis 4 Uhr oder so anderen Scheiß gemacht. Irgendwie waren wir zu aufgedreht zum schlafen, aber wie ich mitbekommen habe, waren wir nicht die einzigen. Unser Problem war allerdings, wie jeden Morgen, Silvar, der keine Gnade zeigte und uns alle brutal aus dem Bett warf. Über uns kippte er einen Eimer kaltes Wasser aus. Natürlich standen wir im Bett. Aufgeschreckt aber müde schwankte ich ins Bad und machte mich für den Tag bereit. Nach mir ging Gabriel und schloss die Tür, die ich offen gelassen hatte.

„Was ist heute nur los? Ihr seit nicht die ersten, die ich heute auf brutale Art wecken musste.“

„Wann weckst du mal nicht brutal?“ fragte ich und sah um die Ecke, als ich gerade dabei war mich zu schminken.

„Yue!“

„Schon gut. Ich weiß nicht was los war, bis wir früh um vier ins Bett gegangen sind. Außer uns sind noch einige aufgedreht rum gerannt, als wären sie unter Drogen.“

„Das hättest du doch gemerkt, oder?“

„Natürlich hätte ich das gemerkt. Ich denke mal, dass wir alle sehr geschafft waren, unseren Müdigkeitspunkt aber schnell wieder überwunden hatten, denn einige von den Düsenfliegern hatten zuvor im Bus geschlafen. Vielleicht war was im Essen oder so.“

„Glaub ich nicht.“

„Aber würdest du glauben, dass es Drogen waren, Ecstasy zum Beispiel?“

„Nein, schon allein nicht, weil du so aufgedreht warst.“

„Ich hab da noch ´ne anderer Theorie“, meinte ich und drückte ihm den Lippenstift in die Hand und setzte mich auf seine Oberschenkel.

„Ich höre.“

„Es könnte sein, dass das noch Nachwirkungen von irgendwelchen Desinfektionsmitteln waren. Wegen der Mauskontrolle. Bei solchen Mitteln, darf man die Fenster nicht aufmachen.“

„Kann möglich sein. Mund zu“, erwiderte er und hielt mein Kinn fest.

Ich nickte nur und ließ ihn machen. Als er fertig war stand ich wieder auf und ging zum Spiegel.

„Sehe ich gut aus?“ wollte ich von ihm wissen und sah um die Ecke zu ihm.

Silvar nickte.

Nun brauchte ich noch was zum anziehen. Heute gingen wir in zwei Kirchen, also wollte ich ganz aus der Reihe fallen. Gabriel legte ich normale Sachen hin und selbst zog ich mich etwas kreativer, als normal an. Da ich ein recht dunkles Puder gewählt hatte, war es einfach mein perfektes Outfit zu finden, selbst bei über 30° C trug ich es unheimlich gern, es war ein normales schwarzes T- Shirt, eine einfache schwarze Jeans, über dem Shirt trug ich noch ein schwarzes Hemd mit Rüschenkragen und dazu meinen dunkel- dunkelbraunen, fast schwarzen Mantel, mit Fusselkragen.

„Jetzt brauchst du nur noch ne Perücke“, meinte Silvar grinsend.

„Ich weiß, nur leider wurde es mir nicht gegönnt, meine Haare wenigstens braun zu lassen. Na ja, jetzt falle ich noch mehr auf als sonst schon“, seufzte ich und kramte in einen kleinem schwarzen Lederkoffer rum. Interessiert betrachtete Silvar das Ganze. Ein paar Fiepser später fand ich, was ich suchte, nämlich eine Kette mit einem silbernen Anhänger, der zwar aussah wie ein Kreuz, aber keines war. Es stellte die vier Elemente dar. Diese Kette hatte mich auch zu meinem Bild inspiriert, ich fand sie vor vielen Jahren auf einem Flohmarkt, der regelmäßig in Boston stattfindet. Ihr Anblick hatte mich verzaubert und tut es auch immer noch. Wie gesagt, aufgebaut war sie wie ein Kreuz, also sie sah aus wie ein Kreuz, aber der obere kleine Teil, an dem die Öse war, war eine Baumkrone, der Hauptstrang war der Fluss, die rechte Seite war eine Wolke und die linke Seite, sah aus wie ein kleines Feuer, was auf der Seite lag.

Lächelnd machte ich sie mir um den Hals und präsentierte mich Silvar noch einmal komplett.

„Perfekt um kleine Kinder zu erschrecken“ stellte er fest.

„Danke schön“, schnurrte ich und verbeugte mich. „Mit weißem Puder und schwarzen Haaren könnte ich als Luzie (Luzifer) durchgehen.“

„Was soll’s, wenigstens habe ich noch meine langen Haare.“

„Von vorn würde wahrscheinlich jeder behaupten, dass du kurze Haare hättest.“

„So ist es auch gedacht“, meinte der Pilz aus dem Hintergrund. „Du siehst wie immer wunderschön aus“, komplimentierte er mein Aussehen, als ich mich zu ihm umdrehte und auf seine Sachen deutete.

Er nickte und zog sich an.

„Wie hat dein Friseur den Schnitt so hinbekommen? Du lässt ihn ja was Normales tragen.“

„Gabriel kann man nicht schminken, er hat nicht das Gesicht dazu, genauso wenig wie für eine Brille. Mana hat mir die Haare beim ersten Mal so geschnitten. Und am Samstag musste es ja nur blondiert werden, was leider, ähm…Raphaels auch meine Naturfarbe ist, so ein wunderschönes widerliches Straßenköterblond. Nun habe ich ein Goldblond drin“, lächelte ich mit großen Augen und einem engelsgleichen Blick.

„Ah! Du blendest mich! Meine Augen!“ sagte Silvar theatralisch und hielt sich die Hände vors Gesicht.

Mit wenigen Schritten war Gabriel durchs Zimmer, und ich muss es immer wieder sagen, ich bewundere ihn, was er sich Silvar gegenüber raus nimmt, und kniff ihn so ins Ohrläppchen, dass er leise Schmerzensschreie von sich gab. Nach ein paar Sekunden ließ er ihn los. Silvar hielt sich das rote Ohr und sah zu Gabriel: „Deine Druckpunkttechnik sollte man nicht unterschätzen, boar tut das weh.“

„Verzeih wen ich zu hart war, ich musste mal testen, wie es meinen Schulter geht“, meinte dieser frech grinsen und ging wieder ins Bad.

\\Der war gut gekontert.\\

„Du hast einen schlechten Einfluss auf ihn“, meinte Silvar zu mir und stand auf. Er schwankte etwas, was mit dem Kniff zusammen hing.

„Du machst mir heute schon das dritte Kompliment, ich fange an rot zu werden. Aber ja, der freche Ton und die frechen Sprüche stammen wirklich von mir, allerdings habe ich nichts damit zu tun, dass er sie zu dir sagt, ich würde mir das nie trauen“, meinte ich unschuldig.

„Stimmt, deine Sprüche spielen in einer anderen, einer höheren Liga.“

Ich grinste breit und zog meinen Mantel wieder aus.

Zusammen gingen wir dann zum Speisesaal. In aller Ruhe aßen wir und unterhielten uns.

Dann stand Silvar auf und hielt seine allmorgendliche Rede: „So meine Lieben, heute wird wieder ein schöner Tag. Da fast alle in eurer Klasse, bis auf 3 glaub ich, gläubige Christen sind, haben wir uns überlegt, heute mal in zwei Kirchen zu gehen. Als erstes werden wir uns in die Crystal Cathedral begeben, wo wir etwas Robert Schuller lauschen werden, der ja die berühmte Bibelshow leitet. Danach werdet ihr mir lauschen, wenn wir in die San Gabriel Arcángel Mission gehen, eine alte zerstörte Kirche aus der Gründungszeit der Stadt. Und damit ihr nicht wieder in irgendwelche schwachsinnigen Unruhen geratet, werden wir den Nachmittag bei mir zu Hause verbringen. An euren Gesichtern sehe ich, dass ihr das nicht ganz versteht. Ich werd’s euch erklären, es ist ganz simpel. Meine Familie hat ihren Firmensitz u. a. in San Francisco und ein Haus hier in der Nähe von LA, mit Strandstück. Dort werden wir heute Nachmittag hinfahren und dort dürft ihr euch dann austoben, also würde ich sagen, dass ihr Badesachen mitnehmt und vor allem gute Manieren. Dort in dem Haus, wird es Butler geben, ich warne euch, ich erfahre alles. Sie werden euch eure Wünsche erfüllen, solange sie im Rahmen des erträglichen bleiben. An die lieben paarungsbereiten Svens und Sevenilines, kein Sex vor der Ehe und schon gar nicht in meinem Garten, denn da laufen überall Hunde rum und andere Tiere. Und das gilt auch fürs Haus, dort gibt es unbeschreiblich dünne Wände, also legt es nicht drauf an, vom mir erwischt zu werden und achtet ja darauf, dass die Hunde, Meerschweinchen, Hasen und andere Tiere euch nicht die Schniedel abbeißen, meine süßen Kleinen“, meinte er grinsend und verließ den Saal, der anders reagierte als sonst. Eigentlich tuschelten sie gleich los, doch dieses Mal waren sie nur sprachlos, wie auch Gabriel neben mir, der so was eigentlich gewöhnt sein musste. Da ich wie immer einfach weiter gegessen hatte war ich kurz nach seiner Rede fertig und verließ ebenfalls den Saal.

„Du kannst aber auch ganzschön frech sein.“

„Ich lerne von euch“, grinste er und ging mit mir hoch. Oben in unserem Zimmer packte ich unseren Rucksack.

„Wir fahren nur zu dir, damit du uns unter Kontrolle hast?“

„Ja und vor allem dich! Ich fahre auch dahin, weil ich keine Lust mehr habe euch allein durch die Stadt rennen zu lassen und eben damit ihr nicht wieder in irgendwelche Schlägereien geratet, ich muss das ja alles verantworten, wenn was passiert. Ihr alle seid stark und mutig, aber ihr hattet Glück, dass gerade Polizisten in der Nähe waren. Du ziehst mir einfach zu viel Unheil an, also halte ich euch so weit wie möglich davon fern.“

„Das hat gesessen und das tut weh“, jammerte ich wahrheitsgemäß.

„Ich weiß, aber du weißt auch, dass es so ist.“

„Natürlich, aber du kannst echt brutal zu mir sein. Ich treibe meine Scherze mit dir, aber deswegen greife ich dich nicht gleich so direkt an.“

„Es tut mir ja leid, geht’s jetzt wieder?“

„Muss es ja, muss mein Leben ja mit dir überstehen.“

Silvar seufzte. Er schnipste vor meiner Nase und sah mich an. „Ist es jetzt wieder gut mit der Wehklagerei?“

„Ja“, nickte ich.

„Wir sehen uns unten.“

Wieder nickte ich uns sah ihm nach.

Seufzend zog ich mir meinen Mantel an und holte Gabriel ab.

Die Leute die mir begegneten sahen mich schief an, sagten aber nichts oder wenn, dann dass ich gut aussähe. Ausdruckslos holte ich Gabriel ab und erzählte ihm auf dem Weg zum Bus, was zwischen Silvar und mir vorgefallen war.

„So was tut wirklich weh“, stimmte er mir zu und setzte sich unter mich, in die Sonne (ich im Schatten), auf die Bustreppe.

„Ich kann nichts dafür, dass ich das Unheil magisch anziehe. Ich lege keinen Wert auf ihre Gesellschaft.“

„Vergiss es einfach wieder. Er hat es ja nicht wirklich böse gemeint.“

„Das sagt ihr so einfach, euch wurde ja nicht an den Kopf geknallt, dass ihr ein Magnet des Bösen seid.“

„Yue! Hör auf dich da rein zu steigern! Du weißt genauso wie ich und jeder andere, dass er so etwas niemals ernsthaft zu dir sagen würde, auch wenn er Recht hat.“

„Siehst du, jetzt butterst du auch schon rein!“

„Ich buttere nirgends rein! Wir wissen, dass es der Wahrheit entspricht, also kann ich das sagen und jetzt hör endlich auf darüber nachzudenken!“ meinte er ernst und stand auf. Er stieg über mich drüber und setzte sich auf den Fensterplatz.

Ich seufzte und setzte mich neben ihn, sah ihn aber nicht an. Eigentlich konnte ich gut mit Kritik umgehen, eigentlich sehr gut, aber diese Sache war etwas womit ich nicht so leicht fertig wurde. Auf der Fahrt zu unserem ersten Punkt schwiegen wir beide uns an, was kein gutes Zeichen war, wenn nicht bald ein Wunder passieren würde, würden wir das den ganzen Tag machen. Auf der Fahrt erzählte Silvar etwas zu dieser Kirche und zu dieser komischen Show. Da ich weder an Gott glaubte, noch mich für diesen komischen Fuzzi interessierte, hörte ich ihm auch nicht wirklich zu, der Rest der Klasse jedoch lauschte seinen Worten zur Abwechslung mal mit beiden Ohren, was mir Angst machte.

Dort angekommen stellten wir uns hinter die Stuhlreihen, die ausnahmslos alle besetzt waren und hörten diesem Robert schieß- mich- tot zu. Nach einer Weile begann ein Getuschel in der Runde und mich erreichte die Frage, ob ich an Gott glauben würde.

„Nein“, antworte ich kalt.

„Aber du trägst doch ein Kreuz.“

„Das ist kein Kreuz, das ist das Symbol der Elementaren.“

„Aber es sieht aus wie ein Kreuz, also glaubst du doch.“

„Ich glaube, aber nicht an Gott, du Hirnie!! Die Elementaren unterstehen ihm, natürlich haben sie ein annähernd ähnliches Symbol!“

„Aber…“

„Das Kreuz ist zwar ein Symbol Gottes, oder besser seines Sohnes, aber es ist auch Modeschmuckstück der Gesellschaft, nicht jeder der eines trägt ist auch gleich gläubig und ich verbitte mir, angekreidet zu bekommen, dass ich an Gott glauben würde.“

„Yue, du zeigst genügend Zeichen auf, dass du an ihn glaubst.“

„Sage mir, wann ich je seinen Namen in den Mund genommen habe. Sage mir, wann ich mich je zu ihm bekannt habe oder sonstige Dinge im Zusammenhang mit Gott.“

„Deine Flüche.“

„Liebes, ich fluche nie mit Gottesnamen, wenn schon, dann nur mit meinem geliebten Uriel.“

„Glaubt mir, er glaubt wirklich nicht an Gott“, nahm Gabriel mich nun in Schutz, da er diese Diskussion anscheinend auch leid war.

„Ach, und du?“

„Ich glaube nicht an Gott, ich glaube an Gabriel den Verkünder und Engel des Wassers. Ich verbitte mir es genauso mit dem Glauben an Gott in Verbindung gebracht zu werden“, meinte er kalt auf diese Frage.

„Jetzt mal eine Frage an euch, wer von euch Christen geht in den Ethikunterricht?“ fragte ich die anderen.

„Niemand“, antwortete Gabriel für sie. „Wir sind nur zu dritt, wie Silvar sagte, und das sind Cassy, Yue und ich.“

„Könntet ihr jetzt endlich mal die Klappe halten!?“ mischte Silvar sich ein. „Weder Yue noch Gabriel glauben an Gott oder Jesus und damit ist die Sache beendet! Wir gehen.“

Genau dieses Wunder hatte ich gebraucht, nun waren Gabriel und ich uns wieder einer Meinung. Zufrieden über diesen Sieg folgten wir Silvar Hand in Hand.

Nun fuhren wir an einen Ort, der sogar mich interessierte, in die San Gabriel Arcángel Mission und natürlich war Gabriel total happy darüber, da sie immer hin denselben wundervollsten Namen der Welt teilten. Auf dem Rundgang durch Küche, Garten und rund um die Kirche erzählte Silvar uns was dazu. Ich fand es wirklich interessant. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich die drei, die vorhin versucht hatten mir einzureden, ich würde an Gott glauben. Also diese Tatsache konnten sie sich gleich wieder abschminken, denn niemand würde es je schaffen dafür zu sorgen, dass ich an Gott oder sonst wen, der großen Heiligen glauben würde. Für mich gab es nur meine Engel und insbesondere meinen Uriel und na ja, meinen Mini Gabriel.

Nach nun diesem höchst interessanten Ausflug, im Gegensatz zum ersten, fuhren wir nach Süd- Westen, aus der Stadt hinaus. Abseits vom Stadtrand LAs stand eines von Silvars Häusern, es war ein typisch unpassender Bau, für diese Gegend, wie auch schon die Villa bei Boston. Erwartet hatte ich zwar nicht einen spanischen Bau, aber etwas ähnlich Englisch- Italiensches wie das andere, doch was ich bekam, passte ja nun überhaupt nicht zu meinen Vorstellungen. Das Haus oder doch ehr Villa entsprach einem japanischem Stiel, mit moderner amerikanischer Glasbau Einfassungen. Auf den ersten Blick schauderte mich der Anblick, aber auf den zweiten imponierte es mir und auf den dritten, fand ich es sogar interessant. Ich hatte schon öfters auf Skizzen probiert, zwei total gegensätzliche Stiele in eins zu bringen, aber so recht war mir das nie gelungen, nun hatte ich den Beweis, dass es möglich war. Sofort als wir raus durften schnappte ich mir Cassies Kamera und Gabriel und stürzte zum Haus. Da ich fürs fotografieren überhaupt nichts übrig hatte und Gabriel ein Hobbyfotograf war, eigentlich für Wolken, bat ich ihn, mir das Haus möglichst perfekt ein zu fangen. Ich spürte Silvars lachenden Blick im Nacken kümmerte mich aber nicht weiter drum.

Gemeinsam gingen wir dann rein und bekamen erst mal in üppiges Essen. Die Mädchen begannen nun sich langsam zu beschweren, dass Silvar sie ja mästen würde und sie diese überflüssigen Pfunde nicht wieder runter bekommen würden. Er meinte nur frech darauf und trat auf sie zu: „Dann kommt die böse Hexe Silvar und verspeist euch alle!“

Schreiend versteckten sie sich hinter den Jungen, die zum Glück in unserer Klasse mehr waren als Mädchen. Wir Jungen mussten lachen.

Dann meinte er aber kalt: „Nein wirklich Mädchens, ein paar Gramm mehr würden euch nicht schaden.“ Damit öffnete er dann die große Flügeltür zum Esszimmer und wir alle strömten rein.

Auf den ersten Blick gab es eindeutig ein mindestens 3 Gänge Menü, ich schätze aber mal, dass sogar 5 sein würden.

Da ich wie immer allwissend wirkte, fragten die anderen mich, was es denn zu Essen geben würde.

„Na ja“, meinte ich und setzte mich auf einen Platz. Es wird einen Salat geben“, fing ich an und deutete auf eine einzelne verlorene Gabel. „Dann folgt die Suppe. Danach kommt entweder eine kalte Vorspeise oder wie ich hier mal entnehme Fisch. Nach dem Fisch wird noch eine der großen Fleischsorten folgen, also entweder Geflügel, Rind, Schwein oder gar Wild, wenn er es ganz edel machen will, und zum Schluss wird es noch eine Nachspeise geben, die meist süß ist. Allerdings gibt es Geflügel selten als Hauptgang, meist nur als erste Speise, jedoch haben wir hier ja ein Fischmesser, also hofft nicht auf Geflügel.“

„Ich unterbreche dich nur ungern“, fiel Silvar mir ins Wort. „Aber ich soll fragen, wer etwas gegen bestimmte Gemüsesorten, gegen Kartoffelsuppe, gegen irgendeinen Fisch, Pute, Schwein, Rind oder gegen bestimmte Eissorten hat.“

„Bitte da habt ihr euer Menü“, meinte ich und sah zu Silvar.

„Die Vegetarier werden natürlich ganz besonders bewirtet.“

Ich nickte und stand auf. Dann ging ich um den Tisch und setzte mich auf den Vegetarierplatz. Neben mir lag ein Besteck ohne Fischmesser, was bedeutete, dass dort Gabriel sitzen würde.

„Du bekommst natürlich keinen Fisch und dafür eine andere Hauptspeise“, meinte er zu Gabriel, welcher nickte.

Nun widmete er sich den anderen, die nicht viel zu beschweren hatten. Als er dann aus der Küche wieder kam bat er uns, uns zu setzten.

\\Ich frage mich, was daran so schwierig ist sich an eine Tafel zu setzten!?\\

Silvar stand auf. „Ok, machen wir es ganz einfach. Da wir nicht bei Hofe sind, kommen die Damen zu meiner Linken und die Herren setzten sich zu meiner rechten, wo schon zwei Herrlichkeiten sitzen.

Unter dem Tisch kickte ich ihm gegen das Schienbein und er verzog das Gesicht etwas. Als sich dann endlich alle gefunden hatten und saßen, setzte auch Silvar sich wieder und kickte zurück, traf mich aber nicht, da ich meine Beine sicherheitshalber schon aus dem Weg geräumt hatte.

„Wie ist es denn bei Hofe?“ wollte Gregor wissen, er neben Gabriel saß.

„Früher bei Hofe, war es so, dass König und Königin je an der Stirnseite des Tisches gegenüber saßen und rechts und links die Gäste, der Rangordnung nach. Als erstes die Ehrengäste und immer erst der Mann, dann die Frau. Ähm, Silvar, wie war die Hierarchie?“

„König, Graf, Marqués, Herzog, Baron, Fürst, Gentys oder die eingeladenen Ritter.“

„Danke. Noch Fragen?“

„Mar- versteh ich nicht?“

„Marqués, ist ein eingeschobener Adelstitel zwischen Earl und Count in England. Gentys stammen auch England, sie sind der niedere angelsächsische Adel. England besteht ja eigentlich nur aus Sachsen, aus Angelsachen.“

„Danke schön“, meinte Gregor und widmete sich wieder den anderen.

„Hätte er mal von klein auf bei dir Geschichte gehabt.“

„Ja, dann hätte er jetzt nicht ´ne 4.“

Ich kicherte, dann kam auch schon unser erste Gang, ein einfacher gemischter Salat. Mein Käse, den Silvar vergessen hatte, lernte fliegen und landete ausnahmslos auf seinem Teller, wobei ich auch noch ein Auge auf meine Gurken haben musste, die sich nämlich nach rechts auf Gabriels Teller und dann in dessen Mund verdünnisierten. Nach dem Salat folgte die Suppe, die wirklich köstlich war, als hätte Silvar persönlich gekocht, so kam es nämlich auch Gabriel vor. Und als wir zu ihm sahen, sah dieser nur weg und wurde leicht rosa. Spätestens da war und klar, dass er was an der Suppe gedreht hatte. Nach der Suppe fragte ich mich, was ich wohl bekommen würde, dass Gabriel Geflügel bekam, was mir klar, aber was ich bekommen sollte, konnte ich mir nicht vorstellen. Lange blieb diese Frage nicht mehr unbeantwortet, weil während abgeräumt wurde schon wieder das neue aufgetischt wurde. Mein Stilbruch, in ganzer Linie, war eine selbst gemachte Pizza ohne Käse.

Auf die interessiert beäugte Pizza folgte ein dreier Auflauf mit Kartoffeln, Nudeln und Brokkoli. Für Gabriel gab es nur Schwein und Rind und als Putenersatz Rotwild, sein Lieblingsfleisch, was er aber nur ungern zu gab, da ich als Vegetarier neben ihm saß. Mich störte das nicht sonderlich, ich war es ja gewöhnt, dass um mich herum Fleisch, Fisch oder Geflügel gegessen wurde. Und zum Nachtisch folgte ein flambiertes Eis mit Früchten, für alle die, die nichts gegen etwas Alkohol im Essen hatte. Für die AAAs (anonymen Antialkoholiker) gab es unflambiertes alkoholfreies Eis mit Früchten der Saison. Was mich an diesem Essen am meisten überraschte war, das Silvar uns die Wahl zu Wein ließ, natürlich der passende für jedes Gericht. Unsere AAAs bekamen natürlich Saft oder Wasser gereicht. Langsam wurde Silvar mir echt unheimlich schon zum vierten oder gar fünften Mal in diesen zwei Wochen hatte er uns Alkohol frei gegeben und sogar bezahlt. Selbst trank er ihn natürlich auch. Nach diesem Essen waren wir voll, natürlich hieß dass auch, dass wir nicht sofort ins Wasser durften, was aber nicht schlimm war, denn wir konnten uns eh kaum bewegen. Zufrieden mit uns und der Welt saßen wir am Tisch und ruhten uns aus.

Nach der Stunde Ruhepause durften wir dann raus in den Garten, was wir uns nicht zweimal sagen ließen und los stürzten. Auch Gabriel wollte unbedingt baden gehen. Ich schickte ihn schon mal vor. Ich ließ mir von Silvar noch zwei wasserfeste große Pflaster geben und ging dann zum Strand. Eines der beiden klebte ich Gabriel auf den Arm. Dann zog ich mich auch um und er klebte mir das andere auf meine Seite. Gerade so, deckte es die ganze Wunde ab. Gemeinsam stürzten wir uns dann in die Fluten und tobten mit den anderen. Eigentlich, war Silvar als Aufpasser und Rettungsschwimmer mitgekommen, aber schon nach wenigen Minuten hatten wir ihn im Wasser, was ein Fehler war, und spielten mit ihm oder besser er mit uns. Er spielte den Hai und wir die ahnungslosen Schwimmer. Er als der böse Hai war natürlich dazu verpflichtet uns die Badehosen zu klauen und sie am Strand zu stapeln, was natürlich bedeutete, dass wir nicht mehr aus dem Wasser konnten. Wir rächten uns an ihm, als wir ihm dann einfach die Badehose klauten, sie einem Mädchen mit gaben und sie die Hose an den Strand brachte. Zu unserem Nachsehen war es Silvar gar nicht peinlich einfach aus dem Wasser zu steigen und seine Hose wieder zu holen. Er spazierte wie (Sag ja nichts!) Gott ihn schuf aus dem Wasser und holte sie sich wieder. Die Mädels am Strand waren röter als rot im Gesicht und kämpften sichtlich damit, den Anblick wieder zu vergessen, wobei Silvar eigentlich gar nicht mal schlecht aussieht, so ganz nackt. Ich finde ein so großer Unmensch ist er doch nicht, er brachte uns unsere Hosen mit und wir zogen sie wieder an.

Als die Sonne am untergehen war mussten wir alle wieder raus und zurück ins Haus.

Gabriel und ich, wir blieben zurück und sahen uns den Sonnenuntergang an. Zu Hause hatten wir dazu nicht wirklich die Möglichkeit. Wir konnten höchstens den Sonnenaufgang sehn und das auch nur, wenn uns jemand zum Strand fuhr, denn zwischen den Häuserkolonien, sah er nicht so schön aus. Im Haus erhielten wir noch ein „kleines“ Abendessen. Es war kein Dinner, es war nur ein Tisch voller Sandwiches, warmer und kalter Gerichte und Süßigkeiten. Nach diesem Schlemmermenü, wo sogar ich Abstand nahm, damit ich nicht zunahm, wobei Gabriel dieses Mal in Silvars Horn mit rein blies, dass ein paar Pfunde mehr mir nicht schaden würden. Dafür gab es Schläge von mir, ich hatte genau mein Idealgewicht erreicht und nun setzte Silvar mir seit drei Tagen unwiderstehliche Köstlichkeiten vor, die dieses Gewicht so mir nichts dir nichts zerstören würden. Ok, zurück zu meinem eigentlichen Satz.

Nach diesem Schlemmermenü fuhren wir zurück ins Hotel und kugelten uns erneut auf unsere Zimmer, denn Silvar verwöhnte uns gerade einfach zu sehr.

~~~

Ich muss jetzt Schluss machen, Gabriel nervt mich.

Dein dich über alles liebender,

Mond.



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