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Schattenkrieg

von

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Licht am Horizont

Geneigte Leser....
 

Ihr werdet mich LYNCHEN!!!! An den Pranger stellen und mit faulen Eiern bewerfen. >____< Ich weiß es genau. *schildwallaufbau*

Ich hänge mich aber auch wirklich mit wachsender Begeisterung immer weiter aus dem Fenster. Mal sehen wie lange es dauert, bis ich abstürtze. *lach*

Aber es macht nunmal so einen SPA? und grade dieses Kapi hat mir wieder sehr viel Freude bereitet. Hach, es gibt soooo viele Irrungen und Wirrungen die man beschreiten kann. Mit welchem Ergebnis??? Das weiß ich meist auch noch nicht. ^^ Aber FFs sind da, um zu experimentieren, oder?? *evilgrin*
 

Lasst euch einfach drauf ein.

Los gehts...
 

Mit einem leisen Schaben glitt der Hobel über das noch unbehandelte Holz und sandte einen dichten Regen aus Holzsplittern zu Boden. Immer und immer wieder, sanft entlang der Maserung. Weder Radio noch Fernseher unterbrachen diesen stillen Frieden, das Telefon, das irgendwo vergraben in einer der Ecken herumstand, war lange nichts anderes mehr als eine Attrappe.

Gibbs blies behutsam den Rest der Späne vom Holz und betrachtete kritisch das noch unfertige Gerippe des kleinen Schiffes. Er versuchte vergeblich, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, seinen Gedanken eine Pause zu gönnen. Aber diesmal schaffte es nicht einmal diese Arbeit, und auch die Becher Gin, die er mittlerweile zu sich genommen hatte, erlaubten ihm keine Ruhe.

Er hatte einen Fehler gemacht, unter dem jetzt Tony und Kate zu leiden hatten. Sie hätten alle zusammen vorsichtiger sein müssen und ihren Gegner mehr ernst nehmen sollen. Aber das hatten sie nicht. Um so deutlicher hallten die Worte des Rauchers jetzt in seinem Kopf nach. Mit einem unerträglich bitteren Beigeschmack. „Sie sollten sich Ihre Entscheidung wohl überlegen, wenn Sie nicht wollen, dass Ihren Leuten das selbe zustößt wie Ihnen.“

Er schloss die Augen und hoffte inständig, dass diese Worte nicht wahr werden würden. Bislang hatte es keinen erneuten Kontakt zu den Männern des Syndikats gegeben. Keine Botschaften, keine Forderungen. Und Gibbs wusste nicht, was ihn mehr beunruhigen sollte. Er brauchte Zeit. Zeit zum Nachdenken und um dieses Mal den richtigen Weg unter all den Irrwegen zu finden. Der nächste Fehler könnte bedeuten, Tony und Kate endgültig zu verlieren.

Seufzend lehnte er die Stirn an das kühle, raue Holz. Er hatte diese Zeit nicht.

Gibbs hatte sehr wohl gehört, dass jemand soeben sein Haus betreten hatte und nun am oberen Absatz der Kellertreppe stand und ihn beobachtete. Er legte den Hobel zur Seite, drehte der Treppe demonstrativ den Rücken zu und Schritt hinüber zu der hoffnungslos zugestellten Werkbank. Er hätte doch abschließen sollen, zumindest dieses eine Mal. Er wollte jetzt keinen Besuch.

„Die Tür war nicht abgeschlossen und Sie haben weder auf meine Anrufe noch auf mein Klingeln gehört.“

Überrascht drehte er sich nun doch um und schaute hinauf in das diffuse Licht, welches durch die noch offen stehende Kellertür hereinfiel. Mit diesem Besuch hatte er nicht gerechnet. „Agent Scully.“

Es schien ihr unangenehm, ohne weiteres hier hereingeplatzt zu sein. „Die anderen sagten mir, dass ich Sie höchstwahrscheinlich hier finden würde.“

Er antwortete nicht und musterte sie nur schweigend, wie sie zögernd die Treppe zu ihm herab stieg.

„Im Grunde wollte ich mich nur darüber vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Ich... Sie haben einfach nicht reagiert und da dachte ich...“ Sie brach ab. Kam sich aus irgend einem Grund grade vollkommen deplatziert vor.

„Nicht ich bin es, um den wir uns zur Zeit Sorgen machen müssen.“

Scully seufzte, lies ihre Handtasche auf einen freien Platz der Werkbank fallen und setzte sich. „Das ist mir durchaus bewusst, Agent Gibbs. Aber Ihren Leuten ist nicht geholfen, wenn Sie sich in Ihr eigenes kleines Schneckenhaus zurückziehen und schmollen.“ Sie schaute zu ihm und wich, seinem vor unverhohlenem Zorn glitzernden Blick, dieses Mal nicht aus. Es war ihr klar, dass sie sich auf sehr dünnem Eis befand. Und um ehrlich zu sich selber zu sein, wusste sie auch nicht so recht, weshalb sie sich derart darum scherte, wie der NCIS-Agent mit der derzeitigen Situation umging. Vielleicht, weil sie insgeheim glaubte, eine Mitschuld an dem Schicksal der beiden Agents zu tragen. Vielleicht, weil ihr und Mulder ähnliches schon früher Wiederfahren war und nun Außenstehende in die Zahnräder, dieses doch eher auf privater Schiene laufenden Konfliktes, gerieten. Mit gegangen, mit gefangen. Sie waren vielleicht von zwei unterschiedlichen Bundesbehörden, die sich unglücklicher Weise auch nicht allzu nahe standen. Aber in dieser Sache saßen sie doch im selben Boot und mussten nun am selben Strang ziehen, wenn sie nicht untergehen wollten.

Zwei Tage waren vergangen, ohne das auch nur irgendetwas geschehen war. Natürlich lief die Fahndung auf Hochtouren. Aber in diesem besonderen Fall musste man mehr tun, als dazusitzen und abzuwarten.

Noch immer starrten sie sich an, versuchten den andern nieder zu zwingen. Aber diesmal hatte Gibbs nicht mehr diese autoritäre Ausstrahlung. Seine Pupillen waren vom Alkohol geweitet und der Blick seiner blauen Augen unstet und verwaschen. Überdeutlich konnte sie jetzt in ihnen lesen, und was sie dort sah, war ihr nur allzu gut bekannt. So wie er da vor ihr stand, hatte er eine beinah unheimliche Ähnlichkeit mit Mulder. Sie kannte diesen Blick. Hilflosigkeit, Zorn, Unverständnis.

„Mulder ist auf dem Weg und versucht an Informationen zu gelangen, die uns die Suche erleichtern könnten.“

Gibbs knurrte und wandte tatsächlich als erster den Blick wieder ab. „Wie will er das anstellen? Ein persönliches Gespräch mit dem Raucher? Ich bitte um Verzeihung, nur wäre ich da gerne selbst mit dabei, um diesem Hurensohn den Kopf von den Schultern zu holen.“ Scheppernd flog ein Schraubenzieher auf die andere Seiten des Tisches.

„Sie sind betrunken.“

„Was Sie nicht sagen.“ Er griff nach der Ginflasche und goss sich einen weiteren Schluck in den bereits arg ramponierten Metallbecher.

Scully hob skeptisch eine Augenbraue. Seltsame Trinkgewohnheiten. „Agent Gibbs...“

„Jethro.“

„Was?“

„Jethro. Nennen Sie mich Jethro, ok?“

„In Ordnung.“ antwortete sie gedehnt. Dieses Zusammentreffen gestaltete sich wahrhaftig äußerst wunderlich. „Sie... du solltest mehr Vertrauen in ihn haben. Ich weiß auch, dass wir euch erst in diese Lage gebracht haben, aber Mulder kennt in der Tat die seltsamsten Wege, um an wertvolle Fakten zu gelangen. Ich weiß, dass er Erfolg haben wird und wir werden euch mit all unseren Mitteln helfen, Kate und Tony wieder nach Hause zu holen. Das verspreche ich dir.“

„Versprich niemals etwas, was du nicht halten kannst.“

„Das tue ich nicht. Das habe ich noch nie getan.“ Sie stand auf und begann in dem kleinen Raum umher zu gehen. Neugierig sah sie sich um. „Ist das dein erstes Schiff, das du baust?“

„Nein. Aber das erste und einzige, das fertig gestellt werden wird.“

Sie berührte das Holz und betrachtete die mühsame Arbeit, mit der die Spanten zusammengehalten wurden. Durch ihren Vater verstand sie ein wenig von Schiffen und Booten und dieses hier würde, wenn es denn tatsächlich fertig werden würde, durchaus seetauglich sein. „Das ist beeindruckend. Wie willst du es hier herausbekommen?“

Gibbs zuckte nur die Achseln, stellte den Becher weg und trat an das Holz heran, um seine ursprüngliche Arbeit wieder aufzunehmen. Darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es soweit wäre.

Eine Weile sah sie ihm schweigend bei der Arbeit zu. Beinah kam es ihr so vor, als würde hier eine vollkommen andere Person mit ihr im Raum sein. Ein anderer Jethro Gibbs, der nichts mit dem NCIS-Agent gemein hatte. Schon allein, dass er an einem Boot bastelte, hätte sie ihm nie im Leben zugetraut. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er in ausgewaschenen Jeans umherlief, mit einem ausgeleiertem Pullover, über den er ein mindestens ebenso ausgewaschenes T-Shirt gezogen hatte. Sie schmunzelte. Was er wohl über sie denken mochte?

Als er zum dritten Mal in Folge mit dem Hobel abrutschte und eine unübersehbare Schmarre im Holz hinterließ, trat sie an seine Seite und stoppte ihn, indem sie eine Hand auf das Werkzeug legte. „Du solltest Schluss machen für heute, sonst ärgerst du dich im Nachhinein nur um so mehr. So wie du im Moment arbeitest, machst du noch etwas kaputt.“ Sie konnte seine innere Zerrissenheit beinah fühlen und nur zu gut nachvollziehen. Ihr selber war es damals kaum anders ergangen, als ihre Schwester Melissa von den Männern des Syndikats erschossen worden war.

Er antwortete nicht sondern hielt einfach nur in der Bewegung inne, scheinbar gedankenverloren auf das Werkzeug blickend. Erst als sie ebenfalls hinsah, bemerkte sie, dass ihre Hand halb auf der seinen lag. Hastig zog sie sie zurück, als hätte sie ein unsichtbarer Schlag getroffen. Zeitgleich machte ihre Körpertemperatur einen Satz, sie konnte nur zu deutlich spüren, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Glücklicherweise gab es hier unten nicht allzu viel Licht.

Gibbs wandte sich ihr zu. Für ihre Verhältnisse stand er viel zu nah vor ihr, aber sie brachte es nicht zu Stande, einen Schritt zurück zu treten. Ebenso wenig wie sie ihm jetzt in die Augen schauen konnte. Was war nur los mit ihr? Warum war sie überhaupt hier her gekommen?

Sie konnte ihn deutlich riechen und konnte nicht leugnen, dass er, neben dem schwachen Alkoholgeruch, einen durchaus angenehmen Eigengeruch hatte, der sie irgendwo tief in ihrem Innern erzittern ließ. Sie spürte seine Wärme, hörte seinen Atem. Viel zu nah.

„Dana, ist das richtig?“

Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und hob dann doch den Kopf, um ihn ansehen zu können. Seine Augen waren ein offenes Buch, nicht länger hart und unnahbar. Und das beunruhigte sie ungemein, denn was sie in ihnen jetzt las, brachte sie immer mehr in Unsicherheit. Sie nickte zögernd.

„Du scheinst ein wenig von all dem zu verstehen.“ Er ergriff ungefragt ihr Hände und umschloss sie behutsam. Ohne auch nur einen Moment lang den Blick von ihr zu nehmen. Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte und versuchte erneut den Kloß herunter zu schlucken. Vergeblich.

Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, als er ihre unübersehbar steigende Nervosität bemerkte. Dann hob er den Hobel vor ihre Augen und drückte ihn in ihre Finger. „Das gefällt mir. Es gibt nur wenige Frauen, die wirklich etwas von Handwerk verstehen.“ Er sprach so leise, dass sie sich anstrengen musste, seinen Worten zu folgen. „In dem Falle könntest du mir ja dabei helfen, nicht mehr abzurutschen. Mir hilft diese Arbeit, den Kopf wieder klar zu bekommen und neue Kraft zu sammeln. Vielleicht hilft sie auch dir.“

Sie ließ widerstandslos zu, dass er sie an den Schultern ergriff und vor sich zog, so dass sie nun hintereinander vor dem Bootsgerüst standen. Ihre Hand zitterte, als sie den Hobel auf die Holzlatte setzte und von sich weg nach oben schob. Beinah wäre sie zusammen gezuckt, als er seine Arme um sie legte, um ebenfalls den Hobel zu ergreifen und ihre Bewegungen in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie war verwirrt, vollkommen durcheinander. Aber sie konnte nicht behaupten, dass es ihr unangenehm war, den NCIS-Agent derart nah bei sich zu fühlen.

„Ein bisschen mehr Kraft und ein Gefühl für das Holz. Du veränderst das Gefüge des Holzes, versuch dich darauf einzulassen und zu spüren was du veränderst. Dann weißt du, wie weit du gehen darfst.“ Er sprach dich an ihrem rechten Ohr, sein Atem veranlasste die feinen Härchen an ihrer Wange und ihrem Hals dazu sich aufrichten.

Unter anderen Umständen hätte sie diese Lehrstunde wahrscheinlich mit Interesse mitverfolgt, doch grade jetzt war es ihr unmöglich, sich auf das Holz und das Werkzeug in ihrer Hand zu konzentrieren. Für einen Augenblick schloss sie die Augen und gestatte sich, das was sie empfand zu genießen. Es war lange her, dass jemand mit solchem Nachdruck um sie geworben hatte. Scully lächelte. Es gefiel ihr wirklich.

Trotzdem versteifte sie sich erschrocken, als sie seine Lippen plötzlich auf ihrem Hals spürte, ließ den Hobel sinken und wandte sich hastig zu ihm um, das Werkzeug dabei wie eine Waffe zur Verteidigung vor sich haltend. Sie wollte ihn mit einem tadelnden Blick zurückweisen, was angesichts seines verschmitzten Grinsens allerdings gründlich misslang. „Agent Gibbs... Jethro... ich weiß nicht...“ Es war hoffnungslos. Ihre Gedanken gehorchten ihr nicht länger.

Er nahm ihr vorsichtig das Werkzeug aus den Händen, als fürchte er, sie könne ihn damit tatsächlich angreifen, und ließ es achtlos zu Boden fallen.

„Du bist betrunken.“ wiederholte sie hilflos.

Er lachte leise. „Das sagtest du bereits. Aber nicht so betrunken, dass ich nicht mehr weiß was ich hier tue.“ Mit der rechten Hand strich er eine ihrer widerspenstigen Haarsträhnen aus dem Gesicht hinter ihr Ohr und ließ sie dann in ihrem Nacken ruhen.

Scullys Knie wurden weich. Dieser Moment, der sie auf einer Seite so erschreckte, den sie sich aber mit einer unerklärlichen Intensität auch herbeisehnte, zog sich scheinbar endlos in die Länge. Dann endlich zog Gibbs sie sanft an sich, befreite sie von der Spannung, die sie sich selbst auferlegt hatte, und küsste sie. Vorsichtig zuerst, unsicher wie sie diesen Schritt auffassen würde. Dann, als er Scullys stumme Zustimmung spürte, fordernder und leidenschaftlicher.

Für einen winzigen Moment schweiften Scully Gedanken ab, weiter zu Mulder, der jetzt in diesen Minuten händeringend nach einer Spur von den beiden entführten NCIS-Agents suchte, und das schlechte Gewissen schien ihre aufkeimenden Gefühle gegenüber dem Teamleiter zu ersticken. Aber sie konnte ihrem Partner jetzt nicht helfen. Er selber hatte ihr immer wieder gesagt, dass er diese Treffen allein begehen musste, dass es dort keinen Platz für sie gab. Ob er sie damit schützen wollte oder schlicht weg außen vor halten wollte, wusste sie nicht. In jedem Fall müssten sie erst einmal abwarten, mit welchen neuen Informationen er sie und den NCIS im Anschluss versorgen konnte. Dann wären sie auch wieder in der Lage, ihre weiteren Schritte zu planen.

Bis dahin...

Sie lächelte Gibbs an, der ihr einen fragenden Blick zuwarf. Nein, sie war jetzt nicht im Dienst und Mulder nichts schuldig. Warum sollte sie nicht auch einfach mal an sich denken? Sie schlang die Arme um den Hals des NCIS-Agents und berührte nun ihrerseits seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss.
 

Die Nacht war kühl und ein unangenehm böiger Wind trieb dünne Regenschleier durch die verschlafenen Wege des Parks. Nach der langanhaltenden Hitze hätte dieser Wetterumschwung eine Erlösung sein sollen, wenn die dadurch entstehenden Unterschiede in Washington nicht immer gleich derart extrem ausfallen würden. Mulder rieb sich die pochenden Schläfen und warf einen genervten Blick auf die erleuchteten Zeiger einer nahen Turmuhr. Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen.

Es ging auf Mitternacht zu und die meisten Menschen hatten sich bereits in ihre Wohnungen verkrochen und Fenster und Türen vor der herannahenden Regenfront verschlossen. Diejenigen, die sich jetzt noch draußen aufhielten, waren entweder auf dem Weg nach Hause oder aber sie hatten keinen Ort, den sie als solchen bezeichnen konnten. In jedem Fall konnte er sicher sein, dass ihm heute hier in diesem Park niemand mehr über den Weg laufen würde, der ihm oder seinem Auftrag gefährlich werden könnte.

Fröstelnd zog er sich in einen dicht bewachsenen Arkadengang zurück, der ihn zumindest etwas besser vor dem Wind schützte. Dabei achtete er jedoch peinlich genau darauf, die nahestehende Parkbank und den Weg, der zu dieser hinführte, nicht aus den Augen zu verlieren.

Wieder huschte sein Blick zur Uhr. Er war natürlich viel zu früh, so wie eigentlich jedes Mal. Aber heute war er auch zum ersten Mal seit langem wieder übermäßig nervös. Wenn dieses Treffen keine neuen Erkenntnisse brachte oder aber sein Gegenüber nicht erschien, würde sich die Lage der beiden entführten NCIS-Agents dramatisch verschlechtern. In welche Richtung sie bisher auch ermittelt hatten, sie waren immer wieder in Sackgassen gelandet oder waren Spuren gefolgt, die letzten Endes doch im Sand verlaufen waren. Mit anderen Worten, sie hatten nicht einmal ansatzweise eine Vermutung, wo sich Kate und Tony zur Zeit befanden. Geschweige denn in wessen Gewalt. Auch wenn er von der letzte Frage überzeugt war, eine hundertprozentige Antwort zu wissen.

Schritte auf feuchten Kies veranlassten Mulder, sich umzudrehen und zum anderen Ende des Ganges hinunter zu blicken. Eine blonde, hochgewachsene Frau Anfang Dreißig bewegte sich schnellen Schrittes auf ihn zu, den langen, schwarzen Mantel eng um sich geschlungen. Sie begrüßte ihn lediglich mit einem Nicken, warf einen prüfenden Blick in ihre Umgebung und zog sich dann tiefer in die Schatten der Begrünung zurück. „Was kann es Wichtiges geben, dass Sie mich so überstürzt bei solch einem Wetter treffen wollten?“ Ihr war deutlich anzuhören, dass sie nicht erfreut war über das nächtliche Treffen.

Mulder lachte kühl und betrachtete die Frau vor sich mit einem lauernden Blick. „Hören Sie doch auf mit den Spielchen. Sie wissen ganz genau warum. Eine Entführung von zwei NCIS-Ermittlern auf offener Straße mitten am Tage und wie durch Geisterhand weiß außer einigen wenigen Führungsstellen niemand etwas von einem derartigen Geschehen. Keine Presse, keine Fernsehberichte. Dass es nicht die Frage zum Knacken des Jackpots ist, dass Sie von den Hintergründen Kenntnis haben, sollte uns beiden doch klar sein.“

Marita Covarrubias schürzte einen kurzen Moment missbilligend die Lippen. „Das war verdammt dumm von Ihnen.“

Mulder verschränkte nur die Arme vor der Brust und bedachte sie weiterhin mit finsteren Blicken. Er war nicht in der Stimmung für Spielchen und schon gar nicht für Spielchen ihrer Klasse.

„Wie konnten Sie nur so dumm sein, und so nachlässig vorgehen? Oder sollte ich sagen den NCIS so sorglos ins offene Messer laufen lassen? Sie haben diese Männer doch förmlich dazu genötigt, solch drastische Schritte einzuleiten. Das alles wäre wesentlich harmloser verlaufen, wenn Sie und Ihre Partnerin wie jedes mal unter sich geblieben wären und nur für das FBI ermittelt hätten.“

Wütend funkelte Mulder sein Gegenüber an. „Netter Versuch. Es war doch scheinbar nicht einmal geplant gewesen, dass das FBI an diesem Fall mitarbeitet. Geschweige denn, dass Scully und ich diese Ermittlungen leiten. Es wäre selbstverständlich sehr im Interesse des Syndikats gewesen, wenn sich dieser peinliche Vorfall, auf Grund mangelndem Hintergrundwissens seitens des NCIS, von selbst erledigt hätte.

Wir alle können froh sein, dass dem nicht so ist!“

In dem darauf folgendem Schweigen war deutlich der Wind zu hören, der leise ächzend durch die hohen Bäume des Parks schnitt, die Turmuhr schlug Mitternacht. „Was wollen Sie?“

„Wo sind Agent Todd und Agent DiNozzo?“

„Das kann ich ihnen nicht sagen.“

Wutschnaubend schlug Mulder mit der flachen Hand gegen eine der Metallstreben des Arkandenganges und ließ seine Gesprächspartnerin erschrocken zusammenzucken. „Ich sagte Sie sollen diese Spielchen lassen!“ Seine Stimme klang gepresst vor unterdrücktem Zorn. „Sie wissen es und Sie sagen es mir jetzt auf der Stelle!“

„Wollen Sie mir etwa drohen? Sie sind nicht in der Position dergleichen zu versuchen. Sie wollen etwas von mir, schon vergessen?“ Marita Covarrubias musterte ihn kühl.

Mulder atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte Recht, er durfte nicht zulassen, dass ihm die Pferde durchgingen. „Es tut mir leid.“ Er öffnete seine Augen wieder und schaute sie geradeaus an. „Aber ich bin mir sicher, dass Sie wissen was mit den beiden NCIS-Agents geschehen ist, und dass Sie auch wissen, was mit ihnen geschehen soll. Ich bitte Sie! Helfen Sie uns.“

Sie schwieg, als würde sie über seine Worte nachdenken. „Sie sind ins Pentagon eingedrungen. Welche andere Begründung bräuchte es noch, um die zwei festzunehmen?“

„Sie und ich, wir wissen beide, dass das keine Festnahme gewesen ist. Schon gar nicht eine vom Pentagon-Sicherheitspersonal. Diese Entführung trägt für meinen Geschmack eindeutig die Handschrift der Männer, die wir nur allzu gut kennen. Also bitte versuchen Sie mich nicht zum Narren zu halten!“

„Was wissen Sie?“

Einen Moment lang zauderte der FBI-Agent, wie viel er ihr von dem, was sie herausgefunden hatten, offenbaren sollte. Sie war nun schon seit ein paar Jahren seine geheime Informantin und er hatte bislang nicht ein einziges Mal Grund zum Zweifeln gehabt. Dennoch musste er vorsichtig sein. So wie immer. Mit knappen Worte setzte er sie über seinen Kenntnisstand ins Bilde.

„Sie erstaunen mich, Agent Mulder.“ Fröstelnd schlang sie die Arme fester um sich und wich noch einen Schritt näher an die dichte Begrünung zurück, um dem Wind zu entgehen. „So war der kleine Abstecher in das Archiv des Pentagons wenigstens nicht umsonst gewesen. Wirklich raffiniert. Und es erklärt die Unruhe, die seit diesem Vordringen in den Reihen unserer Feinde zu bemerken gewesen ist. Und die Schritte, die sie seit dem eingeleitet haben.“

Alarmiert horchte Mulder auf. Der Unterton in Covarrubias Stimme gefiel ihm ganz und gar nicht. „Was für Schritte?“

„Agent Todd und Agent DiNozzo befinden sich seit gestern nicht mehr auf amerikanischem Boden.“

„Was?“ Mulder wollte seinen Ohren nicht trauen.

„Sie sind ausgeflogen worden. Gestern zur Mittagszeit.“

„Und mit welchem Ziel?“ Er hasste es, ihr jedes Detail aus der Nase ziehen zu müssen. Sie musste doch wissen, dass er durch diese paar Sätze beinah platzte vor Fragen. „Hören Sie, es mag Ihnen vielleicht Spaß machen, mich nur mit einigen Brocken anzufüttern. Aber bitte! Sagen Sie mir was Sie wissen. Hier geht es um die Leben zweier Bundesagenten. Wie konnten sie überhaupt so ohne Weiteres...“

Die Informantin hob beschwichtigend die Hand. „Agent Mulder, bitte. Entgegen Ihrer offensichtlichen Meinung macht es mir keineswegs Spaß Ihnen das, was ich zu sagen habe, mitzuteilen. Es ist ernst. Verdammt ernst.

Es ist anzunehmen, dass das Flugzeug Kurs auf den Nahen Osten genommen hat.“

„Geht das auch etwas genauer?“

„Leider nein. Zumindest im Augenblick wissen wir nicht mehr. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sie entweder Pakistan, Afghanistan oder den Iran anfliegen werden. Dort befinden sich noch immer Stützpunkte der Amerikaner. Stützpunkte, auf denen nach wie vor Versuche hinsichtlich Alien-Mensch-Hybriden vorgenommen werden.“ Alles Weitere ließ sie unheilvoll in der Luft schweben.

Fassungslos starrte Mulder auf das schmale Gesicht vor sich. Was sie damit andeutete war ungeheuerlich und verschlimmerte die Lage der NCIS-Agents dramatisch. „Wollen Sie damit sagen...“ Er schluckte. „Agent Todd und Agent DiNozzo sollen zu Versuchszwecken in den Nahen Osten gebracht worden sein?“

Sie nickte. „So sieht es im Augenblick aus und so lange wir keine neuen Erkenntnisse haben, müssen wir davon ausgehen.“

Fahrig strich sich der FBI-Agent die braunen Haare aus dem Gesicht. Das, was er da soeben gehört hatte, war um Längen schlimmer, als er sich vorgestellt hatte. „Damit kommen sie nicht durch. Unmöglich. Wenn das bekannt wird...“

„Agent Mulder, die können und sie werden. Es gibt nichts, was sie noch tun könnten.“

„Wir müssen sie da rausholen!“ Seine Augen funkelten drohend im Licht der Straßenlaternen. „Das sind wir ihnen schuldig und ich werde mit Sicherheit nicht tatenlos zulassen, dass sie für diese Experimente missbraucht werden. Und ich weiß, dass ich mit dieser Meinung nicht allein dastehe.

Wir werden ihrer Spur folgen, wo auch immer sie hinführen mag. Und dann werden wir sie da rausholen, haben Sie mich verstanden?“

Einen Moment lang starrten sie sich wütend an, dann hatte Mulder den Trotz seines Gegenübers überwunden und sie seufzte resigniert. „Sie schaufeln sich Ihr eigenes Grab.“

„Mein Grab ist bereits seit Jahren ausgehoben. Aber ich will nicht, dass neben meinem die Gräber anderer zu finden sind.“

„Sie können nicht einfach in das nächstbeste Flugzeug steigen und nach Afghanistan fliegen. Genau darauf warten die, dass Sie und Ihre Partner blind in die Falle tappen.“ Sie sagte das, als sei es das Offensichtlichste überhaupt. Doch sie vergaß darüber, dass es Mulder vollkommen egal war, welchen Widerstand er überwinden musste, solange er nur das drohende Schicksal von den beiden Agents abwenden konnte. Zumal Mulder nicht vor hatte, Kate und Tony aus den Fängen des Syndikats zu befreien, und sich damit zufrieden zu geben. Er wollte das ganze Experiment sabotieren, dem Wahnsinn ein Ende setzen.

„Dann sagen Sie mir, was ich tun muss, um eine Chance zu haben. Wenn Sie es doch wissen, dann zum Teufel sagen Sie es auch!“

Marita Covarrubias biss sich verärgert auf die Lippen. Mulder war wirklich nicht einfach zu handhaben, wenn er erst einmal eine Fährte aufgenommen hatte. „Also gut. Auf Ihre eigene Verantwortung.

Sie überwachen die Grenzen, nutzen die Kriegsabkommen um jedes Schlupfloch zu kontrollieren. Es ist unmöglich direkt nach Pakistan, Afghanistan oder den Iran einzureisen, ohne dass sie davon Kenntnis erlangen. Dasselbe gilt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für die arabische Halbinsel.“

Während sie ihm das versuchte zu erklären, konnte sie deutlich erkennen, wie sich Ratlosigkeit in seinen Blick schlich. Natürlich. So wie es klang, schien es tatsächlich unmöglich. „Ihre einzige Chance ist, über Afrika anzureisen und dann zu hoffen, dass sie über das offene Meer die Küste Pakistans erreichen. Unbemerkt.“

Mulder knurrte unwillig und starrte missmutig auf seine Füße. Vermutlich hatte sie recht und es brachte gar nichts, kopflos drauf los zu stürmen.

Eine Weile sagte keiner von beiden etwas.

„Sie werden einen Weg finden. Davon bin ich überzeugt.“

Überrascht sah er seine Informantin an, die sich bereits gemessenen Schrittes von ihm entfernte. Solche Töne waren ihm völlig fremd. Bevor sie den Arkadengang gänzlich verließ und hinaus in den Wind trat, blieb sie noch einmal stehen. „Passen Sie auf sich und Ihre Leute auf Agent Mulder. Passen Sie gut auf.“

Dann wandte sie sich ab und verschwand in der Nacht, den nachdenklichen Mulder hinter sich zurücklassend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Karen_Kasumi
2007-06-11T12:52:30+00:00 11.06.2007 14:52
OMFG o.O
*erstmal in ohnmacht fall*
Ich habs schon so geahnt auf der ersten Seite.....ach du lieber Himmel......Armer Mulder! Arme Scully xDDDDDDDDDDDDDD Armer Gibbs^^ Also echt mal....*gg* Nein, ich kill dich nicht xDDDDD Ich finds bloß wahnsinnig lustig ^^
Das kannst nur du xDDDDD
Fällt vielleicht auch für Mulder noch jemand ab? *grins*

Hach ja, unsere Marita.....ich fand sie schon immer ganz nett, aber Deep Throat war einfach der Beste...echt schade um den armen Kerl >.<
Soso, dann gehts jetzt also auf in den Mittleren Oster...interessant!
Lass es krachen, Liebes xD
*anschnuggelz*
deene Karööööööööön :D
Von:  MorgainePendragon
2007-06-09T12:23:40+00:00 09.06.2007 14:23
Ja aber, aber... was MACHST du denn da??? Bist du von allen guten und sonstigen Geistern verlassen????????? Was MACHST du da???? *händering*
O.... Gott...
*mit gedanken anfreund* *mit gedanken anfreund* *es zumindest versuch*
...
DAS meinst du also mit aus dem Fenster lehnen... Grmbl. Das ging SCHNELL. Nun ja, wie sagst Scully so oft und schön: Sie sind betrunken? DU bist betrunken?????
Wie kann sie ihn duzen, wenn sie Mulder immer noch siezt??????????????? Ich FASS das gerade net...
Sie werden doch wieder zur Vernunft kommen, oder? Ich mein...
*völlig durch den wind ist*
Und dann auch noch das "Tennislehrer-Syndrom"!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Was soll denn das? Kannst du mir mal verraten, wie ich jetzt MEIN nächstes Kapi mit Kenshin schreiben soll? Beim Training sollte er sich auch irgendwann hinter sie stellen und ihre Hände, die das Schwert halten, führen!!!! *grrrrrr* Wie soll ich das denn jetzt machen? Sieht ja aus wie abgeklatscht...
Obwohl...
Wie ich schon sagte, das ganze ist ja allgemein als "Tennislehrer-Syndrom" bekannt (Tennislehrer tritt hinter seine Schülerin und führt deren Hände mit dem Schläger...), also wird es vermutlich wie bei jedem anderen einfach wie ein Klischee wirken, nicht wie von dir oder sonst jemandem abgeguckt.^^ Also: Bahn frei und ich kann ähnliches trotzdem noch schreiben^^.
Vielleicht änder ichs aber auch ab.^^

Und dann der Mulder mit der kühlen Blonden... (Klasse, wieder in bekanntes Gesicht^^) Völlig in Sorge, während Scully... Grrr...
Ich liebe Mulder. Hab ich gerade festgestellt.^^ (Hab neulich "Zurück zu dir" gesehn! VOLL schön!!!)
Ich weiß, ich weiß, du liebst Jethro. Aber tut dir das nicht selber weh, was du da fabrizierst??? Und wie willst du da rauskommen?

Ich bin und bleibe sehr gespannt.^^


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