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Schattenkrieg

von

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Wettlauf gegen die Zeit

Du meine Güte, jaaaa, es hat gedauert. Ich weiß. Und es ist mir in der Tat schwer gefallen weiter zu schreiben. Warum? Weiß der Geier. Die Ideen sind schließlich da.

Ein Brückenkapi und ich hoffe, dass ihr zufrieden seid. mir fällt es etwas schwer das zu beurteilen. Ich hab das gefühl, es ist etwas gestückelt.... Oo

Vielen Dank hierbei an meine zwei treuen Leser, Mado und Karön. *schmus* Was täte ich nur ohne eure lieben Kommis??? ;_______;
 


 

Geräusche. Laute, verwirrende Geräusche drangen in seinen Geist und schienen ihn aus einer tiefen Besinnungslosigkeit zu rütteln. Geräusche, die er nicht einzuordnen vermochte und die sein, noch wie betäubt wirkendes, Unterbewusstsein dazu veranlassten, ihn Angst fühlen zu lassen.

Sein Mund war staubtrocken, den Rest seines Körpers konnte er aus irgendwelchen Gründen nicht spüren. Wo war er?

Vorsichtig versuchte er die Augen zu öffnen, presste die Lider jedoch sofort wieder mit einem schmerzerfüllten Aufstöhnen zusammen, als sich grelle Lichtstrahlen wie zweischneidige Dolche in seinen Schädel bohrten. Jeder weitere Versuch, sich von der Lichtquelle abzuwenden, erwies sich als zwecklos. Das Leuchten schien ihn von allen Seiten zu umgeben.

Die Besorgnis in seinem Innern wurde stärker. Sosehr er sich auch bemühte, es wollte ihm nicht einfallen, was mit ihm geschehen war. Sein Erinnerungsvermögen schien sich vollständig zu weigern, die letzten Stunden aufzurufen. Er musste herausfinden, wo genau er sich befand. Vielleicht kam dann die Erinnerung zurück.

Er wappnete sich gegen den Schmerz und öffnete noch einmal seine Augen. Lediglich einen winzigen Spalt weit, doch es kostete ihn seinen gesamten Willen, sie nicht sofort wieder zu schließen.

Zuerst erkannte er nichts außer dem Gleißen des Lichtes. Doch dann tauchten nach und nach immer mehr Konturen und verschwommene Schatten auf, die scheinbar teilnahmslos an ihm vorüber eilten und nicht die leiseste Notiz von ihm nahmen.

Mühsam bewegte er seine aufgesprungenen Lippen, versuchte etwas zu sagen, um diese Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Doch mehr als ein krächzendes Stöhnen konnte er nicht hervorbringen. Seine Stimme versagte ihm den Dienst. Ein Versuch seine Hand zu bewegen, schlug jämmerlich fehl. Er hatte noch immer keinerlei Kontrolle über seinen Körper. Um so deutlicher spürte er die kalte Hand der Panik, die sich um sein schnell schlagendes Herz schloss, ihm das Atmen erschwerte und sich langsam und schleichend in ihm ausbreitete, wie Gift.

Als würde ihm diese Erkenntnis einen ungeahnten Kraftschub verleihen, fuhr ein Zucken durch seine Glieder und er stieß einen gutturalen Schrei aus. Es war nicht richtig. Er dürfte gar nicht hier sein.

Einer der vorbei huschenden Schatten verharrte neben ihm, doch es wollte ihm noch immer nicht gelingen, Worte zu bilden.

Die junge Frau blickte mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen auf den hilflosen NCIS-Agent herab. Sie war in einen olivfarbenen Kampfoverall gekleidet, der jedoch keinerlei Wappen oder Abzeichen aufwies, welches sie einer bestimmten Einheit zugeordnet hätte. Mit gerunzelter Stirn überprüfte sie die Schaltungen des gläsernen Behälters, in dem Tony an Händen und Füßen gefesselt lag und sie aus glasigen Augen anstarrte. Er müsste sich noch immer in tiefer Bewusstlosigkeit befinden, denn eine Fehlermeldung des Systems lag nicht vor.

Sie warf einen letzten, verärgerten Blick auf den Agent, der mit schwachem Zucken gegen die Fesseln aufbegehrte. Sein Blick war verzweifelt, verängstigt. „Bitte...“

Die Offizierin wandte sich ungerührt ab und suchte statt dessen konzentriert den beengten Innenraum des Frachtfliegers ab. Er wachte viel zu schnell auf. „Sir. Es gibt Schwierigkeiten.“

Am Fuß der Laderampe rührte sich der Angesprochene unwillig und drehte sich bedächtig zu der jungen Frau um.

„Sie sollten sich das selber ansehen, Sir.“

Ein letzter, tiefer Atemzug, dann wurde die nicht einmal zur Hälfte aufgerauchte Morleys-Zigarette achtlos auf den Boden geworfen und der Raucher kehrte zurück in den Frachtraum. Der Ärger über diese unplanmäßige Verzögerung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Unwillkürlich wich die Offizierin vor ihm zurück, als er neben sie an den Glasbehälter herantrat. Sie wollte nicht in seiner unmittelbaren Nähe sein. Niemand wollte das. Schon gar nicht, wenn ein naher Wutausbruch zu vermuten war.

Der Raucher schaute mit gelinder Verwunderung auf Tony herab. „Seit wann ist er wach?“ Die letzten Reste kalten Rauchs kräuselten sich aus seiner Nase und seinem Mund und trieben in der Luft langsam auseinander.

„Ich weiß es nicht, Sir. Die Wirkung des Mittels lässt sehr schnell nach, ich vermute nicht länger als ein paar Minuten.“ Ein kurzer Seitenblick des Rauchers ließ sie verstummen. Das war nicht das, was er hatte hören wollen. Das Nachlassen des Wirkstoffes war offensichtlich.

„Habe ich nicht angeordnet, sie sollen unter ständiger Beobachtung bleiben?“ Es war eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort der Frau erwartete. Eine erneute Prüfung des Systems führte zum selben Ergebnis. Es arbeitete einwandfrei. „Sie sind stark, Agent DiNozzo. Ich muss zugeben, dass mich das überrascht.“ Er griff in die Brusttasche seines abgetragenen Jacketts und zog eine schmale Spritze ans Licht, die mit einer klebrig schwarzen Substanz gefüllt war.

Tonys Augen weiteten sich bei diesem Anblick. Er kannte den Mann nicht, der dort im Licht stand und mit ihm redete, als wären sie sich bereits begegnet. Doch der Anblick der Spritze, vielmehr der Anblick deren Inhalts, weckte in ihm eine Erinnerung, die alles andere als angenehm war. Sie entglitt ihm jedes Mal, bevor er sie gänzlich erfassen konnte. Aber er wusste, dass diese Flüssigkeit Unheil bedeutete. Unruhig begann er auf seinem unfreiwilligen Lager umher zu rutschen.

„Ja, in er Tat, Sie sind erstaunlich stark. Haben einen starken Willen. Doch das wird keine weiteren Probleme für uns bedeuten.“ Der Raucher lächelte kalt. „Für das Projekt ist das durchaus ein angenehmer Vorteil. Sie werden uns noch sehr nützlich sein, wenn ich Sie richtig einschätze.“

Er ließ von Tony ab und schaute an ihm vorbei. „Und wie es aussieht Ihre Kollegin ebenso.“

DiNozzo wandte den Kopf so weit er konnte zur Seite und begegnete vollkommen unverhofft dem noch stark verschwommenen Blick von Kate, die in einem baugleichen Glasbehälter lag wie er und grade erst zu sich zu kommen schien. Verwirrt runzelte er sie Stirn, versuchte sich krampfhaft zu erinnern. „Was zum Teufel...“

Sein Kopf ruckte herum, als er hörte, wie sich jemand an seinem Behälter zu schaffen machte und beobachtete mit Grauen, wie der Raucher die Spritze an einen Schlauch anschloss, der über Umwege in seinen rechten Arm führte. Langsam injizierte er die schwarze Flüssigkeit und beobachtete dann mit einem zufriedenen Lächeln, wie sie sich bedächtig den Schlauch hinunter arbeitete. „Das sollte genügen, um ihn für den Rest unserer Reise ruhig zu stellen. Veranlassen Sie, dass Miss Todd die selbe Behandlung erfährt.“ Damit wandte er sich ab und ging.

Auf halber Strecke die Rampe hinab blieb er noch einmal stehen, zündete sich zufrieden die nächste Zigarette an und lauschte den Schreien des NCIS-Agents, der sich voller Panik gegen sein Gefängnis wehrte. Sollte er schreien so viel er wollte. Hier würde ihn niemand hören. Lächelnd verließ er das Flugzeug.
 

„Keine Chance. Ich setze nicht einen Fuß in dieses Teufelsgefährt!“ Der heiße Wüstenwind wehte Mulder die ohnehin wild vom Kopf stehenden Haare aus der Stirn und er schirmte seine schmerzenden Augen vor der Sonne ab, um einen genaueren Blick auf den nachtschwarzen Torso des U-Bottes werfen zu können. Träge dümpelte es auf den Wellen des Hafenbeckens und zupfte unwillig an den Tauen, die es an der Pier hielten. Der FBI-Agent biss sich unglücklich auf die Lippen und verfluchte noch im selben Atemzug die grinsende, schwarzhaarige Wissenschaftlerin, die ihn wohlweißlich in Unkenntnis gelassen hatte, wie die Reise nach ihrer Ankunft in Mogadischu weitergehen würde.

Lange hatten sie über einen geeigneten Weg diskutiert, der sie möglichst unbehelligt hinter die feindlichen Linien bringen würde. Doch wie sollten sie das verwirklichen, was die amerikanische Regierung seit Monaten vergebens versuchte? Und so blieb ihnen letzten Endes nur der weite Weg über Afrika, wollten sie nicht noch mehr Zeit einbüßen.

So waren sie mit einem gewöhnlichen Passagierflugzeug nach Kairo geflogen und hatten von dort eine militärische Frachtmaschine genommen, die sie mit unzähligen Zwischenstopps hier her nach Mogadischu gebracht hatte. Sie waren alle dankbar gewesen, als sie den Flieger endgültig verlassen konnten und wieder festen Boden unter den Füßen spürten.

Doch jetzt, konfrontiert mit ihrem nächsten Transportmittel, wünschte sich Mulder wieder in das Flugzeug steigen zu können.

Scully gesellte sich an seine Seite. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute ebenfalls zu dem U-Boot hinüber. „Macht Ihnen unsere nächste Reiseroute etwa Sorgen?“ Sie wandte leicht den Kopf in seine Richtung, doch er musste sie nicht einmal ansehen, um zu wissen, wie sich ihre linke Augenbraue skeptisch hob.

Zerknirscht schob er seine feuchten Hände in die Hosentaschen der rettungslos verstaubten Jeans. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass es ein kleiner Triumph für seine Partnerin sein würde, wenn er ihr seinen nicht nur unbedeutenden Unmut gegenüber Unterwasserfahrzeugen eingestand. Sie selber hatte bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie das Militärflugzeug hinter sich gelassen hatten, Höllenängste durchgestanden. Das war ihm nur zu bewusst. Sie hasste das Fliegen. Sie hatte es schon immer gehasst. Und die Reise mit dieser mittelalterlichen Nussschale hatte ihr alles an Beherrschung abverlangt, was sie zu bieten hatte. Insgeheim bewunderte er sie darum, denn sie hatte sich nicht einen Moment lang beklagt. Das Elend war ihr so oder so deutlich ins Gesicht geschrieben gewesen.

Aber allein die Vorstellung in einem derart beengten Raum hunderte von Metern unter der Wasseroberfläche zu sein, nur umgeben von Wasser und einem unglaublichen Druck ausgesetzt, ließen ihn am ganzen Körper in Schweiß ausbrechen. Er war dankbar, dass es ohnehin unerträglich heiß hier war und jeder von ihnen schwitzte.

„Ach kommen Sie schon, Mulder. So schlimm wird es schon nicht werden.“ Scully genoss es sichtlich, ihren Partner derart in verlegener Bedrängnis zu sehen. „Aus taktischer Sicht gibt es nun einmal leider keinen besseren Weg. Und wenn Sie mit kühlem Kopf darüber nachdenken würden, würde das auch Ihnen einleuchten. Natürlich wäre es kein Problem für uns, nach Afghanistan einzureisen, aber Sie wissen doch ebenso gut wie ich, dass unser Plan, sobald wir die Grenze überschritten hätten, hinfällig wäre. Die überwachen uns auf Schritt und Tritt, soweit es ihnen denn möglich ist, dass muss ich Ihnen denk ich gar nicht erst sagen.“

Mulder knurrte unwillig. Natürlich brauchte sie ihm das nicht zu sagen und es ärgerte ihn maßlos, dass sie sich scheinbar dazu berufen fühlte, ihm diese Tatsachen dennoch brandheiß aufs Brot schmieren zu müssen. Wenn er ehrlich zu sich war, war er sogar angenehm überrascht, was diese Idee anbelangte. Es war ein meisterlicher Einfall von Abby gewesen, zwar mit einigen Ecken und Kanten, die es abzuschwächen galt, aber überaus gewitzt.

Eine dieser Ecken lag nun vor ihnen am Hafenkai und verursachte ihm Bauchschmerzen. Gedanklich titulierte er dieses Gefährt als ein Gegenstück der Militärmaschine von vorhin, nur dass es sich hierbei halt um ein Wasserfahrzeug handelte. Doch der Erbauer schien der selbe zu sein. Vermutlich wäre ihm um einiges wohler gewesen, wenn sie zum Transport eines der Navy U-Boote hätten nutzen können, die ebenfalls hier vor Anker lagen. Doch es leuchtete ihm ein, dass dieser Schritt gleichbedeutend mit einer direkten Einreise gewesen wäre. Er war sich sicher, dass auch diese Schiffe im Aufmerksamkeitsradius des Syndikats lagen.

Also hatte Abby, gemeinsam mit dem in Washington zurückgebliebenen McGee, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihnen eine Überfahrt zu organisieren, die möglichst unauffällig und ausgefallen sein würde. Sie hatten bis vor ihrem Abflug in Kairo noch keine Nachricht von den beiden erhalten, doch während des Fluges hatte Gibbs einen Anruf des NCIS-Agents bekommen, welcher die nötigen Daten für ihre weitere Reise beinhaltete. Jetzt, wo er hier am Hafenbecken stand, wusste Mulder auch, weshalb Gibbs so herzhaft gelacht hatte, als er das Gespräch beendete. Und es war weise von ihm gewesen, sie über die Fakten im Unklaren zu lassen.

Mulder wandte den Kopf und schaute hinüber zu der Ansammlung heruntergekommener Baracken, in welchen sich die Hafenaufsicht und die Büros diverser Reedereien befanden. Gibbs war dorthinein verschwunden, um Kontakt zu ihrem Kaptain aufzunehmen. Das war vor nunmehr einer halben Stunde gewesen. Seitdem stand er hier mit Scully und kam langsam aber sicher zu der Überzeugung, in den nächsten paar Minuten gar gekocht zu sein. Zugleich führte ihm das allerdings auch schmerzlich vor Augen, wie sehr er das Sonnenlicht auf ihrer nicht unerheblich langen Reise unter Wasser fehlen würde.

Als hätte Gibbs die Ungeduld des FBI-Agents gespürt, trat er endlich in Begleitung eines hochgewachsenen Mannes aus dem stickigen Innern einer der Baracken und kam auf sie zu. Dass es sich bei dem Mann um den Kaptain des U-Bootes handelte, bezweifelte Mulder. Aber die Tatsache, dass sie mit einem Forschungsschiff reisen würden, veranlasste ihn schon dazu, mit vorschnellen Schlüssen vorsichtig zu sein. Mit gerunzelter Stirn schaute er den Männern entgegen.

Etwas war anders. Bereits auf der Reise hier her hatte er dieses Gefühl nicht abschütteln können und obwohl es ihm nicht bewusst war, kreisten seine Gedanken ständig darum. Sein Blick glitt geistesabwesend zu der neben ihm stehenden Scully. Es hatte etwas mit ihr zu tun, dessen war er sich sicher. Nach seinem Treffen mit Miss Covarrubias hatte er immer wieder versucht, seine Partnerin zu erreichen. Vergebens. Sie musste ihr Handy irgendwo gelassen haben, wo sie es nicht hatte hören können. Er war sogar zu ihr nach Hause gefahren und es hatte ihn wirklich überrascht, sie trotz so später Stunde nicht dort anzutreffen. Das war nicht ihre Art, aber er hatte sie nicht finden können.

Eigentlich hatte er sie am nächsten Morgen darauf ansprechen wollen, doch sie war gemeinsam mit Gibbs im NCIS-Headquarter erschienen, und so hatte er sich die Frage verkniffen. Und überhaupt... Ein schmerzhafter Stich war ihm durch die Brust gejagt, als seine innere Stimme ihm einen ungeheuerlichen Verdacht zugeraunt hatte. Er hatte die Augen geschlossen und mit dem Kopf geschüttelt, um diese Stimme zum Schweigen zu bringen. Unmöglich. So etwas würde sie niemals tun. Nicht die Scully, die er schon seit Jahren kannte. Und außerdem ging ihn ihr Privatleben nun wirklich rein gar nichts an. Aber der nagende Zweifel blieb, ebenso wie der latente Schmerz in seiner Brust.

Mulder erwachte aus seinen Grübeleien, als er bemerkte, dass ihn Gibbs und Scully bereits seit längerer Zeit anstarrten. „Mulder, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

Für einen winzigen Augenblick schrie er innerlich auf, warum zum Teufel sie sich um sein Wohlergehen scherte. Dann riss er sich zusammen und nickte schwach. „Wahrscheinlich die Hitze. Wir sollten uns bei nächster Gelegenheit etwas zu Trinken besorgen.“ Er vermied es, Scully ins Gesicht zu schauen, schien dafür aber an Gibbs Blick wie festgeschweißt zu sein. Einen Herzschlag lang maßen sich die beiden ungleichen Männer mit Blicken, Mulder in stummen Zorn, Gibbs scheinbar ohne jegliche Gefühlsregung. Doch Mulder hätte schwören können, dass der Senior-Agent ahnte, was im Kopf des FBI-Agents vor sich ging.

Schließlich unterbrach Gibbs den Blickkontakt und stellte den jungen Wissenschaftler an seiner Seite vor. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich ihn gefunden habe, aber das hier ist Mister Jonathan Kingsley, Kaptain des Forschungsschiffes, das uns sicher in die Gewässer Pakistans bringen wird.“ Die FBI-Agenten begrüßten den hochgewachsenen Mann per Handschlag, ohne ihre Skepsis jedoch vollkommen verbergen zu können. „Sie sind sich bewusst, dass es sich hierbei nicht um irgendeine Reise im Auftrag der Wissenschaft handelt, sondern dass es auf unserem Weg durchaus auch zu unvorhergesehenen Gefahren kommen kann?“

Kingsley nickte, für Mulders Geschmack allerdings einen Deut zu enthusiastisch. „Miss Abby war so freundlich mich über ihre Lage in Kenntnis zu setzen, natürlich nur soweit wie Außenstehende befugt sind von ihrem Vorhaben zu erfahren, und ich versichere ihnen, dass sie sicher wie im Schoß ihrer Mutter sein werden, während wir die Tiefsee des Ozeans durchwandern.“ Er lächelte bestechend.

Sie nahmen ihr Gepäck auf und folgten dem Kaptain dann zur Einstiegsluke des U-Bootes. „Ein bisschen weniger theatralisch hätte mir auch gereicht.“ murmelte Scully unglücklich, während sie hinter Mulder die Leiter hinaufkletterte.

Er warf einen amüsierten Blick über die Schulter, freute er sich doch diebisch darüber, dass seiner Partnerin letzten Endes doch noch Zweifel an ihrem Reisegefährt kamen. „Scully, was erwarten Sie von jemandem, der dieses Schiff mit dem Schoß einer Mutter vergleicht?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern schwang sich mit einem letzten wehmütigen Blick auf die Sonne hinab in den Bauch des Schiffes.

Sie versammelten sich an dem Ort, den man vermutlich als Kommandozentrale oder Brücke bezeichnen würde, doch für Mulder machte das keinen allzu großen Unterschied. Er hatte auf den wenigen Metern noch nicht viel von dem Schiff bewundern dürfen, doch in seinen Augen hatten alle Räumlichkeiten eines schon jetzt gemeinsam: Sie waren eng, viel zu dunkel und erweckten in ihm das Gefühl, innerhalb der nächsten halben Stunde an Sauerstoffmangel sterben zu müssen. Sein Herz klopfte unwillig gegen seine Rippen. Wirklich, diese Nussschale erinnerte ihn mehr an die alten Kriegsfilme aus den sechziger Jahren, als an ein Forschungslabor.

Kingsley ging hinüber zu einem riesenhaften Navigationstableau und erweckte es mit nur wenigen Handgriffen zu leuchtendem Leben. Sein Gesicht wurde von dem grünlichen Licht gespenstisch erhellt, während er vornübergebeugt dastand und mehrere Koordinaten in den Computer speiste. „So meine Herrschaften. Ich habe die Hinweise ihrer bezaubernden Wissenschaftlerin berücksichtigt und uns eine Route ausgerechnet, die uns ohne weiteres an der Seewacht der Pakistani vorbeischleusen und uns unbehelligten Zugang zum Festland gewähren wird.“ Er schaute mit einem selbstsicheren Grinsen von seiner Arbeit auf und winkte den drei Agents, näher zu treten. „Ich habe schon hunderte solcher Fahrten erfolgreich geplant und bin selber bei vielen Dutzenden davon mit an Bord gewesen. Sie können sich sicher sein, dass es zu keinen Komplikationen kommen wird.“

Skeptisch musterte Scully den fast eineinhalb Köpfe größeren Mann. „Was Sie nicht sagen. Und aus welchen Gründen haben sie so unglaublich gefährliche Fahrten durchgeführt? Noch dazu in solch unglaublich großer Zahl?“ Natürlich konnte sie sich die Antwort bereits selber geben. Sie hasste solch militante Wissenschaftler, zu denen Kingsley unzweifelhaft gehörte. Schon ihr Vater hatte damals immer von solch halsstarrigen Aktivisten erzählt, wenn er von der See zurückgekehrt war. Und so konnte sie es sich auch nicht so recht erklären, wie ausgerechnet der NCIS dazu kam, sich dieser Leute zu bedienen. Doch es musste einen Grund geben, und wenn es nur der war, unerkannt zu bleiben. Es musste ein wahnsinns Triumph für Kingsley sein.

Diesem war der unverhohlene Spott der FBI-Agentin nicht entgangen und er bedachte sie mit einem herablassenden Blick, während er auf ihre Frage antwortete. „Alles im Namen der Wissenschaft, Miss Scully. Alles. Ich habe bereits Greenpeace-Aktivisten in schwer umkämpfte Regionen geschmuggelt, obgleich die noch zu der harmloseren Fracht gehörten.“ Damit war das Thema für ihn erledigt und er wandte sich wieder dem Tableau zu. „Unser Kurs wird uns auf Nord-Nordost durch den Indischen und den Arabischen Ozean führen. Wir werden die Tiefen des Somalibeckens ausnutzen, um uns den Überwachungsmechanismen des Feindes zu entziehen, werden entlang des arabisch-indischen Rückens weiterziehen, um dann in das Arabische Becken einzutauchen. Die See hat in diesen Breiten eine Tiefe von sechs- bis achttausend Metern und sie werden feststellen, dass dieses kleine unscheinbare Schiffchen tiefer tauchen kann als manches dieser gewaltigen Unterseeriesen.“ Zufrieden sah er von einem zum andern. „Also von mir aus können wir unsere Reise beginnen.“

Gibbs nickte, ohne aber den beiden FBI-Agents vorher noch einmal forschend in die Augen geblickt zu haben. „Wir sollten sofort aufbrechen und keine unnötige Zeit verschwenden. Wir werden lange genug unterwegs sein. Tony und Kate können nicht noch länger warten.“

Der Kaptain neigte zur Bestätigung beinah ergeben das Haupt und erweckte durch ein bloßes Fingerschnippen die gehorsam wartenden Crew der Brücke zum Leben. „Ihr habt gehört was uns erwartet, also los. Bringt uns in die Höhle des Löwen.“ Er wandte sich ein letztes Mal an seine Passagiere. „Sie werden mich nun entschuldigen müssen, aber ich werde gebraucht. Man wird sie zu ihren Unterkünften bringen.“

Und so folgten sie einem schmalschultrigen Jüngling den beengten Mittelgang entlang gen Achtern. Es war auffällig, dass keines der Crewmitglieder wirklich von stattlicher Statur war, mit Ausnahme des Kaptains. Andererseits wurde Mulder bereits nach wenigen Metern klar, dass dieser Umstand durchaus von Vorteil war. Ihr Führer bewegte sich wesentlich geschickter und ungehinderter durch die Luken und Windungen des Schiffes. Er selber hatte sich schon jetzt unzählige Male den Kopf an irgendwelchen herausstehenden Apparaturen gestoßen. Wie kam man nur dazu, so etwas wie ein U-Boot überhaupt zu bauen?

Sie erreichten einen Verschlag, der etwas abseits des Hauptganges lag und durch einen schweren Vorhang vor unliebsamen Blicken geschützt wurde. Der Junge schlug diesen Vorhang zurück und machte den drei Agents Platz. „Nicht unbedingt das, was man unter einer Luxuskabine versteht, doch leider haben wir auf diesem Schiff noch keine abgetrennten Quartiere. Auf diese Weise können sie ihre Privatsphäre zumindest zum Teil wahren.“ Er blickte schüchtern zu Gibbs auf, so als erwarte er einen Wutausbruch seitens des Senior-Agents. Doch dieser legte ihm nur kurz eine Hand auf die Schulter und betrat dann den engen Verschlag. „Es ist in Ordnung, wir werden zurechtkommen.“ Mulder und Scully traten wesentlich zögernder ein.

„Äh...Ma'am?“ Der Junge räusperte sich leise und lächelte unglücklich, als sich Scully zu ihm umwandte. „Wir...ich muss Sie darauf hinweisen, dass wir keine getrennten Sanitäranlagen haben. Aber wir sind nicht mit voller Besatzung unterwegs, es wird sich also mit Sicherheit ein Lösung hierfür finden lassen.“

Scully schluckte, nahm diese Auskunft aber mit heldenhafter Fassung zur Kenntnis, ehe sie sich niedergeschlagen auf ihre Matratze sinken lies. „Ja, schon gut.“

„Dann lass ich sie jetzt allein.“

Als er gegangen war, herrschte noch einige Zeit Schweigen zwischen den Agents. Ein Schweigen, das nach nur wenigen Herzschlägen begann, unangenehm zu werden. Auf so engem Raum für eine Zeit von über einer Woche zusammengepfercht zu sein, fiel keinem von ihnen leicht.

Gibbs war es, der das Schweigen brach und mit einem tiefen Seufzen von seinem Lager aufstand. „Ich werde eine Runde durch das Schiff drehen und diese Schmugglerschüssel etwas genauer in Augenschein nehmen. Sie sollten versuchen, etwas Ruhe zu finden.“ Sein Blick ruhte noch einen Moment lang auf Scully, ehe er den Vorhang zurückschob, um kurz darauf dahinter zu verschwinden.

„Scully?“

Die rothaarige Agentin hob den Kopf und schaute zu ihrem Partner, der das Bett ihr gegenüber bezogen hatte. Er hockte mit angewinkelten Beinen auf der Kante und musterte sie mit einem Blick, den sie zuvor noch nie so an ihm gesehen hatte. Verwundert runzelte sie die Stirn. Konnte es denn sein, dass er etwas von der letzte Nacht wusste? Im Grunde war es ihr ja egal, aber irgendetwas in ihr hielt es für keine gute Idee, ihm das Geschehene mitzuteilen. Sie wollte es nicht, womöglich weil sie sich nichts desto trotz tief in sich schäbig fühlte. Sie fühlte sich schäbig ihrem Partner gegenüber, obgleich sie nichts davon bereute.

Er sah schlecht aus. Das künstliche Licht ließ ihn noch blasser erscheinen, als er ohnehin schon war und hob die dunklen Ringe unter seinen Augen deutlich hervor. Scully seufzte ergeben, stand auf und ließ sich neben ihn auf die Bettkante sinken. „Sie sollten tatsächlich versuchen etwas zu schlafen. Sie sahen auch schon mal besser aus.“

Er lächelte schwach und bedachte sie mit einem kurzen Seitenblick. „Das mag an dem Umstand liegen, dass wir bis jetzt eine alles andere als entspannende Reise hinter uns haben. Und die Aussicht auf diesem Schiff Urlaub zu machen...“

„Ja ich weiß. Wenn unsere Aufgabe nicht so wichtig wäre, hätte ich dieses U-Boot sofort nach der Ansprache von Kingsley wieder verlassen. Dieser widerwärtige Typ hat sich den Rang eines Kaptains doch selbst verliehen.“ Sie zog ihre Tasche zu sich heran und begann in einer der Seitentaschen umherzuwühlen.

„Aber Scully!“ Mulders Lächeln war noch eine Spur breiter geworden.

„Hier, nehmen Sie die. Die werden Ihnen helfen einen ruhigen Schlaf zu finden.“ Sie hielt ihm eine kleine Packung Tabletten unter die Nase und er musste schielen, um die Aufschrift zu erkennen.

„Reisetabletten?“ Ungläubig verzog er das Gesicht. „Scully, ich glaube nicht, dass ich unter Wasser seekrank werde oder unter anderen Reisebeschwerden leide werde. Es ist das Schiff, das mir Kopfzerbrechen bereitet.“

Seine Partnerin drückte ihm die Packung dennoch in die Hand und strafte ihn gleichzeitig mit einem tadelnden Blick. „Wollen Sie etwa die Diagnose einer Ärztin in Frage stellen?“

„Aber... Scully, Sie sind Pathologin!“

Sie seufzte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, ehe sie aufstand und zurück zu ihrem Bett ging. „Mulder, und wenn es nur seinen Placeboeffekt erfüllt. Nehmen Sie die Tabletten und schlafen Sie ein wenig.“

Er schmunzelte. Noch lange nachdem bereits gleichmäßige Atemzüge von ihrem Bett zu vernehmen waren, saß er still da und beobachtete sie nachdenklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MorgainePendragon
2007-09-13T09:03:48+00:00 13.09.2007 11:03
Das ist soooo süß!!!!
"Noch lange nachdem sie eingeschlafen war beobachtete er sie nachdenklich..." Mei, der ist echt zu knuffig! Mulder ist eifersüchtig! Auch das mit dem Schmerz in der Brust - herrjeh, das tat ja plötzlich auch MIR weh... Wie kann sie...
Oh und ich musste schallend lachen bei "Mogadischu"... Hat nix mit deiner Story zu tun, aber frag mal Rogi. Bei den Outtakes zu Kenshin kommt eine Lady Magadalia vor. Und son Typ, der sie anspricht, quasselt da plötzlich was von Lady Mogadischu... *bölk* Das ist zu komisch... Und das fiel mir hier gerade wieder ein...^O^
Ach und ich weiß net, aber wenn du schon die englische Form des Wortes Kapitän schreibst, dann mach das mit "C", Captain. Sonst ist das ein deutsch-englisches Zwitterwort^^.
Der arme Tony. Du hast den jungen Agents aber auch ein ziemlich mieses Schicksal auferlegt. Hab mich trotzdem gefreut wieder vom Raucher zu lesen. Fies. Aber er gehört echt nun mal dazu. Quasi zum Akte-X-Inventar *ggg*.
Ich mag dieses Brücken-Kapi, wie du's nennst. Da kommen wichtige Gefühle allseits zum Ausdruck. Naja, vor allem halt bei Mulder. Süß, wie du beschreibst, dass sein Haar völlig vom Wind zerzaust ist! *anluv*
Ist echt wie nach Hause kommen das alles zu lesen.^^

PS. Hab wieder mal Zeit zum lesen. Lies mal bei der K was mir passiert ist. Will net alles nochamal schreiben... O.o
Von:  Karen_Kasumi
2007-09-07T11:17:23+00:00 07.09.2007 13:17
Ahhhh, was für ein HERRLICHES Dreiergespann du da geschaffen hast! Ich musste da mehrere Male ziemlich schmunzeln *lach*
Also für ein Brückenkapitel ist dir dieses hier SEHR gut gelungen. Besonders von der Art und Weise, wie du das Erwachen am Anfang geschrieben hast, war ich total begeistert. Wunderbar! Man hat es förmlich am eigenen Leib verspüren können. Und du bist so fies......als gestandener Akte X-Fan weiß man natürlich sofort, was auf die beiden zukommen wird.....ob sie wohl da irgendwie wieder rauskommen können.....
Was mich auch sehr beeindruckt hat, waren diese wirklich gut recherchierten Infos über die Arabische See und die ganze Seeroute des U-Bootes. Wirklich, wirklich gut ;)
Und auch die Sache mit Mulders Reiseangst^^ Königlich, wirklich xD
Auf jeden Fall mal wieder ein rundum gelungenes Kapi ;)
*abschnuggelz*
*drück*
*baba* deene Karöööön :D


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